Heft 6 - bei den Hiltruper Missionaren!
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<strong>Hiltruper</strong> Monatshefte<br />
<strong>Heft</strong> 6 · November/Dezember 2010 · 20212 F
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Inhalt<br />
Gerd Held<br />
Die Weite des<br />
Christentums 163<br />
Nachrichten 167<br />
Fritz Biermann<br />
Firmfest in Takubar 171<br />
Wilhelm Wöstheinrich<br />
Rakunai –<br />
Abschied und Neubeginn 175<br />
Winfried Holz<br />
Schuld…und Sühne? 177<br />
Kleine Geschichte der Brezel 180<br />
Joachim Jenkner<br />
Meditation 181<br />
Heinz Rohenkohl<br />
Aller Anfang ist schwer 182<br />
Heinz Rohenkohl<br />
Walter Schürer –<br />
50 Jahre Bruder 186<br />
Gestorben<br />
Bruder Heinrich Kaltefleiter<br />
Bruder Theo Köning 188<br />
Liebe Leserin, lieber Leser!<br />
Den ersten Beitrag dieses <strong>Heft</strong>es<br />
brachte mir ein Patient nach unserem<br />
Gespräch. Er wollte mir damit Mut<br />
machen angesichts der damals vorherrschen<strong>den</strong><br />
Berichte über Skandale<br />
und Missbrauchsfälle in der Kirche.<br />
Ich bin ihm dafür dankbar, fand <strong>den</strong><br />
Artikel gut und habe mir die Erlaubnis<br />
geholt ihn zu veröffentlichen – für Sie!<br />
Viele von ihnen sind natürlich auch<br />
sehr beschäftigt mit <strong>den</strong> konkreten<br />
Problemen unserer Kirche: Streichungen<br />
und Kürzungen, Fusionen,<br />
neue Pfarrgebilde, manche Dörfer haben<br />
keinen Pfarrer mehr usw. Ich höre<br />
die Klagen täglich im Krankenhaus.<br />
Aber all das darf uns nicht verleiten, zu<br />
kleinkariert zu <strong>den</strong>ken und glauben.<br />
Darum wünsche ich Ihnen zum neuen<br />
Jahr die Weite des Christentums, die<br />
Erfahrung Gott ist größer als unser<br />
Herz. Ich schließe mit dem Wunsch<br />
des Kirchenliedes „Meine engen Grenzen<br />
wandle sie in Weite!“<br />
Gerd Held<br />
Die Weite des Christentums<br />
Nicht Skandale sind das Hauptproblem<br />
der Kirche, sondern ihr Kleinmut<br />
in der Verkündigung Gottes.<br />
Religion bedeutet mehr als praktische<br />
Lebenshilfe.<br />
Sind die jüngsten Skandale, die die Kirchen<br />
erschüttern, ein Indiz für einen<br />
allgemeinen Niedergang des religiösen<br />
Glaubens? Eher im Gegenteil. Sie fallen<br />
in eine Zeit, in der viele Menschen<br />
wieder auf der Suche nach Gott sind.<br />
Das gilt auch für manchen, der in<br />
diesen Tagen aus seiner Kirche ausgetreten<br />
ist. Die Kraft jener Antworten,<br />
die sich in <strong>den</strong> letzten Jahrzehnten als<br />
Ersatz des Glaubens angeboten haben,<br />
hat ihren Zenit überschritten. Das gilt<br />
besonders für „die Gesellschaft“, die als<br />
Erklärung für alles herhalten sollte und<br />
die Position des alleinigen Sinnstifters<br />
beanspruchte. Das Soziale, das <strong>den</strong> geistigen<br />
Raum der größeren Bezüge des<br />
Daseins zu besetzen versuchte, erweist<br />
sich als zu eng. Das menschliche Diesseits<br />
erscheint, angesichts der Majestät<br />
und Schönheit der Schöpfung, als zu<br />
klein. Es hat auch einen egoistischen<br />
Beiklang bekommen. Viele Menschen<br />
spüren das Göttliche, nicht nur mit<br />
ihrem analytischen Verstand, sondern<br />
auch mit ihrer Fähigkeit zu glauben,<br />
zu hoffen und zu lieben.<br />
Doch nun erfahren sie eine Enttäuschung.<br />
Die Institution, die eigentlich<br />
für <strong>den</strong> Glauben zuständig ist, bleibt<br />
merkwürdig blass: die Kirche. Nicht<br />
dass sie völlig verstummt wäre. Sie äußert<br />
sich zu vielen Themen und nutzt<br />
Empfang des Papstes Benedikt XVI. vor dem Kölner Dom<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
auch die Medien. Aber in der Verkündigung<br />
Gottes ist sie wenig überzeugend.<br />
In <strong>den</strong> Ritualen des Glaubens<br />
spürt man nicht selten eine gewisse<br />
Hohlheit, ein Zittern, ein Fremdeln.<br />
Auf <strong>den</strong> Gesichtern von Priestern und<br />
Pfarrern ist bisweilen ein Zweifel zu<br />
lesen, manche segnende Hand wirkt<br />
schauspielerhaft. Die jüngsten Skandale<br />
sind nicht das Wichtigste. Wäre<br />
die Kirche stark in ihrem Kern, hätte<br />
sie die Fehlentwicklungen entschie<strong>den</strong>er<br />
beantworten können. Sie hätte<br />
als Glaubensgemeinschaft kein Glaubwürdigkeitsproblem.<br />
Wer sich erinnert,<br />
mit welcher Aufmerksamkeit die<br />
Deutschen dem neuen Papst anfangs<br />
begegnet sind oder welche Unterstützung<br />
das Volksbegehren für <strong>den</strong> Religionsunterricht<br />
an Berliner Schulen<br />
zunächst gefun<strong>den</strong> hat, der muss jetzt<br />
einen regelrechten Absturz feststellen.<br />
Die christliche Kirche scheint ihrer<br />
großen Chance nicht gewachsen zu<br />
sein.<br />
Das Problem der Kirche besteht da<strong>bei</strong><br />
nicht darin, dass sie sich von <strong>den</strong><br />
alltäglichen Bedürfnissen der Menschen<br />
entfernt hat. Die Kirche hat<br />
eine theologische Schwäche, keine soziologische.<br />
Sie steckt nicht zu wenig,<br />
sondern zu sehr im Sozialen. Sie hat<br />
sich zu sehr auf die kleinen Kreise des<br />
menschlichen Daseins spezialisiert. Sie<br />
äußert sich – mit besonders strenger<br />
oder mit besonders süßlicher Stimme<br />
– zu Ehe und Familie, zu Ernährung,<br />
Hygiene und Sexualität. Sie ist gewissermaßen<br />
in die Wohnungen eingezogen<br />
und nicht in die Welt hinaus. So<br />
wird der Gott, <strong>den</strong> die Kirchen bezeu-<br />
Christus der Auferstan<strong>den</strong>e –<br />
Fenster im Dom von Münster<br />
gen, zu einem sehr intimen Gott. Das<br />
ist keine böse Absicht der Priester und<br />
Pfarrer. Oft mag es ein Ausweichen<br />
vor der schwierigen Aufgabe sein, der<br />
sublimen Fremdheit, die das Göttliche<br />
auszeichnet, eine fassbare Gestalt zu<br />
geben. Die Predigten halten oft die<br />
Spannung nicht aus, die zwischen<br />
menschlichen und übermenschlichen<br />
Dingen bestehen. In der Rede von<br />
Gott ist das Vergleichen eingerissen:<br />
Menschliche Erfahrungen wer<strong>den</strong> in<br />
eine Reihe mit dem Wirken und Lei<strong>den</strong><br />
von Christus gestellt.<br />
Als Papst Johannes Paul II. im Sterben<br />
lag, scheuten sich Kirchensprecher<br />
nicht, das mit dem Lei<strong>den</strong>sweg Christi<br />
zu vergleichen. Die Figur der Maria,<br />
mit der Papst Benedikt XVI. die Aussage<br />
„Gott ist Liebe“ illustriert, überhöht<br />
die menschliche Mutterrolle zur<br />
Gotteseigenschaft. Gerade in der Theologie<br />
kommt es auf die Sorgfalt der<br />
Worte an. Wenn die Ostergeschichte<br />
so gedeutet wird, dass die Kreuzigung<br />
und Auferstehung von Gottes Sohn<br />
„für das Leben“ und „gegen <strong>den</strong> Tod“<br />
erfolgt sei – ausgeschmückt mit dem<br />
Hinweis auf Frühlingstemperaturen<br />
und blühende Krokusse-, dann ist das<br />
Biologie und nicht Theologie.<br />
Die Ostergeschichte handelt nicht von<br />
einer Rückkehr des Gottessohnes ins<br />
Leben, hier wird die ganze Ordnung<br />
von Leben und Tod überwun<strong>den</strong>. Eine<br />
Bio-Theologie, die diese Transzen<strong>den</strong>z<br />
zurückbiegt auf das Leben, macht aus<br />
dem Glauben ein Kalkül schlauer Lebewesen.<br />
In ihren existenziellen Fragen<br />
erwarten die Menschen von der Religion<br />
keine vordergründigen Ermutigungen.<br />
Gewiss ist es gut, dass die Kirche<br />
Gott <strong>den</strong> Menschen nahebringen will.<br />
Aber sie muss doch die Gefahr in einer<br />
Zeit sehen, wo die „Selbstverwirklichung“<br />
in aller Munde ist. Indem Gott<br />
<strong>den</strong> Menschen allzu nahe gebracht<br />
wird, wird er verkleinert. Wo Prediger<br />
seine Bedeutung herunterziehen auf<br />
sozialpsychologische Lebensdienlichkeiten,<br />
haben sie ihn, <strong>den</strong> sie <strong>den</strong> Menschen<br />
