Klubzeitung März 2008 - Klub Woterkant
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Ja, und dann kamen zwei auf mich zu die<br />
ich nur allzu gut kannte - Ecki Bluhm und<br />
Dieter Aster, Sattelpartner auf einen<br />
staubigen Trail. Beide sahen aus als<br />
hätte sie das WSR 2 eben erst<br />
verlassen. Ecki drückte mir die Hand mit<br />
der Kraft eines norwegischen<br />
Dorfschmiedes, Dieter grinste und fuhr<br />
sich mit der Hand über seinen Menjou-<br />
Bart.<br />
Meine Stimmung wurde besser.<br />
Über zwei Tische hinweg rief Dieter<br />
Schuh mir zu: “Hast Du auch schon vor<br />
dem Visa - Untersuchungsausschuss in<br />
Berlin ausgesagt?“<br />
Nun wusste ich, ich war im richtigen Film!<br />
Langsam kamen immer mehr<br />
Erinnerungen und Geschichten aus der<br />
Vergangenheit zurück. Ich konnte sie an<br />
den Gesichter und den bekannten<br />
Gesten der ehemaligen Kollegen<br />
festmachen.<br />
Es war wie früher .Vor 30 Jahren….<br />
Aber noch etwas anderes fiel mir auf.<br />
Es herrschte hier in diesem Saal ganz<br />
offensichtlich ein kollektives<br />
Einverständnis des Vergessens.<br />
Keiner der Anwesenden schien sich<br />
daran zu erinnern, dass ich der einzige<br />
WS Beamte war, dem ein Einschleicher<br />
mitten in der Stadt weggelaufen war.<br />
War es dem Schatzmeister Hermann<br />
Lube wirklich nicht mehr eingefallen,<br />
dass ich der einzige war, der nicht die<br />
Mysterien der<br />
„WEIßSTRICHZÄHLKARTE“<br />
durchschaut hatte?<br />
Plötzlich, der Lärmpegel hatte einen<br />
neuen Höhepunkt erreicht, kam eine<br />
kleine Gruppe mit einer Glocke in der<br />
Hand durch die Tür in den Saal.<br />
„Der Vorstand“, sagte Karl Heinz und<br />
nickte bedeutungsschwer.<br />
Harald Vittinghoff schlug 8 Glasen. Alle<br />
Achtung. Als alter CLIPPER Fahrer hatte<br />
ich auf diesem Instrument schon so<br />
manche Tonfolge gehört. Aber hier, die<br />
Abstände - Hut ab!!<br />
Dann die Überraschung, seine Stimme,<br />
die gleiche mit der er vor 25 Jahren<br />
sagte: „Nicht so viel Vitamine aus dem<br />
Glas, sie werden alle wieder<br />
ausgeschieden; alle auf natürlichen<br />
Wege.“<br />
Während vom Vorstand Bilanz gezogen<br />
wurde, liefen seltsame Listen von Tisch<br />
zu Tisch.<br />
Kalender und Geldbörsen wurden<br />
geöffnet und wieder geschlossen.<br />
Rufe, die offensichtlich mit den Listen in<br />
Zusammenhang standen, gingen hin und<br />
her.<br />
War in diesen Listen das Geheimnis der<br />
in diesem Saal überaus großen<br />
vorhandenen Vitalität verborgen?<br />
Noch waren sie drei Tische von mir<br />
entfernt.<br />
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass<br />
Karl- Heinz K. aufgeregt Regi<br />
Rodegerdts zuwinkte, der in diesem<br />
Moment in die Spalte einer Liste<br />
Eintragungen vornahm.<br />
Wurden hier Bestellungen<br />
aufgegeben???<br />
Plötzlich wehte ein Satz zu mir herüber.<br />
Im Nachhinein bin ich sicher, dass er von<br />
Ecki stammte: „ich war mit Harald in<br />
Ägypten!“<br />
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen.<br />
Ägypten, dass ich nicht eher darauf<br />
gekommen war.<br />
Harald und das Land am Nil. Er und<br />
seine Verbindungen.<br />
Ihm war es, da war ich mir ganz sicher,<br />
unter Umgehung von Dr. Hawass<br />
gelungen, die mumifizierten Hoden der<br />
in Sakkara einbalsamierten Apisstiere<br />
nach Hamburg zu schmuggeln.<br />
Und nun gingen sie in Pulverform (<br />
deshalb das viele Bier ) an die<br />
Kameraden.<br />
Die Liste war immer noch einen Tisch<br />
von uns entfernt!<br />
In diesem Moment hörte ich, wie Harald<br />
Vittinghoff die Neuankömmlinge zur Wahl<br />
stellte.<br />
