Gefährdungsbeurteilung in Kleinbetrieben - Kensche Technische ...
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G 4486 Nr. 4/2006<br />
A<br />
BrückeM<br />
www.textil-bg.de<br />
www.bgfe.de<br />
SELBSTVERWALTUNG<br />
Vertreterversammlungen<br />
beschließen Fusion<br />
VORSCHRIFTEN/REGELN<br />
Gefahrstoffliste 2006<br />
des BGIA liegt vor<br />
WERBEN FÜR<br />
SICHERHEIT<br />
Psychische Belastungen<br />
am Arbeitsplatz<br />
SCHULUNG<br />
Neue Bildungsstätte <strong>in</strong><br />
Augsburg<br />
Informationen für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben<br />
G A Z I N<br />
Ausgabe BGFE
Zum Umlauf<br />
Name/Funktion Datum Kopie<br />
Seite<br />
Sicherheitsfachkraft<br />
Sicherheitsbeauftragte/r<br />
Betriebsrat<br />
IMPRESSUM<br />
Brücke<br />
Geme<strong>in</strong>sames Mitteilungsblatt der Berufsgenossenschaft<br />
der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />
(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />
(TBBG)<br />
Gesetzliche Unfallversicherungen<br />
Herausgeber:<br />
BGFE, Gustav-He<strong>in</strong>emann-Ufer 130,<br />
50968 Köln<br />
Telefon (02 21) 37 78-0<br />
Telefax (02 21) 37 78 11 99<br />
Internet http://www.bgfe.de<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@bgfe.de<br />
TBBG, Oblatterwallstr. 18<br />
86132 Augsburg<br />
Telefon (08 21) 31 59-0<br />
Telefax (08 21) 31 59-2 01<br />
Internet www.textil-bg.de<br />
E-Mail: praevention@textil-bg.de<br />
Für den Inhalt verantwortlich:<br />
Olaf Petermann<br />
Hauptgeschäftsführer der BGFE<br />
Dr. Eckart Bulla<br />
Hauptgeschäftsführer der TBBG<br />
Redaktion:<br />
Christoph Nocker (BGFE)<br />
Telefon (02 21) 37 78 10 10<br />
E-Mail: presse@bgfe.de<br />
Johann Bernhard (verantwortlich TBBG)<br />
Cor<strong>in</strong>na Kowald (TBBG)<br />
Telefon (08 21) 31 59-315<br />
Telefax (08 21) 31 59-440<br />
Druckerei: Kölnische Verlagsdruckerei GmbH<br />
Köln-Gremberghoven<br />
Die „Brücke“ ersche<strong>in</strong>t sechsmal jährlich<br />
(jeden zweiten Monat).<br />
Der Bezugspreis für die „Brücke“ ist<br />
durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten.<br />
Beilagenh<strong>in</strong>weis<br />
– Folder zur BG-DVR Jahresaktion<br />
– Tafelkalender 2007<br />
Gedruckt auf umweltfreundlichem,<br />
chlorfreiem Papier<br />
Titelbild: Handlöt-Arbeitsplatz mit<br />
Absaugung der Lötrauche (Bild Danetzki)<br />
2<br />
Brücke 4/06<br />
INHALT<br />
4<br />
5<br />
7<br />
SELBSTVERWALTUNG<br />
E<strong>in</strong>stimmiger Beschluss der Vertreterversammlungen:<br />
Berufsgenossenschaften<br />
BGFE und TBBG fusionieren<br />
2. Dresdner Reha-Tage 2006<br />
Olaf Petermann wird im Januar 2007<br />
geme<strong>in</strong>samer Hauptgeschäftsführer von<br />
BGFE und TBBG<br />
MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />
7 Die gesetzliche Unfallversicherung im<br />
europäischen Vergleich (Teil 2)<br />
9 BG-Boulevard auf der Messe „Arbeitsschutz<br />
aktuell“ mit neuem Konzept<br />
9<br />
9<br />
belektro 2006 Berl<strong>in</strong><br />
Erfolgreiche AMS-Zertifizierung<br />
10 Zweite Dresdner Tagung zum<br />
Betriebssport<br />
10<br />
VORSCHRIFTEN / REGELN<br />
Montage von Photovoltaik- und thermischen<br />
Solaranlagen auf Asbestzementdächern<br />
verboten<br />
11 Neue Gefahrstoffliste 2006 des BGIA<br />
liegt vor<br />
BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />
12 <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>in</strong><br />
Kle<strong>in</strong>betrieben<br />
16 Maßnahmen zum betrieblichen Explosionsschutz<br />
<strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />
18 AuA – Auszubildende unterweisen<br />
Auszubildende<br />
19<br />
19<br />
WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />
Betriebskalender 2006/2007<br />
Jahresplaner 2007<br />
20 Plakate für die Monate<br />
September/Oktober<br />
20 BG-DVR Jahresaktion<br />
„Raser kommen nicht an“<br />
20<br />
Gew<strong>in</strong>ner des BGFE-Sicherheitsquiz<br />
4<br />
12<br />
Die Vertreterversammlungen der<br />
Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik<br />
(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />
(TBBG) haben e<strong>in</strong>stimmig die<br />
Fusion der beiden Berufsgenossenschaften<br />
beschlossen. Die<br />
TBBG fasste ihren Beschluss<br />
bereits am 26. April <strong>in</strong> Rostock,<br />
die BGFE am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
nach dem Arbeitsschutzgesetz ist<br />
<strong>in</strong> den meisten Mittel- und Großbetrieben<br />
bereits fester Bestandteil<br />
des betrieblichen Arbeitsschutzes.<br />
Kle<strong>in</strong>eren Unternehmen<br />
bereitet sie jedoch häufig noch<br />
Schwierigkeiten.<br />
Aktuelle Medien der BGFE und<br />
20 TBBG.
21<br />
WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />
Psychische Belastungen am<br />
Arbeitsplatz<br />
21 Neu aufgelegt: Transport im Betrieb<br />
22 BGFE- und TBBG-Ideenwettbewerb<br />
22<br />
24<br />
24<br />
SCHULUNG<br />
1. Fachtagung W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong><br />
L<strong>in</strong>owsee<br />
5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“<br />
mit Workshop<br />
13. Vortragsveranstaltung „Elektrotechnik“<br />
<strong>in</strong> Nürnberg<br />
26 Neue Bildungsstätte <strong>in</strong> Augsburg<br />
26<br />
Sondersem<strong>in</strong>ar S63 „Oberschw<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> Installationsanlagen“<br />
SICHERHEIT IM STRASSENVERKEHR<br />
27 Fahranfänger – Spiel mit dem Feuer<br />
28<br />
28<br />
29<br />
URTEILE / RECHT<br />
Schlaganfall durch akute berufliche<br />
Stresssituation – e<strong>in</strong> Arbeitsunfall?<br />
Auf dem Weg zur Arbeit am Steuer e<strong>in</strong>genickt<br />
TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gte Muskel- und Skelett-<br />
Erkrankungen verh<strong>in</strong>dern<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>, lieber Leser,<br />
die Berufsgenossenschaften der Fe<strong>in</strong>mechanik und<br />
Elektrotechnik (BGFE) und der Textil- und Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />
(TBBG) schließen sich am 1. Januar 2008 zu<br />
e<strong>in</strong>er neuen Berufsgenossenschaft (BG) zusammen. Die<br />
TBBG-Vertreterversammlung fällte den Vere<strong>in</strong>igungsbeschluss<br />
am 26. April 2006 <strong>in</strong> Rostock, die Vertreterversammlung<br />
der BGFE beschloss die Fusion auf ihrer<br />
Sitzung am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Die vere<strong>in</strong>igte BG wird<br />
mit über 150.000 Unternehmen und rund 2,5 Millionen<br />
Versicherten e<strong>in</strong>e der größten gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
<strong>in</strong> Deutschland se<strong>in</strong>.<br />
Die Fusion zeigt, dass die gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
mit ihrer paritätischen Selbstverwaltung handlungs-<br />
und reformfähig s<strong>in</strong>d. Von dem Zusammenschluss<br />
erwarten wir Leistungssteigerungen, stabile und günstige<br />
Beiträge für die Unternehmen sowie Kostensenkungen im<br />
Verwaltungsbereich. Die Wirksamkeit der Reform muss<br />
sichtbar und spürbar se<strong>in</strong>. Dies erwarten Unternehmer<br />
wie Versicherte und daran muss sich die Reform messen<br />
lassen.<br />
Ab sofort geben die beiden Berufsgenossenschaften e<strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>sames Mitteilungsblatt heraus, die erste Ausgabe<br />
halten Sie <strong>in</strong> Händen. Wir haben bewusst den Titel<br />
„Brücke“ gewählt. Der Name steht für das Aufe<strong>in</strong>anderzugehen,<br />
das Zusammenwachsen und die enge Verb<strong>in</strong>dung<br />
unserer Berufsgenossenschaften. Die „Brücke“ löst<br />
für die Betriebe der TBBG das Mitteilungsblatt<br />
„der sicherheitsschirm“ ab.<br />
Auch <strong>in</strong> Zukunft wollen wir im Mitteilungsblatt gezielt<br />
auf die branchentypischen Belange unserer Mitgliedsbetriebe<br />
e<strong>in</strong>gehen und die speziellen Gefährdungen und<br />
arbeitsbed<strong>in</strong>gten Gesundheitsgefahren der bei uns versicherten<br />
Branchen vertieft behandeln. Unser Ziel bei<br />
dieser Fusion ist es, die Vorteile e<strong>in</strong>er starken Solidargeme<strong>in</strong>schaft<br />
zu nutzen, ohne die Interessen des e<strong>in</strong>zelnen<br />
Mitgliedsunternehmens aus dem Auge zu verlieren.<br />
Ihr Harm Ehmke,<br />
BGFE-Vorstandsvorsitzender<br />
Editorial<br />
Ihr Alexander von Heimendahl,<br />
alternierender TBBG-Vorstandsvorsitzender<br />
Brücke 4/06 3
4<br />
SELBSTVERWALTUNG<br />
E<strong>in</strong>stimmiger Beschluss der Vertreterversammlungen:<br />
Berufsgenossenschaften BGFE und TBBG fusionieren<br />
Fusion zum 1. Januar 2008 – Neue BG versichert 150.000 Unternehmen mit 2,5 Mio. Beschäftigten – Freiwillige<br />
Fusion zur Zukunftssicherung der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
Die Vertreterversammlungen von BGFE und TBBG votierten e<strong>in</strong>stimmig für die Fusion.<br />
Brücke 4/06<br />
Die Vertreterversammlungen der Berufsgenossenschaft<br />
der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />
(BGFE) und der Textil- und Bekleidungs-<br />
Berufsgenossenschaft (TBBG) haben e<strong>in</strong>stimmig die<br />
Fusion der beiden Berufsgenossenschaften beschlossen.<br />
Die TBBG fasste ihren Beschluss bereits am 26. April <strong>in</strong><br />
Rostock, die BGFE am 7. Juni <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />
Die vere<strong>in</strong>igte BG wird mit über 150.000 Unternehmen<br />
und rund 2,5 Millionen Versicherten e<strong>in</strong>e der größten<br />
gewerblichen Berufsgenossenschaften <strong>in</strong> Deutschland<br />
se<strong>in</strong>. Sitz der Hauptverwaltung der BG ist Köln.<br />
Augsburg, bisheriger Sitz der TBBG-Hauptverwaltung,<br />
wird Standort e<strong>in</strong>er von sieben Bezirksverwaltungen<br />
der neuen BG. Daneben entsteht <strong>in</strong> Augsburg<br />
e<strong>in</strong> Präventionszentrum für Fragen der<br />
Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes und<br />
e<strong>in</strong>e Bildungsstätte für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Laut Olaf Petermann, Hauptgeschäftsführer<br />
der BGFE, wird es zu ke<strong>in</strong>en betriebsbed<strong>in</strong>gten<br />
Kündigungen <strong>in</strong> den Verwaltungen der BGFE und<br />
TBBG kommen.<br />
Unisono unterstrichen die Vorsitzenden der Vertreterversammlungen,<br />
dass freiwillige Fusionen zwischen<br />
Berufsgenossenschaften e<strong>in</strong> ökonomisch und sozialpolitisch<br />
vernünftiger Weg s<strong>in</strong>d, um die gesetzliche Unfallversicherung<br />
zukunftsfest zu gestalten.<br />
BGFE und TBBG sehen <strong>in</strong> dieser Fusion nicht den<br />
Abschluss des Reformprozesses. Bereits <strong>in</strong> Kürze soll<br />
sich mit der Holz-BG e<strong>in</strong>e weitere Berufsgenossenschaft<br />
dem Reformbündnis anschließen. Im Oktober 2005<br />
unterzeichneten die beteiligten BGen <strong>in</strong> Augsburg e<strong>in</strong><br />
Eckpunktepapier, das die Kooperation von BGFE/TBBG<br />
mit der Holz-BG mit dem Ziel e<strong>in</strong>er späteren Vere<strong>in</strong>igung<br />
enthält.<br />
Holger Z<strong>in</strong>gsheim<br />
Die Vertreterversammlung – das<br />
Parlament der Berufsgenossenschaft<br />
Das mit Arbeitgeber- und Versichertenvertretern<br />
besetzte Gremium der Vertreterversammlung stellt mit<br />
se<strong>in</strong>en Entscheidungen die Weichen für die berufsgenossenschaftliche<br />
Arbeit. Die Mitglieder der Vertreterversammlung<br />
werden alle sechs Jahre neu gewählt.<br />
Sie br<strong>in</strong>gen ihre praktischen Erfahrungen, die sie durch<br />
ihre Arbeit <strong>in</strong> den Betrieben sammeln, <strong>in</strong> die Gremien<br />
der Berufsgenossenschaft e<strong>in</strong>. Zu den Aufgaben der<br />
Vertreterversammlung gehören die Verabschiedung des<br />
Haushalts und die Entscheidung über den Gefahrtarif<br />
ebenso wie die Beschlussfassung über die berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorschriften.
2. Dresdner Reha-Tage 2006<br />
Rehabilitation steuern – Qualität sichern<br />
Rund 140 Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer aus<br />
Selbstverwaltung und Verwaltung der Berufsgenossenschaft<br />
der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik (BGFE),<br />
der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft<br />
(TBBG) sowie externe Experten trafen sich Anfang<br />
Mai <strong>in</strong> der Aula der Berufsgenossenschaftlichen Akademie<br />
für Arbeit und Gesundheit (BGAG) <strong>in</strong><br />
Dresden. E<strong>in</strong>geladen hatten die beiden Berufsgenossenschaften<br />
zu den ersten geme<strong>in</strong>sam veranstalteten<br />
Dresdner Reha-Tagen. Ziel der Veranstaltung ist die<br />
Förderung des Erfahrungsaustauschs aller an der Rehabilitation<br />
Beteiligten.<br />
Die Vorträge des ersten Veranstaltungstages beschäftigten<br />
sich mit dem Thema „berufsbed<strong>in</strong>gte Hautbelastungen“.<br />
2004 bezogen sich 26 % der Berufskrankheiten-<br />
Verdachtsanzeigen der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
auf Hauterkrankungen. Wenn berufsbed<strong>in</strong>gte<br />
Hautkrankheiten aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em frühen Stadium erkannt<br />
und behandelt werden, ist es häufig möglich, die Hautersche<strong>in</strong>ungen<br />
zum Abheilen zu br<strong>in</strong>gen und den<br />
Arbeitsplatz zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
haben sich Ärzte und Unfallversicherungsträger auf das<br />
so genannte „Hautarztverfahren“ gee<strong>in</strong>igt. Dieses Verfahren<br />
stellt e<strong>in</strong>e engmaschige Kommunikation zwischen<br />
dem behandelnden Hautarzt, dem Versicherten<br />
und der Berufsgenossenschaft sicher. Dass es sich dabei<br />
um e<strong>in</strong> Erfolgsmodell handelt, zeigen die Ergebnisse der<br />
BGFE. In rund 80 % der untersuchten Fälle konnte der<br />
Arbeitsplatz entweder durch e<strong>in</strong> enges Zusammenwirken<br />
im Hautarztverfahren oder durch wenig aufwändige<br />
betriebliche Maßnahmen erhalten bleiben. Die Kosten<br />
pro Fall waren mit durchschnittlich 145,– Euro äußerst<br />
ger<strong>in</strong>g.<br />
Vor allem Mitglieder der Renten- und Widerspruchsausschüsse trafen sich <strong>in</strong> Dresden zum<br />
Erfahrungsaustausch.<br />
Der zweite Veranstaltungstag startete mit dem Themenblock<br />
„Qualitätssicherung der mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation“.<br />
Für die spezifischen Rehabilitationsanforderungen<br />
bei Unfallverletzten s<strong>in</strong>d zahlreiche spezialisierte<br />
Behandlungsverfahren entwickelt und mit den berufsgenossenschaftlichen<br />
Unfallkl<strong>in</strong>iken eigene E<strong>in</strong>richtungen<br />
geschaffen worden. Trotz dieses leistungsfähigen und <strong>in</strong><br />
vieler H<strong>in</strong>sicht vorbildlichen berufsgenossenschaftlichen<br />
Rehabilitationsnetzes stellen die sich verändernden wirtschaftlich-politischen<br />
Verhältnisse dieses System auf den<br />
Prüfstand.<br />
Die neuen Anforderungen erfordern e<strong>in</strong>e noch aktivere<br />
und effizientere Steuerung der Heilverfahren, e<strong>in</strong>e<br />
Verkürzung der Wartezeiten zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Rehabilitationsabschnitten, e<strong>in</strong>en noch zielgenaueren<br />
E<strong>in</strong>satz der Mittel und nicht zuletzt die stärkere E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
des Unfallverletzten <strong>in</strong> den Rehabilitationsprozess.<br />
Diese veränderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wir-<br />
Brücke 4/06 5
6<br />
SELBSTVERWALTUNG<br />
Brücke 4/06<br />
ken sich auch auf die Aufgabenstellung der von den<br />
Berufsgenossenschaften beauftragten Beratungsärzte<br />
aus. Um e<strong>in</strong>e optimale Heilbehandlung zum Wohle<br />
der Versicherten zu erzielen, werden Beratungsärzte<br />
bei der Steuerung des Heilverfahrens mit e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Der letzte Themenblock der Dresdner Reha-Tage<br />
beschäftigte sich mit Rückenmarkverletzungen. In<br />
Deutschland leben derzeit ca. 65.000 Querschnittgelähmte.<br />
Jährlich kommen durchschnittlich 1.500<br />
Menschen mit e<strong>in</strong>er Rückenmarkverletzung dazu. Auch<br />
nach Abschluss der mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung verbleiben<br />
sehr häufig deutliche Bee<strong>in</strong>trächtigung der körperlichen<br />
Funktions-/Leistungsfähigkeit, wodurch das ehemalige<br />
Aktivitätenspektrum der Betroffenen –<br />
Selbstversorgung, persönliche Mobilität, Erledigung alltäglicher<br />
Aufgaben, Freizeitgestaltung, Ausbildung,<br />
Berufstätigkeit – ebenfalls oft dauerhaft e<strong>in</strong>geschränkt<br />
ist. Neben Informationen über die mediz<strong>in</strong>ischen Qualitätsstandards<br />
<strong>in</strong> der Behandlung von Rückenmarkverletzten<br />
erfuhren die Teilnehmer auch E<strong>in</strong>zelheiten über<br />
mögliche psychologische Unterstützung schwerstverletzter<br />
Unfallopfer und ihrer Angehörigen.<br />
Besonders e<strong>in</strong>drucksvoll war die Schilderung e<strong>in</strong>es<br />
Betroffenen. Seit e<strong>in</strong>em Verkehrsunfall auf dem Weg zur<br />
Arbeit im November 2003 sitzt Jörg von der Strate im<br />
Rollstuhl. Diagnose: komplette Querschnittlähmung.<br />
2006 arbeitet er wieder 25 Stunden die Woche. Um<br />
gegen se<strong>in</strong>e Schmerzen vorzugehen, die ihn auch heute<br />
noch quälen, muss von der Strate täglich 3–4 Stunden<br />
für spezielle Therapien, Krankengymnastik und Sport<br />
Statements zu den Dresdner Reha Tagen<br />
Harm Ehmke, BGFE-Vorstandsvorsitzender<br />
(Versichertenseite)<br />
Aus der Sicht der Versichertenseite stellen die<br />
Dresdner Reha-Tage e<strong>in</strong>e große Bereicherung dar.<br />
Zum e<strong>in</strong>en bietet die Veranstaltung Gelegenheit zum<br />
organisierten Erfahrungsaustausch zwischen denjenigen,<br />
die die konkrete Arbeit <strong>in</strong> den Renten und<br />
Widerspruchsausschüssen leisten. Gleichzeitig f<strong>in</strong>det<br />
e<strong>in</strong>e systematische Wissensvermittlung zu den Themen<br />
statt, die für unsere Ausschussarbeit von Bedeutung<br />
s<strong>in</strong>d. Daher sollten die Reha-Tage auf alle<br />
Fälle fortgeführt und dafür geworben werden, dass<br />
die Beteiligung derjenigen, die diese Arbeit vor Ort<br />
leisten, noch steigt.<br />
Dr. Eike Ste<strong>in</strong>häuser, stellvertretender<br />
BGFE-Vorstandsvorsitzender (Arbeitgeberseite)<br />
Ich bewerte die Dresdner Reha-Tage sehr positiv, weil<br />
sie e<strong>in</strong>e praktische Anschauung dafür bieten, was das<br />
BG-System leistet, daneben aber auch Raum bleibt für<br />
e<strong>in</strong>e kritische Diskussion über Punkte, wo Verbesserungspotenzial<br />
besteht. Die heutige Veranstaltung hat<br />
wiederum bewiesen, dass das System <strong>in</strong> der Summe sehr<br />
Jörg von der Strate berichtete<br />
anschaulich über den<br />
Verlauf se<strong>in</strong>er Rehabilitation<br />
nach e<strong>in</strong>em schweren<br />
Wegeunfall.<br />
e<strong>in</strong>planen. „Ich führe e<strong>in</strong> Logbuch, <strong>in</strong> dem ich aufliste,<br />
wie viel Zeit ich wofür nutze. Mir persönlich ist es lieber<br />
voll ausgefüllt zu se<strong>in</strong>, weil ich dadurch mit me<strong>in</strong>er<br />
Schmerzbewältigung besser klarkomme.“ Auch diese<br />
Aussage zeigt, wie wichtig die berufliche Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />
für die Betroffenen ist. Dank e<strong>in</strong>es optimierten<br />
Zusammenwirkens von Ärzten, Psychologen, Reha-<br />
Beratern, Arbeitgebern, Familie und Psychologen ist<br />
heute glücklicherweise vieles erreichbar, was vor e<strong>in</strong>igen<br />
Jahren noch undenkbar gewesen wäre.<br />
Christoph Nocker<br />
gut funktioniert. Den Veranstaltern ist es gelungen,<br />
mit hervorragenden Referenten und anhand praktischer<br />
Beispiele aufzuzeigen, wie durch e<strong>in</strong>e gesteuerte Rehabilitation<br />
Betroffene <strong>in</strong> die Lage versetzt werden, ihr<br />
Leben zu meistern. Ich glaube, dass die Dresdner Reha-<br />
Tage der Verwaltung wichtige Impulse für ihre künftige<br />
Arbeit gegeben haben und dazu beitragen, die<br />
Arbeit <strong>in</strong> den Ausschüssen zu fördern. Dies liegt sehr<br />
im Interesse der Mitgliedsunternehmen und der Versicherten.<br />
Lutz Arndt, Mitglied des Vorstands der TBBG<br />
Für mich ist der Gew<strong>in</strong>n der Veranstaltung dar<strong>in</strong> zu<br />
sehen, dass berufsgenossenschaftlicher Sachverstand,<br />
mediz<strong>in</strong>ischer Fachverstand und die Basis zusammengeführt<br />
werden. Man macht sich bekannt mit den Ideen<br />
und den Möglichkeiten und hat damit bessere Chancen<br />
für die Zukunft. Das gilt <strong>in</strong>sbesondere dann, wenn zwei<br />
Berufsgenossenschaften, wie es hier geschehen soll,<br />
zusammenwachsen. Es ist dann ganz wichtig, dass man<br />
die Möglichkeiten, die die neue Organisation bieten<br />
kann, kennen lernt, um e<strong>in</strong>schätzen zu können, wie<br />
sich die Zukunft entwickelt.