näherbringen wollen, schon verloren.<br />
Er verliert alles Fremde, Ferne,<br />
Erhabene. Was mit der fragwürdigen<br />
These von der Gottes-Ebenbildlichkeit<br />
des Menschen beginnt, endet mit der<br />
Menschen-Ebenbildlichkeit Gottes.<br />
So bleibt der Mensch letztlich mit sich<br />
selbst allein.<br />
Der religiöse Glauben ist keine unkritische<br />
Tätigkeit. Aber sein normativer<br />
Maßstab ist nicht der Fortschritt des<br />
menschlichen Wissens, sondern der<br />
höhere Glaube, der <strong>den</strong> billigen, vordergründigen,<br />
niedrigen Motiven und<br />
Manipulationen misstraut. Die eigentlich<br />
kritische Frage ist nicht, „was“<br />
glaubwürdig ist, sondern „zu welchem<br />
Zweck“ wir glauben dürfen.<br />
Jeder Aberglauben zielt darauf, die<br />
höheren Mächte gleichsam zu einer<br />
Gunst zu verpflichten.<br />
Die Kultmeister der alten Magie wollten<br />
ihre Geister her<strong>bei</strong>zwingen. Die<br />
Religionsgeschichte ist voller Machtgötter<br />
– in der antiken Götterwelt geht<br />
es im Grunde um recht gewöhnliche<br />
Macht – und Liebesränke. In solchen<br />
Theologien sind die Kräfte der Götter<br />
wohl übermenschlich, ihre Zwecke<br />
aber sind es nicht. Sie sehen nur Gottheiten,<br />
die selbsterhaltend handeln<br />
und sich deshalb auch für die Selbsterhaltung<br />
der Menschen einspannen<br />
lassen. Hier hat der jüdisch-christliche<br />
Gott etwas Unerhörtes und Unerwartetes<br />
in die Welt gebracht. Er ist nicht<br />
nur ein mächtiger Gott, sondern auch<br />
ein sich bin<strong>den</strong>der Gott. Damit kam<br />
eine neue Tonlage in die Welt, eine<br />
Umwertung der Werte. Ein höheres<br />
Gesetz als der verdrängende Kampf<br />
ums Dasein war nun zu ahnen. Eine<br />
neue Weite tat sich auf, die Welt wurde<br />
größer. Dieser Geist hat auch das<br />
Diesseits größer gemacht, indem er<br />
schon der irdischen Vielfalt einen neuen<br />
Wert verlieh.<br />
Wer heute durch eine Kathedrale<br />
schreitet, kann diese Glaubensweite<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
des Christentums spüren. Sie ist nicht<br />
für Heim- und Herd-Geschichten<br />
gebaut, sondern nimmt Maß an der<br />
gesamten Schöpfung. Wie überwältigend<br />
ist die Wucht der barocken Bilder.<br />
Selbst dort, wo himmlische Figuren<br />
Menschengestalt haben, hebt sie<br />
der Genius der Darstellung – endlich<br />
an der Schwelle der Neuzeit gefun<strong>den</strong><br />
– darüber hinaus. Aber auch das<br />
spartanisch ausgestattete Calvinisten-<br />
Kirchlein erreicht, auf andere Art,<br />
diese Weite. Es verweist gerade durch<br />
seine Kleinheit auf die Größe Gottes.<br />
Seine Spärlichkeit wird zur Herausforderung<br />
an die Menschen, in Demut<br />
und ohne Heilsgewissheit an der ihnen<br />
gegebenen Welt zu ar<strong>bei</strong>ten. In <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />
Formen des Gotteshauses ist eine anspruchsvolle<br />
Fremdheit gegenwärtig,<br />
hier <strong>den</strong>kt das Christentum in Welten<br />
und nicht in Wohnungen.<br />
Katholische Barockpracht und calvinistische<br />
Backsteinaskese sind späte Errungenschaften.<br />
Die Weite des christlichen Glaubens<br />
scheint erst mit Beginn der Neuzeit<br />
die ihm gemäße Weite der Formen<br />
gefun<strong>den</strong> zu haben. Diese neue Weite<br />
bildet das äußere Motiv der Moderne:<br />
Die Sorge um eine gute und bessere<br />
Welt wurde nun erst im größeren<br />
Maßstab praktisch. Damals war es<br />
völlig normal, <strong>den</strong> christlichen Glauben<br />
mit <strong>den</strong> großen Ordnungsaufgaben<br />
der Menschen zusammen zu<br />
<strong>den</strong>ken. Das Beispiel der protestantischen<br />
Wirtschaftsethik ist dafür ein<br />
gutes Beispiel. Max Weber hat gezeigt,<br />
dass die neue Kühnheit von Unterneh-<br />
Dom von Münster<br />
mensführung und Ar<strong>bei</strong>t als „innerweltliche<br />
Askese“ eine ethisch-religiöse<br />
Qualität hat. Der Kapitalismus war<br />
also ein konsequent gelebter religiöser<br />
Glaube – kein schwächelnder Hinterzimmerglaube,<br />
sondern eine intensive,<br />
weltoffene Religiosität. Die katholische<br />
Inspiration der Neuzeit ist weniger<br />
beleuchtet, aber nicht geringer.<br />
An diesem Punkt wird deutlicher,<br />
worin die merkwürdige Schwäche der<br />
Kirchen in unseren Tagen besteht. Ihr<br />
Glaube hat seine größeren Zwecke<br />
verloren, ihre fürsorgliche Lebensbegleitung<br />
ist zu eng. So können sie auch<br />
die ethische Qualität der „neoliberalen“<br />
Leistungsgesellschaft nicht mehr<br />
erkennen – für sie beginnt das Gute<br />
erst <strong>bei</strong> der sozialen Umverteilung.<br />
Die Kirchen füllen die geistige Weite<br />
des christlichen Glaubens nicht mehr<br />
aus. Der Geist der Kathedralen ist ihnen<br />
fremd gewor<strong>den</strong>, sie <strong>den</strong>ken in<br />
<strong>den</strong> hohen Gewölben in allzu menschlichen<br />
Gleichungen. Dennoch ist es<br />
treffender, von einem „noch nicht wieder“<br />
zu sprechen. Die Kirchen haben<br />
die Weite des christlichen Glaubens<br />
noch nicht wieder gefun<strong>den</strong>. Aber<br />
gerade diese Weite ist aktuell. Wahrscheinlich<br />
ist <strong>den</strong> Kirchenleuten gar<br />
nicht klar, wie sehr die zeitgenössische<br />
Gesellschaft Gott braucht.<br />
Die Welt, 26. April 2010<br />
Nachrichten<br />
Kimbe, New Britain<br />
Am 9. Oktober 2010 empfing William<br />
Fey aus der Hand von Erzbischof Karl<br />
Hesse die Bischofsweihe und wurde<br />
eingesetzt zum 2. Bischof von Kimbe.<br />
12 katholische Bischöfe, der anglikanische<br />
Bischof Atlan Migi, Pastöre<br />
anderer Kirchen, 50 Priester, viele<br />
Or<strong>den</strong>sleute und 5000 Gläubige nahmen<br />
an der feierlichen Liturgie teil.<br />
Zu Beginn der Zeremonie übergab der<br />
Obere der Kapuziner gemeinsam mit<br />
50 Leuten aus Mendi <strong>den</strong> ernannten<br />
Bischof Vertretern des Bistums Kimbe!<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Gelübdefeier in Lima<br />
Am 15. August feierte unser<br />
peruanischer Mitbruder Isaias E.<br />
Vallejos die erste Profess, d.h.<br />
er legte die drei Or<strong>den</strong>sgelübde<br />
Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam<br />
ab. Die jungen Theologen Hugo,<br />
Michael, José, Jesus, Diomer<br />
und Alex erneuerten feierlich<br />
das Versprechen.<br />
Besinnungstag der Gruppe „corazon<br />
misionero“ mit Pater Werner Mühl<br />
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Hiltrup<br />
25 Jahre Partnerschaft<br />
Mit einem Gottesdienst und Peruabend<br />
feierten der Ar<strong>bei</strong>tskreis der<br />
Gemeinde St. Clemens, Freunde und<br />
Spender 25 Jahre Partnerschaft mit der<br />
Gemeinde San Pablo in Trujillo / Peru.<br />
Im Rückblick wurde dankbar der Ar<strong>bei</strong>t<br />
von Pater Carlos Hermann gedacht,<br />
die Pater Eugen Bönecke engagiert<br />
fortsetzt. Man erinnert sich gern<br />
an <strong>den</strong> Besuch einiger Mitglieder des<br />
damaligen Sachausschusses 1996 in<br />
Peru, des Pro-Laufes und des Besuches<br />
zweier Delegierter der peruanischen<br />
Gemeinde zum Jubiläum des Westfälischen<br />
Frie<strong>den</strong>s in Münster.<br />
Zwei Mitglieder des Ar<strong>bei</strong>tskreises freuen sich auf die Chilisuppe<br />
150.000 Euro haben vielen Menschen<br />
in Not in diesen Jahren geholfen. Eine<br />
Kapelle zu Ehren Unserer Lieben Frau<br />
vom hlst. Herzen Jesu nennen die Leute<br />
dort „<strong>Hiltruper</strong> Kirche“.<br />
Den Peruabend gestaltete eine Musikergruppe<br />
mit Klängen aus Lateinamerika<br />
und ein junger Mann gab<br />
aktuelle Eindrücke: Er ar<strong>bei</strong>tete 10<br />
Monate als „Missionar auf Zeit“ in der<br />
Gemeinde San Pablo.
