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Festival-Programm "Bach333-Wir feiern Bach!"

Das offizielle Festival-Program zu Bach333.

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MIT FREUNDLICHER<br />

UNTERSTÜTZUNG<br />

amarcord<br />

präsentiert<br />

INTERNATIONALES<br />

FESTIVAL FÜR<br />

VOKALMUSIK LEIPZIG<br />

4.–12. MAI<br />

2018<br />

AMARcORd // dE<br />

VOcAL SIx // SE<br />

BLISS // cH<br />

OcTAVIANS // dE<br />

THE KING'S SINGERS // GB<br />

NdIMA // cG<br />

NEw YORK POLYPHONY // US<br />

HUMANOPHONES // FR<br />

a-cappella-festival.de


Willkommen!<br />

BACH333 – WIR FEIERN BACH!<br />

Grußwort Dr. Skadi Jennicke 4<br />

Grußwort Ron-Dirk Entleutner 5<br />

<strong>Bach</strong> & Friends 6–8<br />

21.3., ab 21 Uhr, Kunstkraftwerk<br />

<strong>Bach</strong> im Dunkeln 10–11<br />

25.3., 15/17/19 Uhr, Kasematten im Neuen Rathaus<br />

Künstler 21.3. & 25.3. 12–20<br />

Johannes-Passion 23<br />

30.3., 19 Uhr, Peterskirche<br />

Einführung 24–28<br />

Text 30–39<br />

Künstler 30.3. 40–44<br />

Impressum/Danksagung 46<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

3


Grußworte<br />

Liebe <strong>Festival</strong> Freunde,<br />

<strong><strong>Bach</strong>333</strong> – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>! Unter diesem<br />

Motto begeht das Ensemble amici musicae<br />

diesen „krummen“ Geburtstag des großen<br />

protestantischen Kirchenmusikers mit<br />

einem besonderen <strong>Festival</strong>. 27 Jahre lang<br />

wirkte <strong>Bach</strong> in der Messestadt, zahlreiche<br />

seiner unvergessenen Werke erlebten hier<br />

ihre Uraufführung. Wie vielfältig das Werk<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>s in Leipzig heute<br />

gelebt wird, zeigt sich nicht nur in den authentischen<br />

Spielorten, wie beispielsweise<br />

der Thomas- oder Nikolaikirche. Das Geburtstagskonzert<br />

am 21. März, zu dem amici<br />

musicae die Leipziger und ihre Gäste einlädt,<br />

präsentiert mit dem Kunstkraftwerk in der<br />

Saalfelder Straße einen spannenden Aufführungsort<br />

aus einer anderen großen Historie<br />

Leipzigs, die der Industriestadt. Die Atmosphäre<br />

des alten Heizwerks Lindenau bietet<br />

das geeignete Ambiente für ein unvergessliches<br />

Konzerterlebnis, in dem es passend<br />

zur Konzertstätte auch einmal heiß und<br />

laut zugehen wird. Genauso experimentierfreudig<br />

gibt sich das Projekt „<strong>Bach</strong> im Dunkeln“<br />

am 25. März in den Kasematten im<br />

Neuen Rathaus Leipzig. Das Konzert ist<br />

ein musikalisches Abenteuer und nichts<br />

für schwache Nerven: im vollständig abgedunkelten<br />

Raum ist die Musik eine Herausforderung<br />

für Zuhörende und Ausführende<br />

zugleich. Mit diesen besonderen Locations<br />

geht „amici“ gezielt auf ein junges Publikum<br />

zu und schafft neue Angebote. Auch vor<br />

und nach dem <strong>Festival</strong> steht <strong>Bach</strong>s Musik<br />

im Zentrum der Arbeit von amici musicae.<br />

Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf<br />

dem Kantatenschaffen des Thomaskantors.<br />

Ihrer jeweiligen Bestimmung im Kirchenjahr<br />

entsprechend sollen an acht ausgewählten<br />

Sonn- und Feiertagen <strong>Bach</strong>-Kantaten erklingen.<br />

Ein wichtiges Anliegen ist dem Verein<br />

dabei, dass Jugendliche bis einschließlich<br />

18 Jahren kostenfrei die Konzerte besuchen<br />

können. Eine intensive Nachwuchsarbeit<br />

liegt amici musicae besonders am Herzen.<br />

Seit 1994 musizieren junge Musikerinnen<br />

und Musiker neben Studium, Ausbildung<br />

und Beruf unter professionellem Anspruch<br />

und können beständig neue Mitglieder gewinnen,<br />

welche die ambitionierte Arbeit<br />

des Ensembles weitertragen. Musik verbindet<br />

und schlägt Brücken, dies zeigt die<br />

rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland.<br />

Leipzigs Musikschaffende pflegen ein künstlerisches<br />

Miteinander, ergänzen sich und<br />

schaffen gemeinsam neue Projekte. Für die<br />

vorliegenden Konzerte wünsche ich allen<br />

Musikerinnen und Musikern von amici musicae<br />

viel Erfolg und ein zahlreiches und begeistertes<br />

Publikum.<br />

Dr. Skadi Jennicke<br />

Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig<br />

4 Grußworte


Liebe Besucher unseres<br />

<strong>Festival</strong>s <strong><strong>Bach</strong>333</strong>,<br />

nach guten 1 ½ Jahren Planung ist es nun<br />

Realität – unser <strong>Festival</strong> „<strong><strong>Bach</strong>333</strong> – <strong>Wir</strong><br />

<strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!“. Was im wahrsten Sinne des<br />

Wortes aus einer Schnaps-Idee entstanden<br />

ist, hat nun Gestalt angenommen. Schnell<br />

war klar, die Zahlenfolge in <strong>Bach</strong>s Geburtstag<br />

sollte 3 spannende Konzertideen, an<br />

3 Tagen und in 3 komplett verschiedenen<br />

Konzertstätten stattfinden lassen. Ich glaube,<br />

das ist uns gelungen!<br />

Ich freue mich sehr, dass wir Ihnen diese<br />

farbenreiche Geburtstagsfeier präsentieren<br />

können. <strong>Wir</strong> gratulieren mit einer genreübergreifenden<br />

Musiknacht. Und dass<br />

diese so stattfinden kann, haben wir den<br />

vielen Gratulanten zu verdanken. Es ist so<br />

schön zu sehen, wie sich Leipziger Musiker<br />

vernetzen, gemeinsam Musik machen und<br />

am Ende ein großartiges neues Projekt<br />

schaffen. Das ist das Besondere in dieser,<br />

unserer, <strong>Bach</strong>-Stadt.<br />

Und wenn Sie das einmalige Ambiente des<br />

Kunstkraftwerkes beeindruckt hat, und sie<br />

bereit sind für eine weitere Herausforderung,<br />

dann folgen Sie uns in die Leipziger<br />

Unterwelt! Die Wahrnehmung der Musik<br />

ausschließlich auf den Hörsinn zu reduzieren,<br />

klingt erst einmal nach nichts Besonderem.<br />

Aber: In dem Moment, wo durch<br />

die Dunkelheit alle anderen Sinne ausgeschaltet<br />

werden, wird es zum Experiment.<br />

Es wird eine Reise durch die Gefühlswelt!<br />

Ich drücke allen Ausführenden die Daumen.<br />

Denn ohne das Auge zu hören, ist die<br />

eine Sache. Ohne Augen zu singen und zu<br />

spielen, gar im Ensemble zu musizieren,<br />

steht auf einem ganz anderen Blatt.<br />

Wer es lieber etwas „traditioneller“ möchte,<br />

den begrüßen wir ganz herzlich zum Abschluss<br />

dieses Konzertreigens am Karfreitag<br />

zur Aufführung der Johannes-Passion<br />

in der Peterskirche. Auch hier erwartet Sie<br />

ein großartiges Klangerlebnis. Ein historisch<br />

angelehntes Aufstellungs- und Besetzungskonzept<br />

wird die Passion viel plastischer<br />

erlebbar machen.<br />

Ich freue mich auf 3 großartige Konzerterlebnisse<br />

und möchte schon jetzt Danke<br />

sagen für alle Hilfe und Unterstützung<br />

in der Vorbereitung und Durchführung<br />

dieses <strong>Festival</strong>s. Vielen Dank auch allen<br />

Sponsoren und Spendern sowie der Stadt<br />

Leipzig. Natürlich geht ein herzlicher Dank<br />

an alle Ausführenden und nicht zuletzt an<br />

Sie, die Sie mit Ihrem treuen Besuch diese<br />

Konzerte überhaupt möglich machen.<br />

10 Tage im Bann der Musik Johann<br />

Sebastian <strong>Bach</strong>s.<br />

In diesem Sinne: Schön, dass Sie da sind!<br />

Ihr Ron-Dirk Entleutner<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

5


<strong>Bach</strong> & Friends<br />

Mittwoch, 21. März 2018, ab 21 Uhr, Kunstkraftwerk<br />

BACH333 – BACH & FRIENDS<br />

Willkommen zur <strong><strong>Bach</strong>333</strong>-Geburtstagsfeier<br />

im Kunstkraftwerk!<br />

<strong>Wir</strong> gratulieren mit einer farbenreichen<br />

Musiknacht, mit vielen Leipziger<br />

Künstlern und spannenden Beiträgen.<br />

Durch den Abend wird Sie<br />

Ron-Dirk Entleutner führen, künstlerischer<br />

Leiter der „amici musicae“ und<br />

Ideengeber für dieses <strong><strong>Bach</strong>333</strong>-<strong>Festival</strong>.<br />

Es wird ein großartiges Wandelkonzert,<br />

was jeden Winkel der historischen<br />

Maschinenhalle zum Klingen bringen<br />

wird. Daher haben wir auch von einer<br />

klassischen Konzert-Bestuhlung abgesehen.<br />

Stehtische und kleinere individuelle<br />

Sitzgruppen laden zum ungezwungenen<br />

Konzertgenuss, aber auch zum Gespräch<br />

mit Publikum und Ausführenden ein.<br />

Wie es bei einer Geburtstagsfeier ist,<br />

wurde für das leibliche Wohl gesorgt. Getränke<br />

und Snacks sind während der gesamten<br />

Veranstaltung erhältlich.<br />

Auf der nächsten Seite finden Sie eine<br />

Auswahl des <strong>Programm</strong>s, das wir für<br />

Sie an diesem Abend vorbereitet haben.<br />

<strong>Wir</strong> möchten Sie aber ganz herzlich darauf<br />

hinweisen, dass die Reihenfolge der<br />

Beiträge an diesem Abend unwillkürlich<br />

gewählt wird, weitere spontane Einlagen<br />

sind durchaus möglich.<br />

Trotz der vielen Freiheiten einer offenen<br />

Konzertform, sind wir Ihnen sehr dankbar,<br />

wenn Sie den jeweiligen Künstlern die<br />

notwendige Aufmerksamkeit schenken, die<br />

sie für den jeweiligen Beitrag benötigen.<br />

Informationen<br />

Einlassband: Am Einlass wird Ihre Karte<br />

gegen ein Armband eingetauscht. Dieses<br />

ermöglicht Ihnen jederzeit den Wiedereintritt<br />

in die Maschinenhalle. Bitte<br />

haben Sie dafür Verständnis, dass nur<br />

geschlossene Armbänder ihre Gültigkeit<br />

behalten!<br />

Bus-Shuttle: Um 22.30 Uhr wie auch um<br />

23.30 Uhr können Sie gern das kostenfreie<br />

Bus-Shuttle vom Kunstkraftwerk<br />

zum Bahnhof nutzen. Die Plätze sind begrenzt.<br />

Bei Interesse für das Bus-Shuttle<br />

bitte am Info-Tresen (Abendkasse) im<br />

Laufe des Konzertes melden.<br />

6 <strong>Bach</strong> & Friends


<strong>Programm</strong> (Auswahl, keine Reihenfolge)<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Motette „Der Geist hilft unser Schwachheit auf“, BWV 226<br />

amici musicae, Chor & Orchester<br />

Benjamin Britten: aus „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ op. 49<br />

Annelie Matthes, Robert Matthes (Oboe)<br />

Geburtstagsständchen a-cappella<br />

amarcord<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Cello-Suite Nr. 4 in Es-Dur, BWV 1010<br />

Margarethe Niebuhr (Violoncello)<br />

Franz Biebl: „Ave Maria“<br />

Felix Glaser (Tenor), Aaron Müller (Bariton), Max Börner (Bass)<br />

amici musicae, Männerstimmen<br />

Arvo Pärt: „Wenn <strong>Bach</strong> Bienen gezüchtet hätte“ (1976/2001)<br />

Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Leipzig<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Konzert in a-Moll, BWV 1041<br />

Daniel AvRutick (Flöte) & amici musicae, Orchester<br />

Robert Lucas Pearsall: „Lay a Garland“<br />

<strong>Bach</strong>-Cantorey der amici musicae<br />

Erik Ešenvalds: „Only in Sleep“<br />

Johanna Jäger (Solo), amici musicae, Chor<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Motette „Komm, Jesu, komm“, BWV 229<br />

amici musicae, Chor & Orchester<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

7


<strong>Bach</strong> & Friends<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Brandenburgisches Konzert Nr. 2 in F-Dur, BWV 1047<br />

Alexander Pfeifer (Trompete/Corno), Robert Matthes (Oboe),<br />

Annelie Matthes (Flauto dolce), Fridolin Weigert (Violine)<br />

amici musicae, Orchester<br />

<strong><strong>Bach</strong>333</strong> – in Jazz<br />

Bertram Burkert (Gitarre) & Florian Kästner (Klavier)<br />

Friedrich Jopp: „Nacht“ (Uraufführung, Auftragswerk <strong><strong>Bach</strong>333</strong>)<br />

amici musicae, Frauenchor & Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters Leipzig<br />

Jean Sibelius: „This is my song“<br />

amici musicae, Chor<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: Motette „Lobet den Herrn alle Heiden“ BWV 230<br />

