dl technik - Elephant Dental
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dl technik - Elephant Dental
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Der Blick für das Detail,<br />
ohne die Sicht auf<br />
das Ganze zu verlieren,<br />
ist eine Kunst für sich.<br />
Fabiano Bolzani zeigt<br />
seine ganz persönliche<br />
Schicht<strong>technik</strong> an sieben<br />
Metallkeramikkronen, fünf<br />
Facetten und einem<br />
Additionalveneer.<br />
Indizes:<br />
Additionalveneer<br />
Doppelkronen<br />
Facette<br />
Festsitzender Zahnersatz<br />
Hydroxyle Keramik<br />
Metallkeramik<br />
Schicht<strong>technik</strong><br />
Veneer<br />
Weichgewebekonditionierung<br />
Einführung<br />
Das Ziel der modernen Prothetik ist nicht<br />
einzig und allein die Wiederherstellung<br />
der Kaufunktion, denn Zahnärzte und Patienten<br />
legen immer größeren Wert auf<br />
Ästhetik. Zahngesundheit hängt zunehmend<br />
von einer Verbesserung der Ästhetik<br />
ab. Das Ziel ist also, das Wohlbefinden<br />
und die Lebensqualität des Patienten<br />
zu verbessern.<br />
Die Umstände, welche die Entscheidung<br />
für Zahnersatz beeinflussen, sind zahlreich:<br />
der Lebensstil, die sozialen Kontakte,<br />
das Arbeitsumfeld und die Karriere.<br />
Nicht zu vergessen der große Einfluss<br />
der Medien (Fernsehen, Reklame, Internet<br />
usw.), die dazu beitragen, das ästhe-<br />
Keramik<br />
Ein ästhetisch-funktioneller Versuch mit hydroxyler Keramik<br />
Individuelle Schicht<strong>technik</strong><br />
für höchste Ästhetik<br />
Von Bolzani Fabiano, Trezzano Rosa (I)<br />
tische Bewusstsein in unserem täglichen<br />
Leben zu erweitern. Die logische Folge<br />
ist der Wunsch nach ästhetischem Zahnersatz<br />
mit persönlicher Note.<br />
Eine systematische klinische Behan<strong>dl</strong>ung<br />
zusammen mit einem guten Qualitätsmanagement<br />
des zahntechnischen Labors<br />
garantieren eine korrekte Kaufunktion,<br />
einen hohen Tragekomfort sowie eine individuelle<br />
Ästhetik, die den biologischen<br />
Anforderungen gerecht werden und sich<br />
in das prothetische Umfeld einfügen.<br />
Hierfür ist die Zusammenarbeit des<br />
Teams Zahnarzt und Zahn<strong>technik</strong>er schon<br />
in der Anfangsphase von grun<strong>dl</strong>egender<br />
Bedeutung. Die Entscheidungen müssen<br />
vor allem den Wünschen und Vorstellungen<br />
des Patienten Rechnung tragen.<br />
© das dental labor, LVI, Heft 8/2008 963
<strong>dl</strong> <strong>technik</strong><br />
Abb. 1 bis 4<br />
Hydroxyles Schema:<br />
Molekül-Austausch zwischen<br />
Natrium und Wasser nach<br />
Einsetzen der keramischen<br />
Arbeit in die Mundhöhle<br />
Auswahl der Materialien<br />
Wenn die Krone im Mund eingesetzt wird,<br />
reagiert die Keramikoberfläche mit dem Speichel<br />
Es bilden sich Hydrate, die das Molekülvolumen<br />
vergrößern und so Mikrorisse und Poren schließen<br />
Abb. 5<br />
Das Oberflächenhäutchen<br />
der Keramik, mit ähnlicher<br />
Härte wie der des natürlichen<br />
Zahns, ist ein großer<br />
Vorteil für die Gesundheit<br />
der natürlichen Zähne im<br />
Gegenkiefer und für den<br />
Komfort der Kaufunktion<br />
Seit Jahren schon ist die Wahl der am besten<br />
geeigneten Materialien Stoff grun<strong>dl</strong>egender<br />
Diskussionen zwischen Zahnarzt,<br />
Patient und Zahn<strong>technik</strong>er. Das Ergebnis<br />
soll ein Material sein, das für lange<br />
Zeit stabil bleibt, sehr ästhetisch ist, hohen<br />
Tragekomfort besitzt und Antagonisten<br />
