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Wirtschaftszeitung_25062018

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BRANCHEN &BETRIEBE 15<br />

Glockenton und Paukenschlag<br />

In der Nienberger Orgelbaufirma Fleiter steht eine seltene Wurlitzer-Kino-Orgel, mit der vor Jahrzehnten noch<br />

Stummfilm-Szenen musikalisch untermalt wurden. Jetzt wandert das Instrument weiter nach Ostwestfalen.<br />

Orgel –bei diesem Instrument denkt<br />

man sofort anKirchen. Dort werden<br />

sie gespielt. „Stimmt“, sagt Friedhelm<br />

Fleiter. Orgelmusik erklingt<br />

aber nicht nur in Gotteshäusern.<br />

„Stimmt auch“, schmunzelt der Orgelbaumeister<br />

aus Münster. Er kaufte<br />

1997 eine Wurlitzer Kino-Orgel,<br />

die 1924 in den USA gebaut wurde. In<br />

Deutschland gibt es davon nur noch<br />

ganz wenige Exemplare. Eine katholische<br />

Kirchengemeinde aus Ostwestfalen<br />

hat die „Nienberger Wurlitzer“<br />

vor wenigen Wochen erworben.Friedhelm<br />

Fleiter zog sich aus<br />

dem traditionsreichen Familienbetrieb<br />

„Orgelbau Fleiter“,<br />

den sein Urgroßvater<br />

1872 in Münster gründete, im<br />

Jahr 2007 zurück. Die Nachfolger EberhardHilse<br />

und Stefan Linkeführen heute<br />

die Firma unter dem weit bekannten Namen<br />

weiter.<br />

Das Unternehmen benötigt den Platz im<br />

Betrieb, an dem die große Orgel seit etwas<br />

mehr als 20 Jahren steht, für die Erweiterung<br />

der Werkstatt. Friedhelm Fleiter<br />

entschloss sich deshalb zum Verkauf<br />

des Instruments aus seinem Privatbesitz.<br />

„Ein bisschen Stolz und zugleich auch etwas<br />

Wehmut schwingen mit“, sagt der<br />

Handwerksmeister, wenn er die Geschichte<br />

der „amerikanischen Orgel“ erzählt,<br />

die er gern als „Theater-Orgel“ bezeichnet.<br />

Von 1914 bis 1940 baute die Rudolph<br />

Wurlitzer Company aus North Tonawanda<br />

im Staat NewYork Orgeln hauptsächlich<br />

für Kinos, aber auchfür Theater und<br />

Restaurants. Die „Style D“ –das istdie Bezeichnung<br />

der Orgel, die nur noch wenige<br />

Wochen in der Fleiter-Werkstatt stehen<br />

wird– wurde bis 1946 in einemRestaurant<br />

in Hollyw<br />

ood gespielt.<br />

„Ursprünglich wurden mit diesen Ein-<br />

Mann-Orchestern Stummfilme musikalisch<br />

begleitet“, erläutert Fleiter. Die Bedeutung<br />

ging mit der Verbreitung von<br />

Tonfilmen zurück, es gab aber weiter Interesse<br />

an der besonderen Orgel, die zum<br />

Beispiel auch Glocken, Trommeln und<br />

Pauken erklingen lässt und dadurch den<br />

„Orchester-Effekt“ erzeugt.<br />

1946 kaufte ein Arzt aus Los Angeles die<br />

„Wurlitzer“ für private Konzerte. Nach<br />

dessen TodimJahr 1993 erwarb ein Interessent<br />

aus Deutschland, der bereits eine<br />

Kino-Orgel besaß, das Instrument. Bei<br />

der Suche nach Ersatzteilen lernte er<br />

Friedhelm Fleiter kennen. 1997 kam die<br />

Orgel inden Besitz des Handwerksmeisters<br />

und damit in die Werkstatt. Sie hat<br />

eine Aufb<br />

aufl<br />

äche vonknapp sieben MeterBreite,<br />

2,50 Meter Tiefeund 3,30 Meter<br />

Höhe. Dazu kommt als besonderes<br />

Beeindruckende Ausmaße hat die Wurlitzer-Kino-Orgel, die noch wenige Wochen in der Orgelbaufirma Fleiter in Münster stehen wird.<br />

Schmuckstück der Spieltisch.<br />

Wurlitzer-Kino-Orgeln wareninDeutschland<br />

führend. Der oft reich verzierte<br />

Spieltisch ist unabhängig vom Pfeifenwerk<br />

platziert –eine Voraussetzung dafür,<br />

dass diese Instrumente inKinos und<br />

Theatern und auch in Restaurants eingesetzt<br />

werden konnten. In Deutschland<br />

können Wurlitzer-Orgeln im Musikinstrumentenmuseum<br />

in Berlin und im<br />

Deutschen Filmmuseum in Frankfurt besichtigt<br />

werden.<br />

„Die Kino-Orgelwar in allen Jahren mein<br />

privates Hobby“, sagt der Orgelbauer,der<br />

denBetrieb in Nienberge 40 Jahreleitete<br />

und dessen Sachverstand immer noch<br />

international gefragt ist. Er gab inder<br />

Werkstatt Benefiz-Konzerte und engagierte<br />

Kino-Orgel-Organisten, die das<br />

Instrument spielten. Viele Konzertewurden<br />

auf Tonträger aufgenommen, auch<br />

der WDR machte Aufnahmen.<br />

„Die Wurlitzer wird den meisten Menschen,<br />

die dieses besondere Instrument<br />

erlebt und die Musikgehört haben, in guter<br />

Erinnerung bleiben“, ist Friedhelm<br />

Fleiter fest überzeugt. Er selbst gehört auf<br />

jeden Fall dazu. Hubertus Kost<br />

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Der Spieltisch ist das Schmuckstück der alten Wurlitzer-Kino-Orgel. Das wissen Stefan Linke, Friedhelm<br />

Fleiter und Eberhard Hilse (v.l.).

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