<strong>Bach</strong>-Cantorey der amici musicae<br />

Zu Friedrich Jopp „Nacht“ (Uraufführung)<br />

Der Titel „Nacht“ spielt mit dem Stück<br />

innewohnenden Ambivalenzen, die eine<br />

Nacht in sich trägt. „Nacht“ darf hier<br />

durchaus auch metaphorisch verstanden<br />

werden, der Interpretation durch den Hörer<br />

soll keine Grenze gesetzt sein. Einige<br />

Widersprüchlichkeiten sind hier im Stück<br />

beschrieben: Das nächtliche Wecken wird<br />

in das Stück durch die Andeutung des<br />

Chorals „Wachet auf (ruft uns die Stimme)“<br />

wie aus der Ferne getragen, der immer<br />

näher kommt. Als Kontrapunkt steht dem<br />

nämlich ein „Schlaf“-Thema entgegen, das<br />

vielleicht auch „Schlafes Bruder“ nicht<br />

ausschließt. Keines der beiden nimmt in<br />

der grundlegend mystischen, nächtlichen<br />

Atmosphäre Oberhand, bis die Gegensätzlichkeiten<br />

sich im letzten Abschnitt nicht<br />

mehr nur gegenüberstehen, sondern eine<br />

kontrapunktische Symbiose eingehen.<br />

Dem Hörer bleibt individuell überlassen,<br />

ob er das Stück als Weckruf, als bloßes<br />

atmosphärisches Stimmungsbild oder als<br />

Verklärung des Schlafes und des Traumes<br />

hört, ob und wie sich die Ambivalenzen für<br />

ihn auflösen.<br />

8 <strong>Bach</strong> & Friends


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<strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> weiter!<br />

Die Kantate wieder mehr in den Fokus des Gottesdienstes<br />

zu rücken, ist ein wichtiges Anliegen der<br />

„amici musicae“. Ihrer jeweiligen Bestimmung<br />

im Kirchenjahr entsprechend erklingen folgende<br />

Kantaten an ausgewählten Sonn- und Feiertagen:<br />

Du Hirte Israel, höre – BWV 104<br />

15. April 2018, 10.30 Uhr,<br />

Peterskirche<br />

Brich dem Hungrigen dein Brot – BWV 39<br />

2. Juni 2018, 15 Uhr,<br />

Thomaskirche Leipzig<br />

Freue Dich, erlöste Schar – BWV 30<br />

17. Juni 2018, 9.30 Uhr,<br />

Thomaskirche (<strong>Bach</strong>fest)<br />

Lobe den Herrn, meine Seele – BWV 69a<br />

19. August 2018, 10 Uhr,<br />

Kirchenruine Wachau<br />

Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget<br />

werden – BWV 47<br />

23. September 2018, 9.30 Uhr,<br />

Thomaskirche Leipzig<br />

Kantaten zum Michaelisfest – BWV<br />

19/50/130/149<br />

29. September 2018, 19.30 Uhr,<br />

Kunstkraftwerk Leipzig<br />

Gott der Herr ist Sonn und Schild – BWV 79<br />

31. Oktober 2018, 10 Uhr,<br />

Peterskirche Leipzig<br />

Nun komm, der Heiden Heiland – BWV 62<br />

2. Dezember 2018, 9.30 Uhr,<br />

Thomaskirche Leipzig<br />

Und es waren Hirten in derselben Gegend –<br />

BWV 248/II<br />

26. Dezember 2018, 9.30 Uhr,<br />

Thomaskirche Leipzig<br />

Franziska Bobe | Reglint Bühler | Viola Blache | Christiane Wiese | Inga Jäger | Stephan Scherpe | Patrick Grahl |<br />

Christoph Pfaller | Robert Pohlers | Paul Kmetsch | Martin Häßler | Dominik Große | Diogo Mendes | Felix Plock |<br />

Tobias Ay | Andreas Drescher | <strong>Bach</strong>-Cantorey | amici musicae, Chor & Orchester, Leipzig | Ron-Dirk Entleutner


<strong>Programm</strong><br />

Sonntag, 25. März 2018, 15/17/19 Uhr, Kasematten im Neuen Rathaus<br />

BACH333 – BACH IM DUNKELN<br />

Folgen Sie uns in die Leipziger Unterwelt!<br />

Heute nehmen wir Sie mit zu einem Experiment,<br />

was für beide Seiten – für Sie<br />

als Zuhörer und für uns als Ausführende<br />

– eine ganz besondere Herausforderung<br />

darstellt. Die Kasematten werden während<br />

des Konzertdurchlaufs (ca. 50 bis<br />

60min) komplett abgedunkelt. Damit<br />

fordern wir Ihren Hörsinn extrem heraus,<br />

stellen andere Sinne komplett in den Hintergrund.<br />

Verbunden mit der Musik werden<br />

Sie verschiedenste Gefühlszustände<br />

erleben, die Sie vielleicht so noch nicht<br />

kannten. Für die Künstler dieses Konzeptes<br />

heißt es, Noten und Instrument quasi<br />

blind zu beherrschen. Dass das pure<br />

Auswendiglernen nicht reicht, können Sie<br />

sich sicher vorstellen.<br />

Respekt darf man vor diesem Experiment<br />

haben, Angst aber nicht. Das Konzept ist<br />

bereits 2014 erfolgreich in Koblenz im<br />

Gewölbekeller des alten Mittelrhein-Museums<br />

durchgeführt worden. Zuhörer<br />

berichten von einem unglaublichen und<br />

einmaligen Erlebnis. <strong>Wir</strong> werden Sie am<br />

Beginn des Konzerts kurz mit der Dunkelheit<br />

und auch der lautesten Klangstelle<br />

vertraut machen und danach das Licht<br />

wieder hochfahren. Sollten Sie ein Unbehagen<br />

empfinden, können Sie zu diesem<br />

Zeitpunkt die Kasematten verlassen. Auch<br />

während des Konzertes ist für Sie gesorgt.<br />

Auf 5–10 Besucher kommen 2 Betreuer,<br />

die am Ende der Stuhlreihen mit<br />

einer Taschenlampe bewaffnet für Sie<br />

da sind. Mit dem Ruf „Licht an“ wird das<br />

Konzert unterbrochen und die Kasematten<br />

sofort erhellt.<br />

Berichten Sie uns danach gern, wie Sie<br />

das Konzept erlebt haben:<br />

amicimusicae<br />

Informationen<br />

Temperaturen: Die Kasematten sind<br />

kühl und feucht. Bitte ziehen Sie sich<br />

entsprechend an. <strong>Wir</strong> halten für Sie<br />

Decken und Kissen bereit. Bitte belassen<br />

Sie beides in den Kasematten!<br />

Eingang: Der Zugang zu den Kasematten<br />

erfolgt über den Burgplatz (Parkhaus-Ausgang<br />

gegenüber der Deutschen<br />

Bank).<br />

Sie können auch direkt über das Parkhaus<br />

in die Kasematten gelangen<br />

Barrierefreiheit: Die Kasematten sind barrierefrei!<br />

<strong>Wir</strong> bitten Sie jedoch um eine kurze<br />

Nachricht (0176 – 811 221 31) damit wir Ihnen<br />

den Fahrstuhl aufschließen können.<br />

Sanitäter: Für Ihre Sicherheit sind Sanitäter<br />

vor Ort.<br />

10 <strong>Bach</strong> im Dunkeln


<strong>Programm</strong> (Auswahl*, keine Reihenfolge)<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: aus der Cello-Suite Nr. 4 in Es-Dur, BWV 1010<br />

Margarethe Niebuhr (Violoncello)<br />

Schlagwerk-Improvisation über „B-A-C-H“<br />

<strong>Bach</strong>’s Six Drums (Schlagwerk-Ensemble, Jugendsinfonieorchesters Leipzig)<br />

Benjamin Britten: aus „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ op. 49<br />

Annelie Matthes (Oboe)<br />

Franz Biebl: „Ave Maria“<br />

Felix Glaser (Tenor), Aaron Müller (Bariton), Max Börner (Bass)<br />

amici musicae, Männerstimmen<br />

Improvisation über „Seufzer, Tränen“ aus BWV 21<br />

Annelie Matthes (Oboe)<br />

Robert Lucas Pearsall: „Lay a Garland“<br />

<strong>Bach</strong>-Cantorey der amici musicae<br />

Ēriks Ešenvalds: „Only in Sleep“<br />

Johanna Jäger (Solo), <strong>Bach</strong>-Cantorey der amici musicae<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: aus der Sonate Nr. 3 C-Dur für Violine solo, BWV 1005<br />

Fridolin Weigert (Violine)<br />

Jean Sibelius: „This is my song“<br />

<strong>Bach</strong>-Cantorey der amici musicae<br />

Arrangements über <strong>Bach</strong>, Händel, Schostakowitsch & Morricone<br />

Vivid Cello Section (Cello-Ensemble, Jugendsinfonieorchester Leipzig)<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>: aus der Partita a-moll, BWV 1013<br />

Annelie Matthes (Oboe)<br />

*die Stücke variieren pro Durchlauf, es werden nicht alle Stücke pro Durchlauf gespielt<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

11


Künstler<br />

Unverwechselbarer Klang, atemberaubende<br />

Homogenität, musikalische Stilsicherheit<br />

und eine gehörige Portion Charme und<br />

Witz sind die besonderen Markenzeichen<br />

von amarcord. Das äußerst facettenreiche<br />

und breitgefächerte Repertoire umfasst Gesänge<br />

des Mittelalters, Madrigale und Messen<br />

der Renaissance, Kompositionen und<br />

Werkzyklen der europäischen Romantik<br />

und des 20. Jahrhunderts sowie a-cappella-<br />

Arrangements weltweit gesammelter<br />

Volkslieder und bekannter Songs aus Soul<br />

und Jazz.<br />

Das Vokalensemble ist Preisträger zahlreicher<br />

internationaler Wettbewerbe. Neben<br />

dem Gewandhausorchester und dem Thomanerchor<br />

zählt amarcord zu den wichtigsten<br />

Repräsentanten der Musikstadt Leipzig<br />

im In- und Ausland. Regelmäßig gastiert<br />

die Gruppe bei den bedeutenden Musikfestivals.<br />

Zahlreiche Konzerttourneen führten<br />

die Sänger in über 50 Länder und auf nahezu<br />

alle Kontinente der Erde.<br />

Zahlreiche CDs dokumentieren eindrucksvoll<br />

die Facetten des Repertoires und werden<br />

vielfach mit Preisen ausgezeichnet.<br />

www.amarcord.de<br />

amarcord<br />

Wolfram Lattke<br />

Robert Pohlers<br />

Frank Ozimek<br />

Daniel Knauft<br />

Holger Krause<br />

Tenor<br />

Tenor<br />

Bariton<br />

Bass<br />

Bass<br />

Daniel AvRutick (Flöte)<br />

Wie wird einer Straßenkünstler? Diese Frage<br />

kann Daniel AvRutick nur für sich selbst<br />

beantworten. Und er besteht darauf, dass<br />

er einen solchen Weg niemals geplant hat.<br />

Sondern dass dieser sich ergab.<br />

Dani – so lässt er sich am liebsten nennen<br />

– wurde am 1. August 1951 in Washington,<br />

D.C., geboren, als zweites Kind einer mittelständischen,<br />

der jüdischen Tradition verhafteten<br />

Familie. Er wuchs mit einem Bruder<br />

und zwei Schwestern auf und besuchte die<br />

sogenannte Jewish School, in der er neben<br />

12 21. & 25.3.


Englisch auch Hebräisch lernte. Und bis<br />

zum Musikstudium an der Universität<br />

Maryland verlief sein Leben ohne besondere<br />

Höhen oder Tiefen. Als er mit 8 Jahren<br />

mit privatem Musikunterricht begann, hatte<br />

AvRutick das Glück, ein früher Schüler des<br />

später berühmten Flötenvirtuosen William<br />

Montgomery zu werden. Wie viele seiner<br />

Altersgenossen ging Daniel 1969 nach San<br />

Francisco. Neben den Einflüssen von „the<br />

grateful dead“ Konzerten und verschiedenen<br />

psychedelischen Drogen beobachtete<br />

er in den Städten Kaliforniens zum ersten<br />

Mal jene genau, die auf den Straßen Musik<br />

machten. Die Akzeptanz, welche die Straßenmusiker<br />

dort in der Bevölkerung besaßen,<br />

war sehr konträr zu den Erfahrungen,<br />

die AvRutick in den nordamerikanischen<br />

Vororten seiner Kindheit gemacht hatte, in<br />

welchen nur die blinden, schwarzen Leute<br />

der Ghettos auf den Straßen musizierten.<br />

Sie zogen ihn an – zumal er etwas suchte,<br />

das zu ihm passte und ihm darüber hinaus<br />

größtmögliche Freiheit gewährte. So zog<br />

er mit den Hippies umher und verdiente<br />

seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker.<br />

Zu jener Zeit gründete er eine Gruppe, das<br />

Berkeley Street Ensemble, das noch während<br />

der siebziger Jahre auf den Straßen<br />

der Stadt oder für Privatanlässe spielte.<br />

Schnell begann er, das freie Leben zu lieben.<br />

Nach einigen Jahren in Kalifornien<br />

zog es ihn weiter in die Welt hinaus. Er<br />

durchwanderte den gesamten amerikanischen<br />

Kontinent, hielt sich eine Zeitlang in<br />

Kanada auf und reiste dann nach Süden.<br />

Nachdem er über Bogotá in Kolumbien<br />

ins ekuadorianische Guayaquil gekommen<br />

war, traf er dort zwei hinduistische<br />

Mönche, die sich auch als Swamis bezeichneten.<br />

Mit ihnen war er zwei Jahre<br />

lang unterwegs. Über Peru und Brasilien<br />

gelangte er nach Argentinien und Chile.<br />

In Peru fand AvRutick eine alte Kopie von<br />

<strong>Bach</strong>s Cello-Suiten. Er begann diese für<br />

seine Flöte zu adaptieren und auf den lauten<br />

Straßen und Marktplätzen Perus und<br />

Boliviens vor einem unvergleichlichen Publikum<br />

zu spielen. Ein Jahr nach dem chilenischen<br />

Militärputsch kam Daniel nach<br />

Santiago.<br />

Er lebte sehr abenteuerlich und hielt es<br />

nirgendwo lange aus. Auch was die Frauen<br />

betraf, benahm er sich wie ein echter<br />

Hippie und kannte nur Gelegenheitsbeziehungen.<br />

Wenn man ständig unterwegs<br />

ist und sich nicht dazu entschließen kann,<br />

sesshaft zu werden, gilt das für fast jeden<br />

Lebensbereich: Was sich ergibt.<br />

1975 kehrte Daniel in die Staaten zurück,<br />

um seine College- beziehungsweise Universitätsjahre<br />

zu vollenden. William Montgomery,<br />

welcher mittlerweile Dekan für<br />

den Fachbereich Flötenspiel war, nahm<br />

ihn erneut als Schüler auf. 1978 machte<br />

er seinen Abschluss als <strong>Bach</strong>elor of Arts,<br />

was vielleicht keine ruhmreiche Karriere<br />

bedeutete, ihm selbst aber durchaus genügte.<br />

Unmittelbar danach setzte er sein<br />

Weltenbummlertum fort. Diesmal hatte<br />

es ihm Europa angetan. Mit Paris begann<br />

er, wo er ein gutes Jahr lang blieb.<br />

Er verdiente sein Geld als Au-Pair-Kraft<br />

und nahm er zahlreiche Lehrstunden im<br />

Jonglieren, was durchaus einer Ausbildung<br />

gleichkam. Erst imitierte er, später<br />

fand er seinen eigenen Stil. Nebenher besserte<br />

er seinen Lebensunterhalt mit dem<br />

Musizieren auf, seine Auftritte spielten<br />

sich vor allem in U-Bahn-Waggons ab. Er<br />

musizierte, jonglierte, war knapp bei Kasse<br />

oder verdiente gut. Nebenbei reiste er<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

