EDITORIAL
Von Rekord zu Rekord
EUROGUSS 2018 – Mehr Aussteller, mehr Fläche, mehr Besucher
FOTO: KLAUS BOLZ
Mit einer Plakatreihe, einem
Schulungsvideo und verschiedenen
Aktionen startete
GF Automotive in 2015 seine
Null-Risiko-Initiative. Ziel ist es,
die Arbeitssicherheit an
den Produktionsstandorten zu
steigern (siehe Seite 82).
FOTO: ANDREAS BEDNARECK
Was will man mehr? Während draußen vor den
Hallen des Messegeländes in Nürnberg Sturmtief
„Friederike“ wütete, schwankte die Stimmung
in den Hallen 6, 7 und 7A zwischen hoch und
kaum zu messender Euphorie. Die EUROGUSS 2018
ist ein voller Erfolg gewesen. Und das ist auch gut so!
Die Fakten sprechen für einen weiteren Wachstumskurs
der Technikmesse rund um das Druckgießverfahren.
Leichtmetallgießer und Hersteller von Maschinen,
Anlagen, Öfen und Zubehör haben sich über gut gefüllte
Auftragsbücher gefreut. Mit einem neuen Besucherrekord
schloss die EUROGUSS nach drei Messetagen
am 18. Januar 2018. Über 15 000 Fachbesucher (2016:
12 032 Fachbesucher) kamen nach Nürnberg, um sich
über das innovative Leistungsspektrum der europäischen
Druckgussindustrie zu informieren. In diesem Jahr ist die Internationalität des Fachpublikums
nochmal deutlich gestiegen. Bei 641 Ausstellern informierten sie sich über
Innovationen und Trends in der Branche.
Die Themen E-Mobilität, Strukturbauteile, anwendungsspezifische Legierungen und additive
Fertigung wurden an vielen Messeständen diskutiert. Der 18. Internationale Deutsche
Druckgusstag, der erstmals im NCC Ost stattfand, war bestens besucht. Die breite Themenpalette
der Vorträge zeigt, in welcher Form die aktuellen Themen Leichtbau, Elektromobilität,
Digitalisierung und Industrie 4.0 die Druckgießereien herausfordern.
Ein Blick auf die Preisträger der drei Druckguss-Wettbewerbe zeigt (siehe www.giesserei.eu),
dass die Druckgießer im hohen Maß innovativ sind und über das Potenzial verfügen, komplett
neue Druckgussteile und Komponenten für die Zukunft zu entwickeln. Qualität und
Kosteneffizienz bilden dabei den Rahmen für einen anhaltenden kontinuierlichen Wachstumsprozess.
Mehr noch! Stillstand ist Rückschritt – diese Erkenntnis prägt ohne Zweifel
das Aktionsmuster zahlreicher Druckgießereien. Dabei spielen die frühzeitige Kooperation
mit den Kunden, die kompetente Beratung und das Aufzeigen von machbaren Lösungen
eine immer wichtigere Rolle, um in Zeiten des Wandels schon heute Pflöcke für die
Druckguss produktion von morgen einzuschlagen. Fazit: Für jeden Druckgießer ist diese
Technikmesse in Nürnberg ein Muss! Ich kann nur sagen: Termin bitte vormerken – die nächste
EUROGUSS findet vom 14. bis 16. Januar 2020 statt.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Michael Franken, Chefredakteur (E-Mail: michael.franken@bdguss.de)
GIESSEREI 105 02/2018 3
INHALT
FOTO: IW
FOTO: DARIUS SOSCHINSKI/BDG
FOTO: FOSECO
26
Werkstoffe
FORSCHUNG & INNOVATION
Am Institut für Werkstoffkunde der
Leibniz Universität Hannover werden
optimierte Werkstoffe und Verfahren für
vielfältige Einsatzbereiche entwickelt.
44
Nassguss
ESSAY
Mit den stetig wachsenden Anforderungen
durch dünnwandigen Guss findet
das Kernpaketverfahren eine immer
stärkere Verbreitung.
56
Schlichten
TECHNOLOGIE & TRENDS
Wie lässt sich die Entartung von
Vermiculargrafit zu Lamellengrafit
durch neuentwickelte Gießereischlichten
vermeiden
78
Imerys
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Der Weg einer neuen Marke –
vor drei Jahren wurde aus der
bekannten Marke IKO „Imerys
Metalcastings Solutions“.
FOTO: IMERYS
4 GIESSEREI 105 02/2018
FORSCHUNG & INNOVATION
26 Innovative Werkstoffentwicklung am Institut für Werkstoffkunde der Leibniz
Universität Hannover
INTERVIEW
34 „Wir wollen der Gießereibranche eine innovative Gesamtlösung anbieten.“
Dipl.-Ing. Amine Serghini, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hüttenes-Albertus,
im Gespräch mit der GIESSEREI
STANDPUNKT
40 Altsand 2018 – droht ein neuer Entsorgungsnotstand?, Elke Radtke
ESSAY
44 Nassguss 2020 – die programmatische Aufforderung, den Entwicklungsnotstand
aufzuholen, Wolfgang Ernst
TECHNOLOGIE & TRENDS
56 Metallurgische Schlichte zur Reduzierung der Grafi tentartung im Oberfl ä-
chenbereich von Gussteilen aus Gusseisen mit Vermiculargrafit
Ugo C. Nwaogu, Mathias Gruber
SPEKTRUM
70 Ressourcenschonung im Gießereibetrieb durch den Einsatz spezialisierter
Bindemittel, Peter Gröning
74 Das gewisse Etwas im Gießprozess, Ismail Yilmaz, Verena Sander
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
78 Imerys – starkes Potenzial für Synergien, Michael Vehreschild
82 Auf dem Weg zu einer neuen Sicherheitskultur, Robert Piterek
STANDPUNKT
64 Was macht eigentlich … das Niederdruckgießverfahren MPS für Grünsandformen?,
Olaf Kramer
88 DIN ISO 50003: Neue Pflicht zum Nachweis von Energieeffizienzmaßnahmen
in Gießereien, Manuel Bosse
98 Deutschland droht Blackout durch E-Autos, Svenja Gelowicz
JAHRESREGISTER 2017
127 In diesem Heft finden Sie das Jahresregister 2017.
Die Einbanddecke für das Jahr 2017 (104. Jahrgang) wird allen bisherigen
Beziehern der Einbanddecke ohne vorherige Benachrichtigung
geliefert. Von neuen Interessenten erbitten wir Bestellungen
an: GIESSEREI-Verlag GmbH, Sohnstr. 65, 40237 Düsseldorf
RUBRIKEN
3 Editorial
6 Aktuelles
92 Patente
99 News
108 Medien & Bücher
110 Firmenschriften
111 VDG intern
112 Personalien
114 Termine
Tagungen
118 Aalener Barbara Kolloqium
120 Barbaratagung des utg
122 Barbaratagung Wilhelm-Maybach-Schule
124 Barbarafeier VDG-Landesgruppe Mitteldeutschland
144 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges
145 Inserentenverzeichnis
146 Vorschau/Impressum
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AKTUELLES
FOTO: GDA
6 GIESSEREI 105 02/2018
Foto des
Monats:
Aus einem
Guss!
Die Druckguss Systeme AG, St. Gallen/
Schweiz hat mit diesem Strukturgussbauteil
den 1. Preis beim diesjährigen Aluminium-Druckguss-Wettbewerb
gewonnen.
Entscheidend war für die Jury: Das
Teil hat sich aufgrund seines Gewichtsvorteils
von immerhin 19 Prozent gegenüber
einer Blechschalenbauweise durchgesetzt
(www.giesserei.eu).
Hat auch Ihr Unternehmen interessante
Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge
an: soschinski@bdguss.de oder per
Post an die Bildredaktion, Giesserei,
Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.
GIESSEREI 105 02/2018 7
AKTUELLES
FOTO: NÜRNBERG MESSE
Fachbesucher vor einem Messe-Exponat auf der EUROGUSS 2018. In diesem Jahr wurde mit 15 000 Fachbesuchern ein neuer Rekord erzielt.
Sowohl die beteiligten Verbände als auch die NürnbergMesse und die Besucher zeigten sich mit der diesjährigen Messe zufrieden.
Druckgussmesse erzielt Besucherrekord
> EUROGUSS: Mit einem neuen Besucherrekord
schloss die EUROGUSS nach
drei Messetagen am 18. Januar 2018.
Schnee, Regen, Sturmböen und das damit
verbundene Verkehrschaos in weiten
Teilen Deutschlands und Europas konnten
die rund 15 000 Fachbesucher
(2016: 12 032 Fachbesucher) nicht davon
abhalten, nach Nürnberg zur Druckgussfachmesse
zu kommen. Dabei ist die
Internationalität des Fachpublikums
nochmal deutlich gestiegen. Bei 641 Ausstellern
informierten sie sich über Innovationen
und Trends in der Branche. Die
Themen E-Mobilität, Strukturbauteile,
anwendungsspezifische Legierungen und
additive Fertigung wurden an vielen Messeständen
diskutiert.
Der Internationale Deutsche Druckgusstag,
der erstmals im NCC Ost stattfand,
war bestens besucht. Thomas Krüger,
Geschäftsführer des Verbandes
Deutscher Druckgießereien (VDD), zieht
Fazit: „Die Erwartungen unserer Mitglieder
an die diesjährige Messe wurden weit
übertroffen. Die Quantität und viel wichtiger
die Qualität der Gespräche mit Fachbesuchern
hätte nicht besser sein können.
Viele Gießer haben auf der Messe
Aufträge entlang der gesamten Druckguss-Wertschöpfungskette
geschrieben.
Die EUROGUSS war der perfekte Auftakt
für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2018
der deutschen Druckgießer.“ Und Dr. Timo
Würz, Generalsekretär CEMAFON
(The European Foundry Equipment
Suppliers Association) resümiert: „Die
EUROGUSS 2018 war wieder der richtige
Marktplatz zu einem guten Zeitpunkt. Sie
wird die Geschäftslage der europäischen
Druckgießmaschinenhersteller weiter beflügeln.“
„Die Stimmung in den Messehallen
war sehr positiv“ freut sich auch
Christopher Boss, Veranstaltungsleiter
EUROGUSS, NürnbergMesse. „Die drei
Messehallen waren bis auf den letzten
Quadratmeter ausverkauft. Zur nächsten
EUROGUSS werden wir eine vierte Halle
aufmachen, damit die Messe weiter
wachsen kann.“
Mehr als die Hälfte der 641 Aussteller
der EUROGUSS kamen aus dem Ausland
(54 %). Neben Deutschland (297 Aussteller)
zählen zu den europäischen Top-Ausstellerländern
Italien (128 Aussteller),
Türkei (23 Aussteller), Spanien (19 Aussteller),
Österreich und die Tschechische
Republik (je 14 Aussteller). Sie zeigten
ein breites Fachangebot – angefangen bei
Druckgussteilen über Materialien, Öfen,
Gießmaschinen und Formen bis hin zur
Guss-Nachbehandlung, Qualitätskontrolle
sowie Forschung und Entwicklung.
Die Fachbesucher – überwiegend Fertigungsspezialisten,
Entwickler und Einkäufer
aus der Automobil(zuliefer)industrie
und weiteren Branchen – reisten aus
mehr als 60 Ländern nach Nürnberg. Der
Anteil der internationalen Fachbesucher
stieg nochmal deutlich. Die stärksten Besuchernationen
kamen aus Europa: Dies
waren nach Deutschland vor allem Italien,
Österreich, die Tschechische Republik,
die Türkei, Polen, Spanien, die Schweiz
und Frankreich. 94 % der Fachbesucher
zeigten sich mit dem Fachangebot der
EUROGUSS zufrieden. 90 % der Besucher
sind in Beschaffungsentscheidungen ihres
Betriebes einbezogen.
Die nächste EUROGUSS findet vom 14.
bis 16. Januar 2020 im Messezentrum
Nürnberg statt.
www.euroguss.de
8 GIESSEREI 105 02/2018
AKTUELLES
Jakob Reinke (links)
ist Deutschlands
bester Nachwuchs-
Gießereimechaniker.
FOTO: ANDREAS HARBACH
Deutschlands bester Gießereimechaniker
> TROMPETTER GUSS: Manchmal muss
man einfach einen Umweg machen, um
ans Ziel zu kommen. Bei Jakob Reinke führte
dieser Umweg über ein abgebrochenes
Studium und einen Abstecher in die Gastronomie.
Jetzt ist der 27-Jährige, der seine
Ausbildung bei der Bindlacher Firma
Trompetter Guss absolvierte, Deutschlands
bester Nachwuchs-Gießereimechaniker
in der Fachrichtung Maschinenformguss.
Eigentlich hätte es Jakob Reinke ja wissen
müssen. Sein Großvater hatte schon
in einer Gießerei gearbeitet und sein Vater
auch. „Aber mit 18 habe ich gedacht:
Bloß nicht das machen, was der Vater
macht.“ Und so begann er nach dem Abitur
am Bayreuther Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium
ein Lehramtsstudium, um
nach einiger Zeit doch zu merken, „dass
ich mir das ganz anders vorgestellt habe“.
Viel zu viel Theorie. Also Studienabbruch,
eine Episode als Hilfskoch und dann Praktika,
auch in einer Gießerei. Um schließlich
– Großvater und Vater hin oder her
– doch eine entsprechende Ausbildung
zu beginnen. In der Abschlussprüfung aus
Theorie und Praxis kam er auf 97 % – besser
war in ganz Deutschland niemand.
Für Bernd Rehorz, Leiter berufliche
Bildung bei der Industrie- und Handelskammer
(IHK) für Oberfranken (Bayreuth),
ist Reinke ein Paradebeispiel dafür, welche
Möglichkeiten die duale Ausbildung
nicht zuletzt auch für Studienabbrecher
bietet. Wobei es eine entscheidende Hürde
zu überwinden gebe: „Man muss ihnen
klarmachen, dass es keine Schande ist,
einen anderen Weg einzuschlagen. Es gibt
viele, die erst erkennen müssen, dass ihnen
eine praktische orientierte Ausbildung
mehr liegt.“
Um dabei voranzukommen, arbeite die
Kammer zunehmend mit den regionalen
Hochschulen zusammen und richte jetzt
an den eigenen Bildungszentren fixe Beratungstermine
für Studienabbrecher ein.
Denn die seien bei den händeringend nach
Nachwuchs und Fachkräften suchenden
Unternehmen gefragt. Rund 5 % der Lehrverträge
im IHK-Bezirk seien mittlerweile
an Studienabbrecher vergeben, schätzt
Rehorz und verweist darauf, dass die Fortbildungen
zum Industriemeister oder
Fachwirt heute dem universitären Bachelor
gleichgestellt sind. Was ebenfalls den
Weg in Führungspositionen ebne.
Diesen Weg will jetzt auch Jakob Reinke
gehen. Sein Chef, Firmeninhaber Mathias
Trompetter, sagt: „Bei uns stehen
ihm alle Türen offen.“ Er übernimmt die
Kosten für den Meisterkurs in Stuttgart,
den Reinke nach der IHK-Ausbildereignungsprüfung
angehen will. „So ein Talent
wollen wir uns natürlich langfristig sichern“,
sagt Trompetter, der am Stammsitz
in Bindlach rund 110 und noch mal
etwa 60 Mitarbeiter in einem Zweigwerk
nahe dem tschechischen Karlsbad beschäftigt.
Die Gussteile gehen dann in die
Industrie, namhafte Kunden sind Fendt,
Siemens, Miele oder KSB.
Reinke gefällt an seinem Beruf, „dass
man Kopf und Hände gleichermaßen
braucht“. So sei schon Interesse an Physik,
Chemie und Mathematik nötig: „Was
passiert mit dem Eisen, wenn man es
schmilzt, gießt und es dann wieder erkaltet
– damit muss man sich auch theoretisch
beschäftigen.“ Dazu komme die teils
herausfordernde körperliche Arbeit: „Daran
habe ich mich erst gewöhnen müssen.“
Dass die Kollegen schon mal über
„unseren deutschen Meister“ frotzeln,
nimmt Reinke als besondere Form der
Anerkennung – und so ist es auch gemeint,
sagt sein Chef Mathias Trompetter.
Eine „tolle Veranstaltung“ war für
Reinke die Ehrung aller Bundesbesten
aus den IHK-Bezirken in Berlin. Moderiert
von Barbara Schöneberger, Reden unter
anderen von EU-Kommissar Günther Oettinger,
ein persönlicher Glückwunsch von
DIHK-Präsident Eric Schweitzer und Gespräche
mit Bundestagsabgeordneten.
Dabei steht der in Weidenberg Aufgewachsene
gar nicht gern im Mittelpunkt
und kann sich auch kein Leben in der
Stadt vorstellen: „Nicht in Bayreuth und
schon gar nicht in Berlin.“ Und deshalb
fährt er jeden Tag die Strecke heim nach
Ebnath im Fichtelgebirge. „Genau die
richtige Entfernung, um nach der Arbeit
wieder abzuschalten.“
Autor: Stefan Schreibelmayer, Nordbayerischer
Kurier vom 20.1.2018
www.trompetter-guss.de
10 GIESSEREI 105 02/2018
AKTUELLES
Formel E-CEO Alejandro
Agag und ABB-CEO
Ulrich Spiesshofer (v. l. n. r.)
neben einem Elektro-Rennwagen.
Technologieanbieter wird Sponsor bei E-Motorsport
FOTO: ABB
> ABB: Einer der führenden Technologieanbieter,
die Firma ABB, wird Titelsponsor
der neuen „ABB FIA Formel E Meisterschaft“
– und bringt damit seine technologische
Kompetenz in die weltweit erste
rein elektrische Motorsport-Rennserie
ein, die von der Fédération Internationale
de l’Automobile (FIA) organisiert wird.