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Zelebranten v.l. P. Norbert Becker, P. Anton Ringseisen, Schola Clementina<br />
Der Chor „Schola Clementina“ unter<br />
der Leitung von Lisa Juhl machte <strong>den</strong><br />
Jahresausflug 2010 nach Steinerskirchen,<br />
wo Pater Norbert Becker in der<br />
„Oase“ als Referent für Neue Geistliche<br />
Lieder wirkt.<br />
Dieses Bildungshaus liegt sehr einsam,<br />
zieht aber wegen seiner guten Angebote<br />
an Gottesdiensten und geist-<br />
lichen Impulsen viele Menschen aus<br />
der Umgebung an. Das erlebten die<br />
Sänger <strong>bei</strong>m Erntedankgottesdienst in<br />
der Scheune. Sie war bis auf <strong>den</strong> letzten<br />
Platz gefüllt.<br />
Pater Norbert Becker sang mit der Gemeinde<br />
natürlich einige seiner Lieder.<br />
Besonders überraschend war die Segnung<br />
der mitgebrachten Tiere.<br />
Fritz Biermann<br />
Firmfest in Takubar<br />
Vom 10. Juli bis 6. August 2010 waren<br />
zehn Frauen und Männer aus Halle<br />
(Saale) und Bitterfeld-Wolfen mit Pater<br />
Biermann auf einer Erlebnisreise in Papua<br />
Neuguinea. Bewusst hatten sie <strong>bei</strong> der<br />
Vorbereitung Kontakte zur katholischen<br />
und lutherischen Mission aufgenommen.<br />
Und so waren sie zu Gast in Vunapope<br />
(Insel New Britain) <strong>bei</strong> Erzbischof Karl<br />
Hesse und <strong>den</strong> Herz-Jesu-<strong>Missionaren</strong>,<br />
dann in Madang und Goroka (Hauptinsel)<br />
<strong>bei</strong> <strong>den</strong> Lutheranern; und schließlich<br />
in Mt. Hagen (Hochland) <strong>bei</strong> Erzbischof<br />
Douglas W. Young und <strong>den</strong> Steyler <strong>Missionaren</strong>.<br />
Ihnen allen sind die Besucher<br />
zu großem Dank verpflichtet. Überall<br />
wur<strong>den</strong> sie mit biblischer Gastfreundschaft<br />
und offenem Herzen empfangen.<br />
Zwei Stun<strong>den</strong> fuhren wir zehn PNG-<br />
Besucher mit <strong>den</strong> Pickups zu unserem<br />
Zielort Takubar. Erst über feste Straßen,<br />
doch schon mit einigen Schlaglöchern<br />
– uns Ostdeutsche erinnerte<br />
das an alte DDR-Zeiten. Zu <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />
Seiten gepflegte Gärten, geordnete<br />
kleine Dörfer; Kirchen sahen wir,<br />
auch ein paar Friedhöfe. Freilichtleitungen<br />
für <strong>den</strong> elektrischen Strom;<br />
auch das kennen wir von Zuhause.<br />
Es war Sonntag. Überall gingen Menschengruppen<br />
zu Fuß. Ich wusste es,<br />
aber die anderen aus Halle und Bitterfeld<br />
nicht: Die gehen alle zur Kirche,<br />
egal ob katholisch oder lutherisch.<br />
So etwas kennen wir nicht; <strong>bei</strong> uns,<br />
so waren wir uns einig, da gehen um<br />
diese frühe Zeit am Sonntag nur Einzelne,<br />
die ihren Hund gassi führen.<br />
Wir kamen über eine Brücke. Die<br />
Karte sagte uns: Das ist der Warangoi.<br />
Es wurde immer mehr „Busch“,<br />
so ähnlich wie wir uns das auch vorgestellt<br />
hatten. Kleine Bäche mussten<br />
wir durchfahren; es wurde bergiger,<br />
Straßenloch an Straßenloch. Die auf<br />
der Ladefläche des Pickup sitzen mussten,<br />
merkten das besonders stark.<br />
„Da unten liegt unser Dorf“ wies einer<br />
mit links in <strong>den</strong> Busch. Wir erkannten<br />
zwar nichts, aber immer mehr festlich<br />
gekleidete Menschengruppen waren<br />
rechts und links unterwegs. Mitnehmen<br />
konnten wir niemand mehr; unser<br />
Pickup war restlos besetzt (siehe Foto).<br />
Für uns doch gewöhnungsbedürftig:<br />
„im Busch“ und „festlich gekleidet“.<br />
Erzbischof Karl Hesse und P. Wilhelm<br />
Schürmann, Pfarrer von Takubar,<br />
hatten uns eingela<strong>den</strong> zu einem richtigen<br />
Südseefest: Liturgisch mit dem<br />
überfüllten festlichen Gottesdienst;<br />
dann mit dem Mittagessen nach ein-<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
heimischer Art – und <strong>den</strong> Tänzen.<br />
Darauf war unsere Gruppe besonders<br />
gespannt. Und wir wur<strong>den</strong> nicht enttäuscht.<br />
Erzbischof Karl hatte allen,<br />
die wollten, vorn in der Kirche Plätze<br />
reserviert. Für uns aus Ostdeutschland,<br />
wo Christen nur noch eine Minderheit<br />
sind, war es wie ein Wunder: Es hörte<br />
und hörte nicht auf zu strömen. Die<br />
Kirche füllte sich; man rückte näher<br />
zusammen; viele stan<strong>den</strong>. Und dann<br />
zogen die Firmlinge ein: Geschmückte<br />
Jugendliche, Mädchen und Jungen<br />
im Alter von 14 bis 16 Jahren. Ich<br />
schätze 250 bis 300. Und so dauerte<br />
der Gottesdienst an die drei Stun<strong>den</strong>.<br />
Und noch etwas fan<strong>den</strong> wir drei Katholiken<br />
richtig schön: Der große<br />
Einzug von Bischof, Priestern, Ministranten<br />
und einer Tanzgruppe<br />
mit der hoch gehaltenen Bibel.<br />
Das ging nicht schnell, sondern<br />
das durfte dauern: Vorwärts tanzen<br />
und wieder rückwärts. Alle waren<br />
mit ganzem Herzen da<strong>bei</strong>, und die<br />
versammelte Gemeinde genoss es.<br />
Es gab noch eine zweite Prozession: Vor<br />
dem Evangelium, zum Halleluja, wurde<br />
das Evangelienbuch festlich durch<br />
die ganze Kirche zum Altar getragen,<br />
wiederum begleitet von der Tanzgruppe.<br />
Und immer wieder hob der Diakon<br />
das Buch der Frohbotschaft hoch und<br />
zeigte es dem Volk nach allen Seiten:<br />
„Hier ist für Euch die Frohbotschaft!“,<br />
bis er es zuletzt dem Bischof übergab.<br />
Zur Gabenbereitung gab es die dritte<br />
Prozession. Da wur<strong>den</strong> nicht nur<br />
Hostien und Wein, nicht nur die<br />
in Körben gesammelten Kollekten,<br />
sondern auch viele Früchte zum Altar<br />
gebracht: Taros und Bananen,<br />
Passionsfrüchte und Avocados, Erdnüsse<br />
und Yams… Alles wurde vom<br />
Bischof und seinen Helfern in Emp-<br />
fang genommen. Von <strong>den</strong> Früchten<br />
behält der Bischof einige für sich,<br />
andere verschenkt er an die Armen.<br />
Ich selbst bin während des langen<br />
Gottesdienstes einmal nach draußen<br />
gegangen. Und dann sah ich, wie<br />
Hunderte noch draußen um die Kirche<br />
herum versammelt waren; sie hatten<br />
keinen Platz mehr in der Kirche<br />
bekommen.<br />
In Familiengruppen setzte man sich<br />
nach dem Gottesdienst, oft unter<br />
einem Sonnenschutz, auf <strong>den</strong> Rasen.<br />
Man aß und trank, was man mitgebracht<br />
hatte. Uns, <strong>den</strong> Besuchern aus<br />
Deutschland, hatte man ein Extrabüffet<br />
nach Südseeart aufgebaut; so<br />
exotisch und einfach zugleich hatten<br />
wir noch niemals gegessen; es schmeckte<br />
uns vorzüglich; und keiner wur-<br />
de krank, obschon doch fast alles<br />
für unsere Mägen ungewohnt war.<br />
Dann tauchten langsam die ersten<br />
Tanzgruppen auf. Tänze in Neuguinea<br />
kann man nicht vergleichen mit<br />
Tänzen in Deutschland. Hier sind es<br />
Volkstänze. Tänzerinnen und Tänzer<br />
sind geschmückt mit Körperbemalung,<br />
im Haar Federn von Vögeln aller<br />
Art, Speere oder andere Gegenstände<br />
in <strong>den</strong> Hän<strong>den</strong>; <strong>den</strong> Rhythmus schlagen<br />
meistens Musiker mit Bambusstäben,<br />
die auf Holzbalken schlagen. Eine<br />
Tanzgruppe folgt der anderen; immer<br />
wieder anders geschmückt, wie die Tradition<br />
des eigenen Dorfes es vorsieht.<br />
Mit der Dämmerung kamen die Feuertänze.<br />
Tänzer tanzen nicht nur um<br />
das Feuer herum, sondern springen<br />
auch in das Feuer hinein.<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
P. Norbert Birkmann –<br />
neues Stammesmitglied<br />
Am 24. Februar dieses Jahres wurde<br />
Pater Norbert Birkmann für seine Ar<strong>bei</strong>t<br />
in der Pfarrei Paparatava geehrt: er<br />
wurde in die Sippe des To Palaram aufgenommen,<br />
d. h. Ehrenmitglied der<br />
Sippe und damit Ehrenmitglied des<br />
Stammes der Tolai. Die Tolais sind der<br />
größte Stamm der Erzdiözese RabauI.<br />
P. Birkmann ist seit 1994 in Paparatava<br />
tätig und hat <strong>den</strong> Leuten geholfen,<br />
die Infrastruktur der Pfarrei, besonders<br />
Schule und Krankenhaus, auszubauen.<br />
