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DIE VARUSSCHLACHT - Harald Rosenfeldt

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3.<br />

Der Umfang des Varuszuges errechnet sich folgendermaßen:<br />

Varus befehligte drei Legionen (Legio XVII, XVIII, XIX) nebst Troß, dazu drei Alen Reiterei;<br />

außerdem führte er zahlreiche Zivilisten mit sich, u.a. die Frauen seiner Soldaten. Rechnet<br />

man die Legion zu 5000 Mann (die Sollstärke lag bei 6000 Mann), so waren dies 15000 Fußsoldaten.<br />

Zu jeder Legion gehörten ferner rund 300 Reiter, ferner 500 Lasttiere und 500<br />

Troßknechte. Damit befehligte Varus mindestens 17400 Mann (einschließlich 900 Mann Reiterei)<br />

und er führte 2400 Pferde und Zugtiere mit sich. Nicht gerechnet sind hierbei die diversen<br />

Zivilisten, ferner die sicherlich sehr große Zahl von Troßwagen. Gewöhnlich schätzt man<br />

die Gesamtzahl der Personen des Varuszuges auf 25000, und dies dürfte realistisch sein.<br />

4.<br />

Aus der Größe des Zuges ergibt sich nun aber eine weitere unbestreitbare Tatsache: Rechnet<br />

man 1 kg Proviant pro Person und Tag, so benötigten allein die Menschen 25 Tonnen Nahrung<br />

pro Tag, und für die Pferde und Zugtiere wird man noch einmal dieselbe Menge veranschlagen<br />

dürfen. Dies aber bedeutet: Der Varuszug benötigte insgesamt 50 Tonnen Nahrung<br />

und Viehfutter pro Tag!<br />

5.<br />

Die Westfälische Bucht war stark römisch infiltriert. Mit kriegerischen Auseinandersetzungen,<br />

abgesehen von kleineren „Partisanenattacken“, war nicht zu rechnen. Insbesondere war<br />

die Topografie der Landschaft den Militärs bekannt. Die Angaben der Quellen, Varus habe<br />

ein ihm unbekanntes Gebiet durchzogen, sind somit falsch.<br />

6.<br />

Archäologische Funde beweisen, daß entlang der Lippe mehrere z.T. sehr große römische<br />

Legionslager aus der Zeit des Drusus und des Germanicus existierten. Es sind dies<br />

Holsterhausen, Haltern, Oberraden und Anreppen; weitere Lager sind bei Datteln, Hamm,<br />

Haltern, Lippborg und Lippstadt zu vermuten, sofern man davon ausgeht, daß die Lager in<br />

Abständen von Tagesmärschen plaziert waren. Ferner ist das Lager Kneblinghausen zwischen<br />

Möhne und Alme zu nennen, dessen zeitliche Stellung jedoch umstritten ist. Entscheidend ist<br />

das Lager Anreppen, denn dessen Lage beweist, daß sich diese „Lippelagerkette“ bis zum<br />

Oberlauf der Lippe hin erstreckte, also bis in den östlichsten Teil der Westfälischen Bucht<br />

bzw. bis in das östlichste Siedlungsgebiet der Brukterer.<br />

Soweit die Fakten. Welchen Weg schlug aber Varus ein? Die Quellen schweigen sich hierüber<br />

zwar aus, der Weg läßt sich jedoch rekonstruieren, wenn man davon ausgeht, daß die<br />

Verlegung einer so großen Zahl von Menschen über mehrere hundert Kilometer hinweg eine<br />

auch heute noch schwierige logistische Aufgabe darstellt, die sorgfältig geplant werden muß,<br />

und diese Planung führte natürlich nicht Varus selbst durch, ganz abgesehen davon, daß Varus<br />

als Jurist und Verwaltungsfachmann dazu gar nicht in der Lage gewesen wäre, vielmehr übernahm<br />

die Planung und Durchführung sein Stab, der ja aus erfahrenen Offizieren bestand. Geht<br />

man ferner davon aus, daß Fachleute dazu neigen, Standardprobleme mit erprobten Standardmethoden<br />

zu lösen, so ergibt sich das folgende Bild:<br />

Zunächst wurden die Lippelager auf dem Wasserwege verproviantiert, danach marschierte der<br />

Varuszug von Lager zu Lager, bis er den Oberlauf der Lippe erreicht hatte. Ein direkter<br />

Marsch von Lager zu Lager ist unwahrscheinlich, denn ein solcher Weg wäre durch die sicherlich<br />

bei schlechtem Wetter schwer passierbare Lippeniederung verlaufen. Leise nimmt<br />

daher an, es habe etwa 5 bis 10 km südlich der Lippe einen Heerweg entlang der Wasser-

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