Die Formel E gilt seit dem ersten Rennen
im September 2014 als Nummer eins
im elektrischen internationalen Motorsport.
ABB bringt im nächsten Entwicklungsschritt
nicht nur seine Innovationskraft
und technologische Erfahrung ein,
sondern tritt als Namensgeber der neuen
„ABB FIA Formel E Meisterschaft“ auf.
Nach eigenen Angaben verfügt ABB
über einzigartige Kompetenzen in der Entwicklung
von Elektrifizierungslösungen
und hat als Marktführer die bisher größte
Anzahl an Schnellladestationen für Elektroautos
weltweit installiert. Damit sei das
Unternehmen der ideale Industriepartner
für die Formel E, heißt es weiter. Die Rennserie
biete eine Wettbewerbsplattform für
die Entwicklung und Erprobung von elektromobilitätsrelevanten
Elektrifizierungsund
Digitalisierungstechnologien. Sie trage
damit dazu bei, die Konstruktion und
Funktionalität elektrischer Fahrzeuge zu
verbessern und die Weiterentwicklung der
Infrastruktur und damit verbundener digitaler
Plattformen zu beschleunigen.
„Wir freuen uns sehr, künftig gemeinsam
mit der Formel E die Zukunft der Elektromobilität
zu gestalten“, sagte Ulrich
Spiesshofer, CEO von ABB, anlässlich der
Vorstellung der Partnerschaft in London.
„Heute schließen sich zwei Pioniere zusammen.
ABB und die Formel E passen
perfekt zusammen. Beide sind Spitzenreiter,
wenn es um die neuesten Technologien
zur Elektrifizierung und Digitalisierung
geht. Gemeinsam werden wir die
nächste Phase dieser aufregenden Sportart
gestalten und leistungsstarke Teams
fördern. Und wir werden gemeinsam die
Zukunft gestalten – mit jedem spannenden
Rennen ein wenig mehr.“
Alejandro Agag, Gründer und CEO von
Formel E, sagte: „Dies ist ein historischer
Tag für die Formel E. Ich freue mich, dass
ABB bei der Rennserie ihre Erfahrung und
Fachkompetenz in den Bereichen Elektrifizierung
und digitale Technologien einbringen
wird. Unsere beiden Unternehmen
sind dafür bekannt, die Grenzen des
Machbaren zu verschieben. Gemeinsam
werden wir den Fans und Zuschauern der
ABB FIA Formel E Meisterschaft rund um
den Globus bahnbrechende Technologien
vorstellen.“
ABB deckt das gesamte Spektrum der
Ladetechniken für Elektroautos sowie
Elektro- und Hybridbusse ab und bietet
zudem Lösungen für die Elektrifizierung
von Schiffen und Bahnen. ABB stieg bereits
2010 in den Markt für Elektro-Ladestationen
ein und hat seither ein rasch
wachsendes Netz von weltweit mehr als
6000 Schnelladestationen installiert.
Die ABB FIA Formel E Meisterschaft
ist eine von der FIA veranstaltete Straßenrennserie
und die weltweit erste rein
elektrische internationale Einsitzer-Rennserie
im Motorsport. Die Formel E macht
in den bedeutendsten Städten der Welt
Station und bietet mitreißende Rad-an-
Rad Duelle vor so berühmten Skylines wie
der von New York, Hongkong, Paris oder
Zürich. Im vierten Jahr der Rennserie werden
20 Fahrer aus zehn Teams in elf Städten
auf fünf Kontinenten um den ABB FIA
Meistertitel kämpfen.
Am 13. Januar fand in Marrakesch das
letzte Rennen statt. Die Saison 2018 endet
im Juli.
www.abb.com
12 GIESSEREI 105 02/2018
Vorschläge für einen industriefreundlichen Klimaschutz
Der Klimaschutz braucht einen Investitionsturbo, so die Position des BDI.
> BDI: Der Bundesverband der Deutschen
Industrie (BDI) hat am 18. Januar
Vorschläge für einen industriefreundlichen
Klimaschutz unterbreitet. Sie gehen
auf die von dem Industrieverband in Auftrag
gegebene Studie „Klimapfade für
Deutschland“ zurück und wurden von BDI-
Präsident Dieter Kempf vorgestellt.
Kempf bekräftigte, dass Klimaschutz
einen Investitionsturbo brauche. Eine Reduktion
von Treibhausgasen um 80 % bis
zum Jahr 2050 gegenüber dem Basisjahr
1990 sei grundsätzlich technisch und ökonomisch
machbar. Zwingende Voraussetzung
sei, energieintensive Unternehmen
von klimapolitisch bedingten Zusatzlasten
zu befreien, solange international nicht
vergleichbare Bedingungen bestünden.
Dann sei ein 80-%-Ziel sogar im nationalen
Alleingang ohne Wachstumseinbußen, also
mit einer schwarzen Null, möglich. Unter
diesen Umständen würden Industrieunternehmen
von ehrgeizigem Klimaschutz
sogar profitieren.
Den Berechnungen zufolge erfordert
die Erreichung eines 80-%-Klimaziels
Mehrinvestitionen von etwa 1,5 Billionen
Euro bis 2050. Dabei unterstellt die Studie
eine optimale Umsetzung, auch durch
die Politik. Eine 95-prozentige Treibhausgas-Reduktion
dagegen würde nach heutigem
Stand an erhebliche Akzeptanz- und
Umsetzungsgrenzen stoßen und wäre
nicht realistisch erreichbar. Sie wäre erst
dann vorstellbar, wenn es global in allen
wichtigen Wirtschaftsräumen vergleichbare
Klimaschutzanstrengungen gäbe.
Dazu sollte die künftige Bundesregierung
ein unabhängiges Monitoring beauftragen.
Die Mehrinvestitionen für dieses
95-%-Szenario würden sich bis 2050 auf
rund 2,3 Billionen Euro addieren.
„Politische Fehlsteuerung bleibt für
den Klimaschutz das größte Umsetzungsrisiko“,
warnte BDI-Präsident Dieter
Kempf. „Ob Wohnen oder Verkehr, ob Industrie
oder Landwirtschaft: Investitionen
kommen nicht von alleine. Die deutsche
Klimaschutzpolitik droht, auf eine
drastische Erfüllungslücke zuzusteuern.“
Was klimapolitisch und gesamtwirtschaftlich
Sinn ergebe, sei betriebswirtschaftlich
nicht unbedingt rentabel. Der
Studie zufolge klaffen klimapolitische
Ziele und Mittel, diese zu erreichen, erheblich
auseinander: Ohne zusätzliche
politische Anstrengungen sind 61 % Treibhausgasminderung
bis 2050 realistisch.
Alle darüber hinausgehenden Investitionsentscheidungen
finden nur mit weiteren
Anreizen statt, weil sie für den einzelnen
Entscheider nicht ausreichend
attraktiv sind.
„Nachhaltiger Klimaschutz eröffnet
vielen unserer Unternehmen langfristig
Chancen auf dem wachsenden Weltmarkt
für klimaschonende Produkte und Prozesse“,
betonte Kempf. „Richtig gemacht,
unterstützt er die Modernisierung einer
Volkswirtschaft.“ Der Staat müsse aber
realistische und verlässliche Ziele vorgeben
und die Umsetzung den Unternehmen
überlassen, sagte Kempf. „Unflexible Sektorziele,
Technologieverbote, beispielsweise
von Verbrennungsmotoren, oder
planwirtschaftliche Instrumente wie eine
E-Auto-Quote sind der falsche Weg.“ Mit
der Studie präsentiere der BDI eine fundierte
Grundlage für die Diskussion um
den Klimaschutzplan 2050, der die zukünftige
Bundesregierung in diesem Jahr
beschäftigen werde, so Kempf.
Die teils erheblichen betriebswirtschaftlichen
Risiken seien umso größer,
je stärker Branchen im internationalen
Wettbewerb stehen. „Die deutsche Industrie
ist in Wertschöpfungsnetzen organisiert.
Gegen ein Wegbrechen dieser Verbünde
bedarf es eines wirksamen Schutzes.
Zumindest so lange, bis vernünftige,
weltweit vergleichbare Rahmenbedingungen
erreicht sind“, forderte der BDI-Präsident.
Sonst würden Wertschöpfung,
Arbeitsplätze und Emissionen schlichtweg
exportiert – und dem Klima wäre nicht
geholfen.
„Die deutsche Klimaschutz- und Energiepolitik
befindet sich auf gefährlichem
Schlingerkurs. Den muss die Politik dringend
korrigieren“, kritisierte Kempf.
„Nach wie vor viel zu hohe Stromkosten,
das Schneckentempo bei der energetischen
Gebäudesanierung und eine fehlende
gemeinsame Vision der zukünftigen
Mobilität beunruhigen die deutsche
Industrie“, warnte der BDI-Präsident.
„Wir brauchen dringend einen Strategiewechsel
im politischen Management der
Energiewende von einer Strom- hin zu
einer umfassenden Effizienzwende. Neue
Impulse und wesentliche Kurskorrekturen
sind dringend notwendig, damit
Treibhausgas-Emissionen effektiv und
kostengünstig vermieden werden.“ Klimaschutz
sei ein gesamtgesellschaftlicher
Kraftakt. Er erfordere enorme Investitionen
quer durch die Volkswirtschaft
und betreffe alle Bürgerinnen und
Bürger in ihrem unmittelbaren Lebenshorizont.
Die Studie verdeutliche das enorme
Potenzial disruptiver Innovationen. Dazu
gehörten etwa Technologiedurchbrüche
in der Wasserstoff-Wirtschaft oder beim
Carbon-Capture-and-Use-Verfahren. „Wir
brauchen eine technologieoffene Forschung
und Unterstützung durch die Politik“,
erklärte der BDI-Präsident.
Die Untersuchung „Klimapfade für
Deutschland“ betrachtet als technologieoffene
Analyse umfassend und in diversen
Szenarien alle technischen und
wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung
von Treibhausgas-Emissionen in
Deutschland bis 2050. Insgesamt waren
in dem Projekt, das im Auftrag des BDI
von der Boston Consulting Group sowie
Prognos erstellt wurde, fast 200 Personen
sowie 68 Verbände und Unternehmen
aus der gesamten Breite der Industrie
involviert. http://bdi.de
FOTO: @NT - FOTOLIA
GIESSEREI 105 02/2018 13
AKTUELLES
PERSONALIE
Prof. Berend Denkena stellt Klimaschutz
und Lehre in Mittelpunkt
FOTO: ESI GROUP
Prof. Berend Denkena, neuer Präsident
der WGP.
> WGP: Die Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) hat seit
1. Januar 2018 einen neuen Präsidenten. Prof. Berend Denkena, Leiter des Instituts
für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Universität Hannover, hat
turnusgemäß das Ruder für die kommenden zwei Jahre übernommen. Er folgt Prof.
Eberhard Abele vom Institut für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen
(PTW) der TU Darmstadt, der der WGP seit 2016 vorstand.
„Die WGP bekennt sich zu dem Ziel, die Erwärmung der Erde auf maximal zwei
Grad zu begrenzen“, betonte Denkena während seiner Antrittsrede im Rahmen der
WGP-Herbsttagung in Berlin. „Als Präsident möchte ich unsere Bemühungen verstärken,
dass die Produktionstechnik ihren Beitrag dazu leistet. Es gibt bereits
wesentliche und ermutigende Vorarbeiten der WGP-Institute. Sie sollen gemeinsam
mit den Anbietern und Anwendern von Produktionstechnik vertieft, erweitert, bewertet
und in die Anwendung gebracht werden.“ Die WGP als ein starkes Netzwerk,
das führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Produktionstechnik
miteinander verbinde, biete die besten Voraussetzungen, Grundlagen für zukunftsweisende
Entwicklungen in der Metallbearbeitung und im Produktionsmanagement
zu schaffen. Hierzu strebt Denkena auch einen verstärkten Austausch mit anderen
wissenschaftlichen Gesellschaften an.
Die Lehre, eine zentrale Aufgabe der WGP, soll künftig stärker an Veränderungen
in der Produktion angepasst werden. Angesichts von Digitalisierung und Vernetzung
bei der Umstellung auf Industrie 4.0 wollen Maschinenbau-Professoren ihre Kompetenzen
bei diesen Entwicklungen in die Lehrpläne einbringen. www.wgp.de
Investmentgesellschaft übernimmt Schweizer Gießerei
Die Geschäftslage
der Wolfensberger
AG hat sich
zwar erfreulich entwickelt,
doch der
Wettbewerb bleibt
weiter hart. Mit der
Übernahme durch
die Investmentgesellschaft
Fidelium
Partners gibt es
jetzt eine Nachfolgeregelung
für das
Unternehmen.
> WOLFENSBERGER: Die Wolfensberger
Beteiligungen AG hat die Suche nach
einer langfristigen und tragfähigen Nachfolgeregelung
für die Gießerei Wolfensberger
AG, Bauma, Schweiz, erfolgreich abgeschlossen.
Die auf Industriebeteiligungen
spezialisierte Investmentgesellschaft
Fidelium Partners, München, hat die Wolfensberger
AG per 31. Dezember 2017 zu
100 % übernommen und wird in die Zukunft
des Unternehmens investieren.
Die Geschäftslage der Wolfensberger
AG hat sich im laufenden Jahr äußerst
erfreulich entwickelt. Dennoch ist das
Unternehmen nach wie vor mit einem
grundsätzlich schwierigen wirtschaftlichen
Umfeld mit hartem Wettbewerb sowie
stetigem Währungs- und Kostendruck
konfrontiert. Dies erfordert die weitere
Modernisierung und Automatisierung der
Produktion, damit der Standort Bauma
wettbewerbsfähig bleiben kann. Gleichzeitig
ist die Weiterentwicklung neuer
Fertigungstechnologien für Wolfensberger
zentral. Im Vordergrund steht dabei
unter anderem die industrielle Umsetzung
der neuen Technologie „Dünnwandiger
Stahlguss“. Die notwendigen Investitionen
übersteigen jedoch die Möglichkeiten
der Familie. Dafür braucht es einen
langfristig orientierten Eigentümer wie
Fidelium mit entsprechenden finanziellen
Möglichkeiten. Das Unternehmen steht
dafür, langfristig und wachstumsorientiert
zu investieren. Fidelium hat sich verpflichtet,
die Wolfensberger AG langfristig zu
halten und in Bauma weiterzuführen. Sie
wird zudem das gesamte Management-
Team und die Mitarbeiter übernehmen.
Über den Kaufpreis haben die Parteien
Stillschweigen vereinbart.
Wolfensberger ist eine Spezialgießerei
für hochwertige Gussprodukte (Sandguss,
Feinguss) einschließlich einbaufertiger
Bearbeitung. Das Unternehmen
beliefert Kunden aus den Bereichen
Nutzfahrzeuge, Schiffbau, Maschinenbau,
Bergbau und Energie. Über 90 % der
Produkte werden direkt oder indirekt exportiert.
Gegründet im Jahr 1924, beschäftigt
Wolfensberger rund 200 Mitarbeiter.
www.wolfensberger.ch
FOTO: WOLFENSBERGER
14 GIESSEREI 105 02/2018
Rückenschonend arbeiten mit dem Exoskelett
> AUDI: Mit einem Exoskelett beugt
Audi Rückenschmerzen am Arbeitsplatz
vor. Das ergonomische Hilfsmittel unterstützt
beim Heben und Tragen von schwerem
Material und entlastet die Rückenmuskulatur.
Audi-Mitarbeiter testen das
Exoskelett aktuell an ausgewählten Arbeitsstationen
in der Logistik, im Presswerk
und in der Montage an den Standorten
Ingolstadt und Neckarsulm.
Die Hebehilfe wird am Körper getragen
und wiegt rund 3 kg. Ein Metallrahmen
mit Teilen an Oberkörper, unterem Rückenbereich
und Oberschenkeln ist mit
einer Stützstruktur verbunden. Zum Anlegen
zieht der Mitarbeiter das Exoskelett
im ersten Schritt wie einen Pullover über
den Kopf und schnallt es mit Gurten an
der Hüfte fest. Dann platziert er zwei
faustgroße Platten, die die Belastung entsprechend
verteilen, auf seinen Oberschenkeln.
Das Exoskelett unterstützt den Mitarbeiter
insbesondere bei Tätigkeiten, die
ein Vorbeugen des Oberkörpers erfordern,
um Bauteile aufzunehmen oder abzulegen.
Auch das Tragen von schweren
Materialien fällt mit dieser ergonomischen
Konstruktion leichter. Denn das
Audi-Mitarbeiter testen das Exoskelett
derzeit in der Logistik, im Presswerk und
in der Montage.
Exoskelett lenkt die Last der gehobenen
Elemente vom Rumpf in die stärker ausgeprägten
Oberschenkel. Das entlastet
die Rückenmuskulatur um 20 bis 30 %
und fördert zugleich eine gesunde Körperhaltung.
Die ergonomische Konstruktion
hilft dem Mitarbeiter bei seinen
täglichen Aufgaben, ohne seine Bewegungsfreiheit
einzuschränken. Dank der
flexi blen Struktur und des geringen Gewichts
des Exoskeletts kann er wie gewohnt
gehen, sich drehen und strecken.
„Eine ergonomische Arbeitsweise hat
bei Audi in allen Bereichen einen hohen
Stellenwert – so auch in den Fertigungsund
Logistikbereichen. Mit dem Exoskelett
oder – wie wir bei Audi es auch nennen
– Ergoskelett ermöglichen wir den
Mitarbeitern ein gesundes Arbeiten, wir
vermeiden Überbelastungen und erhalten
ihre Leistungsfähigkeit“, sagt Logistikplaner
und Leiter des Projekts „Ergoskelett“
Vinzent Rudtsch.