13


Künstler<br />

umher und sah mehrere Länder Europas.<br />

Nach der Zeit in Paris lebte AvRutick für<br />

einige Zeit in Leeds, Jerusalem, Lille und<br />

Rabat, bevor er schließlich 1997 in Leipzig<br />

ankam, seinem derzeitigen und vielleicht<br />

letzten Schaffensort. Um sich der<br />

bach’schen Kulturszene Leipzigs anzupassen,<br />

adaptierte er seine Musik, beeinflusst<br />

durch den Thomanerchor und das Gewandhaus<br />

Orchester. AvRutick ist ausgesprochener<br />

Fan beider Ensembles und spielt häufig<br />

vor und nach deren Konzerten, wobei er oft<br />

Stücke aus den Aufführungen aufgreift.<br />

Eine originelle Art, mit der AvRutick versucht,<br />

zur „Kakophonie“ der Straßenmusik<br />

beizutragen, ist die Imitation anderer Straßenmusiker<br />

aus der näheren Umgebung<br />

mit seiner eigenen Improvisation. Dies führt<br />

nicht selten zur Genervtheit derselben, welche<br />

manchmal auch zu Wut, Ärger, Drohungen<br />

und auch Aggressionen übergeht.<br />

Nichtsdestotrotz sieht AvRutick dies als<br />

seine Mission und Vision, wie Musik auf der<br />

Straße sein sollte, an, mit all ihren Nebeneffekten:<br />

ein Netzwerk von begabten, flexiblen<br />

Musikern welche ein improvisiertes<br />

Netz aus Melodien webt, das die gesamte<br />

Stadt überspannt, egal ob klassische oder<br />

elektronische Musik. Neben der Musik gehören<br />

die chinesische Philosophie und die arabische<br />

Sprache zu AvRuticks lebenslangen<br />

Hobbies.<br />

Das <strong>Bach</strong> 333-Konzert ist wahrscheinlich<br />

die erste ernsthafte Aufführung mit einem<br />

Orchester, die Daniel AvRutick auf seiner<br />

einfachen 10€-Yamaha Flöte aus Plastik<br />

spielt. Die Einfachheit des Instruments, gepaart<br />

mit seiner Stabilität und Robustheit,<br />

spiegelt die flüchtige Verwundbarkeit des<br />

Lebens eines Straßenmusikers wider.<br />

Margarethe Niebuhr (Violoncello)<br />

Margarethe Niebuhr wurde 1988 in Leipzig<br />

als Kind einer Musikerfamilie geboren<br />

und erhielt Ihren ersten Violoncellounterricht<br />

im Alter von acht Jahren bei Susanne<br />

Rassbach und später bei Ihrer Mutter<br />

Anna Niebuhr. Von 2003 bis 2006 war sie<br />

Jungstudentin an der Hochschule für Musik<br />

und Theater „Felix Mendelssohn-Bartholdy“<br />

Leipzig bei Prof. Wolfgang Weber und<br />

war mehrfache Bundespreisträgerin bei<br />

„Jugend musiziert“. 2006–2012 studierte<br />

sie in Leipzig bei Prof. Peter Bruns und anschließend<br />

bei Prof. Troels Svane in Lübeck.<br />

Weitere Impulse erhielt sie durch Philippe<br />

Muller, Wolfgang-Emanuel Schmidt, László<br />

Fenyö und Michael Sanderling.<br />

Nach Erfahrungen als Praktikantin bzw.<br />

Akademistin im MDR-Sinfonieorchester,<br />

dem Gewandhausorchester Leipzig und<br />

der Staatskapelle Berlin ist sie seit 2013 Mitglied<br />

des Orchesters der Deutschen Oper<br />

Berlin und seit 2016 des Bayreuther Festspielorchesters.<br />

Margarethe Niebuhr spielt<br />

ein Violoncello des Pariser Geigenbaumeisters<br />

Bernadel pére aus dem Jahr 1837.<br />

14<br />

21. & 25.3.


Annelie Matthes (Oboe/Flauto dolce)<br />

Annelie Matthes studierte in den Jahren<br />

zwischen 2001 und 2013 moderne und<br />

historische Oboe in ihrer Heimatstadt<br />

Leipzig sowie in Weimar unter anderem<br />

bei Christian Wetzel, Matthias Bäcker und<br />

Wolfgang Kube. Sie arbeitet als freischaffende<br />

Musikerin mit zahlreichen renommierten<br />

Ensembles wie zum Beispiel dem<br />

Leipziger Kammerorchester dem Leipziger<br />

Barockorchester und der Lautten<br />

Compagney Berlin, dem Orfeo-Orchester<br />

Budapest, dem Gewandhausorchester<br />

und der Dresdner Philharmonie.<br />

Konzertreisen führten sie nach Japan<br />

und Korea, Israel und Norwegen. Sie<br />

wirkte unter anderem an CD-Produktionen<br />

mit Georg Christoph Biller, Morten<br />

Schuldt-Jensen, Gregor Meyer und<br />

György Vashegyi mit.<br />

Ihr breites Repertoire umfasst barocke Kirchenmusik<br />

gleichwie klassische und romantische<br />

Solo- und Orchesterliteratur, aber<br />

auch französische Kammermusik für Trio<br />

d‘anches des 19. und 20. Jahrhunderts. Ihre<br />

besondere Liebe gilt jedoch den Werken<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong>s.<br />

Robert Matthes (Oboe)<br />

Der im sächsischen Zwickau geborene<br />

Oboist Robert Matthes begann im<br />

Jahr 2001 sein Studium an der Musikhochschule<br />

Stuttgart bei Ingo Goritzki,<br />

welches er 2006 an der Hochschule der<br />

Künste in Berlin bei Burkhard Glaetzner<br />

abschloss. Es folgten ein Aufbaustudium<br />

in Weimar bei Matthias Bäcker sowie<br />

zahlreiche Meisterkurse. Von 2008–2011<br />

war Robert Matthes stellvertretender Solooboist<br />

der Anhaltischen Philharmonie<br />

Dessau. Danach freischaffend, widmet er<br />

sich neben dem Orchesterspiel verstärkt<br />

kammermusikalischer als auch solistischer<br />

Tätigkeit, sowie besonders der informierten<br />

Aufführungspraxis mit historischen<br />

Instrumenten. Seit Oktober 2017<br />

ist Robert Matthes Solo-Englischhornist des<br />

Philharmonischen Orchesters Altenburg-<br />

Gera. Konzertreisen führten ihn bisher neben<br />

dem europäischen Ausland in die USA,<br />

Australien, Neuseeland sowie Südkorea.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

15


Künstler<br />

Fridolin Weigert (Violine)<br />

Der junge Geiger Fridolin Weigert ist dem<br />

Leipziger Musikverein „amici musicae“ als<br />

Konzertmeister sehr eng verbunden. 1996<br />

in Dessau geboren, erhielt er seinen ersten<br />

Unterricht mit 7 Jahren an der Musikschule<br />

Leipzig „Johann Sebastian <strong>Bach</strong>“<br />

bei Ulrich Schliephake. Er ist mehrfacher<br />

Preisträger des Wettbewerbs „Jugend<br />

musiziert“. Von 2010–2016 war Fridolin<br />

Weigert Mitglied im Jugendsinfonieorchester<br />

Leipzig, dem er die letzten beiden<br />

Jahre als Konzertmeister vorstand. 2011<br />

wechselte er in die Nachwuchsförderklasse<br />

der Hochschule für Musik und Theater<br />

Leipzig „Felix Mendelssohn Bartholdy“<br />

zu Prof. Friedemann Wezel, bei dem er<br />

auch seit 2016 erfolgreich studiert. Wichtige<br />

musikalische Impulse erhielt Fridolin<br />

Weigert in Meisterkursen bei Heime Müller<br />

und Elisabeth Kufferath.<br />

Alexander Pfeifer (Trompete)<br />

Alexander Pfeifer aus Leipzig erhielt<br />

nach ersten Unterweisungen im Fach<br />

Violine ab dem 12. Lebensjahr Trompetenunterricht.<br />

Er besuchte die Musikschule<br />

Leipzig „Johann Sebastian<br />

<strong>Bach</strong>“ und studierte von 2002–2006<br />

Trompete bei Matthias Schmutzler an<br />

der Musikhochschule „Carl Maria von<br />

Weber“ in Dresden. Von 2003–2006<br />

war er als Substitut an der Dresdner<br />

Staatskapelle und von 2005–2006<br />

Gast-Solotrompeter am Orchester der<br />

Landesbühnen Sachsen. Seit nunmehr<br />

20 Jahren spielt er sehr erfolgreich im<br />

Duo mit Frank Zimpel an der Orgel.<br />

Derzeit ist er als Lehrer an der Musikschule<br />

Leipzig tätig.<br />

16<br />

21. & 25.3.


Bertram Burkert (*1994 in Jena) erhielt<br />

ab seinem 7. Lebensjahr Gitarrenunterricht<br />

bei Anett Bartuschka und studiert<br />

seit Oktober 2013 klassische Gitarre bei<br />

Prof. Thomas Müller-Pering an der Hochschule<br />

für Musik Franz Liszt in Weimar<br />

sowie Jazzgitarre bei Prof. Michael Wollny,<br />

Prof. Richie Beirach und Prof. Werner<br />

Neumann an der Hochschule für Musik<br />

und Theater in Leipzig. Schon vor seinem<br />

Studium erspielte er sich zahlreiche<br />

Auszeichnungen, zum Beispiel beim 10.<br />

internationalen „Anna Amalia Wettbewerb<br />

für junge Gitarristen“ oder beim<br />

49. Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“.<br />

Seit Anfang 2014 ist er Stipendiat<br />

der Studienstiftung des deutschen Volkes.<br />

Mit seinem Trio erhielt Bertram den<br />

Hauptpreis der Bundesbegegnung „Jugend<br />

jazzt“ 2013 und veröffentlichte im<br />

März 2014 sein Debütalbum „Das Auge<br />

des Betrachters“.<br />

In den letzten beiden Jahren war er Gitarrist<br />

des deutschen Bundesjazzorchesters<br />

und widmete sich der Arbeit mit kleineren<br />

Ensembles, wie der Band Flunder und<br />

dem Marc Doffey Quintett. Konzertreisen<br />

führten ihn durch die USA, Russland, Italien,<br />

Belgien, Frankreich und die Niederlande.<br />

Außerdem hatte er die Möglichkeit,<br />

beim Eröffnungskonzert der Burghausener<br />

Jazzwoche 2016 mit der WDR Bigband,<br />

Ron Carter und Richard Galliani<br />

aufzutreten.<br />

Bertram Burkert (Gitarre)<br />

Florian Kästner (Klavier)<br />

Florian Kästner ist ein deutscher Jazzpianist.<br />

Nach einer klassischen Konzertgeigerausbildung<br />

studierte er Jazz an der<br />

Hochschule für Musik in Leipzig unter anderem<br />

bei Richie Beirach.<br />

Seine aktuellen Projekte umfassen ein<br />

abendfüllendes Soloprogramm, die zeitgenössische<br />

BigBand „Spielvereinigung<br />

Sued“, Werner Neumanns „Baby Boomer“<br />

und verschiedene andere Formationen. Er<br />

unterrichtet Jazz an der Hochschule für<br />

Musik und Theater in Leipzig und seit Anfang<br />

2016 eine Jazzpianistenklasse an der<br />

Hochschule für Musik Weimar.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

17


Künstler<br />

Er gründete 2010 an der Neuen Musik<br />

Leipzig eine Studiumsvorbereitung für<br />

junge Jazzmusiker, die er seitdem auch<br />

leitet. Neben vielen anderen Künstlern<br />

arbeitete er mit Frank Möbus, Johannes<br />

Enders, Nils Wogram, Thomas Zoller,<br />

John Hollenbeck und Ed Partyka.<br />

Sein Debütalbum („Gleiswechsel“, solo<br />

piano, mons records) erschien 2014. Nach<br />

vielen glücklichen Jahren in seiner Heimatstadt<br />

Leipzig lebte er mit seiner Familie<br />

für einige Zeit in Berlin.<br />

Weimar. Seine umfangreiche Tätigkeit als<br />

gefragter Continuospieler schlägt sich u.a.<br />

in der langjährigen Zusammenarbeit mit<br />

„amici musicae“ nieder, die er im Herbst<br />

2017 auch auf ihrer Japan-Reise begleitete.<br />

Friedrich Jopp (Komposition)<br />

Helmut Kukuk (Orgel/Cembalo)<br />

Helmut Kukuk studierte an der Musikhochschule<br />

Köln die Fächer Klavier und Dirigieren.<br />

Folgende Engagements führten ihn als<br />

Solorepetitor und Kapellmeister ans Staatstheater<br />

Braunschweig sowie an die Niedersächsische<br />

Staatsoper Hannover. Seit 1993<br />

ist er Professor für Opernschule und Partienstudium<br />

an der Musikhochschule Leipzig,<br />

daneben übernimmt er Lehraufträge<br />

an den Musikhochschulen in Dresden und<br />

Friedrich Jopp wurde 1995 geboren und<br />

begann seinen musikalischen Weg mit<br />

sieben Jahren mit der Violine. Nach dem<br />

Kompositionsunterricht im Rahmen der<br />

musikalischen Ausbildung der Rudolf-Hildebrand-Schule<br />

Markkleeberg bei Aristides<br />

Strongylis von 2011–2013 begann er,<br />

Komposition und Tonsatz an der Hochschule<br />

für Musik und Theater Leipzig bei Prof.<br />

Reinhard Pfundt und Dirigieren bei Fredo<br />

Jung zu studieren. Er komponierte in der<br />

Zeit hauptsächlich Instrumentalmusik, ein<br />

Höhepunkt war 2015 die Uraufführung der<br />

Tondichtung „Musik der Ainur“ für großes<br />

Orchester im Gewandhaus zu Leipzig durch<br />

18 21. & 25.3.


