12.06.2018 Aufrufe

Rundbrief der Emmausgemeinschaft - Ausgabe 02|18

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Arbeit | Wohnung | Hoffnung<br />

<strong>Rundbrief</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Emmausgemeinschaft</strong><br />

St. Pölten<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>02|18</strong><br />

Liebe dich selbst<br />

Atem holen statt ausbrennen<br />

Es gibt keinen<br />

hoffnungslosen Fall<br />

Die unglaubliche<br />

Geschichte von Manfred<br />

Das Glück<br />

ist ein Vogerl …<br />

Warum Geben<br />

seliger ist als Nehmen<br />

Anpacken<br />

und Aufmöbeln<br />

Emmaus Altwaren<br />

und Transporte


Kontaktdaten <strong>der</strong><br />

<strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten<br />

Verwaltung & Geschäftsführung<br />

Herzogenburger Str. 48-50, 3100 St. Pölten<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 0<br />

info@emmaus.at<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

0676 / 88 6 44 - 346<br />

oea@emmaus.at<br />

Zivildienst<br />

0676 / 88 6 44 - 293<br />

zivildienst@emmaus.at<br />

Dienstleistungen<br />

Ortweingasse 2-8, 3107 Viehofen<br />

Exkursionen & Besuche<br />

0676 / 88 6 44 - 636<br />

oea@emmaus.at<br />

Beratungsstelle Mühlweg<br />

0676 / 88 6 44 - 578<br />

bbe@emmaus.at<br />

Altwarenhandel & Transporte<br />

Möbelverkauf: Mi, 15–18 Uhr,<br />

jeden 1. Samstag im Monat beim Flohmarkt, 9–14 Uhr<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 520<br />

E-Mail: altwaren@emmaus.at<br />

Sanierung<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 283<br />

E-Mail: sanierung@emmaus.at<br />

Gartenpflege<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 279<br />

E-Mail: info@emmaus.at<br />

Kunstwerkstatt<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 574<br />

E-Mail: kunst@emmaus.at<br />

KunstHandWerk-Verkauf<br />

Ortweingasse 2, 3107 Viehofen<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 770<br />

E-Mail: verkauf@emmaus.at<br />

Achtung! Der KunstHandWerk-Verkauf ist bis auf weiteres wegen<br />

Renovierungsmaßnahmen geschlossen!<br />

Verkauf nur nach telefonischer Vereinbarung!<br />

Offenlegung und Impressum<br />

lt. §25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber,<br />

Herausgeber und Verleger:<br />

<strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten -<br />

Verein zur Integration sozial benachteiligter<br />

Personen, 3100 St. Pölten, Herzogenburger<br />

Straße 48, ZVR: 248337422<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Mag. Karl Langer<br />

Redaktion:<br />

Mag. Christian Veith<br />

Jutta Strobl<br />

Layout: Matthias Böswart<br />

LeserInnen-Service<br />

und Adressän<strong>der</strong>ungen:<br />

Jutta Stobl<br />

Tel.: 0676 / 88 6 44 - 636<br />

E-Mail: jutta.strobl@emmaus.at<br />

Herstellung:<br />

Druckerei Janetschek GmbH,<br />

3860 Heidenreichstein<br />

Die <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten ist<br />

zu 100 Prozent Eigentümerin <strong>der</strong> vierteljährlich<br />

erscheinenden periodischen<br />

Druckschrift „Emmaus-<strong>Rundbrief</strong>“.<br />

Weiters ist die <strong>Emmausgemeinschaft</strong><br />

St. Pölten Eigentümerin und Betreiberin<br />

<strong>der</strong> Homepage www.emmaus.at.<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten,<br />

Herzogenburger Straße 48,<br />

3100 St. Pölten:<br />

Mag. Karl Langer<br />

Roland Hammerschmid<br />

Peter Hirsch<br />

Verein:<br />

Obmann DI Franz Angerer, 1. Obmann-Stv.<br />

DI Benno Scheiblauer, 2.<br />

Obmann-Stv. Ilse Baier, Schriftführerin<br />

Gertrud Wallenböck, Kassierin Johanna<br />

Pfaffenbichler<br />

Rechnungs- und Wirtschaftsprüfer:<br />

Höchtl & Partner Wirtschaftsprüfung<br />

GmbH, Mariazeller Str. 150, 3100 St.<br />

Pölten<br />

Blattlinie: Der „Emmaus-<strong>Rundbrief</strong>“<br />

dient <strong>der</strong> Berichterstattung über die<br />

aktuelle Entwicklung <strong>der</strong> Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten<br />

und zur umfassenden Information für<br />

FreundInnen und För<strong>der</strong>er des Vereins.<br />

Coverfoto:<br />

Andreas Lämmerhofer<br />

www.emmaus.at


Vorwort | 3<br />

Liebe FreundInnen<br />

und För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong>!<br />

Stress lass nach!<br />

Der Sommer ist für viele eine Zeit <strong>der</strong><br />

Sehnsucht – Sehnsucht nach Erholung.<br />

Erholung ist etwas ganz Wichtiges. Wenn<br />

Vorbeugen besser ist als Heilen, dann<br />

ist Erholung die beste Prävention gegen<br />

Müdigkeit, Lustlosigkeit und Ausgebranntsein.<br />

Körper und Seele brauchen<br />

diese Zeiten <strong>der</strong> Erholung, wenn berufliche<br />

und familiäre Verpflichtungen in den<br />

Hintergrund treten; Zeiten des Abschaltens,<br />

des Ausruhens und <strong>der</strong> Entspannung.<br />

Es ist<br />

notwendig,<br />

Momente<br />

<strong>der</strong> Erholung<br />

im Alltag zu<br />

entdecken. Aber es muss auch beson<strong>der</strong>e<br />

Zeiten <strong>der</strong> Erholung geben. Durch sie<br />

gewinnen wir den notwendigen Abstand<br />

zu Beruf und Familie. Müdigkeit resultiert<br />

häufig aus einer dauernden Anspannung.<br />

Und Stress ist ein Zustand, in dem sich<br />

jemand durch zu viel Arbeit o<strong>der</strong> durch<br />

eine schwierige Lebenssituation überfor<strong>der</strong>t<br />

fühlt.<br />

Erholung ist wie Luftholen. Verreisen,<br />

Sport treiben, Spazierengehen, ein Ausflug<br />

in die Berge, ein Museums- o<strong>der</strong><br />

Konzertbesuch, Gartenarbeit, Malen,<br />

Musizieren ... All das und mehr dient <strong>der</strong><br />

Erholung. Wer sich diese nicht immer<br />

wie<strong>der</strong> einmal gönnt o<strong>der</strong> gönnen kann,<br />

wird krank.<br />

Menschen in prekären Lebenssituationen<br />

können sich solche Zeiten <strong>der</strong> Erholung<br />

oft nicht leisten. Soziale Benachteiligung<br />

Foto: Kogler<br />

verbunden mit fehlenden<br />

persönlichen Ressourcen<br />

ist ein ungesun<strong>der</strong> Mix. So wird das Leben<br />

zum Dauerstress. Aber natürlich sind<br />

auch für unsere Gäste Zeiten <strong>der</strong> Erholung<br />

wichtig. Wir sorgen dafür, dass es<br />

diese in ihrem Alltag gibt: einen Ausflug,<br />

eine Wan<strong>der</strong>ung, ein gemeinsamer<br />

Spaziergang, <strong>der</strong> Besuch eines Konzerts,<br />

sportliche Aktivitäten, die Betreuung<br />

eines Gartens. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Besuch eines<br />

„Mein Sohn, wenn du imstande bist, pflege dich selbst;<br />

soweit du kannst, lass es dir gut gehen! Versag dir nicht<br />

das Glück des heutigen Tages; an <strong>der</strong> Lust, die dir zusteht,<br />

geh nicht vorbei!“ Jesus Sirach 14,11.14<br />

Fußballspiels des<br />

SKN St. Pölten. An dieser Stelle ein Dank<br />

an die HYPO NOE Landesbank, die uns<br />

immer wie<strong>der</strong> Karten für SKN-Spiele zur<br />

Verfügung stellt!<br />

„Versagt euch nicht das Glück eines jeden<br />

Tages <strong>der</strong> Erholung.“<br />

Im Namen von Emmaus wünsche ich<br />

auch Ihnen eine erholsame Sommerzeit.<br />

Gottes Segen möge Sie begleiten!<br />

In Dankbarkeit für Ihre Verbundenheit<br />

mit Emmaus<br />

Karl Langer<br />

Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten


06<br />

10<br />

17<br />

08<br />

18<br />

Inhalt<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>02|18</strong><br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

