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Gefährdungsbeurteilung in Kleinbetrieben - Kensche Technische ...

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G 4486 Nr. 4/2006<br />

A<br />

BrückeM<br />

www.textil-bg.de<br />

www.bgfe.de<br />

SELBSTVERWALTUNG<br />

Vertreterversammlungen<br />

beschließen Fusion<br />

VORSCHRIFTEN/REGELN<br />

Gefahrstoffliste 2006<br />

des BGIA liegt vor<br />

WERBEN FÜR<br />

SICHERHEIT<br />

Psychische Belastungen<br />

am Arbeitsplatz<br />

SCHULUNG<br />

Neue Bildungsstätte <strong>in</strong><br />

Augsburg<br />

Informationen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben<br />

G A Z I N<br />

Ausgabe BGFE


Zum Umlauf<br />

Name/Funktion Datum Kopie<br />

Seite<br />

Sicherheitsfachkraft<br />

Sicherheitsbeauftragte/r<br />

Betriebsrat<br />

IMPRESSUM<br />

Brücke<br />

Geme<strong>in</strong>sames Mitteilungsblatt der Berufsgenossenschaft<br />

der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />

(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />

(TBBG)<br />

Gesetzliche Unfallversicherungen<br />

Herausgeber:<br />

BGFE, Gustav-He<strong>in</strong>emann-Ufer 130,<br />

50968 Köln<br />

Telefon (02 21) 37 78-0<br />

Telefax (02 21) 37 78 11 99<br />

Internet http://www.bgfe.de<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@bgfe.de<br />

TBBG, Oblatterwallstr. 18<br />

86132 Augsburg<br />

Telefon (08 21) 31 59-0<br />

Telefax (08 21) 31 59-2 01<br />

Internet www.textil-bg.de<br />

E-Mail: praevention@textil-bg.de<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

Olaf Petermann<br />

Hauptgeschäftsführer der BGFE<br />

Dr. Eckart Bulla<br />

Hauptgeschäftsführer der TBBG<br />

Redaktion:<br />

Christoph Nocker (BGFE)<br />

Telefon (02 21) 37 78 10 10<br />

E-Mail: presse@bgfe.de<br />

Johann Bernhard (verantwortlich TBBG)<br />

Cor<strong>in</strong>na Kowald (TBBG)<br />

Telefon (08 21) 31 59-315<br />

Telefax (08 21) 31 59-440<br />

Druckerei: Kölnische Verlagsdruckerei GmbH<br />

Köln-Gremberghoven<br />

Die „Brücke“ ersche<strong>in</strong>t sechsmal jährlich<br />

(jeden zweiten Monat).<br />

Der Bezugspreis für die „Brücke“ ist<br />

durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />

Beilagenh<strong>in</strong>weis<br />

– Folder zur BG-DVR Jahresaktion<br />

– Tafelkalender 2007<br />

Gedruckt auf umweltfreundlichem,<br />

chlorfreiem Papier<br />

Titelbild: Handlöt-Arbeitsplatz mit<br />

Absaugung der Lötrauche (Bild Danetzki)<br />

2<br />

Brücke 4/06<br />

INHALT<br />

4<br />

5<br />

7<br />

SELBSTVERWALTUNG<br />

E<strong>in</strong>stimmiger Beschluss der Vertreterversammlungen:<br />

Berufsgenossenschaften<br />

BGFE und TBBG fusionieren<br />

2. Dresdner Reha-Tage 2006<br />

Olaf Petermann wird im Januar 2007<br />

geme<strong>in</strong>samer Hauptgeschäftsführer von<br />

BGFE und TBBG<br />

MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />

7 Die gesetzliche Unfallversicherung im<br />

europäischen Vergleich (Teil 2)<br />

9 BG-Boulevard auf der Messe „Arbeitsschutz<br />

aktuell“ mit neuem Konzept<br />

9<br />

9<br />

belektro 2006 Berl<strong>in</strong><br />

Erfolgreiche AMS-Zertifizierung<br />

10 Zweite Dresdner Tagung zum<br />

Betriebssport<br />

10<br />

VORSCHRIFTEN / REGELN<br />

Montage von Photovoltaik- und thermischen<br />

Solaranlagen auf Asbestzementdächern<br />

verboten<br />

11 Neue Gefahrstoffliste 2006 des BGIA<br />

liegt vor<br />

BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />

12 <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>betrieben<br />

16 Maßnahmen zum betrieblichen Explosionsschutz<br />

<strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />

18 AuA – Auszubildende unterweisen<br />

Auszubildende<br />

19<br />

19<br />

WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />

Betriebskalender 2006/2007<br />

Jahresplaner 2007<br />

20 Plakate für die Monate<br />

September/Oktober<br />

20 BG-DVR Jahresaktion<br />

„Raser kommen nicht an“<br />

20<br />

Gew<strong>in</strong>ner des BGFE-Sicherheitsquiz<br />

4<br />

12<br />

Die Vertreterversammlungen der<br />

Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik<br />

(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />

(TBBG) haben e<strong>in</strong>stimmig die<br />

Fusion der beiden Berufsgenossenschaften<br />

beschlossen. Die<br />

TBBG fasste ihren Beschluss<br />

bereits am 26. April <strong>in</strong> Rostock,<br />

die BGFE am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

nach dem Arbeitsschutzgesetz ist<br />

<strong>in</strong> den meisten Mittel- und Großbetrieben<br />

bereits fester Bestandteil<br />

des betrieblichen Arbeitsschutzes.<br />

Kle<strong>in</strong>eren Unternehmen<br />

bereitet sie jedoch häufig noch<br />

Schwierigkeiten.<br />

Aktuelle Medien der BGFE und<br />

20 TBBG.


21<br />

WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />

Psychische Belastungen am<br />

Arbeitsplatz<br />

21 Neu aufgelegt: Transport im Betrieb<br />

22 BGFE- und TBBG-Ideenwettbewerb<br />

22<br />

24<br />

24<br />

SCHULUNG<br />

1. Fachtagung W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>owsee<br />

5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“<br />

mit Workshop<br />

13. Vortragsveranstaltung „Elektrotechnik“<br />

<strong>in</strong> Nürnberg<br />

26 Neue Bildungsstätte <strong>in</strong> Augsburg<br />

26<br />

Sondersem<strong>in</strong>ar S63 „Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> Installationsanlagen“<br />

SICHERHEIT IM STRASSENVERKEHR<br />

27 Fahranfänger – Spiel mit dem Feuer<br />

28<br />

28<br />

29<br />

URTEILE / RECHT<br />

Schlaganfall durch akute berufliche<br />

Stresssituation – e<strong>in</strong> Arbeitsunfall?<br />

Auf dem Weg zur Arbeit am Steuer e<strong>in</strong>genickt<br />

TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gte Muskel- und Skelett-<br />

Erkrankungen verh<strong>in</strong>dern<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />

die Berufsgenossenschaften der Fe<strong>in</strong>mechanik und<br />

Elektrotechnik (BGFE) und der Textil- und Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

(TBBG) schließen sich am 1. Januar 2008 zu<br />

e<strong>in</strong>er neuen Berufsgenossenschaft (BG) zusammen. Die<br />

TBBG-Vertreterversammlung fällte den Vere<strong>in</strong>igungsbeschluss<br />

am 26. April 2006 <strong>in</strong> Rostock, die Vertreterversammlung<br />

der BGFE beschloss die Fusion auf ihrer<br />

Sitzung am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Die vere<strong>in</strong>igte BG wird<br />

mit über 150.000 Unternehmen und rund 2,5 Millionen<br />

Versicherten e<strong>in</strong>e der größten gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

<strong>in</strong> Deutschland se<strong>in</strong>.<br />

Die Fusion zeigt, dass die gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

mit ihrer paritätischen Selbstverwaltung handlungs-<br />

und reformfähig s<strong>in</strong>d. Von dem Zusammenschluss<br />

erwarten wir Leistungssteigerungen, stabile und günstige<br />

Beiträge für die Unternehmen sowie Kostensenkungen im<br />

Verwaltungsbereich. Die Wirksamkeit der Reform muss<br />

sichtbar und spürbar se<strong>in</strong>. Dies erwarten Unternehmer<br />

wie Versicherte und daran muss sich die Reform messen<br />

lassen.<br />

Ab sofort geben die beiden Berufsgenossenschaften e<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sames Mitteilungsblatt heraus, die erste Ausgabe<br />

halten Sie <strong>in</strong> Händen. Wir haben bewusst den Titel<br />

„Brücke“ gewählt. Der Name steht für das Aufe<strong>in</strong>anderzugehen,<br />

das Zusammenwachsen und die enge Verb<strong>in</strong>dung<br />

unserer Berufsgenossenschaften. Die „Brücke“ löst<br />

für die Betriebe der TBBG das Mitteilungsblatt<br />

„der sicherheitsschirm“ ab.<br />

Auch <strong>in</strong> Zukunft wollen wir im Mitteilungsblatt gezielt<br />

auf die branchentypischen Belange unserer Mitgliedsbetriebe<br />

e<strong>in</strong>gehen und die speziellen Gefährdungen und<br />

arbeitsbed<strong>in</strong>gten Gesundheitsgefahren der bei uns versicherten<br />

Branchen vertieft behandeln. Unser Ziel bei<br />

dieser Fusion ist es, die Vorteile e<strong>in</strong>er starken Solidargeme<strong>in</strong>schaft<br />

zu nutzen, ohne die Interessen des e<strong>in</strong>zelnen<br />

Mitgliedsunternehmens aus dem Auge zu verlieren.<br />

Ihr Harm Ehmke,<br />

BGFE-Vorstandsvorsitzender<br />

Editorial<br />

Ihr Alexander von Heimendahl,<br />

alternierender TBBG-Vorstandsvorsitzender<br />

Brücke 4/06 3


4<br />

SELBSTVERWALTUNG<br />

E<strong>in</strong>stimmiger Beschluss der Vertreterversammlungen:<br />

Berufsgenossenschaften BGFE und TBBG fusionieren<br />

Fusion zum 1. Januar 2008 – Neue BG versichert 150.000 Unternehmen mit 2,5 Mio. Beschäftigten – Freiwillige<br />

Fusion zur Zukunftssicherung der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

Die Vertreterversammlungen von BGFE und TBBG votierten e<strong>in</strong>stimmig für die Fusion.<br />

Brücke 4/06<br />

Die Vertreterversammlungen der Berufsgenossenschaft<br />

der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />

(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-<br />

Berufsgenossenschaft (TBBG) haben e<strong>in</strong>stimmig die<br />

Fusion der beiden Berufsgenossenschaften beschlossen.<br />

Die TBBG fasste ihren Beschluss bereits am 26. April <strong>in</strong><br />

Rostock, die BGFE am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Die vere<strong>in</strong>igte BG wird mit über 150.000 Unternehmen<br />

und rund 2,5 Millionen Versicherten e<strong>in</strong>e der größten<br />

gewerblichen Berufsgenossenschaften <strong>in</strong> Deutschland<br />

se<strong>in</strong>. Sitz der Hauptverwaltung der BG ist Köln.<br />

Augsburg, bisheriger Sitz der TBBG-Hauptverwaltung,<br />

wird Standort e<strong>in</strong>er von sieben Bezirksverwaltungen<br />

der neuen BG. Daneben entsteht <strong>in</strong> Augsburg<br />

e<strong>in</strong> Präventionszentrum für Fragen der<br />

Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes und<br />

e<strong>in</strong>e Bildungsstätte für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Laut Olaf Petermann, Hauptgeschäftsführer<br />

der BGFE, wird es zu ke<strong>in</strong>en betriebsbed<strong>in</strong>gten<br />

Kündigungen <strong>in</strong> den Verwaltungen der BGFE und<br />

TBBG kommen.<br />

Unisono unterstrichen die Vorsitzenden der Vertreterversammlungen,<br />

dass freiwillige Fusionen zwischen<br />

Berufsgenossenschaften e<strong>in</strong> ökonomisch und sozialpolitisch<br />

vernünftiger Weg s<strong>in</strong>d, um die gesetzliche Unfallversicherung<br />

zukunftsfest zu gestalten.<br />

BGFE und TBBG sehen <strong>in</strong> dieser Fusion nicht den<br />

Abschluss des Reformprozesses. Bereits <strong>in</strong> Kürze soll<br />

sich mit der Holz-BG e<strong>in</strong>e weitere Berufsgenossenschaft<br />

dem Reformbündnis anschließen. Im Oktober 2005<br />

unterzeichneten die beteiligten BGen <strong>in</strong> Augsburg e<strong>in</strong><br />

Eckpunktepapier, das die Kooperation von BGFE/TBBG<br />

mit der Holz-BG mit dem Ziel e<strong>in</strong>er späteren Vere<strong>in</strong>igung<br />

enthält.<br />

Holger Z<strong>in</strong>gsheim<br />

Die Vertreterversammlung – das<br />

Parlament der Berufsgenossenschaft<br />

Das mit Arbeitgeber- und Versichertenvertretern<br />

besetzte Gremium der Vertreterversammlung stellt mit<br />

se<strong>in</strong>en Entscheidungen die Weichen für die berufsgenossenschaftliche<br />

Arbeit. Die Mitglieder der Vertreterversammlung<br />

werden alle sechs Jahre neu gewählt.<br />

Sie br<strong>in</strong>gen ihre praktischen Erfahrungen, die sie durch<br />

ihre Arbeit <strong>in</strong> den Betrieben sammeln, <strong>in</strong> die Gremien<br />

der Berufsgenossenschaft e<strong>in</strong>. Zu den Aufgaben der<br />

Vertreterversammlung gehören die Verabschiedung des<br />

Haushalts und die Entscheidung über den Gefahrtarif<br />

ebenso wie die Beschlussfassung über die berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschriften.


2. Dresdner Reha-Tage 2006<br />

Rehabilitation steuern – Qualität sichern<br />

Rund 140 Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer aus<br />

Selbstverwaltung und Verwaltung der Berufsgenossenschaft<br />

der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik (BGFE),<br />

der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />

(TBBG) sowie externe Experten trafen sich Anfang<br />

Mai <strong>in</strong> der Aula der Berufsgenossenschaftlichen Akademie<br />

für Arbeit und Gesundheit (BGAG) <strong>in</strong><br />

Dresden. E<strong>in</strong>geladen hatten die beiden Berufsgenossenschaften<br />

zu den ersten geme<strong>in</strong>sam veranstalteten<br />

Dresdner Reha-Tagen. Ziel der Veranstaltung ist die<br />

Förderung des Erfahrungsaustauschs aller an der Rehabilitation<br />

Beteiligten.<br />

Die Vorträge des ersten Veranstaltungstages beschäftigten<br />

sich mit dem Thema „berufsbed<strong>in</strong>gte Hautbelastungen“.<br />

2004 bezogen sich 26 % der Berufskrankheiten-<br />

Verdachtsanzeigen der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

auf Hauterkrankungen. Wenn berufsbed<strong>in</strong>gte<br />

Hautkrankheiten aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Stadium erkannt<br />

und behandelt werden, ist es häufig möglich, die Hautersche<strong>in</strong>ungen<br />

zum Abheilen zu br<strong>in</strong>gen und den<br />

Arbeitsplatz zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

haben sich Ärzte und Unfallversicherungsträger auf das<br />

so genannte „Hautarztverfahren“ gee<strong>in</strong>igt. Dieses Verfahren<br />

stellt e<strong>in</strong>e engmaschige Kommunikation zwischen<br />

dem behandelnden Hautarzt, dem Versicherten<br />

und der Berufsgenossenschaft sicher. Dass es sich dabei<br />

um e<strong>in</strong> Erfolgsmodell handelt, zeigen die Ergebnisse der<br />

BGFE. In rund 80 % der untersuchten Fälle konnte der<br />

Arbeitsplatz entweder durch e<strong>in</strong> enges Zusammenwirken<br />

im Hautarztverfahren oder durch wenig aufwändige<br />

betriebliche Maßnahmen erhalten bleiben. Die Kosten<br />

pro Fall waren mit durchschnittlich 145,– Euro äußerst<br />

ger<strong>in</strong>g.<br />

Vor allem Mitglieder der Renten- und Widerspruchsausschüsse trafen sich <strong>in</strong> Dresden zum<br />

Erfahrungsaustausch.<br />

Der zweite Veranstaltungstag startete mit dem Themenblock<br />

„Qualitätssicherung der mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation“.<br />

Für die spezifischen Rehabilitationsanforderungen<br />

bei Unfallverletzten s<strong>in</strong>d zahlreiche spezialisierte<br />

Behandlungsverfahren entwickelt und mit den berufsgenossenschaftlichen<br />

Unfallkl<strong>in</strong>iken eigene E<strong>in</strong>richtungen<br />

geschaffen worden. Trotz dieses leistungsfähigen und <strong>in</strong><br />

vieler H<strong>in</strong>sicht vorbildlichen berufsgenossenschaftlichen<br />

Rehabilitationsnetzes stellen die sich verändernden wirtschaftlich-politischen<br />

Verhältnisse dieses System auf den<br />

Prüfstand.<br />

Die neuen Anforderungen erfordern e<strong>in</strong>e noch aktivere<br />

und effizientere Steuerung der Heilverfahren, e<strong>in</strong>e<br />

Verkürzung der Wartezeiten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Rehabilitationsabschnitten, e<strong>in</strong>en noch zielgenaueren<br />

E<strong>in</strong>satz der Mittel und nicht zuletzt die stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

des Unfallverletzten <strong>in</strong> den Rehabilitationsprozess.<br />

Diese veränderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wir-<br />

Brücke 4/06 5


6<br />

SELBSTVERWALTUNG<br />

Brücke 4/06<br />

ken sich auch auf die Aufgabenstellung der von den<br />

Berufsgenossenschaften beauftragten Beratungsärzte<br />

aus. Um e<strong>in</strong>e optimale Heilbehandlung zum Wohle<br />

der Versicherten zu erzielen, werden Beratungsärzte<br />

bei der Steuerung des Heilverfahrens mit e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Der letzte Themenblock der Dresdner Reha-Tage<br />

beschäftigte sich mit Rückenmarkverletzungen. In<br />

Deutschland leben derzeit ca. 65.000 Querschnittgelähmte.<br />

Jährlich kommen durchschnittlich 1.500<br />

Menschen mit e<strong>in</strong>er Rückenmarkverletzung dazu. Auch<br />

nach Abschluss der mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung verbleiben<br />

sehr häufig deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigung der körperlichen<br />

Funktions-/Leistungsfähigkeit, wodurch das ehemalige<br />

Aktivitätenspektrum der Betroffenen –<br />

Selbstversorgung, persönliche Mobilität, Erledigung alltäglicher<br />

Aufgaben, Freizeitgestaltung, Ausbildung,<br />

Berufstätigkeit – ebenfalls oft dauerhaft e<strong>in</strong>geschränkt<br />

ist. Neben Informationen über die mediz<strong>in</strong>ischen Qualitätsstandards<br />

<strong>in</strong> der Behandlung von Rückenmarkverletzten<br />

erfuhren die Teilnehmer auch E<strong>in</strong>zelheiten über<br />

mögliche psychologische Unterstützung schwerstverletzter<br />

Unfallopfer und ihrer Angehörigen.<br />

Besonders e<strong>in</strong>drucksvoll war die Schilderung e<strong>in</strong>es<br />

Betroffenen. Seit e<strong>in</strong>em Verkehrsunfall auf dem Weg zur<br />

Arbeit im November 2003 sitzt Jörg von der Strate im<br />

Rollstuhl. Diagnose: komplette Querschnittlähmung.<br />

2006 arbeitet er wieder 25 Stunden die Woche. Um<br />

gegen se<strong>in</strong>e Schmerzen vorzugehen, die ihn auch heute<br />

noch quälen, muss von der Strate täglich 3–4 Stunden<br />

für spezielle Therapien, Krankengymnastik und Sport<br />

Statements zu den Dresdner Reha Tagen<br />

Harm Ehmke, BGFE-Vorstandsvorsitzender<br />

(Versichertenseite)<br />

Aus der Sicht der Versichertenseite stellen die<br />

Dresdner Reha-Tage e<strong>in</strong>e große Bereicherung dar.<br />

Zum e<strong>in</strong>en bietet die Veranstaltung Gelegenheit zum<br />

organisierten Erfahrungsaustausch zwischen denjenigen,<br />

die die konkrete Arbeit <strong>in</strong> den Renten und<br />

Widerspruchsausschüssen leisten. Gleichzeitig f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong>e systematische Wissensvermittlung zu den Themen<br />

statt, die für unsere Ausschussarbeit von Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d. Daher sollten die Reha-Tage auf alle<br />

Fälle fortgeführt und dafür geworben werden, dass<br />

die Beteiligung derjenigen, die diese Arbeit vor Ort<br />

leisten, noch steigt.<br />

Dr. Eike Ste<strong>in</strong>häuser, stellvertretender<br />

BGFE-Vorstandsvorsitzender (Arbeitgeberseite)<br />

Ich bewerte die Dresdner Reha-Tage sehr positiv, weil<br />

sie e<strong>in</strong>e praktische Anschauung dafür bieten, was das<br />

BG-System leistet, daneben aber auch Raum bleibt für<br />

e<strong>in</strong>e kritische Diskussion über Punkte, wo Verbesserungspotenzial<br />

besteht. Die heutige Veranstaltung hat<br />

wiederum bewiesen, dass das System <strong>in</strong> der Summe sehr<br />

Jörg von der Strate berichtete<br />

anschaulich über den<br />

Verlauf se<strong>in</strong>er Rehabilitation<br />

nach e<strong>in</strong>em schweren<br />

Wegeunfall.<br />

e<strong>in</strong>planen. „Ich führe e<strong>in</strong> Logbuch, <strong>in</strong> dem ich aufliste,<br />

wie viel Zeit ich wofür nutze. Mir persönlich ist es lieber<br />

voll ausgefüllt zu se<strong>in</strong>, weil ich dadurch mit me<strong>in</strong>er<br />

Schmerzbewältigung besser klarkomme.“ Auch diese<br />

Aussage zeigt, wie wichtig die berufliche Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

für die Betroffenen ist. Dank e<strong>in</strong>es optimierten<br />

Zusammenwirkens von Ärzten, Psychologen, Reha-<br />

Beratern, Arbeitgebern, Familie und Psychologen ist<br />

heute glücklicherweise vieles erreichbar, was vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren noch undenkbar gewesen wäre.<br />

Christoph Nocker<br />

gut funktioniert. Den Veranstaltern ist es gelungen,<br />

mit hervorragenden Referenten und anhand praktischer<br />

Beispiele aufzuzeigen, wie durch e<strong>in</strong>e gesteuerte Rehabilitation<br />

Betroffene <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, ihr<br />

Leben zu meistern. Ich glaube, dass die Dresdner Reha-<br />

Tage der Verwaltung wichtige Impulse für ihre künftige<br />

Arbeit gegeben haben und dazu beitragen, die<br />

Arbeit <strong>in</strong> den Ausschüssen zu fördern. Dies liegt sehr<br />

im Interesse der Mitgliedsunternehmen und der Versicherten.<br />

Lutz Arndt, Mitglied des Vorstands der TBBG<br />

Für mich ist der Gew<strong>in</strong>n der Veranstaltung dar<strong>in</strong> zu<br />

sehen, dass berufsgenossenschaftlicher Sachverstand,<br />

mediz<strong>in</strong>ischer Fachverstand und die Basis zusammengeführt<br />

werden. Man macht sich bekannt mit den Ideen<br />

und den Möglichkeiten und hat damit bessere Chancen<br />

für die Zukunft. Das gilt <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn zwei<br />

Berufsgenossenschaften, wie es hier geschehen soll,<br />

zusammenwachsen. Es ist dann ganz wichtig, dass man<br />

die Möglichkeiten, die die neue Organisation bieten<br />

kann, kennen lernt, um e<strong>in</strong>schätzen zu können, wie<br />

sich die Zukunft entwickelt.


