E_1939_Zeitung_Nr.003
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N» 3 DIENSTAG, 10. JANUAR <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
Und ob?<br />
IN FRANKREICH<br />
18 Wagen am französischen Grand Prix... ?<br />
Noch trennen uns volle 6 Monate von dem<br />
auf den 9. Juli angesetzten Grossen Preis<br />
von Frankreich in Reims. Fabriken und Privatfahrer<br />
aber, die an dieser grande epreuve<br />
teilzunehmen gedenken, haben dies bis heute<br />
Dienstagabend dem französischen AC kundzutun<br />
unter gleichzeitiger Hinterlage von<br />
15.000 ffr., die ihnen nur dann zurückerstattet<br />
wird, falls sie am Rennen auch wirklich<br />
starten. So will's das Reglement, das wir<br />
am 13. Dezember kurz kommentiert haben.<br />
Die Organisatoren behalten sich jedoch in<br />
der Ausschreibung ausdrücklich das Recht<br />
vor, den Grand Prix abzusagen, falls ihnen<br />
die Zahl der bis heute angemeldeten Wagen<br />
nicht genügend erscheint.<br />
Um es gleich vorweg zu nehmen: bis<br />
Samstag sind dem französischen AC erst 2<br />
(zwei) Nennungen zugegangen, und zwar<br />
von der Ecurie Lucy O'Reilly-Schell, die<br />
^wei komressorlose 4,5-Liter-Delahaye-Wagen<br />
gemeldet hat. Nun, gerade überwältigend<br />
ist das sicher nicht, was aber die Pariser<br />
Sportzeitung < L'Auto » nicht daran hindert,<br />
dennoch einen himmelblauen Optimismus zur<br />
Schau zu tragen. Denn am gestrigen Montag<br />
— also sozusagen in letzter Stunde — fand<br />
in Reims noch eine Zusammenkunft von Organisatoren<br />
und Konstrukteuren statt und das<br />
« Auto » wiegt sich in den schönsten Hoffnungen.<br />
Es sagt sich: wenn schon die Rennwagenerbauer<br />
nach Reims kommen, dann<br />
haben sie sicher (!) auch die Absicht, am<br />
Grand Prix zu starten und die Rechnung ist<br />
(wirklich?) ziemlich einfach. Wenn alles seinen<br />
geraden Weg geht — (und das wird ja<br />
bestimmt nicht der Fall sein !) —, dann sehen<br />
wir in Reims 7 deutsche (4 Mercedes-<br />
Benz und 3 Auto-Union), 6 französische (3<br />
Talbot, 2 Delahaye und — ja lächeln Sie<br />
nicht... 1 Sefac) und 5 italienische (3 Alfa<br />
Romeo und 2 Maserati) Rennwagen am<br />
Start, und der Grosse Preis von Frankreich,<br />
darüber kann kein Zweifel mehr herrschen,<br />
wird mit 18 konkurrierenden, silbern, rot und<br />
blau bemalten Boliden zu einer selten brillanten<br />
Angelegenheit. — Nun, das ist wohl<br />
etwas reichlich hoch in die Harfe gegriffen,<br />
und selbst wenn auf der heute abend aufzustellenden<br />
Nennliste 18 Formelwagen figurieren,<br />
so ist dieser Tatsache weiter keine<br />
grössere Bedeutung beizumessen. Für den<br />
letztjährigen Grand Prix lagen 22 Meldungen<br />
vor und 9 wurden erfüllt...<br />
Ein neuer Rennwagen<br />
von Talbot.<br />
Die Firma Talbot hat soeben einen neuen<br />
Grand-Prix-Rennwagen herausgebracht, der<br />
in allen Teilen eine vollständige Neukonstruktion<br />
darstellt. Das Chassis ist so beschaffen,<br />
dass je nachdem der konmpressorlose<br />
4,5-Liter-Motor oder der in Entwicklung<br />
begriffene 16-Zylinder-3-Liter-Typ mit Kompressor<br />
eingebaut werden kann. Durch Erhöhung<br />
des Kompressionsverhältnisses konnte<br />
die Leistung des kompressorlosen Motors<br />
auf 250 PS bei 500 U/Min, gebracht werden,<br />
so dass mit einer Höchstgeschwindigkeit von<br />
245—250 km/St, gerechnet wird. Infolge seiner<br />
grösseren Bauhöhe verlangt er eine<br />