10<br />

Ein bunter Abend<br />

Das Emmaus<br />

MitarbeiterInnenfest 2018<br />

Gastgeschichte: Es gibt<br />

immer noch Hoffnung<br />

Sechs Jahre hat Manfred als<br />

Obdachloser überlebt – ein<br />

Wun<strong>der</strong> ...<br />

Mit-Mensch<br />

Die Kolumne von Emmaus<br />

St. Pölten Grün<strong>der</strong> Charly<br />

Rottenschlager<br />

„Zieht euch zurück<br />

und ruht ein wenig ...“<br />

Nicht nur im Urlaub – auch<br />

im Alltag wollen die Lebensgeister<br />

geweckt werden<br />

Das Glück<br />

ist ein Vogerl ...<br />

Geben ist seliger als Nehmen<br />

– und för<strong>der</strong>t das Glück<br />

12<br />

14<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Starthilfe<br />

In <strong>der</strong> Emmaus-CityFarm<br />

för<strong>der</strong>t Gartenarbeit die Sozialkompetenzen<br />

Emmaus-Werkstätten<br />

Email: Kunstwerke aus<br />

gebranntem Glas<br />

Wasser am<br />

„Greenhorn Hill“<br />

Die Emmaus-Freiwilligen zu<br />

Besuch in <strong>der</strong> Westernstadt<br />

und am Antlas-Hof<br />

„Eine unglaubliche<br />

Bereicherung ...“<br />

Nachruf<br />

Kurt Geiger<br />

Anpacken<br />

und Aufmöbeln<br />

Die gelben Klein-LKW von<br />

„Altwaren und Transporte“<br />

sind das „Gesicht“ von Emmaus<br />

in St. Pölten<br />

20<br />

20<br />

Aus Liebe<br />

zu den Menschen<br />

Nachruf<br />

Christoph Rochhart<br />

Ratgeber und<br />

Wegbereiter für viele<br />

Nachruf<br />

Konrad Lammerhuber<br />

21 Schreiben kreativ<br />

Die Emmaus-Wissenswerkstatt<br />

gestaltet Infoblätter<br />

und den „Kulinarik-Kalen<strong>der</strong>“<br />

22<br />

23<br />

Buchtipps<br />

Der „unbequeme“ Jesus und<br />

Wege zur eigenen Spiritualität<br />

Datenschutzhinweis<br />

Das „Kleingedruckte“<br />

leicht erklärt


Emmaus | 5<br />

Emmaus MitarbeiterInnenfest 2018<br />

Viel Gutes ist bei Emmaus und den Emmaus-Töchtern SAM und Antlas im vergangenen<br />

Jahr geschehen. In ungezwungener Atmosphäre wurde dafür beim<br />

Emmaus MitarbeiterInnenfest „Danke!“ gesagt für den großen Einsatz, <strong>der</strong> im<br />

vergangenen Jahr erbracht und auch für so manche „extra Meile“, die gegangen<br />

wurde. Das zweite Fest in dieser Form ging am 3. April im St. Pöltner Stadtsaal<br />

über die Bühne und wurde zu einem schönen und unvergesslichen Abend.<br />

Ein Bil<strong>der</strong>bogen …<br />

Fotos: Böswart,<br />

Designed by kstudio / Freepik


6 | Gastgeschichte<br />

Es gibt keinen hoffnungslosen Fall<br />

Die unglaubliche Geschichte von Manfred<br />

Manfred (*1954) wächst auf einem Bergbauernhof im Pielachtal auf. Neben seiner<br />

Arbeit ist <strong>der</strong> Vater in mehreren Vereinen tätig. Schon früh begleitet ihn Manfred<br />

ins Wirtshaus.<br />

von Karl Rottenschlager<br />

Der Bub ist in <strong>der</strong> Familie<br />

und in <strong>der</strong><br />

Pfarrgemeinde<br />

bestens integriert.<br />

Manfred ist<br />

hilfsbereit und<br />

daher beliebt,<br />

er ist lebenslustig,<br />

begabt und<br />

strebsam. In den<br />

Gasthäusern ist<br />

er als Stimmungskanone<br />

bekannt.<br />

Auch beruflich ist<br />

Manfred ambitioniert<br />

und zuverlässig, bei den<br />

ÖBB wird er Zugbegleiter.<br />

Doch dann kriselt es mit <strong>der</strong> Mutter.<br />

Der Grund ist seine Freundin Theresia.<br />

Die Mutter lehnt die 19-jährige ab. So<br />

schmieden er und seine Freundin heimlich<br />

Heiratspläne. Doch da erkrankt Theresia<br />

unheilbar und stirbt mit 24 Jahren.<br />

Manfred gerät in eine schwere Lebenskrise.<br />

Der alkoholkranke Vater fällt als Stütze<br />

aus. Manfreds Elternhaus – <strong>der</strong> so<br />

geliebte Bergbauernhof – muss verkauft<br />

werden. Manfred ist allein und heimatlos.<br />

Er ha<strong>der</strong>t mit Gott und <strong>der</strong> Welt. Alkohol<br />

wird sein Narkotikum für unerträgliche<br />

Stunden. Kontrollverlust und schwere gesundheitliche<br />

Probleme sind die Folgen.<br />

Manfred verliert seinen Job bei <strong>der</strong><br />

Bahn und seine Wohnung. Es<br />

folgen Isolation und <strong>der</strong><br />

Verlust wichtiger Sozialkontakte.<br />

Körperlich<br />

und seelisch ist<br />

er am Ende.<br />

Sechs Jahre<br />

obdachlos<br />

Manfred landet in<br />

<strong>der</strong> „Sandler“-Szene.<br />

Zechkumpane<br />

werden zu seinen<br />

Schicksalsgenossen, sie<br />

eint <strong>der</strong> Kampf ums Überleben.<br />

Die „Szene“ wird zu Manfreds<br />

Ersatzfamilie. Als charmanter „Schnorrer“<br />

finanziert er seinen Alkoholkonsum. Insgesamt<br />

sechs Jahre lang schläft Manfred<br />

im Sommer wie im Winter im Freien –<br />

unter an<strong>der</strong>em in Bahnhofstoiletten und<br />

Abbruchhäusern. Das exzessive Trinken<br />

hilft gegen die beißende Kälte, indem<br />

es das Kälteempfinden weitgehend ausschaltet.<br />

Schwere Erfrierungen an Manfreds<br />

Beinen sind die Folge. „Einige Male<br />

bin ich im Winter auf einem Parkbankerl<br />

eingeschlafen. Als ich aufwachte, hatte<br />

ich einige Zentimeter Neuschnee auf<br />

meinem Mantel.“ – Manfred muss auch


oft wegen kleinerer Vergehen ins Gefängnis<br />

und wird so zu einem Aussätzigen unserer<br />

Tage: obdachlos, alkoholabhängig<br />

und vorbestraft. In dieser Zeit hört Manfred<br />

von Emmaus St. Pölten. 1985 – nach<br />

sechs Jahren Obdachlosigkeit – bittet er<br />

um Aufnahme.<br />

Die Wohnheim-MitarbeiterInnen und Betriebsleiter<br />

sind für ihn wichtige Bezugspersonen.<br />

Manfred blüht auf. Er fühlt sich<br />

als Mensch angenommen und wird nicht<br />

mehr als „Sandler“ verspottet. Er ist fleißig<br />

und hilfsbereit. Doch die Sucht holt<br />

ihn ein und schließlich kehrt Manfred<br />

wie<strong>der</strong> in die Obdachlosenszene zurück.<br />

Rettende Engel<br />

1989 versucht es Manfred wie<strong>der</strong> und<br />

zieht Anfang Dezember als erster Gast<br />

in die neu eröffnete Emmaus-Notschlafstelle<br />

Kalvarienberg ein. Dort zeigt<br />

er Arztbriefe seiner Operationen und<br />

Befunde seiner Erkrankungen: Epilepsie,<br />

Herzinsuffizienz, Harninkontinenz, starke<br />

Gehbehin<strong>der</strong>ung, Polyneuritis, wahnhaft-paranoide<br />

Ideen – ein Wun<strong>der</strong>, dass<br />

Manfred noch lebt! Doch er hat schwere<br />

gesundheitliche Schäden. 1991 ringt er<br />

sich schließlich zu einer Therapie durch<br />

und schafft die Wende!<br />

Heute ist Manfred seit 27 Jahren trocken.<br />

„Es grenzt an ein Wun<strong>der</strong>, dass ich<br />

die sechs Jahre als Obdachloser überlebt<br />

habe. Einige Male wurde ich in lebensbedrohlichem<br />

Zustand ins Krankenhaus<br />

eingeliefert. Doch immer wie<strong>der</strong> hat <strong>der</strong><br />

Herr mir rettende Engel gesandt, die mir<br />

Unterkunft und zu Essen gegeben und<br />

mich so aus meinem Elend herausgeholt<br />

haben.“ <br />

Mit-Mensch<br />

Gastgeschichte | 7<br />

von Karl Rottenschlager<br />

Absturz<br />

und Neubeginn<br />

Christians Leben verläuft<br />

zunächst nach<br />

Wunsch: 8 Jahre Facharbeiter,<br />

16 Jahre Produktionsleiter,<br />

eine Familie mit<br />

vier Kin<strong>der</strong>n. Doch Christian hat ein Alkoholproblem.<br />

Die Folgen: Scheidung nach<br />

18 Jahren Ehe, Arbeitsplatzverlust – Absturz<br />

total. Führerscheinentzug, Fahren<br />

ohne Führerschein – Unfall mit 2,3 Promille.<br />

Fazit: Der bisher Unbescholtene muss<br />

acht Monate ins Gefängnis. Doch Christian<br />

kommt verän<strong>der</strong>t aus <strong>der</strong> Haft zurück.<br />

Nun weiß er: Ich bin suchtkrank und brauche<br />

professionelle Hilfe. Christian startet<br />

bei Emmaus am Kalvarienberg und<br />

macht anschließend eine Langzeittherapie.<br />

2016 erfolgt <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einstieg bei<br />