Olaf Petermann<br />

MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />

Olaf Petermann wird im Januar 2007<br />

geme<strong>in</strong>samer Hauptgeschäftsführer von<br />

BGFE und TBBG<br />

Die gesetzliche Unfallversicherung im<br />

europäischen Vergleich<br />

Teil 2: Versicherte Personen<br />

In Brücke 1/2006 haben wir e<strong>in</strong>en ersten Überblick<br />

über die gesetzliche Unfallversicherung im europäischen<br />

Vergleich gegeben (diese Ausgabe f<strong>in</strong>den Sie wie<br />

alle Brückeausgaben auch im Internet www.bgfe.de<br />

„Brücke“). Der Überblick hat verdeutlicht, dass es<br />

sich bei der gesetzlichen Unfallversicherung <strong>in</strong> den<br />

meisten Ländern wie <strong>in</strong> Deutschland um e<strong>in</strong> obligatorisches<br />

Sicherungssystem zugunsten der Arbeitnehmer<br />

handelt. In der Regel s<strong>in</strong>d die Systeme staatlich bzw.<br />

öffentlich-rechtlich organisierte Versicherungen unterschiedlicher<br />

Ausprägung. E<strong>in</strong>e Arbeitgeberf<strong>in</strong>anzierung<br />

ist ke<strong>in</strong>eswegs unüblich. In dieser Ausgabe wollen<br />

wir uns mit dem versicherten Personenkreis<br />

beschäftigen.<br />

Es ist nicht e<strong>in</strong>fach, e<strong>in</strong>e vernünftige Übersicht der <strong>in</strong><br />

Europa gültigen Bestimmungen und Regelungen<br />

bezüglich der Unfallversicherung zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e sehr<br />

gelungene und <strong>in</strong>formative Zusammenstellung wurde<br />

durch MISSOC (das gegenseitige Informationssystem<br />

über den sozialen Schutz – Mutual Information System<br />

on SOCial Protection) vorgelegt und f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em rund 1.000 Seiten starken Papier (Soziale Sicher-<br />

heit <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, im<br />

Europäischen Wirtschaftsraum und <strong>in</strong> der Schweiz,<br />

Stand am 1. Mai 2004). Dieses Dokument können Sie<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Fassung aus dem Internet herunterladen:<br />

http://ec.europa.eu/employment_social/emplweb/<br />

publications/publication_de.cfm?id=23<br />

Die folgende Zusammenfassung beruht auf diesem<br />

Papier, <strong>in</strong> tabellarischen Übersichten werden dort die<br />

unterschiedlichen Bed<strong>in</strong>gungen und Verfahren der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Länder geordnet. Insgesamt hat die EU 27<br />

europäische Länder gegenübergestellt, was im genannten<br />

Bericht dazu geführt hat, dass die Tabellen der<br />

Übersichtlichkeit halber <strong>in</strong> 3 „Portionen“ betrachtet<br />

werden. Wir wollen uns dieser Aufteilung anschließen<br />

mit der E<strong>in</strong>schränkung, dass exemplarisch nur die im<br />

ersten Teil vorgestellten Länder herangezogen werden.<br />

Informationen zu den weiteren Ländern f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong><br />

der angegebenen Quelle. In unserer Übersicht geht es<br />

um diese Länder: Belgien / Tschechien / Dänemark /<br />

Deutschland / Estland / Spanien / Frankreich / Irland /<br />

Island.<br />

Gesetzliche Unfallversicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen europäischen Ländern<br />

Versicherte Personen Ausnahmen von der<br />

Versicherungspflicht<br />

Belgien:<br />

Arbeitsunfälle: Versicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer,<br />

Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausbildungsverhältnis sowie diejenigen, die<br />

durch Königlichen Beschluss unter die Anwendung des Gesetzes<br />

fallen.<br />

Berufskrankheiten: Versicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer,<br />

Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausbildungsverhältnis, Praktikanten (auch<br />

ohne Vergütung) und Schüler und Studenten, die im Rahmen der<br />

Ausbildung e<strong>in</strong>em Risiko ausgesetzt s<strong>in</strong>d<br />

I n ihrer Sitzung am 26. April 2006 wählte die Vertreterversammlung der<br />

Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) e<strong>in</strong>stimmig<br />

Olaf Petermann, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik (BGFE), zum 1. Januar 2007 als Hauptgeschäftsführer<br />

der TBBG. Der amtierende Hauptgeschäftsführer Dr. Eckart<br />

Bulla geht Ende des Jahres <strong>in</strong> den Ruhestand. Petermann wird dann beide<br />

Berufsgenossenschaften leiten.<br />

Freiwillige<br />

Versicherung<br />

Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Brücke 4/06 7


8<br />

MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />

Brücke 4/06<br />

Gesetzliche Unfallversicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen europäischen Ländern<br />

Versicherte Personen Ausnahmen von der<br />

Versicherungspflicht<br />

Freiwillige<br />

Versicherung<br />

Tschechien:<br />

Alle Arbeitnehmer (Sondersystem für Beamte) Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Dänemark:<br />

Alle Arbeitnehmer; bestimmte Selbstständige (Fischerei und Schifffahrt);<br />

Praktikanten oder andere Personen, die sich im Rahmen<br />

ihres Studiums oder ihrer Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schulungse<strong>in</strong>richtung<br />

oder an e<strong>in</strong>er Arbeitsstätte aufhalten; K<strong>in</strong>der, die an<br />

e<strong>in</strong>er auf die Arbeit des Vaters oder der Mutter zurückzuführenden<br />

Krankheit oder e<strong>in</strong>em solchen angeborenen Schaden leiden.<br />

Deutschland:<br />

Arbeitnehmer; bestimmte Selbstständige; Schüler und Studenten;<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten; Rehabilitanden und bestimmte andere<br />

Personen.<br />

Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Personen, die aufgrund<br />

anderer Vorschriften versichert<br />

s<strong>in</strong>d wie Beamte, Mitglieder<br />

geistlicher Genossenschaften.Versicherungsfrei<br />

s<strong>in</strong>d selbstständig<br />

tätige Ärzte, Psychotherapeuten,<br />

Heilpraktiker und<br />

Apotheker.<br />

Auf Antrag möglich für nicht<br />

pflichtversicherte Unternehmer,<br />

ihre im Unternehmen<br />

mitarbeitenden Ehegatten<br />

und unternehmerähnliche<br />

Personen<br />

Estland:<br />

Alle Arbeitnehmer Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Griechenland:<br />

Arbeitnehmer und diesen Gleichgestellte. Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Spanien:<br />

Arbeitnehmer E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigung,<br />

die aufgrund der<br />

Arbeitsstunden und des<br />

Entgelts nicht als Tätigkeit<br />

zur Sicherung des Lebensunterhalts<br />

betrachtet wird,<br />

ist von der Versicherungspflicht<br />

ausgenommen. Ausgenommen<br />

s<strong>in</strong>d ferner<br />

Selbstständige.<br />

Frankreich:<br />

Personen, die, <strong>in</strong> welcher Eigenschaft und an welchem Ort auch<br />

immer, für e<strong>in</strong>en oder mehrere Arbeitgeber arbeiten.<br />

Irland:<br />

Arbeitnehmer und bestimmte Gruppen <strong>in</strong> Ausbildung Selbstständige und<br />

Angehörige der Streitkräfte<br />

Island:<br />

Alle Arbeitnehmer, Selbstständige, außer bei freiwilliger Befreiung,<br />

Auszubildende, Personen, die an Rettungsaktionen teilnehmen,<br />

Sportler während der Teilnahme an organisierten sportlichen<br />

Aktivitäten. Im Haushalt tätige Personen können sich<br />

freiwillig versichern.<br />

ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen Freiwillige Versicherung für<br />

Personen möglich, die nicht<br />

pflichtversichert s<strong>in</strong>d<br />

Bestimmte Selbstständige<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen können<br />

sich von der Versicherungspflicht<br />

befreien lassen.<br />

ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />

Personen, die im Haushalt<br />

tätig s<strong>in</strong>d, können sich freiwillig<br />

versichern


Zusammenfassung:<br />

In allen betrachteten Ländern ist der versicherte Personenkreis<br />

recht ähnlich def<strong>in</strong>iert. Durchweg s<strong>in</strong>d alle<br />

Arbeitnehmer pflichtversichert. Wenige Ausnahmen<br />

betreffen entweder Selbstständige oder anderweitig versicherte<br />

Personen (Beamte). Nur <strong>in</strong> 3 Ländern ist die<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>er freiwilligen Versicherung möglich, sie<br />

ist also eher die Ausnahme und ergänzt das bestehende<br />

Pflichtversicherungssystem, das im Wesentlichen den<br />

Schutz der Arbeitnehmer im Blick hat.<br />

Im nächsten Teil unserer kle<strong>in</strong>en Serie wollen wir bei<br />

den ausgewählten 10 Staaten den Leistungsumfang des<br />

Versicherungsschutzes daraufh<strong>in</strong> untersuchen, <strong>in</strong>wieweit<br />

wesentliche Unterschiede zum deutschen System bestehen.<br />

Gerhard Geller<br />

BG-Boulevard auf der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ mit neuem Konzept<br />

Unter dem Motto der diesjährigen EU-Woche<br />

„Starte sicher“ präsentieren die Berufsgenossenschaften<br />

auf der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ vom<br />

27. – 29. September <strong>in</strong> Karlsruhe e<strong>in</strong> neues Standkonzept.<br />

Der gesamte BG-Boulevard steht unter dem<br />

geme<strong>in</strong>samen Thema „Unterweisen – Informieren –<br />

Beraten“. Infomaterialien, Präsentationen und Aktionsprogramm<br />

beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der<br />

Unterweisung von neuen Arbeitnehmern an ihrem<br />

Arbeitsplatz. Dies betrifft Berufse<strong>in</strong>steiger ebenso wie<br />

Personen, die das Unternehmen oder auch ihren Arbeitsplatz<br />

wechseln und mit neuen Arbeitsverfahren und<br />

Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen vertraut gemacht werden<br />

müssen. Erstmalig gibt es im BG-Boulevard e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Anlaufstelle für E<strong>in</strong>zelberatungen. Besucher<br />

belektro 2006 Berl<strong>in</strong><br />

Die Fachmesse für Elektrotechnik, Elektronik und<br />

Licht „belektro“ f<strong>in</strong>det vom 18. – 20. Oktober<br />

2006 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> statt. Nach der erfolgreichen Präsenz der<br />

Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />

(BGFE) auf der „belektro“ 2003 freuen wir uns<br />

auf die diesjährige Teilnahme. Erfahrungsgemäß ist die<br />

Zahl der möglichen qualifizierten Gesprächskontakte<br />

mit Vertretern des elektro- und <strong>in</strong>formationstechnischen<br />

Handwerks auf dieser Messe sehr hoch. Die BGFE wird<br />

daher wieder mit e<strong>in</strong>em eigenen Messestand vertreten<br />

se<strong>in</strong>, diesmal geme<strong>in</strong>sam mit unserem Kooperationspartner,<br />

der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft.<br />

Die Ausstellung gibt uns die Möglichkeit, die<br />

Vielfalt unseres Angebotes darzustellen. Wie <strong>in</strong> den Jahren<br />

zuvor werden wir auch <strong>in</strong> diesem Jahr Sem<strong>in</strong>are für<br />

Auszubildende aus dem Elektrohandwerk anbieten. Im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es offenen Forums werden zu festen Zeiten<br />

(10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr) jeweils e<strong>in</strong>stündige Sem<strong>in</strong>are<br />

veranstaltet.<br />

Auf der belektro 2006 f<strong>in</strong>den die Fachbesucher<br />

Gesprächspartner und Problemlöser, die sie suchen und<br />

brauchen. Die Messe bietet daneben die Gelegenheit,<br />

sich e<strong>in</strong>en umfassenden Überblick über aktuelle Trends,<br />

Technologien, Produkte und Systeme zu verschaffen.<br />

Bitte merken Sie sich schon jetzt diesen Term<strong>in</strong> vor.<br />

Ulrich Tix<br />

können sich dort anmelden und werden dann an die<br />

jeweiligen Fachleute der e<strong>in</strong>zelnen Berufsgenossenschaften<br />

weitervermittelt. E<strong>in</strong>e zentral angesiedelte Mediathek<br />

hält zahlreiche Materialien der teilnehmenden<br />

Berufsgenossenschaften zum Thema „Unterweisen –<br />

Informieren – Beraten“ bereit.<br />

Arbeitsschutz aktuell 2006 <strong>in</strong> Karlsruhe<br />

27. – 29. September 2006<br />

Hallen 1 und 2<br />

BG-Boulevard <strong>in</strong> Halle 2<br />

Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 9–17 Uhr<br />

Freitag 9-16 Uhr<br />

Weitere Informationen: www.arbeitsschutz-aktuell.de<br />

Erfolgreiche AMS-Zertifizierung<br />

Das seit 1945 existierende Familienunternehmen Ch.<br />

Nuhn GmbH mit Sitz <strong>in</strong> Worms hat erfolgreich<br />

e<strong>in</strong> Arbeitsschutz-Managementsystem e<strong>in</strong>geführt. Das<br />

Unternehmen ist im Bereich der Elektrotechnik<br />

– Planung, Industrieservice, Gebäudetechnik, Schaltschrankbau<br />

– tätig. Im Mai 2006 erfolgte die Zertifikatsübergabe<br />

durch die Mitarbeiter<strong>in</strong> der <strong>Technische</strong>n<br />

Aufsicht und Beratung, Sonja Boesen.<br />

Übergabe des AMS-Zertifikats an die Ch. Nuhn GmbH <strong>in</strong><br />

Worms. Von l<strong>in</strong>ks: TAB Sonja Boesen (BGFE), Peter Renz (<strong>Technische</strong>r<br />

Leiter), Ra<strong>in</strong>er Wöhrle (Leiter Materialwirtschaft), Christ<strong>in</strong>a<br />

Haselmann (Geschäftsleitung), Jürgen <strong>Kensche</strong> (externe Sifa).<br />

Brücke 4/06 9


10<br />

MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />

Zweite Dresdner Tagung zum Betriebssport<br />

Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung – Sport, Gesundheit, Arbeit<br />

VORSCHRIFTEN / REGELN<br />

Montage von Photovoltaik- und thermischen Solaranlagen auf<br />

Asbestzementdächern verboten<br />

Bild Bannert<br />

Brücke 4/06<br />

Gesunde und fitte Mitarbeiter s<strong>in</strong>d das beste Kapital<br />

erfolgreicher Unternehmen. Deshalb rückt das<br />

Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> zunehmend <strong>in</strong> den Fokus von<br />

Wirtschaft und Wissenschaft – Sport und Bewegung<br />

gehören dazu. Damit beschäftigt sich die zweite Tagung<br />

„Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung – Sport, Gesundheit,<br />

Arbeit“ am 6. und 7. Oktober 2006 im BGAG <strong>in</strong><br />

Dresden. Themen und Schwerpunkte von „Unternehmen<br />

<strong>in</strong> Bewegung“ s<strong>in</strong>d u. a.<br />

x Sport und Bewegung als Werkzeug der Personalentwicklung<br />

x Grundbauste<strong>in</strong>e für Corporate-Activity-Programme<br />

<strong>in</strong> Unternehmen<br />

x F<strong>in</strong>anzierung von Sportangeboten <strong>in</strong> Unternehmen<br />

x Best-practice-Beispiele<br />

„Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung“ wendet sich an Personalverantwortliche,<br />

Entscheidungsträger <strong>in</strong> Unternehmen,<br />

Verantwortliche für Betriebssportgruppen, an die Mitar-<br />

Die Installation von Photovoltaik- und thermischen Solaranlagen auf solchen Asbestzementdächern<br />

ist nicht zulässig.<br />

Im zunehmenden Maße befassen sich Menschen mit<br />

alternativen Energiequellen, wie z. B. Sonnenenergie,<br />

und versuchen auf diese Weise Energiekosten zu sparen<br />

und die Umwelt zu schonen. Die Bundesregierung<br />

unterstützt dies, <strong>in</strong>dem sie für die Errichtung und die<br />

Erweiterung von Solaranlagen Fördermittel zur Verfügung<br />

stellt. Dies führt dazu, dass verstärkt Photovoltaikund<br />

thermische Solaranlagen auf Dächern privater oder<br />

gewerblicher Gebäude <strong>in</strong>stalliert werden.<br />

beiter der Sozialversicherung und alle weiteren Organisationen,<br />

Experten und Entscheidungsträger sowie<br />

Netzwerke und Initiativen.<br />

Term<strong>in</strong>: Freitag, 6.10.2006, 8 Uhr bis<br />

Samstag, 7.10.2006, 13 Uhr<br />

Anmeldeschluss: 29. September 2006<br />

Teilnahmegebühr: bis14. August 2006: 180,– Euro,<br />

danach 220,– Euro<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Steve Maschik, Tel. 0351 457-1916<br />

E-Mail: Steve.Maschik@hvbg.de<br />

Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung:<br />

www.hvbg.de/bgag Webcode 2075020<br />

Weitere Informationen zum Betriebssport f<strong>in</strong>den Sie<br />

auch auf der BGFE Homepage www.bgfe.de unter der<br />

Rubrik „Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung“.<br />

Bei der Montage der Anlagen auf herkömmlichen<br />

Dächern gibt es pr<strong>in</strong>zipiell ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten. Soll<br />

die Anlage allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong> Asbestzementdach aufgebracht<br />

werden, so ergeben sich e<strong>in</strong>ige Probleme. Aus statischen<br />

Gründen erfordert die Montage der Solaranlagen<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von Befestigungspunkten auf dem Dach.<br />

Dazu müssen die Asbestzementplatten durchgebohrt<br />

oder anderweitig mechanisch bearbeitet werden. Bei diesen<br />

Tätigkeiten kann die Freisetzung gesundheitsgefährdender,<br />

krebserzeugender Asbestfasern nicht ausgeschlossen<br />

werden.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Dächer zum Teil alt, verwittert<br />

und deshalb brüchig se<strong>in</strong> können. Aufgrund e<strong>in</strong>geschränkter<br />

Tragfähigkeit besteht hier e<strong>in</strong>e erhöhte<br />

Absturzgefahr.<br />

Rechtliche Grundlage<br />

In der Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen<br />

(GefStoffV) ist festgelegt, dass die Verwendung von<br />

asbesthaltigen Erzeugnissen (u. a. Asbestzementplatten)<br />

verboten ist (§ 18 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Anhang IV Nr. 1<br />

Abs. 1 GefStoffV). Ausgenommen von diesem Verbot<br />

s<strong>in</strong>d so genannte Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten<br />

(ASI-Arbeiten).<br />

Es stellt sich somit die Frage, ob die Installation von<br />

Solaranlagen zu diesen ASI-Arbeiten zählen?


