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Die Rothenburgsorter Wasserkunstinsel Kaltehofe und die ...

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<strong>Kaltehofe</strong>-Info. v.i.S.d.P: Hanne_hollstegge@web.de, Glashüttenstr. 101, 20357 HH, Kontakt <strong>und</strong> Hinweise: 040-4392 912<br />

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<strong>Die</strong> <strong>Rothenburgsorter</strong> <strong>Wasserkunstinsel</strong> <strong>Kaltehofe</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Billwerder Insel (Stand 6/08)<br />

Auf <strong>Kaltehofe</strong> befindet sich eine stillgelegte Trinkwasseraufbereitungsanlage mit der „offenen<br />

Langsamsandfiltration“ im Besitz der Hamburg Wasser (der ehemaligen HWW GmbH), <strong>die</strong> wiederum<br />

der Stadt gehört. <strong>Kaltehofe</strong> <strong>die</strong>nte zur Reinigung von Elbwasser von 1893 bis 1962/64 <strong>und</strong> zur<br />

Aufbereitung von Elbuferfiltrat bis 1990. Im Wasserwerksteil Billwerder Insel, südlich von <strong>Kaltehofe</strong><br />

wurde das Elbwasser bzw. das Uferfiltrat (aus Flachbrunnen) „geschöpft“ (gepumpt) <strong>und</strong> vorgeklärt.<br />

“<strong>Kaltehofe</strong> ist (…) eine grüne Insel im großstädtischen Gefüge inmitten<br />

von Industrien, verwunschen durch den Kontrast. Man weiß wo man ist<br />

<strong>und</strong> ist trotzdem weit weg.” Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Denkmalschutzamt, 2004<br />

Inhalt<br />

01. Halbinsel <strong>Kaltehofe</strong>: Name, Größe <strong>und</strong> Lage<br />

02. Ehemalige Insel “Billwerder Insel”<br />

03. Erreichbarkeit von <strong>Kaltehofe</strong> heute<br />

04. Filterwerk <strong>Kaltehofe</strong>, Teil der “Stadtwasserkunst” (…) heute “Hamburg Wasser”<br />

Schöpfen, Vorklären, Filtern, Pumpen = ein Wasserwerk<br />

05. bedrohtes Kulturdenkmal der Wasserindustrie – ohne Denkmalschutz & ausreichende Erhaltungsmaßnahmen<br />

06. <strong>Kaltehofe</strong> sportlich, erholsam: Spazieren, Angeln, Radfahren auf dem Elberadweg “e”,<br />

Scaten, Kaffee trinken – Wassertreppe 51<br />

07. Begehrt: der “Seitensprung” an der A1 über <strong>die</strong> Norderelbe <strong>und</strong> andere gewünschte<br />

Erreichbarkeiten für Unmotorisierte<br />

08. Deichschutz <strong>und</strong> weite Aussichten<br />

09. Süßwasserwatt Holzhafen wird auf dem nördlichen Teil der Billwerder Insel erweitert<br />

10. Umweltbedingungen<br />

11. <strong>Kaltehofe</strong> – tierisch gut<br />

12. Erholungsgebiet <strong>Kaltehofe</strong><br />

13. Streit um Autos, Mofas, Motorräder auf dem <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Moorfleeter Hauptdeich<br />

14. Planerische Rahmenbedingungen<br />

15. Nutzungsideen: Klein-Venedig, Ablehnung eines Naturschutzgebiets, Agenda 21<br />

16. Agenda 21-Prozess 2004 /2005 <strong>und</strong> Masterplan 2007 /2008<br />

17. Mehr aus der Geschichte <strong>Kaltehofe</strong>s <strong>und</strong> der Hamburger Wasserversorgung<br />

18. Eine persönliche Bemerkung zum Schluss<br />

19. Kontakt, Literatur <strong>und</strong> Daten zu Infospaziergängen 2008<br />

1. <strong>Wasserkunstinsel</strong> <strong>Kaltehofe</strong>: Name, Größe <strong>und</strong> Lage<br />

“Wasserkunst” war früher <strong>die</strong> Bezeichnung für Wasserwerke, Wasserversorgungsanlagen.<br />

Der Flurname “<strong>Kaltehofe</strong>”, “<strong>die</strong> Hofe” oder “Kolden Hof” geht auf ein landwirtschaftliches<br />

Gebiet vermutlich eines Ritters names Kolden zurück. <strong>Kaltehofe</strong> gehört seit 1768 (Gottorper<br />

Vergleich) zu Hamburg. <strong>Die</strong> heutige Halbinsel <strong>Kaltehofe</strong> – mit dem Filterwerk der Hamburger<br />

Stadtwasserkunst – liegt zwischen der Norderelbe, Billwerder Bucht <strong>und</strong> dem Holzhafen.<br />

<strong>Die</strong> heute grüne 60 ha große trapezförmige <strong>Kaltehofe</strong> befindet sich etwa 6 km Luftlinie<br />

flussaufwärts von den St. Pauli-Landungsbrücken <strong>und</strong> dem Sielauslass, aus dem bis zum Bau<br />

des Klärwerks das Abwasser in <strong>die</strong> durch Ebbe <strong>und</strong> Flut beeinflusste Elbe geleitet wurde.<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Billwerder Insel bilden den südlichen Zipfel des Stadtteils<br />

Rothenburgsort im Bezirk Hamburg-Mitte an der Grenze zum Bezirk Bergedorf. Das östliche<br />

<strong>Kaltehofe</strong> wurde zur Insel, da der heutige Norderelbverlauf durch das westliche <strong>Kaltehofe</strong><br />

hindurch gebaut wurde. Der sogenannte Elbdurchstich (1876-1879) trennt seitdem Rest-<br />

<strong>Kaltehofe</strong> von der Peute. Im Osten wird <strong>Kaltehofe</strong> vom alten Norderelb-Verlauf – der<br />

Billwerder Bucht – eingerahmt, im Westen von der “neuen” Norderelbe. Im Norden sind <strong>die</strong><br />

Neuen Elbbrücken zu erkennen <strong>und</strong> im Süden liegt <strong>Kaltehofe</strong> am Süßwasserwatt Holzhafen,<br />

nahe der Blauen Brücke der A1 über <strong>die</strong> Norderelbe, eine Schrägseilbrücke aus den<br />

1960er Jahren des Architekten Egon Jux – leider nur für Kraftfahrzeuge (KFZ).<br />

2. Ehemalige Insel “Billwerder Insel”<br />

<strong>Die</strong> ehemalige dreieckige Billwerder Insel wurde im 18./19. Jh. von Norderelbe, Billwerder<br />

Elbe (später “Doveelbe” genannt) <strong>und</strong> von W nach O von der Gammerelbe umspült.<br />

Sie erstreckt sich – heute anders geformt – nördlich <strong>und</strong> südlich der Autobahn A1 <strong>und</strong> liegt<br />

gegenüber der Peute, Georgswerder <strong>und</strong> auf Höhe der Spadenländer Spitze. Zur Billwerder<br />

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<strong>Kaltehofe</strong>-Info. v.i.S.d.P: Hanne_hollstegge@web.de, Glashüttenstr. 101, 20357 HH, Kontakt <strong>und</strong> Hinweise: 040-4392 912<br />

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Insel gehören nördlich <strong>und</strong> südlich der Autobahn A1 <strong>die</strong> Wasserwerksgelände, das Vogelschutzgehölz<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Billesiedlung. Im Süden der Billwerder Insel stand das Schöpfwerk <strong>und</strong><br />

befindet sich heute noch das Vorklärwerk mit den trapezförmigen Wasserbecken, <strong>die</strong> mit<br />

<strong>Kaltehofe</strong> durch großdimensionierte Wasserleitungen verb<strong>und</strong>en sind. Ein Zaun schützt <strong>die</strong><br />

Anlagen <strong>und</strong> damit auch <strong>die</strong> Tiere <strong>und</strong> Pflanzen. Eine Umnutzung <strong>die</strong>ses HWW (Hamburg<br />

Wasser)-Geländes ist nicht geplant.<br />

Vom Deich zu erspähen sind dessen halbkugelige an orientalische Architekur erinnernde<br />

Brunnenhäuser. Sie werden auch Regulier-oder Schieberhäuser genannt, da sich in<br />

ihnen Vorrichtungen befinden mit denen sich der Wasserzu- <strong>und</strong> Ablauf mechanisch regeln<br />

lassen. Auf der Billwerder Insel ist der Verfall der “Jule-Verne-Architektur” deutlich.<br />