etwas grössere Motorhaube als der Kompressormotor.<br />
Ihr höchster Punkt liegt in<br />
einer Höhe von 82 cm über dem Boden gegenüber<br />
nur 70 cm beim 3-Liter-Motor.<br />
Das Schmiersystem enthält einen ins Oelreservoir<br />
eingebauten Flugzeug-Oelkühler.<br />
Der Brennstofftank liegt im Heck und hat<br />
einen Inhalt von 200 Liter. Das Gesamtgewicht<br />
des Wagens beläuft sich auf 850 kg,<br />
wozu noch 30 kg für die Batterie hinzuzurechnen<br />
sind.<br />
Im Grossen Preis von Pau vom 2. April<br />
wird diese Konstruktion zum erstenmal eingesetzt;<br />
eine weitere Beteiligung ist für den<br />
Drand Prix von Monaco vom 16. April in<br />
Aussicht genommen. Dagegen wird das neue<br />
3-Liter-Kompressor-Modell erst im Grossen<br />
Preis von Frankreich debütieren.<br />
IN ENGLAND<br />
Mit dem Idealismus allein ist's nicht getan«.<br />
Der britische Sportsmann Humphrey Cook,<br />
welcher zur Wahrung des englischen Prestiges<br />
im internationalen Automobilsport im<br />
Jahre 1934 die English Racing Automobiles<br />
Ltd ins Leben rief, deren Anderthalbliterrennwagen<br />
seither von Erfolg zu Erfolg eilten,<br />
hat in den fünf vergangenen Jahren für<br />
den Bau der ERA-Boliden, sowie für den<br />
Unterhalt derselben nicht weniger als rund<br />
1,5 Millionen Schweizerfranken bereitgestellt.<br />
Kürzlich nun hat Cook erklärt, dass es ihm<br />
ab 1940 nicht mehr möglich sein werde, das<br />
erkleckliche finanzielle Opfer zur Aufrechterhaltung<br />
des Rennbetriebs zu bringen. Sollte<br />
es der English Racing Automobiles Ltd bis<br />
dahin nicht gelingen, einen andern Geldgeber<br />
zu finden, so müsste der Betrieb in den<br />
Konstruktionswerkstätten ohne weiteres<br />
lahmgelegt werden.<br />
Die « Alfetta » in englischem Privatbesitz.<br />
Vor einigen Wochen haben wir aus dem<br />
englischen «Motor» eine Kurznotiz übernommen,<br />
wonach Alfa-Cors© von den 1,5-<br />
Liter-Rennwagen, die im vergangenen Sommer<br />
erfolgreich debütierten, nicht befriedigt<br />
sei. Gleichzeitig wurde die Nachricht verbreitet,<br />
die Mailänder Rennorganisation hätte<br />
aus England eine Kaufofferte erhalten und es<br />
sei damit zu rechnen, dass die Alfetta schon<br />
dieses Frühjahr in britischen Besitz übergehen<br />
würden, falls ein annehmbarer Preis<br />
vereinbart werden könne. Nunmehr macht<br />
eine noch nicht offiziell bestätigte Meldung<br />
die Runde, wonach drei dieser Boliden in<br />
den Besitz englischer Privatfahrer übergegangen<br />
seien. Die Namen der Käufer werden<br />
allerdings nicht genannt.<br />
IN ITALIEN.<br />
Die Lorbeeren, die Alfa Romeo letztes Jahr<br />
erntete...<br />
An italienisch-nationalen und internationalen<br />
Rennen in Italien und im Ausland konnten<br />
sich Alfa-Romeo-Renn-, Sport- und Tourenwagen<br />
im abgelaufenen Jahr wie folgt<br />
erste bis vierte Plätze sichern:<br />
Zu den bevorstehenden Rekordversuchen auf der im Zuge der Reichsautobahn Berlin—München eingeschalteten<br />
neuen, 14 Kilometer langen und durchwegs 30 Meter breiten Rekordstrecke zwischen<br />
Dessau und Bitterfeld. Unser Bild zeigt ein Teilstück dieses Autobahnabschnitts, über das hinweg<br />
eine pfeilerlose Brücke führt.<br />
a) internationale Formelrennen: 3 zweite, 2<br />
dritte und 2 vierte Plätze;<br />
b) internationale Rennen (die nicht nach der<br />
Grand-Prix-Formel ausgetragen wurden) in Italien<br />
und im Ausland: 12 erste und 7 zweite Plätze;<br />
c) internationale Bergrennen: 1 ersten und<br />
