Alterssicherung an den Grenzen - EURES Bodensee
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GERECHTIGKEIT, NACHHALTIGKEIT UND GLAUBWÜRDIGKEIT<br />
er nicht nur die Lebenserwartung sowie die<br />
Anzahl der Rentner berücksichtigt, sondern<br />
ausdrücklich auch die Entwicklung der Beschäftigung.<br />
Für die Einführung dieses<br />
Nachhaltigkeitsfaktors möchte ich ausdrücklich<br />
plädieren. Einer der Schlüssel<br />
einer nachhaltigen Besserung der Rentenfin<strong>an</strong>zen<br />
liegt nämlich darin, <strong>den</strong> Beschäftigungsst<strong>an</strong>d<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d deutlich zu erhöhen:<br />
Das erfordert auf der einen Seite<br />
eine Senkung der Arbeitslosigkeit, auf der<br />
<strong>an</strong>deren Seite eine Erhöhung der Frauenerwerbsquote,<br />
und schliesslich muss die Frage<br />
der Zuw<strong>an</strong>derung offensiver diskutiert wer<strong>den</strong>,<br />
als es bisher geschehen ist. Dennoch<br />
wird der Beschäftigungsst<strong>an</strong>d nicht in dem<br />
Maße verändert wer<strong>den</strong> können, dass über<br />
<strong>den</strong> Nachhaltigkeitsfaktor keine Dämpfung<br />
des Rentenniveaus erfolgen muss. Die<br />
Rürup-Kommission pl<strong>an</strong>t 22 % als maximale<br />
Beitragsobergrenze und ein Bruttorentenniveau<br />
von 40 %, von der Herzog-Kommission<br />
sind 21 % als Beitragsziel <strong>an</strong>gestrebt bei<br />
einem Rentenniveau von 38 %.<br />
Ich möchte noch einen weiteren<br />
Punkt, der derzeit diskutiert wird, kritisch<br />
beleuchten: Das ist die Erhöhung des gesetzlichen<br />
Rentenzug<strong>an</strong>gsalters. Die Rürup-<br />
Kommission empfiehlt, ab 2010 das Rentenzug<strong>an</strong>gsalter<br />
jedes Jahr um einen Monat,<br />
von 65 Jahren <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen, zu erhöhen, bis<br />
2035 d<strong>an</strong>n die Altersgrenze auf 67 <strong>an</strong>gehoben<br />
ist. Als Gewerkschafter sehe ich die<br />
reellen Beschäftigungsch<strong>an</strong>cen, die ältere<br />
Menschen haben. Und genau da müssen wir<br />
zuerst <strong>den</strong> Hebel <strong>an</strong>setzen. Es ist nun mal<br />
so, dass ungefähr 50 % der Betriebe in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d keinen Arbeitnehmer und<br />
keine Arbeitnehmerin über 50 Jahre mehr<br />
beschäftigen. Boshafterweise könnte m<strong>an</strong><br />
sagen, es gibt einen richtigen Jugendlichkeitswahn<br />
in <strong>den</strong> Betrieben. Das hat natürlich<br />
Auswirkungen. Da muss sich zuerst in<br />
der Denke von vielen M<strong>an</strong>agern etwas ändern.<br />
Ältere Menschen müssen wieder eine<br />
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Ch<strong>an</strong>ce bekommen, auch zu arbeiten. Wir<br />
müssen Wege gehen, wie beispielsweise<br />
über Arbeitszeitregelungen, in <strong>den</strong>en kürzere<br />
Arbeitszeiten für ältere Menschen<br />
gepl<strong>an</strong>t sind, oder über Lebensarbeitszeitkonten,<br />
auf <strong>den</strong>en zunächst Arbeitszeit <strong>an</strong>gespart<br />
und d<strong>an</strong>n, wenn m<strong>an</strong> älter ist, wieder<br />
abgespart wer<strong>den</strong> k<strong>an</strong>n.<br />
Und wir müssen einen zweiten Hebel<br />
<strong>an</strong>setzen: Wir müssen versuchen, das derzeitige<br />
durchschnittliche Rentenzug<strong>an</strong>gsalter<br />
von 60,4 Jahren, da sind Erwerbs- und<br />
Berufsunfähigkeitsrenten mitgerechnet,<br />
deutlich zu erhöhen. Dabei wird einer der<br />
Knackpunkte sein, wie es uns besser gelingt,<br />
bei Rehabilitationsmaßnahmen, auch die<br />
Rückkehr auf <strong>den</strong> Arbeitsplatz, möglichst<br />
auf <strong>den</strong> Arbeitsplatz, <strong>den</strong> m<strong>an</strong> vorher innehatte,<br />
zu ermöglichen. Das Ziel „Reha vor<br />
Rente“ – derzeit haben wir das fast umgekehrt<br />
–, das Ziel der Erhaltung der Arbeitskraft<br />
muss wieder deutlich Vorr<strong>an</strong>g bekommen.<br />
Dafür ist es natürlich auch<br />
erforderlich, dass das gedeckelte Budget <strong>an</strong>ders,<br />
zielgerichteter eingesetzt wird. Mit<br />
immer weniger zur Verfügung stehen<strong>den</strong><br />
Geldern so einen Anspruch zu erfüllen, das<br />
geht nicht. Mittelfristig wird sich Reha vor<br />
Rente allerdings rechnen. Da muss die Politik<br />
natürlich auch um<strong>den</strong>ken und vielleicht<br />
muss m<strong>an</strong> auch die Programme insofern<br />
umgestalten, dass die Reha-Maßnahmen<br />
zielgerichteter ausgerichtet wer<strong>den</strong>; die<br />
einen brauchen längere Zeit, die <strong>an</strong>deren<br />
kommen mit kürzeren Reha-Zeiten aus.<br />
Ich möchte auch zu <strong>den</strong> Ideen ein<br />
paar Worte sagen, die die CSU in die Diskussion<br />
gebracht hat. Ich glaube, es wäre der<br />
falsche Ansatz, die deutsche Rentenversicherung<br />
dafür zu verwen<strong>den</strong>, dass sie familienpolitisch<br />
tätig wird. Die Rente – und das<br />
sollten wir sorgsam so belassen – die Rente<br />
baut auf dem Äquivalenzprinzip auf. Das<br />
bedeutet also, für deinen Beitrag erwirbst<br />
du dir auch einen entsprechen<strong>den</strong> Leis-