Auf dem nördlichen Billwerder Insel-Gebiet zwischen Holzhafen <strong>und</strong> Autobahn, östlich der<br />

Absetz- (oder Vorklär)becken <strong>und</strong> im Vogelschutzgehölz förderten ab 1962/64 drei<br />

Flachbrunnen-Galerien Elbuferfiltrat (durch Elbwasser beeinflusstes Gr<strong>und</strong>wasser). Das<br />

löste <strong>die</strong> dortige Direktentnahme von Rohwasser aus der Elbe ab. Das Vogelschutzgehölz<br />

<strong>und</strong> das Gebiet der Billesiedlung (Böhringersiedlung) gehören zum Stadtteil Moorfleet im<br />

Bezirk Bergedorf. Gegründet wurde <strong>die</strong> Billesiedlung auf z.T. verseuchten Böden, auf<br />

Spülflächen auf dem alten Doveelbverlauf. Heute wird deswegen auf 3/4 der ehemaligen<br />

Siedlungsfläche – höhergelegt – Golf gespielt.<br />

3. Erreichbarkeit von <strong>Kaltehofe</strong> heute<br />

Aus der Innenstadt kommend mit dem Rad der Beschilderung Elberadweg “e” <strong>und</strong> R5<br />

folgen, dabei ist allerdings das Verkehrskleeblatt Billhorner Brückenstraße eine<br />

unangenehme, umwegige Strecke. Danach geht`s durch den Elbpark Entenwerder oder über<br />

Billwerder Neuer Deich, links ist der <strong>Rothenburgsorter</strong> Wasserturm zu sehen, einige 100 m<br />

weiter befindet sich <strong>die</strong> ehemalige Trauns-Villa gegenüber der das Sperrwerksbrücke<br />

Billwerder Bucht, <strong>die</strong> Verbindung auf <strong>die</strong> Elbinsel <strong>Kaltehofe</strong>.<br />

S-21 Richtung Bergesdorf/Aumühle bzw. Elbgaustraße, Haltestelle Rothenburgsort:<br />

20 Min. Fußweg: links den Billhorner Deich herunter am Wasserturm vorbei <strong>und</strong> links der<br />

Kurve folgend in der Ausschläger Elbdeich. <strong>Die</strong> Sperrwerksbrücke für auf <strong>die</strong> <strong>Kaltehofe</strong>.<br />

Bus 120+124 bis Billhorner Deich: 12 Min. Fußweg, links den Billhorner Deich … (s.o.).<br />

Mit dem Auto von Norden kommend: von der Amsinckstraße oder dem Heidenkampsweg auf<br />

<strong>die</strong> Billhornerbrückenstraße durch das Verkehrskleeblatt auf den Billhorner Röhrendamm<br />

fahren (Hinweisschild Rothenburgsort folgen), dann rechts in den Billhorner Deich, links auf<br />

den Ausschläger Elbdeich, dort vor der Sperrwerksbrücke befindet sich ein Parkstreifen. Auf<br />

<strong>Kaltehofe</strong> sind ganz wenige, meist inoffizielle Parkplätze.<br />

4. Filterwerk <strong>Kaltehofe</strong>, Teil der “Stadtwasserkunst”, der städtischen<br />

Wasserversorgungsanlagen, ab 1924 “Hamburger Wasserwerke GmbH”,<br />

heute “Hamburg Wasser”<br />

<strong>Kaltehofe</strong> beherbergt das eingezäunte, seit 1990 stillgelegte 44 ha große offene<br />

Langsamsand-Filterwerk der Hamburger Wasserwerke, das 1893 als Teil der Hamburger<br />

Stadtwasserkunst in Betrieb ging. <strong>Die</strong> Trinkwasseraufbereitungsanlage auf <strong>Kaltehofe</strong>, mit<br />

ehemals 22 Filterbecken unter freiem Himmel <strong>die</strong>nte der Reinigung des vorgeklärten Elbwassers<br />

(bzw. ab 1962 /64 des Elbuferfiltrats). Anfangs geschah das vor allem, indem das<br />

Wasser durch Sandschichten geleitet wurde. Später floss es zusätzlich durch einen Schnellfilter<br />

mit Aktivkohle <strong>und</strong> ab 1923 wurde es gechlort. <strong>Die</strong> Sandfiltration wirkte mechanisch <strong>und</strong><br />

mikro-biologisch antibakteriell – unter anderem gegen Typhus- <strong>und</strong> Choleraerreger. In den<br />

Anfangsjahren bedeutete das eine enorme Qualitätsverbesserung des Trinkwassers. (Vor<br />

1914 wurden max. 175.300 m3/Tag von K. geliefert, max. 500.000 l St<strong>und</strong>e/Becken.)<br />

Nicht zuletzt ging mit dem Bau des Filterwerks <strong>die</strong> Verlegung des Vorklärwerkes <strong>und</strong> der<br />

Schöpfstelle auf <strong>die</strong> Billwerder Insel um r<strong>und</strong> 2,5 km elbaufwärts einher. Dadurch verringerte<br />

sich <strong>die</strong> Gefahr, dass Elbwasser mit Abwasser vermengt <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Trinkwasserversorgung<br />

“geschöpft” (gepumpt) wurde, denn durch <strong>die</strong> Tide (Ebbe <strong>und</strong> Flut) “schwappte” das<br />

Abwasser flussaufwärts.<br />

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Schöpfen, Vorklären, Filtern, Pumpen = ein Wasserwerk<br />

Das Elbwasser-Schöpf- <strong>und</strong> Vorklärwerk auf der Billwerder Insel bildet mit dem Filterwerk<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> dem Pumpwerk am Billhorner Deich am "<strong>Rothenburgsorter</strong> Wasserturm" von<br />

1848, ein Wasserwerk. Im Vorklärwerk Billwerder Insel wurde das Wasser aus der Norderelbe<br />

bzw. aus den Flachbrunnen – in Absetzbecken von Schwebstoffen etc. geklärt. <strong>Die</strong><br />

Verdüsungsanlage verminderte u.a. den Mangan- <strong>und</strong> Eisengehalt. Nach Kalkzugabe<br />

(1970/80er) floss <strong>die</strong>ses sogenannte Rohwasser durch <strong>die</strong> Absetzbecken <strong>und</strong> danach durch<br />

einen 2,60 m weiten Kanal <strong>und</strong> ein 1,60 m weites Rohr nach <strong>Kaltehofe</strong> jeweils in ein<br />

Filterbecken. <strong>Die</strong> Kontrollschächte der Leitungen sind entlang des Hauptdeichs zu sehen.<br />

Von den ehemals 22 Filterbecken auf <strong>Kaltehofe</strong> (davon 21 mit 110x83 m) sind heute noch<br />

ca. 17 mit Wasser gefüllt. An den Filterbecken stehen sich jeweils ein Zuflussbrunnenhaus für<br />

Rohwasser <strong>und</strong> ein Abflussbrunnenhaus für Reinwasser gegenüber. Während über ein<br />

Brunnenhaus – auch Schieber- oder Regulierhäuschen genannt – das Rohwasser<br />

eingelassen wurde, konnte durch das anderen Brunnenhaus, das unterhalb der Sandschicht<br />

zusammenlaufende gefilterte Reinwasser “abgezapft” werden. Durch einen Düker<br />

(unterirdisches Rohr) gelangte es durch <strong>die</strong> Billwerder Bucht zum Pumpwerk am Billhorner<br />

Röhrendamm/Billhorner Deich. <strong>Die</strong> Filterreinigung auf <strong>Kaltehofe</strong>, der Abtrag der<br />

verschmutzten, „dichten“ Sandschichten, geschah in harter Knochenarbeit per Hand (1980er<br />

min. 2x/Jahr); der Transport zur „Hamburger Sandwäsche“ per Karren, mithilfe von Pferden<br />

<strong>und</strong> einer Werkbahn. (<strong>Die</strong> letzte <strong>Kaltehofe</strong> Feldbahn<strong>die</strong>sellok für 60 cm Gleisbreite wurde<br />

1972 gebaut <strong>und</strong> steht in Siek.) Nach Abtrag der verschmutzten Sandschichten wurden <strong>die</strong><br />

Filter gespült <strong>und</strong> das Spülwasser in <strong>die</strong> Billwerder Bucht befördert <strong>und</strong> zwar mittels zweier<br />

Entleerungspumpwerke. Eines davon steht noch am nördlichen Hinterdeich. Es besitzt<br />

eine achteckige Gr<strong>und</strong>fläche wie auch bei Kirchenbauten nicht unüblich. 1960 arbeiteten<br />

auf der Billwerder Insel <strong>und</strong> <strong>Kaltehofe</strong> noch 17 HWW-Angestellte <strong>und</strong> 40 Arbeiter.<br />