1 dritten Platz; k<br />
d) internationale Langstreckenrennen: 1 ersten<br />
und 1 zweiten Platz;<br />
e) italienisch-nationale Rundrennen: 4 erste,<br />
3 zweite und 2 dritte Pläze;<br />
f) italienisch-nationale Bergrennen: 4 erste und<br />
3 zweite Plätze.<br />
lufifakrt<br />
Die Alpar hat den Winterluftverkehr zwischen<br />
Bern und Zürich aufgenommen.<br />
Seit dem 2. Januar stellen die zweimotorigen<br />
Koolhoven-Verkehrsflugzeuge der Alpar von Bern<br />
aus den Anschluss her an die internationalen Luftverkehrelinien,<br />
die von Dübendorf nach London,<br />
Paris und Prag führen. Der Passagier ahnt meist<br />
nicht, mit welchen Schwierigkeiten die Organisation<br />
eines regelmässigen Luftverkehrs im Winter verbunden<br />
ist. So musete der verschneite Flugplatz<br />
IM AUTO<br />
von den Alpen zum Gelben Meer<br />
Die Leser der Automobil-Revue werden sich noch an die interessanten Reisebiider von<br />
HANS LEUENBERGER<br />
erinnern. Er hat nun, zusammen mit seiner Reisegefährtin<br />
LYDIA OSWALD<br />
unter dem Namen «Seltsames Asien» über seine Autofahrt quer durch Asien ein höchst<br />
interessantes Erlebnisbuch herausgegeben.<br />
Tausende von Hindernissen egten sich ihnen in den Weg. Immer wieder schienen<br />
Ereignisse der grossen Reise ein vorzeitiges Ende zu bereiten. Aber das Buch berichtet<br />
nicht nur von den Reiseabenteuern. Leuenberger befasst sich in flottem Erzähersti mit<br />
den vielen, teils kleinen, teils grossen Problemen Asiens. Er scheut sich auch nicht, die<br />
erschütterte Position der Weissen in Asien zu schildern und deren Ursachen aufzudecken.<br />
Hundertzehn glänzende photographische Aufnahmen zeigen gleichzeitig in Bildern Land,<br />
Volk und Kultur des durchfahreneh Erdteils, führen uns beim Beginn der Reise auf ungewöhnlicher<br />
Route über Albanien nach Konstantinopel, durch die Türkei, Irak, Indien,<br />
Siam, Indochina, China und Japan. Den interessanten, unterhaltsamen und aufschlussreichen<br />
Textkapite n reihen sich diese bisher unbekannten und einzigartigen Aufnahmen würdig<br />
an. Das vorliegende Werk wird gerade in der heutigen Zeit regstem Interesse begegnen.<br />
Preis des stattlichen Leinenbandes Fr. 9.50<br />
In allen grössern Buchhandlungen vorrätig.<br />
VERLAG HALLWAG BERN<br />
Bern in tagelanger Arbeit von über 20 Arbeitslosen<br />
aus der Umgegend und 4 schweren Lastwagen<br />
mit einer 50 Meter breiten, quer über den Platz<br />
führenden Piste versehen werden, um den Flugzeugen<br />
ein müheloses Abheben vom Boden zu ermöglichen.<br />
In den Werkstätten wärmen besondere Apparaturen<br />
die Motoren vor, und an den Flugzeugen<br />
selbst verhindern verschiedene Einrichtungen schädliche<br />
Einwirkungen der Kälte. Die Naben der verstellbaren<br />
Propeller sind mit Hauben versehen<br />
worden, die ein Einfrieren der Verstellapparatur<br />
verhindern; die Vergaser sind durch eine Spezialeinrichtung<br />
gegen Vereisungsgefahr geschützt Eine<br />
wirksame Heissluftheizung verbreitet in der Kabine<br />
behagliche Wärme.<br />
Die Sicherungseinrichtungen der Flugzeuge, die<br />
jetzt, wie die meisten ihrer über den ganzen Kontinent<br />
fliegenden Kollegen, in Silberfarbe schimmern,<br />
sind bis zum äussersten verfeinert worden.<br />
Ein Eigenpeiler erlaubt dem Piloten absoluten<br />
Blindflug, und kräftig verstärkte Sender verbinden<br />
ihn mit allen wünschbaren Bodenstationen.<br />
