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Juni 2007 - Archiv

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10ter Jahrgang<br />

<strong>Juni</strong> 07<br />

Mitglied im Bundesverband Soziale Straßenzeitungen<br />

Traumhafte<br />

Traumhafte<br />

Wohncontainer<br />

Wohncontainer<br />

idyllische<br />

idyllische<br />

Stadtrandlage<br />

Stadtrandlage<br />

- provisionsfrei provisionsfrei -<br />

Preis: Preis: 1,50 1,50 Euro, Euro, davon davon 70 Cent Cent für den Verkäufer Verkäufer


02 FREIeBÜRGER<br />

Vorwort......................................................................Seite 03<br />

Obdachlosenreform.............................................Seiten 04-05<br />

Mieter wehren sich.............................................Seiten 06-07<br />

Streetworker-Interview........................................Seiten 08-10<br />

Wohnungslos durchParkplatzbau?.............................Seite 11<br />

Arbeitslosenfrühstück mal anders..............................Seite 12<br />

Kampf um den Pokal.................................................Seite 13<br />

Die Jobjägerin....................................................Seiten 14-15<br />

Die Trinkerin......................................................Seiten 16-17<br />

Promis gehen stiften..........................................Seiten 18-19<br />

Kunterbunt..................................................................Seite 20<br />

Kurz belcihtet...............................................................Seite 21<br />

Spocht ................................................................Seiten 22-23<br />

Ausstellungs-Tipp.......................................................Seite 24<br />

Kochen aus 1001 Nacht..............................................Seite 25<br />

Freiburger Hexenverfolgung.............................Seiten 26-28<br />

Rätsel...........................................................................Seite 29<br />

Roman................................................................Seiten 30-31<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Der FREIeBÜRGER e.V.<br />

verantwortlich für den Inhalt<br />

Uli Herrmann<br />

Titelbild: Uli<br />

Layout: Carina<br />

Fotos: Uli, Christian, Ella, Gäste und<br />

www.pixelio.de<br />

Soundtrack: 4 GB Dä Dä Är-Sound<br />

An dieser Ausgabe haben mitgearbeitet:<br />

Uli, Carina, Carsten, Micha, Christian,<br />

Regine, H. M. Schemske, Ella, Mitra,<br />

Toni und viele Gastschreiber<br />

Druck: Freiburger Druck GmbH & CoKG<br />

Auflage: 7.000<br />

Erscheinung: monatlich<br />

Kontakt:<br />

Ensisheimerstr.20<br />

79110 Freiburg<br />

Tel.: 0761 / 319 65 25<br />

Fax: 0761 / 319 65 27<br />

per Überweisung auf das Spendenkonto FREIeBÜRGER e.V.:<br />

Volksbank Freiburg - Konto-Nr.: 24 77 327 - BLZ: 680 900 00<br />

per Einzugsermächtigung:<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

Bank<br />

Konto-Nummer<br />

Bankleitzahl<br />

Datum, Unterschrift<br />

Ab einer Höhe von 100 Euro sind wir zur Ausstellung einer Spendenbescheinigung verpflichtet<br />

E-Mail: redaktion@frei-e-buerger.de<br />

Im Web: www.frei-e-buerger.de<br />

Ich spende: einmalig monatlich jährlich Euro<br />

Ich werde Fördermitglied:<br />

monatlich 5 Euro jährlich 60 Euro<br />

Ich werde Seitensponsor: monatlich 45 Euro jährlich 450 Euro<br />

Ich werde Sponsor mit:<br />

oder in folgender Form:<br />

INHALT<br />

(2005= 11 Ausgaben)<br />

monatlich jährlich<br />

Euro


FREIeBÜRGER 03<br />

Liebe LeserInnen,<br />

vom 6. bis 8. <strong>Juni</strong> treffen sich in Heiligendamm die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen der Welt (Deutschland,<br />

Frankreich, England, Italien, Japan, Kanada, Russland und die USA). „Thematische Schwerpunkte sollen die Gestaltung der Globalisierung<br />

auf wirtschaftlichem Sektor sowie die Probleme des afrikanischen Kontinents bilden. Die besondere Verantwortung der G8 für die<br />

Weltwirtschaft soll betont und in diesem Sinne das Engagement der G8 für die benachteiligten Teile der Weltbevölkerung gestärkt<br />

werden“. (Wikipedia)<br />

Hört sich doch edel an - oder nicht!? Auch der Klimaschutz ist eines der Themen, allerdings haben hier schon im Vorfeld die USA<br />

verkündet, dass sie diese bindende Abschlusserklärung nicht unterschreiben werden. Man sollte dabei auch wissen, dass ausgerechnet<br />

diese G8-Länder für ca. 42 % der CO 2 -Emmissionen verantwortlich sind.<br />

<strong>2007</strong> hatte man auf dem Gipfel in Gleneagles (Kanada) beschlossen, die Entwicklungshilfe auf 50 Milliarden US-Doller bis 2010 zu verdoppeln<br />

und erließ den ärmsten Ländern der Welt sogar 40 Milliarden Dollar an Schulden. Dass dies eine Mogelpackung ist, wurde nicht<br />

erwähnt. Wenn die G8-Länder behaupten, mit einem Schuldenerlass die Probleme Afrikas zu lösen, muss man erst einmal wissen, dass es<br />

sich dabei um minimale Beträge handelt, die gleichzeitig bei der Entwicklungshilfe gekürzt werden.<br />

Dagegen sind doch die ca. 100 Millionen Euro, die dieser G8-Gipfel kostet, reine Peanuts auf dem Weg zu einer gerechten, globalisierten<br />

Welt!<br />

Gegen diese Politik gibt es immer mehr Kritiker und deshalb werden diese Gipfeltreffen auch von Globalisierungsgegnern mit den verschiedensten<br />

Aktionen und einem Gegengipfel begleitet. Anscheinend sind diese Gegner nach Regierungsansicht sehr militant und dagegen<br />

muss man sich schützen. 17 Wochen lang dauerte es, bis der 12,5 Millionen Euro teure Zaun gebaut war, um sich für diese Tagung zu<br />

verschanzen. Der gesamte See- und Luftraum im Umkreis von ca. 50 km wird für diese Zeit zum Sperrgebiet erklärt und es sollen auch zwei<br />

Kriegsschiffe der US-Marine zum Einsatz kommen.<br />

Auch sonst wird hier mit Kanonen auf Spatzen<br />

geschossen. Schon im <strong>Juni</strong> 2006 hat die Regierungskoalition<br />

(SPD und Linkspartei PDS) in<br />

Sachsen das Sicherheits- und Ordnungsgesetz<br />

(SOG) des Landes geändert. So ermöglicht dieses<br />

Gesetz den Einsatz von automatischen Kfz-<br />

Kennzeichen-Lesesystemen und nach der Datenerfassung<br />

den Abgleich „Fahndungsbestand“,<br />

auch mit „anderen polizeilichen Dateien“.<br />

„Über so genannte IMSI-Catches wird<br />

eine Mobilfunkzentrale in einem örtlichen Bereich simuliert, über die dann sämtlicher Handyverkehr fließt“. (Junge Welt 10.5.<strong>2007</strong>)<br />

Mit diesen IMSI-Catches ist es aber auch möglich, den kompletten Handyverkehr zu unterbinden, d.h. es gibt in diesem Bereich keine<br />

Kommunikation mehr. Offiziell wurden diese Gesetze zur Abwehr von Kriminalität geändert, allerdings lassen sie sich aber auch sehr gut<br />

beim G8-Gipfel einsetzen.<br />

Innenminister Schäuble drohte an, Demonstranten schon im Vorfeld in Vorbeugehaft zu nehmen und hat auch etliche Geruchsproben von<br />

„potentiellen Störern“ eingesammelt, mit denen nun Polizeihunde zwecks Verfolgung des „Täters“ trainiert werden. In dieser Zeit wird an<br />

verschiedenen Grenzen wieder kontrolliert, um so Gipfelgegner schon im Vorfeld die Einreise zu verweigern.<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

Soziale Straßenzeitungen<br />

0<br />

0<br />

1<br />

Ulrich Herrmann<br />

gültig bis 31.05.2008<br />

Am 9. Mai <strong>2007</strong> durchsuchten etwa 900 Polizeibeamte auf Grund von richterlichen Beschlüssen<br />

im Auftrag der Generalbundesanwaltschaft 42 Objekte in sechs Bundesländern<br />

(Berlin, Brandenburg, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen),<br />

darunter auch Privatwohnungen. Zu vorläufigen Festnahmen oder Haftbefehlen kam es<br />

dabei nicht, allerdings wurden Computer, Akten, Drucker und Festplatten beschlagnahmt.<br />

Der offizielle Grund für diese Razzien war die angebliche „Bildung einer terroristischen<br />

Vereinigung“ (nach § 129a). Bis heute gab es allerdings noch keine einzige<br />

Festnahme aufgrund der Ermittlungsergebnisse.<br />

Diese Liste - wie im „Namen der Freiheit“ immer mehr Grundrechte eingeschränkt werden<br />

- ließe sich noch um einiges erweitern, allerdings möchte ich hier erst einmal zum Ende<br />

kommen.<br />

Ab <strong>Juni</strong> haben wir neue Verkäuferausweise. Öfters bekommen wir mal einen Anruf von<br />

Ihnen, sei es wegen einer Beschwerde oder einer Nachfrage wo denn der und der Verkäufer<br />

ist. Da sich die wenigsten einen Namen merken, werden die VerkäuferInnen so gut<br />

es geht kurz beschrieben, was uns aber nicht immer weiterhilft. Deshalb hat jeder neue<br />

Verkäuferausweis zusätzlich eine Nummer und vielleicht wird es ja dadurch einfacher.<br />

Auf Fingerabdrücke und ein biometrisches Passbild haben wir selbstverständlich verzichtet,<br />

schließlich heißen wir nicht Schäuble sondern FREIeBÜRGER!<br />

Kaufen Sie bitte unsere Zeitung nur noch bei<br />

VerkäuferInnen, die diesen Ausweis tragen!<br />

Die nächste Ausgabe des FREIeBÜRGER erscheint am 3. Juli <strong>2007</strong><br />

Uli


04 FREIeBÜRGER<br />

Freiburg gehört zu den Städten, die im Laufe der Jahre ihr Hilfesystem<br />

für wohnungslose Menschen immer weiter ausgebaut haben.<br />

Schon sehr früh gab es Gespräche zwischen der Stadt Freiburg,<br />

den freien Trägern, anderen Organisationen und der Polizei,<br />

daraus entstanden die „Fachtagungen der Wohnungslosenhilfe“,<br />

die einmal im Jahr stattfanden. Durch diese Fachtagungen<br />

wurde es z.B. möglich, dass heute auch wohnungslose Menschen<br />

mit Hund in der „Notunterkunft für Wohnungslose“ übernachten<br />

können.<br />

Als ich 1983 das erste Mal nach Freiburg kam, gab es dieses breit<br />

gefächerte Hilfesystem noch nicht. In der Klarastrasse 100 bekamen<br />

wir als „Durchwanderer“ 3 Essensgutscheine für die damalige<br />

Wärmestube „Wartburg“ in der Engelbergerstrasse.<br />

Erst ein paar Jahre später wurde - wie<br />

in den meisten anderen Städten auch - Bargeld,<br />

der so genannten Tagessatz ausgezahlt.<br />

In der „Wartburg“ gab es jeden Tag ein Mittagessen<br />

und unsere Wäsche haben wir in den<br />

Waschsalons gewaschen. In den Räumen der<br />

heutigen „Pflasterstube“ hatte die Caritas eine<br />

kleine Beratungsstelle für wohnungslose<br />

Menschen eingerichtet. Einmal im Monat holten<br />

wir uns den begehrten Einkaufsgutschein<br />

im Werte von 10,00 DM ab und lösten ihn im<br />

nahe gelegenen Supermarkt ein. Die Sozialarbeiterin<br />

stellte auch die Gutscheine für das öffentliche<br />

Bad im Stühlinger aus und jeden<br />

Samstag wurde dann geduscht.<br />

Ansonsten gab es noch etliche Essensstellen<br />

in verschiedenen Krankenhäusern und Altenheimen,<br />

die meistens belegte Brote ausgaben.<br />

Berühmt berüchtigt war auch der „Goldene Löffel“ im Stühlinger.<br />

Hier gab es jeden Tag pünktlich um 18.00 Uhr eine warme Mahlzeit.<br />

Meistens eine undefinierbare Suppe, in der ein paar rohe Zwiebeln<br />

mit Schale zur „Garnierung“ eingelegt waren. Mit viel Glück fand<br />

man auch noch ein oder zwei hauchdünne Wurstscheiben. Hier<br />

wurde den Menschen klar gemacht, was man von ihnen hält - nämlich<br />

nichts und Frauen bekamen hier gar nichts zu essen. Im Ausnahmefall<br />

war man dann so gnädig, ihnen zumindest eine Kelle<br />

Suppe in einem benutzen Teller einzuschenken. Dies war glücklicherweise<br />

ein Einzelfall, denn an den meisten anderen Essensstellen<br />

(Altenheim Karlstrasse, die Käsmarie im Josefkrankenhaus oder dem<br />

Studentenwohnheim in der Herrenstrasse) wurde man freundlich<br />

aufgenommen.<br />

Mein persönlicher Geheimtipp war<br />

ein kleines Altenheim an der<br />

Dreisam, auf der überdachten Terrasse<br />

konnten immer drei Bedürftige<br />

gleichzeitig essen. Hier wurde<br />

man als Mensch behandelt und es<br />

gab dann meistens an den Wochenenden<br />

so edle Speisen, wie: frischer<br />

Spargel mit einem halben Hähnchen<br />

und Pommes. Aber auch in der Woche<br />

war das Essen gut - man könnte<br />

sagen, dies war eine Drei Sterne Küche<br />

für uns Obdachlose und in der<br />

warmen Jahreszeit hat man als Gegenleistung<br />

die Pflanzen gegossen,<br />

dafür gab es dann meistens noch<br />

ein Trinkgeld in Höhe von 5,00 DM.<br />

Im Sommer 1987 wurde die alte<br />

Wohnungslose billiger verwalten...?<br />

„Wartburg“ ohne Vorankündigung von einem auf den anderen Tag<br />

geschlossen und im Dezember 1988 öffnete dann das Ferdinand-<br />

Weiß-Haus (Träger ist die Diakonie) seine Türen. Hier konnten<br />

wohnungslose Menschen während der Öffnungszeiten endlich<br />

duschen, wann sie wollten. Es gab Schließfächer, in denen man<br />

seine Sachen unterbringen konnte, auch eine Waschmaschine und<br />

ein Trockner gehörten mit zur Ausstattung. Eine weitere Erneuerung<br />

in der Wohnungslosenhilfe waren die Sozialarbeiter. Diese<br />

helfen den Menschen seither beim Ausfüllen von Antragsformularen,<br />

beraten sie und gehen, wenn es nötig ist, auch mit aufs Amt.<br />

Auch eine komplett eingerichtete Küche gehörte mit zum Inventar.<br />

Ein Jahr lang gab es hier jeden Tag ein Mittagessen, allerdings<br />

musste dies dann aus Kostengründen eingestellt<br />

werden. Heute kann die Küche von den<br />

Gästen benutzt werden und eine kleine Kochgruppe<br />

kümmert sich darum, dass es zwischendurch<br />

(Mi. und Sa.) eine warme Mahlzeit für<br />

alle Besucher gibt.<br />

Damals war für längere Zeit nur noch das Kloster<br />

in Günterstal eine der wenigen Stellen, an<br />

der wohnungslose Menschen täglich eine warme<br />

Mahlzeit bekamen. Anfang der 90er entstand<br />

dann auf Initiative von Horst Zahner der<br />

erste Vorläufer des heutigen „Freiburger<br />

Essenstreff“ in der Schwarzwaldstrasse. Herr<br />

Zahner lieferte die Menüs, die in seiner Firma<br />

hergestellt wurden und das Joseph-Krankenhaus<br />

stellte den notwendigen Raum zur Verfügung.<br />

Es blieb den Gästen selbst überlassen,<br />

ob sie einen kleinen Obolus in die Kasse legten<br />

oder nicht.<br />

Kurz danach eröffnete die Caritas Freiburg in der Herrenstrasse die<br />

Pflasterstube. Ab jetzt konnten wohnungslose Menschen selbst<br />

entscheiden, in welcher der beiden Tagesstätten sie sich aufhalten<br />

wollen. Beide Einrichtungen haben ein unterschiedliches Konzept<br />

und dies hat für die Betroffenen den Vorteil, dass sie selbst entscheiden<br />

können, welche der beiden Einrichtungen sie bevorzugen.<br />

Schon sehr früh hat man in Freiburg darauf reagiert, dass es z.B.<br />

immer mehr wohnungslose Menschen unter 30 Jahren gibt und<br />

auch immer mehr Frauen obdachlos werden. Weil viele Frauen sich<br />

ungern in den herkömmlichen Tagestätten der Wohnungslosenhilfe<br />

aufhalten, entstand FreiRaum<br />

und auch für die wohnungslosen<br />

Jugendlichen gibt es spezielle Angebote,<br />

um die sich die Freiburger<br />

u.a. StrassenSchule kümmert.<br />

Dies war möglich, weil sich, wie<br />

oben schon erwähnt, die Stadt Freiburg,<br />

die Freien Träger, Organisationen<br />

der Wohnungslosenhilfe<br />

und Polizei vernetzt haben um ihre<br />

praktischen Erfahrungen auf den<br />

jährlichen „Fachtagungen der<br />

Wohnungshilfe“ austauschen und<br />

hier auch nach neuen Alternativen<br />

suchen. Wie man sieht, haben sich<br />

durch diese Zusammenarbeit die<br />

Lebenssituationen für wohnungslose<br />

Menschen in einigen Bereichen<br />

positiv verändert.


FREIeBÜRGER 05<br />

Von daher ist es nicht nachvollziehbar,<br />

warum die Stadt Freiburg nun in einem<br />

„Alleingang“ dieses gut funktionierende<br />

Netzwerkes umstrukturieren will. Eine Projektgruppe<br />

„Verwaltungsreform“ (das<br />

Prozess- und Struktur-Team – PST) hat<br />

nämlich festgestellt, dass dieses Hilfesystem<br />

„ineffizient“ ist und sich im Laufe<br />

der Jahre zu einem „undurchschaubaren<br />

Angebot“ entwickelt hat. Ein neues Amt<br />

soll nun diesen angeblichen Dschungel<br />

zwischen Stadt und Freien Trägern beseitigen<br />

und „bündeln“. Momentan kümmern<br />

sich in der Stadtverwaltung das Sozial- und<br />

Jugendamt, sowie das Amt für Liegenschaften<br />

um die Obdachlosenbetreuung<br />

und die Flüchtlingsunterkünfte.<br />

Zum 1. Januar 2008 soll ein neues Amt gebildet<br />

werden, um diese Arbeit zu bündeln.<br />

So soll mit einer zentralen Stelle die Betreuung<br />

und die Wohnversor-gung verknüpft<br />

werden. Dieses Amt soll auch bei einer drohenden Zwangsräumung<br />

aktiv werden und zwar durch eine „Mobile Wohnbegleitung“,<br />

die schon im Vorfeld versucht, eine tatsächliche<br />

Zwangsräumung zu vermeiden. Dieses Modell aus Hannover wurde<br />

auf der letzten „Fachtagung der Wohnungslosenhilfe“ im April<br />

2006 vorgestellt, allerdings aus Kostengründen nicht realisiert.<br />

Bisher arbeiten in der Zentralen Fachberatung für Wohnungslose<br />

Menschen (ZFB, Schwarzwaldstraße 29) drei Sozialarbeiter der Diakonie<br />

und zwei von der Stadt. Nach Ansicht der Fachgruppe ist sie<br />

nur eine von mehreren Anlaufstellen, in der individuelle Hilfepläne<br />

erstellt werden – denn oft machen die Sozialarbeiter in den Wohnheimen<br />

noch einmal die gleiche Arbeit. Die ZFB soll in das neue<br />

Amt integriert werden - was mit den drei Sozialarbeitern der Diakonie<br />

passiert, ist dabei noch unklar. Mit diesem neuen Amt will man<br />

das bisherige Personal von momentan 67 Beschäftigten, darunter<br />

neun Sozialarbeiter der Freien Träger, auf ca. 55 bis 60 reduzieren.<br />

Dadurch ließen sich unterm Strich schrittweise etwa 1,8 Millionen<br />

Euro bis 2012 einsparen.<br />

Freiburg zahlt ca. 1 Millionen Euro an Zuschüssen an die Freien<br />

Träger, der Rest von den derzeit 5,5 Millionen, die die Stadt Freiburg<br />

jährlich für die Wohnungslosenhilfe ausgibt, sind Mieten und<br />

Personalkosten.<br />

„Der Vorteil für die Betroffenen: Sie haben es künftig statt mit<br />

mehreren Dienststellen nur noch mit einem Amt zu tun. Durch die<br />

Koppelung von vorübergehender Unterbringung, sozialer Betreuung,<br />

Wohnungsversorgung und sozialer Wohnbegleitung entsteht<br />

eine Hilfeplanung aus einem Guss mit den Betroffenen im Mittelpunkt.“<br />

(Pressemitteilung der Stadt Freiburg vom 12.3.<strong>2007</strong>)<br />

2006 waren in der Notfallkartei der Stadtbau<br />

GmbH ca. 2.500 Wohnungssuchende<br />

gemeldet und der Geschäftsführer der Freiburger<br />

Stadtbau Ralf Klausmann bestätigte<br />

auf der letzten Fachtagung, dass es<br />

„Wohnraum für soziale Randgruppen<br />

viel zu wenig gibt“, denn hier findet ein<br />

„regelrechter Verdrängungswettbewerb“<br />

statt.<br />

Nun hat diese Projektgruppe festgestellt,<br />

dass es den Menschen - die in den Wohnheimen<br />

leben - dort anscheinend sehr gut<br />

gefällt: „Denn häufig dienen die Wohnheime<br />

nicht als vorübergehende Bleibe,<br />

sondern als günstige Wohnung auf Dauer“.<br />

(BZ 12.3.<strong>2007</strong>) Momentan beträgt<br />

die Miete in den Wohnheimen zwischen<br />

150 bis 225 pro Monat und diese soll dann<br />

auf 220 bis 300 Euro erhöht werden. Diese<br />

Logik kann ich nicht ganz nachvollziehen,<br />

denn die meisten Bewohner sind ALG-II-<br />

Empfänger und die Kosten der Unterkunft werden von der Kommune<br />

gezahlt.<br />

Die Stadtverwaltung glaubt also ernsthaft, „dass die Hälfte der<br />

jetzigen Wohnheiminsassen sehr gut auf den freien Wohnungsmarkt<br />

verwiesen werden könnten“ (BZ 13.3.07), aber woher diese<br />

Wohnungen kommen sollen, möchte die „Expertengruppe“ der<br />

Stadt Freiburg momentan noch nicht verraten.<br />

Uli<br />

Nachsatz:<br />

Ich wollte von den Freien Trägern der Wohnungslosenhilfe (Diakonie,<br />

Caritas und Heilsarmee) wissen, wie sie zu diesen Planungen<br />

stehen. Leider hat bis Redaktionsschluss nur der Referatsleiter Wolfgang<br />

Humpfer von der Caritasverband Freiburg-Stadt e.V. geantwortet:<br />

„Mit der geplanten Umstrukturierung der Wohnungslosenhilfe<br />

erwarten wir eine spürbare Entlastung in der Wohnraumversorgung,<br />

weil sich durch die Neuentwicklung für wohnungslose<br />

Menschen ein besserer Zugang zum Wohnungsmarkt abzeichnet.<br />

Allerdings ist für uns noch die Frage offen, wo sich diese<br />

neuen Wohnungen finden lassen.<br />

Für den Caritasverband gibt es im Zusammenhang mit der Umstrukturierung<br />

allerdings auch noch offene Fragen zu den Themen<br />

Zentrale Fachberatung, Existenzsicherung, Zusammenarbeit<br />

mit der ARGE.<br />

Zur Frage nach den Mieten in den Wohnungslosenunterkünften:<br />

Der Caritasverband Freiburg-Stadt begrüßt eine Mieterhöhung<br />

in den Wohnungslosenunterkünften in vertretbarem Umfang“.