Derzeit erproben Mitarbeiter an den
Audi-Standorten Ingolstadt und Neckarsulm
die ersten industriefähigen Geräte
bei unterschiedlichen Aufgaben. In der
CKD (Completely Knocked Down)-Logistik
unterstützt das Hilfsmittel den Mitarbeiter
beispielsweise, wenn er Bauteile aus Kisten
greift. In der Montage erleichtert das
Exoskelett unter anderem den Einbau der
Mittelkonsole oder das Tragen von schweren
Materialboxen. Die Nutzungszeit steigt
in der Testphase sukzessive von 2 h pro
Tag auf bis zu 7 h in einer Tagesschicht.
Ein interdisziplinäres Team aus Prozess-
und Arbeitsplatzplanern sowie Medizinern
begleitet das Pilotprojekt. Die
Tests erfolgen in Zusammenarbeit mit
dem Hersteller Laevo, der sich auf Exoskelette
spezialisiert hat. Ziel ist es, das
Hilfsmittel nach der Testphase schrittweise
in die Serienfertigung an allen Audi
Standorten weltweit zu integrieren. Mit
dem Exoskelett ergänzt Audi seine vielen
Maßnahmen für ein ergonomisch gestaltetes
Arbeitsumfeld in der Produktion. So
tragen Hilfen wie der ergonomische Montagesitz,
der Chairless Chair und gelenkschonende
Handschuhe, sogenannte Produktionsorthesen,
zum Wohlbefinden und
zur Gesundheit der Mitarbeiter bei.
www.audi.de
FOTO: AUDI
GIESSEREI 105 02/2018 15
AKTUELLES
Bruttostromerzeugung
Bruttostromerzeugung in Deutschland – Vorjahresvergleich
Steinkohle
17,3%
Braunkohle
23,0%
Erdgas
12,5%
Kernenergie
13,0%
Sonstige
5,1%
Erneuerbare
29,0%
2016: 649 Mrd. kWh
Wasser 3,2%
Wind onshore
10,2%
Photovoltaik
5,9%
Biomasse
6,9%
Wind
offshore
1,9%
Siedlungsabfälle
0,9%
Steinkohle
14,4%
Erdgas
13,1%
Braunkohle
22,6%
Kernenergie
11,6%
Sonstige
5,1%
Erneuerbare
33,1%
2017: 654 Mrd. kWh*
Wasser 3,0%
Wind onshore
13,3%
Photovoltaik
6,1%
Biomasse
7,0%
Siedlungsabfälle
0,9%
Wind
offshore
2,8%
Kernenergie Braunkohle Steinkohle Erdgas
Sonstige (PSW, Heizöl u.a.) Wasser Wind onshore Wind offshore
Photovoltaik Biomasse Siedlungsabfälle
Quellen: BDEW-Schnellstatistikerhebung, Stat. Bundesamt, EEX, VGB, ZSW; Stand: 12/2017
* vorläufig, teilweise geschätzt
FOTO: BDEW
BDEW Bundesverband der
Energie- und Wasserwirtschaft e.V.
BDEW-Pressegespräch
20.12.2017
Seite 2
Bruttostromerzeugung in Deutschland in 2017 im Vergleich zum Vorjahr.
Anteil erneuerbarer Energien steigt weiter
> STROMMIX 2017: Der Anteil der Erneuerbaren
Energien an der Stromerzeugung
Deutschlands ist erneut stark gewachsen.
Nach vorläufigen Zahlen des
Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft
(BDEW) stieg ihr Beitrag
zum Erzeugungsmix 2017 um vier Prozentpunkte
auf insgesamt 33,1 % (2016:
29,0 %). Der Anteil des in Stein- und
Braunkohlekraftwerken erzeugten
Stroms hingegen sank auf 37,0 % (2016:
40,3 %). Erneut gestiegen ist der Einsatz
von Erdgas: 13,1 % des erzeugten Stroms
stammt aus Gaskraftwerken (2016:
12,5 %). Kernenergie steuerte 11,6 %
(2016: 13,0 %) bei, sonstige Anlagen (u.a.
Pumpspeicher- und Heizölkraftwerke)
unverändert 5,1 %.
„Die Zahlen zeigen auf beeindruckende
Weise: Es findet bereits eine beschleunigte
Verlagerung der Stromerzeugung
aus CO 2 -intensiven hin zu
CO 2 - armen und nahezu CO 2 -freien En ergieträgern
statt. Die Energiewirtschaft
ist mit Blick auf die Energie- und Klimaziele
eindeutig auf Kurs: Unsere Branche
ist in der Lage, bis 2020 die CO 2 -Emissionen
um 40 % gegenüber 1990 zu senken.
Der BDEW hat hierzu einen konkreten
Vorschlag präsentiert. Fazit: Wir liefern
– im Unterschied zu anderen
Sektoren wie insbesondere dem Verkehrsbereich,
in dem der Treibhausgas-
Ausstoß nicht sinkt“, sagte Stefan Kapferer,
Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Kapferer wies darauf hin, dass der
schrittweise Ausstieg aus der Verstromung
von Stein- und Braunkohle faktisch
längst begonnen habe und sich kontinuierlich
fortsetze: „Allein 2017 wurden
nach aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur
sechs Steinkohlekraftwerke vom
Netz genommen. Erste Braunkohlekraftwerke
wurden bereits aus dem Normalbetrieb
in die Sicherheitsbereitschaft
überführt, weitere Braunkohle-Blöcke
werden bis 2019 folgen. Zur Stilllegung
angezeigt sind derzeit außerdem 14 weitere
Steinkohlekraftwerke. Ursache sind
die veränderten Marktbedingungen: Niemand
investiert noch in Kohlekraftwerke.
Jede weitere Stilllegung muss energiewirtschaftlich
verantwortbar sein und
löst gegebenenfalls Entschädigungsnotwendigkeiten
aus. Der derzeit noch vorhandene
Überschuss an gesicherter
Leistung wird bis 2023 vollständig abgebaut
sein. Ab 2023 besteht dann eine
massive Unterdeckung, wenn die Politik
die Investitionsbedingungen für emissionsarme
Gaskraftwerke nicht schnell
verbessert. Die Politik muss außerdem
endlich dafür sorgen, dass der Verkehrssektor
einen echten Beitrag zum Klimaschutz
leistet und die CO 2 -Einsparpotenziale
im Wärmemarkt gehoben werden“,
so Kapferer.
www.bdew.de
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16 GIESSEREI 105 02/2018
10 000 Euro-Spende an Chemnitzer Kinderhospiz
Willi Bicking, Vorstandsmitglied EKK Chemnitz, Kathleen Theiling, Leiterin Geschäftsstelle
EKK Chemnitz, Ray Wünsche, Geschäftsführer ACTech, und Cornelia Bahr,
Geschäftsführerin ACTech, bei der symbolischen Übergabe der Spende.
> ACTECH: Die Weihnachtsspende der
ACTech GmbH, Freiberg, einer der führenden
Hersteller von Gussteilprototypen,
geht in diesem Jahr an den ambulanten
Kinderhospizdienst Schmetterling in
Chemnitz. Die Spende in Höhe von
10 000 Euro hat die soziale Einrichtung
den ACTech-Mitarbeitern zu verdanken,
die sich aus einer Liste verschiedener regionaler
Institutionen mit überwältigender
Mehrheit für das Kinderhospiz entschieden
haben.
ACTech lässt lokalen sozialen Organisationen
nun zum dritten Mal finanzielle
Unterstützung zukommen – und verzichtet
dafür auf die obligatorischen Weihnachtsgeschenke
und -karten an seine
Kunden. Die offizielle Übergabe der Spende
durch die Geschäftsführung und den
Betriebsrat von ACTech fand am 7. Dezember
2017 statt.
Der ambulante Kinderhospizdienst
Schmetterling, betrieben vom Elternverein
krebskranker Kinder e.V. Chemnitz
(EKK Chemnitz), begleitet die Familien
unheilbar erkrankter Kinder und Jugendlicher
aus der Region Chemnitz/Mittelsachsen
auf ihrem schweren Weg. Die
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter
des Vereins unterstützen die betroffenen
Familien individuell, unbürokratisch und
kurzfristig. „Das umfangreiche und sehr
vielfältige Engagement und die herausragende
Arbeit des Kinderhospizes kann
man nicht genug wertschätzen“, ergänzt
Cornelia Bahr, Geschäftsführerin von
ACTech. „Die Spende ist uns eine Herzensangelegenheit.“
Mit der Weihnachtsspende hat ACTech
die finanzielle Voraussetzung geschaffen,
damit der Verein die Kinder und ihre Familien
Ende August 2018 zu einem Erholungswochenende
in die Natur- und Familienoase
Königstein einladen kann. Während
ehrenamtliche Helfer die Kinder
betreuen, können die Eltern beim Yoga
oder Wandern entspannen und sich austauschen.
Ohne die ehrenamtlichen Helfer
aus der Region wäre die beeindruckende
Arbeit des Kinderhospizes nicht möglich.
www.actech.de
FOTO: ACTECH
Zweiter Bauabschnitt für neues Werk gestartet
> KEMPER: Die Arbeiten zum zweiten
Bauabschnitt für das Werk 3 der Gebr.
Kemper GmbH + Co. KG in Olpe sind gestartet.
In den Neubau wird ein zweistelliger
Millionenbetrag investiert. „Inzwischen
sind auf 2200 m 2 Fläche zwei komplett
neue Fertigungshallen entstanden“,
erläutert Geschäftsführer Rupprecht
Kemper den aktuellen Stand. „Schon bald
wird hier eine neue Verzinnungsanlage
ihre Arbeit aufnehmen. Später soll dort
auch der Versand inklusive Lkw-Beladung
laufen.“ Zusätzlich birgt der neue Gebäudekomplex
einen Verwaltungsbereich, in
dem die Abteilungen Vertrieb und technisches
Marketing zusammengefunden
haben. Die inhaltliche Arbeit beider Bereiche
ist dadurch noch enger zusammengerückt.
Im zweiten Bauabschnitt entstehen
allein 4100 m 2 Produktionsfläche plus
Büroflächen (330 m 2 ) sowie Sozialräume
(230 m 2 ). „In dem Hallenkomplex wird
Bagger rollen. Die
Arbeiten für den
Bau des zweiten
Bauabschnitts von
Werk 3 der Gebr.
Kemper GmbH +
Co. KG in Olpe
haben begonnen.
die Endbandfertigung mit den Stationen
Längsteilen, Verpacken, Spulen und Richten
beheimatet sein“, so Rupprecht Kemper.
„Im Bestandswerk schaffen wir dadurch
Platz für neue Groß-Aggregate –
wie Walzgerüste und Glühöfen.“ Begleitet
wird der Bauprozess durch die Integration
eines neuen ERP-Systems, das unter
anderem die Fertigungsprozesse digital
vernetzen wird. Der Inbetriebnahme-Beginn
des zweiten Bauabschnittes ist für
Mitte 2019 geplant.
www.kemper-olpe.de
FOTO: PRIVAT
GIESSEREI 105 02/2018 17
AKTUELLES
Eine halbe Million elektrifizierte Autos bis Ende 2019
> BMW: Im Dezember 2017 feierte die
BMW Group die Auslieferung des 100 000.
elektrifizierten Fahrzeugs im Jahr 2017.
Insgesamt wurden vergangenes Jahr
103 080 elektrifizierte Fahrzeuge an Kunden
übergeben. Der Zuwachs um 65,6 %
unterstreicht BMWs Bedeutung in der
Elektromobilität. In Summe hat BMW bereits
über 200 000 elektrifizierte Autos
(reine Elektro-, aber auch Hybrid-Autos)
verkauft, wie BMW-Chef Harald Krüger in
einem Interview mit der Wirtschaftswoche
mitteilte.
Vier Jahre nach seiner Markteinführung
legte der Absatz des BMW i3 2017
um 23,3 % auf weltweit 31 482 Fahrzeuge
zu. Auch die Beliebtheit der BMW
iPerformance-Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid-Antrieb
steigt weiter: Ihr Absatz verdoppelte
sich 2017 nahezu auf 63 605
Einheiten. Der im Juni 2017 in den Markt
eingeführte MINI Countryman Plug-in-
Hybrid leistete mit weltweit 5799 Kundenauslieferungen
ebenfalls einen signifikanten
Beitrag zur Steigerung des
elektrifizierten Absatzes der BMW Group.
Um fast ein Viertel ist der Absatz des BMW i3 im vergangenen Jahr gestiegen.
Die BMW Group erwartet beim elektrifizierten
Absatz im Jahr 2018 ein deutliches
zweistelliges Wachstum. Bis Ende
2019 will das Unternehmen mindestens
eine halbe Million elektrifizierter BMW
Group Fahrzeuge auf die Straßen gebracht
haben.
www.bmw.de
FOTO: BMW
PERSONALIE
Neuer Vorsitzender EUREKA Metallurgie Europa-Cluster
FOTO: ESI GROUP
Ole Köser von der ESI Group ist neuer
Vorsitzender des EUREKA Metallurgie
Europa-Clusters.
> ESI GROUP: Ole Köser, Manager Center of Excellence für Guss & Metallurgie
bei der ESI Group wurde zum Vorsitzenden des EUREKA Metallurgie Europa-Clusters
ernannt. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Bereich Guss & Metallurgie, wird
Ole Köser Teil des Vorstands der Metallurgie Europa, um auf europäischer Ebene
die Zusammenarbeit von Akademie und Industrie im Bereich Metallurgie zu fördern.
Das Cluster bringt innovative und industriell-fokussierte Projekte im Rahmen
des EUREKA-Netzwerks voran. Das Ziel ist es, Wohlstand und Wachstum in Europa
durch Sicherstellung der globalen Führung in industrieller Metallurgie und fortschrittlicher
Fertigung von metallischen Produkten über eine breite Spanne von
Märkten zu generieren. EUREKA-Cluster sind von der Industrie ausgehende Initiativen,
die sich auf Technologiebereiche von besonderem strategischen Interesse
für vorwettbewerbliche Forschung und Entwicklung konzentrieren. Ole Köser ersetzt
David John Jarvis, der Anfang dieses Jahres das Cluster verlassen hat.
In diversen europäischen Projekten involviert, befürwortete ESI die Entwicklung
von Guss & Metallurgie auf internationaler Ebene. Um diesen Einsatz zu bestärken,
eröffnete der Software-Entwickler vor vielen Jahren ein Center of Excellence für
diese Bereiche. Dank enger Interaktion mit wichtigen Akteuren aus den Bereichen
Guss und Metallurgie, implementiert das ESI-Team viele innovative Projekte. Diese
werden staatlich oder von der Industrie finanziert, um kundenspezifische Lösungen
zu entwickeln.
Im Rahmen des EUREKA-Clusters wird die neue Rolle von Ole Köser die Erschaffung
länderübergreifender Projekte ermöglichen, mit dem Ziel neue und innovative
metallische Materialien und Produkte zu erzeugen, fortschrittliche Fertigungsprozesse
zu entwickeln und akademische Forschung in Europa zu fördern.
www.esi-group.com
18 GIESSEREI 105 02/2018
Neue leistungsstarke Gießprozessauslegung
> ALTAIR: Die Software Click2Cast der
Altair Engineering Inc., Troy, USA, und
ihres Tochterunternehmens solidThinking
Inc. erweitert die virtuelle Darstellung
des Gießprozesses durch neue leistungsstarke
Geometriewerkzeuge speziell
für die Erzeugung von Angusssystemen,
Speisern, Mänteln, Kühlern und Kühlkanälen
innerhalb einer einzigen Umgebung.
Die beiden Unternehmen haben das
neue Release Click2Cast 2018 als Weltpremiere
auf der EUROGUSS in Nürnberg
präsentiert. Die Software wurde um leistungsstarke
Geometrieerstellungs- und
Modellierungsmöglichkeiten erweitert,
sodass Anwender nun den gesamten
Gießprozess auslegen und optimieren
können – und dies innerhalb einer einzigen
Umgebung. Erstmals werden Konstrukteure
und Entwicklungsingenieure
innerhalb einer einzigen Arbeitsumgebung
kommunizieren können. Dort steht
ihnen ein großes Spektrum an Werkzeugen
zur Verfügung, mit denen Bauteile
modifiziert, poröse Stellen identifiziert
und Abhilfe schaffende Speiser und Mäntel
sowie Kühlkanäle erstellt werden können.
Darüber hinaus kann der komplette
Entwicklungsprozess eines hochwertigen
Bauteils bewertet und verbessert
werden.
„Es freut uns sehr, dass wir […] keinerlei
Kompromisse machen mussten, obwohl
wir leistungsstarke Funktionen hinzugefügt
haben. Der Ansatz, mit unserem solidThinking
Inspire Framework den Einsatz von
Simulationstools in ein frühes Designstadium
vorzuverlagern, hatte enorme Auswirkungen
auf die Konstruktionsszene.
Nun verfahren wir mit der Gießsimulation
genauso, indem wir Click2Cast in die gleiche
Umgebung bringen wie Inspire […]“,
so Ravi Kunju, Vice President of Manufacturing
Solutions bei Altair
Das offizielle Release der neuen Version
ist für März 2018 geplant, doch die
Messebesucher konnten sich bereits während
der EUROGUSS am Stand für eine
FOTO: ALTAIR
kostenlose Testversion registrieren, um
sich ein eigenes Bild von den leistungsstarken
Funktionen machen zu können.
Die neue Version bietet einige Verbesserungen:
> Völlig neue Benutzeroberfläche, basierend
auf dem Inspire Framework mit
leistungsstarken Geometrieerstellungs-
und Modellierungsfunktionen.
