Juni 2007 - Archiv
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10ter Jahrgang<br />
<strong>Juni</strong> 07<br />
Mitglied im Bundesverband Soziale Straßenzeitungen<br />
Traumhafte<br />
Traumhafte<br />
Wohncontainer<br />
Wohncontainer<br />
idyllische<br />
idyllische<br />
Stadtrandlage<br />
Stadtrandlage<br />
- provisionsfrei provisionsfrei -<br />
Preis: Preis: 1,50 1,50 Euro, Euro, davon davon 70 Cent Cent für den Verkäufer Verkäufer
02 FREIeBÜRGER<br />
Vorwort......................................................................Seite 03<br />
Obdachlosenreform.............................................Seiten 04-05<br />
Mieter wehren sich.............................................Seiten 06-07<br />
Streetworker-Interview........................................Seiten 08-10<br />
Wohnungslos durchParkplatzbau?.............................Seite 11<br />
Arbeitslosenfrühstück mal anders..............................Seite 12<br />
Kampf um den Pokal.................................................Seite 13<br />
Die Jobjägerin....................................................Seiten 14-15<br />
Die Trinkerin......................................................Seiten 16-17<br />
Promis gehen stiften..........................................Seiten 18-19<br />
Kunterbunt..................................................................Seite 20<br />
Kurz belcihtet...............................................................Seite 21<br />
Spocht ................................................................Seiten 22-23<br />
Ausstellungs-Tipp.......................................................Seite 24<br />
Kochen aus 1001 Nacht..............................................Seite 25<br />
Freiburger Hexenverfolgung.............................Seiten 26-28<br />
Rätsel...........................................................................Seite 29<br />
Roman................................................................Seiten 30-31<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Der FREIeBÜRGER e.V.<br />
verantwortlich für den Inhalt<br />
Uli Herrmann<br />
Titelbild: Uli<br />
Layout: Carina<br />
Fotos: Uli, Christian, Ella, Gäste und<br />
www.pixelio.de<br />
Soundtrack: 4 GB Dä Dä Är-Sound<br />
An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />
Uli, Carina, Carsten, Micha, Christian,<br />
Regine, H. M. Schemske, Ella, Mitra,<br />
Toni und viele Gastschreiber<br />
Druck: Freiburger Druck GmbH & CoKG<br />
Auflage: 7.000<br />
Erscheinung: monatlich<br />
Kontakt:<br />
Ensisheimerstr.20<br />
79110 Freiburg<br />
Tel.: 0761 / 319 65 25<br />
Fax: 0761 / 319 65 27<br />
per Überweisung auf das Spendenkonto FREIeBÜRGER e.V.:<br />
Volksbank Freiburg - Konto-Nr.: 24 77 327 - BLZ: 680 900 00<br />
per Einzugsermächtigung:<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
PLZ, Ort<br />
Bank<br />
Konto-Nummer<br />
Bankleitzahl<br />
Datum, Unterschrift<br />
Ab einer Höhe von 100 Euro sind wir zur Ausstellung einer Spendenbescheinigung verpflichtet<br />
E-Mail: redaktion@frei-e-buerger.de<br />
Im Web: www.frei-e-buerger.de<br />
Ich spende: einmalig monatlich jährlich Euro<br />
Ich werde Fördermitglied:<br />
monatlich 5 Euro jährlich 60 Euro<br />
Ich werde Seitensponsor: monatlich 45 Euro jährlich 450 Euro<br />
Ich werde Sponsor mit:<br />
oder in folgender Form:<br />
INHALT<br />
(2005= 11 Ausgaben)<br />
monatlich jährlich<br />
Euro
FREIeBÜRGER 03<br />
Liebe LeserInnen,<br />
vom 6. bis 8. <strong>Juni</strong> treffen sich in Heiligendamm die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen der Welt (Deutschland,<br />
Frankreich, England, Italien, Japan, Kanada, Russland und die USA). „Thematische Schwerpunkte sollen die Gestaltung der Globalisierung<br />
auf wirtschaftlichem Sektor sowie die Probleme des afrikanischen Kontinents bilden. Die besondere Verantwortung der G8 für die<br />
Weltwirtschaft soll betont und in diesem Sinne das Engagement der G8 für die benachteiligten Teile der Weltbevölkerung gestärkt<br />
werden“. (Wikipedia)<br />
Hört sich doch edel an - oder nicht!? Auch der Klimaschutz ist eines der Themen, allerdings haben hier schon im Vorfeld die USA<br />
verkündet, dass sie diese bindende Abschlusserklärung nicht unterschreiben werden. Man sollte dabei auch wissen, dass ausgerechnet<br />
diese G8-Länder für ca. 42 % der CO 2 -Emmissionen verantwortlich sind.<br />
<strong>2007</strong> hatte man auf dem Gipfel in Gleneagles (Kanada) beschlossen, die Entwicklungshilfe auf 50 Milliarden US-Doller bis 2010 zu verdoppeln<br />
und erließ den ärmsten Ländern der Welt sogar 40 Milliarden Dollar an Schulden. Dass dies eine Mogelpackung ist, wurde nicht<br />
erwähnt. Wenn die G8-Länder behaupten, mit einem Schuldenerlass die Probleme Afrikas zu lösen, muss man erst einmal wissen, dass es<br />
sich dabei um minimale Beträge handelt, die gleichzeitig bei der Entwicklungshilfe gekürzt werden.<br />
Dagegen sind doch die ca. 100 Millionen Euro, die dieser G8-Gipfel kostet, reine Peanuts auf dem Weg zu einer gerechten, globalisierten<br />
Welt!<br />
Gegen diese Politik gibt es immer mehr Kritiker und deshalb werden diese Gipfeltreffen auch von Globalisierungsgegnern mit den verschiedensten<br />
Aktionen und einem Gegengipfel begleitet. Anscheinend sind diese Gegner nach Regierungsansicht sehr militant und dagegen<br />
muss man sich schützen. 17 Wochen lang dauerte es, bis der 12,5 Millionen Euro teure Zaun gebaut war, um sich für diese Tagung zu<br />
verschanzen. Der gesamte See- und Luftraum im Umkreis von ca. 50 km wird für diese Zeit zum Sperrgebiet erklärt und es sollen auch zwei<br />
Kriegsschiffe der US-Marine zum Einsatz kommen.<br />
Auch sonst wird hier mit Kanonen auf Spatzen<br />
geschossen. Schon im <strong>Juni</strong> 2006 hat die Regierungskoalition<br />
(SPD und Linkspartei PDS) in<br />
Sachsen das Sicherheits- und Ordnungsgesetz<br />
(SOG) des Landes geändert. So ermöglicht dieses<br />
Gesetz den Einsatz von automatischen Kfz-<br />
Kennzeichen-Lesesystemen und nach der Datenerfassung<br />
den Abgleich „Fahndungsbestand“,<br />
auch mit „anderen polizeilichen Dateien“.<br />
„Über so genannte IMSI-Catches wird<br />
eine Mobilfunkzentrale in einem örtlichen Bereich simuliert, über die dann sämtlicher Handyverkehr fließt“. (Junge Welt 10.5.<strong>2007</strong>)<br />
Mit diesen IMSI-Catches ist es aber auch möglich, den kompletten Handyverkehr zu unterbinden, d.h. es gibt in diesem Bereich keine<br />
Kommunikation mehr. Offiziell wurden diese Gesetze zur Abwehr von Kriminalität geändert, allerdings lassen sie sich aber auch sehr gut<br />
beim G8-Gipfel einsetzen.<br />
Innenminister Schäuble drohte an, Demonstranten schon im Vorfeld in Vorbeugehaft zu nehmen und hat auch etliche Geruchsproben von<br />
„potentiellen Störern“ eingesammelt, mit denen nun Polizeihunde zwecks Verfolgung des „Täters“ trainiert werden. In dieser Zeit wird an<br />
verschiedenen Grenzen wieder kontrolliert, um so Gipfelgegner schon im Vorfeld die Einreise zu verweigern.<br />
Mitglied im Bundesverband<br />
Soziale Straßenzeitungen<br />
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1<br />
Ulrich Herrmann<br />
gültig bis 31.05.2008<br />
Am 9. Mai <strong>2007</strong> durchsuchten etwa 900 Polizeibeamte auf Grund von richterlichen Beschlüssen<br />
im Auftrag der Generalbundesanwaltschaft 42 Objekte in sechs Bundesländern<br />
(Berlin, Brandenburg, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen),<br />
darunter auch Privatwohnungen. Zu vorläufigen Festnahmen oder Haftbefehlen kam es<br />
dabei nicht, allerdings wurden Computer, Akten, Drucker und Festplatten beschlagnahmt.<br />
Der offizielle Grund für diese Razzien war die angebliche „Bildung einer terroristischen<br />
Vereinigung“ (nach § 129a). Bis heute gab es allerdings noch keine einzige<br />
Festnahme aufgrund der Ermittlungsergebnisse.<br />
Diese Liste - wie im „Namen der Freiheit“ immer mehr Grundrechte eingeschränkt werden<br />
- ließe sich noch um einiges erweitern, allerdings möchte ich hier erst einmal zum Ende<br />
kommen.<br />
Ab <strong>Juni</strong> haben wir neue Verkäuferausweise. Öfters bekommen wir mal einen Anruf von<br />
Ihnen, sei es wegen einer Beschwerde oder einer Nachfrage wo denn der und der Verkäufer<br />
ist. Da sich die wenigsten einen Namen merken, werden die VerkäuferInnen so gut<br />
es geht kurz beschrieben, was uns aber nicht immer weiterhilft. Deshalb hat jeder neue<br />
Verkäuferausweis zusätzlich eine Nummer und vielleicht wird es ja dadurch einfacher.<br />
Auf Fingerabdrücke und ein biometrisches Passbild haben wir selbstverständlich verzichtet,<br />
schließlich heißen wir nicht Schäuble sondern FREIeBÜRGER!<br />
Kaufen Sie bitte unsere Zeitung nur noch bei<br />
VerkäuferInnen, die diesen Ausweis tragen!<br />
Die nächste Ausgabe des FREIeBÜRGER erscheint am 3. Juli <strong>2007</strong><br />
Uli
04 FREIeBÜRGER<br />
Freiburg gehört zu den Städten, die im Laufe der Jahre ihr Hilfesystem<br />
für wohnungslose Menschen immer weiter ausgebaut haben.<br />
Schon sehr früh gab es Gespräche zwischen der Stadt Freiburg,<br />
den freien Trägern, anderen Organisationen und der Polizei,<br />
daraus entstanden die „Fachtagungen der Wohnungslosenhilfe“,<br />
die einmal im Jahr stattfanden. Durch diese Fachtagungen<br />
wurde es z.B. möglich, dass heute auch wohnungslose Menschen<br />
mit Hund in der „Notunterkunft für Wohnungslose“ übernachten<br />
können.<br />
Als ich 1983 das erste Mal nach Freiburg kam, gab es dieses breit<br />
gefächerte Hilfesystem noch nicht. In der Klarastrasse 100 bekamen<br />
wir als „Durchwanderer“ 3 Essensgutscheine für die damalige<br />
Wärmestube „Wartburg“ in der Engelbergerstrasse.<br />
Erst ein paar Jahre später wurde - wie<br />
in den meisten anderen Städten auch - Bargeld,<br />
der so genannten Tagessatz ausgezahlt.<br />
In der „Wartburg“ gab es jeden Tag ein Mittagessen<br />
und unsere Wäsche haben wir in den<br />
Waschsalons gewaschen. In den Räumen der<br />
heutigen „Pflasterstube“ hatte die Caritas eine<br />
kleine Beratungsstelle für wohnungslose<br />
Menschen eingerichtet. Einmal im Monat holten<br />
wir uns den begehrten Einkaufsgutschein<br />
im Werte von 10,00 DM ab und lösten ihn im<br />
nahe gelegenen Supermarkt ein. Die Sozialarbeiterin<br />
stellte auch die Gutscheine für das öffentliche<br />
Bad im Stühlinger aus und jeden<br />
Samstag wurde dann geduscht.<br />
Ansonsten gab es noch etliche Essensstellen<br />
in verschiedenen Krankenhäusern und Altenheimen,<br />
die meistens belegte Brote ausgaben.<br />
Berühmt berüchtigt war auch der „Goldene Löffel“ im Stühlinger.<br />
Hier gab es jeden Tag pünktlich um 18.00 Uhr eine warme Mahlzeit.<br />
Meistens eine undefinierbare Suppe, in der ein paar rohe Zwiebeln<br />
mit Schale zur „Garnierung“ eingelegt waren. Mit viel Glück fand<br />
man auch noch ein oder zwei hauchdünne Wurstscheiben. Hier<br />
wurde den Menschen klar gemacht, was man von ihnen hält - nämlich<br />
nichts und Frauen bekamen hier gar nichts zu essen. Im Ausnahmefall<br />
war man dann so gnädig, ihnen zumindest eine Kelle<br />
Suppe in einem benutzen Teller einzuschenken. Dies war glücklicherweise<br />
ein Einzelfall, denn an den meisten anderen Essensstellen<br />
(Altenheim Karlstrasse, die Käsmarie im Josefkrankenhaus oder dem<br />
Studentenwohnheim in der Herrenstrasse) wurde man freundlich<br />
aufgenommen.<br />
Mein persönlicher Geheimtipp war<br />
ein kleines Altenheim an der<br />
Dreisam, auf der überdachten Terrasse<br />
konnten immer drei Bedürftige<br />
gleichzeitig essen. Hier wurde<br />
man als Mensch behandelt und es<br />
gab dann meistens an den Wochenenden<br />
so edle Speisen, wie: frischer<br />
Spargel mit einem halben Hähnchen<br />
und Pommes. Aber auch in der Woche<br />
war das Essen gut - man könnte<br />
sagen, dies war eine Drei Sterne Küche<br />
für uns Obdachlose und in der<br />
warmen Jahreszeit hat man als Gegenleistung<br />
die Pflanzen gegossen,<br />
dafür gab es dann meistens noch<br />
ein Trinkgeld in Höhe von 5,00 DM.<br />
Im Sommer 1987 wurde die alte<br />
Wohnungslose billiger verwalten...?<br />
„Wartburg“ ohne Vorankündigung von einem auf den anderen Tag<br />
geschlossen und im Dezember 1988 öffnete dann das Ferdinand-<br />
Weiß-Haus (Träger ist die Diakonie) seine Türen. Hier konnten<br />
wohnungslose Menschen während der Öffnungszeiten endlich<br />
duschen, wann sie wollten. Es gab Schließfächer, in denen man<br />
seine Sachen unterbringen konnte, auch eine Waschmaschine und<br />
ein Trockner gehörten mit zur Ausstattung. Eine weitere Erneuerung<br />
in der Wohnungslosenhilfe waren die Sozialarbeiter. Diese<br />
helfen den Menschen seither beim Ausfüllen von Antragsformularen,<br />
beraten sie und gehen, wenn es nötig ist, auch mit aufs Amt.<br />
Auch eine komplett eingerichtete Küche gehörte mit zum Inventar.<br />
Ein Jahr lang gab es hier jeden Tag ein Mittagessen, allerdings<br />
musste dies dann aus Kostengründen eingestellt<br />
werden. Heute kann die Küche von den<br />
Gästen benutzt werden und eine kleine Kochgruppe<br />
kümmert sich darum, dass es zwischendurch<br />
(Mi. und Sa.) eine warme Mahlzeit für<br />
alle Besucher gibt.<br />
Damals war für längere Zeit nur noch das Kloster<br />
in Günterstal eine der wenigen Stellen, an<br />
der wohnungslose Menschen täglich eine warme<br />
Mahlzeit bekamen. Anfang der 90er entstand<br />
dann auf Initiative von Horst Zahner der<br />
erste Vorläufer des heutigen „Freiburger<br />
Essenstreff“ in der Schwarzwaldstrasse. Herr<br />
Zahner lieferte die Menüs, die in seiner Firma<br />
hergestellt wurden und das Joseph-Krankenhaus<br />
stellte den notwendigen Raum zur Verfügung.<br />
Es blieb den Gästen selbst überlassen,<br />
ob sie einen kleinen Obolus in die Kasse legten<br />
oder nicht.<br />
Kurz danach eröffnete die Caritas Freiburg in der Herrenstrasse die<br />
Pflasterstube. Ab jetzt konnten wohnungslose Menschen selbst<br />
entscheiden, in welcher der beiden Tagesstätten sie sich aufhalten<br />
wollen. Beide Einrichtungen haben ein unterschiedliches Konzept<br />
und dies hat für die Betroffenen den Vorteil, dass sie selbst entscheiden<br />
können, welche der beiden Einrichtungen sie bevorzugen.<br />
Schon sehr früh hat man in Freiburg darauf reagiert, dass es z.B.<br />
immer mehr wohnungslose Menschen unter 30 Jahren gibt und<br />
auch immer mehr Frauen obdachlos werden. Weil viele Frauen sich<br />
ungern in den herkömmlichen Tagestätten der Wohnungslosenhilfe<br />
aufhalten, entstand FreiRaum<br />
und auch für die wohnungslosen<br />
Jugendlichen gibt es spezielle Angebote,<br />
um die sich die Freiburger<br />
u.a. StrassenSchule kümmert.<br />
Dies war möglich, weil sich, wie<br />
oben schon erwähnt, die Stadt Freiburg,<br />
die Freien Träger, Organisationen<br />
der Wohnungslosenhilfe<br />
und Polizei vernetzt haben um ihre<br />
praktischen Erfahrungen auf den<br />
jährlichen „Fachtagungen der<br />
Wohnungshilfe“ austauschen und<br />
hier auch nach neuen Alternativen<br />
suchen. Wie man sieht, haben sich<br />
durch diese Zusammenarbeit die<br />
Lebenssituationen für wohnungslose<br />
Menschen in einigen Bereichen<br />
positiv verändert.
FREIeBÜRGER 05<br />
Von daher ist es nicht nachvollziehbar,<br />
warum die Stadt Freiburg nun in einem<br />
„Alleingang“ dieses gut funktionierende<br />
Netzwerkes umstrukturieren will. Eine Projektgruppe<br />
„Verwaltungsreform“ (das<br />
Prozess- und Struktur-Team – PST) hat<br />
nämlich festgestellt, dass dieses Hilfesystem<br />
„ineffizient“ ist und sich im Laufe<br />
der Jahre zu einem „undurchschaubaren<br />
Angebot“ entwickelt hat. Ein neues Amt<br />
soll nun diesen angeblichen Dschungel<br />
zwischen Stadt und Freien Trägern beseitigen<br />
und „bündeln“. Momentan kümmern<br />
sich in der Stadtverwaltung das Sozial- und<br />
Jugendamt, sowie das Amt für Liegenschaften<br />
um die Obdachlosenbetreuung<br />
und die Flüchtlingsunterkünfte.<br />
Zum 1. Januar 2008 soll ein neues Amt gebildet<br />
werden, um diese Arbeit zu bündeln.<br />
So soll mit einer zentralen Stelle die Betreuung<br />
und die Wohnversor-gung verknüpft<br />
werden. Dieses Amt soll auch bei einer drohenden Zwangsräumung<br />
aktiv werden und zwar durch eine „Mobile Wohnbegleitung“,<br />
die schon im Vorfeld versucht, eine tatsächliche<br />
Zwangsräumung zu vermeiden. Dieses Modell aus Hannover wurde<br />
auf der letzten „Fachtagung der Wohnungslosenhilfe“ im April<br />
2006 vorgestellt, allerdings aus Kostengründen nicht realisiert.<br />
Bisher arbeiten in der Zentralen Fachberatung für Wohnungslose<br />
Menschen (ZFB, Schwarzwaldstraße 29) drei Sozialarbeiter der Diakonie<br />
und zwei von der Stadt. Nach Ansicht der Fachgruppe ist sie<br />
nur eine von mehreren Anlaufstellen, in der individuelle Hilfepläne<br />
erstellt werden – denn oft machen die Sozialarbeiter in den Wohnheimen<br />
noch einmal die gleiche Arbeit. Die ZFB soll in das neue<br />
Amt integriert werden - was mit den drei Sozialarbeitern der Diakonie<br />
passiert, ist dabei noch unklar. Mit diesem neuen Amt will man<br />
das bisherige Personal von momentan 67 Beschäftigten, darunter<br />
neun Sozialarbeiter der Freien Träger, auf ca. 55 bis 60 reduzieren.<br />
Dadurch ließen sich unterm Strich schrittweise etwa 1,8 Millionen<br />
Euro bis 2012 einsparen.<br />
Freiburg zahlt ca. 1 Millionen Euro an Zuschüssen an die Freien<br />
Träger, der Rest von den derzeit 5,5 Millionen, die die Stadt Freiburg<br />
jährlich für die Wohnungslosenhilfe ausgibt, sind Mieten und<br />
Personalkosten.<br />
„Der Vorteil für die Betroffenen: Sie haben es künftig statt mit<br />
mehreren Dienststellen nur noch mit einem Amt zu tun. Durch die<br />
Koppelung von vorübergehender Unterbringung, sozialer Betreuung,<br />
Wohnungsversorgung und sozialer Wohnbegleitung entsteht<br />
eine Hilfeplanung aus einem Guss mit den Betroffenen im Mittelpunkt.“<br />
(Pressemitteilung der Stadt Freiburg vom 12.3.<strong>2007</strong>)<br />
2006 waren in der Notfallkartei der Stadtbau<br />
GmbH ca. 2.500 Wohnungssuchende<br />
gemeldet und der Geschäftsführer der Freiburger<br />
Stadtbau Ralf Klausmann bestätigte<br />
auf der letzten Fachtagung, dass es<br />
„Wohnraum für soziale Randgruppen<br />
viel zu wenig gibt“, denn hier findet ein<br />
„regelrechter Verdrängungswettbewerb“<br />
statt.<br />
Nun hat diese Projektgruppe festgestellt,<br />
dass es den Menschen - die in den Wohnheimen<br />
leben - dort anscheinend sehr gut<br />
gefällt: „Denn häufig dienen die Wohnheime<br />
nicht als vorübergehende Bleibe,<br />
sondern als günstige Wohnung auf Dauer“.<br />
(BZ 12.3.<strong>2007</strong>) Momentan beträgt<br />
die Miete in den Wohnheimen zwischen<br />
150 bis 225 pro Monat und diese soll dann<br />
auf 220 bis 300 Euro erhöht werden. Diese<br />
Logik kann ich nicht ganz nachvollziehen,<br />
denn die meisten Bewohner sind ALG-II-<br />
Empfänger und die Kosten der Unterkunft werden von der Kommune<br />
gezahlt.<br />
Die Stadtverwaltung glaubt also ernsthaft, „dass die Hälfte der<br />
jetzigen Wohnheiminsassen sehr gut auf den freien Wohnungsmarkt<br />
verwiesen werden könnten“ (BZ 13.3.07), aber woher diese<br />
Wohnungen kommen sollen, möchte die „Expertengruppe“ der<br />
Stadt Freiburg momentan noch nicht verraten.<br />
Uli<br />
Nachsatz:<br />
Ich wollte von den Freien Trägern der Wohnungslosenhilfe (Diakonie,<br />
Caritas und Heilsarmee) wissen, wie sie zu diesen Planungen<br />
stehen. Leider hat bis Redaktionsschluss nur der Referatsleiter Wolfgang<br />
Humpfer von der Caritasverband Freiburg-Stadt e.V. geantwortet:<br />
„Mit der geplanten Umstrukturierung der Wohnungslosenhilfe<br />
erwarten wir eine spürbare Entlastung in der Wohnraumversorgung,<br />
weil sich durch die Neuentwicklung für wohnungslose<br />
Menschen ein besserer Zugang zum Wohnungsmarkt abzeichnet.<br />
Allerdings ist für uns noch die Frage offen, wo sich diese<br />
neuen Wohnungen finden lassen.<br />
Für den Caritasverband gibt es im Zusammenhang mit der Umstrukturierung<br />
allerdings auch noch offene Fragen zu den Themen<br />
Zentrale Fachberatung, Existenzsicherung, Zusammenarbeit<br />
mit der ARGE.<br />
Zur Frage nach den Mieten in den Wohnungslosenunterkünften:<br />
Der Caritasverband Freiburg-Stadt begrüßt eine Mieterhöhung<br />
in den Wohnungslosenunterkünften in vertretbarem Umfang“.