das Ehemaligenorchester des Jugendsinfonieorchesters<br />

Leipzig. In letzter Zeit entstanden<br />

mehrere Auftragswerke, darunter<br />

das Stück „Nacht“ für die Klangfabrik im<br />

Kunstkraftwerk zu <strong>Bach</strong>s Geburtstag für<br />

amici musicae Leipzig.<br />

„<strong>Bach</strong>-Cantorey“ mit den Parodie-Kantaten<br />

zur h-Moll Messe auf Konzertreise in den<br />

USA (Washington, Princeton).<br />

„amici musicae“,<br />

Chor & Orchester Leipzig<br />

Die Vita finden Sie auf Seite 43.<br />

<strong>Bach</strong>-Cantorey der „amici musicae“<br />

Seit der Gründung von „amici musicae“ vor<br />

knapp 25 Jahren steht die Musik Johann<br />

Sebastian <strong>Bach</strong>s im Zentrum der Konzerttätigkeit<br />

des Leipziger Musikvereins. Aber<br />

auch viele andere Konzepte wie die alljährlichen<br />

chorsinfonischen Herbstprojekte<br />

oder die experimentelle Konzertreihe der<br />

„Klangfabriken“ bilden den Farbenreichtum<br />

der „Freunde der Musik“. Die Vielfalt<br />

der Konzerte möchte aber auch realisiert<br />

werden, was angesichts der Situation, dass<br />

die meisten Mitglieder in Studium und Beruf<br />

stehen, nicht immer ganz einfach ist.<br />

Aus diesem Grund findet sich speziell für<br />

klein besetzte Projekte die „<strong>Bach</strong>-Cantorey“<br />

zusammen, die, wie es der Name bereits<br />

sagt, sich intensiv mit den Motetten<br />

und Kantaten des Leipziger Thomaskantors<br />

auseinandersetzt. Die Besetzung ist dabei<br />

alternierend. Im vergangenen Jahr war die<br />

Jugendsinfonieorchester Leipzig<br />

Als Flaggschiff der zweitgrößten Musikschule<br />

Deutschlands schaut das Jugendsinfonieorchester<br />

der Musikschule<br />

Leipzig „Johann Sebastian <strong>Bach</strong>“ auf<br />

eine über 30jährige Geschichte zurück.<br />

1985 durch Iwan Iwanow gegründet,<br />

wuchs das Orchester schnell zu einem<br />

hervorragenden Klangkörper heran.<br />

Das Leipziger Gewandhaus, die Thomaskirche<br />

wie auch die Kongresshalle<br />

gehören seitdem zu den regelmäßigen<br />

Konzertorten. Vielfach preisgekrönt<br />

zählt es zu den besten deutschen Jugendorchestern<br />

und reist als Botschafter<br />

der Musikstadt Leipzig durch die<br />

ganze Welt. Konzertreisen führten die<br />

knapp 90 jungen Musikerinnen und<br />

Musiker im Alter von 14–20 Jahren durch<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

19


Künstler<br />

ganz Europa, nach Israel, Äthiopien,<br />

Kanada und in die Vereinigten Staaten.<br />

Das Jugendsinfonieorchester Leipzig<br />

ist mehrfacher Bundespreisträger des<br />

Deutschen Orchesterwettbewerbs.<br />

<strong>Bach</strong>’s Six Drums & Vivid Cello Section<br />

Das Ensemblespiel wird im Jugendsinfonieorchester<br />

Leipzig auch in den einzelnen<br />

Registern „trainiert“. So existieren<br />

fast in jeder Stimmgruppe eigene Ensembles,<br />

die über das Orchester hinaus in<br />

kleineren Gruppen gemeinsam Musik machen.<br />

Das ist einer der Schlüssel, die das<br />

Jugendsinfonieorchester so erfolgreich<br />

machen. Zwei Ensembles haben sich dem<br />

Konzept „<strong>Bach</strong> im Dunkeln“ angenommen.<br />

Das Schlagzeug-Ensemble bringt<br />

mit seiner Improvisation zu „B-A-C-H“ die<br />

Kasematten zum Schwingen, während die<br />

Celli des Orchesters mit sanften Klängen<br />

den Bogen von <strong>Bach</strong>s „Air“ zu Ennio Morricone<br />

„Gabriel’s Oboe“ ziehen.<br />

Ron-Dirk Entleutner<br />

Die Vita finden Sie auf Seite 44.<br />

20 21. & 25.3.


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Johannes-Passion<br />

Johann Sebastian <strong>Bach</strong> (1685–1750)<br />

JOHANNES-PASSION, BWV 245<br />

Karfreitag, 30. März 2018, 19 Uhr, Peterskirche<br />

Franziska Bobe Sopran<br />

Inga Jäger Alt<br />

Christian Pohlers Evangelist<br />

Robert Pohlers Tenor, Arien<br />

Manuel Helmeke Jesus<br />

Diogo Mendes Bass, Arien<br />

Johanna Wolf Magd<br />

Alexander Kozanecki Knecht<br />

Felix Glaser Knecht<br />

Max Börner Pilatus<br />

Falko Liebig Petrus<br />

Susanne Ambrosius Flöte<br />

Anne Heuft Flöte<br />

Robert Matthes Oboe<br />

Jorge Herrada Oboe<br />

Jörg Volberg Fagott<br />

Elisabeth Dinter Kontrafagott<br />

Alma Stoye Gambe<br />

Jakob Schickedanz Violoncello<br />

Helmut Kukuk Orgel/Cembalo<br />

„amici musicae“, Chor & Orchester, Leipzig<br />

Ron-Dirk Entleutner Musikalische Leitung<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

23


Einführung<br />

„… in den Chören barbarisch groß und<br />

herb und von einer dichten Combination…“<br />

– <strong>Bach</strong>s Johannes-Passion und<br />

ihre frühe Rezeption nach 1800<br />

Am Karfreitag des Jahres 1717 hatte<br />

der damalige Organist und Musikdirektor<br />

Johann Gottfried Vogler<br />

in der Leipziger Neukirche erstmals<br />

eine figurale Passionsmusik zur Aufführung<br />

gebracht. Vier Jahre später folgte<br />

<strong>Bach</strong>s Amtsvorgänger Johann Kuhnau<br />

mit der Aufführung seiner Markus-Passion<br />

am 11. April 1721 im Karfreitags-Vespergottesdienst<br />

der Thomaskirche. Von<br />

1724 an fanden die Passionsaufführungen<br />

gemäß einer Festlegung der Stadtväter in<br />

jährlichem Wechsel zwischen den beiden<br />

Hauptkirchen (St. Nikolai und St. Thomas)<br />

statt.<br />

<strong>Bach</strong>s Johannes-Passion ist seine erste<br />

Leipziger Passionsmusik. Zur Komposition<br />

und Einstudierung hatte er hinreichend<br />

Zeit, da vom Sonntag Invokavit bis Palmarum<br />

in den Kirchen nicht „figuraliter“<br />

musiziert wurde. Es waren also keine Kantaten<br />

zu komponieren und aufzuführen.<br />

<strong>Bach</strong>s Entscheidung, den ungekürzten<br />

Passionsbericht nach dem Evangelisten<br />

Johannes zu vertonen, erwies sich als<br />

folgenreich für das Gesamtkonzept seines<br />

Werkes: Der dramaturgische Ablauf<br />

ermöglichte nur an wenigen Stellen die<br />

Eingliederung von betrachtenden Arien<br />

und Ariosi und hinsichtlich der Einbeziehung<br />

von solchen Sätzen fand <strong>Bach</strong> auch<br />

nach mehreren Umgestaltungen des Werkes<br />

keine endgültige Lösung. Dass er die<br />

Christusworte ohne Streicherbegleitung,<br />

sondern secco (also ausschließlich mit<br />

Continuo-Begleitung) vertonte, mag im<br />

Blick auf die inhaltlichen und formalen<br />

Eigenheiten des Passionsberichtes nach<br />

dem Evangelisten Johannes erfolgt sein.<br />

Zwei Textstellen, das Weinen Petri und<br />

das Zerreißen des Vorhangs im Tempel,<br />

wurden – weil in der musikalischen Umsetzung<br />

sehr ergiebig – dem Matthäus-<br />

Evangelium entlehnt.<br />

Besonderes Gewicht legte <strong>Bach</strong> auf die<br />

Ausarbeitung der Turba-Chöre. Hinsichtlich<br />

ihrer außergewöhnlichen formalen<br />

Dimension, dramatischen Schlagkraft<br />

und aggressiven Schärfe („Kreuzige ihn“)<br />

erweisen sie sich als bedeutsamste musikalische<br />

Komponente der Passion. Augenfällig<br />

sind thematisch-motivische Beziehungen<br />

zwischen einigen Turba-Chören<br />

im zweiten Teil. Sie führen zur Bildung von<br />

sogenannten Chorpaaren („Wäre dieser<br />

nicht ein Übeltäter“ und „<strong>Wir</strong> dürfen niemand<br />

töten“ oder „Sei gegrüßet, lieber<br />

Jüdenkönig!“ und „Schreibe nicht: der Jüden<br />

König“). Mit diesem dramaturgischen<br />

Mittel gelingt <strong>Bach</strong> die Herstellung von<br />

übergreifenden formalen Zusammenhängen<br />

in der Architektur seiner Passion.<br />

<strong>Wir</strong> wissen nicht, ob ein unbekannter<br />

Autor die madrigalischen Texte zusammenstellte,<br />

beziehungsweise <strong>Bach</strong> selbst<br />

an deren Auswahl mitgewirkt hat. Im Wesentlichen<br />

basiert das Libretto auf zeitgenössischen<br />

Vorbildern: Hierzu gehören<br />

die berühmte Passionsdichtung „Der für<br />

die Sünde der Welt Gemarterte und Sterbende<br />

Jesus“ (1712) aus der Feder des<br />

Hamburger Ratsherrn Barthold Heinrich<br />

Brockes, „Der weinende Petrus“ in Chris-<br />

24 Johannes-Passion


tian Weises Dichtung „Der Grünen Jugend<br />

Nothwendige Gedanken“ (1675)<br />

und die „Johannes-Passion“ (1704) des<br />

Hamburger Operndichters Christian Heinrich<br />

Postel. Diese Textkompilation aus<br />

den besten erreichbaren zeitgenössischen<br />

Passionslibretti war für <strong>Bach</strong> sicherlich<br />

keine Ideallösung, sondern eher ein Kompromiss<br />

in Ermangelung eines geeigneten<br />

Textdichters.<br />

In <strong>Bach</strong>s Johannes-Passion (wie auch in<br />

der 1731 komponierten Markus-Passion)<br />

tritt die madrigalische Dichtung zugunsten<br />

von Bibel- und Choraltext in den Hintergrund.<br />

Die Anzahl der betrachtenden<br />

Arien und Ariosi ist auf ein Mindestmaß<br />

reduziert. Die solistischen Partien sind<br />

fast alle knapp gehalten. Bei ihrer Einbettung<br />

in das Passionsgeschehen waren<br />

− vor allem im zweiten Teil − einige<br />

Disproportionen unvermeidbar: So folgen<br />

nach Jesu Tod („Es ist vollbracht“) gleich<br />

drei Arien und ein Arioso, während der<br />

Passionsbericht bis dahin lediglich an<br />

zwei Textstellen (nach Christi Geißelung<br />

und seiner Freigabe zur Kreuzigung)<br />

durch betrachtende Sätze unterbrochen<br />

wird. An zentraler Stelle (nach den Worten<br />

„Es ist vollbracht!“) löst sich <strong>Bach</strong> von<br />

der traditionellen Form der Da-capo-Arie:<br />

Während der lediglich von Viola da gamba<br />

und Continuo besetzte A-Teil (Molto<br />

adagio) in der Trauer um Christi Tod verharrt,<br />

akzentuiert <strong>Bach</strong> im B-Teil (Vivace<br />

„Der Held aus Juda siegt mit Macht“) mit<br />

dem unerwarteten Einsatz des vollstimmigen<br />

Streichorchesters einen Kontrast,<br />

wie er kaum schärfer hätte sein können.<br />

Als Robert Schumann 1851 die Passion<br />

aufführte, glaubte er diesen Gegensatz<br />

noch durch einen neu hinzu komponierten<br />

Trompetenpart zuspitzen zu müssen.<br />

Im Unterschied zu den Passionsvorbildern<br />

aus dem 17. Jahrhundert steht am Ende<br />

des Werkes nicht die dort übliche Danksagung<br />

für Christi Erlösungswerk (als<br />

Conclusio), sondern ein für das barocke<br />

Passions-Oratorium typischer Grabeschor<br />

in c-Moll. Ihm folgt ein schlichter vierstimmiger<br />

Choral, der das Werk bereits mit<br />

dem Ausblick auf die Wiederauferstehung<br />

in lichtem Es-Dur beschließt.<br />

Im Unterschied zur Matthäus-Passion hat<br />

die Johannes-Passion nie eine endgültige<br />

Fassung erhalten. Eine sehr weitreichende<br />

Umgestaltung erfuhr das Werk anlässlich<br />

einer Wiederaufführung zu Karfreitag<br />

1725. Offensichtlich entschloss sich <strong>Bach</strong><br />

zu dieser Umarbeitung, da er das erst<br />

im Vorjahr (1724) musizierte Werk nicht<br />

ohne deutlich hörbare Veränderungen<br />

darbieten wollte. Vielleicht erfolgte die<br />

erneute Aufführung aus Verlegenheit und<br />

unter Zeitdruck, weil der Plan für eine<br />

neue Passionsmusik nicht realisiert werden<br />

konnte.<br />

Von den fünf nachweisbaren Fassungen<br />

der Johannes-Passion entfernt sich die<br />

zweite aus dem Jahre 1725 am weitesten<br />

von der ursprünglichen Version: Zwei<br />

Rahmensätze und zwei Binnensätze sind<br />

ausgetauscht worden, ein Arioso entfällt;<br />

an anderer Stelle ist eine Arie mit Choral<br />

zusätzlich eingefügt. Die Passion wurde<br />

um drei Choralbearbeitungen (zwei ausgedehnte<br />

Choralchöre und eine Bass-Arie<br />

mit Sopran-Cantus-firmus) bereichert.<br />

Damit gelang <strong>Bach</strong> ein sinnvoller Bezug<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

