E_1939_Zeitung_Nr.008
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m Automobil-Revue — N° 8<br />
Heute auch<br />
die zartesten<br />
Damen!<br />
Von Giovanni Testa, Leiter der Skischule St. Moritz.<br />
Wenn ich heute durch eine der modernen<br />
Schuhfabriken gehe und sehe, wie sich zwei<br />
Kilogramm plumpen Rohmaterials unter Ausnützung<br />
raffiniert durchdachter technischer Einrichtungen<br />
während zwei Stunden in das Ideal eines<br />
Ski-Schuhs verwandeln, dann muss ich immer an<br />
Meister Valentin, unseren alten Schuster denken.<br />
18, 20 oft 22 Stunden bückte er sich in mühseliger<br />
Arbeit über dem Leder, aus dem unsere Ski-Stiefel<br />
wurden. Er gab sich eine Heidenmühe, und doch<br />
könnte keiner von uns behaupten, dass ihm jeder<br />
Wurf gleich gelang; eines hat die Technik der<br />
Kunst voraus, was bei solchen Sachen wichtig ist: Während man früher auf gut Glück hin ziem-<br />
planlos aufs Ganze ging, gründet sich der ge-<br />
Die Zuverlässigkeit, die, gleichsam auf derlich<br />
Schiene eines hohen Standards laufend, stets ein waltige Erfolg unserer Schweizer Einheitsmethode<br />
bestimmtes Resultat verbürgt.<br />
Wie ein Gleichnis erscheinen mir die Wandlungen<br />
in der Skischuh-Fabrikation, wenn ich unsere<br />
zwei Dutzend Lehrer mit ihren Klassen im<br />
Glanz der Sonne an der cArbeit> sehe und meine<br />
Gedanken zwei oder auch nur ein Jahrzehnt zurückspazieren<br />
lasse. So wie Meister Valentin mühten<br />
wir uns damals mit Skibegeisterten aus allen<br />
Ländern ab. Jeder tat sein Bestes — Lehrer und<br />
Schüler — mit mehr oder weniger gutem Erfolg.<br />
Die einen hatten es bald irgendwie raus. Bei den<br />
andern waren zahllose Schweisstropfen das hauptsächlichste<br />
Resultat. Wir selbst wussten eigentlich<br />
nur eines ganz sicher: Dass wir gut Ski<br />
fuhren. Und wenn der Schüler, der seinen im<br />
Schnee auf die Welt gekommenen Lehrer nach<br />
den ersten, schüchternen Versuchen wie ein von<br />
übernatürlichen Kräften besessenes Wesen bestaunte,<br />
einmal geradeausfahren und sogar seine<br />
Richtung durch irgendeinen wuchtigen Ruck ändern<br />
konnte, dann durfte alles füglich mit sich zufrieden<br />
sein und der «Fortgeschrittene> seinem<br />
weitern Schicksal getrost überlassen werden.<br />
Was damals in 8 bis 10 Winter-Ferien versucht •<br />
und erprobt wurde, wird heute in der Schweizer<br />
Skischule in 3 Wochen leicht gelehrt und gelernt.<br />
Skifreuden sind nicht mehr nur für die Sohns<br />
der Berge und athletischen Sportler aus dem Tiefland<br />
reserviert, die es sich leisten können, Winter<br />
für Winter monatelang in die Alpen zu ziehen,<br />
um dort zwei eigenwillige Bretter mit ihren hochtrainierten<br />
Muskeln spielen zu lassen. Wenn ein<br />
gertenschlanker, zart gebauter Backfisch plötzlich<br />
am weiss-blauen Horizont auftaucht, uns in stiebender<br />
Fahrt entgegenrast und uns durch spielend<br />