Olaf Petermann<br />
MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />
Olaf Petermann wird im Januar 2007<br />
geme<strong>in</strong>samer Hauptgeschäftsführer von<br />
BGFE und TBBG<br />
Die gesetzliche Unfallversicherung im<br />
europäischen Vergleich<br />
Teil 2: Versicherte Personen<br />
In Brücke 1/2006 haben wir e<strong>in</strong>en ersten Überblick<br />
über die gesetzliche Unfallversicherung im europäischen<br />
Vergleich gegeben (diese Ausgabe f<strong>in</strong>den Sie wie<br />
alle Brückeausgaben auch im Internet www.bgfe.de<br />
„Brücke“). Der Überblick hat verdeutlicht, dass es<br />
sich bei der gesetzlichen Unfallversicherung <strong>in</strong> den<br />
meisten Ländern wie <strong>in</strong> Deutschland um e<strong>in</strong> obligatorisches<br />
Sicherungssystem zugunsten der Arbeitnehmer<br />
handelt. In der Regel s<strong>in</strong>d die Systeme staatlich bzw.<br />
öffentlich-rechtlich organisierte Versicherungen unterschiedlicher<br />
Ausprägung. E<strong>in</strong>e Arbeitgeberf<strong>in</strong>anzierung<br />
ist ke<strong>in</strong>eswegs unüblich. In dieser Ausgabe wollen<br />
wir uns mit dem versicherten Personenkreis<br />
beschäftigen.<br />
Es ist nicht e<strong>in</strong>fach, e<strong>in</strong>e vernünftige Übersicht der <strong>in</strong><br />
Europa gültigen Bestimmungen und Regelungen<br />
bezüglich der Unfallversicherung zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e sehr<br />
gelungene und <strong>in</strong>formative Zusammenstellung wurde<br />
durch MISSOC (das gegenseitige Informationssystem<br />
über den sozialen Schutz – Mutual Information System<br />
on SOCial Protection) vorgelegt und f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em rund 1.000 Seiten starken Papier (Soziale Sicher-<br />
heit <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, im<br />
Europäischen Wirtschaftsraum und <strong>in</strong> der Schweiz,<br />
Stand am 1. Mai 2004). Dieses Dokument können Sie<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Fassung aus dem Internet herunterladen:<br />
http://ec.europa.eu/employment_social/emplweb/<br />
publications/publication_de.cfm?id=23<br />
Die folgende Zusammenfassung beruht auf diesem<br />
Papier, <strong>in</strong> tabellarischen Übersichten werden dort die<br />
unterschiedlichen Bed<strong>in</strong>gungen und Verfahren der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Länder geordnet. Insgesamt hat die EU 27<br />
europäische Länder gegenübergestellt, was im genannten<br />
Bericht dazu geführt hat, dass die Tabellen der<br />
Übersichtlichkeit halber <strong>in</strong> 3 „Portionen“ betrachtet<br />
werden. Wir wollen uns dieser Aufteilung anschließen<br />
mit der E<strong>in</strong>schränkung, dass exemplarisch nur die im<br />
ersten Teil vorgestellten Länder herangezogen werden.<br />
Informationen zu den weiteren Ländern f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong><br />
der angegebenen Quelle. In unserer Übersicht geht es<br />
um diese Länder: Belgien / Tschechien / Dänemark /<br />
Deutschland / Estland / Spanien / Frankreich / Irland /<br />
Island.<br />
Gesetzliche Unfallversicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen europäischen Ländern<br />
Versicherte Personen Ausnahmen von der<br />
Versicherungspflicht<br />
Belgien:<br />
Arbeitsunfälle: Versicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer,<br />
Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausbildungsverhältnis sowie diejenigen, die<br />
durch Königlichen Beschluss unter die Anwendung des Gesetzes<br />
fallen.<br />
Berufskrankheiten: Versicherungspflichtig beschäftigte Arbeitnehmer,<br />
Personen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ausbildungsverhältnis, Praktikanten (auch<br />
ohne Vergütung) und Schüler und Studenten, die im Rahmen der<br />
Ausbildung e<strong>in</strong>em Risiko ausgesetzt s<strong>in</strong>d<br />
I n ihrer Sitzung am 26. April 2006 wählte die Vertreterversammlung der<br />
Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) e<strong>in</strong>stimmig<br />
Olaf Petermann, Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik (BGFE), zum 1. Januar 2007 als Hauptgeschäftsführer<br />
der TBBG. Der amtierende Hauptgeschäftsführer Dr. Eckart<br />
Bulla geht Ende des Jahres <strong>in</strong> den Ruhestand. Petermann wird dann beide<br />
Berufsgenossenschaften leiten.<br />
Freiwillige<br />
Versicherung<br />
Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Brücke 4/06 7
8<br />
MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />
Brücke 4/06<br />
Gesetzliche Unfallversicherung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen europäischen Ländern<br />
Versicherte Personen Ausnahmen von der<br />
Versicherungspflicht<br />
Freiwillige<br />
Versicherung<br />
Tschechien:<br />
Alle Arbeitnehmer (Sondersystem für Beamte) Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Dänemark:<br />
Alle Arbeitnehmer; bestimmte Selbstständige (Fischerei und Schifffahrt);<br />
Praktikanten oder andere Personen, die sich im Rahmen<br />
ihres Studiums oder ihrer Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schulungse<strong>in</strong>richtung<br />
oder an e<strong>in</strong>er Arbeitsstätte aufhalten; K<strong>in</strong>der, die an<br />
e<strong>in</strong>er auf die Arbeit des Vaters oder der Mutter zurückzuführenden<br />
Krankheit oder e<strong>in</strong>em solchen angeborenen Schaden leiden.<br />
Deutschland:<br />
Arbeitnehmer; bestimmte Selbstständige; Schüler und Studenten;<br />
K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergärten; Rehabilitanden und bestimmte andere<br />
Personen.<br />
Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Personen, die aufgrund<br />
anderer Vorschriften versichert<br />
s<strong>in</strong>d wie Beamte, Mitglieder<br />
geistlicher Genossenschaften.Versicherungsfrei<br />
s<strong>in</strong>d selbstständig<br />
tätige Ärzte, Psychotherapeuten,<br />
Heilpraktiker und<br />
Apotheker.<br />
Auf Antrag möglich für nicht<br />
pflichtversicherte Unternehmer,<br />
ihre im Unternehmen<br />
mitarbeitenden Ehegatten<br />
und unternehmerähnliche<br />
Personen<br />
Estland:<br />
Alle Arbeitnehmer Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Griechenland:<br />
Arbeitnehmer und diesen Gleichgestellte. Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Spanien:<br />
Arbeitnehmer E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigung,<br />
die aufgrund der<br />
Arbeitsstunden und des<br />
Entgelts nicht als Tätigkeit<br />
zur Sicherung des Lebensunterhalts<br />
betrachtet wird,<br />
ist von der Versicherungspflicht<br />
ausgenommen. Ausgenommen<br />
s<strong>in</strong>d ferner<br />
Selbstständige.<br />
Frankreich:<br />
Personen, die, <strong>in</strong> welcher Eigenschaft und an welchem Ort auch<br />
immer, für e<strong>in</strong>en oder mehrere Arbeitgeber arbeiten.<br />
Irland:<br />
Arbeitnehmer und bestimmte Gruppen <strong>in</strong> Ausbildung Selbstständige und<br />
Angehörige der Streitkräfte<br />
Island:<br />
Alle Arbeitnehmer, Selbstständige, außer bei freiwilliger Befreiung,<br />
Auszubildende, Personen, die an Rettungsaktionen teilnehmen,<br />
Sportler während der Teilnahme an organisierten sportlichen<br />
Aktivitäten. Im Haushalt tätige Personen können sich<br />
freiwillig versichern.<br />
ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Ke<strong>in</strong>e Ausnahmen Freiwillige Versicherung für<br />
Personen möglich, die nicht<br />
pflichtversichert s<strong>in</strong>d<br />
Bestimmte Selbstständige<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen können<br />
sich von der Versicherungspflicht<br />
befreien lassen.<br />
ke<strong>in</strong>e freiwillige Versicherung<br />
Personen, die im Haushalt<br />
tätig s<strong>in</strong>d, können sich freiwillig<br />
versichern
Zusammenfassung:<br />
In allen betrachteten Ländern ist der versicherte Personenkreis<br />
recht ähnlich def<strong>in</strong>iert. Durchweg s<strong>in</strong>d alle<br />
Arbeitnehmer pflichtversichert. Wenige Ausnahmen<br />
betreffen entweder Selbstständige oder anderweitig versicherte<br />
Personen (Beamte). Nur <strong>in</strong> 3 Ländern ist die<br />
Möglichkeit e<strong>in</strong>er freiwilligen Versicherung möglich, sie<br />
ist also eher die Ausnahme und ergänzt das bestehende<br />
Pflichtversicherungssystem, das im Wesentlichen den<br />
Schutz der Arbeitnehmer im Blick hat.<br />
Im nächsten Teil unserer kle<strong>in</strong>en Serie wollen wir bei<br />
den ausgewählten 10 Staaten den Leistungsumfang des<br />
Versicherungsschutzes daraufh<strong>in</strong> untersuchen, <strong>in</strong>wieweit<br />
wesentliche Unterschiede zum deutschen System bestehen.<br />
Gerhard Geller<br />
BG-Boulevard auf der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ mit neuem Konzept<br />
Unter dem Motto der diesjährigen EU-Woche<br />
„Starte sicher“ präsentieren die Berufsgenossenschaften<br />
auf der Messe „Arbeitsschutz aktuell“ vom<br />
27. – 29. September <strong>in</strong> Karlsruhe e<strong>in</strong> neues Standkonzept.<br />
Der gesamte BG-Boulevard steht unter dem<br />
geme<strong>in</strong>samen Thema „Unterweisen – Informieren –<br />
Beraten“. Infomaterialien, Präsentationen und Aktionsprogramm<br />
beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit der<br />
Unterweisung von neuen Arbeitnehmern an ihrem<br />
Arbeitsplatz. Dies betrifft Berufse<strong>in</strong>steiger ebenso wie<br />
Personen, die das Unternehmen oder auch ihren Arbeitsplatz<br />
wechseln und mit neuen Arbeitsverfahren und<br />
Umgebungsbed<strong>in</strong>gungen vertraut gemacht werden<br />
müssen. Erstmalig gibt es im BG-Boulevard e<strong>in</strong>e<br />
zentrale Anlaufstelle für E<strong>in</strong>zelberatungen. Besucher<br />
belektro 2006 Berl<strong>in</strong><br />
Die Fachmesse für Elektrotechnik, Elektronik und<br />
Licht „belektro“ f<strong>in</strong>det vom 18. – 20. Oktober<br />
2006 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> statt. Nach der erfolgreichen Präsenz der<br />
Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik<br />
(BGFE) auf der „belektro“ 2003 freuen wir uns<br />
auf die diesjährige Teilnahme. Erfahrungsgemäß ist die<br />
Zahl der möglichen qualifizierten Gesprächskontakte<br />
mit Vertretern des elektro- und <strong>in</strong>formationstechnischen<br />
Handwerks auf dieser Messe sehr hoch. Die BGFE wird<br />
daher wieder mit e<strong>in</strong>em eigenen Messestand vertreten<br />
se<strong>in</strong>, diesmal geme<strong>in</strong>sam mit unserem Kooperationspartner,<br />
der Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft.<br />
Die Ausstellung gibt uns die Möglichkeit, die<br />
Vielfalt unseres Angebotes darzustellen. Wie <strong>in</strong> den Jahren<br />
zuvor werden wir auch <strong>in</strong> diesem Jahr Sem<strong>in</strong>are für<br />
Auszubildende aus dem Elektrohandwerk anbieten. Im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>es offenen Forums werden zu festen Zeiten<br />
(10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr) jeweils e<strong>in</strong>stündige Sem<strong>in</strong>are<br />
veranstaltet.<br />
Auf der belektro 2006 f<strong>in</strong>den die Fachbesucher<br />
Gesprächspartner und Problemlöser, die sie suchen und<br />
brauchen. Die Messe bietet daneben die Gelegenheit,<br />
sich e<strong>in</strong>en umfassenden Überblick über aktuelle Trends,<br />
Technologien, Produkte und Systeme zu verschaffen.<br />
Bitte merken Sie sich schon jetzt diesen Term<strong>in</strong> vor.<br />
Ulrich Tix<br />
können sich dort anmelden und werden dann an die<br />
jeweiligen Fachleute der e<strong>in</strong>zelnen Berufsgenossenschaften<br />
weitervermittelt. E<strong>in</strong>e zentral angesiedelte Mediathek<br />
hält zahlreiche Materialien der teilnehmenden<br />
Berufsgenossenschaften zum Thema „Unterweisen –<br />
Informieren – Beraten“ bereit.<br />
Arbeitsschutz aktuell 2006 <strong>in</strong> Karlsruhe<br />
27. – 29. September 2006<br />
Hallen 1 und 2<br />
BG-Boulevard <strong>in</strong> Halle 2<br />
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 9–17 Uhr<br />
Freitag 9-16 Uhr<br />
Weitere Informationen: www.arbeitsschutz-aktuell.de<br />
Erfolgreiche AMS-Zertifizierung<br />
Das seit 1945 existierende Familienunternehmen Ch.<br />
Nuhn GmbH mit Sitz <strong>in</strong> Worms hat erfolgreich<br />
e<strong>in</strong> Arbeitsschutz-Managementsystem e<strong>in</strong>geführt. Das<br />
Unternehmen ist im Bereich der Elektrotechnik<br />
– Planung, Industrieservice, Gebäudetechnik, Schaltschrankbau<br />
– tätig. Im Mai 2006 erfolgte die Zertifikatsübergabe<br />
durch die Mitarbeiter<strong>in</strong> der <strong>Technische</strong>n<br />
Aufsicht und Beratung, Sonja Boesen.<br />
Übergabe des AMS-Zertifikats an die Ch. Nuhn GmbH <strong>in</strong><br />
Worms. Von l<strong>in</strong>ks: TAB Sonja Boesen (BGFE), Peter Renz (<strong>Technische</strong>r<br />
Leiter), Ra<strong>in</strong>er Wöhrle (Leiter Materialwirtschaft), Christ<strong>in</strong>a<br />
Haselmann (Geschäftsleitung), Jürgen <strong>Kensche</strong> (externe Sifa).<br />
Brücke 4/06 9
10<br />
MITTEILUNGEN / HINWEISE<br />
Zweite Dresdner Tagung zum Betriebssport<br />
Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung – Sport, Gesundheit, Arbeit<br />
VORSCHRIFTEN / REGELN<br />
Montage von Photovoltaik- und thermischen Solaranlagen auf<br />
Asbestzementdächern verboten<br />
Bild Bannert<br />
Brücke 4/06<br />
Gesunde und fitte Mitarbeiter s<strong>in</strong>d das beste Kapital<br />
erfolgreicher Unternehmen. Deshalb rückt das<br />
Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> zunehmend <strong>in</strong> den Fokus von<br />
Wirtschaft und Wissenschaft – Sport und Bewegung<br />
gehören dazu. Damit beschäftigt sich die zweite Tagung<br />
„Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung – Sport, Gesundheit,<br />
Arbeit“ am 6. und 7. Oktober 2006 im BGAG <strong>in</strong><br />
Dresden. Themen und Schwerpunkte von „Unternehmen<br />
<strong>in</strong> Bewegung“ s<strong>in</strong>d u. a.<br />
x Sport und Bewegung als Werkzeug der Personalentwicklung<br />
x Grundbauste<strong>in</strong>e für Corporate-Activity-Programme<br />
<strong>in</strong> Unternehmen<br />
x F<strong>in</strong>anzierung von Sportangeboten <strong>in</strong> Unternehmen<br />
x Best-practice-Beispiele<br />
„Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung“ wendet sich an Personalverantwortliche,<br />
Entscheidungsträger <strong>in</strong> Unternehmen,<br />
Verantwortliche für Betriebssportgruppen, an die Mitar-<br />
Die Installation von Photovoltaik- und thermischen Solaranlagen auf solchen Asbestzementdächern<br />
ist nicht zulässig.<br />
Im zunehmenden Maße befassen sich Menschen mit<br />
alternativen Energiequellen, wie z. B. Sonnenenergie,<br />
und versuchen auf diese Weise Energiekosten zu sparen<br />
und die Umwelt zu schonen. Die Bundesregierung<br />
unterstützt dies, <strong>in</strong>dem sie für die Errichtung und die<br />
Erweiterung von Solaranlagen Fördermittel zur Verfügung<br />
stellt. Dies führt dazu, dass verstärkt Photovoltaikund<br />
thermische Solaranlagen auf Dächern privater oder<br />
gewerblicher Gebäude <strong>in</strong>stalliert werden.<br />
beiter der Sozialversicherung und alle weiteren Organisationen,<br />
Experten und Entscheidungsträger sowie<br />
Netzwerke und Initiativen.<br />
Term<strong>in</strong>: Freitag, 6.10.2006, 8 Uhr bis<br />
Samstag, 7.10.2006, 13 Uhr<br />
Anmeldeschluss: 29. September 2006<br />
Teilnahmegebühr: bis14. August 2006: 180,– Euro,<br />
danach 220,– Euro<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Steve Maschik, Tel. 0351 457-1916<br />
E-Mail: Steve.Maschik@hvbg.de<br />
Onl<strong>in</strong>e-Anmeldung:<br />
www.hvbg.de/bgag Webcode 2075020<br />
Weitere Informationen zum Betriebssport f<strong>in</strong>den Sie<br />
auch auf der BGFE Homepage www.bgfe.de unter der<br />
Rubrik „Unternehmen <strong>in</strong> Bewegung“.<br />
Bei der Montage der Anlagen auf herkömmlichen<br />
Dächern gibt es pr<strong>in</strong>zipiell ke<strong>in</strong>e Schwierigkeiten. Soll<br />
die Anlage allerd<strong>in</strong>gs auf e<strong>in</strong> Asbestzementdach aufgebracht<br />
werden, so ergeben sich e<strong>in</strong>ige Probleme. Aus statischen<br />
Gründen erfordert die Montage der Solaranlagen<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von Befestigungspunkten auf dem Dach.<br />
Dazu müssen die Asbestzementplatten durchgebohrt<br />
oder anderweitig mechanisch bearbeitet werden. Bei diesen<br />
Tätigkeiten kann die Freisetzung gesundheitsgefährdender,<br />
krebserzeugender Asbestfasern nicht ausgeschlossen<br />
werden.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass die Dächer zum Teil alt, verwittert<br />
und deshalb brüchig se<strong>in</strong> können. Aufgrund e<strong>in</strong>geschränkter<br />
Tragfähigkeit besteht hier e<strong>in</strong>e erhöhte<br />
Absturzgefahr.<br />
Rechtliche Grundlage<br />
In der Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen<br />
(GefStoffV) ist festgelegt, dass die Verwendung von<br />
asbesthaltigen Erzeugnissen (u. a. Asbestzementplatten)<br />
verboten ist (§ 18 <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Anhang IV Nr. 1<br />
Abs. 1 GefStoffV). Ausgenommen von diesem Verbot<br />
s<strong>in</strong>d so genannte Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten<br />
(ASI-Arbeiten).<br />
Es stellt sich somit die Frage, ob die Installation von<br />
Solaranlagen zu diesen ASI-Arbeiten zählen?