06 FREIeBÜRGER<br />

Bayrischer Miet-Hai in der Unterwiehre<br />

Dass Wohnen ein besonderes Gut ist, scheint bei Uwe Kleiner,<br />

dem Geschäftsführer der Südwestdeutschen Bau-Union noch nicht<br />

angekommen zu sein. Im Sommer 2005 kaufte sein Unternehmen<br />

etwa 500 ehemalige Franzosenwohnungen, die bislang von der<br />

Freiburger Stadtbau generalverwaltet wurden. Ein großer Teil<br />

der Wohnungen liegt im Quartier „Westlich der Merzhauser Straße“,<br />

betroffen sind allerdings u. a. auch Mieter/innen in Haslach,<br />

im Stühlinger und im Institutsviertel.<br />

Seit dem Kauf bekommen die Mieter/innen<br />

zu spüren wie es ist, bei<br />

einem privaten Investor zu wohnen.<br />

Gleich zu Beginn der Übernahme<br />

der Bau-Union wurde die<br />

Miete für einen PKW-Stellplatz<br />

verdoppelt – von 15 Euro auf 30<br />

Euro monatlich.<br />

Außerdem bekommen Familien<br />

schnell mal eine Kündigung ins<br />

Haus, wenn die Miete nicht fristgerecht<br />

bezahlt wurde – nach den<br />

Gründen wird nicht gefragt.<br />

Schließlich ist die Bau-Union äußerst<br />

bemüht, sich für eine „bessere<br />

Durchmischung“ der<br />

Bewohnerstruktur einzusetzen –<br />

d.h. dass fast jede frei werdende<br />

Wohnung mit einer Studenten-<br />

WG neu belegt wird. Familien und Ausländer sind nicht mehr erwünscht,<br />

für diese Gruppen hat sich die Wohnungssuche stark<br />

erschwert.<br />

Mieterhöhungen in völlig überzogener Höhe<br />

Mit diesem „Wandel“ nicht genug – seit Herbst 06 versucht die<br />

Bau-Union in etwa 150 Wohnungen auch durch Mieterhöhungen<br />

von bis zu 20% - zwischen 50 und 135 Euro – ihre Mieter/innen zur<br />

Kasse zu bitten.<br />

Am 31.10.06 bekamen die Mieter/innen die erste Mieterhöhungs-<br />

Forderung. Daraufhin fanden 3 große Mieter-Versammlungen zum<br />

Thema statt und es gründete sich die „Mieter-Initiative BauUnion“.<br />

Zunehmend ergaben sich Hinweise, dass die Erhöhung rechtlich<br />

gar nicht zulässig ist. Nähere Auskünfte zu Nachfragen wurden<br />

von der Bau-Union nicht oder unzureichend erteilt.<br />

Gutachten bestätigen Rechtswidrigkeit der Erhöhung<br />

Schließlich ergaben die Recherchen der Mieterinitiative, dass die<br />

Mieterhöhung gleich in mehreren Punkten rechtswidrig ist. Eine<br />

Stiftung finanzierte den Mieter/innen 2 unabhängige Gutachten,<br />

die den Zweifel an der Mieterhöhung gleich in mehreren Punkten<br />

bestätigten. Mehrere auf Mietrecht spezialisierte Rechtsanwälte rieten<br />

den Mieter/innen sich zu wehren. Mit dieser Sicherheit entschlossen<br />

sich etwa 40 Mieter/innen gegen die Mieterhöhung vorzugehen.<br />

Angesichts der massiven Einschüchterungs- und Druckstrategie<br />

der Bau-Union eine beträchtliche Zahl.<br />

Kündigung des Quartiersbüros aufgrund der Mieter-<br />

Aktivitäten<br />

Mit welchen Mitteln die Einschüchterung betrieben wird, zeigt nicht<br />

zuletzt die Kündigung des Quartiersbüros in der Unterwiehre durch<br />

die Bau-Union. Auf Nachfrage des SWR erklärte Uwe Kleiner, er<br />

finde das Engagement des Quartiersbüros „pervers“. Die Mieter/<br />

innen seien nicht nur neutral beraten, sondern in ihrem Vorgehen<br />

gegen die Mieterhöhung unterstützt worden. Nachdem das<br />

Quartiersbüro, das bislang in einer<br />

Bau-Unionwohnung untergebracht<br />

war, seit 5 Jahren eine<br />

Anlaufstelle für engagierte Bewohner/innen<br />

ist, wurde dieser<br />

unliebsame Treffpunkt nun kurzerhand<br />

vor die Tür gesetzt. Zahlreiche<br />

weitere Beispiele, wie die<br />

Bau-Union mit Mieter/innen umspringt,<br />

sprechen Bände.<br />

Mieter-Solidaritäts-Fonds<br />

Doch viele Mieter/innen lassen<br />

sich nicht einschüchtern und gehen<br />

noch weiter als sich individuell<br />

zu wehren. Aufgrund des<br />

für viele einkommensschwache<br />

Familien hohen finanziellen Risikos<br />

gründete die Mieterinitiative<br />

einen „Mieter-Solidaritäts-<br />

Fonds“ und organisierte Benefizveranstaltungen<br />

wie ein großes Mieter-Solidaritäts-Fest oder einen<br />

Benefiz-Theater-Abend.<br />

Über Spenden auf das extra eingerichtete Spendenkonto<br />

freut sich die Mieterinitiative!<br />

KONTO-INHABER:<br />

„Mieter-Solidaritäts-Fonds“<br />

Sparkasse Nördlicher Breisgau<br />

Kto.-Nr.: 12617340<br />

BLZ: 68050101<br />

Zweiter Mieterhöhungs-Versuch seit März<br />

Dass die Bau-Union sich der Zweifelhaftigkeit ihrer Mieterhöhung<br />

bewusst ist, zeigt, dass bislang kein/e Mieter/in auf Zustimmung<br />

zur Mieterhöhung verklagt wurde. Stattdessen setzt die Bau-Union<br />

ihre Mieter/innen weiterhin unter Druck, indem sie nun ab <strong>Juni</strong> 07<br />

eine neue Mieterhöhung nach dem neuen Mietspiegel verlangt.<br />

Damit haben die betreffenden Mieter/innen immerhin 5 Monate gewonnen.<br />

„Um für alle Parteien Sicherheit zu erlangen“ – so steht es<br />

im Mieterhöhungs-Schreiben – wird ihnen nun jedoch der neue<br />

Mietspiegel vorgehalten und damit eine neue Mieterhöhung begründet.<br />

Auch diese Mieterhöhung ist rechtlich nicht zulässig – das stellte<br />

sich schnell heraus. Denn die im Einzelnen berechneten Zuschläge<br />

sind ebenso falsch, wie bei der ersten Mieterhöhung, zum Teil sogar<br />

noch dreister und eindeutiger überzogen.


FREIeBÜRGER 07<br />

Nachteile für Mieter/innen durch grobe Mängel im neuen<br />

Mietspiegel<br />

Auch wenn selbst mit dem neuen Mietspiegel die Bau-Union-Mieterhöhung<br />

unzulässig ist, birgt dieser erhebliche Nachteile für die<br />

Mieter/innen. Zahlreiche Punkte sind ungeklärt und die durchschnittliche<br />

Grundmiete ist extrem hoch. Besonders für die Mieter/<br />

innen „Westlich der Merzhauser Straße“ ist es enttäuschend, dass<br />

der Mietspiegel als differenziert gelobt wird, ihr Wohngebiet allerdings<br />

derart undifferenziert zur „Wiehre“ gezählt wird. Damit wird<br />

dieses Quartier in denselben Topf geworfen wie der Lorettoberg<br />

oder die Oberwiehre, was sich enorm auf die Kosten auswirkt.<br />

Geforderte Grundmiete übersteigt den Maximal-Satz<br />

der ARGE um fast 1,50 Euro<br />

Mit der neuen Mieterhöhung verlangt die Bau-Union einen<br />

Quadratmeterpreis von ca. 7 Euro/ qm Grundmiete. Der Satz, den die<br />

ARGE bislang für Empfänger/innen von ALG II als Höchstsatz betrachtet,<br />

beträgt 5,62 Euro. Pech für all diejenigen, die nun ein Schreiben<br />

der ARGE bekommen ihre Wohnung sei zu teuer. Sie sollen<br />

„Möglichkeiten zur Senkung der Unterkunftskosten prüfen“, ansonsten<br />

könnten die Kosten für Unterkunft künftig leider nur noch<br />

zum Teil übernommen werden. Man fragt sich, ob der neue<br />

Mietspiegel bei der ARGE auch schon bekannt ist??<br />

Bewusst überzogene Berechnung um Mieter/innen einzuschüchtern<br />

Die Mieterinitiative bewertet es als Dreistigkeit gegenüber den Mieter/innen,<br />

dass die Bau-Union bewusst eine derart überzogene Berechnung<br />

der Miete anstellt. Damit werde die Strategie der Einschüchterung<br />

und des Unter-Druck-Setzens fortgeführt anstatt eine<br />

angemessene Berechnung vorzulegen oder auf die Mieterinitiative<br />

zuzugehen. Die Mieter/innen sind entschlossen, sich die neue Mieterhöhung<br />

ebenso wenig gefallen zu lassen wie die alte. Allerdings<br />

sehen sie mit großer Sorge, wohin diese Entwicklung steuert.<br />

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Zahlreiche Mieter/innen nun auf Wohnungssuche<br />

Einige Familien sind wegen der Mieterhöhung bereits ausgezogen<br />

oder wollen umziehen. Selbst von denen, die nicht umziehen wollen,<br />

werden nun Wohnungsanzeigen gelesen, denn auch wer entschlossen<br />

ist, sich zu wehren, sieht, wohin die Entwicklung geht.<br />

Die Suche ist ohnehin ernüchternd, denn der freie Markt bietet<br />

praktisch keine günstigen Wohnungen für Familien mit Kindern. So<br />

müssen sich Mieter/innen, die bald die Miete nicht mehr bezahlen<br />

können, von der ARGE anhören, sie sollen doch nach Waltershofen<br />

ziehen, da sei die Miete günstiger.<br />

… und was tut die Politik?!<br />

Längst ist klar, dass nicht nur die Bau-Union-Mieter/innen um ihr<br />

Wohnen kämpfen müssen. Auch in zahlreichen anderen Stadtteilen<br />

gründen sich Mieterinitiativen und überall werden die Menschen<br />

mit Mieterhöhungen in Existenznot gebracht. Appelle an die Gemeinderäte,<br />

dass günstige Wohnungen erhalten werden müssen,<br />

stoßen bislang auf taube Ohren. So ist die Vorgabe der Gemeinderatsmehrheit,<br />

die Freiburger Stadtbau müsse mehr Gewinne machen um<br />

den städtischen Haushalt zu sanieren, fatal. Mieterhöhungen um<br />

20%, wie derzeit in Weingarten verlangt, sollen diese Gewinne einfahren.<br />

Sie treffen meist die Schwächsten, bewirken einen weiteren<br />

Anstieg des Mietspiegels und forcieren eine weitere Kosten-Explosion<br />

auf dem Wohnungsmarkt.<br />

Angesichts des Engagements unserer Politiker, diese besorgniserregende<br />

Entwicklung weiter zu beschleunigen fragen wir uns:<br />

Ist es der politische Wille der Gemeinderatsmehrheit,<br />

dass kinderreiche Familien mit niedrigem Einkommen<br />

aus Freiburg vertrieben werden?<br />

Wie sollen wir 20% Mieterhöhung bezahlen wenn die Einkommen<br />

seit Jahren nicht erhöht werden?<br />

21.05.07<br />

Mieterinitiative Bau-Union<br />

Die Adresse für kreative Leute!<br />

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79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61-3 51 43


08 FREIeBÜRGER<br />

Vor nun fast drei Jahren kam es in Freiburg zur Neuschaffung<br />

von zwei dringend benötigten Arbeitsplätzen im Rahmen der<br />

Straßensozialarbeit, kurz „Streetwork“ genannt. Seitdem sind die<br />

beiden Streetworker, Evi Jakob, Dipl. Sozialpädagogin, und Marc<br />

Disch, Dipl. Sozialarbeiter, auf Freiburgs Straßen unterwegs, um<br />

u. a. direkt vor Ort bei auftretenden Konflikten zwischen den sich<br />

auf der Straße aufhaltenden „Randgruppen“ und der so genannten<br />

„Normalbevölkerung“ zu vermitteln, aber auch um Menschen,<br />

die aus dem sozialen Netz gefallen sind, in ihren schwierigen<br />

Lebenslagen zu unterstützen<br />

Wir, der FREIeBÜRGER, dachten uns nun, dass es an der Zeit<br />

wäre, die beiden mal nach ihren bisherigen Erfahrungen als Freiburgs<br />

erste städtische Streetworker zu befragen.<br />

Hallöchen ihr Beiden,<br />

na, ist euch nach diesen 3 Jahren<br />

schon das ein oder andere<br />

graue Härchen gewachsen?<br />

Evi: Also bei mir noch nicht.<br />

Marc: (lacht erst mal) Hhmm...bei<br />

mir wachsen die eher genetisch<br />

bedingt, aber nicht aufgrund der<br />

Arbeit.<br />

Könnt ihr sagen, dass eure Arbeit<br />

bisher erfolgreich war?<br />

Dass Ziele von euch schon erreicht<br />

wurden?<br />

Marc: Also ich würde sagen,<br />

dass unsere Arbeit bisher sogar<br />

deutlich erfolgreicher war, als wir<br />

zuerst gedacht haben. Am Anfang<br />

wussten wir ja selbst noch<br />

nicht so recht, wie das alles laufen<br />

wird und wie hoch überhaupt<br />

der Bedarf für unsere Unterstützungsangebote<br />

ist. Es gab Fragen über Fragen, z. B. inwieweit<br />

wird es uns gelingen, Kontakt zu den „Randgruppen“ aufzunehmen,<br />

erreichen wir die Leute von der Straße überhaupt, nehmen<br />

die unsere Angebote an und wird es uns auch gelingen, uns hier in<br />

den Hilfesystemen zu verorten.<br />

Wir mussten halt erst mal experimentieren und sind so peu a peu<br />

immer weiter und immer besser in die ganze Arbeit ‘reingewachsen<br />

und eigentlich bin ich selbst erstaunt darüber, wie viele Dinge in<br />

den letzten 3 Jahren gelaufen sind und über die vielen Erfolge, die<br />

wir in den verschiedensten Bereichen erzielen konnten.<br />

Streetwork mit Zukunft?<br />

Was genau meinst Du mit „in den Hilfesystemen verorten“?<br />

Marc: Ich meine, Freiburg hat ja, wie jede Stadt, ein Hilfesystem,<br />

das aus vielen Elementen besteht. Da gibt es die Behörden, die<br />

Wohlfahrtsverbände, verschiedene größere und kleinere Träger<br />

usw., die mit ihren Angeboten insgesamt eine Art Netzwerk bilden,<br />

in dem man als eine neue Einrichtung auch erst mal einen Platz<br />

finden muss, eine Position.<br />

Evi: Für uns war von Anfang an wichtig, uns nicht nur auf einen<br />

Themenbereich zu beschränken, sondern uns in den verschiedensten<br />

Bereichen zu situieren. Also verorten heißt in diesem Fall auch,<br />

sich bei den unterschiedlichsten Einrichtungen bekannt zu machen.<br />

Da sind wir teilweise immer noch dabei, z.B. Gespräche mit neu<br />

eingerichteten Stellen zu führen oder nochmalige Gespräche mit<br />

Beratungsstellen, bei denen sich<br />

einiges geändert hat. Das hört<br />

eigentlich nie auf, aber dadurch,<br />

dass wir den größten Teil schon<br />

am Anfang bewältigt haben, haben<br />

wir uns einen guten Bekanntheitsstatus<br />

erworben, z.B.<br />

in der Jugendhilfe, in der Suchthilfe,<br />

in der Wohnungslosenhilfe,<br />

in der sozialpsychiatrischen<br />

Gesundheitshilfe, also in<br />

so ziemlich allen Sozialbereichen,<br />

die es gibt.<br />

Beschränkt sich euer Arbeitsgebiet<br />

nach wie vor nur auf die<br />

Innenstadt?<br />

Evi: Ja, das ist immer noch dasselbe,<br />

von der Bahnhofsachse<br />

bis zum Schwabentor/<br />

Schlossbergring und von der<br />

Dreisam bis zum Friedrichring/<br />

Stadtgarten. Wobei, wenn uns jemand, mit dem wir bereits in einem<br />

Beratungsverhältnis stehen, sagt, dass er sich jetzt z. B. immer am<br />

Z.O. in der Schwarzwaldstrasse aufhält und telefonisch nicht erreichbar<br />

ist, gehen wir natürlich auch mal zum Z.O. Aber im Großen<br />

und Ganzen orientieren wir uns schon an den Grenzen.<br />

Marc: Wir ziehen nicht mit dem Lineal die Grenzen, also, wenn es<br />

einen wichtigen Grund gibt, warum wir jetzt einen Ort aufsuchen<br />

sollten, der nicht ganz in der Innenstadt liegt, dann tun wir das<br />

auch. Wir haben auch im Laufe der letzten Jahre z.B. häufiger Leute<br />

von den Straßenpunks unter der Leo-Wohleb-Brücke besucht, weil<br />

wir da natürlich keinen Schnitt am Schwabentor machen wollten,<br />

so, als ob die Leo-Wohleb-Brücke nicht mehr zu unserem Arbeitsgebiet<br />

gehört.<br />

Inwieweit seid ihr mittlerweile von den „Randgruppen“ akzeptiert?<br />

Evi: Ich denke gut. Mittlerweile kennen uns schon Leute mit Namen,<br />

die wir noch gar nicht kennen. D.h., dass Leute aus den unterschiedlichsten<br />

Gruppierungen, die Probleme haben, immer häufiger<br />

gesagt bekommen: Wende dich doch mal an Marc und Evi. Es wird<br />

auch nicht mehr in Frage gestellt, dass wir gleichzeitig Kontakte zu<br />

Punks, zu Leuten aus der Sucht- oder Drogenszene haben, zu Leuten<br />

mit psychischen Erkrankungen oder Arbeitslosen, Alkoholikern,<br />

usw.<br />

Marc: Also am Anfang gab es schon Situationen, wo Einzelne oder<br />

Gruppen versucht haben, uns auf ihre Seite zu ziehen. Z.B. bei konkurrierenden<br />

Gruppen, die sich selbst gegenseitig in einem Konfliktverhältnis<br />

gesehen haben, gab es sicherlich Versuche, uns einsei-


FREIeBÜRGER 09<br />

tig für ihre Interessen einzuspannen.<br />

Da mussten wir halt mal klarmachen,<br />

dass wir für alle Menschen<br />

da sind, die das Bedürfnis<br />

haben, von uns unterstützt zu<br />

werden.<br />

Das heißt auch, dass wir die Drogenabhängigen<br />

aus der Rosastraße<br />

nicht ignorieren, nur weil<br />

alle anderen der Meinung sind,<br />

dass das eben „Junkies“ sind,<br />

sondern dass die bei uns genauso<br />

Beratung und Unterstützung<br />

finden können, wie jeder andere<br />

auch. Aber eigentlich ist das kein<br />

Thema mehr, denn mittlerweile<br />

wissen die Leute, dass wir für alles<br />

und jeden offen sind und uns<br />

auch nicht in persönlichen Konkurrenzgeschichten,<br />

wie Streitigkeiten,<br />

auf eine Seite ziehen lassen.<br />

Habt ihr spezielle „Problemgruppen“ um die ihr euch besonders<br />

kümmert?<br />

Marc: Nein, das ist eigentlich immer im Wechsel. Natürlich gibt es<br />

sozusagen „Spitzen“, d.h., dass bestimmte Einzelpersonen oder<br />

Gruppen, je nach aktueller Lage, auch mal deutlich mehr Aufmerksamkeit<br />

beanspruchen, aber das hört auch irgendwann wieder auf.<br />

Ihr habt auch eine Anlaufstelle in der Stadt. Inwieweit wird diese<br />

von den Leuten genutzt?<br />

Evi: Unterschiedlich rege. Es gibt Tage, da kommt überhaupt niemand<br />

zu den Sprechzeiten und dann gibt’s Tage, da kommen fünf<br />

Leute auf einmal.<br />

Marc: Anfangs haben wir uns gefragt, ob überhaupt jemand kommen<br />

wird, weil unsere Büros ja in einer Außenstelle des Sozial- u.<br />

Jugendamtes untergebracht sind. Also in einem Amtsgebäude, in<br />

das viele Leute einfach nicht gerne ´reingehen wollen, weil sie da<br />

vielleicht das Gefühl haben, kontrolliert zu werden. Deswegen machen<br />

wir den Leuten zu Beginn das Angebot, uns auch außerhalb,<br />

in einem Café, im Park oder wo auch immer mit ihnen zu treffen.<br />

Inzwischen, ganz entgegen unserer Erwartungen, werden unsere<br />

Büroräume jedoch relativ gut akzeptiert und fast dreiviertel aller<br />

Gespräche finden in diesen statt, weil wir uns um Unkompliziertheit<br />

bemühen und die Leute (mittlerweile) offensichtlich einfach gern<br />

herkommen.<br />

Evi: Ja, aber hauptsächlich auch deswegen, weil wir außerhalb der<br />

Sprechzeiten Einzeltermine vereinbaren, wodurch für viele Leute<br />

der offizielle Charakter verloren geht und die Akzeptanz der Büros<br />

größer wird. Es gibt allerdings auch Leute, die nur während der<br />

Sprechzeiten kommen. Alles in allem kann man sagen, dass von 3<br />

Sprechzeiten in der Woche mindestens 2 Sprechzeiten genutzt werden.<br />

Wir selbst nutzen die festen Sprechzeiten auch dazu, um z.B.<br />

Sachen abklären zu können, um zuverlässig telefonisch für unsere<br />

Leute oder andere Einrichtungen erreichbar zu sein, um unseren<br />

Bürokram zu erledigen usw.<br />

Ihr habt ja offiziell die 39-Std.-Woche. Kommt ihr damit hin oder<br />

müsst ihr ab und an auch mal Überstunden schieben?<br />

Marc: Das kann vorkommen und ist ja eigentlich auch erwartet im<br />

Sozialbereich allgemein und im Streetwork-Bereich ganz besonders.<br />

Es ist schon so, dass Flexibilität gefordert wird, z.B. wenn die Arbeitsbelastung<br />

hoch ist, weil eben viel anliegt oder eine Einzelfallhilfe<br />

aktuell im Sinne von einer Krisenintervention viel Zeit braucht.<br />

Da kann ein Arbeitstag auch mal 11, 12 Stunden ohne Pause haben.<br />

Die Arbeitsbelastung ist im Allgemeinen überdurchschnittlich, recht<br />

wechselnd, mal mehr, mal weniger und dadurch auch schwer planbar.<br />

Praktikant Christioph, Evi und Mark<br />

Mit wem müsst ihr euch über<br />

eure Arbeit absprechen bzw. werdet<br />

ihr von euren Vorgesetzten<br />

in dieser unterstützt?<br />

Marc: Auch in der öffentlichen<br />

Verwaltung gibt es natürlich gewisse<br />

Strukturen, Hierarchien, die<br />

im Sinne von Dienstwegen eingehalten<br />

werden müssen. Aber erster<br />

Ansprechpartner für unsere<br />

Belange ist in der Regel unsere<br />

Sachgebietsleitung, d. h., was die<br />

Sachgebietsleitung mit uns klären<br />

kann, klärt die mit uns. Die Angelegenheiten,<br />

die auf Abteilungsleitungsebene<br />

geklärt werden<br />

müssen, werden von der Sachgebietsleitung<br />

an eben diese weiter<br />

gegeben und dann dort geklärt.<br />

Über der Abteilungsleitungsebene<br />

steht dann die Amtsleitung,<br />

d. h. der Leiter des Sozial- u. Jugendamtes Herr Dr. Marquard,<br />

über dem wiederum der Sozialdezernent steht, sprich unser Sozialbürgermeister<br />

Herr von Kirchbach.<br />

Aber eigentlich können wir sagen, dass sich diese Strukturen praktisch<br />

nicht auf unsere tägliche Arbeit auswirken, da wir den größten<br />

Teil der Tagesgeschäfte – d. h. alles Personenbezogene – eigenverantwortlich<br />

erledigen, ohne dass eine Rücksprache erforderlich wäre<br />

Evi: Wir sind im Großen und Ganzen schon auf uns selbst gestellt.<br />

Vor allem von unseren direkten Vorgesetzten aus der Sachgebietsund<br />

Abteilungsleitung bekommen wir aber großen Rückhalt und<br />

viel positive Unterstützung.


