Stadtmagazin Mai
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16 | <strong>Stadtmagazin</strong> | Geschäftiges<br />
Hier ist mein Platz<br />
„Wer Außergewöhnliches erreichen will,<br />
muss lieben, was er tut“<br />
Autohaus Grützner ist seit<br />
2004 fest in Frauenhand, seit<br />
2016 führt die Tochter des<br />
Unternehmensgründers allein<br />
die Geschäfte des 50-Mann-<br />
Betriebes.<br />
Marit Grützner führt seit 2016 allein die Familiengeschäfte und<br />
ist damit eine von ganz wenigen Frauen in der Branche in dieser<br />
Position.<br />
© SH<br />
Ihre Hochzeit war sehr aufre-<br />
<br />
gar nicht verheiratet. Es war<br />
der Moment, als Motor und<br />
Karosserie ihres ersten Autos<br />
zusammengefügt wurden, der<br />
sie so beeindruckte – Autoliebhaber<br />
und Brancheninsider<br />
sprechen auch von diesem Ereignis<br />
als „Hochzeit“. Marit<br />
<br />
Quietschgrün war der fertige<br />
Audi A4. „Ich war richtig dabei<br />
an der Produktionsstraße vom<br />
Audi-Werk in Ingolstadt und<br />
konnte Teil für Teil verfolgen,<br />
wie sich alles zum großen Ganzen<br />
fügte“, erzählt die heutige<br />
ner-Unternehmen.<br />
Damals war<br />
sie gerade mit dem Fachschulstudium<br />
fertig und von den<br />
Eltern in die große Autowelt<br />
nach Bayern entlassen worden.<br />
„Ich musste meinem Vater allerdings<br />
in die Hand versprechen,<br />
dass ich wiederkomme.<br />
<br />
ner.<br />
<br />
Meister, bekam noch kurz vor<br />
der Wende 1989 die Erlaubnis,<br />
sich selbständig zu machen.<br />
Die einzige Tochter musste<br />
von Anfang an immer mit<br />
<br />
ersten familieneigenen Standortes<br />
war sie Wochenende für<br />
Wochenende für das leibliche<br />
Wohl aller Helfer verantwortlich:<br />
Brötchen schmieren, Gulasch<br />
kochen – während die<br />
Klassenkameraden auf Derby<br />
gingen. „Ich habe es gehasst“,<br />
ckend<br />
unumwunden zu.<br />
Aber die Eltern haben sich<br />
revanchiert. Unter anderem<br />
mit einem quietschgrünen<br />
Die Modellautosammlung ist<br />
zum Spielen tabu. © EICHLER<br />
A4. „Zuvor habe ich mich mit<br />
Herrn Manfred Kambs immer<br />
einigen müssen, an welchem<br />
Wochenende er oder ich mit<br />
dem ersten Vorführwagen des<br />
Unternehmens privat unterwegs<br />
sein durfte“, erinnert<br />
sich die Auto-Frau. Manfred<br />
Kambs war Verkäufer und ein<br />
Mann der ersten Stunde im<br />
<br />
<br />
DDR-Zeiten als Kollege zusammen<br />
gearbeitet. Dieser erste<br />
Vorführwagen – es war ein<br />
Audi 80 – kam dieser Tage erst<br />
wieder als Gebrauchtwagen<br />
zurück ins Unternehmen. Der<br />
Quietschgrüne indes ward seit<br />
seinem Verkauf nie wieder gesehen.<br />
Ein weiterer Mitarbeiter, Thomas<br />
Swaton, war zuvor gewissermaßen<br />
Fahrlehrer sei-<br />
<br />
weißen Golf übte er – selbstverständlich<br />
auf Privatgelände<br />
<br />
als 25 Jahren das Autofahren.<br />
<br />
<br />
weil er sich auszeichnete durch<br />
seine Engelsgeduld. Thomas<br />
Swaton ist noch heute im<br />
Grützner-Familienunternehmen<br />
beschäftigt und könnte<br />
nun in wenigen Jahren schon<br />
der nächsten Generation zu<br />
mehr Fahrpraxis verhelfen.<br />
<br />
meides Vaters 2004, was ein tie-<br />
<br />
stand für mich die Gründung<br />
einer eigenen kleinen Familie<br />
an erster Stelle“, erzählt Marit<br />
<br />
und Vater ihrer Kinder: eben-<br />
<br />
von weiter weg. Sie führen<br />
eine Fernbeziehung. Nicht<br />
schlimm, wenn man Autofah-<br />
<br />
es. Und sie liebt es, auf der<br />
Überholspur zu sein – sowohl<br />
auf der Autobahn als auch in<br />
ihrer noch immer von Männern<br />
dominierten Branche. Das<br />
Brötchenschmieren von einst<br />
hat sich gelohnt. sue<br />
Das Autohaus in der Birnenstraße<br />
© EICHLER