VORSCHRIFTEN / REGELN<br />
Nach den geltenden Rechtsvorschriften (GefStoffV) fällt<br />
die Installation von Photovoltaik- und thermischen<br />
Solaranlagen auf Asbestzementdächern unter das Verwendungsverbot<br />
und gilt nicht als Instandhaltungsarbeit<br />
nach der TRGS 519 „Asbest – Abbruch-, Sanierungs-<br />
oder Instandhaltungsarbeiten“. Das heißt, dass<br />
derartige Arbeiten nicht zulässig s<strong>in</strong>d. In der Neufassung<br />
der TRGS 519 soll <strong>in</strong>sbesondere auf dieses Verbot<br />
h<strong>in</strong>gewiesen werden. Das Verbot gilt übrigens auch im<br />
privaten Bereich.<br />
Verstöße gegen diese Vorschriften können gemäß der<br />
GefStoffV als Ordnungswidrigkeit mit e<strong>in</strong>em Bußgeld<br />
bestraft werden. Im Falle grober Fahrlässigkeit kann es<br />
sogar als Straftat bewertet werden.<br />
Was ist zu tun?<br />
Ist vorgesehen, auf e<strong>in</strong>em Dach e<strong>in</strong>e Photovoltaik- oder<br />
e<strong>in</strong>e thermische Solaranlage zu errichten, so ist zu prü-<br />
Neue Gefahrstoffliste 2006 des BGIA liegt vor<br />
Das Vorschriften- und Regelwerk zu Gefahrstoffen<br />
ist für die betrieblichen Anwender nicht immer<br />
ganz e<strong>in</strong>fach zu durchschauen. Zunehmend werden u. a.<br />
amtliche Bekanntmachungen nur <strong>in</strong> verkürzter Form<br />
oder <strong>in</strong> Teilaspekten <strong>in</strong>s Internet e<strong>in</strong>gestellt. Hilfreich<br />
s<strong>in</strong>d daher Informationsmaterialien, <strong>in</strong> denen wesentliche<br />
Aspekte über Gefahrstoffe am Arbeitsplatz <strong>in</strong> übersichtlicher<br />
und kompakter Form zusammengeführt<br />
werden. E<strong>in</strong>e derartige Informationsbroschüre ist die<br />
Gefahrstoffliste 2006 des Berufsgenossenschaftlichen<br />
Instituts für Arbeitsschutz – BGIA, die als BGIA-<br />
Report 1/06 im April veröffentlicht wurde. Die vorliegende<br />
Version aktualisiert die Gefahrstoffliste aus dem<br />
Jahr 2005.<br />
Die Stoffliste enthält die vorgeschriebenen E<strong>in</strong>stufungen<br />
und Kennzeichnungen für Stoffe und Zubereitungen<br />
gemäß der EG-Richtl<strong>in</strong>ie 67/548/EWG e<strong>in</strong>schließlich<br />
der 29. Anpassung sowie die national abweichenden<br />
E<strong>in</strong>stufungen gemäß der TRGS 905 „Verzeichnis krebserzeugender,<br />
erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender<br />
Stoffe“.<br />
Überarbeitet wurde die Stoffliste <strong>in</strong>sbesondere h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW), die auf Basis<br />
der neuen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) festgelegt<br />
und im Januar 2006 als TRGS 900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“<br />
bekannt gemacht wurden. Mit der neuen TRGS<br />
900 s<strong>in</strong>d ca. 370 Luftgrenzwerte entfallen, da diese nicht<br />
den Kriterien der GefStoffV entsprechen. Diese ehemaligen<br />
Luftgrenzwerte werden zur Information noch<br />
<strong>in</strong> der Stoffliste (Spalte 14) aufgeführt.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus werden die verb<strong>in</strong>dlichen AGW der<br />
Europäischen Kommission sowie die national noch<br />
umzusetzenden Arbeitsplatz-Richtwerte der zweiten<br />
Liste von Grenzwerten zur Richtl<strong>in</strong>ie 98/24/EG (sofern<br />
<strong>in</strong> der TRGS 900 ke<strong>in</strong> niedrigerer Wert genannt wird)<br />
angegeben.<br />
fen, ob die Dachabdeckung asbesthaltig ist. Diese Angaben<br />
ergeben sich entweder aus den Bauunterlagen oder<br />
durch Überprüfung e<strong>in</strong>er Materialprobe auf Asbest. Im<br />
Allgeme<strong>in</strong>en kann davon ausgegangen werden, dass<br />
Dache<strong>in</strong>deckungen aus Wellplatten, die älter als 20<br />
Jahre s<strong>in</strong>d, Asbest enthalten.<br />
Stellt sich heraus, dass die Platten asbesthaltig s<strong>in</strong>d, so<br />
s<strong>in</strong>d diese vor der Montage zu entfernen. Diese Arbeiten<br />
dürfen nur von sachkundigen Fachfirmen unter E<strong>in</strong>haltung<br />
der Schutzmaßnahmen gemäß der TRGS 519<br />
durchgeführt werden.<br />
In diesem Zusammenhang ist zu prüfen, ob das Dach<br />
mit asbestfreien Platten ausgeführt werden kann oder ob<br />
die Solarmodule als Dache<strong>in</strong>deckung dienen können. Im<br />
letzteren Fall ist zur Befestigung e<strong>in</strong>e Rahmenkonstruktion<br />
erforderlich.<br />
Peter Bannert<br />
Margret Böckler<br />
Des Weiteren enthält die Stoffliste<br />
ergänzende Informationen u.a.:<br />
x zur Identifizierung des Stoffes<br />
(EG- und CAS-Nummer),<br />
x die Konzentrationsgrenzen für die<br />
E<strong>in</strong>stufung und Kennzeichnung<br />
von Zubereitungen,<br />
x H<strong>in</strong>weise auf die <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />
anerkannten und empfohlenen<br />
Messverfahren,<br />
x die Staubklasse (L, M oder H) nach<br />
der Norm IEC 335-2-69 Annex<br />
AA,<br />
x H<strong>in</strong>weise zur Arbeitsmediz<strong>in</strong>,<br />
wobei die alten Biologischen Der BGIA-Report 1/2006<br />
Arbeitsplatztoleranzwerte (BAT)<br />
im Anhang 1 und die Expositionsäquivalente für<br />
krebserzeugende Arbeitsstoffe (EKA) im Anhang 2<br />
des Reports aufgeführt werden,<br />
x H<strong>in</strong>weise zur ZVG-Nummer sowie zu relevanten<br />
Regeln/Literatur.<br />
Die ZVG-Nummer ist die Identifikationsnummer für<br />
e<strong>in</strong>en Stoff <strong>in</strong> der GESTIS-Stoffdatenbank des Hauptverbandes<br />
der gewerblichen Berufsgenossenschaften. Unter<br />
der ZVG-Nummer können weitere Arbeits- und<br />
Umweltschutz relevante Stoff<strong>in</strong>formationen unter<br />
www.hvbg.de/bia/stoffdatenbank abgerufen werden.<br />
Der neue BGIA-Report „Gefahrstoffliste 2006“ kann als<br />
gedruckte Version kostenfrei beim Hauptverband der<br />
gewerblichen Berufsgenossenschaften (HVBG), Alte<br />
Heerstraße 111, 53757 Sankt August<strong>in</strong><br />
Telefon 0 22 41 / 2 31 01<br />
Fax-Nr. 0 22 41 / 2 31 13 33<br />
angefordert werden und steht als PDF-Datei im<br />
Internet: www.hvbg.de/bgia/gefahrstoffliste<br />
Margret Böckler<br />
Brücke 4/06 11
12<br />
BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben<br />
Was <strong>in</strong> den meisten Mittel- und Großbetrieben bereits fester Bestandteil des betrieblichen<br />
Arbeitsschutzes ist, bereitet kle<strong>in</strong>en Unternehmen <strong>in</strong> der Praxis häufig noch Schwierigkeiten – die<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> nach dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Der folgende Artikel richtet sich<br />
daher besonders an kle<strong>in</strong>e und mittlere Unternehmen.<br />
Brücke 4/06<br />
Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist heute das wichtigste<br />
Instrument zur Festlegung von Maßnahmen<br />
des Arbeitsschutzes. Trotzdem ist sie <strong>in</strong><br />
vielen Betrieben, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben, nicht<br />
vorhanden. Warum dies so ist und wie die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
schnell und effizient durchgeführt werden<br />
kann, soll im Folgenden näher betrachtet werden.<br />
Hierzu zwei Aussagen:<br />
„Bei mir im Betrieb ist noch nie etwas passiert. Me<strong>in</strong>e<br />
Mitarbeiter wissen doch, wie sie sich sicherheitsgerecht<br />
verhalten müssen. Jeder muss auf sich selbst aufpassen.<br />
Außerdem gibt es <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Betrieb ke<strong>in</strong>e gefährlichen<br />
Arbeiten. Dokumentieren? <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>?<br />
Wozu soll das gut se<strong>in</strong>? Unnötiger Aufwand, für<br />
den ich ke<strong>in</strong>e Zeit habe. Wir müssen schließlich Geld<br />
verdienen. Wenn doch mal was passiert, kann ich ja<br />
immer noch handeln.“<br />
„Anfangs war ich skeptisch, aber die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
hat mir geholfen, die Arbeitsschutzmaßnahmen<br />
für me<strong>in</strong>e Mitarbeiter zu verbessern. Durch die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
habe ich Mängel erkannt, an die ich<br />
früher nicht gedacht habe und durch die es vielleicht zu<br />
e<strong>in</strong>em Unfall gekommen wäre. Der Aufwand war vertretbar,<br />
weil ich Handlungshilfen verwendet habe und<br />
von me<strong>in</strong>en Mitarbeitern unterstützt wurde. Das gibt<br />
mir e<strong>in</strong> sicheres Gefühl.“<br />
Verantwortliches Handeln bedeutet präventiv tätig zu<br />
werden, bevor etwas passiert! Letztlich ist es die Entscheidung<br />
des Unternehmers, wie er dieser Verantwortung<br />
nachkommt. Dies erfordert Grundkenntnisse über<br />
Ursachen, Arten und Wirkungen der Gefährdungen und<br />
Belastungen sowie über Beurteilungskriterien, anhand<br />
derer man über die Notwendigkeit und Art von Schutzmaßnahmen<br />
entscheiden kann. Je nach Art des Unternehmens<br />
s<strong>in</strong>d die Gefährdungen und Belastungen der<br />
Beschäftigten und die daraus resultierenden Maßnahmen<br />
zum Arbeitsschutz unterschiedlich.<br />
E<strong>in</strong>e Gefährdung kann sich <strong>in</strong>sbesondere ergeben durch<br />
x die Gestaltung und die E<strong>in</strong>richtung der Arbeitsstätte<br />
und des Arbeitsplatzes<br />
x physikalische, chemische und biologische E<strong>in</strong>wirkungen<br />
x die Gestaltung, die Auswahl und den E<strong>in</strong>satz von<br />
Arbeitsmitteln, <strong>in</strong>sbesondere von Arbeitsstoffen,<br />
Masch<strong>in</strong>en, Geräten und Anlagen sowie den Umgang<br />
damit<br />
x die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren,<br />
Arbeitsabläufen und Arbeitszeit und deren<br />
Zusammenwirken,<br />
x unzureichende Qualifikation und Unterweisung der<br />
Beschäftigten.<br />
Wie sieht es <strong>in</strong> der Praxis aus?<br />
E<strong>in</strong>e vor kurzem durchgeführte Umfrage des Hauptverbandes<br />
der gewerblichen Berufsgenossenschaften bei<br />
2 Mio. Mitgliedsunternehmen hat ergeben, dass nur ca.<br />
30 % der Kle<strong>in</strong>betriebe mit 1–9 Mitarbeitern über e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> verfügen. E<strong>in</strong> Blick über die<br />
Grenze zeigt, dass e<strong>in</strong>ige Länder <strong>in</strong> Europa schon weiter<br />
s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong> diesem Zusammenhang genannte Studie<br />
aus Dänemark zeigt, dass <strong>in</strong> unserem Nachbarland<br />
bereits 71 % der Kle<strong>in</strong>betriebe e<strong>in</strong>e <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
durchgeführt haben.<br />
Warum besteht <strong>in</strong> Deutschland noch so e<strong>in</strong> Defizit?<br />
Viele Unternehmen führen als Argument an, die gesetzlichen<br />
Forderungen zur Durchführung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
seien viel zu abstrakt, zu theoretisch und<br />
nicht zeitgemäß. Darüber h<strong>in</strong>aus wird die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
als unnötige Bürokratie empfunden, die das<br />
Unternehmen zusätzlich belastet. Richtig ist, dass die<br />
Anfertigung e<strong>in</strong>er Dokumentation e<strong>in</strong>en gewissen zeitlichen<br />
Aufwand erfordert. Allerd<strong>in</strong>gs steht, bei richtiger<br />
Information und Vorbereitung, dieser Aufwand durchaus<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angemessenen Verhältnis zu den Vorteilen,<br />
zumal es bereits Arbeitshilfen für die Durchführung der<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gibt.<br />
Gibt es vielleicht zu<br />
wenig Hilfsmittel?<br />
Sicher nicht! Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />
Deutschland existieren<br />
über 1000 Handlungshilfen<br />
zur Durchführung<br />
der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />
Ungefähr die Hälfte<br />
davon stammt von<br />
den Berufsgenossenschaften.<br />
Auch die<br />
Berufsgenossenschaft<br />
der Fe<strong>in</strong>mechanik und<br />
Elektrotechnik<br />
(BGFE) bietet Ihren<br />
Mitgliedsunterneh-<br />
Leitfaden für die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />
Die Broschüre D14 der BGFE.<br />
men verschiedene Handlungshilfen für die Durchführung<br />
der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> an.
Für kle<strong>in</strong>e Unternehmen eignen sich besonders branchenbezogene<br />
Checklisten und Kataloge, die bereits<br />
viele betriebliche Arbeitssituationen abdecken. Besondere<br />
betriebliche Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen<br />
Checklisten jedoch nicht enthalten. Diese müssen im<br />
Bedarfsfall entsprechend ergänzt werden.<br />
Stärkung der Eigenverantwortung<br />
Mit der Neuordnung der Rechtsvorschriften <strong>in</strong> den letzten<br />
Jahren s<strong>in</strong>d viele Detailforderungen, z. B. über physikalische<br />
Maße, Grenzwerte und Prüffristen, weggefallen.<br />
Die gesetzlichen Vorgaben formulieren <strong>in</strong> der Regel<br />
nur noch Schutzziele. Die Erfüllung der Schutzziele nach<br />
dem Stand der Technik liegt alle<strong>in</strong> beim Unternehmer.<br />
Wie er dieser Forderung nachkommen kann, ist häufig<br />
nicht mehr im E<strong>in</strong>zelnen geregelt. Dabei können technische<br />
Regeln, berufsgenossenschaftliche Regeln und<br />
Informationen sowie Normen behilflich se<strong>in</strong>. Im<br />
Bedarfsfall muss der Unternehmer entscheiden, ob die<br />
festgelegten Maßnahmen ausreichen oder ob zusätzliche<br />
Beratung erforderlich ist.<br />
Diese Entwicklung neuer Rechtsvorschriften berücksichtigt<br />
wesentliche Punke der politischen Forderung –<br />
weniger Bürokratie und Deregulierung. Der Wegfall<br />
vieler konkretisierender Vorschriften fordert auf der<br />
anderen Seite e<strong>in</strong>e größere Eigenverantwortung der<br />
Unternehmer. Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Instrument, dieser Verantwortung nachzukommen.<br />
Vorteile erkennen<br />
Welche Vorteile hat e<strong>in</strong> Unternehmen von der Durchführung<br />
der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>?<br />
Rechtssicherheit<br />
Die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiges Instrument<br />
zur Erfassung der Gefährdungen der Arbeitnehmer<br />
und der daraus abgeleiteten Schutzmaßnahmen. Zum<br />
e<strong>in</strong>en kommt der Unternehmer mit der Dokumentation<br />
der gesetzlichen Forderung nach, zum anderen kann er<br />
damit jederzeit die Ergebnisse se<strong>in</strong>er Festlegungen für<br />
Überprüfungen durch die zuständigen Behörden vorweisen.<br />
Passiert trotzdem e<strong>in</strong> Arbeitsunfall oder besteht bei<br />
e<strong>in</strong>em Mitarbeiter der Verdacht e<strong>in</strong>er berufsbed<strong>in</strong>gten<br />
Erkrankung, kann der Unternehmer belegen, welche<br />
Arbeitsschutzmaßnahmen von ihm für Mitarbeiter und<br />
Tätigkeit festgelegt wurden. Dies kann ihn dann auch<br />
vor eventuellen Regressansprüchen schützen.<br />
Wirtschaftliche Vorteile<br />
Die Festlegung von Schutzmaßnahmen für bestimmte<br />
Tätigkeiten br<strong>in</strong>gt dem Arbeitgeber durch s<strong>in</strong>kende<br />
Ausfallzeiten der Mitarbeiter zusätzlich auch e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen<br />
Vorteil. Auch wenn dies <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Betrieben<br />
manchmal nicht direkt messbar ist, so zeigt doch e<strong>in</strong><br />
Blick auf große Unternehmen, dass durch gezielte<br />
präventive Maßnahmen <strong>in</strong> Sachen Arbeitsschutz häufig<br />
der Krankenstand und die Zahl der Unfälle deutlich<br />
gesenkt werden konnte.<br />
Mitarbeiter, die <strong>in</strong> Folge von Arbeitsunfällen oder<br />
berufsbed<strong>in</strong>gten Erkrankungen fehlen, bedeuten <strong>in</strong>sbe-<br />
sondere <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben e<strong>in</strong>e starke Mehrbelastung für<br />
die Kollegen. Dies kann dazu führen, dass Aufträge<br />
nicht term<strong>in</strong>gerecht ausgeführt werden und Neue nicht<br />
übernommen werden können. Zudem entwickeln Mitarbeiter,<br />
welche <strong>in</strong> Sachen Arbeitsschutz im Betrieb beteiligt<br />
s<strong>in</strong>d, häufig e<strong>in</strong>e viel höhere Motivation, wenn sie<br />
feststellen, dass ihre Gesundheit für den Arbeitgeber<br />
wichtig ist und dieser darum entsprechende Festlegungen<br />
für bestimmte Tätigkeiten trifft.<br />
Wer ist verantwortlich?<br />
Die Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> ist<br />
grundsätzlich Aufgabe des Arbeitgebers. Je nach Größe<br />
und Organisation des Betriebes kann er Teile dieser Aufgaben<br />
an Vorgesetzte oder Abteilungs- und Bereichsleiter<br />
delegieren, welche im Rahmen ihres Verantwortungsbereiches<br />
die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
durchführen. Dabei werden sie, wo notwendig und vorhanden,<br />
durch die Fachkraft für Arbeitssicherheit und<br />