06 FREIeBÜRGER<br />
Bayrischer Miet-Hai in der Unterwiehre<br />
Dass Wohnen ein besonderes Gut ist, scheint bei Uwe Kleiner,<br />
dem Geschäftsführer der Südwestdeutschen Bau-Union noch nicht<br />
angekommen zu sein. Im Sommer 2005 kaufte sein Unternehmen<br />
etwa 500 ehemalige Franzosenwohnungen, die bislang von der<br />
Freiburger Stadtbau generalverwaltet wurden. Ein großer Teil<br />
der Wohnungen liegt im Quartier „Westlich der Merzhauser Straße“,<br />
betroffen sind allerdings u. a. auch Mieter/innen in Haslach,<br />
im Stühlinger und im Institutsviertel.<br />
Seit dem Kauf bekommen die Mieter/innen<br />
zu spüren wie es ist, bei<br />
einem privaten Investor zu wohnen.<br />
Gleich zu Beginn der Übernahme<br />
der Bau-Union wurde die<br />
Miete für einen PKW-Stellplatz<br />
verdoppelt – von 15 Euro auf 30<br />
Euro monatlich.<br />
Außerdem bekommen Familien<br />
schnell mal eine Kündigung ins<br />
Haus, wenn die Miete nicht fristgerecht<br />
bezahlt wurde – nach den<br />
Gründen wird nicht gefragt.<br />
Schließlich ist die Bau-Union äußerst<br />
bemüht, sich für eine „bessere<br />
Durchmischung“ der<br />
Bewohnerstruktur einzusetzen –<br />
d.h. dass fast jede frei werdende<br />
Wohnung mit einer Studenten-<br />
WG neu belegt wird. Familien und Ausländer sind nicht mehr erwünscht,<br />
für diese Gruppen hat sich die Wohnungssuche stark<br />
erschwert.<br />
Mieterhöhungen in völlig überzogener Höhe<br />
Mit diesem „Wandel“ nicht genug – seit Herbst 06 versucht die<br />
Bau-Union in etwa 150 Wohnungen auch durch Mieterhöhungen<br />
von bis zu 20% - zwischen 50 und 135 Euro – ihre Mieter/innen zur<br />
Kasse zu bitten.<br />
Am 31.10.06 bekamen die Mieter/innen die erste Mieterhöhungs-<br />
Forderung. Daraufhin fanden 3 große Mieter-Versammlungen zum<br />
Thema statt und es gründete sich die „Mieter-Initiative BauUnion“.<br />
Zunehmend ergaben sich Hinweise, dass die Erhöhung rechtlich<br />
gar nicht zulässig ist. Nähere Auskünfte zu Nachfragen wurden<br />
von der Bau-Union nicht oder unzureichend erteilt.<br />
Gutachten bestätigen Rechtswidrigkeit der Erhöhung<br />
Schließlich ergaben die Recherchen der Mieterinitiative, dass die<br />
Mieterhöhung gleich in mehreren Punkten rechtswidrig ist. Eine<br />
Stiftung finanzierte den Mieter/innen 2 unabhängige Gutachten,<br />
die den Zweifel an der Mieterhöhung gleich in mehreren Punkten<br />
bestätigten. Mehrere auf Mietrecht spezialisierte Rechtsanwälte rieten<br />
den Mieter/innen sich zu wehren. Mit dieser Sicherheit entschlossen<br />
sich etwa 40 Mieter/innen gegen die Mieterhöhung vorzugehen.<br />
Angesichts der massiven Einschüchterungs- und Druckstrategie<br />
der Bau-Union eine beträchtliche Zahl.<br />
Kündigung des Quartiersbüros aufgrund der Mieter-<br />
Aktivitäten<br />
Mit welchen Mitteln die Einschüchterung betrieben wird, zeigt nicht<br />
zuletzt die Kündigung des Quartiersbüros in der Unterwiehre durch<br />
die Bau-Union. Auf Nachfrage des SWR erklärte Uwe Kleiner, er<br />
finde das Engagement des Quartiersbüros „pervers“. Die Mieter/<br />
innen seien nicht nur neutral beraten, sondern in ihrem Vorgehen<br />
gegen die Mieterhöhung unterstützt worden. Nachdem das<br />
Quartiersbüro, das bislang in einer<br />
Bau-Unionwohnung untergebracht<br />
war, seit 5 Jahren eine<br />
Anlaufstelle für engagierte Bewohner/innen<br />
ist, wurde dieser<br />
unliebsame Treffpunkt nun kurzerhand<br />
vor die Tür gesetzt. Zahlreiche<br />
weitere Beispiele, wie die<br />
Bau-Union mit Mieter/innen umspringt,<br />
sprechen Bände.<br />
Mieter-Solidaritäts-Fonds<br />
Doch viele Mieter/innen lassen<br />
sich nicht einschüchtern und gehen<br />
noch weiter als sich individuell<br />
zu wehren. Aufgrund des<br />
für viele einkommensschwache<br />
Familien hohen finanziellen Risikos<br />
gründete die Mieterinitiative<br />
einen „Mieter-Solidaritäts-<br />
Fonds“ und organisierte Benefizveranstaltungen<br />
wie ein großes Mieter-Solidaritäts-Fest oder einen<br />
Benefiz-Theater-Abend.<br />
Über Spenden auf das extra eingerichtete Spendenkonto<br />
freut sich die Mieterinitiative!<br />
KONTO-INHABER:<br />
„Mieter-Solidaritäts-Fonds“<br />
Sparkasse Nördlicher Breisgau<br />
Kto.-Nr.: 12617340<br />
BLZ: 68050101<br />
Zweiter Mieterhöhungs-Versuch seit März<br />
Dass die Bau-Union sich der Zweifelhaftigkeit ihrer Mieterhöhung<br />
bewusst ist, zeigt, dass bislang kein/e Mieter/in auf Zustimmung<br />
zur Mieterhöhung verklagt wurde. Stattdessen setzt die Bau-Union<br />
ihre Mieter/innen weiterhin unter Druck, indem sie nun ab <strong>Juni</strong> 07<br />
eine neue Mieterhöhung nach dem neuen Mietspiegel verlangt.<br />
Damit haben die betreffenden Mieter/innen immerhin 5 Monate gewonnen.<br />
„Um für alle Parteien Sicherheit zu erlangen“ – so steht es<br />
im Mieterhöhungs-Schreiben – wird ihnen nun jedoch der neue<br />
Mietspiegel vorgehalten und damit eine neue Mieterhöhung begründet.<br />
Auch diese Mieterhöhung ist rechtlich nicht zulässig – das stellte<br />
sich schnell heraus. Denn die im Einzelnen berechneten Zuschläge<br />
sind ebenso falsch, wie bei der ersten Mieterhöhung, zum Teil sogar<br />
noch dreister und eindeutiger überzogen.
FREIeBÜRGER 07<br />
Nachteile für Mieter/innen durch grobe Mängel im neuen<br />
Mietspiegel<br />
Auch wenn selbst mit dem neuen Mietspiegel die Bau-Union-Mieterhöhung<br />
unzulässig ist, birgt dieser erhebliche Nachteile für die<br />
Mieter/innen. Zahlreiche Punkte sind ungeklärt und die durchschnittliche<br />
Grundmiete ist extrem hoch. Besonders für die Mieter/<br />
innen „Westlich der Merzhauser Straße“ ist es enttäuschend, dass<br />
der Mietspiegel als differenziert gelobt wird, ihr Wohngebiet allerdings<br />
derart undifferenziert zur „Wiehre“ gezählt wird. Damit wird<br />
dieses Quartier in denselben Topf geworfen wie der Lorettoberg<br />
oder die Oberwiehre, was sich enorm auf die Kosten auswirkt.<br />
Geforderte Grundmiete übersteigt den Maximal-Satz<br />
der ARGE um fast 1,50 Euro<br />
Mit der neuen Mieterhöhung verlangt die Bau-Union einen<br />
Quadratmeterpreis von ca. 7 Euro/ qm Grundmiete. Der Satz, den die<br />
ARGE bislang für Empfänger/innen von ALG II als Höchstsatz betrachtet,<br />
beträgt 5,62 Euro. Pech für all diejenigen, die nun ein Schreiben<br />
der ARGE bekommen ihre Wohnung sei zu teuer. Sie sollen<br />
„Möglichkeiten zur Senkung der Unterkunftskosten prüfen“, ansonsten<br />
könnten die Kosten für Unterkunft künftig leider nur noch<br />
zum Teil übernommen werden. Man fragt sich, ob der neue<br />
Mietspiegel bei der ARGE auch schon bekannt ist??<br />
Bewusst überzogene Berechnung um Mieter/innen einzuschüchtern<br />
Die Mieterinitiative bewertet es als Dreistigkeit gegenüber den Mieter/innen,<br />
dass die Bau-Union bewusst eine derart überzogene Berechnung<br />
der Miete anstellt. Damit werde die Strategie der Einschüchterung<br />
und des Unter-Druck-Setzens fortgeführt anstatt eine<br />
angemessene Berechnung vorzulegen oder auf die Mieterinitiative<br />
zuzugehen. Die Mieter/innen sind entschlossen, sich die neue Mieterhöhung<br />
ebenso wenig gefallen zu lassen wie die alte. Allerdings<br />
sehen sie mit großer Sorge, wohin diese Entwicklung steuert.<br />
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Zahlreiche Mieter/innen nun auf Wohnungssuche<br />
Einige Familien sind wegen der Mieterhöhung bereits ausgezogen<br />
oder wollen umziehen. Selbst von denen, die nicht umziehen wollen,<br />
werden nun Wohnungsanzeigen gelesen, denn auch wer entschlossen<br />
ist, sich zu wehren, sieht, wohin die Entwicklung geht.<br />
Die Suche ist ohnehin ernüchternd, denn der freie Markt bietet<br />
praktisch keine günstigen Wohnungen für Familien mit Kindern. So<br />
müssen sich Mieter/innen, die bald die Miete nicht mehr bezahlen<br />
können, von der ARGE anhören, sie sollen doch nach Waltershofen<br />
ziehen, da sei die Miete günstiger.<br />
… und was tut die Politik?!<br />
Längst ist klar, dass nicht nur die Bau-Union-Mieter/innen um ihr<br />
Wohnen kämpfen müssen. Auch in zahlreichen anderen Stadtteilen<br />
gründen sich Mieterinitiativen und überall werden die Menschen<br />
mit Mieterhöhungen in Existenznot gebracht. Appelle an die Gemeinderäte,<br />
dass günstige Wohnungen erhalten werden müssen,<br />
stoßen bislang auf taube Ohren. So ist die Vorgabe der Gemeinderatsmehrheit,<br />
die Freiburger Stadtbau müsse mehr Gewinne machen um<br />
den städtischen Haushalt zu sanieren, fatal. Mieterhöhungen um<br />
20%, wie derzeit in Weingarten verlangt, sollen diese Gewinne einfahren.<br />
Sie treffen meist die Schwächsten, bewirken einen weiteren<br />
Anstieg des Mietspiegels und forcieren eine weitere Kosten-Explosion<br />
auf dem Wohnungsmarkt.<br />
Angesichts des Engagements unserer Politiker, diese besorgniserregende<br />
Entwicklung weiter zu beschleunigen fragen wir uns:<br />
Ist es der politische Wille der Gemeinderatsmehrheit,<br />
dass kinderreiche Familien mit niedrigem Einkommen<br />
aus Freiburg vertrieben werden?<br />
Wie sollen wir 20% Mieterhöhung bezahlen wenn die Einkommen<br />
seit Jahren nicht erhöht werden?<br />
21.05.07<br />
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08 FREIeBÜRGER<br />
Vor nun fast drei Jahren kam es in Freiburg zur Neuschaffung<br />
von zwei dringend benötigten Arbeitsplätzen im Rahmen der<br />
Straßensozialarbeit, kurz „Streetwork“ genannt. Seitdem sind die<br />
beiden Streetworker, Evi Jakob, Dipl. Sozialpädagogin, und Marc<br />
Disch, Dipl. Sozialarbeiter, auf Freiburgs Straßen unterwegs, um<br />
u. a. direkt vor Ort bei auftretenden Konflikten zwischen den sich<br />
auf der Straße aufhaltenden „Randgruppen“ und der so genannten<br />
„Normalbevölkerung“ zu vermitteln, aber auch um Menschen,<br />
die aus dem sozialen Netz gefallen sind, in ihren schwierigen<br />
Lebenslagen zu unterstützen<br />
Wir, der FREIeBÜRGER, dachten uns nun, dass es an der Zeit<br />
wäre, die beiden mal nach ihren bisherigen Erfahrungen als Freiburgs<br />
erste städtische Streetworker zu befragen.<br />
Hallöchen ihr Beiden,<br />
na, ist euch nach diesen 3 Jahren<br />
schon das ein oder andere<br />
graue Härchen gewachsen?<br />
Evi: Also bei mir noch nicht.<br />
Marc: (lacht erst mal) Hhmm...bei<br />
mir wachsen die eher genetisch<br />
bedingt, aber nicht aufgrund der<br />
Arbeit.<br />
Könnt ihr sagen, dass eure Arbeit<br />
bisher erfolgreich war?<br />
Dass Ziele von euch schon erreicht<br />
wurden?<br />
Marc: Also ich würde sagen,<br />
dass unsere Arbeit bisher sogar<br />
deutlich erfolgreicher war, als wir<br />
zuerst gedacht haben. Am Anfang<br />
wussten wir ja selbst noch<br />
nicht so recht, wie das alles laufen<br />
wird und wie hoch überhaupt<br />
der Bedarf für unsere Unterstützungsangebote<br />
ist. Es gab Fragen über Fragen, z. B. inwieweit<br />
wird es uns gelingen, Kontakt zu den „Randgruppen“ aufzunehmen,<br />
erreichen wir die Leute von der Straße überhaupt, nehmen<br />
die unsere Angebote an und wird es uns auch gelingen, uns hier in<br />
den Hilfesystemen zu verorten.<br />
Wir mussten halt erst mal experimentieren und sind so peu a peu<br />
immer weiter und immer besser in die ganze Arbeit ‘reingewachsen<br />
und eigentlich bin ich selbst erstaunt darüber, wie viele Dinge in<br />
den letzten 3 Jahren gelaufen sind und über die vielen Erfolge, die<br />
wir in den verschiedensten Bereichen erzielen konnten.<br />
Streetwork mit Zukunft?<br />
Was genau meinst Du mit „in den Hilfesystemen verorten“?<br />
Marc: Ich meine, Freiburg hat ja, wie jede Stadt, ein Hilfesystem,<br />
das aus vielen Elementen besteht. Da gibt es die Behörden, die<br />
Wohlfahrtsverbände, verschiedene größere und kleinere Träger<br />
usw., die mit ihren Angeboten insgesamt eine Art Netzwerk bilden,<br />
in dem man als eine neue Einrichtung auch erst mal einen Platz<br />
finden muss, eine Position.<br />
Evi: Für uns war von Anfang an wichtig, uns nicht nur auf einen<br />
Themenbereich zu beschränken, sondern uns in den verschiedensten<br />
Bereichen zu situieren. Also verorten heißt in diesem Fall auch,<br />
sich bei den unterschiedlichsten Einrichtungen bekannt zu machen.<br />
Da sind wir teilweise immer noch dabei, z.B. Gespräche mit neu<br />
eingerichteten Stellen zu führen oder nochmalige Gespräche mit<br />
Beratungsstellen, bei denen sich<br />
einiges geändert hat. Das hört<br />
eigentlich nie auf, aber dadurch,<br />
dass wir den größten Teil schon<br />
am Anfang bewältigt haben, haben<br />
wir uns einen guten Bekanntheitsstatus<br />
erworben, z.B.<br />
in der Jugendhilfe, in der Suchthilfe,<br />
in der Wohnungslosenhilfe,<br />
in der sozialpsychiatrischen<br />
Gesundheitshilfe, also in<br />
so ziemlich allen Sozialbereichen,<br />
die es gibt.<br />
Beschränkt sich euer Arbeitsgebiet<br />
nach wie vor nur auf die<br />
Innenstadt?<br />
Evi: Ja, das ist immer noch dasselbe,<br />
von der Bahnhofsachse<br />
bis zum Schwabentor/<br />
Schlossbergring und von der<br />
Dreisam bis zum Friedrichring/<br />
Stadtgarten. Wobei, wenn uns jemand, mit dem wir bereits in einem<br />
Beratungsverhältnis stehen, sagt, dass er sich jetzt z. B. immer am<br />
Z.O. in der Schwarzwaldstrasse aufhält und telefonisch nicht erreichbar<br />
ist, gehen wir natürlich auch mal zum Z.O. Aber im Großen<br />
und Ganzen orientieren wir uns schon an den Grenzen.<br />
Marc: Wir ziehen nicht mit dem Lineal die Grenzen, also, wenn es<br />
einen wichtigen Grund gibt, warum wir jetzt einen Ort aufsuchen<br />
sollten, der nicht ganz in der Innenstadt liegt, dann tun wir das<br />
auch. Wir haben auch im Laufe der letzten Jahre z.B. häufiger Leute<br />
von den Straßenpunks unter der Leo-Wohleb-Brücke besucht, weil<br />
wir da natürlich keinen Schnitt am Schwabentor machen wollten,<br />
so, als ob die Leo-Wohleb-Brücke nicht mehr zu unserem Arbeitsgebiet<br />
gehört.<br />
Inwieweit seid ihr mittlerweile von den „Randgruppen“ akzeptiert?<br />
Evi: Ich denke gut. Mittlerweile kennen uns schon Leute mit Namen,<br />
die wir noch gar nicht kennen. D.h., dass Leute aus den unterschiedlichsten<br />
Gruppierungen, die Probleme haben, immer häufiger<br />
gesagt bekommen: Wende dich doch mal an Marc und Evi. Es wird<br />
auch nicht mehr in Frage gestellt, dass wir gleichzeitig Kontakte zu<br />
Punks, zu Leuten aus der Sucht- oder Drogenszene haben, zu Leuten<br />
mit psychischen Erkrankungen oder Arbeitslosen, Alkoholikern,<br />
usw.<br />
Marc: Also am Anfang gab es schon Situationen, wo Einzelne oder<br />
Gruppen versucht haben, uns auf ihre Seite zu ziehen. Z.B. bei konkurrierenden<br />
Gruppen, die sich selbst gegenseitig in einem Konfliktverhältnis<br />
gesehen haben, gab es sicherlich Versuche, uns einsei-
FREIeBÜRGER 09<br />
tig für ihre Interessen einzuspannen.<br />
Da mussten wir halt mal klarmachen,<br />
dass wir für alle Menschen<br />
da sind, die das Bedürfnis<br />
haben, von uns unterstützt zu<br />
werden.<br />
Das heißt auch, dass wir die Drogenabhängigen<br />
aus der Rosastraße<br />
nicht ignorieren, nur weil<br />
alle anderen der Meinung sind,<br />
dass das eben „Junkies“ sind,<br />
sondern dass die bei uns genauso<br />
Beratung und Unterstützung<br />
finden können, wie jeder andere<br />
auch. Aber eigentlich ist das kein<br />
Thema mehr, denn mittlerweile<br />
wissen die Leute, dass wir für alles<br />
und jeden offen sind und uns<br />
auch nicht in persönlichen Konkurrenzgeschichten,<br />
wie Streitigkeiten,<br />
auf eine Seite ziehen lassen.<br />
Habt ihr spezielle „Problemgruppen“ um die ihr euch besonders<br />
kümmert?<br />
Marc: Nein, das ist eigentlich immer im Wechsel. Natürlich gibt es<br />
sozusagen „Spitzen“, d.h., dass bestimmte Einzelpersonen oder<br />
Gruppen, je nach aktueller Lage, auch mal deutlich mehr Aufmerksamkeit<br />
beanspruchen, aber das hört auch irgendwann wieder auf.<br />
Ihr habt auch eine Anlaufstelle in der Stadt. Inwieweit wird diese<br />
von den Leuten genutzt?<br />
Evi: Unterschiedlich rege. Es gibt Tage, da kommt überhaupt niemand<br />
zu den Sprechzeiten und dann gibt’s Tage, da kommen fünf<br />
Leute auf einmal.<br />
Marc: Anfangs haben wir uns gefragt, ob überhaupt jemand kommen<br />
wird, weil unsere Büros ja in einer Außenstelle des Sozial- u.<br />
Jugendamtes untergebracht sind. Also in einem Amtsgebäude, in<br />
das viele Leute einfach nicht gerne ´reingehen wollen, weil sie da<br />
vielleicht das Gefühl haben, kontrolliert zu werden. Deswegen machen<br />
wir den Leuten zu Beginn das Angebot, uns auch außerhalb,<br />
in einem Café, im Park oder wo auch immer mit ihnen zu treffen.<br />
Inzwischen, ganz entgegen unserer Erwartungen, werden unsere<br />
Büroräume jedoch relativ gut akzeptiert und fast dreiviertel aller<br />
Gespräche finden in diesen statt, weil wir uns um Unkompliziertheit<br />
bemühen und die Leute (mittlerweile) offensichtlich einfach gern<br />
herkommen.<br />
Evi: Ja, aber hauptsächlich auch deswegen, weil wir außerhalb der<br />
Sprechzeiten Einzeltermine vereinbaren, wodurch für viele Leute<br />
der offizielle Charakter verloren geht und die Akzeptanz der Büros<br />
größer wird. Es gibt allerdings auch Leute, die nur während der<br />
Sprechzeiten kommen. Alles in allem kann man sagen, dass von 3<br />
Sprechzeiten in der Woche mindestens 2 Sprechzeiten genutzt werden.<br />
Wir selbst nutzen die festen Sprechzeiten auch dazu, um z.B.<br />
Sachen abklären zu können, um zuverlässig telefonisch für unsere<br />
Leute oder andere Einrichtungen erreichbar zu sein, um unseren<br />
Bürokram zu erledigen usw.<br />
Ihr habt ja offiziell die 39-Std.-Woche. Kommt ihr damit hin oder<br />
müsst ihr ab und an auch mal Überstunden schieben?<br />
Marc: Das kann vorkommen und ist ja eigentlich auch erwartet im<br />
Sozialbereich allgemein und im Streetwork-Bereich ganz besonders.<br />
Es ist schon so, dass Flexibilität gefordert wird, z.B. wenn die Arbeitsbelastung<br />
hoch ist, weil eben viel anliegt oder eine Einzelfallhilfe<br />
aktuell im Sinne von einer Krisenintervention viel Zeit braucht.<br />
Da kann ein Arbeitstag auch mal 11, 12 Stunden ohne Pause haben.<br />
Die Arbeitsbelastung ist im Allgemeinen überdurchschnittlich, recht<br />
wechselnd, mal mehr, mal weniger und dadurch auch schwer planbar.<br />
Praktikant Christioph, Evi und Mark<br />
Mit wem müsst ihr euch über<br />
eure Arbeit absprechen bzw. werdet<br />
ihr von euren Vorgesetzten<br />
in dieser unterstützt?<br />
Marc: Auch in der öffentlichen<br />
Verwaltung gibt es natürlich gewisse<br />
Strukturen, Hierarchien, die<br />
im Sinne von Dienstwegen eingehalten<br />
werden müssen. Aber erster<br />
Ansprechpartner für unsere<br />
Belange ist in der Regel unsere<br />
Sachgebietsleitung, d. h., was die<br />
Sachgebietsleitung mit uns klären<br />
kann, klärt die mit uns. Die Angelegenheiten,<br />
die auf Abteilungsleitungsebene<br />
geklärt werden<br />
müssen, werden von der Sachgebietsleitung<br />
an eben diese weiter<br />
gegeben und dann dort geklärt.<br />
Über der Abteilungsleitungsebene<br />
steht dann die Amtsleitung,<br />
d. h. der Leiter des Sozial- u. Jugendamtes Herr Dr. Marquard,<br />
über dem wiederum der Sozialdezernent steht, sprich unser Sozialbürgermeister<br />
Herr von Kirchbach.<br />
Aber eigentlich können wir sagen, dass sich diese Strukturen praktisch<br />
nicht auf unsere tägliche Arbeit auswirken, da wir den größten<br />
Teil der Tagesgeschäfte – d. h. alles Personenbezogene – eigenverantwortlich<br />
erledigen, ohne dass eine Rücksprache erforderlich wäre<br />
Evi: Wir sind im Großen und Ganzen schon auf uns selbst gestellt.<br />
Vor allem von unseren direkten Vorgesetzten aus der Sachgebietsund<br />
Abteilungsleitung bekommen wir aber großen Rückhalt und<br />
viel positive Unterstützung.