25


Einführung<br />

zu seinem Choralkantatenjahrgang, dessen<br />

Aufführung sich von Trinitatis 1724<br />

bis Ostern 1725 erstreckte. Die Frage, ob<br />

jene drei Arien einem älteren Werk entlehnt<br />

sind, oder eigens für die Passion<br />

neu komponiert wurden, ist noch ungeklärt.<br />

Offensichtlich neu komponiert wurde<br />

der weit ausladende Einleitungschor<br />

„O Mensch, bewein dein Sünde groß“.<br />

Vielleicht sollte er als „Exordium“ eine<br />

Passion eröffnen, die <strong>Bach</strong> für 1725 zwar<br />

geplant, aber nach der Komposition von<br />

nur wenigen Sätzen wieder abgebrochen<br />

hatte.<br />

Die 1725 hinzu gefügten Sätze sind von<br />

<strong>Bach</strong> in späteren Jahren wieder entfernt<br />

worden. Während die beiden großangelegten<br />

Choralchöre in anderen Werken<br />

ihren endgültigen Platz erhielten, wurden<br />

die drei Arien „Himmel reiße, Welt erbebe“,<br />

„Zerschmettert mich, ihr Felsen und<br />

ihr Hügel“ und „Ach windet euch nicht so,<br />

geplagte Seelen“ – soweit wir wissen –<br />

nicht wieder verwendet.<br />

In den Jahren um 1739 versuchte <strong>Bach</strong>,<br />

seiner Johannes-Passion eine endgültige<br />

Fassung zu verleihen. Allerdings gab<br />

er das Vorhaben nach der Überarbeitung<br />

und Niederschrift von 20 Partiturseiten<br />

wieder auf. Er überließ die Fertigstellung<br />

einem seiner Kopisten, der im Wesentlichen<br />

aber nur den Notentext aus der Partitur<br />

von 1724 übertrug. In der Forschung<br />

ist viel darüber spekuliert worden, was<br />

<strong>Bach</strong> zum vorzeitigen Abbruch seiner<br />

Partiturniederschrift und -überarbeitung<br />

veranlasst haben könnte. Möglicherweise<br />

erfolgte die Unterbrechung aus folgenden<br />

Gründen: Am 17. März 1739 protestierte<br />

<strong>Bach</strong>, weil ihm die bevorstehende<br />

Passionsaufführung bis zur Erteilung einer<br />

„ordentlichen Erlaubnis“ ausdrücklich<br />

untersagt worden war. Dem Überbringer<br />

jener Hiobsbotschaft erklärte er: Die<br />

Darbietung sei „nur ein onus [eine Last]<br />

… wenn etwa ein Bedenken wegen des<br />

Textes gemacht werden wolle, so wäre<br />

solcher schon ein paar mal aufgeführt<br />

worden.“<br />

Zu einer erneuten Darbietung der Johannes-Passion<br />

kam es erst kurz vor <strong>Bach</strong>s<br />

Tod. Bisher galt der Karfreitag (4. April)<br />

1749 als wahrscheinliches Aufführungsdatum.<br />

Da der an der Komplettierung des<br />

Stimmenmaterials maßgeblich beteiligte<br />

Hauptkopist (Johann Nathanael Bammler)<br />

das Thomasalumnat bereits zu Ostern<br />

1748 verließ, ist aber eine Aufführung<br />

noch im selben Jahr, also am Karfreitag<br />

(12. April) 1748 gleichermaßen zu erwägen.<br />

Mit beträchtlich erweiterter Streicherbesetzung<br />

wurde <strong>Bach</strong>s erste Leipziger<br />

Passionsmusik den Messestädtern<br />

noch einmal dargeboten. Unklar bleibt,<br />

weshalb der Thomaskantor seine Komposition<br />

bei dieser letzten Aufführung im<br />

Wesentlichen in der Erstfassung von 1724<br />

und ohne Berücksichtigung der um 1739<br />

begonnenen tiefgreifenden Umarbeitung<br />

musiziert hat.<br />

***<br />

Im Zuge der Erbteilung gelangten alle<br />

Originalquellen der Johannes-Passion<br />

(Partiturautograph und Originalstimmen)<br />

wohl schon im Herbst 1750 in den Besitz<br />

von Carl Philipp Emanuel <strong>Bach</strong> in Berlin.<br />

Bald nach der Übernahme seines Amtes<br />

26 Johannes-Passion


als Musikdirektor der fünf Hamburger<br />

Hauptkirchen hat der zweitälteste <strong>Bach</strong>-<br />

Sohn einzelne Sätze daraus wieder aufgeführt:<br />

Den Chor „Ruht wohl, ihr heiligen<br />

Gebeine“ übernahm er 1772 in seine Johannes-Passion<br />

(H 785), versah den Satz<br />

jedoch mit einem völlig neuen Text. Drei<br />

Jahre zuvor (1769) hatte er den Choralchor<br />

„Christe, du Lamm Gottes“ (aus der<br />

zweiten Fassung der Johannes-Passion)<br />

in seiner Matthäus-Passion (H 782) wieder<br />

verwendet.<br />

Im 19. Jahrhundert konnte sich die Johannes-Passion<br />

gegenüber der doppelchörigen<br />

Matthäus-Passion nur zögerlich<br />

durchsetzen. Nachdem sie Carl Friedrich<br />

Zelter am Karfreitag (5. April) 1822 zum<br />

ersten Mal (aber wohl nur unvollständig)<br />

in Berlin dargeboten hatte, vergingen<br />

zehn weitere Jahre, bis sie am Karfreitag<br />

1832 unter Wilhelm Friedrich Riem in Bremen<br />

erklang. Am 21. März 1833 brachte<br />

sie dann auch die Berliner Sing-Akademie<br />

zur Aufführung.<br />

Im Frühjahr 1831 scheiterte der Thomaskantor<br />

Christian Theodor Weinlig mit<br />

seinem Versuch, die Matthäus-Passion<br />

erstmalig mit dem Thomanerchor wieder<br />

aufzuführen. Am Palmsonntag und<br />

Karfreitag 1844 kam es unter seinem<br />

Nachfolger Moritz Hauptmann zur ersten<br />

Darbietung der Johannes-Passion. Zwei<br />

Jahre später erklang sie abermals mit den<br />

Thomanern. Bei allen Aufführungen hatte<br />

Hauptmann nicht nur drei Arien wegfallen<br />

lassen, sondern auch einige Besetzungsänderungen<br />

vorgenommen. Die Passion<br />

faszinierte ihn vor allem wegen der Turba-<br />

Chöre. Am 9. April 1846 schrieb er an<br />

den <strong>Bach</strong>-Handschriftensammler Franz<br />

Hauser: „diese ist aber in den Chören<br />

barbarisch groß und herb und von einer<br />

dichten Combination … an eine Pause ist<br />

kaum zu denken“.<br />

Robert Schumann, der die Passion am<br />

13. April 1851 erstmalig in Düsseldorf zur<br />

Aufführung brachte, gab ihr sogar den<br />

Vorzug gegenüber der Matthäus-Passion.<br />

In einem Brief vom 2. April 1849 schrieb<br />

er an den Hamburger Musiklehrer und Dirigenten<br />

Georg Dietrich Otten: „Kennen<br />

Sie die <strong>Bach</strong>’sche Johannes-Passion, die<br />

sogenannte kleine? Gewiß! Aber finden<br />

Sie sie nicht um Vieles kühner, gewaltiger,<br />

poetischer, als die nach dem Evangelisten<br />

Matthäus? … Käme doch über solche<br />

Sachen die Welt ins Klare! Aber davon<br />

schreibt Niemand, nur die musikalischen<br />

Zeitungen nehmen vielleicht manchmal<br />

einen Anlauf, lassen aber wieder nach,<br />

eben weil es denen, die da schreiben,<br />

an der rechten Kenntniß, an der rechten<br />

Überzeugung fehlt. So geht’s so wird’s<br />

immer bleiben.“<br />

Glücklicherweise blieb es aber nicht dabei.<br />

Im Laufe der Jahre konnte sich die<br />

Johannes-Passion gegenüber dem doppelchörigen<br />

Schwesterwerk behaupten.<br />

Heute erklingt sie wegen des geringeren<br />

instrumentalen und vokalen Aufwandes<br />

sogar häufiger als die Matthäus-Passion.<br />

Andreas Glöckner, 2018<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

27


Einführung<br />

Kein Dogma<br />

In einer Denkschrift an den Leipziger<br />

Rat erklärte Johann Sebastian <strong>Bach</strong>,<br />

dass er für die Aufführung einer figuralen<br />

Kirchenmusik (einer Kantate, Messe<br />

oder einem Magnificat) 12 bis 16 Sänger<br />

(4 bis 8 Solisten und 8 Ripienisten) benötige<br />

− mithin drei bis vier pro Stimmlage.<br />

Inwieweit diese Besetzung tatsächlich<br />

erreicht wurde, ist aufgrund der<br />

Aktenlage nicht zu sagen. Das Vorhandensein<br />

von nur wenigen Vokalstimmen<br />

wurde von einigen Musikwissenschaftlern<br />

dahingehend gedeutet, <strong>Bach</strong> habe<br />

in Leipzig überwiegend mit einem Vokalchor<br />

von vier Sängern musiziert. Freilich<br />

sind dieser Hypothese verschiedene<br />

Argumente entgegenzuhalten: Zunächst<br />

ist davon auszugehen, dass nicht alle<br />

der einst geschriebenen Aufführungsstimmen<br />

überliefert sind. Andererseits<br />

hat <strong>Bach</strong> wohl nur dann Zweitstimmen<br />

angefertigt oder ausschreiben lassen,<br />

wenn er diese für zwingend notwendig<br />

hielt. Darüber hinaus waren für ihn<br />

solche zusätzlichen Arbeiten überaus<br />

zeitraubend. Zudem ergaben sich durch<br />

das Ausschreiben von Dubletten neue<br />

Fehler, die in mühevoller Revisionsarbeit<br />

hätten korrigiert werden müssen.<br />

Letztlich sind die Originalstimmen wohl<br />

bewusst so weiträumig und großformatig<br />

geschrieben, damit sie mühelos<br />

auch von zwei oder drei hinter einem<br />

Pult stehenden Sängern zu lesen sind.<br />

Das gemeinsame Singen hinter festinstallierten,<br />

etwa 2,30 Meter langen Pulten<br />

ist in verschiedenen Leipziger Dokumenten<br />

belegt. Tatsächlich bot diese<br />

Art der Aufstellung hinreichend Platz<br />

für mehrere neben- beziehungsweise<br />

hintereinander stehende jugendliche<br />

Sänger. Grundsätzlich stand die relativ<br />

kleine Sängerschar direkt am Geländer<br />

der Chorempore und war dadurch im<br />

Kirchenraum besser zu hören. An dieser<br />

Aufstellung ist im Prinzip bis zum Ende<br />

der Amtszeit des Thomaskantors Günther<br />

Ramin (1956) festgehalten worden.<br />

Geändert wurde sie erst durch seinen<br />

Nachfolger Kurt Thomas. Seitdem singen<br />

die Thomaner direkt vor der großen<br />

Sauerorgel, also hinter dem Orchester.<br />

Zur Zeit <strong>Bach</strong>s war die Aufstellung der<br />

Instrumentalisten eine gänzlich andere:<br />

Links und rechts über dem Sängerchor<br />

hatte der Leipziger Rat schon 1632 zwei<br />

„Emporkirchen“ (also zwei separate<br />

Emporen) errichten lassen, eine für die<br />

Stadtpfeifer, eine weitere für die Kunstgeiger.<br />

Jede bot 10 Stellplätze, sodass<br />

insgesamt 20 Musiker dort bequem<br />

Platz finden konnten. Im Frühsommer<br />

1739 kam es zu einer baulichen Erweiterung<br />

jener Emporen, sodass fortan<br />

mehr als 20 Stellplätze für die Musiker<br />

existierten. Mit diesem Umbau war die<br />

Voraussetzung geschaffen, dass der<br />

Thomaskantor bei Bedarf auch mit größeren<br />

Besetzungen musizieren konnte,<br />

beziehungsweise der bisherige Mangel<br />

an Stellplätzen für die Musiker behoben<br />

war.<br />

<strong>Bach</strong> hatte in Leipzig mit einem heterogenen<br />

Ensemble von Stadtpfeifern,<br />

Kunstgeigern, Chorschülern, Studenten<br />

und sonstigen Adjuvanten auszukommen.<br />

Eine stabile Aufführungsqualität<br />

wurde schon deshalb kaum erreicht,<br />

weil die musikalischen Fähigkeiten der<br />

Ausführenden (insbesondere die der<br />

28 Johannes-Passion


Alumnen) nicht gleichbleibend waren.<br />

Zur „stillen Reserve“ in <strong>Bach</strong>s Ensemble<br />

gehörten neben den Leipziger Studenten<br />

(zumeist ehemalige Thomasschüler)<br />

auch seine Söhne und Privatschüler,<br />

Gesellen und Adjunkten der Leipziger<br />

Stadtpfeifer. Nach Aussage des Thomasschulrektors<br />

Johann Mathias Gesner<br />

habe <strong>Bach</strong> „30 oder gar 40 Musizierende“<br />

(Sänger und Instrumentalisten)<br />

dirigiert (wobei 30 Ausführende wohl<br />

die Normalbesetzung an gewöhnlichen<br />

Sonn- und Feiertagen war, 40 sich nur<br />

an hohen Kirchenfesten oder zur alljährlichen<br />

Passionsaufführung einfanden).<br />

Die Frage, wie <strong>Bach</strong> im Einzelnen musizierte,<br />

muss aber weitgehend offen bleiben.<br />

Für endgültige Aussagen ist die Quellenbasis<br />

zu schmal und mit neuen und<br />

spektakulären Dokumentenfunden zu seiner<br />

Aufführungspraxis ist wohl eher nicht<br />

zu rechnen. In der mitunter recht hitzig<br />

geführten Besetzungsdiskussion erweisen<br />

sich Dogmen daher als wenig produktiv.<br />

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und den Organisten.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