den Betriebsarzt unterstützt. Diese sollen mit ihrer fachlichen<br />
Qualifikation den Unternehmer beraten und ihm<br />
helfen, se<strong>in</strong>er Verantwortung auf richtige Weise nachzukommen.<br />
In Kle<strong>in</strong>betrieben ist der Unternehmer <strong>in</strong> der Regel<br />
direkt <strong>in</strong> die Betriebsabläufe e<strong>in</strong>gebunden. Er kennt<br />
jeden Mitarbeiter persönlich und trifft alle unternehmerischen<br />
Entscheidungen selbst. Von daher ist die Unternehmensstruktur<br />
nicht mit der e<strong>in</strong>es Großbetriebes vergleichbar.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass Unternehmer kle<strong>in</strong>er<br />
Betriebe sich häufig für das so genannte Unternehmermodell<br />
entscheiden, <strong>in</strong> denen sie selbst zum Thema<br />
Arbeitsschutz geschult werden. Die Entscheidung für<br />
das Unternehmermodell bedeutet allerd<strong>in</strong>gs, dass sich<br />
der Unternehmer um alle Belange des Arbeits- und<br />
Gesundheitsschutzes <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Betrieb kümmern und,<br />
wenn nötig, das notwendige Fachwissen extern e<strong>in</strong>holen<br />
muss. Grundlage für die Entscheidung, die Sicherheitsfachkraft<br />
oder den Betriebsarzt h<strong>in</strong>zuzuziehen, ist die<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>. Die E<strong>in</strong>zelheiten des Unternehmermodells<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Anlage 3 zur Unfallverhütungsvorschrift<br />
„Betriebsärzte und Fachkräfte für<br />
Arbeitssicherheit“, BGV A2, festgelegt.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d aber auch alle Mitarbeiter verpflichtet,<br />
nach ihren Möglichkeiten alle zur Verfügung<br />
stehenden Arbeitsschutzmaßnahmen anzuwenden und<br />
den Unternehmer bei der Umsetzung zu unterstützen.<br />
Die Vorgehensweise – es ist ganz e<strong>in</strong>fach<br />
Die Beurteilung der<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
erfolgt <strong>in</strong> mehreren<br />
Schritten.<br />
Brücke 4/06 13
14<br />
BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />
Brücke 4/06<br />
1. Erfassen der Betriebsorganisation sowie der<br />
Sicherheitsorganisation<br />
Bevor mit der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> begonnen wird,<br />
sollte als erstes e<strong>in</strong>e Erfassung der allgeme<strong>in</strong>en betrieblichen<br />
Organisationsstruktur erfolgen. Dadurch gew<strong>in</strong>nt<br />
man zum e<strong>in</strong>en schnell e<strong>in</strong>en Überblick über bestehende<br />
Regelungen, zum anderen hilft die Erfassung auch eventuelle<br />
Defizite zu erkennen. Im Folgenden s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige<br />
Beispiele aufgeführt, wobei die Liste noch erweiterbar<br />
ist:<br />
x Regelungen zur Ersten Hilfe<br />
x Brandschutz<br />
x Jugend- und Mutterschutz<br />
x Betriebsärztliche Betreuung<br />
x Arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Vorsorgeuntersuchungen<br />
x Sicherheitstechnische Betreuung<br />
x Unterweisung der Mitarbeiter<br />
x Pflichtenübertragung<br />
x beauftragte Personen, Ansprechpartner im Betrieb<br />
2. Erfassen und Ermitteln möglicher Gefährdungen<br />
und Belastungen<br />
Wer Gefährdungen bewerten will, muss wissen, welche<br />
Maßnahmen im Bedarfsfall erforderlich s<strong>in</strong>d. Diese s<strong>in</strong>d<br />
je nach Art des Betriebes unterschiedlich. E<strong>in</strong> Elektro<strong>in</strong>stallationsbetrieb<br />
hat andere Gefahrenschwerpunkte als<br />
z.B. e<strong>in</strong> zahntechnisches Labor oder e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen.<br />
Gefährdungen ergeben sich durch die<br />
Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Arbeitsverfahren,<br />
durch den Umgang mit Masch<strong>in</strong>en, Geräten, Werkzeugen<br />
und Arbeitsstoffen. Darüber h<strong>in</strong>aus können Gefährdungen<br />
auch durch falsches nicht angepasstes<br />
Verhalten der Mitarbeiter entstehen. Die folgende<br />
Liste zeigt Beispiele.<br />
Übersicht möglicher Gefährdungen oder<br />
Belastungen<br />
Gefährdung/Belastung Beispiele<br />
Mechanische Gefährdungen E<strong>in</strong>zugs-, Quetsch- und<br />
Scherstellen an Masch<strong>in</strong>en,<br />
Stolpern, Rutschen, Stürzen<br />
Elektrische Gefährdungen Elektrische Körperdurchströ-mung<br />
an unter Spannung stehenden<br />
Teilen, Lichtbogen<br />
Gefährdungen durch Stoffe Hautkontakt, E<strong>in</strong>atmen oder<br />
Verschlucken giftiger, ätzender<br />
und allergener Stoffe<br />
Biologische Gefährdungen Infektionsgefahr durch Mikroorganismen,<br />
Bakterien, Pilze<br />
und Viren<br />
Brand- und<br />
Explosionsgefahren<br />
Bildung explosionsfähiger<br />
Atmosphäre, elektrostatische<br />
Entladungen<br />
Thermische Gefährdungen Verbrennungen an heißen<br />
und Erfrierungen an kalten<br />
Oberflächen<br />
Gefährdung/Belastung Beispiele<br />
Physikalische Gefährdungen E<strong>in</strong>wirkungen von Lärm,<br />
Ultraschall, Vibrationen und<br />
Strahlung<br />
Gefährdungen <strong>in</strong> der<br />
Arbeitsumgebung<br />
Physische Belastungen,<br />
Ergonomie<br />
Gefährdungen durch Mängel<br />
der Ersten Hilfe, Brandschutz,<br />
Notfallmaßnahmen<br />
Belastungen durch Klimabed<strong>in</strong>gungen,<br />
Beleuchtung<br />
Schwere körperliche Arbeit,<br />
e<strong>in</strong>seitige Arbeitshaltung<br />
Mangelnde Regelungen zur<br />
Ersten Hilfe, Flucht und<br />
Rettung, Kennzeichnung von<br />
Verkehrswegen<br />
Psychische Belastungen Über- und Unterforderung,<br />
Soziale Bed<strong>in</strong>gungen,<br />
Arbeitszeitregelungen<br />
Gefährdungen durch Mängel<br />
der Organisation, Information<br />
und Kooperation<br />
Persönliche Schutzausrüstungen,<br />
Unterweisungen,<br />
Betriebsanweisungen,<br />
Koord<strong>in</strong>ation von Arbeiten<br />
Bei dauerhaft e<strong>in</strong>gerichteten Arbeitsplätzen empfiehlt es<br />
sich, die Gefährdungsermittlung arbeitsplatzbezogen<br />
durchzuführen. Dies ist bei Büro- oder Werkstattarbeiten<br />
s<strong>in</strong>nvoll. Bei ständig wechselnden Arbeitsplätzen,<br />
zum Beispiel auf Baustellen oder im Kundendienst,<br />
muss die Ermittlung personenbezogen durchgeführt<br />
werden, ebenso bei besonderen Personengruppen wie<br />
Schwerbeh<strong>in</strong>derten, werdenden Müttern und Jugendlichen.<br />
3. Beurteilung der Gefährdungen<br />
Bei diesem Schritt geht es darum zu beurteilen, wie sich<br />
die ermittelten Gefährdungen auf die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter auswirken können. Dabei gilt es abzuschätzen,<br />
ob Maßnahmen erforderlich s<strong>in</strong>d oder nicht. Auch<br />
bereits bestehende Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diese<br />
Überlegung mit e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
Bilder Lorenz<br />
Hier besteht Handlungsbedarf durch die unzulässige Beleuchtung.<br />
Die Beurteilung beruht immer auf der Überlegung, wie<br />
hoch die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>es schädigenden Ereignisses<br />
ist. Das Risiko setzt sich dabei aus der E<strong>in</strong>tritts-
wahrsche<strong>in</strong>lichkeit und der Schwere des Schadens<br />
zusammen. Daraus abgeleitet ergibt sich, ob Handlungsbedarf<br />
besteht oder nicht.<br />
Zugestellte Verkehrswege führen schnell zu Stolperunfällen, daher<br />
besteht hier Handlungsbedarf.<br />
4. Festlegung von Maßnahmen<br />
Maßnahmen des Arbeitsschutzes s<strong>in</strong>d nach den allgeme<strong>in</strong>en<br />
Grundsätzen des Arbeitsschutzgesetzes festzulegen.<br />
Daraus ergibt sich die Rangfolge „TOP“ (Technisch,<br />
Organisatorisch, Persönlich) der festzulegenden<br />
Schutzmaßnahmen.<br />
x <strong>Technische</strong> Schutzmaßnahmen (wie z.B. Absaugungen,<br />
Lichtschranken, Positionsschalter) haben Vorrang<br />
vor organisatorischen und persönlichen Schutzmaßnahmen.<br />
x Organisatorische Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d z. B. die<br />
Unterweisung an Hand der Betriebsanweisungen<br />
und die Organisation der Ersten Hilfe.<br />
x Personenbezogene Schutzmaßnahmen wie die Persönliche<br />
Schutzausrüstung (z.B. Schutzbrille, Handschuhe<br />
usw.) kommen erst zum E<strong>in</strong>satz, wenn technische<br />
Maßnahmen alle<strong>in</strong> die Beschäftigten nicht<br />
ausreichend schützen können.<br />
5. Durchführung der festgelegten Maßnahmen<br />
Je nach Ergebnis der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gilt es<br />
nun, die festgelegten Maßnahmen zu realisieren. Dazu<br />
e<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />
1. An e<strong>in</strong>er Kreissäge fehlt der Spaltkeil. Mögliche<br />
Gefährdung: unkontrolliertes Rückschlagen des Werkstückes.<br />
Maßnahmen: Masch<strong>in</strong>e stillsetzen, bis der ordnungsgemäße<br />
Zustand wieder hergestellt wurde, Unterweisung<br />
der Mitarbeiter.<br />
2. Die Mitarbeiter haben direkten Hautkontakt zu Lösemitteln,<br />
Säuren, Laugen oder allergenen Stoffen. Mögliche<br />
Gefährdung: Verätzungen, Ekzeme, Allergien.<br />
Maßnahmen: Beschaffung geeigneter und wirksamer<br />
Hautschutzmittel, Unterweisung der Mitarbeiter im<br />
Umgang mit den verwendeten Arbeitsstoffen, Arbeitsmediz<strong>in</strong>ische<br />
Vorsorgeuntersuchungen.<br />
3. Die elektrischen Betriebsmittel s<strong>in</strong>d nicht wiederkehrend<br />
geprüft. Maßnahmen: Festlegung von Prüffristen,<br />
Durchführung der Prüfung, Dokumentation der Prüfergebnisse.<br />
4. Der Beurteilungspegel an den<br />
Arbeitsplätzen liegt über 85 dB(A).<br />
Mögliche Gefährdung: Entstehen<br />
e<strong>in</strong>er Lärmschwerhörigkeit. Maßnahmen:<br />
Lärmm<strong>in</strong>derung, Gehörschutz<br />
bereitstellen, arbeitsmediz<strong>in</strong>ische<br />
Vorsorgeuntersuchungen.<br />
6. Kontrolle der Wirksamkeit<br />
S<strong>in</strong>d die erforderlichen Maßnahmen<br />
ausgeführt, erfolgt die Wirksamkeitskontrolle<br />
unter E<strong>in</strong>beziehung der<br />
betroffenen Mitarbeiter. Diese Prüfung<br />
sollte von Zeit zu Zeit wiederholt<br />
werden, <strong>in</strong>sbesondere dann,<br />
wenn sich die Gegebenheiten im<br />
Betrieb verändern. Anlässe dafür<br />
können se<strong>in</strong><br />
x Änderungen der Arbeitsverfahren<br />
x Neue Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe<br />
x Veränderte Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />
x Gesetzesänderungen<br />
Handlungshilfen<br />
Die BGFE bietet verschiedene Handlungshilfen zur<br />
schnellen und systematischen Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
an. Besonders für Kle<strong>in</strong>betriebe<br />
geeignet ist die CD „Praxisgerechte Lösungen“. Auf<br />
dieser CD s<strong>in</strong>d bereits für die meisten Gewerbezweige<br />
branchenbezogene Gefährdungskataloge enthalten.<br />
Die CD-ROM „Praxisgerechte Lösungen“, Bestell-Nr. CD 3<br />
Preis: 5,– Euro (für Mitgliedsbetriebe)<br />
Die CD bietet mehrere Vorteile:<br />
x Checklisten können leicht editiert und bei Bedarf<br />
ausgedruckt werden<br />
x Für die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> gibt es e<strong>in</strong>e<br />
Bearbeiter- und Term<strong>in</strong>verwaltung<br />
x Alle wichtigen Gesetze, Berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorschriften, Regeln und Informationen s<strong>in</strong>d bereits<br />
enthalten und mit den entsprechenden Stellen <strong>in</strong> den<br />
Gefährdungskatalogen verknüpft<br />
Betriebsanweisungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges<br />
Hilfsmittel für die Unterweisung.<br />
Brücke 4/06 15
16<br />
BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />
Brücke 4/06<br />
x Musterformulare, Unterweisungshilfen und Betriebsanweisungen<br />
können direkt aufgerufen und erstellt<br />
werden<br />
x Updatemöglichkeit über das Internet<br />
Weitere Erläuterungen zum Umgang mit der CD s<strong>in</strong>d<br />
auch <strong>in</strong> der BGFE Broschüre „Gefährdungen und<br />
Belastungen am Arbeitsplatz“ enthalten. Zusätzlich enthält<br />
die Broschüre bereits e<strong>in</strong>ige wichtige Checklisten<br />
zu Erfassung der Betriebsorganisation.<br />
Die Unternehmer, welche am Unternehmermodell teilnehmen,<br />
erhalten mit den Teilnehmerunterlagen im<br />
Aufbausem<strong>in</strong>ar verschiedene Arbeitshilfen, mit denen<br />
die <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> erstellt werden kann.<br />
Bei Fragen, die bei der Erstellung der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
auftreten, stehen <strong>in</strong> den Präventionszentren der<br />
BGFE <strong>in</strong> Köln, Braunschweig, Berl<strong>in</strong>, Dresden, Nürnberg,<br />
Stuttgart und Bad Münstereifel kompetente<br />
Ansprechpartner zur Verfügung. Ihren Ansprechpartner<br />
f<strong>in</strong>den sie <strong>in</strong> Internet unter www.bgfe.de<br />
Prävention Präventionszentren<br />
Thoralf Lorenz<br />
Informations- und Quellenverzeichnis<br />
Die folgenden Hilfsmittel und Schriften der BGFE<br />
unterstützen den Unternehmer bei der Erstellung der<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />
[1] Informationsmaterial 2005/2006 – Sicherheit <strong>in</strong><br />
Schrift, Bild und Ton, Bestell-Nr. D17, Preis:<br />
kostenlos<br />
[2] Arbeitsschutzgesetz, Bestell-Nr. JB1,<br />
Preis: 2,50 Euro<br />
[3] BGV A1 – Grundsätze der Prävention,<br />
Preis: 0,40 Euro<br />
[4] <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> – Gefährdungen und Belastungen<br />
am Arbeitsplatz, <strong>in</strong>kl. CD3,<br />
Bestell-Nr. D14, Preis: 6,– Euro<br />
[5] Praxisgerechte Lösungen – Hilfen für die betriebsspezifische<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>,<br />
Bestell-Nr.: CD3, Preis: 5,– Euro<br />
[6] Nachweisbuch über Arbeitsschutzunterweisungen,<br />
Bestell-Nr. S13, Preis: 1,40 Euro<br />
Bestellungen:<br />
Per Internet: www.bgfe.de Medien<br />
Telefon: (0221) 3778-1020<br />
Fax: (0221) 3778-1021<br />
E-Mail versand@bgfe.de<br />
Maßnahmen zum betrieblichen<br />
Explosionsschutz <strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />
Die Grundlagen für die Festlegung von Maßnahmen zum Explosionsschutz <strong>in</strong> Gasversorgungsanlagen<br />
resultieren aus der Zonene<strong>in</strong>teilung und den sicherheitstechnischen Eigenschaften der e<strong>in</strong>gesetzten<br />
Stoffe (vgl. Brücke 2/2006; S.19–20). Hierbei unterscheidet man zwischen technischen und<br />
organisatorischen Schutzmaßnahmen, wie sie <strong>in</strong> der BGR 104 „Explosionsschutz-Regeln“ oder den<br />
technischen Regeln zur Betriebssicherheitsverordnung beschrieben s<strong>in</strong>d. Im Folgenden werden e<strong>in</strong>ige<br />
dieser Maßnahmen vorgestellt.<br />
<strong>Technische</strong> Schutzmaßnahmen<br />
Hierzu gehören Maßnahmen, welche die Bildung<br />
gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre (g.e.A.) verh<strong>in</strong>dern<br />
oder e<strong>in</strong>schränken (primäre Explosionsschutzmaßnahmen),<br />
wie z. B.:<br />
x technisch dichte Anlagen<br />
x auf Dauer technisch dichte Anlagen<br />
x natürliche Be- und Entlüftung der Aufstellungsräume<br />
x gasdichte Wanddurchführungen von e<strong>in</strong>em<br />
„Ex-Raum“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en nicht „Ex-Raum“<br />
So s<strong>in</strong>d die Aufstellungsräume von Gas-Druckregel- und<br />
Messanlagen nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 491<br />
„Gas-Druckregelanlagen für E<strong>in</strong>gangsdrücke bis e<strong>in</strong>schließlich<br />
100 bar; Planung, Fertigung, Errichtung,<br />
Prüfung, Inbetriebnahme und Betrieb“ mit e<strong>in</strong>er ausreichenden<br />
natürlichen Lüftung auszustatten. Die Belüftungsöffnungen<br />
s<strong>in</strong>d an möglichst tiefer Stelle, die<br />
Entlüftungsöffnungen <strong>in</strong> Decken bzw. Dachhöhe anzu-<br />
br<strong>in</strong>gen. Sie müssen auf Dauer frei bleiben. Der freie<br />
Querschnitt der unverschließbaren Be- und Entlüftungsöffnungen<br />
muss jeweils m<strong>in</strong>destens 0,25 % der<br />
Grundfläche betragen. Innerhalb des Aufstellungsraumes<br />
ergibt sich dabei e<strong>in</strong> Luftwechsel, bei dem das<br />
Raumvolumen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal pro Stunde ausgetauscht<br />
wird.<br />
In Bereichen, die <strong>in</strong> Zonen e<strong>in</strong>geteilt wurden, s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />
vorzusehen, die die Entzündung gefährlicher<br />
explosionsfähiger Atmosphäre verh<strong>in</strong>dern (sekundäre<br />
Explosionsschutzmaßnahmen). Dazu gehören:<br />
x explosionsgeschützte Elektro<strong>in</strong>stallation<br />
x elektrostatisch ableitfähiger Fußboden im<br />
Aufstellungsraum der Anlage<br />
x Maßnahmen des Potenzialausgleiches und<br />
Blitzschutzes<br />
x Vermeidung heißer Oberflächen<br />
x Vermeidung mechanisch erzeugter Funken.