10 FREIeBÜRGER<br />
Mittlerweile gibt es auch drei Sozialarbeiter von der Strassen-<br />
Schule, die sich im Bereich „Streetwork“ engagieren. Gibt es da<br />
schon irgendeine Form der Zusammenarbeit?<br />
Evi: Bis jetzt noch nicht, weil sich die StrassenSchule gerade noch<br />
in einer Art des Neuaufbaus befindet. Wir haben uns wohl schon<br />
mal getroffen und uns miteinander<br />
über z.B. die jeweiligen Zielgruppen<br />
ausgetauscht, aber über eine<br />
konkretere Zusammenarbeit wurde<br />
bisher noch nicht gesprochen.<br />
Marc: Die sind ja auch erstmal mit<br />
der Neustrukturierung der StrassenSchule<br />
voll ausgelastet. Z.B.<br />
das neue Wohnprojekt in den Alltag<br />
einzuführen, die neue Anlaufstelle<br />
einzurichten und, und, und.<br />
Die Stadt Freiburg will ja im sozialen<br />
Bereich, z.B. Wohnungslosenhilfe,<br />
immer mehr Gelder<br />
einsparen und Stellen abbauen.<br />
Inwieweit sind da eure beiden<br />
Arbeitsplätze noch gesichert?<br />
Marc: Tja, das wüssten wir selbst<br />
auch sehr gern.<br />
Evi: Am 30. <strong>Juni</strong> diesen Jahres laufen unsere zweiten, ebenfalls<br />
befristeten Arbeitsverträge aus.<br />
Bislang hat der Bereich Streetwork eigentlich nur „Projektstatus“,<br />
d.h. dass wir zwar seit über drei Jahren im Sozial- u. Jugendamt<br />
arbeiten und auch aus dem Personalkostenetat von diesem bezahlt<br />
werden, aber noch nicht auf der Liste der festen Ressorts stehen.<br />
D.h, dass es noch keine ausgewiesenen Planstellen, die für einen<br />
unbefristeten Arbeitsvertrag nötig sind, für den Bereich Streetwork<br />
gibt.<br />
Marc: Tatsache ist, dass durch das Sozial- und Jugendamt im Entwurf<br />
für den Doppelhaushalt <strong>2007</strong>/2008 zwei Planstellen im<br />
Personalkostenhaushalt für uns beantragt wurden. Sprich, der Arbeitsbereich<br />
Streetwork läuft Ende <strong>Juni</strong> als Projekt aus und kann<br />
nur dann weiter bestehen bleiben, wenn die beiden beantragten<br />
Planstellen für den Bereich Streetwork vom Gemeinderat genehmigt<br />
werden. Wenn dies nicht geschieht, gibt es ab Juli wohl kein<br />
KontaktNetz* mehr und wir sind möglicherweise erst mal arbeitslos.<br />
(Nachtrag: Inzwischen ist der Gesamthaushalt vom Gemeinderat<br />
verabschiedet worden und damit ist auch eine weitere Hürde für<br />
den Fortbestand der Straßensozialarbeit genommen. Die weiteren<br />
Schritte liegen nun in der Zuständigkeit der Personalverwaltung.)<br />
Empfindet ihr eure beiden (noch) Stellen als städtische Streetworker<br />
als ausreichend für eine Stadt wie Freiburg oder meint<br />
ihr, dass noch weitere Stellen benötigt werden?<br />
Evi: Also, man kann immer „mehr“ tun, von daher kann man sagen,<br />
dass Streetwork durchaus ausgeweitet werden könnte.<br />
Marc: Ich meine, selbst in dem Zuständigkeitsbereich, in dem wir<br />
uns heute bewegen, könnte man das Angebot selbstverständlich<br />
noch ausbauen und wenn man die Stadt als Ganzes betrachtet, also<br />
praktisch die Stadtteile noch dazu zählt, würden uns jetzt auf Anhieb<br />
mindestens zehn so genannte „Brennpunkte“ einfallen, wo<br />
Streetwork mehr als angebracht wäre und immenser Bedarf besteht.<br />
Aber egal wo in Freiburg, es gibt überall Handlungsbedarf und<br />
Stellen, wo sich sozial benachteiligte Menschen treffen oder Menschen,<br />
die in Schwierigkeiten sind, Jugendliche, die keine Arbeit<br />
haben usw. Das geht ja mittlerweile schon weit über Freiburgs Grenzen<br />
hinaus. Das, was in der Innenstadt an wichtiger Arbeit anliegt,<br />
können wir schon bewältigen, nur, Streetwork könnte noch mehr<br />
Angebote machen, noch mehr leisten, gerade im präventiven Be-<br />
reich, der leider völlig zu kurz kommt, weil das in unserem Zeitrahmen<br />
so gut wie gar nicht drin ist. Präventionsarbeit z.B. durch<br />
Freizeitangebote für jüngere Leute, die in der Innenstadt `rumhängen,<br />
weil sie maßgeblich Langeweile haben. Das ist bei sehr vielen<br />
der Fall.<br />
Evi: Oder aber Sportprojekte, z.B.<br />
im Stadtgarten. Also Freizeitangebote<br />
für junge Menschen, aber<br />
auch für Ältere. Z.B. für diejenigen<br />
aus den klassischen „Trinkerszenen“,<br />
unter denen es viele<br />
gibt, die große Potentiale haben,<br />
aber oftmals durch einen immensen<br />
Alltagsdruck und den Suchtdruck<br />
keine eigene Energie haben,<br />
etwas Neues zu suchen und in einem<br />
gewohnten Alltagsschema<br />
verharren. Gerade in diesem Bereich<br />
würden wir gerne etwas anbieten.<br />
Unter präventiver Arbeit<br />
verstehe ich aber auch, die Leute<br />
zu erreichen, die erst am Anfang<br />
einer problematischen Karriere<br />
stehen. Gerade bei vielen Jugendlichen<br />
wäre eine Präventionsarbeit im Sinne von Aufklärungsarbeit<br />
sehr wichtig, nur wir selbst kommen leider fast gar nicht dazu. Dieser<br />
präventive, wichtige Part fällt effektiv weg.<br />
Okay, Freiburg bräuchte eigentlich noch mehr Mitarbeiter im<br />
Rahmen der Straßensozialarbeit...<br />
Marc: ...was wir allemal für notwendig halten. Das wird auch jeder<br />
bestätigen, der im weitesten Sinne im sozialen Bereich arbeitet. Ursprünglich<br />
war das Konzept Streetwork ja mal viel breitschichtiger<br />
angedacht.<br />
Eine AG Streetwork, vor etlichen Jahren von FachpraktikerInnen<br />
aus dem sozialen Bereich gegründet – einige Zeit, bevor es unsere<br />
Stellen überhaupt gab – hatte über die Ausarbeitung einer Sozialausschussvorlage<br />
versucht, die Grundlage dafür zu schaffen, dass<br />
hier in Freiburg Streetwork eingerichtet und flächendeckend angeboten<br />
wird. Die Initiative fand damals aus Kostengründen jedoch<br />
keine Realisierungschancen.<br />
Unsere Arbeit heute ist quasi die zusammengestrichene Version der<br />
damaligen Idee, jedoch entstanden über den politischen Entscheidungsprozess,<br />
sich nur auf die Innenstadt zu konzentrieren. Das ist<br />
halt der Raum, wo sich die Probleme am meisten ballen und viele<br />
Interessen auf sehr engem Raum vertreten sind. Die Innenstadt<br />
sozusagen als Focus.<br />
Tja, da wird ja wohl mal wieder an der falschen Stelle gespart! In<br />
diesem Sinne ein großes Dankeschön an Marc und Evi für dieses<br />
Gespräch und toi, toi, toi für ein Weiterbestehen von KontaktNetz!<br />
KONTAKTE:<br />
Festnetz: 0761/201 38 38/201 36 38<br />
Mobil: 0160/96 35 55 75 (Evi)<br />
Mobil: 0160/96 35 55 74 (Marc)<br />
Fax: 0761/201 35 96<br />
E-Mail: evi.jakob@stadt.freiburg.de<br />
E-Mail: marc.disch@stadt.freiburg.de<br />
* Eigenname des Streetwork-Projektes<br />
Micha
FREIeBÜRGER 11<br />
Neuenburg. Die ehemalige Pension Schwarzwaldblick hat weit<br />
über ein Jahrzehnt hinaus so genannten „schwierigen Mietern“<br />
ein Zuhause geboten. Aufgrund eines rechtsgültig beschlossenen<br />
Bebauungsplans hat die Kommune diese Immobilie erworben, um<br />
auf dem Grundstück einen Parkplatz einzurichten.<br />
Herr X. bezieht, wie die meisten hier, eine Form von Sozialgeld; 13<br />
Jahre wohnt er schon in einem der elf Zimmer, die an Langzeiterwerbslose,<br />
Mini-Rentner und Invaliden vermietet sind. Zu dem<br />
großen Haus gehören Gemeinschaftsküchen, gemeinschaftlich genutzte<br />
Sanitärräume, Abstellräume und ein wegen seiner Gemütlichkeit<br />
gern und oft genutzter großer Garten.<br />
Es ist wohl wahr: Häuser, die von Kleinbürgerfamilien bewohnt<br />
werden, sind strukturierter, auch reinlicher – aber auch von der<br />
alten Pension kann man sagen, dass alles in benutzbarem Zustand<br />
ist. Und dies trotz der vielen Personen und obwohl seit Beschluss<br />
des Abrisses notwendige Instandhaltungsarbeiten nicht mehr verrichtet<br />
worden sind und der mürbe Putz sich an einigen Flecken<br />
nicht mehr halten kann. Zum 30. <strong>Juni</strong> d. J. soll das Haus geräumt<br />
sein. Der Noch-Eigentümer hat an alle seine Mieter Kündigungen<br />
versendet, die bei Fristversäumnis Räumungsklagen für unvermeidlich<br />
erklären. Ausdrücklich wird darin auch bereits einer stillschweigenden<br />
Verlängerung des Mietverhältnisses widersprochen. Mietern,<br />
die fristgerecht zur Schlüsselübergabe bereit sind, wird eine<br />
kleine Abfindung als Hilfe zur Übersiedlung zugesagt.<br />
Ungewiss<br />
Übersiedeln, ja – aber wohin? Für die Mehrheit der Bewohner ist<br />
dies das große Fragezeichen. Auf dem normalen Wohnungsmarkt<br />
sind Arme und Gehandikapte nahezu chancenlos. Drei Bewohner<br />
kann und will der jetzige Vermieter in ihm gehörenden anderen Räumen<br />
eine Bleibe bieten.<br />
Die Stadt Neuenburg, neuer Eigentümer des Anwesens, hält sich<br />
bisher bedeckt. Auch auf ein Anschreiben der Wohnsitzlosenhilfe<br />
AGJ hat die Kommune noch nicht geantwortet, wie sie anstehenden<br />
sozialen Problematiken der 10 obdachlos werdenden Menschen<br />
begegnen will.<br />
Wo es an konkreten Diskussionsgrundlagen fehlt, brodelt die<br />
Gerüchteküche: Man hört, die gekündigten Bewohner kämen „ins<br />
Loch“. Im Jargon der Neuenburger ist das „Loch“ die Bezeichnung<br />
für die Süd-West-Siedlung unter der Eisenbahnbrücke. Ganz hinten<br />
stehen dort in der Ferdinand-von-Weiß-Straße zwei niedrige Blocks,<br />
die als Notunterkünfte der Stadt genutzt werden. Man kann dort 23<br />
Jahre lang zufrieden leben, wenn man - wie das selbsternannte<br />
Hausmeisterehepaar - eine Parterrewohnung von ausreichender<br />
Größe und ein Vorgärtchen für die geliebten Gartenzwerge und Kakteen<br />
hat. In die Räumlichkeiten, die obdachlos Gewordenen zur Verfügung<br />
gestellt werden, dringt allerdings nur wenig Licht und die<br />
Betroffenen – mehrheitlich Männer – müssen sich ein Zimmer zu<br />
zweit oder sogar zu dritt teilen. Eine bedrückende Perspektive –<br />
zweifelsfrei.<br />
Ella
12 FREIeBÜRGER<br />
Im Frühjahr 2006 konnte ich mich nach vielen Jahren bei der<br />
ARGE erstmals abmelden. Kaum zu glauben, ich hatte Arbeit<br />
gefunden. Saisonarbeit bis zum 15. Dezember 06. Aber zum<br />
1.4.<strong>2007</strong> durfte ich schon wieder antreten - nur bis dahin brauchte<br />
ich „Stütze“ von der ARGE. Antrag ausgefüllt, Wohnsitz – und<br />
Kontowechsel sauber vermerkt, alles okay. Dem Antrag wurde<br />
stattgegeben, aber Geld kam keines.<br />
Am 1. Februar auf zur ARGE. Ein Blick in den schlauen Computer:<br />
Das Geld war zwar überwiesen, aber leider auf das falsche, weil alte<br />
und jetzt nicht mehr existierende Konto. Dienstbeflissen bat man<br />
mich, eine Bestätigung zu besorgen, dass das Konto tatsächlich<br />
erloschen sei. Seltsames Ansinnen, aber was tut man nicht alles.<br />
Auf zur vorhergehenden Bank, dort lachte man mich aus – Entschuldigung<br />
freundlich an. Die beiden Irrläufer seien längst zur<br />
ARGE rücküberwiesen, mit dem Vermerk, dass dieses Konto nicht<br />
existiere.<br />
Wieder zur ARGE, freundlicher Bericht über den aktuellen Stand der<br />
Dinge, Scheck erhalten - na wer sagt es denn, - nur die Postbank<br />
sagte mir: „Geht heute nicht, der ist noch<br />
nicht zur Auszahlung zugelassen!“<br />
Schon wieder warten, aber das wäre es<br />
doch… ein neuer Berufszweig:<br />
Berufswarter - für die ARGE-Kunden,<br />
die es eiliger haben.<br />
Vorsorglich ging ich am 6. Februar erneut<br />
zur ARGE mit einem Schriftstück<br />
auf dem groß und deutlich noch einmal<br />
meine neue Bankverbindung vermerkt<br />
war, sicher ist sicher. Es wurde mir an<br />
der Kundentheke mündlich bestätigt,<br />
dass jetzt alles in Ordnung sei.<br />
Eine lustige Geschichte zum Weinen<br />
Alles in Butter? Ja, bis am 20. Februar<br />
ein Brief kam, dass die mir zustehende Leistung wieder auf das alte,<br />
falsche Konto verbucht sei, dieser Vorgang sei leider schon vor<br />
dem Eintreffen meines Briefes abgeschlossen worden. Man stelle<br />
sich vor: Die überweisen schon am Monatsanfang. Wer es glaubt,<br />
kommt in den Himmel aber nicht zu seinem Geld. Also wieder zur<br />
ARGE! Die nette Dame an der Theke beruhigte mich mit ihrem ganzen<br />
Charme. „Ja, Sie können da nichts dafür, wir aber auch „fast“<br />
nichts!“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „FAST<br />
NICHTS“. Der Herr an der Auszahlungsstelle konnte es dann selbst<br />
wohl nicht glauben und bat mich 2 Tage vor Ultimo bei ihm vorbei<br />
zu kommen um wieder einen Scheck abzuholen.<br />
Alles in Ordnung, ich habe ja sonst nichts zu tun und die ganzen<br />
Fahrtkosten waren ja nur ein kleiner Klacks gegenüber der ungeheuren<br />
Summe von 320 Euro, die mir da ins Haus flattern sollte. Zum<br />
vereinbarten Zeitpunkt wieder Einmarsch bei der ARGE. Scheck<br />
abholen. Aber so einfach sollte es nicht sein, wieso auch? „Oh!<br />
Leider kann ich Ihnen doch keinen Scheck geben, ich sehe gerade,<br />
dass wir Ihnen das Geld schon auf das richige Konto überwiesen<br />
haben.“ Jetzt war ich aber bedient – das sollte ja jetzt wohl reichen,<br />
mir musste etwas einfallen und das tat es auch!<br />
Um einem Kollegen zu helfen, der echt dick in der Scheiße hing,<br />
habe ich tatsächlich sogar meine letzten Geldreserven ausgegeben.<br />
Das ist eine andere Geschichte, aber vom selben Kaliber. Also hatte<br />
ich am 1. März nicht einmal was zum Frühstücken. Um 6 Uhr packte<br />
ich meinen Rucksack mit der gesamten Ausrüstung zum Platte machen<br />
und ging früh aus dem Haus.<br />
oder: Die Arge hatte „fast“ keine Schuld<br />
Pünktlich um Viertel vor acht war ich bei der ARGE. Heute war nichts<br />
mit freundlich anmelden an der Kundentheke, ich war schließlich<br />
hungrig.<br />
Ich marschierte direkt hinein in das Zimmer des Zahlmeisters, setzte<br />
mich an seinen Schreibtisch und fing an mir meine Utensilien aus<br />
dem Rucksack zu kramen. Schlafsack und Iso-Matte, den Gas-kocher<br />
stellte ich auf seinen Schreibtisch. Ich hatte genug Zeit, sein grenzenloses<br />
Staunen versetzte ihn in eine Art Schockstarre, wie man<br />
sie selten findet. „Was soll denn das?“ So begann etwa sein erster<br />
Gruß.<br />
„Ich will hier frühstücken, zu Hause habe ich nichts mehr, ach und<br />
übrigens: Habt Ihr schon Kaffee?“ Ich war bei dieser Antwort und<br />
der folgenden Diskussion absolut ruhig. Er wurde jetzt quirlig. Zunächst<br />
wollte er mir mit Computerausdrucken beweisen, dass ich<br />
meinen Scheck heute am 1. bekommen werde.<br />
Meine lapidare Antwort dazu: „Der 1. ist schon acht Stunden alt,<br />
Ihrem Computer darf man sowieso nicht trauen und Ihnen glaube<br />
ich überhaupt nichts mehr. Außerdem will ich jetzt ein Frühstück!“<br />
„Und“ so fügte ich an „um etwa 10 Uhr<br />
kommt der Pizzadienst, denn um diese<br />
Zeit nehme ich immer einen kleinen<br />
Imbiss zu mir. Würden Sie das bitte übernehmen?“<br />
Mittlerweile bemerkte ich, wie<br />
seine Finger schlimmer zitterten, als die<br />
eines Alkoholikers vor dem Morgentrunk.<br />
Da dachte ich so vor mir hin: Wie<br />
würde so ein Mensch erst reagieren,<br />
wenn der mal in der gleichen Scheiße<br />
hinge, in der ich schon war und plötzlich<br />
merkte, dass die „heile Welt“ real<br />
gar nicht existiert? Ja, das waren meine<br />
Gedanken.<br />
Er versuchte es noch mal, indem er mit<br />
seinen „Beweisstücken“ vor meinem Gesicht herumfuchtelte. „Behalten<br />
Sie das wertlose Zeug. Ich gehe hier erst weg, wenn Bares<br />
vor mir liegt - vorher ist gar nichts zu machen! Sie sehen doch, ich<br />
werde hier notfalls übernachten. Irgendwann wusste er sich nicht<br />
mehr zu helfen, ging aus dem Zimmer und… er schlug mich mit<br />
Waffen, gegen die ich mich noch nie hatte wehren können.<br />
Anstatt seiner kamen jetzt zwei nette Damen ins Zimmer, mit denen<br />
ich nebenher wegen des oben erwähnten Kollegen zu tun hatte. Da<br />
ich nicht an den Stuhl gefesselt war, erlag ich ihren verführerischen<br />
Worten, wie einst die Gefährten des Odysseus bei Circe. Mit schmeichelnder<br />
weiblicher Überzeugungskraft schafften sie es, dass ich<br />
meine Ausrüstung zusammenpackte und das Büro verließ. Um ehrlich<br />
zu sein, ich hätte es sowieso nicht viel länger ausgehalten - in<br />
mir keimte ein heftiger Lachanfall heran.<br />
Um die Geschichte zum Abschluss zu bringen: Der Scheck lag zu<br />
Hause tatsächlich im Briefkasten! Und als ich zwei Tage später in<br />
der Sache meines Kollegen noch einmal dort erschien, war der Zahlmeister<br />
überaus freundlich, ja sogar herzlich und ich wage zu behaupten:<br />
Jetzt hatte er Respekt vor mir.<br />
Das Traurige an der ganzen Geschichte ist nur, nicht jeder hat gerade<br />
etwas Geld auf der Seite um ein Durststrecke so lange zu überbrücken<br />
und nicht jeder hat den Mut oder die Möglichkeit einmal<br />
etwas aus sich herauszugehen. Aber stellt Euch einmal vor, was in<br />
Deutschland passieren würde, wenn jeder, der so von der ARGE<br />
behandelt wird, einen solchen Aufstand inszeniert - lasst Eurer Fantasie<br />
ruhig freien Lauf!<br />
Toni
FREIeBÜRGER 13<br />
Vom 1. bis 2. <strong>Juni</strong> findet die zweite<br />
deutsche Meisterschaft im<br />
Homeless-Streetsoccer statt. 24<br />
Mannschaften treten an, Spielort<br />
ist der Stuttgarter Schlossplatz.<br />
Veranstalter ist die Straßenzeitung<br />
Trott-war e.V. und der Bundesverband<br />
Soziale Straßenzeitungen.<br />
Gespielt wird nicht Fußball, sondern<br />
„Streetsoccer“. Bei dieser kurzen<br />
Begegnung beträgt die Halbzeit<br />
sieben Minuten. Das Spiel wird<br />
auf einem Kleinfeld ausgetragen,<br />
das 15 Meter breit und 21 Meter<br />
lang ist. Neben dem ersten, zweiten<br />
und dritten Platz, gibt es zusätzlich<br />
den Fair Play Pokal. Und<br />
es geht weiter: Aus jeder Mannschaft werden die besten Spieler<br />
ausgewählt. Dieses neue Team stellt die deutsche Mannschaft beim<br />
internationalen Turnier, dem Homeless Word Cup (HWC) in Kopenhagen<br />
In diesem Jahr ist es uns gelungen, dass auch ein bunt zusammengewürfeltes<br />
Team den FREIeBÜRGER bei der Deutschen Meisterschaft<br />
in Stuttgart vertritt. Mit Ekki und Flo haben wir zwei ehemalige<br />
Nationalspieler im Team, die ihre Erfahrungen an die anderen<br />
Spieler weitergeben.<br />
Obwohl wir in verschiedenen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe<br />
einen Aufruf gestartet hatten, dass der FREIeBÜRGER SpielerInnen<br />
für eine Mannschaft sucht, hat sich leider nur ein Interessierter<br />
gemeldet. Also wurde kurzfristig eine Mannschaft aus den<br />
Wagenburglern vom Rieselfeld zusammengestellt. Anfangs trainierte<br />
die Mannschaft einmal die Woche, aber als der Termin für Stuttgart<br />
immer näher kam, entschied sich das Team, nun zweimal die Woche<br />
zu trainieren.<br />
Da Stephan gerade sein Praktikum beim FREIeBÜRGER machte,<br />
kümmerte er sich um die Logistik. Er fand einen Sponsor für die<br />
Mannschaftstrikots und machte sich im Internet schlau, ob es hier<br />
in der Regio noch kleinere Turniere gibt. Leider gab es nur eins in<br />
Ravensburg. Weil dieses Turnier allerdings an zwei Tagen über<br />
Pfingsten stattfinden sollte, entschied sich das Team, nicht daran<br />
teilzunehmen, da man sich zwei Wochen vor der deutschen Meisterschaft<br />
keine Verletzten leisten konnte. Wie sich herausstellte<br />
war dies eine weise Entscheidung, denn bei einem Training vor<br />
Pfingsten verletzte sich Manu so schwer (Trümmerbruch), dass sie<br />
komplett für das Turnier in Stuttgart ausfällt.<br />
Einer der Spieler traf Frankie in der Stadt und der erklärte sich spontan<br />
bereit, als Spieler in die Mannschaft einzusteigen. Ein paar Tage<br />
danach wurde er leider von einem Hund gebissen und wieder bestand<br />
das Team nur noch aus sieben SpielerInnen. Wie es der Zufall<br />
wollte, traf Ekki einen Tag vor der Abfahrt nach Stuttgart den<br />
„Schweizer“ und der war sofort begeistert als Ersatz einzuspringen.<br />
Die Mannschaft ist also wieder komplett.<br />
Abreisetag, Donnerstag,der 31. Mai: Nur noch auf den Briefträger<br />
warten, denn heute kommen die Arge-Schecks und auf nach Stuttgart.<br />
Zehn Uhr, lange Gesichter es sind keine Schecks gekommen.<br />
Was nun? Einzige Möglichkeit, dass bei den drei Spielern, die ihr<br />
Geld aufs Konto bekommen, das ALG II angekommen ist. Um 13<br />
Uhr ruf ich Ekki an, der mir allerdings mitteilt, dass auch auf dem<br />
Haben Sie den Pokal?<br />
Konto noch nichts verbucht ist.<br />
Mit den 100 Euro Taschengeld<br />
vom FREIeBÜRGER kann die<br />
Mannschaft in den drei Tagen<br />
nicht viel machen, also tritt jetzt<br />
Plan B in Kraft: Der Autor dieser<br />
Zeilen wartet am Freitag auf den<br />
Briefträger und sollten die Briefe<br />
mit den Schecks im Kasten liegen,<br />
nimmt er den nächsten Zug nach<br />
Stuttgart und liefert die Schecks<br />
persönlich bei den Spielern ab.<br />
Einziger Nachteil: ursprünglich<br />
wollte ich um 9 Uhr losfahren und<br />
jetzt geht die Fahrt leider erst um<br />
12 Uhr los.<br />
A U F R U F :<br />
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5. Homeless Worldcup, 28.07.-04.08.07 in Kopenhagen<br />
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TEAMS AUS ÄRMEREN LÄNDERN BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG!<br />
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Afghanistan, Kamerun, Ghana, Liberia, Namibia, Nigeria, Uganda,<br />
Zambia, Zimbabwe und Indien sind die Länder, die Unterstützung<br />
benötigen. Insgesamt werden £ 80.000 benötigt und bis zum<br />
Redaktionsschluss waren schon 30 % von der Summe zusammen.<br />
Jeder, der für die 10 Teams, die ihre Anreisekosten nach Kopenhagen<br />
nicht selbst tragen können, spendet, nimmt an der Verlosung<br />
eines Arsenal London Trikots mit Jens Lehmanns Unterschrift<br />
teil.<br />
Spenden und gewinnen über:<br />
www.justgiving.com/thehomelessworldcup<br />
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Falls Sie über kein Internet verfügen; können Sie auch unter dem<br />
Stichwort HWC auf unser Konto bei der Volksbank Freiburg<br />
Kto-Nr.: 2477300 BLZ 680 900 00 überweisen und wir werden<br />
diese Spenden an den Weltverband weiterleiten.<br />
Im Voraus besten Dank!<br />
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Die T-Shirts und der Druck für<br />
die FREIeBÜRGER-KICKER<br />
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Uli
14 FREIeBÜRGER<br />
Stationen einer Arbeitssuchenden - Teil 5<br />
Hallo, liebe FREIeBÜRGER Leser/innen, es ist mal wieder soweit.<br />
Eure Jobhunterin Mitra ist unterwegs, um auf ein Neues<br />
ihre vielfältigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erkunden.<br />
