E_1939_Zeitung_Nr.073
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N° 73 — DIENSTAG, 12. SEPTEMBER <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Nach der Brennstoffrationierung<br />
Dfe Bauern sollen sich für die<br />
Verwendung der Traktoren<br />
organisieren.<br />
In einer Mitteilung macht die Landwirtschaftsdirektion<br />
des Kantons Bern darauf<br />
aufmerksam, dass in den höheren Lagen<br />
noch nicht alle Erntearbeiten beendet seien<br />
und dass in andern Gebieten mit den Herbstarbeiten<br />
begonnen werden müsse. Mit Rücksicht<br />
darauf, dass der Landwirtschaft durch<br />
die Mobilmachung die diensttauglichen<br />
Pferde entzogen worden seien, mache sich<br />
das Bestreben geltend, in vermehrtem Masse<br />
Traktoren einzusetzen. Bei der grossen Zahl<br />
der aus den Kreisen der Traktorenbesitzer<br />
eingehenden Gesuche um Lieferung flüssiger<br />
Ueberholen und Kreuzen von<br />
Militär.<br />
Wenn Sie jetzt bei Ihren Fahrten auf Militär<br />
treffen, erinnern Sie sich der Vorschriften, die Ihr<br />
Verhalten in solchen Situationen regeln.<br />
Art. 51 der Vollziehungsverordnung zum MFG<br />
bestimmt, dass militärische Abteilungen<br />
nur an den hierfür freigegebenen<br />
Stellen gekreuzt oder überholt werden<br />
dürfen.<br />
Ausgenommen von diesem Gebot bleiben lediglich<br />
die Motorfahrzeuge der Feuerwehr.<br />
Als Automobilist wie als Bürger erwächst Ihnen<br />
die selbstverständliche Pflicht, dieser Vorschrift unbedingt<br />
nachzuleben.<br />
Brennstoffe bestehe aber keine Möglichkeit,<br />
allen Wünschen zu entsprechen. Aus diesem<br />
Grunde sollten sich deshalb die Bauern für<br />
die Verwendung von Traktoren organisieren,<br />
derart, dass sie sich zusammentun, um mit<br />
einem Traktor mehrere Betriebe zu bedienen.<br />
Als der einfachste Weg erweise sich<br />
dabei die Schaffung von Betriebsgemeinschaften<br />
durch die Gemeinden. Diese melden<br />
die Traktoren der Betriebsgemeinschaft bei<br />
der Sektion für Kraft und Wärme in Bern<br />
(Münsterplatz 3); sie sorge dann für die Abgabe<br />
des erforderlichen Quantums an flüssigen<br />
Brennstoffen. UeberzäMdge Traktoren<br />
dagegen müssten ausser Betrieb gesetzt<br />
werden.<br />
Das Vorgehen der bernischen Landwirtschaftsdirektion,<br />
Ausdruck des Gemeinschaftsgedankens<br />
und der Idee «Einer für<br />
Alle, Alle für Einen » verdient auch in andern<br />
Kantonen Nachahmung.<br />
s«<br />
snt»sau<br />
Bauarbeiten an der Sustenstrasse<br />
gehen weiter.<br />
Durch einen Teil der Presse machte kürzlich<br />
eine Meldung die Runde, wonach die<br />
Arbeiten am Bau der Sustenstrasse ruhen.<br />
(Korr.) Strassenbahn und Autobus waren<br />
bisher die wichtigsten Transportmittel für<br />
den Massenverkehr in grossen Städten und<br />
ihren Vororten. Seit einigen Jahren gesellt<br />
In dieser Form muss die Nachricht als unzutreffend<br />
bezeichnet werden. Wohl hat die<br />
Mobilmachung einen grossen Teil der auf<br />
den Baustellen Beschäftigten von ihrem Arbeitsplatz<br />
weggerufen, aber nach unseren<br />
Erkundigungen an zuständiger Stelle schreitet<br />
das Werk auf beiden Seiten in beschränktem<br />
Umfang fort. Ueberdies sind nach den<br />
