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NPHM_Spring 2018

Programmheft Neue Philharmonie München, Frühjahrskonzerte 2018, Wolfratshausen, München, Kassel

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Mahler-Sinfonien Nummer sechs, sieben und acht trugen dann wieder<br />

bestimmbare Tonarten, während bei der Neunten eine Tonart erneut<br />

fehlte.<br />

Die Fünfte beginnt mit einem Trauermarsch in cis-Moll. Märsche hatten<br />

Mahler seit seiner Kindheit in Iglau fasziniert, wo die Marschmusik der in<br />

der Nähe einquartierten österreichischen Soldaten zu seinen frühesten<br />

musikalischen Eindrücken zählte. Die Geschwindigkeitsangaben lauten<br />

In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt. Das letzte ruft eine<br />

bestimmte Situation vor Augen: Kondukt bezeichnet in Österreich heute<br />

noch die Überführung der Leiche vom Ort der Trauerfeier zum eigentlichen<br />

Grab. Der Hauptteil des Marsches ist gekennzeichnet durch<br />

ein Signalmotiv der Trompete mit triolischem Auftakt. Dies wechselt<br />

mit einem schwermütigen Gesang der Streicher, der in seiner Stimmung<br />

an das etwa gleichzeitig entstandene Lied Der Tamboursg‘sell<br />

erinnert. Eingebettet in diesen cis-Moll-Hauptteil sind zwei Trios. Das<br />

erste, Plötzlich schneller. Leidenschaftlich. Wild überschrieben steht in<br />

b-Moll. Hier steigert sich der Ausdruck der Streicherstimmen bis zum<br />

Schreien, bevor mit einem fast unmerklichen Ritardando das Tempo<br />

des Hauptteils und auch cis-Moll zurückkehren. Das zweite Trio steht<br />

in a-Moll und bringt nur scheinbar eine Beschleunigung; das Tempo<br />

bleibt aber exakt gewahrt.<br />

Der zweite Satz trägt als einziger keine Überschrift, sondern nur die<br />

Tempobezeichnung Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz. Er steht<br />

in a-Moll. Dass er eng mit dem vorangegangenen Satz verflochten ist,<br />

zeigen nicht nur die wiederkehrenden langsamen Abschnitte, die ausdrücklich<br />

im Tempo des Trauermarsches zu spielen sind, sondern auch<br />

die Themen. Am Beginn steht eine chaotische Passage, aus der sich<br />

bald das kurze, markante erste Thema in den ersten Violinen herauslöst.<br />

Dann folgen eine Modulation nach f-Moll und der erste Abschnitt im<br />

Tempo des Trauermarsches. Die Celli spielen eine Variante des zweiten<br />

Trios aus dem vorigen Satz, wesentlich wärmer instrumentiert und<br />

breiter ausgeführt als dort. Diese Themen gestalten den Satz. Mahler<br />

deutet eine angenäherte Sonatenform an und erlaubt sogar eine<br />

Wiederholung der Exposition. Die Durchführung wirkt zerrissen; die<br />

Reprise bringt auch nicht den rechten Frieden. Überraschend erklingt<br />

in der Coda ein Choral, der scheinbar einen triumphalen, überhöhenden<br />

Schluss ankündigt. Doch auch der Choral bleibt Episode. Letztlich<br />

kehren die düsteren Moll-Themen zurück und führen den Satz zu seinem<br />

Pianissimo-Schluss.<br />

Mahlers Komponierhäuschen<br />

in Steinbach<br />

am Attersee

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