Wir schreiben das Jahr 2006 und es flattert ein Brief vom Arbeitsamt<br />
ins Haus. Die vierte Qualifizierung steht an. Das<br />
Bewerbungstraining dauert 6 Monate mit anschließendem Berufspraktikum.<br />
Kommt mir das nicht irgendwie bekannt vor?<br />
Der Unterricht findet zweimal wöchentlich statt und ein Vormittag<br />
ist dem TÜV für unsere laufenden Bewerbungen gewidmet. Dafür<br />
setzen wir uns kreisförmig zusammen,<br />
denn das fördert die Gruppendynamik,<br />
wie uns die zuständige<br />
Dozentin erklärt. Sie hat ein Faible<br />
für dieses Wort und wir werden es<br />
noch des Öfteren hören.<br />
Nun kommt jeder einmal an die Reihe<br />
und darf sich in die Mitte des<br />
Kreises begeben. Die derart ausgezeichnete<br />
Person muss den Anwesenden<br />
dann über ihre<br />
„Bewerbungssituation“ berichten.<br />
Mindestens 2 neue Bewerbungen<br />
pro Woche müssen vorgezeigt<br />
werden. Außerdem hat die Dozentin<br />
originelle Ideen. Eine davon ist<br />
die, dass man nicht nur für sich<br />
selbst Stellenanzeigen aus den<br />
Zeitungen pflückt, sondern ebenso<br />
auch für die anderen Teilnehmer<br />
des Kurses. Wie versprochen:<br />
Auch das ist der Gruppendynamik förderlich.<br />
Das Resultat ist, dass ein Jeder immer sehr viel mehr Stellenangebote<br />
für seine Mitstreiter findet, als für sich selbst.<br />
Da bekommt man dann die wunderlichsten Annoncen<br />
zugeschoben.„Mitra, du kochst doch so gern, da beim Bäcker Marke<br />
Fertigbröt-chenaufbackshop wird eine Verkäuferin gesucht. Da<br />
hab ich sofort an dich gedacht.“ Ich denke an meine Wespen -und<br />
süße Teilchenallergie und bedanke mich etwas blass um die Nase.<br />
Aber bekanntlich ist die Rache ja noch viel süßer als die Teilchen<br />
beim Bäcker und nächste Woche habe auch ich das Passende gefunden.<br />
„Gerda, bei dir ist es doch immer so ordentlich und adrett.<br />
Da bist du mir sofort eingefallen als ich die Stellenausschreibung<br />
vom „Grünen Bären“ (oder war es „Grüner Steinbock“?) las. Die<br />
suchen nämlich Zimmermädchen für die Saison.“<br />
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Ja, es ging ganz lustig bei uns zu. Schließlich fand sich jemand, der<br />
meinte, da ich doch so „eloquent“ sei, wäre diese Stellenanzeige<br />
von einem Callcenter bestimmt genau das Richtige für mich. Ich<br />
fertige also eine Bewerbung an, selbstverständlich mit allen Regeln<br />
der Kunst. Die Antwort kommt prompt. Ein Herr Hunz* ruft mich<br />
schon am nächsten Tag an. Mittlerweile weiß ich, dass so etwas<br />
kein gutes Zeichen ist. Seriöse Arbeitgeber, die ihre Angestellten<br />
einigermaßen angemessen bezahlen, sind selten dermaßen übereifrig.<br />
Noch am selben Tag möchte Herr<br />
Hunz mich sehen und wir vereinbaren<br />
ein Treffen. Der Mann ist<br />
einheimisch, von untersetzter<br />
Statur, korpulent und hat ein listiges<br />
Funkeln in den Augen, die<br />
unter schwarzen, buschigen Augenbrauen<br />
angesiedelt sind.<br />
Kurzum, ein waschechter Charmebolzen!<br />
Er taxiert mich schnell von<br />
oben nach unten und stellt mir<br />
sein Unternehmen vor. Er ist Subunternehmer<br />
eines großen, namhaften<br />
Versandhauskatalogs und<br />
hat zu diesem Zweck in seinem<br />
Haus eine Etage umfunktioniert.<br />
In einem Zimmer befindet sich<br />
sein Büro, im Anderen das<br />
Callcenter. Ein Raum mit mehreren<br />
Tischen auf denen Computer<br />
stehen. Dort sind Damen mit<br />
Headsets zu Gange und nehmen die telefonischen Bestellungen<br />
der Versandhauskunden entgegen.<br />
Als nächstes schleust er mich in die Küche, in der bereits eine<br />
andere Kandidatin sitzt. Ich setze mich dazu und nun beginnt der<br />
eigentliche Test. Abwechselnd sollen wir von einem Stapel Papiere<br />
jeweils ein Blatt nehmen und laut vorlesen. Hunzi möchte prüfen,<br />
ob wir eine „Telefonstimme“ haben. Wir flöten fleißig um die Wette<br />
und er scheint zufrieden. Anfangs sind es Aufzeichnungen von<br />
Bestellgesprächen. Jeder Satz ist genau vorgegeben. Begrüßung,<br />
Anrede, „Was darf ich für Sie tun?“, dann kommt der Werbeblock.<br />
Es geht darum, dem Kunden, der ja eigentlich nur eine Bestellung<br />
aufgeben möchte, so ganz nebenher eine Clubmitgliedschaft beim<br />
Hausherrn aufzuschwatzen.<br />
Am Ende des Stapels kommen dann Auszüge aus einem Arbeitsvertrag,<br />
aber nach geschlagenen 2 Stunden gegenseitigem Vorlesen<br />
achtet man kaum noch auf den Inhalt von dem, was man da<br />
vorliest. Während bei uns die ersten Ermüdungserscheinungen auftreten,<br />
entwickelt Hunzi einen gewaltigen Appetit und schmiert sich<br />
ein Marmeladenbrot nach dem anderen, die dann alle in seinem<br />
mächtigen Leib verschwinden.<br />
Endlich haben wir den Stapel durch und zu guter Letzt drückt er uns<br />
schnell einen Kuli in die Hand und erbittet eine Unterschrift auf<br />
dem letzten Blatt als Bestätigung dafür, dass wir uns bei ihm vorgestellt<br />
haben. Er würde uns dann in den nächsten Tagen Bescheid<br />
geben. Ohne lange Nachzudenken setzen wir unsere Unterschrift<br />
auf das letzte, fast leere Blatt. Ein fataler Fehler, denn was uns damit<br />
blüht, werden wir erst einen Tag später erfahren.<br />
„Sie haben gewonnen. Sie sind dabei“, tönt seine Stimme aus dem<br />
Telefon. „Ich erwarte Sie zur Einarbeitung.“ Dort treffe ich auch<br />
meine Leidensgenossin wieder. Wir bekommen einen Arbeitsver-
FREIeBÜRGER 15<br />
trag und eine Betriebsordnung in die Hand gedrückt und<br />
wundersamerweise hängt das letzte Blatt mit unserer Unterschrift<br />
hintendran.<br />
Ich hatte das Wort „Knebelvertrag“ schon gehört, aber nun hatte<br />
ich ganz real einen an der Backe. Ich hatte mich verpflichtet, mindestens<br />
100 Arbeitsstunden zu absolvieren und wollte ich vorher aussteigen,<br />
müsse ich 300 Euro (!!) zahlen.<br />
Das klingt nicht gut, aber noch mache ich gute<br />
Miene zum bösen Spiel. Beim Lesen der Betriebsordnung<br />
kriege ich dann aber doch ein<br />
sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Hunzis Regeln<br />
sind haarsträubend. Für jede einzelne<br />
Minute, die man zu spät am Arbeitsplatz erscheint,<br />
muss man 1 Euro an ihn abdrücken.<br />
Räumt man seinen Arbeitsplatz nicht ordentlich<br />
auf, sind 5 Euro fällig. Die Mitarbeiterinnen<br />
sind angehalten, ihm alles zu berichten,<br />
ansonsten kassiert er bei ihnen ab. Untereinander<br />
duzen ist strengstens verboten. Pausen<br />
während der Arbeitszeit gibt es bei ihm grundsätzlich<br />
nicht. Hat man einmal das Telefon am<br />
Ohr, darf man es für die nächsten 5 Stunden<br />
nicht mehr weglegen. Hunzi ist ein Bauernsohn<br />
aus dem tiefen Schwarzwald und hat eine harte,<br />
arbeitsreiche Kindheit hinter sich. Das will<br />
er jetzt wettmachen. Er kassiert ab, wo es nur<br />
geht, zahlt aber selbst sehr ungern. 0,27 Euro<br />
zahlt er pro Bestellgespräch, wohlbemerkt: Es<br />
muss eine Bestellung sein! Jede angedrehte<br />
Clubmitgliedschaft belohnt er zusätzlich mit<br />
1,50 Euro aber nur, wenn die innerhalb der ersten<br />
14 Tage nicht wieder gekündigt wird.<br />
Schon nach den ersten 5 Stunden merke ich, in was für ein Schlamassel<br />
ich da hineingeraten bin. Das Telefon klingelt zwar ständig,<br />
aber nur bei etwa jedem 4-5ten Anruf handelt es sich um eine Bestellung.<br />
Retourkutschen, diverse Anfragen, Beschwerden, etc. landen<br />
bei uns im Callcenter und müssen entsprechend beantwortet<br />
und weitergeleitet werden. Dafür gibt es nichts. Hat man dann eine<br />
Bestellung zu bearbeiten, dauert so ein Gespräch meistens 5-10<br />
Minuten bis alles im Computer eingegeben und abgeklärt ist, ob die<br />
Artikel überhaupt auf Lager sind und auch die Anschrift und der<br />
Postweg müssen abgesprochen werden. Außerdem darf man auch<br />
die Nummer mit dem Club nicht vergessen. Hunzi sitzt im Büro<br />
nebendran und lauscht mit. Mehr als 4-6 Bestellgespräche pro Stunde<br />
sind kaum zu schaffen, auch wenn man sich den Mund fusselig<br />
redet und der Lohn ist schnell errechnet.<br />
Unvergesslich wird mir der Tag bleiben, an dem er sich zum Kampf<br />
gegen die sommerliche Hitze entschließt. Er besorgt ein riesiges<br />
Kühlgerät, baut es umständlich auf und schiebt es zu sich ins Büro,<br />
dessen Tür immer geschlossen ist und das niemand außer ihm betreten<br />
darf. Die 5 Arbeitskräfte im Nebenzimmer saunieren unterdessen<br />
weiter.<br />
Aber am besten verdient Hunzi mit den Aussteigerinnen, denn auch<br />
er stellt bevorzugt Frauen ein, wie ich es schon des Öfteren im Niedriglohnsektor<br />
festgestellt habe. „Mit den Männern hat man nur<br />
Ärger“, brummelt er vor sich hin, was sich auch anders übersetzen<br />
lässt: Frauen lassen sich leichter einschüchtern und verkaufen sich<br />
eher unter ihrem Wert.<br />
So zahlen viele die 300 Euro, um aus der unergiebigen Geschichte<br />
wieder herauszukommen, denn Hunzi triumphiert: „Mein Vertrag ist<br />
hieb -und stichfest! Der hat schon so manche Gerichtsverhandlung<br />
überstanden!“<br />
Ich klemme mich hinter die Sache und beginne zu recherchieren.<br />
Systematisch inseriert der Mann und nimmt, was ihm vor die Flinte<br />
kommt. Olga, eine Russin aus der Nachbarschaft kann zwar kaum<br />
Aufbewahrungsort<br />
für Ausbeutungs-Jobs<br />
Deutsch sprechen, eigentlich absurd für einen Telefonjob, lässt<br />
sich aber zu einer Unterschrift hinreißen und hat umgehend eine<br />
Geldforderung und Klage am Hals, als sie ihre Stelle nicht antritt.<br />
Am Freiburger Gericht laufen 7 Klagen gegen verschiedene Damen<br />
aus Stadt und Umland, die ihren Dienst vorzeitig quittiert haben.<br />
Dort ist Hunz bekannt wie ein bunter Hund.<br />
Meine Kollegin der ersten Stunde bekommt<br />
eine starke Migräne und lässt sich krankschreiben.<br />
Davon hält der Hunzi ganz und gar<br />
nichts. Er macht sich auf den Weg und fährt zu<br />
ihr vor die Haustür, um mit dem Arbeitsvertrag<br />
zu winken. Als sie ihre Tür nicht öffnet, schreckt<br />
er vor nichts mehr zurück und klingelt sogar<br />
bei den Nachbarn.<br />
Ich renne zum Arbeitsamt, um mich dort zu erkundigen,<br />
ob diese Knebelmethoden denn<br />
wirklich rechtens sind. Drei Tage später bekomme<br />
ich ein Schreiben: Wie wir gehört haben,<br />
beziehen Sie Einkommen, welches sofort<br />
gemeldet werden muss...<br />
Beim gruppendynamischen Bewerbungstraining<br />
erzähle ich von dem Fall. Die Dozentin<br />
will damit nichts zu tun haben, bietet mir keine<br />
Hilfe an und rät mir, die 100 Stunden abzuarbeiten.<br />
Aber da mir manchmal Haare auf den<br />
Zähnen wachsen (so nennt sich das, wenn eine<br />
Frau nicht sanft nachgibt), nehme ich mir einen<br />
Anwalt. Er ist ein Mann mit Biss (und so<br />
nennt sich das, wenn ein Mann Haare auf den<br />
Zähnen hat) und er verspricht mir, ohne Bezahlung<br />
der 300 Euro aus dem Vertrag heraus<br />
zu kommen.<br />
Nach der ersten gerichtlichen Anhörung, bei der die Richterin ganz<br />
offensichtlich dazu neigt, die Geldforderung als berechtigt gelten<br />
zu lassen, beschließe ich, selbst aktiv zu werden und verfasse einen<br />
langen Brief an das Versandhaus für welches Hunzi die Bestellungen<br />
annimmt. Man sollte sich wirklich immer gleich an die oberste<br />
Stelle wenden.<br />
Ich schildere in meinem Brief eindrucksvoll, was hier in Freiburg vor<br />
sich geht. Ich gebe zu bedenken, dass so etwas dem guten Ruf<br />
eines renommierten Versandhauses nur schaden kann. Ganz abgesehen<br />
davon, kann das zum Verlust vieler potentieller Kunden führen.<br />
Dann erwähne ich noch die vielen 300 Euro, die sich ihr Unterhändler<br />
einsackt und ob davon auch etwas an sie abgeht?<br />
Die Antwort kommt schnell und kann unter Schadensbegrenzung<br />
laufen. Man bedankt sich sehr höflich für meine Mitteilung der<br />
Geschehnisse und bedauert die unangenehmen Vorkommnisse zutiefst.<br />
Von dem gewissen Herrn hat man sich getrennt und selbstverständlich<br />
hat er alle Klagen zurückgezogen. Mein bissiger oder<br />
haariger Anwalt setzt sogar durch, dass mir meine 25 geleisteten<br />
Arbeitsstunden vergütet werden und ich bekomme dafür 10,25 Euro,<br />
welche ich natürlich sofort dem Arbeitsamt melde.<br />
Einige Wochen später treffe ich zufällig Olga, meine russische Nachbarin.<br />
Als erstes frage ich sie natürlich, ob sie sich denn nun gefreut<br />
hat, über die zurückgezogene Klage. Leider hatte Olga den gerichtlichen<br />
Bescheid nicht richtig lesen können und hat dann schließlich<br />
50 Euro an den Hunzi gezahlt, da dieser sie mehrmals telefonisch<br />
bedrängt hatte, zu zahlen. Er wäre auch mit 50 Euro zufrieden.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Betrieb schon dicht gemacht.<br />
* Name fiktiv<br />
Mitra
16 FREIeBÜRGER<br />
Anja, Barbara, Ida, Dorothea u. a. - die Namen sind erfunden, um<br />
Schicksalsgenossinnen, von denen Tess in unserer Reihe “Frauen<br />
saufen“ erzählt, nicht irgendwo in Misskredit zu bringen. Es ist die<br />
freie, eigene Entscheidung jeder Suchtkranken selbst, wem und wie<br />
viel sie vor ihrer Erkrankung preisgeben will. Da in Deutschland<br />
aber mindestens jede/r achte Einwohner (manche med. Fachstellen<br />
sprechen sogar von 40% der Bevölkerung incl. Suchtgefährdeten<br />
und zeitweise Süchtigen) betroffen ist, meinen wir, dass auch Einzelschicksale<br />
es wert sind, einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht<br />
zu werden.<br />
Teil 8<br />
Bis Donnerstag um 9 Uhr habe ich Zeit, darüber nachzudenken, ob<br />
ich dem Anmieten der Wohnung zusagen will und damit gleichzeitig,<br />
begründet und genehmigt, die Entwöhnung auf dem Lindenhof<br />
abbrechen. Ich stolpere, benebelt vor Unsicherheit, aus der Besprechung<br />
mit meiner Bezugstherapeutin und der Sozialarbeiterin<br />
hinaus auf den Hof. Im Bügelraum erwartet man mich, egal: Ich<br />
hoffe auf ein paar Minuten frische Luft, denn die Arbeitstherapeutin<br />
wird mich in Kürze aufspüren und abschleppen. Im Hof stehen allerdings<br />
just zu dem Zeitpunkt ein Dutzend anderer Frauen und<br />
gaffen zum gegenüberliegenden Eingang hin, wo zwei Uniformierte<br />
mit einem gestikulierenden Mann reden.<br />
„Was ist los?“<br />
„Klara“ flüstert man mir zu „Klara<br />
hat ihren Freund über Nacht<br />
in ihrem Zimmer gehabt. Die<br />
Aufsicht hat zwei leere Sekt- und<br />
zwei Weinflaschen rausgeholt<br />
und ihren Typ wegen Hausfriedensbruchs<br />
angezeigt.“<br />
„??? ist die total plemplem?“<br />
rutscht es mir raus. „Klara hatte<br />
doch nur noch eine Woche!“<br />
„Der Freund hat sich angeblich<br />
im Kalender vertan. Und sie hat<br />
ihn nicht weggeschickt, sondern<br />
wahrscheinlich mitgetrunken.<br />
Sie ist gerade zum Pusten.“<br />
Ich war wohl eine Puppe im Sack<br />
Die Grünen nehmen den Mann<br />
mit. Noch vor dem Mittagessen<br />
wartet ein Taxi auf Klara und ihre Koffer. Einige winken verlegen der<br />
tränenaufgelösten Frau nach. Niemand versteht ihr Handeln: Wahrscheinlich<br />
hätte sie auch nach einer richtigen Entlassung bald einen<br />
Rückfall gehabt... aber so wird nun auch noch ihr Kostenträger<br />
mit einer Abrechnung für die mutwillig abgebrochene Kur an sie<br />
herantreten.<br />
Arme dumme Klara!<br />
Ist ein Rückfall tatsächlich noch so nah und gegenwärtig, frage ich<br />
mich selbst.<br />
Nach dem Essen habe ich mich hingelegt – und ums Haar verschlafen.<br />
Einige Stunden Schlaf fehlen mir. Zwar kann ich meiner Entscheidung<br />
nicht durch „Ertränken der Gedanken“ entfliehen, aber<br />
versuchen, mich in den Kissen zu verstecken. Nur - erfülle ich mein<br />
Tagespensum nicht, dann tue ich damit indirekt Desinteresse kund.<br />
Achje! – Ein Seufzer noch ... dann rappele ich mich auf, werfe einen<br />
Schluck Wasser ins Gesicht und trabe zur Gestaltungstherapieeinheit.<br />
NUR, WAS IN DER SEELE GESCHIEHT,<br />
VERÄNDERT DIE WELT!<br />
Tolstoi<br />
Ist die Hälfte der Entwöhnungszeit absolviert, dann muss jede Patientin<br />
eine Heimfahrt antreten. Sie soll sich zuhause bei ihrem Arzt<br />
und bei ihrer Suchtberatung vorstellen, sich mit ihrem Alltagsleben<br />
konfrontieren und vor allem „Haltegriffe“ installieren, damit sie nicht<br />
wieder „abstürzt“ wenn nicht mehr die schützende Einrichtung um<br />
sie ist. Der „Heimaturlaub“ ist für zwei mal zwei Tage eingeplant.<br />
Wer weit entfernt wohnt, kann die vier Tage auch am Stück genehmigt<br />
bekommen.<br />
Geraldine fuhr heute vor elf Tagen nach Hause, es schien, als habe<br />
sie abgebrochen. Dass ihre Sachen noch immer hier sind und ihr<br />
Zimmer nicht wie üblich neu belegt worden ist, darüber tuschelten<br />
und mutmaßten wir allerdings schon seit fast einer Woche. Jetzt<br />
lässt uns Frau S. wissen, Geraldine komme am Montag zurück. Weiter<br />
schweigt sie sich allerdings aus. Der zu erwartenden Unruhe in der<br />
Gruppe kommt Frau S. zuvor, indem sie uns auffordert über das<br />
Medium Schlaginstrument miteinander zu kommunizieren. Wir trommeln,<br />
klingeln, rasseln – und machen die interessante Erfahrung,<br />
dass wir miteinander „sprechen“ und nicht über Geraldine.<br />
Ich habe Dienst im Speisesaal,<br />
was auch bedeutet, es wird<br />
nach dem Abendessen gleich<br />
wieder für das Frühstück eingedeckt.<br />
Heute will ich trotzdem an einer<br />
der angebotenen Begegnungen<br />
mit einer Selbsthilfegruppe<br />
teilnehmen. Sie stellen regelmäßig<br />
ihre Arbeit vor, die als Nachsorge<br />
empfohlen wird. Zweige<br />
dieser Organisationen sind<br />
meist am Heimatort ebenfalls<br />
vertreten. Je nach Aufenthaltsdauer<br />
sind drei bis sechs solcher<br />
Vorträge anzuhören. Organisation<br />
und Termine sind frei<br />
wählbar.<br />
Mein Soll lautet vier Veranstaltungen,<br />
mit der heutigen bekomme<br />
ich die vierte Unterschrift<br />
und habe somit diese Pflicht erfüllt. Nach diesem Tag, der um 21:30<br />
Uhr endet, schlafe ich endlich wieder einmal ruhig und tief.<br />
Morgens bin ich voller Energie und Durchsetzungskraft. Ich lasse<br />
wiederum die Arbeitstherapeutin mit ihrer Bügelwäsche stehen und<br />
melde mich kurzfristig noch einmal bei Frau D. an. Sie widmet mir<br />
jedoch nur fünf Minuten und telefoniert mit der Therapeutin, die<br />
nachmittags die Gruppe „Soziale Kompetenz“ leitet. Obwohl ich die<br />
erste Stunde verpasst habe, da der Kurs erst in drei Wochen für<br />
mich eingeplant war, schiebt sie mich mit den Worten dort hinein:<br />
„Wenn Sie uns verlassen wollen, werden sie mit dem Packen schon<br />
noch fertig.“<br />
Mit mir sind es nun 16 Frauen, die in einem großen Kreis sitzen. In<br />
der Mitte liegen zusammengefaltete Decken, große und kleine Tücher.<br />
Daneben steht eine „Schatztruhe“. Mir gibt Frau L. keinerlei<br />
Einführung, schaut sich nur in der Runde um und fragt: „Wer möchte<br />
sich diesmal einrichten?“ Melanie ist auffallend unruhig auf dem<br />
Stuhl herumgezappelt und rutscht jetzt auf den Boden hinunter zu
FREIeBÜRGER<br />
den Decken , wo sie eine stumpfe rotbraune ausbreitet und ein paar<br />
zart gemusterte, weiche Tücher zusammen dreht und wie eine Arena-Begrenzung<br />
im Kreis drum herum legt. Alles sehr hurtig, jetzt<br />
guckt sie ratlos zu Frau L. hin, als wolle sie fragen, ob das genügt<br />
und richtet sich unsicher auf. Frau L. fragt uns, was wir zu sehen<br />
meinen.<br />
„Da passt nichts zusammen“, sagt eine. „Keine schönen Farben.<br />
Wie ein schmutziges Nest“, kommentieren andere. Ein wenig schrill,<br />
als müsse sie sich verteidigen, wendet Melanie ein, dass sie ja erst<br />
angefangen habe. Sie zieht aus der Truhe eine Barbie Puppe und<br />
setzt sie hin. Hinter der Puppe<br />
schiebt sie einen Ausgang frei.<br />
Währenddessen murmelt sie leise<br />
mit gesenktem Kopf, als spräche<br />
sie zu der Puppe, aber sie erzählt<br />
es uns: „Vor Jahren habe ich<br />
ambulant tiefenpsychologische<br />
Stunden genommen. Damals wurde<br />
mir gesagt, ich müsse es einmal<br />
aussprechen, selbst wenn ich<br />
es einer anonymen Telefonseelsorge<br />
anvertrauen würde ... Ich<br />
bin da zweimal die Woche hingegangen,<br />
aber nach einem halben<br />
Jahr dann nicht mehr ...“<br />
Melanie holt noch ein gruseliges<br />
Fabelwesen aus der Kiste und ein<br />
Krokodil und eine Pipi Langstrumpf<br />
und zwei ziemlich große<br />
kantige Kiesel. Das alles legt sie in die andere Hälfte der Arena.<br />
Dann setzt sie der Barbie ein Vögelchen auf den Schoß. Sie schaut<br />
uns an, als erinnere sie sich plötzlich wieder, dass wir auch da sind,<br />
dann schaut sie Frau L. an. Die fragt: „Noch etwas?“ Melanie suchte<br />
kleine Murmeln und Klötzchen und zielt einzeln auf die liegenden<br />
Figuren. Mit vor Triumph blitzenden Augen setzt sie sich zurück<br />
auf ihren Stuhl. Sie beginnt die Aufstellung zu erläutern:<br />
„Die beiden Tiere sind Oma und ihr Mann, bei denen ich aufgewachsen<br />
bin, weil meine Mutter (sie deutet auf Pipi Langstrumpf)<br />
erst 17 war, als sie mit mir schwanger wurde. Die beiden Steine sind<br />
meine Ehemänner. Die Ehe mit dem ersten ließ ich auf Druck meiner<br />
Familie nach wenigen Monaten annullieren. Später konvertierte ich,<br />
weil ich die Frau eines freikirchlichen Predigers werden wollte. Diese<br />
Rolle überforderte mich allerdings völlig. Ich wollte keine eigenen<br />
Kinder und hatte auch mit der Jugendarbeit in dieser Gemeinde<br />
nur Scherereien. Schließlich haben wir beide eingesehen, dass Scheidung<br />
die beste Lösung ist. Ich bin nicht bindungsfähig, fügt Melanie<br />
kaum verständlich leise hinzu.<br />
„Wieso glaubst du, es liegt nur bei dir?“ fragt Bianca.<br />
„Wegen der Angst, die ich vor Männern habe.“<br />
„Deswegen hast du die Figuren beworfen?“ fragt Steffi.<br />
„Ich habe sie umgelegt. Ich habe Flaschen nach ihnen geworfen.<br />
Ich habe sie alle umgelegt. Jetzt ist mir wohler.“<br />
Frau L. hakt nach: „Sie werfen auch auf ihre Mutter und ihre Oma.“<br />
„Ja“, Melanie nickt. „Die hätten mich vor Heinz (das ist Omas Mann)<br />
beschützen müssen, aber sie haben nichts gemerkt. Als ich noch<br />
ganz klein war, fand ich das ja schön und sicher und bequem, dass<br />
Heinz mich im Gebüsch abgehoben hat, statt mich aufs Klo zu setzen,<br />
wo ich immer fürchtete ins Loch zu fallen. Aber ich wurde größer...<br />
und ich merkte, dass der alte Mann zudringlich wurde... und<br />
als ich es gar nicht mehr wollte, hat er mich regelrecht von den<br />
anderen weggezerrt. Mir war das immer so peinlich...“.<br />