10 FREIeBÜRGER<br />

Mittlerweile gibt es auch drei Sozialarbeiter von der Strassen-<br />

Schule, die sich im Bereich „Streetwork“ engagieren. Gibt es da<br />

schon irgendeine Form der Zusammenarbeit?<br />

Evi: Bis jetzt noch nicht, weil sich die StrassenSchule gerade noch<br />

in einer Art des Neuaufbaus befindet. Wir haben uns wohl schon<br />

mal getroffen und uns miteinander<br />

über z.B. die jeweiligen Zielgruppen<br />

ausgetauscht, aber über eine<br />

konkretere Zusammenarbeit wurde<br />

bisher noch nicht gesprochen.<br />

Marc: Die sind ja auch erstmal mit<br />

der Neustrukturierung der StrassenSchule<br />

voll ausgelastet. Z.B.<br />

das neue Wohnprojekt in den Alltag<br />

einzuführen, die neue Anlaufstelle<br />

einzurichten und, und, und.<br />

Die Stadt Freiburg will ja im sozialen<br />

Bereich, z.B. Wohnungslosenhilfe,<br />

immer mehr Gelder<br />

einsparen und Stellen abbauen.<br />

Inwieweit sind da eure beiden<br />

Arbeitsplätze noch gesichert?<br />

Marc: Tja, das wüssten wir selbst<br />

auch sehr gern.<br />

Evi: Am 30. <strong>Juni</strong> diesen Jahres laufen unsere zweiten, ebenfalls<br />

befristeten Arbeitsverträge aus.<br />

Bislang hat der Bereich Streetwork eigentlich nur „Projektstatus“,<br />

d.h. dass wir zwar seit über drei Jahren im Sozial- u. Jugendamt<br />

arbeiten und auch aus dem Personalkostenetat von diesem bezahlt<br />

werden, aber noch nicht auf der Liste der festen Ressorts stehen.<br />

D.h, dass es noch keine ausgewiesenen Planstellen, die für einen<br />

unbefristeten Arbeitsvertrag nötig sind, für den Bereich Streetwork<br />

gibt.<br />

Marc: Tatsache ist, dass durch das Sozial- und Jugendamt im Entwurf<br />

für den Doppelhaushalt <strong>2007</strong>/2008 zwei Planstellen im<br />

Personalkostenhaushalt für uns beantragt wurden. Sprich, der Arbeitsbereich<br />

Streetwork läuft Ende <strong>Juni</strong> als Projekt aus und kann<br />

nur dann weiter bestehen bleiben, wenn die beiden beantragten<br />

Planstellen für den Bereich Streetwork vom Gemeinderat genehmigt<br />

werden. Wenn dies nicht geschieht, gibt es ab Juli wohl kein<br />

KontaktNetz* mehr und wir sind möglicherweise erst mal arbeitslos.<br />

(Nachtrag: Inzwischen ist der Gesamthaushalt vom Gemeinderat<br />

verabschiedet worden und damit ist auch eine weitere Hürde für<br />

den Fortbestand der Straßensozialarbeit genommen. Die weiteren<br />

Schritte liegen nun in der Zuständigkeit der Personalverwaltung.)<br />

Empfindet ihr eure beiden (noch) Stellen als städtische Streetworker<br />

als ausreichend für eine Stadt wie Freiburg oder meint<br />

ihr, dass noch weitere Stellen benötigt werden?<br />

Evi: Also, man kann immer „mehr“ tun, von daher kann man sagen,<br />

dass Streetwork durchaus ausgeweitet werden könnte.<br />

Marc: Ich meine, selbst in dem Zuständigkeitsbereich, in dem wir<br />

uns heute bewegen, könnte man das Angebot selbstverständlich<br />

noch ausbauen und wenn man die Stadt als Ganzes betrachtet, also<br />

praktisch die Stadtteile noch dazu zählt, würden uns jetzt auf Anhieb<br />

mindestens zehn so genannte „Brennpunkte“ einfallen, wo<br />

Streetwork mehr als angebracht wäre und immenser Bedarf besteht.<br />

Aber egal wo in Freiburg, es gibt überall Handlungsbedarf und<br />

Stellen, wo sich sozial benachteiligte Menschen treffen oder Menschen,<br />

die in Schwierigkeiten sind, Jugendliche, die keine Arbeit<br />

haben usw. Das geht ja mittlerweile schon weit über Freiburgs Grenzen<br />

hinaus. Das, was in der Innenstadt an wichtiger Arbeit anliegt,<br />

können wir schon bewältigen, nur, Streetwork könnte noch mehr<br />

Angebote machen, noch mehr leisten, gerade im präventiven Be-<br />

reich, der leider völlig zu kurz kommt, weil das in unserem Zeitrahmen<br />

so gut wie gar nicht drin ist. Präventionsarbeit z.B. durch<br />

Freizeitangebote für jüngere Leute, die in der Innenstadt `rumhängen,<br />

weil sie maßgeblich Langeweile haben. Das ist bei sehr vielen<br />

der Fall.<br />

Evi: Oder aber Sportprojekte, z.B.<br />

im Stadtgarten. Also Freizeitangebote<br />

für junge Menschen, aber<br />

auch für Ältere. Z.B. für diejenigen<br />

aus den klassischen „Trinkerszenen“,<br />

unter denen es viele<br />

gibt, die große Potentiale haben,<br />

aber oftmals durch einen immensen<br />

Alltagsdruck und den Suchtdruck<br />

keine eigene Energie haben,<br />

etwas Neues zu suchen und in einem<br />

gewohnten Alltagsschema<br />

verharren. Gerade in diesem Bereich<br />

würden wir gerne etwas anbieten.<br />

Unter präventiver Arbeit<br />

verstehe ich aber auch, die Leute<br />

zu erreichen, die erst am Anfang<br />

einer problematischen Karriere<br />

stehen. Gerade bei vielen Jugendlichen<br />

wäre eine Präventionsarbeit im Sinne von Aufklärungsarbeit<br />

sehr wichtig, nur wir selbst kommen leider fast gar nicht dazu. Dieser<br />

präventive, wichtige Part fällt effektiv weg.<br />

Okay, Freiburg bräuchte eigentlich noch mehr Mitarbeiter im<br />

Rahmen der Straßensozialarbeit...<br />

Marc: ...was wir allemal für notwendig halten. Das wird auch jeder<br />

bestätigen, der im weitesten Sinne im sozialen Bereich arbeitet. Ursprünglich<br />

war das Konzept Streetwork ja mal viel breitschichtiger<br />

angedacht.<br />

Eine AG Streetwork, vor etlichen Jahren von FachpraktikerInnen<br />

aus dem sozialen Bereich gegründet – einige Zeit, bevor es unsere<br />

Stellen überhaupt gab – hatte über die Ausarbeitung einer Sozialausschussvorlage<br />

versucht, die Grundlage dafür zu schaffen, dass<br />

hier in Freiburg Streetwork eingerichtet und flächendeckend angeboten<br />

wird. Die Initiative fand damals aus Kostengründen jedoch<br />

keine Realisierungschancen.<br />

Unsere Arbeit heute ist quasi die zusammengestrichene Version der<br />

damaligen Idee, jedoch entstanden über den politischen Entscheidungsprozess,<br />

sich nur auf die Innenstadt zu konzentrieren. Das ist<br />

halt der Raum, wo sich die Probleme am meisten ballen und viele<br />

Interessen auf sehr engem Raum vertreten sind. Die Innenstadt<br />

sozusagen als Focus.<br />

Tja, da wird ja wohl mal wieder an der falschen Stelle gespart! In<br />

diesem Sinne ein großes Dankeschön an Marc und Evi für dieses<br />

Gespräch und toi, toi, toi für ein Weiterbestehen von KontaktNetz!<br />

KONTAKTE:<br />

Festnetz: 0761/201 38 38/201 36 38<br />

Mobil: 0160/96 35 55 75 (Evi)<br />

Mobil: 0160/96 35 55 74 (Marc)<br />

Fax: 0761/201 35 96<br />

E-Mail: evi.jakob@stadt.freiburg.de<br />

E-Mail: marc.disch@stadt.freiburg.de<br />

* Eigenname des Streetwork-Projektes<br />

Micha


FREIeBÜRGER 11<br />

Neuenburg. Die ehemalige Pension Schwarzwaldblick hat weit<br />

über ein Jahrzehnt hinaus so genannten „schwierigen Mietern“<br />

ein Zuhause geboten. Aufgrund eines rechtsgültig beschlossenen<br />

Bebauungsplans hat die Kommune diese Immobilie erworben, um<br />

auf dem Grundstück einen Parkplatz einzurichten.<br />

Herr X. bezieht, wie die meisten hier, eine Form von Sozialgeld; 13<br />

Jahre wohnt er schon in einem der elf Zimmer, die an Langzeiterwerbslose,<br />

Mini-Rentner und Invaliden vermietet sind. Zu dem<br />

großen Haus gehören Gemeinschaftsküchen, gemeinschaftlich genutzte<br />

Sanitärräume, Abstellräume und ein wegen seiner Gemütlichkeit<br />

gern und oft genutzter großer Garten.<br />

Es ist wohl wahr: Häuser, die von Kleinbürgerfamilien bewohnt<br />

werden, sind strukturierter, auch reinlicher – aber auch von der<br />

alten Pension kann man sagen, dass alles in benutzbarem Zustand<br />

ist. Und dies trotz der vielen Personen und obwohl seit Beschluss<br />

des Abrisses notwendige Instandhaltungsarbeiten nicht mehr verrichtet<br />

worden sind und der mürbe Putz sich an einigen Flecken<br />

nicht mehr halten kann. Zum 30. <strong>Juni</strong> d. J. soll das Haus geräumt<br />

sein. Der Noch-Eigentümer hat an alle seine Mieter Kündigungen<br />

versendet, die bei Fristversäumnis Räumungsklagen für unvermeidlich<br />

erklären. Ausdrücklich wird darin auch bereits einer stillschweigenden<br />

Verlängerung des Mietverhältnisses widersprochen. Mietern,<br />

die fristgerecht zur Schlüsselübergabe bereit sind, wird eine<br />

kleine Abfindung als Hilfe zur Übersiedlung zugesagt.<br />

Ungewiss<br />

Übersiedeln, ja – aber wohin? Für die Mehrheit der Bewohner ist<br />

dies das große Fragezeichen. Auf dem normalen Wohnungsmarkt<br />

sind Arme und Gehandikapte nahezu chancenlos. Drei Bewohner<br />

kann und will der jetzige Vermieter in ihm gehörenden anderen Räumen<br />

eine Bleibe bieten.<br />

Die Stadt Neuenburg, neuer Eigentümer des Anwesens, hält sich<br />

bisher bedeckt. Auch auf ein Anschreiben der Wohnsitzlosenhilfe<br />

AGJ hat die Kommune noch nicht geantwortet, wie sie anstehenden<br />

sozialen Problematiken der 10 obdachlos werdenden Menschen<br />

begegnen will.<br />

Wo es an konkreten Diskussionsgrundlagen fehlt, brodelt die<br />

Gerüchteküche: Man hört, die gekündigten Bewohner kämen „ins<br />

Loch“. Im Jargon der Neuenburger ist das „Loch“ die Bezeichnung<br />

für die Süd-West-Siedlung unter der Eisenbahnbrücke. Ganz hinten<br />

stehen dort in der Ferdinand-von-Weiß-Straße zwei niedrige Blocks,<br />

die als Notunterkünfte der Stadt genutzt werden. Man kann dort 23<br />

Jahre lang zufrieden leben, wenn man - wie das selbsternannte<br />

Hausmeisterehepaar - eine Parterrewohnung von ausreichender<br />

Größe und ein Vorgärtchen für die geliebten Gartenzwerge und Kakteen<br />

hat. In die Räumlichkeiten, die obdachlos Gewordenen zur Verfügung<br />

gestellt werden, dringt allerdings nur wenig Licht und die<br />

Betroffenen – mehrheitlich Männer – müssen sich ein Zimmer zu<br />

zweit oder sogar zu dritt teilen. Eine bedrückende Perspektive –<br />

zweifelsfrei.<br />

Ella


12 FREIeBÜRGER<br />

Im Frühjahr 2006 konnte ich mich nach vielen Jahren bei der<br />

ARGE erstmals abmelden. Kaum zu glauben, ich hatte Arbeit<br />

gefunden. Saisonarbeit bis zum 15. Dezember 06. Aber zum<br />

1.4.<strong>2007</strong> durfte ich schon wieder antreten - nur bis dahin brauchte<br />

ich „Stütze“ von der ARGE. Antrag ausgefüllt, Wohnsitz – und<br />

Kontowechsel sauber vermerkt, alles okay. Dem Antrag wurde<br />

stattgegeben, aber Geld kam keines.<br />

Am 1. Februar auf zur ARGE. Ein Blick in den schlauen Computer:<br />

Das Geld war zwar überwiesen, aber leider auf das falsche, weil alte<br />

und jetzt nicht mehr existierende Konto. Dienstbeflissen bat man<br />

mich, eine Bestätigung zu besorgen, dass das Konto tatsächlich<br />

erloschen sei. Seltsames Ansinnen, aber was tut man nicht alles.<br />

Auf zur vorhergehenden Bank, dort lachte man mich aus – Entschuldigung<br />

freundlich an. Die beiden Irrläufer seien längst zur<br />

ARGE rücküberwiesen, mit dem Vermerk, dass dieses Konto nicht<br />

existiere.<br />

Wieder zur ARGE, freundlicher Bericht über den aktuellen Stand der<br />

Dinge, Scheck erhalten - na wer sagt es denn, - nur die Postbank<br />

sagte mir: „Geht heute nicht, der ist noch<br />

nicht zur Auszahlung zugelassen!“<br />

Schon wieder warten, aber das wäre es<br />

doch… ein neuer Berufszweig:<br />

Berufswarter - für die ARGE-Kunden,<br />

die es eiliger haben.<br />

Vorsorglich ging ich am 6. Februar erneut<br />

zur ARGE mit einem Schriftstück<br />

auf dem groß und deutlich noch einmal<br />

meine neue Bankverbindung vermerkt<br />

war, sicher ist sicher. Es wurde mir an<br />

der Kundentheke mündlich bestätigt,<br />

dass jetzt alles in Ordnung sei.<br />

Eine lustige Geschichte zum Weinen<br />

Alles in Butter? Ja, bis am 20. Februar<br />

ein Brief kam, dass die mir zustehende Leistung wieder auf das alte,<br />

falsche Konto verbucht sei, dieser Vorgang sei leider schon vor<br />

dem Eintreffen meines Briefes abgeschlossen worden. Man stelle<br />

sich vor: Die überweisen schon am Monatsanfang. Wer es glaubt,<br />

kommt in den Himmel aber nicht zu seinem Geld. Also wieder zur<br />

ARGE! Die nette Dame an der Theke beruhigte mich mit ihrem ganzen<br />

Charme. „Ja, Sie können da nichts dafür, wir aber auch „fast“<br />

nichts!“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „FAST<br />

NICHTS“. Der Herr an der Auszahlungsstelle konnte es dann selbst<br />

wohl nicht glauben und bat mich 2 Tage vor Ultimo bei ihm vorbei<br />

zu kommen um wieder einen Scheck abzuholen.<br />

Alles in Ordnung, ich habe ja sonst nichts zu tun und die ganzen<br />

Fahrtkosten waren ja nur ein kleiner Klacks gegenüber der ungeheuren<br />

Summe von 320 Euro, die mir da ins Haus flattern sollte. Zum<br />

vereinbarten Zeitpunkt wieder Einmarsch bei der ARGE. Scheck<br />

abholen. Aber so einfach sollte es nicht sein, wieso auch? „Oh!<br />

Leider kann ich Ihnen doch keinen Scheck geben, ich sehe gerade,<br />

dass wir Ihnen das Geld schon auf das richige Konto überwiesen<br />

haben.“ Jetzt war ich aber bedient – das sollte ja jetzt wohl reichen,<br />

mir musste etwas einfallen und das tat es auch!<br />

Um einem Kollegen zu helfen, der echt dick in der Scheiße hing,<br />

habe ich tatsächlich sogar meine letzten Geldreserven ausgegeben.<br />

Das ist eine andere Geschichte, aber vom selben Kaliber. Also hatte<br />

ich am 1. März nicht einmal was zum Frühstücken. Um 6 Uhr packte<br />

ich meinen Rucksack mit der gesamten Ausrüstung zum Platte machen<br />

und ging früh aus dem Haus.<br />

oder: Die Arge hatte „fast“ keine Schuld<br />

Pünktlich um Viertel vor acht war ich bei der ARGE. Heute war nichts<br />

mit freundlich anmelden an der Kundentheke, ich war schließlich<br />

hungrig.<br />

Ich marschierte direkt hinein in das Zimmer des Zahlmeisters, setzte<br />

mich an seinen Schreibtisch und fing an mir meine Utensilien aus<br />

dem Rucksack zu kramen. Schlafsack und Iso-Matte, den Gas-kocher<br />

stellte ich auf seinen Schreibtisch. Ich hatte genug Zeit, sein grenzenloses<br />

Staunen versetzte ihn in eine Art Schockstarre, wie man<br />

sie selten findet. „Was soll denn das?“ So begann etwa sein erster<br />

Gruß.<br />

„Ich will hier frühstücken, zu Hause habe ich nichts mehr, ach und<br />

übrigens: Habt Ihr schon Kaffee?“ Ich war bei dieser Antwort und<br />

der folgenden Diskussion absolut ruhig. Er wurde jetzt quirlig. Zunächst<br />

wollte er mir mit Computerausdrucken beweisen, dass ich<br />

meinen Scheck heute am 1. bekommen werde.<br />

Meine lapidare Antwort dazu: „Der 1. ist schon acht Stunden alt,<br />

Ihrem Computer darf man sowieso nicht trauen und Ihnen glaube<br />

ich überhaupt nichts mehr. Außerdem will ich jetzt ein Frühstück!“<br />

„Und“ so fügte ich an „um etwa 10 Uhr<br />

kommt der Pizzadienst, denn um diese<br />

Zeit nehme ich immer einen kleinen<br />

Imbiss zu mir. Würden Sie das bitte übernehmen?“<br />

Mittlerweile bemerkte ich, wie<br />

seine Finger schlimmer zitterten, als die<br />

eines Alkoholikers vor dem Morgentrunk.<br />

Da dachte ich so vor mir hin: Wie<br />

würde so ein Mensch erst reagieren,<br />

wenn der mal in der gleichen Scheiße<br />

hinge, in der ich schon war und plötzlich<br />

merkte, dass die „heile Welt“ real<br />

gar nicht existiert? Ja, das waren meine<br />

Gedanken.<br />

Er versuchte es noch mal, indem er mit<br />

seinen „Beweisstücken“ vor meinem Gesicht herumfuchtelte. „Behalten<br />

Sie das wertlose Zeug. Ich gehe hier erst weg, wenn Bares<br />

vor mir liegt - vorher ist gar nichts zu machen! Sie sehen doch, ich<br />

werde hier notfalls übernachten. Irgendwann wusste er sich nicht<br />

mehr zu helfen, ging aus dem Zimmer und… er schlug mich mit<br />

Waffen, gegen die ich mich noch nie hatte wehren können.<br />

Anstatt seiner kamen jetzt zwei nette Damen ins Zimmer, mit denen<br />

ich nebenher wegen des oben erwähnten Kollegen zu tun hatte. Da<br />

ich nicht an den Stuhl gefesselt war, erlag ich ihren verführerischen<br />

Worten, wie einst die Gefährten des Odysseus bei Circe. Mit schmeichelnder<br />

weiblicher Überzeugungskraft schafften sie es, dass ich<br />

meine Ausrüstung zusammenpackte und das Büro verließ. Um ehrlich<br />

zu sein, ich hätte es sowieso nicht viel länger ausgehalten - in<br />

mir keimte ein heftiger Lachanfall heran.<br />

Um die Geschichte zum Abschluss zu bringen: Der Scheck lag zu<br />

Hause tatsächlich im Briefkasten! Und als ich zwei Tage später in<br />

der Sache meines Kollegen noch einmal dort erschien, war der Zahlmeister<br />

überaus freundlich, ja sogar herzlich und ich wage zu behaupten:<br />

Jetzt hatte er Respekt vor mir.<br />

Das Traurige an der ganzen Geschichte ist nur, nicht jeder hat gerade<br />

etwas Geld auf der Seite um ein Durststrecke so lange zu überbrücken<br />

und nicht jeder hat den Mut oder die Möglichkeit einmal<br />

etwas aus sich herauszugehen. Aber stellt Euch einmal vor, was in<br />

Deutschland passieren würde, wenn jeder, der so von der ARGE<br />

behandelt wird, einen solchen Aufstand inszeniert - lasst Eurer Fantasie<br />

ruhig freien Lauf!<br />

Toni


FREIeBÜRGER 13<br />

Vom 1. bis 2. <strong>Juni</strong> findet die zweite<br />

deutsche Meisterschaft im<br />

Homeless-Streetsoccer statt. 24<br />

Mannschaften treten an, Spielort<br />

ist der Stuttgarter Schlossplatz.<br />

Veranstalter ist die Straßenzeitung<br />

Trott-war e.V. und der Bundesverband<br />

Soziale Straßenzeitungen.<br />

Gespielt wird nicht Fußball, sondern<br />

„Streetsoccer“. Bei dieser kurzen<br />

Begegnung beträgt die Halbzeit<br />

sieben Minuten. Das Spiel wird<br />

auf einem Kleinfeld ausgetragen,<br />

das 15 Meter breit und 21 Meter<br />

lang ist. Neben dem ersten, zweiten<br />

und dritten Platz, gibt es zusätzlich<br />

den Fair Play Pokal. Und<br />

es geht weiter: Aus jeder Mannschaft werden die besten Spieler<br />

ausgewählt. Dieses neue Team stellt die deutsche Mannschaft beim<br />

internationalen Turnier, dem Homeless Word Cup (HWC) in Kopenhagen<br />

In diesem Jahr ist es uns gelungen, dass auch ein bunt zusammengewürfeltes<br />

Team den FREIeBÜRGER bei der Deutschen Meisterschaft<br />

in Stuttgart vertritt. Mit Ekki und Flo haben wir zwei ehemalige<br />

Nationalspieler im Team, die ihre Erfahrungen an die anderen<br />

Spieler weitergeben.<br />

Obwohl wir in verschiedenen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe<br />

einen Aufruf gestartet hatten, dass der FREIeBÜRGER SpielerInnen<br />

für eine Mannschaft sucht, hat sich leider nur ein Interessierter<br />

gemeldet. Also wurde kurzfristig eine Mannschaft aus den<br />

Wagenburglern vom Rieselfeld zusammengestellt. Anfangs trainierte<br />

die Mannschaft einmal die Woche, aber als der Termin für Stuttgart<br />

immer näher kam, entschied sich das Team, nun zweimal die Woche<br />

zu trainieren.<br />

Da Stephan gerade sein Praktikum beim FREIeBÜRGER machte,<br />

kümmerte er sich um die Logistik. Er fand einen Sponsor für die<br />

Mannschaftstrikots und machte sich im Internet schlau, ob es hier<br />

in der Regio noch kleinere Turniere gibt. Leider gab es nur eins in<br />

Ravensburg. Weil dieses Turnier allerdings an zwei Tagen über<br />

Pfingsten stattfinden sollte, entschied sich das Team, nicht daran<br />

teilzunehmen, da man sich zwei Wochen vor der deutschen Meisterschaft<br />

keine Verletzten leisten konnte. Wie sich herausstellte<br />

war dies eine weise Entscheidung, denn bei einem Training vor<br />

Pfingsten verletzte sich Manu so schwer (Trümmerbruch), dass sie<br />

komplett für das Turnier in Stuttgart ausfällt.<br />

Einer der Spieler traf Frankie in der Stadt und der erklärte sich spontan<br />

bereit, als Spieler in die Mannschaft einzusteigen. Ein paar Tage<br />

danach wurde er leider von einem Hund gebissen und wieder bestand<br />

das Team nur noch aus sieben SpielerInnen. Wie es der Zufall<br />

wollte, traf Ekki einen Tag vor der Abfahrt nach Stuttgart den<br />

„Schweizer“ und der war sofort begeistert als Ersatz einzuspringen.<br />

Die Mannschaft ist also wieder komplett.<br />

Abreisetag, Donnerstag,der 31. Mai: Nur noch auf den Briefträger<br />

warten, denn heute kommen die Arge-Schecks und auf nach Stuttgart.<br />

Zehn Uhr, lange Gesichter es sind keine Schecks gekommen.<br />

Was nun? Einzige Möglichkeit, dass bei den drei Spielern, die ihr<br />

Geld aufs Konto bekommen, das ALG II angekommen ist. Um 13<br />

Uhr ruf ich Ekki an, der mir allerdings mitteilt, dass auch auf dem<br />

Haben Sie den Pokal?<br />

Konto noch nichts verbucht ist.<br />

Mit den 100 Euro Taschengeld<br />

vom FREIeBÜRGER kann die<br />

Mannschaft in den drei Tagen<br />

nicht viel machen, also tritt jetzt<br />

Plan B in Kraft: Der Autor dieser<br />

Zeilen wartet am Freitag auf den<br />

Briefträger und sollten die Briefe<br />

mit den Schecks im Kasten liegen,<br />

nimmt er den nächsten Zug nach<br />

Stuttgart und liefert die Schecks<br />

persönlich bei den Spielern ab.<br />

Einziger Nachteil: ursprünglich<br />

wollte ich um 9 Uhr losfahren und<br />

jetzt geht die Fahrt leider erst um<br />

12 Uhr los.<br />

A U F R U F :<br />

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5. Homeless Worldcup, 28.07.-04.08.07 in Kopenhagen<br />

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TEAMS AUS ÄRMEREN LÄNDERN BRAUCHEN UNTERSTÜTZUNG!<br />

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Afghanistan, Kamerun, Ghana, Liberia, Namibia, Nigeria, Uganda,<br />

Zambia, Zimbabwe und Indien sind die Länder, die Unterstützung<br />

benötigen. Insgesamt werden £ 80.000 benötigt und bis zum<br />

Redaktionsschluss waren schon 30 % von der Summe zusammen.<br />

Jeder, der für die 10 Teams, die ihre Anreisekosten nach Kopenhagen<br />

nicht selbst tragen können, spendet, nimmt an der Verlosung<br />

eines Arsenal London Trikots mit Jens Lehmanns Unterschrift<br />

teil.<br />

Spenden und gewinnen über:<br />

www.justgiving.com/thehomelessworldcup<br />

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Falls Sie über kein Internet verfügen; können Sie auch unter dem<br />

Stichwort HWC auf unser Konto bei der Volksbank Freiburg<br />

Kto-Nr.: 2477300 BLZ 680 900 00 überweisen und wir werden<br />

diese Spenden an den Weltverband weiterleiten.<br />

Im Voraus besten Dank!<br />

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Die T-Shirts und der Druck für<br />

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14 FREIeBÜRGER<br />

Stationen einer Arbeitssuchenden - Teil 5<br />

Hallo, liebe FREIeBÜRGER Leser/innen, es ist mal wieder soweit.<br />

Eure Jobhunterin Mitra ist unterwegs, um auf ein Neues<br />

ihre vielfältigen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erkunden.<br />