5. Kulturdenkmal – ohne Denkmalschutz <strong>und</strong> ausreichende<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Das Denkmalschutzamt empfiehlt seit 1992 <strong>die</strong> Aufnahme des Ensembles Filterwerk<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Schöpf-<strong>und</strong> Vorklärwerk Billwerder Insel in <strong>die</strong> Denkmalschutzliste. Schließlich<br />

handelte es sich – nach derzeitigem Kenntnisstand – um ein innerhalb Deutschlands in<br />

Ausdehnung <strong>und</strong> Art ein einzigartiges Wasserindustrie-Denkmal. Allerdings sind<br />

mittlerweile <strong>die</strong> Brunnenhäuser auf beiden Inseln stark beschädigt (<strong>und</strong>ichte Dächer, ausgehängte<br />

Türen etc.). Instandsetzungsmaßnahmen sind dringend erforderlich!<br />

Anhand von <strong>Kaltehofe</strong> kann Architektur-<strong>und</strong> Technikgeschichte des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />

Hamburger Politik <strong>und</strong> Stadtentwicklung erzählt werden. <strong>Die</strong> (Franz) Andreas Meyer<br />

Straße erinnert an den verantwortlichen Architekten, der <strong>die</strong> „Hannoversche<br />

Backsteinneugotik“ mit einer Vorliebe für schmiedeeiserne Details vertrat, wie sie auch in<br />

der Speicherstadt zu sehen ist. Vergleichanlagen, wie <strong>die</strong> Filterbecken in<br />

Friedrichshagen in Ost-Berlin am Müggelsee (1893) sind wegen des dort strengeren<br />

Winters überwölbt, <strong>die</strong> offenen Filterbecken in Rotterdam-Kralingen größtenteils<br />

trockengelegt. Altonas r<strong>und</strong> 50 Jahre älteren Filterbecken auf dem Baursberg haben<br />

keine Brunnenhäuser.<br />

<strong>Kaltehofe</strong>s zylindrische Brunnenhäuser mit dem Kegeldach sind im historistischen Stil<br />

(quasi <strong>die</strong> Postmoderne des 19. Jh.) gehalten. <strong>Die</strong> halbkugeligen Brunnenhäuser auf der<br />

Billwerder Insel scheinen orientalische Vorbilder zu haben oder Jule-Verne-Ideen<br />

nachzuempfinden. Im heute leerstehenden <strong>Kaltehofe</strong>r gelben “Märchenschloss” wie es<br />

<strong>Rothenburgsorter</strong> Kinder nennen, im Stil einer Fabrikantenvilla waren das Labor des<br />

Hygienischen Instituts, ein Teil der HWW-Verwaltung, sowie drei <strong>Die</strong>nstwohnungen<br />

untergebracht (Architektur: Bauinspektor J.H.W. Wulff). Zu den Gebäuden auf <strong>Kaltehofe</strong> aus<br />

den 1940er bis 1970er Jahren zählen: Brunnenhäuser am Hinterdeich, das Sozialgebäude<br />

neben der Villa, <strong>die</strong> Schnellfilteranlage im Norden.<br />

Eine Eintragung in <strong>die</strong> Denkmalschutzliste, böte einen gewissen Erhaltungsschutz, der<br />

dringend erforderlich ist. Aber <strong>die</strong> Finanzbehörde wandte sich dagegen: Der Verkaufswert<br />

<strong>Kaltehofe</strong>s soll durch Denkmalschutz nicht einschränkt werden.<br />

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6. <strong>Kaltehofe</strong> sportlich <strong>und</strong> erholsam: Spazieren, Angeln, Elberadweg “e”,<br />

Scaten, Kaffee trinken / Wassertreppe 51<br />

<strong>Die</strong> autofreie Deichverteidigungsstraße <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich bildet mit dem 3,5 m schmalen<br />

<strong>Kaltehofe</strong> Hinterdeich, inkl. Trampelpfadstrecke seit Herbst 2004 eine offizielle 3,3 km lange<br />

R<strong>und</strong>e um das Wasserwerksgelände z.B. für Spazieren, Nordic Walking. Am Hinterdeich<br />

sind Gewerbebetriebe, Wassersportvereine <strong>und</strong> Marinas zu finden sowie der Schießsportclub<br />

Billwerder Gilde im Oberländer Kahn. <strong>Die</strong>se Kähne lagen früher zu h<strong>und</strong>erten in der<br />

Billwerder Bucht. Davon zeugt <strong>die</strong> Wassertreppe 51 am Moorfleeter Deich an der<br />

Billwerder Bucht, <strong>die</strong> im Mai 2008 von Hamburg Port Authority abgerissen werden<br />

sollte <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> u.a. von Protesten <strong>und</strong> einer Pedition im Juni 08 noch steht.<br />

Enttäuschenderweise hat der Kulturausschuss der Bürgerschaft am 26.6.08 sich für den<br />

Abbau entschieden! Der Peditionsausschuss behandelt das Thema hoffentlich mit anderem<br />

Ergebnis. <strong>Die</strong> Marina Billwerder Bucht mit der Gaststätte “Zum Skipper” (t: 63 60 56 56)<br />

bietet eine Barkassenanleger am Ponton auf der Billwerder Bucht mit ggf. Blick auf <strong>die</strong><br />

untergehende Sonne. Der <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich, günstig für Scaten <strong>und</strong> Radfahren schließt<br />

im Norden an <strong>die</strong>, bei Anglern beliebte, Sperrwerksbrücke Billwerder Bucht an <strong>und</strong><br />

mündet auf dem Aus-schläger Elbdeich (Straßenname erinnert an den alten Elbverlauf). Im<br />

Süden geht der <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich in den Moorfleeter Hauptdeich über <strong>und</strong> endet an der<br />

Tatenberger Schleuse. <strong>Die</strong> Deichstraße gehört zur Hamburger Fahrradroute R5: seit 2002<br />

als Teil des europäischen Elberadwegs "e" von Cuxhaven bis fast Prag ausgewiesen.<br />

Vielen HamburgerInnen unbekannt: <strong>Die</strong> beliebte Elbbadeanstalt <strong>Kaltehofe</strong> (1930-<br />

1958/62) für <strong>die</strong> 60.000 Bewohner-Innen von Hamm <strong>und</strong> Hammerbrook <strong>und</strong> <strong>die</strong> r<strong>und</strong> 45.000<br />

Menschen aus Rothenburgsort – vor der Bombar<strong>die</strong>rung 1943. <strong>Die</strong> Badeanstalt <strong>Kaltehofe</strong> war<br />

eine Flussbadeanstalt mit Sandstrand, je nach Tide mal breiter mal schmaler <strong>und</strong> ein<br />

Wellenbad – wenn <strong>die</strong> Schiffe vorbeikamen.<br />

Seit einigen Jahren schwimmen am Elbbadetag – “Butterkuchen bei <strong>die</strong> Fische” –<br />

manche der heutigen 8100 (Herzens-)<strong>Rothenburgsorter</strong>Innen im ehemaligen Kanal “Haken”<br />

vor dem Elbpark Entenwerder, da dort bei Flut <strong>die</strong> heutige sehr starke Strömung der<br />

Norderelbe vermieden werden kann.<br />

7. Begehrt: der “Seitensprung” <strong>und</strong> andere gewünschte Erreichbarkeiten für<br />

<strong>die</strong> Unmotorisierten<br />

Eine Fußgängerbrücke an der Autobahnbrücke der A1 von Georgswerder <strong>und</strong> der<br />

Peute nach Rothenburgsort/Moorfleet, lässt der Ortsausschuss Wilhelmsburg schon länger<br />

prüfen. <strong>Die</strong>ser “Seitensprung über <strong>die</strong> Norderelbe” würde sich beidseitig lohnen.<br />

Kilometerlange Umwege für Nichtmotorisierte würden wegfallen: für Fre<strong>und</strong>Innen,<br />

Verwandte, ArbeitnehmerInnen, für EinkäuferInnen bei IKEA- <strong>und</strong> Baumarkt (Kleinteiltour),<br />

für Erholungssuchende <strong>und</strong> Neugierige mit Zielen wie <strong>Kaltehofe</strong>, Eichbaumsee, Doveelbpark<br />

im Osten <strong>und</strong> der grüner Wilhelmsburger Osten oder ab 2013 Internationale<br />