schonend ist. Was die Keramik betrifft,<br />
wissen wir alle, dass ein zu hartes Material<br />
in Okklusion mit dem natürlichen<br />
Zahn einen frühzeitigen Verschleiß der<br />
funktionalen Arbeitsfacetten verursacht.<br />
Weiter werden die natürlichen, abradierten<br />
Zähne sensibel, die vertikale Dimen-<br />
Herkömmliche<br />
Keramik<br />
Natürlicher Zahn<br />
Antagon Interaction<br />
Hydroxyl-Keramik<br />
sion geht verloren, und Kautraumen sind<br />
die Folge. Mit einem zu weichen Material<br />
geht sowohl die Präzision der Funktionskontakte<br />
als auch der vertikalen Dimension<br />
verloren und die gesamte Arbeit<br />
verfärbt sich.<br />
Die über Jahre gesammelte Erfahrung<br />
führte zum Einsatz hydroxyler Keramiken,<br />
im vorliegenden Fall Antagon Interaction<br />
(<strong>Elephant</strong> <strong>Dental</strong> B.V., Hoorn, Niederlande).<br />
Dank eines Ionenaustausches<br />
wird Natrium freigegeben und Wasser<br />
aufgenommen (dieser Prozess erfolgt im<br />
Mund durch Speichel nach 36 bis 48 Stunden,<br />
Abb. 1 bis 4). Auf der Oberfläche bil-<br />
Wasser dringt in die Keramik ein<br />
und lagert sich an den Silikatanteilen an<br />
Die Oberfläche wird sehr glatt und weicher,<br />
wodurch Antagonisten und Gewebe geschont werden<br />
det sich eine dünne Haut<br />
von zirka einem Mikron<br />
und 400 Vickers Härte,<br />
ähnlich der des natürlichen<br />
Zahnes (380 HV), was sowohl<br />
für die Gesundheit als<br />
auch den funktionalen<br />
Komfort vorteilhaft ist<br />
(Abb. 5). Weitere Vorteile<br />
sind optimale Fluoreszenz<br />
und natürliche Opaleszenz.<br />
964 © das dental labor, LVI, Heft 8/2008
Anamnese und Planung<br />
Ein 50-jähriger männlicher<br />
Patient wünschte die Wiederherstellung<br />
seiner alten<br />
OK-Prothese, die ihn fuktionell<br />
und ästhetisch nicht<br />
mehr zufriedenstellte (Abb.<br />
6). Die Lösung sollte ihm<br />
ein soziales Leben „ohne<br />
Kompromisse“ garantieren.<br />
Der behandelnde Zahnarzt<br />
hatte den Patienten schon beim ersten Besuch<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass<br />
auch der Unterkiefer restauriert werden<br />
müsse. Die UK-Antagonisten waren durch<br />
die Metallkeramikkronen im Oberkiefer<br />
so stark abradiert, dass die okklusale Stabilität<br />
in der Zentrik und die vertikale Dimension<br />
verlorengegangen waren (Abb.<br />
7). Der Behan<strong>dl</strong>ungsplan sah zunächst die<br />
Wiederherstellung des oberen halben<br />
Zahnbogens von 11 nach 26 mit Metallkeramik-Kronen<br />
vor (1. Phase). Der Unterkiefer<br />
sollte mit Keramikfacetten von<br />
42 auf 33 und zusätzlich einer Krone auf<br />
Abb. 7 Der Verlust der vertikalen Dimension hat beachtliche<br />
Abrasionsflächen geschaffen<br />
34 versorgt werden (2. Phase), was ein optimales<br />
ästhetisch-funktionales Resultat<br />
garantieren sollte (Abb. 8).<br />
Nach einem ersten Wax-up hat der Patient<br />
dem Behan<strong>dl</strong>ungsplan zugestimmt.<br />
Der Zahnarzt führte die endodontische<br />
Behan<strong>dl</strong>ung sowie die prothetische Präparation<br />
durch.<br />
Provisorien<br />
Es werden zwei Provisorien erstellt, eines<br />
vor der Präparation, um dem Patienten<br />
sofort eine Wiederherstellung der Funk-<br />
Abb. 6<br />
Ausgangssituation:<br />
Die Zeit und der<br />
Verschleiß sind wenig<br />
gnädige Gesellen<br />
Keramik<br />
Abb. 8 Abrasionsfläche des 34. Durch Konservierungsmaßnahmen<br />
mit Additional-Keramik erhält er seine Funktion wieder. Das bedeutet<br />
