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SUPPLYspezial e-Vergabe

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waren. Die <strong>Vergabe</strong>kammer kam zu<br />

dem Schluss, dass von einem „durchschnittlich<br />

versierten Bieter“ erwartet<br />

werden könne, dass er die Softwareprogramme<br />

selbst aktuell halten könne. So<br />

wie er für die gesamte Ausstattung im<br />

Unternehmen selbst verantwortlich sei,<br />

sei er auch für eine funktionsfähige IT<br />

zuständig. Deshalb müsse der Bieter in<br />

regelmäßigen Abständen prüfen, ob<br />

aktuellere Versionen einer Software<br />

existierten und diese dann auch installieren.<br />

Der Hinweis der Plattform „Auf<br />

neue Version prüfen“ sei aber unberücksichtigt<br />

geblieben.<br />

In ähnlichem Stil könnten in den Anfangsjahren<br />

der e<strong>Vergabe</strong> weitere<br />

Auseinandersetzungen folgen. Der<br />

Vorteil: Die Entscheidungen und Urteile<br />

werden mittelfristig – ähnlich wie<br />

bei den anderen neuen Bestimmungen<br />

der <strong>Vergabe</strong>rechtsreform – bei der<br />

praktischen Umsetzung der e<strong>Vergabe</strong><br />

helfen. Aufmerksame <strong>Vergabe</strong>stellen<br />

und Bieter werden versuchen, Fehler<br />

von anderen nicht zu wiederholen.<br />

In den kommenden Jahren rechnen<br />

e<strong>Vergabe</strong>-Experten auf Seiten der Hersteller<br />

damit, dass sie mit zunehmender<br />

Dauer ihr Knowhow so weit vertiefen,<br />

dass sie der öffentlichen Hand noch<br />

passgenauere und individuellere Software<br />

anbieten können. Sogar die an<br />

anderer Stelle höchst problematischen<br />

Bot-Technologien könnten irgendwann<br />

zum Einsatz kommen. Wo automatisierte<br />

Kommunikation in sozialen<br />

Netzwerken zu einer unzulässigen<br />

Meinungsbeeinflussung führen kann,<br />

sind Bots in diesem Fall möglicherweise<br />

eine Unterstützung in der Kommunikationsphase<br />

zwischen Auftraggeber und<br />

Bieter.<br />

Obwohl die e<strong>Vergabe</strong> kein neues Instrument<br />

ist und von öffentlichen Auftraggebern<br />

wie von Bietern schon seit<br />

einigen Jahren erfolgreich praktiziert<br />

wird, bleiben überschwängliche Bewertungen<br />

aus. Die verbindliche Einführung<br />

der e<strong>Vergabe</strong> sei für alle <strong>Vergabe</strong>stellen<br />

ein wichtiger Schritt zur<br />

Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung,<br />

meint Felicia Muffler, beim IT-<br />

Branchenverband Bitkom zuständig für<br />

den Bereich „Öffentlicher Sektor“. Bei<br />

der Umsetzung gebe es allerdings Kommunikationsdefizite.<br />

„Unser Eindruck<br />

ist, dass sich Handwerkskammern, IHK<br />

und Branchenverbände wie etwa Bauverbände<br />

mit dem Thema nicht oder<br />

nur unzureichend beschäftigt haben“.<br />

Es hätten kaum Informationsveranstaltungen<br />

stattgefunden. Dies gelte<br />

insbesondere für die öffentliche Hand.<br />

Viele <strong>Vergabe</strong>stellen wüssten nicht, wie<br />

sie die e<strong>Vergabe</strong> umsetzen sollen, auch<br />

der 18. Oktober als Stichtag sei oft kein<br />

Begriff, glaubt Felicia Muffler. Problematisch<br />

sei, dass es jenseits der Bundesebene<br />

keine zentralen Zuständigkeiten<br />

gebe bei diesem Thema. Auch die Kommunikation<br />

der Länder gegenüber den<br />

Kommunen sei oft unzureichend.<br />

Die Bitkom-Vertreterin kommt zur<br />

nüchternen Erkenntnis: „<strong>Vergabe</strong>stellen,<br />

die sich jetzt noch nicht mit dem<br />

Thema beschäftigt haben, werden die<br />

e<strong>Vergabe</strong> bis Oktober nicht umsetzen<br />

können.“ Die spannende Frage werde<br />

aber sein, was passiere, wenn <strong>Vergabe</strong>stellen<br />

bis Oktober keine e<strong>Vergabe</strong><br />

haben? Gebe es dann Sanktionen?<br />

Tendenziell besser aufgestellt seien Unternehmen<br />

aus dem Straßenbau oder<br />

dem Reinigungssektor, die häufiger<br />

mit öffentlichen Auftraggebern zu tun<br />

hätten. „Kritisch sieht es dagegen zum<br />

Beispiel bei kleinen Handwerksunternehmen<br />

aus“. Der Eindruck bestätigt<br />

sich: der Deutsche Handwerkskammertag<br />

in Berlin lässt eine entsprechende<br />

Anfrage lieber unbeantwortet. Begründung:<br />

zu diesem Thema könne<br />

man gar nicht so viel sagen, meint eine<br />

Sprecherin. Dennoch sieht die Bitkom-<br />

Expertin für den öffentlichen Sektor<br />

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