Experten fürs Leben gesucht - Caritas Dortmund
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CARITAS KONKRET Sprachheilkindergarten St. angela<br />
Das war auch für den Nikolaus neu. Als<br />
er den kleinen Tobias fragte, was er<br />
sich denn Weihnachten wünscht, verstand<br />
er den Knirps nicht. Diese fremde<br />
Sprache hatte der Heilige Mann auf seinen<br />
Reisen durch die Welt noch nie gehört Zum<br />
Glück halfen die anderen Kinder und übersetzten.<br />
Und so erfuhr auch der Nikolaus,<br />
dass Tobias größter Wunsch eine Autorennbahn<br />
ist – und dass der Vierjährige eine<br />
Sprachstörung hat. So wie alle Kinder im<br />
Sprachheilkindergarten St. Angela.<br />
Auch wenn die Sprachprobleme vielfältig<br />
sind, verstehen sich die kleinen Besucher der<br />
Kindertageseinrichtung des <strong>Caritas</strong>verbandes<br />
in Nette problemlos untereinander.<br />
„Sie helfen sich gegenseitig.<br />
Das ist ganz prima“,<br />
freut sich Leiterin Petra Volmer.<br />
Seit 27 Jahren werden hier<br />
sprachbehinderte Kinder im<br />
Alter von vier bis sechs Jahren gefördert. Ihre<br />
Entwicklung ist hauptsächlich im sprachlichen<br />
Bereich verzögert, eine ambulante<br />
Sprachtherapie einmal pro Woche reicht nicht<br />
im Mittelpunkt steht die individuelle Förderung. Foto (3): Dieter Menne<br />
Sprache als Schlüssel zum <strong>Leben</strong><br />
Sprachheilkindergarten St. angela hilft Kindern, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln / Förderung ganztägig<br />
„Bis zu zehn Prozent der<br />
Vorschulkinder in Nordrhein-Westfalen<br />
brauchen<br />
eine Sprachtherapie“<br />
Petra Volmer<br />
aus. Alle Kinder im St. Angela-Kindergarten<br />
haben diesen Satz schon ganz oft gehört:<br />
„Ich verstehe dich nicht. Sprich mal deutlicher“.<br />
„Dabei“, weiß Pädagogin Petra Volmer,<br />
„geben sie sich schon viel Mühe beim<br />
Sprechen, aber manche Laute können sie<br />
einfach nicht richtig aussprechen.“<br />
Das äußert sich von Kind zu Kind verschieden.<br />
Bei manchen sind viele Sätze so<br />
lang, dass einzelne Wörter völlig durcheinander<br />
geworfen werden. Oder sie hören Wörter,<br />
kennen sie aber nicht und können sie nicht<br />
verstehen. Andere wiederholen die Laute, Silben<br />
oder auch ganze Wörter mehrmals, ohne<br />
dass sie es beeinflussen können. Die Haupt-<br />
ursachen sind eine gestörte<br />
Mundmotorik, etwa durch zu<br />
langes Schnuller-Nuckeln,<br />
oder Hörschäden. „Zu häufige<br />
Mittelohrentzündungen schlagen<br />
sich aufs Gehör“, weiß Petra<br />
Volmer. Und wer Sprache nicht hört, der<br />
kann sie auch nicht lernen. Oft werden die<br />
Defizite von den Eltern oder den Erzieherinnen<br />
im Regelkindergarten entdeckt.<br />
St. angela im Überblick<br />
Insgesamt 48 Plätze in 4 Gruppen<br />
zu je 12 Kindern<br />
Zuständigkeit: gesamtes Stadtgebiet<br />
<strong>Dortmund</strong>, Hagen, Bochum, angrenzende<br />
Städte der Kreise Unna und des<br />
Kreises Recklinghausen (Vereinbarung<br />
mit dem LWL)<br />
Die Kinder werden mit Kleinbussen<br />
oder Taxen zwischen Elternhaus und<br />
Tagesstätte befördert.<br />
Betreuungszeiten:<br />
Mo-Do 8-14.30 Uhr, Fr 8-13 Uhr<br />
Sprachheilkindergarten St. angela<br />
Friedrich-Naumann-Straße 12<br />
44359 <strong>Dortmund</strong> (Nette)<br />
Tel. (0231) 35 54 36<br />
Fax (0231) 3 96 42 14<br />
Sprache spielerisch verbessern. Fotos (4): Andreas Oertzen<br />
Manchmal aber auch viel zu spät. Denn Kinder,<br />
die nicht verstanden werden, ziehen sich<br />
häufig zurück oder werden aggressiv. Nach<br />
dem Wechsel in den Sprachheilkindergarten<br />
St. Angela blühen die Kindern richtig auf, fühlen<br />
sich nicht mehr als Außenseiter und werden<br />
ernst genommen.<br />
„Wir helfen dem Kind, sich sprachlich zu<br />
entwickeln, seine Umwelt mit allen Sinnen<br />
wahrzunehmen und zu begreifen sowie Vertrauen<br />
und Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten<br />
zu entwickeln“,<br />
betont Leiterin Petra Volmer.<br />
In vier Gruppen mit<br />
je zwölf Kindern arbeiten<br />
zwei Pädagoginnen und<br />
eine Sprachtherapeutin.<br />
Die Kinder kommen aus<br />
<strong>Dortmund</strong> und den umliegenden<br />
Städten Cas-<br />
trop-Rauxel, Hagen, Lünen<br />
und Bochum und<br />
werden mit Kleinbussen<br />
oder Taxen zwischen Elternhaus<br />
und Tagesstätte<br />
befördert. „Bis zu zehn<br />
Prozent der Vorschulkinder<br />
in Nordrhein Westfalen<br />
brauchen eine<br />
Sprachtherapie“, sagt<br />
Pädagogin Petra Volmer.<br />
Spätestens seit den Ergebnissen<br />
des Sprach-<br />
tests „Delfin 4“ steht fest, dass rund ein Viertel<br />
der Vierjährigen in NRW keine alters-<br />
gerechte Sprachförderung haben. In<br />
<strong>Dortmund</strong> sind es sogar noch mehr. Hier<br />
müssen 33,6 Prozent in der Sprachentwicklung<br />
Hilfe erhalten.<br />
Sprachlosigkeit durch Fernsehen<br />
Die Ursachen sind so vielfältig wie die<br />
Sprachprobleme. Einige davon sind in den<br />
Elternhäusern zu suchen. „Immer häufiger<br />
werden die Kinder einfach vor dem Fernseher<br />
geparkt. In vielen Familien wird den Kindern<br />
auch immer weniger vorgelesen“,<br />
macht sich die Pädagogin Petra Volmer Sorgen.<br />
Da sind Defizite in der Sprache vorprogrammiert.<br />
Im Sprachheilkindergarten St. Angela<br />
werden die Kinder individuell gefördert. Alles<br />
läuft spielerisch ab. So fühlen sich die Kinder<br />
verstanden und werden es auch. Auch wenn<br />
sie noch nicht perfekt sprechen.