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11 INTERVIEW
«Voraussetzung ist eine
modulare Bauweise.»
Wo steht LED in der Strassenbeleuchtung heute? Und wo führt der weitere Weg hin? Das Interview mit
Gerd Wiesemann, Marketing Manager Aussenbeleuchtung bei Philips Professional Lighting Solutions.
Gerd Wiesemann, ist
die LED-Technologie in
der Strassenbeleuchtung
jetzt endgültig
den Kinderschuhen
entwachsen?
Gute LED-Leuchten sind
heute technisch besser
als gute HID-Leuchten.
Das Licht lässt sich
effizienter lenken, die
Ausleuchtung ist gleichmässiger,
die Lichtverschmutzung
geringer,
der Lichtstromrückgang geringer und die
Nutzlebensdauer der Leuchtmittel länger.
Dadurch sind bereits heute LED-Leuchten
aus lichttechnischer Sicht effizienter
als Leuchten mit Natriumdampf-Hochdruckentladungslampen.
Und das für die
Anwendungsbereiche von der Anlieger-
strasse bis hin zur stark befahrenen
Hauptstrasse. In einem Satz könnte man
das – etwas salopp ausgedrückt – etwa so
sagen: «LED-Leuchten schlagen moderne
SON-T-Leuchten».
«Über den Lebenszyklus
hinweg ist die
LED-Lösung heute
schon meist die
günstigste Variante.»
Durch eine Aktualisierung des LED-Moduls
nach zum Beispiel sechs Jahren sind
gegenüber hocheffizienten Leuchten, bestückt
mit Natriumdampf-Hochdruckentladungslampen,
über die Lebensdauer
der Anlage von zirka 30 Jahren leicht Energieeinsparungen
von 30 bis 40 Prozent
möglich. Voraussetzung ist eine modulare
Bauweise. Qualitätsprodukte sind technisch
relativ ausgereift. Über den Lebenszyklus
hinweg ist die LED-Lösung heute
schon meist die günstigste Variante. Es ist
allerdings eine höhere Anfangsinvestition
zu stemmen, die sich erst im Laufe der
Jahre amortisiert. Die Energieeinsparung
ist maximal!
Philips verspricht für
die kommenden Jahre
signifikante Weiterentwicklungen
seiner LED-Technologie.
In welche
Richtung zielen die
derzeitigen Entwicklungsanstrengungen
in erster Linie?
Philips, aber auch die
anderen LED-Hersteller
werden vor allem die
Energieeffizienz der LED’s
weiter verbessern. Wir rechnen mit einer
Steigerung von mindestens 30 Prozent
binnen der kommenden fünf Jahre. Sicherlich
wird auch am Lichtstromrückgang
und an der Zuverlässigkeit der LED’s gearbeitet.
Allerdings sind die beiden zuletzt
genannten Parameter schon recht gut.
Auch die Preisentwicklung wird sicher ein
zentrales Thema sein.
Werden auch Anstrengungen
bezüglich der Miniaturisierung der
LED-Systeme unternommen?
Philips verfolgt zur Zeit zwei Ansätze: linear
Fortimo und LEDGINE. Beide Systeme
sind für sich genommen standardisiert.
Das Fortimo-Modul hat zu einer Kompaktleuchtstofflampe
vergleichbare Abmessungen
und wird in einem Spiegel verwendet,
fast wie eine herkömmliche Lampe.
LEDGINE hingegen beruht auf dem Mehrfachüberlagerungsprinzip.
Das heisst,
jede sehr kleine LED ist mit einer ziemlich
kleinen Nano-Optik kombiniert, die
zusammen die komplette zu beleuchtende
Fläche ausleuchten. Über die Anzahl
der LED’s wird das Niveau bestimmt.
Dies erhöht die Freiheiten in der Leuchtenkonstruktion
und lässt auch kleinere
Bauformen zu. Beispiele: UrbanStick und
StraightLine. Allerdings ist bei Anstrengungen
zur Miniaturisierung auch immer
das Temperaturmanagement ein limitierender
Faktor.
In welchem Umfang kann die Lebensdauer
von LED-Beleuchtungskörpern
noch nach oben erwartet werden?
Mit einer entsprechenden Parametersteuerung
sind schon heute grosse Nutzlebensdauern
zu erreichen. Die Frage ist
mehr: zu welchem Preis? Mit niedrigen
Betriebsströmen lässt sich der Lichtstromrückgang
senken und mit einer
Überdimensionierung ein über einen
langen Zeitraum konstanter Lichtstrom
einstellen. Aber macht das Sinn vor dem
Hintergrund steigender Effizienz? Welche
Mehrkosten dafür sind noch tragbar?
«Gute LED-Leuchten
sind heute technisch
besser als
HID-Leuchten.»
Stichwort Nachhaltigkeit: Ist die
Entsorgung, respektive das Recycling
ausgedienter LED-Beleuchtungskörper
– insbesondere auch der
elektronischen Bauteile – von Philips
sichergestellt?
Die meisten Aussenleuchten bestehen
zum grössten Teil – mehr als 80 Prozent –
aus Aluminium, einem wertvollen Rohstoff,
der hervorragend recycelt werden
kann. Treiber und LED-Platinen sind ganz
normaler Elektronikschrott der recycelt
wird. Auch hier ist das Recycling attraktiv,
denn es sind wertvolle Rohstoffe enthalten.
Wichtig ist, dass die Leuchte einfach
zu demontieren und die Materialien zu
trennen sind.
Unter dem Strich: Ist aus Ihrer Sicht
jetzt der Zeitpunkt gekommen, in die
LED-Technologie auch in Bezug auf die
Strassenbeleuchtung einzusteigen?
Absolut, wenn man sich für das richtige
Produkt entscheidet – leistungstechnischer
und visueller Vergleich am Tag
und in der Nacht –, die höhere Anfangsinvestition
stemmen kann und einen
langfristigen Plan für den Betrieb hat und
verfolgt.