Emmaus, diesmal in <strong>der</strong> alkoholfreien<br />

Zone des Wohnheims Herzogenburger<br />

Straße. Christian ist hoch motiviert und<br />

beginnt mit 48(!) Jahren die Ausbildung<br />

zum Fachsozialbetreuer. Bereits geschafft<br />

hat er die Qualifikation zum Pflegeassistenten.<br />

Die Ausbildung zum Alten- und<br />

Behin<strong>der</strong>tenbetreuer wird Christian 2019<br />

abschließen. Auch den Führerschein hat<br />

er wie<strong>der</strong> und 2021 wird er schuldenfrei<br />

sein. Seine Ziele: „Einen guten Job finden,<br />

vielleicht eine Partnerschaft aufbauen,<br />

wohnen am Land, aufhören zu rauchen.“<br />

Große Freude machen ihm die vier Enkelkin<strong>der</strong>.<br />

– Ermöglicht hat diesen gelungenen<br />

Neustart Christians Durchhaltevermögen.<br />

Gratulation!<br />

Fotos: Böswart


8 | Thema<br />

„Geht an eine einsame Stätte und ruht ein wenig“<br />

Frisch gestärkt – nicht nur im Urlaub<br />

Herbert H. (45) lebt mit <strong>der</strong> Devise: „Mit einer positiven Lebenseinstellung schaffe<br />

ich alles.“ Doch dann passiert <strong>der</strong> Autounfall mit einer Halswirbelverletzung und<br />

„plötzlich war die Luft draußen. Ich konnte nicht mehr. Eine tiefe Erschöpfung<br />

überfiel mich. Ich fragte mich permanent nur noch, wozu das alles?“<br />

von Andreas Zimmermann<br />

Solche o<strong>der</strong> ähnliche Erfahrungen<br />

berichten immer mehr Menschen.<br />

Sie setzen sich über die Maßen ein,<br />

arbeiten an Sonn- und Feiertagen und<br />

vertrösten ihre Familien und Freunde,<br />

dass es demnächst besser würde. Sie sind<br />

hoch engagiert und wirken dennoch hektisch<br />

und abgeschlafft. Jährlich erleben<br />

Tausende hoch motivierter Menschen,<br />

mitunter durch Kleinigkeiten ausgelöst,<br />

einen nervlichen Zusammenbruch. Menschen<br />

in sozialen und helfenden Berufen,<br />

sowie Berufsgruppen mit einem hohen<br />

Maß an Motivations- und Führungsverantwortung<br />

(Pastoren, Manager, Lehrkräfte)<br />

sind beson<strong>der</strong>s gefährdet.<br />

Wer beruflich und privat unter Hochdruck<br />

steht, gerät leicht durch Kleinigkeiten in<br />

Angst und Panik. Bereits eine Grippe kann<br />

in eine längere Erschöpfung mit permanenter<br />

Übermüdung führen. Der innere<br />

Nie<strong>der</strong>gang äußert sich auch emotional:<br />

Man hat sich nicht mehr im Griff, ist nicht<br />

mehr belastbar, leicht gereizt, den Tränen<br />

nahe. Am Rande des Nervenzusammenbruchs<br />

o<strong>der</strong> Burnouts verlieren Menschen<br />

die Fähigkeit, ihre Aufgaben zu<br />

planen und Schritt für Schritt anzugehen.<br />

Am Ende steht schließlich ein hoffnungsloses:<br />

„Ich schaffe es nicht mehr!“<br />

Moses ergeht es im Alten Testament<br />

ähnlich: Sein Schwiegervater Jethro erlebt<br />

in ihm einen Schwiegersohn, <strong>der</strong> von<br />

morgens bis<br />

abends Streitigkeiten<br />

im<br />

Volk Israel<br />

schlichtet. Jethro<br />

erkennt:<br />

„Du machst<br />

dich zu müde“,<br />

und er rät Moses:<br />

„Suche dir<br />

rechtschaffene<br />

Männer für<br />

die kleineren<br />

Streitigkeiten –<br />

Foto: Olaf Holland/shutterstock.com


Thema | 9<br />

und du richtest nur noch die großen und<br />

wichtigen Fälle“ (2. Mose 18, 13-27).<br />

Um persönlicher und beruflicher Überfor<strong>der</strong>ung<br />

vorzubeugen ist es wichtig, ein<br />

gutes Gleichgewicht zwischen Arbeit und<br />

Privatleben herzustellen.<br />

(Über-)Lebens-Strategien<br />

Je<strong>der</strong> Mensch hat nur begrenzte Energien,<br />

um sein persönliches Umfeld, seine<br />

Eigeninteressen, seinen Glauben, den<br />

Beruf und die Familie zu gestalten. Den<br />

seelischen Akku kann man schnell leeren.<br />

Die Alternative: Die eigenen Kräfte gezielt<br />

einsetzen. Eine Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

beginnt bereits mit kleinen,<br />

regelmäßigen Übungen, zum Beispiel:<br />

<br />

Planen Sie Ihre Aktivitäten in Absprache<br />

und abgestimmt mit Ihrem Partner,<br />

Ihrer Familie. Setzen Sie sich<br />

realistische Tages- bis Jahresziele.<br />

Auch freie Zeiten und eigene Aktivitäten<br />

werden als Fixtermine in den Zeitplan<br />

aufgenommen.<br />

<br />

Bereichern Sie ihren Alltag durch<br />

bewusste Atempausen – einen kurzen<br />

Spaziergang um den Block, eine halbe<br />

Stunde an <strong>der</strong> frischen Luft etc.<br />

<br />

Wenn Sie auf Stress mit Zorn, Ärger<br />

und Aggression reagieren, schädigen<br />

Sie sich selbst. Entscheidend ist: Ich<br />

habe mich entschieden, mich zu ärgern<br />

und nicht: Die an<strong>der</strong>n haben<br />

mich wütend gemacht.<br />

<br />

Ziehen Sie Grenzen zwischen Beruf<br />

und Privatleben, und halten Sie Ihre<br />

Beziehung frei von Berufsproblemen.<br />

Lernen Sie Nein zu sagen und sich<br />

besser abzugrenzen – freundlich,<br />

aber bestimmt!<br />

<br />

Sollte es zu hektisch werden, halten<br />

Sie inne und überlegen Sie: „Was passiert,<br />

wenn ich die Arbeit aufschiebe?<br />

Sind die Folgen wirklich so schlimm?“<br />

Wenn Sie ausbrennen, hat niemand<br />

etwas davon. Das wusste schon <strong>der</strong><br />

weise Prediger Salomo, als er schrieb:<br />

„Sei nicht allzu gerecht und allzu weise,<br />

damit du dich nicht zugrunde richtest“<br />

(Prediger 7,16).<br />

<br />

Pflegen Sie die Stille. Lärm, Hektik,<br />

Reizüberflutung und Überarbeitung<br />

sind Stress-Auslöser. Für den inwendigen<br />

Menschen bleibt keine Zeit. In<br />

<strong>der</strong> Stille, im Gebet und in <strong>der</strong> Meditation<br />

tanken wir neue Kraft. Auch<br />

Jesus ermutigte seine Jünger: „Geht<br />

ihr allein an eine einsame Stätte und<br />

ruht ein wenig“ (Markus 6,31).<br />

<br />

Investieren Sie Zeit für Entspannung,<br />

Hobbys, Sport, Musik und an<strong>der</strong>e<br />

Freizeitbeschäftigungen die Ihnen<br />

gut tun.<br />

<br />

Überprüfen Sie ihren Tagesrhythmus.<br />

Sind Sie ein Morgen- o<strong>der</strong> ein Nachtmensch?<br />

Passen Sie Ihren Arbeitsund<br />

Familienalltag entsprechend an.<br />

<br />

Spitzenleistungen sind manchmal<br />

nötig. Aber setzen Sie dann auch<br />

ein Gegengewicht, indem Sie sich Zeit<br />

nehmen, um Wochenendarbeit, Übermüdung<br />

o<strong>der</strong> Jetlags auszukurieren.<br />

So kommen Sie wie<strong>der</strong> frisch und mit<br />

neuen Ideen zur Arbeit. <br />

Andreas Zimmermann ist diplomierter<br />

Lebens- und Sozialberater, Psychologe,<br />

Psychotherapeut, Supervisor<br />

und CLS-Studienleiter (Counseling für<br />

Lebens- und Sinnfragen)<br />

www.beratungspraxis.at


10 | Ethik<br />

Das Glück ist ein Vogerl! Wirklich?<br />

Warum Geben seliger ist als Nehmen<br />

Das Streben nach Glück ist wohl das allgemeinste und wirkmächtigste aller Handlungsmotive.<br />