Anforderungen an elektrische Betriebsmittel und Bauteile<br />
(sofern sie über e<strong>in</strong>e eigene potenzielle Zündquelle<br />
verfügen) zur Verwendung <strong>in</strong> explosionsgefährdeten<br />
Bereichen ergeben sich aus der Richtl<strong>in</strong>ie 94/9/EG.<br />
Nach dieser Richtl<strong>in</strong>ie werden die Geräte <strong>in</strong> zwei<br />
Gruppen e<strong>in</strong>geteilt:<br />
Gerätegruppe I gilt für Geräte zur Verwendung <strong>in</strong><br />
Untertagebetrieben von Bergwerken sowie <strong>in</strong> deren<br />
Übertageanlagen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Gefährdung durch<br />
Grubengas oder durch brennbare Stäube bestehen<br />
kann.<br />
Gerätegruppe II gilt für Geräte zur Verwendung <strong>in</strong> den<br />
übrigen Bereichen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Gefährdung durch<br />
explosionsfähige Atmosphäre bestehen kann. Innerhalb<br />
der Gerätegruppe II unterscheidet man drei Kategorien:<br />
– Kategorie 1, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 0, 1 und 2<br />
– Kategorie 2, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 1 und 2<br />
– Kategorie 3, e<strong>in</strong>setzbar <strong>in</strong> Zone 2.<br />
Nichtelektrische Betriebsmittel fallen <strong>in</strong> den Geltungsbereich<br />
der RL 94/9/EG, sofern sie im explosionsgefährdeten<br />
Bereich e<strong>in</strong>gesetzt werden und über e<strong>in</strong>e<br />
eigene potenzielle Zündquelle verfügen. Beispiele hierfür<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
x Verdichter für e<strong>in</strong>e Erdgastankstelle, der im explosionsgefährdeten<br />
Bereich aufgestellt wird,<br />
x Ventilator, der Abluft aus e<strong>in</strong>em Raum absaugt, welcher<br />
e<strong>in</strong>er Zone zugeordnet ist.<br />
Bezogen auf das Kriterium „eigene potenzielle Zündquelle“<br />
fallen zum Beispiel folgende Bauteile nicht <strong>in</strong><br />
den Geltungsbereich der RL 94/9/EG, da sie im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
über ke<strong>in</strong>e eigene Zündquelle verfügen:<br />
Stahlrohre / Formstücke / Rohrverb<strong>in</strong>dungselemente /<br />
Durchleitungsdruckbehälter / Bl<strong>in</strong>dflansche / Schutzrohr<br />
für Messe<strong>in</strong>richtungen / Handventile / Kugelhahn /<br />
Schieber.<br />
Aufstellungsräume von Gas-Druckregel- und Messanlagen<br />
s<strong>in</strong>d mit elektrostatisch ableitfähigen Fußböden<br />
bzw. Bodenbeschichtungen auszurüsten, um e<strong>in</strong> gefährliches<br />
elektrostatisches Aufladen von Personen zu vermeiden.<br />
Der Ableitwiderstand des Fußbodens darf<br />
e<strong>in</strong>schließlich des Fußbodenbelags den Wert von<br />
10 8 Ohm nicht überschreiten. Die Überprüfung des<br />
Widerstandswertes erfolgt nach dem <strong>in</strong> DIN EN 1081<br />
„Bestimmung des elektrischen Widerstandes, elastische<br />
Bodenbeläge“ beschriebenen Messverfahren.<br />
Diese Messung ist vor Inbetriebnahme und wiederkehrend<br />
durchzuführen. Die Intervalle für die wiederkehrenden<br />
Prüfungen orientieren sich an den betrieblichen<br />
Gegebenheiten (Richtwert für die Wiederholungsprüfung:<br />
drei Jahre). Alle Messergebnisse s<strong>in</strong>d zu protokollieren.<br />
Organisatorische Maßnahmen<br />
Die organisatorischen Maßnahmen ergänzen die technischen<br />
Schutzmaßnahmen, um e<strong>in</strong>en umfassenden Explosionsschutz<br />
zu gewährleisten. Sie lassen sich untergliedern<br />
<strong>in</strong>:<br />
x Organisatorische Maßnahmen bei Instandhaltung<br />
und Instandsetzung<br />
x Prüfungen vor Inbetriebnahme und wiederkehrend.<br />
Bild Seemann<br />
Wartungsarbeiten an e<strong>in</strong>er Gas-Druckregelanlage.<br />
Die bei der Instandhaltung und Instandsetzung angewendeten<br />
organisatorischen und betrieblichen Maßnahmen<br />
resultieren aus e<strong>in</strong>er <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>.<br />
Organisatorische Maßnahmen<br />
Durchführung von Prüfungen durch befähigte Personen<br />
Durchführung der Arbeiten durch Sachkundige<br />
Unterweisung der Beschäftigten<br />
Koord<strong>in</strong>ation der Arbeiten<br />
sichere Verwendung von Handwerkzeugen<br />
Schriftliche Anweisungen, Arbeitsfreigaben, Aufsicht<br />
Kennzeichnung der Zugänge zu explosionsgefährdeten<br />
Bereichen durch Warnzeichen<br />
Die Maßnahmen werden ergänzt durch<br />
E<strong>in</strong>satz spezieller explosionsgeschützter Arbeitsmittel und<br />
entsprechender persönlicher Schutzausrüstung (PSA)<br />
Tragen von elektrostatisch ableitfähigem Schuhwerk<br />
Bereitstellung von Feuerlöschern<br />
Besondere Lüftungsmaßnahmen dienen dazu, die<br />
Bildung gefährlicher explosionsfähiger Atmosphäre bei<br />
den Arbeiten zu verh<strong>in</strong>dern oder e<strong>in</strong>zuschränken. Dies<br />
kann durch e<strong>in</strong>e verbesserte natürliche (z. B. Öffnen von<br />
Türen und Fenstern) oder technische Lüftung erreicht<br />
werden. Die Raumatmosphäre ist kont<strong>in</strong>uierlich mit<br />
geeigneten Gasmessgeräten auf unzulässige Konzentrationen<br />
zu überwachen.<br />
Brücke 4/06 17
18<br />
BETRIEBLICHE SICHERHEITSARBEIT<br />
Brücke 4/06<br />
Müssen Leitungsabschnitte oder Baugruppen entspannt<br />
werden, so hat dies unter sachkundiger Aufsicht zu<br />
erfolgen.<br />
x Gas ist kontrolliert und gefahrlos <strong>in</strong>s Freie zu leiten<br />
x e<strong>in</strong> ausreichender Abstand zu möglichen Zündquellen<br />
muss e<strong>in</strong>gehalten werden<br />
x mögliche Zündquellen <strong>in</strong>nerhalb des Gefährdungsbereiches<br />
s<strong>in</strong>d unwirksam zu machen<br />
x vor dem Ausbau von Bauelementen bzw. Baugruppen<br />
muss e<strong>in</strong>e elektrische Überbrückung der Endstellen<br />
nach DVGW-Arbeitsblatt GW 309 vorhanden<br />
se<strong>in</strong>. Dieses ist auch gegeben, wenn die<br />
Ausbaustrecke durch andere Rohrleitungen oder<br />
Potenzialausgleich überbrückt ist.<br />
Schweißarbeiten <strong>in</strong> Aufstellungsräumen mit Gas führenden<br />
Baugruppen s<strong>in</strong>d grundsätzlich untersagt. Ausnahmen<br />
bedürfen der schriftlichen Genehmigung des<br />
Betreibers. Die schriftliche Genehmigung kann <strong>in</strong> Form<br />
e<strong>in</strong>es Schweißerlaubnissche<strong>in</strong>es (Feuersche<strong>in</strong>) erfolgen,<br />
<strong>in</strong> dem die Schutzmaßnahmen vom Betreiber festgelegt<br />
und dokumentiert worden s<strong>in</strong>d.<br />
E<strong>in</strong>e grundlegende Schutzmaßnahme des Explosionsschutzes<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gasanlage ist die Dichtheit Gas führender<br />
Anlagenteile. Hierdurch wird die Bildung von<br />
g.e.A. im Aufstellungsraum vermieden. Man unterscheidet<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang zwei Begriffe:<br />
x auf Dauer technisch dicht<br />
x technisch dicht<br />
Als auf Dauer technisch dicht gilt z. B. e<strong>in</strong>e ordnungsgemäß<br />
geschweißte Rohrleitung. Sofern ke<strong>in</strong>e Korrosion<br />
oder mechanische Beschädigungen auftreten, bleibt sie<br />
dauerhaft dicht.<br />
AuA – Auszubildende unterweisen Auszubildende<br />
Die RWE Westfalen-Weser-Ems AG startete 2004 das Projekt<br />
„Auszubildende unterweisen Auszubildende“. Auf „gleicher<br />
Augenhöhe“ vermitteln hierbei ältere Auszubildende den Kollegen<br />
des ersten Ausbildungsjahres Themen der Arbeitssicherheit.<br />
Im Gegensatz dazu gelten z. B. Flanschverb<strong>in</strong>dungen<br />
mit glatter Dichtleiste nicht als auf Dauer technisch<br />
dicht. Hierbei kann die technische Dichtheit auf Dauer<br />
durch organisatorische Maßnahmen erreicht werden.<br />
Der Umfang der Dichtheitsprüfung und die Festlegung<br />
der Prüf<strong>in</strong>tervalle s<strong>in</strong>d z. B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Instandhaltungsplan<br />
zu dokumentieren.<br />
Zur Dichtheitsprüfung werden Gaskonzentrationsmessgeräte<br />
oder Schaum bildende Mittel verwendet.<br />
E<strong>in</strong>e Prüfung der Dichtheit ist durchzuführen:<br />
x vor der ersten Inbetriebnahme<br />
x im Zuge von Überwachungs- und Wartungsarbeiten<br />
x vor e<strong>in</strong>er erneuten Inbetriebnahme<br />
x nach wesentlichen Änderungen<br />
x nach Instandsetzungsarbeiten<br />
Weitere Prüfungen <strong>in</strong>nerhalb der Gasanlage umfassen<br />
die elektrische Anlage, den Blitzschutz und die Ableitfähigkeit<br />
des Fußbodens, und zwar vor Inbetriebnahme<br />
und wiederkehrend. Prüfungen s<strong>in</strong>d von befähigten Personen<br />
durchzuführen. Die Anforderungen an befähigte<br />
Personen für Prüfungen zum Explosionsschutz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
der TRBS 1203 Teil 1 aufgeführt. Die Ergebnisse der<br />
Prüfungen s<strong>in</strong>d zu dokumentieren.<br />
Im Explosionsschutzdokument s<strong>in</strong>d die Maßnahmen des<br />
Explosionsschutzes, die Zonene<strong>in</strong>teilung sowie die<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> zusammenfassend zu dokumentieren.<br />
Dr. Albert Seemann<br />
Unfallstatistiken zeigen es immer wieder: Auszubildende,<br />
also Neul<strong>in</strong>ge im Betrieb, s<strong>in</strong>d überdurchschnittlich<br />
häufig von Arbeitsunfällen betroffen. Teilweise<br />
s<strong>in</strong>d derartige Unfälle auf mangelnde Erfahrung<br />
und mangelndes Fachwissen, zum Teil aber auch auf die<br />
„jugendliche Unvorsichtigkeit“ der Auszubildenden<br />
zurückzuführen. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d Auszubildende empfänglich<br />
für e<strong>in</strong>e qualifizierte Wertevermittlung im<br />
Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />
Bei der RWE Westfalen-Weser-Ems AG nimmt die<br />
Berufsausbildung e<strong>in</strong>en hohen Stellenwert e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />
entsprechende Wertschätzung erfährt auch der Arbeitsund<br />
Gesundheitsschutz im Rahmen der Qualifikation<br />
der jüngeren Mitarbeiter. In jüngerer Vergangenheit<br />
musste das Unternehmen e<strong>in</strong> auffälliges Arbeitsunfallgeschehen<br />
im Bereich der gewerblichen Ausbildung bei<br />
der Ausübung so genannter „Grundfertigkeiten“ wie<br />
Sägen, Schweißen etc. feststellen. Dabei ereigneten sich<br />
die Unfälle schwerpunktmäßig im zweiten Ausbildungsjahr,<br />
während der praktischen Erfahrungen <strong>in</strong><br />
den Fachbereichen des Unternehmens und bei Fremdfirmen.
Das Unternehmen rief daher bereits im Jahr 2004 das<br />
Projekt AuA „Auszubildende unterweisen Auszubildende“<br />
<strong>in</strong>s Leben. Dieses zwischenzeitlich fest im Ausbildungsprogramm<br />
verankerte Projekt baut auf den<br />
Erfahrungen der „älteren“ Auszubildenden auf. Im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>zelner Aktionen vermitteln diese „auf<br />
gleicher Augenhöhe“ ihren jüngeren Kollegen des<br />
1. Ausbildungsjahres arbeits- und gesundheitsschutzbezogene<br />
Sachthemen. Dabei wird das AuA-Konzept wie<br />
folgt abgewickelt:<br />
1. Themenf<strong>in</strong>dung<br />
Die Auszubildenden e<strong>in</strong>es Ausbildungsjahrgangs diskutieren<br />
zusammen mit Ausbildern und dem Sicherheits<strong>in</strong>genieur<br />
arbeitssicherheitsrelevante Problemstellungen<br />
ihres Berufsalltags. Basierend auf Erfahrungen, Erlebnissen<br />
oder auch Unfällen wird e<strong>in</strong>e Auswahl unterweisungsrelevanter<br />
Themen getroffen, die jeweils durch<br />
e<strong>in</strong>e Gruppe aus zwei bis drei Auszubildenden aufzubereiten<br />
und vorzustellen s<strong>in</strong>d.<br />
2. Ausarbeitung<br />
Während e<strong>in</strong>es Zeitraums von 2–3 Monaten bereiten die<br />
Auszubildenden ihre selbst gewählten Themen auf. Vorgaben<br />
für die Vorstellung existieren nicht, so dass unterschiedliche<br />
Konzepte wie Präsentationen, Diskussionsrunden<br />
oder auch der E<strong>in</strong>satz von Filmen denkbar s<strong>in</strong>d.<br />
Lediglich die Unterweisungsdauer ist mit maximal 30<br />
M<strong>in</strong>uten vorgegeben. Die Unterstützung der Auszubil-<br />
WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />
Betriebskalender 2006/2007<br />
denden durch unterschiedliche Abteilungen des Unternehmens<br />
ist sichergestellt.<br />
3. „Generalprobe“ und Unterweisung:<br />
Vor der AuA-Unterweisung proben die Auszubildenden<br />
die Vorstellung ihrer Ergebnisse geme<strong>in</strong>sam mit allen<br />
Gruppen, Ausbildern und Sicherheitsfachkräften. Es<br />
folgt die eigentliche Unterweisung der Kollegen mit<br />
anschließendem „Feedback-Gespräch“.<br />
4. Vorstellung im Unternehmen:<br />
Alle Gruppen bekommen e<strong>in</strong>mal im Jahr die Chance,<br />
sich und ihre Ergebnisse im Unternehmen zu präsentieren.<br />
Vertreter aller Hierarchieebenen, Sicherheitsfachkräfte<br />
und Betriebsräte nutzen die Gelegenheit, mit den<br />
jungen Kollegen über deren Arbeit zu diskutieren und<br />
ihrerseits vom eigenen Erfahrungsschatz etwas weiterzugeben.<br />
Das Projekt ist bislang bei allen beteiligten Auszubildenden<br />
auf e<strong>in</strong> gutes Echo gestoßen. Die Erarbeitung<br />
praxisrelevanter Aufgabenstellungen und die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
mit sicherheitsrelevanten Themen hilft auch<br />
bei der Ergänzung und Aktualisierung bestehender<br />
<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>en. Das Engagement des Unternehmens<br />
hat sich zwischenzeitlich durch nachhaltige<br />
Erfolge bei den Unfallzahlen ausgezahlt. Das Projekt<br />
kann zur Nachahmung nur empfohlen werden.<br />
Dr. Re<strong>in</strong>hard Lux<br />
Der Betriebskalender 2006/2007 wird <strong>in</strong> den<br />
nächsten Wochen ersche<strong>in</strong>en. Wie üblich wird er<br />
Betrieben ab 51 Versicherten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er begrenzten Stückzahl<br />
zugeschickt. Die Betriebskalender s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Dankeschön<br />
der Berufsgenossenschaft für die Mitarbeiter <strong>in</strong><br />
den Betrieben, die sich um die Durchsetzung der<br />
Arbeitssicherheit besonders verdient gemacht haben.<br />
Deshalb geht unsere Bitte an die Betriebe: Verteilen Sie<br />
die Kalender so, dass vorbildliches Verhalten <strong>in</strong> Fragen<br />
der Arbeitssicherheit belohnt wird. Die Auflage ist<br />
begrenzt, weitere Kalender können nicht kostenlos zur<br />
Verfügung gestellt werden, s<strong>in</strong>d aber zum Selbstkostenpreis<br />
von 3,– Euro (solange der Vorrat reicht) bei uns<br />
erhältlich.<br />
Jahresplaner 2007<br />
Interessierte Mitgliedsbetriebe können e<strong>in</strong>en Jahresplaner<br />
für 2007 <strong>in</strong> der Größe 68 x 98 cm zur Wandbefestigung<br />
bestellen. So können alle wichtigen Term<strong>in</strong>e<br />
auf e<strong>in</strong>en Blick erfasst werden. Der Jahresplaner wird<br />
Mitgliedsbetrieben auf Anforderung kostenlos zugesandt<br />
(Bestell-Nr. JP).<br />
Brücke 4/06 19
20<br />
WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />
Plakate für die Monate<br />
September/Oktober<br />
Die Plakate der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik sollen Ihnen bei der<br />
betrieblichen Sicherheitsarbeit helfen. Durch die Komb<strong>in</strong>ation<br />
e<strong>in</strong>facher Bild- und Textaussagen erarbeitet<br />
der Betrachter Themen der Arbeitssicherheit selbstständig.<br />
Eigene Interpretationen und Lösungen verstärken<br />
das Bewusstse<strong>in</strong> für Sicherheit und Gesundheit am<br />
Arbeitsplatz. Mitgliedsbetriebe der BGFE und der<br />
TBBG können die Plakate kostenlos bestellen.<br />
Brücke 4/06<br />
Bestell-Nr. P7/2006 Bestell-Nr. P8/2006<br />
BG-DVR Jahresaktion „Raser kommen nicht an“<br />
Gew<strong>in</strong>ner des BGFE-Sicherheitsquiz<br />
E<strong>in</strong>e Digitalkamera im Wert von 750,– Euro überreichte TAB<br />
Wolfgang Hermann (4.v.r.) im Kraftwerk Weisweiler der RWE<br />
Power AG an den Preisträger <strong>in</strong> Quiz 4/05 Gottfried Bisdorf<br />
(3.v.l.) Auch die Abteilungs- und Kraftwerksleitung, der<br />
Betriebsrat und die Sicherheitsfachkraft waren zum Gratulierten<br />
gekommen.<br />
Den 3. Preis im Quiz 4/05, e<strong>in</strong>e hochwertige Digitalkamera,<br />
überbrachte TAB Klaus D. Nieuwenhuizen<br />
(l<strong>in</strong>ks) an Oliver Erb vom Trierer Unternehmen Gunnebo<br />
Kubon, Abt. Safe Pay. Sicherheitsfachkraft Radigk<br />
(rechts) freute sich mit dem Gew<strong>in</strong>ner.<br />
Als Beilage f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> dieser Brücke das große Gew<strong>in</strong>nspiel zur<br />
aktuellen BG-DVR Schwerpunktaktion. Das Thema der diesjährigen<br />
geme<strong>in</strong>samen Verkehrssicherheitsaktion der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />
und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates e.V. (DVR) lautet:<br />
„Raser kommen nicht an“. Unangemessene bzw. überhöhte Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
ist seit Jahren die Unfallursache Nr. 1 auf Deutschlands Straßen.<br />
Beim Ausfüllen des Gew<strong>in</strong>nspiels erhalten Sie wichtige Informationen über<br />
die Wahrnehmung von Geschw<strong>in</strong>digkeiten, die Motivation für zu schnelles<br />
Fahren oder wie Sie überprüfen können, ob Sie mit der richtigen Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
unterwegs s<strong>in</strong>d. Daneben haben Sie die Möglichkeit, attraktive<br />
Preise zu gew<strong>in</strong>nen.<br />
Über den Gew<strong>in</strong>n des 1. Preises beim Sicherheitsquiz<br />
„Geheimnis-Sicherheit-Ausrüstung“, e<strong>in</strong>en Reisegutsche<strong>in</strong><br />
im Wert von 2.300 Euro, freute sich Yannick<br />
Zehner (Bildmitte) vom Dentallabor Dümke e.K. Ruthard<br />
Zehner <strong>in</strong> Schwe<strong>in</strong>furt. TAB Axel van Ryn (rechts) und<br />
Inhaber Ruthard Zehner gratulierten dem Preisträger.<br />
Der dritte Preis im Sicherheitsquiz<br />
„Geheimnis-Sicherheit-Haut“ g<strong>in</strong>g<br />
nach Bayern. TAB Carsten Rudolph<br />
überreichte die Digitalkamera an<br />
Gerhard Weiß von der Energietechnik<br />
Manfred Guggenmos und<br />
Gerhard Weiß GbR <strong>in</strong> Unteregg.