Gartenschau (IGS) <strong>und</strong> Bauausstellung (IBA) im Westen. Außerdem boomt der<br />

Städtetourismus <strong>und</strong> nicht nur wegen der notwendigen Reduzierung der CO2-Emissionen <strong>und</strong><br />

der steigenden Benzinpreise wird das Radfahren/Radwandern immer populärer.<br />

Barkassen könnten schon heute in der Billwerder Bucht anlegen z.B. beim “Zum Skipper”,<br />

ebenfalls am Hauptdeich norderelbseitig, falls dort ein Anleger in den Hafeneinschnitt gelegt<br />

werden würde. Aufgr<strong>und</strong> von Mittelstreichungen ist das Vorhaben der Stadtplanungsabteilung,<br />

Hamburg Mitte fraglich geworden: Der Bau einer kleinen Fußgängerbrücke über<br />

den Doveelbegraben (Holzhafengraben) im Rahmen der ökologischen Ausgleichsmaßnahme<br />

Billwerder Insel. Eine neue kürzere <strong>und</strong> kinderfre<strong>und</strong>lichere Spazier- <strong>und</strong> Radfahrr<strong>und</strong>e<br />

um <strong>die</strong> Billwerder Bucht ergäbe sich – nördlich der Autobahn-A1. Eine Radverbindung<br />

an der Hochwasserschutzwand elbseitig am Großmarkt entlang (“Stadtdeichpromenade”<br />

/”Oberhafenconnection”), unter der Billhorner Brückenstraße nach Entenwerder, wäre<br />

eine Alternative zu 8 Spuren Amsinckstraße. Zusätzlich wäre eine zweite Ampel zur<br />

Querung des gigantischen Verkehrskleeblatts Billhorner Brückenstraße ein<br />

familiengerechter Quantensprung in der Verbesserung der Zuwegung für Unmotorisierte,<br />

denen derzeit <strong>die</strong> autogerechte der 1960er Verkehrsplanung <strong>die</strong> drei-vierfache Wegstrecke<br />

abverlangt.<br />

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8. Deichschutz <strong>und</strong> weite Aussichten<br />

Der über 8 m hohe grüne <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich ist deswegen so hoch, da <strong>die</strong> Elbe mit der<br />

Nordsee verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> somit ebenfalls Ebbe <strong>und</strong> Flut aufweist, d.h. das Flusswasser wird<br />

gegen <strong>die</strong> Fließrichtung elbaufwärts geschoben. Der Unterschied zwischen dem mittlerem<br />

Hoch-<strong>und</strong> Niedrigwasser (Tidenhub) stieg durch Ausbaggerung, Begradigung, Eindeichung<br />

<strong>und</strong> Erd-Erwärmung von 1,80 m (1914) auf 2,60 m (1960) <strong>und</strong> auf ca. 3,60 m heute.<br />

<strong>Die</strong> Fahrrinnentiefe der Elbe: 1840 ca. 4m, 1890 8m, 1999 14,5 m, 2010 17,00 m?.<br />

Von <strong>die</strong>ser 1. Deichschutzlinie lässt sich w<strong>und</strong>erbar auf das Wasserwerksgelände <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Hamburger Skyline schauen. <strong>Die</strong> insgesamt 50 Meter breite Deichanlage mit Elbauenwaldstreifen<br />

<strong>und</strong> der gleichnamigen autofreien Deichverteidigungsstraße steht der Öffentlichkeit<br />

erstmalig seit ca. 1993/94 zum Spazieren bzw. Radfahren zur Verfügung.<br />

Das behördliche Abteilung für Hochwasserschutz unterhält auf der Südspitze <strong>Kaltehofe</strong>s ein<br />

Deichschutz-Depot u. a. mit Kleie-Hügeln, ein Sandsacklager befindet sich unter der<br />

Autobahnbrücke. Der <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich, schützt mit dem Sperrwerk Billwerder Bucht<br />

Rothenburgsort, Billbrook <strong>und</strong> Moorfleet vor Sturmfluten. Nachvollziehbar, dass<br />

Beschädigungen des Deichkörpers, z.B. durch Befahren oder Buddeln von H<strong>und</strong>en<br />

strafrechtlich verfolgt werden können.<br />

9. Süßwasserwatt Holzhafen wird auf dem nördlichen Billwerder Insel erweitert<br />

Weltweit weisen wenige Flüsse noch Ebbe <strong>und</strong> Flut mit Süßwasserwatten auf. Ein<br />

Süßwasserwatt bietet einen speziellen, sehr wertvollen Lebensraum <strong>und</strong> Nahrungsplatz für<br />

zahlreiche Tiere <strong>und</strong> Pflanzen. Hamburgs größtes mit ehemals 600 ha (heute ca. 400 ha), ist<br />

das Mühlenberger Loch, das zweitgrößte mit heute ca. 20 ha der Holzhafen zwischen<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> der Billwerder Insel. <strong>Die</strong>ses soll bis vor <strong>die</strong> Autobahn vergrößert werden, als<br />

ökologischen Ausgleichsmaßnahme für <strong>die</strong> Zerstörung von Landschaft durch <strong>die</strong><br />

Erweiterung der Autobahn A1. Dazu ist es notwendig, dass ein Deich (Teil der 2. Deichschutzlinie)<br />

<strong>und</strong> das grüne Gelände der Billwerder Insel nördlich der Autobahn A1<br />

abgeschoben, größtenteils gerodet <strong>und</strong> unter Wasser gesetzt wird. <strong>Die</strong> Maßnahme wurde<br />

2008 begonnen. Ein anderer Teil des Plans ist realisiert: Das beschädigte Deichverteidigungsstraßen-Teilstück<br />

<strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich entlang der zukünftigen Wattfläche wurde<br />

höhergelegt <strong>und</strong> neu gebaut <strong>und</strong> parallel zum <strong>Kaltehofe</strong>hauptdeich <strong>die</strong> 2. Deichlinie als<br />

Deichkörper <strong>und</strong> als Straße erstellt. Weiter sind neue Schranken errichtet worden, um <strong>die</strong><br />

Nutzung der Rampen auf den Hauptdeich durch KFZ zu verhindern. Das sind Maßnahmen<br />

hätten genützt um <strong>Kaltehofe</strong> als Umleitungsstrecke für PKW zu vorzubereiten. (s. 13.)<br />

10. Umweltbedingungen<br />

Aufgr<strong>und</strong> der knapp 100jährigen Nachbarschaft zum Industriegebiet Peute mit der<br />

Norddeutschen Affinerie, NA (seit 1909) sowie zum Heizkraftwerk Tiefstack (seit 1917/<br />

1993) ist von einer Bodenbelastung auf <strong>Kaltehofe</strong> auszugehen, allerdings befindet sich auf<br />

<strong>Kaltehofe</strong> kein Spülfeld (anders als in der Billesiedlung, Billwerder Insel). Aufgr<strong>und</strong> der Luftbelastung<br />

auf <strong>Kaltehofe</strong> schließt <strong>die</strong> Behörde für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt, BSU einen<br />

„dauerhaften Aufenthalt“ d.h. regelmäßiges Wohnen noch Arbeiten auf <strong>Kaltehofe</strong> aus. Gegen<br />

Erholung&Sport bestehen keine Einwände, da <strong>die</strong> Luftbelastung nicht speziell <strong>die</strong> Atemwege<br />

beeinträchtigt.<br />

<strong>Die</strong> Planung der NA zusammen mit der Hamburger Straßenreinigung einen Kraftwerksneubau<br />

(Verbrennung von bestimmten Müllsorten) auf der Peute, nördlich der Autobahn<br />

<strong>und</strong> nahe der Norderelbe ist 2007 aufgegeben worden. (<strong>Die</strong> NA will sich am Steinkohlekraftwerksbau<br />

in Moorburg beteiligen.) In Tiefstack will Vattenfall auf dem seinem Heizkraftwerksgelände<br />

ein zusätzliches Gaskraftwerk (Gas- <strong>und</strong> Dampf-Anlage) Anfang 2008 in Betrieb<br />

nehmen. <strong>Die</strong> Altholzverbrennungsanlage, das “Biomassenheizkraftwerk” in der<br />

Borsigstraße, u.a. für giftige Eisenbahnschwellen nahm 2006 den Betrieb auf, eine<br />

Ergänzung zur seit 1931 bestehenden Müllverwertungsanlage seit 1971 mit Sondermüll-<br />