Wir schreiben das Jahr 2006 und es flattert ein Brief vom Arbeitsamt<br />

ins Haus. Die vierte Qualifizierung steht an. Das<br />

Bewerbungstraining dauert 6 Monate mit anschließendem Berufspraktikum.<br />

Kommt mir das nicht irgendwie bekannt vor?<br />

Der Unterricht findet zweimal wöchentlich statt und ein Vormittag<br />

ist dem TÜV für unsere laufenden Bewerbungen gewidmet. Dafür<br />

setzen wir uns kreisförmig zusammen,<br />

denn das fördert die Gruppendynamik,<br />

wie uns die zuständige<br />

Dozentin erklärt. Sie hat ein Faible<br />

für dieses Wort und wir werden es<br />

noch des Öfteren hören.<br />

Nun kommt jeder einmal an die Reihe<br />

und darf sich in die Mitte des<br />

Kreises begeben. Die derart ausgezeichnete<br />

Person muss den Anwesenden<br />

dann über ihre<br />

„Bewerbungssituation“ berichten.<br />

Mindestens 2 neue Bewerbungen<br />

pro Woche müssen vorgezeigt<br />

werden. Außerdem hat die Dozentin<br />

originelle Ideen. Eine davon ist<br />

die, dass man nicht nur für sich<br />

selbst Stellenanzeigen aus den<br />

Zeitungen pflückt, sondern ebenso<br />

auch für die anderen Teilnehmer<br />

des Kurses. Wie versprochen:<br />

Auch das ist der Gruppendynamik förderlich.<br />

Das Resultat ist, dass ein Jeder immer sehr viel mehr Stellenangebote<br />

für seine Mitstreiter findet, als für sich selbst.<br />

Da bekommt man dann die wunderlichsten Annoncen<br />

zugeschoben.„Mitra, du kochst doch so gern, da beim Bäcker Marke<br />

Fertigbröt-chenaufbackshop wird eine Verkäuferin gesucht. Da<br />

hab ich sofort an dich gedacht.“ Ich denke an meine Wespen -und<br />

süße Teilchenallergie und bedanke mich etwas blass um die Nase.<br />

Aber bekanntlich ist die Rache ja noch viel süßer als die Teilchen<br />

beim Bäcker und nächste Woche habe auch ich das Passende gefunden.<br />

„Gerda, bei dir ist es doch immer so ordentlich und adrett.<br />

Da bist du mir sofort eingefallen als ich die Stellenausschreibung<br />

vom „Grünen Bären“ (oder war es „Grüner Steinbock“?) las. Die<br />

suchen nämlich Zimmermädchen für die Saison.“<br />

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Wer suchet, der findet - nur was, ist die Frage!<br />

Ja, es ging ganz lustig bei uns zu. Schließlich fand sich jemand, der<br />

meinte, da ich doch so „eloquent“ sei, wäre diese Stellenanzeige<br />

von einem Callcenter bestimmt genau das Richtige für mich. Ich<br />

fertige also eine Bewerbung an, selbstverständlich mit allen Regeln<br />

der Kunst. Die Antwort kommt prompt. Ein Herr Hunz* ruft mich<br />

schon am nächsten Tag an. Mittlerweile weiß ich, dass so etwas<br />

kein gutes Zeichen ist. Seriöse Arbeitgeber, die ihre Angestellten<br />

einigermaßen angemessen bezahlen, sind selten dermaßen übereifrig.<br />

Noch am selben Tag möchte Herr<br />

Hunz mich sehen und wir vereinbaren<br />

ein Treffen. Der Mann ist<br />

einheimisch, von untersetzter<br />

Statur, korpulent und hat ein listiges<br />

Funkeln in den Augen, die<br />

unter schwarzen, buschigen Augenbrauen<br />

angesiedelt sind.<br />

Kurzum, ein waschechter Charmebolzen!<br />

Er taxiert mich schnell von<br />

oben nach unten und stellt mir<br />

sein Unternehmen vor. Er ist Subunternehmer<br />

eines großen, namhaften<br />

Versandhauskatalogs und<br />

hat zu diesem Zweck in seinem<br />

Haus eine Etage umfunktioniert.<br />

In einem Zimmer befindet sich<br />

sein Büro, im Anderen das<br />

Callcenter. Ein Raum mit mehreren<br />

Tischen auf denen Computer<br />

stehen. Dort sind Damen mit<br />

Headsets zu Gange und nehmen die telefonischen Bestellungen<br />

der Versandhauskunden entgegen.<br />

Als nächstes schleust er mich in die Küche, in der bereits eine<br />

andere Kandidatin sitzt. Ich setze mich dazu und nun beginnt der<br />

eigentliche Test. Abwechselnd sollen wir von einem Stapel Papiere<br />

jeweils ein Blatt nehmen und laut vorlesen. Hunzi möchte prüfen,<br />

ob wir eine „Telefonstimme“ haben. Wir flöten fleißig um die Wette<br />

und er scheint zufrieden. Anfangs sind es Aufzeichnungen von<br />

Bestellgesprächen. Jeder Satz ist genau vorgegeben. Begrüßung,<br />

Anrede, „Was darf ich für Sie tun?“, dann kommt der Werbeblock.<br />

Es geht darum, dem Kunden, der ja eigentlich nur eine Bestellung<br />

aufgeben möchte, so ganz nebenher eine Clubmitgliedschaft beim<br />

Hausherrn aufzuschwatzen.<br />

Am Ende des Stapels kommen dann Auszüge aus einem Arbeitsvertrag,<br />

aber nach geschlagenen 2 Stunden gegenseitigem Vorlesen<br />

achtet man kaum noch auf den Inhalt von dem, was man da<br />

vorliest. Während bei uns die ersten Ermüdungserscheinungen auftreten,<br />

entwickelt Hunzi einen gewaltigen Appetit und schmiert sich<br />

ein Marmeladenbrot nach dem anderen, die dann alle in seinem<br />

mächtigen Leib verschwinden.<br />

Endlich haben wir den Stapel durch und zu guter Letzt drückt er uns<br />

schnell einen Kuli in die Hand und erbittet eine Unterschrift auf<br />

dem letzten Blatt als Bestätigung dafür, dass wir uns bei ihm vorgestellt<br />

haben. Er würde uns dann in den nächsten Tagen Bescheid<br />

geben. Ohne lange Nachzudenken setzen wir unsere Unterschrift<br />

auf das letzte, fast leere Blatt. Ein fataler Fehler, denn was uns damit<br />

blüht, werden wir erst einen Tag später erfahren.<br />

„Sie haben gewonnen. Sie sind dabei“, tönt seine Stimme aus dem<br />

Telefon. „Ich erwarte Sie zur Einarbeitung.“ Dort treffe ich auch<br />

meine Leidensgenossin wieder. Wir bekommen einen Arbeitsver-


FREIeBÜRGER 15<br />

trag und eine Betriebsordnung in die Hand gedrückt und<br />

wundersamerweise hängt das letzte Blatt mit unserer Unterschrift<br />

hintendran.<br />

Ich hatte das Wort „Knebelvertrag“ schon gehört, aber nun hatte<br />

ich ganz real einen an der Backe. Ich hatte mich verpflichtet, mindestens<br />

100 Arbeitsstunden zu absolvieren und wollte ich vorher aussteigen,<br />

müsse ich 300 Euro (!!) zahlen.<br />

Das klingt nicht gut, aber noch mache ich gute<br />

Miene zum bösen Spiel. Beim Lesen der Betriebsordnung<br />

kriege ich dann aber doch ein<br />

sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Hunzis Regeln<br />

sind haarsträubend. Für jede einzelne<br />

Minute, die man zu spät am Arbeitsplatz erscheint,<br />

muss man 1 Euro an ihn abdrücken.<br />

Räumt man seinen Arbeitsplatz nicht ordentlich<br />

auf, sind 5 Euro fällig. Die Mitarbeiterinnen<br />

sind angehalten, ihm alles zu berichten,<br />

ansonsten kassiert er bei ihnen ab. Untereinander<br />

duzen ist strengstens verboten. Pausen<br />

während der Arbeitszeit gibt es bei ihm grundsätzlich<br />

nicht. Hat man einmal das Telefon am<br />

Ohr, darf man es für die nächsten 5 Stunden<br />

nicht mehr weglegen. Hunzi ist ein Bauernsohn<br />

aus dem tiefen Schwarzwald und hat eine harte,<br />

arbeitsreiche Kindheit hinter sich. Das will<br />

er jetzt wettmachen. Er kassiert ab, wo es nur<br />

geht, zahlt aber selbst sehr ungern. 0,27 Euro<br />

zahlt er pro Bestellgespräch, wohlbemerkt: Es<br />

muss eine Bestellung sein! Jede angedrehte<br />

Clubmitgliedschaft belohnt er zusätzlich mit<br />

1,50 Euro aber nur, wenn die innerhalb der ersten<br />

14 Tage nicht wieder gekündigt wird.<br />

Schon nach den ersten 5 Stunden merke ich, in was für ein Schlamassel<br />

ich da hineingeraten bin. Das Telefon klingelt zwar ständig,<br />

aber nur bei etwa jedem 4-5ten Anruf handelt es sich um eine Bestellung.<br />

Retourkutschen, diverse Anfragen, Beschwerden, etc. landen<br />

bei uns im Callcenter und müssen entsprechend beantwortet<br />

und weitergeleitet werden. Dafür gibt es nichts. Hat man dann eine<br />

Bestellung zu bearbeiten, dauert so ein Gespräch meistens 5-10<br />

Minuten bis alles im Computer eingegeben und abgeklärt ist, ob die<br />

Artikel überhaupt auf Lager sind und auch die Anschrift und der<br />

Postweg müssen abgesprochen werden. Außerdem darf man auch<br />

die Nummer mit dem Club nicht vergessen. Hunzi sitzt im Büro<br />

nebendran und lauscht mit. Mehr als 4-6 Bestellgespräche pro Stunde<br />

sind kaum zu schaffen, auch wenn man sich den Mund fusselig<br />

redet und der Lohn ist schnell errechnet.<br />

Unvergesslich wird mir der Tag bleiben, an dem er sich zum Kampf<br />

gegen die sommerliche Hitze entschließt. Er besorgt ein riesiges<br />

Kühlgerät, baut es umständlich auf und schiebt es zu sich ins Büro,<br />

dessen Tür immer geschlossen ist und das niemand außer ihm betreten<br />

darf. Die 5 Arbeitskräfte im Nebenzimmer saunieren unterdessen<br />

weiter.<br />

Aber am besten verdient Hunzi mit den Aussteigerinnen, denn auch<br />

er stellt bevorzugt Frauen ein, wie ich es schon des Öfteren im Niedriglohnsektor<br />

festgestellt habe. „Mit den Männern hat man nur<br />

Ärger“, brummelt er vor sich hin, was sich auch anders übersetzen<br />

lässt: Frauen lassen sich leichter einschüchtern und verkaufen sich<br />

eher unter ihrem Wert.<br />

So zahlen viele die 300 Euro, um aus der unergiebigen Geschichte<br />

wieder herauszukommen, denn Hunzi triumphiert: „Mein Vertrag ist<br />

hieb -und stichfest! Der hat schon so manche Gerichtsverhandlung<br />

überstanden!“<br />

Ich klemme mich hinter die Sache und beginne zu recherchieren.<br />

Systematisch inseriert der Mann und nimmt, was ihm vor die Flinte<br />

kommt. Olga, eine Russin aus der Nachbarschaft kann zwar kaum<br />

Aufbewahrungsort<br />

für Ausbeutungs-Jobs<br />

Deutsch sprechen, eigentlich absurd für einen Telefonjob, lässt<br />

sich aber zu einer Unterschrift hinreißen und hat umgehend eine<br />

Geldforderung und Klage am Hals, als sie ihre Stelle nicht antritt.<br />

Am Freiburger Gericht laufen 7 Klagen gegen verschiedene Damen<br />

aus Stadt und Umland, die ihren Dienst vorzeitig quittiert haben.<br />

Dort ist Hunz bekannt wie ein bunter Hund.<br />

Meine Kollegin der ersten Stunde bekommt<br />

eine starke Migräne und lässt sich krankschreiben.<br />

Davon hält der Hunzi ganz und gar<br />

nichts. Er macht sich auf den Weg und fährt zu<br />

ihr vor die Haustür, um mit dem Arbeitsvertrag<br />

zu winken. Als sie ihre Tür nicht öffnet, schreckt<br />

er vor nichts mehr zurück und klingelt sogar<br />

bei den Nachbarn.<br />

Ich renne zum Arbeitsamt, um mich dort zu erkundigen,<br />

ob diese Knebelmethoden denn<br />

wirklich rechtens sind. Drei Tage später bekomme<br />

ich ein Schreiben: Wie wir gehört haben,<br />

beziehen Sie Einkommen, welches sofort<br />

gemeldet werden muss...<br />

Beim gruppendynamischen Bewerbungstraining<br />

erzähle ich von dem Fall. Die Dozentin<br />

will damit nichts zu tun haben, bietet mir keine<br />

Hilfe an und rät mir, die 100 Stunden abzuarbeiten.<br />

Aber da mir manchmal Haare auf den<br />

Zähnen wachsen (so nennt sich das, wenn eine<br />

Frau nicht sanft nachgibt), nehme ich mir einen<br />

Anwalt. Er ist ein Mann mit Biss (und so<br />

nennt sich das, wenn ein Mann Haare auf den<br />

Zähnen hat) und er verspricht mir, ohne Bezahlung<br />

der 300 Euro aus dem Vertrag heraus<br />

zu kommen.<br />

Nach der ersten gerichtlichen Anhörung, bei der die Richterin ganz<br />

offensichtlich dazu neigt, die Geldforderung als berechtigt gelten<br />

zu lassen, beschließe ich, selbst aktiv zu werden und verfasse einen<br />

langen Brief an das Versandhaus für welches Hunzi die Bestellungen<br />

annimmt. Man sollte sich wirklich immer gleich an die oberste<br />

Stelle wenden.<br />

Ich schildere in meinem Brief eindrucksvoll, was hier in Freiburg vor<br />

sich geht. Ich gebe zu bedenken, dass so etwas dem guten Ruf<br />

eines renommierten Versandhauses nur schaden kann. Ganz abgesehen<br />

davon, kann das zum Verlust vieler potentieller Kunden führen.<br />

Dann erwähne ich noch die vielen 300 Euro, die sich ihr Unterhändler<br />

einsackt und ob davon auch etwas an sie abgeht?<br />

Die Antwort kommt schnell und kann unter Schadensbegrenzung<br />

laufen. Man bedankt sich sehr höflich für meine Mitteilung der<br />

Geschehnisse und bedauert die unangenehmen Vorkommnisse zutiefst.<br />

Von dem gewissen Herrn hat man sich getrennt und selbstverständlich<br />

hat er alle Klagen zurückgezogen. Mein bissiger oder<br />

haariger Anwalt setzt sogar durch, dass mir meine 25 geleisteten<br />

Arbeitsstunden vergütet werden und ich bekomme dafür 10,25 Euro,<br />

welche ich natürlich sofort dem Arbeitsamt melde.<br />

Einige Wochen später treffe ich zufällig Olga, meine russische Nachbarin.<br />

Als erstes frage ich sie natürlich, ob sie sich denn nun gefreut<br />

hat, über die zurückgezogene Klage. Leider hatte Olga den gerichtlichen<br />

Bescheid nicht richtig lesen können und hat dann schließlich<br />

50 Euro an den Hunzi gezahlt, da dieser sie mehrmals telefonisch<br />

bedrängt hatte, zu zahlen. Er wäre auch mit 50 Euro zufrieden.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen Betrieb schon dicht gemacht.<br />

* Name fiktiv<br />

Mitra


16 FREIeBÜRGER<br />

Anja, Barbara, Ida, Dorothea u. a. - die Namen sind erfunden, um<br />

Schicksalsgenossinnen, von denen Tess in unserer Reihe “Frauen<br />

saufen“ erzählt, nicht irgendwo in Misskredit zu bringen. Es ist die<br />

freie, eigene Entscheidung jeder Suchtkranken selbst, wem und wie<br />

viel sie vor ihrer Erkrankung preisgeben will. Da in Deutschland<br />

aber mindestens jede/r achte Einwohner (manche med. Fachstellen<br />

sprechen sogar von 40% der Bevölkerung incl. Suchtgefährdeten<br />

und zeitweise Süchtigen) betroffen ist, meinen wir, dass auch Einzelschicksale<br />

es wert sind, einer breiten Leserschaft zugänglich gemacht<br />

zu werden.<br />

Teil 8<br />

Bis Donnerstag um 9 Uhr habe ich Zeit, darüber nachzudenken, ob<br />

ich dem Anmieten der Wohnung zusagen will und damit gleichzeitig,<br />

begründet und genehmigt, die Entwöhnung auf dem Lindenhof<br />

abbrechen. Ich stolpere, benebelt vor Unsicherheit, aus der Besprechung<br />

mit meiner Bezugstherapeutin und der Sozialarbeiterin<br />

hinaus auf den Hof. Im Bügelraum erwartet man mich, egal: Ich<br />

hoffe auf ein paar Minuten frische Luft, denn die Arbeitstherapeutin<br />

wird mich in Kürze aufspüren und abschleppen. Im Hof stehen allerdings<br />

just zu dem Zeitpunkt ein Dutzend anderer Frauen und<br />

gaffen zum gegenüberliegenden Eingang hin, wo zwei Uniformierte<br />

mit einem gestikulierenden Mann reden.<br />

„Was ist los?“<br />

„Klara“ flüstert man mir zu „Klara<br />

hat ihren Freund über Nacht<br />

in ihrem Zimmer gehabt. Die<br />

Aufsicht hat zwei leere Sekt- und<br />

zwei Weinflaschen rausgeholt<br />

und ihren Typ wegen Hausfriedensbruchs<br />

angezeigt.“<br />

„??? ist die total plemplem?“<br />

rutscht es mir raus. „Klara hatte<br />

doch nur noch eine Woche!“<br />

„Der Freund hat sich angeblich<br />

im Kalender vertan. Und sie hat<br />

ihn nicht weggeschickt, sondern<br />

wahrscheinlich mitgetrunken.<br />

Sie ist gerade zum Pusten.“<br />

Ich war wohl eine Puppe im Sack<br />

Die Grünen nehmen den Mann<br />

mit. Noch vor dem Mittagessen<br />

wartet ein Taxi auf Klara und ihre Koffer. Einige winken verlegen der<br />

tränenaufgelösten Frau nach. Niemand versteht ihr Handeln: Wahrscheinlich<br />

hätte sie auch nach einer richtigen Entlassung bald einen<br />

Rückfall gehabt... aber so wird nun auch noch ihr Kostenträger<br />

mit einer Abrechnung für die mutwillig abgebrochene Kur an sie<br />

herantreten.<br />

Arme dumme Klara!<br />

Ist ein Rückfall tatsächlich noch so nah und gegenwärtig, frage ich<br />

mich selbst.<br />

Nach dem Essen habe ich mich hingelegt – und ums Haar verschlafen.<br />

Einige Stunden Schlaf fehlen mir. Zwar kann ich meiner Entscheidung<br />

nicht durch „Ertränken der Gedanken“ entfliehen, aber<br />

versuchen, mich in den Kissen zu verstecken. Nur - erfülle ich mein<br />

Tagespensum nicht, dann tue ich damit indirekt Desinteresse kund.<br />

Achje! – Ein Seufzer noch ... dann rappele ich mich auf, werfe einen<br />

Schluck Wasser ins Gesicht und trabe zur Gestaltungstherapieeinheit.<br />

NUR, WAS IN DER SEELE GESCHIEHT,<br />

VERÄNDERT DIE WELT!<br />

Tolstoi<br />

Ist die Hälfte der Entwöhnungszeit absolviert, dann muss jede Patientin<br />

eine Heimfahrt antreten. Sie soll sich zuhause bei ihrem Arzt<br />

und bei ihrer Suchtberatung vorstellen, sich mit ihrem Alltagsleben<br />

konfrontieren und vor allem „Haltegriffe“ installieren, damit sie nicht<br />

wieder „abstürzt“ wenn nicht mehr die schützende Einrichtung um<br />

sie ist. Der „Heimaturlaub“ ist für zwei mal zwei Tage eingeplant.<br />

Wer weit entfernt wohnt, kann die vier Tage auch am Stück genehmigt<br />

bekommen.<br />

Geraldine fuhr heute vor elf Tagen nach Hause, es schien, als habe<br />

sie abgebrochen. Dass ihre Sachen noch immer hier sind und ihr<br />

Zimmer nicht wie üblich neu belegt worden ist, darüber tuschelten<br />

und mutmaßten wir allerdings schon seit fast einer Woche. Jetzt<br />

lässt uns Frau S. wissen, Geraldine komme am Montag zurück. Weiter<br />

schweigt sie sich allerdings aus. Der zu erwartenden Unruhe in der<br />

Gruppe kommt Frau S. zuvor, indem sie uns auffordert über das<br />

Medium Schlaginstrument miteinander zu kommunizieren. Wir trommeln,<br />

klingeln, rasseln – und machen die interessante Erfahrung,<br />

dass wir miteinander „sprechen“ und nicht über Geraldine.<br />

Ich habe Dienst im Speisesaal,<br />

was auch bedeutet, es wird<br />

nach dem Abendessen gleich<br />

wieder für das Frühstück eingedeckt.<br />

Heute will ich trotzdem an einer<br />

der angebotenen Begegnungen<br />

mit einer Selbsthilfegruppe<br />

teilnehmen. Sie stellen regelmäßig<br />

ihre Arbeit vor, die als Nachsorge<br />

empfohlen wird. Zweige<br />

dieser Organisationen sind<br />

meist am Heimatort ebenfalls<br />

vertreten. Je nach Aufenthaltsdauer<br />

sind drei bis sechs solcher<br />

Vorträge anzuhören. Organisation<br />

und Termine sind frei<br />

wählbar.<br />

Mein Soll lautet vier Veranstaltungen,<br />

mit der heutigen bekomme<br />

ich die vierte Unterschrift<br />

und habe somit diese Pflicht erfüllt. Nach diesem Tag, der um 21:30<br />

Uhr endet, schlafe ich endlich wieder einmal ruhig und tief.<br />

Morgens bin ich voller Energie und Durchsetzungskraft. Ich lasse<br />

wiederum die Arbeitstherapeutin mit ihrer Bügelwäsche stehen und<br />

melde mich kurzfristig noch einmal bei Frau D. an. Sie widmet mir<br />

jedoch nur fünf Minuten und telefoniert mit der Therapeutin, die<br />

nachmittags die Gruppe „Soziale Kompetenz“ leitet. Obwohl ich die<br />

erste Stunde verpasst habe, da der Kurs erst in drei Wochen für<br />

mich eingeplant war, schiebt sie mich mit den Worten dort hinein:<br />

„Wenn Sie uns verlassen wollen, werden sie mit dem Packen schon<br />

noch fertig.“<br />

Mit mir sind es nun 16 Frauen, die in einem großen Kreis sitzen. In<br />

der Mitte liegen zusammengefaltete Decken, große und kleine Tücher.<br />

Daneben steht eine „Schatztruhe“. Mir gibt Frau L. keinerlei<br />

Einführung, schaut sich nur in der Runde um und fragt: „Wer möchte<br />

sich diesmal einrichten?“ Melanie ist auffallend unruhig auf dem<br />

Stuhl herumgezappelt und rutscht jetzt auf den Boden hinunter zu


FREIeBÜRGER<br />

den Decken , wo sie eine stumpfe rotbraune ausbreitet und ein paar<br />

zart gemusterte, weiche Tücher zusammen dreht und wie eine Arena-Begrenzung<br />

im Kreis drum herum legt. Alles sehr hurtig, jetzt<br />

guckt sie ratlos zu Frau L. hin, als wolle sie fragen, ob das genügt<br />

und richtet sich unsicher auf. Frau L. fragt uns, was wir zu sehen<br />

meinen.<br />

„Da passt nichts zusammen“, sagt eine. „Keine schönen Farben.<br />

Wie ein schmutziges Nest“, kommentieren andere. Ein wenig schrill,<br />

als müsse sie sich verteidigen, wendet Melanie ein, dass sie ja erst<br />

angefangen habe. Sie zieht aus der Truhe eine Barbie Puppe und<br />

setzt sie hin. Hinter der Puppe<br />

schiebt sie einen Ausgang frei.<br />

Währenddessen murmelt sie leise<br />

mit gesenktem Kopf, als spräche<br />

sie zu der Puppe, aber sie erzählt<br />

es uns: „Vor Jahren habe ich<br />

ambulant tiefenpsychologische<br />

Stunden genommen. Damals wurde<br />

mir gesagt, ich müsse es einmal<br />

aussprechen, selbst wenn ich<br />

es einer anonymen Telefonseelsorge<br />

anvertrauen würde ... Ich<br />

bin da zweimal die Woche hingegangen,<br />

aber nach einem halben<br />

Jahr dann nicht mehr ...“<br />

Melanie holt noch ein gruseliges<br />

Fabelwesen aus der Kiste und ein<br />

Krokodil und eine Pipi Langstrumpf<br />

und zwei ziemlich große<br />

kantige Kiesel. Das alles legt sie in die andere Hälfte der Arena.<br />

Dann setzt sie der Barbie ein Vögelchen auf den Schoß. Sie schaut<br />

uns an, als erinnere sie sich plötzlich wieder, dass wir auch da sind,<br />

dann schaut sie Frau L. an. Die fragt: „Noch etwas?“ Melanie suchte<br />

kleine Murmeln und Klötzchen und zielt einzeln auf die liegenden<br />

Figuren. Mit vor Triumph blitzenden Augen setzt sie sich zurück<br />

auf ihren Stuhl. Sie beginnt die Aufstellung zu erläutern:<br />

„Die beiden Tiere sind Oma und ihr Mann, bei denen ich aufgewachsen<br />

bin, weil meine Mutter (sie deutet auf Pipi Langstrumpf)<br />

erst 17 war, als sie mit mir schwanger wurde. Die beiden Steine sind<br />

meine Ehemänner. Die Ehe mit dem ersten ließ ich auf Druck meiner<br />

Familie nach wenigen Monaten annullieren. Später konvertierte ich,<br />

weil ich die Frau eines freikirchlichen Predigers werden wollte. Diese<br />

Rolle überforderte mich allerdings völlig. Ich wollte keine eigenen<br />

Kinder und hatte auch mit der Jugendarbeit in dieser Gemeinde<br />

nur Scherereien. Schließlich haben wir beide eingesehen, dass Scheidung<br />

die beste Lösung ist. Ich bin nicht bindungsfähig, fügt Melanie<br />

kaum verständlich leise hinzu.<br />

„Wieso glaubst du, es liegt nur bei dir?“ fragt Bianca.<br />

„Wegen der Angst, die ich vor Männern habe.“<br />

„Deswegen hast du die Figuren beworfen?“ fragt Steffi.<br />

„Ich habe sie umgelegt. Ich habe Flaschen nach ihnen geworfen.<br />

Ich habe sie alle umgelegt. Jetzt ist mir wohler.“<br />

Frau L. hakt nach: „Sie werfen auch auf ihre Mutter und ihre Oma.“<br />

„Ja“, Melanie nickt. „Die hätten mich vor Heinz (das ist Omas Mann)<br />

beschützen müssen, aber sie haben nichts gemerkt. Als ich noch<br />

ganz klein war, fand ich das ja schön und sicher und bequem, dass<br />

Heinz mich im Gebüsch abgehoben hat, statt mich aufs Klo zu setzen,<br />

wo ich immer fürchtete ins Loch zu fallen. Aber ich wurde größer...<br />

und ich merkte, dass der alte Mann zudringlich wurde... und<br />

als ich es gar nicht mehr wollte, hat er mich regelrecht von den<br />

anderen weggezerrt. Mir war das immer so peinlich...“.<br />

„Dein Stiefgroßvater hat dich missbraucht. Willst du das sagen?“<br />

Melanie druckst rum: „Ich hatte schon mit 14 was mit ´nem Jungen.<br />

Ich hab das – und das mit Heinz – meinem ersten Mann mal erzählen<br />

Freundeskreis reundeskreis Lenzkirch<br />

Lenzkirch<br />

Suchtkrankenhilfe Suchtkrankenhilfe Annette Annette Benz<br />

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Einzelgespräche:<br />

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sowie nach Vereinbarung<br />