> Möglichkeit zur Modellierung und raschen
Modifizierung von Angusssystemen,
Speisern, Kühlern, Überläufen
und Mänteln (iso- und exotherm).
> Automatische Erzeugung von Kerngeometrien
(exportbereit für 3-D Druck).
> „Ein-Klick“ Erstarrungssimulation.
> Erweiterte Visualisierungsfunktionen
einschließlich Temperaturentwicklung
an der Fließfront.
> Dynamische und mehrfache Teilschnitte
der Sichtebene.
> Unterstützung verschiedenster Dateiformate
(CAD-Nativ).
Von der Simulation zum fertigen Gussteil:
Auf der EUROGUSS wird ein brandneues
Release der Simulationssoftware
Click2Cast vorgestellt.
„Bei der Angussmodellierung oder der
Modellierung von Kühlstrecken, beides
neue Funktionen in dieser Version, hat
solidThinking gezeigt, dass es zu seinem
Engagement steht, beste Software zu liefern.
Beide Erweiterungen sind einfach
großartig! Click2Cast 2018 wird großen
Anklang bei den Gussspezialisten und
Gießereitechnikern finden“, ist Òscar Íñigo,
Die Casting Consultant des Beratungsunternehmens
InytialGo aus Vic,
Spanien, überzeugt.
www.altair.de
GIESSEREI 105 02/2018 19
AKTUELLES
Mit neuen Themen Richtung Zukunft
FOTO: MESSE DÜSSELDORF
> ALUMINIUM 2018: Die globale Produktion
von Aluminium hat ein neues Rekordhoch
erreicht, der Energiewandel und
der Transportsektor treiben die Nachfrage
nach Leichtmetallen. Auch wenn die
Entwicklung in einzelnen Ländern unterschiedlich
verläuft: Weltweit richtet sich
die Industrie mit neuen Investitionen auf
eine anhaltend gute Konjunktur ein. Die
positive Stimmung spürt auch die Aluminium-Weltmesse
– und das bereits zehn
Monate, bevor sie in Düsseldorf ihre Tore
öffnet.
Vom 9. bis 11. Oktober 2018 wird das
Messegelände am Rhein für drei Tage erneut
zum globalen Handelsplatz der Aluminiumbranche.
In sechs Messehallen
zeigen Branchengrößen, Spezialisten und
junge innovative Unternehmen die ganze
Bandbreite der Industrie – von der Aluminiumproduktion
über Maschinen und Anlagen
für die Bearbeitung und die Endprodukte
bis zum Recycling.
Auf 80 000 m 2 wächst die Ausstellungsfläche,
mehr als 80 % der Fläche sind
bereits gebucht. „Ein deutliches Anzeichen
für die derzeitige Dynamik in der
Aluminiumindustrie“, so Olaf Freier, Event
Director der Aluminium. „Wir sind optimistisch,
die 1000-Aussteller-Marke zur
kommenden Veranstaltung zu knacken.“
Sonderflächen wie die Innovation-Areas
und geführte Themen-Touren sollen
Besuchern aus den Anwendungsbereichen
wie dem Automobilbau, dem Maschinenbau,
der Luftfahrt oder dem
Bausektor eine bessere Orientierung bieten.
Auch die bekannten Themenpavillons
werden als Anlaufpunkte die Besucher
wieder durch die strukturierten Messehallen
leiten.
Auf der neuen Sonderfläche „Digital
Manufacturing“ erfahren die Besucher,
was Industrie 4.0 für die Aluminiumbranche
bedeutet und welche Produktivitätsvorteile
bereits heute durch leistungsfähige
IT-Lösungen in der Produktion erreicht
werden können.
Neu ist auch die Ausstellungsfläche
„Environmental Engineering“, die sich den
Themen Wasseraufbereitung, Luftfilteranlagen
und Öl- bzw. Ölnebelabsauganlagen
widmen soll – und zeigt, wie die
Besucher der Aluminium-Messe begutachten
ein Automobilchassis aus Aluminium.
Die Leistungsschau findet alle
zwei Jahre statt.
Aluminiumindustrie bei den Zukunftsthemen
Energie- und Ressourcenschonung
innerhalb der eigenen Produktionskette
mit gutem Beispiel vorangeht.
In der Aluminium 2018 Conference
und dem Aluminium Forum referieren Experten
aus Industrie und Wissenschaft
über Trends und Innovationen in der Aluminium-Industrie.
Die Zukunftschancen
des Werkstoffs stehen im Mittelpunkt der
Aluminium 2018 Conference, die vom
GDA, dem Gesamtverband der Aluminiumindustrie
organisiert wird. Im Aluminium
Forum stellen die Aussteller ihre neuesten
Lösungen und Technologien vor,
u.a. zu den Bereichen Lightweight Technologies,
E-mobility und additive Fertigung.
Mehr als 27 000 Fachbesucher aus
100 Ländern werden zur Messe erwartet.
Bei den Besuchern belegt sie mit einem
Internationalitätsgrad von fast 60 % einen
Spitzenwert unter den großen internationalen
Industriemessen. Bemerkenswert
hoch war zuletzt mit 20 % der Anteil der
Auslandsbesucher, die aus Übersee kommen
– ein Maßstab für die weltweite Relevanz
der Messe.
www.aluminium-messe.com
20 GIESSEREI 105 02/2018
Vorstand und Beirat
des Landesverbandes Ost
neu gewählt
> BDG: In seiner sehr gut besuchten
Mitgliederversammlung in Chemnitz
wurden am 29.11.2017 sowohl der Vorstand
als auch der Beirat des BDG-Landesverbandes
Ost bis 2020 gewählt.
Vor der Wahl konnte auf eine erfolgreiche
Beiratstätigkeit in den vergangenen
drei Jahren zurückgeblickt werden.
Die Schwerpunkte lagen dabei auf den
Sachthemen Energie, Deponie/Verwertung,
Werkverträge/Leiharbeit sowie
additive Fertigungsverfahren.
Hervorzuheben sind für die letzten drei
Jahre:
> Durchführung von sechs Vorstandsund
Beiratssitzungen, sechs Gießer-
Treffen sowie drei Mitgliederversammlungen,
> Durchführung eines energiepolitischen
Gesprächskreises mit
Dr. Klaus Freytag (Abteilungsleiter
Energie und Rohstoffe im Ministerium
für Wirtschaft und Energie des
Landes Brandenburg),
> Diskussion mit Michael Kretschmer
(ehemals MdB, seit 9.12.2017 Vorsitzender
des CDU-Landesverbandes
Sachsen und seit 13.12.2017
Ministerpräsident des Freistaates
Sachsen),
> Diskussion mit Dr. Fritz Jaeckel
(säch sischer Staatsminister und
Chef der Staatskanzlei),
> Übergabe einer Stele zum 25-jährigen
Bestehen des Landesverbandes
an das Industriemuseum in Chemnitz,
> Ein Kurzbeitrag im Programm von
MDR Aktuell sowie
> diverse Teilnahmen an politischen
Gesprächskreisen oder in Einzelgesprächen,
u. a. auch mit dem brandenburgischen
Wirtschaftsminister
Albrecht Gerber.
Durch die vielen Gespräche und Diskussionen
mit ranghohen Politikern
konnte die Situation der ostdeutschen
aber auch der gesamtdeutschen Gießerei-Industrie
thematisiert werden und
in Teilen war das auch durch Erfolg gekrönt.
Für die Periode 2017 bis 2020 wurden
durch die Mitgliederversammlung einstimmig
in den Beirat gewählt: Knut
Ebert (SM Sächsisches Metallwerk
Freiberg GmbH, Freiberg), Lamine El-
Robrini (Olbersdorfer Guss GmbH, Olbersdorf),
Susanne Gerwin (Duktil
Guss Fürstenwalde GmbH, Fürstenwalde),
Matthias Heinrich (Georg Fischer
GmbH, Leipzig), Mario Mackowiak
(Keulahütte GmbH, Krauschwitz), Andreas
Mannschatz (Schmiedeberger
Gießerei GmbH, Schmiedeberg), Petar
Marovic (HZD Havelländische Zink-
Druckguss GmbH & Co.KG, Premnitz),
Michael Neubert (Metallgießerei
Chemnitz GmbH, Chemnitz), Tino Noack
(Walzengießerei Coswig GmbH,
Coswig), Joachim Reuter (Handtmann
LMG Annaberg GmbH, Annaberg), Dr.
Jörg Richter (Meuselwitz Guss Eisengießerei
GmbH, Meuselwitz), Norbert
Stein (LMG Bad Langensalza GmbH,
Bad Langensalza), Markus Trompetter
(Trompetter Guss Chemnitz GmbH,
Chemnitz), Johann Unglaub (Edelstahlwerk
Schmees GmbH, Pirna), Andreas
Werner (Eisenwerk Arnstadt GmbH,
Arnstadt), Siegfried Wiesner (GMG Gera
Gmbh, Gera), Bernd H. Williams-
Boock (Ortrander Eisenhütte GmbH,
Ortrand), Thomas Windisch (Eisenwerk
Elterlein GmbH, Elterlein).
Aus dem neu gewählten Beirat wurde
der Vorstand einstimmig in folgender
Besetzung gewählt: Mario Mackowiak
(Keulahütte GmbH, Krauschwitz), Andreas
Mannschatz (Schmiedeberger Gießerei
GmbH, Schmiedeberg), Petar Marovic
(HZD Havelländische Zink-Druckguss
GmbH & Co.KG, Premnitz),
Michael Neubert (Metallgießerei Chemnitz
GmbH, Chemnitz), Joachim Reuter
(Handtmann LMG Annaberg GmbH, Annaberg),
Dr. Jörg Richter (Meuselwitz
Guss Eisengießerei GmbH, Meuselwitz),
Norbert Stein (Leichtmetallgießerei Bad
Langensalza GmbH, Bad Langensalza),
Bernd H. Williams-Boock (Ortrander Eisenhütte
GmbH, Ortrand).
Der Vorstand wählte schließlich einstimmig
Mario Mackowiak zum Vorsitzenden
des BDG-Landesverbandes Ost
sowie Norbert Stein zu seinem Stellvertreter.
www.bdguss.de
AKTUELLES
Anmeldestart bei „Bright World of Metals”
Ende 2017 hat sich das Präsidium zu seiner konstituierenden Sitzung getroffen, die Eckpfeiler
der GMTN festgelegt und die einzelnen Messe-Präsidenten gewählt. Präsident der
GIFA & NEWCAST ist Dipl.-Ing. Heinz Nelissen, Geschäftsführer der Vesuvius GmbH in
Borken (vordere Reihe, 2. von links).
> GIFA: Es ist soweit, das Messe-Quartett
GIFA, METEC, THERMPROCESS und NEW-
CAST steht in den Startlöchern: Die Aussteller-Einladungen
stehen bereit, ab sofort
können sich Firmen aus aller Welt für
das Messe-Quartett anmelden und sich
die besten Platzierungen sichern. Vom 25.
bis 29. Juni 2019 wird sich dann in den
Messehallen 3 bis 5 und 9 bis 17 unter
dem Motto „The Bright World of Metals“
alles um das Themenspektrum Gießereitechnik
& Gussprodukte, Metallurgie und
Thermoprozesstechnik drehen.
„Unser Technologiemessen-Quartett
GMTN ist einmalig auf der Welt und bietet
ein einzigartiges Konzept“, so Friedrich
Kehrer, Global Portfolio Director Metals
and Flow Technology Messe Düsseldorf
GmbH. „Nur hier in Düsseldorf können
sich Entscheider, Experten, Anbieter und
Anwender der globalen Gießerei-Industrie,
Metallurgie- und Wärmetechnik auf
vier Messen gleichzeitig einen kompletten
Überblick verschaffen, sich austauschen
und die aktuellen Trends für die Märkte
der Zukunft vorantreiben und gestalten.“
Geschätzt rund 78 000 Besucher und
über 2200 Aussteller aus aller Welt lassen
Düsseldorf im Juni 2019 wieder zur Welthauptstadt
für „The Bright World of Metals“
werden.
Auch die konzeptionellen Weichen
sind gestellt: Ende 2017 hat sich das Präsidium
zu seiner konstituierenden Sitzung
getroffen, die Eckpfeiler der GMTN festgelegt
und die einzelnen Messe-Präsidenten
gewählt. Präsident der GIFA & NEW-
CAST ist demnach Dipl.-Ing. Heinz Nelissen
(Geschäftsführer Vesuvius GmbH);
aktueller Präsident der METEC ist Marcel
Fasswald (Mitglied der Geschäftsführung
SMS Group GmbH), und Dr.-Ing. Joachim
G. Wünning (Geschäftsführer WS Wärmeprozesstechnik
GmbH) steht der THERM-
PROCESS als Präsident vor.
Mit dem Anmeldebeginn im Januar
2018 für „The Bright World of Metals“
startet die heiße Vorbereitungsphase. Offizieller
Anmeldeschluss ist der 30. April
2018. www.gifa.de
FOTO: MESSE DÜSSELDORF
Prevent-Gruppe übernimmt saarländische Gießerei
> HALBERG GUSS: Die Castanea Rubra
Assents GmbH, eine Gesellschaft der
Prevent-Gruppe, Sarajewo, Bosnien-Herzegowina,
hat in einer Pressemitteilung
bestätigt, dass sie mit Wirkung zum 19.
Januar 2018 die Geschäftsanteile an der
Neue Halberg-Guss GmbH (Halberg Guss)
von der S.D.L. Süddeutsche Beteiligungsgesellschaft
MBH erworben hat. Über den
Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.
Halberg Guss ist ein auf die Herstellung
von Kurbelgehäusen, Zylinderköpfen
und Kurbelwellen für Pkw und Lkw spezialisierter
Gusserzeuger. Neben dem
Hauptsitz in Saarbrücken verfügt die Gesellschaft
über Standorte in Leipzig und
Kapstadt/Südafrika.
Das Unternehmen ist nun die dritte
Gießerei im Verbund der Prevent Gruppe
und ist mit der ES Automobilguss GmbH
in Schönheide der zweite traditionsreiche
Standort in Deutschland. Wie es in der
Pressemitteilung heißt, stärkt und diversifiziert
die Prevent-Gruppe ihr Portfolio
im Automotive-Bereich durch die Übernahme
von Halberg Guss, insbesondere
bei schweren Gussteilen.
In der Pressemitteilung heißt es weiter:
Mit ihrer Branchen- und Sanierungserfahrung
unterstütze Prevent die neue
Tochtergesellschaft in der andauernden
Phase der Sanierung und Zukunftsausrichtung.
In diesem Prozess werde Halberg
Guss bislang von Kunden, Banken,
Warenkreditversicherern, Zulieferern sowie
der Belegschaft und den Gewerkschaften
partnerschaftlich und intensiv
begleitet. Die neuen Eigentümer seien
zuversichtlich, dass dies im Sinne des Unternehmens,
dessen Belegschaft und mit
Unterstützung des derzeitigen Managements
auch weiterhin gelebte Praxis sein
werde. Mit der fortdauernden Unterstützung
werden Prevent sowie Halberg Guss
mit ihren rund 3000 Arbeitsplätzen, davon
2000 in Deutschland, die anstehenden
Aufgaben angehen und den bereits von
den vorherigen Eigentümern eingeschlagenen
Restrukturierungskurs zur Sicherung
der nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit
beibehalten, heißt es in dem Pressetext
abschließend.
www.halberg-guss.de
22 GIESSEREI 105 02/2018
AKTUELLES
High-Speed-Entgratpresse begeistert auf EUROGUSS
> KURTZ ERSA: Nach dem eindrucksvollen
Auftritt in 2016 legten die Kurtz
Gießereimaschinen bei der EUROGUSS
2018 nach und packten noch einen obendrauf:
Unübersehbares Highlight auf dem
Kurtz Messestand und mit 8,5 m Höhe
zugleich eindrucksvollstes Exponat der
Druckgussfachmesse in Nürnberg war die
dritte Generation der Kurtz Innovationspresse
KPS 2000/25-12 SKT. Vom 16.
bis 18. Januar bestaunte das internationale
Fachpublikum die Entgratpresse im
Live-Betrieb und informierte sich ausgiebig
über optimierte technologische Bedingungen.
Einmal mehr bot die 12. Auflage
der EUROGUSS eine internationale
Plattform, um sich über neueste Technologien,
Prozesse und Produkte in puncto
Druckguss zu informieren und auszutauschen.
Der Kurtz Geschäftsbereich
Gießereimaschinen präsentierte in Nürnberg
die geräuscharme 4-Säulen-Entgratpresse
KPS 2000/25-12 SKT in Schiebekipptischausführung
mit höchster Energieeffizienz
durch drehzahlgeregelte
Mo tor-Pumpen-Antriebe. Die neue Kurtz-
Maschine beeindruckt – abgesehen von
ihren Außenmaßen – vor allem mit effizienter
Technologie, neuer Steuerung und
bemerkenswerten Leistungsdaten: 200 t
Presskraft, reduzierte Geräuschentwicklung
unter 72 dB(A) und mit im Vergleich
zum Vorgängermodell 2015 um bis zu
Blickfang auf der
EUROGUSS 2018:
Die Kurtz Entgratpresse
KPS
2000/25-12 SKT
der 3. Generation
mit Schiebekipptisch.
Im Live-Betrieb
demonstrierte
die Innovationspresse
ihre verbesserten
technischen
Bedingungen und
optimierten Fahrbewegungen.
35 % schnelleren Fahrbewegungen. Durch
optionales Condition Monitoring kann eine
Leckage-Erkennung durchgeführt werden,
wichtige Maschinendaten wie Temperatur,
Druck, Luftverbrauch und Zentralschmieranlage
lassen sich permanent
überwachen und auswerten. So plant man
bereits im Vorfeld entsprechende Wartungsarbeiten
und macht einen Bogen um
Maschinenstillstände oder Ausfallzeiten.