„Dein Stiefgroßvater hat dich missbraucht. Willst du das sagen?“<br />
Melanie druckst rum: „Ich hatte schon mit 14 was mit ´nem Jungen.<br />
Ich hab das – und das mit Heinz – meinem ersten Mann mal erzählen<br />
Freundeskreis reundeskreis Lenzkirch<br />
Lenzkirch<br />
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17<br />
wollen. Der wurde böse, warf mir vor, dass ich zu ihm so zickig wäre<br />
und als Kind wohl aber eine frühreife, kesse Mieze gewesen sein<br />
müsse“.<br />
„Quatsch!“ Jetzt regen sich die meisten Frauen auf und rufen durcheinander,<br />
man könne doch einem Kind nicht die Schuld für das<br />
Fehlverhalten Erwachsener in die Schuhe schieben.<br />
„Das seht ihr so“, flüstert Melanie stimmlos. „Ich wurde aber auch<br />
schon mit 17 schwanger, so wie meine Mutter. Nur habe ich eine<br />
Fehlgeburt gehabt. Gott hat mich gestraft“.<br />
Jetzt war es raus.<br />
Frau L. greift ein: „Legen Sie hinter<br />
den Ausgang einen zweiten<br />
Kreis. Gehen Sie mit ihrem Vögelchen<br />
dort hinüber und richten Sie<br />
sich so schön ein, wie Sie gern<br />
leben möchten und nehmen Sie<br />
nur die Gäste auf, von denen Sie<br />
Freundlichkeit und Gutes erwarten.<br />
Melanie kramt in der Truhe. Zwei<br />
Mitpatientinnen setzen sich ungefragt<br />
neben sie auf den Boden<br />
und helfen. Frau L. legt eine CD<br />
ein. Niemand sagt mehr etwas und<br />
auf der Decke entwickelt sich mit<br />
jedem Handgriff konkreter ein<br />
Garten. Eine Grill Party.<br />
Obwohl neu in der Gruppe und quasi Zuschauerin, komme ich mir<br />
vor, als sei ich genau ins Zentrum meines eigenen nächtlichen<br />
Grübelns gefallen. Ich will mein vermeintliches Schuldpaket auch<br />
finden und hier auspacken und abgeben. Es ist noch zu früh, um<br />
mich in einer neuen Wohnung neu, schön, behaglich und geschützt<br />
einzurichten. Ich weiß, was ich Donnerstag um 9 Uhr sagen muss:<br />
Ich muss sagen, ich bringe meine Therapie zu Ende. Ein Zimmer<br />
wird sich schon wieder finden. Die Räume für meine Seele müssen<br />
entrümpelt, ausgefegt und renoviert werden. Das hat vorderste Priorität.<br />
Mit Alkoholkranken verbindet man ein Bild von Abgestumpftheit,<br />
Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit. Aus der Nähe betrachtet zeigen<br />
sich aber oftmals Persönlichkeiten, die gleichzeitig besonders<br />
empfindsam und auch zäh im Einstecken sind. Die nächste Folge<br />
erzählt was Geraldine zu lange zuhause aufgehalten hat und wieso<br />
eine Entwöhnung so viel mehr Chancen bringt als eine Entgiftung.<br />
Ella
18 FREIeBÜRGER<br />
Nach einer langen, spannenden und in allen Belangen<br />
ungewöhnlichen Saison, wurde dem Freiburger Fußballfreund<br />
zum Abschluss noch mal ein wirklicher „Leckerbissen“<br />
serviert. Und das sogar mit Hin- und Rückspiel,<br />
also in zwei Gängen sozusagen. Am 21. Mai trafen im<br />
Freiburger Möslestadion ein Freiburger All Star-Team,<br />
welches von Volker Finke gecoacht wurde und die deutsche<br />
Nationalmannschaft der Köche aufeinander.<br />
Anpfiff zum Freundschaftsspiel sollte um 16.00<br />
Uhr sein, doch bereits zwei Stunden vorher füllten<br />
sich die Ränge im weiten Rund! Etwa 2.000<br />
Zuschauer sollten es im Verlauf des Nachmittags<br />
noch werden und diese schnalzten laut hörbar<br />
mit der Zunge, als die Aufstellung der Freiburger<br />
Mannschaft bekannt gegeben wurde.<br />
Der Ex-Trainer des Sportclub Freiburg und sein<br />
Stab haben wirklich weder Kosten noch Mühe<br />
gescheut, um so viele ehemalige Stars der Freiburger<br />
Fußballszene wie möglich auf den Rasen<br />
zu bekommen. So fehlte weder Abwehrrecke<br />
Ulrich von Kirchbach, heute Sozialbürgermeister,<br />
noch die einstige Stürmerlegende Thomas<br />
Hauser, welcher inzwischen als Chefredakteur<br />
der Badischen Zeitung sein Geld verdient.<br />
Selbst Skisprungweltmeister Martin<br />
Schmitt und Kabarettist Jess Jochimsen gaben<br />
sich die Ehre, bei Finkes letztem Spiel dabei zu<br />
sein, um hier nur einige zu nennen. Verstärkt<br />
wurde das Team noch von einstigen Sportclub-<br />
Haudegen wie Jens Todt, Uwe Spieß und natürlich<br />
der früheren Fußballikone Rodolfo<br />
Esteban Cardoso!<br />
Bei den Gästen, wo man das Fehlen von Fernsehkoch Johann<br />
Lafer schmerzlich bemerkte, kickten unter anderem so<br />
Edelköche wie Ronny Mechnich, Arthur Dutter oder Fritz<br />
Zehner und natürlich der Chef des Gourmettempel, „Raben“<br />
in Horben, Stefan Disch, der auch Initiator dieses Events war.<br />
Nachdem der Anpfiff pünktlich vollzogen<br />
wurde, ging es auch gleich los mit<br />
der Zauberei auf dem Spielfeld. Den besseren<br />
Start hatte die Heimelf, die gleich<br />
einen furiosen Sturmlauf auf das Tor der<br />
Küchenmeister entfachte und durch Jess<br />
Jochimsen auch sehr früh in Führung<br />
ging. Doch dann wurde nicht etwa auf<br />
Ergebnis verwalten gespielt, nein, zur Begeisterung<br />
der Zuschauer wurde auch<br />
weiterhin offensiver Spaßfußball zelebriert.<br />
Nachdem „Fußballrentner“ Klaus<br />
Theweleit (inzwischen Soziologe und 65<br />
Jahre alt !!!) ein ums andere Mal die<br />
gegnerische Abwehr durcheinander wirbelte,<br />
erhöhte Tommi Hauser mit zwei<br />
wunderschönen Toren schnell auf 3:0<br />
und das Spiel schien in trockenen Tüchern<br />
zu sein.<br />
Wenn Promi-Köche kicken...<br />
Doch nun wurde die Partie erst so richtig interessant, weil<br />
sich die Köche nun auch am Spiel beteiligten und das gar<br />
nicht mal so schlecht. Geschickt wurde das Mittelfeld mit<br />
brandgefährlichen Steilpässen überbrückt und ein ums andere<br />
Mal tauchten die pfeilschnellen Angreifer des Gegners im<br />
Freiburger Strafraum auf. Aber entweder scheiterten sie dann<br />
am großartig haltenden Ex-Keeper des Sportclubs, Stefan<br />
Beneking oder an den eigenen Nerven. Und sollten sie beides<br />
mal in den Griff bekommen haben, machte ihnen der<br />
Schiedsrichter einen Strich durch die Rechnung,<br />
indem er die eigentlich an diesem Tag außer<br />
Kraft gesetzte Abseitsregel einfach wieder anwendete!<br />
Erst nach energischer Ermahnung<br />
durch den Stadionsprecher lies der Schiri diesen<br />
Unfug bleiben, so etwas habe ich allerdings<br />
in meiner gesamten Laufbahn als Sportreporter<br />
noch nicht erlebt!!! Als das dann endlich<br />
geklärt war, konnten die tapfer kämpfenden<br />
Köche pünktlich mit dem Pausenpfiff ihr erstes<br />
Tor erzielen und alle gingen einigermaßen<br />
zufrieden in die Kabinen.<br />
Nur dem Zuschauer blieb keine Erholungsphase,<br />
denn in der Halbzeitpause fand die Preisverlosung<br />
der Tombola statt, für die vor und<br />
während des Spiels Lose verkauft wurden.<br />
Auch der FREIeBÜRGER hatte ein solches<br />
Los gekauft und wir warteten nun natürlich gespannt<br />
auf unseren Chefredakteur, der den<br />
eventuellen Gewinn in Empfang nehmen sollte.<br />
Als er schließlich kam, erzählte er uns ganz stolz, wir hätten<br />
einen Gutschein für ein „Ohrfango?“ gewonnen, was sich bei<br />
genauerem Betrachten allerdings als eine Massage mit Heilmoorfango<br />
entpuppte. Aber viel Zeit uns darüber zu freuen<br />
oder zu ärgern blieb nicht, denn das Spiel ging weiter und<br />
auch in Hälfte zwei boten beide Mannschaften wieder allerbeste<br />
Fußballkunst.<br />
Am Anfang waren die Kochkünstler am<br />
Drücker und versuchten noch einmal<br />
heranzukommen, was ihnen auch Dank<br />
des nun lockerer pfeifenden Schiedsrichters<br />
ziemlich schnell gelang. Dem 5:2<br />
folgte - einfach so - mal ein Elfmetergeschenk<br />
des Unparteiischen, welches<br />
aber selbst die Köche als solches erkannten<br />
und den Ball kurzer Hand verschossen.<br />
Nun dachte der Schiri sich, probieren<br />
wir es halt noch einmal und er pfiff<br />
einfach noch einen Strafstoß, zu welchem<br />
nun der Torwart der Gäste antrat.<br />
Nachdem ihm sein Freiburger Gegenüber<br />
noch kurz erklärte in welche Ecke<br />
er abtaucht, verwandelte der Schütze<br />
einfach in die andere und schon stand es<br />
nur noch 5:3, doch damit waren die Köche<br />
nun auch mit ihrer Kunst und Kon-
FREIeBÜRGER 19<br />
dition am Ende und jetzt wurde ihnen dafür die Rechnung<br />
serviert. Jetzt legten Cardoso und Co. noch einmal richtig<br />
los. Vor allem Publikumsliebling Martin Schmitt knüpfte nahtlos<br />
an den vergangenen Winter an. Er machte alles wunderschön<br />
und richtig, am Ende fehlte ihm halt nur das Glück.<br />
Gewohnt stark präsentierte sich auch Herr von Kirchbach,<br />
der zwar öfter mal am Boden lag, aber in alter SPD-Manier<br />
immer wieder aufstand und an allen möglichen und unmöglichen<br />
Stellen auf dem Platz zu finden war. Zum Schluss veranstaltete<br />
das Allstar-Team ein richtiges Schützenfest und<br />
damit es nicht zweistellig wird, durften die Küchenchefs die<br />
letzten fünf Minuten alle zwanzig verfügbaren Spieler aufs<br />
Feld schicken. Endstand war schließlich 9:3 für die Finkeelf<br />
und für den verdienstvollen Trainer war es ein würdiges Abschiedsspiel.<br />
Ein paar Stunden später fand im „Raben“ in Horben noch<br />
eine ausgiebige After Soccer Party statt, bei der sich dann<br />
die Köche wieder heimisch fühlen konnten. Ob es den Kikkern<br />
allerdings gelang, bei diesem „Rückspiel“ bis in die Küche<br />
vorzudringen um den Küchenchefs die Suppe zu versalzen,<br />
war uns bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.<br />
Das Positivste des Events nun ganz zum Schluss: Der Erlös<br />
aus der Tombola und dem abendlichen Gala-Essen kam der<br />
Freiburger Bürgerstiftung und der Achim Stocker-Stiftung,<br />
die unter anderem die Freiburger Fußballschule unterstützt,<br />
zu Gute!<br />
Carsten<br />
Leserbrief<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
mit großem Interesse las ich Ihre Straßenzeitung April <strong>2007</strong>.<br />
Es ist die beste Publikation ihrer Art, die ich bisher in Händen<br />
gehalten habe. Von fesselnden Einblicken in die Insiderszene,<br />
über sozial- und umweltkritische Beiträge bis zur regionalen<br />
Historie wird ein fassettenreiches Spektrum in einer außerordentlich<br />
positiven und geradezu optimistischen Art und Weise<br />
aufgeblättert, das den Eindruck großen Engagements vermittelt.<br />
Mein Glückwunsch zu Ihrer Energie!<br />
Sehr interessiert wäre ich an den vorherigen vier Folgen über<br />
Hexen in Freiburg. Besteht eine Möglichkeit, diese im <strong>Archiv</strong><br />
zu finden? Für einen kurzen Hinweis wäre ich Ihnen dankbar.<br />
Ich wünsche Ihnen weiterhin diese Kraft und Passion mit<br />
der Sie sehr gute Arbeit leisten.<br />
Alles Gute für Sie!<br />
Reinhard Dürr<br />
aus Karlsruhe<br />
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Sonntagstreffs im <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />
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17. 6.<strong>2007</strong> Maria Magdalena Kirche - Rieselfeld<br />
13.00 Uhr Maria von Rudloff-Platz 1<br />
Straßenbahn 5 Halt<br />
Maria von Rudloff-Platz<br />
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24. 6.<strong>2007</strong> Kath. Hochschulgemeinde (KHG)<br />
14.00 Uhr Lorettostr. 24<br />
S 2 /Halt Lorettostr.<br />
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20 FREIeBÜRGER<br />
30 Jahre RDL<br />
Am 4. <strong>Juni</strong> 1977 ging Radio Dreyeckland<br />
(damals noch als Piratensender „Radio<br />
Verte Fessenheim) zum ersten Mal auf<br />
Sendung. Es waren 12 Minuten die<br />
Radiogeschichte machten und heute<br />
gehört RDL zu den dienstältesten freien<br />
Radios in Deutschland.<br />
Genau wie der FREIeBÜRGER wollte<br />
man mit dem Medium Radio eine Gegenöffentlichkeit<br />
schaffen, denn von den<br />
damaligen Medien gab es noch kein kritisches<br />
Wort zum Thema Atomkraft.<br />
„Man konnte sich unverzüglich Gehör<br />
verschaffen, etwa wenn ein Störfall aus Fessenheim zu vermelden<br />
oder eine Demo anzukündigen war. Das Medium Radio erreichte<br />
damit im Sendegebiet (dem Dreyeckland) auch eine höhere Identifikation<br />
als etwa eine Zeitung. Am wichtigsten war aber der<br />
Schritt vors Mikrofon selbst, sich ausdrücken zu können, eigenmächtig,<br />
ungeschnitten und ungefiltert“. (Jubiläumsprogramm<br />
RDL) Auch heute nach 30 Jahren ist sich Radio Dreyeckland treu<br />
geblieben und ist immer noch ein unkommerzielles, kritisches Medium.<br />
Kein anderes Radio bietet eine solche Vielfalt an Musikstilen<br />
und so viele Sendungen in anderen Sprachen. Jeder kann hier mitmachen<br />
und sich ausdrücken wie er will, denn es gibt keinen Quotendruck<br />
oder formale Zwänge. Gerade in der heutigen Medienlandschaft<br />
sind solche kritischen Stimmen immer wichtiger.<br />
Der FREIeBÜRGER gratuliert<br />
Radio Dreyeckland zu seinem 30. Geburtstag!!!<br />
Wer mehr über die Geschichte von Radio Dreyeckland<br />
erfahren möchte, dem empfehlen wir:<br />
STADTRUNDGANG – FANG DIE ÄTHERPIRATEN!<br />
Mittwoch 27. <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong> 18.00 Uhr<br />
(und am 25. Juli und 26. September <strong>2007</strong>)<br />
Treffpunkt: Grethergelände, Adlerstr. 12 (vor dem Strandcafé)<br />
Der Rundgang wirft ein Schlaglicht auf die politischen Bewegungen,<br />
die der ehemalige „Piratensender“ seit den Anti-<br />
AKW-Protesten begleitet hat. Dabei wird auch das Geheimnis<br />
des versteckten Sendestudios gelüftet, dessen Überreste<br />
bei der Führung besichtigt werden. Der Rundgang wird von<br />
Birgit Heidtke geleitet und dauert ca. 2 Stunden.<br />
Unkostenbeitrag: 7,– Euro<br />
In eigener Sache<br />
W A N T E D<br />
WIR SUCHEN<br />
Für unsere Redaktion einen Komplett-PC,<br />
mit mindestens 1000 Mhz<br />
u. mind. 512 MB Arbeitsspeicher<br />
und mit USB-Anschlüssen,<br />
gerne mit Zubehör<br />
Tel.: 319 65 25<br />
Unser Verkäufer Ralf (Headbanga)<br />
sucht ein kleines Gefrierschränkchen<br />
bitte melden unter: 0174-7096909<br />
EIGENER ARBEITSPLATZ<br />
Bereits im Jahr 2000 beschäftigten wir uns mit der Idee, einen eigenfinanzierten<br />
Arbeitsplatz beim FREIeBÜRGER zu schaffen. In der<br />
Dez./Jan.-Ausgabe 2003 hatten wir Ihnen dann dieses Konzept ausführlich<br />
vorgestellt. Dank Ihrer Mithilfe konnten wir im Mai 2004<br />
den ersten 400-Euro-Job finanzieren und somit einen bis dahin ehrenamtlichen<br />
Mitarbeiter auch bezahlen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir gerade mal einen Anzeigenkunden<br />
und es kam der Gedanke, durch feste Werbepartner noch einen<br />
Arbeitsplatz zu schaffen. Wie Sie anhand der Werbeanzeigen sehen,<br />
ist uns das auch gelungen! Im Januar 2005 konnten wir dann<br />
dank der Werbeeinnahmen den zweiten Arbeitsplatz eröffnen.<br />
Für diese beiden Minijobs müssen wir inklusive Arbeitgeberabgaben<br />
monatlich 864,50 Euro als feste Kosten einplanen. Die Hälfte<br />
dieser Kosten wird über unsere Anzeigenkunden abgesichert und<br />
die andere Hälfte wird zum größten Teil mit Ihren Spenden finanziert.<br />
Auch hier können wir positiv auf das Jahr <strong>2007</strong> blicken: Durch diese<br />
Unterstützung sind die Lohnkosten für das kommende Jahr schon<br />
abgesichert.<br />
Auf Grund dieser erfreulichen Bilanz wagen wir nun den nächsten<br />
Schritt: Wir möchten unser Arbeitsplatzkonto aufstocken um in naher<br />
Zukunft zumindest aus einem der beiden Minijobs eine Halbtagsstelle<br />
mit einem angemessenen Lohn zu schaffen.<br />
Deshalb möchten wir Sie bitten, uns auch weiterhin auf diesem<br />
Weg zu unterstützen. Denn ohne Ihre Hilfe wären schon die ersten<br />
beiden Minijobs nicht möglich gewesen. Also, wenn Sie Leute kennen,<br />
die ein Geschäft haben und an günstiger Werbung interessiert<br />
sind, oder selbst dem FREIeBÜRGER helfen wollen, können Sie<br />
sich gern bei uns melden. Spenden oder Fördermitgliedschaften<br />
helfen ebenso dabei, einen Arbeitsplatz zu sichern!<br />
Volksbank Freiburg:<br />
Konto-Nr.: 24 77 327 BLZ 680 900 00<br />
Stichwort Arbeitsplatz
FREIeBÜRGER 21<br />
Seit der Mai-Ausgabe des FREIeBÜRGER gibt es für ein paar<br />
Monate lang leider keinen NEWS-TICKER mehr, denn unser<br />
Kollege Peter Sauter (Münster) hatte im April einen schweren<br />
Arbeitsunfall. Die Redaktion wünscht Peter gute Besserung!<br />
Aus diesem Grund werden wir diese Zeit mit einer alten Idee<br />
überbrücken. In „Kurz belichtet“ geht es mehr um kuriose Meldungen,<br />
die es allerdings auch wert sind, mal veröffentlicht zu<br />
werden. Fangen wir direkt mit 3 interessanten Nachrichten aus<br />
dem Vatikan an:<br />
Drogen im Vatikan: Zum ersten Mal in der Geschichte des Vatikans<br />
hat dort ein Drogen-Prozess stattgefunden. Bei einem Vatikan-Mitarbeiter<br />
waren 87 Gramm Kokain entdeckt worden. Die Gesetze<br />
aus dem Jahr 1929 kannten kennen genauen Regeln zu Drogenbesitz<br />
und -handel. Dennoch sei der Richter zu einem Urteil gelangt,<br />
meldet die römische Zeitung La Republica. Der Mann wurde zu<br />
vier Monaten Haft verurteilt (BZ 7.5.<strong>2007</strong>)<br />
Nach jahrelanger Debatte hat<br />
der Vatikan die traditionelle<br />
Vorstellung einer „Vorhölle“<br />
für ungetaufte tote Kinder offiziell<br />
für überholt erklärt. „Der<br />
Ausschluss von unschuldigen<br />
Kindern aus dem Paradies widerspricht<br />
der besonderen Liebe<br />
Christus für die Kleinen“,<br />
heißt es in dem Bericht der internationalen<br />
Theologischen<br />
Kommission der von Papst Benedikt<br />
XVI gebilligt wurde. Der<br />
Papst habe sich unter anderem<br />
wegen der weltweit hohen Zahl<br />
der Abtreibungen zu diesem<br />
Schritt entschlossen und zudem<br />
würden immer mehr Kinder<br />
nicht getauft.<br />
Ob die Entscheidung des Vatikans<br />
auch den Klimawandel und die globale Erwärmung beeinflusst<br />
ist noch ungeklärt. Auch die Frage, ob in der Hölle demnächst eisige<br />
Zeiten herrschen, bleibt noch unbeantwortet. (ZDF 21.4.<strong>2007</strong>)<br />
Auch im Vatikan gibt es seit Neustem eine Fußballliga. Seit Februar<br />
spielten insgesamt16 Mannschaften aus Priesterseminaren<br />
und theologischen Universitäten in 58 Spielen zum ersten Mal um<br />
den „Clericus-Cup“. Am Samstag (26.5.<strong>2007</strong>) siegte dann im Endspiel<br />
die Mannschaft „Redemptoris Mater“ souverän gegen den<br />
Gegner der „Lateran-Universität“ und konnte den bronzenen Pokal<br />
mit nach Hause nehmen. Die BZ beschrieb dieses Spektakel in<br />
ihrer Ausgabe vom 29. Mai folgendermaßen: „In Rom mangelte es<br />
auf den Tribünen nicht an Megaphonen, Ratschen, Trommeln und<br />
bemalten Betttüchern: ‚Wir wollen Tore` stand da auf einem, unterschrieben<br />
mit ‚Red Mat Ultra’, der Abkürzung für ‚Ultras von<br />
Redemptoris Mater’“ Zu großartigen Ausschreitungen kam es beim<br />
Endspiel nicht und es wurden im gesamten Turnierverlauf nur 4<br />
Rote Karten - „vier kleine Exkommunikationen sozusagen“ – vergeben.<br />
Wie hoch das Spiel gewonnen wurde, steht leider nicht in<br />
diesem Artikel und aus zuverlässiger Quelle haben wir erfahren,<br />
dass keiner der Spieler unerlaubte Mittel eingenommen hatte.<br />
Schlüsseldienst befreit Straftäter aus Zelle: Zwiesel (ddp-bay).<br />
Die Polizei in Zwiesel hat den Schlüsseldienst rufen müssen, um<br />
einen Straftäter wieder loszuwerden. Der 18-Jährige hatte die Nacht<br />
Kurz belichtet<br />
zum Mittwoch in der Arrestzelle verbracht, weil er betrunken die<br />
Frontscheibe eines Autos eingeschlagen hatte. Als er am Morgen<br />
freikommen sollte, bekamen die Beamten aber die Zellentür nicht<br />
auf. Schuld war ein „technischer Defekt“, wie die Polizei auf ddp-<br />
Anfrage mitteilte. Erst ein ziviler Experte knackte das Schloss und<br />
befreite den Insassen.<br />
Die Autobahnraststätte ruft die Polizei und meldet: „Uns wurde<br />
ein Koch gestohlen!“ Das Opfer der Entführung ist eine lebensgroße<br />
Plastikfigur und von Insassen eines Reisebusses geklaut<br />
worden. Die Polizei stellt den Bus bei Ettenheim und befreit den<br />
Koch. Der Dieb wird angezeigt. (Der Sonntag 27.05.<strong>2007</strong>)<br />
Heuweiler soll künftig eine Straße mit Heizung haben. Ein Modellversuch<br />
mit dem örtlichen Erdwärmepark ist in Vorbereitung. Das<br />
soll nicht nur Winterdienste reduzieren helfen, sondern auch die<br />
Lebensdauer der Straßen und – vor allem – der Verkehrsteilnehmer<br />
erhöhen. Doch das ist längst<br />
nicht alles. Geplant ist auf demselben<br />
Weg, die Straßen zu<br />
kühlen – damit Heuweiler (Kreis<br />
Calw) im Sommer auch noch<br />
das coolste Pflaster ist, (BZ<br />
19.5.<strong>2007</strong>)<br />
Braunschweig Eine Neunjährige<br />
aus Braunschweig hat im<br />
Streit um ihr unaufgeräumtes<br />
Zimmer die Polizei um Hilfe gerufen.<br />
Das Mädchen saß weinend<br />
am Fenster und hielt ein<br />
Plakat mit der Aufschrift „Ruft<br />
die Polizei“ hoch. Passanten<br />
alarmierten die Polizei. Doch<br />
das Mädchen war lediglich<br />
dazu verdonnert worden, ihr<br />
Zimmer aufzuräumen. Sie sah<br />
dies aber nicht ein. Die Polizisten<br />
überzeugten sie und kontrollierten das Ergebnis zwei Stunden<br />
später. (dpa 22.5.<strong>2007</strong>)<br />
40 Sozialstunden für angebissene Fleischwurst: Köln (ddp-nrw).<br />
Weil er in einem Supermarkt eine Fleischwurst anbiss und sie wieder<br />
ins Regal zurücklegte, muss ein 30-Jähriger 40 Sozialstunden in<br />
einer gemeinnützigen Einrichtung leisten. Der treuherzige Einwand<br />
des wegen Diebstahls angeklagten Mannes, die Wurst habe kurz<br />
vor dem Verfallsdatum gestanden und er habe deshalb das Produkt<br />
auf seinen Geschmack hin testen wollen, zog am Freitag vor dem<br />
Kölner Amtsgericht nicht. Auch wenn die Wurst nur 1,89 Euro gekostet<br />
habe, müsse der Angeklagte Konsequenzen spüren. Immerhin<br />
habe er ein deutliches Vorstrafenregister, begründete der Richter<br />
seine Entscheidung. Er stellte das Verfahren dann allerdings<br />
ohne Urteil ein.<br />
Teletubbies werden in Polen als schwul verdächtigt: Warschau<br />
(dpa) - Sind die bei Kleinkindern beliebten Teletubbies schwul?<br />
Diese Frage hat die polnische Ombudsfrau für Kinder, Ewa Sowinska,<br />
nun zu einer Untersuchung der Fernsehserie mit psychologischen<br />
Beratern veranlasst. Sie sollten einschätzen, ob das im öffentlichen<br />
Fernsehen gezeigt werden könne, sagte sie in einem Interview. Dass<br />
nun auch das Kinderfernsehen „homosexueller Propaganda“ verdächtigt<br />
wird, liegt an der Figur Tinky Winky, die zwar männlich ist,<br />
aber eine Handtasche trägt.