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79853 Lenzkirch<br />

Tel.: 07653/6213<br />

17<br />

wollen. Der wurde böse, warf mir vor, dass ich zu ihm so zickig wäre<br />

und als Kind wohl aber eine frühreife, kesse Mieze gewesen sein<br />

müsse“.<br />

„Quatsch!“ Jetzt regen sich die meisten Frauen auf und rufen durcheinander,<br />

man könne doch einem Kind nicht die Schuld für das<br />

Fehlverhalten Erwachsener in die Schuhe schieben.<br />

„Das seht ihr so“, flüstert Melanie stimmlos. „Ich wurde aber auch<br />

schon mit 17 schwanger, so wie meine Mutter. Nur habe ich eine<br />

Fehlgeburt gehabt. Gott hat mich gestraft“.<br />

Jetzt war es raus.<br />

Frau L. greift ein: „Legen Sie hinter<br />

den Ausgang einen zweiten<br />

Kreis. Gehen Sie mit ihrem Vögelchen<br />

dort hinüber und richten Sie<br />

sich so schön ein, wie Sie gern<br />

leben möchten und nehmen Sie<br />

nur die Gäste auf, von denen Sie<br />

Freundlichkeit und Gutes erwarten.<br />

Melanie kramt in der Truhe. Zwei<br />

Mitpatientinnen setzen sich ungefragt<br />

neben sie auf den Boden<br />

und helfen. Frau L. legt eine CD<br />

ein. Niemand sagt mehr etwas und<br />

auf der Decke entwickelt sich mit<br />

jedem Handgriff konkreter ein<br />

Garten. Eine Grill Party.<br />

Obwohl neu in der Gruppe und quasi Zuschauerin, komme ich mir<br />

vor, als sei ich genau ins Zentrum meines eigenen nächtlichen<br />

Grübelns gefallen. Ich will mein vermeintliches Schuldpaket auch<br />

finden und hier auspacken und abgeben. Es ist noch zu früh, um<br />

mich in einer neuen Wohnung neu, schön, behaglich und geschützt<br />

einzurichten. Ich weiß, was ich Donnerstag um 9 Uhr sagen muss:<br />

Ich muss sagen, ich bringe meine Therapie zu Ende. Ein Zimmer<br />

wird sich schon wieder finden. Die Räume für meine Seele müssen<br />

entrümpelt, ausgefegt und renoviert werden. Das hat vorderste Priorität.<br />

Mit Alkoholkranken verbindet man ein Bild von Abgestumpftheit,<br />

Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit. Aus der Nähe betrachtet zeigen<br />

sich aber oftmals Persönlichkeiten, die gleichzeitig besonders<br />

empfindsam und auch zäh im Einstecken sind. Die nächste Folge<br />

erzählt was Geraldine zu lange zuhause aufgehalten hat und wieso<br />

eine Entwöhnung so viel mehr Chancen bringt als eine Entgiftung.<br />

Ella


18 FREIeBÜRGER<br />

Nach einer langen, spannenden und in allen Belangen<br />

ungewöhnlichen Saison, wurde dem Freiburger Fußballfreund<br />

zum Abschluss noch mal ein wirklicher „Leckerbissen“<br />

serviert. Und das sogar mit Hin- und Rückspiel,<br />

also in zwei Gängen sozusagen. Am 21. Mai trafen im<br />

Freiburger Möslestadion ein Freiburger All Star-Team,<br />

welches von Volker Finke gecoacht wurde und die deutsche<br />

Nationalmannschaft der Köche aufeinander.<br />

Anpfiff zum Freundschaftsspiel sollte um 16.00<br />

Uhr sein, doch bereits zwei Stunden vorher füllten<br />

sich die Ränge im weiten Rund! Etwa 2.000<br />

Zuschauer sollten es im Verlauf des Nachmittags<br />

noch werden und diese schnalzten laut hörbar<br />

mit der Zunge, als die Aufstellung der Freiburger<br />

Mannschaft bekannt gegeben wurde.<br />

Der Ex-Trainer des Sportclub Freiburg und sein<br />

Stab haben wirklich weder Kosten noch Mühe<br />

gescheut, um so viele ehemalige Stars der Freiburger<br />

Fußballszene wie möglich auf den Rasen<br />

zu bekommen. So fehlte weder Abwehrrecke<br />

Ulrich von Kirchbach, heute Sozialbürgermeister,<br />

noch die einstige Stürmerlegende Thomas<br />

Hauser, welcher inzwischen als Chefredakteur<br />

der Badischen Zeitung sein Geld verdient.<br />

Selbst Skisprungweltmeister Martin<br />

Schmitt und Kabarettist Jess Jochimsen gaben<br />

sich die Ehre, bei Finkes letztem Spiel dabei zu<br />

sein, um hier nur einige zu nennen. Verstärkt<br />

wurde das Team noch von einstigen Sportclub-<br />

Haudegen wie Jens Todt, Uwe Spieß und natürlich<br />

der früheren Fußballikone Rodolfo<br />

Esteban Cardoso!<br />

Bei den Gästen, wo man das Fehlen von Fernsehkoch Johann<br />

Lafer schmerzlich bemerkte, kickten unter anderem so<br />

Edelköche wie Ronny Mechnich, Arthur Dutter oder Fritz<br />

Zehner und natürlich der Chef des Gourmettempel, „Raben“<br />

in Horben, Stefan Disch, der auch Initiator dieses Events war.<br />

Nachdem der Anpfiff pünktlich vollzogen<br />

wurde, ging es auch gleich los mit<br />

der Zauberei auf dem Spielfeld. Den besseren<br />

Start hatte die Heimelf, die gleich<br />

einen furiosen Sturmlauf auf das Tor der<br />

Küchenmeister entfachte und durch Jess<br />

Jochimsen auch sehr früh in Führung<br />

ging. Doch dann wurde nicht etwa auf<br />

Ergebnis verwalten gespielt, nein, zur Begeisterung<br />

der Zuschauer wurde auch<br />

weiterhin offensiver Spaßfußball zelebriert.<br />

Nachdem „Fußballrentner“ Klaus<br />

Theweleit (inzwischen Soziologe und 65<br />

Jahre alt !!!) ein ums andere Mal die<br />

gegnerische Abwehr durcheinander wirbelte,<br />

erhöhte Tommi Hauser mit zwei<br />

wunderschönen Toren schnell auf 3:0<br />

und das Spiel schien in trockenen Tüchern<br />

zu sein.<br />

Wenn Promi-Köche kicken...<br />

Doch nun wurde die Partie erst so richtig interessant, weil<br />

sich die Köche nun auch am Spiel beteiligten und das gar<br />

nicht mal so schlecht. Geschickt wurde das Mittelfeld mit<br />

brandgefährlichen Steilpässen überbrückt und ein ums andere<br />

Mal tauchten die pfeilschnellen Angreifer des Gegners im<br />

Freiburger Strafraum auf. Aber entweder scheiterten sie dann<br />

am großartig haltenden Ex-Keeper des Sportclubs, Stefan<br />

Beneking oder an den eigenen Nerven. Und sollten sie beides<br />

mal in den Griff bekommen haben, machte ihnen der<br />

Schiedsrichter einen Strich durch die Rechnung,<br />

indem er die eigentlich an diesem Tag außer<br />

Kraft gesetzte Abseitsregel einfach wieder anwendete!<br />

Erst nach energischer Ermahnung<br />

durch den Stadionsprecher lies der Schiri diesen<br />

Unfug bleiben, so etwas habe ich allerdings<br />

in meiner gesamten Laufbahn als Sportreporter<br />

noch nicht erlebt!!! Als das dann endlich<br />

geklärt war, konnten die tapfer kämpfenden<br />

Köche pünktlich mit dem Pausenpfiff ihr erstes<br />

Tor erzielen und alle gingen einigermaßen<br />

zufrieden in die Kabinen.<br />

Nur dem Zuschauer blieb keine Erholungsphase,<br />

denn in der Halbzeitpause fand die Preisverlosung<br />

der Tombola statt, für die vor und<br />

während des Spiels Lose verkauft wurden.<br />

Auch der FREIeBÜRGER hatte ein solches<br />

Los gekauft und wir warteten nun natürlich gespannt<br />

auf unseren Chefredakteur, der den<br />

eventuellen Gewinn in Empfang nehmen sollte.<br />

Als er schließlich kam, erzählte er uns ganz stolz, wir hätten<br />

einen Gutschein für ein „Ohrfango?“ gewonnen, was sich bei<br />

genauerem Betrachten allerdings als eine Massage mit Heilmoorfango<br />

entpuppte. Aber viel Zeit uns darüber zu freuen<br />

oder zu ärgern blieb nicht, denn das Spiel ging weiter und<br />

auch in Hälfte zwei boten beide Mannschaften wieder allerbeste<br />

Fußballkunst.<br />

Am Anfang waren die Kochkünstler am<br />

Drücker und versuchten noch einmal<br />

heranzukommen, was ihnen auch Dank<br />

des nun lockerer pfeifenden Schiedsrichters<br />

ziemlich schnell gelang. Dem 5:2<br />

folgte - einfach so - mal ein Elfmetergeschenk<br />

des Unparteiischen, welches<br />

aber selbst die Köche als solches erkannten<br />

und den Ball kurzer Hand verschossen.<br />

Nun dachte der Schiri sich, probieren<br />

wir es halt noch einmal und er pfiff<br />

einfach noch einen Strafstoß, zu welchem<br />

nun der Torwart der Gäste antrat.<br />

Nachdem ihm sein Freiburger Gegenüber<br />

noch kurz erklärte in welche Ecke<br />

er abtaucht, verwandelte der Schütze<br />

einfach in die andere und schon stand es<br />

nur noch 5:3, doch damit waren die Köche<br />

nun auch mit ihrer Kunst und Kon-


FREIeBÜRGER 19<br />

dition am Ende und jetzt wurde ihnen dafür die Rechnung<br />

serviert. Jetzt legten Cardoso und Co. noch einmal richtig<br />

los. Vor allem Publikumsliebling Martin Schmitt knüpfte nahtlos<br />

an den vergangenen Winter an. Er machte alles wunderschön<br />

und richtig, am Ende fehlte ihm halt nur das Glück.<br />

Gewohnt stark präsentierte sich auch Herr von Kirchbach,<br />

der zwar öfter mal am Boden lag, aber in alter SPD-Manier<br />

immer wieder aufstand und an allen möglichen und unmöglichen<br />

Stellen auf dem Platz zu finden war. Zum Schluss veranstaltete<br />

das Allstar-Team ein richtiges Schützenfest und<br />

damit es nicht zweistellig wird, durften die Küchenchefs die<br />

letzten fünf Minuten alle zwanzig verfügbaren Spieler aufs<br />

Feld schicken. Endstand war schließlich 9:3 für die Finkeelf<br />

und für den verdienstvollen Trainer war es ein würdiges Abschiedsspiel.<br />

Ein paar Stunden später fand im „Raben“ in Horben noch<br />

eine ausgiebige After Soccer Party statt, bei der sich dann<br />

die Köche wieder heimisch fühlen konnten. Ob es den Kikkern<br />

allerdings gelang, bei diesem „Rückspiel“ bis in die Küche<br />

vorzudringen um den Küchenchefs die Suppe zu versalzen,<br />

war uns bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.<br />

Das Positivste des Events nun ganz zum Schluss: Der Erlös<br />

aus der Tombola und dem abendlichen Gala-Essen kam der<br />

Freiburger Bürgerstiftung und der Achim Stocker-Stiftung,<br />

die unter anderem die Freiburger Fußballschule unterstützt,<br />

zu Gute!<br />

Carsten<br />

Leserbrief<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

mit großem Interesse las ich Ihre Straßenzeitung April <strong>2007</strong>.<br />

Es ist die beste Publikation ihrer Art, die ich bisher in Händen<br />

gehalten habe. Von fesselnden Einblicken in die Insiderszene,<br />

über sozial- und umweltkritische Beiträge bis zur regionalen<br />

Historie wird ein fassettenreiches Spektrum in einer außerordentlich<br />

positiven und geradezu optimistischen Art und Weise<br />

aufgeblättert, das den Eindruck großen Engagements vermittelt.<br />

Mein Glückwunsch zu Ihrer Energie!<br />

Sehr interessiert wäre ich an den vorherigen vier Folgen über<br />

Hexen in Freiburg. Besteht eine Möglichkeit, diese im <strong>Archiv</strong><br />

zu finden? Für einen kurzen Hinweis wäre ich Ihnen dankbar.<br />

Ich wünsche Ihnen weiterhin diese Kraft und Passion mit<br />

der Sie sehr gute Arbeit leisten.<br />

Alles Gute für Sie!<br />

Reinhard Dürr<br />

aus Karlsruhe<br />

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Sonntagstreffs im <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong><br />

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17. 6.<strong>2007</strong> Maria Magdalena Kirche - Rieselfeld<br />

13.00 Uhr Maria von Rudloff-Platz 1<br />

Straßenbahn 5 Halt<br />

Maria von Rudloff-Platz<br />

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24. 6.<strong>2007</strong> Kath. Hochschulgemeinde (KHG)<br />

14.00 Uhr Lorettostr. 24<br />

S 2 /Halt Lorettostr.<br />

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20 FREIeBÜRGER<br />

30 Jahre RDL<br />

Am 4. <strong>Juni</strong> 1977 ging Radio Dreyeckland<br />

(damals noch als Piratensender „Radio<br />

Verte Fessenheim) zum ersten Mal auf<br />

Sendung. Es waren 12 Minuten die<br />

Radiogeschichte machten und heute<br />

gehört RDL zu den dienstältesten freien<br />

Radios in Deutschland.<br />

Genau wie der FREIeBÜRGER wollte<br />

man mit dem Medium Radio eine Gegenöffentlichkeit<br />

schaffen, denn von den<br />

damaligen Medien gab es noch kein kritisches<br />

Wort zum Thema Atomkraft.<br />

„Man konnte sich unverzüglich Gehör<br />

verschaffen, etwa wenn ein Störfall aus Fessenheim zu vermelden<br />

oder eine Demo anzukündigen war. Das Medium Radio erreichte<br />

damit im Sendegebiet (dem Dreyeckland) auch eine höhere Identifikation<br />

als etwa eine Zeitung. Am wichtigsten war aber der<br />

Schritt vors Mikrofon selbst, sich ausdrücken zu können, eigenmächtig,<br />

ungeschnitten und ungefiltert“. (Jubiläumsprogramm<br />

RDL) Auch heute nach 30 Jahren ist sich Radio Dreyeckland treu<br />

geblieben und ist immer noch ein unkommerzielles, kritisches Medium.<br />

Kein anderes Radio bietet eine solche Vielfalt an Musikstilen<br />

und so viele Sendungen in anderen Sprachen. Jeder kann hier mitmachen<br />

und sich ausdrücken wie er will, denn es gibt keinen Quotendruck<br />

oder formale Zwänge. Gerade in der heutigen Medienlandschaft<br />

sind solche kritischen Stimmen immer wichtiger.<br />

Der FREIeBÜRGER gratuliert<br />

Radio Dreyeckland zu seinem 30. Geburtstag!!!<br />

Wer mehr über die Geschichte von Radio Dreyeckland<br />

erfahren möchte, dem empfehlen wir:<br />

STADTRUNDGANG – FANG DIE ÄTHERPIRATEN!<br />

Mittwoch 27. <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong> 18.00 Uhr<br />

(und am 25. Juli und 26. September <strong>2007</strong>)<br />

Treffpunkt: Grethergelände, Adlerstr. 12 (vor dem Strandcafé)<br />

Der Rundgang wirft ein Schlaglicht auf die politischen Bewegungen,<br />

die der ehemalige „Piratensender“ seit den Anti-<br />

AKW-Protesten begleitet hat. Dabei wird auch das Geheimnis<br />

des versteckten Sendestudios gelüftet, dessen Überreste<br />

bei der Führung besichtigt werden. Der Rundgang wird von<br />

Birgit Heidtke geleitet und dauert ca. 2 Stunden.<br />

Unkostenbeitrag: 7,– Euro<br />

In eigener Sache<br />

W A N T E D<br />

WIR SUCHEN<br />

Für unsere Redaktion einen Komplett-PC,<br />

mit mindestens 1000 Mhz<br />

u. mind. 512 MB Arbeitsspeicher<br />

und mit USB-Anschlüssen,<br />

gerne mit Zubehör<br />

Tel.: 319 65 25<br />

Unser Verkäufer Ralf (Headbanga)<br />

sucht ein kleines Gefrierschränkchen<br />

bitte melden unter: 0174-7096909<br />

EIGENER ARBEITSPLATZ<br />

Bereits im Jahr 2000 beschäftigten wir uns mit der Idee, einen eigenfinanzierten<br />

Arbeitsplatz beim FREIeBÜRGER zu schaffen. In der<br />

Dez./Jan.-Ausgabe 2003 hatten wir Ihnen dann dieses Konzept ausführlich<br />

vorgestellt. Dank Ihrer Mithilfe konnten wir im Mai 2004<br />

den ersten 400-Euro-Job finanzieren und somit einen bis dahin ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter auch bezahlen.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatten wir gerade mal einen Anzeigenkunden<br />

und es kam der Gedanke, durch feste Werbepartner noch einen<br />

Arbeitsplatz zu schaffen. Wie Sie anhand der Werbeanzeigen sehen,<br />

ist uns das auch gelungen! Im Januar 2005 konnten wir dann<br />

dank der Werbeeinnahmen den zweiten Arbeitsplatz eröffnen.<br />

Für diese beiden Minijobs müssen wir inklusive Arbeitgeberabgaben<br />

monatlich 864,50 Euro als feste Kosten einplanen. Die Hälfte<br />

dieser Kosten wird über unsere Anzeigenkunden abgesichert und<br />

die andere Hälfte wird zum größten Teil mit Ihren Spenden finanziert.<br />

Auch hier können wir positiv auf das Jahr <strong>2007</strong> blicken: Durch diese<br />

Unterstützung sind die Lohnkosten für das kommende Jahr schon<br />

abgesichert.<br />

Auf Grund dieser erfreulichen Bilanz wagen wir nun den nächsten<br />

Schritt: Wir möchten unser Arbeitsplatzkonto aufstocken um in naher<br />

Zukunft zumindest aus einem der beiden Minijobs eine Halbtagsstelle<br />

mit einem angemessenen Lohn zu schaffen.<br />

Deshalb möchten wir Sie bitten, uns auch weiterhin auf diesem<br />

Weg zu unterstützen. Denn ohne Ihre Hilfe wären schon die ersten<br />

beiden Minijobs nicht möglich gewesen. Also, wenn Sie Leute kennen,<br />

die ein Geschäft haben und an günstiger Werbung interessiert<br />

sind, oder selbst dem FREIeBÜRGER helfen wollen, können Sie<br />

sich gern bei uns melden. Spenden oder Fördermitgliedschaften<br />

helfen ebenso dabei, einen Arbeitsplatz zu sichern!<br />

Volksbank Freiburg:<br />

Konto-Nr.: 24 77 327 BLZ 680 900 00<br />

Stichwort Arbeitsplatz


FREIeBÜRGER 21<br />

Seit der Mai-Ausgabe des FREIeBÜRGER gibt es für ein paar<br />

Monate lang leider keinen NEWS-TICKER mehr, denn unser<br />

Kollege Peter Sauter (Münster) hatte im April einen schweren<br />

Arbeitsunfall. Die Redaktion wünscht Peter gute Besserung!<br />

Aus diesem Grund werden wir diese Zeit mit einer alten Idee<br />

überbrücken. In „Kurz belichtet“ geht es mehr um kuriose Meldungen,<br />

die es allerdings auch wert sind, mal veröffentlicht zu<br />

werden. Fangen wir direkt mit 3 interessanten Nachrichten aus<br />

dem Vatikan an:<br />

Drogen im Vatikan: Zum ersten Mal in der Geschichte des Vatikans<br />

hat dort ein Drogen-Prozess stattgefunden. Bei einem Vatikan-Mitarbeiter<br />

waren 87 Gramm Kokain entdeckt worden. Die Gesetze<br />

aus dem Jahr 1929 kannten kennen genauen Regeln zu Drogenbesitz<br />

und -handel. Dennoch sei der Richter zu einem Urteil gelangt,<br />

meldet die römische Zeitung La Republica. Der Mann wurde zu<br />

vier Monaten Haft verurteilt (BZ 7.5.<strong>2007</strong>)<br />

Nach jahrelanger Debatte hat<br />

der Vatikan die traditionelle<br />

Vorstellung einer „Vorhölle“<br />

für ungetaufte tote Kinder offiziell<br />

für überholt erklärt. „Der<br />

Ausschluss von unschuldigen<br />

Kindern aus dem Paradies widerspricht<br />

der besonderen Liebe<br />

Christus für die Kleinen“,<br />

heißt es in dem Bericht der internationalen<br />

Theologischen<br />

Kommission der von Papst Benedikt<br />

XVI gebilligt wurde. Der<br />

Papst habe sich unter anderem<br />

wegen der weltweit hohen Zahl<br />

der Abtreibungen zu diesem<br />

Schritt entschlossen und zudem<br />

würden immer mehr Kinder<br />

nicht getauft.<br />

Ob die Entscheidung des Vatikans<br />

auch den Klimawandel und die globale Erwärmung beeinflusst<br />

ist noch ungeklärt. Auch die Frage, ob in der Hölle demnächst eisige<br />

Zeiten herrschen, bleibt noch unbeantwortet. (ZDF 21.4.<strong>2007</strong>)<br />