29


Text<br />

Erster Teil<br />

1. Chorus<br />

Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm<br />

in allen Landen herrlich ist!<br />

Zeig uns durch deine Passion,<br />

dass du, der wahre Gottessohn,<br />

zu aller Zeit,<br />

auch in der größten Niedrigkeit,<br />

verherrlicht worden bist!<br />

2. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Jesus ging mit seinen Jüngern über<br />

den <strong>Bach</strong> Kidron, da war ein Garten,<br />

darein ging Jesus und seine Jünger.<br />

Judas aber, der ihn verriet, wusste den<br />

Ort auch, denn Jesus versammlete sich<br />

oft daselbst mit seinen Jüngern.<br />

Da nun Judas zu sich hatte genommen<br />

die Schar und der Hohenpriester und<br />

Pharisäer Diener, kommt er dahin mit<br />

Fackeln, Lampen und mit Waffen.<br />

Als nun Jesus wusste alles, was ihm<br />

begegnen sollte, ging er hinaus und<br />

sprach zu ihnen:<br />

Jesus<br />

Wen suchet ihr?<br />

Evangelist<br />

Sie antworteten ihm:<br />

Chorus<br />

Jesum von Nazareth.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Jesus spricht zu ihnen:<br />

Jesus<br />

Ich bin’s.<br />

Evangelist<br />

Judas aber, der ihn verriet, stund auch<br />

bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen<br />

sprach: Ich bin’s, wichen sie zurücke und<br />

fielen zu Boden. Da fragete er sie<br />

abermal:<br />

Jesus<br />

Wen suchet ihr?<br />

Evangelist<br />

Sie aber sprachen:<br />

Chorus<br />

Jesum von Nazareth.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Jesus antwortete:<br />

Jesus<br />

Ich hab’s euch gesagt, dass ich’s sei,<br />

suchet ihr denn mich, so lasset diese<br />

gehen!<br />

3. Choral<br />

O große Lieb, o Lieb ohn’ alle Maße,<br />

die dich gebracht auf diese Marterstraße!<br />

Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden,<br />

und du musst leiden.<br />

4. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Auf dass das Wort erfüllet würde, welches<br />

er sagte: Ich habe der keine<br />

verloren, die du mir gegeben hast. Da<br />

hatte Simon Petrus ein Schwert und<br />

zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters<br />

Knecht und hieb ihm sein<br />

recht Ohr ab; und der Knecht hieß Malchus.<br />

Da sprach Jesus zu Petro:<br />

30 Johannes-Passion


Jesus<br />

Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll<br />

ich den Kelch nicht trinken, den mir<br />

mein Vater gegeben hat?<br />

5. Choral<br />

Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich<br />

auf Erden wie im Himmelreich.<br />

Gib uns Geduld in Leidenszeit,<br />

gehorsam sein in Lieb und Leid;<br />

wehr und steur allem Fleisch und Blut,<br />

das wider deinen Willen tut!<br />

6. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Die Schar aber und der Oberhauptmann<br />

und die Diener der Jüden nahmen<br />

Jesum und bunden ihn und führeten ihn<br />

aufs erste zu Hannas, der war<br />

Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres<br />

Hoherpriester war. Es war aber<br />

Kaiphas, der den Jüden riet, es wäre gut,<br />

dass ein Mensch würde umbracht<br />

für das Volk.<br />

7. Aria (Alt)<br />

Von den Stricken meiner Sünden<br />

mich zu entbinden,<br />

wird mein Heil gebunden.<br />

Mich von allen Lasterbeulen<br />

völlig zu heilen,<br />

lässt er sich verwunden.<br />

8. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Simon Petrus aber folgete Jesu nach und<br />

ein ander Jünger.<br />

9. Aria (Sopran)<br />

Ich folge dir gleichfalls mit freudigen<br />

Schritten<br />

und lasse dich nicht,<br />

mein Leben, mein Licht.<br />

Befördre den Lauf<br />

und höre nicht auf,<br />

selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu<br />

bitten.<br />

10. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Derselbige Jünger war dem Hohenpriester<br />

bekannt und ging mit Jesu hinein<br />

in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber<br />

stund draußen für der Tür. Da ging<br />

der andere Jünger, der dem Hohenpriester<br />

bekannt war, hinaus und redete<br />

mit der Türhüterin und führete Petrum<br />

hinein. Da sprach die Magd, die<br />

Türhüterin, zu Petro:<br />

Ancilla<br />

Bist du nicht dieses Menschen Jünger<br />

einer?<br />

Evangelist<br />

Er sprach:<br />

Petrus<br />

Ich bin’s nicht.<br />

Evangelist<br />

Es stunden aber die Knechte und Diener<br />

und hatten ein Kohlfeu’r gemacht<br />

(denn es war kalt) und wärmeten sich.<br />

Petrus aber stund bei ihnen und<br />

wärmete sich. Aber der Hohepriester<br />

fragte Jesum um seine Jünger und um<br />

seine Lehre. Jesus antwortete ihm:<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

31


Text<br />

Jesus<br />

Ich habe frei, öffentlich geredet für der<br />

Welt. Ich habe allezeit gelehret in der<br />

Schule und in dem Tempel, da alle Jüden<br />

zusammenkommen, und habe<br />

nichts im Verborgnen geredt. Was fragest<br />

du mich darum? Frage die darum,<br />

die gehöret haben, was ich zu ihnen<br />

geredet habe! Siehe, dieselbigen<br />

wissen, was ich gesaget habe.<br />

Evangelist<br />

Als er aber solches redete, gab der Diener<br />

einer, die dabeistunden, Jesu<br />

einen Backenstreich und sprach:<br />

Servus<br />

Solltest du dem Hohenpriester also<br />

antworten?<br />

Evangelist<br />

Jesus aber antwortete:<br />

Jesus<br />

Hab ich übel geredt, so beweise es, dass<br />

es böse sei, hab ich aber recht<br />

geredt, was schlägest du mich?<br />

11. Choral<br />

Wer hat dich so geschlagen,<br />

mein Heil, und dich mit Plagen<br />

so übel zugericht’?<br />

Du bist ja nicht ein Sünder<br />

wie wir und unsre Kinder,<br />

von Missetaten weißt du nicht.<br />

Ich, ich und meine Sünden,<br />

die sich wie Körnlein finden<br />

des Sandes an dem Meer,<br />

die haben dir erreget<br />

das Elend, das dich schläget,<br />

und das betrübte Marterheer.<br />

12. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und Hannas sandte ihn gebunden zu<br />

dem Hohenpriester Kaiphas. Simon<br />

Petrus stund und wärmete sich,<br />

da sprachen sie zu ihm:<br />

Chorus<br />

Bist du nicht seiner Jünger einer?<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Er leugnete aber und sprach:<br />

Petrus<br />

Ich bin‘s nicht.<br />

Evangelist<br />

Spricht des Hohenpriesters Knecht’ einer,<br />

ein Gefreundter des, dem Petrus<br />

das Ohr abgehauen hatte:<br />

Servus<br />

Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm?<br />

Evangelist<br />

Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald<br />

krähete der Hahn. Da gedachte<br />

Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus<br />

und weinete bitterlich.<br />

13. Aria (Tenor)<br />

Ach, mein Sinn,<br />

wo willt du endlich hin,<br />

wo soll ich mich erquicken?<br />

Bleib ich hier,<br />

oder wünsch ich mir<br />

Berg und Hügel auf den Rücken?<br />

Bei der Welt ist gar kein Rat,<br />

und im Herzen<br />

stehn die Schmerzen<br />

meiner Missetat,<br />

weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.<br />

32 Johannes-Passion


14. Choral<br />

Petrus, der nicht denkt zurück,<br />

seinen Gott verneinet,<br />

der doch auf ein’ ernsten Blick<br />

bitterlichen weinet.<br />

Jesu, blicke mich auch an,<br />

wenn ich nicht will büßen;<br />

wenn ich Böses hab getan,<br />

rühre mein Gewissen!<br />

Zweiter Teil<br />

15. Choral<br />

Christus, der uns selig macht,<br />

kein Bös’ hat begangen,<br />

der ward für uns in der Nacht<br />

als ein Dieb gefangen,<br />

geführt für gottlose Leut<br />

und fälschlich verklaget,<br />

verlacht, verhöhnt und verspeit,<br />

wie denn die Schrift saget.<br />

16. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da führeten sie Jesum von Kaipha vor<br />

das Richthaus, und es war frühe. Und<br />

sie gingen nicht in das Richthaus, auf<br />

dass sie nicht unrein würden, sondern<br />

Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu<br />

ihnen heraus und sprach:<br />

Pilatus<br />

Was bringet ihr für Klage wider diesen<br />

Menschen?<br />

Evangelist<br />

Sie antworteten und sprachen zu ihm:<br />

Chorus<br />

Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten<br />

dir ihn nicht überantwortet.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da sprach Pilatus zu ihnen:<br />

Pilatus<br />

So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn<br />

nach eurem Gesetze!<br />

Evangelist<br />

Da sprachen die Jüden zu ihm:<br />

Chorus<br />

<strong>Wir</strong> dürfen niemand töten.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Auf dass erfüllet würde das Wort Jesu,<br />

welches er sagte, da er deutete,<br />

welches Todes er sterben würde. Da ging<br />

Pilatus wieder hinein in das<br />

Richthaus und rief Jesu und sprach zu<br />

ihm:<br />

Pilatus<br />

Bist du der Jüden König?<br />

Evangelist<br />

Jesus antwortete:<br />

Jesus<br />

Redest du das von dir selbst, oder haben’s<br />

dir andere von mir gesagt.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

33


Text<br />

Evangelist<br />

Pilatus antwortete:<br />

Pilatus<br />

Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester<br />

haben dich mir<br />

überantwortet; was hast du getan?<br />

Evangelist<br />

Jesus antwortete:<br />

Jesus<br />

Mein Reich ist nicht von dieser Welt;<br />

wäre mein Reich von dieser Welt, meine<br />

Diener würden darob kämpfen, dass ich<br />

den Jüden nicht überantwortet<br />

würde; aber nun ist mein Reich nicht von<br />

dannen.<br />

17. Choral<br />

Ach großer König, groß zu allen Zeiten,<br />

wie kann ich gnugsam diese Treu<br />

ausbreiten?<br />

Keins Menschen Herze mag indes<br />

ausdenken,<br />

was dir zu schenken.<br />

Ich kann’s mit meinen Sinnen nicht<br />

erreichen,<br />

womit doch dein Erbarmen zu<br />

vergleichen.<br />

Wie kann ich dir denn deine Liebestaten<br />

im Werk erstatten?<br />

18. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da sprach Pilatus zu ihm:<br />

Pilatus<br />

So bist du dennoch ein König?<br />

Evangelist<br />

Jesus antwortete:<br />

Jesus<br />

Du sagst’s, ich bin ein König. Ich bin dazu<br />

geboren und in die Welt kommen,<br />

dass ich die Wahrheit zeugen soll. Wer<br />

aus der Wahrheit ist, der höret meine<br />

Stimme.<br />

Evangelist<br />

Spricht Pilatus zu ihm:<br />

Pilatus<br />

Was ist Wahrheit?<br />

Evangelist<br />

Und da er das gesaget, ging er wieder<br />

hinaus zu den Jüden und spricht zu<br />

ihnen:<br />

Pilatus<br />

Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt<br />

aber eine Gewohnheit, dass ich euch<br />

einen losgebe; wollt ihr nun, dass ich<br />

euch der Jüden König losgebe?<br />

Evangelist<br />

Da schrieen sie wieder allesamt und<br />

sprachen:<br />

Chorus<br />

Nicht diesen, sondern Barrabam!<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm<br />

Pilatus Jesum und geißelte ihn.<br />

19. Arioso (Bass)<br />

Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem<br />

Vergnügen,<br />

mit bittrer Lust und halb beklemmtem<br />

Herzen<br />

dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen,<br />

wie dir auf Dornen, so ihn stechen,<br />

die Himmelsschlüsselblumen blühn!<br />

Du kannst viel süße Frucht von seiner<br />

Wermut brechen,<br />

drum sieh ohn Unterlass auf ihn!<br />

34 Johannes-Passion


20. Aria (Tenor)<br />

Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken<br />

in allen Stücken<br />

dem Himmel gleiche geht,<br />

daran, nachdem die Wasserwogen<br />

von unsrer Sündflut sich verzogen,<br />

der allerschönste Regenbogen<br />

als Gottes Gnadenzeichen steht!<br />

21. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und die Kriegsknechte flochten eine Krone<br />

von Dornen und satzten sie auf<br />

sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid<br />

an und sprachen:<br />

Chorus<br />

Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig!<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging<br />

Pilatus wieder heraus und sprach<br />

zu ihnen:<br />

Pilatus<br />

Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, dass<br />

ihr erkennet, dass ich keine Schuld<br />

an ihm finde.<br />

Evangelist<br />

Also ging Jesus heraus und trug eine<br />

Dornenkrone und Purpurkleid. Und er<br />

sprach zu ihnen:<br />

Pilatus<br />

Sehet, welch ein Mensch!<br />

Evangelist<br />

Da ihn die Hohenpriester und die Diener<br />

sahen, schrieen sie und sprachen:<br />

Chorus<br />

Kreuzige, kreuzige!<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Pilatus sprach zu ihnen:<br />