Mit all diesen Einrichtungen hat die Alpar ihren<br />
Winter-Luftverkehr mit der grösstmöglichen Sicherheit<br />
und dem bequemsten Komfort ausgestattet. Ein<br />
Flug im Hochdecker-Flugzeug, das den Passagieren<br />
freie Sicht nach unten über die weite Landschaft<br />
gewährt, bereitet besonders bei schönem Wetter<br />
über der herrlichen Schweiz restlosen Genuss.<br />
Wi»<br />
aftUdhe«<br />
Daimler-Benz-Umsatz über 400 Millionen.<br />
Bei der Weihnachtsfeier der Daimler-Benz-<br />
Belegschaft in Untertürkheim machte der Vorsitzende<br />
des Vorstandes, Dr. Kissel, Mitteilung davon,<br />
dass der Umsatz des Unternehmens, der im Vorjahre<br />
367 Mill. RM. betragen hat, im Jahre 1938<br />
400 Millionen Reichsmark übersteigen wird.<br />
Schweden erweitert seine Autoproduktion.<br />
In Scederham an der schwedischen Ostküste geht<br />
eine neue, von der Thule-Aktiebolaget errichtete<br />
Automobilfabrik der Vollendung entgegen. Die Produktionskapazität<br />
des Werkes, das Automobile und<br />
Autobusse baut, wird anfänglich 1000 Wagen pro<br />
Jahr betragen. Gleichzeitig taucht die Meldung auf,<br />
dass auch die schwedische Automobilfabrik Volvo<br />
daran ist, ihr Unternehmen erheblich zu erweitern.<br />
Herabsetzung der Benzinsteuer in Polen.<br />
Der polnische Finanzminister hat verfügt, dass<br />
die Umsatzsteuer für Benzin um 3 auf 1,5 Prozent<br />
herabgesetzt wird. Durch den gleichen Erlass erhalten<br />
Garagen und andere Automobilunternehmungen<br />
für die Dauer von zehn Jahren die Befreiung<br />
von der Umsatzsteuer.<br />
Frankreich erweitert seine synthetische<br />
Benzinproduktion.<br />
Im Zuge seiner Massnahmen zur Verstärkung<br />
der Wehrbereitschaft wird Frankreich, neuesten<br />
Meldungen zufolge, auch den Bau dreier neuer<br />
Hydrierwerke mit einer Jahresproduktion von<br />
130 000 t in Angriff nehmen. Die eine Anlage in<br />
Donges (Seine), woran sich auch der Staat beteiligt,<br />
soll in der Hauptsache der Herstellung von<br />
Leichtbenzin dienen und jährlich 70 000 t erzeugen.<br />
Im weiteren errichtet die Compagnie Franchise de<br />
Raffinage ein Hydrierwerk in Martigues, dessen<br />
Produktionskapazität sich auf 30000 t beläuft und<br />
das ausschliesslich Braunkohle verarbeitet. Dia<br />
dritte der neuen Anlagen endlich ist in Decazeville<br />
geplant und soll aus der Hydrierung von Steinkohls<br />
jährlich 30 000 t Brennstoff liefern.. Im übrigen<br />
liegt bereits das Projekt für die Erstellung eines<br />
vierten gleichartigen Betriebes in der Luft. Bisher<br />
besass Frankreich in den nördlichen Kohlengebieten<br />
drei Werke zur synthetischen Benzinerzeugunj, die,<br />
nach verschiedenen Verfahren arbeitend, etwa<br />
30 000 t pro Jahr hervorbrachten.<br />
Goodrich bringt einen neuen, gummiähnlichen<br />
Kunststoff heraus.<br />
Aus Akron, dem Sitz der grossen amerikanischen<br />
Autoreifenkonzerne, wird berichtet: Die amerikanischen<br />
Goodrich - Gummiwerke haben ednen<br />
neuen gummiähnlichen Kunststoff entwickelt, der<br />
aus Koks, Kalkstein und Salz gewonnen wird. Der<br />
neue Kunststoff, der «koroseaW genannt •wird,<br />
wurde zunächst nur zur Herstellung von Regenmänteln<br />
verwendet; doch kann er, wie seitens der<br />
Verwaltung der B. F. Goodrich Company erklärt<br />
wird, zur Bearbeitung nahezu jeder Stoffart mittels<br />
eines Verfahrens benutzt werden, das den Stoff<br />
für Sonnenstrahlen undurchdringlich, wasserdicht,<br />
geruchlos und waschbar macht.