22 FREIeBÜRGER<br />
Hallöchen liebe Sportfreunde,<br />
da bin ich mal wieder und diesmal mit dem nicht so erfreulichen<br />
Ausgang der Fußballsaison 2006/07 und der Nachbetrachtung auf<br />
dieselbe. Daran könnt Ihr schon sehen, dass es auch diesmal fast<br />
ausschließlich um den Fußball geht. Ist ja nicht umsonst der Lieblingssport<br />
der Deutschen.<br />
Wer am Ende Meister wurde und dass ich mal wieder todtraurig war,<br />
brauche ich Euch wohl nicht unbedingt erzählen, aber kommen wir<br />
trotzdem noch einmal auf das Finale zu sprechen. Nach einer Saison,<br />
die so dramatisch, spannend und wechselhaft war wie lange<br />
nicht, wurde am Ende mit dem VfB Stuttgart die konstanteste Mannschaft<br />
deutscher Meister. Und irgendwo war das sogar verdient,<br />
das muss der Neid lassen!<br />
Ihnen ist es gelungen, mit der jüngsten Truppe der Liga den effektivsten<br />
Fußball zu spielen und das Ganze auch noch attraktiv aussehen<br />
zu lassen. Nur lange Zeit hat das halt keiner so richtig merken<br />
wollen!<br />
Die waren doch schon abgeschrieben bevor die Bundesliga so richtig<br />
ins Rollen kam und als auch der Rückrundenstart alles andere<br />
als souverän war, hätte keiner mehr einen Pfifferling auf die Schwaben<br />
gegeben!<br />
Mit der Meisterschaft hat den VfB niemand ernsthaft in Verbindung<br />
gebracht und ich glaube auch die Schwabenkicker selbst waren<br />
zu Jahresbeginn nur auf ihren Zweikampf mit den Bayern, um den<br />
dritten Platz fixiert! Doch (fast) unbemerkt von der Konkurrenz schlichen<br />
sie sich heimlich wie Diebe immer näher, um sich dann eben<br />
doch noch mit der Meisterschale davonzustehlen!<br />
Aber gerade die Schalker haben ihnen am Ende das Ding ja fast<br />
noch in die Hände gedrückt. Denn ganz aus eigener Kraft ist Stuttgart<br />
ja nun wirklich nicht Deutschlands Nummer 1 geworden! Dazu<br />
gehörte neben dem eigenen Können natürlich auch eine gehörige<br />
Portion Dummheit der anderen, besonders meiner Schalker!!! Denn<br />
im Gegensatz zur Vergangenheit waren die Blau-Weißen schon die<br />
gesamte Rückrunde über deutscher Meister, die hätten sich diesmal<br />
wirklich nur noch selbst schlagen können – was sie dann auch<br />
mit Bravour taten! In diesem Zusammenhang wage ich es mir auch<br />
erstmals, dem Denkmal auf Schalke, Charly Neumann, zu widersprechen!<br />
Der sagte nämlich: „...der Fußballgott ist eben doch kein<br />
Schalker!“ Der Typ da oben war es fast die gesamte Rückrunde<br />
über. Denn so oft wie die Knappen gepatzt haben und trotzdem<br />
Erster blieben, weil die Gegner eben auch gepennt haben, ging auf<br />
keine Kuhhaut mehr. Aber Kopf hoch, Charly, vielleicht hat der<br />
liebe Gott auch nur gedacht 49 ist eine bekloppte Zahl, ich lasse<br />
euch erst nach runden fünfzig Jahren mal wieder Meister werden...<br />
Aber nun mal ernsthaft, diesmal waren keine Schiedsrichter oder<br />
schlechtes Wetter verantwortlich, den Titel hat Schalke eindeutig<br />
selbst verspielt! Und zwar in Bochum, als man schnell mit 1:0 führte,<br />
danach die Reviernachbarn an die Wand spielte und nur mal wieder<br />
das Tore schießen vergaß. Dann kamen zwei dumme Konter, das<br />
Spiel ging verloren und der halbe Ruhrpott lachte sich schlapp. Na<br />
ja egal, Glückwunsch ins Schwabenland und wir greifen im nächsten<br />
Jahr halt wieder an! Auf jeden Fall kommen wir der Schale<br />
immer näher, denn während wir 2001 nur für vier Minuten Meister<br />
waren, waren es dieses Jahr immerhin schon ganze acht! So, das<br />
soll es jetzt zum Thema vergeigte Meisterschaft aber mal gewesen<br />
sein!<br />
Positives gab es aus Blauweißer Sicht auch noch zu berichten. Erstens<br />
spielen wir logischerweise im Herbst wieder in der Champions-League<br />
und zweitens kommen unsere Nationalspieler wieder in<br />
Fahrt. Der Kuranyi dürfte inzwischen bei Jogi Löw gesetzt sein und<br />
Asamoah als auch Christian Pander dürften nach ihren geglückten<br />
Comebacks wieder große Chancen haben noch auf den EM-Zug<br />
aufzuspringen. Und dann gibt es da ja noch die Neuentdeckung<br />
Manuel Neuer! Der junge Bursche hat ja eine unglaubliche Saison<br />
hingelegt, so dass ich mir ziemlich sicher bin, das er nicht nur Rost<br />
aus dem Schalker Tor gekegelt hat, sondern auch bald seine Chance<br />
in der Nationalmannschaft bekommen wird!<br />
Nun sind wir auch schon bei den nächsten zwei der Bundesligaabschlusstabelle<br />
angelangt, Werder Bremen und den Bayern. Während<br />
die Norddeutschen bekanntlich die Herbstmeisterschaft holten<br />
und als heißester Favorit in die Rückrunde gingen, hatten die<br />
Bayern während der ganzen Saison keine ernsthaften Meisterschaftschancen.<br />
Immerhin spielten die Werderaner ja bis in den<br />
Spätfrühling um den Titel mit und sind wohl nur an ihren Stürmerproblemen<br />
gescheitert. Zuerst fiel Ivan Klasnic aus und dann auch<br />
noch Klose. Während ersterer jedoch ernste gesundheitliche Probleme<br />
hatte (ihm musste eine neue Niere eingesetzt werden), machte<br />
sich Klose die seinen einfach selbst. Zuerst suchte er seine WM-<br />
Form, dann einen neuen Verein, schließlich dann beides und zu<br />
guter Letzt blieb alles beim Alten. Vergessen hat er darüber nur,<br />
dass er seine grün-weiße Truppe zum Meistertitel schießen wollte<br />
und sollte. Da nützt auch das geile Mittelfeld mit Frings und Diego<br />
nichts, wenn vorne keiner die Dinger reinmacht! Aber am Ende hat<br />
die tolle Hinrunde wenigstens noch dazu gereicht, in der kommenden<br />
Spielzeit an der Champions-League teilzunehmen und das ist ja<br />
auch was.<br />
Wenigstens diesen Platz wollten ja auch die Bayern erreichen, nachdem<br />
sie sich schon überraschend früh aus dem Titelrennen verabschiedet<br />
haben, bzw. gar nicht erst daran teilgenommen haben. Nun<br />
bleibt ihnen halt nur noch der Verlierercup übrig. War aber auch<br />
wirklich ein scheiß Jahr für die erfolgsverwöhnten Bayern, im deutschen<br />
Pokal früh raus, Trainer verloren, Meisterschaft auch und<br />
dann war auch in der europäischen Königsklasse bereits im Viertelfinale<br />
Endstation...., so nun habe ich vor lauter Aufzählen ganz<br />
vergessen, wie viel Titel die eigentlich holen wollten?<br />
Egal, jetzt darf erst mal der gesamte Bayernvorstand auf Shoppingtour<br />
bei den wirklichen europäischen Spitzenclubs, um noch<br />
mehr Stars in die Mannschaft reinzupressen! 30 Millionen dürfen<br />
sie wohl verprassen, die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher, munkelt<br />
man an der Säberner Straße. Allein wenn man die Namen der<br />
Spieler hört, mit denen Hoeneß und Rummenigge sich angeblich<br />
schon einig sind, da wird es dem Bayernfan ganz warm unter seinem<br />
bescheuerten Hut! Allerdings hat noch kein einziger von denen<br />
unterschrieben, woran das wohl liegen mag, wo doch München<br />
nach eigener Auskunft eine der Topadressen in Europa ist,<br />
wenn es um Fußball geht!?<br />
Schaun mer moal...
FREIeBÜRGER 23<br />
Schließlich haben sich auch Leverkusen und nach Ewigkeiten mal<br />
wieder der 1. FC Nürnberg für den UEFA-Pokal qualifiziert, während<br />
die Borussia aus Dortmund zum vierten Mal in Folge international<br />
nur Zuschauer bleibt. Geschieht euch ganz recht...<br />
Überrascht haben mich, abgesehen von zwölf (!) Trainerentlassungen,<br />
dann nur noch zwei Dinge, nämlich dass der Hamburger<br />
SV, der eigentlich schon fast abgestiegen war, es doch noch auf<br />
Platz sieben schaffte und sich über den UI-Cup nun sogar noch für<br />
den Europapokal qualifizieren kann und dass mit Cottbus und Bochum<br />
zwei Aufsteiger in der Liga geblieben sind, von denen ich es<br />
nicht unbedingt erwartet habe.<br />
Dafür tut es mir ein wenig leid um Jürgen Klopp und seine Mainzer<br />
Karnevalsfußballer, die nun doch den Weg in Liga zwei antreten<br />
müssen. Zum Glück bleibt der Trainer und ich hoffe doch, dass die<br />
Jungs bald wieder ins Oberhaus zurückkehren, denn Spaß muss<br />
auch im Sport sein.<br />
Womit wir auch schon bei der zweiten Liga wären und damit bei der<br />
alljährlichen Aufstiegsdramatik. Vor dem letzten Spieltag stand nur<br />
der Karlsruher SC als Aufsteiger fest und so stritten mit Hansa<br />
Rostock, Duisburg, Fürth und natürlich dem SC Freiburg noch vier<br />
Mannschaften um die beiden anderen Aufstiegsränge. Nach einem<br />
Herzschlagfinale holten sich dann die Zebras aus Duisburg und<br />
leider auch die Rostocker die zwei Plätze<br />
an der Sonne. Bei Hansa bin ich wegen<br />
der Vorfälle der jüngsten Vergangenheit<br />
schon ein wenig skeptisch und die Vorstellung,<br />
dass die jetzt gemeinsam mit<br />
Energie Cottbus in doppelter „Ossie-Power“<br />
die Liga aufmischen, macht die Sache<br />
auch nicht angenehmer. Überrascht<br />
hat mich aber vor allem, dass Kaiserslautern<br />
und die Kölner mit dem Aufstieg überhaupt<br />
nix zu tun hatten. Gerade letztere<br />
hatten nach der Verpflichtung von Daum<br />
doch so laut von Wiederaufstieg getönt,<br />
dass der Podolski schon zu Fuß zurückkommen<br />
wollte.<br />
Wie dem auch sei, der Sportclub Freiburg<br />
hat leider den Aufstieg auch nicht geschafft<br />
und es somit versäumt, ihrem verdienstvollen<br />
Trainer ein Abschiedsgeschenk<br />
zu machen. Denn bekanntlich<br />
hängt ja Volker Finke nach 16 Jahren in<br />
der Breisgaumetropole den Strandkorb an<br />
den Nagel bzw. legt ihn untern Hammer.<br />
Doch auch Freiburg hat seine Chancen - die im Winter übrigens<br />
noch utopisch angemutet hätten - leichtfertig vertan. Denn wer<br />
ernsthaft in die erste Bundesliga aufsteigen will, muss in der<br />
Schlussphase der Saison nicht unbedingt zwei Heimspiele gegen<br />
Abstiegskandidaten verlieren, oder? Aber wer weiß, wozu es gut<br />
ist, denn mit Finke verabschieden sich wohl auch noch einige Stammspieler,<br />
so dass noch gar nicht klar ist, mit welchem Kader der neue<br />
Trainer in die kommende Spielzeit geht. Und ich finde dieser Robin<br />
Dutt wird hier eh schon einen sehr schweren Start und Stand haben,<br />
ich glaube da würde es nicht sehr hilfreich sein, wenn der<br />
Sportclub nur Punktelieferant in der ersten Liga ist?! Und außerdem<br />
kommt durch den Verbleib des SC Freiburg im Unterhaus, endlich<br />
mal wieder der FC St. Pauli an die Dreisam. Denn die Kiezkicker aus<br />
Hamburg haben nach langen Jahren mal wieder den Sprung in den<br />
bezahlten Fußball geschafft. Glückwunsch und viel Erfolg an die<br />
„Freibeuter“!!!<br />
So, zu guter Letzt gab es dann ja noch das Endspiel um den DFB-<br />
Pokal in Berlin und das versprach ein wahrer Leckerbissen zu wer-<br />
den. Der frisch gebackene Deutsche Meister und dessen Angstgegner,<br />
der Club aus Nürnberg, die während der Saison beide Spiele<br />
gegen den VfB deutlich gewannen, trafen aufeinander. Für beide<br />
ging es um eine ganze Menge: Der VfB wollte es seinen Vorgängern<br />
aus Bremen und München gleich tun und das Double holen und<br />
die Clubberer wollten sich nach 45 Jahren mal wieder den Pokal<br />
schnappen. Den besseren Start hatten auch die Franken, doch nach<br />
zwanzig Minuten nutzte der neue Meister einen Konter zur Führung,<br />
die jedoch von Marek Mintal nur wenig später ausgeglichen<br />
wurde.<br />
Wer nun ein Klassespiel erwartete, sah sich allerdings getäuscht.<br />
Denn jetzt drehten die Schwaben nicht etwa auf, sondern durch!<br />
Als erstes schlug Cacau seinem Gegenspieler völlig unvermittelt<br />
die Faust in den Magen, worauf er völlig berechtigt die Rote Karte<br />
sah und nur zwei Minuten später trat der Stuttgarter Mannschaftskapitän<br />
Meira den Nürnberger Torschützen derart brutal um, sodass<br />
jener gleich ins Krankenhaus gebracht werden musste. Leider hat<br />
sich nun der Schiedsrichter aus mir unverständlichen Gründen nicht<br />
noch einmal getraut den roten Karton zu zücken, obwohl das mehr<br />
als verdient gewesen wäre. Nach diesem rüden Foul plädiere ich<br />
nicht mehr für den vierten Schiedsrichter, sondern für einen Staatsanwalt<br />
am Spielfeldrand! Denn das war gefährliche Körperverletzung,<br />
was der Meira da gebracht hat. Mit fadem Beigeschmack<br />
schaute ich mir das restliche Spiel bis zum<br />
Ende an und war dann schon wieder etwas<br />
versöhnt, als nach 120 Minuten der<br />
Nürnberger Kapitän Raphael Schäfer den<br />
Pokal in den Berliner Nachthimmel streckte.<br />
Jetzt feierte der Club und seine Anhänger...<br />
Allein in der Frankenmetropole<br />
feierten mehr als 150 000 Fans den Pokalsieg<br />
und das ganze Frankenland schrie<br />
die Nacht hindurch: „Europa wir kommen!“<br />
International ging die Vereinssaison auch<br />
zu Ende, aber wie gewohnt war Deutschland<br />
dabei nur Statist. In der Champions-<br />
League hatten sich die Bayern ja schon<br />
im Viertelfinale verabschiedet, sodass es<br />
im Halbfinale zu einer englischen Meisterschaft<br />
mit italienischer Beteiligung kam.<br />
Doch trotz der britischen Übermacht setzte<br />
sich am Ende der AC Mailand durch<br />
und holte die wichtigste europäische<br />
Vereinstrophäe mal wieder nach Italien.<br />
Anders sah es im UEFA-Cup aus, wo in<br />
der Runde der letzten vier, drei Spanier standen und Werder Bremen<br />
eine Lehrstunde erteilten und den Pokalsieg unter sich ausmachten.<br />
Am Ende verteidigte der FCF Sevilla bekanntlich seinen Titel<br />
und so ging auch dieser Pott nach Südeuropa.<br />
Nun noch mal zum regionalen Fußball: Natürlich dürfen wir den FC<br />
Freiburg nicht vergessen, der in diesen Tagen Grund zum Feiern<br />
hatte. Vor ziemlich genau 100 Jahren holte der Freiburger Fußballclub<br />
nämlich den Titel des deutschen Fußballmeisters an die<br />
Dreisam. Leider ist der FFC derzeit Lichtjahre von solchen Erfolgen<br />
entfernt, trotzdem herzlichen Glückwunsch.<br />
So das war es mal wieder, bis zum nächsten Monat, Ciao<br />
Carsten<br />
PS: Wer an dieser Stelle auf einen Kommentar zum Thema Doping<br />
gewartet hat, hat umsonst gewartet, weil hat erstens nix mit Sport zu<br />
tun und ist zweitens nix lustig!!!