Man findet es zum Beispiel in <strong>der</strong> Unabhängigkeitserklärung <strong>der</strong> USA<br />

von 1776. „Life, Liberty and the pursuit of Happiness“ (Leben, Freiheit und das Streben<br />

nach Glück) sind demnach drei Beispiele für die unverlierbaren Rechte, die<br />

allen Menschen durch ihren Schöpfer gegeben sind und die durch Regierungen<br />

geschützt werden müssen.<br />

von Walter Steindl<br />

Das Streben nach Glück lässt sich<br />

auch trefflich an Orten beobachten,<br />

wo Wettbüros und Glücksspiel-Tempel<br />

ihre Pforten öffnen. Nur,<br />

dass die Mehrzahl <strong>der</strong> Kunden dort offenbar<br />

systematisch vom Glück verlassen<br />

wird. Sonst wären Wettbüros für ihre Betreiber<br />

ja kein lukratives Geschäft ...<br />

„Das Glück is a Vogerl,<br />

gar liab, aber scheu,<br />

es lasst si schwer fangen,<br />

aber fortg‘flogn is glei …“<br />

Die sentimental-fatalistische Kernaussage<br />

dieses bekannten Wienerlieds wird<br />

selbst in Wien im Grunde nicht wirklich<br />

geglaubt. Denn sie wi<strong>der</strong>spricht dem<br />

Wunsch jedes Menschen, sein Schicksal<br />

selbst in die Hand zu nehmen. So wird<br />

Glück etwa im Konsum gesucht – sich etwas<br />

leisten können! Den Urlaub in exotischen<br />

Gefilden, das Eigenheim in ruhiger<br />

Lage. O<strong>der</strong> Glück durch Bildung: Sich richtig<br />

gut auskennen, mehrere akademische<br />

Titel gesammelt haben, überall gescheit<br />

mitreden. Das ist doch – Glück. O<strong>der</strong>?<br />

Es ist aber nicht so einfach, denn es lauert<br />

allenthalben die Enttäuschung. Das<br />

Neue wird altvertraut und macht weniger<br />

Freude, ein Einkommenszuwachs hilft<br />

zwar dabei, sorgloser zu leben, aber die<br />

Freude darüber nimmt ab, je mehr wir<br />

besitzen. Sogar Freundschaften können<br />

Abnützung erfahren, wenn in sie gesetzte<br />

Hoffnungen nicht erfüllt werden. Und<br />

irgendwo gerät man an den noch gebildeteren<br />

Mitbürger und kommt sich unendlich<br />

dumm vor. Stimmt es also doch,<br />

dass das Glück „a Vogerl“ ist?<br />

In einer Weise schon, denn worum es beim<br />

Glück wirklich geht, wird in <strong>der</strong> Phrase<br />

„Glück gehabt“ deutlich. Damit beschreiben<br />

wir Unvorhergesehenes. Etwas ist für<br />

uns überraschend gut ausgegangen. Aha<br />

– <strong>der</strong> Überraschungsmoment! Der gehört<br />

offenbar ganz eng zum Glück, sonst ist es<br />

kein vollwertiges. Und noch etwas: Es ist<br />

eine paradoxe Tatsache, dass sich Glück<br />

am ehesten einstellt, wenn es nicht explizit<br />

gesucht wird. Kennen Sie das? Uns<br />

durchströmt ein plötzliches Glücksgefühl,<br />

wenn wir jemandem helfen konnten<br />

– und wenn es nur die Wegauskunft zur<br />

nächsten Bushaltestelle war!<br />

Beson<strong>der</strong>s schön ist auch Vorfreude. Das<br />

weiß schon jedes Kind – aber erst nach<br />

Foto: footageclips/shutterstock.com<br />

Grafiken: lena_nikolaeva/shutterstock.com


Ethik | 11<br />

dem Weihnachtsfest ... Auch die Vorbereitung<br />

einer Reise kann uns mehr beflügeln<br />

als die Reise selbst mit ihren kleinen<br />

Pannen und Beschwerlichkeiten. Auch die<br />

Planung einer Geburtstagsüberraschung<br />

für einen Verwandten sorgt tagelang für<br />

Glücksgefühle. Und vielleicht erntet am<br />

Ende <strong>der</strong> Schenkende durch die ganze<br />

Aktion sogar mehr „Glücks-Einheiten“ als<br />

<strong>der</strong> Beschenkte.<br />

Damit Sie <strong>der</strong> Sache weiter nachgehen<br />

können, kommen hier einige ungeordnete<br />

Vorschläge, bei denen Sie im Selbstexperiment<br />

herausfinden können, wann das<br />

Vogerl beson<strong>der</strong>s gut bei Ihnen landet:<br />

<br />

Jemandem einen kleinen Gefallen<br />

tun, etwas schenken, Gutes wünschen<br />

<br />

Ab in die Natur – bei jedem Wetter<br />

<br />

An einer Blume riechen<br />

<br />

20 Minuten aktiv Musik hören<br />

<br />

Sich an etwas Schönes aus <strong>der</strong><br />

Vergangenheit erinnern<br />

<br />

Sich mit jemandem verabreden,<br />

den man gerne mag<br />

<br />

Etwas ganz achtsam und langsam tun<br />

<br />

Eine kleine Aufgabe erledigen,<br />

die man vor sich hergeschoben hat<br />

<br />

Sich massieren lassen<br />

<br />

Fotos mit schönen Erinnerungen<br />

anschauen bis Dankbarkeit entsteht<br />

<br />

Tanzen (mit Partnerin o<strong>der</strong> Partner<br />

o<strong>der</strong> auch alleine)<br />

<br />

Etwas einpflanzen und regelmäßig<br />

gießen<br />

<br />

3 Dinge überlegen, die ich im Leben<br />

bereits gefunden habe und die mir<br />

wichtig sind<br />

<br />

Jemanden umarmen und fest drücken<br />

(Bitte vorher fragen!)<br />

<br />

Einen Weg zu Fuß gehen, den man<br />

sonst nur fährt<br />

<br />

Barfuß gehen und den Boden bewusst<br />

spüren<br />

<br />

Eine kleine Fahrradtour machen – zu<br />

einem Ort, den man noch nicht kennt<br />

Und? Haben Sie es bemerkt? Bei alledem<br />

scheint es ein Grundmuster zu geben: Tue<br />

ich etwas für an<strong>der</strong>e Menschen, kommen<br />

eher Glücksgefühle auf, als wenn ich es<br />

„nur so für mich“ tue.<br />

Das wusste auch schon Lukas, <strong>der</strong> Verfasser<br />

<strong>der</strong> Apostelgeschichte. In Kapitel<br />

20, Vers 35 erinnert er sich an einen Ausspruch<br />

des Herrn Jesus: „Geben ist seliger<br />

als Nehmen.“ Man könnte auch übersetzen:<br />

„Jemanden zu beschenken macht<br />

glücklicher, als selbst ein Geschenk zu<br />

empfangen.“<br />

Nun geht es darum, diese Wahrheit vom<br />

geduldigen Papier in den Alltag zu übersetzen.<br />

Dabei wünsche ich – viel Glück! <br />

Walter Steindl leitet das<br />

Emmaus-Wohnheim am Kalvarienberg<br />

in St. Pölten.