Das Kurtz-Messeteam um Geschäftsführer
Uwe Rothaug und Lothar Hartmann,
Leiter Profit Center Gießereimaschinen,
zieht ein positives Fazit zur EUROGUSS
2018, die zahlreiche qualifizierte Kontakte
zu Bestandskunden und potenziellen
Neukunden ermöglichte. „Mit dem komplett
überarbeiteten Hydraulikkonzept (erhöhte
Leistung bei gesenktem Energieverbrauch),
geräuscharmem Drehantrieb mit
hohem Drehmoment und einem userfreundlichen
Wizard-Werkzeugwechsel
bestimmt unser neuer Entgratprozess die
Taktzeit in der Druckgießzelle. Unsere
High-Speed-Presse gewährleistet eine
höchst effiziente und maximal verfügbare
Produktion von Alu-Druckgussteilen. Davon
konnten wir zahlreiche Kunden und
Interessenten überzeugen, daraus entstehen
sicher in Bälde etliche spannende
Projekte“, sagte Lothar Hartmann zum
Ende der Messe. www.kurtzersa.de
FOTO: KURTZ ERSA
„Vision Zero“ soll Arbeitssicherheit verbessern
> TRIMET: Als Ergänzung zu bestehenden
Aktivitäten im Bereich Arbeitssicherheit
beteiligt sich die TRIMET Aluminium
SE ab sofort an der Präventionsstrategie
„Vision Zero. Null Unfälle – gesund arbeiten!“
der Berufsgenossenschaft Rohstoffe
und chemische Industrie (BG RCI).
Trimet-Vorstand Dr. Martin Iffert, die
Werksleiter der Hütten-Standorte Essen,
Hamburg und Voerde, und Vertreter der
Berufsgenossenschaft unterzeichneten
dazu einen Kooperationsvertrag.
„Wir achten bei sämtlichen Arbeitsprozessen
streng auf die Einhaltung hoher
Sicherheitsstandards und entwickeln uns
in den Bereichen Sicherheit und Ergonomie
kontinuierlich weiter. Denn man kann
sich immer verbessern, und die Gesundheit
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
steht an oberster Stelle. Deshalb
freuen wir uns über die Zusammenarbeit
mit der Berufsgenossenschaft. Sie unterstützt
uns mit Analysen, Erfahrung und
frischen Ansätzen, die wir gerne aufgreifen
Trimet beteiligt sich
an der Präventionsstrategie
„Vision
Zero. Null Unfälle –
gesund arbeiten!“.
Im Bild ist u. a.
Trimet-Vorstand
Dr. Martin Iffert zu
sehen (4 v. links).
werden“, erklärt der Essener Werksleiter
Dr. Andreas Lützerath.
Die Präventionsstrategie „Vision Zero.
Null Unfälle – gesund arbeiten!“ der
BG RCI gibt konkrete Ziele vor, die es bis
zum Jahr 2024 zu erreichen gilt. So werden
im Rahmen der Kooperation Experten
der BG RCI zunächst Interviews mit dem
Trimet-Vorstand, den Werksleitern, Betriebsräten
und Fachkräften für Arbeitssicherheit
führen, um die aktuellen Maßnahmen
und Planungen in diesem Bereich
zu analysieren. In gemeinsamen
Workshops werden anschließend Ziele
vereinbart und Maßnahmen abgeleitet,
die zu einer weiteren Optimierung der
Arbeitssicherheit beitragen. Dann werden
die Aktivitäten für die Standorte konkretisiert
und an die Gegebenheiten vor
Ort angepasst. www.trimet.eu
FOTO: TRIMET
24 GIESSEREI 105 02/2018
Drei Fragen an...
Olaf Daebler, Global Director Industrial
Supply im Team der HANNOVER MESSE
Für die Gießerei-Industrie
geht es auf der HAN-
NOVER MESSE zurück in
Halle 3. Warum?
Für viele Gießereien ist
das eine sehr gute Nachricht,
weil sie in eine Halle
zurückkehren, die sie in
bester Erinnerung haben.
Halle 3 ist direkt angebunden
an den Besucherstrom
aus der Forschungshalle
2 und hat überdies
eigene Eingänge vom
Parkplatz aus. Zu einem
solchen Standortwechsel
kommt es immer wieder auf der HANNOVER MESSE. Das
muss so sein, weil die Messe den Markt und die Branchen
spiegelt, die sich nun einmal stetig wandeln. Aktuell sind
es vor allem die Bereiche Software und industrielle IT, die
in Hannover wachsen. Für den Zulieferbereich der Industrial
Supply ist wichtig, dass es eine zusammenhängende
Präsentation der Gießerei-Industrie gibt. Und das passt:
Halle 3 wird 2018 unsere Guss-Halle sein.
Welche Bedeutung hat das Thema Guss auf der
HANNOVER MESSE?
Die Vielfalt der Verfahren und Werkstoffe ist das bestimmende
Merkmal der Industrial Supply unter dem Dach der
HANNOVER MESSE. Guss nimmt dabei eine zentrale Rolle
ein als eine der wichtigsten Branchen der Zulieferindustrie.
Die Fachbesucher wissen, dass sie in Hannover
Innovationen und technische Neuerungen aus der Gießerei-Industrie
erwarten können. Zudem lebt das Angebot
vom internationalen Wettbewerb sowie der Präsenz von
Anwendern aus einer großen Zahl von Zielbranchen.
Worin liegen die Vorteile einer Teilnahme an der
„gegossenen Technik“?
Zum einen besitzt der Gemeinschaftsstand als Informations-
und Kommunikationszentrum mit spannenden Exponaten
große Strahlkraft. Zum anderen muss man sagen:
Einfacher geht eine Messebeteiligung nicht. Ob Podest-
Insel oder Koje – der Stand ist bereits ausgestattet und
der Service garantiert. Es gibt einen zentralen Info-Counter,
Catering sowie eine Lounge zum angenehmen Austausch
mit Kunden. Und schließlich kommt noch hinzu,
dass der Gemeinschaftsstand „gegossene Technik“ als
wichtigste Netzwerk-Plattform der deutschen Gussbranche
etabliert ist.
www.hannovermesse.de
FOTO: HANNOVERMESSE
34 GIESSEREI 105 02/2018
INTERVIEW
„Die Anorganik steckt noch in den Kinderschuhen. Aber das
ist der Bereich, der am stärksten wächst.“
„Wir wollen der Gießereibranche eine
innovative Gesamtlösung anbieten.“
Interview mit Dipl.-Ing. Amine Serghini, Mitglied der Geschäftsleitung, verantwortlich
für Global Sales and Marketing bei Hüttenes-Albertus.
FOTOS: ULRICH ZILLMANN
Herr Serghini, in Hannover haben Sie ein neues Forschungsund
Entwicklungszentrum (FuE) und in Baddeckenstedt
das HA Center of Competence (CoC) eröffnet. Was bedeuten
die beiden Investitionen für die strategische Ausrichtung
des Unternehmens?
Das FuE-Zentrum und das CoC sind zwei wichtige Bausteine
zur Vervollständigung unserer Strategie. Wir wollen die Kundennähe
noch weiter verbessern. Wir wollen nicht nur Produkte
verkaufen, sondern der Gießereibranche eine innovative Gesamtlösung
einschließlich Dienstleistungen anbieten.
Forschung und Entwicklung in Hannover wird ergänzt um
ein Kompetenzzentrum mit Gießereitechnikum. Was ist die
konkrete Aufgabe des CoC?
Das CoC ist eine Art Kooperations-Plattform, um Lösungen schnell
und effektiv auf den Markt zu bringen. Wir als Gießereichemiehersteller
sind das Bindeglied zwischen der Gießerei mit ihren
Anforderungen an das Gussteil und dem Maschinenhersteller
mit seinen technischen Möglichkeiten. In der Vergangenheit war
es häufig so, dass der Kunde für ein neues Produkt zuerst mit
dem Maschinenhersteller gemeinsam ein neues Liniendesign erstellt
hat. Erst nach dem Aufbau der neuen Anlage kam dann der
Gießer zu HA und suchte die richtigen chemischen Produkte, um
das Gussteil herzustellen. Oftmals war das zu spät, um dem Kunden
sofort eine auf seinen Prozess bzw. sein Gussteil abgestimmte
Lösung zu liefern, die ja dann auch noch freigefahren werden
muss. Dadurch ging wertvolle Zeit verloren. Durch die frühzeitige
Zusammenarbeit bei der Produkt- und Prozessentwicklung
mit der Gießerei, dem Maschinenhersteller und weiteren Partnern
wollen wir den Zeitbedarf für diese Phase verkürzen.
Wie geht das in der Praxis vor sich?
Der Kunde kommt mit seinem Anliegen zum CoC und trifft dort
auf ein Konsortium unterschiedlicher Partner, die gleichzeitig
an dem Thema arbeiten und nicht wie bisher sequenziell. Wenn
erforderlich, arbeiten im CoC auch Institute und Universitäten
mit. In unserem CoC (s. Kasten) können wir gießen, Kerne
schießen und Formen bauen. Dort können wir neue Verfahren
und Produkte vor ihrem Einsatz umfassend testen und optimieren.
Dies hilft uns, Produkte für unsere Kunden schneller und
gezielter bis zur Marktreife zu entwickeln und erfolgreich in den
Gießereien einzuführen.
Verändert sich in Ihrer Strategie dadurch das Verhältnis
von Produkten zu Dienstleistungen?
Wir sind weiterhin Chemikalienhersteller, aber Dienstleistungen
nehmen klar zu. Nehmen wir als Beispiel den Bereich der Automobilindustrie.
Bei der Einführung neuer Produkte wie einem
neuen Zylinderkopf oder einem neuen Motorblock gibt es in der
Prototypen-Phase immer einen Engpass, weil man auf die ausgelasteten
Anlagen der Motorengießerei zurückgreifen muss.
Wir bieten den Kunden an, das komplette Prototyping bei uns
im CoC durchzuführen. Wir haben jede Möglichkeit, Kerne und
Formen herzustellen und alle Metalle zu gießen. Von daher können
wir nicht nur das Prototyping von der Kernherstellung bis
hin zum Abguss übernehmen, sondern auch weitere Dienstleistungen,
die dann von der Gießerei ausgelagert werden können.
Wir wollen als verlängerter Arm der Gießerei agieren und alles
anbieten, was eine Gießerei mitten im Serienbetrieb intern nur
schwierig umsetzen kann.
Als Chemikalienhersteller mit klarem Fokus auf die Gießereien
auch in Zukunft?
Ja. Wir sind zu 100 % auf Gießereichemie fokussiert mit weltweitem
Vertrieb und haben uns in den letzten Jahren von einigen
Bereichen außerhalb des Gießereigeschäfts getrennt.
Forschung und Entwicklung betreiben Sie sowohl auf dem
Gebiet anorganischer wie organischer Bindersysteme. Wie
verläuft hier die Entwicklung?
Das neue Forschungszentrum in Hannover wird den Innovationsgrad
deutlich steigern, indem wir unsere Forscher zusammenbringen.
Früher war FuE in zwei Bereiche untergliedert.
Alle Organikaktivitäten fanden in Düsseldorf statt, anorganische
Bindersysteme und Schlichten wurden in Hannover entwickelt.
In Zukunft wollen wir den Anteil anorganischer Produkte deutlich
erhöhen. Auch bei den organischen Produkten wollen wir
den organischen Anteil weiter reduzieren und dafür den anorganischen
Anteil erhöhen. Die Forscher für Organik und Anorganik
sollen sich gegenseitig inspirieren.
GIESSEREI 105 02/2018 35
INTERVIEW
Beispiel für ein Kundenprojekt im HA Center of Competence: Herstellung von Prototypen in der anorganischen Kernfertigung.
FOTO: HÜTTENES ALBERTUS
Haben Sie ein Beispiel?
Wir haben schon vor Jahren angefangen, immer mehr anorganische
Komponenten in die organische Chemie einzubringen, wie
im Beispiel der Sipurid Cold-Box-Systeme. In Zukunft wollen wir
diesen Ansatz weiter verfolgen. Die Strategie von HA ist es, auch
die Entwicklung umweltschonender organischer Binder voranzutreiben
und keinesfalls der Organik den Rücken zu kehren.
Wie hoch ist der Umsatzanteil Anorganik?
Momentan liegt der Anorganikbereich noch bei etwa 8 % vom
Gesamtumsatz. Die Anorganik steckt noch in den Kinderschuhen.
Aber das ist der Bereich, der am stärksten wächst. Anorganik
wird im Produktportfolio noch deutlich über 20-25 % in
den nächsten Jahren wachsen.
Wann kommt die Anorganik für den Eisenguss?
Wir sind sehr nah an einer Lösung, die wir dem Markt präsentieren
werden. Die ersten Ergebnisse für die Serienproduktion
sind sehr vielversprechend. Wir denken, dass wir 2019 ein Produkt
vorstellen können.
Sie vertreiben aber auch organische Binder mit anorganischen
Anteilen?
Das ist richtig. Wir implementieren in der organischen molekularen
Struktur auch anorganische Komponenten, um das Umweltverhalten
zu verbessern, aber auch um andere technische
Vorteile zu gewinnen.
Haben organische Binder eine Zukunft oder werden diese
eines Tages durch anorganische Produkte ersetzt werden?
Das ist eine sehr schwierige Frage. Prinzipiell haben organische
Binder sehr viele Vorteile. Der Nachteil liegt in der Umweltbelastung.
Daher ist eine unserer Anstrengungen schon jetzt und
in der Zukunft, diese Produkte so umweltverträglich wie möglich
zu machen. Wir werden die Emissionen bei organischen Bindern
nie auf Null bringen, aber wir können sie deutlich reduzieren.
Wenn wir das schaffen, dann haben die organischen Binder
auch in Zukunft ihre Daseinsberechtigung. Die Organik komplett
durch Anorganik zu ersetzen, nicht nur in Deutschland, sondern
global, würde außerdem aus heutiger Sicht allein schon aufgrund
begrenzter Rohstoffvorkommen an Grenzen stoßen. Die
Verfügbarkeit ist nicht gegeben, um komplett auf Anorganik
umzustellen. Wir wollen der Gießereibranche ihre Effizienz erhalten
und müssen die Kosten im Rahmen halten. Das gelingt,
indem wir die organischen Binder in Richtung Anorganik weiterentwickeln.
Können Sie dies konkretisieren?
Gerne. Es ist bekannt, dass die anorganischen Binder in der
Kernmacherei heute heiße Kernwerkzeuge benötigen. Das ist
von der energetischen Bilanz negativ gegenüber organischen
Cold-Box-Verfahren. Wenn es uns gelingt – und es sieht danach
aus – Cold-Box-Systeme umweltverträglicher zu machen, dann
wird das Cold-Box-Verfahren auch auf längere Sicht Bestand
haben. Das Cold-Box-Verfahren hat definitiv seine Vorteile, gerade
auch im Eisengussbereich und hat sich in der Automobilindustrie
eindeutig etabliert. Das dürfte auch langfristig so bleiben,
es sei denn, die Regulierungen werden deutlich verschärft.
Welches Verfahren ist stärkster Angreifer der Cold-Box?
Sicherlich ist die Anorganik ein Verfahren, das Cold-Box angreift.
Wenn ich unsere Vertriebszahlen anschaue, dann hat die Anorganik
gegenüber Cold-Box im Aluminiumbereich Boden gutgemacht.
Im Eisenbereich dominiert Cold-Box mit einem sehr guten
Wachstum, Jahr für Jahr werden die Abnahmemengen größer.
Das Cold-Box-Verfahren verdrängt sogar andere organische
Kernherstellungsverfahren. So wird etwa das Maskenformverfahren
zunehmend ersetzt durch Cold-Box. Ähnliches gilt auch
für andere Verfahren: Selbst größere voluminöse Kerne werden
heutzutage immer häufiger geschossen statt nach dem Furan-
36 GIESSEREI 105 02/2018
harzverfahren gestampft. Insofern sehen wir für Cold-Box durchaus
erfolgreiche Zukunftsaussichten.
Ist Elektromobilität für Sie ein Thema? Welche Auswirkungen
hat das für Sie als Gießereizulieferer?
Wenn wir über Elektromobilität sprechen, dann sprechen wir
über reine E-Fahrzeuge sowie über Hybridfahrzeuge. Verbrennungsmotoren
wird es weiterhin geben, auch in vielen asiatischen
Ländern. Wir gehen davon aus, dass der Autoabsatz weiter
wachsen wird und der Anteil an Verbrennungsmotoren einschließlich
Hybrid bis 2025 ebenfalls zulegen wird. Auch die
Verbrennungsmotoren werden sich in Zukunft verändern. Der
Guss wird deutlich komplizierter, weil man ja weiterhin die Reduktion
von CO 2 und anderen Schadstoffen erreichen möchte.
Eine Chance für Guss?
Das bedeutet für die Gießereien eine Herausforderung und für
das Cold-Box-Verfahren eine große Chance. Es werden künftig
mehr komplexe, filigrane Kerne hergestellt und zu Paketen zusammengefügt.
Eine starke Domäne des Cold-Box-Verfahrens.
Die Art und Weise, wie man bestimmte Gussteile herstellt, wird
sich verändern. Dafür benötigt man dann auch besondere Bindemittel.
Cold-Box bleibt bei Hybridantrieben und Verbrennungsmotoren
also ein wichtiges Verfahren...