In die Sippe eines der Stämme des<br />
Landes aufgenommen zu wer<strong>den</strong> ist<br />
schon etwas Außergewöhnliches.<br />
Wegen besonderer Verdienste im<br />
Schul- und Gesundheitsbereich wur<strong>den</strong><br />
bisher in der Erzdiözese Rabaul<br />
geehrt: P. Heiner Esch (Paparatava),<br />
P. Karl Gräbe (Vunadidir), Frau Dr.<br />
Bauer (Takabur) und Erzbischof Karl<br />
Hesse.<br />
Wilhelm Wöstheinrich<br />
Abschied von Rakunai<br />
Predigt <strong>bei</strong>m Klassentreffen in<br />
Tönisvorst 26.9.2010<br />
Am 8. Mai feierte ich meine letzte heilige<br />
Messe in Rakunai. Ich wusste, in<br />
einigen Stun<strong>den</strong> würde ich meine Gemeinde<br />
für immer verlassen und einige<br />
Tage später Papua Neu Guinea. Dies<br />
war 44 Jahre meine Heimat gewesen.<br />
Mit meinem Abschied ging dort eine<br />
Epoche zu Ende. Nach 109 Jahren<br />
deutscher Missionare würde zum ersten<br />
Mal ein einheimischer Priester<br />
Pfarrer in Rakunai. Es war immer<br />
mein Ziel und das Ziel der Mission an<br />
einen einheimischen Priester zu übergeben.<br />
Abschied nehmen nach so vielen<br />
glücklichen Jahren ist nicht leicht.<br />
2001 übernahm ich die Pfarrei. Rakunai<br />
ist auch ein Wallfahrtsort. Peter<br />
To Rot, der am 17. Januar 1995 von<br />
Papst Johannes Paul II. selig gesprochen<br />
wurde, ist dort geboren. Er hat<br />
dort gear<strong>bei</strong>tet und Zeugnis gegeben<br />
vor allem während des Krieges, als alle<br />
deutschen Missionare von <strong>den</strong> Japanern<br />
in ein Konzentrationslager interniert<br />
wur<strong>den</strong>. Er fühlte die Berufung,<br />
seine Brüder im Glauben zu stärken.<br />
Deshalb wurde er von <strong>den</strong> Japanern<br />
ermordet. Er ist der einzige Selige Papua<br />
Neu Guineas. So hat Rakunai eine<br />
ganz besondere Verantwortung für die<br />
Kirche in Papua Neu Guinea.<br />
Bei <strong>den</strong> Feierlichkeiten am 7. Juli 2001<br />
waren fast 5.000 Leute gekommen –<br />
aus allen Teilen des Landes. Es war ein<br />
großes Zeugnis des Glaubens.<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Aber aus der Pfarrei waren nur wenige<br />
gekommen. Als wenn das gar nicht<br />
ihre Feier wäre! Aber ohne das Zeugnis<br />
der Menschen unserer Gemeinde<br />
verlöre das Martyrium Peter To Rots<br />
seine Bedeutung. Er war für sie gestorben,<br />
um ihren Glauben zu stärken. Ich<br />
brauchte zwei Jahre, um die Gründe<br />
dafür zu fin<strong>den</strong>. Die Einheimischen<br />
fühlten sich schuldig, zumindest mitschuldig,<br />
am Tode Peter To Rots. Einige<br />
von ihnen hatten mit <strong>den</strong> Japanern<br />
gear<strong>bei</strong>tet, andere waren Spione<br />
gewesen und hatten ihn an die Japaner<br />
verraten. So war die Freude über<br />
die Seligsprechung immer verbun<strong>den</strong><br />
mit dem Bewusstsein ihrer eigenen<br />
Schuld. Wir mussten etwas tun. So organisierten<br />
wir einen Versöhnungsgottesdienst<br />
und stellten die Statue von<br />
Feiern rund um die neue Wallfahrtskirche <strong>bei</strong> der Seligsprechung 1995<br />
Seliger Peter To Rot<br />
Peter To Rot vor <strong>den</strong> Altar, und die<br />
Gläubigen baten ihn um Vergebung<br />
für ihr Versagen. Denn es ist wichtig,<br />
dass Menschen das Zeugnis von Peter<br />
To Rot weitertragen und <strong>den</strong> anderen<br />
helfen, die zu ihm wallfahrten. Diese<br />
Pilger kommen mit ihren Sorgen, ihrem<br />
Leid und ihrem Glauben. Sie wollen<br />
neue Kraft schöpfen, das Erlebnis<br />
dieser Tage muss für ein ganzes Leben<br />
reichen. Viele dieser Pilger haben jahrelang<br />
gespart. Oft mussten ihre Familien<br />
helfen. Aber wenn sie da sind,<br />
können sie etwas vom Glauben und<br />
Zeugnis Peter To Rots in sich aufnehmen<br />
und mitnehmen.<br />
Gerade in einer so großen Pfarrei ist<br />
es wichtig, dass die Menschen Verantwortung<br />
übernehmen. Der einheimische<br />
Priester, der die Gemeinde<br />
übernahm, brauchte noch mehr Hilfe<br />
als ich. Um das zu erreichen, wollten<br />
wir unsere pastorale Ar<strong>bei</strong>t auf ein<br />
Fundament stellen, das wie eine Vision<br />
klingt: Wir sind die Kirche, wir<br />
alle Getauften und besonders alle<br />
Gefirmten. Deshalb müssen wir die<br />
Verantwortung übernehmen für diese<br />
Kirche, die uns anvertraut wurde. Am<br />
ersten Fastensonntag machten die Gemeindemitglieder<br />
ein öffentliches Versprechen,<br />
in der Kirche mitzuar<strong>bei</strong>ten<br />
und Verantwortung zu übernehmen.<br />
Winfried Holz<br />
Pater Winfried Holz (70) ist Pfarrer von<br />
Takabur auf der Insel New Britain.<br />
Er beschäftigt sich intensiv mit dem<br />
Denken und <strong>den</strong> Bräuchen der einheimischen<br />
Bevölkerung, unterrichtet die<br />
Priesterkandidaten in Katechese und hat<br />
eine Broschüre über die Baininger Märtyrer<br />
in Pidgin English verfasst.<br />
Schuld . . . und Sühne?<br />
„Ich war’s nicht“<br />
Guten Appetit, Pater Mesias!<br />
‚Und der Herr fragte Adam: hast du von<br />
dem Baum gegessen, von dem zu essen<br />
ich dir verboten hatte? Adam antwortete,<br />
die Frau, die du mir gegeben hast, sie<br />
hat mir von dem Baum gegeben, und so<br />
habe ich gegessen. Gott, der Herr, sprach<br />
zu der Frau, was hast du da getan? Die<br />
Frau antwortete, die Schlange hat mich<br />
verführt.’ Genesis 3:11-13.<br />
Im Deutschen sagt man, einer schiebt<br />
die Schuld auf <strong>den</strong> anderen. Bei mir<br />
sagen die Leute, Adam i kankan bat ia.<br />
Wörtlich übersetzt heißt das: Adam<br />
verteidigt sich mit Schimpfen. Und:<br />
Eva i vaongo bat ia. Auf Deutsch: Eva<br />
verteidigt sich mit Lügen.<br />
176 177
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Adam und Eva empfin<strong>den</strong> die Frage<br />
des Herrn als eine Bedrohung gegen<br />
die sie sich schützen, müssen. Was für<br />
ein Gottesbild steht dahinter?<br />
Beim Beichtunterricht fragte dann<br />
einmal eine Frau, „Warum haben<br />
Adam und Eva da nicht die Wahrheit<br />
gesagt?“ Ich fragte zurück, „Hast du<br />
schon mal gelogen, wenn dein Mann<br />
dich wegen einer Sache fragte“? „Ja.“<br />
„Warum?“ „Weil ich Angst hatte, dass<br />
er mich haut.“ „Und warum haben<br />
Adam und Eva gelogen?“ „Aber Gott<br />
hätte ihnen doch vergeben.“ „Vergibst<br />
du deinem Mann, wenn er dich haut?“<br />
„Pater, lass; ich muss da über was nach<strong>den</strong>ken.“<br />
In der Familie wird im allgemeinen<br />
nicht vergeben sondern bestraft. So<br />
lernt das Kind sehr schnell, dass es<br />
sich nicht auszahlt, die Wahrheit zu<br />
sagen. Zumal die Eltern es schwer fin<strong>den</strong>,<br />
ihre Gefühle zu beherrschen. Da<br />
rutscht oft die Hand aus; und nachher<br />
ärgert sich die Mutter, weil sie ihrem<br />
Jüngsten wieder eine runtergehauen<br />
hat.<br />
Was ist Sünde?<br />
Wie geht die Dorfgesellschaft mit<br />
Sünde um?<br />
Das Wort ‚Sünde’ kommt aus dem<br />
angelsächsischem ‚sund’ = etwas was<br />
trennt. Die Tolais sagen ‚a purpuruan’.<br />
Ein Tolai erklärte mir die Bedeutung<br />
des Wortes folgendermaßen. „Pater,<br />
sieh dir mal deinen Schreibtisch an.<br />
Die Bücher stehen schön in der Reihe,<br />
und da ist die Lampe, da ist die Tolai<br />
Bibel, da ist der Kalender, und im<br />
Regal stehen Bücher, und da ist dein<br />
Rechner, und der Stuhl steht da. Alles<br />
an seinem Platz. O.K. Jetzt komm ich<br />
und schmeiß das alles durcheinander<br />
und auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> und im Zimmer<br />
herum. Siehst du, das ist dann ‚a purpuruan’.<br />
Sünde, ein Graben, der trennt; etwas<br />
was nicht in Ordnung ist und deshalb<br />
das Leben der Gemeinschaft bedroht.<br />
Jemand hat da etwas getan, was die<br />
Gemeinschaft bedroht.<br />
Die traditionelle Gemeinschaft<br />
schützte sich gegen eine erneute Bedrohung,<br />
indem sie <strong>den</strong> Täter nach<br />
dem Gesetz des Dorfes bestrafte. Vgl.<br />
Mt 5:38 ‚Auge um Auge, Zahn um<br />
Zahn’. Die Strafe war hart, aber die<br />
Ordnung war wieder hergestellt.<br />
Jetzt bestraft das Gericht <strong>den</strong> Täter<br />