12 | Emmaus<br />

Starthilfe<br />

CityFarm-Training för<strong>der</strong>t Sozialkompetenzen<br />

Mein Name ist Alexan<strong>der</strong>, ich bin 34 Jahre alt und arbeite seit Jänner 2017 auf <strong>der</strong><br />

Emmaus CityFarm. Schon als Kind habe ich mir schwer getan, mit an<strong>der</strong>en Menschen<br />

zu kommunizieren und Freundschaften aufzubauen. Meine einzigen Bezugspersonen<br />

waren meine Eltern und meine Schwester.<br />

Ich habe sehr darunter gelitten,<br />

dass ich kaum Sozialkontakte,<br />

dafür immer wie<strong>der</strong><br />

Wutausbrüche hatte, sodass wir<br />

schon früh psychologische Hilfe<br />

in Anspruch nahmen. Das was<br />

landläufig unter Schüchternheit<br />

abgetan wird, beeinträchtigt in<br />

Wirklichkeit meine Lebensqualität<br />

massiv. Nach <strong>der</strong> Matura,<br />

einem abgebrochenen Studium<br />

und Krankenhausaufenthalten<br />

begann ich im Herbst 2008 auf<br />

<strong>der</strong> BOKU Landschaftsplanung<br />

und Landschaftsarchitektur zu<br />

studieren. Im April 2016 schloss<br />

ich das Studium ab. Da ich bis<br />

dahin noch nie gearbeitet hatte und keine<br />

Anstellung fand, fing ich auf <strong>der</strong> City-<br />

Farm an. Die Arbeit interessierte mich, da<br />

sie viel mit meiner Ausbildung und Freizeitgestaltung<br />

zu tun hatte. Ich erlernte<br />

Obstbaumschnitt und Gemüsebau und<br />

konnte bei <strong>der</strong> Gartenpflege für die Kunden<br />

verschiedene, mir vertraute Arbeiten<br />

erledigen und so mehr Praxis erwerben.<br />

Das steigerte auch mein Selbstwertgefühl.<br />

Zusammen mit meiner Ergotherapeutin<br />

arbeitete ich hauptsächlich an<br />

meinen sozialen Kompetenzen. Dazu gehört<br />

es zum Beispiel, Bedürfnisse anzusprechen<br />

und Gespräche aufrecht zu erhalten.<br />

Wichtig ist auch <strong>der</strong> Umgang mit<br />

Foto: Kogler<br />

Ärger und unvorhersehbaren Ereignissen.<br />

Im Mai 2017 bewarb ich mich für ein<br />

Praktikum beim Österreichischen Kuratorium<br />

für Landtechnik und Landentwicklung<br />

(ÖKL). Im Oktober 2017 konnte ich<br />

das Praktikum absolvieren, und nach sehr<br />

guten Rückmeldungen wurde ich dort im<br />

November 2017 geringfügig angestellt.<br />

Das war für meinen Selbstwert sehr wichtig,<br />

weil ich das Gefühl bekam, nicht umsonst<br />

studiert und etwas an Normalität<br />

erlangt zu haben. Mein Ziel ist es, nach<br />

meiner Zeit bei Emmaus beim ÖKL eine<br />

Anstellung von 20–25 Wochenstunden<br />

zu bekommen. Damit wäre ich in Zukunft<br />

finanziell unabhängig.


Hoffnung<br />

ist nicht die Überzeugung,<br />

dass etwas gut ausgeht,<br />

son<strong>der</strong>n die Gewissheit,<br />

dass etwas Sinn hat,<br />

egal wie es ausgeht.<br />

Václav Havel (1936–2011),<br />

tschechischer Dramatiker,<br />

Essayist, Menschenrechtler<br />

und Politiker<br />

Foto: Ditty_about_summer/shutterstock.com


14 | Betriebe Viehofen<br />

Email – Farbe aus dem Feuer<br />

Beate Länger und Carmen Firnhammer<br />

Wer kennt sie nicht – Emailüberzüge<br />

an alten Badewannen<br />

o<strong>der</strong> Kochgeschirr. Diese Funktion<br />

hat Email jedoch erst seit dem 19. Jh.<br />

Davor war das Email eine <strong>der</strong> haltbarsten<br />

Möglichkeiten, Farbe auf einem Untergrund<br />

zu fixieren. Diese Möglichkeit<br />

nutzten Gold- und Silberschmiede, um<br />

Farbe auf ihre Werke zu bringen. Erste<br />

bekannte Emailarbeiten sind 3500 Jahre<br />

alt und stammen aus dem mittleren und<br />

östlichen Mittelmeerraum.<br />

Die Herstellung von Email ist eng verwoben<br />

mit <strong>der</strong> Herstellung von Glas. Genau<br />

genommen ist das hochglänzende Email<br />

ein Glasüberzug, <strong>der</strong> sich durch die hohe<br />

Schmelztemperatur mit dem Metall verbindet.<br />

So entstehen aus edlem Material<br />

und in leuchtenden Farben Herrschaftsinsignien,<br />

Reliquiare und liturgisches Gerät,<br />

Fingerringe, Fibeln sowie Ohr- und<br />

Halsschmuck. Die wohl bekanntesten Gegenstände<br />

aus Email sind die „Ostereier“<br />

aus <strong>der</strong> Werkstatt von Carl Fabergé für<br />

den Zarenhof.<br />

War die Technik des Emaillierens früher<br />

den Gold- und Silberschmieden vorbehalten,<br />

entwickelte sich im 20. Jh. eine davon<br />

losgelöste eigenständige kunsthandwerkliche<br />

Richtung, die auch Eingang in<br />

den Hobbybereich fand. Dadurch verlor<br />

das Emaillieren allerdings an Professionalität,<br />

was zu einem Rückgang in Nachfrage<br />

und Produktion führte.<br />

Einen beson<strong>der</strong>en Wert bekommen<br />

Schmuckstücke durch unterschiedliche<br />

Emailtechniken. Emailliert werden können<br />

Metalle wie Kupfer, Eisen, Silber, Gold<br />

o<strong>der</strong> Platin, die eine fundierte Metallbearbeitung<br />

voraussetzen. Kochgeschirr o<strong>der</strong><br />

Badewannen sind aus Eisen gemacht,<br />

edlere Metalle finden für Schmuck Verwendung;<br />

in <strong>der</strong> Emmaus-Kunstwerkstatt<br />

ist es ausschließlich Kupfer. Für unsere<br />

Firmanstecker „Taube“ und „Flamme“<br />

verwenden wir Feuchtauftrag und Streutechnik,<br />

für an<strong>der</strong>e Schmuckstücke Sgraffitotechnik,<br />

Stegemail o<strong>der</strong> Maleremail.<br />

Durch verschiedene Emailarten von opak<br />

(undurchsichtig) über halbtransparent bis<br />

transparent lassen sich viele unterschiedliche<br />

Effekte erzielen.<br />

Etwa 10 Arbeitsschritte sind vom Kupferrohling<br />

bis zum fertigen Schmuckstück<br />

notwendig, bei Spezialtechniken<br />

wie Stegemail o<strong>der</strong> Sgraffito sind es weit<br />

mehr. So wird deutlich, wie kostbar hochwertiger<br />

Emailschmuck ist. <br />

Bei über 800° Celsius<br />

verbindet sich das<br />

Farbpulver mit dem<br />

Kupferrohling und<br />

verschmilzt selbst<br />

zu einem Glasüberzug<br />

- fertig ist<br />

hochwertiger Email-<br />

Schmuck!


Betriebe Viehofen | 15<br />

Emailherzen<br />

€ 7,90 / € 6,50<br />

Besuchen Sie uns online:<br />

shop.emmaus.at<br />

Ohrringe € 9,50<br />

Fotos: Kogler, Böswart


16 | Emmaus<br />

„Howdy!“<br />

Emmaus-Freiwillige zu Besuch am Greenhorn Hill<br />

Er ist ein kleines Dankeschön für die<br />

tolle Arbeit, die das ganze Jahr über<br />

in und für Emmaus von den Freiwilligen<br />

geleistet wird – <strong>der</strong> alljährlich<br />

abgehaltene Gemeinschaftstag für die<br />

<strong>der</strong> inzwischen eingesetzt hatte, trieb<br />

die Gruppe gleich in den Saloon, wo als<br />

„Entschädigung“ köstliche Grillkoteletts<br />

serviert wurden. Da das Wasser von oben<br />

auch danach munter weiterkübelte, wurde<br />

aus den geplanten Aktivitäten wie Bogenschießen<br />

o<strong>der</strong> Hufeisenwerfen lei<strong>der</strong><br />

nichts mehr. Man kann es auch positiv sehen:<br />

Zumindest gab es keine Verletzen …<br />

Der guten Laune tat das jedenfalls keinen<br />

Abbruch, sodass die Emmaus-Freiwilligen<br />

den Gemeinschaftstag in bleiben<strong>der</strong> Erinnerung<br />

behalten werden. <br />

Ein/e Emmaus-Freiwillige/r erträgt vieles<br />

mit Gleichmut: Regen <strong>der</strong> Marke „Schaffel“<br />

am Greenhorn Hill<br />

Emmaus-Freiwilligen führte heuer in<br />

das obere Pielachtal, besser bekannt als<br />

„Dirndltal“.<br />

Nach einem kleinen Frühstück im<br />

Quatschcafé Viehofen brachte <strong>der</strong> Bus<br />

die fröhliche Runde zunächst zum Antlashof<br />

nach Hofstetten. Dieser landwirtschaftliche<br />

Betrieb <strong>der</strong> Emmaustochter<br />

Antlas bietet vollbetreutes<br />

Wohnen und eine Tagesstätte<br />

für psychisch beeinträchtigte<br />

Personen und wurde von den<br />

Emmaus-Freiwilligen interessiert<br />

in Augenschein genommen.<br />

Danach ging es weiter nach Rabenstein<br />

in die Westernstadt<br />

„Greenhorn Hill“. Der Regen,<br />

Sandsäcke (oben) und Pferdeställe - <strong>der</strong> Emmaus-Gemeinschaftstag<br />

hatte viel zu bieten.<br />

Das Boxtraining mit Ilse Baier wird wohl eher<br />

nicht in die Emmaus-Pädagogik integriert werden.<br />

- Antlas-GF Roland Hammerschmid (3.v.r.)<br />

informiert über 2- und 4-Beiner am Antlashof.<br />

Fotos: Langer, Strobl


Nachruf | 17<br />

Kurt Geiger (1942–2018)<br />

„Eine unglaubliche Bereicherung …“<br />

Seit den Anfängen 1982 war Kurt Geiger mit Emmaus verbunden:<br />

Seit 1983 arbeitete er – insgesamt 25 Jahre lang – im Vorstand mit.<br />

1989 war Kurt Mitarbeiter bei einem Gefangenen-Cursillo in <strong>der</strong> Justizanstalt<br />

