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DIE VARUSSCHLACHT - Harald Rosenfeldt

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Oberkörper. Es gibt kein Prunken mit schmucken Waffen, nur die Schilde bemalen sie unterschiedlich<br />

mit besonders ausgesuchten Farben. Nur wenige haben einen Brustpanzer, kaum der eine oder andere<br />

einen Metall- oder Lederhelm.<br />

Ihre Pferde fallen weder durch Schönheit noch durch Schnelligkeit in die Augen, aber man richtet sie<br />

auch nicht nach unserer Art dazu ab, verschiedenartige Kreisbewegungen auszuführen; sie lassen sie<br />

geradeaus oder in einer einzigen Wendung nach rechts traben, und zwar in einem so dicht geschlossenen<br />

Bogen, daß niemand zurückbleibt.<br />

Im ganzen gesehen liegt das Schwergewicht bei der Fußtruppe, und darum kämpfen sie im gemischten<br />

Verband; die Behendigkeit der Fußsoldaten, die sie aus der gesamten Jungmannschaft aussuchen<br />

und vor die Front stellen, paßt sich dabei dem Reiterkampf vorzüglich an [vgl. B.G. I 48]. Festgelegt<br />

ist auch die Zahl solcher Kämpfer, es sind je hundert aus jedem Gau, und eben danach heißen<br />

sie auch bei ihnen „Hundertschaften", und was anfangs nur eine Zahlbezeichnung war, ist nunmehr<br />

ein Ehrentitel.<br />

Das Hauptheer wird aus keilförmigen Abteilungen gebildet. Von der Stelle zu weichen gilt eher als<br />

Zeichen von kluger Taktik als von Furcht, wenn man nur wieder nachstößt. Die Leichen ihrer Gefährten<br />

bringen sie auch in Gefechten mit zweifelhaftem Ausgang zurück. Den Schild preisgegeben zu<br />

haben ist eine Schande ohnegleichen; wer so seinen guten Ruf verlor, darf weder an Opferhandlungen<br />

teilnehmen noch das Thing besuchen und viele, die den Krieg glücklich überstanden, haben ihrer<br />

Schmach mit dem Strick ein Ende gemacht.<br />

Diese Darstellung deckt sich mit den Angaben, die Tacitus in den Annalen macht. Dort läßt er<br />

Germanicus in einer Rede an seine Truppe bei ihren Kämpfen gegen die von Arminius geführten<br />

Germanen sagen:<br />

ANN II 14 Nicht nur Ebenen seien für die römischen Soldaten als Schlachtfeld geeignet, sondern,<br />

wenn man die richtige Taktik anwende, auch Wälder und bewachsene Höhen, denn die riesigen<br />

Schilde der Barbaren und ihre überlangen Lanzen ließen sich zwischen den Baumstämmen und im<br />

Buschgelände nicht ebenso gut handhaben wie die römischen Wurfspieße und Kurzschwerter und die<br />

dem Körper eng anliegenden Rüstungen. Sie sollten die Hiebe hageln lassen und mit den Schwertspitzen<br />

auf die Gesichter der Germanen zielen: keinen Panzer kenne der Germane, keinen Helm,<br />

nicht einmal Schilde, die mit Eisen beschlagen oder mit Leder verstärkt seien, sondern aus bloßem<br />

Weidengeflecht oder dünnen bemalten Brettern bestünden; nur die vorderste Linie sei einigermaßen<br />

mit Lanzen versehen, die übrigen führten an der Spitze im Feuer gehärtete oder aber kurze Wurfspeere.<br />

Caesar schildert die Kampfesweise der Germanen so:<br />

B.G. I 48, 5-7 Die Germanen führten Reitergefechte, in denen sie sehr geübt waren, folgendermaßen:<br />

6000 Berittene hatten sich ebenso viele äußerst schnelle und mutige Fußsoldaten aus dem gesamten<br />

Heer ausgewählt, und zwar jeder einzelne Reiter seinen eigenen {Kampfgefährten} zum persönlichen<br />

Schutz. Mit ihnen stürmten sie in der Schlacht vor, zu ihnen zogen sich die Reiter zurück, und wenn es<br />

hart zuging, eilten sie {zur Hilfe} herbei; wenn ein Reiter schwer verwundet vom Pferd stürzte, umgaben<br />

sie ihn schützend und wenn eine größere Strecke vorgerückt werden oder man sich schnell zurückziehen<br />

mußte, hielten sie Schritt, indem sie sich an den Mähnen der Pferde festhielten, so geübt<br />

waren sie in ihrer Schnelligkeit.<br />

B.G. I 52, 3-5 So griffen die unseren, nachdem das Zeichen gegeben war, die Feinde heftig an,<br />

zugleich stürmten die Feinde unerwartet mit großer Schnelligkeit vor, so daß keine Zeit blieb, die<br />

Wurfspeere auf den Feind zu schleudern. Man warf die Wurfspeere fort und kämpfte mit dem Kurzschwert<br />

Mann gegen Mann. Die Germanen aber bildeten rasch, wie es ihre Gewohnheit ist, eine Phalanx<br />

und fingen den Schwertangriff auf. Da konnte man etliche der unseren sehen, wie sie gegen die<br />

Phalanx ansprangen, die Schilde mit der Hand herunterrissen und den Feinden dann über die Schilde<br />

hinweg Wunden beibrachten.<br />

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Germanen schlecht ausgerüstet waren (dies<br />

bestätigen auch archäologische Befunde) und der römischen Kriegskunst nichts Gleichwerti-

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