nach europäischem Denken: mit Gefängnis<br />
oder mit einer Geldstrafe. Gefängnis<br />
ist für die Leute keine Strafe,<br />
<strong>den</strong>n da geht es dem Täter besser als<br />
im Dorf. Er bekommt regelmäßig zu<br />
essen und hat ein gutes Bett. Die Leute<br />
lachen darüber, und die Täter auch.<br />
Die Ordnung wird nicht wieder hergestellt.<br />
Das Dorf und das Land kommen<br />
mehr und mehr in Unordnung.<br />
Wir sprechen heute vom ‚Law and order<br />
problem’ des Landes.<br />
Und Vergebung?<br />
Eine traditionelle Gemeinschaft kann<br />
sich Vergebung nicht leisten. Vergebung<br />
ist wie ein Geschenk, das ich dem<br />
anderen gebe; und eine traditionelle<br />
Gemeinschaft gibt keine Geschenke.<br />
Deshalb wird auch <strong>bei</strong> Hochzeitsgeschenken<br />
im allgemeinen immer noch<br />
der Preis auf das Geschenk geschrieben.<br />
Aber auch wenn er nicht drauf<br />
steht, der Preis steht im Gedächtnis.<br />
Vor einiger Zeit kamen ein paar Leute<br />
aus dem Dorf abends zu mir. „Pater,<br />
unsere Bäuche sind nicht gut; wir sind<br />
ärgerlich?“ „Und warum?“ „Du weißt<br />
doch, dass To Lui seine Frau verhauen<br />
hat. Jetzt wollten wir ihn vor Gericht<br />
ziehen, aber er sagte, er habe die Sache<br />
schon ge<strong>bei</strong>chtet. Was sagst du dazu?“<br />
„Haben die <strong>bei</strong><strong>den</strong> die Sache noch<br />
nicht bereinigt?“ „Natürlich nicht. Er<br />
muss sein Unrecht mit 10 Fa<strong>den</strong> Muschelgeld<br />
bezahlen. Dann sieht die<br />
Frau das Muschelgeld und dann können<br />
sich <strong>bei</strong>de die Hand geben. Ohne<br />
Muschelgeld will sie ihm nicht die<br />
Hand geben. So <strong>den</strong>ken wir.“<br />
Ja, so <strong>den</strong>ken sie. Wiedergutmachung:<br />
etwas Äußerliches. Reue, Verzeihen,...<br />
in ihrer Sprache gab es ursprünglich<br />
kein Wort dafür. Die ersten Missionare<br />
haben Worte dafür geprägt.<br />
Und dann gehen sie zur Beichte, und<br />
der Priester sagt, „Zur Buße bete drei<br />
‚Vater unser’ und drei ‚Gegrüßet seist<br />
du Maria’.“ Gebet gegen teures Muschelgeld.<br />
Da geht er lieber zur Beichte.<br />
Das ist billiger. Und weil es seiner<br />
Meinung nach zu billig ist, lässt er es.<br />
Die Beichte stirbt aus unter <strong>den</strong> Leuten.<br />
Mord oder Todschlag?<br />
Wir waren da<strong>bei</strong>, mein altes Haus abzubrechen.<br />
Ein kleines Kind hampelte<br />
zwischen <strong>den</strong> Brettern und Steinen<br />
herum. Ich sagte dem Vater, „Tu dein<br />
Kind da weg. Nicht dass es hinfällt.“<br />
Er kümmerte sich nicht drum. Es fiel<br />
dann auch hin und schrie. Der Vater<br />
sagte zu mir, „Pater, du musst die<br />
Schmerzen meines Kindes bezahlen.“<br />
„Aber ich hab dir doch gesagt, dass du<br />
das Kind da wegtun sollst.“ „Aber es<br />
hat sich die Wunde in deinem Haus<br />
geholt.“ Ein Ar<strong>bei</strong>ter stand auf meiner<br />
Seite, zwei auf der Seite des Vaters. Um<br />
des lieben Frie<strong>den</strong>s willen holte ich ein<br />
Päckchen Biskuits und gab sie dem<br />
Kinde.<br />
Absicht oder nicht? Ein wesentlicher<br />
Unterschied für Europäer. Kein Unterschied<br />
für eine traditionelle Gemeinschaft.<br />
Sie sieht nur <strong>den</strong> Endeffekt der<br />
Tat: da ist ein Kind am schreien; ihm<br />
ist Schmerz zugefügt wor<strong>den</strong>. Mit Absicht<br />
oder nicht, das spielt keine Rolle.<br />
Der Täter ist immer schuldig und<br />
muss deshalb immer büßen.<br />
178 179
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Die Geschichte der Brezel<br />
und des Bäckerwappens<br />
Wahrscheinlich wurde die Brezel<br />
im 7. Jahrhundert von einem italienischen<br />
Mönch erfun<strong>den</strong>. Das älteste<br />
nachweisbare Bäckerwappen datiert<br />
von 1111 nach Christus, wo<strong>bei</strong> die<br />
Brezel bereits als Berufszeichen der<br />
Bäcker auftauchen. Warum sich die<br />
Bäcker gerade für Brezel entschie<strong>den</strong>,<br />
erklärt die Geschichte dieses Gebäckes.<br />
Denn die Brezel zählten zu<br />
<strong>den</strong> Gebildbroten antiken-christlichen<br />
Ursprungs. Ihr Name verweist über<br />
das althochdeutsche „Brezitella“ auf<br />
das lateinische „Bracchiatellium“, zu<br />
übersetzen etwa mit „Ärmchen“: Die<br />
Brezel symbolisiert zum Beten verschränkte<br />
Arme. Aus dem römischen<br />
Ringbrot, das im frühen Christentum<br />
für das Abendmahl verwendet wurde,<br />
entstand zunächst eine abgewandelte<br />
Form, <strong>bei</strong> der ein Arm – ähnlich einer<br />
Sechs – über <strong>den</strong> Ring hinausragte.<br />
Das älteste Bäckerwappen verfügt auch<br />
schon über Löwen, allerdings in unbeholfener<br />
Form. Im Jahre 1323 verlieh<br />
Kaiser Ludwig von Bayern (1314 bis<br />
1347) <strong>den</strong> Münchener Bären für ihr<br />
Mitwirken und tapferes Verhalten in<br />
der Mühldorfer Schlacht (28. September<br />
1322) in Fahne und Wappen<br />
<strong>den</strong> Deutschen Reichsadler und bestätigte<br />
ihnen erstmals das Recht, in<br />
das Wappen zwei gekreuzte Schwerter<br />
aufzunehmen. 1348 wurde die Brezel<br />
zusätzlich mit der Böhmischen Königskrone<br />
überhöht. Karl der V. verlieh<br />
im Jahr 1529 <strong>den</strong> Wiener Bäckern<br />
für ihre Verdienste während der ersten<br />
Türkenbelagerung von Wien offiziell<br />
die <strong>bei</strong><strong>den</strong> aufgerichteten Löwen. Als<br />
die Türken Wien belagerten, wollten<br />
sie des Nachts einen Stollen unter der<br />
Stadtmauer durchgraben. Die Brezelbäcker,<br />
die stets in der Nacht ar<strong>bei</strong>teten,<br />
sollen die klopfen<strong>den</strong> Geräusche<br />
zuerst gehört haben. Man sagt, sie<br />
kämpften wie die Löwen, weshalb sie<br />
seitdem zwei aufgerichtete Löwen in<br />
ihrem Wappen, die eine Brezel in der<br />
Mitte tragen, führen.<br />
Zunftwappen der Bäcker im Freiburger Münster<br />
Die Wut des anderen muss deinen<br />
Standpunkt nicht verändern<br />
Immer wieder geraten wir Menschen in Gesprächen und Diskussionen an einen<br />
Siedepunkt, wo wir spüren: Jetzt muss ich <strong>bei</strong> meiner Überzeugung bleiben,<br />
wenn ich mich nicht selbst verleugnen will. Um des lieben Frie<strong>den</strong>s willen eine<br />
Notwendigkeit überspringen, kann nicht richtig sein. Es gibt Situationen, wo<br />
man sich trennen muss.<br />
Gefühle und Empfindungen in uns sind wichtig und<br />
geben uns eine Richtung an.<br />
Aber sie dürfen nicht überhand gewinnen. Der angestrebte Sachverhalt darf<br />
nicht weggespült wer<strong>den</strong>, wenn er als notwendig erkannt ist. Das ist der Rückhalt,<br />
damit du gegenüber dem anderen beharrlich sein darfst und musst.<br />
Die Wut des anderen muss deinen Standpunkt nicht verändern.<br />
Text und Foto: Joachim Jenkner<br />
180 181
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Heinz Rohenkohl<br />
Aller Anfang ist schwer<br />
Jules Chevalier<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
die katholische Kirche feiert heute das<br />
Fest der ohne Erbsünde empfangenen<br />
Jungfrau und Gottesmutter Maria und<br />
wir zudem <strong>den</strong> 155. Geburtstag unserer<br />
Or<strong>den</strong>s ge meinschaft, der Missionare<br />
vom hlst. Herzen Jesu. Der Name<br />
des Gründers ist Jules Chevalier.<br />
Jules Chevalier, wer ist das?<br />
Blättern wir zurück.<br />
An einem Tag im Juli 1859. Es ist<br />
gerade kurz nach Mittag. Da läutet ein<br />
Priester an der Tür des Pfarrhauses von<br />
Ars. Ener gisches Gesicht, abgenutzter<br />
Talar. Es ist Père Chevalier, 35 Jahre<br />
alt, seit acht Jahren Vikar des Pfarrers<br />
von Issoudun. Ein Freund hatte<br />
ihn zu einer Wall fahrt nach La Salette<br />
eingela<strong>den</strong>. Um je<strong>den</strong> Preis wollte er<br />
<strong>den</strong> Umweg über Ars machen. Denn<br />
er braucht Rat und Ermutigung. Wer<br />
anders als der Jean-Marie Vianney<br />
könnte sie ihm geben?<br />
Auf das Läuten am Pfarrhaus reagiert<br />
nie mand. Zögernd zieht Père Chevalier<br />
noch einmal am Glockenstrang.<br />
Man hört Schrit te. Die Tür wird<br />