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verbrennung. – Ein Luftkurort ist nicht in Sicht, aber <strong>die</strong> Luftqualität hat sich im Vergleich<br />

zu den 1970er Jahren wesentlich verbessert. Allerdings will <strong>die</strong> NA ihre Produktion erhöhen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Schadstoff-F<strong>und</strong>en (Gifte <strong>und</strong> Öle) im Boden in der Bille-oder Böhringersiedlung,<br />

auf dem Böhringer Gelände an der Andreas Meyer-Straße wurden 1990 <strong>die</strong> 3<br />

Flachbrunnengalerien auf der Billwerder Insel zusammen mit dem Filterwerk <strong>Kaltehofe</strong> außer<br />

Betrieb genommen. <strong>Die</strong> Stilllegung der Flachbrunnen geschah r<strong>und</strong> 10 Jahre früher als<br />

geplant. <strong>Die</strong> Gifte drohten in <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>wasser führenden Schichten <strong>und</strong> damit in <strong>die</strong><br />

Flachbrunnen zu gelangen. Sie wurden gef<strong>und</strong>en im aufgespülten Boden der benachbarten<br />

Billesiedlung, <strong>die</strong> auf teils auf einem Spülfeld gebaut wurde, auf dem Betriebsgelände der<br />

skandalträchtigen Chemiefirma Böhringer (Lindan-Produktion) an, im Müllabladeplatz u.a.<br />

von Böhringer, dem Moorfleeter Brack am Sandwisch. Seit <strong>Kaltehofe</strong>/Billwerder Insel vom<br />

Netz ging, liefern <strong>die</strong> HWW aus (heute 18) Gr<strong>und</strong>wasserwerken (Tiefbrunnen) nur noch<br />

elbunabhängiges Gr<strong>und</strong>wasser.<br />

11. <strong>Kaltehofe</strong> – tierisch gut<br />

<strong>Die</strong> o.g. Umweltbedingungen scheinen allerdings Vögel wenig zu stören: So wurde unter den<br />

60 Vogelarten auf <strong>Kaltehofe</strong> (www.rothenburgsort.info>downloads) <strong>und</strong> in der Umgebung<br />

2003 - 2006 sogar Seeadler über der Billwerder Insel beobachtet.<br />

Auch andere Rote Liste-Arten wie Krick-, Löffelenten, Spießenten <strong>und</strong> Mittelsäger<br />

nutzen <strong>Kaltehofe</strong>, das angrenzende Süßwasserwatt Holzhafen, <strong>die</strong> Billwerder Insel <strong>und</strong><br />

Spadenländer Spitze. Hamburgs einzige Kormorankolonie brütet auf dem Wasserwerksgelände<br />

der Billwerder Insel. Im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer unüberhörbar: auf <strong>Kaltehofe</strong> leben<br />

tausende von Fröschen <strong>und</strong> Kröten. Sie laichen in den Wasserbecken <strong>und</strong> wandern über den<br />

Deich. Füchse, Hasen <strong>und</strong> Rehe lassen sich ebenfalls beobachten. Als 2003 eine Partei den<br />

Antrag einbrachte, ein weit über <strong>Kaltehofe</strong> hinausgehendes “Naturschutzgebiet<br />

Elbauenlandschaft Norderelbe” auszuweisen, lehnte <strong>die</strong>s <strong>die</strong> politische Mehrheit des<br />

Bezirk Mitte ab <strong>und</strong> sie beschlossen einen Agenda 21-Prozess.<br />

12. Erholungsgebiet <strong>Kaltehofe</strong><br />

“Hier senkt sich Ruhe sich in <strong>die</strong> Seele”*, so eine Spaziergängerin 2005. Zu verdanken<br />

ist das, dem autofreien <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich (Bezirk Mitte), der auf der Billwerder Insel in<br />

den Moorfleeter Hauptdeich (Bezirk Bergedorf) übergeht <strong>und</strong> bis zur Billesiedlung ebenfalls<br />

KFZ-frei ist. Das Wohlfühlgefühl hat mit dem relativ geringen Schallpegel zu tun.<br />

(Beispielsweise sind der Altonaer Volkpark, Planten&Blomen, der Stadtpark oder der Entenwerder<br />

Elbpark wesentlich verlärmter.) <strong>Die</strong> gebremste Windgeschwindigkeit durch den<br />

Elbauensaum mit Weite <strong>und</strong> viel Platz, der weite Einblick auf das naturnahe, historistische<br />

<strong>und</strong> kleinteilige Filtergelände <strong>und</strong> <strong>die</strong> Aussicht auf <strong>die</strong> Hamburger Skyline fördern<br />

ebenfalls <strong>die</strong> Aufenthaltsqualität. Überblick <strong>und</strong> Orientierung heben das Sicherheitsgefühl.<br />

Obwohl das Industriegebiet Peute von weitem <strong>und</strong> das Heizkraftwerk Tiefstack sehr nah <strong>und</strong><br />

dominat zu sehen ist (1993, Architekt: Hupertz).<br />

13. Streit um Autos, Mofas, Motorräder auf dem <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Moorfleeter<br />

Hauptdeich<br />

R<strong>und</strong> h<strong>und</strong>ert Jahre (1893-1989/90) war <strong>die</strong> Strecke des <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeichs eine<br />

betriebsinterne Straße der HWW, d.h. eine öffentliche KFZ-Straße gab es nie. (Ausnahme:<br />

vermutlich wenigen Wochen um 1990, in denen über den fast graden Hauptdeich gerast<br />

wurde.) 1993/94 wurde der 6 m breite <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich zum Spazieren <strong>und</strong> Radfahren<br />

der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt – für KFZ gesperrt. Darum gab es in den letzten<br />

Jahren einen Konflikt. <strong>Die</strong> bezirklich Mehrheit in Bergedorf <strong>und</strong> des Ortausschusses Vier-<strong>und</strong><br />

Marschlande streb(t)en an, den <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich für den KFZ-Verkehr zu öffnen.<br />

Das Vorhaben wurde bis dato nicht umgesetzt. Allerdings hat 2005 <strong>die</strong> Behörde für<br />

Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt verlautbart, den <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich für <strong>die</strong> Bauzeit von r<strong>und</strong><br />

18 Monate als Verkehrsumleitungsstecke für PKWs für eine Geschwindigkeit von 30 km/h<br />

freizugeben – falls Verkehrsprobleme wegen der Brennerhofbrücken-Baustelle entstehen. Im<br />

Winter 2006/2007 begann <strong>die</strong> einstreifige Verkehrsführung auf der Brennerhof-<br />

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Behelfsbrücke <strong>und</strong> im Rahmen eines deshalb vorgezogenen Teils der ökologischen<br />

Ausgleichsmaßnahme – der Erweiterung des Süßwasserwatts Holzhafen – wurde ein Teilstück<br />

der wenig belastbaren Deichverteidigungsstraße <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich neu gebaut <strong>und</strong> damit<br />

für höhere Belastungen ertüchtigt.<br />

Gegen KFZ auf dem <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich sprachen sich 2003-2005 der Stadtteilbeirat<br />

Rothenburgsort, <strong>die</strong> Attraktive Billesiedlung, <strong>die</strong> Arbeitsgemeinschaft Moorfleet, <strong>die</strong><br />

TeilnehmerInnen der Agenda 21-Konferenz <strong>Kaltehofe</strong>, <strong>die</strong> Lenkungsgruppe Agenda 21 –<br />

<strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> der Bezirk Hamburg-Mitte aus. <strong>Die</strong> Umleitung wird als Tür-<strong>und</strong> Toröffner für<br />

<strong>die</strong> Dauereinrichtung einer KFZ-Straße angesehen. Befürchtet wird <strong>die</strong> Zerstörung der<br />

Erholung, der Rückzugsräume für ruhebedürftige Tiere, noch mehr Verkehrsbelastung in<br />

Rothenburgsort u. <strong>die</strong> Beeinträchtigung der Lebensqualität in der Billesiedlung – gegen einen<br />

Planfeststellungsbeschluss.<br />

14. Planerische Rahmenbedingungen<br />

Im Flächennutzungsplan weist <strong>Kaltehofe</strong> noch für Ver-<strong>und</strong> Entsorgung aus. 2003 nahm <strong>die</strong><br />

Stadt Hamburg <strong>Kaltehofe</strong> aus dem Flächenangebot (Tranche) für <strong>die</strong> „Wachsende Stadt“<br />

heraus. <strong>Kaltehofe</strong> gilt als Fläche mit „Klärungsbedarf“, im Landschaftsprogramm der BSU von<br />