Leider hatte ich im Moment keinen Korn<br />
zur Hand.<br />
Bei Udo Herbst gingen alle Hände hoch.<br />
„Angenommen“, sagte der Vorsitzende.<br />
Mein Name wurde aufgerufen. Ich sah<br />
aus dem Fenster. Auf jeden Fall waren<br />
an meinem Tisch alle Hände oben. Links<br />
von mir sah es nicht so gut aus. Zum<br />
Glück saß ich ja dicht an der Tür…!<br />
Nach einer langen Pause - die Stimme<br />
des Vorsitzenden: „Antrag<br />
angenommen!“<br />
„Buh äh“, sagte ich „ Klargegangen“<br />
Aber nur, weil Harald auf die<br />
Gegenprobe verzichtet hat, Harald<br />
Nowak nickte mir zu.<br />
Schade, bis zu diesem Moment war er<br />
mein bester Revierführer gewesen. Auf<br />
ein kaum zu erkennbares Zeichen<br />
seitens des Vorstandes erhob sich Ulli<br />
Schaffland von seinem Stuhl und ging<br />
langsam, einige Male Humpta Humpta<br />
Tätärätä rufend, in die Mitte des Saales.<br />
Eine seltsame Stille war eingekehrt. Die<br />
obersten Hemdenknöpfe wurden<br />
gelockert. Die Stühle schrammten<br />
zurück.<br />
Papier raschelte.<br />
Ein letzter schwerer Zug aus dem<br />
Bierglas. Mir fiel auf, dass der Kellner<br />
nicht mehr in den Saal kam.<br />
Was kam nun? Ein griechischer<br />
Volkstanz? Ein doppelter Überschlag ?<br />
Harald schob mir einen Zettel hin.<br />
„Unser Lied“, flüsterte er mir zu.<br />
<strong>Klub</strong> <strong>Woterkant</strong> hat ein Lied? 35 Jahre<br />
Dienstunterricht - 35 Jahre Umlaufmappe<br />
- wir wussten ( fast alles ) nur, dass der<br />
<strong>Klub</strong> ein eigenes Lied hatte, das wusste<br />
keiner!!<br />
Mein Blick fiel auf den Verfasser des<br />
Liedes. War er nicht ein ehemaliger<br />
Abschnittschef?<br />
Er hatte mir damals, Ende der 60 er<br />
Jahre drei Regeln mit auf meinen<br />
Werdegang<br />
gegeben:<br />
1) Kaugummi aus dem Mund bei<br />
einem Gespräch mit dem Vorgesetzten /<br />
Bürger!<br />
2) Hände aus den Taschen bei<br />
einem Gespräch mit dem Vorgesetzen /<br />
Bürger!<br />
3) Keine roten Socken zur<br />
Uniform!<br />
Ulli Schaffland begann zu singen. Mir fiel<br />
fast das Glas aus der Hand. Diese<br />
Stimme. Diese Ausstrahlung. Diese<br />
Spannung des Körpers.<br />
Wenn das der Oberst der Donkosaken<br />
gehört hätte, ich bin sicher, er hätte sich<br />
hinter die Transsibirische Eisenbahn<br />
geworfen!!!<br />
Die Kameraden gaben ihr Letztes!<br />
Das Lied verklang, die Sitzung wurde<br />
geschlossen.<br />
Ein Rest blieb noch und fand sich wieder<br />
in der - Weißt- Du –Noch- Damals-<br />
Abteilung - Sie liegt gleich hinter der<br />
Theke.<br />
Und ich war mitten drin, machte wieder<br />
Nachtdienst, war wieder auf der<br />
Barkasse. In Gedanken reiste ich mit<br />
meinem alten Leo Winfried Janzen im<br />
Gespann durch Spanien. Mit Rüdiger<br />
Anton mit dem ich vor 40 Jahren im<br />
Bullenkloster (Sierichstrasse) gewohnt<br />
hatte, war ich für einen Moment in<br />
Thailand!!!!<br />
Aber als ich mich in die Listen eintragen<br />
wollte, war es zu spät.<br />
Der Vorsitzende habe sie mitgenommen,<br />
wurde mir gesagt.<br />
Außerdem waren es angeblich<br />
Reiselisten - Listen für Besuche in<br />
Kantinen - Listen für den Besuch von<br />
Papenburg oder Haithabu.<br />
Sicher bin ich mir nicht, schließlich war<br />
ich 35 Jahre bei der WS!<br />
HB.<br />
Wir trauern um...<br />
Nichtmitglieder<br />
Am 02. Dezember 2007 verstarb unser<br />
ehemaliger Kollege<br />
Wolfgang Ochs<br />
im 66. Lebensjahr<br />
Wir werden sein Andenken in Ehren halten.<br />
Vorstand und Mitglieder<br />
des <strong>Klub</strong> <strong>Woterkant</strong> e.V.<br />
<strong>Klub</strong>konto: <strong>Klub</strong> <strong>Woterkant</strong> e.V. Nr. 1258121548, Blz 20050550, Haspa 5