Stein – für ihn eine eindrückliche Erfahrung. Danach leitete<br />

er mehr als 35 Jahre lang alle 14 Tage eine Cursillo-Glaubensrunde<br />

in Stein. Auch Haftentlassene betreute er. Ein Gefangenenseelsorger<br />

aus Stein schrieb über ihn: „Kurt war eine unglaubliche Bereicherung.<br />

Seine positive Energie, sein Geist und Humor werden in diesem Haus<br />

noch sehr lange leben.“<br />

Kurt Geiger hielt zahlreiche Vorträge, in denen er das Emmaus-Projekt<br />

bekannt machte. Seit dem Jahr 2000 unterstützte er auch den Aufbau von Emmaus<br />

Lilienfeld. Kurt arbeitete auf den Emmaus-Baustellen und motivierte auch immer<br />

wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e zur Mitarbeit. Regelmäßig nahm er an den Dienstag-Runden teil.<br />

Durch all das trug Kurt wesentlich zum Aufbau eines Netzwerks bei, das Emmaus bis<br />

heute trägt. <br />

Foto: zVg<br />

Grünzeug und junges Gemüse<br />

Jungpflanzen-Verkaufstag in <strong>der</strong> CityFarm<br />

Bereits zum zweiten Mal ging am 24. April bei Schönwetter<br />

<strong>der</strong> Jungpflanzen-Verkaufstag <strong>der</strong> CityFarm über<br />

die Bühne. Angeboten wurden u.a. Paradeiser, Paprika,<br />

Blumen und Kräutertöpfe. Es gab großen Besucherandrang<br />

sowohl von Emmaus-MitarbeiterInnen und<br />

-Gästen als auch von außerhalb. „Kirtagsflair“ verbreiteten<br />

zusätzlich die Verkaufsstände mit Gartenaccessoires<br />

von Projekt&Design, <strong>der</strong> Kunstwerkstatt und von<br />

Emmaus-Altwaren. Wer sich stärken wollte, konnte das<br />

bei Kaffee und Kuchen tun, denn auch ein Kaffeehausbetrieb<br />

wurde an diesem Tag geboten.<br />

Verkauft wurde natürlich auch und zwar nicht zu knapp.<br />

Mehr als tausend(!) Pflanzentöpfe nahmen bei dieser<br />

Gelegenheit Abschied von <strong>der</strong> CityFarm.<br />

Große Freude also hüben wie drüben, bei den City-<br />

FarmerInnen wie auch den BesucherInnen. Mögen die<br />

Pflanzen gut wachsen und gedeihen! <br />

Fotos: Kogler


18 | Emmaus<br />

Anpacken und Aufmöbeln<br />

Der Emmaus-Bereich Altwaren und Transporte<br />

Die knallgelben Möbel-Kleintransporter von Emmaus kennt man aus dem St. Pöltner<br />

Straßenbild. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Emmaus-Bereichs Altwaren<br />

und Transporte holen gespendete Möbel ab, liefern Ware aus, bewerkstelligen<br />

Übersiedlungen o<strong>der</strong> Wohnungsräumungen. Wie ein Arbeitstag abläuft und<br />

was sich so alles hinter den Kulissen tut, darüber hat Bernhard Herzberger mit<br />

Arbeitsanleiter Bernhard Steurer gesprochen.<br />

Das Team von Emmaus-Altwaren kurz vor dem Morgensport in den<br />

Disziplinen „Aufsitzen“ und „Anpacken“.<br />

Herr Steurer, was ist Ihre Aufgabe?<br />

Im Bereich Altwarenhandel und Transporte<br />

beschäftigen wir, geför<strong>der</strong>t vom<br />

AMS, langzeitarbeitslose Menschen. Unterstützt<br />

von unseren SozialarbeiterInnen<br />

gehen sie hier maximal sechs Monate<br />

einer geregelten Arbeit nach. Ziel ist es,<br />

in dieser Zeit einen Job zu finden. Als Arbeitsanleiter<br />

führe ich die Menschen nach<br />

längerer Arbeitslosigkeit wie<strong>der</strong> an einen<br />

geregelten Tagesablauf heran, vermittle<br />

ihnen Arbeitstechniken und begleite sie<br />

bei den Aufträgen.<br />

Wieviele Personen sind bei Emmaus-Altwaren<br />

im Einsatz?<br />

Für diese sogenannten Transitarbeitskräfte<br />

haben wir bei Altwarenhandel und<br />

Transporte Platz für 11 Personen. Diese<br />

sind in <strong>der</strong> Regel bei Außenaufträgen im<br />

Einsatz. Wir arbeiten in einem zweiten Bereich<br />

<strong>der</strong> Abteilung sehr eng mit <strong>der</strong> Tagesstätte<br />