2002 als grünes Gebiet mit teils eingeschränkter öffentlicher Nutzung, Bestandteil der<br />

Elbuferachse Richtung Vierlande. Der “Seitensprung über <strong>die</strong> Elbe” würde <strong>die</strong> Dove-Elbe-<br />

Achse mit Wilhelmsburg verbinden. In einer Erhebung der Qualitäten der Freizeit- <strong>und</strong><br />

Erholungsräume an der Elbe würde <strong>Kaltehofe</strong> ebenfalls eine Rolle spielen (Bürgerschaftliches<br />

Ersuchen: Bürgerschaftsdrucksache 181543/2005)<br />

15. Nutzungsideen : Klein-Venedig, Ablehnung Naturschutzgebiet , Agenda 21<br />

1992 veröffentlichte <strong>die</strong> Bild Hamburg, <strong>die</strong> Idee der HWW das Wasserwerksgelände <strong>Kaltehofe</strong><br />

für hochpreisiges Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten unter dem Lable “Klein Venedig” zu verkaufen. (Ein<br />

Konzept ähnlich der HafenCity-Planung.) Es fand sich 12 Jahre kein Investor. (Gründe: u. a.<br />

Luftbelastungen, schwierige Erschließung (Anbindung per Straße), Kulturdenkmalwert,<br />

bessere Konkurrenz-Flächen). 2003 beschloss <strong>die</strong> Bezirksversammlung HH-Mitte einen<br />

Agenda-21-Prozess für <strong>Kaltehofe</strong> durchzuführen, nachdem <strong>die</strong> Ausweisung eines Naturschutzgebietes<br />

Auenlandschaft Norderelbe abgelehnt wurde. 2004 erklärte <strong>die</strong> HWW keinen<br />

kleinteiligen Verkauf/ Vermietung einzelner Gebäude zu beabsichtigen, sondern <strong>die</strong> Anlage<br />

als Ganzes zu veräußern. Vor <strong>und</strong> nach 2003 erarbeiteten u.a. <strong>Rothenburgsorter</strong>Innen,<br />

HamburgerInnen sowie Stu<strong>die</strong>rende aus Dortm<strong>und</strong>, Berlin <strong>und</strong> Hamburg Vorschläge,<br />

Entwürfe <strong>und</strong> Diplomarbeiten.<br />

16. Agenda 21-Prozess 2004 /2005 <strong>und</strong> Masterplanerstellung beauftragt von<br />

Hamburg Wasser 2007<br />

Verb<strong>und</strong>en mit dem Entschluss zum Agenda-21-Prozess war <strong>die</strong> Leitung durch <strong>die</strong> Schutzgemeinschaft<br />

Deutscher Wald (SDW). <strong>Die</strong> SDW hat zusammen mit den verschiedenen Interessengruppen-VertreterInnen<br />

in nicht öffentlichen Lenkungsgruppensitzungen <strong>und</strong> zwei<br />

öffentlichen Agenda-21-Konferenzen (Juni 04 / Mai 05) - ein Nutzungskonzept für <strong>Kaltehofe</strong><br />

(im Konsens) entwickelt. <strong>Die</strong> TeilnehmerInnen der Agenda-Konferenzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Lenkungsgruppe<br />

– u.a. mit VertreterInnen der HWW, der Norddeutscher Affinerie, der politischen<br />

Parteien, der Behörden, der AnwohnerInnen, des Stadtteilbeirates <strong>und</strong> Sportvereine –<br />

setzten sich mit diversen Nutzungsvorschlägen, Konzepten, Rahmenbedingungen in unterschiedlichem<br />

Detaillierungsgrad <strong>und</strong> unterschiedlicher Reichweite auseinander. So entstand<br />

ein Grobkonzept, das auf der letzten Agenda-21-Konferenz verfeinert <strong>und</strong> von der SDW<br />

letztendlich ausformuliert wurde.<br />

Das Ergebnis: Auf „sanfte“ Art soll Freizeit, Erholung, Kultur <strong>und</strong> Natur auf dem<br />

Filtergelände ermöglicht werden – an einem autofreiem <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich.<br />

Einige Stichworte dazu: Kunst, Info <strong>und</strong> Kultur in einige Brunnenhäuser, in <strong>die</strong> Villa <strong>und</strong> in<br />

das achteckige Entleerungspumpwerk. Ein Teil des Geländes soll der Natur vorbehalten<br />

bleiben, ein anderer Teil für Erholung <strong>und</strong> Freizeit in der Natur zur Verfügung stehen. Teile<br />

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der Anlage sollen denkmalgeschützt werden. Ein Agenda-21-Ergebnis wirkt nicht rechtlich<br />

bindend. Entscheiden kann der Aufsichtsrat von Hamburg Wasser, in dem auch <strong>die</strong> Behörde<br />

für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt (BSU) vertreten ist, bzw. der Senat. <strong>Die</strong> politischen<br />

Parteien im Bezirk HH-Mitte votierten für einen Masterplan zur weiteren Konkretisierung der<br />

Vorschläge <strong>und</strong> zur Kostenermittlung, bezahlt aus Budgets der BSU. Im März 2006 wurde<br />

<strong>die</strong>ser Antrag von Seiten der BSU, Amt für Landesplanung abgelehnt – aufgr<strong>und</strong> fehlender<br />

Haushaltsmittel <strong>und</strong> anderer Prioritäten, allerdings mit dem Hinweis: “Das vorliegende<br />

Ergebnis des Agenda 21-Prozesses wird in der gesamträumlichen Planung mit berücksichtigt,<br />

bis eine konkretere Planungsgr<strong>und</strong>lage geschaffen werden kann.”<br />

Im März `06 wurde von der HWW GmbH angekündigt, dass <strong>die</strong> SDW mit dem Masterplan<br />

für <strong>Kaltehofe</strong> beauftragt werden soll. Für <strong>die</strong> Fachleistungen stellte sich das Studio<br />

Andreas Heller, Hamburg (Architekt u. a. des Auswanderermuseums in Bremerhafen) der<br />

Agenda 21-Lenkungsgruppe im September 06 vor. Im November 07 wurde der Masterplan<br />

öffentlich vorgestellt. Er sieht auf ca. 1/3 der Fläche im „historischen Layout“ (= kahl)<br />

Freizeitnutzungen u.a. einen Aussichtsturm sowie Ausstellung <strong>und</strong> Gastronomie in der<br />

<strong>Kaltehofe</strong>-Villa vor. Damit sich <strong>die</strong>se lohnt sind Parkplätze an der Villa verb<strong>und</strong>en mit einer<br />

Teilöffnung des <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeichs für KFZ vorgesehen – im Widerspruch zum<br />

Agenda 21-Ergebnis (= autofreier <strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich). s. pers. Bemerkungen.<br />

17. Mehr aus der Geschichte von <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> der Hamburger Wasserversorgung<br />

1. <strong>Die</strong> Wasserkunst am Billhorner Röhrendamm (= Trinkwasserröhren-Damm) von 1848 war <strong>die</strong><br />

Lehre aus dem Großen Hamburger Brand 1842, in dem u.a. wegen dem fehlendem Löschwasser<br />

1/3-1/4 der Stadt Hamburg innerhalb des Walls abbrannte. <strong>Die</strong>se erste zentrale, städtische<br />

Lösch-<strong>und</strong> Trinkwasserversorgung auf dem europäischen Kontinent (in England war Kontinentaleuropa<br />

voraus) entstand unter der Leitung des englischen Ingenieurs <strong>und</strong> Planers William Lindley<br />

(*1808), unter Mitarbeit von Alexis de Chateauneuf (Architekt u.a. der Alsterarkarden <strong>und</strong> der Alten<br />

Post). Ein dringend notwendiger Fortschritt bezüglich Brandschutz <strong>und</strong> Hygiene, der anfangs gutes<br />

Wasser für wenig Geld bot.<br />

2. Im 19. Jh. brauchte <strong>die</strong> Schifffahrt <strong>und</strong> der Hamburger Tidehafen mehr Wasser. Zu den Wasserbaumaßnahmen<br />

zählten der Elbdurchstich <strong>Kaltehofe</strong>/Peute, <strong>die</strong> Verlagerung der Doveelbemündung<br />

in <strong>die</strong> Elbe (<strong>die</strong> Billwerder Insel wurde zum Festland (s.o.)), sowie <strong>die</strong> Verlängerung der Bunthäuser<br />

Spitze im Süden Wilhelmsburgs zugunsten von mehr Wasserzufluss von der Süderelbe in<br />