VORSCHRIFTEN / REGELN<br />

Nach den geltenden Rechtsvorschriften (GefStoffV) fällt<br />

die Installation von Photovoltaik- und thermischen<br />

Solaranlagen auf Asbestzementdächern unter das Verwendungsverbot<br />

und gilt nicht als Instandhaltungsarbeit<br />

nach der TRGS 519 „Asbest – Abbruch-, Sanierungs-<br />

oder Instandhaltungsarbeiten“. Das heißt, dass<br />

derartige Arbeiten nicht zulässig s<strong>in</strong>d. In der Neufassung<br />

der TRGS 519 soll <strong>in</strong>sbesondere auf dieses Verbot<br />

h<strong>in</strong>gewiesen werden. Das Verbot gilt übrigens auch im<br />

privaten Bereich.<br />

Verstöße gegen diese Vorschriften können gemäß der<br />

GefStoffV als Ordnungswidrigkeit mit e<strong>in</strong>em Bußgeld<br />

bestraft werden. Im Falle grober Fahrlässigkeit kann es<br />

sogar als Straftat bewertet werden.<br />

Was ist zu tun?<br />

Ist vorgesehen, auf e<strong>in</strong>em Dach e<strong>in</strong>e Photovoltaik- oder<br />

e<strong>in</strong>e thermische Solaranlage zu errichten, so ist zu prü-<br />

Neue Gefahrstoffliste 2006 des BGIA liegt vor<br />

Das Vorschriften- und Regelwerk zu Gefahrstoffen<br />

ist für die betrieblichen Anwender nicht immer<br />

ganz e<strong>in</strong>fach zu durchschauen. Zunehmend werden u. a.<br />

amtliche Bekanntmachungen nur <strong>in</strong> verkürzter Form<br />

oder <strong>in</strong> Teilaspekten <strong>in</strong>s Internet e<strong>in</strong>gestellt. Hilfreich<br />

s<strong>in</strong>d daher Informationsmaterialien, <strong>in</strong> denen wesentliche<br />

Aspekte über Gefahrstoffe am Arbeitsplatz <strong>in</strong> übersichtlicher<br />

und kompakter Form zusammengeführt<br />

werden. E<strong>in</strong>e derartige Informationsbroschüre ist die<br />

Gefahrstoffliste 2006 des Berufsgenossenschaftlichen<br />

Instituts für Arbeitsschutz – BGIA, die als BGIA-<br />

Report 1/06 im April veröffentlicht wurde. Die vorliegende<br />

Version aktualisiert die Gefahrstoffliste aus dem<br />

Jahr 2005.<br />

Die Stoffliste enthält die vorgeschriebenen E<strong>in</strong>stufungen<br />

und Kennzeichnungen für Stoffe und Zubereitungen<br />

gemäß der EG-Richtl<strong>in</strong>ie 67/548/EWG e<strong>in</strong>schließlich<br />

der 29. Anpassung sowie die national abweichenden<br />

E<strong>in</strong>stufungen gemäß der TRGS 905 „Verzeichnis krebserzeugender,<br />

erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender<br />

Stoffe“.<br />

Überarbeitet wurde die Stoffliste <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW), die auf Basis<br />

der neuen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) festgelegt<br />

und im Januar 2006 als TRGS 900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“<br />

bekannt gemacht wurden. Mit der neuen TRGS<br />

900 s<strong>in</strong>d ca. 370 Luftgrenzwerte entfallen, da diese nicht<br />

den Kriterien der GefStoffV entsprechen. Diese ehemaligen<br />

Luftgrenzwerte werden zur Information noch<br />

<strong>in</strong> der Stoffliste (Spalte 14) aufgeführt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus werden die verb<strong>in</strong>dlichen AGW der<br />

Europäischen Kommission sowie die national noch<br />

umzusetzenden Arbeitsplatz-Richtwerte der zweiten<br />

Liste von Grenzwerten zur Richtl<strong>in</strong>ie 98/24/EG (sofern<br />

<strong>in</strong> der TRGS 900 ke<strong>in</strong> niedrigerer Wert genannt wird)<br />

angegeben.<br />

fen, ob die Dachabdeckung asbesthaltig ist. Diese Angaben<br />

ergeben sich entweder aus den Bauunterlagen oder<br />

durch Überprüfung e<strong>in</strong>er Materialprobe auf Asbest. Im<br />

Allgeme<strong>in</strong>en kann davon ausgegangen werden, dass<br />

Dache<strong>in</strong>deckungen aus Wellplatten, die älter als 20<br />

Jahre s<strong>in</strong>d, Asbest enthalten.<br />

Stellt sich heraus, dass die Platten asbesthaltig s<strong>in</strong>d, so<br />

s<strong>in</strong>d diese vor der Montage zu entfernen. Diese Arbeiten<br />

dürfen nur von sachkundigen Fachfirmen unter E<strong>in</strong>haltung<br />

der Schutzmaßnahmen gemäß der TRGS 519<br />

durchgeführt werden.<br />

In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob das Dach<br />

mit asbestfreien Platten ausgeführt werden kann oder ob<br />

die Solarmodule als Dache<strong>in</strong>deckung dienen können. Im<br />

letzteren Fall ist zur Befestigung e<strong>in</strong>e Rahmenkonstruktion<br />

erforderlich.<br />

Peter Bannert<br />

Margret Böckler<br />

Des Weiteren enthält die Stoffliste<br />

ergänzende Informationen u.a.:<br />

x zur Identifizierung des Stoffes<br />

(EG- und CAS-Nummer),<br />

x die Konzentrationsgrenzen für die<br />

E<strong>in</strong>stufung und Kennzeichnung<br />

von Zubereitungen,<br />

x H<strong>in</strong>weise auf die <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

anerkannten und empfohlenen<br />

Messverfahren,<br />

x die Staubklasse (L, M oder H) nach<br />

der Norm IEC 335-2-69 Annex<br />

AA,<br />

x H<strong>in</strong>weise zur Arbeitsmediz<strong>in</strong>,<br />

wobei die alten Biologischen Der BGIA-Report 1/2006<br />

Arbeitsplatztoleranzwerte (BAT)<br />

im Anhang 1 und die Expositionsäquivalente für<br />

krebserzeugende Arbeitsstoffe (EKA) im Anhang 2<br />

des Reports aufgeführt werden,<br />

x H<strong>in</strong>weise zur ZVG-Nummer sowie zu relevanten<br />

Regeln/Literatur.<br />

Die ZVG-Nummer ist die Identifikationsnummer für<br />

e<strong>in</strong>en Stoff <strong>in</strong> der GESTIS-Stoffdatenbank des Hauptverbandes<br />

der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Unter<br />

der ZVG-Nummer können weitere Arbeits- und<br />

Umweltschutz relevante Stoff<strong>in</strong>formationen unter<br />

www.hvbg.de/bia/stoffdatenbank abgerufen werden.<br />

Der neue BGIA-Report „Gefahrstoffliste 2006“ kann als<br />

gedruckte Version kostenfrei beim Hauptverband der<br />

gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG), Alte<br />

Heerstraße 111, 53757 Sankt August<strong>in</strong><br />

Telefon 0 22 41 / 2 31 01<br />

Fax-Nr. 0 22 41 / 2 31 13 33<br />

angefordert werden und steht als PDF-Datei im<br />

Internet: www.hvbg.de/bgia/gefahrstoffliste<br />

Margret Böckler<br />

Brücke 4/06 11


12<br />

BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben<br />

Was <strong>in</strong> den meisten Mittel- und Großbetrieben bereits fester Bestandteil des betrieblichen<br />

Arbeitsschutzes ist, bereitet kle<strong>in</strong>en Unternehmen <strong>in</strong> der Praxis häufig noch Schwierigkeiten – die<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Der folgende Artikel richtet sich<br />

daher besonders an kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen.<br />

Brücke 4/06<br />

Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist heute das wichtigste<br />

Instrument zur Festlegung von Maßnahmen<br />

des Arbeitsschutzes. Trotzdem ist sie <strong>in</strong><br />

vielen Betrieben, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben, nicht<br />

vorhanden. Warum dies so ist und wie die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

schnell und effizient durchgeführt werden<br />

kann, soll im Folgenden näher betrachtet werden.<br />

Hierzu zwei Aussagen:<br />

„Bei mir im Betrieb ist noch nie etwas passiert. Me<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter wissen doch, wie sie sich sicherheitsgerecht<br />

verhalten müssen. Jeder muss auf sich selbst aufpassen.<br />

Außerdem gibt es <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Betrieb ke<strong>in</strong>e gefährlichen<br />

Arbeiten. Dokumentieren? <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>?<br />

Wozu soll das gut se<strong>in</strong>? Unnötiger Aufwand, für<br />

den ich ke<strong>in</strong>e Zeit habe. Wir müssen schließlich Geld<br />

verdienen. Wenn doch mal was passiert, kann ich ja<br />

immer noch handeln.“<br />

„Anfangs war ich skeptisch, aber die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

hat mir geholfen, die Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

für me<strong>in</strong>e Mitarbeiter zu verbessern. Durch die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

habe ich Mängel erkannt, an die ich<br />

früher nicht gedacht habe und durch die es vielleicht zu<br />

e<strong>in</strong>em Unfall gekommen wäre. Der Aufwand war vertretbar,<br />

weil ich Handlungshilfen verwendet habe und<br />

von me<strong>in</strong>en Mitarbeitern unterstützt wurde. Das gibt<br />

mir e<strong>in</strong> sicheres Gefühl.“<br />

Verantwortliches Handeln bedeutet präventiv tätig zu<br />

werden, bevor etwas passiert! Letztlich ist es die Entscheidung<br />

des Unternehmers, wie er dieser Verantwortung<br />

nachkommt. Dies erfordert Grundkenntnisse über<br />

Ursachen, Arten und Wirkungen der Gefährdungen und<br />

Belastungen sowie über Beurteilungskriterien, anhand<br />

derer man über die Notwendigkeit und Art von Schutzmaßnahmen<br />

entscheiden kann. Je nach Art des Unternehmens<br />

s<strong>in</strong>d die Gefährdungen und Belastungen der<br />

Beschäftigten und die daraus resultierenden Maßnahmen<br />

zum Arbeitsschutz unterschiedlich.<br />

E<strong>in</strong>e Gefährdung kann sich <strong>in</strong>sbesondere ergeben durch<br />

x die Gestaltung und die E<strong>in</strong>richtung der Arbeitsstätte<br />

und des Arbeitsplatzes<br />

x physikalische, chemische und biologische E<strong>in</strong>wirkungen<br />

x die Gestaltung, die Auswahl und den E<strong>in</strong>satz von<br />

Arbeitsmitteln, <strong>in</strong>sbesondere von Arbeitsstoffen,<br />

Masch<strong>in</strong>en, Geräten und Anlagen sowie den Umgang<br />

damit<br />

x die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren,<br />

Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren<br />

Zusammenwirken,<br />

x unzureichende Qualifikation und Unterweisung der<br />

Beschäftigten.<br />

Wie sieht es <strong>in</strong> der Praxis aus?<br />

E<strong>in</strong>e vor kurzem durchgeführte Umfrage des Hauptverbandes<br />

der gewerblichen Berufsgenossenschaften bei<br />

2 Mio. Mitgliedsunternehmen hat ergeben, dass nur ca.<br />

30 % der Kle<strong>in</strong>betriebe mit 1–9 Mitarbeitern über e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> verfügen. E<strong>in</strong> Blick über die<br />

Grenze zeigt, dass e<strong>in</strong>ige Länder <strong>in</strong> Europa schon weiter<br />

s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> diesem Zusammenhang genannte Studie<br />

aus Dänemark zeigt, dass <strong>in</strong> unserem Nachbarland<br />

bereits 71 % der Kle<strong>in</strong>betriebe e<strong>in</strong>e <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

durchgeführt haben.<br />

Warum besteht <strong>in</strong> Deutschland noch so e<strong>in</strong> Defizit?<br />

Viele Unternehmen führen als Argument an, die gesetzlichen<br />

Forderungen zur Durchführung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

seien viel zu abstrakt, zu theoretisch und<br />

nicht zeitgemäß. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

als unnötige Bürokratie empfunden, die das<br />

Unternehmen zusätzlich belastet. Richtig ist, dass die<br />

Anfertigung e<strong>in</strong>er Dokumentation e<strong>in</strong>en gewissen zeitlichen<br />

Aufwand erfordert. Allerd<strong>in</strong>gs steht, bei richtiger<br />

Information und Vorbereitung, dieser Aufwand durchaus<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angemessenen Verhältnis zu den Vorteilen,<br />

zumal es bereits Arbeitshilfen für die Durchführung der<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gibt.<br />

Gibt es vielleicht zu<br />

wenig Hilfsmittel?<br />

Sicher nicht! Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland existieren<br />

über 1000 Handlungshilfen<br />

zur Durchführung<br />

der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />

Ungefähr die Hälfte<br />

davon stammt von<br />

den Berufsgenossenschaften.<br />

Auch die<br />

Berufsgenossenschaft<br />

der Fe<strong>in</strong>mechanik und<br />

Elektrotechnik<br />

(BGFE) bietet Ihren<br />

Mitgliedsunterneh-<br />

Leitfaden für die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />

Die Broschüre D14 der BGFE.<br />

men verschiedene Handlungshilfen für die Durchführung<br />

der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> an.


Für kle<strong>in</strong>e Unternehmen eignen sich besonders branchenbezogene<br />

Checklisten und Kataloge, die bereits<br />

viele betriebliche Arbeitssituationen abdecken. Besondere<br />

betriebliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen<br />

Checklisten jedoch nicht enthalten. Diese müssen im<br />

Bedarfsfall entsprechend ergänzt werden.<br />

Stärkung der Eigenverantwortung<br />

Mit der Neuordnung der Rechtsvorschriften <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren s<strong>in</strong>d viele Detailforderungen, z. B. über physikalische<br />

Maße, Grenzwerte und Prüffristen, weggefallen.<br />

Die gesetzlichen Vorgaben formulieren <strong>in</strong> der Regel<br />

nur noch Schutzziele. Die Erfüllung der Schutzziele nach<br />

dem Stand der Technik liegt alle<strong>in</strong> beim Unternehmer.<br />

Wie er dieser Forderung nachkommen kann, ist häufig<br />

nicht mehr im E<strong>in</strong>zelnen geregelt. Dabei können technische<br />

Regeln, berufsgenossenschaftliche Regeln und<br />

Informationen sowie Normen behilflich se<strong>in</strong>. Im<br />

Bedarfsfall muss der Unternehmer entscheiden, ob die<br />

festgelegten Maßnahmen ausreichen oder ob zusätzliche<br />

Beratung erforderlich ist.<br />

Diese Entwicklung neuer Rechtsvorschriften berücksichtigt<br />

wesentliche Punke der politischen Forderung –<br />

weniger Bürokratie und Deregulierung. Der Wegfall<br />

vieler konkretisierender Vorschriften fordert auf der<br />

anderen Seite e<strong>in</strong>e größere Eigenverantwortung der<br />

Unternehmer. Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Instrument, dieser Verantwortung nachzukommen.<br />

Vorteile erkennen<br />

Welche Vorteile hat e<strong>in</strong> Unternehmen von der Durchführung<br />

der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>?<br />

Rechtssicherheit<br />

Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiges Instrument<br />

zur Erfassung der Gefährdungen der Arbeitnehmer<br />

und der daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen. Zum<br />

e<strong>in</strong>en kommt der Unternehmer mit der Dokumentation<br />

der gesetzlichen Forderung nach, zum anderen kann er<br />

damit jederzeit die Ergebnisse se<strong>in</strong>er Festlegungen für<br />

Überprüfungen durch die zuständigen Behörden vorweisen.<br />

Passiert trotzdem e<strong>in</strong> Arbeitsunfall oder besteht bei<br />

e<strong>in</strong>em Mitarbeiter der Verdacht e<strong>in</strong>er berufsbed<strong>in</strong>gten<br />

Erkrankung, kann der Unternehmer belegen, welche<br />

Arbeitsschutzmaßnahmen von ihm für Mitarbeiter und<br />

Tätigkeit festgelegt wurden. Dies kann ihn dann auch<br />

vor eventuellen Regressansprüchen schützen.<br />

Wirtschaftliche Vorteile<br />

Die Festlegung von Schutzmaßnahmen für bestimmte<br />

Tätigkeiten br<strong>in</strong>gt dem Arbeitgeber durch s<strong>in</strong>kende<br />

Ausfallzeiten der Mitarbeiter zusätzlich auch e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />

Vorteil. Auch wenn dies <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Betrieben<br />

manchmal nicht direkt messbar ist, so zeigt doch e<strong>in</strong><br />

Blick auf große Unternehmen, dass durch gezielte<br />

präventive Maßnahmen <strong>in</strong> Sachen Arbeitsschutz häufig<br />

der Krankenstand und die Zahl der Unfälle deutlich<br />

gesenkt werden konnte.<br />

Mitarbeiter, die <strong>in</strong> Folge von Arbeitsunfällen oder<br />

berufsbed<strong>in</strong>gten Erkrankungen fehlen, bedeuten <strong>in</strong>sbe-<br />

sondere <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben e<strong>in</strong>e starke Mehrbelastung für<br />

die Kollegen. Dies kann dazu führen, dass Aufträge<br />

nicht term<strong>in</strong>gerecht ausgeführt werden und Neue nicht<br />

übernommen werden können. Zudem entwickeln Mitarbeiter,<br />

welche <strong>in</strong> Sachen Arbeitsschutz im Betrieb beteiligt<br />

s<strong>in</strong>d, häufig e<strong>in</strong>e viel höhere Motivation, wenn sie<br />

feststellen, dass ihre Gesundheit für den Arbeitgeber<br />

wichtig ist und dieser darum entsprechende Festlegungen<br />

für bestimmte Tätigkeiten trifft.<br />

Wer ist verantwortlich?<br />

Die Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist<br />

grundsätzlich Aufgabe des Arbeitgebers. Je nach Größe<br />

und Organisation des Betriebes kann er Teile dieser Aufgaben<br />

an Vorgesetzte oder Abteilungs- und Bereichsleiter<br />

delegieren, welche im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches<br />

die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

durchführen. Dabei werden sie, wo notwendig und vorhanden,<br />

durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit und<br />

den Betriebsarzt unterstützt. Diese sollen mit ihrer fachlichen<br />

Qualifikation den Unternehmer beraten und ihm<br />

helfen, se<strong>in</strong>er Verantwortung auf richtige Weise nachzukommen.<br />

In Kle<strong>in</strong>betrieben ist der Unternehmer <strong>in</strong> der Regel<br />

direkt <strong>in</strong> die Betriebsabläufe e<strong>in</strong>gebunden. Er kennt<br />

jeden Mitarbeiter persönlich und trifft alle unternehmerischen<br />

Entscheidungen selbst. Von daher ist die Unternehmensstruktur<br />

nicht mit der e<strong>in</strong>es Großbetriebes vergleichbar.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass Unternehmer kle<strong>in</strong>er<br />

Betriebe sich häufig für das so genannte Unternehmermodell<br />

entscheiden, <strong>in</strong> denen sie selbst zum Thema<br />

Arbeitsschutz geschult werden. Die Entscheidung für<br />

das Unternehmermodell bedeutet allerd<strong>in</strong>gs, dass sich<br />

der Unternehmer um alle Belange des Arbeits- und<br />

Gesundheitsschutzes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Betrieb kümmern und,<br />

wenn nötig, das notwendige Fachwissen extern e<strong>in</strong>holen<br />

muss. Grundlage für die Entscheidung, die Sicherheitsfachkraft<br />

oder den Betriebsarzt h<strong>in</strong>zuzuziehen, ist die<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>. Die E<strong>in</strong>zelheiten des Unternehmermodells<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Anlage 3 zur Unfallverhütungsvorschrift<br />

„Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />

Arbeitssicherheit“, BGV A2, festgelegt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d aber auch alle Mitarbeiter verpflichtet,<br />

nach ihren Möglichkeiten alle zur Verfügung<br />

stehenden Arbeitsschutzmaßnahmen anzuwenden und<br />

den Unternehmer bei der Umsetzung zu unterstützen.<br />

Die Vorgehensweise – es ist ganz e<strong>in</strong>fach<br />

Die Beurteilung der<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

erfolgt <strong>in</strong> mehreren<br />

Schritten.<br />

Brücke 4/06 13


14<br />

BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />

Brücke 4/06<br />

1. Erfassen der Betriebsorganisation sowie der<br />

Sicherheitsorganisation<br />

Bevor mit der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> begonnen wird,<br />

sollte als erstes e<strong>in</strong>e Erfassung der allgeme<strong>in</strong>en betrieblichen<br />

Organisationsstruktur erfolgen. Dadurch gew<strong>in</strong>nt<br />

man zum e<strong>in</strong>en schnell e<strong>in</strong>en Überblick über bestehende<br />

Regelungen, zum anderen hilft die Erfassung auch eventuelle<br />

Defizite zu erkennen. Im Folgenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />

Beispiele aufgeführt, wobei die Liste noch erweiterbar<br />

ist:<br />

x Regelungen zur Ersten Hilfe<br />

x Brandschutz<br />

x Jugend- und Mutterschutz<br />

x Betriebsärztliche Betreuung<br />

x Arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Vorsorgeuntersuchungen<br />

x Sicherheitstechnische Betreuung<br />

x Unterweisung der Mitarbeiter<br />

x Pflichtenübertragung<br />

x beauftragte Personen, Ansprechpartner im Betrieb<br />

2. Erfassen und Ermitteln möglicher Gefährdungen<br />

und Belastungen<br />

Wer Gefährdungen bewerten will, muss wissen, welche<br />

Maßnahmen im Bedarfsfall erforderlich s<strong>in</strong>d. Diese s<strong>in</strong>d<br />

je nach Art des Betriebes unterschiedlich. E<strong>in</strong> Elektro<strong>in</strong>stallationsbetrieb<br />

hat andere Gefahrenschwerpunkte als<br />

z.B. e<strong>in</strong> zahntechnisches Labor oder e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen.<br />

Gefährdungen ergeben sich durch die<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Arbeitsverfahren,<br />

durch den Umgang mit Masch<strong>in</strong>en, Geräten, Werkzeugen<br />

und Arbeitsstoffen. Darüber h<strong>in</strong>aus können Gefährdungen<br />

auch durch falsches nicht angepasstes<br />

Verhalten der Mitarbeiter entstehen. Die folgende<br />

Liste zeigt Beispiele.<br />

Übersicht möglicher Gefährdungen oder<br />

Belastungen<br />

Gefährdung/Belastung Beispiele<br />

Mechanische Gefährdungen E<strong>in</strong>zugs-, Quetsch- und<br />

Scherstellen an Masch<strong>in</strong>en,<br />

Stolpern, Rutschen, Stürzen<br />

Elektrische Gefährdungen Elektrische Körperdurchströ-mung<br />

an unter Spannung stehenden<br />

Teilen, Lichtbogen<br />

Gefährdungen durch Stoffe Hautkontakt, E<strong>in</strong>atmen oder<br />

Verschlucken giftiger, ätzender<br />

und allergener Stoffe<br />

Biologische Gefährdungen Infektionsgefahr durch Mikroorganismen,<br />

Bakterien, Pilze<br />

und Viren<br />

Brand- und<br />

Explosionsgefahren<br />

Bildung explosionsfähiger<br />

Atmosphäre, elektrostatische<br />

Entladungen<br />

Thermische Gefährdungen Verbrennungen an heißen<br />

und Erfrierungen an kalten<br />

Oberflächen<br />

Gefährdung/Belastung Beispiele<br />

Physikalische Gefährdungen E<strong>in</strong>wirkungen von Lärm,<br />

Ultraschall, Vibrationen und<br />

Strahlung<br />

Gefährdungen <strong>in</strong> der<br />

Arbeitsumgebung<br />

Physische Belastungen,<br />

Ergonomie<br />

Gefährdungen durch Mängel<br />

der Ersten Hilfe, Brandschutz,<br />

Notfallmaßnahmen<br />

Belastungen durch Klimabed<strong>in</strong>gungen,<br />

Beleuchtung<br />

Schwere körperliche Arbeit,<br />

e<strong>in</strong>seitige Arbeitshaltung<br />

Mangelnde Regelungen zur<br />

Ersten Hilfe, Flucht und<br />

Rettung, Kennzeichnung von<br />

Verkehrswegen<br />

Psychische Belastungen Über- und Unterforderung,<br />

Soziale Bed<strong>in</strong>gungen,<br />

Arbeitszeitregelungen<br />

Gefährdungen durch Mängel<br />

der Organisation, Information<br />

und Kooperation<br />

Persönliche Schutzausrüstungen,<br />

Unterweisungen,<br />

Betriebsanweisungen,<br />

Koord<strong>in</strong>ation von Arbeiten<br />

Bei dauerhaft e<strong>in</strong>gerichteten Arbeitsplätzen empfiehlt es<br />

sich, die Gefährdungsermittlung arbeitsplatzbezogen<br />

durchzuführen. Dies ist bei Büro- oder Werkstattarbeiten<br />

s<strong>in</strong>nvoll. Bei ständig wechselnden Arbeitsplätzen,<br />

zum Beispiel auf Baustellen oder im Kundendienst,<br />

muss die Ermittlung personenbezogen durchgeführt<br />

werden, ebenso bei besonderen Personengruppen wie<br />

Schwerbeh<strong>in</strong>derten, werdenden Müttern und Jugendlichen.<br />

3. Beurteilung der Gefährdungen<br />

Bei diesem Schritt geht es darum zu beurteilen, wie sich<br />

die ermittelten Gefährdungen auf die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter auswirken können. Dabei gilt es abzuschätzen,<br />

ob Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d oder nicht. Auch<br />

bereits bestehende Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diese<br />

Überlegung mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Bilder Lorenz<br />

Hier besteht Handlungsbedarf durch die unzulässige Beleuchtung.<br />

Die Beurteilung beruht immer auf der Überlegung, wie<br />

hoch die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es schädigenden Ereignisses<br />

ist. Das Risiko setzt sich dabei aus der E<strong>in</strong>tritts-


wahrsche<strong>in</strong>lichkeit und der Schwere des Schadens<br />

zusammen. Daraus abgeleitet ergibt sich, ob Handlungsbedarf<br />

besteht oder nicht.<br />

Zugestellte Verkehrswege führen schnell zu Stolperunfällen, daher<br />

besteht hier Handlungsbedarf.<br />

4. Festlegung von Maßnahmen<br />

Maßnahmen des Arbeitsschutzes s<strong>in</strong>d nach den allgeme<strong>in</strong>en<br />

Grundsätzen des Arbeitsschutzgesetzes festzulegen.<br />

Daraus ergibt sich die Rangfolge „TOP“ (Technisch,<br />

Organisatorisch, Persönlich) der festzulegenden<br />

Schutzmaßnahmen.<br />

x <strong>Technische</strong> Schutzmaßnahmen (wie z.B. Absaugungen,<br />

Lichtschranken, Positionsschalter) haben Vorrang<br />

vor organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen.<br />

x Organisatorische Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d z. B. die<br />

Unterweisung an Hand der Betriebsanweisungen<br />

und die Organisation der Ersten Hilfe.<br />

x Personenbezogene Schutzmaßnahmen wie die Persönliche<br />

Schutzausrüstung (z.B. Schutzbrille, Handschuhe<br />

usw.) kommen erst zum E<strong>in</strong>satz, wenn technische<br />

Maßnahmen alle<strong>in</strong> die Beschäftigten nicht<br />

ausreichend schützen können.<br />

5. Durchführung der festgelegten Maßnahmen<br />

Je nach Ergebnis der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gilt es<br />

nun, die festgelegten Maßnahmen zu realisieren. Dazu<br />

e<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />

1. An e<strong>in</strong>er Kreissäge fehlt der Spaltkeil. Mögliche<br />

Gefährdung: unkontrolliertes Rückschlagen des Werkstückes.<br />

Maßnahmen: Masch<strong>in</strong>e stillsetzen, bis der ordnungsgemäße<br />

Zustand wieder hergestellt wurde, Unterweisung<br />

der Mitarbeiter.<br />

2. Die Mitarbeiter haben direkten Hautkontakt zu Lösemitteln,<br />

Säuren, Laugen oder allergenen Stoffen. Mögliche<br />

Gefährdung: Verätzungen, Ekzeme, Allergien.<br />

Maßnahmen: Beschaffung geeigneter und wirksamer<br />

Hautschutzmittel, Unterweisung der Mitarbeiter im<br />

Umgang mit den verwendeten Arbeitsstoffen, Arbeitsmediz<strong>in</strong>ische<br />

Vorsorgeuntersuchungen.<br />

3. Die elektrischen Betriebsmittel s<strong>in</strong>d nicht wiederkehrend<br />

geprüft. Maßnahmen: Festlegung von Prüffristen,<br />

Durchführung der Prüfung, Dokumentation der Prüfergebnisse.<br />

4. Der Beurteilungspegel an den<br />

Arbeitsplätzen liegt über 85 dB(A).<br />

Mögliche Gefährdung: Entstehen<br />

e<strong>in</strong>er Lärmschwerhörigkeit. Maßnahmen:<br />

Lärmm<strong>in</strong>derung, Gehörschutz<br />

bereitstellen, arbeitsmediz<strong>in</strong>ische<br />

Vorsorgeuntersuchungen.<br />

6. Kontrolle der Wirksamkeit<br />

S<strong>in</strong>d die erforderlichen Maßnahmen<br />

ausgeführt, erfolgt die Wirksamkeitskontrolle<br />

unter E<strong>in</strong>beziehung der<br />

betroffenen Mitarbeiter. Diese Prüfung<br />

sollte von Zeit zu Zeit wiederholt<br />

werden, <strong>in</strong>sbesondere dann,<br />

wenn sich die Gegebenheiten im<br />

Betrieb verändern. Anlässe dafür<br />

können se<strong>in</strong><br />

x Änderungen der Arbeitsverfahren<br />

x Neue Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe<br />

x Veränderte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

x Gesetzesänderungen<br />

Handlungshilfen<br />

Die BGFE bietet verschiedene Handlungshilfen zur<br />

schnellen und systematischen Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

an. Besonders für Kle<strong>in</strong>betriebe<br />

geeignet ist die CD „Praxisgerechte Lösungen“. Auf<br />

dieser CD s<strong>in</strong>d bereits für die meisten Gewerbezweige<br />

branchenbezogene Gefährdungskataloge enthalten.<br />

Die CD-ROM „Praxisgerechte Lösungen“, Bestell-Nr. CD 3<br />

Preis: 5,– Euro (für Mitgliedsbetriebe)<br />

Die CD bietet mehrere Vorteile:<br />

x Checklisten können leicht editiert und bei Bedarf<br />

ausgedruckt werden<br />

x Für die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gibt es e<strong>in</strong>e<br />

Bearbeiter- und Term<strong>in</strong>verwaltung<br />

x Alle wichtigen Gesetze, Berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschriften, Regeln und Informationen s<strong>in</strong>d bereits<br />

enthalten und mit den entsprechenden Stellen <strong>in</strong> den<br />

Gefährdungskatalogen verknüpft<br />

Betriebsanweisungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges<br />

Hilfsmittel für die Unterweisung.<br />

Brücke 4/06 15


16<br />

BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />

Brücke 4/06<br />

x Musterformulare, Unterweisungshilfen und Betriebsanweisungen<br />

können direkt aufgerufen und erstellt<br />

werden<br />

x Updatemöglichkeit über das Internet<br />

Weitere Erläuterungen zum Umgang mit der CD s<strong>in</strong>d<br />

auch <strong>in</strong> der BGFE Broschüre „Gefährdungen und<br />

Belastungen am Arbeitsplatz“ enthalten. Zusätzlich enthält<br />

die Broschüre bereits e<strong>in</strong>ige wichtige Checklisten<br />

zu Erfassung der Betriebsorganisation.<br />

Die Unternehmer, welche am Unternehmermodell teilnehmen,<br />

erhalten mit den Teilnehmerunterlagen im<br />

Aufbausem<strong>in</strong>ar verschiedene Arbeitshilfen, mit denen<br />

die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> erstellt werden kann.<br />

Bei Fragen, die bei der Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

auftreten, stehen <strong>in</strong> den Präventionszentren der<br />

BGFE <strong>in</strong> Köln, Braunschweig, Berl<strong>in</strong>, Dresden, Nürnberg,<br />

Stuttgart und Bad Münstereifel kompetente<br />

Ansprechpartner zur Verfügung. Ihren Ansprechpartner<br />

f<strong>in</strong>den sie <strong>in</strong> Internet unter www.bgfe.de<br />

Prävention Präventionszentren<br />

Thoralf Lorenz<br />

Informations- und Quellenverzeichnis<br />

Die folgenden Hilfsmittel und Schriften der BGFE<br />

unterstützen den Unternehmer bei der Erstellung der<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />

[1] Informationsmaterial 2005/2006 – Sicherheit <strong>in</strong><br />

Schrift, Bild und Ton, Bestell-Nr. D17, Preis:<br />

kostenlos<br />

[2] Arbeitsschutzgesetz, Bestell-Nr. JB1,<br />

Preis: 2,50 Euro<br />

[3] BGV A1 – Grundsätze der Prävention,<br />

Preis: 0,40 Euro<br />

[4] <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> – Gefährdungen und Belastungen<br />

am Arbeitsplatz, <strong>in</strong>kl. CD3,<br />

Bestell-Nr. D14, Preis: 6,– Euro<br />

[5] Praxisgerechte Lösungen – Hilfen für die betriebsspezifische<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>,<br />

Bestell-Nr.: CD3, Preis: 5,– Euro<br />

[6] Nachweisbuch über Arbeitsschutzunterweisungen,<br />

Bestell-Nr. S13, Preis: 1,40 Euro<br />

Bestellungen:<br />

Per Internet: www.bgfe.de Medien<br />

Telefon: (0221) 3778-1020<br />

Fax: (0221) 3778-1021<br />

E-Mail versand@bgfe.de<br />

Maßnahmen zum betrieblichen<br />

Explosionsschutz <strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />

Die Grundlagen für die Festlegung von Maßnahmen zum Explosionsschutz <strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />

resultieren aus der Zonene<strong>in</strong>teilung und den sicherheitstechnischen Eigenschaften der e<strong>in</strong>gesetzten<br />

Stoffe (vgl. Brücke 2/2006; S.19–20). Hierbei unterscheidet man zwischen technischen und<br />

organisatorischen Schutzmaßnahmen, wie sie <strong>in</strong> der BGR 104 „Explosionsschutz-Regeln“ oder den<br />

technischen Regeln zur Betriebssicherheitsverordnung beschrieben s<strong>in</strong>d. Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige<br />

dieser Maßnahmen vorgestellt.<br />

<strong>Technische</strong> Schutzmaßnahmen<br />

Hierzu gehören Maßnahmen, welche die Bildung<br />

gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre (g.e.A.) verh<strong>in</strong>dern<br />

oder e<strong>in</strong>schränken (primäre Explosionsschutzmaßnahmen),<br />

wie z. B.:<br />

x technisch dichte Anlagen<br />

x auf Dauer technisch dichte Anlagen<br />

x natürliche Be- und Entlüftung der Aufstellungsräume<br />

x gasdichte Wanddurchführungen von e<strong>in</strong>em<br />

„Ex-Raum“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en nicht „Ex-Raum“<br />

So s<strong>in</strong>d die Aufstellungsräume von Gas-Druckregel- und<br />

Messanlagen nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 491<br />

„Gas-Druckregelanlagen für E<strong>in</strong>gangsdrücke bis e<strong>in</strong>schließlich<br />

100 bar; Planung, Fertigung, Errichtung,<br />

Prüfung, Inbetriebnahme und Betrieb“ mit e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />

natürlichen Lüftung auszustatten. Die Belüftungsöffnungen<br />

s<strong>in</strong>d an möglichst tiefer Stelle, die<br />

Entlüftungsöffnungen <strong>in</strong> Decken bzw. Dachhöhe anzu-<br />

br<strong>in</strong>gen. Sie müssen auf Dauer frei bleiben. Der freie<br />

Querschnitt der unverschließbaren Be- und Entlüftungsöffnungen<br />

muss jeweils m<strong>in</strong>destens 0,25 % der<br />

Grundfläche betragen. Innerhalb des Aufstellungsraumes<br />

ergibt sich dabei e<strong>in</strong> Luftwechsel, bei dem das<br />

Raumvolumen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal pro Stunde ausgetauscht<br />

wird.<br />

In Bereichen, die <strong>in</strong> Zonen e<strong>in</strong>geteilt wurden, s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />

vorzusehen, die die Entzündung gefährlicher<br />

explosionsfähiger Atmosphäre verh<strong>in</strong>dern (sekundäre<br />

Explosionsschutzmaßnahmen). Dazu gehören:<br />

x explosionsgeschützte Elektro<strong>in</strong>stallation<br />

x elektrostatisch ableitfähiger Fußboden im<br />

Aufstellungsraum der Anlage<br />

x Maßnahmen des Potenzialausgleiches und<br />

Blitzschutzes<br />

x Vermeidung heißer Oberflächen<br />

x Vermeidung mechanisch erzeugter Funken.


Anforderungen an elektrische Betriebsmittel und Bauteile<br />

(sofern sie über e<strong>in</strong>e eigene potenzielle Zündquelle<br />

verfügen) zur Verwendung <strong>in</strong> explosionsgefährdeten<br />

Bereichen ergeben sich aus der Richtl<strong>in</strong>ie 94/9/EG.<br />

Nach dieser Richtl<strong>in</strong>ie werden die Geräte <strong>in</strong> zwei<br />

Gruppen e<strong>in</strong>geteilt:<br />

Gerätegruppe I gilt für Geräte zur Verwendung <strong>in</strong><br />

Untertagebetrieben von Bergwerken sowie <strong>in</strong> deren<br />

Übertageanlagen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Gefährdung durch<br />

Grubengas oder durch brennbare Stäube bestehen<br />

kann.<br />

Gerätegruppe II gilt für Geräte zur Verwendung <strong>in</strong> den<br />

übrigen Bereichen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Gefährdung durch<br />

explosionsfähige Atmosphäre bestehen kann. Innerhalb<br />

der Gerätegruppe II unterscheidet man drei Kategorien:<br />

– Kategorie 1, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 0, 1 und 2<br />

– Kategorie 2, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 1 und 2<br />

– Kategorie 3, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 2.<br />

Nichtelektrische Betriebsmittel fallen <strong>in</strong> den Geltungsbereich<br />

der RL 94/9/EG, sofern sie im explosionsgefährdeten<br />

Bereich e<strong>in</strong>gesetzt werden und über e<strong>in</strong>e<br />

eigene potenzielle Zündquelle verfügen. Beispiele hierfür<br />

s<strong>in</strong>d:<br />

x Verdichter für e<strong>in</strong>e Erdgastankstelle, der im explosionsgefährdeten<br />

Bereich aufgestellt wird,<br />

x Ventilator, der Abluft aus e<strong>in</strong>em Raum absaugt, welcher<br />

e<strong>in</strong>er Zone zugeordnet ist.<br />

Bezogen auf das Kriterium „eigene potenzielle Zündquelle“<br />

fallen zum Beispiel folgende Bauteile nicht <strong>in</strong><br />

den Geltungsbereich der RL 94/9/EG, da sie im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

über ke<strong>in</strong>e eigene Zündquelle verfügen:<br />

Stahlrohre / Formstücke / Rohrverb<strong>in</strong>dungselemente /<br />

Durchleitungsdruckbehälter / Bl<strong>in</strong>dflansche / Schutzrohr<br />

für Messe<strong>in</strong>richtungen / Handventile / Kugelhahn /<br />

Schieber.<br />

Aufstellungsräume von Gas-Druckregel- und Messanlagen<br />

s<strong>in</strong>d mit elektrostatisch ableitfähigen Fußböden<br />

bzw. Bodenbeschichtungen auszurüsten, um e<strong>in</strong> gefährliches<br />

elektrostatisches Aufladen von Personen zu vermeiden.<br />

Der Ableitwiderstand des Fußbodens darf<br />

e<strong>in</strong>schließlich des Fußbodenbelags den Wert von<br />

10 8 Ohm nicht überschreiten. Die Überprüfung des<br />

Widerstandswertes erfolgt nach dem <strong>in</strong> DIN EN 1081<br />

„Bestimmung des elektrischen Widerstandes, elastische<br />

Bodenbeläge“ beschriebenen Messverfahren.<br />

Diese Messung ist vor Inbetriebnahme und wiederkehrend<br />

durchzuführen. Die Intervalle für die wiederkehrenden<br />

Prüfungen orientieren sich an den betrieblichen<br />

Gegebenheiten (Richtwert für die Wiederholungsprüfung:<br />

drei Jahre). Alle Messergebnisse s<strong>in</strong>d zu protokollieren.<br />

Organisatorische Maßnahmen<br />

Die organisatorischen Maßnahmen ergänzen die technischen<br />

Schutzmaßnahmen, um e<strong>in</strong>en umfassenden Explosionsschutz<br />

zu gewährleisten. Sie lassen sich untergliedern<br />

<strong>in</strong>:<br />

x Organisatorische Maßnahmen bei Instandhaltung<br />

und Instandsetzung<br />

x Prüfungen vor Inbetriebnahme und wiederkehrend.<br />

Bild Seemann<br />

Wartungsarbeiten an e<strong>in</strong>er Gas-Druckregelanlage.<br />

Die bei der Instandhaltung und Instandsetzung angewendeten<br />

organisatorischen und betrieblichen Maßnahmen<br />

resultieren aus e<strong>in</strong>er <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />

Organisatorische Maßnahmen<br />

Durchführung von Prüfungen durch befähigte Personen<br />

Durchführung der Arbeiten durch Sachkundige<br />

Unterweisung der Beschäftigten<br />

Koord<strong>in</strong>ation der Arbeiten<br />

sichere Verwendung von Handwerkzeugen<br />

Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben, Aufsicht<br />

Kennzeichnung der Zugänge zu explosionsgefährdeten<br />

Bereichen durch Warnzeichen<br />

Die Maßnahmen werden ergänzt durch<br />

E<strong>in</strong>satz spezieller explosionsgeschützter Arbeitsmittel und<br />

entsprechender persönlicher Schutzausrüstung (PSA)<br />

Tragen von elektrostatisch ableitfähigem Schuhwerk<br />

Bereitstellung von Feuerlöschern<br />

Besondere Lüftungsmaßnahmen dienen dazu, die<br />

Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre bei<br />

den Arbeiten zu verh<strong>in</strong>dern oder e<strong>in</strong>zuschränken. Dies<br />

kann durch e<strong>in</strong>e verbesserte natürliche (z. B. Öffnen von<br />

Türen und Fenstern) oder technische Lüftung erreicht<br />

werden. Die Raumatmosphäre ist kont<strong>in</strong>uierlich mit<br />

geeigneten Gasmessgeräten auf unzulässige Konzentrationen<br />

zu überwachen.<br />

Brücke 4/06 17


18<br />

BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />

Brücke 4/06<br />

Müssen Leitungsabschnitte oder Baugruppen entspannt<br />

werden, so hat dies unter sachkundiger Aufsicht zu<br />

erfolgen.<br />

x Gas ist kontrolliert und gefahrlos <strong>in</strong>s Freie zu leiten<br />

x e<strong>in</strong> ausreichender Abstand zu möglichen Zündquellen<br />

muss e<strong>in</strong>gehalten werden<br />

x mögliche Zündquellen <strong>in</strong>nerhalb des Gefährdungsbereiches<br />

s<strong>in</strong>d unwirksam zu machen<br />

x vor dem Ausbau von Bauelementen bzw. Baugruppen<br />

muss e<strong>in</strong>e elektrische Überbrückung der Endstellen<br />

nach DVGW-Arbeitsblatt GW 309 vorhanden<br />

se<strong>in</strong>. Dieses ist auch gegeben, wenn die<br />

Ausbaustrecke durch andere Rohrleitungen oder<br />

Potenzialausgleich überbrückt ist.<br />

Schweißarbeiten <strong>in</strong> Aufstellungsräumen mit Gas führenden<br />

Baugruppen s<strong>in</strong>d grundsätzlich untersagt. Ausnahmen<br />

bedürfen der schriftlichen Genehmigung des<br />

Betreibers. Die schriftliche Genehmigung kann <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es Schweißerlaubnissche<strong>in</strong>es (Feuersche<strong>in</strong>) erfolgen,<br />

<strong>in</strong> dem die Schutzmaßnahmen vom Betreiber festgelegt<br />

und dokumentiert worden s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e grundlegende Schutzmaßnahme des Explosionsschutzes<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gasanlage ist die Dichtheit Gas führender<br />

Anlagenteile. Hierdurch wird die Bildung von<br />

g.e.A. im Aufstellungsraum vermieden. Man unterscheidet<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang zwei Begriffe:<br />

x auf Dauer technisch dicht<br />

x technisch dicht<br />

Als auf Dauer technisch dicht gilt z. B. e<strong>in</strong>e ordnungsgemäß<br />

geschweißte Rohrleitung. Sofern ke<strong>in</strong>e Korrosion<br />

oder mechanische Beschädigungen auftreten, bleibt sie<br />

dauerhaft dicht.<br />

AuA – Auszubildende unterweisen Auszubildende<br />

Die RWE Westfalen-Weser-Ems AG startete 2004 das Projekt<br />

„Auszubildende unterweisen Auszubildende“. Auf „gleicher<br />

Augenhöhe“ vermitteln hierbei ältere Auszubildende den Kollegen<br />

des ersten Ausbildungsjahres Themen der Arbeitssicherheit.<br />

Im Gegensatz dazu gelten z. B. Flanschverb<strong>in</strong>dungen<br />

mit glatter Dichtleiste nicht als auf Dauer technisch<br />

dicht. Hierbei kann die technische Dichtheit auf Dauer<br />

durch organisatorische Maßnahmen erreicht werden.<br />

Der Umfang der Dichtheitsprüfung und die Festlegung<br />

der Prüf<strong>in</strong>tervalle s<strong>in</strong>d z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Instandhaltungsplan<br />

zu dokumentieren.<br />

Zur Dichtheitsprüfung werden Gaskonzentrationsmessgeräte<br />

oder Schaum bildende Mittel verwendet.<br />

E<strong>in</strong>e Prüfung der Dichtheit ist durchzuführen:<br />

x vor der ersten Inbetriebnahme<br />

x im Zuge von Überwachungs- und Wartungsarbeiten<br />

x vor e<strong>in</strong>er erneuten Inbetriebnahme<br />

x nach wesentlichen Änderungen<br />

x nach Instandsetzungsarbeiten<br />

Weitere Prüfungen <strong>in</strong>nerhalb der Gasanlage umfassen<br />

die elektrische Anlage, den Blitzschutz und die Ableitfähigkeit<br />

des Fußbodens, und zwar vor Inbetriebnahme<br />

und wiederkehrend. Prüfungen s<strong>in</strong>d von befähigten Personen<br />

durchzuführen. Die Anforderungen an befähigte<br />

Personen für Prüfungen zum Explosionsschutz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

der TRBS 1203 Teil 1 aufgeführt. Die Ergebnisse der<br />

Prüfungen s<strong>in</strong>d zu dokumentieren.<br />

Im Explosionsschutzdokument s<strong>in</strong>d die Maßnahmen des<br />

Explosionsschutzes, die Zonene<strong>in</strong>teilung sowie die<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> zusammenfassend zu dokumentieren.<br />

Dr. Albert Seemann<br />

Unfallstatistiken zeigen es immer wieder: Auszubildende,<br />

also Neul<strong>in</strong>ge im Betrieb, s<strong>in</strong>d überdurchschnittlich<br />

häufig von Arbeitsunfällen betroffen. Teilweise<br />

s<strong>in</strong>d derartige Unfälle auf mangelnde Erfahrung<br />

und mangelndes Fachwissen, zum Teil aber auch auf die<br />

„jugendliche Unvorsichtigkeit“ der Auszubildenden<br />

zurückzuführen. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d Auszubildende empfänglich<br />

für e<strong>in</strong>e qualifizierte Wertevermittlung im<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

Bei der RWE Westfalen-Weser-Ems AG nimmt die<br />

Berufsausbildung e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

entsprechende Wertschätzung erfährt auch der Arbeitsund<br />

Gesundheitsschutz im Rahmen der Qualifikation<br />

der jüngeren Mitarbeiter. In jüngerer Vergangenheit<br />

musste das Unternehmen e<strong>in</strong> auffälliges Arbeitsunfallgeschehen<br />

im Bereich der gewerblichen Ausbildung bei<br />

der Ausübung so genannter „Grundfertigkeiten“ wie<br />

Sägen, Schweißen etc. feststellen. Dabei ereigneten sich<br />

die Unfälle schwerpunktmäßig im zweiten Ausbildungsjahr,<br />

während der praktischen Erfahrungen <strong>in</strong><br />

den Fachbereichen des Unternehmens und bei Fremdfirmen.


Das Unternehmen rief daher bereits im Jahr 2004 das<br />

Projekt AuA „Auszubildende unterweisen Auszubildende“<br />

<strong>in</strong>s Leben. Dieses zwischenzeitlich fest im Ausbildungsprogramm<br />

verankerte Projekt baut auf den<br />

Erfahrungen der „älteren“ Auszubildenden auf. Im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>zelner Aktionen vermitteln diese „auf<br />

gleicher Augenhöhe“ ihren jüngeren Kollegen des<br />

1. Ausbildungsjahres arbeits- und gesundheitsschutzbezogene<br />

Sachthemen. Dabei wird das AuA-Konzept wie<br />

folgt abgewickelt:<br />

1. Themenf<strong>in</strong>dung<br />

Die Auszubildenden e<strong>in</strong>es Ausbildungsjahrgangs diskutieren<br />

zusammen mit Ausbildern und dem Sicherheits<strong>in</strong>genieur<br />

arbeitssicherheitsrelevante Problemstellungen<br />

ihres Berufsalltags. Basierend auf Erfahrungen, Erlebnissen<br />

oder auch Unfällen wird e<strong>in</strong>e Auswahl unterweisungsrelevanter<br />

Themen getroffen, die jeweils durch<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe aus zwei bis drei Auszubildenden aufzubereiten<br />

und vorzustellen s<strong>in</strong>d.<br />

2. Ausarbeitung<br />

Während e<strong>in</strong>es Zeitraums von 2–3 Monaten bereiten die<br />

Auszubildenden ihre selbst gewählten Themen auf. Vorgaben<br />

für die Vorstellung existieren nicht, so dass unterschiedliche<br />

Konzepte wie Präsentationen, Diskussionsrunden<br />

oder auch der E<strong>in</strong>satz von Filmen denkbar s<strong>in</strong>d.<br />

Lediglich die Unterweisungsdauer ist mit maximal 30<br />

M<strong>in</strong>uten vorgegeben. Die Unterstützung der Auszubil-<br />

WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />

Betriebskalender 2006/2007<br />

denden durch unterschiedliche Abteilungen des Unternehmens<br />

ist sichergestellt.<br />

3. „Generalprobe“ und Unterweisung:<br />

Vor der AuA-Unterweisung proben die Auszubildenden<br />

die Vorstellung ihrer Ergebnisse geme<strong>in</strong>sam mit allen<br />

Gruppen, Ausbildern und Sicherheitsfachkräften. Es<br />

folgt die eigentliche Unterweisung der Kollegen mit<br />

anschließendem „Feedback-Gespräch“.<br />

4. Vorstellung im Unternehmen:<br />

Alle Gruppen bekommen e<strong>in</strong>mal im Jahr die Chance,<br />

sich und ihre Ergebnisse im Unternehmen zu präsentieren.<br />

Vertreter aller Hierarchieebenen, Sicherheitsfachkräfte<br />

und Betriebsräte nutzen die Gelegenheit, mit den<br />

jungen Kollegen über deren Arbeit zu diskutieren und<br />

ihrerseits vom eigenen Erfahrungsschatz etwas weiterzugeben.<br />

Das Projekt ist bislang bei allen beteiligten Auszubildenden<br />

auf e<strong>in</strong> gutes Echo gestoßen. Die Erarbeitung<br />

praxisrelevanter Aufgabenstellungen und die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit sicherheitsrelevanten Themen hilft auch<br />

bei der Ergänzung und Aktualisierung bestehender<br />

<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>en. Das Engagement des Unternehmens<br />

hat sich zwischenzeitlich durch nachhaltige<br />

Erfolge bei den Unfallzahlen ausgezahlt. Das Projekt<br />

kann zur Nachahmung nur empfohlen werden.<br />

Dr. Re<strong>in</strong>hard Lux<br />

Der Betriebskalender 2006/2007 wird <strong>in</strong> den<br />

nächsten Wochen ersche<strong>in</strong>en. Wie üblich wird er<br />

Betrieben ab 51 Versicherten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er begrenzten Stückzahl<br />

zugeschickt. Die Betriebskalender s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Dankeschön<br />

der Berufsgenossenschaft für die Mitarbeiter <strong>in</strong><br />

den Betrieben, die sich um die Durchsetzung der<br />

Arbeitssicherheit besonders verdient gemacht haben.<br />

Deshalb geht unsere Bitte an die Betriebe: Verteilen Sie<br />

die Kalender so, dass vorbildliches Verhalten <strong>in</strong> Fragen<br />

der Arbeitssicherheit belohnt wird. Die Auflage ist<br />

begrenzt, weitere Kalender können nicht kostenlos zur<br />

Verfügung gestellt werden, s<strong>in</strong>d aber zum Selbstkostenpreis<br />

von 3,– Euro (solange der Vorrat reicht) bei uns<br />

erhältlich.<br />

Jahresplaner 2007<br />

Interessierte Mitgliedsbetriebe können e<strong>in</strong>en Jahresplaner<br />

für 2007 <strong>in</strong> der Größe 68 x 98 cm zur Wandbefestigung<br />

bestellen. So können alle wichtigen Term<strong>in</strong>e<br />

auf e<strong>in</strong>en Blick erfasst werden. Der Jahresplaner wird<br />

Mitgliedsbetrieben auf Anforderung kostenlos zugesandt<br />

(Bestell-Nr. JP).<br />

Brücke 4/06 19


20<br />

WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />

Plakate für die Monate<br />

September/Oktober<br />

Die Plakate der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik sollen Ihnen bei der<br />

betrieblichen Sicherheitsarbeit helfen. Durch die Komb<strong>in</strong>ation<br />

e<strong>in</strong>facher Bild- und Textaussagen erarbeitet<br />

der Betrachter Themen der Arbeitssicherheit selbstständig.<br />

Eigene Interpretationen und Lösungen verstärken<br />

das Bewusstse<strong>in</strong> für Sicherheit und Gesundheit am<br />

Arbeitsplatz. Mitgliedsbetriebe der BGFE und der<br />

TBBG können die Plakate kostenlos bestellen.<br />

Brücke 4/06<br />

Bestell-Nr. P7/2006 Bestell-Nr. P8/2006<br />

BG-DVR Jahresaktion „Raser kommen nicht an“<br />

Gew<strong>in</strong>ner des BGFE-Sicherheitsquiz<br />

E<strong>in</strong>e Digitalkamera im Wert von 750,– Euro überreichte TAB<br />

Wolfgang Hermann (4.v.r.) im Kraftwerk Weisweiler der RWE<br />

Power AG an den Preisträger <strong>in</strong> Quiz 4/05 Gottfried Bisdorf<br />

(3.v.l.) Auch die Abteilungs- und Kraftwerksleitung, der<br />

Betriebsrat und die Sicherheitsfachkraft waren zum Gratulierten<br />

gekommen.<br />

Den 3. Preis im Quiz 4/05, e<strong>in</strong>e hochwertige Digitalkamera,<br />

überbrachte TAB Klaus D. Nieuwenhuizen<br />

(l<strong>in</strong>ks) an Oliver Erb vom Trierer Unternehmen Gunnebo<br />

Kubon, Abt. Safe Pay. Sicherheitsfachkraft Radigk<br />

(rechts) freute sich mit dem Gew<strong>in</strong>ner.<br />

Als Beilage f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> dieser Brücke das große Gew<strong>in</strong>nspiel zur<br />

aktuellen BG-DVR Schwerpunktaktion. Das Thema der diesjährigen<br />

geme<strong>in</strong>samen Verkehrssicherheitsaktion der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates e.V. (DVR) lautet:<br />

„Raser kommen nicht an“. Unangemessene bzw. überhöhte Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ist seit Jahren die Unfallursache Nr. 1 auf Deutschlands Straßen.<br />

Beim Ausfüllen des Gew<strong>in</strong>nspiels erhalten Sie wichtige Informationen über<br />

die Wahrnehmung von Geschw<strong>in</strong>digkeiten, die Motivation für zu schnelles<br />

Fahren oder wie Sie überprüfen können, ob Sie mit der richtigen Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

unterwegs s<strong>in</strong>d. Daneben haben Sie die Möglichkeit, attraktive<br />

Preise zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Über den Gew<strong>in</strong>n des 1. Preises beim Sicherheitsquiz<br />

„Geheimnis-Sicherheit-Ausrüstung“, e<strong>in</strong>en Reisegutsche<strong>in</strong><br />

im Wert von 2.300 Euro, freute sich Yannick<br />

Zehner (Bildmitte) vom Dentallabor Dümke e.K. Ruthard<br />

Zehner <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>furt. TAB Axel van Ryn (rechts) und<br />

Inhaber Ruthard Zehner gratulierten dem Preisträger.<br />

Der dritte Preis im Sicherheitsquiz<br />

„Geheimnis-Sicherheit-Haut“ g<strong>in</strong>g<br />

nach Bayern. TAB Carsten Rudolph<br />

überreichte die Digitalkamera an<br />

Gerhard Weiß von der Energietechnik<br />

Manfred Guggenmos und<br />

Gerhard Weiß GbR <strong>in</strong> Unteregg.


Psychische Belastungen am Arbeitsplatz<br />

E<strong>in</strong>e neue Infobroschüre bietet Unternehmern und Personalverantwortlichen e<strong>in</strong>e<br />

Anleitung für die Belastungsanalyse <strong>in</strong> ihrem Unternehmen.<br />

Arbeitgeber und Berufsgenossenschaften s<strong>in</strong>d nach<br />

dem Arbeitsschutzgesetz und dem Sozialgesetzbuch<br />

Sieben dazu verpflichtet, nicht nur Unfälle<br />

und Berufskrankheiten, sondern auch arbeitsbed<strong>in</strong>gte<br />

Gesundheitsgefahren zu verhüten. Dazu zählen auch<br />

psychische Belastungen, soweit sie gefährdend s<strong>in</strong>d. Der<br />

Arbeitgeber hat somit die Pflicht, auch psychische<br />

Fehlbelastungen <strong>in</strong> der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> zu<br />

Bestell-Nr. MB 40<br />

bewerten.<br />

Preis: Für BGFE und<br />

TBBG Mitgliedsbe-<br />

Die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektriebe<br />

3,50 Euro<br />

trotechnik (BGFE) und die Textil- und Bekleidungs-<br />

Für Nichtmitgliedsbetriebe<br />

7,00 Euro<br />

Berufsgenossenschaft (TBBG) unterstützen Arbeitgeber<br />

und Personalverantwortliche beim Betreten dieses Neulands:<br />

Die Broschüre „Psychische Belastungen am<br />

Arbeitsplatz“ bietet Ihnen e<strong>in</strong>e kurz gefasste, aber dennoch<br />

aussagekräftige Anleitung für e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Belastungsanalyse <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen.<br />

Beurteilen Sie psychische Gefährdungen mit dem<br />

psy.Risk®-10-Faktorentest – er umfasst die zehn<br />

Kapitel: Unternehmensleitung, Organisationskultur,<br />

Führung, Teamklima, Mitarbeiterförderung, Betriebsorganisation,<br />

Arbeitsprozesse, Arbeitstätigkeit, Aus-<br />

Neu aufgelegt:<br />

Transport im Betrieb<br />

Geordnete und sichere Transportarbeiten<br />

gewährleisten<br />

e<strong>in</strong>en ungestörten Materialfluss und<br />

verh<strong>in</strong>dern Produktionsverzögerungen<br />

bzw. -ausfälle. Unfachmännisch<br />

durchgeführte Transporte verursachen<br />

dagegen immer wieder Unfälle<br />

und Schäden.<br />

Nach den Statistiken der Berufsgenossenschaften<br />

s<strong>in</strong>d ca. 26 % aller<br />

gemeldeten Unfälle und ca. 29 %<br />

Prozent aller tödlichen Unfälle<br />

Transportunfälle. Mit dieser Broschüre<br />

wollen wir geme<strong>in</strong>sam mit<br />

Ihnen den Unfallschwerpunkt<br />

„Transport“ entschärfen.<br />

führungsbed<strong>in</strong>gungen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Für den<br />

ganz Eiligen halten wir außerdem den „Kurzcheck<br />

Risiken“ bereit. Alle Testseiten s<strong>in</strong>d knapp und übersichtlich<br />

gestaltet und auf die praktischen Erfordernisse<br />

des Arbeitsalltags ausgerichtet.<br />

Bestell-Nr. MB 13<br />

Preis:<br />

Für Mitgliedsbetriebe 2,50 Euro<br />

Und so können Sie bestellen:<br />

Per Post: Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik, Gustav-He<strong>in</strong>emann-Ufer 130, 50968 Köln<br />

Per Internet: www.bgfe.de Medien Per E-Mail: versand@bgfe.de<br />

Per Telefon oder Telefax:<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien (alle Schriften, wie UVVen, Broschüren, Faltblätter):<br />

Abteilung Prävention: Telefon 02 21 / 37 78 10 20 Telefax 02 21 / 37 78 10 21<br />