Absolut. Denn Guss bleibt Bestandteil des Motors. Ob das ein
Turbolader ist, ein Motorblock oder ein Zylinderkopf. Das sind
alles Teile, die weiterhin im Sandguss hergestellt werden. Wenn
die Gussteile noch komplexer werden, dann wandern sie von
Druckguss in Richtung Sandguss. Da sehen wir einen klaren
Trend. Bei höherer Komplexität ist der Guss manchmal einfacher
unter Einsatz des Cold-Box-Verfahrens hergestellt. Aber
Cold-Box-Bindemittel müssen bestimmte Auflagen erfüllen. Sowohl
technisch als auch umweltbezogen müssen die Bindemittel
ein deutlich besseres Ergebnis erzielen als die heutigen Systeme.
An beiden Herausforderungen arbeiten wir momentan
intensiv. In ein bis zwei Jahren werden wir dem Markt Lösungen
anbieten, die auch diese neuen Rahmenbedingungen erfüllen
können.
Stellt E-Mobilität besondere Anforderungen an die Gießereichemie?
Nein, für die Herstellung von Gussteilen hängt das allein von
den Verfahren ab, die man verwendet. Aber im Auto gibt es
neben dem Powertrain-Bereich, der mit der E-Mobilität möglicherweise
kleiner wird, immer mehr Druckgussteile in Karosserie
und Fahrwerk. Auch diese Bereiche bedient HA seit einigen
Jahren und auch da sehen wir Chancen für leistungsstarke,
also die Produktivität steigernde und umweltfreundliche Produkte.
Wie entwickelt sich der Bereich Schlichten? Wann kommt
das schlichtelose Gießen?
Im Eisenguss gibt es seit Jahren Anstrengungen, auf das Schlichten
zu verzichten. Es gelingt zum Teil – das ist abhängig von der
Metallurgie und der Geometrie des Gussteils –, aber in vielen
Fällen ist der Verzicht auf das Schlichten nicht möglich. Der
Bereich der Schlichten wird sogar wachsen in der nächsten
Zukunft.
Was sind die Treiber?
Nehmen wir nur die neuen Technologien wie den 3-D-Druck
zur Kernherstellung. Der 3-D-Druck erlaubt eine enorme Geometriefreiheit,
hat aber den Nachteil, dass die Verdichtung
nicht mit einem geschossenen Kern vergleichbar ist. Um die
geforderte Oberflächengüte zu erreichen, benötigt man einen
Überzugsstoff, um die beim Drucken entstehende Unebenheit
zu glätten. Wir sind dabei, speziell auf den 3-D-Druck abgestimmte
Schlichten zu entwickeln, denn es funktioniert nicht
jede Schlichte bei dem Verfahren. Das ist ein Markt mit Zukunft.
Und im Eisenguss?
Im Bereich Eisen- und Stahlguss, auch wenn die Anorganik Einzug
in diese Bereiche findet, ist das Schlichten notwendig. Es
ist uns darüber hinaus gelungen, anorganische Systeme, die in
der Regel sehr sensibel gegenüber Wasser sind, und Schlichten
so zu modifizieren, dass ein Auftrag von Wasserschlichten
ohne Schädigung möglich ist. Wir arbeiten kontinuierlich daran,
dass die eingesetzten Bindersysteme und die dazu passenden
Überzugstoffe harmonieren, um bestimmte Gussfehler im
Eisen- und Stahlbereich zu verhindern.
Schlichten bleiben ein FuE-Thema?
Wir haben sogar unsere Ressourcen erweitert und beschäftigen
zusätzliche Forscher im Bereich Schlichte. Wissenschaftler, die
nichts anderes machen, als Schlichten für die Bereiche Anorganik
und 3-D-Druck weiterzuentwickeln. Wir sind überzeugt,
dass Schlichten auch in Zukunft einen wachsenden Markt darstellen
werden.
GIESSEREI 105 02/2018 37
INTERVIEW
Arbeiten Sie bei additiver Fertigung mit Maschinenherstellern
und Gießern zusammen?
Wir arbeiten mit Universitäten und Instituten in dieser Richtung
zusammen und auch mit Gießereien und Maschinenherstellern.
Hersteller von 3-D-Druckern wie voxeljet und ExOne sind unsere
Kunden. Wir beliefern sie mit den entsprechenden Produkten
und wir arbeiten auch gemeinsam an Lösungen für die Gießerei-
Industrie.
Hüttenes-Albertus ist global aufgestellt. Woher kommt die
stärkste Nachfrage?
HA hat sich sehr gut etabliert in Europa und hält auch in den
USA eine sehr gute Position. Ein großes Wachstumspotenzial
haben wir definitiv in Asien und hier speziell in China, dem am
schnellsten wachsenden Markt. In China wachsen wir jährlich
zweistellig. Aber auch Indien, die Türkei und Russland sind Märkte,
wo wir einen guten „Footprint“ haben.
Sie haben additive Fertigung angesprochen. Ein Motorenwerk,
das mehr als eine Million Motoren im Jahr gießt,
benötigt eine wirtschaftliche Kernfertigung. Wird 3-D-Druck
Kernschießmaschinen jemals ersetzen können?
Kurz- und mittelfristig sicher noch nicht. Die Druckzeiten sind
noch zu lang. Aber es findet eine enorme Entwicklung statt. In
den letzten fünf Jahren ist das Vierfache der Geschwindigkeit
erreicht worden. Tendenz ist weiterhin, dass man mit höherer
Geschwindigkeit etwas erreichen kann. Sicher ist, dass der 3-D-
Druck eine maximale Geometriefreiheit erlaubt. Kerne, die man
aufgrund ihrer Geometrie nicht schießen kann, wird man in
Zukunft additiv fertigen. Die einfacheren Kerne werden weiterhin
kostengünstig geschossen. In Zukunft erwarten wir eine
Kombination beider Verfahren: Eine Kernmacherei wird nicht
ausschließlich 3-D-Drucker oder Kernschießmaschinen haben,
sondern eine Kombination von beidem einsetzen.
Sind das Anforderungen aus der Industrie, die an Sie herangetragen
werden?
Sicherlich. Beim Thema 3-D-Druck haben wir ebenfalls Ressourcen
für die Entwicklung von Additiven für das Drucken von Kernen
aufgebaut. Neue Verfahren, neue Produkte: Wir spüren den
Innovationsdruck auch von der Kundenseite her. Schon heute
lassen sich komplette Kernpakete mit 20 Kernen drucken, wobei
man Kerne und Formen nicht mehr in jedem Fall klar auseinanderhalten
kann. Wir werden angesprochen, wie man diese
neue Technologie vorantreiben kann. Die Industrie will das
auf jeden Fall nutzen, sieht aber heute noch gewisse Grenzen.
Was genau ist dabei die Aufgabe von HA?
Unsere Aufgabe sehen wir darin, die richtigen Produkte für die
verschiedenen Metalle zu entwickeln, um das Drucken von Kernen
voranzutreiben. Denn es ist nicht nur das Drucken, es geht
auch um die thermische Stabilität eines solchen Kerns beim
Gießen, bis hin zum Entkernen. Es hilft nicht, wenn ich einen
schön gedruckten Kern habe, den ich aber nicht mehr aus dem
Gussteil rausbekomme. Nach dem Abgießen muss auch bei
dem filigransten Teil der Sand aus der engsten Ecke heraus.
Und das ist die schwierige Aufgabe, die wir versuchen durch
Neuentwicklungen zu lösen.
Was treibt in China die Nachfrage?
Die Automobilindustrie, aber auch der Maschinenbau ist in der
Gießereibranche ein Treiber. Wenn wir über Hydraulikguss reden,
dann haben wir in China jährlich fünf bis zehn neue Kunden.
In Europa schrumpft Hydraulikguss weiterhin, bis auf Spezialitäten.
Der einfache Guss geht nach China. Dort entstehen
in diesem Bereich auch immer mehr Gießereien.
Spielt Anorganik dort eine Rolle?
Anorganik spielt in China eine immer wichtigere Rolle. Im Laufe
des nächsten Jahres wird unsere Absatzmenge für Anorganik
in China größer werden als in Europa. China ist ein Land mit
einer enormen Entwicklungsgeschwindigkeit. Die Umsetzung
bestimmter Regulierungen erfolgt nicht in Jahren, sondern binnen
eines Jahres. Einige unserer Kunden waren bereits gezwungen,
aus Umweltgründen auf Anorganik umzustellen. Im Bereich
Aluminiumguss für die Automobilindustrie entstehen immer
mehr neue Fertigungslinien, die alle in Richtung Anorganik eingestellt
sind, um die Umweltauflagen zu erfüllen. Aber auch das
Cold-Box-Verfahren ist ein wachsendes Verfahren in diesem
Land und ersetzt zunehmend das heute in China bislang vorherrschende
Maskenformverfahren.
Stellen Sie chemische Gießereiprodukte auch für lokale
Märkte her? Besonders hochwertige Angebote für den deutschen
Markt oder die Automobilindustrie, einfachere Produkte
für den asiatischen Markt?
Nun, früher benötigten westeuropäische Gießereien eine höhere
Performance als asiatische. Ich sage bewusst Performance
und nicht Qualität, denn die Qualität muss bei allen unseren
Produkten stimmen. Mittlerweile ist es so, dass wir auch in
China sowohl Kunden haben, die sogar höhere Anforderungen
haben und eine noch größere Performance verlangen als bei
uns, als auch Kunden, die nur Low-Performance-Produkte benötigen.
Unsere Strategie ist, unseren Kunden immer genau die
Lösung zu bieten, die ihren Bedürfnissen entspricht und ihnen
einen Mehrwert, etwa in puncto Effizienzsteigerung, bringt. Daher
fertigen wir nicht überall die gleichen Produkte, sondern
wir haben marktspezifische Produkte, die wir z.B. nur in China
für die dortigen Kunden herstellen.
Wie werden Sie in Zukunft Wachstum generieren? Organisch
oder durch Zukauf?
Die Entwicklung von HA in den letzten Jahren war so, das
Wachstum nicht nur organisch, sondern auch anorganisch
durch M&A erfolgt ist. HA als Familienunternehmen hatte welt-
38 GIESSEREI 105 02/2018
HA Center of Competence (CoC)
Das Gießereitechnikum des HA Center of Competence (CoC) verfügt auf annähernd
8000 m 2 über Pilot- und Industrieanlagen, die nahezu alle Prozessschritte
einer Gießerei abbilden. Neue Ideen und Lösungsansätze für fast alle Form- und
Kernherstellungsverfahren können hier in der Praxis erprobt werden, ohne die
Abläufe bei den Kunden zu beeinträchtigen.
Ein umfassender Maschinenpark bietet außerdem die Möglichkeit, das Zusammenwirken
von Gießereichemie und Maschinentechnik zu optimieren. HA kooperiert
hierbei mit praktisch allen namhaften Herstellern von Gießereianlagen.
Zur Ausstattung gehören unter anderem:
> Schmelz- und Gießanlagen
> Kernschießmaschinen für Cold-Box, Anorganik und weitere Kernherstellungsverfahren
> Sandmischanlagen für Cold-Box und Anorganik-Verfahren
> Durchlaufmischer für das Nobake-Verfahren
> Schlichtezelle inklusive Roboterhandling
> Trockenofen mit besonderen Fähigkeiten
> umfangreiche Messtechnik
weit sehr viele Joint-Ventures mit anderen Familienunternehmen und unsere
Philosophie ist es, letztendlich auch die Mehrheit an diesen JVs in diesen Ländern
zu bekommen. Was uns ja auch gelungen ist. So haben wir im letzten Jahrzehnt
die Mehrheiten an den JVs in der Türkei, Spanien, Korea und Italien übernommen.
Der größte Brocken war aber die Übernahme der restlichen 50 % von unserem
Joint-Venture in Amerika im Mai 2016. Es wird auch in Zukunft weitere M&A-
Projekte geben. Ein wichtiger Teil unseres Wachstums wird aber auch organisch
stattfinden.
Durch neue Produkte?
Durch die Einführung neuer Verfahren und neuer leistungsstarker Produkte für die
spezifischen Märkte. Denn wir orientieren uns, wie bereits gesagt, an den Bedürfnissen
unserer Kunden und entwickeln Lösungen, die ihnen helfen, Prozesse zu
verbessern und die Produktivität zu steigern. Insbesondere im chinesischen Markt
erwarten wir ein deutliches Wachstum. Aber auch im südostasiatischen Raum, der
für uns ebenfalls eine zukunftsweisende Region ist.
Nächstes Jahr ist GIFA-Jahr. Was wird es von HA zur GIFA 2019 Neues geben?
Keine Revolution, aber eine Evolution mit vielversprechenden neuen Lösungen.
Wir wollen nicht nur einzelne Produkte, sondern vor allem aufeinander abgestimmte
Komplettlösungen für die Gießerei-Industrie anbieten. Wir werden mindestens
zwei neue Lösungen vorstellen, welche die Gießerei-Industrie positiv und nachhaltig
beeinflussen werden.
Letzte Frage: Wo steht HA heute und wo in 10 Jahren?
Heute ist HA im europäischen Markt sicherlich eines der führenden Gießereichemieunternehmen.
Auch in Nordamerika haben wir eine sehr gute Position. In
Asien sehen wir in einigen Gießereimärkten noch enormes Entwicklungspotenzial.
Dort sind die beiden Buchstaben „HA“ nicht immer so bekannt, wie wir uns das
wünschen. Das wird sich in 10 Jahren sicherlich geändert haben. Aber eines ist
sicher: Wir sind und bleiben ein Familienunternehmen. Dahinter stehen unsere
Eigentümer. Unser Credo „HA family“ ist nicht nur ein Slogan. Unsere Mitarbeiter
und Partner in der globalen HA-Welt leben und erleben das jeden Tag. Ihre
Motivation beruht darauf und sie arbeiten tagtäglich leidenschaftlich daran, die
Zukunft und das Wachstum unseres Unternehmens mitzuge stalten.
Das Interview mit Amine Serghini führte Gerd Krause, Düsseldorf.
Imerys – Starkes Potenzial
für Synergien
IKO – der Name des Herstellers von Formstoffzusätzen und Kernsandadditiven war der
ganzen Gießereibranche ein Begriff. Doch vor drei Jahren wurde aus der allseits bekannten
Marke IKO „Imerys Metalcasting Solutions“. Die französische Firmengruppe
Imerys, ein global führender Hersteller von Spezialprodukten basierend auf mineralischen
Ressourcen für die Industrie, hatte die griechische S&B Industrial Minerals S.A.,
und somit auch deren Gießerei-Bereich IKO, übernommen und in „Imerys Metallurgy“
umbenannt. „Der schnelle Markenwechsel war zunächst eine Herausforderung, doch der
ist zügig gelungen“, betont Didier Legrand, Technical & Commercial Director - Foundry
Europe. Ein großer Pluspunkt der Übernahme: „Es gibt ein starkes Potenzial für Synergien“
und frische Investitionen.
78 GIESSEREI 105 02/2018
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Dr. Oleg Podobed,
Leiter Anwendungstechnik
- Gießerei
Deutschland. Sicherheit
hat im Unternehmenskonzept
einen hohen Stellenwert.
Silo-Abfüllstation im
Werk in Marl.
FOTOS: MV
Kundennähe war Imery bei der Übernahme
von IKO wichtig, wie hier am
GIFA Messestand von Imerys.
VON MICHAEL VEHRESCHILD, KLEVE
Manches ist nun anders, aber vor
allem auch besser. Was bereits
beim Betreten des früheren IKO-
Werksgeländes in Marl unübersehbar ist.
Beim Gang über das Firmenareal weist eine
rote Beflaggung auf das Beladen eines
Lkw hin. Leuchtende Helme der Mitarbeiter
und sicher fixierte Standregale sollen
zur Vermeidung von Unfällen beitragen.
Und auch ein großzügig markierter Sammelbereich
für Notfälle am Eingang setzt
beim Besucher sofort ein deutliches Signal:
Hier wird Wert auf Sicherheit gelegt.
Um nicht falsch verstanden zu werden:
Auch vor der Übernahme durch Imerys
war Sicherheit ein hohes Gut. Aber das
französische Unternehmen hat „noch eine
Schippe draufgelegt und sein Sicherheitskonzept
auf IKO/S&B übertragen“,
erklärt Dr. Oleg Podobed, Leiter Anwendungstechnik
- Gießerei Deutschland.
IKO/S&B und Imerys ergänzen sich
Einen Mehrwert gibt es aber nicht nur
beim Thema Sicherheit – auch die größere
Vielfalt an Lösungsmöglichkeiten ist
ein positiver Effekt der Übernahme. Denn
„IKO/S&B und Imerys ergänzen sich“, betont
Didier Legrand. Gut so, denn neben
bestmöglicher Leistung der Produkte
„müssen Gießereien schnell produzieren
und Kosten reduzieren, außerdem werden
Gussteile immer komplexer.“
Eine Herausforderung, zu deren Lösung
auch die kundenspezifischen Mischungen
von Formstoffzusätzen, basierend
auf Bentoniten, Glanzkohlenstoffbildnern
und anderen ausgewählten,
hochwertigen Rohstoffen der Firma Imerys
Metalcasting beitragen. Durch die
Übernahme vor rund drei Jahren erhielt
das Werk in Marl zusätzlich Zugriff auf die
Mineralien von Imerys. Verfügte S&B in
der Vergangenheit über fünf Industriemineralien,
können nun zusätzlich über 30
verwendet werden. Ein Schub für weitere
Innovationen. So gab es 2016 in der Imerys
Gruppe weltweit bereits mehr als 90
neue Produkte, 2017 waren es sogar 110
Neuentwicklungen.
Liefersicherheit erhöht
Die Imerys Metalcasting-Werke profitieren
nun von einem wesentlich umfangreicheren
Netzwerk, denn die Gruppe ist auf
fünf Kontinenten präsent – mit 270 Industriestandorten
in über 50 Ländern.