Auch im Vatikan gibt es seit Neustem eine Fußballliga. Seit Februar<br />

spielten insgesamt16 Mannschaften aus Priesterseminaren<br />

und theologischen Universitäten in 58 Spielen zum ersten Mal um<br />

den „Clericus-Cup“. Am Samstag (26.5.<strong>2007</strong>) siegte dann im Endspiel<br />

die Mannschaft „Redemptoris Mater“ souverän gegen den<br />

Gegner der „Lateran-Universität“ und konnte den bronzenen Pokal<br />

mit nach Hause nehmen. Die BZ beschrieb dieses Spektakel in<br />

ihrer Ausgabe vom 29. Mai folgendermaßen: „In Rom mangelte es<br />

auf den Tribünen nicht an Megaphonen, Ratschen, Trommeln und<br />

bemalten Betttüchern: ‚Wir wollen Tore` stand da auf einem, unterschrieben<br />

mit ‚Red Mat Ultra’, der Abkürzung für ‚Ultras von<br />

Redemptoris Mater’“ Zu großartigen Ausschreitungen kam es beim<br />

Endspiel nicht und es wurden im gesamten Turnierverlauf nur 4<br />

Rote Karten - „vier kleine Exkommunikationen sozusagen“ – vergeben.<br />

Wie hoch das Spiel gewonnen wurde, steht leider nicht in<br />

diesem Artikel und aus zuverlässiger Quelle haben wir erfahren,<br />

dass keiner der Spieler unerlaubte Mittel eingenommen hatte.<br />

Schlüsseldienst befreit Straftäter aus Zelle: Zwiesel (ddp-bay).<br />

Die Polizei in Zwiesel hat den Schlüsseldienst rufen müssen, um<br />

einen Straftäter wieder loszuwerden. Der 18-Jährige hatte die Nacht<br />

Kurz belichtet<br />

zum Mittwoch in der Arrestzelle verbracht, weil er betrunken die<br />

Frontscheibe eines Autos eingeschlagen hatte. Als er am Morgen<br />

freikommen sollte, bekamen die Beamten aber die Zellentür nicht<br />

auf. Schuld war ein „technischer Defekt“, wie die Polizei auf ddp-<br />

Anfrage mitteilte. Erst ein ziviler Experte knackte das Schloss und<br />

befreite den Insassen.<br />

Die Autobahnraststätte ruft die Polizei und meldet: „Uns wurde<br />

ein Koch gestohlen!“ Das Opfer der Entführung ist eine lebensgroße<br />

Plastikfigur und von Insassen eines Reisebusses geklaut<br />

worden. Die Polizei stellt den Bus bei Ettenheim und befreit den<br />

Koch. Der Dieb wird angezeigt. (Der Sonntag 27.05.<strong>2007</strong>)<br />

Heuweiler soll künftig eine Straße mit Heizung haben. Ein Modellversuch<br />

mit dem örtlichen Erdwärmepark ist in Vorbereitung. Das<br />

soll nicht nur Winterdienste reduzieren helfen, sondern auch die<br />

Lebensdauer der Straßen und – vor allem – der Verkehrsteilnehmer<br />

erhöhen. Doch das ist längst<br />

nicht alles. Geplant ist auf demselben<br />

Weg, die Straßen zu<br />

kühlen – damit Heuweiler (Kreis<br />

Calw) im Sommer auch noch<br />

das coolste Pflaster ist, (BZ<br />

19.5.<strong>2007</strong>)<br />

Braunschweig Eine Neunjährige<br />

aus Braunschweig hat im<br />

Streit um ihr unaufgeräumtes<br />

Zimmer die Polizei um Hilfe gerufen.<br />

Das Mädchen saß weinend<br />

am Fenster und hielt ein<br />

Plakat mit der Aufschrift „Ruft<br />

die Polizei“ hoch. Passanten<br />

alarmierten die Polizei. Doch<br />

das Mädchen war lediglich<br />

dazu verdonnert worden, ihr<br />

Zimmer aufzuräumen. Sie sah<br />

dies aber nicht ein. Die Polizisten<br />

überzeugten sie und kontrollierten das Ergebnis zwei Stunden<br />

später. (dpa 22.5.<strong>2007</strong>)<br />

40 Sozialstunden für angebissene Fleischwurst: Köln (ddp-nrw).<br />

Weil er in einem Supermarkt eine Fleischwurst anbiss und sie wieder<br />

ins Regal zurücklegte, muss ein 30-Jähriger 40 Sozialstunden in<br />

einer gemeinnützigen Einrichtung leisten. Der treuherzige Einwand<br />

des wegen Diebstahls angeklagten Mannes, die Wurst habe kurz<br />

vor dem Verfallsdatum gestanden und er habe deshalb das Produkt<br />

auf seinen Geschmack hin testen wollen, zog am Freitag vor dem<br />

Kölner Amtsgericht nicht. Auch wenn die Wurst nur 1,89 Euro gekostet<br />

habe, müsse der Angeklagte Konsequenzen spüren. Immerhin<br />

habe er ein deutliches Vorstrafenregister, begründete der Richter<br />

seine Entscheidung. Er stellte das Verfahren dann allerdings<br />

ohne Urteil ein.<br />

Teletubbies werden in Polen als schwul verdächtigt: Warschau<br />

(dpa) - Sind die bei Kleinkindern beliebten Teletubbies schwul?<br />

Diese Frage hat die polnische Ombudsfrau für Kinder, Ewa Sowinska,<br />

nun zu einer Untersuchung der Fernsehserie mit psychologischen<br />

Beratern veranlasst. Sie sollten einschätzen, ob das im öffentlichen<br />

Fernsehen gezeigt werden könne, sagte sie in einem Interview. Dass<br />

nun auch das Kinderfernsehen „homosexueller Propaganda“ verdächtigt<br />

wird, liegt an der Figur Tinky Winky, die zwar männlich ist,<br />

aber eine Handtasche trägt.


22 FREIeBÜRGER<br />

Hallöchen liebe Sportfreunde,<br />

da bin ich mal wieder und diesmal mit dem nicht so erfreulichen<br />

Ausgang der Fußballsaison 2006/07 und der Nachbetrachtung auf<br />

dieselbe. Daran könnt Ihr schon sehen, dass es auch diesmal fast<br />

ausschließlich um den Fußball geht. Ist ja nicht umsonst der Lieblingssport<br />

der Deutschen.<br />

Wer am Ende Meister wurde und dass ich mal wieder todtraurig war,<br />

brauche ich Euch wohl nicht unbedingt erzählen, aber kommen wir<br />

trotzdem noch einmal auf das Finale zu sprechen. Nach einer Saison,<br />

die so dramatisch, spannend und wechselhaft war wie lange<br />

nicht, wurde am Ende mit dem VfB Stuttgart die konstanteste Mannschaft<br />

deutscher Meister. Und irgendwo war das sogar verdient,<br />

das muss der Neid lassen!<br />

Ihnen ist es gelungen, mit der jüngsten Truppe der Liga den effektivsten<br />

Fußball zu spielen und das Ganze auch noch attraktiv aussehen<br />

zu lassen. Nur lange Zeit hat das halt keiner so richtig merken<br />

wollen!<br />

Die waren doch schon abgeschrieben bevor die Bundesliga so richtig<br />

ins Rollen kam und als auch der Rückrundenstart alles andere<br />

als souverän war, hätte keiner mehr einen Pfifferling auf die Schwaben<br />

gegeben!<br />

Mit der Meisterschaft hat den VfB niemand ernsthaft in Verbindung<br />

gebracht und ich glaube auch die Schwabenkicker selbst waren<br />

zu Jahresbeginn nur auf ihren Zweikampf mit den Bayern, um den<br />

dritten Platz fixiert! Doch (fast) unbemerkt von der Konkurrenz schlichen<br />

sie sich heimlich wie Diebe immer näher, um sich dann eben<br />

doch noch mit der Meisterschale davonzustehlen!<br />

Aber gerade die Schalker haben ihnen am Ende das Ding ja fast<br />

noch in die Hände gedrückt. Denn ganz aus eigener Kraft ist Stuttgart<br />

ja nun wirklich nicht Deutschlands Nummer 1 geworden! Dazu<br />

gehörte neben dem eigenen Können natürlich auch eine gehörige<br />

Portion Dummheit der anderen, besonders meiner Schalker!!! Denn<br />

im Gegensatz zur Vergangenheit waren die Blau-Weißen schon die<br />

gesamte Rückrunde über deutscher Meister, die hätten sich diesmal<br />

wirklich nur noch selbst schlagen können – was sie dann auch<br />

mit Bravour taten! In diesem Zusammenhang wage ich es mir auch<br />

erstmals, dem Denkmal auf Schalke, Charly Neumann, zu widersprechen!<br />

Der sagte nämlich: „...der Fußballgott ist eben doch kein<br />

Schalker!“ Der Typ da oben war es fast die gesamte Rückrunde<br />

über. Denn so oft wie die Knappen gepatzt haben und trotzdem<br />

Erster blieben, weil die Gegner eben auch gepennt haben, ging auf<br />

keine Kuhhaut mehr. Aber Kopf hoch, Charly, vielleicht hat der<br />

liebe Gott auch nur gedacht 49 ist eine bekloppte Zahl, ich lasse<br />

euch erst nach runden fünfzig Jahren mal wieder Meister werden...<br />

Aber nun mal ernsthaft, diesmal waren keine Schiedsrichter oder<br />

schlechtes Wetter verantwortlich, den Titel hat Schalke eindeutig<br />

selbst verspielt! Und zwar in Bochum, als man schnell mit 1:0 führte,<br />

danach die Reviernachbarn an die Wand spielte und nur mal wieder<br />

das Tore schießen vergaß. Dann kamen zwei dumme Konter, das<br />

Spiel ging verloren und der halbe Ruhrpott lachte sich schlapp. Na<br />

ja egal, Glückwunsch ins Schwabenland und wir greifen im nächsten<br />

Jahr halt wieder an! Auf jeden Fall kommen wir der Schale<br />

immer näher, denn während wir 2001 nur für vier Minuten Meister<br />

waren, waren es dieses Jahr immerhin schon ganze acht! So, das<br />

soll es jetzt zum Thema vergeigte Meisterschaft aber mal gewesen<br />

sein!<br />

Positives gab es aus Blauweißer Sicht auch noch zu berichten. Erstens<br />

spielen wir logischerweise im Herbst wieder in der Champions-League<br />

und zweitens kommen unsere Nationalspieler wieder in<br />

Fahrt. Der Kuranyi dürfte inzwischen bei Jogi Löw gesetzt sein und<br />

Asamoah als auch Christian Pander dürften nach ihren geglückten<br />

Comebacks wieder große Chancen haben noch auf den EM-Zug<br />

aufzuspringen. Und dann gibt es da ja noch die Neuentdeckung<br />

Manuel Neuer! Der junge Bursche hat ja eine unglaubliche Saison<br />

hingelegt, so dass ich mir ziemlich sicher bin, das er nicht nur Rost<br />

aus dem Schalker Tor gekegelt hat, sondern auch bald seine Chance<br />

in der Nationalmannschaft bekommen wird!<br />

Nun sind wir auch schon bei den nächsten zwei der Bundesligaabschlusstabelle<br />

angelangt, Werder Bremen und den Bayern. Während<br />

die Norddeutschen bekanntlich die Herbstmeisterschaft holten<br />

und als heißester Favorit in die Rückrunde gingen, hatten die<br />

Bayern während der ganzen Saison keine ernsthaften Meisterschaftschancen.<br />

Immerhin spielten die Werderaner ja bis in den<br />

Spätfrühling um den Titel mit und sind wohl nur an ihren Stürmerproblemen<br />

gescheitert. Zuerst fiel Ivan Klasnic aus und dann auch<br />

noch Klose. Während ersterer jedoch ernste gesundheitliche Probleme<br />

hatte (ihm musste eine neue Niere eingesetzt werden), machte<br />

sich Klose die seinen einfach selbst. Zuerst suchte er seine WM-<br />

Form, dann einen neuen Verein, schließlich dann beides und zu<br />

guter Letzt blieb alles beim Alten. Vergessen hat er darüber nur,<br />

dass er seine grün-weiße Truppe zum Meistertitel schießen wollte<br />

und sollte. Da nützt auch das geile Mittelfeld mit Frings und Diego<br />

nichts, wenn vorne keiner die Dinger reinmacht! Aber am Ende hat<br />

die tolle Hinrunde wenigstens noch dazu gereicht, in der kommenden<br />

Spielzeit an der Champions-League teilzunehmen und das ist ja<br />

auch was.<br />

Wenigstens diesen Platz wollten ja auch die Bayern erreichen, nachdem<br />

sie sich schon überraschend früh aus dem Titelrennen verabschiedet<br />

haben, bzw. gar nicht erst daran teilgenommen haben. Nun<br />

bleibt ihnen halt nur noch der Verlierercup übrig. War aber auch<br />

wirklich ein scheiß Jahr für die erfolgsverwöhnten Bayern, im deutschen<br />

Pokal früh raus, Trainer verloren, Meisterschaft auch und<br />

dann war auch in der europäischen Königsklasse bereits im Viertelfinale<br />

Endstation...., so nun habe ich vor lauter Aufzählen ganz<br />

vergessen, wie viel Titel die eigentlich holen wollten?<br />

Egal, jetzt darf erst mal der gesamte Bayernvorstand auf Shoppingtour<br />

bei den wirklichen europäischen Spitzenclubs, um noch<br />

mehr Stars in die Mannschaft reinzupressen! 30 Millionen dürfen<br />

sie wohl verprassen, die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher, munkelt<br />

man an der Säberner Straße. Allein wenn man die Namen der<br />

Spieler hört, mit denen Hoeneß und Rummenigge sich angeblich<br />

schon einig sind, da wird es dem Bayernfan ganz warm unter seinem<br />

bescheuerten Hut! Allerdings hat noch kein einziger von denen<br />

unterschrieben, woran das wohl liegen mag, wo doch München<br />

nach eigener Auskunft eine der Topadressen in Europa ist,<br />

wenn es um Fußball geht!?<br />

Schaun mer moal...


FREIeBÜRGER 23<br />

Schließlich haben sich auch Leverkusen und nach Ewigkeiten mal<br />

wieder der 1. FC Nürnberg für den UEFA-Pokal qualifiziert, während<br />

die Borussia aus Dortmund zum vierten Mal in Folge international<br />

nur Zuschauer bleibt. Geschieht euch ganz recht...<br />

Überrascht haben mich, abgesehen von zwölf (!) Trainerentlassungen,<br />

dann nur noch zwei Dinge, nämlich dass der Hamburger<br />

SV, der eigentlich schon fast abgestiegen war, es doch noch auf<br />

Platz sieben schaffte und sich über den UI-Cup nun sogar noch für<br />

den Europapokal qualifizieren kann und dass mit Cottbus und Bochum<br />

zwei Aufsteiger in der Liga geblieben sind, von denen ich es<br />

nicht unbedingt erwartet habe.<br />

Dafür tut es mir ein wenig leid um Jürgen Klopp und seine Mainzer<br />

Karnevalsfußballer, die nun doch den Weg in Liga zwei antreten<br />

müssen. Zum Glück bleibt der Trainer und ich hoffe doch, dass die<br />

Jungs bald wieder ins Oberhaus zurückkehren, denn Spaß muss<br />

auch im Sport sein.<br />

Womit wir auch schon bei der zweiten Liga wären und damit bei der<br />

alljährlichen Aufstiegsdramatik. Vor dem letzten Spieltag stand nur<br />

der Karlsruher SC als Aufsteiger fest und so stritten mit Hansa<br />

Rostock, Duisburg, Fürth und natürlich dem SC Freiburg noch vier<br />

Mannschaften um die beiden anderen Aufstiegsränge. Nach einem<br />

Herzschlagfinale holten sich dann die Zebras aus Duisburg und<br />

leider auch die Rostocker die zwei Plätze<br />

an der Sonne. Bei Hansa bin ich wegen<br />

der Vorfälle der jüngsten Vergangenheit<br />

schon ein wenig skeptisch und die Vorstellung,<br />

dass die jetzt gemeinsam mit<br />

Energie Cottbus in doppelter „Ossie-Power“<br />

die Liga aufmischen, macht die Sache<br />

auch nicht angenehmer. Überrascht<br />

hat mich aber vor allem, dass Kaiserslautern<br />

und die Kölner mit dem Aufstieg überhaupt<br />

nix zu tun hatten. Gerade letztere<br />

hatten nach der Verpflichtung von Daum<br />

doch so laut von Wiederaufstieg getönt,<br />

dass der Podolski schon zu Fuß zurückkommen<br />

wollte.<br />

Wie dem auch sei, der Sportclub Freiburg<br />

hat leider den Aufstieg auch nicht geschafft<br />

und es somit versäumt, ihrem verdienstvollen<br />

Trainer ein Abschiedsgeschenk<br />

zu machen. Denn bekanntlich<br />

hängt ja Volker Finke nach 16 Jahren in<br />

der Breisgaumetropole den Strandkorb an<br />

den Nagel bzw. legt ihn untern Hammer.<br />

Doch auch Freiburg hat seine Chancen - die im Winter übrigens<br />

noch utopisch angemutet hätten - leichtfertig vertan. Denn wer<br />

ernsthaft in die erste Bundesliga aufsteigen will, muss in der<br />

Schlussphase der Saison nicht unbedingt zwei Heimspiele gegen<br />

Abstiegskandidaten verlieren, oder? Aber wer weiß, wozu es gut<br />

ist, denn mit Finke verabschieden sich wohl auch noch einige Stammspieler,<br />

so dass noch gar nicht klar ist, mit welchem Kader der neue<br />

Trainer in die kommende Spielzeit geht. Und ich finde dieser Robin<br />

Dutt wird hier eh schon einen sehr schweren Start und Stand haben,<br />

ich glaube da würde es nicht sehr hilfreich sein, wenn der<br />

Sportclub nur Punktelieferant in der ersten Liga ist?! Und außerdem<br />

kommt durch den Verbleib des SC Freiburg im Unterhaus, endlich<br />

mal wieder der FC St. Pauli an die Dreisam. Denn die Kiezkicker aus<br />

Hamburg haben nach langen Jahren mal wieder den Sprung in den<br />

bezahlten Fußball geschafft. Glückwunsch und viel Erfolg an die<br />

„Freibeuter“!!!<br />

So, zu guter Letzt gab es dann ja noch das Endspiel um den DFB-<br />

Pokal in Berlin und das versprach ein wahrer Leckerbissen zu wer-<br />

den. Der frisch gebackene Deutsche Meister und dessen Angstgegner,<br />

der Club aus Nürnberg, die während der Saison beide Spiele<br />

gegen den VfB deutlich gewannen, trafen aufeinander. Für beide<br />

ging es um eine ganze Menge: Der VfB wollte es seinen Vorgängern<br />

aus Bremen und München gleich tun und das Double holen und<br />

die Clubberer wollten sich nach 45 Jahren mal wieder den Pokal<br />

schnappen. Den besseren Start hatten auch die Franken, doch nach<br />

zwanzig Minuten nutzte der neue Meister einen Konter zur Führung,<br />

die jedoch von Marek Mintal nur wenig später ausgeglichen<br />

wurde.<br />

Wer nun ein Klassespiel erwartete, sah sich allerdings getäuscht.<br />

Denn jetzt drehten die Schwaben nicht etwa auf, sondern durch!<br />

Als erstes schlug Cacau seinem Gegenspieler völlig unvermittelt<br />

die Faust in den Magen, worauf er völlig berechtigt die Rote Karte<br />

sah und nur zwei Minuten später trat der Stuttgarter Mannschaftskapitän<br />

Meira den Nürnberger Torschützen derart brutal um, sodass<br />

jener gleich ins Krankenhaus gebracht werden musste. Leider hat<br />

sich nun der Schiedsrichter aus mir unverständlichen Gründen nicht<br />

noch einmal getraut den roten Karton zu zücken, obwohl das mehr<br />

als verdient gewesen wäre. Nach diesem rüden Foul plädiere ich<br />

nicht mehr für den vierten Schiedsrichter, sondern für einen Staatsanwalt<br />

am Spielfeldrand! Denn das war gefährliche Körperverletzung,<br />

was der Meira da gebracht hat. Mit fadem Beigeschmack<br />

schaute ich mir das restliche Spiel bis zum<br />

Ende an und war dann schon wieder etwas<br />

versöhnt, als nach 120 Minuten der<br />

Nürnberger Kapitän Raphael Schäfer den<br />

Pokal in den Berliner Nachthimmel streckte.<br />

Jetzt feierte der Club und seine Anhänger...<br />

Allein in der Frankenmetropole<br />

feierten mehr als 150 000 Fans den Pokalsieg<br />

und das ganze Frankenland schrie<br />

die Nacht hindurch: „Europa wir kommen!“<br />

International ging die Vereinssaison auch<br />

zu Ende, aber wie gewohnt war Deutschland<br />

dabei nur Statist. In der Champions-<br />

League hatten sich die Bayern ja schon<br />

im Viertelfinale verabschiedet, sodass es<br />

im Halbfinale zu einer englischen Meisterschaft<br />

mit italienischer Beteiligung kam.<br />

Doch trotz der britischen Übermacht setzte<br />

sich am Ende der AC Mailand durch<br />

und holte die wichtigste europäische<br />

Vereinstrophäe mal wieder nach Italien.<br />

Anders sah es im UEFA-Cup aus, wo in<br />

der Runde der letzten vier, drei Spanier standen und Werder Bremen<br />

eine Lehrstunde erteilten und den Pokalsieg unter sich ausmachten.<br />

Am Ende verteidigte der FCF Sevilla bekanntlich seinen Titel<br />

und so ging auch dieser Pott nach Südeuropa.<br />

Nun noch mal zum regionalen Fußball: Natürlich dürfen wir den FC<br />

Freiburg nicht vergessen, der in diesen Tagen Grund zum Feiern<br />

hatte. Vor ziemlich genau 100 Jahren holte der Freiburger Fußballclub<br />

nämlich den Titel des deutschen Fußballmeisters an die<br />

Dreisam. Leider ist der FFC derzeit Lichtjahre von solchen Erfolgen<br />

entfernt, trotzdem herzlichen Glückwunsch.<br />

So das war es mal wieder, bis zum nächsten Monat, Ciao<br />

Carsten<br />

PS: Wer an dieser Stelle auf einen Kommentar zum Thema Doping<br />

gewartet hat, hat umsonst gewartet, weil hat erstens nix mit Sport zu<br />

tun und ist zweitens nix lustig!!!


24 FREIeBÜRGER<br />

Manchmal kommt es eben anders als man denkt, denn als ich mir<br />

das Benefizspiel der Freiburger Allstars gegen eine Auswahl der<br />

Deutschen Köche und Restaurateure anschauen wollte, wusste<br />

ich noch nicht, dass ich mir am nächsten Morgen eine Ausstellung<br />

in der Katholischen Akademie anschaue und noch ein nettes<br />

Gespräch mit den Künstlern haben werde.<br />

Wie soll man sich auf ein Gespräch mit Menschen vorbereiten, die<br />

man nicht kennt und deren Ausstellung ich noch nicht gesehen<br />

habe? Also habe ich mir morgens um halb zehn die Ausstellung<br />

angeschaut und schon hier fiel mir auf, dass mir Silvia Siemes und<br />

Thomas Rissler – obwohl ich sie bis jetzt noch nicht kannte – gar<br />

nicht wie Fremde vorkamen und als wir uns dann um zehn Uhr<br />

trafen, hat sich dieser Eindruck bestätigt. Bei einem zweiten Rundgang<br />

erklärten sie mir das Konzept dieser Ausstellung und beantworteten<br />

meine Fragen.<br />

„Achtsamkeit des Augenblicks“ heißt die Gemeinschaftsausstellung<br />

und besteht aus Skulpturen (Silvia Siemes) und Holzschnitten<br />

(Thomas Rissler), die auf drei Etagen verteilt zu betrachten<br />

sind. Durch diese großzügige Raumaufteilung gelang es den<br />

beiden Künstlern ihre Werke in einen gemeinsamen Zusammenhang<br />

zu stellen<br />

Im ersten Raum des Erdgeschosses dominieren die Skulpturen von<br />

Silvia Siemes. Es sind Frauentorsi, die sich nur durch die unterschiedlichen<br />

Farben beim Haar, der Haut und den Pullovern unterscheiden.<br />

Vom Gesichtsausdruck erscheinen sie dem Betrachter sehr<br />

nach innen gewandt und dadurch strahlen sie eine angenehme Ruhe<br />

aus. Anscheinend sind es Frauen, die fast immer im Abseits standen<br />

und nun durch diese Ausstellung in den Mittelpunkt gesetzt<br />

werden.<br />

In einer Ecke stehen drei Kinder, die auf den ersten Blick betrachtet<br />

anscheinend glücklich sind, erst beim zweiten Blick fällt einem auf,<br />

dass ihr Lachen eingefroren ist. Die Holzschnitte von Thomas Rissler<br />

halten sich dezent zurück und sind schwarzweiß, denn jede zusätzliche<br />

Farbe würde diese Stille zerstören. Auch hier muss man genauer<br />

hinschauen, denn diese angebliche Harmonie, die wir sehen,<br />

kann auch eine Bedrohung sein. Sind dies wirklich zwei verliebte<br />

Menschen, die sich küssen oder ist dieser Kuss der verzweifelte<br />

Versuch einen fast sterbenden Menschen wiederzubeatmen? Dieser<br />

Raum wird von einer trügerischen Stille beherrscht und so könnte<br />

er aber auch die Ruhe vor dem Sturm sein.<br />

Dieser erste Eindruck wird bestätigt, wenn man sich die farbigen<br />

Holzschnitte im Flur anschaut. Diese Bilder stellen die verschiedensten<br />

Formen von Zerstörung, Bedrohung und Gewalt dar. Als Ideenvorlage<br />

nahm Thomas Rissler Motive von so genannten Cliparts.<br />

Dies sind einfache Bilder, die man sich im Internet besorgen kann,<br />

um damit seine eigenen Gruß- oder Visitenkarten zu gestalten. Ein<br />

Kind sitzt in einem leeren Raum und isst Fetzen einer Tapete, im<br />

Vordergrund liegt ein rotes Spielzeugauto. Wir sehen auf einem anderen<br />

Bild ein brennendes Haus, das nächste zeigt einen Staudamm<br />

mitten in der Natur und eine scheinbar ertrinkende Frau winkt verzweifelt<br />

um Hilfe. Durch die Enge des Flures wird diese Bedrohung<br />

noch verstärkt und es stellt sich für den Betrachter die Frage, wer<br />

nimmt solche Motive für eine Grußkarte?<br />

Im ersten Stock stehen ein paar kleine Skulpturen. Es sind Frauen<br />

die ein Instrument spielen oder sind sie von diesem Instrument<br />

eingefangen oder gefesselt worden? Auch die filigranen Holzschnitte<br />

an der Wand verstärken diesen Eindruck. Die drei großen Holzschnitte<br />

im zweiten Stock symbolisieren den so genannten „American<br />

Way Of Life“. Zwei der beiden Bilder unterscheiden sich nur<br />

durch die Figur im Vordergrund. Auf dem dritten Bild sticht sofort<br />

der grüne Bus hervor, links auf der Scheibe steht in großen hellgrünen<br />

Buchstaben „HEIL“. Eine Friedenstaube wird durch den Bus<br />

in die obere Ecke gedrängt und es stellt sich die Frage: wer ist der<br />

Fahrer? Ist es einer dieser fundamentalistischen Wanderprediger,<br />

von denen es in den USA mittlerweile immer mehr gibt oder steht<br />

dieser Bus allgemein als Symbol für Religionen, in deren Namen<br />

immer mehr Kriege geführt werden?<br />

An der anderen Wand in dieser Etage hängen kleinere Holzschnitte.<br />

Es sind abgewandelte Verbotsschilder, wie z.B. der Hinweis „Diesen<br />

Platz bitte sauber verlassen!“. Anstatt einer zerdrückten Dose<br />

ist in dem Schild die Schnur eines Galgens zu sehen. Auf einem<br />

anderen Bild steht ganz nüchtern die Aufforderung: „Wenn Du dich<br />

bedroht fühlst, besorg Dir eine Waffe“. Ganz hinten in eine Ecke<br />

gedrängt steht eine Figur, die sich von diesen Bildern abwendet<br />

und in den Stadtgarten hinausschaut.<br />

Uli<br />

Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg<br />

Wintererstr. 1<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo -Do: von 8.30 – 18.15<br />