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz<br />
E<strong>in</strong>e neue Infobroschüre bietet Unternehmern und Personalverantwortlichen e<strong>in</strong>e<br />
Anleitung für die Belastungsanalyse <strong>in</strong> ihrem Unternehmen.<br />
Arbeitgeber und Berufsgenossenschaften s<strong>in</strong>d nach<br />
dem Arbeitsschutzgesetz und dem Sozialgesetzbuch<br />
Sieben dazu verpflichtet, nicht nur Unfälle<br />
und Berufskrankheiten, sondern auch arbeitsbed<strong>in</strong>gte<br />
Gesundheitsgefahren zu verhüten. Dazu zählen auch<br />
psychische Belastungen, soweit sie gefährdend s<strong>in</strong>d. Der<br />
Arbeitgeber hat somit die Pflicht, auch psychische<br />
Fehlbelastungen <strong>in</strong> der <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong> zu<br />
Bestell-Nr. MB 40<br />
bewerten.<br />
Preis: Für BGFE und<br />
TBBG Mitgliedsbe-<br />
Die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektriebe<br />
3,50 Euro<br />
trotechnik (BGFE) und die Textil- und Bekleidungs-<br />
Für Nichtmitgliedsbetriebe<br />
7,00 Euro<br />
Berufsgenossenschaft (TBBG) unterstützen Arbeitgeber<br />
und Personalverantwortliche beim Betreten dieses Neulands:<br />
Die Broschüre „Psychische Belastungen am<br />
Arbeitsplatz“ bietet Ihnen e<strong>in</strong>e kurz gefasste, aber dennoch<br />
aussagekräftige Anleitung für e<strong>in</strong>e umfassende<br />
Belastungsanalyse <strong>in</strong> Ihrem Unternehmen.<br />
Beurteilen Sie psychische Gefährdungen mit dem<br />
psy.Risk®-10-Faktorentest – er umfasst die zehn<br />
Kapitel: Unternehmensleitung, Organisationskultur,<br />
Führung, Teamklima, Mitarbeiterförderung, Betriebsorganisation,<br />
Arbeitsprozesse, Arbeitstätigkeit, Aus-<br />
Neu aufgelegt:<br />
Transport im Betrieb<br />
Geordnete und sichere Transportarbeiten<br />
gewährleisten<br />
e<strong>in</strong>en ungestörten Materialfluss und<br />
verh<strong>in</strong>dern Produktionsverzögerungen<br />
bzw. -ausfälle. Unfachmännisch<br />
durchgeführte Transporte verursachen<br />
dagegen immer wieder Unfälle<br />
und Schäden.<br />
Nach den Statistiken der Berufsgenossenschaften<br />
s<strong>in</strong>d ca. 26 % aller<br />
gemeldeten Unfälle und ca. 29 %<br />
Prozent aller tödlichen Unfälle<br />
Transportunfälle. Mit dieser Broschüre<br />
wollen wir geme<strong>in</strong>sam mit<br />
Ihnen den Unfallschwerpunkt<br />
„Transport“ entschärfen.<br />
führungsbed<strong>in</strong>gungen, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Für den<br />
ganz Eiligen halten wir außerdem den „Kurzcheck<br />
Risiken“ bereit. Alle Testseiten s<strong>in</strong>d knapp und übersichtlich<br />
gestaltet und auf die praktischen Erfordernisse<br />
des Arbeitsalltags ausgerichtet.<br />
Bestell-Nr. MB 13<br />
Preis:<br />
Für Mitgliedsbetriebe 2,50 Euro<br />
Und so können Sie bestellen:<br />
Per Post: Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik, Gustav-He<strong>in</strong>emann-Ufer 130, 50968 Köln<br />
Per Internet: www.bgfe.de Medien Per E-Mail: versand@bgfe.de<br />
Per Telefon oder Telefax:<br />
Pr<strong>in</strong>tmedien (alle Schriften, wie UVVen, Broschüren, Faltblätter):<br />
Abteilung Prävention: Telefon 02 21 / 37 78 10 20 Telefax 02 21 / 37 78 10 21<br />
Periodika, Elektronische Medien (Videos und CD-ROM´s)<br />
Abteilung Kommunikation: Telefon 02 21 / 37 78 10 30 Telefax 02 21 / 37 78 10 31<br />
H<strong>in</strong>weis: Bei Bestellungen von Betrieben, die nicht bei der BGFE oder TBBG versichert s<strong>in</strong>d, wird e<strong>in</strong>e Versandkostenpauschale von<br />
3,50 Euro berechnet.<br />
Brücke 4/06 21
22<br />
WERBEN FÜR SICHERHEIT<br />
Gew<strong>in</strong>nen kann so e<strong>in</strong>fach se<strong>in</strong>!<br />
Die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik und Elektrotechnik (BGFE)<br />
und die Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) veranstalten<br />
geme<strong>in</strong>sam den großen Ideenwettbewerb 2006. Teilnehmen kann<br />
jeder, der bei der BGFE oder der TBBG versichert ist.<br />
Ihre Idee hat gute Chancen auf e<strong>in</strong>en der großen Geldpreise, wenn damit<br />
Unfälle verh<strong>in</strong>dert, Belastungen am Arbeitsplatz verm<strong>in</strong>dert oder auch<br />
Wegeunfälle vermieden werden können. Egal ob Sie eher Tüftler und Konstrukteur<br />
oder Kreativer s<strong>in</strong>d, beteiligen Sie sich! Wie vielfältig die Möglichkeiten<br />
der Teilnahme am Ideenwettbewerb s<strong>in</strong>d, beweisen die nebenstehenden<br />
Beispiele aus den Vorjahren, die mit e<strong>in</strong>em Preis ausgezeichnet<br />
wurden. Vielleicht können wir ja im nächsten Jahr hier Ihre Idee vorstellen.<br />
Na, sprudeln auch Sie schon über vor Ideen? Dann machen Sie mit. E<strong>in</strong><br />
Preisgeld von <strong>in</strong>sgesamt 30.000 Euro wartet auf die Gew<strong>in</strong>ner. Die Preisträger<br />
werden nach der Jury-Entscheidung Anfang 2007 benachrichtigt und<br />
zur festlichen Preisverleihung e<strong>in</strong>geladen. Mitmachen ist ganz e<strong>in</strong>fach!<br />
Bestellen Sie das kostenlose Teilnahmepaket;<br />
per Fax: 0221 – 3778 5539<br />
per E-Mail: idee2006@bgfe.de<br />
Starten Sie jetzt! Ideen, die gew<strong>in</strong>nen wollen, müssen bis zum 31. 12. 2006<br />
bei uns se<strong>in</strong>.<br />
SCHULUNG<br />
1. Fachtagung W<strong>in</strong>denergieanlagen <strong>in</strong> L<strong>in</strong>owsee<br />
Bild Arm<strong>in</strong> Roth<br />
Auch die mit der Tagung verbundene<br />
Fachausstellung stieß auf großes Interesse<br />
bei den Teilnehmern.<br />
Brücke 4/06<br />
Vom 2. bis 3. Mai 2006 wurde die<br />
erste Fachtagung „W<strong>in</strong>denergieanlagen“<br />
von der Berufsgenossenschaftlichen<br />
Schulungsstätte L<strong>in</strong>owsee<br />
e.V. geme<strong>in</strong>sam mit der<br />
Großhandels- und Lagerei-Berufsgenossenschaft<br />
(GrolaBG) und der<br />
Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik (BGFE) ausgerichtet.<br />
Zur Thematik Arbeitsund<br />
Gesundheitsschutz beim Bau<br />
und Betrieb von W<strong>in</strong>denergieanlagen<br />
(WEA) fanden sich fast 100 Teilnehmer<br />
e<strong>in</strong>, um sich zu <strong>in</strong>formieren und<br />
Erfahrungen auszutauschen. Mit<br />
e<strong>in</strong>er Fachausstellung von acht Ausrüsterfirmen<br />
wurde die Tagung abgerundet.<br />
Der Präsident des Verbandes der<br />
Netzbetreiber, Hans-Otto Röth,<br />
Gipsbe<strong>in</strong>e, die an „kritischen“ Stellen<br />
im Unternehmen aufgestellt werden,<br />
er<strong>in</strong>nern blitzartig an die<br />
Gefahren und die Unfallfolgen<br />
– besser als jeder textlastige Aushang.<br />
Auszubildende kamen auf die Idee, optische Warnzeichen<br />
akustisch aufzurüsten. Dazu komb<strong>in</strong>ierten sie e<strong>in</strong>en Lautsprecher<br />
mit e<strong>in</strong>em Sprachchip und e<strong>in</strong>em Bewegungsmelder.<br />
„Meldi“ war geboren. Sobald sich jemand der<br />
Gefahrenstelle nähert, wird über den Bewegungsmelder<br />
die Sprachausgabe des Gerätes aktiviert.<br />
stellte im E<strong>in</strong>führungsvortrag die Situation der W<strong>in</strong>denergieerzeugung<br />
<strong>in</strong> Deutschland dar. Die vermehrte<br />
Aufstellung von WEA <strong>in</strong> den nördlichen Bundesländern<br />
und demnächst im Offshore-Bereich erfordert u. a.<br />
zusätzlichen Aufwand, die Energie <strong>in</strong> den Süden abzuführen.<br />
Die deutschen Stromverbundunternehmen werden<br />
sich auch dieser Aufgabe stellen.<br />
In 17 Vorträgen wurde über Unfälle und deren Ursachen,<br />
arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Aspekte bei Arbeiten an<br />
WEA, Anforderungen an Verkehrs-/Fluchtwege- und<br />
Rettung <strong>in</strong> Notfällen, technische und persönliche<br />
Schutzausrüstungen sowie über Anforderungen an das<br />
Personal h<strong>in</strong>sichtlich Qualifikation und gesundheitlicher<br />
Eignung berichtet.<br />
Wolfgang Pechoc (BGFE) stellte die neue berufsgenossenschaftliche<br />
Information BGI 657 „W<strong>in</strong>denergieanlagen“<br />
vor, die von e<strong>in</strong>em Arbeitskreis aus Vertretern der<br />
Hersteller<strong>in</strong>dustrie, Serviceunternehmen, Betreiber,<br />
staatlichen Arbeitsschutzbehörden, Sachversicherer und
SCHULUNG<br />
Berufsgenossenschaften erarbeitet wurde. Die BGI 657<br />
ist modular und gefährdungsbezogen aufgebaut. So werden<br />
Maßnahmen zur Verhütung von Gefahren bei der<br />
Errichtung und beim Betrieb bezogen auf die Bauteile<br />
Turm, Masch<strong>in</strong>enhaus, Rotor, Mittelspannungsräume<br />
und hochgelegene Außenanlagen aufgezeigt. Den<br />
Hauptteil bildet e<strong>in</strong> Katalog von Gefährdungen mit beispielhaften<br />
praktischen Lösungen. Von den Teilnehmern<br />
wurde das Ersche<strong>in</strong>en der BGI 657 als e<strong>in</strong>heitliches<br />
Regelwerk für die Arbeitssicherheit der ganzen Branche<br />
begrüßt. Auch der <strong>in</strong>haltliche Aufbau fand breite<br />
Zustimmung.<br />
Die Rettung aus W<strong>in</strong>denergieanlagen ist e<strong>in</strong> besonderes<br />
Problem. So s<strong>in</strong>d Rettungsübungen aus dem Masch<strong>in</strong>enhaus<br />
auf der Außenseite Bestandteil von regelmäßigen<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs. Bei e<strong>in</strong>igen WEA mit E<strong>in</strong>bauten der<br />
Transformatorenanlagen im unteren Bereich des Turmes<br />
gibt es ke<strong>in</strong>e befriedigende Lösung, wenn im Falle e<strong>in</strong>es<br />
Transformatorenbrandes der Rettungsweg durch diese<br />
Ebenen versperrt ist. Letztlich muss diese Situation von<br />
den Betreibern und den Arbeitsverantwortlichen der<br />
Wartungsfirmen berücksichtigt werden.<br />
So s<strong>in</strong>d gerade an älteren Anlagen aus den neunziger<br />
Jahren Unzulänglichkeiten h<strong>in</strong>sichtlich der Absturzsicherheit<br />
bei Wartungsarbeiten festzustellen. Die<br />
Absturzgefahr enthält das größte Risikopotenzial aller<br />
Gefährdungen. Karl Hermann Oberender (REpower<br />
Systems AG) berichtete, wie <strong>in</strong> Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />
AMS-Zertifizierung anlagen- und tätigkeitsspezifische<br />
Gefährdungen ermittelt und bewertet wurden. Die<br />
umgesetzten Maßnahmen des Unternehmens zur Vermeidung/Verr<strong>in</strong>gerung<br />
der Gefahrenpotenziale fanden<br />
großes Interesse.<br />
Den elektrotechnischen Komponenten kommt <strong>in</strong>sbesondere<br />
bei den leistungsstarken Anlagen besondere Bedeutung<br />
zu. Jürgen Vogler (IPH Berl<strong>in</strong>) g<strong>in</strong>g auf die extrem<br />
hohe Lichtbogengefährdung bei <strong>in</strong> Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen<br />
Anlagen e<strong>in</strong>. Daraus resultierend verbietet sich jegliches<br />
Arbeiten unter Spannung, was auch <strong>in</strong> der BGI 657 festgeschrieben<br />
ist. Brandereignisse an WEA gehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
Fällen auf unzureichende Dimensionierung der<br />
elektrischen Ausrüstungen zurück. So sollten alle Komponenten,<br />
auch im Niederspannungsbereich, e<strong>in</strong>er Typprüfung<br />
unterzogen werden.<br />
Siegfried Grochow (Enercon GmbH) erläuterte, wie<br />
durch exakte Betriebsorganisation, gezielte Auslegung<br />
der Sicherheitskomponenten und hohe Qualifikation der<br />
Wartungsmonteure der sichere Betrieb gemäß DIN<br />
VDE 0105 Teil 100 realisiert wurde. Mit der Festlegung<br />
<strong>in</strong> der BGI 657, dass die gesamte WEA als abgeschlossene<br />
elektrische Betriebsstätte gilt, s<strong>in</strong>d sowohl Betreiber<br />
als auch Serviceunternehmen <strong>in</strong> der Pflicht, nur<br />
elektrotechnisch unterwiesene Personen oder Elektrofachkräften<br />
den Zugang zu gewähren.<br />
Zur Absicherung des Verkehrsweges im Turm wurden<br />
schon bei den ersten WEA Steigschutze<strong>in</strong>richtungen an<br />
Steigleitern verwendet. Hans-Jürgen Bobak (HACA)<br />
<strong>in</strong>formierte über die aktuelle Normung und die<br />
neuesten Konstruktionen für die sichere Montage dieser<br />
E<strong>in</strong>richtungen. Die regelmäßige Prüfung dieser Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen<br />
erfordert entsprechend befähigte<br />
Personen. Die Anregung der Teilnehmer, e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Schulung durch die Berufsgenossenschaft anzubieten,<br />
wurde aufgegriffen. In e<strong>in</strong>er der nächsten Ausgaben<br />
der Brücke wird das neue Sem<strong>in</strong>ar „Befähigung<br />
zum Prüfen von Steigschutze<strong>in</strong>richtungen“ der Schulungsstätte<br />
L<strong>in</strong>owsee vorgestellt.<br />
Mit der Erhöhung der Generatorleistung erhöhte sich<br />
zwangsläufig die Nabenhöhe. Das hatte ergonomisch<br />
unzuträgliche Belastungen beim Steigen <strong>in</strong> Höhen<br />
über 50 m zur Folge, <strong>in</strong>sbesondere wenn diese Höhen<br />
mehrmals täglich zu überw<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Erfreulich ist<br />
die technische Lösung des Problems der körperlichen<br />
Überbeanspruchung beim Steigen durch den E<strong>in</strong>bau<br />
kraftbetriebener „Aufstiegshilfen“. Handelt es sich<br />
dabei um Personenaufzugsanlagen, die der ehemaligen<br />
Aufzugsverordnung, unterlagen? Gertrud Vogel<br />
(Gewerbeaufsicht der Landes Bremen) erläuterte den<br />
tatsächlichen technisch-juristischen Zusammenhang<br />
und warum es gemäß Betriebssicherheitsverordnung<br />
ke<strong>in</strong>e Aufzugsanlagen s<strong>in</strong>d. Damit besteht ausreichende<br />
Rechtssicherheit für Errichter und Betreiber.<br />
Welche Sicherheitsanforderungen diese Aufstiegshilfen<br />
erfüllen müssen und welche Prüffristen e<strong>in</strong>zuhalten<br />
s<strong>in</strong>d, erklärte Jürgen Seuß vom berufgenossenschaftlichen<br />
Fachausschuss Bau. Außerdem stellte er neueste<br />
Entwicklungen von Arbeitsbühnen als hochziehbare<br />
Personenaufnahmemittel zum Befahren von angebauten<br />
Rotorblättern vor. Mit diesen E<strong>in</strong>richtungen verbessert<br />
sich die Arbeitssicherheit bei Inspektionen und<br />
bei Reparaturen an angebauten Rotorblättern ganz<br />
erheblich.<br />
Derzeit wird die Errichtung von Offshore-WEA vor<br />
den deutschen Nord- und Ostseeküsten vorbereitet.<br />
Mathias Jäniche (Nordex AG) berichtete über die<br />
besonderen sicherheitstechnischen Anforderungen für<br />
diese Anlagen. Das Personal muss hierfür e<strong>in</strong>e besondere<br />
Ausbildung absolvieren. Michael Ziethen<br />
(Grola BG) hat diese Ausbildung bereits absolviert und<br />
konnte hautnah über Rettungsübungen aus WEA zu<br />
Wasser und aus der Luft, Überlebenstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf See<br />
u. a. berichten.<br />
Die Fachtagung bot erstmals <strong>in</strong>teressierten Fachleuten<br />
aus der W<strong>in</strong>denergiebranche die Möglichkeit zur gegenseitigen<br />
Information und zum Erfahrungsaustausch zu<br />
den Problemen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes.<br />
Die Diskussionen haben gezeigt, dass noch nicht alle<br />
Probleme zufrieden stellend gelöst s<strong>in</strong>d. Bei der weiteren<br />
technischen Entwicklung der WEA werden Aspekte<br />
der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes stärker<br />
Berücksichtigung f<strong>in</strong>den. Sobald Erfahrungen mit<br />
der Umsetzung der BGI 657 vorliegen, wird der<br />
Arbeitskreis „W<strong>in</strong>denergie“ über die Fortsetzung se<strong>in</strong>er<br />
Arbeit und über die Durchführung weiterer Fachtagungen<br />
„W<strong>in</strong>denergieanlagen“ zu entscheiden haben.<br />
Arm<strong>in</strong> Roth<br />
Brücke 4/06 23
24<br />
SCHULUNG<br />
5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“ 2006<br />
mit Workshop „Sicherheit bei der Laserstrahl-Handbearbeitung“<br />
Brücke 4/06<br />
Die Laserstrahl-Handbearbeitung eröffnet neue Felder<br />
für die Anwendung der Lasertechnik und<br />
Materialbearbeitungen, die bisher an die Grenzen der<br />
konventionellen Lasersystemtechnik stießen. Der Laser<br />
bzw. der Laserstrahl kann nun beispielsweise zum<br />
Werkstück kommen und die Bearbeitung mit mobilen,<br />
handgeführten bzw. handpositionierten Laserbearbeitungsköpfen<br />
ohne große Programmierzeiten realisiert<br />
werden.<br />
Das Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“, das<br />
alle zwei Jahre im Spätherbst an der Schweißtechnischen<br />
Lehr- und Versuchsanstalt <strong>in</strong> Halle (Saale) stattf<strong>in</strong>det,<br />
wendet sich hauptsächlich an Firmen, die die Laserstrahl-Handbearbeitung<br />
bereits anwenden, aber auch an<br />
Firmen, die sich diesen Sektor als neues Betätigungsfeld<br />
erschließen wollen. Die Tagung vermittelt dabei e<strong>in</strong>en<br />
Überblick über die neuesten Entwicklungen auf dem<br />
Gebiet der Laserstrahl-Handbearbeitung, wobei das<br />
Spektrum der Anwendungen vom Schweißen, Schneiden<br />
und Oberflächenbehandeln bis h<strong>in</strong> zu Sonderapplikationen<br />
reicht. 2006 wird mittlerweile das fünfte Kolloquium<br />
zum Laserstrahl-Handschweißen und zu verwandten<br />
Verfahren organisiert.<br />
Neben der technischen Entwicklung ist es für diese<br />
neuen Anwendungsgebiete auch wichtig, zielgerichtete<br />
Informationen über Risiken und Schutzmaßnahmen an<br />
den Anwender zu richten. Der Workshop „Sicherheit<br />
bei der Laserstrahl-Handbearbeitung“ soll theoretische<br />
und praktische Kenntnisse zur Lasersicherheit vermitteln<br />
und dies <strong>in</strong>sbesondere auf den E<strong>in</strong>satz von handgeführten<br />
Lasern fokussieren. Thematisiert werden <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang mögliche Gefährdungen sowie die<br />
sicherheitsgerechte Gestaltung der Laseranlagen.<br />
Geme<strong>in</strong>sam werden praktische Lösungen erörtert.<br />
Term<strong>in</strong>:<br />
BAuA/BGFE-Workshop „Sicherheit bei der Laserstrahl-<br />
Handbearbeitung“: 29. November 2006<br />
5. Kolloquium „Laserstrahl-Handbearbeitung“:<br />
29. bis 30. November 2006<br />
Weitere Informationen:<br />
Ausführliche Informationen zu den beiden Veranstaltungen<br />
wie auch e<strong>in</strong> Anmeldeformular f<strong>in</strong>den Sie auf<br />
unserer Homepage www.bgfe.de. Klicken Sie e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong><br />
der l<strong>in</strong>ken Spalte unter Term<strong>in</strong>e auf diese Veranstaltung.<br />
Mart<strong>in</strong> Brose<br />
13. Vortragsveranstaltung „Elektrotechnik“ <strong>in</strong> Nürnberg<br />
Über 400 Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer waren der E<strong>in</strong>ladung zur 13. Vortragsveranstaltung<br />
„Elektrotechnik“ nach Nürnberg gefolgt.<br />
Die hohe Teilnehmerzahl ist sicherlich e<strong>in</strong> Beleg<br />
dafür, dass die Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik (BGFE) mit ihrer Themenauswahl<br />
auch diesmal den „Nerv“ der Elektrofachkräfte<br />
getroffen hat.<br />
In se<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>leitungsreferat verdeutlichte Olaf<br />
Petermann, Hauptgeschäftsführer der BGFE, dass die<br />
Träger der gesetzlichen Unfallversicherung ihre Kräfte<br />