Pilatus<br />

Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn;<br />

denn ich finde keine Schuld an ihm!<br />

Evangelist<br />

Die Jüden antworteten ihm:<br />

Chorus<br />

<strong>Wir</strong> haben ein Gesetz, und nach dem<br />

Gesetz soll er sterben; denn er hat sich<br />

selbst zu Gottes Sohn gemacht.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet’ er<br />

sich noch mehr und ging wieder<br />

hinein in das Richthaus und spricht zu<br />

Jesu:<br />

Pilatus<br />

Von wannen bist du?<br />

Evangelist<br />

Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da<br />

sprach Pilatus zu ihm:<br />

Pilatus<br />

Redest du nicht mit mir? Weißest du<br />

nicht, dass ich Macht habe, dich zu<br />

kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben?<br />

Evangelist<br />

Jesus antwortete:<br />

Jesus<br />

Du hättest keine Macht über mich, wenn<br />

sie dir nicht wäre von oben herab<br />

gegeben; darum, der mich dir überantwortet<br />

hat, der hat’s größ’re Sünde.<br />

Evangelist<br />

Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn<br />

losließe.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

35


Text<br />

22. Choral<br />

Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn,<br />

muss uns die Freiheit kommen;<br />

Dein Kerker ist der Gnadenthron,<br />

die Freistatt aller Frommen;<br />

denn gingst du nicht die Knechtschaft ein,<br />

müsst unsre Knechtschaft ewig sein.<br />

23. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Die Jüden aber schrieen und sprachen:<br />

Chorus<br />

Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers<br />

Freund nicht; denn wer sich<br />

zum Könige machet, der ist wider den<br />

Kaiser.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da Pilatus das Wort hörete, führete er<br />

Jesum heraus und satzte sich auf<br />

den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet:<br />

Hochpflaster, auf Ebräisch aber:<br />

Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in<br />

Ostern um die sechste Stunde, und er<br />

spricht zu den Jüden:<br />

Pilatus<br />

Sehet, das ist euer König!<br />

Evangelist<br />

Sie schrieen aber:<br />

Chorus<br />

Weg, weg mit dem, kreuzige ihn!<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Spricht Pilatus zu ihnen:<br />

Pilatus<br />

Soll ich euren König kreuzigen?<br />

Evangelist<br />

Die Hohenpriester antworteten:<br />

Chorus<br />

<strong>Wir</strong> haben keinen König denn den Kaiser.<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Da überantwortete er ihn, dass er gekreuziget<br />

würde. Sie nahmen aber<br />

Jesum und führeten ihn hin. Und er trug<br />

sein Kreuz und ging hinaus zur<br />

Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche<br />

heißet auf Ebräisch: Golgatha.<br />

24. Aria (Bass) und Chorus<br />

Eilt, ihr angefochtnen Seelen<br />

geht aus euren Marterhöhlen,<br />

eilt – Wohin? – nach Golgatha!<br />

Nehmet an des Glaubens Flügel,<br />

flieht – Wohin? – zum Kreuzeshügel,<br />

eure Wohlfahrt blüht allda!<br />

25. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm<br />

zween andere zu beiden Seiten, Jesum<br />

aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine<br />

Überschrift und satzte sie auf<br />

das Kreuz, und war geschrieben:<br />

„Jesus von Nazareth, der Jüden König“.<br />

Diese Überschrift lasen viel Jüden, denn<br />

die Stätte war nahe bei der Stadt,<br />

da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben<br />

auf ebräische, griechische<br />

und lateinische Sprache. Da sprachen die<br />

Hohenpriester der Jüden zu Pilato:<br />

Chorus<br />

Schreibe nicht: der Jüden König, sondern<br />

dass er gesaget habe: Ich bin der Jüden<br />

König.<br />

36 Johannes-Passion


Recitativo<br />

Evangelist<br />

Pilatus antwortet:<br />

Pilatus<br />

Was ich geschrieben habe, das habe ich<br />

geschrieben.<br />

26. Choral<br />

In meines Herzens Grunde,<br />

dein Nam und Kreuz allein<br />

funkelt all Zeit und Stunde,<br />

drauf kann ich fröhlich sein.<br />

Erschein mir in dem Bilde<br />

Zu Trost in meiner Not,<br />

wie du, Herr Christ, so milde<br />

dich hast geblut’ zu Tod!<br />

27. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum<br />

gekreuziget hatten, nahmen seine<br />

Kleider und machten vier Teile, einem<br />

jeglichen Kriegesknechte sein Teil,<br />

dazu auch den Rock. Der Rock aber war<br />

ungenähet, von oben an gewürket<br />

durch und durch. Da sprachen sie untereinander:<br />

Chorus<br />

Lasset uns den nicht zerteilen, sondern<br />

darum losen, wes er sein soll.<br />

Mutter und seiner Mutter Schwester,<br />

Maria, Kleophas Weib, und Maria<br />

Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter<br />

sahe und den Jünger dabei stehen,<br />

den er lieb hatte, spricht er zu seiner<br />

Mutter:<br />

Jesus<br />

Weib, siehe, das ist dein Sohn!<br />

Evangelist<br />

Darnach spricht er zu dem Jünger:<br />

Jesus<br />

Siehe, das ist deine Mutter!<br />

28. Choral<br />

Er nahm alles wohl in acht<br />

in der letzten Stunde,<br />

seine Mutter noch bedacht,<br />

setzt ihr ein’ Vormunde.<br />

O Mensch, mache Richtigkeit,<br />

Gott und Menschen liebe,<br />

stirb darauf ohn alles Leid,<br />

und dich nicht betrübe!<br />

29. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und von Stund an nahm sie der Jünger<br />

zu sich. Darnach, als Jesus wusste,<br />

dass schon alles vollbracht war, dass die<br />

Schrift erfüllet würde, spricht er:<br />

Jesus<br />

Mich dürstet!<br />

Recitativo<br />

Evangelist<br />

Auf dass erfüllet würde die Schrift, die da<br />

saget: „Sie haben meine Kleider<br />

unter sich geteilet und haben über meinen<br />

Rock das Los geworfen.“<br />

Solches taten die Kriegesknechte. Es<br />

stund aber bei dem Kreuze Jesu seine<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

37


Text<br />

Evangelist<br />

Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten<br />

aber einen Schwamm mit Essig<br />

und legten ihn um einen Isopen, und<br />

hielten es ihm dar zum Munde. Da nun<br />

Jesus den Essig genommen hatte, sprach<br />

er:<br />

Jesus<br />

Es ist vollbracht!<br />

30. Aria (Alt)<br />

Es ist vollbracht!<br />

O Trost vor die gekränkten Seelen!<br />

Die Trauernacht<br />

lässt nun die letzte Stunde zählen.<br />

Der Held aus Juda siegt mit Macht<br />

und schließt den Kampf.<br />

Es ist vollbracht!<br />

31. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und neiget das Haupt und verschied.<br />

32. Aria (Bass) und Choral<br />

Mein teurer Heiland, lass dich fragen,<br />

Jesu, der du warest tot,<br />

da du nunmehr ans Kreuz geschlagen<br />

und selbst gesagt: Es ist vollbracht,<br />

lebest nun ohn Ende,<br />

bin ich vom Sterben frei gemacht?<br />

in der letzten Todesnot<br />

nirgend mich hinwende<br />

Kann ich durch deine Pein und Sterben<br />

das Himmelreich ererben?<br />

Ist aller Welt Erlösung da?<br />

als zu dir, der mich versühnt,<br />

O du lieber Herre!<br />

Du kannst vor Schmerzen zwar nichts<br />

sagen;<br />

Gib mir nur, was du verdient,<br />

doch neigest du das Haupt<br />

und sprichst stillschweigend: ja.<br />

mehr ich nicht begehre!<br />

33. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Und siehe da, der Vorhang im Tempel<br />

zerriss in zwei Stück von oben an bis<br />

unten aus. Und die Erde erbebete, und<br />

die Felsen zerrissen, und die Gräber<br />

täten sich auf, und stunden auf viel Leiber<br />

der Heiligen.<br />

34. Arioso (Tenor)<br />

Mein Herz, in dem die ganze Welt<br />

bei Jesu Leiden gleichfalls leidet,<br />

die Sonne sich in Trauer kleidet,<br />

der Vorhang reißt, der Fels zerfällt,<br />

die Erde bebt, die Gräber spalten,<br />

weil sie den Schöpfer sehn erkalten,<br />

was willst du deines Ortes tun?<br />

35. Aria (Sopran)<br />

Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren<br />

dem Höchsten zu Ehren!<br />

Erzähle der Welt und dem Himmel die Not:<br />

Dein Jesus ist tot!<br />

36. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag<br />

war, dass nicht die Leichname am<br />

Kreuze blieben den Sabbat über (denn<br />

desselbigen Sabbats Tag war sehr<br />

groß), baten sie Pilatum, dass ihre Beine<br />

gebrochen und sie abgenommen<br />

würden. Da kamen die Kriegsknechte<br />

und brachen dem ersten die Beine<br />

38 Johannes-Passion


und dem andern, der mit ihm gekreuziget<br />

war. Als sie aber zu Jesu kamen,<br />

da sie sahen, dass er schon gestorben<br />

war, brachen sie ihm die Beine nicht;<br />

sondern der Kriegsknechte einer eröffnete<br />

seine Seite mit einem Speer, und<br />

alsobald ging Blut und Wasser heraus.<br />

Und der das gesehen hat, der hat<br />

es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr,<br />

und derselbige weiß, dass er die<br />

Wahrheit saget, auf dass ihr gläubet.<br />

Denn solches ist geschehen, auf dass<br />

die Schrift erfüllet würde: „Ihr sollet ihm<br />

kein Bein zerbrechen.“ Und abermal<br />

spricht eine andere Schrift: „Sie werden<br />

sehen, in welchen sie gestochen<br />

haben.“<br />

37. Choral<br />

O hilf, Christe, Gottes Sohn,<br />

durch dein bitter Leiden,<br />

dass wir dir stets untertan<br />

all Untugend meiden,<br />

deinen Tod und sein Ursach<br />

fruchtbarlich bedenken,<br />

dafür, wiewohl arm und schwach,<br />

dir Dankopfer schenken!<br />

38. Recitativo<br />

Evangelist<br />

Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia,<br />

der ein Jünger Jesu war<br />

(doch heimlich aus Furcht vor den Jüden),<br />

dass er möchte abnehmen den<br />

Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es.<br />

Derowegen kam er und nahm den<br />

Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch<br />

Nikodemus, der vormals bei der<br />

Nacht zu Jesu kommen war, und brachte<br />

Myrrhen und Aloen untereinander,<br />

bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den<br />

Leichnam Jesu und bunden ihn in<br />

leinen Tücher mit Spezereien, wie die<br />

Jüden pflegen zu begraben. Es war<br />

aber an der Stätte, da er gekreuziget<br />

ward, ein Garten, und im Garten ein<br />

neu Grab, in welches niemand je geleget<br />

war. Daselbst hin legten sie Jesum,<br />

um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil<br />

das Grab nahe war.<br />

39. Chorus<br />

Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine,<br />

die ich nun weiter nicht beweine,<br />

ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh!<br />

Das Grab, so euch bestimmet ist<br />

und ferner keine Not umschließt,<br />

macht mir den Himmel auf und schließt<br />

die Hölle zu.<br />

40. Choral<br />

Ach Herr, lass dein lieb Engelein<br />

am letzten End die Seele mein<br />

in Abrahams Schoß tragen,<br />

den Leib in seim Schlafkämmerlein<br />

gar sanft ohn einge Qual und Pein<br />

ruhn bis am jüngsten Tage!<br />

Alsdenn vom Tod erwecke mich,<br />

dass meine Augen sehen dich<br />

in aller Freud, o Gottes Sohn,<br />

mein Heiland und Genadenthron!<br />

Herr Jesu Christ, erhöre mich,<br />

ich will dich preisen ewiglich!<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

39


Künstler<br />

Franziska Bobe (Sopran)<br />

Die in Halberstadt geborene Sopranistin<br />

Franziska Bobe studierte an der Hochschule<br />

für Musik Würzburg zunächst<br />

Schulmusik, dann Gesang bei Martin<br />

Hummel und Prof. Monika Bürgener.<br />

Schon in der Studienzeit erarbeitete sie<br />

sich ein breit gefächertes Repertoire,<br />

das vom Barock bis zur Moderne reicht.<br />

Wichtige Impulse erhielt die freischaffende<br />

Sängerin durch Meisterkurse bei<br />

Margreet Honig, Christian Elsner und<br />

Axel Bauni. Derzeit wird Franziska Bobe<br />

sängerisch von Sibylla Rubens betreut.<br />

Ihre rege Konzerttätigkeit ist von der Zusammenarbeit<br />

mit namhaften Dirigenten<br />

wie Frieder Bernius, Jörg Straube, Kay<br />

Johannsen und Ensembles wie Stiftsbarock<br />

Stuttgart, Concerto Palatino, Musica<br />

Alta Ripa geprägt. Seit 2012 ist Franziska<br />

Bobe Mitglied des Solistenensembles<br />

Stimmkunst, das im Zyklus „<strong>Bach</strong>:Vokal“<br />

bis zum Jahr 2021 unter der Leitung von<br />

Kay Johannsen in der Stiftskirche Stuttgart<br />

das gesamte Vokalwerk Johann Sebastian<br />

<strong>Bach</strong>s aufführt.<br />

Inga Jäger (Alt)<br />

Inga Jäger studierte in Leipzig Gesang. Eine<br />

rege Konzerttätigkeit führte sie in zahlreiche<br />

Städte Deutschlands, ins europäische Ausland,<br />

in die USA und nach Japan. Sie arbeitete<br />

mit zahlreichen namhaften Orchestern<br />

zusammen, darunter die Jenaer Philharmonie<br />

und das Gewandhausorchester.<br />

Bis 2009 war Inga Jäger am Hessischen<br />

Staatstheater Wiesbaden engagiert, wo sie<br />

die großen Rollen ihres Fachs sang. Erfolgreiche<br />

Gastengagements führten sie u.a. an<br />

die Opern Frankfurt und Stuttgart und das<br />

Theater Chemnitz. Zuletzt konnte sie dort als<br />

Angelina in „La Cenerentola“ überzeugen.<br />

Seit 2009 ist Inga Jäger freischaffend tätig,<br />

wobei der Schwerpunkt ihrer Arbeit im<br />

Konzertgesang liegt. Eine besonders produktive<br />

Zusammenarbeit verbindet sie mit<br />

dem Ensemble „amici musicae“, mit dem<br />

sie – gemeinsam mit dem Landesjugendchor<br />

Sachsen und dem Jugendsinfonieorchester<br />

der Musikschule „Johann Sebastian<br />

<strong>Bach</strong>“ – im November 2017 erfolgreich mit<br />

dem Verdi-Requiem in der Thomaskirche<br />

Leipzig debütierte.<br />

40 Johannes-Passion


Christian Pohlers (Evangelist)<br />

Christian Pohlers erhielt bereits im Alter<br />

von 7 Jahren ersten Klavier- und Theorieunterricht,<br />

bevor er 1999 in den Thomanerchor<br />

Leipzig aufgenommen wurde. Dort<br />

übernahm er unter Altthomaskantor Georg<br />

Christoph Biller regelmäßig chorsolistische<br />

Aufgaben. Anschließend studierte er an der<br />

Hochschule für Musik und Theater „Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig Schulmusik,<br />