Dazu zählen weltweit 14 Produktionsstandorte
für Gießereien in Europa, Nordamerika
und Asien. „Das ermöglicht uns
heute, die passenden Produkte relativ
kurzfristig bereitzustellen. Auch die Liefersicherheit
wird erhöht“, so Didier Legrand.
„Außerdem können Marktschwankungen
besser abgefedert werden, weil
wir über eigene Minen verfügen“.
GIESSEREI 105 02/2018 79
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Fokus auf Innovation
Der Trend zu Gewichtsreduzierung bei
modernen Gussteilen und steigende Umweltanforderungen
verlangen nach innovativen
Produkten. Erwartungen, die
nicht nur durch die höhere Zahl an Mineralien
erfüllt werden sollen. Denn das
Imerys Metalcasting Team besitzt auch
den Zugang zu den Forschungszentren,
Testmöglichkeiten und dem Know-how
der Imerys Gruppe. Unterstützt wird die
Entwicklung innovativer Lösungen durch
das neu gegründete „Business Development“.
Diese junge Abteilung forciert
nicht nur die klassische Forschung und
Entwicklung, sondern fokussiert sich
auch auf die Verfolgung von Markttrends
sowie die Marktbearbeitung. Imerys Metallurgy
stockte seit 2015 das Team mit
zusätzlichen Wissenschaftlern auf und
startete F&E-Projekte im Gießerei-Bereich.
Auch die Zusammenarbeit mit Universitäten
und Instituten wurde intensiviert,
sowie in neue Ausrüstung investiert.
Obendrein verstärkte Imerys
Metallurgy das Verkaufsteam mit jungen
Fachleuten.
Als erster umweltfreundlicher Formsand-Binder
wurde Envibond vor 10 Jahren
in die Gießereiindustrie eingeführt.
Envibond reduziert den Anteil an organischen
Komponenten im Formstoff-Kreislauf
und ermöglicht somit der Gießerei,
während des Gießvorgangs die Emissionen
signifikant zu senken und die Arbeitsbedingungen
zu verbessern. Dank der
oben genannten Maßnahmen wird Envibond
kontinuierlich und intensiv weiterentwickelt,
um dem Markt neue Lösungen
zur Verfügung zu stellen.
Kundennähe bleibt gewahrt
Bei allen Vorteilen besitzt für Imerys die
Kontinuität einen hohen Stellenwert. Alle
bisherigen Leistungen von IKO/S&B
werden weiterhin angeboten und so die
Kundennähe gewährt. „Der Hintergrund
blieb also gleich“, unterstreicht Didier
Legrand.
Dennoch setzte Imerys auf Aufklärung,
um die Umgewöhnungsphase bestmöglich
zu meistern. Durch eine forcierte Öffentlichkeitsarbeit
wurden die Kunden
während des Übernahmeprozesses kontinuierlich
über die Entwicklung informiert,
auch die bisherigen Ansprechpartner
blieben identisch. Bei der vergangenen
GIFA 2015 in Düsseldorf sprang die
neue Verbindung dann regelrecht ins Auge:
Am Stand von Imerys Metalcasting
war zu sehen, wie das IKO- mit dem Imerys-Logo
verschmolz. Insgesamt eine
Imerys Metalcasting – ein Unternehmen mit langer Tradition
S&B Industrial Minerals wurde 1934 gegründet und besitzt eine lange Tradition als
Zulieferer von Gießerei-Bentoniten aus den bekannten Lagerstätten der griechischen
Insel Milos sowie weiteren Minen weltweit. Der Ursprung von IKO Industriekohle
geht auf das Jahr 1964 zurück. 1994 fusionierten IKO Industriekohle und
Erbslöh Geisenheim – S&B erwarb 50 Prozent der neu gegründeten Firma mit Werken
in Deutschland und Frankreich. Im Jahr 2001 übernahm S&B auch die restlichen
50 Prozent von IKO, rückte noch näher an die Gießerei-Kunden in Europa und
belieferten sie mit Bentoniten, Glanzkohlenstoffbildnern und anderen ausgewählten
Rohstoffen sowie kundenorientiertem Service. Durch die Nutzung weiterer
lokaler Anlagen, Kompetenzen und Technologien wurden die Gießerei-Aktivitäten
in Amerika, der Türkei und zuletzt in China sowie in Indien und Italien erweitert.
Seit dem Jahr 2015 gehören S&B, bzw. IKO zu Imerys, dem weltweit führenden
Anbieter von Spezialprodukten basierend auf mineralischen Ressourcen für die
Industrie. Auch Imerys ist ein Traditionsunternehmen. Bereits im Jahr 1880 wurde
die französische Firma mit Hauptsitz in Paris gegründet. Das Unternehmen zählt
weltweit rund 18 500 Mitarbeiter und erzielte 2016 einen Umsatz von über 4 Milliarden
Euro. Zudem setzte sich Imerys ehrgeizige und anspruchsvolle Ziele für
einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt und der sozialen Verantwortung
gegenüber Mitarbeitern und Geschäftspartnern.
Die Imerys Metallurgy Division, die aus S&B hervorgegangen ist, basiert auf
einem global führenden Bentonit-, Perlit-, Bauxit- und Moler-Geschäft mit eigenen
hochwertigen Vorkommen. Daneben gibt es eine Geschäftseinheit für Flussmittel
für das Stahlgießen. Die Metallurgy Division konzentriert sich hauptsächlich auf
die Gießerei-Industrie und deren Geschäftsbereiche. Die frühere IKO heißt jetzt
Imerys Metalcasting.
Imerys Metalcasting bietet der Gießerei-Industrie maßgeschneiderte Lösungen
von Formstoffzusätzen bei gleichzeitigem technischem Service. Durch die globale
Ausrichtung werden auch internationale Kundengruppen bedient, unterstützt durch
das umfangreiche Netzwerk von 14 Standorten, ganz nach dem Motto „Think Global,
Act Local“. Hauptkundengruppe sind Gießereien mit automatisierten Formanlagen.
Ein weiterer Bereich für die Anwendung von Produkten von Imerys Metalcasting
sind Kernmachereien, die mit dem Cold-Box-Verfahren arbeiten. Hier werden
Kernsandadditive zur Vermeidung von Blattrippen und anderen kernsandbedingten
Gussfehlern eingesetzt.
Strategie, die Wirkung zeigte, denn die
Übernahme war „kein Schock für die
Branche“, sagt Didier Legrand. Sein Fazit:
Die Übergangsphase ist geglückt – trotz
der üblichen Herausforderungen einer
Veränderung.
Eine Herzenssache
Aber auch neue Lösungen für die Herausforderungen
der Kunden und für neue Anwendungen
werden gefunden. - Und es
passt einfach: Denn IKO bzw. S&B und
Imerys haben den gleichen Hintergrund.
Beide Unternehmen bieten Lösungen auf
Mineralienbasis für die Industrie an. Es
geht also um eine gemeinsame erfolgreiche
Zukunft, nicht um ein spekulatives
Geschäft. „Imerys akquiriert ausschließlich
Unternehmen, die eine Ergänzung
bzw. Erweiterung zu bestehenden Geschäftsbereichen
darstellen und in die
Wachstumsstrategie und Märkte der Imerys
Gruppe passen“, betont Dr. Oleg Podobed.
Für Kontinuität steht auch Didier Legrand
als Technical & Commercial Director.
Das Gießen hat es seiner Familie schon
lange angetan. Sein Vater arbeitete 47 Jahre
in der Gießerei-Industrie. Didier Legrand
stieg bereits mit gerade einmal 16 Jahren
in die Branche ein, zunächst im Laborbereich.
Und die Faszination blieb. Denn bis
Moderne Ausrüstung unterstützt die
Forschung, hier im Labor des Imerys-Werks
Marl.
FOTO: IMERYS
80 GIESSEREI 105 02/2018
Bentonit-Lagerstätte auf Milos.
heute sind 42 Jahre – wohlgemerkt in der
gleichen Branche – vergangen. davon alleine
28 Jahre bei IKO und später bei Imerys.
Das Unternehmen ist Didier Legrand
eine Herzensangelegenheit. Kein Wunder,
dass er mit Blick auf die Perspektiven von
Imerys Metalcasting begeistert von der
erfolgreichen Entwicklung schwärmt...
Ohr an der Branche
Als Sales-Chef von Europa eilt Didier Legrand
von Gespräch zu Gespräch. Das ist
ihm wichtig, „denn wir müssen das Ohr
an der Entwicklung der Branche haben“.
Imerys Metalcasting sieht sich als
strategischer Partner der Automobilindustrie.
Das Unternehmen bewegt deshalb
auch die Mobilität der Zukunft. Damit
Legrand die Erwartungen der Branche
ganz genau kennt, trifft er sich
deshalb mit Automobilzulieferern der
Gießereibranche - damit Imerys Metalcasting
auch weiterhin kräftig Fahrt aufnehmen
kann.
FOTO: IMERYS
Nachgefragt: Das Entwicklungspotenzial
ist groß
Für Imerys war die Übernahme von IKO bzw. S&B eine sinnvolle Investition. Über die
Gründe hierfür und die damit verbundenen Herausforderungen sprachen wir mit Didier
Legrand, Technical & Commercial Director - Foundry Europe.
Wie stellte sich die Situation vor der
Übernahme für IKO/S&B dar?
Legrand: IKO/S&B war und ist ein führender
Lieferant von Formstoffzusätzen
in der europäischen Gießerei-Industrie.
In den vergangenen fünf Jahren hat sich
die Bentonit-Zulieferlandschaft aber
durch die Übernahmen von anderen Bentonit-Herstellern
durch größere Unternehmen
verändert. Somit war dieser Schritt
wahrscheinlich unvermeidlich. Aber im
Gegensatz zu den Mitbewerbern wurde
S&B von einem Mineralienspezialisten
übernommen, dessen Vision es ist, diese
neue Sparte für Imerys zu entwickeln.
Was waren die Gründe für die Übernahme
von S&B durch Imerys?
Legrand: Beide Firmen besitzen hochwertige
Vermögenswerte und Führungspositionen
in den meisten Märkten. S&B ist
ein gesundes und gut geführtes Unternehmen.
Und das Geschäftsmodell entspricht
weitgehend dem von Imerys. Wir
sehen ferner ein starkes Potenzial für Synergien:
Es ergeben sich komplementäre
Endmärkte und die geografische Aufstellung
ergänzt sich. Das Entwicklungspotenzial
ist groß, etwa bei der geografischen
Expansion, Innovation, Produktentwicklung
und bei Optimierungen.
Wie reagierten die Beschäftigten von
S&B auf die Übernahme?
Legrand: Die Menschen haben immer
Angst vor Veränderungen, aber in diesem
Fall wurde der Wechsel aufgrund der sehr
guten Vorbereitung, der schnellen Integration
und dem Angebot neuer Möglichkeiten
zur Entwicklung der Mitarbeiter
sehr positiv aufgenommen. Zusammenfassend
wurde es sehr begrüßt, von einer
großen Industriegruppe übernommen zu
werden.
FOTO: MV
Was sind die Herausforderungen der
Zukunft?
Legrand: Innovationen zu beschleunigen
und eine schnelle Antwort an den anspruchsvollen
Markt zu geben. In der Gießerei-Industrie
gibt es ständig neue technische
Anforderungen und wachsende
Herausforderungen, zum Beispiel an den
Umweltschutz. Dazu entwickeln wir unsere
Produkte ständig weiter.
Für die Automobilindustrie ist auch die
Gewichtsreduzierung ein wichtiges Thema.
Eine grundsätzliche Frage stellt sich
für uns ferner bei der Mobilität von Morgen.
Wie sie aber in zehn Jahren aussehen
wird, lässt sich noch nicht präzise beantworten.
Wir wollen die Augen und Ohren
daher weiter eng am Markt halten.
www.imerys-additivesformetallurgy.com
GIESSEREI 105 02/2018 81
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Auf dem Weg zu einer
neuen Sicherheitskultur
Schmelzer mit voller Montur an einem
Induktionsofen bei GF Singen. Bei den
persön lichen Schutzausrüstungen der
GF-Schmelzer fehlt das Rückenteil, weil
dort keine Gefahr droht. „Wir möchten
Mitarbeiter schützen, sie aber so wenig
wie möglich belasten“, sagt Frank Bettinger.
Mit einer Plakatreihe, einem Schulungsvideo und verschiedenen Aktionen startete
GF Automotive in 2015 seine Null-Risiko-Initiative. Ziel ist es, die Arbeits sicherheit an
den Produktionsstandorten in Europa, Asien und Amerika deutlich zu steigern. Die Initiative,
die noch mehrere Jahre weiterlaufen wird, zeigte bereits nach dem ersten Halbjahr
2016 deutliche Erfolge – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Unfallrate um
26 Prozent.
82 GIESSEREI 105 02/2018
FOTOS: KLAUS BOLZ
VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF
Arbeitssicherheit ist kein Thema, das
sexy ist“, da macht sich Tina Köhler
nichts vor und ergänzt: „Wenn
Kollegen einen Mitarbeiter darauf ansprechen,
die Schutzbrille aufzuziehen, wird
er der Aufforderung wahrscheinlich eher
mürrisch nachkommen.“ Mit der sogenannten
Null-Risiko-Initiative möchte die
Kommunikationschefin von G F Automotive
diese Einstellung zur Arbeitssicherheit
in allen Werken der Konzern-Division
ändern und damit erreichen, dass alle
Mitarbeiter abends gesund nach Hause
kommen. Die Leiterin Marketing & Kommunikation
hat die Messlatte hoch angesetzt:
Die Sicherheitsregeln sollen bei
allen Mitarbeitern in Fleisch und Blut
übergehen, bis sie sich eines Tages für
Hinweise von Kollegen bedanken.
Unfälle geschehen, weil Risiken
eingegangen werden
Das Null-Risiko-Team will mit der Initiative
die Unfallursachen bekämpfen, daher
entschied sich GF für den Namen „Null-
Risiko“. „Unfälle geschehen, weil Risiken
eingegangen werden“, klärt sie auf. Zudem
soll „Null-Risiko“ einen weltweiten
Wiedererkennungswert haben und damit
die Arbeitssicherheit in allen Werken des
Konzerns standardisieren. Köhlers glühendes
Engagement für ein höheres Risikobewusstsein
geht auf einen Unfall bei
Georg Fischer Mettmann zurück, der sie
auf das Thema Arbeitssicherheit aufmerksam
machte. Seither setzt sie sich mit
den Mitteln der Kommunikation für größtmögliche
Arbeitssicherheit an den Produktionsstandorten
ihres Arbeitgebers
ein.
GF Automotive-Kommunikationschefin
Tina Köhler, BDG-Redakteur Robert Piterek
und Frank Bettinger, Leiter Umweltschutz-
und Arbeitssicherheit GF Singen,
bei der Betriebsbesichtigung der Eisengießerei
Georg Fischer Singen (v. l. n. r.).
Mit Unterstützung von GF Automotive-
Chef Josef Edbauer und der gesamten Divisionsleitung
lief die Initiative 2015 in allen
Werken in Deutschland, Österreich und
China an. Betroffen waren über 5000 Mitarbeiter,
die in 2015 für eine Produktion
von 600 000 Tonnen Eisen- und Leichtmetallguss
mit Umsätzen von 1,23 Milliarden
Euro gesorgt hatten. Fokus waren zunächst
die drei häu figsten Unfallursachen
Augen- und Schnitt verletzungen sowie
Stolperfallen. Benchmark für den richtigen
Umgang mit der Arbeitssicherheit war dabei
die Eisengießerei Georg Fischer Singen
unweit des Bodensees, die rund 1100 Mitarbeiter
beschäftigt und bereits seit 2010
GIESSEREI 105 02/2018 83
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Um Unfälle durch
Kollisionen mit den
nahezu lautlosen
Elektro-Gabelstaplern
zu vermeiden,
sind sie mit einem
blauen Licht ausgestattet.
große Anstrengungen zur Senkung der Unfallzahlen
unternommen hat. Schon früh
strebte Umweltschutz- und Arbeitssicherheitsleiter
Frank Bettinger dort das Ziel
an, die Unfallzahlen auf null zu drücken.
Das Singener Werk von GF Automotive
ist eine Hightech-Fabrik, die manuelle Arbeiten
an ihren vier Fertigungslinien im
Laufe der Zeit auf ein Minimum reduziert
hat. Wie in vielen modernen Gießereien
gehören Roboter heute wie selbstverständlich
zur Gießereiausstattung dazu, ebenso
wie ergonomische Arbeitsplätze, z. B. bei
der Gussteilbearbeitung und beim Kerneinlegen.
Doch das Risiko eines Unfalls für
die Mitarbeiter konnte damit nicht vollends
ausgeschlossen werden, auch wenn die
Unfallzahlen deutlich zurückgingen. Die
Null-Risiko-Initiative kam für Bettinger, der
bereits seit über 25 Jahren bei dem Automobilzulieferer
im Süden Baden-Württembergs
arbeitet, deshalb wie gerufen: „Wir
haben hier in Singen bereits vor dem Start
der Initiative einige wirksame Maßnahmen
ergriffen. Die Einführung einer Sicherheitskultur
war für uns der nächste wichtige
Schritt.“
Die Illusion der Unverletzbarkeit
Gussteilbearbeitung
bei GF Singen.
Putzer müssen sich
bei der Arbeit
besonders gut
schützen.