bündeln und ihre Präventionsarbeit prozessbezogen<br />
fokussieren müssen, um dauerhaft Synergien nutzen zu<br />
können. Das Pr<strong>in</strong>zip „Alles aus e<strong>in</strong>er Hand“ zur Förderung<br />
der betrieblichen Maßnahmen zur Optimierung<br />
des Arbeits- und Gesundheitsschutzes muss weiterh<strong>in</strong><br />
genutzt und verstärkt werden. Das Zukunftsmodell<br />
Berufsgenossenschaft stellte Petermann ausführlich am<br />
geplanten Kooperationsumfang der BGFE, Textil- und<br />
Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) und der<br />
Holz-Berufsgenossenschaft vor.<br />
Über typische elektrotechnische Gefährdungen im Alltag<br />
referierte Ralf Irion vom Landeskrim<strong>in</strong>alamt NRW.<br />
Für den statistischen Bewertungszeitraum der zurückliegenden<br />
10 Jahre konnte e<strong>in</strong>e deutliche Verbesserung der<br />
Elektrosicherheit festgestellt werden. Die Halbierung<br />
der registrierten Unfallzahlen (absolut 49 tödliche<br />
Unfälle durch Strome<strong>in</strong>wirkung <strong>in</strong> 2004) ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>deutiger<br />
Beweis für die allgeme<strong>in</strong>e positive Präventionsarbeit<br />
im elektrotechnischen Umfeld. M<strong>in</strong>destens die<br />
Hälfte dieser Todesfälle ist der Kategorie „Haushalt –<br />
privater Bereich“ zugeordnet. Es gilt also auch weiterh<strong>in</strong><br />
die vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen im Haushalt<br />
zu verstärken.<br />
Im Themenblock „Entwicklungen im berufsgenossenschaftlichen<br />
Vorschriften- und Regelwerk“ stellte<br />
Markus Fischer die im Jahr 2004 verabschiedete<br />
EU-Richtl<strong>in</strong>ie über M<strong>in</strong>destvorschriften zum Schutz
von Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer vor<br />
der Gefährdung durch physikalische E<strong>in</strong>wirkungen<br />
(Elektromagnetische Felder) vor. Erläutert wurden die<br />
Inhalte, der Aufbau und die Auswirkungen auf den<br />
Arbeitsschutz sowie Möglichkeiten zur praktischen<br />
Umsetzung. Die Richtl<strong>in</strong>ie ist von den Mitgliedsstaaten<br />
bis April 2008 national <strong>in</strong> Kraft zu setzen. In Deutschland<br />
wird diese Umsetzung durch e<strong>in</strong>e Verordnung<br />
erfolgen. Seit 2001 stellt <strong>in</strong> Deutschland die Unfallverhütungsvorschrift<br />
BGV B11 „Elektromagnetische Felder“<br />
mit der dazugehörigen BG-Regel BGR B11 den<br />
Schutz der Beschäftigten sicher. Auch hier ist der Unternehmer<br />
verpflichtet, e<strong>in</strong>e Ermittlung und Bewertung<br />
der auftretenden elektromagnetischen Felder durchzuführen<br />
und erforderlichenfalls Maßnahmen e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
Bei E<strong>in</strong>haltung der Forderungen der Unfallverhütungsvorschrift<br />
BGV B11 wird auch den Anforderungen der<br />
EU-Richtl<strong>in</strong>ie entsprochen.<br />
Hans-Peter Steimel berichtete über die neue BG-Information<br />
„Beurteilung magnetischer Felder an Widerstandsschweiße<strong>in</strong>richtungen“<br />
(BGI 5011). Die Basis zu<br />
dieser BGI liefert die 2001 erlassene BGV B11 „Elektromagnetische<br />
Felder“. Diese präsentierte 2001 erstmals<br />
– und im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich e<strong>in</strong>malig –<br />
Bewertungsmöglichkeiten für niederfrequente gepulste<br />
Magnetfelder. Die BGI 5011 erläutert die verschiedenen<br />
Schweißverfahren und die Schweißquellen, die sich<br />
daraus ergebenen Mess- und Bewertungsmethoden und<br />
geht auf die jeweiligen möglichen Fehlerquellen bei der<br />
Messung e<strong>in</strong>. Zur praktischen Umsetzung be<strong>in</strong>haltet die<br />
BGI im Abschluss e<strong>in</strong>ige Beispiele, die als Leitfaden zur<br />
Bewertung vorhandener Anlagen herangezogen werden<br />
können.<br />
Arbeiten unter Spannung (AuS) – Regelungen und<br />
Maßnahmen, das Thema bietet immer Anlass zur<br />
Fachdiskussion. Im Referat von Jan Schäfer wurden<br />
die berufsgenossenschaftliche Regel zum „Arbeiten<br />
unter Spannung an Elektrischen Anlagen und<br />
Betriebsmittel“ sowie die derzeitigen betrieblichen<br />
Erfahrungen zur Umsetzung der BG-Regel vorgestellt.<br />
Ergänzt wurden die nationalen Ausführungen<br />
zum AuS durch den Beitrag von Jörg Adamus. Es<br />
zeigte sich deutlich, dass die vorgestellten Lösungen<br />
(Arbeitsverfahren) sowohl im Nieder- als auch im<br />
Hochspannungsbereich e<strong>in</strong>e vergleichbare Arbeitssicherheit<br />
aufweisen.<br />
Drei Beiträge zu notwendigen Rettungs- und Erste<br />
Hilfe Maßnahmen beim Arbeiten unter Spannung vervollständigten<br />
die e<strong>in</strong>leitenden Fachaussagen. Dr.<br />
Bücker brachte klar zum Ausdruck, dass bei der Mehrzahl<br />
der Arbeitsverfahren zum Arbeiten an unter Spannung<br />
stehenden Teilen die Sicherstellung der Rettungskette<br />
nur durch e<strong>in</strong>e zweite an der Arbeitstelle/im<br />
Arbeitsbereich anwesende Person sicherzustellen ist.<br />
Selbstverständlich muss dieser Mitarbeiter <strong>in</strong> der Ersten<br />
Hilfe e<strong>in</strong>schließlich der Herz-Lungen-Wiederbelebung<br />
ausgebildet se<strong>in</strong>. Über den E<strong>in</strong>satz halbautomatischer<br />
Defibrillatoren und mobiler Notrufsysteme mit GPS-<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung wird im Rahmen unserer BG-lichen Schriftenreihe<br />
separat berichtet.<br />
Zum Thema Mitarbeiterqualifikation, speziell zur<br />
Sicherstellung der notwendigen Fachqualifikation der<br />
Elektrofachkräfte bei spartenübergreifenden Tätigkeiten,<br />
berichteten die Referenten im vierten Beitragsblock.<br />
Jost Keller stellte die <strong>in</strong>ternationale IVSS-<br />
Leitl<strong>in</strong>ie zur Beurteilung der Befähigung von Elektrofachkräften<br />
vor. Die Leitl<strong>in</strong>ie eröffnet die Möglichkeit zu<br />
e<strong>in</strong>er europaweit vergleichbaren Beurteilung h<strong>in</strong>sichtlich<br />
der erforderlichen fachspezifischen Qualifikation der<br />
elektrotechnischen Mitarbeiter.<br />
Im Themenblock „Aktuelles zum Arbeitsschutz“ skizzierte<br />
Wolfgang Pechoc Lösungsmöglichkeiten zur<br />
praxisgerechten Umsetzung der BGI „W<strong>in</strong>denergieanlagen“.<br />
Gefährdungsbezogen werden <strong>in</strong> dieser berufsgenossenschaftlichen<br />
Information die organisatorischen<br />
und technischen Maßnahmen zur sicherheitstechnischen<br />
Umsetzung vorgestellt.<br />
Erfassungsmöglichkeiten elektrotechnischer Grenzwerte<br />
zur sicherheitstechnischen Beurteilung elektrischer<br />
Betriebsmittel stellte Wolfgang Hofhe<strong>in</strong>z vor. Die Erfassung<br />
und die Ermittlung werden durch Messwandler<br />
sichergestellt und mit Hilfe elektronischer Schaltungen<br />
ausgewertet und angezeigt. Dadurch wird es möglich,<br />
e<strong>in</strong>e zustandsbezogene Aussage zu den Versorgungsstromkreisen<br />
und den angeschlossenen Betriebsmitteln<br />
vorzunehmen. Die erforderliche Messtechnik sowie die<br />
optimale Beschaltung zu überwachender Stromkreise<br />
konnten am Ausstellungsstand begutachtet werden.<br />
Reger Betrieb herrschte auch an den Ausstellungsständen, bot sich hier doch die Gelegenheit<br />
zu ausgiebigen Fachdiskussionen.<br />
Mit <strong>in</strong>sgesamt 21 Fachreferaten war auch die 13. Vortragsveranstaltung<br />
„Elektrotechnik“ wieder e<strong>in</strong> Erfolg.<br />
Selbstverständlich werden alle Vorträge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Tagungsband zusammengefasst und den Teilnehmern<br />
nach Veröffentlichung zugestellt. Die Vorbereitungen<br />
zur 14. Vortragsveranstaltung am 17. und 18. Juni 2008<br />
s<strong>in</strong>d bereits angelaufen – merken Sie sich den Term<strong>in</strong><br />
schon e<strong>in</strong>mal vor.<br />
Dieter Seibel<br />
Brücke 4/06 25
26<br />
SCHULUNG<br />
Neue Bildungsstätte <strong>in</strong> Augsburg<br />
Kurze Wege sparen Zeit<br />
Brücke 4/06<br />
Am 25. April 2006 fiel der Startschuss für die neue<br />
Bildungsstätte der Berufsgenossenschaft der Fe<strong>in</strong>mechanik<br />
und Elektrotechnik (BGFE) und der Textilund<br />
Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG) <strong>in</strong><br />
Augsburg: Sicherheitsbeauftragte aus dem Großraum<br />
Augsburg-München-Nürnberg nahmen an den ersten<br />
Schulungen teil. Für versicherte Unternehmen der<br />
BGFE und TBBG bietet das neue Schulungszentrum<br />
e<strong>in</strong>ige Vorteile. Die Brückeredaktion sprach mit dem<br />
Leiter der Bildungsstätte, Hermann Hühnerbe<strong>in</strong>.<br />
Das Schulungsteam Augsburg: (v.l.n.r.) Hermann Hühnerbe<strong>in</strong><br />
(Leitung), Dozent<strong>in</strong> Christ<strong>in</strong>e Franke-André und Ingrid Stuber<br />
(Sekretariat).<br />
Herr Hühnerbe<strong>in</strong>, im April haben Sie die ersten Teilnehmer<br />
begrüßt. Welche Schwerpunkte setzen Sie <strong>in</strong><br />
Augsburg und auf welche Teilnehmergruppen s<strong>in</strong>d<br />
diese ausgerichtet?<br />
Begonnen haben wir <strong>in</strong> diesem Jahr mit Schulungen für<br />
Sicherheitsbeauftragte (SB). Die Inhalte der Sem<strong>in</strong>are<br />
s<strong>in</strong>d dabei auf die e<strong>in</strong>zelnen Zielgruppen ausgerichtet.<br />
Die Teilnehmer kommen aus Fertigungsbetrieben und<br />
Sondersem<strong>in</strong>ar S63 „Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Installationsanlagen“<br />
In vielen Betrieben werden <strong>in</strong> großer Anzahl Verbrauchsmittel<br />
mit nichts<strong>in</strong>usförmiger Stromaufnahme,<br />
wie z. B. Geräte mit elektronischen Ansteuerungen,<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Dazu zählen Netzteile, Energiesparlampen,<br />
Antriebe mit Frequenzumrichtern und<br />
vieles andere. Das führt verstärkt zur Belastung des speisenden<br />
Netzes mit Oberschw<strong>in</strong>gungen.<br />
In der Summe können sich erhebliche Netzrückwirkungen<br />
mit gravierenden Auswirkungen auf die Sicherheit<br />
der Anlagen ergeben. Neben der Brandgefährdung<br />
durch Überlastung kann es auch zur Personengefährdung<br />
bei Unwirksamkeit der elektrischen Schutzmaßnahmen<br />
kommen. Gefährdungen bestehen auch für die<br />
prüfende Elektrofachkraft.<br />
aus Energieversorgungsunternehmen. Im nächsten Jahr<br />
werden wir unser Angebot erweitern: Weitere Schwerpunkte<br />
werden die Themen Gefahrstoffe, Transport und<br />
Verkehrssicherheit sowie Meistersem<strong>in</strong>are se<strong>in</strong>. Die Ausbildung<br />
der Sicherheitsbeauftragten werden wir selbstverständlich<br />
nicht vernachlässigen. Sollten Unternehmen<br />
spezielle Schulungswünsche an uns herantragen,<br />
werden wir diese gerne berücksichtigen.<br />
Warum e<strong>in</strong>e Bildungsstätte Augsburg?<br />
Die E<strong>in</strong>richtungen der BGFE und TBBG boten<br />
bereits vor der Eröffnung der Bildungsstätte Augsburg<br />
sehr gute Möglichkeiten zur betrieblichen Ausund<br />
Fortbildung. Mit der Augsburger E<strong>in</strong>richtung<br />
können wir jedoch dem Wunsch vieler Unternehmen<br />
nachkommen, für die e<strong>in</strong>e schnell erreichbare Schulungsstätte<br />
wichtig ist. Es gilt mehr denn je: Zeit ist<br />
Geld.<br />
Wo bzw. wie melden sich Interessenten für Weiterbildungs-<br />
bzw. Ausbildungssem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Augsburg an?<br />
Der e<strong>in</strong>fachste Weg führt über das Internet. Unter<br />
www.bgfe.de f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e eigene Rubrik „Sem<strong>in</strong>are“.<br />
Aber auch unter www.textil-bg.de ist der<br />
Weg zur Sem<strong>in</strong>ardatenbank der BGFE ganz leicht<br />
zu f<strong>in</strong>den. Themen<strong>in</strong>halte, Dauer und Veranstalter<br />
der Sem<strong>in</strong>are s<strong>in</strong>d aufgeführt. Wenn Sie das dort<br />
e<strong>in</strong>gerichtete elektronische Anmeldeformular ausfüllen<br />
und absenden, erhalten Sie e<strong>in</strong>e Bestätigung<br />
Ihres Sem<strong>in</strong>arwunsches. Spezielle Anfragen zur<br />
Bildungsstätte Augsburg senden Sie bitte an<br />
sem<strong>in</strong>are.augsburg@bgfe.de<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.<br />
Mit Hermann Hühnerbe<strong>in</strong><br />
sprach Cor<strong>in</strong>na Kowald<br />
Sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>halte:<br />
x Gefahren des elektrischen Stromes, Erste Hilfe,<br />
x Anforderungen an die elektrischen Schutzmaßnahmen<br />
<strong>in</strong> Niederspannungsanlagen,<br />
x Messtechnischer Nachweis der Wirksamkeit der<br />
Schutzmaßnahmen,<br />
x Physikalische Grundlagen des Auftretens von Oberschw<strong>in</strong>gungen,<br />
x Ermittlung der Oberschw<strong>in</strong>gungsbelastung durch<br />
Messungen,<br />
x Vermeidung der durch Oberschw<strong>in</strong>gungen hervorgerufenen<br />
Gefährdungen,<br />
x E<strong>in</strong>satz von RCD <strong>in</strong> Stromkreisen mit Frequenzumrichtern,<br />
x H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung und Dimensionierung von<br />
Installationsanlagen <strong>in</strong> Bereichen, <strong>in</strong> denen mit
erhöhtem Auftreten von Oberschw<strong>in</strong>gungen zu<br />
rechnen ist.<br />
Sem<strong>in</strong>arziel:<br />
Die Sem<strong>in</strong>arteilnehmer sollen befähigt werden, die<br />
Gefährdungen durch Oberschw<strong>in</strong>gungen zu erkennen,<br />
messtechnisch nachzuweisen und geeignete Maßnahmen<br />
zur Abwendung der Gefährdungen zu treffen.<br />
Zielgruppe:<br />
Unternehmer, Vorgesetzte, Projektanten, Elektrofachkräfte<br />
und Sicherheitsfachkräfte, die sich mit der<br />
SICHERHEIT IM STRASSENVERKEHR<br />
Fahranfänger – Spiel mit dem Feuer<br />
Gefährliche Jugendsünden: Imponiergehabe und Fehle<strong>in</strong>schätzungen<br />
Fahranfänger im Alter zwischen 18 und 25 Jahren<br />
s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em höheren Unfallrisiko unterwegs als<br />
Autofahrer aus anderen Altersgruppen. Bei Verkehrsunfällen<br />
unter Alkohole<strong>in</strong>fluss und bei Geschw<strong>in</strong>digkeitsunfällen<br />
belegen sie e<strong>in</strong>en traurigen Spitzenplatz. 27<br />
Prozent aller Alkoholunfälle mit Personenschaden und<br />
35,2 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden, die auf<br />
„nicht angepasste Geschw<strong>in</strong>digkeit“ zurückzuführen<br />
s<strong>in</strong>d, g<strong>in</strong>gen im Jahr 2004 auf das Konto junger Fahrer.<br />
Der Bevölkerungsanteil der jungen Menschen im Alter<br />
von 18 bis unter 25 Jahren lag <strong>in</strong> Deutschland im Jahr<br />
2004 bei ca. 8,2 Prozent. Bei den Toten und Verletzten<br />
im Straßenverkehr beträgt der Anteil dieser Altersgruppe<br />
ca. 22 Prozent. Bei den getöteten Pkw-Fahrern<br />
und Mitfahrern sogar e<strong>in</strong>en Anteil von etwas mehr als 31<br />
Prozent. Tödliche Unfälle im Straßenverkehr s<strong>in</strong>d die<br />
Todesursache Nummer e<strong>in</strong>s der 18- bis 25-Jährigen.<br />
Junge Fahranfänger s<strong>in</strong>d deshalb besonders gefährdet,<br />
weil hier Anfängerrisiko und jugendliche Risikobereitschaft<br />
dramatisch zusammentreffen. Verkehrspsychologen<br />
betonen, dass es jungen Fahranfängern oft nicht<br />
bewusst ist, welche Risiken sie <strong>in</strong> Kauf nehmen. Ihnen<br />
fehlt die notwendige Erfahrung, Risiken richtig e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />
Junge Fahrer sammeln Erfahrungen, während<br />
sie Arbeits- und Schulwege meistern, ihre Freizeit<br />
genießen und sich mit Freunden treffen. Und dabei<br />
begegnen ihnen immer wieder neue Situationen, die e<strong>in</strong>e<br />
sofortige Reaktion verlangen.<br />
Autofahren ist e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Tätigkeit und zw<strong>in</strong>gt<br />
zu raschen Entscheidungen, die nicht e<strong>in</strong>fach aus dem<br />
Effeff geschüttelt werden können. Regeln auf der e<strong>in</strong>en,<br />
Kreativität und Cleverness auf der anderen Seite werden<br />
verlangt, um „alles im Griff“ zu haben. Dies lernt man<br />
nicht <strong>in</strong> kurzer Zeit. Insofern schätzen Fahranfänger<br />
häufiger als erfahrene Autofahrer Situationen falsch e<strong>in</strong><br />
und fahren zu schnell. E<strong>in</strong>e weitere Gefahr liegt <strong>in</strong> der<br />
Jugendlichkeit selbst. Sie wollen anderen zeigen, wie<br />
gut sie schon fahren können, und überschätzen sich<br />
dabei. Die Mehrzahl der jungen Fahranfänger fährt<br />
Problematik der Oberschw<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> Installationsanlagen<br />
befassen müssen.<br />
Term<strong>in</strong>:<br />
04. – 06.10.2006 (weitere Term<strong>in</strong>e auf Anfrage)<br />
<strong>in</strong> der Schulungsstätte L<strong>in</strong>owsee e.V.<br />
Anmeldung:<br />
Tel. (0221)3778-6464 Fax: (0221)3778-6027<br />
E-Mail: schulung@bgfe.de<br />
Internet: www.bgfe.de<br />
Arm<strong>in</strong> Roth<br />
Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V., Bonn<br />
Besonders bei nächtlichen Disco-Heimfahrten am Wochenende<br />
verunglücken viele junge Menschen.<br />
schneller, als es gefahrlos möglich ist, und ist subjektiv<br />
davon überzeugt, ihre Geschw<strong>in</strong>digkeit sei angemessen.<br />
Weitere Fehler junger Fahrer s<strong>in</strong>d zu ger<strong>in</strong>ger Sicherheitsabstand<br />
und das Missachten der Vorfahrt.<br />
Aufgrund ihres Freizeitverhaltens s<strong>in</strong>d junge Menschen<br />
oft sehr lange wach. Das Wochenende wird genutzt, um<br />
möglichst viel zu erleben: Technopartys, K<strong>in</strong>o, Disco,<br />
Rave Nights. Wachzeiten werden oft bis weit <strong>in</strong> den<br />
Morgen ausgedehnt. Besonders bei nächtlichen Disco-<br />
Heimfahrten am Wochenende verunglücken viele<br />
Jugendliche. Im Schnitt sterben an e<strong>in</strong>em Wochenende<br />
<strong>in</strong> Deutschland etwa zehn junge Leute zwischen 18 und<br />
25 Jahren im Straßenverkehr. Gerade junge Fahrer überschätzen<br />
leicht ihre Leistungsfähigkeit.<br />
E<strong>in</strong>e zweite Phase der Fahrausbildung soll dabei helfen,<br />
junge Fahrer für die Risiken und Anforderungen des<br />
Straßenverkehrs zu sensibilisieren. Seit Anfang 2004<br />
können Fahranfänger ihre Probezeit verkürzen, wenn sie<br />
an e<strong>in</strong>em Fortbildungssem<strong>in</strong>ar für Fahranfänger (FSF)<br />
teilnehmen. Als Belohnung für die Teilnahme wird den<br />
jungen Fahrer<strong>in</strong>nen und Fahrern bis zu e<strong>in</strong>em Jahr Probezeit<br />
erlassen. Mehr Informationen zur zweiten Phase<br />
gibt es unter www.jungesfahren.de.<br />
DVR<br />
Brücke 4/06 27
28<br />
URTEILE / RECHT<br />
Schlaganfall durch<br />
akute berufliche Stresssituation – e<strong>in</strong> Arbeitsunfall?<br />
Brücke 4/06<br />
Damit e<strong>in</strong> Unfall als Arbeitsunfall anerkannt wird,<br />
s<strong>in</strong>d mehrere Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu<br />
gehört auch, dass e<strong>in</strong> Arbeitsunfall als e<strong>in</strong> von außen auf<br />
den Körper e<strong>in</strong>wirkendes, zeitlich begrenztes Ereignis<br />
def<strong>in</strong>iert ist, das e<strong>in</strong>en Gesundheitsschaden verursacht<br />
oder zum Tode führt. Das Landessozialgericht Sachsen<br />