Freitag: von 8.30 – 15.30<br />

Die Ausstellung ist noch bis 24.Juli 07 zu sehen<br />

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FREIeBÜRGER<br />

Liebe Freiburger Hobbyköch/innen,<br />

diesen Monat habe ich ganz tief in Ali Babas kulinarische Schatztruhe<br />

geschaut und ein Rezept herausgegriffen, welches im gesamten<br />

östlichen Mittelmeerraum bis nach Vorderasien hin beliebt<br />

ist. Ich habe gefülltes Gemüse zubereitet, das von Griechenland<br />

bis zum fernen Iran unter dem Namen „Dolmeh“ bekannt<br />

ist. Der Siegeszug der Dolmeh in der gesamten Region ist türkischen<br />

Einflüssen zu verdanken. Sie sind dort überall sehr populär,<br />

und da man Gemüse der Saison verwendet, auch für jedermann<br />

erschwinglich.<br />

Es gibt sie in zwei Varianten: mit<br />

Hackfleisch oder ohne. Vegetarier<br />

ersetzen das Hacki durch etwas<br />

mehr Reis und Linsen. Die fleischlose<br />

Variante kann man auch kalt<br />

servieren.<br />

Dolmeh laden geradezu dazu ein,<br />

Ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen.<br />

Eigentlich können Sie jegliches<br />

Gemüse füllen, welches sich<br />

aushöhlen lässt. Am üblichsten<br />

sind Paprika, Auberginen, Tomaten<br />

und Zucchini. Im Frühling<br />

nimmt man auch gerne frische,<br />

junge Weinblätter. Die aus dem<br />

Glas würde ich nicht empfehlen,<br />

da sie extrem salzig sind und lange<br />

gewässert werden müssen. Im<br />

Herbst sind gefüllte Kohlblätter oder Quitten sehr lecker.<br />

Egal für welches Gemüse Sie sich entscheiden, wichtig ist nur, dass<br />

Sie es der Jahreszeit entsprechend auswählen. Bevorzugen Sie kleinere<br />

Exemplare vom „Türken“ um die Ecke, insbesondere bei den<br />

Auberginen und den Zucchini. Die großen Turbogeschwister aus<br />

dem Discounter haben bedeutend weniger Geschmack.<br />

Die Herstellung der Dolmeh geschieht in 2 Arbeitsschritten. Zuerst<br />

muss die Füllung zubereitet werden.<br />

Zutaten für die Füllung:<br />

200g Basmati Reis<br />

(gewaschen 3-6 Std. in leicht gesalztem Wasser einweichen lassen)<br />

100g gelbe Linsen<br />

(10-15 Min. in etwas leicht gesalztem Wasser weichkochen lassen)<br />

1 kl. Zwiebel<br />

300g Hacki vom Rind oder Lamm<br />

(die kleingehackte Zwiebel mit dem Hacki gut anbraten)<br />

4-5 EL Joghurt<br />

feingewiegte Kräuter: Dill, Estragon, Bohnenkraut<br />

Gewürze: 1-2 Prisen Zimt, Nelke, Muskat, Kardamon, zerriebene<br />

Rosenblätter<br />

Das Wasser vom Reis abgießen und alle Zutaten gut miteinander<br />

vermengen, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Bei der Wahl der<br />

Kräuter und Gewürze können Sie Kreativität walten lassen, je nach<br />

Geschmack und Vorhandensein der Zutaten. Rosenblätter sammel<br />

ich immer selber aus dem Garten und lasse sie trocknen. Aber bitte<br />

darauf achten, dass sie nicht gespritzt sind.<br />

Weitere Zubereitung<br />

Gemüse nach Ihrer Wahl z. B.:<br />

4 kl. Auberginen<br />

3 Zucchini<br />

4 kl. Paprika<br />

Orientalische Schlemmerei<br />

25<br />

Die Auberginen 1cm unter dem Strunk teilen, mit einem spitzen<br />

Kartoffelschäler das Innere vorsichtig herausheben, die Deckel zur<br />

Seite legen. Innen salzen und in einem Sieb abtropfen lassen. Das<br />

Salz entzieht Flüssigkeit und neutralisiert so den bitteren Geschmack.<br />

Bei Auberginen sollte das immer getan werden. Sie nehmen dann<br />

auch bedeutend weniger Fett auf, falls sie gebraten werden.<br />

Die Paprika waschen, oberhalb einen Deckel abschneiden und das<br />

Innere entfernen. Bei den Zucchini die Enden abtrennen und evtl.<br />

falls sie zu groß sind, einmal teilen und ebenfalls das Innere aushöhlen.<br />

Das Ausgehöhlte von Aubergine<br />

und Zucchini aufheben.<br />

Nun nehmen Sie ein bis zwei große,<br />

flache Töpfe, geben einen<br />

Löffel Öl hinein, eine in Ringe geschnittene<br />

Zwiebel und das Ausgehöhlte<br />

des Gemüses dazugeben.<br />

So haben die Dolmeh ein<br />

weiches Bett und können nicht<br />

am Topfboden festkleben.<br />

Das ausgehöhlte Gemüse wird<br />

jetzt mit der Füllung gefüllt und<br />

mit den Deckeln verschlossen<br />

und sorgfältig in die Töpfe geschichtet<br />

(eine Schicht pro Topf).<br />

Achten Sie darauf, das Gemüse<br />

nicht zu voll zu füllen, damit sie<br />

nicht platzen.<br />

Zum Schluss nehmen Sie einen halben Liter Wasser, 2 EL Tomatenmark,<br />

Saft einer Zitrone, Salz, Pfeffer und 1 EL Zucker und verrühren<br />

das Ganze. Vorsichtig über die Dolmeh gießen, so das sie in etwa bis<br />

zur Hälfte mit Flüssigkeit bedeckt sind. Mit einem Küchentuch den<br />

Topfdeckel umwickeln und zugedeckt bei geringer Temperatur 30-<br />

40 Min. dämpfen lassen.<br />

Sie können die Dolmeh auch im Ofen garen lassen. In dem Fall<br />

natürlich kein Küchentuch benutzen, sondern mit Alufolie gut abdecken.<br />

Die Garzeit ist im Ofen etwa 10 Min. länger.<br />

Zum Servieren die Dolmeh mit zwei großen Holzlöffeln vorsichtig<br />

aus dem Topf nehmen und auf einer großen Platte anrichten. Die<br />

restliche Soße darübergießen.<br />

Als Beilagen bietet sich Fladenbrot und Joghurt an.<br />

So und ist das alles geschafft, dann kann man es sich schmecken<br />

lassen.<br />

Mitra


26 FREIeBÜRGER<br />

Gnadenlos verurteilt im Namen des Herrn<br />

DIE HEXENVERFOLGUNG IN FREIBURG<br />

7. Folge: Wer waren die Freiburger Hexen? - Teil 2: Drei Frauen, drei Schicksale<br />

n den ersten fünf Folgen dieser Serie beschäftigten<br />

wir uns mit den allgemeinen Ursachen und<br />

Grundlagen der Hexenverfolgung im Freiburger<br />

Raum und wie diese vollzogen wurde. Seit der letzten<br />

Ausgabe sollen nun die einzelnen Freiburgerinnen<br />

und deren Lebensumstände nähere Betrachtung<br />

finden. Wie bereits beschrieben, gab es im Jahre 1599<br />

die erste der beiden großen Prozesswellen in Freiburg, deren drei<br />

letzte Opfer zugleich die berühmtesten wurden:<br />

Catharina Stadellmenin, Anna Wolffartin und<br />

Margaretha Mößmerin.<br />

Aufgrund ihres guten gesellschaftlichen Standes finden<br />

sich über diese drei Frauen die meisten Informationen.<br />

Alle drei zählten zur Freiburger Oberschicht,<br />

denn ihre Ehegatten waren allesamt Ratsmitglieder,<br />

besaßen Häuser in der Stadtmitte und<br />

waren allgemein bekannt. Auch wenn alle drei Frauen<br />

zum Zeitpunkt ihrer Inhaftierung bereits seit<br />

Jahren verwitwet waren, gehörten sie ursprünglich<br />

derselben Gesellschaftsschicht an, wie die Richter,<br />

die über sie urteilten und kannten diese zum<br />

Teil persönlich.<br />

Dr. Textor, einer der Untersuchungsrichter, bat<br />

am dritten Tag nach ihrer Verhaftung darum,<br />

von den Verhören entbunden zu werden. (In<br />

der heutigen Breisgauer Str. 52, in Lehen,<br />

befindet sich ein alter Herrenhof, über dessen<br />

Eingang eine steinerne Inschrift zu lesen<br />

ist - mit dem Hinweis, dass hier ab<br />

1587 der vorderösterreichische Amtmann<br />

Dr. Textor gewohnt habe – mit ziemlicher<br />

Sicherheit handelt es sich hierbei um eben<br />

jenen Dr. Textor, der als Commissarius bei den<br />

Prozessen 1599 dabei war.) Dr. Textor schien<br />

zudem an die Unschuld der drei angeklagten Freiburgerinnen zu<br />

glauben, denn er versuchte sogar, sich später für die drei Angeklagten<br />

einzusetzen - jedoch ohne großen Erfolg.<br />

Zwar kann man vermuten, dass diese drei Beschuldigten aufgrund<br />

ihrer gesellschaftlichen Stellung in gewisser Weise eine Art „bevorzugte<br />

Behandlung“ bekamen, was aber die Grausamkeiten der Folterungen<br />

nicht verhindern konnte. So wurde Anna Wolffartin aufgrund<br />

ihrer schweren Verletzungen ärztliche Hilfe gewährt und alle<br />

drei durften beichten und ihr Testament machen. Auffällig ist außerdem,<br />

dass sie kurz nach ihrer Verhaftung frei gelassen wurden,<br />

jedoch alsbald erneut auf der Straße aufgegriffen und weiterhin<br />

verhört und gefoltert wurden. Doch betrachten wir zunächst die<br />

familiären Verhältnisse dieser Frauen:<br />

Catharina Stadellmenin, die Bantzerin<br />

Über sie erfährt man in ihrem Geständnis, der Urgicht (siehe Ausgabe<br />

März und April) und über die Aussagen der Zeugen vor Gericht,<br />

einiges über ihre familiäre Situation, wobei man berücksichtigen<br />

muss, dass man dabei nicht genau einschätzen kann, wie viel davon<br />

wahr ist - trotzdem lassen bestimmte Aussagen und einige<br />

Fakten in den noch heute existierenden Ratsprotokollen ein ungefähres<br />

Bild erkennen.<br />

Sie war die Ehefrau von Michael Bantzer, der insgesamt viermal als<br />

Zunftmeister der Schmiede in den Stadtrat gewählt wurde (1574,<br />

1577,1580 und 1583) und danach weiterhin mit Aufgaben im Auftrag<br />

der Stadt beschäftigt war. Im September 1588 kam es dazu, dass er<br />

verhaftet wurde, weil er seinen Dienst als Werkmeister nicht sorgsam<br />

genug ausgeführt hatte. In Anbetracht seines hohen Alters<br />

wurde er jedoch begnadigt. Die Ehe blieb kinderlos und verlief auch<br />

sonst sehr unglücklich. 1570 fing er ein Verhältnis mit einer anderen<br />

verheirateten Frau an.<br />

Im Geständnis sagt Catharina Stadellmenin, dass er sie „gar<br />

schnöd und übel gehalten und besonders, wenn er trunken Weins<br />

gewesen, dass sie vor ihm fliehen müssen und manch halbe Nacht<br />

auf dem Dach gesessen sei, da er sie sonst übel geschlagen oder<br />

aus dem Haus gejagt hätte. Ein Zunftgenosse ihres Mannes erklärt,<br />

Bantzer habe zu ihm „oft zu Nacht gesagt, er solle zu ihm<br />

liegen, sein Catharina sei nit allda bei ihm.“ Ein anderer Zeuge<br />

sagt, „er habe selbst vom Bantzer gehört, er habe 20 Jahr lang mit<br />

seiner Frau nichts zu schaffen gehabt.“ Zu dieser Zeit wohnte das<br />

Ehepaar gegenüber dem „Haus zum Gold“ (heutige Ka-Jo 209) von<br />

Margaretha Mößmerin am Fischmarkt‚ (heutiger Bertoldsbrunnen).<br />

1593 starb Michael Bantzer. 1597 erwarb die Witwe das Haus<br />

„Zur guten Stund“ (heutige Schiffstraße 14). Bei<br />

ihr wohnte ein armer Schüler, der oft Botengänge<br />

für sie erledigte. Zudem nahm sie Studenten<br />

bei sich auf, was sie in Verruf brachte,<br />

da diese sich nicht sonderlich an die<br />

damaligen strengen Sitten hielten. Außerdem<br />

bekam sie häufig Besuch. Ihre damalige<br />

Freundin Barbara Müllerin – eine der<br />

Töchter des Georg Müller (einem Ratsmitglied<br />

aus der Krämerzunft) brachte zuweilen<br />

eine ihrer ledigen Schwestern mit.<br />

Die häufigen Besuche der zwei Freundinnen<br />

löste allerlei Gerede in der Nachbarschaft aus. Jemand<br />

der Nachbarn sagte aus, er habe sie „vielmals aus- und eingehen,<br />

etliche Male zu acht oder neune in der Nacht. Habe ihn oft<br />

wunder genommen, was sie um diese Zeit allda zu tun, und bei sich<br />

gedacht, eine ehrliche Frau sollte bei der Haushaltung sein.“ Ein<br />

andere Nachbarin erzählte: sie „hab sie auch sehen tanzen und<br />

springen“.<br />

Johann Armbruster, Mitglied im Rat der Theologischen Fakultät<br />

und Wächter über die christliche Ordnung ist empört, dass der Rat<br />

solch lasterhaftes Leben ungestraft dahingehen lässt - „Ehebruch<br />

und andere Unzuchten zwischen ledigen Personen (indem allein<br />

dies vergangene Jahr bei 30 unehelicher Kinder getauft worden)“,<br />

Gotteslästerei und andere „unbescheidene Reden“.<br />

Zunächst verwahren sich die Hohen Herren dieser Kritik, doch nur<br />

kurze Zeit später schreiten sie ein, denn das andauernde Gerede<br />

bringt Catharina Stadellmenin immer mehr in Verruf, was gleichzeitig<br />

den Grundstein des Hexenverdachts bedeutete.<br />

Als sie schließlich verhaftet wird, kann Georg Müller gerade so<br />

verhindern, dass seine Tochter nicht ebenfalls der Hexerei bezichtigt<br />

wird.<br />

Anna Wolffartin, die Schneckenanna<br />

Sie war mit Alexander Schell verheiratet, welcher als Tuch- und<br />

Gewerbemann im Zunftsregister eingetragen, aber wahrscheinlich<br />

wohl mehr als Kaufmann und Verwalter tätig gewesen war. Bis 1592<br />

fand er in verschiedenen Ratsprotokollen Beachtung, da er vielsei-


FREIeBÜRGER 27<br />

tige verwickelte Rechtsgeschäfte außerhalb der Stadt erledigte, insbesondere<br />

Schulden einzutreiben und nicht zahlende Schuldner<br />

verhaften zu lassen. Dabei kam es auch zu einem Streit mit Freiburger<br />

Universitäts-Angehörigen – allerdings stand der Stadtrat hinter<br />

ihm. Bis 1593 fungierte er zuweilen auch als Anwalt.<br />

Er lebte zusammen mit seiner Frau im Haus „Zum Bratspieß“ (heutige<br />

Fischerau 24). Sie besaßen aber noch ein zweites Haus „Zum<br />

weißen Löwen“ (heutige Ka-Jo 205, die heutige Löwenapotheke,<br />

die ab 1662 als solche nachgewiesen ist). Sie hatten zwei Kinder:<br />

Alexander Schell und Anna Schellin (siehe Ausgabe Mai). Als ihr<br />

Mann 1593 starb, brachen Erbstreitigkeiten aus. Obwohl der Witwe<br />

ein Vogt (= Verwalter, Schirmherr) zugeteilt wurde, versuchte sie,<br />

alle ungeklärten Angelegenheiten selbst zu regeln und trat persönlich<br />

vor den Rat der Stadt, um ihre<br />

Rechte durchzusetzen. Dies war<br />

zur damaligen Zeit eher unüblich.<br />

Ihr Sohn Alexander brach 1593<br />

ein gerade begonnenes Studium<br />

ab und absolvierte eine Lehre<br />

zum Apotheker in Straßburg. Der<br />

Lehrbrief befindet sich noch<br />

heute im Stadtarchiv. Mag sein,<br />

dass der Tod des Vaters dies nötig<br />

machte, allerdings kostete die<br />

Lehre auch Geld. 1596 kehrte er<br />

mit erfolgreich abgeschlossener<br />

Lehre nach Freiburg zurück – ob<br />

er auch als Apotheker tätig war,<br />

ist nicht bekannt.<br />

Den Hoffnungen seiner Mutter,<br />

ihr nach seiner Rückkehr bei den<br />

schwierigen Geldgeschäften zur<br />

Seite zu stehen, wurde er nicht<br />

gerecht – im Gegenteil: Es kam<br />

ständig zu Streit und Raufereien<br />

in der Umgebung. Zudem hatte er Mutter und Schwester bestohlen,<br />

woraufhin er vierzehn Tage inhaftiert wurde. Da er aber immer<br />

noch als Student eingetragen war, unterlag er nicht der städtischen<br />

Gerichtsbarkeit (siehe Ausgabe Februar) und seine Schandtaten<br />

nahmen kein Ende. Letztendlich flog sein Schwindel als scheinbarer<br />

Student auf, er wurde erneut inhaftiert, alsbald jedoch aufgrund<br />

der Bemühungen des Rektors wieder freigelassen, mit der Auflage,<br />

zurück nach Straßburg zu gehen. Bevor er Freiburg verließ, versetzte<br />

er das Silbergeschirr seiner Mutter und hinterließ außerdem so<br />

viele Schulden, dass sie eine Hypothek auf ihr Haus aufnehmen<br />

musste und selbst nach der Hinrichtung seiner Mutter, geriet er zeit<br />

seines Lebens ständig mit dem Gesetz in Konflikt und wurde schließlich<br />

mit etwa 35 Jahren im Streit erstochen.<br />

Die schwierigen Lebensumstände von Anna Wolffartin erhärteten<br />

den Verdacht der Hexerei. In ihrem Geständnis heißt es: als ihr „Ehewirt,<br />

Alexander Schell, Tods verschieden und viele unrichtige und<br />

schwere Händel, auch irrige Rechtsfertigungen und weitläufige<br />

Sachen hinterlassen (hat), sie, Anna, aber als ein heillos Weib,<br />

sich nicht darauf verstanden und von niemanden Hilf noch Trost<br />

gehabt…(habe) es sich begeben, (daß) der böse Feind in eines<br />

ziemlichen feinen Manns Gestalt spät gegen Abend zu ihr auf der<br />

Gasse vor ihrem Haus kommen seie und sie tröstlich angeredt<br />

hab, warum sie also ernst und kümmerhaft sei. Darauf sie ihm<br />

erzählt, in was langwierigen, schweren Rechtsfertigungen und<br />

großen Nöten sie stecke… Auf solches er ihr freundlich zugesprochen,<br />

er wolle ihr wohl daraus helfen, Bericht, Mittel und Weg<br />

zeigen, wie sie das Recht führen und gewinnen und aus ihren<br />

Nöten und Trübsalen kommen möge.“ Auch hier ist die Notlage der<br />

Witwe wiederum Grund genug für die Untersuchungsrichter, das<br />

Bündnis mit dem Teufel einzugehen.<br />

Margaretha Mößmerin, die Bäurin<br />

Sie stammte aus Ulm und heiratete etwa um 1565 den Freiburger<br />

Witwer Jacob Baur. Dessen erste Frau verstarb vermutlich im Jahre<br />

1564 bei der schlimmsten Pestepidemie, die Freiburg je erleben musste<br />

und der mit etwa 2.000 Menschen ein Viertel der Bevölkerung zum<br />

Opfer fiel.<br />

Und auch die Ereignisse der folgenden Jahre erschwerten die Lebensbedingungen<br />

der Freiburger enorm. 1570 begann eine große<br />

Teuerung aufgrund verregneter Sommer mit schlechten Ernten und<br />

Hochwasserkatastrophen, die bis 1576 anhielten. Zu dieser Zeit<br />

war Jacob Baur bereits seit Jahren ein angesehener Bürger. Im Jahre<br />

1562 wurde er als Zunftmeister der Schneider erstmals in den Stadtrat<br />

gewählt und hatte fortan zahlreiche hohe Ämter inne: 1576 Statthalter<br />

des Bürgermeisteramts,<br />

1578 sogar Obristmeister – die<br />

höchste Position eines Bürgerlichen<br />

zur damaligen Zeit – außerdem<br />

etliche weitere Ämter, unter<br />

anderem war er einer der Münsterpfleger.<br />

Dieser stetige Aufstieg<br />

zeigt, dass er sich in seinen<br />

Aufgaben bewährte. Durch<br />

sein hohes Amt erfährt man auch<br />

viel über seine Ehefrau und die<br />

Familienverhältnisse im Haus -<br />

aber auch seine Frau erhielt dadurch<br />

größere Einblicke in die offiziellen<br />

und internen Angelegenheiten<br />

und Beschlüsse der<br />

Stadtoberen, als andere Frauen.<br />

Sie erfuhr hautnah Stimmungen<br />

und Entwicklungen, die andere<br />

nur am Rande spürten, auch hinsichtlich<br />

der Hexenprozesse. So<br />

erlebte sie mehrere Todesurteile<br />

wegen Hexerei aus nächster<br />

Nähe.<br />

Über die familiäre Situation von Jacob Baur, seiner Frau und die vier<br />

Kinder (zwei Töchter davon aus erster Ehe) erfahren wir lange Zeit<br />

nichts. Das deutet darauf hin, dass die Familie ein geregeltes Leben<br />

führte. Trotzdem hegte Jacob Baur großes Misstrauen gegen seine<br />

drei Schwiegersöhne. Deshalb versuchte er durch sein Testament<br />

vom 5.12.1583 die von ihm befürchteten Erbstreitigkeiten auszuschließen.<br />

Ein Jahr zuvor hatte er sich ein zweites Haus „Zum Gold“<br />

(heutige Ka-Jo 209) gekauft, welches nicht weit vom Wohnhaus der<br />

Familie „Zu den drei Kehrhaken“ (heutige Ka-Jo 213) lag. Mit Beginn<br />

des Jahres 1587 ließ sich Jacob Baur zum ersten und einzigen<br />

Mal etwas zu schulden kommen, indem er sich Steuern in die eigene<br />

Tasche steckte, doch aufgrund seiner bisherigen Verdienste wurde<br />

er nicht belangt. Zur selben Zeit verhaftete man einen seiner Schwiegersöhne,<br />

Phillip Bueb, den Mann der jüngsten Tochter Susanna,<br />

wegen nicht beglichener Schulden. Beide wohnten im elterlichen<br />

Hause und ihre Ehe war (wie so oft zur damaligen Zeit) nicht die<br />

beste: Während er weiterhin in finanzielle Debakel trieb, amüsierte<br />

sich Susanna mit anderen Männern.<br />

Das bereitete der Familie großen Kummer, denn solch Verhalten war<br />

zur damaligen Zeit streng verboten - solange Baur jedoch noch<br />

seinen Stadtratsgeschäften nachging, blieb der gute Ruf der Familie,<br />

trotz der schändlichen Vorgänge im Haus, noch erhalten. Baur<br />

zog sich alsdann 1583 aus dem öffentlichen Leben zurück, da er<br />

mittlerweile alt und müde geworden war. Seine Frau erledigte fortan<br />

die gesamten familiären und finanziellen Angelegenheiten - auch<br />

nach außen hin, was zur damaligen Zeit gänzlich unüblich war und<br />

allerhand Gerede verursachte.<br />

Das zunehmend ungehörige Verhalten des Schwiegersohns Phillip<br />

Bueb und der Tochter Susanna verschlimmerte diesen Zustand noch.