in den tollen Schuss eingeflochtene Schwünge auf<br />
den Gedanken bringt, dass die Bezeichnung Ski-<br />
Gazelle eigentlich den Platz des überholten Ski-<br />
Amazonen-Begriffs verdienen würde... dann ist<br />
dies kein Phänomen der Natur, sondern nur eines<br />
der unzähligen Mädels, denen ein Schweizer Ski-<br />
Instruktor die Geheimnisse der weissen Kunst im<br />
Verlauf weniger Stunden verriet.<br />
Wie der Techniker die Maschine, so versteht<br />
der Ski-Lehrer heute die richtige Verwendung der<br />
Schwungkraft und des eigenen Körpergewichts auszunützen.<br />
Dies erklärt das Wunder, dass auch<br />
schwächlich gebaute Menschen heute beimj'Sklji<br />
fahren dem Athleten gegenüber so wenig benachteiligt<br />
sind wie beim Radfahren auf abfallender<br />
Strasse. Ja dio Erfahrung hat mir immer wieder<br />
bestätigt, dass, wie zum Beispiel beim Golfspiel,<br />
gerade diejenigen oft noch raschere Fortschritte<br />
machen, die nicht in Versuchung geraten, mit allzuzuviel<br />
Kraft ins Zeug zu gehen.<br />
auf die Erkennung und bewusste Ausnützung des<br />
natürlichen Bewegungsablaufs. Was einst einigen<br />
talentierten Sportlern gefühlsmässig nach oft jahrelangen<br />
Bemühungen in den Schoss fiel und andern<br />
trotz blindem Eifer ewig versagt blieb, kann<br />
sich nun jeder mit ein paar Franken sichern, wenn<br />
er d^as vorteilhafte Abonnement der Schweizer Skischule<br />
löst, Statt erschunden wird skifahrerisches<br />
Können heute von der ersten Stunde an in genussreicher<br />
Form «serviert>.<br />
Nach einem tausendfach bewährten System<br />
lernt der Anfänger in natürlicher Haltung zuerst<br />
laufen, dann fahren und schliesslich alle Richtungs-<br />
Manöver beherrschen — vom leichten breitspurigen<br />
Stemmbogen Ober den fast zu früh gestorbenen<br />
Telemark, der im tiefen Pulverschnee immer<br />
noch zu den schönsten cSeitensprüngen> einer<br />
Abfahrt gehört, bis zum eleganten Temposchwung,<br />
der höchsten Sehnsucht moderner Skihasen.<br />
Jene Jammergestalten, die in banger Erwartung<br />
der Dinge, die da kommen mochten, zum ersten<br />
Male auf Ski »kauerten, sind aus dem Ameisenbetrieb<br />
der Uebungs-Hügel verschwunden. Erschöpfte<br />
Skischüler gibt es nicht mehr. In jeder<br />
Skistunde werden die einzelnen Körperteile je<br />
nach ihrer Beanspruchung durch gymnastische<br />
Uebungen auf die von ihnen erheischten Leistungen<br />
vorbereitet.<br />
Jeder Schweizer Ski-Instruktor weiss heute, warum<br />
und wie er selbst und seine Zöglinge gut fahren.<br />
Keiner darf unterrichten, ohne sich die Sporen<br />
durch Erwerbung des Schweizer Ski-Instruktoren-Brevets<br />
abverdient zu haben, das nicht nur<br />
eigenes sportliches Können, sondern vor allem<br />
auch pädagogische Fähigkeiten voraussetzt —<br />
denn es genügt nicht mehr, irgendeiner reizenden<br />
A&<br />
kleinen Französin durch imposante Schussfahrten<br />
und kitzlige Schwünge und Sprünge, ein wettergebräuntes<br />
Sportgesicht und zwei Reihen blendend<br />