heftig aufgerissen. Ein Priester, mit<br />
zorngerötetem Gesicht, erscheint.<br />
Die Tatsache, dass der Störenfried<br />
ein Priester ist, kann <strong>den</strong> Zürnen<strong>den</strong><br />
keineswegs beruhigen. Im Gegenteil:<br />
- Nur Priester können so unverschämt<br />
sein! Der Herr Pfarrer empfängt niemand!<br />
Krachend fällt die Tür ins<br />
Schloss. Traurig zieht Père Chevalier<br />
von dannen. Er kommt allerdings<br />
nicht weit. Eine Stimme ruft:<br />
- Hochwür<strong>den</strong>! Hochwür<strong>den</strong>!<br />
Es ist der gleiche Priester.<br />
- Entschuldigen Sie, bitte, meine<br />
schlechte Laune! Wir wer<strong>den</strong> so oft<br />
gestört! Treten Sie ein! Gleich wird<br />
der Herr Pfarrer Sie empfangen! Er ist<br />
müde, nun geht es ihm besser.<br />
Welch plötzlicher Sinneswandel! Der<br />
Pfarrer hat sicherlich die Abfuhr mitbekommen<br />
und darauf bestan<strong>den</strong>, <strong>den</strong><br />
ungelegenen Besucher zu empfangen.<br />
Er steht eben allen und zu jeder Zeit<br />
zur Verfügung.<br />
Père Chevalier, tief berührt von der<br />
Begegnung mit diesem heiligmäßigen<br />
Priester, erzählt von seiner kleinen<br />
Gründung und von dem Ziel, das er<br />
sich gesteckt hat. Der Pfarrer macht<br />
ihm Mut, trotz Enttäuschungen und<br />
Rückschlägen <strong>den</strong> eingeschlagenen<br />
Weg fortzusetzen.<br />
Wenige Tage nach dieser Begegnung<br />
stirbt dieser heiligmäßige Priester.<br />
Diese Begegnung des Pfarrers von Ars<br />
und des Père Jules Chevalier ist mehr<br />
als eine Episode; es ist die Begegnung<br />
zweier Generationen von Priestern,<br />
die Frankreich neu evangelisiert haben,<br />
ein Frankreich, das von der Revolution<br />
verheerend heimgesucht<br />
wor<strong>den</strong> war. Die erste Priestergeneration<br />
nach der Revolution von 1789<br />
versuchte mit spärlichen Mitteln das<br />
Wesentliche zu retten und wiederherzustellen.<br />
Die zweite Generation<br />
übernahm die Aufgabe, <strong>den</strong> Glauben<br />
zu verankern, zu vertiefen. Jetzt ist die<br />
Gefahr für die Kirche nicht mehr die<br />
offene Feindseligkeit, die ihr in <strong>den</strong> ersten<br />
Jahrzehnten nach der Re volution<br />
Basilika und Missionshaus der Herz-Jesu-Missionare in Issoudun<br />
entgegenschlug, jetzt ist es die Gleichgültigkeit.<br />
Sie ist es, die neue Apostel<br />
auf <strong>den</strong> Plan ruft.<br />
Für Jules Chevalier und die Priester<br />
seiner Generation ist die Konfrontation<br />
mit der all gemeinen Gleichgültigkeit<br />
ein Schock, eine Erschütterung.<br />
In ihr sehen sie die Quelle der Übel<br />
ihrer Zeit. Wenn Gott abwesend ist,<br />
womit soll man das Leben regeln, das<br />
Leben des Einzelnen und das Leben<br />
der Gesellschaft?<br />
Die Priester predigen folglich nicht<br />
mehr so sehr die Rückkehr zum Praktizieren,<br />
noch die Notwendigkeit der<br />
Buße. Sie sprechen vor allem über<br />
Gott, über einen Gott, <strong>den</strong> man nicht<br />
mehr kennt, <strong>den</strong> man vergessen hat.<br />
Man kann weder die Rolle des Père<br />
182 183
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Chevalier noch seine Berufung verstehen,<br />
wenn man nicht diese Zeitumstände<br />
berücksichtigt. Die Botschaft<br />
unseres Stifters ist letztlich für die ganze<br />
Welt bestimmt, hat ihren Ursprung<br />
und ihre Weiterentwicklung aber<br />
in <strong>den</strong> besonderen Umstän<strong>den</strong> und<br />
Gegebenheiten der damaligen Zeit in<br />
Frankreich.<br />
Der Leiter des Priesterseminars in<br />
Bourges, ein gewisser Abbé Pierre Gasnier,<br />
versucht dem jungen Jules Chevalier<br />
seine utopischen Pläne, ferne<br />
Länder zu missionieren, aus dem Kopf<br />
zu schlagen. Er rät dem jungen Abbé,<br />
er solle zuerst ein mal daran <strong>den</strong>ken,<br />
z.B. eine Pro vinz stadt wie Issoudun zu<br />
bekehren.<br />
Dieser Vorschlag war nicht ganz ohne<br />
Ironie, <strong>den</strong>n diese Stadt von 15.000<br />
Einwohnern galt als die am meisten<br />
antikle rikale und der Religion entfremdete<br />
Stadt der Region; sie ist es bis<br />
heute geblieben.<br />
Ein langer Weg<br />
In Richelieu, der Heimat des berühmten<br />
gleichnamigen Kardinals und<br />
Politikers, 1824 geboren, wächst er als<br />
drittes Kind in einer armen Familie<br />
auf. Die tief religiöse Prägung erfährt<br />
er durch seine Mutter. Sein Wunsch<br />
Priester zu wer<strong>den</strong> scheitert am Geld.<br />
Für Jules ein harter Schlag!<br />
Er wird zunächst Schuster.<br />
Wunder geschehen immer dann, wenn<br />
man sie am wenigsten erwartet. Eines<br />
Tages kehrt ein Reisender im Gasthaus<br />
von Richelieu ein, um ein Glas zu<br />
trinken. Beim Gespräch mit dem Wirt<br />
erwähnt er, dass er einen Fortsaufseher<br />
suche. Die Kellnerin, die zugehört hat,<br />
sagt, sie kenne einen solchen Mann,<br />
wie ihn der Reisende sich vorstelle.<br />
– Es sind sehr gute Leute und ihr Sohn<br />
möchte Priester wer<strong>den</strong>. Die Sache ist<br />
schnell erledigt und in der Euphorie<br />
des Augenblicks fügt der Gast hinzu,<br />
er würde glücklich sein, die Pension<br />
eines Seminaristen zu bezahlen. Der<br />
Weg ist geebnet, der Herzenswunsch<br />
des Jules Chevalier geht in Erfüllung.<br />
Am 14. Juni 1851 wird Jules Chevalier<br />
in der Kathedrale von Bourges zum<br />
Priester geweiht. Schon nach kurzer<br />
Zeit versetzt ihn sein Bischof nach Issoudun.<br />
Diese Berufung kann er vor<br />
Freude nicht fassen. Dieser Ort war<br />
für <strong>den</strong> Bischof mehr als ein Problem.<br />
Viele Bürger hatten in Folge der Revolution<br />
die Stadt verlassen. Die Leute<br />
wollten frei sein von jeder Bevormundung,<br />
der des Staates, aber auch der der<br />
Kirche. Nicht wenige Priester und Or<strong>den</strong>sleute<br />
hat ten ihren Stand aufgegeben,<br />
hatten geheiratet und Familien<br />
gegründet. All das hatte dazu geführt,<br />
die Menschen der Kirche noch mehr<br />
zu entfrem<strong>den</strong>. Schon 1830 hatte der<br />
Pfarrer dem Bischof berichtet: „Die<br />
moralische Revolution ging hier tiefer<br />
als anderswo. Nirgend wo gibt es einen<br />
vollständigeren Bruch mit der Vergangenheit.“<br />
In Issoudun wird sein Ar<strong>bei</strong>tgeber<br />
ein älterer Pfarrer, ein Priester, ausgestattet<br />
mit Güte, Klugheit und<br />
Weitsicht. Und dort trifft er zu seiner<br />
großen Überraschung als Mitar<strong>bei</strong>ter<br />
Abbé Maugenest, einen ehemaligen<br />
Mitschüler. Schon damals hatte Abbé<br />
Chevalier <strong>bei</strong> sich gedacht, dass dieser<br />
junge Stu<strong>den</strong>t der ideale Weggefährte<br />
sei, um eine Kongregation von <strong>Missionaren</strong><br />
zu grün<strong>den</strong>.<br />
Nach langem Zögern fasst sich Abbé<br />
Che valier ein Herz und spricht diesen<br />
jungen Priester direkt an: Ich<br />
sage zu ihm: zwei Wun<strong>den</strong> ätzen unser<br />
unglückliches Jahrhundert: die<br />
Gleichgültigkeit und der Ego ismus. Es<br />
bedarf eines wirksamen Mittels, diese<br />
zwei Übel zu heilen. Dieses Heilmittel<br />
findet man im hlst. Herzen Jesu,<br />
das nur Liebe und Nächstenliebe ist.<br />
Dieses anbetungswürdige Herz, das<br />
uns ergeben ist, wird von <strong>den</strong> Menschen<br />
nicht genug geliebt. Sie kennen<br />
nicht die Schätze, die es enthält. Man<br />
braucht also Priester, die sich mühen,<br />
es bekannt zu machen. Sie wer<strong>den</strong> <strong>den</strong><br />
Namen Missionare des hlst. Herzens<br />
tragen.<br />
Abbé Maugenest ist betroffen. Denn<br />
er hat te die gleiche Idee. Die <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />
Priester beschließen, zunächst einmal<br />
mit ihrem Pfarrer zu re<strong>den</strong>. Der reagiert<br />
etwas nach <strong>den</strong>klich und zurückhaltend.<br />
Schließlich aber antwortet der<br />
gütige Alte:<br />
- Meine Freunde, ich teile nicht nur<br />
eure Gefühle, ich möchte euch mit allen<br />
Kräften unterstützen, um ein Haus<br />
von <strong>Missionaren</strong> des hlst. Herzens in<br />
Issoudun zu errichten.<br />