24 FREIeBÜRGER<br />
Manchmal kommt es eben anders als man denkt, denn als ich mir<br />
das Benefizspiel der Freiburger Allstars gegen eine Auswahl der<br />
Deutschen Köche und Restaurateure anschauen wollte, wusste<br />
ich noch nicht, dass ich mir am nächsten Morgen eine Ausstellung<br />
in der Katholischen Akademie anschaue und noch ein nettes<br />
Gespräch mit den Künstlern haben werde.<br />
Wie soll man sich auf ein Gespräch mit Menschen vorbereiten, die<br />
man nicht kennt und deren Ausstellung ich noch nicht gesehen<br />
habe? Also habe ich mir morgens um halb zehn die Ausstellung<br />
angeschaut und schon hier fiel mir auf, dass mir Silvia Siemes und<br />
Thomas Rissler – obwohl ich sie bis jetzt noch nicht kannte – gar<br />
nicht wie Fremde vorkamen und als wir uns dann um zehn Uhr<br />
trafen, hat sich dieser Eindruck bestätigt. Bei einem zweiten Rundgang<br />
erklärten sie mir das Konzept dieser Ausstellung und beantworteten<br />
meine Fragen.<br />
„Achtsamkeit des Augenblicks“ heißt die Gemeinschaftsausstellung<br />
und besteht aus Skulpturen (Silvia Siemes) und Holzschnitten<br />
(Thomas Rissler), die auf drei Etagen verteilt zu betrachten<br />
sind. Durch diese großzügige Raumaufteilung gelang es den<br />
beiden Künstlern ihre Werke in einen gemeinsamen Zusammenhang<br />
zu stellen<br />
Im ersten Raum des Erdgeschosses dominieren die Skulpturen von<br />
Silvia Siemes. Es sind Frauentorsi, die sich nur durch die unterschiedlichen<br />
Farben beim Haar, der Haut und den Pullovern unterscheiden.<br />
Vom Gesichtsausdruck erscheinen sie dem Betrachter sehr<br />
nach innen gewandt und dadurch strahlen sie eine angenehme Ruhe<br />
aus. Anscheinend sind es Frauen, die fast immer im Abseits standen<br />
und nun durch diese Ausstellung in den Mittelpunkt gesetzt<br />
werden.<br />
In einer Ecke stehen drei Kinder, die auf den ersten Blick betrachtet<br />
anscheinend glücklich sind, erst beim zweiten Blick fällt einem auf,<br />
dass ihr Lachen eingefroren ist. Die Holzschnitte von Thomas Rissler<br />
halten sich dezent zurück und sind schwarzweiß, denn jede zusätzliche<br />
Farbe würde diese Stille zerstören. Auch hier muss man genauer<br />
hinschauen, denn diese angebliche Harmonie, die wir sehen,<br />
kann auch eine Bedrohung sein. Sind dies wirklich zwei verliebte<br />
Menschen, die sich küssen oder ist dieser Kuss der verzweifelte<br />
Versuch einen fast sterbenden Menschen wiederzubeatmen? Dieser<br />
Raum wird von einer trügerischen Stille beherrscht und so könnte<br />
er aber auch die Ruhe vor dem Sturm sein.<br />
Dieser erste Eindruck wird bestätigt, wenn man sich die farbigen<br />
Holzschnitte im Flur anschaut. Diese Bilder stellen die verschiedensten<br />
Formen von Zerstörung, Bedrohung und Gewalt dar. Als Ideenvorlage<br />
nahm Thomas Rissler Motive von so genannten Cliparts.<br />
Dies sind einfache Bilder, die man sich im Internet besorgen kann,<br />
um damit seine eigenen Gruß- oder Visitenkarten zu gestalten. Ein<br />
Kind sitzt in einem leeren Raum und isst Fetzen einer Tapete, im<br />
Vordergrund liegt ein rotes Spielzeugauto. Wir sehen auf einem anderen<br />
Bild ein brennendes Haus, das nächste zeigt einen Staudamm<br />
mitten in der Natur und eine scheinbar ertrinkende Frau winkt verzweifelt<br />
um Hilfe. Durch die Enge des Flures wird diese Bedrohung<br />
noch verstärkt und es stellt sich für den Betrachter die Frage, wer<br />
nimmt solche Motive für eine Grußkarte?<br />
Im ersten Stock stehen ein paar kleine Skulpturen. Es sind Frauen<br />
die ein Instrument spielen oder sind sie von diesem Instrument<br />
eingefangen oder gefesselt worden? Auch die filigranen Holzschnitte<br />
an der Wand verstärken diesen Eindruck. Die drei großen Holzschnitte<br />
im zweiten Stock symbolisieren den so genannten „American<br />
Way Of Life“. Zwei der beiden Bilder unterscheiden sich nur<br />
durch die Figur im Vordergrund. Auf dem dritten Bild sticht sofort<br />
der grüne Bus hervor, links auf der Scheibe steht in großen hellgrünen<br />
Buchstaben „HEIL“. Eine Friedenstaube wird durch den Bus<br />
in die obere Ecke gedrängt und es stellt sich die Frage: wer ist der<br />
Fahrer? Ist es einer dieser fundamentalistischen Wanderprediger,<br />
von denen es in den USA mittlerweile immer mehr gibt oder steht<br />
dieser Bus allgemein als Symbol für Religionen, in deren Namen<br />
immer mehr Kriege geführt werden?<br />
An der anderen Wand in dieser Etage hängen kleinere Holzschnitte.<br />
Es sind abgewandelte Verbotsschilder, wie z.B. der Hinweis „Diesen<br />
Platz bitte sauber verlassen!“. Anstatt einer zerdrückten Dose<br />
ist in dem Schild die Schnur eines Galgens zu sehen. Auf einem<br />
anderen Bild steht ganz nüchtern die Aufforderung: „Wenn Du dich<br />
bedroht fühlst, besorg Dir eine Waffe“. Ganz hinten in eine Ecke<br />
gedrängt steht eine Figur, die sich von diesen Bildern abwendet<br />
und in den Stadtgarten hinausschaut.<br />
Uli<br />
Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg<br />
Wintererstr. 1<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo -Do: von 8.30 – 18.15<br />
Freitag: von 8.30 – 15.30<br />
Die Ausstellung ist noch bis 24.Juli 07 zu sehen<br />
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FREIeBÜRGER<br />
Liebe Freiburger Hobbyköch/innen,<br />
diesen Monat habe ich ganz tief in Ali Babas kulinarische Schatztruhe<br />
geschaut und ein Rezept herausgegriffen, welches im gesamten<br />
östlichen Mittelmeerraum bis nach Vorderasien hin beliebt<br />
ist. Ich habe gefülltes Gemüse zubereitet, das von Griechenland<br />
bis zum fernen Iran unter dem Namen „Dolmeh“ bekannt<br />
ist. Der Siegeszug der Dolmeh in der gesamten Region ist türkischen<br />
Einflüssen zu verdanken. Sie sind dort überall sehr populär,<br />
und da man Gemüse der Saison verwendet, auch für jedermann<br />
erschwinglich.<br />
Es gibt sie in zwei Varianten: mit<br />
Hackfleisch oder ohne. Vegetarier<br />
ersetzen das Hacki durch etwas<br />
mehr Reis und Linsen. Die fleischlose<br />
Variante kann man auch kalt<br />
servieren.<br />
Dolmeh laden geradezu dazu ein,<br />
Ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.<br />
Eigentlich können Sie jegliches<br />
Gemüse füllen, welches sich<br />
aushöhlen lässt. Am üblichsten<br />
sind Paprika, Auberginen, Tomaten<br />
und Zucchini. Im Frühling<br />
nimmt man auch gerne frische,<br />
junge Weinblätter. Die aus dem<br />
Glas würde ich nicht empfehlen,<br />
da sie extrem salzig sind und lange<br />
gewässert werden müssen. Im<br />
Herbst sind gefüllte Kohlblätter oder Quitten sehr lecker.<br />
Egal für welches Gemüse Sie sich entscheiden, wichtig ist nur, dass<br />
Sie es der Jahreszeit entsprechend auswählen. Bevorzugen Sie kleinere<br />
Exemplare vom „Türken“ um die Ecke, insbesondere bei den<br />
Auberginen und den Zucchini. Die großen Turbogeschwister aus<br />
dem Discounter haben bedeutend weniger Geschmack.<br />
Die Herstellung der Dolmeh geschieht in 2 Arbeitsschritten. Zuerst<br />
muss die Füllung zubereitet werden.<br />
Zutaten für die Füllung:<br />
200g Basmati Reis<br />
(gewaschen 3-6 Std. in leicht gesalztem Wasser einweichen lassen)<br />
100g gelbe Linsen<br />
(10-15 Min. in etwas leicht gesalztem Wasser weichkochen lassen)<br />
1 kl. Zwiebel<br />
300g Hacki vom Rind oder Lamm<br />
(die kleingehackte Zwiebel mit dem Hacki gut anbraten)<br />
4-5 EL Joghurt<br />
feingewiegte Kräuter: Dill, Estragon, Bohnenkraut<br />
Gewürze: 1-2 Prisen Zimt, Nelke, Muskat, Kardamon, zerriebene<br />
Rosenblätter<br />
Das Wasser vom Reis abgießen und alle Zutaten gut miteinander<br />
vermengen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Bei der Wahl der<br />
Kräuter und Gewürze können Sie Kreativität walten lassen, je nach<br />
Geschmack und Vorhandensein der Zutaten. Rosenblätter sammel<br />
ich immer selber aus dem Garten und lasse sie trocknen. Aber bitte<br />
darauf achten, dass sie nicht gespritzt sind.<br />
Weitere Zubereitung<br />
Gemüse nach Ihrer Wahl z. B.:<br />
4 kl. Auberginen<br />
3 Zucchini<br />
4 kl. Paprika<br />
Orientalische Schlemmerei<br />
25<br />
Die Auberginen 1cm unter dem Strunk teilen, mit einem spitzen<br />
Kartoffelschäler das Innere vorsichtig herausheben, die Deckel zur<br />
Seite legen. Innen salzen und in einem Sieb abtropfen lassen. Das<br />
Salz entzieht Flüssigkeit und neutralisiert so den bitteren Geschmack.<br />
Bei Auberginen sollte das immer getan werden. Sie nehmen dann<br />
auch bedeutend weniger Fett auf, falls sie gebraten werden.<br />
Die Paprika waschen, oberhalb einen Deckel abschneiden und das<br />
Innere entfernen. Bei den Zucchini die Enden abtrennen und evtl.<br />
falls sie zu groß sind, einmal teilen und ebenfalls das Innere aushöhlen.<br />
Das Ausgehöhlte von Aubergine<br />
und Zucchini aufheben.<br />
Nun nehmen Sie ein bis zwei große,<br />
flache Töpfe, geben einen<br />
Löffel Öl hinein, eine in Ringe geschnittene<br />
Zwiebel und das Ausgehöhlte<br />
des Gemüses dazugeben.<br />
So haben die Dolmeh ein<br />
weiches Bett und können nicht<br />
am Topfboden festkleben.<br />
Das ausgehöhlte Gemüse wird<br />
jetzt mit der Füllung gefüllt und<br />
mit den Deckeln verschlossen<br />
und sorgfältig in die Töpfe geschichtet<br />
(eine Schicht pro Topf).<br />
Achten Sie darauf, das Gemüse<br />
nicht zu voll zu füllen, damit sie<br />
nicht platzen.<br />
Zum Schluss nehmen Sie einen halben Liter Wasser, 2 EL Tomatenmark,<br />
Saft einer Zitrone, Salz, Pfeffer und 1 EL Zucker und verrühren<br />
das Ganze. Vorsichtig über die Dolmeh gießen, so das sie in etwa bis<br />
zur Hälfte mit Flüssigkeit bedeckt sind. Mit einem Küchentuch den<br />
Topfdeckel umwickeln und zugedeckt bei geringer Temperatur 30-<br />
40 Min. dämpfen lassen.<br />
Sie können die Dolmeh auch im Ofen garen lassen. In dem Fall<br />
natürlich kein Küchentuch benutzen, sondern mit Alufolie gut abdecken.<br />
Die Garzeit ist im Ofen etwa 10 Min. länger.<br />
Zum Servieren die Dolmeh mit zwei großen Holzlöffeln vorsichtig<br />
aus dem Topf nehmen und auf einer großen Platte anrichten. Die<br />
restliche Soße darübergießen.<br />
Als Beilagen bietet sich Fladenbrot und Joghurt an.<br />
So und ist das alles geschafft, dann kann man es sich schmecken<br />
lassen.<br />
Mitra
26 FREIeBÜRGER<br />
Gnadenlos verurteilt im Namen des Herrn<br />
DIE HEXENVERFOLGUNG IN FREIBURG<br />
7. Folge: Wer waren die Freiburger Hexen? - Teil 2: Drei Frauen, drei Schicksale<br />
n den ersten fünf Folgen dieser Serie beschäftigten<br />
wir uns mit den allgemeinen Ursachen und<br />
Grundlagen der Hexenverfolgung im Freiburger<br />
Raum und wie diese vollzogen wurde. Seit der letzten<br />
Ausgabe sollen nun die einzelnen Freiburgerinnen<br />
und deren Lebensumstände nähere Betrachtung<br />
finden. Wie bereits beschrieben, gab es im Jahre 1599<br />
die erste der beiden großen Prozesswellen in Freiburg, deren drei<br />
letzte Opfer zugleich die berühmtesten wurden:<br />
Catharina Stadellmenin, Anna Wolffartin und<br />
Margaretha Mößmerin.<br />
Aufgrund ihres guten gesellschaftlichen Standes finden<br />
sich über diese drei Frauen die meisten Informationen.<br />
Alle drei zählten zur Freiburger Oberschicht,<br />
denn ihre Ehegatten waren allesamt Ratsmitglieder,<br />
besaßen Häuser in der Stadtmitte und<br />
waren allgemein bekannt. Auch wenn alle drei Frauen<br />
zum Zeitpunkt ihrer Inhaftierung bereits seit<br />
Jahren verwitwet waren, gehörten sie ursprünglich<br />
derselben Gesellschaftsschicht an, wie die Richter,<br />
die über sie urteilten und kannten diese zum<br />
Teil persönlich.<br />
Dr. Textor, einer der Untersuchungsrichter, bat<br />
am dritten Tag nach ihrer Verhaftung darum,<br />
von den Verhören entbunden zu werden. (In<br />
der heutigen Breisgauer Str. 52, in Lehen,<br />
befindet sich ein alter Herrenhof, über dessen<br />
Eingang eine steinerne Inschrift zu lesen<br />
ist - mit dem Hinweis, dass hier ab<br />
1587 der vorderösterreichische Amtmann<br />
Dr. Textor gewohnt habe – mit ziemlicher<br />
Sicherheit handelt es sich hierbei um eben<br />
jenen Dr. Textor, der als Commissarius bei den<br />
Prozessen 1599 dabei war.) Dr. Textor schien<br />
zudem an die Unschuld der drei angeklagten Freiburgerinnen zu<br />
glauben, denn er versuchte sogar, sich später für die drei Angeklagten<br />
einzusetzen - jedoch ohne großen Erfolg.<br />
Zwar kann man vermuten, dass diese drei Beschuldigten aufgrund<br />
ihrer gesellschaftlichen Stellung in gewisser Weise eine Art „bevorzugte<br />
Behandlung“ bekamen, was aber die Grausamkeiten der Folterungen<br />
nicht verhindern konnte. So wurde Anna Wolffartin aufgrund<br />
ihrer schweren Verletzungen ärztliche Hilfe gewährt und alle<br />
drei durften beichten und ihr Testament machen. Auffällig ist außerdem,<br />
dass sie kurz nach ihrer Verhaftung frei gelassen wurden,<br />
jedoch alsbald erneut auf der Straße aufgegriffen und weiterhin<br />
verhört und gefoltert wurden. Doch betrachten wir zunächst die<br />
familiären Verhältnisse dieser Frauen:<br />
Catharina Stadellmenin, die Bantzerin<br />
Über sie erfährt man in ihrem Geständnis, der Urgicht (siehe Ausgabe<br />
März und April) und über die Aussagen der Zeugen vor Gericht,<br />
einiges über ihre familiäre Situation, wobei man berücksichtigen<br />
muss, dass man dabei nicht genau einschätzen kann, wie viel davon<br />
wahr ist - trotzdem lassen bestimmte Aussagen und einige<br />
Fakten in den noch heute existierenden Ratsprotokollen ein ungefähres<br />
Bild erkennen.<br />
Sie war die Ehefrau von Michael Bantzer, der insgesamt viermal als<br />
Zunftmeister der Schmiede in den Stadtrat gewählt wurde (1574,<br />
1577,1580 und 1583) und danach weiterhin mit Aufgaben im Auftrag<br />
der Stadt beschäftigt war. Im September 1588 kam es dazu, dass er<br />
verhaftet wurde, weil er seinen Dienst als Werkmeister nicht sorgsam<br />
genug ausgeführt hatte. In Anbetracht seines hohen Alters<br />
wurde er jedoch begnadigt. Die Ehe blieb kinderlos und verlief auch<br />
sonst sehr unglücklich. 1570 fing er ein Verhältnis mit einer anderen<br />
verheirateten Frau an.<br />
Im Geständnis sagt Catharina Stadellmenin, dass er sie „gar<br />
schnöd und übel gehalten und besonders, wenn er trunken Weins<br />
gewesen, dass sie vor ihm fliehen müssen und manch halbe Nacht<br />
auf dem Dach gesessen sei, da er sie sonst übel geschlagen oder<br />
aus dem Haus gejagt hätte. Ein Zunftgenosse ihres Mannes erklärt,<br />
Bantzer habe zu ihm „oft zu Nacht gesagt, er solle zu ihm<br />
liegen, sein Catharina sei nit allda bei ihm.“ Ein anderer Zeuge<br />
sagt, „er habe selbst vom Bantzer gehört, er habe 20 Jahr lang mit<br />
seiner Frau nichts zu schaffen gehabt.“ Zu dieser Zeit wohnte das<br />
Ehepaar gegenüber dem „Haus zum Gold“ (heutige Ka-Jo 209) von<br />
Margaretha Mößmerin am Fischmarkt‚ (heutiger Bertoldsbrunnen).<br />
1593 starb Michael Bantzer. 1597 erwarb die Witwe das Haus<br />
„Zur guten Stund“ (heutige Schiffstraße 14). Bei<br />
ihr wohnte ein armer Schüler, der oft Botengänge<br />
für sie erledigte. Zudem nahm sie Studenten<br />
bei sich auf, was sie in Verruf brachte,<br />
da diese sich nicht sonderlich an die<br />
damaligen strengen Sitten hielten. Außerdem<br />
bekam sie häufig Besuch. Ihre damalige<br />
Freundin Barbara Müllerin – eine der<br />
Töchter des Georg Müller (einem Ratsmitglied<br />
aus der Krämerzunft) brachte zuweilen<br />
eine ihrer ledigen Schwestern mit.<br />
Die häufigen Besuche der zwei Freundinnen<br />
löste allerlei Gerede in der Nachbarschaft aus. Jemand<br />
der Nachbarn sagte aus, er habe sie „vielmals aus- und eingehen,<br />
etliche Male zu acht oder neune in der Nacht. Habe ihn oft<br />
wunder genommen, was sie um diese Zeit allda zu tun, und bei sich<br />
gedacht, eine ehrliche Frau sollte bei der Haushaltung sein.“ Ein<br />
andere Nachbarin erzählte: sie „hab sie auch sehen tanzen und<br />
springen“.<br />
Johann Armbruster, Mitglied im Rat der Theologischen Fakultät<br />
und Wächter über die christliche Ordnung ist empört, dass der Rat<br />
solch lasterhaftes Leben ungestraft dahingehen lässt - „Ehebruch<br />
und andere Unzuchten zwischen ledigen Personen (indem allein<br />
dies vergangene Jahr bei 30 unehelicher Kinder getauft worden)“,<br />
Gotteslästerei und andere „unbescheidene Reden“.<br />
Zunächst verwahren sich die Hohen Herren dieser Kritik, doch nur<br />
kurze Zeit später schreiten sie ein, denn das andauernde Gerede<br />
bringt Catharina Stadellmenin immer mehr in Verruf, was gleichzeitig<br />
den Grundstein des Hexenverdachts bedeutete.<br />
Als sie schließlich verhaftet wird, kann Georg Müller gerade so<br />
verhindern, dass seine Tochter nicht ebenfalls der Hexerei bezichtigt<br />
wird.<br />
Anna Wolffartin, die Schneckenanna<br />
Sie war mit Alexander Schell verheiratet, welcher als Tuch- und<br />
Gewerbemann im Zunftsregister eingetragen, aber wahrscheinlich<br />
wohl mehr als Kaufmann und Verwalter tätig gewesen war. Bis 1592<br />
fand er in verschiedenen Ratsprotokollen Beachtung, da er vielsei-
FREIeBÜRGER 27<br />
tige verwickelte Rechtsgeschäfte außerhalb der Stadt erledigte, insbesondere<br />
Schulden einzutreiben und nicht zahlende Schuldner<br />
verhaften zu lassen. Dabei kam es auch zu einem Streit mit Freiburger<br />
Universitäts-Angehörigen – allerdings stand der Stadtrat hinter<br />
ihm. Bis 1593 fungierte er zuweilen auch als Anwalt.<br />
Er lebte zusammen mit seiner Frau im Haus „Zum Bratspieß“ (heutige<br />
Fischerau 24). Sie besaßen aber noch ein zweites Haus „Zum<br />
weißen Löwen“ (heutige Ka-Jo 205, die heutige Löwenapotheke,<br />
die ab 1662 als solche nachgewiesen ist). Sie hatten zwei Kinder:<br />
Alexander Schell und Anna Schellin (siehe Ausgabe Mai). Als ihr<br />
Mann 1593 starb, brachen Erbstreitigkeiten aus. Obwohl der Witwe<br />
ein Vogt (= Verwalter, Schirmherr) zugeteilt wurde, versuchte sie,<br />
alle ungeklärten Angelegenheiten selbst zu regeln und trat persönlich<br />
vor den Rat der Stadt, um ihre<br />
Rechte durchzusetzen. Dies war<br />
zur damaligen Zeit eher unüblich.<br />
Ihr Sohn Alexander brach 1593<br />
ein gerade begonnenes Studium<br />
ab und absolvierte eine Lehre<br />
zum Apotheker in Straßburg. Der<br />
Lehrbrief befindet sich noch<br />
heute im Stadtarchiv. Mag sein,<br />
dass der Tod des Vaters dies nötig<br />
machte, allerdings kostete die<br />
Lehre auch Geld. 1596 kehrte er<br />
mit erfolgreich abgeschlossener<br />
Lehre nach Freiburg zurück – ob<br />
er auch als Apotheker tätig war,<br />
ist nicht bekannt.<br />
Den Hoffnungen seiner Mutter,<br />
ihr nach seiner Rückkehr bei den<br />
schwierigen Geldgeschäften zur<br />
Seite zu stehen, wurde er nicht<br />
gerecht – im Gegenteil: Es kam<br />
ständig zu Streit und Raufereien<br />
in der Umgebung. Zudem hatte er Mutter und Schwester bestohlen,<br />
woraufhin er vierzehn Tage inhaftiert wurde. Da er aber immer<br />
noch als Student eingetragen war, unterlag er nicht der städtischen<br />
Gerichtsbarkeit (siehe Ausgabe Februar) und seine Schandtaten<br />
nahmen kein Ende. Letztendlich flog sein Schwindel als scheinbarer<br />
Student auf, er wurde erneut inhaftiert, alsbald jedoch aufgrund<br />
der Bemühungen des Rektors wieder freigelassen, mit der Auflage,<br />
zurück nach Straßburg zu gehen. Bevor er Freiburg verließ, versetzte<br />
er das Silbergeschirr seiner Mutter und hinterließ außerdem so<br />
viele Schulden, dass sie eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen<br />
musste und selbst nach der Hinrichtung seiner Mutter, geriet er zeit<br />
seines Lebens ständig mit dem Gesetz in Konflikt und wurde schließlich<br />
mit etwa 35 Jahren im Streit erstochen.<br />
Die schwierigen Lebensumstände von Anna Wolffartin erhärteten<br />
den Verdacht der Hexerei. In ihrem Geständnis heißt es: als ihr „Ehewirt,<br />
Alexander Schell, Tods verschieden und viele unrichtige und<br />
schwere Händel, auch irrige Rechtsfertigungen und weitläufige<br />
Sachen hinterlassen (hat), sie, Anna, aber als ein heillos Weib,<br />
sich nicht darauf verstanden und von niemanden Hilf noch Trost<br />
gehabt…(habe) es sich begeben, (daß) der böse Feind in eines<br />
ziemlichen feinen Manns Gestalt spät gegen Abend zu ihr auf der<br />
Gasse vor ihrem Haus kommen seie und sie tröstlich angeredt<br />
hab, warum sie also ernst und kümmerhaft sei. Darauf sie ihm<br />
erzählt, in was langwierigen, schweren Rechtsfertigungen und<br />
großen Nöten sie stecke… Auf solches er ihr freundlich zugesprochen,<br />
er wolle ihr wohl daraus helfen, Bericht, Mittel und Weg<br />
zeigen, wie sie das Recht führen und gewinnen und aus ihren<br />
Nöten und Trübsalen kommen möge.“ Auch hier ist die Notlage der<br />
Witwe wiederum Grund genug für die Untersuchungsrichter, das<br />
Bündnis mit dem Teufel einzugehen.<br />
Margaretha Mößmerin, die Bäurin<br />
Sie stammte aus Ulm und heiratete etwa um 1565 den Freiburger<br />
Witwer Jacob Baur. Dessen erste Frau verstarb vermutlich im Jahre<br />
1564 bei der schlimmsten Pestepidemie, die Freiburg je erleben musste<br />
und der mit etwa 2.000 Menschen ein Viertel der Bevölkerung zum<br />
Opfer fiel.<br />
Und auch die Ereignisse der folgenden Jahre erschwerten die Lebensbedingungen<br />
der Freiburger enorm. 1570 begann eine große<br />
Teuerung aufgrund verregneter Sommer mit schlechten Ernten und<br />
Hochwasserkatastrophen, die bis 1576 anhielten. Zu dieser Zeit<br />
war Jacob Baur bereits seit Jahren ein angesehener Bürger. Im Jahre<br />
1562 wurde er als Zunftmeister der Schneider erstmals in den Stadtrat<br />
gewählt und hatte fortan zahlreiche hohe Ämter inne: 1576 Statthalter<br />
des Bürgermeisteramts,<br />
1578 sogar Obristmeister – die<br />
höchste Position eines Bürgerlichen<br />
zur damaligen Zeit – außerdem<br />
etliche weitere Ämter, unter<br />
anderem war er einer der Münsterpfleger.<br />
Dieser stetige Aufstieg<br />
zeigt, dass er sich in seinen<br />
Aufgaben bewährte. Durch<br />
sein hohes Amt erfährt man auch<br />
viel über seine Ehefrau und die<br />
Familienverhältnisse im Haus -<br />
aber auch seine Frau erhielt dadurch<br />
größere Einblicke in die offiziellen<br />
und internen Angelegenheiten<br />
und Beschlüsse der<br />
Stadtoberen, als andere Frauen.<br />
Sie erfuhr hautnah Stimmungen<br />
und Entwicklungen, die andere<br />
nur am Rande spürten, auch hinsichtlich<br />
der Hexenprozesse. So<br />
erlebte sie mehrere Todesurteile<br />
wegen Hexerei aus nächster<br />
Nähe.<br />
Über die familiäre Situation von Jacob Baur, seiner Frau und die vier<br />
Kinder (zwei Töchter davon aus erster Ehe) erfahren wir lange Zeit<br />
nichts. Das deutet darauf hin, dass die Familie ein geregeltes Leben<br />
führte. Trotzdem hegte Jacob Baur großes Misstrauen gegen seine<br />
drei Schwiegersöhne. Deshalb versuchte er durch sein Testament<br />
vom 5.12.1583 die von ihm befürchteten Erbstreitigkeiten auszuschließen.<br />
Ein Jahr zuvor hatte er sich ein zweites Haus „Zum Gold“<br />
(heutige Ka-Jo 209) gekauft, welches nicht weit vom Wohnhaus der<br />
Familie „Zu den drei Kehrhaken“ (heutige Ka-Jo 213) lag. Mit Beginn<br />
des Jahres 1587 ließ sich Jacob Baur zum ersten und einzigen<br />
Mal etwas zu schulden kommen, indem er sich Steuern in die eigene<br />
Tasche steckte, doch aufgrund seiner bisherigen Verdienste wurde<br />
er nicht belangt. Zur selben Zeit verhaftete man einen seiner Schwiegersöhne,<br />
Phillip Bueb, den Mann der jüngsten Tochter Susanna,<br />
wegen nicht beglichener Schulden. Beide wohnten im elterlichen<br />
Hause und ihre Ehe war (wie so oft zur damaligen Zeit) nicht die<br />
beste: Während er weiterhin in finanzielle Debakel trieb, amüsierte<br />
sich Susanna mit anderen Männern.<br />
Das bereitete der Familie großen Kummer, denn solch Verhalten war<br />
zur damaligen Zeit streng verboten - solange Baur jedoch noch<br />
seinen Stadtratsgeschäften nachging, blieb der gute Ruf der Familie,<br />
trotz der schändlichen Vorgänge im Haus, noch erhalten. Baur<br />
zog sich alsdann 1583 aus dem öffentlichen Leben zurück, da er<br />
mittlerweile alt und müde geworden war. Seine Frau erledigte fortan<br />
die gesamten familiären und finanziellen Angelegenheiten - auch<br />
nach außen hin, was zur damaligen Zeit gänzlich unüblich war und<br />
allerhand Gerede verursachte.<br />
Das zunehmend ungehörige Verhalten des Schwiegersohns Phillip<br />
Bueb und der Tochter Susanna verschlimmerte diesen Zustand noch.
