Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen
VISION – AUS DEM LEBEN DER HILDEGARD VON BINGEN - Deutschland, 2009 Spielfilm, 110 Min., farbig. Buch und Regie: Margarethe von Trotta. Produktion: Clasart Film, Tele München, Degeto Film, Celluloid Dreams Darsteller: Hildegard (Barbara Sukowa), Volmar (Heino Ferch), Abt Kuno (Alexander Held),Richardis, (Hannah Herzsprung), Jutta (Lena Stolze), Jutta von Sponheim (Mareile Blendl) u.va. FSK: ab 12 Jahren
VISION – AUS DEM LEBEN DER HILDEGARD VON BINGEN - Deutschland, 2009
Spielfilm, 110 Min., farbig.
Buch und Regie: Margarethe von Trotta.
Produktion: Clasart Film, Tele München, Degeto Film, Celluloid Dreams
Darsteller: Hildegard (Barbara Sukowa), Volmar (Heino Ferch), Abt Kuno (Alexander Held),Richardis, (Hannah Herzsprung), Jutta (Lena Stolze), Jutta von Sponheim (Mareile Blendl) u.va.
FSK: ab 12 Jahren
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<strong>Vision</strong><br />
Den Wunsch nach einer Neugründung eines eigenen Klosters auf <strong>dem</strong> Rupertsberg bei <strong>Bingen</strong> auf <strong>der</strong><br />
linken Seite <strong>der</strong> Nahe begründet <strong>Hildegard</strong> mit einer ihrer <strong>Vision</strong>en. Die Ablehnung des Abtes [Kuno]<br />
erfolgte aus machtpolitischen und finanziellen Erwägungen. Wie bei den <strong>Vision</strong>en gibt es über die<br />
darauf erfolgte Erkrankung <strong>Hildegard</strong>s unterschiedliche Vermutungen. Psychosomatischen Symptome<br />
werden ebenso angenommen wie <strong>der</strong> bewusste Einsatz körperlicher Schwäche als Form des<br />
[gewaltlosen] Wi<strong>der</strong>standes gegen die Machtansprüche des Abtes. Die Lösung des Konflikts basiert<br />
auf <strong>dem</strong> gesellschaftlichen Netzwerk, das <strong>Hildegard</strong> unterstützte.<br />
Die dürftigen Anfänge des Klosterneubaus auf <strong>dem</strong> Rupertsberg ab 1150 werden im Film einleuchtend<br />
vermittelt. <strong>Hildegard</strong> selbst hat diesen Umzug typologisch mit <strong>dem</strong> Exodus des Volkes Israel aus<br />
Ägypten verglichen und sich damit über die mühsamen Anfänge getröstet:<br />
Wie die Kin<strong>der</strong> Israels <strong>dem</strong> Moses das Herz schwer machten, so schüttelten nämlich auch jetzt<br />
die Menschen über mich den Kopf und sprachen: „Was nützt es, dass adlige und reiche Nonnen<br />
<strong>von</strong> <strong>dem</strong> Ort, wo es ihnen an nichts gefehlt hat, wegziehen zu einer Stätte solchen Mangels?“ Wir<br />
aber hofften, die Gnade Gottes, <strong>der</strong> uns diesen Ort gezeigt hatte, werde uns beistehen. 25<br />
Am 1. Mai 1152 weihte <strong>der</strong> Erzbischof <strong>von</strong> Mainz die neue Rupertsberger Klosterkirche ein und sicherte<br />
den Bestand des Klosters durch Schenkungen. 1158 konnte das Kloster schließlich direkt <strong>dem</strong> Erzbischof<br />
<strong>von</strong> Mainz unterstellt werden. Mit <strong>dem</strong> Disibodenberg verband das Kloster nur noch die Gestellung<br />
eines Mönches als Seelsorger <strong>der</strong> Nonnen und Sekretär <strong>Hildegard</strong>s.<br />
Es entsprach <strong>dem</strong> antiasketischen Grundzug im Denken <strong>Hildegard</strong>s, dass sie das Kloster als einen Ort<br />
harmonischer Ruhe konzipierte. Ihr Sekretär Wibert schreibt 1177:<br />
Man hatte „in sämtliche Arbeitsräume eine Wasserleitung gelegt […] Nicht nur für die vielen<br />
Gäste, die <strong>dem</strong> Hause Gottes niemals fehlen, und die verschiedenen Angestellten, <strong>der</strong>en es eine<br />
ganze Anzahl gibt, son<strong>der</strong>n auch für die rund fünfzig Schwestern sind alle <strong>Aus</strong>gaben für Kleidung<br />
und Nahrung zur Genüge gedeckt.“ 26<br />
Das mit dieser „komfortablen“ <strong>Aus</strong>stattung an<strong>der</strong>e Wege klösterlicher Gemeinschaft ermöglicht wurden,<br />
deutet <strong>der</strong> im Folgenden dargestellte Konflikt mit <strong>der</strong> Vorsteherin eines Kanonissenstifts, Tenxwind<br />
<strong>von</strong> An<strong>der</strong>nach, an.<br />
(Kap. 8) 70:53–76:40 Der Teufel, die Seele und die Tugenden<br />
Das Singspiel und <strong>der</strong> Konflikt mit Tenxwind<br />
<strong>Hildegard</strong> diktiert Richardis die Weltkreis-<strong>Vision</strong> / Kosmosmensch-<strong>Vision</strong>. Dabei bekennt ihr Richardis<br />
ihre Treue.<br />
Im Klostergarten bereitet <strong>Hildegard</strong> zusammen mit ihren Schwestern ein Singspiel vor. Das Spiel <strong>der</strong><br />
Tugenden wird zu Ehren des Besuches <strong>der</strong> Äbtissin Tenxwind aufgeführt. Volmar spielt darin den Teufel,<br />
<strong>der</strong> die Seele – gespielt <strong>von</strong> Richardis – verführen will, <strong>von</strong> den Tugenden aber symbolisch gefangen<br />
genommen wird. Alle Nonnen tragen weiße Gewän<strong>der</strong> ohne Haube, in das offene o<strong>der</strong> geflochtene<br />
Haar sind Blumen eingebunden. Tenxwind ist betroffen über die Freizügigkeit des Spiels und die<br />
Kleidung <strong>der</strong> Nonnen mit Verweis auf 1 Tim 2,8-15. <strong>Hildegard</strong> entgegnet:<br />
Unsere Jungfrauen tragen ihre weißen Gewän<strong>der</strong> als sichtbaren Hinweis ihre Vermählung mit Christus.<br />
25 Nach Kastinger Riley, a.a.O., S. 37.<br />
26 Ebd., S. 38.<br />
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