Geschäftsstellen des SoVD in Bayern - Arbeiterwohlfahrt ...
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LAG Mali kämpft gegen Genitalverstümmelung<br />
„Man braucht e<strong>in</strong>en langen Atem“<br />
Spätestens seit Waris Diries Buch „Wüstenblume“ ist das<br />
Problem auch bei uns e<strong>in</strong>er breiten Öffentlichkeit bekannt:<br />
In vielen Ländern Afrikas ist es nach wie vor gang und<br />
gäbe, junge Mädchen zu beschneiden, um sie auf diese<br />
Weise „heiratsfähig“ zu machen. Der Brauch wird als traditioneller<br />
Bestandteil der Kultur gerechtfertigt, oft muss<br />
auch der Koran als Argument herhalten – dabei ist im<br />
heiligen Buch <strong>des</strong> Islam mit ke<strong>in</strong>em Wort davon die Rede.<br />
Unbeschnittene Frauen gelten als unre<strong>in</strong> und männlich,<br />
sie bekämen beh<strong>in</strong>derte K<strong>in</strong>der, lautet e<strong>in</strong> Irrglaube, der<br />
tief <strong>in</strong> der Bevölkerung verwurzelt und nur schwer zu<br />
beseitigen ist.<br />
LAG Mali unterstützt Aufklärung<br />
Die Demokratische Republik Mali ist e<strong>in</strong> Vielvölkerstaat, und<br />
nicht <strong>in</strong> jeder Ethnie ist die Mädchenbeschneidung üblich.<br />
Wo dies jedoch praktiziert wird, tut Aufklärung not: Der<br />
verstümmelnde E<strong>in</strong>griff stellt e<strong>in</strong>en Verlust an Lebensqualität<br />
für die Frauen dar und e<strong>in</strong>e Gefahr für ihre Gesundheit<br />
und die ihrer K<strong>in</strong>der - und zwar nicht nur, wenn er unter<br />
mangelhaften hygienischen Bed<strong>in</strong>gungen vorgenommen<br />
wird. Beschnittene Frauen leiden oft unter Inkont<strong>in</strong>enz,<br />
Abszessen und Zysten, Vernarbungen erschweren den<br />
Geburtsvorgang erheblich.<br />
Schon seit fünf Jahren unterstützt die LAG Mali die Aufklärungskampagne<br />
e<strong>in</strong>er örtlichen Frauenorganisation. Mamadou<br />
Sidibé, e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heimischer, speziell geschulter Mitarbeiter,<br />
fährt mit se<strong>in</strong>em Moped <strong>in</strong> die Dörfer, organisiert<br />
Vorträge und Workshops zum Thema – das E<strong>in</strong>verständnis<br />
<strong>des</strong> Dorfchefs und <strong>des</strong> Ältestenrates vorausgesetzt. „Damit<br />
sich etwas ändert, müssen wir die Menschen überzeugen“,<br />
sagt Gudrun Kahl, Projektreferent<strong>in</strong> der LAG Mali. Ganz<br />
wichtig sei es, die Männer e<strong>in</strong>zubeziehen: Wenn sie ke<strong>in</strong>e<br />
unbeschnittene Frau heiraten wollen, haben die Aufklärer<br />
schon verloren. Deshalb ist es nicht ungeschickt, e<strong>in</strong>e<br />
männliche Fachkraft für diese Aufgabe e<strong>in</strong>zusetzen. Nach<br />
e<strong>in</strong>iger Zeit werden <strong>in</strong> den Dörfern ansässige Ansprech-<br />
Mamadou Sidibé (l<strong>in</strong>ks) fährt auf dem Moped von Dorf zu Dorf, um<br />
gegen die Genitalverstümmelung zu kämpfen. In Berl<strong>in</strong> nahm<br />
Stefan Schuster e<strong>in</strong>en Preis von Malis Botschafter<strong>in</strong> Fatoumata Siré Diakité<br />
entgegen (Mitte). Künstler aus ganz <strong>Bayern</strong> stellten Werke für die Mali-<br />
Auktion bereit (rechts). (Fotos: Kahl/Botschaft der Republik Mali/Pullner)<br />
partner ausgebildet, die als Kontaktleute für nachhaltigen<br />
Erfolg sorgen sollen.<br />
Die Strategie ist nicht e<strong>in</strong>fach: Der H<strong>in</strong>weis, dass oft unter<br />
unhygienischen Bed<strong>in</strong>gungen operiert wird, führt nur<br />
dazu, dass die Familien eben <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Krankenhaus gehen.<br />
Denn noch ist das Ganze legal. Auch der Ansatz, den mächtigen<br />
Beschneider<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e andere E<strong>in</strong>kommensquelle zu<br />
verschaffen, fruchtet nicht: „So lange der Bedarf besteht,<br />
wird sich immer jemand f<strong>in</strong>den, der das für Geld macht“,<br />
sagt Kahl. „Ihr bedroht das Leben Eurer Mädchen und Eurer<br />
K<strong>in</strong>der“: Mit dieser Tatsache müsse man die Menschen<br />
immer wieder konfronieren. „Man braucht e<strong>in</strong>en langen<br />
Atem“, so Kahl. Doch die Mühe hat sich schon gelohnt:<br />
So f<strong>in</strong>den offiziell <strong>in</strong> fünf Dörfern ke<strong>in</strong>e Beschneidungen<br />
mehr statt, <strong>in</strong> zweien wurde der E<strong>in</strong>griff sogar durch die<br />
Dorfautorität verboten.<br />
Erfolge bereits spürbar<br />
Die LAG Mali will das Engagement nun auf 15 Dörfer erweitern.<br />
In diesem Zusammenhang wurde im Oktober 2010<br />
e<strong>in</strong>e Kunstauktion zugunsten <strong>des</strong> Projekts veranstaltet:<br />
62 teils namhafte Künstler aus Mittelfranken und ganz<br />
<strong>Bayern</strong>, darunter André Debus, Manfred Hürlimann, Silke<br />
Mathé, Andrea Thema, stellten Werke zur Verfügung und<br />
verzichteten auf die Hälfte <strong>des</strong> Zuschlages. Die 131 Bilder,<br />
Fotografien und Skulpturen brachten mehr als 8000 Euro<br />
für die gute Sache e<strong>in</strong>. „Das war e<strong>in</strong>e tolle Kooperation“,<br />
schwärmt Gudrun Kahl.<br />
Das Engagement der LAG Mali wird auch von der Regierung<br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> anerkannt. Bei den Feierlichkeiten zum<br />
50-jährigen Bestehen der Republik Mali <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> erhielt<br />
Stefan Schuster, der Vorsitzende der LAG Mali, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Preis von der Botschafter<strong>in</strong> überreicht als Anerkennung<br />
<strong>des</strong> jahrelangen Engagements der LAG für Mali.<br />
Spendenkonto:<br />
59005, Raiffeisen Volksbank Fürth, BLZ 76260451<br />
AWO <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> 1-2011