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Die Schweizer Energiepolitik steht am Scheideweg - Pro Natura

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investieren. Mir fehlte beim Lago Bianco dieser Aspekt in der<br />

Kommunikation nach aussen; dass man zwar das Maximum an<br />

Kompensationen herausgeholt hat, aber dennoch gegen das <strong>Pro</strong>­<br />

jekt ist, weil es nur aufs Ausland ausgerichtet ist und einer dre­<br />

ckigen Kohle­ und Atomstromstrategie dient.<br />

«Wir können auch<br />

doppelt so viel für<br />

den Strom bezahlen,<br />

wenn wir nur halb so<br />

viel verbrauchen.»<br />

Luca Vetterli, <strong>Pro</strong> <strong>Natura</strong><br />

<strong>Die</strong> Atomlobby bezeichnet diese dezentrale<br />

Versorgung mit erneuerbaren Energien als Utopie.<br />

Buri: <strong>Die</strong> Schweiz hat dank der flexibel einsetzbaren Wasser­<br />

kraft beste Voraussetzungen dazu. Statt riesige AKW zu bau­<br />

en, sollten wir lieber auf die landesweite Nutzung einer Viel­<br />

zahl von Kraftwerken mit erneuerbaren Energien setzen. Da­<br />

mit müssen – im Gegensatz zum Bau neuer AKW und neuer<br />

Pumpspeicher – auch keine neuen Stromautobahnen gebaut<br />

werden. Wir würden in ungefährliche Systeme ohne Klum­<br />

penrisiko investieren, die eine grosse Wertschöpfung für die<br />

Schweiz bringen.<br />

Vetterli: Wir können auch doppelt so viel für den Strom bezah­<br />

len, wenn wir eine Technologie einsetzen, die nur halb so viel<br />

verbraucht. Das ist möglich, darauf müssen wir unsere Energie­<br />

Wasserkraftwerk Matte, Bern<br />

Bereits seit 1891 wird an der Aareschwelle mitten in Bern<br />

die Wasserkraft zur erneuerbaren Stromproduktion genutzt.<br />

Nach dem Hochwasser von 2005 wurde eine Totalsanierung<br />

des Werks notwendig. Seit 2007 ist das sanierte<br />

Kraftwerk wieder in Betrieb und speist heute<br />

zertifizierten Ökostrom ins Netz ein.<br />

<strong>Pro</strong> <strong>Natura</strong> Magazin 2/2011<br />

Betrieben durch: Energie Wasser Bern (ewb)<br />

Installierte Leistung: 1,15 MW<br />

Durchschnittliche Jahresproduktion:<br />

ca. 7 GWh<br />

Deckt den Ges<strong>am</strong>tstrombedarf<br />

von ca. 900 Personen.<br />

thema 11<br />

politik ausrichten. Ges<strong>am</strong>twirtschaftlich ist eine Effizienz­Stra­<br />

tegie wesentlich überlegen: Sie ist sicherer, schafft viele Arbeits­<br />

plätze in der Schweiz und ist wegen der tieferen Folgekosten<br />

auch billiger.<br />

Befürchten Sie, dass das Investitionsvolumen,<br />

das jetzt in Pumpspeicher gesteckt wird, für die<br />

<strong>Pro</strong>duktion erneuerbarer Energien fehlt?<br />

Buri: Ja, wir können den Franken nur einmal ausgeben. Und<br />

neue Pumpspeicher schaffen Sachzwänge. Sie sind die Turbo­<br />

lader für neue AKW und Kohlekraftwerke und nicht die Öko­<br />

batterien für Europa, wie es von Seiten der Stromwirtschaft im­<br />

mer so schön heisst.<br />

Wie ist vorzugehen, wenn das nächste grosse<br />

Pumpspeicherwerk lanciert wird?<br />

Buri: <strong>Die</strong> energiepolitische Debatte muss geführt werden. Wir<br />

müssen verhindern, dass unter dem Deckmantel der sauberen<br />

schweizerischen Wasserkraft das internationale Spitzenstrom­<br />

geschäft ausgebaut wird und die Nutzung erneuerbarer Ener­<br />

gien im Inland auf der Strecke bleibt.<br />

Vetterli: Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur aufs Einzel­<br />

werk schauen, denn dort gibt es zuerst nur eine Frage: verhin­<br />

dern oder nicht verhindern? Ich sehe es vor allem als unsere<br />

Aufgabe, im politischen <strong>Pro</strong>zess die <strong>Energiepolitik</strong> in eine nach­<br />

haltige und dauerhafte Richtung zu lenken.<br />

Interview: RAPHAEL WEBER, Chefredaktor <strong>Pro</strong> <strong>Natura</strong> Magazin<br />

Wasserkraftwerk Wettingen (AG)<br />

<strong>Die</strong> nach eigenen Angaben längste Fischaufstiegshilfe<br />

Europas sorgt an diesem Wasserkraftwerk an der Limmat<br />

dafür, dass die Lebensraumvernetzung möglichst<br />

gewährleistet wird. Nach mehrjährigen, umfassenden<br />

Umbauarbeiten wurde das Werk 2008 «naturemade<br />

star»­zertifiziert.<br />

Betrieben durch: Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (ewz)<br />

Installierte Leistung: Hauptturbinen: 25 MW<br />

Dotierturbine: 2,1 MW<br />

Durchschnittliche Jahresproduktion: 138,2 GWh<br />

Deckt den Ges<strong>am</strong>tstrombedarf von ca.<br />

17 720 Personen.<br />

Frank Brüderli/ewz

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