<strong>die</strong> Norderelbe.<br />

3. Ab 1872 gab es intensive Auseinandersetzungen zwischen Befürwortern einer zentralen Filtration<br />

<strong>und</strong> Gegnern. Es war klar, dass <strong>die</strong> Langsamsandfiltration Verunreinigungen des Wassers wesentlich<br />

reduzierte. Dazu gehörte auch <strong>die</strong> Vernichtung von Krankheitskeimen. Mediziner hatten Alarm<br />

geschlagen.<br />

4. 1890 wurde der Bau des Schöpf-Vorklär- <strong>und</strong> Filterwerks beschlossen, 1893 ging`s in Betrieb, aber<br />

dazwischen, 1892, begann Hamburgs größte Cholera-Epidemie mit über 8000 Toten in 6<br />

Wochen. <strong>Die</strong>se Cholera-Epidemie hätte vermieden werden können, wenn das antibakteriell wirkende<br />

Filterwerk, früher gebaut worden wäre. Denn über Fäkalien im Abwasser waren <strong>die</strong> Cholera-Erreger<br />

in <strong>die</strong> Elbe gelangt <strong>und</strong> über <strong>die</strong> städtische Trinkwasserversorgungsanlagen in <strong>die</strong> Häuser geliefert<br />

worden. <strong>Die</strong> damalige Nachbarstadt Altona, besaß <strong>die</strong> Sandfiltration seit den 1850er Jahren<br />

<strong>und</strong> wurde von der letzten Cholera weitgehend verschont. <strong>Die</strong>s zeigte sich im Schulterblatt in<br />

Schanzenviertel, das teils von Altona, teils von Hamburg beliefert wurde.<br />

5. Ab 1905 wurden zusätzlich zur Versorgung mit filtriertem Elbwasser Gr<strong>und</strong>wasserwerke<br />

aufgebaut. Der Anteil an Elbwasser in der Gesamttrinkwassermenge war z.B. um 1930-40ern<br />

auf r<strong>und</strong> 10-20 % gesunken, während <strong>und</strong> nach dem 2. Weltkrieg stieg er zeitweilig wieder an.<br />

Darüber hinaus schwankte der Anteil des Elbwasser in den Belieferungsgebieten erheblich.<br />

6. Zwischen 1930 <strong>und</strong> 1958/1962 befand sich an <strong>Kaltehofe</strong>s Nordspitze in der Norderelbe <strong>die</strong><br />

Flussbadeanstalt <strong>Kaltehofe</strong>.<br />

7. Im 2. Weltkrieg, bei der Aktion Gomorrah 1943, der Bombar<strong>die</strong>rung des Hamburger Ostens<br />

starben Tausende. Auch <strong>die</strong> Wasserwerke am Billhorner Deich wurden getroffen u.a. fiel der kleine<br />

Lindleyturm. Ebenfalls wurden Filterbecken auf <strong>Kaltehofe</strong> beschädigt. <strong>Die</strong>s ist vermutlich einer der<br />

Gründe für <strong>die</strong> vereinfachte Architektur der Brunnenhäuser am Hinterdeich <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Verlandung<br />

einiger Becken.<br />

8. <strong>Die</strong> Sturmflut 1962 setzte aufgr<strong>und</strong> eines Deichbruchs an der im Bau befindlichen Autobahn A1<br />

auch das Filtergelände unter Wasser.<br />

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9. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Verschmutzung des Elbwassers wurde ab 1962/1964 nicht mehr direkt<br />

Wasser aus der Elbe geschöpft, sondern auf Elbuferfiltrat (Flachbrunnen auf der Billwerder<br />

Insel) umgestellt. <strong>Die</strong> drohende Verunreinigung der Flachbrunnen mit Giften <strong>und</strong> Ölen, <strong>die</strong> in den<br />

Böden der Umgebung gef<strong>und</strong>en wurden (Böhringer-Skandal, Billesiedlung) führte 1990 zur<br />

vorzeitigen Schließung des Wasserwerksteile Billwerder Insel <strong>und</strong> <strong>Kaltehofe</strong>.<br />

10. In den 1980er Jahren trieben <strong>die</strong> HWW Förderung von Gr<strong>und</strong>wasser zusätzliche aus der Nordheide<br />

voran - einhergehend mit Protesten („Hamburg trinkt <strong>die</strong> Heide leer“). Vermutlich im Zusammenhang<br />

mit den Umweltskandalen <strong>und</strong> dem gestiegenen politischen Druck in den 1980er Jahren wurde<br />

Leitlinien der HWW festgelegt, <strong>die</strong> eine nachhaltige Wasserwirtschaft vorsehen. Sie sind u.a. mit<br />

Aufklärungsarbeit zum Wassersparen <strong>und</strong> mit dem Wasserzählereinbau vorb<strong>und</strong>en. Der gemessene<br />

Jahres-Wasserverbrauch pro EinwohnerIn stieg im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert dramatisch an. 1893-6,66<br />

m3/1975-87,5 m3. Allerdings sank er nach der Ölkrise in den 1970er auf 74,1 m3 im Jahr 2000,<br />

Angaben inkl. des Verbrauchs durch Gewerbe/Industrie. Für 2006 geht Hamburg Wasser von<br />

durchschnittlich 42,34 m3/Person aus.<br />

18. Eine persönliche Bemerkung zum Schluss<br />

Viele R<strong>und</strong>gangsteilnehmerInnen möchten, dass <strong>Kaltehofe</strong> “so bleibt wie es ist”. Sie gehen davon aus,<br />

dass Veränderungen <strong>die</strong> Insel nicht attraktiver, sondern unattraktiver machen. Tatsächlich ist <strong>Kaltehofe</strong><br />

schon längst ein beliebtes Ausflugsziel, eine wichtige Scater-<strong>und</strong> Radfahrstrecke <strong>und</strong> Spaziergänger-<br />

Innen fühlen sich “bezaubert”. Es ist <strong>die</strong> Kombination der Faktoren, <strong>die</strong> angenehm <strong>und</strong> erholsam wirkt.<br />

Aber der Verfall des faktischen Kulturdenkmals schreitet voran. Daher sollte m.E. <strong>Kaltehofe</strong> einerseits<br />

unmotorisiert besser erreicht <strong>und</strong> stärker besucht werden, andereseits aber der größte Teil des<br />

Wasserwerksgeländes vor Menschen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>en geschützt werden. <strong>Die</strong>s reduziert sowohl <strong>die</strong><br />

Investitions- wie <strong>die</strong> Unterhaltungskosten. Wesentlich dabei wäre, <strong>die</strong> historische <strong>und</strong> aktuelle<br />

Bedeutung, Einzigartigkeit <strong>und</strong> Unverwechselbarkeit des Ortes <strong>Kaltehofe</strong> zu betonen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Zusammenhänge mit den anderen Wasserwerksteilen (Wasserturm) <strong>und</strong> Naherholungs-<br />

<strong>und</strong> Wohngebieten (Wilhelmsburg, Moorfleet, Vier-<strong>und</strong> Marschlande) herzustellen <strong>und</strong><br />

entsprechende Wegebeziehungen zu ermöglichen.<br />

Daher ist m.E. ein Entwicklungskonzept für <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Umgebung sinnvoll, wenn es<br />

• <strong>die</strong> relative Ruhe <strong>und</strong> Streßfreiheit auf <strong>Kaltehofe</strong> – ohne Autos auf dem gesamten<br />

<strong>Kaltehofe</strong> Hauptdeich als “Standortqualität” <strong>und</strong> kinderfre<strong>und</strong>liche Situation<br />

ausdrücklich betont: <strong>Kaltehofe</strong> als ein Lokales Agenda 21-<strong>und</strong> Klimaschutzvorzeigeprojekt<br />

<strong>und</strong> naturnahes “Kontrast-Programm” zur HafenCity <strong>und</strong> zur Erholung für <strong>die</strong><br />

BewohnerInnen der angrenzenden Quartiere. (Eine Stadt wird attraktiv durch <strong>die</strong> mit allen<br />

Sinnen feststellbare Unverwechselbarkeit der Orte.)<br />

• eine große Scater-oder Spazier-R<strong>und</strong>e <strong>Kaltehofe</strong> u. Moorfleeter Hauptdeich,<br />

Moorfleeter Deich u.a. - entlang der Billwerder Bucht östlich von K. verwirklicht. Dabei<br />

sollte <strong>die</strong> Tempo 30Km/h-Zone mit Radarfallen <strong>und</strong> Kontrollen des “Anliegerverkehrs”<br />

gewährleistet werden, zugunsten von gestressten BewohnerInnen wie Ausflüglern.<br />