Das liebe Geld<br />
Es bleibt aber das finanzielle Problem.<br />
In dieser aussichtslosen Situation<br />
schlägt Jules seinem Mitstreiter sein<br />
bewährtes Mittel vor: eine Novene, ein<br />
neuntägiges Gebet! Es ist gerade Ende<br />
November, und dieser 8. De zember<br />
des Jahres 1854 wird ein großer Tag<br />
wer<strong>den</strong>: Papst Pius IX. wird an diesem<br />
Tag feierlich das Dogma der Unbefleckten<br />
Empfängnis verkün<strong>den</strong>, das<br />
Fest, das wir heute feiern.<br />
Die Novene wird also am 30. November<br />
begonnen, um sie am 8. Dezember<br />
zu been<strong>den</strong>.<br />
Nach dem Festhochamt an diesem 8.<br />
Dezember erreicht <strong>den</strong> Père Chevalier<br />
die Mit teilung, dass ein Herr ihn<br />
zu sprechen wünscht. Der ihm unbekannte<br />
Herr sagt, er sei nur Vermittler.<br />
Er berichtet, dass eine anonyme<br />
Person 20.000 Francs für ein Werk<br />
zum Seelenheil der Bewohner des<br />
Berry schenken wolle, nach Möglichkeit<br />
für ein Missionshaus. Eine einzige<br />
Bedingung: dieses Werk muss die Billigung<br />
des Erzbischofs haben. Später<br />
wird sich herausstellen, dass ein Freund<br />
des Seminarleiters, Priester aus einer<br />
wohlhaben<strong>den</strong> Familie in der Nähe<br />
von Issoudun, der von <strong>den</strong> Absichten<br />
des Abbé Chevalier ganz angetan war,<br />
wohl hinter dieser Spen<strong>den</strong>aktion zu<br />
suchen ist.<br />
Ende Januar 1855. Der gute alte Pfarrer<br />
sucht nach dem Gottesdienst seine<br />
<strong>bei</strong><strong>den</strong> Vikare auf und sagt ihnen, dass<br />
er in <strong>den</strong> letzten Wochen nicht untätig<br />
geblieben sei, dass er gesucht habe. Er<br />
ist glücklich, ihnen sagen zu können,<br />
dass eine vornehme Dame, von der<br />
Gnade Gottes erleuchtet, ein jährliches<br />
Einkommen von 1.000 Francs<br />
zusichert, solange sie diese nötig hätten...<br />
184 185
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Nach langen, zähen, letztlich erfolglosen<br />
Verhandlungen mit dem<br />
bischöflichen Rat entscheidet der Bischof<br />
gegen das Votum der Ratsmitglieder.<br />
Dieser 8. Dezember 1854 ist somit der<br />
Geburts tag unserer Or<strong>den</strong>sgemeinschaft.<br />
Fünf Jahre lang waren diese<br />
<strong>bei</strong><strong>den</strong> Priester die einzigen Mitglieder<br />
der neuen Gemeinschaft. P. Maugenest<br />
wurde bald vom Bischof zurückgerufen,<br />
damit er für die Diözese ar<strong>bei</strong>tet.<br />
1881 kam der große Durchbruch, als<br />
der Papst der kleinen Gemeinschaft<br />
die Mission in Neuguinea übertrug!<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
wenn Sie Ihren Glauben, Ihr Engagement<br />
einbringen in die heute gewiss<br />
nicht leichte pädagogische Ar<strong>bei</strong>t,<br />
dann setzen Sie fort, was vor mehr als<br />
150 Jahren ein überzeugter Priester<br />
und Missionar eingebracht hat.<br />
Predigt am 8.12.2009 im<br />
Johanneum (Homburg)<br />
HERZ-JESU-MISSIONARE<br />
Heinz Rohenkohl<br />
Bruder Walter Schürer –<br />
Gol<strong>den</strong>es Jubiläum<br />
Wem das weitläufige Gelände des Johanneums<br />
in Homburg vertraut ist,<br />
der kann am ehesten erahnen, wie viele<br />
Kilometer unser Jubilar in <strong>den</strong> langen<br />
Jahren, in <strong>den</strong>en er dort im Einsatz<br />
war, zurückgelegt hat. Jetzt, wo er in<br />
Kürze sein 70. Lebensjahr vollen<strong>den</strong><br />
wird, hätte er wohl ein Elektrorad verdient,<br />
um seinen Verpflichtungen mit<br />
weniger Anstrengung nachzukommen.<br />
Sein Lebensweg begann 1940 in Herzogenrath-Merkstein.<br />
1960 trat er in die Gemeinschaft der<br />
Herz-Jesu-Missionare ein. Da es für<br />
ihn als Maschinenbauzeichner im Or<strong>den</strong><br />
kein Betätigungsfeld gab, erlernte<br />
er <strong>bei</strong> <strong>den</strong> <strong>Hiltruper</strong> Schwestern das<br />
Gärtnerhandwerk. Im Nutzgarten, in<br />
<strong>den</strong> Anlagen und auf dem Friedhof<br />
konnte er sich phantasievoll entfalten.<br />
Als 1972 die Gartenar<strong>bei</strong>t weitgehend<br />
eingestellt wurde, bildete er zusammen<br />
mit Bruder Heinz Zimmermann (†<br />
2000) so etwas wie eine „Handwerker-<br />
Feuer wehr“. So lernten <strong>bei</strong>de durch<br />
ihre Ar<strong>bei</strong>tseinsätze bald die ganze<br />
Provinz kennen, bis Br. Schürer 1979<br />
nach Homburg versetzt wurde.<br />
Mit seiner freundlichen, hilfsbereiten<br />
Art hat er sich in der Schule und <strong>bei</strong><br />
<strong>den</strong> Firmen, die sich in <strong>den</strong> ehemaligen<br />
Internatshäusern angesiedelt haben,<br />
viele Freunde erworben. „Walter,<br />
hast Du mal einen Augenblick Zeit“<br />
wurde zum geflügelten und ihn kennzeichnen<strong>den</strong><br />
Wort. Er konnte und<br />
kann auch heute noch nicht „nein“<br />
sagen, wenn er um einen Gefallen gebeten<br />
wird.<br />
Als im Jahre 2000 der Umzug der<br />
Kommunität ins Haus Chevalier (dem<br />
ehemaligen Internatstrakt der Oberstufe)<br />
anstand, wurde er die rechte<br />
Hand des Architekten Eckhart Kluge<br />
und des Bauunternehmers Markus<br />
Ecker. Dann geschah folgendes:<br />
Als die Kommunität zum Christfest<br />
2000 in Speyer war, entlud sich über<br />
Homburg ein derartiges Gewitter, dass<br />
der neu eingerichtete Erholungsraum<br />
von Wasser überflutet wurde, weil die<br />
Kanalisation noch nicht zufrie<strong>den</strong>stellend<br />
funktionierte. Der von Br. Schürer<br />
frisch verlegte Parkettbo<strong>den</strong> wurde<br />
ein Opfer des „Segens von oben“.<br />
Ohne zu murren riss Walter fast <strong>den</strong><br />
ganzen Bo<strong>den</strong> heraus und verlegte ihn<br />
mit gewohnter Präzision neu.<br />
Wenn er am 1. November auf 50 Jahre<br />
Or<strong>den</strong>sleben zurückblicken kann und<br />
am 13. Dezember sein 70. Lebensjahr<br />
vollendet, dann sollte eigentlich<br />
der Zeitpunkt gekommen sein, die<br />
Hände in <strong>den</strong> berühmten Schoß zu<br />
legen und sich mehr um die Hobbys<br />
zu kümmern. Er ist lei<strong>den</strong>schaftlicher<br />
Fotograph, Tüftler und Bastler. Wer<br />
einmal in die Nähe seiner „Klosterzelle“<br />
kommt, kann sich selbst ein Bild<br />
von seiner Vorliebe für selbstgebastelte<br />
Buddelschiffe machen. Im Haus<br />
Linckens steht ein aus Holz maßstabgerechtes<br />
Modell des <strong>Hiltruper</strong> Missionshauses,<br />
das er zusammen mit Br.<br />
Zimmermann angefertigt hat. Die wenige<br />
Zeit, die ihm neben Ar<strong>bei</strong>t und<br />
Hobbypflege verbleibt, verwendet er<br />
zum Lesen. Sein Allgemeinwissen, vor<br />
allem in Kunst, Musik und Geschichte,<br />
überrascht immer wieder.<br />
186 187
<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Bruder Heinrich Kaltefleiter<br />
MSC<br />
Heinrich Kaltefleiter wurde am<br />
19.04.1928 in Verl-Bornholte geboren.<br />
Nach seiner Schulausbildung erlernte<br />
er das Frisör-Handwerk und ar<strong>bei</strong>tete<br />
zunächst in diesem Beruf.<br />
Dann entschloss er sich, in die Gemeinschaft<br />
der Herz-Jesu-Missionare<br />
einzutreten.<br />
Er wurde am 23.11.1948 in Hiltrup<br />
ins Postulat aufgenommen, dann folgte<br />
die Aufnahme ins Brüdernoviziat. Mit<br />
der 1. Profess am 27.05.1950 band er<br />
sich an die Gemeinschaft, die Ewige<br />
Profess feierte er am 20.05.1956.<br />
Zusätzlich zu seinem Beruf als Frisör<br />
erlernte er das Schneiderhandwerk. In<br />
München erlangte er <strong>den</strong> Meistertitel<br />
„Herrenschneider“. In der Schneiderei<br />
des Missionshauses hat er viele Talare,<br />
Anzüge, Jacken und Hosen für die<br />
Mitbrüder gefertigt.<br />
Bis in die letzten Tage vor seiner<br />
schweren Krankheit war er als Frisör<br />
und Schneider tätig. Viele Jahre seines<br />
Or<strong>den</strong>slebens war Bruder Kaltefleiter<br />
auch Sakristan in der Missionshaus-<br />
Kapelle, später im Neuen Missionshaus.<br />
Neben diesen Tätigkeiten fand<br />
er noch Zeit, mit großem Einsatz in<br />
der Pflege der alten Mitbrüder tatkräftig<br />