zusammen, wo wir über Betreuungsplätze<br />

verfügen, die vom Land NÖ<br />

finanziert werden.<br />

Diese sind für Personen<br />

gedacht, die<br />

aufgrund psychischer<br />

Beeinträchtigungen<br />

zurzeit nicht am Arbeitsmarkt<br />

vermittelbar<br />

sind. Hier wird<br />

die gute gespendete<br />

Ware, wie etwa Haushaltsartikel,<br />

Geschirr,<br />

Ziergegenstände etc.<br />

gereinigt und für den<br />

Verkauf vorbereitet.<br />

Wie sieht <strong>der</strong> Tagesablauf<br />

aus?<br />

Wir beginnen um 7.30 Uhr mit <strong>der</strong> Arbeitseinteilung.<br />

Jedes Team bekommt<br />

seine Aufträge für den Tag. Mit unseren<br />

drei Klein-LKWs sind jeweils zwei Arbeiter<br />

mit einem Fahrer unterwegs zu Räumungen,<br />

Übersiedlungen o<strong>der</strong> um Möbel abzuholen.<br />

Zumindest ein Arbeiter baut im<br />

Foto: Emmaus


Emmaus | 19<br />

Lager Möbel auf und sorgt hier für Ordnung.<br />

Stets willkommen sind Spenden für Möbelverkauf<br />

und Flohmarkt. Was wird am<br />

meisten nachgefragt?<br />

Alles für die Grundeinrichtung einer Wohnung.<br />

Zu uns kommen viele Leute mit kleinem<br />

Budget. Die suchen Tisch und Sessel,<br />

zweiteilige Gewandkästen und Schiebetürschränke,<br />

kleine Küchen mit funktionierenden<br />

Elektrogeräten, Wohnzimmer-Sitzgruppen<br />

mit Bettfunktion, Betten<br />

mit Lattenrost und saubere Matratzen<br />

mit waschbaren Bezügen in allen Größen.<br />

Die Möbel sollten intakt und gut erhalten<br />

sein. Lei<strong>der</strong> haben wir nicht die Ressourcen,<br />

restaurationsbedürftige Möbel<br />

herzurichten. Nachgefragt werden immer<br />

auch Kochtöpfe, Geschirr o<strong>der</strong> Elektrogeräte<br />

vom Staubsauger über die Waschmaschine<br />

bis zum Flachbildfernseher.<br />

Kann Emmaus-Altwaren jedes angebotene<br />

Möbelstück brauchen?<br />

Wir bekommen immer wie<strong>der</strong> Möbelstücke<br />

angeboten, die wir nicht verkaufen<br />

können. Aus Erfahrung wissen wir, dass<br />

alte, dunkle Wohnzimmerverbauten, wie<br />

man sie etwa in den Siebzigern gehabt<br />

hat, Rundbaukästen o<strong>der</strong> Einrichtungen<br />

im Schleiflack-Design im Lager stehen<br />

bleiben. Wir müssen sie dann selbst gegen<br />

Gebühr entsorgen. Deshalb bieten<br />

wir nicht nur ganze Hausräumungen<br />

als Dienstleistung<br />

an, son<strong>der</strong>n<br />

entsorgen gegen<br />

Entgelt auch die<br />

alte Wohnzimmer-Couch<br />

o<strong>der</strong><br />

die Kin<strong>der</strong>zimmer-Einrichtung.<br />

Wie funktioniert eine Übersiedlung o<strong>der</strong><br />

Wohnungsräumung mit Emmaus?<br />

Unsere Kollegin im Büro kümmert sich<br />

um Kundenanfragen und vereinbart einen<br />

kostenlosen Besichtigungstermin.<br />

Das hilft uns, die ungefähren Kosten<br />

einzuschätzen und den Auftrag optimal<br />

vorzubereiten. Da wir gut gebucht sind,<br />

empfehle ich für größere Vorhaben schon<br />

2 bis 4 Wochen im Vorhinein anzufragen,<br />

um sicher einen Termin zu bekommen.<br />

Der Vorteil ist, dass wir dann gleich mit<br />

einem großen Team und zwei o<strong>der</strong> drei<br />

Klein-LKWs anrücken und <strong>der</strong> Auftrag<br />

schneller erledigt ist.<br />

Was spricht dafür, Emmaus zu beauftragen<br />

o<strong>der</strong> Möbel zu spenden?<br />

Man kann einfach nachhaltig Gutes tun!<br />

Einerseits gibt man langzeitarbeitslosen<br />

Menschen eine Chance, sich sinnvoll zu<br />

betätigen und sogar wie<strong>der</strong> einen Job zu<br />

finden. An<strong>der</strong>erseits kommt gespendete<br />

Ware Leuten mit kleinem Geldbörsel<br />

und klassischen Flohmarkt-Kunden zugute,<br />

die jeden Mittwoch und jeden ersten<br />

Samstag im Monat günstig bei uns einkaufen<br />

können. Und schließlich finden<br />

Möbel wie<strong>der</strong> Verwendung, die sonst<br />

vielleicht auf dem Müll gelandet wären. <br />

Kundenanfragen Übersiedlung<br />

und Wohnungsräumung<br />

Tel.: 0676 88 6 44-520<br />

Verkauf Möbel & Haushaltsware<br />

Jeden Mittwoch, 15–18 Uhr<br />

Verkauf und großer Flohmarkt<br />

Jeden ersten Sa. im Monat, 9–14 Uhr<br />

Ortweingasse 2–8,<br />

3108 St. Pölten<br />

Grafik: Designed by Freepik<br />

and distributed by Flaticon


20 | Nachruf<br />

Christoph Rochhart (1954–2018)<br />

Aus Liebe zu den Menschen<br />

Christophs Leben war geprägt von einer unbändigen<br />

Sehnsucht nach sozialer Gerechtigkeit. Die Würde des<br />

Menschen und die Achtung vor dem Kleinen hatten für ihn<br />

oberste Priorität. Dabei war er tief verwurzelt im Glauben<br />

an die Liebe Gottes. Christoph war ein Beziehungsmensch,<br />

er war tiefsinnig und hatte Humor.<br />

Bei Emmaus war Christoph mit Unterbrechungen von<br />

2005–2014 beschäftigt. Seine hohe soziale Kompetenz,<br />

sein Wissen im Sozialbereich und seine Lebenserfahrung<br />

ließen ihn sehr umsichtig mit schwer belasteten Personen umgehen. Von unseren<br />

MitarbeiterInnen und KlientInnen wurde er für seine umsichtige, herzliche und ruhige<br />

Art sehr geschätzt. Seine Stärken waren außerdem eine gute Reflexionsgabe, hohe<br />

Eigenverantwortlichkeit und sein Einfühlungsvermögen.<br />

In <strong>der</strong> Weise, wie Christoph die letzten Jahre mit seiner schweren Krankheit lebte und<br />

sich dabei als liebevoller Partner, Vater, Bru<strong>der</strong> und Freund engagierte, bleibt er uns<br />

ein Vorbild. <br />

Konrad Lammerhuber (1942–2018)<br />

Ratgeber und Wegbegleiter für viele<br />

Konrad Lammerhuber war als Bewährungshelfer für zahlreiche Gäste <strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong><br />

ein wichtiger Ratgeber und Wegbegleiter. Durch seinen unermüdlichen<br />

Einsatz, seine Lebensfreude und seinen Humor wurde Konrad für viele Haftentlassene<br />

zu einem Hoffnungsträger. Für nicht wenige wurde er zu<br />

einem väterlichen Freund, <strong>der</strong> ihnen in Lebenskrisen mit<br />

Rat und Tat zur Seite stand.<br />

In seinem Glauben an das Gute im Menschen leuchtete<br />

in Konrads Leben etwas von <strong>der</strong> Güte und Menschenfreundlichkeit<br />

Gottes auf. Als treuer und kompetenter<br />

Begleiter gab er denen, die seelisch verwundet, lebensmüde<br />

o<strong>der</strong> verzweifelt waren, Halt und Sicherheit.<br />

Konrads nicht richtende Grundhaltung war deeskalierend,<br />

er begleitete Emmaus-Gäste, die verbittert waren und oft<br />

schon resigniert hatten und erschloss ihnen behutsam<br />

den verborgenen Sinn ihres gescheiterten Lebens.<br />

Durch Konrad durften wir erahnen und erfahren, wie und<br />

wo <strong>der</strong> auferstandene Christus heute am Werk ist. <br />

Fotos: zVg


Emmaus | 21<br />

Schreiben kreativ<br />

Die Emmaus-Wissenswerkstatt<br />

Die Wissenswerkstatt <strong>der</strong> Tagesbetreuung<br />

des Wohnheims Viehofen<br />

besteht seit Anfang Oktober 2017.<br />

Sie widmet sich v.a. <strong>der</strong> Gestaltung verschiedener<br />

Printmedien. So erarbeiten<br />

die TeilnehmerInnen unter an<strong>der</strong>em ein<br />

„Infoblatt“ mit Nachrichten und Informationen<br />

zu Politik, Kultur, Sport, Musik und<br />

Veranstaltungstipps im Raum St. Pölten.<br />

Dazu kommt ein Zitat einer Persönlichkeit<br />

des öffentlichen Lebens. Aus einer Menge<br />

von Informationen arbeiten sie wesentliche<br />

Aspekte heraus und geben sie in einer<br />

bestimmten Form (z.B. sachlich-informativ<br />

o<strong>der</strong> auch satirisch) wie<strong>der</strong>. Dieses<br />

Infoblatt wird täglich produziert und im<br />

gesamten Wohnheim für alle aufgelegt.<br />

Seit einiger Zeit gestaltet die Wissenswerkstatt<br />

auch ein Kreuzworträtsel,<br />

das neben <strong>der</strong> kognitiven Aufgabe <strong>der</strong><br />

Produktion Woche für Woche auch für<br />

Spannung in den an<strong>der</strong>en Gruppen <strong>der</strong><br />

Tagesbetreuung sorgt.<br />

Parallel dazu lernen die<br />

TeilnehmerInnen <strong>der</strong><br />

Wissenswerkstatt beim<br />

Recherchieren von aktuellen<br />

Meldungen fundierte<br />

journalistische Berichte<br />

von reißerischen<br />

o<strong>der</strong> unwahren Nachrichten<br />

zu unterscheiden,<br />

um sich in <strong>der</strong> Medienlandschaft<br />

zurechtzufinden.<br />

Als fortlaufendes Projekt<br />

wurde Ende 2017 ein<br />

„Kulinarik-Kalen<strong>der</strong>“ gestaltet,<br />

mit Infos über Lebensmittel und<br />

kreativen Rezeptideen. Neben <strong>der</strong> Erstellung<br />

<strong>der</strong> Texte und Rezepte wird <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong><br />

auch grafisch gestaltet, die Bil<strong>der</strong><br />

selbst „geschossen“, lektoriert und auch<br />

<strong>der</strong> Druck selbst durchgeführt. Die TeilnehmerInnen<br />

können verschiedene Bereiche<br />

ausprobieren. So steuerte etwa ein<br />

Teilnehmer, <strong>der</strong> sich für Fotografie interessiert,<br />

vorrangig die Bil<strong>der</strong> bei. Verkauft<br />

wurde <strong>der</strong> Kalen<strong>der</strong> beim Emmaus-Adventmarkt.<br />

Auch dieses Jahr erarbeitet<br />

die Wissenswerkstatt ein ähnliches Projekt,<br />

das die gesamte Produktion eines<br />

Printmediums zum Ziel hat.<br />

Zwischen den Arbeiten wird das Gehirn<br />

durch Merk- und Denkaufgaben trainiert<br />

o<strong>der</strong> bei einem ausgedehnten Spaziergang<br />

Energie getankt. Die Kombination<br />

aus kognitiver För<strong>der</strong>ung und körperlicher<br />

Bewegung ist ein Grundgedanke <strong>der</strong><br />

Wissenswerkstatt.