28 FREIeBÜRGER<br />

Nachdem er eingesperrt wird, amüsiert<br />

sie sich ab 1588 mit dem Studenten<br />

(Marcus) Marx Ketzlin in<br />

einer derart ungehörigen Art und<br />

Weise, dass es die ganze Stadt<br />

mitbekommt und Ketzlin wird mehrfach<br />

inhaftiert - auch wegen gehäufter<br />

Schlägereien und Bedrohungen<br />

in der Nachbarschaft.<br />

Der Stadtrat erteilt dem Studenten<br />

daraufhin Hausverbot im Hause<br />

Baur - jedoch ohne Erfolg! Er besucht<br />

Susanna weiterhin heimlich<br />

im elterlichen Hause und wird zur<br />

Strafe sogar von der Universität<br />

ausgeschlossen. Doch auch das<br />

kann die heimlichen Treffen nicht<br />

unterbinden. Als er zum wieder-<br />

Jacob Baur holten Male trotz Verbot zu Susanna<br />

ging und dabei von der Nachbarin<br />

beobachtet wurde, streckte Susanna dieser ihren (entblößten?)<br />

Hintern entgegen. Damit war das Maß überschritten und so<br />

wurden nun beide verhaftet.<br />

Da Jacob Bauer mittlerweile erkrankt war und auch nicht mehr in der<br />

Öffentlichkeit erschien, trat Margaretha Mößmerin selbst vor den<br />

Rat und übernahm eigenhändig die Fürsprache für ihre Tochter. Sie<br />

schaffte es nur knapp um „ihres alten Vaters willen“ ihre Tochter<br />

gegen die außergewöhnlich hohe Summe von 100 Rappen (siehe<br />

Ausgabe April) frei zu bekommen. Ketzlin hingegen tobte im Gefängnis<br />

derart herum, dass man ihn am 26.12.1588 gegen Urfehde<br />

(siehe Ausgabe Februar) der Stadt verwies, obwohl er laut Gerichtsprotokoll<br />

„den Teufel um Hilfe angerufen“.<br />

Dass solche Ereignisse das Gerede um die Familie verschlimmerten,<br />

ist wohl kaum verwunderlich. So behauptete eine Nachbarin, dass<br />

Jacob Baur „sich selbst entleibt haben sollte und der Rat ihn verbrennen<br />

lassen“. Außerdem kursierten zur selben Zeit weitere Gerüchte<br />

– so hatte eine inhaftierte Freiburgerin aus der Wiehre „fast<br />

aller hohen Herren Weiber für ein Unhold (=Hexe) angeben“.<br />

1589 bezichtigt der Nichtsnutz und mehrfache Dieb Fridlin Metzger<br />

auf dem Weg von Gengenbach nach Lahr einem Edelmann gegenüber<br />

die Bäurin zum ersten Mal öffentlich als Hexe: „man habe<br />

Herrn Jacob Bauren Altobristmeisters Hausfrauen als eine Hexe<br />

allhier gefänglich eingezogen. (Er) selbst hab sie helfen fangen.<br />

Und (sei) allbereits schon verbrannt. Und werde man ihren Herrn,<br />

ehe (er) heimkommen, gewiß auch einziehen und richten lassen.“<br />

Zwei Monate wird Metzger dafür in den Turm gesperrt, bleibt jedoch<br />

halsstarrig - er will seine Vorwürfe beweisen, sie müsse verbrannt<br />

werden oder „er wolle im Turm verfaulen“. Obwohl er seine<br />

Anschuldigung alsbald doch noch widerrief und der Rat ihn als<br />

unwahrhaften, leichtfertigen und zum Teil verrückten und boshaften<br />

Hintersasser bezeichnete, welcher zeit seines Lebens ständig<br />

selbst inhaftiert wurde, schürten seine Anschuldigungen erneut<br />

das Gerede der Leute; Hexengerüchte verbreiteten sich schnell wie<br />

ein Lauffeuer und hielten sich hartnäckig in den Köpfen.<br />

Zwischen 1591 und 1592 starb Jacob Baur (diese Ratsprotokolle<br />

sind verloren gegangen) und 1593 brachen die von ihm befürchteten<br />

Erbstreitigkeiten aus. Fortan kostete es die Witwe einige Bemühungen,<br />

das Haus zu halten, ihr Schwiegersohn Phillip Bueb verschwand<br />

zudem mit einer großen Summe Geld.<br />

Am 19. Februar 1599 wurde sie erneut von vier Freiburgerinnen der<br />

Hexerei bezichtigt. Seit Jahren Witwe und ohne familiären Schutz -<br />

da die Kinder zwischenzeitlich ebenfalls verstorben waren - wurde<br />

sie noch am selben Tag inhaftiert. Trotz Folter gesteht sie zunächst<br />

nichts, wird nach 19 Tagen Haft kurzfristig entlassen, aber gleich<br />

darauf erneut inhaftiert und gestand am 22. März 1599 alles, was<br />

man ihr zur Last legte.<br />

Die Urgicht von Margaretha Mößmerin<br />

1. Erstlich wahr sein, daß vor zehn Jahren ein schwarzer Mann zu ihr<br />

in ihren Garten spät gegen Abend kommen seie und an sie begehrt<br />

habe, sie solle seines Willens mit ihm pflegen, das habe sie getan, und<br />

er sei kalter Natur gewesen.<br />

2. Item wahr, daß er solchem nach ihr auch zugemutet habe, sie solle<br />

sich Gottes verleugnen, das habe sie auch getan, aber es sei ihr gleich<br />

leid gewesen.<br />

3. Item wahr, derselbe hab sich mit Namen Hemmerlin genannt und<br />

ihr Stecken und Salbe in einem Büchslein geben, den Stecken oder<br />

Gabel damit zu salben.<br />

4. Item warh, sie sei also auf eine Zeit bei Nacht hinaus in ihren<br />

Garten gefahren.<br />

5. Item wahr, daß sie auch auf demselbigen Stecken verschiener Jahre<br />

hinaus in des Georg Riehern Garten gefahren, die Bantzerin, die<br />

Schneckenanna, und sonst sonst viel andere Weiber, die sie nicht kenne,<br />

auch bei ihr gewesen seien, daselbst gessen und trunken.<br />

6. Item wahr, daß sie samt ermelter Bantzerin und Schneckenanna<br />

auch im Bromberg beieinander gewesen und sie auf einer Gabel selbsthin<br />

sitzend kommen sei.<br />

7. Item wahr, wann sie also fahren wöllen, daß sie allwegen die Worte<br />

dazu gesagt habe, hui aus und an, in des Teufels Namen.<br />

8. Item wahr, es hab ihr Buhl ihr eine Ruten geben, hin und wieder<br />

viel damit zu verderben, das sie zwar nicht tun wöllen, allein bei<br />

Oberriedt, hab sie auf eine Zeit bei Nacht in einem Stall eine Kuh mit<br />

solcher Rute geschlagen, sei die Kuh davon lahm geworden.<br />

9. Item wahr, daß sie auch samt anderen ihren Gepielen auf eine Zeit<br />

in Rheinberg gefahren sei.<br />

Margaretha Mößmerin, Catharina Stadellmenin und Anna Wolffartin<br />

werden am Mittwoch, den 24. März 1599 hingerichtet. Erst kurz<br />

zuvor beschloss der Rat, die verurteilten Hexen nicht wie bisher bei<br />

lebendigem Leib zu verbrennen, sondern sie vorher mit dem Schwert<br />

zu köpfen (siehe Ausgabe April).<br />

Anhand dieser drei Schicksale von drei prominenten Freiburgerinnen<br />

lässt sich - genau wie bei den meisten anderen Beschuldigten<br />

- deutlich erkennen, dass Frauen ohne den Rückhalt ihrer Familien<br />

leichter angreifbar waren.<br />

In der nächsten Ausgabe:<br />

Die Freiburger Opfer von 1603<br />

Quellen:<br />

1. Margaretha Jedefrau von Sully Roeken u. Carolina Brauckmann, Kore-<br />

Verlag 2. Das Verschwinden der Hexen in Freiburg von Hillard v.<br />

Thiessen, Haug-Verlag<br />

BUCHEMPFEHLUNG:<br />

DIE HEXE VON FREIBURG<br />

von Astrid Fritz (2003)<br />

441 Seiten<br />

Rowohlt-Verlag<br />

ISBN: 3-499-23517-X<br />

8,90 Euro<br />

Carina<br />

Dieser historische Roman beschreibt<br />

das mögliche Schicksal<br />

von Catharina Stadellmenin -<br />

dabei verschmelzen authentische<br />

Fakten und fiktive Hintergründe<br />

zu einer anschaulichen<br />

Geschichte über die Lebensbedingungen<br />

der Freiburger im 16.<br />

Jhdt. und die schwierige Stellung<br />

der Frau zur damaligen Zeit.


FREIeBÜRGER 29<br />

WIR WERDEN DIE NUSS SCHON KNACKEN!<br />

WORTSPIEL-RÄTSEL:<br />

von<br />

Carina<br />

1. Unwahrheits-Adeliger<br />

2. Fabrik für Zauberinnen<br />

3. Die Truhe des/der Liebsten<br />

4. Puppentheaterfigur in Brühenmahlzeit<br />

5. Türteil für Gespenster<br />

6. Aristokraten-Amphibie<br />

7. Beleuchtung für übernatürliches Geschehen<br />

8. Politisches Magazin für einen Nachtvogel<br />

9. Ein Sagentier für das Eigenheim<br />

10.Lichterfüllter Kucker<br />

LÖSUNGSWORT:<br />

ZU GEWINNEN:<br />

für das korrekte Lösungswort<br />

1.- 3. PREIS JE EIN GUTSCHEIN<br />

UNSERER WAHL<br />

UND:<br />

Im Dezember <strong>2007</strong> wird von ALLEN korrekten Einsendungen<br />

ein zusätzlicher Gewinner gezogen, der eine<br />

besondere Überraschung erhält!!!<br />

EINSENDESCHLUSS:<br />

ist diesmal der 23. <strong>Juni</strong> <strong>2007</strong> !<br />

(es gilt das Datum des Post-Stempels bzw. der Email!)<br />

Unsere Postanschrift findet ihr im Impressum auf<br />

Seite 2! E-Mails NUR mit Adressen-Angabe !!!<br />

Teilnahmeberechtigt: sind alle, außer die Mitglieder des Redaktions-<br />

Teams! Wenn es mehr richtige Einsendungen als Gewinne gibt, entscheidet<br />

das Los! Der Rechtsweg ist ausgeschlossen!<br />

Fett-umrandete Kästchen stellen den jeweiligen Lösungsbuchstaben<br />

des endgültigen Lösungswortes dar und zwar von oben nach unten gelesen.<br />

Sind pro Einzel-Lösung mehrere Kästchen fett umrandet, sind<br />

diese Buchstaben identisch! Alles klar?! Na dann viel Spaß!<br />

Zur Beachtung: Ä/Ö/Ü = AE/OE/UE und ß = SS<br />

Seid gegrüßt!<br />

Es war einmal... - wer kennt diese Worte nicht aus seiner Kindheit!?<br />

Ob Märchen oder Geschichten aus Tausendundeiner Nacht, ob Gespenster-Stories,<br />

Fabeln, Sagen oder sonstige Fantasie-Erzählungen - ich glaube,<br />

wir alle haben sie immer geliebt oder tun es noch ob als Bücher, Comics oder<br />

Filme... deshalb geht´s hier diesmal rund um´s Thema Phantastisches, Phantasie<br />

und Fantasy - na dann viel Spaß und viel Erfolg! ☺<br />

VIEL<br />

GLÜCK!<br />

LÖSUNGSWORT der letzten Ausgabe: PORTOKASSE<br />

bestehend aus den folgenden Einzellösungen:<br />

1. STEMPELGELD, 2. BANKNOTE, 3. RUECKBANK,<br />

4. KAPITALMARKT, 5. NOTGROSCHEN, 6.KREDITKARTE,<br />

7. ARMUTSFALLE, 8. SCHATZKAMMER, 9. ENGPASS,<br />

10. BOERSENMAKLER<br />

Gewonnen haben: (aus 24 korrekten Einsendungen)<br />

C. Hipp, Freiburg<br />

U. Mautner, Denzlingen<br />

T. Holzhammer, Freiburg<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt!


30 FREIeBÜRGER<br />

H. M. Schemske<br />

The Remote Control<br />

Nur hier im Vorabdruck!<br />

Der neue Kriminalroman erscheint<br />

in Fortsetzungen und nur bei uns!<br />

Wolf Hammer hatte auf Autopilot geschaltet und ließ seinen<br />

Schutzengel den schweren Mercedes durch die Nacht chauffieren.<br />

Seine Gedanken waren nicht bei der Sache, sonst hätte<br />

er die gelblichen Funzeln, die in Frankreich das Abblendlicht<br />

ersetzen, des seit einer Weile hinter ihm klebenden Wagens längst<br />

bemerkt. Er hatte vor kurzem getankt, in einer der einsam inmitten<br />

des Niemandslandes liegenden Raststätten auf der Südroute<br />

der französischen Autobahn. Die drei Gitanes rauchenden<br />

Gestalten in schwarzen Lederjacken und trotz der späten<br />

Stunde heruntergeklappten Sonnenbrillen machten ihn nicht stutzig.<br />

Er bemerkte den schweren Citroen erst, als er längsseits<br />

rutschte und eine Hand aus dem heruntergekurbelten Fenster<br />

ragte. Die Hand winkte, sie schien ihm irgendetwas zeigen zu<br />

wollen. Wolf drückte den Fensterknopf und im Sausen des<br />

Fahrtwindes, bemerkte er das Geräusch. Es klang, als hätte er<br />

´nen Platten. Die freundlichen Herren schienen ihm helfen zu<br />

wollen. Sie blinkten jetzt rechts und fuhren langsamer. Er trat<br />

aufs Gas. Schlingernd kam die Karre auf Touren, das Geräusch<br />

steigerte sich zum ausgewachsenen Rasseln und Scheppern,<br />

als die Felge Bodenkontakt bekam. Im Rückspiegel sah er Funken<br />

stieben. Er schloss das Fenster.<br />

Jetzt musste er das Lenkrad fester im Griff haben und er sah<br />

auch öfters in den Rückspiegel. Die Funzeln kamen aber nicht<br />

näher, im Gegenteil, sie verblassten zu leichten Funken, die dann<br />

erstarben. Noch einige zwanzig Kilometer, dann hätte er die<br />

nächste Ausfahrt erreicht. Er fuhr aber weiter. Er fuhr sogar an<br />

der nächsten Raststätte vorbei. Er hielt erst an, als im Rückspiegel<br />

ein hellrotes Leuchten erschien. Dann kippte er eine dieser<br />

anderthalb Liter Plastik Sprudelflaschen auf die glühende<br />

Felge und kramte das Reserverad heraus.<br />

Lagerverkauf<br />

Eisenbahnstraße 54, 79098 Freiburg<br />

Öffnungszeiten: Mo-Fr 09.30-19.00 Uhr, Sa 09.30-18.00 Uhr<br />

Über den Helden ist nicht viel bekannt,<br />

er heißt Wolf Hammer und er ist Esoteriker,<br />

er hält Vorträge an Wochenend-<br />

Seminaren, die von gut betuchten<br />

Interessierten besucht werden.<br />

www.fruchtgummi-shop.de<br />

info@fruchtgummi-shop.de<br />

Elfte Folge<br />

Der Veranstalter dieser Seminare ist<br />

leider ein Tunichtgut, der unseren Helden<br />

eher schmal hält und ihm die<br />

Früchte seiner Arbeit nicht gönnen<br />

will. Unter der Woche hat Hammer<br />

frei, und da spaziert er in Freiburg auf<br />

der Kajo herum. Wie man hört, mit geschlossenen<br />

Augen.<br />

Was da alles passieren kann, erfahren<br />

Sie gleich, nach der Werbung!<br />

Ein prüfender Blick galt immer wieder den freundlichen Helfern,<br />

aber die schienen zu überrascht gewesen zu sein, als dass<br />

sie die Verfolgung ihres schon sicher in ihren Fängen geglaubten<br />

Opfers aufnehmen wollten. Feiglinge, dachte Wolf Hammer,<br />

obwohl dies ja auch für ihn selbst zutreffen könnte.<br />

Während er das Radkreuz schwang und die fast restlos zerstörte<br />

Original Alufelge entfernte, dachte er an die Funken. Seit<br />

einiger Zeit wurde er von der Vorstellung geplagt, sie verfolgten<br />

ihn. Und wieso hatten sie sich ausgerechnet ihn ausgesucht,<br />

wunderte er sich. Wenn er mit anderen Menschen sprach, konnten<br />

sie ihn nie verstehen. Als Kind hatte er es ein paar Mal versucht,<br />

aber schamvoll geendet, wenn er das Gelächter vernahm.<br />

So oft er die Augen schloss, oder wenn er in einen abgedunkelten<br />

Raum trat, kamen sie, unvorhersehbar.<br />

Der letzte Faktor schien Wolf wesentlich zu sein, denn er hatte<br />

seit frühester Jugend stets den Eindruck gehabt, bei den Punkten<br />

handele es sich eher um Lebewesen als um Dinge. Sie kamen,<br />

wann sie wollten, und ließen sich nicht durch Augenreiben,<br />

Augäpfeldrücken oder sonst wie erzeugen. Und auch<br />

totale Dunkelheit alleine hatte sie nie zum Vorschein bringen<br />

können, sie erschienen entweder spontan oder nie. Doch so<br />

sehr ihn auch Misserfolge bedrückten, er lernte aus ihnen und<br />

ließ sich nicht entmutigen. Auch jetzt hatte er eine Idee. Er<br />

schmiss das Werkzeug in die Kiste und trat prüfend gegen den<br />

fertig montierten Reservereifen. Das musste bis Freiburg halten,<br />

dachte er sich und stieg ein.<br />

Als ob beide, er und der betagte Mercedes, jetzt Rückenwind<br />

hatten, so flogen sie der Grenze entgegen. In Freiburg kam er<br />

in einen Landregen, der den ärgsten Schmutz vom Wagen<br />

wusch. Er fuhr ihn in die Hotelgarage und trat in den Aufzug.<br />

Als sich die Türen öffneten, kam ihm Duftmichel entgegen. In<br />

der geöffneten Türe seiner Suite stand dessen Tochter Miriam<br />

und wollte sie gerade schließen. Wolf rutschte unter ihrem Arm<br />

hindurch und ließ sich aufs Bett fallen. Er wusste nicht, ob sie<br />

die Türe geschlossen hatte oder nicht, denn sofort war er eingeschlafen.<br />

Beim Frühstück setzte er plötzlich die Kaffeetasse ab und griff<br />

zum Handy. Er rief Mäx sein Sohn an, der ihm so fachmännisch<br />

beim Umbau des Hummers in ein Wohnmobil geholfen<br />

hatte, als er den Motorradmörder suchte. Kannst du mal mit<br />

dem Hänger kommen und was aufladen, fragte er ihn. Mäx<br />

sein Sohn konnte. Wolf sah in die grauen Augen von Miriam<br />

und fragte sich, wie solch ein hässlicher Kerl wie der Duftmichel<br />

so eine hübsche Tochter haben konnte. Sie hielt den<br />

Kopf gesenkt, eine Hand rührte im Cappuccino herum und die


FREIeBÜRGER 31<br />

andere umklammerte die Maus ihres Laptops. Die Haare ihrer<br />

Mutter, vielleicht, dachte Wolf, sie hingen ihr über die Ohren<br />

wie Topflappen, wahrscheinlich um zu verstecken, dass sie<br />

etwas abstanden. Am Laptop hing etwas heraus, und Wolf fragte<br />

sie danach. Gestelzt antwortete die kleine Diva, das sei für das<br />

Internet, in demselben Ton, mit dem Erwachsene manchmal<br />

altkluge, aber etwas doofe Kinder maßregeln.<br />

Wolf Hammer stutzte, richtig, keine Schnur, also schnurlos,<br />

vielleicht sollte er sich auch so was anschaffen. Er hatte eine<br />

Idee. Kannst du tippen, fragte er die junge Frau, die ihm so um<br />

die Zwanzig erschien. Studentin, fragte er sich. Natürlich, kam<br />

ihre Antwort in etwas schnippischem Ton. So, dann könntest<br />

du ja was für mich tun, ermunterte er sie. Ja, ich habe gerade<br />

Ferien, stimmte sie zu. Ferien, fragte Wolf, und Miriam antwortete,<br />

ja, Ferien.<br />

Jetzt sah Wolf genauer hin. Wie alt bist du denn, wollte er wissen.<br />

Fünfzehn, antwortete sie, jetzt etwas unsicher. Hm, trotzdem,<br />

müsste gehen, murmelte er. Check mal was für mich aus,<br />

ok? und Miriam nickte. Sie sah ihn mit ihrem klaren Blick unverwandt<br />

an. Ich benötige Informationen über die Wissenschaftler,<br />

die bei LightAir arbeiten, geht das? Miriam ließ ihre Finger<br />

über die Tastatur fliegen, die Kaffeetasse stand unbeachtet hart<br />

am Rande des Frühstückstisches. Plötzlich blickte sie auf. Wolf<br />

sah in ihre Augen, in die eine gewisse Härte getreten war. Dafür<br />

brauche ich ein wenig Zeit, erklärte sie. Muss was hacken,<br />

murmelte sie noch, dann wurde ihr Blick abwesend.<br />

Als Wolfs Handy quengelte, merkte er, dass er ebenfalls eine<br />

Weile abwesend gewesen war. Mäx sein Sohn war von der Alb<br />

herunter gekommen und stand vor der Hotelgarage. Als Wolf<br />

auf die Straße trat, bemerkte er den schweren Geländewagen,<br />

an dem einer dieser typischen flachen Anhänger, mit dem man<br />

PKWs transportierte, angehängt war.<br />

Wolf Hammer begrüßte den energisch aussehenden, jungen<br />

Mann mit dem Piratenlook, Dreitagebart und Goldring im Ohr,<br />

dabei glattrasiert am Kopf, und fragte nach der Familie. Meim<br />

Vater geht’s gut, murmelte er, und schaute sich um. Mäx sein<br />

Sohn pfiff durch die Zähne, als er den großen Mercedes erblickte.<br />

So was Schönes wünsch ich mir zu Weihnachten,<br />

murmelte er, aber Wolf stoppte ihn.<br />

Dieses Schlachtross nimmst du mit, schraubst die Schilder ab<br />

und hebst alles sicher auf, bis ich es wieder abhole, gell? Inzwischen<br />

suchst du ein identisches Modell, machst es kugelsicher,<br />

mit schusssicheren Reifen und Scheiben, Rennmotor.<br />

Soeben Soeben erschienen:<br />

erschienen:<br />

The Lazy Woman<br />

Kriminalroman<br />

Der er neue neue Krimi Krimi von<br />

von<br />

Bestsellerautor Bestsellerautor H. H. M. M. Schemske<br />

Schemske<br />

THE LAZY WOMAN<br />

Ein Freiburg-Krimi<br />

mit Wolf Hammer<br />

Verlag Book on Demand GmbH,<br />

Norderstedt ISBN 3-8334-1392-1<br />

Euro 12.90<br />

Vom Erlös eines jeden verkauften<br />

Buches geht 1 E an die<br />

Straßenzeitung FREIeBÜRGER<br />

E-Mail E-Mail: E-Mail info@schemske.com Internet Internet: Internet www.schemske.com<br />

Ich möchte einen innen liegenden Sicherheitskäfig wie die Rallyefahrzeuge<br />

und Feuerlöschanlage es haben, kannst du das?<br />

Als er den fragenden Blick von Mäx sein Sohn bemerkte, ließ er<br />

sich herab, ihm seine Kreditkarte zu zeigen. Wie staunte er aber,<br />

als Mäx sein Sohn einen Abzocker präsentierte und Wolfs bereits<br />

arg strapazierte Kreditkarte hineinschob, was von Anzahlung<br />

murmelte und Wolf einen schlanken Stift zum Unterschreiben<br />

hinhielt. Als Wolf die Summe sah, wusste er, dass es Zeit<br />

war, die LightAir anzurufen und sich dort eine hochdotierte<br />

Stellung geben zu lassen. Irgendwie musste er das ja finanzieren.<br />

Er ließ Mäx sein Sohn alleine den schwarzen Wagen aufladen<br />

und ging zurück in den Frühstücksraum.<br />

An einem der besten Tische saß die junge Dame, die jetzt in<br />

seiner Suite wohnte. Wie groß doch die Kinder werden, wenn<br />

man mal eine Weile nicht hinschaut, und groß war Duftmichels<br />

Tochter wahrhaftig geworden. Er setzte sich zu ihr und winkte<br />

Anja nach einem Capuccino.<br />

Miriam, dies ist dein erster Job als Sekretärin, sagte er, aber sie<br />

gab ihm sogleich Kontra. Als Tochter einer Pfarrerin habe ich<br />

schon ganz andere Sachen hinter mir und schnappte sich sein<br />

Handy.<br />

Ja, flötete sie, kann ich bitte die Sekretärin der Geschäftsleitung<br />

sprechen, hier ist die Sekretärin von Mirek Isopodan, ja,<br />

aus Paris, es liegt mir ein Schreiben vor, aus New York, Headhunters,<br />

ja, auch Ihre Firma ist erwähnt, und ich wollte mal<br />

fragen, ja, wegen eines Termins, wäre es heute Mittag recht,<br />

vor drei Uhr oder fünfzehn nach? - Da hätten wir noch was -<br />

ja? Ah, ja, gut ist ja toll, wir kommen dann vorbei. Danke.<br />

Miriam reichte ihm sein Handy und murmelte etwas von Anzug<br />

und Krawatte. Wolf fügte sich, ja, und die Papiere, die Zeugnisse,<br />

und so weiter, die solle er nicht vergessen. Wolf Hammer<br />

überlegte, ob er sich da in was reingeritten hätte, mit dieser<br />

überklugen fünfzehnjährigen Sekretärin, aber was half’s, er hatte<br />

es begonnen, jetzt musste er es auslöffeln.<br />

- Fortsetzung folgt! -


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