Erklärungen der bernischen Baudirektion<br />
Verhandlungen im Gang, um die Arbeiten im<br />
Interesse der Landesverteidigung beschleunigen<br />
zu können.<br />
Den nämlichen Bescheid erhielten wir von<br />
den Baubehörden des Kantons Uxi. Ende<br />
letzter Woche befanden sich auf der Umer<br />
Seite noch 130-150 Leute, doch hat man auch<br />
hier die erforderlichen Vorkehrungen getroffen,<br />
den Mannschaftsbestand sobald als möglich<br />
erhöhen und die Arbeiten in gesteigertem<br />
Tempo weiterführen zu können.<br />
Trolleybus und Autobus<br />
sich nun zu ihnen noch ein drittes Verkehrsmittel,<br />
das bereits auch in der Schweiz Eingang<br />
gefunden hat, ein Zwischending zwischen<br />
Tram und Autobus : der T r o 11 e y -<br />
b u s. Man weiss nicht, soll man ihn besser<br />
als Tram ohne Schiene oder als Autobus mit<br />
elektrischer Oberleitung bezeichnen. Vom<br />
Autobus hat er die Bauart des Wagens und<br />
die Gummibereifung der Räder, vom Tram<br />
den Elektromotor, der über einen auf dem<br />
Dach angebrachten Stromabnehmer von einer<br />
doppeldrähtigen Oberleitung gespiesen wird.<br />
Der Trolleybus vereinigt in sich gewisse Vorteile<br />
des Trams mit solchen des Autobus.<br />
Wie das Tram verbraucht er einheimische<br />
Wasserkraft in Form von Elektrizität; sein<br />
Betrieb ist also « autark» und nicht auf die<br />
Beschaffenheit ausländischer Treibstoffe wie<br />
Benzin und Rohöl angewiesen. Mit dem Autobus<br />
hat der Trolleybus gemeinsam, dass er<br />
keinen teuren Unterbau mit Schienen erfordert<br />
und dass er sich im Bereiche der Fahrleitung<br />
elastisch dem Verkehr anpassen kann,<br />
ohne starr an die Innehaltung eines durch<br />
Schienen bezeichneten Verkehrsweges gebunden<br />
zu sein. Solche Trolleybusse sind<br />
heute bereits mit Erfolg in Lausanne und<br />
Winterthur im Betrieb. Auf die Landesausstellung<br />
hin hat auch die Stadt Zürich eine<br />
bisherige Autobuslinie durch- Trolleybusse<br />
ersetzt, wobei die frei werdenden Autobusse<br />
dieser Linie für den Verkehr zur Landesausstellung<br />
eingesetzt wurden.<br />
Gerade diese Verwendung der frei werdenden<br />
Autobusse offenbart einen Vorteil,<br />
den der Autobus dem Trolleybus gegenüber<br />
voraus hat. Der Autobus ist an keine Installation<br />
gebunden und kann nach Belieben und<br />
Bedarf überall eingesetzt werden, wo Strassen<br />
vorhanden sind. Diesem Umstand verdanken<br />
denn auch Auto und Autobus<br />
ihre Verwendungsfähigkeiten für militärische<br />
Transporte. Es sei nur an das Beispiel der<br />
Marneschlacht 1914 erinnert, wo Truppen<br />
der Pariser Besatzung von General GaMieni<br />
durch requirierte Taxi in die Flanke der<br />
deutschen Heeressäulen geworfen wurden.<br />
Heute würde man in solchen Fällen die leistungsfähigeren<br />
Autobusse verwenden und<br />
könnte beispielsweise die in Zürich mobilisierende<br />
Infanterie vom Mobilmachungsplatz<br />
weg mit den Autobussen der städtischen<br />
Strassenbahn in kurzer Zeit an eine Grenze<br />
werfen zur Verstärkung des Grenzschutzes.<br />
Mit den Wagen der elektrischen Strassenbahn<br />
oder mit Trolleybussen wäre dagegen<br />
ein solcher Transport nicht möglich. Die<br />
neue Truppenordnung sieht übrigens auch<br />
