Sanssouci-Vorschau-Herbst 2018-final

Sylvester in der
geheimnisvollen Welt
ziemlich lebendiger Geister
»Keine Angst, das sind nur Gespenster!«
In diesem Moment erklang draußen vor dem Schuppen ein so
lautes Heulen, dass ich zuerst dachte, der Sturm hätte seine Gewalt
noch einmal gesteigert. Der Doktor jedoch rief nur: »Herein!« Sofort
flogen der Schemel beiseite und die Tür auf, buchstäblich wie von
Geisterhand. Eine Regenbö fauchte in den Raum. Ein heftiger Windstoß
wirbelte alle Papiere durcheinander. »Keine Angst, das sind nur
Gespenster!«, versuchte mich der Doktor zu beruhigen.
Und dann sah ich sie.
Das Blut gefror mir in den Adern.
Plötzlich wusste ich, dass sie recht gehabt hatten im Waisenhaus:
Es würde ein böses Ende nehmen mit mir, und zwar genau hier.
Entsetzt richtete ich mich auf und beobachtete die Schar seltsamer
Wesen, die sich nun in die alte Scheune drängten. Begleitet von
Schrecken erregendem Stöhnen, von durchdringendem Jammern,
Zischen, Knirschen und Winseln erfüllten sie den Raum mit einem
durchdringenden modrigen Geruch, der an Schwefel und Algen erinnerte,
aber auch an Jod und Feuerstein.
Keine Angst, das sind nur Gespenster.
Natürlich, klar! Wer fürchtet sich schon vor Gespenstern?! Meine
Zähne klapperten wie Murmeln in einer Blechdose. Am liebsten
hätte ich mir Augen und Ohren zugehalten, aber ich konnte keinen
Finger rühren. Die Wesen dagegen schienen in ständiger Bewegung
zu sein, ein bisschen wie Rauch oder im Wind wehende Gardinen.
Ein packender Fantasy-Roman voller gruseliger,
komischer und zärtlicher Momente.
7