Unfallpräventionsmaßnahmen stoßen naturgemäß
ab einem gewissen Punkt an
Grenzen: „Wir machen sehr viel für unsere
Mitarbeiter, können sie aber nicht in Watte
oder in eine Plastikkugel stecken, es
gibt keine 100 Prozent sichere Arbeit“,
räumt Bettinger ein. Um das Restrisiko zu
minimieren, führe deshalb an einer Sicherheitskultur
kein Weg vorbei. Ziel müsse es
sein, dass die Sicherheit bei der Arbeit im
Vordergrund stehe und sich die Mitarbeiter
möglicher Gefahren immer bewusst
seien. Verordnen lässt sich eine Sicherheitskultur
allerdings nicht, denn ihr stehen
drei menschliche Verhaltensmerkmale
entgegen: „Da ist einerseits die Illusion
der Unverletzbarkeit, die wir alle vom Autofahren
kennen“, erklärt Tina Köhler. „Die
meisten von uns sind davon überzeugt,
dass ein Autounfall nicht uns selbst, sondern
nur anderen passieren kann. Diese
Illusion zu erkennen ist wichtig, um die
Sensibilität für Arbeitssicherheit zu erhöhen“,
bekräftigt sie. Hinzu komme das Risiko
von zu viel oder zu wenig Arbeitsroutine.
Beides gelte als häufige Ursache für
Unfälle. Schließlich komme noch der Umgang
mit Regeln dazu, die aus verschiedenen
Gründen wie etwa Zeitdruck nicht eingehalten
werden. Der Regelverstoß werde
so schnell zur Gefahr für die eigene Gesundheit
und die anderer.
Um die Plakatreihe im Rahmen der
Initiative so schlagkräftig wie möglich zu
gestalten, vermieden die Kommunikationsfachleute
von Georg Fischer den Einsatz
von Schockbildern. Der Grund: Bilder mit
blutigen Helmen oder abgetrennten Gliedmaßen
erreichen das Gegenteil dessen,
was beabsichtigt ist – nämlich das Ausblenden
der Gefahren, wie auch Experten
bestätigen. Die Plakate sind deshalb fast
ästhetisch gestaltet, eine blaue Augenklappe,
ein rosaroter Riss in der Hand oder
gelbe Treppenstufen, die ein männliches
Bein trennen, versehen mit dem Slogan
„Vor dem Unfall ist alles gut, danach ist
alles anders“ – der Fokus liegt auf dem
Inhalt!
Initiative verhinderte
jeden fünften Unfall
2016 wurden die drei Themen dann an
den verschiedenen Standorten abgearbeitet.
Begonnen wurde mit der Warnung vor
Augenverletzungen, die durch passende
Plakate und Aktionen wie das sogenannte
begehbare Auge begleitet wurden, das
drei Tage in Singen Station machte. Dabei
konnten die Mitarbeiter ein großes,
begehbares Modell eines Auges bestaunen,
einen Sehtest machen und den
Auge ninnendruck messen lassen. Highlight
war aber, dass ihnen dort auch
temporär das Augenlicht genommen wurde.
„Dadurch haben sie ein ganz anderes
Verständnis des Themas erhalten“, so
Tina Köhler. Darüber hinaus lud GF Singen
84 GIESSEREI 105 02/2018
die Mitarbeiter samt Familien auf Kaffee
und Kuchen ins Werk ein. „Unser Hintergedanke
war, dass sie dort auch durch
ihre Familien Impulse bekommen, kein
Risiko einzugehen“, blickt Bettinger zurück.
Hinzu kam eine Aktion des Schutzbrillenherstellers
UVEX. Über das Jahr
2016 hinweg folgten dann weitere Aktionen
zum Thema Hand- und Stolperverletzungen.
Beim Blick auf die Unfallzahlen
wurde schnell klar, dass sich die Initiative
auf die Unfallzahlen auswirkte: In den ersten
sechs Monaten des Jahres 2016 fielen
sie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
um mehr als ein Viertel (26 Prozent). Beim
Vergleich der beiden Geschäftsjahre 2015
und 2016 zeigte sich eine Unfallreduktion
um rund 20 Prozent.
Risikoeinschätzung vor Ort
unentbehrlich
Die Arbeitssicherheitsinitiative von
Georg Fischer konnte den Unfallzahlen
Ästhetische Plakatreihe: Im Rahmen der
Null-Risiko-Initiative wird dezent auf
mögliche Gefährdungen im Betrieb hingewiesen.
zwar konzernweit einen kräftigen Dämpfer
verpassen. Die Hauptarbeit für das
Wohl der Mitarbeiter wird aber weiterhin
bei den Verantwortlichen vor Ort wie
Frank Bettinger erledigt. Wenn er über
seinen Arbeitsalltag spricht, wird schnell
klar, dass er nichts unversucht lässt, um
Unfälle im Singener Werk zu verhindern
oder Wiederholungen auszuschließen:
Für die rund 1100 Mitarbeiter am Standort
ist ständig ein dreiköpfiges Team im
Werk unterwegs, um in Sachen Arbeitssicherheit
zu beraten und Unfallhergänge
genauestens zu untersuchen. 2016
gab es noch 63 Arbeitsunfälle, ein Rückgang
von über 65 Prozent gegenüber
2010, als noch 148 Unfälle auftraten –
ein großer Erfolg, der besonders auf Bettingers
Einsatz zurückgeht. 2017 fiel die
UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Gussausleerstation für Eisenguss. Mit
Kränen für das Handling der Gussteile
werden die Mitarbeiter ergonomisch bei
ihrer Arbeit unterstützt.
Zahl der Unfälle am Arbeitsplatz sogar
auf 49. Bettinger und seine Leute begehen
tagtäglich Abteilungen und beobachten
Abläufe, um Risiken einschätzen zu
können. Auf dem ausgedehnten Werksgelände
mitten in Singen kommt es auch
immer wieder zu Umbauten, die neue
Gefahrenquellen für die Arbeitsplätze der
Mitarbeiter darstellen können. Bei der
Neueinstellung von Mitarbeitern schließt
Bettinger Gefährdungen möglichst bereits
vor Arbeitsantritt aus – von der individuell
zusammengestellten Persönlichen
Schutzausrüstung (PSA) bis zur
Arbeitsplatzergonomie. Schlechte ergonomische
Arbeitsbedingungen sind für
den erfahrenen Ingenieur „Unfälle auf
Zeit, die wir gerade wegen des demografischen
Wandels genauestens im Blick
behalten müssen“.
Bis Mitte 2018 haben Bettinger und
sein Team nun eine Mammutaufgabe zu
bewältigen: die Schulung aller 1100 Mitarbeiter
im Rahmen der Null-Risiko-Initiative.
Doch statt die Hände über dem
Kopf zusammenzuschlagen, weil 80 –100
Schulungen in Gruppen von 10–15 Mitarbeitern
zu organisieren sind, stellt sich
der Leiter Umweltschutz und Arbeitssicherheit
der Herausforderung gerne.
Schließlich geben die Schulungen seinem
Fachgebiet im Unternehmen eine völlig
neue Bedeutung. „Die Initiative hat die
Firma bereits von innen verändert“, ist
sich der 51-Jährige sicher.
Um den Kulturwandel im Unternehmen
voranzutreiben und zu stabilisieren,
wurde auch ein Schulungsvideo für alle
Standorte in Deutsch, Englisch und Chinesisch
gedreht. Darin werden die Gefahrenquellen
überspitzt dargestellt und gezeigt,
was nicht passieren soll. Die Geschäftsführer
und Vorgesetzten sind eng
in den Prozess eingebunden. Passiert etwa
in Singen ein Unfall, muss ihn der Vorgesetzte
untersuchen, dokumentieren
und kurz- oder langfristige Maßnahmen
definieren. „Und er muss sofort dafür sorgen,
dass der Unfall in der nächsten
Schicht nicht mehr passiert“, betont Bettinger.
„So erhalten wir sehr gute Informationen
und werden bei der Sicherheit
kontinuierlich besser“, setzt er hinzu.
Null-Risiko-Initiative
wird fortgeführt
Die Null-Risiko-Initiative ist mit Gesprächen
im vergangenen Herbst bereits in die
zweite Phase eingetreten. Dabei wurden
die nächsten drei Hauptthemen festgelegt.
Um die Sicherheit am Arbeitsplatz noch
weiter zu steigern, wird der Fokus bei Georg
Fischer Automotive künftig auf die Nutzung
von Fußwegen und geeigneten Aufstiegen
sowie Ordnung am Arbeitsplatz
gerichtet. Die Plakatreihen sind vorerst aus
dem Werksalltag verschwunden, „damit
die Erinnerung bald mit neuen Impulsen
aufgefrischt werden kann“, so Tina Köhler.
Ein angenehmer Nebeneffekt der Bemühungen
rund um das Thema Arbeitssicherheit
sind Bettinger zufolge geringere
Ausfallzeiten der Mitarbeiter, weniger
Anlagenstillstände und – wie Tina Köhler
betont – ein Plus für die Attraktivität von
Arbeitsplätzen: „In vielen Köpfen sind Gießereien
leider immer noch schmutzig, laut
und gefährlich. Von diesem Image muss
die ganze Branche weg – der Nachwuchs
will hochtechnisierte Arbeitsplätze und
deshalb müssen wir bei der Arbeitssicherheit
etwas tun!“ www.gfau.com
86 GIESSEREI 105 02/2018
STANDPUNKT
Deutschland droht Blackout
durch E-Autos
Von Svenja Gelowicz, Würzburg
Das deutsche Niederspannungsnetz
kann die steigende Zahl an
E-Fahrzeugen in Kerngebieten bereits
in fünf bis zehn Jahren nicht mehr
bewältigen. Davor warnt eine Analyse der
Unternehmensberatung Oliver Wyman
eindringlich.
Im Gegensatz zu China sind E-Autos in
Deutschland noch kein Hype; sie sollen es
aber noch werden – spätestens in den
2020er-Jahren, wenn die Konzerne die von
der EU vorgegebenen CO 2
-Ziele erreichen
müssen. Bei Nichteinhaltung drohen
schließlich Strafen in Milliardenhöhe.
Doch: Das deutsche Niederspannungsnetz
packt die Stromversorgung in
Deutschland ab einer E-Auto-Quote von
30 Prozent nicht mehr. Zu diesem Ergebnis
kommt die Analyse „Der E-Mobilitäts-
Blackout“ von Oliver Wyman, und ähnlich
klingen auch die Aussagen von Innogy-
Managerin Hildegard Müller gegenüber
dem „Handelsblatt“: „Wir stehen vor einer
Mammutaufgabe“, sagt Müller. Sie
verantwortet bei dem Energiekonzern das
Vorstandsressort Netz und Infrastruktur:
„Der Ausbau der Elektromobilität ist beherrschbar,
wir müssen aber jetzt die Weichen
stellen.“ Und auch Eons Vertriebsvorstand
Karsten Wildberger warnt in der
Wirtschaftszeitung: „Wir müssen den
Netzausbau so gestalten, dass es nicht
zu Engpässen kommt.“
E-Autos bedrohen stabile Stromversorgung
Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen
könnte in deutschen E-Mobilitäts-
„Hotspots“ bereits in fünf bis zehn Jahren
regelmäßig der Strom ausfallen, ab 2032
ist damit flächendeckend in Deutschland
zu rechnen. Auf diese Weise bedrohe die
wachsende Anzahl elektrisch angetriebener
Autos – 2035 soll mehr als jedes dritte
Auto auf deutschen Straßen ein E-Auto
sein – die Stabilität der Stromversorgung.
Das heißt also: Steuern Politik und
Netzbetreiber nicht gegen, würden E-Autos
zur Blackoutgefahr – erst in den
Speckgürteln um Städte wie München,
Frankfurt oder Berlin, später sogar bundesweit.
Das Problem bei Millionen an
Elektrofahrzeugen ist weniger der zusätzliche
Strombedarf, problematisch sind
vielmehr die höheren Lastspitzen im Niederspannungsnetz.
Akuter Handlungsbedarf für
Netzbetreiber
Denn: Für diese Menge an Elektromobilen
ist das Niederspannungsnetz im deutschen
Stromnetz nicht ausgelegt. In
Stadtrandlagen mit einer hohen Affinität
der Bevölkerung zur Elektromobilität wird
bereits in fünf bis zehn Jahren eine E-Auto-Quote
von 30 Prozent erreicht werden
und damit zu punktuellen Stromausfällen
führen. Ein Rechenbeispiel für einen solchen
lokalen E-Mobilitäts-Hotspot zeigt:
Bei einer Ortsnetzgröße von 120 Haushalten
reichen bereits 36 Elektroautos
aus, um das Netz zu überlasten. Ohne
vorbeugende Maßnahmen ist ab 2032 mit
flächendeckenden Stromausfällen zu
rechnen, so die Autoren der Studie.
Um diese zu vermeiden, müssten die
Betreiber unter den aktuellen Rahmenbedingungen
und bei einer Elektrifizierung
von 50 Prozent der Automobile bis zu elf
Milliarden Euro in den Ausbau ihrer Netze
investieren.
Eine Lösung: Ladegänge
flexibilisieren?
Eine Alternative zum Netzausbau ist laut
der Autoren die Flexibilisierung der Ladevorgänge.
Denn: Die Dauer dieser sei in
FOTO: VOGEL VERLAG
der Regel so kurz, dass diese die längste
Zeit nachts am Netz angeschlossen sind,
ohne aktiv geladen zu werden. Die meisten
Ladevorgänge verfügen deshalb über
eine zeitliche Flexibilität. Heißt: Sie müssen
nicht unbedingt in dem Moment starten,
in dem das Auto an die Steckdose
angeschlossen wird.
Vielmehr kann der Ladevorgang auch
später in der Nacht beginnen, ohne dass
ein E-Auto-Nutzer am nächsten Tag auf
sein vollgeladenes Fahrzeug verzichten
muss; und dadurch wird eine Netzüberlastung
vermieden und die Gefahr eines
flächendeckenden Stromausfalls minimiert.
Für die Umsetzung sei eine smarte
Software notwendig.
Audi forscht an schlauem
Energienetz
Ähnlich denkt auch die VW-Marke Audi.
Im Rahmen eines Forschungsprojekts betreibt
Audi gemeinsam mit weiteren Partnern
einen Modellversuch mit Haushalten
im Raum Ingolstadt und der Region
Zürich. Auto, Wohnhaus und Stromversorgung
sollen in einem intelligenten
Energienetz verknüpft sein. Dabei werden
Photovoltaikanlagen unterschiedlicher
Größe mit stationären Batteriespeichern
kombiniert.
Die Steuerungssoftware des Züricher
Start-ups Ampard verteilt den Solarstrom
intelligent anhand des aktuellen oder
planbaren Bedarfs von Auto, Haushalt und
Heizung. Und: Das Audi Smart Energy
Network interagiert zusätzlich mit dem
Stromnetz. Über eine integrierte Kommunikationsschnittstelle
würden alle Anlagen
zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet
und bilden ein Smart Grid.
Die vernetzten Heimspeicher stellen
eine sogenannte Regelleistung bereit. Das
heißt: Sie gleichen die Schwankungen
zwischen Erzeugung und Verbrauch aus
und stabilisieren die Netzfrequenz, indem
sie kurzfristig kleinere Mengen Energie
stationär zwischenspeichern.
Svenja Gelowicz ist Redakteurin der
Fachzeitschrift Automobil Industrie, Würzburg
(dort ist der Beitrag am 22. Januar
2018 erschienen. Weitere Informationen
unter www.automobil-industrie.de)
98 GIESSEREI 105 02/2018
MEDIEN & BÜCHER
Best-Practice-Beispiele für
Abwärme nutzung
Neuer Film des VDI Zentrums Ressourceneffizienz
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an: redaktion@bdguss.de
Abgaswärmetauscherturm bei der Portland-Zementwerk Gebr. Wiesböck & Co. GmbH in Oberbayern.
Bilstein glüht unter Heizhauben Coils und
nutzt erhitzte Gase zur Stromerzeugung.
Die ORC-Anlage ist laut Bilstein-Mitarbeiter
Hagenkord in 5-6 Jahren amortisiert.
Bei Portland-Zement wird die Abwärme des
70 m langen Drehrohrofens genutzt.
SCREENSHOTS: VDI ZRE
Zwischen 3 und 6 Mrd. Euro Energiekosten
könnten deutsche Unternehmen
nach Schätzungen des Umweltbundesamtes
jährlich einsparen, würden
sie die durch industrielle Prozesse
entstehende Abwärme nutzen. Das
VDI ZRE (Zentrale Ressourceneffizienz)
zeigt in dem Film „Stromerzeugung
aus industrieller Abwärme“ wie das
zwei Unternehmen gelingt.
200 Mio. MWh Wärmeenergie – also etwa
der gesamte Energieverbrauch des Bundeslands
Hessen – werden als ungenutzte
Abwärme pro Jahr von der deutschen
Industrie an die Umwelt abgegeben.
Bei der Bilstein GmbH & Co. KG in Hagen,
einem Kaltwalzwerk für Stahlprodukte,
wird die Abwärme genutzt und in Strom
umgewandelt. Dies geschieht während des
Glühprozesses, bei dem Stahlcoils für die
Weiterverarbeitung erhitzt werden. Das dabei
eingesetzte Schutzgas gibt seine Wärme
an Wärmetauscher ab und wandelt sie
über eine ORC-Anlage (Organic Rankine
Cycle) in elektrischen Stom um. Vorteile
der Abwärmenutzung: das Einsparen von
Strom und Erdgas. Mit der Restwärme wird
darüber hinaus noch Heizenergie erzeugt.
Bei Bilstein spielt auch der Abkühlungseffekt
durch die Abwärmenutzung eine Rolle,
der die Produktion beschleunigt.
Zweites Beispiel im Film ist ein Zementwerk
und die Abwärmenutzung bei einem
Drehrohrofen. Der Film ist 11:30 min lang.
QR-CODE/Link:
Stromerzeugung aus industrieller
Abwärme - ein
Film des VDI ZRE
http://bit.ly/2DBheR4
108 GIESSEREI 105 02/2018