die Aufstellung von besonderen Mannschaftstransportkolonnen<br />
der Motortransporttruppe<br />
vor, gebildet aus den Autobussen der Postverwaltung<br />
und kommunaler Strassenbahnunternehmungen,<br />
während Trolleybusse militärisch<br />
nicht verwendet werden können.<br />
In einer Zeit, wo alle geistigen und materiellen<br />
Kräfte des Landes seiner Verteidigung<br />
dienstbar gemacht werden müssen und die<br />
Bedürfnisse der Armee den Vorrang vor<br />
allen andern Ueberlegungen und Interessen<br />
beanspruchen, erheischen auch bei der Einführung<br />
von Trolleybuslinien in erster Linie<br />
die militärischen Interessen Berücksichtigung.<br />
Von diesem Standpunkt aus ist dem Ersatz<br />
von Strassenbahnlinien durch Trolleybusse<br />
und der Schaffung neuer Verkehrsverbindungen<br />
durch Trolleybus die Vermehrung der<br />
Autobuslinien vorzuziehen. Der Nachteil der<br />
Autobusse, die Verwendung fremder Treibstoffe,<br />
wird behoben durch die Schaffung 1<br />
grosser militärischer und kriegswirtschaftlicher<br />
Treibstoffreserven und durch die staatliche<br />
Förderung von Motorfahrzeugen mit<br />
Holzvergasern.<br />
Betriebseinschränkungen bei den Stadtomnibussen<br />
teilweise schon wieder aufgehoben.<br />
Die allgemeine Mobilisation hat die Verwaltungen<br />
der Autobusbetriebe unserer<br />
Städte nicht nur eines erheblichen Teils ihres<br />
Personals beraubt, sondern auch den Wagenpark<br />
beträchtlich dezimiert, ein Umstand, der<br />
sich in zum Teil tiefgreifenden Betriebseinschränkungen<br />
widerspiegelte, die jedoch inzwischen<br />
da und dort bereits wieder eine<br />
Lockerung erfahren haben.<br />
So stellte Basel, dessen Autobusse für,<br />
die Armee angefordert worden waren, dem<br />
Autobusbetrieb in den Tagen unmittelbar!<br />
nach der Mobilisierung völlig ein, konnte Lhnr?<br />
jedoch am letzten Sonntag auf einzelnen Linien,<br />
allerdings in beschränktem Ausmass,<br />
wieder aufnehmen. Zürich vermochte nur'<br />
noch auf gewissen Linien einen reduzierten?<br />
Verkehr aufrecht zu erhalten, weil neben.-!<br />
dem Chauffeurpersonal auch 41 Autobusseil<br />
für militärische Zwecke abgegeben werden'<br />
mussten und Bern wie L u z e r n sahen.'<br />
sich in einer ähnlichen Lage. Die Bundes-;<br />
stadt allerdings ging am letzten Samstagi<br />
wieder zu einem mehr oder weniger normalen<br />
Betrieb über, von dem nur eine einzige<br />
Linie ausgenommen blieb.<br />
Der automobilistische Fremdenverkehr von<br />
einem Tag auf den andern lahmgelegt.<br />
Die Bündner Sommersaison <strong>1939</strong> hat nach den<br />
Meldungen der Tagespresse der Hotellerie bis Ende<br />
August einen Ausfall yon über 100 000 Logiernäch-*<br />
ten gebracht. Das Engadin bekam zudem noch die<br />
Schliessung der italienischen Grenzen zu spüren«<br />
so dass der erst noch sommerlich lebhafte Betriebe<br />
von einem Tag anf den andern erlosch. Von auslän-j<br />
dischen Privat- und Gesellschaftswagen, die eben^<br />
noch die Strassen belebten, keine Spur mehr. Und!<br />
Automobile aus andern Kantonen gehören seit der:<br />
Einführung der Benzinrationierung und der Mobilmachung<br />
zu den Seltenheiten.<br />
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