weisser Zähne mächtig Eindruck zu machen. Ein<br />
Schweizer Ski-Instruktor muss einem Ski-Novizen<br />
alles in dessen Muttersprache leicht verständlich<br />
. beibringen können, ob es sich nun um einen vierjährigen<br />
Knirps oder eine 70jährige Amerikanerin<br />
handle, die den Anschluss an Switzerland's winter<br />
pleasures etwas spät gefunden hat.<br />
Welch andauernde Vervollkommnung der<br />
Schweizer Skischul-Unterricht ständig erfährt, zeigt<br />
ein Vergleich folgender Zahlen. Die Zahl der Unfälle<br />
(Beinbrüche usw.) in der Schweizer Skischule<br />
St. Moritz betrug im Winter 1933/34 bei 4052-Halbtags-Lektionen<br />
3, im Winter 1934/35 bei 9378 Hälbtagslektionen<br />
6, Winter 1935/36: 14253: 7, Winter<br />
1936/37: 17502: 51<br />
Durch den Schweizer Interverband, dem die<br />
technische Ausbildung der Skilehrer obliegt, und<br />
den Schweizer Skischulverband, der das Skischulwesen<br />
einheitlich organisiert und regelt, wird von<br />
kompetenter Seite mit Argus-Augen darüber gewacht<br />
und zielbewusst dafür gesorgt, dass die<br />
Schweizer Skischule immer an der Spitze aller Bestrebungen<br />
steht, dem Anfänger das Skifahren so<br />
leicht und genussreich wie möglich zu gestalten.<br />
Was ein Mensch<br />
an Lebensmitteln vertilgt<br />
Ein« vor kurzem in England veröffentlichte Statistik<br />
stellt die Menge der Nahrungsmittel zusammen,<br />
die ein Mensch, wenn er das 70. Lebensjahr<br />
erreicht, vertilgt hat. Natürlich ist die Zusammenstellung<br />
besonders auf englische Verhältnisse zugeschnitten,<br />
dürfte aber im grossen und ganzen<br />
bis auf gewisse typische Nahrungsmittel (wie Konfitüre,<br />
Tee und Speck) auf den Durchschnitt des<br />
Europäers zutreffen.<br />
Demnach verspeist ein Mensch in 70 Jahren:<br />
6000 kg Brot, 6000 kg Fleisch, 4500 kg Kartoffeln,<br />
2500 kg andere Gemüse, 1500 kg Zucker, 750 kg<br />
Speck, 1500 kg Butter, 1000 kg Konfitüre, 250 kg<br />
Salz, 3000 kg Eier und 1250 kg andere Nahrungsmittel.<br />
Rechnet man dazu noch 270 Hektoliter<br />
Wasser, 60 hl Milch, 50 hl Tee, 25 hl Kaffee und<br />
80 hl Bier und andere Getränke, so hat der 70-<br />
jährige Mensch gerade 70 000 kg an diversen Nahrungsmitteln<br />
oder 1 Tonne pro durchschnittliches<br />
Lebensjahr verbraucht.<br />
Kommende Ereignisse |<br />
(Aendenrna;en Yorbehalten.)<br />
Adelboden: 29. Jan.: Eishockeymatch 8. C. Bern-Adelboden.<br />
Hfichst-Abfahrtsrennen <strong>1939</strong>.<br />
2.Febr.: Eishockeymatch Gstaad-Adelboden. Curlingmateh<br />
(Watson Cup).<br />
Xrosa: 28./2S. Jan.: Alpines Skirenxven der Schweiz. Landesausstellung<br />
(Abfahrt, Slalom).<br />
31. Jan.: Curlingmatch (Arosa Cup).<br />
3. Febr.: Curlingmatch (Oldfield Cup).<br />
Basel: 31. Jan.: Konzert dea Busch-Quartetts (Hans Huber-Saal).<br />
3.-12. Febr.: Eishockey-Weltmeisterschaften m Basel und<br />
Zürich.<br />
Bern: 31. Jan.: Populäres Symphordekonzert der Bern. MusOcges.<br />