28 FREIeBÜRGER<br />
Nachdem er eingesperrt wird, amüsiert<br />
sie sich ab 1588 mit dem Studenten<br />
(Marcus) Marx Ketzlin in<br />
einer derart ungehörigen Art und<br />
Weise, dass es die ganze Stadt<br />
mitbekommt und Ketzlin wird mehrfach<br />
inhaftiert - auch wegen gehäufter<br />
Schlägereien und Bedrohungen<br />
in der Nachbarschaft.<br />
Der Stadtrat erteilt dem Studenten<br />
daraufhin Hausverbot im Hause<br />
Baur - jedoch ohne Erfolg! Er besucht<br />
Susanna weiterhin heimlich<br />
im elterlichen Hause und wird zur<br />
Strafe sogar von der Universität<br />
ausgeschlossen. Doch auch das<br />
kann die heimlichen Treffen nicht<br />
unterbinden. Als er zum wieder-<br />
Jacob Baur holten Male trotz Verbot zu Susanna<br />
ging und dabei von der Nachbarin<br />
beobachtet wurde, streckte Susanna dieser ihren (entblößten?)<br />
Hintern entgegen. Damit war das Maß überschritten und so<br />
wurden nun beide verhaftet.<br />
Da Jacob Bauer mittlerweile erkrankt war und auch nicht mehr in der<br />
Öffentlichkeit erschien, trat Margaretha Mößmerin selbst vor den<br />
Rat und übernahm eigenhändig die Fürsprache für ihre Tochter. Sie<br />
schaffte es nur knapp um „ihres alten Vaters willen“ ihre Tochter<br />
gegen die außergewöhnlich hohe Summe von 100 Rappen (siehe<br />
Ausgabe April) frei zu bekommen. Ketzlin hingegen tobte im Gefängnis<br />
derart herum, dass man ihn am 26.12.1588 gegen Urfehde<br />
(siehe Ausgabe Februar) der Stadt verwies, obwohl er laut Gerichtsprotokoll<br />
„den Teufel um Hilfe angerufen“.<br />
Dass solche Ereignisse das Gerede um die Familie verschlimmerten,<br />
ist wohl kaum verwunderlich. So behauptete eine Nachbarin, dass<br />
Jacob Baur „sich selbst entleibt haben sollte und der Rat ihn verbrennen<br />
lassen“. Außerdem kursierten zur selben Zeit weitere Gerüchte<br />
– so hatte eine inhaftierte Freiburgerin aus der Wiehre „fast<br />
aller hohen Herren Weiber für ein Unhold (=Hexe) angeben“.<br />
1589 bezichtigt der Nichtsnutz und mehrfache Dieb Fridlin Metzger<br />
auf dem Weg von Gengenbach nach Lahr einem Edelmann gegenüber<br />
die Bäurin zum ersten Mal öffentlich als Hexe: „man habe<br />
Herrn Jacob Bauren Altobristmeisters Hausfrauen als eine Hexe<br />
allhier gefänglich eingezogen. (Er) selbst hab sie helfen fangen.<br />
Und (sei) allbereits schon verbrannt. Und werde man ihren Herrn,<br />
ehe (er) heimkommen, gewiß auch einziehen und richten lassen.“<br />
Zwei Monate wird Metzger dafür in den Turm gesperrt, bleibt jedoch<br />
halsstarrig - er will seine Vorwürfe beweisen, sie müsse verbrannt<br />
werden oder „er wolle im Turm verfaulen“. Obwohl er seine<br />
Anschuldigung alsbald doch noch widerrief und der Rat ihn als<br />
unwahrhaften, leichtfertigen und zum Teil verrückten und boshaften<br />
Hintersasser bezeichnete, welcher zeit seines Lebens ständig<br />
selbst inhaftiert wurde, schürten seine Anschuldigungen erneut<br />
das Gerede der Leute; Hexengerüchte verbreiteten sich schnell wie<br />
ein Lauffeuer und hielten sich hartnäckig in den Köpfen.<br />
Zwischen 1591 und 1592 starb Jacob Baur (diese Ratsprotokolle<br />
sind verloren gegangen) und 1593 brachen die von ihm befürchteten<br />
Erbstreitigkeiten aus. Fortan kostete es die Witwe einige Bemühungen,<br />
das Haus zu halten, ihr Schwiegersohn Phillip Bueb verschwand<br />
zudem mit einer großen Summe Geld.<br />
Am 19. Februar 1599 wurde sie erneut von vier Freiburgerinnen der<br />
Hexerei bezichtigt. Seit Jahren Witwe und ohne familiären Schutz -<br />
da die Kinder zwischenzeitlich ebenfalls verstorben waren - wurde<br />
sie noch am selben Tag inhaftiert. Trotz Folter gesteht sie zunächst<br />
nichts, wird nach 19 Tagen Haft kurzfristig entlassen, aber gleich<br />
darauf erneut inhaftiert und gestand am 22. März 1599 alles, was<br />
man ihr zur Last legte.<br />
Die Urgicht von Margaretha Mößmerin<br />
1. Erstlich wahr sein, daß vor zehn Jahren ein schwarzer Mann zu ihr<br />
in ihren Garten spät gegen Abend kommen seie und an sie begehrt<br />
habe, sie solle seines Willens mit ihm pflegen, das habe sie getan, und<br />
er sei kalter Natur gewesen.<br />
2. Item wahr, daß er solchem nach ihr auch zugemutet habe, sie solle<br />
sich Gottes verleugnen, das habe sie auch getan, aber es sei ihr gleich<br />
leid gewesen.<br />
3. Item wahr, derselbe hab sich mit Namen Hemmerlin genannt und<br />
ihr Stecken und Salbe in einem Büchslein geben, den Stecken oder<br />
Gabel damit zu salben.<br />
4. Item warh, sie sei also auf eine Zeit bei Nacht hinaus in ihren<br />
Garten gefahren.<br />
5. Item wahr, daß sie auch auf demselbigen Stecken verschiener Jahre<br />
hinaus in des Georg Riehern Garten gefahren, die Bantzerin, die<br />
Schneckenanna, und sonst sonst viel andere Weiber, die sie nicht kenne,<br />
auch bei ihr gewesen seien, daselbst gessen und trunken.<br />
6. Item wahr, daß sie samt ermelter Bantzerin und Schneckenanna<br />
auch im Bromberg beieinander gewesen und sie auf einer Gabel selbsthin<br />
sitzend kommen sei.<br />
7. Item wahr, wann sie also fahren wöllen, daß sie allwegen die Worte<br />
dazu gesagt habe, hui aus und an, in des Teufels Namen.<br />
8. Item wahr, es hab ihr Buhl ihr eine Ruten geben, hin und wieder<br />
viel damit zu verderben, das sie zwar nicht tun wöllen, allein bei<br />
Oberriedt, hab sie auf eine Zeit bei Nacht in einem Stall eine Kuh mit<br />
solcher Rute geschlagen, sei die Kuh davon lahm geworden.<br />
9. Item wahr, daß sie auch samt anderen ihren Gepielen auf eine Zeit<br />
in Rheinberg gefahren sei.<br />
Margaretha Mößmerin, Catharina Stadellmenin und Anna Wolffartin<br />
werden am Mittwoch, den 24. März 1599 hingerichtet. Erst kurz<br />
zuvor beschloss der Rat, die verurteilten Hexen nicht wie bisher bei<br />
lebendigem Leib zu verbrennen, sondern sie vorher mit dem Schwert<br />
zu köpfen (siehe Ausgabe April).<br />
Anhand dieser drei Schicksale von drei prominenten Freiburgerinnen<br />
lässt sich - genau wie bei den meisten anderen Beschuldigten<br />
- deutlich erkennen, dass Frauen ohne den Rückhalt ihrer Familien<br />
leichter angreifbar waren.<br />
In der nächsten Ausgabe:<br />
Die Freiburger Opfer von 1603<br />
Quellen:<br />
1. Margaretha Jedefrau von Sully Roeken u. Carolina Brauckmann, Kore-<br />
Verlag 2. Das Verschwinden der Hexen in Freiburg von Hillard v.<br />
Thiessen, Haug-Verlag<br />
BUCHEMPFEHLUNG:<br />
DIE HEXE VON FREIBURG<br />
von Astrid Fritz (2003)<br />
441 Seiten<br />
Rowohlt-Verlag<br />
ISBN: 3-499-23517-X<br />
8,90 Euro<br />
Carina<br />
Dieser historische Roman beschreibt<br />
das mögliche Schicksal<br />
von Catharina Stadellmenin -<br />
dabei verschmelzen authentische<br />
Fakten und fiktive Hintergründe<br />
zu einer anschaulichen<br />
Geschichte über die Lebensbedingungen<br />
der Freiburger im 16.<br />
Jhdt. und die schwierige Stellung<br />
der Frau zur damaligen Zeit.
FREIeBÜRGER 29<br />
WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />
WORTSPIEL-RÄTSEL:<br />
von<br />
Carina<br />
1. Unwahrheits-Adeliger<br />
2. Fabrik für Zauberinnen<br />
3. Die Truhe des/der Liebsten<br />
4. Puppentheaterfigur in Brühenmahlzeit<br />
5. Türteil für Gespenster<br />
6. Aristokraten-Amphibie<br />
7. Beleuchtung für übernatürliches Geschehen<br />
8. Politisches Magazin für einen Nachtvogel<br />
9. Ein Sagentier für das Eigenheim<br />
10.Lichterfüllter Kucker<br />
LÖSUNGSWORT:<br />
ZU GEWINNEN:<br />
für das korrekte Lösungswort<br />
1.- 3. PREIS JE EIN GUTSCHEIN<br />
UNSERER WAHL<br />
UND:<br />
Im Dezember <strong>2007</strong> wird von ALLEN korrekten Einsendungen<br />
ein zusätzlicher Gewinner gezogen, der eine<br />
besondere Überraschung erhält!!!<br />
EINSENDESCHLUSS:<br />
ist diesmal der 23. <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong> !<br />
(es gilt das Datum des Post-Stempels bzw. der Email!)<br />
Unsere Postanschrift findet ihr im Impressum auf<br />
Seite 2! E-Mails NUR mit Adressen-Angabe !!!<br />
Teilnahmeberechtigt: sind alle, außer die Mitglieder des Redaktions-<br />
Teams! Wenn es mehr richtige Einsendungen als Gewinne gibt, entscheidet<br />
das Los! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!<br />
Fett-umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben<br />
des endgültigen Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen.<br />
Sind pro Einzel-Lösung mehrere Kästchen fett umrandet, sind<br />
diese Buchstaben identisch! Alles klar?! Na dann viel Spaß!<br />
Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />
Seid gegrüßt!<br />
Es war einmal... - wer kennt diese Worte nicht aus seiner Kindheit!?<br />
Ob Märchen oder Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, ob Gespenster-Stories,<br />
Fabeln, Sagen oder sonstige Fantasie-Erzählungen - ich glaube,<br />
wir alle haben sie immer geliebt oder tun es noch ob als Bücher, Comics oder<br />
Filme... deshalb geht´s hier diesmal rund um´s Thema Phantastisches, Phantasie<br />
und Fantasy - na dann viel Spaß und viel Erfolg! ☺<br />
VIEL<br />
GLÜCK!<br />
LÖSUNGSWORT der letzten Ausgabe: PORTOKASSE<br />
bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />
1. STEMPELGELD, 2. BANKNOTE, 3. RUECKBANK,<br />
4. KAPITALMARKT, 5. NOTGROSCHEN, 6.KREDITKARTE,<br />
7. ARMUTSFALLE, 8. SCHATZKAMMER, 9. ENGPASS,<br />
10. BOERSENMAKLER<br />
Gewonnen haben: (aus 24 korrekten Einsendungen)<br />
C. Hipp, Freiburg<br />
U. Mautner, Denzlingen<br />
T. Holzhammer, Freiburg<br />
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!<br />
Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt!
30 FREIeBÜRGER<br />
H. M. Schemske<br />
The Remote Control<br />
Nur hier im Vorabdruck!<br />
Der neue Kriminalroman erscheint<br />
in Fortsetzungen und nur bei uns!<br />
Wolf Hammer hatte auf Autopilot geschaltet und ließ seinen<br />
Schutzengel den schweren Mercedes durch die Nacht chauffieren.<br />
Seine Gedanken waren nicht bei der Sache, sonst hätte<br />
er die gelblichen Funzeln, die in Frankreich das Abblendlicht<br />
ersetzen, des seit einer Weile hinter ihm klebenden Wagens längst<br />
bemerkt. Er hatte vor kurzem getankt, in einer der einsam inmitten<br />
des Niemandslandes liegenden Raststätten auf der Südroute<br />
der französischen Autobahn. Die drei Gitanes rauchenden<br />
Gestalten in schwarzen Lederjacken und trotz der späten<br />
Stunde heruntergeklappten Sonnenbrillen machten ihn nicht stutzig.<br />
Er bemerkte den schweren Citroen erst, als er längsseits<br />
rutschte und eine Hand aus dem heruntergekurbelten Fenster<br />
ragte. Die Hand winkte, sie schien ihm irgendetwas zeigen zu<br />
wollen. Wolf drückte den Fensterknopf und im Sausen des<br />
Fahrtwindes, bemerkte er das Geräusch. Es klang, als hätte er<br />
´nen Platten. Die freundlichen Herren schienen ihm helfen zu<br />
wollen. Sie blinkten jetzt rechts und fuhren langsamer. Er trat<br />
aufs Gas. Schlingernd kam die Karre auf Touren, das Geräusch<br />
steigerte sich zum ausgewachsenen Rasseln und Scheppern,<br />
als die Felge Bodenkontakt bekam. Im Rückspiegel sah er Funken<br />
stieben. Er schloss das Fenster.<br />
Jetzt musste er das Lenkrad fester im Griff haben und er sah<br />
auch öfters in den Rückspiegel. Die Funzeln kamen aber nicht<br />
näher, im Gegenteil, sie verblassten zu leichten Funken, die dann<br />
erstarben. Noch einige zwanzig Kilometer, dann hätte er die<br />
nächste Ausfahrt erreicht. Er fuhr aber weiter. Er fuhr sogar an<br />
der nächsten Raststätte vorbei. Er hielt erst an, als im Rückspiegel<br />
ein hellrotes Leuchten erschien. Dann kippte er eine dieser<br />
anderthalb Liter Plastik Sprudelflaschen auf die glühende<br />
Felge und kramte das Reserverad heraus.<br />
Lagerverkauf<br />
Eisenbahnstraße 54, 79098 Freiburg<br />
Öffnungszeiten: Mo-Fr 09.30-19.00 Uhr, Sa 09.30-18.00 Uhr<br />
Über den Helden ist nicht viel bekannt,<br />
er heißt Wolf Hammer und er ist Esoteriker,<br />
er hält Vorträge an Wochenend-<br />
Seminaren, die von gut betuchten<br />
Interessierten besucht werden.<br />
www.fruchtgummi-shop.de<br />
info@fruchtgummi-shop.de<br />
Elfte Folge<br />
Der Veranstalter dieser Seminare ist<br />
leider ein Tunichtgut, der unseren Helden<br />
eher schmal hält und ihm die<br />
Früchte seiner Arbeit nicht gönnen<br />
will. Unter der Woche hat Hammer<br />
frei, und da spaziert er in Freiburg auf<br />
der Kajo herum. Wie man hört, mit geschlossenen<br />
Augen.<br />
Was da alles passieren kann, erfahren<br />
Sie gleich, nach der Werbung!<br />
Ein prüfender Blick galt immer wieder den freundlichen Helfern,<br />
aber die schienen zu überrascht gewesen zu sein, als dass<br />
sie die Verfolgung ihres schon sicher in ihren Fängen geglaubten<br />
Opfers aufnehmen wollten. Feiglinge, dachte Wolf Hammer,<br />
obwohl dies ja auch für ihn selbst zutreffen könnte.<br />
Während er das Radkreuz schwang und die fast restlos zerstörte<br />
Original Alufelge entfernte, dachte er an die Funken. Seit<br />
einiger Zeit wurde er von der Vorstellung geplagt, sie verfolgten<br />
ihn. Und wieso hatten sie sich ausgerechnet ihn ausgesucht,<br />
wunderte er sich. Wenn er mit anderen Menschen sprach, konnten<br />
sie ihn nie verstehen. Als Kind hatte er es ein paar Mal versucht,<br />
aber schamvoll geendet, wenn er das Gelächter vernahm.<br />
So oft er die Augen schloss, oder wenn er in einen abgedunkelten<br />
Raum trat, kamen sie, unvorhersehbar.<br />
Der letzte Faktor schien Wolf wesentlich zu sein, denn er hatte<br />
seit frühester Jugend stets den Eindruck gehabt, bei den Punkten<br />
handele es sich eher um Lebewesen als um Dinge. Sie kamen,<br />
wann sie wollten, und ließen sich nicht durch Augenreiben,<br />
Augäpfeldrücken oder sonst wie erzeugen. Und auch<br />
totale Dunkelheit alleine hatte sie nie zum Vorschein bringen<br />
können, sie erschienen entweder spontan oder nie. Doch so<br />
sehr ihn auch Misserfolge bedrückten, er lernte aus ihnen und<br />
ließ sich nicht entmutigen. Auch jetzt hatte er eine Idee. Er<br />
schmiss das Werkzeug in die Kiste und trat prüfend gegen den<br />
fertig montierten Reservereifen. Das musste bis Freiburg halten,<br />
dachte er sich und stieg ein.<br />
Als ob beide, er und der betagte Mercedes, jetzt Rückenwind<br />
hatten, so flogen sie der Grenze entgegen. In Freiburg kam er<br />
in einen Landregen, der den ärgsten Schmutz vom Wagen<br />
wusch. Er fuhr ihn in die Hotelgarage und trat in den Aufzug.<br />
Als sich die Türen öffneten, kam ihm Duftmichel entgegen. In<br />
der geöffneten Türe seiner Suite stand dessen Tochter Miriam<br />
und wollte sie gerade schließen. Wolf rutschte unter ihrem Arm<br />
hindurch und ließ sich aufs Bett fallen. Er wusste nicht, ob sie<br />
die Türe geschlossen hatte oder nicht, denn sofort war er eingeschlafen.<br />
Beim Frühstück setzte er plötzlich die Kaffeetasse ab und griff<br />
zum Handy. Er rief Mäx sein Sohn an, der ihm so fachmännisch<br />
beim Umbau des Hummers in ein Wohnmobil geholfen<br />
hatte, als er den Motorradmörder suchte. Kannst du mal mit<br />
dem Hänger kommen und was aufladen, fragte er ihn. Mäx<br />
sein Sohn konnte. Wolf sah in die grauen Augen von Miriam<br />
und fragte sich, wie solch ein hässlicher Kerl wie der Duftmichel<br />
so eine hübsche Tochter haben konnte. Sie hielt den<br />
Kopf gesenkt, eine Hand rührte im Cappuccino herum und die
FREIeBÜRGER 31<br />
andere umklammerte die Maus ihres Laptops. Die Haare ihrer<br />
Mutter, vielleicht, dachte Wolf, sie hingen ihr über die Ohren<br />
wie Topflappen, wahrscheinlich um zu verstecken, dass sie<br />
etwas abstanden. Am Laptop hing etwas heraus, und Wolf fragte<br />
sie danach. Gestelzt antwortete die kleine Diva, das sei für das<br />
Internet, in demselben Ton, mit dem Erwachsene manchmal<br />
altkluge, aber etwas doofe Kinder maßregeln.<br />
Wolf Hammer stutzte, richtig, keine Schnur, also schnurlos,<br />
vielleicht sollte er sich auch so was anschaffen. Er hatte eine<br />
Idee. Kannst du tippen, fragte er die junge Frau, die ihm so um<br />
die Zwanzig erschien. Studentin, fragte er sich. Natürlich, kam<br />
ihre Antwort in etwas schnippischem Ton. So, dann könntest<br />
du ja was für mich tun, ermunterte er sie. Ja, ich habe gerade<br />
Ferien, stimmte sie zu. Ferien, fragte Wolf, und Miriam antwortete,<br />
ja, Ferien.<br />
Jetzt sah Wolf genauer hin. Wie alt bist du denn, wollte er wissen.<br />
Fünfzehn, antwortete sie, jetzt etwas unsicher. Hm, trotzdem,<br />
müsste gehen, murmelte er. Check mal was für mich aus,<br />
ok? und Miriam nickte. Sie sah ihn mit ihrem klaren Blick unverwandt<br />
an. Ich benötige Informationen über die Wissenschaftler,<br />
die bei LightAir arbeiten, geht das? Miriam ließ ihre Finger<br />
über die Tastatur fliegen, die Kaffeetasse stand unbeachtet hart<br />
am Rande des Frühstückstisches. Plötzlich blickte sie auf. Wolf<br />
sah in ihre Augen, in die eine gewisse Härte getreten war. Dafür<br />
brauche ich ein wenig Zeit, erklärte sie. Muss was hacken,<br />
murmelte sie noch, dann wurde ihr Blick abwesend.<br />
Als Wolfs Handy quengelte, merkte er, dass er ebenfalls eine<br />
Weile abwesend gewesen war. Mäx sein Sohn war von der Alb<br />
herunter gekommen und stand vor der Hotelgarage. Als Wolf<br />
auf die Straße trat, bemerkte er den schweren Geländewagen,<br />
an dem einer dieser typischen flachen Anhänger, mit dem man<br />
PKWs transportierte, angehängt war.<br />
Wolf Hammer begrüßte den energisch aussehenden, jungen<br />
Mann mit dem Piratenlook, Dreitagebart und Goldring im Ohr,<br />
dabei glattrasiert am Kopf, und fragte nach der Familie. Meim<br />
Vater geht’s gut, murmelte er, und schaute sich um. Mäx sein<br />
Sohn pfiff durch die Zähne, als er den großen Mercedes erblickte.<br />
So was Schönes wünsch ich mir zu Weihnachten,<br />
murmelte er, aber Wolf stoppte ihn.<br />
Dieses Schlachtross nimmst du mit, schraubst die Schilder ab<br />
und hebst alles sicher auf, bis ich es wieder abhole, gell? Inzwischen<br />
suchst du ein identisches Modell, machst es kugelsicher,<br />
mit schusssicheren Reifen und Scheiben, Rennmotor.<br />
Soeben Soeben erschienen:<br />
erschienen:<br />
The Lazy Woman<br />
Kriminalroman<br />
Der er neue neue Krimi Krimi von<br />
von<br />
Bestsellerautor Bestsellerautor H. H. M. M. Schemske<br />
Schemske<br />
THE LAZY WOMAN<br />
Ein Freiburg-Krimi<br />
mit Wolf Hammer<br />
Verlag Book on Demand GmbH,<br />
Norderstedt ISBN 3-8334-1392-1<br />
Euro 12.90<br />
Vom Erlös eines jeden verkauften<br />
Buches geht 1 E an die<br />
Straßenzeitung FREIeBÜRGER<br />
E-Mail E-Mail: E-Mail info@schemske.com Internet Internet: Internet www.schemske.com<br />
Ich möchte einen innen liegenden Sicherheitskäfig wie die Rallyefahrzeuge<br />
und Feuerlöschanlage es haben, kannst du das?<br />
Als er den fragenden Blick von Mäx sein Sohn bemerkte, ließ er<br />
sich herab, ihm seine Kreditkarte zu zeigen. Wie staunte er aber,<br />
als Mäx sein Sohn einen Abzocker präsentierte und Wolfs bereits<br />
arg strapazierte Kreditkarte hineinschob, was von Anzahlung<br />
murmelte und Wolf einen schlanken Stift zum Unterschreiben<br />
hinhielt. Als Wolf die Summe sah, wusste er, dass es Zeit<br />
war, die LightAir anzurufen und sich dort eine hochdotierte<br />
Stellung geben zu lassen. Irgendwie musste er das ja finanzieren.<br />
Er ließ Mäx sein Sohn alleine den schwarzen Wagen aufladen<br />
und ging zurück in den Frühstücksraum.<br />
An einem der besten Tische saß die junge Dame, die jetzt in<br />
seiner Suite wohnte. Wie groß doch die Kinder werden, wenn<br />
man mal eine Weile nicht hinschaut, und groß war Duftmichels<br />
Tochter wahrhaftig geworden. Er setzte sich zu ihr und winkte<br />
Anja nach einem Capuccino.<br />
Miriam, dies ist dein erster Job als Sekretärin, sagte er, aber sie<br />
gab ihm sogleich Kontra. Als Tochter einer Pfarrerin habe ich<br />
schon ganz andere Sachen hinter mir und schnappte sich sein<br />
Handy.<br />
Ja, flötete sie, kann ich bitte die Sekretärin der Geschäftsleitung<br />
sprechen, hier ist die Sekretärin von Mirek Isopodan, ja,<br />
aus Paris, es liegt mir ein Schreiben vor, aus New York, Headhunters,<br />
ja, auch Ihre Firma ist erwähnt, und ich wollte mal<br />
fragen, ja, wegen eines Termins, wäre es heute Mittag recht,<br />
vor drei Uhr oder fünfzehn nach? - Da hätten wir noch was -<br />
ja? Ah, ja, gut ist ja toll, wir kommen dann vorbei. Danke.<br />
Miriam reichte ihm sein Handy und murmelte etwas von Anzug<br />
und Krawatte. Wolf fügte sich, ja, und die Papiere, die Zeugnisse,<br />
und so weiter, die solle er nicht vergessen. Wolf Hammer<br />
überlegte, ob er sich da in was reingeritten hätte, mit dieser<br />
überklugen fünfzehnjährigen Sekretärin, aber was half’s, er hatte<br />
es begonnen, jetzt musste er es auslöffeln.<br />
- Fortsetzung folgt! -
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