Periodika, Elektronische Medien (Videos und CD-ROM´s)<br />

Abteilung Kommunikation: Telefon 02 21 / 37 78 10 30 Telefax 02 21 / 37 78 10 31<br />

H<strong>in</strong>weis: Bei Bestellungen von Betrieben, die nicht bei der BGFE oder TBBG versichert s<strong>in</strong>d, wird e<strong>in</strong>e Versandkostenpauschale von<br />

3,50 Euro berechnet.<br />

Brücke 4/06 21


22<br />

WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />

Gew<strong>in</strong>nen kann so e<strong>in</strong>fach se<strong>in</strong>!<br />

Die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik (BGFE)<br />

und die Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) veranstalten<br />

geme<strong>in</strong>sam den großen Ideenwettbewerb 2006. Teilnehmen kann<br />

jeder, der bei der BGFE oder der TBBG versichert ist.<br />

Ihre Idee hat gute Chancen auf e<strong>in</strong>en der großen Geldpreise, wenn damit<br />

Unfälle verh<strong>in</strong>dert, Belastungen am Arbeitsplatz verm<strong>in</strong>dert oder auch<br />

Wegeunfälle vermieden werden können. Egal ob Sie eher Tüftler und Konstrukteur<br />

oder Kreativer s<strong>in</strong>d, beteiligen Sie sich! Wie vielfältig die Möglichkeiten<br />

der Teilnahme am Ideenwettbewerb s<strong>in</strong>d, beweisen die nebenstehenden<br />

Beispiele aus den Vorjahren, die mit e<strong>in</strong>em Preis ausgezeichnet<br />

wurden. Vielleicht können wir ja im nächsten Jahr hier Ihre Idee vorstellen.<br />

Na, sprudeln auch Sie schon über vor Ideen? Dann machen Sie mit. E<strong>in</strong><br />

Preisgeld von <strong>in</strong>sgesamt 30.000 Euro wartet auf die Gew<strong>in</strong>ner. Die Preisträger<br />

werden nach der Jury-Entscheidung Anfang 2007 benachrichtigt und<br />

zur festlichen Preisverleihung e<strong>in</strong>geladen. Mitmachen ist ganz e<strong>in</strong>fach!<br />

Bestellen Sie das kostenlose Teilnahmepaket;<br />

per Fax: 0221 – 3778 5539<br />

per E-Mail: idee2006@bgfe.de<br />

Starten Sie jetzt! Ideen, die gew<strong>in</strong>nen wollen, müssen bis zum 31. 12. 2006<br />

bei uns se<strong>in</strong>.<br />

SCHULUNG<br />

1. Fachtagung W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>owsee<br />

Bild Arm<strong>in</strong> Roth<br />

Auch die mit der Tagung verbundene<br />

Fachausstellung stieß auf großes Interesse<br />

bei den Teilnehmern.<br />

Brücke 4/06<br />

Vom 2. bis 3. Mai 2006 wurde die<br />

erste Fachtagung „W<strong>in</strong>denergieanlagen“<br />

von der Berufsgenossenschaftlichen<br />

Schulungsstätte L<strong>in</strong>owsee<br />

e.V. geme<strong>in</strong>sam mit der<br />

Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft<br />

(GrolaBG) und der<br />

Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik (BGFE) ausgerichtet.<br />

Zur Thematik Arbeitsund<br />

Gesundheitsschutz beim Bau<br />

und Betrieb von W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />

(WEA) fanden sich fast 100 Teilnehmer<br />

e<strong>in</strong>, um sich zu <strong>in</strong>formieren und<br />

Erfahrungen auszutauschen. Mit<br />

e<strong>in</strong>er Fachausstellung von acht Ausrüsterfirmen<br />

wurde die Tagung abgerundet.<br />

Der Präsident des Verbandes der<br />

Netzbetreiber, Hans-Otto Röth,<br />

Gipsbe<strong>in</strong>e, die an „kritischen“ Stellen<br />

im Unternehmen aufgestellt werden,<br />

er<strong>in</strong>nern blitzartig an die<br />

Gefahren und die Unfallfolgen<br />

– besser als jeder textlastige Aushang.<br />

Auszubildende kamen auf die Idee, optische Warnzeichen<br />

akustisch aufzurüsten. Dazu komb<strong>in</strong>ierten sie e<strong>in</strong>en Lautsprecher<br />

mit e<strong>in</strong>em Sprachchip und e<strong>in</strong>em Bewegungsmelder.<br />

„Meldi“ war geboren. Sobald sich jemand der<br />

Gefahrenstelle nähert, wird über den Bewegungsmelder<br />

die Sprachausgabe des Gerätes aktiviert.<br />

stellte im E<strong>in</strong>führungsvortrag die Situation der W<strong>in</strong>denergieerzeugung<br />

<strong>in</strong> Deutschland dar. Die vermehrte<br />

Aufstellung von WEA <strong>in</strong> den nördlichen Bundesländern<br />

und demnächst im Offshore-Bereich erfordert u. a.<br />

zusätzlichen Aufwand, die Energie <strong>in</strong> den Süden abzuführen.<br />

Die deutschen Stromverbundunternehmen werden<br />

sich auch dieser Aufgabe stellen.<br />

In 17 Vorträgen wurde über Unfälle und deren Ursachen,<br />

arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Aspekte bei Arbeiten an<br />

WEA, Anforderungen an Verkehrs-/Fluchtwege- und<br />

Rettung <strong>in</strong> Notfällen, technische und persönliche<br />

Schutzausrüstungen sowie über Anforderungen an das<br />

Personal h<strong>in</strong>sichtlich Qualifikation und gesundheitlicher<br />

Eignung berichtet.<br />

Wolfgang Pechoc (BGFE) stellte die neue berufsgenossenschaftliche<br />

Information BGI 657 „W<strong>in</strong>denergieanlagen“<br />

vor, die von e<strong>in</strong>em Arbeitskreis aus Vertretern der<br />

Hersteller<strong>in</strong>dustrie, Serviceunternehmen, Betreiber,<br />

staatlichen Arbeitsschutzbehörden, Sachversicherer und


SCHULUNG<br />

Berufsgenossenschaften erarbeitet wurde. Die BGI 657<br />

ist modular und gefährdungsbezogen aufgebaut. So werden<br />

Maßnahmen zur Verhütung von Gefahren bei der<br />

Errichtung und beim Betrieb bezogen auf die Bauteile<br />

Turm, Masch<strong>in</strong>enhaus, Rotor, Mittelspannungsräume<br />

und hochgelegene Außenanlagen aufgezeigt. Den<br />

Hauptteil bildet e<strong>in</strong> Katalog von Gefährdungen mit beispielhaften<br />

praktischen Lösungen. Von den Teilnehmern<br />

wurde das Ersche<strong>in</strong>en der BGI 657 als e<strong>in</strong>heitliches<br />

Regelwerk für die Arbeitssicherheit der ganzen Branche<br />

begrüßt. Auch der <strong>in</strong>haltliche Aufbau fand breite<br />

Zustimmung.<br />

Die Rettung aus W<strong>in</strong>denergieanlagen ist e<strong>in</strong> besonderes<br />

Problem. So s<strong>in</strong>d Rettungsübungen aus dem Masch<strong>in</strong>enhaus<br />

auf der Außenseite Bestandteil von regelmäßigen<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Bei e<strong>in</strong>igen WEA mit E<strong>in</strong>bauten der<br />

Transformatorenanlagen im unteren Bereich des Turmes<br />

gibt es ke<strong>in</strong>e befriedigende Lösung, wenn im Falle e<strong>in</strong>es<br />

Transformatorenbrandes der Rettungsweg durch diese<br />

Ebenen versperrt ist. Letztlich muss diese Situation von<br />

den Betreibern und den Arbeitsverantwortlichen der<br />

Wartungsfirmen berücksichtigt werden.<br />

So s<strong>in</strong>d gerade an älteren Anlagen aus den neunziger<br />

Jahren Unzulänglichkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der Absturzsicherheit<br />

bei Wartungsarbeiten festzustellen. Die<br />

Absturzgefahr enthält das größte Risikopotenzial aller<br />

Gefährdungen. Karl Hermann Oberender (REpower<br />

Systems AG) berichtete, wie <strong>in</strong> Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />

AMS-Zertifizierung anlagen- und tätigkeitsspezifische<br />

Gefährdungen ermittelt und bewertet wurden. Die<br />

umgesetzten Maßnahmen des Unternehmens zur Vermeidung/Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Gefahrenpotenziale fanden<br />

großes Interesse.<br />

Den elektrotechnischen Komponenten kommt <strong>in</strong>sbesondere<br />

bei den leistungsstarken Anlagen besondere Bedeutung<br />

zu. Jürgen Vogler (IPH Berl<strong>in</strong>) g<strong>in</strong>g auf die extrem<br />

hohe Lichtbogengefährdung bei <strong>in</strong> Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Anlagen e<strong>in</strong>. Daraus resultierend verbietet sich jegliches<br />

Arbeiten unter Spannung, was auch <strong>in</strong> der BGI 657 festgeschrieben<br />

ist. Brandereignisse an WEA gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Fällen auf unzureichende Dimensionierung der<br />

elektrischen Ausrüstungen zurück. So sollten alle Komponenten,<br />

auch im Niederspannungsbereich, e<strong>in</strong>er Typprüfung<br />

unterzogen werden.<br />

Siegfried Grochow (Enercon GmbH) erläuterte, wie<br />

durch exakte Betriebsorganisation, gezielte Auslegung<br />

der Sicherheitskomponenten und hohe Qualifikation der<br />

Wartungsmonteure der sichere Betrieb gemäß DIN<br />

VDE 0105 Teil 100 realisiert wurde. Mit der Festlegung<br />

<strong>in</strong> der BGI 657, dass die gesamte WEA als abgeschlossene<br />

elektrische Betriebsstätte gilt, s<strong>in</strong>d sowohl Betreiber<br />

als auch Serviceunternehmen <strong>in</strong> der Pflicht, nur<br />

elektrotechnisch unterwiesene Personen oder Elektrofachkräften<br />

den Zugang zu gewähren.<br />

Zur Absicherung des Verkehrsweges im Turm wurden<br />

schon bei den ersten WEA Steigschutze<strong>in</strong>richtungen an<br />

Steigleitern verwendet. Hans-Jürgen Bobak (HACA)<br />

<strong>in</strong>formierte über die aktuelle Normung und die<br />

neuesten Konstruktionen für die sichere Montage dieser<br />

E<strong>in</strong>richtungen. Die regelmäßige Prüfung dieser Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen<br />

erfordert entsprechend befähigte<br />

Personen. Die Anregung der Teilnehmer, e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Schulung durch die Berufsgenossenschaft anzubieten,<br />

wurde aufgegriffen. In e<strong>in</strong>er der nächsten Ausgaben<br />

der Brücke wird das neue Sem<strong>in</strong>ar „Befähigung<br />

zum Prüfen von Steigschutze<strong>in</strong>richtungen“ der Schulungsstätte<br />

L<strong>in</strong>owsee vorgestellt.<br />

Mit der Erhöhung der Generatorleistung erhöhte sich<br />

zwangsläufig die Nabenhöhe. Das hatte ergonomisch<br />

unzuträgliche Belastungen beim Steigen <strong>in</strong> Höhen<br />

über 50 m zur Folge, <strong>in</strong>sbesondere wenn diese Höhen<br />

mehrmals täglich zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Erfreulich ist<br />

die technische Lösung des Problems der körperlichen<br />

Überbeanspruchung beim Steigen durch den E<strong>in</strong>bau<br />

kraftbetriebener „Aufstiegshilfen“. Handelt es sich<br />

dabei um Personenaufzugsanlagen, die der ehemaligen<br />

Aufzugsverordnung, unterlagen? Gertrud Vogel<br />

(Gewerbeaufsicht der Landes Bremen) erläuterte den<br />

tatsächlichen technisch-juristischen Zusammenhang<br />

und warum es gemäß Betriebssicherheitsverordnung<br />

ke<strong>in</strong>e Aufzugsanlagen s<strong>in</strong>d. Damit besteht ausreichende<br />

Rechtssicherheit für Errichter und Betreiber.<br />

Welche Sicherheitsanforderungen diese Aufstiegshilfen<br />

erfüllen müssen und welche Prüffristen e<strong>in</strong>zuhalten<br />

s<strong>in</strong>d, erklärte Jürgen Seuß vom berufgenossenschaftlichen<br />

Fachausschuss Bau. Außerdem stellte er neueste<br />

Entwicklungen von Arbeitsbühnen als hochziehbare<br />

Personenaufnahmemittel zum Befahren von angebauten<br />

Rotorblättern vor. Mit diesen E<strong>in</strong>richtungen verbessert<br />

sich die Arbeitssicherheit bei Inspektionen und<br />

bei Reparaturen an angebauten Rotorblättern ganz<br />

erheblich.<br />

Derzeit wird die Errichtung von Offshore-WEA vor<br />

den deutschen Nord- und Ostseeküsten vorbereitet.<br />

Mathias Jäniche (Nordex AG) berichtete über die<br />

besonderen sicherheitstechnischen Anforderungen für<br />

diese Anlagen. Das Personal muss hierfür e<strong>in</strong>e besondere<br />

Ausbildung absolvieren. Michael Ziethen<br />

(Grola BG) hat diese Ausbildung bereits absolviert und<br />

konnte hautnah über Rettungsübungen aus WEA zu<br />

Wasser und aus der Luft, Überlebenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf See<br />

u. a. berichten.<br />

Die Fachtagung bot erstmals <strong>in</strong>teressierten Fachleuten<br />

aus der W<strong>in</strong>denergiebranche die Möglichkeit zur gegenseitigen<br />

Information und zum Erfahrungsaustausch zu<br />

den Problemen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.<br />

Die Diskussionen haben gezeigt, dass noch nicht alle<br />

Probleme zufrieden stellend gelöst s<strong>in</strong>d. Bei der weiteren<br />

technischen Entwicklung der WEA werden Aspekte<br />

der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes stärker<br />

Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Sobald Erfahrungen mit<br />

der Umsetzung der BGI 657 vorliegen, wird der<br />

Arbeitskreis „W<strong>in</strong>denergie“ über die Fortsetzung se<strong>in</strong>er<br />

Arbeit und über die Durchführung weiterer Fachtagungen<br />

„W<strong>in</strong>denergieanlagen“ zu entscheiden haben.<br />

Arm<strong>in</strong> Roth<br />

Brücke 4/06 23


24<br />

SCHULUNG<br />

5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“ 2006<br />

mit Workshop „Sicherheit bei der Laserstrahl-Handbearbeitung“<br />

Brücke 4/06<br />

Die Laserstrahl-Handbearbeitung eröffnet neue Felder<br />

für die Anwendung der Lasertechnik und<br />

Materialbearbeitungen, die bisher an die Grenzen der<br />

konventionellen Lasersystemtechnik stießen. Der Laser<br />

bzw. der Laserstrahl kann nun beispielsweise zum<br />

Werkstück kommen und die Bearbeitung mit mobilen,<br />

handgeführten bzw. handpositionierten Laserbearbeitungsköpfen<br />

ohne große Programmierzeiten realisiert<br />

werden.<br />

Das Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“, das<br />

alle zwei Jahre im Spätherbst an der Schweißtechnischen<br />

Lehr- und Versuchsanstalt <strong>in</strong> Halle (Saale) stattf<strong>in</strong>det,<br />

wendet sich hauptsächlich an Firmen, die die Laserstrahl-Handbearbeitung<br />

bereits anwenden, aber auch an<br />

Firmen, die sich diesen Sektor als neues Betätigungsfeld<br />

erschließen wollen. Die Tagung vermittelt dabei e<strong>in</strong>en<br />

Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem<br />

Gebiet der Laserstrahl-Handbearbeitung, wobei das<br />

Spektrum der Anwendungen vom Schweißen, Schneiden<br />

und Oberflächenbehandeln bis h<strong>in</strong> zu Sonderapplikationen<br />

reicht. 2006 wird mittlerweile das fünfte Kolloquium<br />

zum Laserstrahl-Handschweißen und zu verwandten<br />

Verfahren organisiert.<br />

Neben der technischen Entwicklung ist es für diese<br />

neuen Anwendungsgebiete auch wichtig, zielgerichtete<br />

Informationen über Risiken und Schutzmaßnahmen an<br />

den Anwender zu richten. Der Workshop „Sicherheit<br />

bei der Laserstrahl-Handbearbeitung“ soll theoretische<br />

und praktische Kenntnisse zur Lasersicherheit vermitteln<br />

und dies <strong>in</strong>sbesondere auf den E<strong>in</strong>satz von handgeführten<br />

Lasern fokussieren. Thematisiert werden <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang mögliche Gefährdungen sowie die<br />

sicherheitsgerechte Gestaltung der Laseranlagen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam werden praktische Lösungen erörtert.<br />

Term<strong>in</strong>:<br />

BAuA/BGFE-Workshop „Sicherheit bei der Laserstrahl-<br />

Handbearbeitung“: 29. November 2006<br />

5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“:<br />

29. bis 30. November 2006<br />

Weitere Informationen:<br />

Ausführliche Informationen zu den beiden Veranstaltungen<br />

wie auch e<strong>in</strong> Anmeldeformular f<strong>in</strong>den Sie auf<br />

unserer Homepage www.bgfe.de. Klicken Sie e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong><br />

der l<strong>in</strong>ken Spalte unter Term<strong>in</strong>e auf diese Veranstaltung.<br />

Mart<strong>in</strong> Brose<br />

13. Vortragsveranstaltung „Elektrotechnik“ <strong>in</strong> Nürnberg<br />

Über 400 Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer waren der E<strong>in</strong>ladung zur 13. Vortragsveranstaltung<br />

„Elektrotechnik“ nach Nürnberg gefolgt.<br />

Die hohe Teilnehmerzahl ist sicherlich e<strong>in</strong> Beleg<br />

dafür, dass die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik (BGFE) mit ihrer Themenauswahl<br />

auch diesmal den „Nerv“ der Elektrofachkräfte<br />

getroffen hat.<br />

In se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>leitungsreferat verdeutlichte Olaf<br />

Petermann, Hauptgeschäftsführer der BGFE, dass die<br />

Träger der gesetzlichen Unfallversicherung ihre Kräfte<br />

bündeln und ihre Präventionsarbeit prozessbezogen<br />

fokussieren müssen, um dauerhaft Synergien nutzen zu<br />

können. Das Pr<strong>in</strong>zip „Alles aus e<strong>in</strong>er Hand“ zur Förderung<br />

der betrieblichen Maßnahmen zur Optimierung<br />

des Arbeits- und Gesundheitsschutzes muss weiterh<strong>in</strong><br />

genutzt und verstärkt werden. Das Zukunftsmodell<br />

Berufsgenossenschaft stellte Petermann ausführlich am<br />

geplanten Kooperationsumfang der BGFE, Textil- und<br />

Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) und der<br />

Holz-Berufsgenossenschaft vor.<br />

Über typische elektrotechnische Gefährdungen im Alltag<br />

referierte Ralf Irion vom Landeskrim<strong>in</strong>alamt NRW.<br />

Für den statistischen Bewertungszeitraum der zurückliegenden<br />

10 Jahre konnte e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung der<br />

Elektrosicherheit festgestellt werden. Die Halbierung<br />

der registrierten Unfallzahlen (absolut 49 tödliche<br />

Unfälle durch Strome<strong>in</strong>wirkung <strong>in</strong> 2004) ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />

Beweis für die allgeme<strong>in</strong>e positive Präventionsarbeit<br />

im elektrotechnischen Umfeld. M<strong>in</strong>destens die<br />

Hälfte dieser Todesfälle ist der Kategorie „Haushalt –<br />

privater Bereich“ zugeordnet. Es gilt also auch weiterh<strong>in</strong><br />

die vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen im Haushalt<br />

zu verstärken.<br />

Im Themenblock „Entwicklungen im berufsgenossenschaftlichen<br />

Vorschriften- und Regelwerk“ stellte<br />

Markus Fischer die im Jahr 2004 verabschiedete<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ie über M<strong>in</strong>destvorschriften zum Schutz


von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor<br />

der Gefährdung durch physikalische E<strong>in</strong>wirkungen<br />

(Elektromagnetische Felder) vor. Erläutert wurden die<br />

Inhalte, der Aufbau und die Auswirkungen auf den<br />

Arbeitsschutz sowie Möglichkeiten zur praktischen<br />

Umsetzung. Die Richtl<strong>in</strong>ie ist von den Mitgliedsstaaten<br />

bis April 2008 national <strong>in</strong> Kraft zu setzen. In Deutschland<br />

wird diese Umsetzung durch e<strong>in</strong>e Verordnung<br />

erfolgen. Seit 2001 stellt <strong>in</strong> Deutschland die Unfallverhütungsvorschrift<br />