hatte sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall mit der Frage zu beschäftigen,<br />
ob e<strong>in</strong>e akute berufliche Stresssituation die Merkmale<br />
e<strong>in</strong>es äußeren Ereignisses mit Gesundheitsschaden<br />
erfüllt.<br />
E<strong>in</strong> über 60-jähriger Versicherter war als wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter e<strong>in</strong>es Betriebes für Werkstoffprüfung<br />
tätig. Se<strong>in</strong>e Aufgabe bestand vorwiegend dar<strong>in</strong>, Forschungsaufgaben<br />
zu betreuen und Untersuchungen <strong>in</strong><br />
den Laboratorien des Instituts bzw. bei Begehungen von<br />
Objekten vorzunehmen. Daneben gehörte die Durchführung<br />
von Besprechungen und Beratungen von Unternehmen<br />
mit bestimmten technischen Problemen sowie<br />
die Ausarbeitung von Gutachten zu deren Behebung zu<br />
se<strong>in</strong>em Aufgabenspektrum. E<strong>in</strong>e weitere, wenn auch<br />
untergeordnete, Rolle bestand dar<strong>in</strong>, gelegentlich Vorträge<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Gremien zu halten. Dies waren <strong>in</strong><br />
der Regel Vorträge, bei denen Term<strong>in</strong>, Thema und<br />
Zuhörerkreis genau und lange vorher bekannt waren.<br />
Am Unfalltag nahm der Versicherte als Vertreter se<strong>in</strong>es<br />
Arbeitgebers an e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Sitzung mit anderen<br />
Unternehmen teil. In der Sitzung sollten Vorträge<br />
von Mitarbeitern se<strong>in</strong>es Unternehmens gehalten werden.<br />
Der Versicherte selber war nicht als Redner vorgesehen.<br />
Ca. 5–10 M<strong>in</strong>uten vor Beg<strong>in</strong>n der Sitzung stellte sich<br />
heraus, dass die vorgesehenen Referenten se<strong>in</strong>es Arbeit-<br />
Auf dem Weg zur Arbeit am Steuer e<strong>in</strong>genickt<br />
Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V., Bonn<br />
Der so genannte „Sekundenschlaf“ am Steuer ist oft Ursache schwerer Verkehrsunfälle.<br />
gebers nicht erschienen waren und – da er am Projekt<br />
mitgearbeitet hatte – der Versicherte die daraus resultierenden<br />
Ergebnisse alle<strong>in</strong> vortragen musste. Unmittelbar<br />
nach se<strong>in</strong>er Berichterstattung erblasste der Versicherte<br />
und brach zusammen. Die sofort e<strong>in</strong>geleitete ärztliche<br />
Behandlung ergab nachfolgend e<strong>in</strong>en Schlaganfall mit<br />
den daraus resultierenden gesundheitlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen.<br />
Im Zuge der Behandlung war festzustellen,<br />
dass der Versicherte <strong>in</strong> früheren Jahren unter Bluthochdruck<br />
gelitten hatte, der Blutdruck aber seit längerer<br />
Zeit ke<strong>in</strong>e auffälligen Werte mehr aufwies.<br />
Das Landessozialgericht hat <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit<br />
der Vor<strong>in</strong>stanz entschieden, dass e<strong>in</strong> Arbeitsunfall vorgelegen<br />
hat. Der überraschend zu haltende Vortrag habe<br />
beim Kläger zu e<strong>in</strong>er besonderen psychischen Anspannung<br />
und somit e<strong>in</strong>er Stresssituation geführt. Dieses sei<br />
ausreichend gewesen, um die Hirnblutung zu verursachen.<br />
Von Bedeutung hierbei sei, dass der Kläger sich<br />
plötzlich und unvermutet <strong>in</strong> der Rolle des Vortragenden<br />
wiedergefunden habe. Das Gericht führte weiter aus,<br />
dass das Unfallereignis als rechtlich wesentlich anzusehen<br />
ist und der bestehenden Schadensanlage e<strong>in</strong>e nachgeordnete<br />
Bedeutung zukommt. Die psychische<br />
Anspannung und Stresssituation am Unfalltag hätte sich<br />
sowohl aus der üblichen beruflichen Tätigkeit als auch<br />
aus den Belastungen des täglichen Lebens deutlich<br />
herausgehoben und stelle e<strong>in</strong>e äußere E<strong>in</strong>wirkung im<br />
S<strong>in</strong>ne des Unfallbegriffs dar.<br />
(LSG Sachsen vom 9.2.2006 L 2U 69/03)<br />
Ra<strong>in</strong>er Keye<br />
Unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
stehen auch die mit der versicherten Tätigkeit<br />
zusammenhängenden unmittelbaren Wege nach und<br />
von dem Ort der Tätigkeit.<br />
E<strong>in</strong> Versicherter befand sich im W<strong>in</strong>terhalbjahr seit<br />
5.30 Uhr auf dem Weg zu se<strong>in</strong>er um 7.00 Uhr beg<strong>in</strong>nenden<br />
Arbeit. Gegen 5.45 geriet er mit se<strong>in</strong>em Fahrzeug<br />
auf den unbefestigten Randstreifen zwischen Fahrbahn<br />
und Radweg, gelangte kurz zurück auf die<br />
Fahrbahn, dann noch e<strong>in</strong>mal auf den Randstreifen. Im<br />
Anschluss stieß er auf der Gegenfahrbahn mit e<strong>in</strong>em<br />
entgegenkommenden PKW zusammen. Hierbei zog er<br />
sich Verletzungen an den Be<strong>in</strong>en zu.<br />
E<strong>in</strong> an der Unfallstelle anwesender Zeuge sagte aus, dass<br />
er sich etwa 30 M<strong>in</strong>uten bis zum E<strong>in</strong>treffen der Rettungskräfte<br />
um den Verunglückten gekümmert habe.<br />
Auf die Frage nach der Unfallursache habe der Verunglückte<br />
geantwortet, dass er vielleicht kurz e<strong>in</strong>genickt
sei. Diese Angaben machte der Verletzte auch gegenüber<br />
den e<strong>in</strong>treffenden Polizisten sowie dem Notarzt. Nach<br />
se<strong>in</strong>en Angaben ist der Versicherte am Unfalltag wie<br />
gewohnt um 4.45 Uhr aufgestanden. Zuvor habe er<br />
annähernd acht Stunden gut geschlafen. Er sei das frühe<br />
Aufstehen gewohnt und ausgeruht gewesen. Auch sei er<br />
weder erkrankt, noch habe er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er emotionalen<br />
Ausnahmesituation befunden.<br />
Das Landessozialgericht hat entschieden, dass e<strong>in</strong><br />
Arbeits(Wege)unfall vorlag. Es führte aus, dass sich<br />
ke<strong>in</strong>e Anhaltspunkte dafür hätten f<strong>in</strong>den lassen, dass der<br />
Versicherte <strong>in</strong> der Nacht vor dem Unfallereignis nicht<br />
für ausreichend Schlaf gesorgt habe und bei Antritt der<br />
Fahrt aus diesem Grunde übernächtigt gewesen oder<br />
dass er durch ungesunde Lebensführung übermüdet<br />
gewesen sei. Vielmehr könne das kurze E<strong>in</strong>nicken durchaus<br />
auch auf e<strong>in</strong>e unverschuldete geschwächte körperliche<br />
Verfassung im Zusammenwirken mit der E<strong>in</strong>tönigkeit<br />
des Fahrens zu früher Morgenstunde und bei<br />
Dunkelheit verursacht worden se<strong>in</strong>. Es gebe ke<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en<br />
Erfahrungssatz dafür, dass es bei ausreichend<br />
Schlaf und gesunder Lebensführung nicht zu Müdigkeitsersche<strong>in</strong>ungen<br />
komme. Da selbst Unaufmerksamkeit,<br />
Leichts<strong>in</strong>n und Ähnliches den Versicherungsschutz<br />
nicht aufhebe, bestehe ke<strong>in</strong>e Veranlassung, ihn zu versagen.<br />
TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gte Muskel- und Skelett-Erkrankungen verh<strong>in</strong>dern<br />
Bewertung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und ergonomische Lösungen<br />
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems stehen <strong>in</strong><br />
Deutschland nach wie vor an 1. Stelle der Arbeitsunfähigkeits-Statistik.<br />
Die Abbildung rechts verdeutlicht<br />
dies am Beispiel der Elektro<strong>in</strong>stallateure.<br />
Unter den Begriff Muskel-Skelett-Erkrankungen fallen<br />
Wirbelsäulenleiden unterschiedlicher Ursachen, degenerative<br />
Gelenkerkrankungen, Muskel- und Sehnenscheidenentzündungen<br />
sowie Krankheitsbilder aus dem rheumatischen<br />
Formenkreis. Für den Betroffenen bedeuten<br />
Muskel-Skelett-Erkrankungen je nach Ausprägung<br />
körperliche Schmerzen mit oft sehr lange andauernden<br />
Beschwerden sowie E<strong>in</strong>schränkung der Leistungsfähigkeit.<br />
Für den Arbeitgeber, die Krankenkassen und die<br />
Volkswirtschaft s<strong>in</strong>d sie mit häufigen Arbeitsunfähigkeitstagen<br />
und hohen wirtschaftlichen Ausfällen verbunden.<br />
Weites Krankheitsspektrum –<br />
vielfältige Ursachen<br />
Wenn man von „Krankheiten des Muskel-Skelett-<br />
Systems und des B<strong>in</strong>degewebes“ spricht, s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> viele<br />
Arten von Krankheiten bzw. Diagnosegruppen zusammengefasst,<br />
deren Ursachen zum Teil anlagebed<strong>in</strong>gt<br />
bzw. angeboren s<strong>in</strong>d, zum Teil auf Verschleiß oder Entzündungen<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
Selbst wenn es zum kurzen E<strong>in</strong>nicken gekommen wäre,<br />
stehe dies der Feststellung e<strong>in</strong>es Arbeitsunfalles nicht<br />
entgegen. Zwar kann das Führen e<strong>in</strong>es Kraftfahrzeuges<br />
im Zustand der Übermüdung und der dadurch bed<strong>in</strong>gten<br />
Fahruntüchtigkeit den Verlust des Versicherungsschutzes<br />
zur Folge haben. Voraussetzung dafür ist<br />
jedoch, dass die Übermüdung nicht auf die versicherte<br />
Tätigkeit, sondern ausschließlich oder wesentlich auf<br />
betriebsfremde Umstände zurückzuführen ist. Das ist<br />
<strong>in</strong>sbesondere dann anzunehmen, wenn die Übermüdung<br />
und die durch sie bed<strong>in</strong>gte Fahruntüchtigkeit schon vor<br />
Antritt der Fahrt bestanden haben.<br />
Im Gegensatz dazu führt e<strong>in</strong>e ausschließlich oder<br />
wesentlich durch die Zurücklegung des Weges selbst<br />
verursachte oder erst dabei aufgetretene Übermüdung<br />
ebenso wenig zum Verlust des Versicherungsschutzes<br />
wie e<strong>in</strong>e Übermüdung, die auf betriebliche Umstände<br />
zurückzuführen ist. Denn nach dem Willen des<br />
Gesetzgebers soll die Zurücklegung des unmittelbaren<br />
Weges von der Wohnung zur Arbeitsstätte wie auch<br />
die Tätigkeit selbst dem Versicherungsschutz unterliegen.<br />
(LSG Schleswig-Holste<strong>in</strong> vom 26.01.2006 L 1 U 52/05)<br />
Muskeln, Skelett<br />
Ra<strong>in</strong>er Keye<br />
Etliche dieser Leiden gehören zu den Volks- bzw. Zivilisationskrankheiten,<br />
die sehr viele Menschen unabhängig<br />
von e<strong>in</strong>er besonderen körperlicher Belastung aufweisen.<br />
Durch berufliche E<strong>in</strong>flüsse wie z. B. das Heben und<br />
Tragen schwerer Lasten, häufig wiederkehrende, gleichartige<br />
(repetitive) Bewegungen oder ungünstige Körperhaltungen<br />
können jedoch Erkrankungen auch berufsbed<strong>in</strong>gt<br />
verursacht bzw. verschlimmert werden.<br />
Brücke 4/06 29
30<br />
TIPPS FÜR DIE GESUNDHEIT<br />
Brücke 4/06<br />
Um dies zu verh<strong>in</strong>dern bzw. arbeitsbed<strong>in</strong>gte Gesundheitsgefahren<br />
für das Muskel-Skelett-System zu reduzieren,<br />
müssen die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen bewertet (<strong>Gefährdungsbeurteilung</strong>)<br />
und nötigenfalls Verbesserungen am<br />
Arbeitsplatz vorgenommen werden.<br />
Bewertung von Arbeitsgestaltung und<br />
Muskel-Skelett-Belastungen<br />
Sollten Beschäftigte unter Muskel-Skelett-Erkrankungen<br />
leiden oder sich diese durch Arbeitsbelastungen verstärken,<br />
müssen Arbeitsplatz und -vorgänge bewertet<br />
werden. Generell ist nach diversen Arbeitsschutzvorschriften<br />
(u.a. Lastenhandhabungs-, Arbeitsstätten-<br />
Verordnung, Unfallverhütungsvorschrift BGV A1<br />
„Grundsätze der Prävention“) e<strong>in</strong>e <strong>Gefährdungsbeurteilung</strong><br />
durchzuführen sowie nach s<strong>in</strong>nvollen Vorsorgemaßnahmen<br />
zu suchen.<br />
Bei der Lastenhandhabung hat sich die so genannte<br />
„Leitmerkmal-Methode“ 1 bewährt, für andere, z.B. sich<br />
ständig wiederholende, Tätigkeiten existieren e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von Bewertungsverfahren 2 . Bei Bedarf wenden Sie<br />
sich an Ihre Fachkraft für Arbeitssicherheit oder Ihren<br />
Betriebsarzt. Letzterer untersucht Beschäftigte bei vorliegenden<br />
Beschwerden (z.B. nach e<strong>in</strong>em orthopädischen<br />
Diagnostikkonzept) und kann bei der Beurteilung der<br />
Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen mitwirken.<br />
Vorsorgemaßnahmen<br />
Die wichtigste Vorsorgemaßnahme ist e<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Kräftigung des Muskel-Skelett-Systems von K<strong>in</strong>dheit<br />
an durch Bewegung und Sport sowie e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitgestaltung.<br />
Wir verrichten heutzutage <strong>in</strong> der<br />
Arbeitswelt überwiegend sitzende Tätigkeit ohne ausreichende,<br />
die Muskeln, Sehnen und Gelenke positiv<br />
beanspruchende Reize. Insofern spielen verhaltenspräventive<br />
Maßnahmen wie Ausgleichs- und Kräftigungsübungen<br />
oder Gymnastik am Arbeitsplatz e<strong>in</strong>e<br />
wesentliche Rolle. Arbeitsplatzgestaltungsmaßnahmen<br />
und Verbesserungen von Arbeitsorganisation und<br />
Umgebungsverhältnissen s<strong>in</strong>d ebenfalls s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Anpassung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen an<br />
den Menschen<br />
Prävention durch:<br />
Gestaltung<br />
Organisation<br />
Anpassung<br />
Gesundheitsförderung<br />
Verm<strong>in</strong>derung tätigkeitsspezifischer<br />
Risikofaktoren<br />
Arbeitsablaufoptimierung / Tätigkeits-/Arbeitsplatzwechsel<br />
Übung, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Ausbildung, Unterweisung<br />
der Beschäftigten<br />
E<strong>in</strong>satz und Gesunderhaltung des<br />
Personals unter Berücksichtigung<br />
von Alter, Geschlecht, Konstitution,<br />
Erfahrung<br />
Ergonomie – BG-Forschung und Praxisbeispiele<br />
Ergonomie an Näharbeitsplätzen<br />
In der Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie, aber auch an vielen<br />
Arbeitsplätzen <strong>in</strong> anderen Branchen werden Stoffe und<br />
andere Materialien genäht. Die Beschäftigten an solchen<br />
Näharbeitsplätzen klagen auf Grund der tätigkeitsspezifischen<br />
Muskel-Skelett-Belastungen häufig über diverse<br />
Beschwerden (siehe Abbildung rechts).<br />
Berufsspezifische Auswertungen der Arbeitsunfähigkeits-Daten<br />
von Krankenkassen ergaben Auffälligkeiten<br />
bei e<strong>in</strong>zelnen Diagnosen, die e<strong>in</strong>e arbeitsbed<strong>in</strong>gte<br />
(Teil-) Ursache vermuten lassen. Schulter-Nacken-Arm-<br />
Bereich sowie Rücken waren am stärksten betroffen. Die<br />
Textil- und Bekleidungs-Berufsgenossenschaft (TBBG)<br />
hat deshalb e<strong>in</strong> Forschungsprojekt zur ergonomischen<br />
Arbeitsgestaltung beim Nähen <strong>in</strong>itiiert.<br />
Näharbeiten wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>es Belastungs-Messsystems<br />
beurteilt.<br />
Die Ergebnisse s<strong>in</strong>d ausführlich im BGIA-Report<br />
7/2004: „Ergonomie an Näharbeitsplätzen“ 3 beschrieben.<br />
Die wesentlichen Aussagen s<strong>in</strong>d: Die e<strong>in</strong>seitige<br />
Belastung mit häufig wiederkehrenden Tätigkeiten der<br />
oberen Extremitäten, der e<strong>in</strong>geschränkte Fuß-/Be<strong>in</strong>raum<br />
und die dadurch verursachte ungünstige Körperhaltung<br />
mit meist stark gekrümmtem bzw. verdrehtem<br />
Rücken über lange Zeit führt zu Muskel-Skelett-<br />
Belastungen mit den oben genannten Beschwerden.<br />
Teilweise s<strong>in</strong>d die Arbeitsplätze nicht auf die dort arbeitenden<br />
Beschäftigten e<strong>in</strong>gestellt und e<strong>in</strong>zelne Bauteile<br />
von Nähmasch<strong>in</strong>e oder Tisch ungünstig angeordnet.<br />
Sehr häufig werden vorhandene Verstellmöglichkeiten<br />
nicht genutzt.<br />
Zur optimalen Arbeitsverrichtung und Gesunderhaltung<br />
der Beschäftigten s<strong>in</strong>d aus ergonomischer Sicht<br />
s<strong>in</strong>nvoll:<br />
x <strong>in</strong>dividuell anpassbare Höhenverstellung des Tischuntergestells,<br />
x ungeh<strong>in</strong>derte Sicht auf den Nähbereich,<br />
x ausreichender Fuß-/Be<strong>in</strong>raum,<br />
x leicht bedienbare Fußauslösung sowie<br />
x freie Beweglichkeit und mögliche Abstützbarkeit der<br />
(Unter-)Arme.<br />
Diese ergonomischen Gestaltungsmaßnahmen wurden<br />
im Forschungsvorhaben durch umfangreiche Bewegungsanalysen,<br />
Gelenkw<strong>in</strong>keluntersuchungen und
Befragung der Mitarbeiter wissenschaftlich belegt. Am<br />
besten ist der Wechsel zwischen verschiedenen Körperhaltungen,<br />
z.B. das Nähen im Sitzen und im Stehen, um<br />
e<strong>in</strong>seitige Muskel- und Gelenkbeanspruchungen zu<br />
reduzieren. Die Bed<strong>in</strong>gungen für geeignete ergonomische<br />
Näharbeitsplätze s<strong>in</strong>d näher <strong>in</strong> der berufsgenossenschaftlichen<br />
Information BGI 804-2 „Ergonomie an<br />
Näharbeitsplätzen – Ratgeber für die Praxis“ für Mitgliedsbetriebe,<br />
Betriebsärzte, Sicherheitsfachkräfte und<br />
Beschäftigte erläutert. Für Kle<strong>in</strong>betriebe hat die TBBG<br />
e<strong>in</strong> 4-seitiges Faltblatt (TA 25112) „Gesund bleiben<br />
beim Nähen – Tipps zur ergonomischen Gestaltung der<br />
Näharbeit“ herausgegeben. Ergonomieberater der BG<br />
unterstützen Betriebe bei Bedarf vor Ort. Verschiedene<br />
Hersteller (z. B. von Masch<strong>in</strong>enuntergestellen) bieten<br />
ergonomische Lösungen bei Umbauten oder Neukauf.<br />
Ergonomisch gestalteter Näharbeitsplatz.<br />
Ergonomische Montagearbeitsplätze –<br />
Neues Forschungsprojekt der BGFE<br />
Ähnlich wie die e<strong>in</strong>seitige Körperhaltung bei Büroarbeit<br />
oder beim Nähen <strong>in</strong> der Bekleidungsfertigung können<br />
an Montagearbeitsplätzen e<strong>in</strong>seitige Belastungen bzw.<br />
Überbeanspruchungen bestimmter Muskel- und Skelett-<br />
bzw. Gelenk-Regionen auftreten. Bei der BGFE<br />
läuft derzeit dazu e<strong>in</strong> Forschungsprojekt. Über die<br />
Ergebnisse werden wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er späteren Ausgabe der<br />
Brücke berichten.<br />
Resümee<br />
Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen nicht zuletzt<br />
durch ihre Häufigkeit e<strong>in</strong>en hohen wirtschaftlichen<br />
Schaden. Für Betriebe ist es immer lohnenswert, sich<br />
mit der Bewertung der Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und ergonomischen<br />
Verbesserungsmaßnahmen bei Muskel-Skelett-Belastungen<br />
zu befassen. Besonders vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />
der demografischen Entwicklung – der Anteil<br />
der älteren Beschäftigten steigt – erhält die gesundheitsgerechte<br />
Gestaltung der Arbeitsplätze e<strong>in</strong>en steigenden<br />
Stellenwert. Im Rahmen von betrieblichen Gesundheitsförderungsmaßnahmen<br />
sollten z. B. <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit Krankenkassen verhaltenspräventive Maßnahmen<br />
wie Betriebssport 4 , Gymnastik oder Bewegungsübungen<br />
am Arbeitsplatz durchgeführt werden.<br />
Dr. med. Gerhard Kraus<br />
Medien<br />
1) http://lasi.osha.de Publikationen:<br />
LV 29 „Ziehen und Schieben“ und LV 9 „Heben und<br />
Tragen“<br />
2) BGIA-Report 4/2005 „Fachgespräch Ergonomie“,<br />
www.hvbg.de bgia Publikationen<br />
3) BGIA-Report „7/2004: „Ergonomie an Näharbeitsplätzen“,<br />
www.hvbg.de bgia Publikationen<br />
4) Nähere Informationen unter:<br />
www.bgfe.de/unternehmen-<strong>in</strong>-bewegung<br />
Brücke 4/06 31