Leitung Luc Balmer. Solist: Franz J. Hirt, Klavier.<br />
Febr.: Wochenskikurs des T. C. S., Sektion Bern, in Murren.<br />
Celerinat 1. Febr.: Curlingwettspiel (Cresta Pal&ce Gold Cup).<br />
Daros: S8./29. Jan.: bitemat. Eislauftumier und Europameisterschaften<br />
im Kunstlaufen für Herren.<br />
3. Febr.: Veloskirennen (Raja of Bjiwa Cup).<br />
Engelberg: 29. Jan.: Kombinierte Wettkämpfe des Ski-Clubs.<br />
Genf: 28.Jan.: HaYieivortrag Alfred Cortot. Salle de la Reformation.<br />
Grindelwald: 29. Febr.: Autoslalom auf Eis, unter sportlicher<br />
Kontrolle des ACS, Sektion Bern.<br />
Gitaad: 28.,'29.Jan.: Kombinierte Wispillen-Skirennen und Ski-<br />
Sprungkonkurrenz.<br />
Kamderstag: 30. Jan.-3. Febr.: Curlingwettspiel (Kandexsteg-<br />
Wanderpreis).<br />
3. Febr.: Slalomrennen (GoodwinrBecher).<br />
Klosters: 3. Febr.: Slalomrennen des Marden-Club (CorseOis Cup).<br />
Lenzexheide: 29. Jan.: Sprungkonkurrenz (Blattmann-Ziegler Cup),<br />
Langlauf 15 km.<br />
30.Jan.: Schaxmoin Derby; Abfahrt und Slalom (Er.Philips<br />
Wanderpreis).<br />
1. Febr.: Damen-Abfahrtsrennen (Coupe Femina).<br />
2. Febr.: Abfahrtsrennen von der June-Hütte.<br />
Loeche-les-Bains: 2. Febr.: Skikonkurrenz im Val de Tempe<br />
Montana-Vermala: 28./Z9. Jan.: Bobrennen um die Meisterschaft<br />
der Schweiz, des Wallis und von Montana.<br />
2. Febr.: Eisschaulaufen.<br />
Mexflas: 28.Jan.: Skikonkurrenz (Morgins Mug).<br />
Mttram 28-/29. Febr.: Murren TT.Skirennen.<br />
30.Jan.: International Curling-Bonspiel.<br />
2. Febr. Curling: Bemer Oberland Curling JchSd. ,<br />
Schaft.<br />
Seit 25 Jahren<br />
Poatresinat 28. Jan.: Gäste-Slalomrennen. — * - •-<br />
1. Febr.: Curling-Match für den «Conäna-Cup».<br />
Romanshom: 29. Jan.: CeUokonzert Norima Semino, London.<br />
Am Flügel: Walter Lang, Zürich. (Im neuen Saat).<br />
St-C*rguat 29.Jan.: Sprungkonkurrenz und Slalom.<br />
St-Imler-Mont Soleil: 28./29. Jan. er. 4./S. Febr.: XV. Jurassisch»)<br />
Skikonkurrenz (Langlauf, Slalom, Sprung).<br />
It.Moritx: 28.Jan.: Sprungkonkurrenz auf der Olympia-Schani«.<br />
29. Jan. und 2. Febr.: 28. Internat. Pferderennen auf dem<br />
St. Moritzersee.<br />
Anfang Febr.: Schaulaufen auf dem Eisstadion.<br />
Süvaplana: 2./3. Febr.: Q. Wintersportfest des Kurvereins Süvaplans,<br />
Villan-Chesieres: 28. Jan.: Skirennen (Coup« Leverson et coupe<br />
Amazone).<br />
1. Febr.: Skirennen. Kombination Abfahrt, Slalom für Damen.<br />
Wangs b. Sargansi 28./29. Jan.: St. GaUer Oberländer Verbands-<br />
Sldrennen.<br />
Wengem 29. Jan.: Sprungkonkurrenz auf der Jungfranschaaa«.<br />
30. Jan.: Curling: Otto Lehmann BonspieL<br />
2. Febr.: Eisschaulaufen der Berufsläufer.<br />
Zermatti 29. Jan.: Lyskamm-Slalom.<br />
Znoi: 29. Jan.: Kesch-Abfahrtsrennen.<br />
Zürich: 29.Jan.: Wipldngen: Nat. Kad-Querteldam.<br />
29. Jan.: Schweizer Cup-FussballspieL<br />
3. bis 12. Febr.: Dolder Eisbahn: Eishockey-Weltmeisterleistet<br />
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