• den Kulturdenkmalwert würdigt <strong>und</strong> für den Erhalt sorgt: Denkmalschutz für das<br />

deutschlandweit einzigartige Wasserwerk aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert! (Veränderungen wären<br />

trotzdem möglich.) <strong>Die</strong> sind Brunnenhäuser z.T. stark beschädigt. Sie weisen <strong>und</strong>ichte Dächer<br />

ausgehängte Türen etc. auf. Instandsetzungsmaßnahmen sind dringend erforderlich!<br />

• statt eines Aussichtsturms auf <strong>Kaltehofe</strong>, eine intensivere Beobachtung der Tiere<br />

<strong>und</strong> Betrachtung der Gebäude mit High-Tech zu ermöglichen: z.B. mit Hilfe von<br />

Periskopen <strong>und</strong> Video-Kameras, Web-Cams etc.. Im Koalitionsvertrag vom April 08 zwischen<br />

den Bürgerschaftsparteien CDU <strong>und</strong> GAL ist der leider Aussichtsturm nicht in Frage gestellt. Im<br />

Mai 08 sprach sich <strong>die</strong> SPD-GAL-Koalition, Bezirks Mitte gegen “Eventturm” <strong>und</strong> Großparkplatz<br />

auf <strong>Kaltehofe</strong> aus. Allerdings ist deren Beschluss nicht entscheidend. Das Denkmalschutzamt<br />

ist ebenfalls dagegen <strong>und</strong> voraussichtlich ist der Aussichtsturm vom Tisch (Stand 6/08).<br />

• statt eines Aussichtsturms auf <strong>Kaltehofe</strong> <strong>die</strong> Reaktivierung des denkmalgeschützten<br />

<strong>Rothenburgsorter</strong> Wasserturms am Billhorner Deich von 1848 als<br />

Aussichtsturm umzusetzt. Damit einhergehen könnte, dass ein Teil des Wasserwerksgeländes<br />

am Billhorner Deich zusammen mit dem WasserForum (Ausstellung zur aktuellen<br />

Wasserversorgung) <strong>und</strong> dem Veranstaltungsgebäude in der ehemaligen Maschinenhalle,<br />

öffentlich zugänglich würden. Vom Wasserturm (64 m) gäbe es den weiten Blick auf<br />

<strong>Kaltehofe</strong>, Hafencity, Rothenburgsort, Peute, Tiefstack <strong>und</strong> Umgebung.<br />

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• den naturnahen Qualitäten des Ortes <strong>und</strong> der Umgebung gerecht wird <strong>und</strong> sie als<br />

Besonderheit hervorhebt: <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> das Süßwasserwatt als tierreichen Raum<br />

weiterentwickeln <strong>und</strong> nicht in Konkurrenz zu städtischen Parks (Altonaer Volkspark, Stadtpark,<br />

IGS-Park, Planten <strong>und</strong> Blomen) umgestalten. <strong>Die</strong>se sind – wie auch der nur 500 m von K.<br />

entfernte Entenwerder Elbpark – für Massenpublikum viel besser erreichbar <strong>und</strong> benutzbar.<br />

• <strong>Die</strong> Zuwegung für Unmotorisierte verbessern <strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Gebiete für Naherholung<br />

<strong>und</strong> Radtourismus miteinander verknüpfen – für HamburgerInnen, aber auch für<br />

TouristInnen <strong>und</strong> BesucherInnen der Internationalen Bauausstellung <strong>und</strong> Internationalen<br />

Gartenschau 2013 in Wilhelmsburg. Realisierung des Seitensprungs über <strong>die</strong> Elbe<br />

(Fußweg an der A1-Brücke) <strong>und</strong> der Stadtdeichpromenade (statt Amsinckstraße). <strong>Die</strong>s<br />

wäre ein vorbildlicher Beitrag zum Klimaschutz – Prestigeträchtig für Senat <strong>und</strong> Bürgerschaft<br />

<strong>und</strong> den Bezirk Hamburg Mitte.<br />

19. <strong>Kaltehofe</strong>-R<strong>und</strong>gänge um`s Filterwerk 2008, Kontakt, Informationen<br />

Informationsquellen zum Thema <strong>Kaltehofe</strong> / Elbe / Wasserversorgung<br />

• Evans, Richard: Tod in Hamburg, Reinbek, 1996<br />

• Meng, A.: Geschichte der Hamburger Wasserversorgung, Hamburg 1993<br />

• Schertel, Otto in Hamburg <strong>und</strong> seine Bauten, Hamburg 1914<br />

• Rüttgerodt-Riechmann, Ilse: Denkmalschutzgutachten, Kulturbehörde, HH 1992<br />

• Hollstegge, Hanne: Zukunftsfähige Nutzungen für <strong>Kaltehofe</strong>?! – Qualitäten <strong>und</strong> Chancen der<br />

<strong>Rothenburgsorter</strong> <strong>Wasserkunstinsel</strong> in Hamburg, HH 2004<br />

• Geisler, Robert: Hamburg – ein Führer durch <strong>die</strong> Stadt <strong>und</strong> ihre Umgebungen, 1861,<br />

Nachdruck aus den 1970er unter ISBN 3-7672-0507-6 im Internet zu finden<br />

www.wasserkunstinsel.de: Martina Katzsch, Ronald Hirte <strong>und</strong> H. Hollstegge<br />

www.nachhaltiges-hamburg.de: SDW-Homepage mit Konzepten, Gutachten, Doku des Agenda 21-<br />

Prozesses <strong>Kaltehofe</strong> <strong>und</strong> Masterplan <strong>Kaltehofe</strong><br />

www.hwo-digital.de: Stadtteilinitiative HWO / Bündnis Wassertreppe 51: www.wassertreppe51.de<br />

www.rothenburgsort.info (Downloads): Stadtteilbüro Rothenburgsort<br />

www.insel-im-fluss.de (Pegelstände): Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V.<br />

www.hamburgwasser.de <strong>und</strong> WasserForum der HWW am Billhorner Deich in Rothenburgsort,<br />

T.: 7888 – 251, geöffnet: Di, Do, So 10-16.00 h.<br />

www.hh-hamm.de: Stadtteilarchiv Hamm, T.: 251 39 27<br />

www.rettet-<strong>die</strong>-elbe.de: Infos zur Elbe <strong>und</strong> Umweltthemen (u.a. Infos zu Böhringer)<br />

www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/gebaeude/muellverbrennungsanlage (…)<br />

http://portal.verdi4u.de/ver-unentsorgung/wasserwirtschaft/data/08gleichordnungskonzern<br />

http://www.arztscout.com/de/site/617/page/krankheiten/details.xml (Infos zur Bekämpfung v. Cholera)<br />

Vielen Dank an alle, <strong>die</strong> an der Informationszusammenstellung u. -vermittlung beteiligt waren, Mitarbeiter<br />

der HWW, Ingo Böttcher <strong>und</strong> Anke-Marey Ahmels (RBOtours), Martina Katzsch <strong>und</strong> Ronald<br />

Hirte (Verkehrsiniative Karoviertel) u.v.a.m.<br />

... mit <strong>Die</strong> Neue Gesellschaft O8 www.<strong>die</strong>-neue-gesellschaft.de,<br />

Sa, 13. Sept. 15.00h, Tel. 040 – 44 75 25 oder Kontakt:<br />

hanne_hollstegge@web.de, 040-4392912<br />

Infospaziergänge um das Wasserwerksgelände aus <strong>Kaltehofe</strong><br />

... mit RBOtours`08 www.rothenburgsort-tours.de, Sonntag, 21.9.,<br />

15.00h <strong>und</strong> n. Vereinb. Kontakt: hanne_hollstegge@web.de, 040-4392912<br />

... mit Stattreisen e.V. 08 www.stattreisen-hamburg.de<br />

Sa, 5. Oktober jeweils 15.00 h & n. Vereinb. 040 – 430 34 81<br />

oder Kontakt: hanne_hollstegge@web.de, 040-4392912<br />

Treffpunkt: jeweils vor dem Sperrwerk Billwerder Bucht, gegenüber der<br />

Traunsvilla, Ausschläger Elbdeich 3. S 21 Rothenburgsort & 20 Gehmin./Bus 120/124<br />

Billhorner Deich & 15 Min.. Empfehlung: Wärmere, winddichte Kleidung, rutschfeste<br />

Schuhe, ggf. Mückenschutz & Fernglas<br />

Aktualisiert im Ende Juni 2008, Hanne Hollstegge<br />

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