bevor er 2014 ein Gesangsstudium bei KS<br />

Prof. Regina Werner-Dietrich aufnahm. Seit<br />

2017 setzt er seine Studien im Rahmen eines<br />

Masterstudienganges bei Prof. Berthold<br />

Schmid fort. Wichtige musikalische Impulse<br />

erhielt er in Meisterkursen bei KS Prof. Peter<br />

Schreier und Prof. Phillip Moll.<br />

Christian Pohlers ist Gründungsmitglied des<br />

renommierten Vokalquintetts Ensemble Nobiles,<br />

mit dem er zahlreiche nationale und<br />

internationale Preise errang. Diverse Radiomitschnitte<br />

sowie eine stetig wachsende Diskographie<br />

belegen die Arbeit des Ensembles.<br />

Robert Pohlers (Tenor, Arien)<br />

Der junge Tenor Robert Pohlers war von<br />

2004 bis 2013 Mitglied des Leipziger<br />

Thomanerchores. Neben einer allumfassenden<br />

musikalischen Ausbildung in dieser<br />

Zeit erhielt er Gesangsunterricht bei<br />

Jörn Sakuth, Stephan Heinemann und<br />

Wolfram Lattke. Im Jahre 2011 wurde ihm<br />

im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend<br />

musiziert“ ein 2. Preis zuteil. Seit 2013<br />

absolviert Robert Pohlers ein Gesangsstudium<br />

an der Leipziger Hochschule für<br />

Musik und Theater „Felix Mendelssohn<br />

Bartholdy“ in der Klasse von KS Professor<br />

Roland Schubert. Ebenfalls seit<br />

2013 ist er Mitglied des renommierten<br />

Vokalsolistenensembles amarcord. Im<br />

Zuge seiner bisherigen Konzerttätigkeit<br />

arbeitete Robert Pohlers mit namhaften<br />

Ensembles und Dirigenten, darunter das<br />

Gewandhausorchester Leipzig, die Lautten<br />

Compagney Berlin, die Bochumer<br />

Symphoniker, das Swedish Chamber<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

41


Künstler<br />

Orchestra, Georg Christoph Biller, Wolfgang<br />

Katschner, Steven Sloane, Gotthold<br />

Schwarz, HK Gruber, Christopher Cock.<br />

Engagements führten ihn bereits durch<br />

ganz Europa, nach Asien sowie Mittelund<br />

Nordamerika.<br />

Leipzig. Zudem sang er bei CD-Produktionen<br />

des Leipziger Gewandhauses sowie<br />

bei zahlreichen Rundfunkübertragungen.<br />

Auf der Musiktheaterbühne führten ihn solistische<br />

Engagements an die Opernhäuser<br />

in Leipzig, Gera und Altenburg.<br />

Seit 2015 ist Manuel Helmeke der Bass<br />

des international preisgekrönten Calmus<br />

Ensembles. In dieser Besetzung führten<br />

ihn zahlreiche Konzertreisen bereits durch<br />

weite Teile Europas, nach Nord- und Südamerika<br />

sowie nach Asien.<br />

Manuel Helmeke (Jesus)<br />

Manuel Helmeke wurde 1988 in Stendal<br />

geboren. Im Jahr 2008 war er Bundespreisträger<br />

bei „Jugend musiziert“. Darauf<br />

folgte ein Gesangsstudium bei Prof. Berthold<br />

Schmid und KS Prof. Roland Schubert<br />

an der HMT Leipzig, das er als Diplom-Sänger<br />

und Diplom-Musikpädagoge<br />

erfolgreich abschloss.<br />

Im solistischen Konzertfach weist Manuel<br />

Helmeke ein breites Repertoire auf und<br />

musizierte mit renommierten Ensembles<br />

wie dem Thomanerchor Leipzig,<br />

dem MDR-Rundfunkchor, dem Rundfunk-<br />

Jugendchor Wernigerode, der Staatskapelle<br />

Halle und dem Gewandhausorchester<br />

Diogo Mendes (Bass, Arien)<br />

Diogo Mendes wurde 1991 in Augsburg geboren<br />

und begann bereits mit fünf Jahren<br />

seine instrumentale und vokale Ausbildung<br />

bei den Augsburger Domsingknaben. Auch<br />

heute ist der Bariton noch als Solist des Chores<br />

zu hören. Den <strong>Bach</strong>elor beendete er 2016<br />

bei KS Prof. Jürgen Kurth an der Hochschule<br />

für Musik und Theater Leipzig, wo er auch<br />

42<br />

Johannes-Passion


seit dem Wintersemester 2016/2017 im Master<br />

bei KS Prof. Roland Schubert studiert.<br />

Auftritte führten ihn bereits ins Leipziger<br />

Gewandhaus, ins Schumann-Haus und in<br />

die Leipziger Thomaskirche, wo er als Solist<br />

beim <strong>Bach</strong>fest zu hören war. Erste Opernerfahrungen<br />

sammelte Diogo Mendes in<br />

Hochschulproduktionen als Graf Eberbach<br />

in Albert Lortzings „Der Wildschütz“, als<br />

Fürst Ottokar in Carl Maria von Webers „Freischütz“<br />

und als Landarzt in Hans Werner<br />

Henzes gleichnamiger Oper. In der Spielzeit<br />

2014/2015 debütierte er an der Leipziger<br />

Oper als Marchese d’Obigny in „La Traviata“<br />

von Giuseppe Verdi. Diogo Mendes ist<br />

1. Preisträger des Lortzing-Wettbewerbs in<br />

Leipzig 2014.<br />

„amici musicae“,<br />

Chor & Orchester Leipzig<br />

Das Ensemble „amici musicae“, Chor & Orchester<br />

Leipzig wurde 1994 von Ron-Dirk<br />

Entleutner gegründet und hat sich seitdem<br />

zu einem wichtigen Bestandteil des Leipziger<br />

Musiklebens entwickelt. Der Hauptschwerpunkt<br />

des Ensembles liegt auf der Pflege der<br />

Musik J. S. <strong>Bach</strong>s, die sich in Kantaten-, Passions-<br />

und Oratoriumsaufführungen zeigt,<br />

aber auch in der Gestaltung der Motetten<br />

der Thomaskirche sowie der regelmäßigen<br />

Teilnahme am <strong>Bach</strong>fest Leipzig. Durch die<br />

Kooperation mit dem Jugendsinfonieorchester<br />

der Musikschule Leipzig kommen zudem<br />

große chorsinfonische Werke zur Aufführung,<br />

zuletzt das Requiem von G. Verdi.<br />

Neben diesen traditionellen Formaten laden<br />

die amici musicae jedes Jahr im Sommer<br />

zum „Wachau-<strong>Festival</strong>“ in die Kirchenruine<br />

Wachau ein sowie zu „Klangfabriken“, in denen<br />

Repertoire verschiedener Epochen und<br />

Besetzungen sowie das Zusammenspiel von<br />

Musik, Licht, Raum und Tanz erlebbar gemacht<br />

werden. Diverse Konzertreisen führten<br />

das Ensemble auf die Azoren, nach Italien,<br />

Japan und in die USA.<br />

<strong>Bach</strong> 333 – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong>!<br />

43


Künstler<br />

Ron-Dirk Entleutner<br />

(Musikalische Leitung)<br />

Ron-Dirk Entleutner wurde 1976 in Leipzig<br />

geboren. Bereits im Alter von vier<br />

Jahren erhielt er seine erste musikalische<br />

Ausbildung im Rahmen eines von<br />

Kurt Masur gegründeten Förderprojektes.<br />

Von 1985 bis 1994 war er Mitglied<br />

des Leipziger Thomanerchores unter den<br />

Thomaskantoren Hans-Joachim Rotzsch<br />

und Georg Christoph Biller. Hier sammelte<br />

er als Chorpräfekt erste Erfahrungen<br />

im Dirigieren. Am Kirchenmusikalischen<br />

Institut der Hochschule für Musik und<br />

Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“<br />

in Leipzig studierte Ron-Dirk Entleutner<br />

Dirigieren bei Prof. Georg Christoph<br />

Biller und Prof. Gerd Bahner sowie<br />

Gesang bei Dirk Schmidt. Darüber<br />

hinaus nahm er an Meisterkursen<br />

bei Max Frey, Eric Ericson, Helmuth<br />

Rilling, Philip Ledger und Uwe Gronostay<br />

teil und erhielt Chorleiterstipendien des<br />

Verbandes Deutscher Konzert-Chöre<br />

und des Deutschen Musikrates. Seinen<br />

ersten Klangkörper, „amici musicae“,<br />

gründete Ron-Dirk Entleutner im Oktober<br />

1994. 1998 formierte er den „Neuen Kammerchor<br />

Leipzig“ und 2000 das dazugehörige<br />

Instrumentalensemble „cappella<br />

accademia“. Engagements als Gastdirigent<br />

führten ihn in die Schweiz und nach<br />

Südafrika. Seit Sommer 2000 ist Ron-Dirk<br />

Entleutner Dirigent und künstlerischer<br />

Leiter des Jugendsinfonieorchesters an<br />

der Musikschule Leipzig „Johann Sebastian<br />

<strong>Bach</strong>“ und dort darüber hinaus als<br />

Gesangspädagoge und Fachberater Ensemblespiel<br />

tätig.<br />

Gemeinsam mit dem Orchester finden<br />

regelmäßig Konzerte im Großen Saal des<br />

Leipziger Gewandhauses statt.<br />

Von 2007 bis 2016 war Ron-Dirk<br />

Entleutner Universitätsmusikdirektor an<br />

der Universität Koblenz-Landau. Neben<br />

der Lehrtätigkeit am Institut für Musikwissenschaft<br />

und Musikpädagogik übernahm<br />

er die Leitung des Universitätschores,<br />

des „Jungen Symphonieorchesters<br />

Koblenz“ und gründete das „UNI-Vokalensemble<br />

Koblenz“. 2015 übernahm<br />

Ron-Dirk Entleutner die Leitung des<br />

Landesjugendchores Sachsen.<br />

44<br />

Johannes-Passion


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16.8.–19.8.18<br />

Kirchenruine Wachau<br />

Wachauer<br />

<strong>Festival</strong>nächte 2018<br />

Spektakuläres Sommer-Openair<br />

Donnerstag, 16. August 2018 | 20 Uhr<br />

Podium Junger Musiker | Eröffnungskonzert Wachauer <strong>Festival</strong>nächte<br />

Solisten | Jugendsinfonieorchester Leipzig | Ron-Dirk Entleutner<br />

Freitag, 17. August und Samstag, 18. August 2018 | jeweils 20 Uhr<br />

Joseph Haydn – Oratorium „Die Schöpfung“<br />

Franziska Bobe, Sopran | Stephan Scherpe, Tenor | Martin Häßler, Bass<br />

amici musicae, Chor & Orchester, Leipzig | Ron-Dirk Entleutner<br />

Sonntag, 19. August 2018 | 10 Uhr<br />

Kantatengottesdienst mit BWV 69a „Lobe den Herrn, meine Seele“<br />

Franziska Bobe, Sopran | Stephan Scherpe, Tenor | Martin Häßler, Bass<br />

amici musicae, Chor & Orchester, Leipzig | Ron-Dirk Entleutner<br />

Karten ab 7. Mai an allen bekannten Vorverkaufsstellen.<br />

Sichern Sie sich mit Ihrem <strong>Festival</strong>-Pass die besten Plätze und besuchen Sie die Konzerte zum rabattierten<br />

Preis! Bei schlechtem Wetter gibt es Regenvarianten für die Konzerte.


Impressum/Danksagung<br />

Impressum<br />

<strong><strong>Bach</strong>333</strong> – <strong>Wir</strong> <strong>feiern</strong> <strong>Bach</strong><br />

21. bis 30.März 2018<br />

www.bach333.de<br />

Künstlerische Leitung<br />

Ron-Dirk Entleutner<br />

www.entleutner.com<br />

ron-dirk@entleutner.com<br />

Veranstalter<br />

amici musicae e.V., Leipzig<br />

gemeinnütziger Verein VR2415<br />

beim Amtsgericht Leipzig<br />

amici musicae e.V.<br />

c/o Conrad Szudra<br />

Arndtstraße 64, 04275 Leipzig<br />

vorstand@amici-musicae.de<br />

www.amici-musicae.de<br />

Grafische Gestaltung<br />

Katharina Thim, Eva Thonke und<br />

Chung Pham<br />

annodare – Agentur für Marketing<br />

und visuelle Kommunikation Leipzig<br />

Redaktionsschluss<br />

12. März 2018<br />

<strong>Wir</strong> bedanken uns sehr herzlich:<br />

Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig |<br />

Dr. Andreas Glöckner | Prof. Dr. Ing. Andreas Nietzold, Dresden | Bärenreiter-<br />

Verlag Karl Vötterle GmbH & Co. KG | Musikschule Leipzig „Johann Sebastian<br />

<strong>Bach</strong>“ | Hochschule für Musik & Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, Leipzig |<br />

Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde St. Petri Leipzig | Kunstkraftwerk Leipzig |<br />

Stadt Leipzig, Dezernat Stadtentwicklung und Bau | Stadt Leipzig, Kulturamt |<br />

Stadt Leipzig, Amt für Gebäudemanagement | Blumenhof Fuchshain, Rainer Streller,<br />

Hauptstraße 40, 04683 Fuchshain / Naunhof | Piano Centrum Leipzig GmbH |<br />

Musikalienhandlung M. Oelsner | ROSENTHAL musikmanagement | Geißler Reisen GmbH |<br />

Karsten Philipp | Solvej Donadel | Christoph Jopp | annodare – Agentur für<br />

Marketing und visuelle Kommunikation | sowie bei allen helfenden Händen und Mitwirkenden<br />

dieses <strong>Festival</strong>s<br />

46 Impressum/Danksagung


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