Homöopathisch Heilen

Vorwort
BRIEFCHEN FÜR DIE SEELE
Mit einer Hautkrankheit, die mich ein halbes Leben lang begleitet hatte, bin
ich eines Tages über verschlungene Wege zu ihr geraten. Wien 13, Gogolgasse
4. Ein verwunschenes Haus unter Bäumen, mit ganz wenig Möbeln
und ganz viel Luft zum Atmen.
Ich erinnere mich an ihre wachen, blaugrauen Augen. An ungewöhnliche,
kluge Fragen. An eine Sprachmelodie, in der manchmal noch leise Töne ihrer
Kärntner Heimat mitklingen. An eine Frau, für die ich in jenen zwei Stunden
der wichtigste Mensch auf der ganzen Welt war.
Das, was Mediziner »Erstanamnese« nennen würden, ist bei ihr ein hartnäckiger,
aber tröstlicher Dialog. Manchmal steht sie auf und kühlt, am offenen
Fenster stehend, eine Hitzewallung. Dann schenkt sie ihrem Gast japanischen
Reistee ein. Oft schlägt sie in einem dicken Wälzer etwas nach, das
ihr gerade in den Sinn gekommen ist.
Bald geht es nicht mehr um meine Ausschläge, sondern um tiefer sitzende
Irritationen. Bald führt mir diese Ärztin mit ihrem großen Wissen und einer
untrüglichen Intuition vor Augen, wie sich da innere Konflikte ihren Weg
an die Haut-Oberfläche gebahnt haben. Bald schon wird mir Dr. Christine
Laschkolnig helfen zu verstehen, was mir meine Krankheit sagen will.
»Kugerlärztin« nennen sie meine beiden Kinder, acht und dreizehn Jahre alt,
respektvoll. Die richtigen »Kugerln« zu finden, das ist die große Kunst eines
jeden Homöopathen. Mosaiksteinchen um Mosaiksteinchen zu jenem Puzzle
zusammenzufügen, das den ganzen Menschen ausmacht.
Wie fühlt sich Ihre Krankheit an, ganz tief drinnen? fragt sie mich. Meine
Antwort zaubert ein wissendes Lächeln auf ihr Gesicht: »Sie fühlt sich an
wie ein Vogel, der gerade aus seinem Nest gefallen ist.«
Lac caninum ist mein erstes Mittel, Hundemilch. Die Potenz bestimmt sie
nicht eigenmächtig, nein, ihre »Kugerln« will sie auserwählt wissen. Erwartungsvoll
drückt sie mir ein kleines Flascherl Lac caninum in die Hand.
»Warten Sie einfach, was passiert.«