BGV B11 „Elektromagnetische Felder“<br />

mit der dazugehörigen BG-Regel BGR B11 den<br />

Schutz der Beschäftigten sicher. Auch hier ist der Unternehmer<br />

verpflichtet, e<strong>in</strong>e Ermittlung und Bewertung<br />

der auftretenden elektromagnetischen Felder durchzuführen<br />

und erforderlichenfalls Maßnahmen e<strong>in</strong>zuleiten.<br />

Bei E<strong>in</strong>haltung der Forderungen der Unfallverhütungsvorschrift<br />

BGV B11 wird auch den Anforderungen der<br />

EU-Richtl<strong>in</strong>ie entsprochen.<br />

Hans-Peter Steimel berichtete über die neue BG-Information<br />

„Beurteilung magnetischer Felder an Widerstandsschweiße<strong>in</strong>richtungen“<br />

(BGI 5011). Die Basis zu<br />

dieser BGI liefert die 2001 erlassene BGV B11 „Elektromagnetische<br />

Felder“. Diese präsentierte 2001 erstmals<br />

– und im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong>malig –<br />

Bewertungsmöglichkeiten für niederfrequente gepulste<br />

Magnetfelder. Die BGI 5011 erläutert die verschiedenen<br />

Schweißverfahren und die Schweißquellen, die sich<br />

daraus ergebenen Mess- und Bewertungsmethoden und<br />

geht auf die jeweiligen möglichen Fehlerquellen bei der<br />

Messung e<strong>in</strong>. Zur praktischen Umsetzung be<strong>in</strong>haltet die<br />

BGI im Abschluss e<strong>in</strong>ige Beispiele, die als Leitfaden zur<br />

Bewertung vorhandener Anlagen herangezogen werden<br />

können.<br />

Arbeiten unter Spannung (AuS) – Regelungen und<br />

Maßnahmen, das Thema bietet immer Anlass zur<br />

Fachdiskussion. Im Referat von Jan Schäfer wurden<br />

die berufsgenossenschaftliche Regel zum „Arbeiten<br />

unter Spannung an Elektrischen Anlagen und<br />

Betriebsmittel“ sowie die derzeitigen betrieblichen<br />

Erfahrungen zur Umsetzung der BG-Regel vorgestellt.<br />

Ergänzt wurden die nationalen Ausführungen<br />

zum AuS durch den Beitrag von Jörg Adamus. Es<br />

zeigte sich deutlich, dass die vorgestellten Lösungen<br />

(Arbeitsverfahren) sowohl im Nieder- als auch im<br />

Hochspannungsbereich e<strong>in</strong>e vergleichbare Arbeitssicherheit<br />

aufweisen.<br />

Drei Beiträge zu notwendigen Rettungs- und Erste<br />

Hilfe Maßnahmen beim Arbeiten unter Spannung vervollständigten<br />

die e<strong>in</strong>leitenden Fachaussagen. Dr.<br />

Bücker brachte klar zum Ausdruck, dass bei der Mehrzahl<br />

der Arbeitsverfahren zum Arbeiten an unter Spannung<br />

stehenden Teilen die Sicherstellung der Rettungskette<br />

nur durch e<strong>in</strong>e zweite an der Arbeitstelle/im<br />

Arbeitsbereich anwesende Person sicherzustellen ist.<br />

Selbstverständlich muss dieser Mitarbeiter <strong>in</strong> der Ersten<br />

Hilfe e<strong>in</strong>schließlich der Herz-Lungen-Wiederbelebung<br />

ausgebildet se<strong>in</strong>. Über den E<strong>in</strong>satz halbautomatischer<br />

Defibrillatoren und mobiler Notrufsysteme mit GPS-<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wird im Rahmen unserer BG-lichen Schriftenreihe<br />

separat berichtet.<br />

Zum Thema Mitarbeiterqualifikation, speziell zur<br />

Sicherstellung der notwendigen Fachqualifikation der<br />

Elektrofachkräfte bei spartenübergreifenden Tätigkeiten,<br />

berichteten die Referenten im vierten Beitragsblock.<br />

Jost Keller stellte die <strong>in</strong>ternationale IVSS-<br />

Leitl<strong>in</strong>ie zur Beurteilung der Befähigung von Elektrofachkräften<br />

vor. Die Leitl<strong>in</strong>ie eröffnet die Möglichkeit zu<br />

e<strong>in</strong>er europaweit vergleichbaren Beurteilung h<strong>in</strong>sichtlich<br />

der erforderlichen fachspezifischen Qualifikation der<br />

elektrotechnischen Mitarbeiter.<br />

Im Themenblock „Aktuelles zum Arbeitsschutz“ skizzierte<br />

Wolfgang Pechoc Lösungsmöglichkeiten zur<br />

praxisgerechten Umsetzung der BGI „W<strong>in</strong>denergieanlagen“.<br />

Gefährdungsbezogen werden <strong>in</strong> dieser berufsgenossenschaftlichen<br />

Information die organisatorischen<br />

und technischen Maßnahmen zur sicherheitstechnischen<br />

Umsetzung vorgestellt.<br />

Erfassungsmöglichkeiten elektrotechnischer Grenzwerte<br />

zur sicherheitstechnischen Beurteilung elektrischer<br />

Betriebsmittel stellte Wolfgang Hofhe<strong>in</strong>z vor. Die Erfassung<br />

und die Ermittlung werden durch Messwandler<br />

sichergestellt und mit Hilfe elektronischer Schaltungen<br />

ausgewertet und angezeigt. Dadurch wird es möglich,<br />

e<strong>in</strong>e zustandsbezogene Aussage zu den Versorgungsstromkreisen<br />

und den angeschlossenen Betriebsmitteln<br />

vorzunehmen. Die erforderliche Messtechnik sowie die<br />

optimale Beschaltung zu überwachender Stromkreise<br />

konnten am Ausstellungsstand begutachtet werden.<br />

Reger Betrieb herrschte auch an den Ausstellungsständen, bot sich hier doch die Gelegenheit<br />

zu ausgiebigen Fachdiskussionen.<br />

Mit <strong>in</strong>sgesamt 21 Fachreferaten war auch die 13. Vortragsveranstaltung<br />

„Elektrotechnik“ wieder e<strong>in</strong> Erfolg.<br />

Selbstverständlich werden alle Vorträge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Tagungsband zusammengefasst und den Teilnehmern<br />

nach Veröffentlichung zugestellt. Die Vorbereitungen<br />

zur 14. Vortragsveranstaltung am 17. und 18. Juni 2008<br />

s<strong>in</strong>d bereits angelaufen – merken Sie sich den Term<strong>in</strong><br />

schon e<strong>in</strong>mal vor.<br />

Dieter Seibel<br />

Brücke 4/06 25


26<br />

SCHULUNG<br />

Neue Bildungsstätte <strong>in</strong> Augsburg<br />

Kurze Wege sparen Zeit<br />

Brücke 4/06<br />

Am 25. April 2006 fiel der Startschuss für die neue<br />

Bildungsstätte der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />

und Elektrotechnik (BGFE) und der Textilund<br />

Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) <strong>in</strong><br />

Augsburg: Sicherheitsbeauftragte aus dem Großraum<br />

Augsburg-München-Nürnberg nahmen an den ersten<br />

Schulungen teil. Für versicherte Unternehmen der<br />

BGFE und TBBG bietet das neue Schulungszentrum<br />

e<strong>in</strong>ige Vorteile. Die Brückeredaktion sprach mit dem<br />

Leiter der Bildungsstätte, Hermann Hühnerbe<strong>in</strong>.<br />

Das Schulungsteam Augsburg: (v.l.n.r.) Hermann Hühnerbe<strong>in</strong><br />

(Leitung), Dozent<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Franke-André und Ingrid Stuber<br />

(Sekretariat).<br />

Herr Hühnerbe<strong>in</strong>, im April haben Sie die ersten Teilnehmer<br />

begrüßt. Welche Schwerpunkte setzen Sie <strong>in</strong><br />

Augsburg und auf welche Teilnehmergruppen s<strong>in</strong>d<br />

diese ausgerichtet?<br />

Begonnen haben wir <strong>in</strong> diesem Jahr mit Schulungen für<br />

Sicherheitsbeauftragte (SB). Die Inhalte der Sem<strong>in</strong>are<br />

s<strong>in</strong>d dabei auf die e<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen ausgerichtet.<br />

Die Teilnehmer kommen aus Fertigungsbetrieben und<br />

Sondersem<strong>in</strong>ar S63 „Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Installationsanlagen“<br />

In vielen Betrieben werden <strong>in</strong> großer Anzahl Verbrauchsmittel<br />

mit nichts<strong>in</strong>usförmiger Stromaufnahme,<br />

wie z. B. Geräte mit elektronischen Ansteuerungen,<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Dazu zählen Netzteile, Energiesparlampen,<br />

Antriebe mit Frequenzumrichtern und<br />

vieles andere. Das führt verstärkt zur Belastung des speisenden<br />

Netzes mit Oberschw<strong>in</strong>gungen.<br />

In der Summe können sich erhebliche Netzrückwirkungen<br />

mit gravierenden Auswirkungen auf die Sicherheit<br />

der Anlagen ergeben. Neben der Brandgefährdung<br />

durch Überlastung kann es auch zur Personengefährdung<br />

bei Unwirksamkeit der elektrischen Schutzmaßnahmen<br />

kommen. Gefährdungen bestehen auch für die<br />

prüfende Elektrofachkraft.<br />

aus Energieversorgungsunternehmen. Im nächsten Jahr<br />

werden wir unser Angebot erweitern: Weitere Schwerpunkte<br />

werden die Themen Gefahrstoffe, Transport und<br />

Verkehrssicherheit sowie Meistersem<strong>in</strong>are se<strong>in</strong>. Die Ausbildung<br />

der Sicherheitsbeauftragten werden wir selbstverständlich<br />

nicht vernachlässigen. Sollten Unternehmen<br />

spezielle Schulungswünsche an uns herantragen,<br />

werden wir diese gerne berücksichtigen.<br />

Warum e<strong>in</strong>e Bildungsstätte Augsburg?<br />

Die E<strong>in</strong>richtungen der BGFE und TBBG boten<br />

bereits vor der Eröffnung der Bildungsstätte Augsburg<br />

sehr gute Möglichkeiten zur betrieblichen Ausund<br />

Fortbildung. Mit der Augsburger E<strong>in</strong>richtung<br />

können wir jedoch dem Wunsch vieler Unternehmen<br />

nachkommen, für die e<strong>in</strong>e schnell erreichbare Schulungsstätte<br />

wichtig ist. Es gilt mehr denn je: Zeit ist<br />

Geld.<br />

Wo bzw. wie melden sich Interessenten für Weiterbildungs-<br />

bzw. Ausbildungssem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Augsburg an?<br />

Der e<strong>in</strong>fachste Weg führt über das Internet. Unter<br />

www.bgfe.de f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e eigene Rubrik „Sem<strong>in</strong>are“.<br />

Aber auch unter www.textil-bg.de ist der<br />

Weg zur Sem<strong>in</strong>ardatenbank der BGFE ganz leicht<br />

zu f<strong>in</strong>den. Themen<strong>in</strong>halte, Dauer und Veranstalter<br />

der Sem<strong>in</strong>are s<strong>in</strong>d aufgeführt. Wenn Sie das dort<br />

e<strong>in</strong>gerichtete elektronische Anmeldeformular ausfüllen<br />

und absenden, erhalten Sie e<strong>in</strong>e Bestätigung<br />

Ihres Sem<strong>in</strong>arwunsches. Spezielle Anfragen zur<br />

Bildungsstätte Augsburg senden Sie bitte an<br />

sem<strong>in</strong>are.augsburg@bgfe.de<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />

Mit Hermann Hühnerbe<strong>in</strong><br />

sprach Cor<strong>in</strong>na Kowald<br />

Sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>halte:<br />

x Gefahren des elektrischen Stromes, Erste Hilfe,<br />

x Anforderungen an die elektrischen Schutzmaßnahmen<br />

<strong>in</strong> Niederspannungsanlagen,<br />

x Messtechnischer Nachweis der Wirksamkeit der<br />

Schutzmaßnahmen,<br />

x Physikalische Grundlagen des Auftretens von Oberschw<strong>in</strong>gungen,<br />

x Ermittlung der Oberschw<strong>in</strong>gungsbelastung durch<br />

Messungen,<br />

x Vermeidung der durch Oberschw<strong>in</strong>gungen hervorgerufenen<br />

Gefährdungen,<br />

x E<strong>in</strong>satz von RCD <strong>in</strong> Stromkreisen mit Frequenzumrichtern,<br />

x H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung und Dimensionierung von<br />

Installationsanlagen <strong>in</strong> Bereichen, <strong>in</strong> denen mit


erhöhtem Auftreten von Oberschw<strong>in</strong>gungen zu<br />

rechnen ist.<br />

Sem<strong>in</strong>arziel:<br />

Die Sem<strong>in</strong>arteilnehmer sollen befähigt werden, die<br />

Gefährdungen durch Oberschw<strong>in</strong>gungen zu erkennen,<br />

messtechnisch nachzuweisen und geeignete Maßnahmen<br />

zur Abwendung der Gefährdungen zu treffen.<br />

Zielgruppe:<br />

Unternehmer, Vorgesetzte, Projektanten, Elektrofachkräfte<br />

und Sicherheitsfachkräfte, die sich mit der<br />

SICHERHEIT IM STRASSENVERKEHR<br />

Fahranfänger – Spiel mit dem Feuer<br />

Gefährliche Jugendsünden: Imponiergehabe und Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />

Fahranfänger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren<br />

s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em höheren Unfallrisiko unterwegs als<br />

Autofahrer aus anderen Altersgruppen. Bei Verkehrsunfällen<br />

unter Alkohole<strong>in</strong>fluss und bei Geschw<strong>in</strong>digkeitsunfällen<br />

belegen sie e<strong>in</strong>en traurigen Spitzenplatz. 27<br />

Prozent aller Alkoholunfälle mit Personenschaden und<br />

35,2 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden, die auf<br />

„nicht angepasste Geschw<strong>in</strong>digkeit“ zurückzuführen<br />

s<strong>in</strong>d, g<strong>in</strong>gen im Jahr 2004 auf das Konto junger Fahrer.<br />

Der Bevölkerungsanteil der jungen Menschen im Alter<br />

von 18 bis unter 25 Jahren lag <strong>in</strong> Deutschland im Jahr<br />

2004 bei ca. 8,2 Prozent. Bei den Toten und Verletzten<br />

im Straßenverkehr beträgt der Anteil dieser Altersgruppe<br />

ca. 22 Prozent. Bei den getöteten Pkw-Fahrern<br />

und Mitfahrern sogar e<strong>in</strong>en Anteil von etwas mehr als 31<br />

Prozent. Tödliche Unfälle im Straßenverkehr s<strong>in</strong>d die<br />

Todesursache Nummer e<strong>in</strong>s der 18- bis 25-Jährigen.<br />

Junge Fahranfänger s<strong>in</strong>d deshalb besonders gefährdet,<br />

weil hier Anfängerrisiko und jugendliche Risikobereitschaft<br />

dramatisch zusammentreffen. Verkehrspsychologen<br />

betonen, dass es jungen Fahranfängern oft nicht<br />

bewusst ist, welche Risiken sie <strong>in</strong> Kauf nehmen. Ihnen<br />

fehlt die notwendige Erfahrung, Risiken richtig e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

Junge Fahrer sammeln Erfahrungen, während<br />

sie Arbeits- und Schulwege meistern, ihre Freizeit<br />

genießen und sich mit Freunden treffen. Und dabei<br />

begegnen ihnen immer wieder neue Situationen, die e<strong>in</strong>e<br />

sofortige Reaktion verlangen.<br />

Autofahren ist e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Tätigkeit und zw<strong>in</strong>gt<br />

zu raschen Entscheidungen, die nicht e<strong>in</strong>fach aus dem<br />

Effeff geschüttelt werden können. Regeln auf der e<strong>in</strong>en,<br />

Kreativität und Cleverness auf der anderen Seite werden<br />

verlangt, um „alles im Griff“ zu haben. Dies lernt man<br />

nicht <strong>in</strong> kurzer Zeit. Insofern schätzen Fahranfänger<br />

häufiger als erfahrene Autofahrer Situationen falsch e<strong>in</strong><br />

und fahren zu schnell. E<strong>in</strong>e weitere Gefahr liegt <strong>in</strong> der<br />

Jugendlichkeit selbst. Sie wollen anderen zeigen, wie<br />

gut sie schon fahren können, und überschätzen sich<br />

dabei. Die Mehrzahl der jungen Fahranfänger fährt<br />

Problematik der Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Installationsanlagen<br />

befassen müssen.<br />

Term<strong>in</strong>:<br />

04. – 06.10.2006 (weitere Term<strong>in</strong>e auf Anfrage)<br />

<strong>in</strong> der Schulungsstätte L<strong>in</strong>owsee e.V.<br />

Anmeldung:<br />

Tel. (0221)3778-6464 Fax: (0221)3778-6027<br />

E-Mail: schulung@bgfe.de<br />

Internet: www.bgfe.de<br />

Arm<strong>in</strong> Roth<br />

Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V., Bonn<br />

Besonders bei nächtlichen Disco-Heimfahrten am Wochenende<br />

verunglücken viele junge Menschen.<br />

schneller, als es gefahrlos möglich ist, und ist subjektiv<br />

davon überzeugt, ihre Geschw<strong>in</strong>digkeit sei angemessen.<br />

Weitere Fehler junger Fahrer s<strong>in</strong>d zu ger<strong>in</strong>ger Sicherheitsabstand<br />

und das Missachten der Vorfahrt.<br />

Aufgrund ihres Freizeitverhaltens s<strong>in</strong>d junge Menschen<br />

oft sehr lange wach. Das Wochenende wird genutzt, um<br />

möglichst viel zu erleben: Technopartys, K<strong>in</strong>o, Disco,<br />

Rave Nights. Wachzeiten werden oft bis weit <strong>in</strong> den<br />

Morgen ausgedehnt. Besonders bei nächtlichen Disco-<br />

Heimfahrten am Wochenende verunglücken viele<br />

Jugendliche. Im Schnitt sterben an e<strong>in</strong>em Wochenende<br />

<strong>in</strong> Deutschland etwa zehn junge Leute zwischen 18 und<br />

25 Jahren im Straßenverkehr. Gerade junge Fahrer überschätzen<br />

leicht ihre Leistungsfähigkeit.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Phase der Fahrausbildung soll dabei helfen,<br />

junge Fahrer für die Risiken und Anforderungen des<br />

Straßenverkehrs zu sensibilisieren. Seit Anfang 2004<br />

können Fahranfänger ihre Probezeit verkürzen, wenn sie<br />

an e<strong>in</strong>em Fortbildungssem<strong>in</strong>ar für Fahranfänger (FSF)<br />

teilnehmen. Als Belohnung für die Teilnahme wird den<br />

jungen Fahrer<strong>in</strong>nen und Fahrern bis zu e<strong>in</strong>em Jahr Probezeit<br />

erlassen. Mehr Informationen zur zweiten Phase<br />

gibt es unter www.jungesfahren.de.<br />

DVR<br />

Brücke 4/06 27


28<br />

URTEILE / RECHT<br />

Schlaganfall durch<br />

akute berufliche Stresssituation – e<strong>in</strong> Arbeitsunfall?<br />

Brücke 4/06<br />

Damit e<strong>in</strong> Unfall als Arbeitsunfall anerkannt wird,<br />

s<strong>in</strong>d mehrere Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu<br />

gehört auch, dass e<strong>in</strong> Arbeitsunfall als e<strong>in</strong> von außen auf<br />

den Körper e<strong>in</strong>wirkendes, zeitlich begrenztes Ereignis<br />

def<strong>in</strong>iert ist, das e<strong>in</strong>en Gesundheitsschaden verursacht<br />

oder zum Tode führt. Das Landessozialgericht Sachsen<br />

hatte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall mit der Frage zu beschäftigen,<br />

ob e<strong>in</strong>e akute berufliche Stresssituation die Merkmale<br />

e<strong>in</strong>es äußeren Ereignisses mit Gesundheitsschaden<br />

erfüllt.<br />

E<strong>in</strong> über 60-jähriger Versicherter war als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter e<strong>in</strong>es Betriebes für Werkstoffprüfung<br />

tätig. Se<strong>in</strong>e Aufgabe bestand vorwiegend dar<strong>in</strong>, Forschungsaufgaben<br />

zu betreuen und Untersuchungen <strong>in</strong><br />

den Laboratorien des Instituts bzw. bei Begehungen von<br />

Objekten vorzunehmen. Daneben gehörte die Durchführung<br />

von Besprechungen und Beratungen von Unternehmen<br />

mit bestimmten technischen Problemen sowie<br />

die Ausarbeitung von Gutachten zu deren Behebung zu<br />

se<strong>in</strong>em Aufgabenspektrum. E<strong>in</strong>e weitere, wenn auch<br />

untergeordnete, Rolle bestand dar<strong>in</strong>, gelegentlich Vorträge<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Gremien zu halten. Dies waren <strong>in</strong><br />

der Regel Vorträge, bei denen Term<strong>in</strong>, Thema und<br />

Zuhörerkreis genau und lange vorher bekannt waren.<br />

Am Unfalltag nahm der Versicherte als Vertreter se<strong>in</strong>es<br />

Arbeitgebers an e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Sitzung mit anderen<br />