22 | Buchtipps<br />

Die fremde Gestalt. Gespräche über den unbequemen Jesus<br />

von Herman Glettler und Michael Lehofer<br />

Styria Verlag, 2018, € 22,–<br />

In diesem Buch versuchen <strong>der</strong> Tiroler Bischof Hermann Glettler<br />

und <strong>der</strong> Psychiater Michael Lehofer Jesus in ein an<strong>der</strong>es Licht zu<br />

rücken. Bewusst werden 24 durchaus verstörende Bibelzitate über<br />

Jesus aus dem Neuen Testament besprochen. Glettler und Lehofer<br />

meinen, dass Jesus eines sicher nicht war – brav. „Er hat die<br />

Regeln missachtet zugunsten <strong>der</strong> Liebe, und insofern ist er schon<br />

ein Vorbild für uns: Man sollte die Regeln achten, aber letztlich ist<br />

die größte Regel, die wir beachten müssen und sollen, die Liebe,<br />

und das ist <strong>der</strong> Kern des Evangeliums“, schreibt Lehofer. Glettler<br />

und Lehofer haben die Sichtweisen des Seelsorgers und Priesters, des Psychologen<br />

und Arztes und natürlich ihre eigenen Erfahrungen eingebracht.<br />

Dieses Buch holt uns aus <strong>der</strong> Komfortzone heraus. Ob glaubend, fragend, suchend<br />

o<strong>der</strong> zweifelnd – es lohnt sich, an diesen Gesprächen über den unbequemen Jesus<br />

teilzunehmen. Ein Gewinn an Lebendigkeit!<br />

barfuß & wild. Wege zur eigenen Spiritualität<br />

von Jan Frerichs<br />

Patmos Verlag, 2018, € 19,–<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach dem Lebendigsein unternehmen wir vieles,<br />

was oft nicht zum Ziel führt. Der Theologe Jan Frerichs lädt hingegen<br />

ein, Gott persönlich zu begegnen und die eigene „Wildheit“<br />

wie<strong>der</strong>zuentdecken: in Verbundenheit mit dem Kosmos und<br />

den Mitgeschöpfen. Jan Frerichs holt den Kern christlicher Überlieferung<br />

ans Licht. Praktische Übungen sollen neuen Raum für<br />

Erfahrung öffnen: die eigene Spiritualität nicht zuerst als rechte<br />

Lehre, son<strong>der</strong>n als rechte Lebenspraxis; sich wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Kraft<br />

des Ursprungs verbinden; seinen Standort bestimmen und sich<br />

mit <strong>der</strong> Wirklichkeit versöhnen.<br />

Frerichs hat das größere Ganze im Blick – nicht nur das persönliche,<br />

individuelle Wachstum in einer Art von Heiligkeit. „Eine gesunde Spiritualität<br />

för<strong>der</strong>t die Fähigkeit, hinzuschauen und zu (er)tragen, was wir sehen.“ Frerichs bringt<br />

also Kontemplation und Aktion, Mystik und Wi<strong>der</strong>stand in Verbindung und stiftet in<br />

diesem Sinn zu einem Leben „barfuß und wild“ an.


Datenschutzhinweis<br />

Der Schutz Ihrer persönlichen Daten ist uns,<br />

<strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten, Verein<br />

zur Integration sozial benachteiligter Personen,<br />

Herzogenburger Straße 48–50, 3100 St.<br />

Pölten, ein beson<strong>der</strong>es Anliegen. Wir verarbeiten<br />

Ihre Daten ausschließlich auf gesetzlicher<br />

Grundlage (DSGVO, Datenschutz-Anpassungsgesetz<br />

2018).<br />

1. Spen<strong>der</strong><br />

Für den Spendenvorgang werden folgende<br />

Ihrer Daten bei uns gespeichert: Name, Geburtsdatum,<br />

Spendenhöhe und Zahlungsdatum.<br />

Die von Ihnen bereitgestellten Daten sind<br />

zur Spendenabwicklung (Weitergabe an das<br />

Finanzamt zur steuerrechtlichen Absetzbarkeit)<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Genaue Informationen zur<br />

Spendenabsetzbarkeit entnehmen Sie bitte<br />

dem angehängten Zahlschein.<br />

Ihre Daten werden nur für die Dauer <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

bzw. gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Spendenabwicklung gespeichert (für die<br />

steuerrechtliche Aufbewahrungsfrist von 7<br />

Jahren). Anschließend werden Ihre Daten gelöscht.<br />

Die <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten arbeitet<br />

mit externen Datenempfängern zusammen.<br />

Ihre Spen<strong>der</strong>daten werden also EDV-Dienstleistern<br />

zur Wartung unserer IT-Dienste sowie<br />

an von uns beauftragte Steuerberater<br />

und Wirtschaftsprüfer übermittelt. Ihre Daten<br />

werden mit Auftragsende gelöscht.<br />

2. <strong>Rundbrief</strong>bezieher<br />

Wir verarbeiten Name, Anschrift, E-Mail-Adresse<br />

und Telefonnummer (sofern bekannt<br />

gegeben). Diese Daten werden zur Pflege<br />

unserer Geschäftskontakte, die <strong>Rundbrief</strong>-Zusendung,<br />

Spen<strong>der</strong>briefe und Dankbriefe<br />

drei Jahren lang – ab letztem Kontakt<br />

– gespeichert.<br />

Datenschutz | 23<br />

Ihre Daten leiten wir an eine Druckerei zu<br />

Erstellung und Versand des <strong>Rundbrief</strong>s weiter.<br />

Ihre Daten werden mit Auftragsende gelöscht.<br />

3. Rechtsgrundlagen<br />

unserer Datenverarbeitung<br />

Wir verarbeiten Ihre Daten aufgrund unseres<br />

berechtigten Interesses gemäß Art. 6 Abs. 1<br />

lit. f DSGVO, das darin besteht, unsere Spen<strong>der</strong>,<br />

<strong>Rundbrief</strong>empfänger und Emmaus-Interessenten<br />

über unser Tun zu informieren,<br />

neue Projekte und Produkte zu präsentieren<br />

und uns bei unseren För<strong>der</strong>ern zu bedanken.<br />

4. Sie haben Recht auf<br />

<br />

Auskunft über Ihre bei uns gespeicherten<br />

Daten<br />

<br />

Berichtigung unrichtiger Daten<br />

<br />

Vervollständigung Ihrer Daten<br />

<br />

Löschung Ihrer bei uns gespeicherten<br />

Daten im Rahmen gesetzlicher Aufbewahrungspflichten<br />

<br />

Einschränkung Ihrer Daten<br />

<br />

Datenübertragbarkeit<br />

<br />

Wi<strong>der</strong>spruch gegen die Verarbeitung<br />

Ihrer Daten<br />

Vermuten Sie, dass die Verarbeitung Ihrer<br />

Daten gegen das Datenschutzrecht verstößt<br />

o<strong>der</strong> Ihre datenschutzrechtlichen Ansprüche<br />

in an<strong>der</strong>er Weise verletzt wurden, können Sie<br />

sich in Österreich an die Datenschutzbehörde<br />

wenden.<br />

5. Haben Sie Fragen?<br />

<strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten,<br />

Herzogenburger Straße 48-50,<br />

3100 St. Pölten<br />

0676/88 644 0<br />

datenschutz@emmaus.at


Österreichische Post AG<br />

Sponsoring-Post<br />

Benachrichtigungspostamt<br />

3101 St. Pölten<br />

GZ 02Z033980 S<br />

Frauen für Frauen<br />

Mit einer großzügigen Spende unterstützt <strong>der</strong> Soroptimist<br />

International Club St. Pölten Allegria das geplante<br />

therapeutische Gartenprojekt des Frauenwohnheims.<br />

In Vertretung des Clubs überbrachten die Damen des<br />

Club-Vorstands symbolisch einen Scheck von € 1500,–.<br />

Damit geht ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung.<br />

Herzlichen Dank den St. Pöltner Soroptimistinnen!<br />

V.l.n.r.: Sekretärin Brigitte Hutterer, Präsidentin Hildegard Schaup, die Leiterin des Frauenwohnheims<br />

Rita Olah und Vizepräsidentin Petra Enzenhofer bei <strong>der</strong> Scheckübergabe.<br />

Kunst nach Hasenart<br />

Fotos: Veith, zVg<br />

Am 28.3.2018 fand in <strong>der</strong> Tagesstätte Projekt&-<br />

Design in Viehofen erstmals ein Ostermarkt statt.<br />

Im Innenhof wurde Österliches aus Holz, Keramik,<br />

Speckstein und Textilien angeboten – in Handarbeit<br />

hergestellt von den Projekt&Design-Gästen.<br />

Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen wurde<br />

gemütlich geplau<strong>der</strong>t und so konnten die Emmaus-Gäste<br />

auch in neue Rollen schlüpfen und ihre<br />

Fähigkeiten im Verkaufen und Kellnern ausprobieren.<br />

Eine Wie<strong>der</strong>holung nächstes Jahr ist fix geplant.<br />

Mit finanzieller Unterstützung von<br />

Sparkasse NÖ Mitte-West, IBAN: AT84 2025 6000 0003 8570 | BIC: SPSPAT21<br />

Raiba St. Pölten, IBAN: AT96 3258 5000 0112 9360 | BIC: RLNWATWWOBG<br />

Spenden an die <strong>Emmausgemeinschaft</strong> sind steuerlich absetzbar!<br />

Die Registriernummer <strong>der</strong> <strong>Emmausgemeinschaft</strong> St. Pölten lautet: SO 1120.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!