zu helfen. Viele hat er bis zu ihrem<br />
Tode begleitet. Bruder Heinrich war<br />
eher ein stiller, unauffälliger Mensch;<br />
er liebte es, in seiner Freizeit Texte,<br />
die ihm zusagten, in Kalligraphie zu<br />
schreiben – das hat ihm große Freude<br />
bereitet. – In <strong>den</strong> letzten Jahren wurde<br />
er von schweren Krankheiten heimge-<br />
sucht, aber er hat alles tapfer und geduldig<br />
getragen. Mehr als 60 Jahre<br />
lebte er in der <strong>Hiltruper</strong> Kommunität.<br />
Bruder Heinrich war es vergönnt, am<br />
24. Mai 2010 mit seinen Mitbrüdern<br />
und mit vielen Angehörigen das Fest<br />
seines Diamantenen Or<strong>den</strong>sjubiläums<br />
zu feiern.<br />
Nach Aufenthalten in der Universitätsklinik<br />
und dem Herz Jesu Krankenhaus<br />
starb er am 26. September im<br />
Haus Franziska.<br />
Er war in seinem Leben ein fleißiger,<br />
beschei<strong>den</strong>er, hilfsbereiter und tieffrommer<br />
Or<strong>den</strong>smann – er machte<br />
von sich kein Aufheben, aber er war<br />
zur Stelle dort, wo er mit seinen Fähigkeiten<br />
dem Wohl der anderen dienen<br />
konnte.<br />
Das Requiem feierten wir in der Klosterkapelle<br />
des Missionshauses Hiltrup<br />
am 30. September 2010, anschließend<br />
erfolgte die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof.<br />
Bruder Theo Köning MSC<br />
Nach einem langen, von Nächstenliebe<br />
und totalem Einsatz für die Menschen<br />
geprägten Leben starb unser<br />
Mitbruder am frühen Morgen des 08.<br />
Oktober 2010.<br />
Theo Köning wurde am 20. April<br />
1926 in Horstmar geboren. Nach<br />
der Volksschule und einer Lehre als<br />
Industriekaufmann wurde er kurz<br />
vor Kriegsende zur Wehrmacht eingezogen<br />
und entkam nur knapp der<br />
Kriegsgefangenschaft.<br />
Theo Köning trat am 2. Januar 1948<br />
ein in die Gemeinschaft der „Missionare<br />
vom heiligsten Herzen Jesu“ in<br />
Münster-Hiltrup. Am 30.06.49 band<br />
er sich durch die Erste Profess an die<br />
Gemeinschaft – die Ewige Profess feierte<br />
er am 30. Juni 1955.<br />
‚Anderen zu helfen’ – dieser Gedanke<br />
faszinierte ihn und er entschloss sich,<br />
das zu seinem Lebensziel zu machen -<br />
mit dem festen Vorsatz, in die Mission<br />
zu gehen. Am 2. Oktober 1952 brach<br />
er auf, sein Ziel: Papua-Neuguinea,<br />
Neubritannien. Br. Köning leitete dort<br />
<strong>den</strong> Einsatz auf der Pflanzung Takabur,<br />
später war er in Vunapope tätig.<br />
Obwohl Bruder Köning ursprünglich<br />
vorhatte, sein ganzes Leben in der<br />
Mission zu verbringen, kehrte er 1972<br />
doch nach Hiltrup zurück. Er übernahm<br />
dort die gerade freigewor<strong>den</strong>e<br />
Stelle im Sekretariat des Kardinal-von-<br />
Galen-Gymnasiums. 19 Jahre versah<br />
er mit hohem persönlichem Engagement<br />
und Akkuratesse die Ar<strong>bei</strong>t<br />
im Schulbüro; nach Feierabend und<br />
nachts schrieb er Hunderte Briefe,<br />
verschickte Päckchen und engagierte<br />
sich im Rahmen der „Hilferufe von<br />
drüben“ für bedürftige DDR-Bürger –<br />
einzelne besuchte er auch öfter. Immer<br />
wieder erzählte er in Vorträgen von<br />
dem, was <strong>den</strong> Menschen in der DDR<br />
geschah und wie ihnen geholfen wurde.<br />
1991verliess er <strong>den</strong> aktiven Schuldienst<br />
und übernahm die Buchhaltung<br />
im Missionshaus und <strong>den</strong> Pfortendienst.<br />
Jedem gab er ein gutes Wort<br />
mit auf <strong>den</strong> Weg – oft in plattdeutsch<br />
gesprochen. Sein „Freizeit“-Einsatz für<br />
die Menschen verlagerte sich nun nach<br />
Königsberg und Polen. Viele Pakete<br />
und LKW-Ladungen wur<strong>den</strong> dorthin<br />
geschickt, mehrfach hat Br. Theo die<br />
Transporte begleitet.<br />
Für seine Verdienste um die Mitmenschen<br />
wurde Bruder Theo am 1.<br />
Juli 1991 mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande ausgezeichnet. Im<br />
Dezember 2006 erhielt er auch das<br />
Verdienstkreuz „pro piis meritis“ des<br />
Malteseror<strong>den</strong>s.<br />
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<strong>Hiltruper</strong> Monatsheft<br />
Wir Mitbrüder, aber auch unzählige<br />
Menschen, haben Br. Theo viel zu verdanken;<br />
Durch sein Wirken hat er die<br />
Liebe überzeugend vorgelebt – viele<br />
sind durch ihn zum Glauben gekommen<br />
und im Glauben gestärkt wor<strong>den</strong>.<br />
Das Requiem feierten wir in der<br />
St.-Clemens-Pfarrkirche Hiltrup am<br />
13. Oktober 2010.<br />
Anschließend erfolgte die Beisetzung<br />
auf unserem Klosterfriedhof.<br />
Unsere Liebe Frau vom<br />
hlst. Herzen Jesu, Kroatien<br />
190<br />
Verstorbene Schwestern<br />
Schwester M. Bernadetta MSC –<br />
Anna Helleis, geb. 16.4.1924 in<br />
Parabutsch, Jugoslawien,<br />
erste Profess 3.2.1955<br />
Stationen ihres Lebens:<br />
Essen – Borbeck, Hiltrup,<br />
gest. 25.8.2010 in Hiltrup<br />
Schwester M. Sigmunda MSC –<br />
Theresia Renninger,<br />
geb. 8.3.1925 in Reiterswiesen,<br />
erste Profess 16.8.1950<br />
Stationen ihres Lebens:<br />
Lima, Arequipa, Acari,<br />
gest. 31.8.2010 in Lima<br />
Schwester M. Gebtraud MSC –<br />
Elisabeth Kemmerling,<br />
geb. 15.10.1921 in Duisburg,<br />
erste Profess 3.2. 1951<br />
Stationen ihres Lebens:<br />
E-Borbeck, Hamburg, Oeventrop,<br />
gest. 26.9.2010 in Arnsberg<br />
Schwester M. Romedia MSC –<br />
Anna Scharlau,<br />
geb 25.9.1911 in Leg<strong>den</strong>,<br />
erste Profess: 3.2.1936<br />
Stationen ihres Lebens: E-Borbeck,<br />
Holzwickede, Berghofen, Hellefeld,<br />
Oeventrop,<br />
gest. 28.9.2010 in Oeventrop<br />
Schwester M. Trudhilde MSC -<br />
Johanna Keggenhoff,<br />
geb. 9.3.1913 in Echthausen<br />
erste Profess 3.2.1937<br />
Stationen: Hiltrup, Oeventrop,<br />
gest. 31.10.2010 in Oeventrop<br />
Verstorbene Förderer<br />
Frau Margret, Riesau<br />
Franz Böking, Ochtrup<br />
Gabriele Barton, Drensteinfurt<br />
Regina Prinze, Hörstel<br />
Anna Markötter, Südlohn<br />
Maria Diesveld, Bedburg-Hau<br />
Frau Domhöver, Hiddingsel<br />
Buchtipp<br />
Jacques Dupuis<br />
Unterwegs zu einer christlichen Theologie<br />
des religiösen Pluralismus<br />
Herausgegeben von Ulrich Winkler,<br />
mit einem Vorwort von Hans Wal<strong>den</strong>fels,<br />
übersetzt aus dem Englischen von<br />
Sigrid Rettenbacher unter Mitar<strong>bei</strong>t<br />
von Christian Hackbarth-Johnson und<br />
Wilhelm Schöggl (Salzburger Theologische<br />
Studien 38 / interkulturell 5)<br />
600 Seiten, 15 x 22,5 cm, Broschur<br />
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2010<br />
ISBN 978-3-7024-3049-4<br />
€ 29,95<br />
Das Hauptwerk ‚Dupuis‘: ein Lehrbuch<br />
zur Religionstheologie<br />
Titelbild:<br />
Südseeinsulaner trieft vom Meerwasser<br />
Foto: MSC-Archiv<br />
Rückseite:<br />
Tropische Blume<br />
Foto: Klaus Eppmann<br />
IMPRESSUM 118. Jahrgang<br />
<strong>Hiltruper</strong> Missionare GmbH<br />
Johanniterstraße 6, 48145 Münster<br />
Telefon 0 25 1/93 30 1-29<br />
Telefax 0 25 1/93 30 1-50<br />
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BLZ 44010046, Kto.-Nr. 41608-468<br />
Commerzbank Münster<br />
BLZ 40040028, Kto.-Nr. 396016800<br />
Unsere Zeitschrift „<strong>Hiltruper</strong> Monatshefte“<br />
ist eine Gabe an die Freunde und Förderer<br />
der Herz-Jesu-Missionare. Es wird<br />
kein Bezugspreis erhoben. Freiwillige<br />
Spen<strong>den</strong> können auf obige Konten überwiesen<br />
wer<strong>den</strong> mit der Anschrift:<br />
Missionsbüro der <strong>Hiltruper</strong> Missionare<br />
Johanniterstraße 6, 48145 Münster<br />
Jedem <strong>Heft</strong> liegt als Zahlungserleichterung<br />
ein Zahlschein (Überweisungsauftrag)<br />
<strong>bei</strong>. Dies ist keinesfalls als Mahnung<br />
anzusehen!<br />
Pater Hans Pittruff MSC<br />
Am Klosterwald 40<br />
48165 Münster<br />
Telefon 0 25 01/44 94 50<br />
e-mail: msc-pitt@muenster.de<br />
www.hiltruper-missionare.de<br />
(jedes <strong>Heft</strong> als PDF Datei vorhan<strong>den</strong>)<br />
GRAPHISCHE<br />
AUSBILDUNGSWERKSTÄTTEN<br />
Auflage: 3800 Exemplare<br />
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