Unternehmen teil. In der Sitzung sollten Vorträge<br />

von Mitarbeitern se<strong>in</strong>es Unternehmens gehalten werden.<br />

Der Versicherte selber war nicht als Redner vorgesehen.<br />

Ca. 5–10 M<strong>in</strong>uten vor Beg<strong>in</strong>n der Sitzung stellte sich<br />

heraus, dass die vorgesehenen Referenten se<strong>in</strong>es Arbeit-<br />

Auf dem Weg zur Arbeit am Steuer e<strong>in</strong>genickt<br />

Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V., Bonn<br />

Der so genannte „Sekundenschlaf“ am Steuer ist oft Ursache schwerer Verkehrsunfälle.<br />

gebers nicht erschienen waren und – da er am Projekt<br />

mitgearbeitet hatte – der Versicherte die daraus resultierenden<br />

Ergebnisse alle<strong>in</strong> vortragen musste. Unmittelbar<br />

nach se<strong>in</strong>er Berichterstattung erblasste der Versicherte<br />

und brach zusammen. Die sofort e<strong>in</strong>geleitete ärztliche<br />

Behandlung ergab nachfolgend e<strong>in</strong>en Schlaganfall mit<br />

den daraus resultierenden gesundheitlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen.<br />

Im Zuge der Behandlung war festzustellen,<br />

dass der Versicherte <strong>in</strong> früheren Jahren unter Bluthochdruck<br />

gelitten hatte, der Blutdruck aber seit längerer<br />

Zeit ke<strong>in</strong>e auffälligen Werte mehr aufwies.<br />

Das Landessozialgericht hat <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />

der Vor<strong>in</strong>stanz entschieden, dass e<strong>in</strong> Arbeitsunfall vorgelegen<br />

hat. Der überraschend zu haltende Vortrag habe<br />

beim Kläger zu e<strong>in</strong>er besonderen psychischen Anspannung<br />

und somit e<strong>in</strong>er Stresssituation geführt. Dieses sei<br />

ausreichend gewesen, um die Hirnblutung zu verursachen.<br />

Von Bedeutung hierbei sei, dass der Kläger sich<br />

plötzlich und unvermutet <strong>in</strong> der Rolle des Vortragenden<br />

wiedergefunden habe. Das Gericht führte weiter aus,<br />

dass das Unfallereignis als rechtlich wesentlich anzusehen<br />

ist und der bestehenden Schadensanlage e<strong>in</strong>e nachgeordnete<br />

Bedeutung zukommt. Die psychische<br />

Anspannung und Stresssituation am Unfalltag hätte sich<br />

sowohl aus der üblichen beruflichen Tätigkeit als auch<br />

aus den Belastungen des täglichen Lebens deutlich<br />

herausgehoben und stelle e<strong>in</strong>e äußere E<strong>in</strong>wirkung im<br />

S<strong>in</strong>ne des Unfallbegriffs dar.<br />

(LSG Sachsen vom 9.2.2006 L 2U 69/03)<br />

Ra<strong>in</strong>er Keye<br />

Unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

stehen auch die mit der versicherten Tätigkeit<br />

zusammenhängenden unmittelbaren Wege nach und<br />

von dem Ort der Tätigkeit.<br />

E<strong>in</strong> Versicherter befand sich im W<strong>in</strong>terhalbjahr seit<br />

5.30 Uhr auf dem Weg zu se<strong>in</strong>er um 7.00 Uhr beg<strong>in</strong>nenden<br />

Arbeit. Gegen 5.45 geriet er mit se<strong>in</strong>em Fahrzeug<br />

auf den unbefestigten Randstreifen zwischen Fahrbahn<br />

und Radweg, gelangte kurz zurück auf die<br />

Fahrbahn, dann noch e<strong>in</strong>mal auf den Randstreifen. Im<br />

Anschluss stieß er auf der Gegenfahrbahn mit e<strong>in</strong>em<br />

entgegenkommenden PKW zusammen. Hierbei zog er<br />

sich Verletzungen an den Be<strong>in</strong>en zu.<br />

E<strong>in</strong> an der Unfallstelle anwesender Zeuge sagte aus, dass<br />

er sich etwa 30 M<strong>in</strong>uten bis zum E<strong>in</strong>treffen der Rettungskräfte<br />

um den Verunglückten gekümmert habe.<br />

Auf die Frage nach der Unfallursache habe der Verunglückte<br />

geantwortet, dass er vielleicht kurz e<strong>in</strong>genickt


sei. Diese Angaben machte der Verletzte auch gegenüber<br />

den e<strong>in</strong>treffenden Polizisten sowie dem Notarzt. Nach<br />

se<strong>in</strong>en Angaben ist der Versicherte am Unfalltag wie<br />

gewohnt um 4.45 Uhr aufgestanden. Zuvor habe er<br />

annähernd acht Stunden gut geschlafen. Er sei das frühe<br />

Aufstehen gewohnt und ausgeruht gewesen. Auch sei er<br />

weder erkrankt, noch habe er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er emotionalen<br />

Ausnahmesituation befunden.<br />

Das Landessozialgericht hat entschieden, dass e<strong>in</strong><br />

Arbeits(Wege)unfall vorlag. Es führte aus, dass sich<br />

ke<strong>in</strong>e Anhaltspunkte dafür hätten f<strong>in</strong>den lassen, dass der<br />

Versicherte <strong>in</strong> der Nacht vor dem Unfallereignis nicht<br />

für ausreichend Schlaf gesorgt habe und bei Antritt der<br />

Fahrt aus diesem Grunde übernächtigt gewesen oder<br />

dass er durch ungesunde Lebensführung übermüdet<br />

gewesen sei. Vielmehr könne das kurze E<strong>in</strong>nicken durchaus<br />

auch auf e<strong>in</strong>e unverschuldete geschwächte körperliche<br />

Verfassung im Zusammenwirken mit der E<strong>in</strong>tönigkeit<br />

des Fahrens zu früher Morgenstunde und bei<br />

Dunkelheit verursacht worden se<strong>in</strong>. Es gebe ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en<br />

Erfahrungssatz dafür, dass es bei ausreichend<br />

Schlaf und gesunder Lebensführung nicht zu Müdigkeitsersche<strong>in</strong>ungen<br />

komme. Da selbst Unaufmerksamkeit,<br />

Leichts<strong>in</strong>n und Ähnliches den Versicherungsschutz<br />

nicht aufhebe, bestehe ke<strong>in</strong>e Veranlassung, ihn zu versagen.<br />

TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gte Muskel- und Skelett-Erkrankungen verh<strong>in</strong>dern<br />

Bewertung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und ergonomische Lösungen<br />

Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems stehen <strong>in</strong><br />

Deutschland nach wie vor an 1. Stelle der Arbeitsunfähigkeits-Statistik.<br />

Die Abbildung rechts verdeutlicht<br />

dies am Beispiel der Elektro<strong>in</strong>stallateure.<br />

Unter den Begriff Muskel-Skelett-Erkrankungen fallen<br />

Wirbelsäulenleiden unterschiedlicher Ursachen, degenerative<br />

Gelenkerkrankungen, Muskel- und Sehnenscheidenentzündungen<br />

sowie Krankheitsbilder aus dem rheumatischen<br />

Formenkreis. Für den Betroffenen bedeuten<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen je nach Ausprägung<br />

körperliche Schmerzen mit oft sehr lange andauernden<br />

Beschwerden sowie E<strong>in</strong>schränkung der Leistungsfähigkeit.<br />

Für den Arbeitgeber, die Krankenkassen und die<br />

Volkswirtschaft s<strong>in</strong>d sie mit häufigen Arbeitsunfähigkeitstagen<br />

und hohen wirtschaftlichen Ausfällen verbunden.<br />

Weites Krankheitsspektrum –<br />

vielfältige Ursachen<br />

Wenn man von „Krankheiten des Muskel-Skelett-<br />

Systems und des B<strong>in</strong>degewebes“ spricht, s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> viele<br />

Arten von Krankheiten bzw. Diagnosegruppen zusammengefasst,<br />

deren Ursachen zum Teil anlagebed<strong>in</strong>gt<br />

bzw. angeboren s<strong>in</strong>d, zum Teil auf Verschleiß oder Entzündungen<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

Selbst wenn es zum kurzen E<strong>in</strong>nicken gekommen wäre,<br />

stehe dies der Feststellung e<strong>in</strong>es Arbeitsunfalles nicht<br />

entgegen. Zwar kann das Führen e<strong>in</strong>es Kraftfahrzeuges<br />

im Zustand der Übermüdung und der dadurch bed<strong>in</strong>gten<br />

Fahruntüchtigkeit den Verlust des Versicherungsschutzes<br />

zur Folge haben. Voraussetzung dafür ist<br />

jedoch, dass die Übermüdung nicht auf die versicherte<br />

Tätigkeit, sondern ausschließlich oder wesentlich auf<br />

betriebsfremde Umstände zurückzuführen ist. Das ist<br />

<strong>in</strong>sbesondere dann anzunehmen, wenn die Übermüdung<br />

und die durch sie bed<strong>in</strong>gte Fahruntüchtigkeit schon vor<br />

Antritt der Fahrt bestanden haben.<br />

Im Gegensatz dazu führt e<strong>in</strong>e ausschließlich oder<br />

wesentlich durch die Zurücklegung des Weges selbst<br />

verursachte oder erst dabei aufgetretene Übermüdung<br />

ebenso wenig zum Verlust des Versicherungsschutzes<br />

wie e<strong>in</strong>e Übermüdung, die auf betriebliche Umstände<br />

zurückzuführen ist. Denn nach dem Willen des<br />

Gesetzgebers soll die Zurücklegung des unmittelbaren<br />

Weges von der Wohnung zur Arbeitsstätte wie auch<br />

die Tätigkeit selbst dem Versicherungsschutz unterliegen.<br />

(LSG Schleswig-Holste<strong>in</strong> vom 26.01.2006 L 1 U 52/05)<br />

Muskeln, Skelett<br />

Ra<strong>in</strong>er Keye<br />

Etliche dieser Leiden gehören zu den Volks- bzw. Zivilisationskrankheiten,<br />

die sehr viele Menschen unabhängig<br />

von e<strong>in</strong>er besonderen körperlicher Belastung aufweisen.<br />

Durch berufliche E<strong>in</strong>flüsse wie z. B. das Heben und<br />

Tragen schwerer Lasten, häufig wiederkehrende, gleichartige<br />

(repetitive) Bewegungen oder ungünstige Körperhaltungen<br />

können jedoch Erkrankungen auch berufsbed<strong>in</strong>gt<br />

verursacht bzw. verschlimmert werden.<br />

Brücke 4/06 29


30<br />

TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />

Brücke 4/06<br />

Um dies zu verh<strong>in</strong>dern bzw. arbeitsbed<strong>in</strong>gte Gesundheitsgefahren<br />

für das Muskel-Skelett-System zu reduzieren,<br />

müssen die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen bewertet (<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>)<br />

und nötigenfalls Verbesserungen am<br />

Arbeitsplatz vorgenommen werden.<br />

Bewertung von Arbeitsgestaltung und<br />

Muskel-Skelett-Belastungen<br />

Sollten Beschäftigte unter Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />

leiden oder sich diese durch Arbeitsbelastungen verstärken,<br />

müssen Arbeitsplatz und -vorgänge bewertet<br />

werden. Generell ist nach diversen Arbeitsschutzvorschriften<br />

(u.a. Lastenhandhabungs-, Arbeitsstätten-<br />

Verordnung, Unfallverhütungsvorschrift BGV A1<br />

„Grundsätze der Prävention“) e<strong>in</strong>e <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />

durchzuführen sowie nach s<strong>in</strong>nvollen Vorsorgemaßnahmen<br />

zu suchen.<br />

Bei der Lastenhandhabung hat sich die so genannte<br />

„Leitmerkmal-Methode“ 1 bewährt, für andere, z.B. sich<br />

ständig wiederholende, Tätigkeiten existieren e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von Bewertungsverfahren 2 . Bei Bedarf wenden Sie<br />

sich an Ihre Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Ihren<br />

Betriebsarzt. Letzterer untersucht Beschäftigte bei vorliegenden<br />

Beschwerden (z.B. nach e<strong>in</strong>em orthopädischen<br />

Diagnostikkonzept) und kann bei der Beurteilung der<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen mitwirken.<br />

Vorsorgemaßnahmen<br />

Die wichtigste Vorsorgemaßnahme ist e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Kräftigung des Muskel-Skelett-Systems von K<strong>in</strong>dheit<br />

an durch Bewegung und Sport sowie e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitgestaltung.<br />

Wir verrichten heutzutage <strong>in</strong> der<br />

Arbeitswelt überwiegend sitzende Tätigkeit ohne ausreichende,<br />

die Muskeln, Sehnen und Gelenke positiv<br />

beanspruchende Reize. Insofern spielen verhaltenspräventive<br />

Maßnahmen wie Ausgleichs- und Kräftigungsübungen<br />

oder Gymnastik am Arbeitsplatz e<strong>in</strong>e<br />

wesentliche Rolle. Arbeitsplatzgestaltungsmaßnahmen<br />

und Verbesserungen von Arbeitsorganisation und<br />

Umgebungsverhältnissen s<strong>in</strong>d ebenfalls s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Anpassung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen an<br />

den Menschen<br />

Prävention durch:<br />

Gestaltung<br />

Organisation<br />

Anpassung<br />

Gesundheitsförderung<br />

Verm<strong>in</strong>derung tätigkeitsspezifischer<br />

Risikofaktoren<br />

Arbeitsablaufoptimierung / Tätigkeits-/Arbeitsplatzwechsel<br />

Übung, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Ausbildung, Unterweisung<br />

der Beschäftigten<br />

E<strong>in</strong>satz und Gesunderhaltung des<br />

Personals unter Berücksichtigung<br />

von Alter, Geschlecht, Konstitution,<br />

Erfahrung<br />

Ergonomie – BG-Forschung und Praxisbeispiele<br />

Ergonomie an Näharbeitsplätzen<br />

In der Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie, aber auch an vielen<br />

Arbeitsplätzen <strong>in</strong> anderen Branchen werden Stoffe und<br />

andere Materialien genäht. Die Beschäftigten an solchen<br />

Näharbeitsplätzen klagen auf Grund der tätigkeitsspezifischen<br />

Muskel-Skelett-Belastungen häufig über diverse<br />

Beschwerden (siehe Abbildung rechts).<br />

Berufsspezifische Auswertungen der Arbeitsunfähigkeits-Daten<br />

von Krankenkassen ergaben Auffälligkeiten<br />

bei e<strong>in</strong>zelnen Diagnosen, die e<strong>in</strong>e arbeitsbed<strong>in</strong>gte<br />

(Teil-) Ursache vermuten lassen. Schulter-Nacken-Arm-<br />

Bereich sowie Rücken waren am stärksten betroffen. Die<br />

Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG)<br />

hat deshalb e<strong>in</strong> Forschungsprojekt zur ergonomischen<br />

Arbeitsgestaltung beim Nähen <strong>in</strong>itiiert.<br />

Näharbeiten wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es Belastungs-Messsystems<br />

beurteilt.<br />

Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d ausführlich im BGIA-Report<br />

7/2004: „Ergonomie an Näharbeitsplätzen“ 3 beschrieben.<br />

Die wesentlichen Aussagen s<strong>in</strong>d: Die e<strong>in</strong>seitige<br />

Belastung mit häufig wiederkehrenden Tätigkeiten der<br />

oberen Extremitäten, der e<strong>in</strong>geschränkte Fuß-/Be<strong>in</strong>raum<br />

und die dadurch verursachte ungünstige Körperhaltung<br />

mit meist stark gekrümmtem bzw. verdrehtem<br />

Rücken über lange Zeit führt zu Muskel-Skelett-<br />

Belastungen mit den oben genannten Beschwerden.<br />

Teilweise s<strong>in</strong>d die Arbeitsplätze nicht auf die dort arbeitenden<br />

Beschäftigten e<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>zelne Bauteile<br />

von Nähmasch<strong>in</strong>e oder Tisch ungünstig angeordnet.<br />

Sehr häufig werden vorhandene Verstellmöglichkeiten<br />

nicht genutzt.<br />

Zur optimalen Arbeitsverrichtung und Gesunderhaltung<br />

der Beschäftigten s<strong>in</strong>d aus ergonomischer Sicht<br />

s<strong>in</strong>nvoll:<br />

x <strong>in</strong>dividuell anpassbare Höhenverstellung des Tischuntergestells,<br />

x ungeh<strong>in</strong>derte Sicht auf den Nähbereich,<br />

x ausreichender Fuß-/Be<strong>in</strong>raum,<br />

x leicht bedienbare Fußauslösung sowie<br />

x freie Beweglichkeit und mögliche Abstützbarkeit der<br />

(Unter-)Arme.<br />

Diese ergonomischen Gestaltungsmaßnahmen wurden<br />

im Forschungsvorhaben durch umfangreiche Bewegungsanalysen,<br />

Gelenkw<strong>in</strong>keluntersuchungen und


Befragung der Mitarbeiter wissenschaftlich belegt. Am<br />

besten ist der Wechsel zwischen verschiedenen Körperhaltungen,<br />

z.B. das Nähen im Sitzen und im Stehen, um<br />

e<strong>in</strong>seitige Muskel- und Gelenkbeanspruchungen zu<br />

reduzieren. Die Bed<strong>in</strong>gungen für geeignete ergonomische<br />

Näharbeitsplätze s<strong>in</strong>d näher <strong>in</strong> der berufsgenossenschaftlichen<br />

Information BGI 804-2 „Ergonomie an<br />

Näharbeitsplätzen – Ratgeber für die Praxis“ für Mitgliedsbetriebe,<br />

Betriebsärzte, Sicherheitsfachkräfte und<br />

Beschäftigte erläutert. Für Kle<strong>in</strong>betriebe hat die TBBG<br />

e<strong>in</strong> 4-seitiges Faltblatt (TA 25112) „Gesund bleiben<br />

beim Nähen – Tipps zur ergonomischen Gestaltung der<br />

Näharbeit“ herausgegeben. Ergonomieberater der BG<br />

unterstützen Betriebe bei Bedarf vor Ort. Verschiedene<br />

Hersteller (z. B. von Masch<strong>in</strong>enuntergestellen) bieten<br />

ergonomische Lösungen bei Umbauten oder Neukauf.<br />

Ergonomisch gestalteter Näharbeitsplatz.<br />

Ergonomische Montagearbeitsplätze –<br />

Neues Forschungsprojekt der BGFE<br />

Ähnlich wie die e<strong>in</strong>seitige Körperhaltung bei Büroarbeit<br />

oder beim Nähen <strong>in</strong> der Bekleidungsfertigung können<br />

an Montagearbeitsplätzen e<strong>in</strong>seitige Belastungen bzw.<br />

Überbeanspruchungen bestimmter Muskel- und Skelett-<br />

bzw. Gelenk-Regionen auftreten. Bei der BGFE<br />

läuft derzeit dazu e<strong>in</strong> Forschungsprojekt. Über die<br />

Ergebnisse werden wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Ausgabe der<br />

Brücke berichten.<br />

Resümee<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen nicht zuletzt<br />

durch ihre Häufigkeit e<strong>in</strong>en hohen wirtschaftlichen<br />

Schaden. Für Betriebe ist es immer lohnenswert, sich<br />

mit der Bewertung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und ergonomischen<br />

Verbesserungsmaßnahmen bei Muskel-Skelett-Belastungen<br />

zu befassen. Besonders vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

der demografischen Entwicklung – der Anteil<br />

der älteren Beschäftigten steigt – erhält die gesundheitsgerechte<br />

Gestaltung der Arbeitsplätze e<strong>in</strong>en steigenden<br />

Stellenwert. Im Rahmen von betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen<br />

sollten z. B. <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit Krankenkassen verhaltenspräventive Maßnahmen<br />

wie Betriebssport 4 , Gymnastik oder Bewegungsübungen<br />

am Arbeitsplatz durchgeführt werden.<br />

Dr. med. Gerhard Kraus<br />

Medien<br />

1) http://lasi.osha.de Publikationen:<br />

LV 29 „Ziehen und Schieben“ und LV 9 „Heben und<br />

Tragen“<br />

2) BGIA-Report 4/2005 „Fachgespräch Ergonomie“,<br />

www.hvbg.de bgia Publikationen<br />

3) BGIA-Report „7/2004: „Ergonomie an Näharbeitsplätzen“,<br />

www.hvbg.de bgia Publikationen<br />

4) Nähere Informationen unter:<br />

www.bgfe.de/unternehmen-<strong>in</strong>-bewegung<br />

Brücke 4/06 31

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