eine morphologisch-funktionale Rekonstruktion, ohne jegliche<br />
Präparation des natürlichen Zahnes.<br />
Abb. 9 und 10 Ein korrekt geplanter, zu Beginn erstellter Behan<strong>dl</strong>ungsplan sieht auch das Konditionieren der Weichgewebe vor. Die<br />
Abbildung zeigt die gezielte Präparation des Modells, um das Gewebe beim Einsetzen der Provisorien zu gestalten. Dieser Schritt kommt<br />
nicht von ungefähr, sondern nach aufmerksamer Messung des vorhandenen Zahnfleisches durch den Zahnarzt.<br />
© das dental labor, LVI, Heft 8/2008 965
<strong>dl</strong> <strong>technik</strong><br />
Abb. 11<br />
Das Resultat der gezielten<br />
Gewebekompression, eine<br />
Woche nach Einsetzen des<br />
Provisoriums. Mit dieser Art der<br />
Zahnfleisch-Beeinflussung<br />
wird die Illusion erzeugt, dass<br />
das Brückenglied so aus dem<br />
Kieferkamm heraustritt wie ein<br />
natürlicher Zahn,<br />
wobei eine korrekte Hygiene<br />
ermöglicht wird.<br />
tion zu garantieren und ein weiteres nach<br />
der Präparation. In dieser zweiten Phase<br />
kann der behandelnde Zahnarzt das<br />
Weichgewebe so korrigieren, wie es vom<br />
Labor auf dem Gipsmodell vorgegeben<br />
ist. Er komprimiert das Gewebe direkt mit<br />
dem Provisorium, bearbeitet es und er-<br />
hält somit ein Brückenglied, das eine korrekte<br />
Hygiene sicherstellt und sich ästhetisch<br />
vollkommen integriert (Abb. 9<br />
bis 11).<br />
Nachdem sich das post-präparative Provisorium<br />
vollkommen integriert und die<br />
Schleimhaut sich angepasst hat, wird<br />
nach der funktionalen Bisserhöhung auch<br />
die Artikulation kontrolliert. Es folgen ein<br />
Präzisionsabdruck aus Vinylpolysiloxan<br />
und die Bissregistrierung in Wachs. All<br />
das wird, zusammen mit den Ausgangsfotos,<br />
zu uns in das Labor geschickt (Abb.<br />
12).<br />
Das Gerüst<br />
Sobald die Modelle hergestellt<br />
und einartikuliert<br />
worden sind, werden alle<br />
Elemente komplett modelliert.<br />
Die Vorwälle des postpräparativen<br />
Provisoriums<br />
sind hierbei eine große Hilfe,<br />
da bestimmte Parameter<br />
schon vorher im Labor<br />
und in der Mundhöhle<br />
kontrolliert worden sind.<br />
Nun wird der Platz für die<br />
Keramikschicht festgelegt,<br />
indem das Wachs unter Zuhilfenahme<br />
der Vorwälle so<br />
gleichmäßig wie möglich<br />
reduziert wird. So erhält<br />
man eine verkleinerte<br />
Zahnform, die das Verhältnis<br />
zwischen Brückenglie-<br />
dern und Zahnstumpf berücksichtigt. Das<br />
ausgeglichene Metallgewicht der verschiedenen<br />
Pfeilerelemente und Brückenglieder<br />
sorgt für eine kontrollierte<br />
Temperatursteuerung während der verschiedenen<br />
Brennvorgänge und ausgeglichene<br />
Abkühlungen zwischen Legierung<br />
und Keramikmasse.<br />
Nach dem Gießen und<br />
Ausbetten, jedoch vor dem<br />
Ausarbeiten, erfolgt eine<br />
Homogenisierung im Keramikofen<br />
(10 °C über der<br />
Oxydationstemperatur, für<br />
5 Minuten ohne Vakuum).<br />
Bei diesem Arbeitsgang<br />
(der ein „Muss“ in jedem<br />
Labor sein sollte), kehrt das<br />
Kristallgitter der Legierung<br />
wieder in seinen Ausgangszustand<br />
zurück, was<br />
Spannungen bei den folgenden<br />
Keramikbränden<br />
reduziert. Danach wird ausgearbeitet und<br />
oxidiert.<br />
Schichtung der Kronen<br />
Nach dem Opakerbrand werden die Massen<br />
geschichtet. Ich persönlich ziehe es<br />
vor, sämtliche Basis- und Effektmassen in<br />
einem Brand anzubringen. Ich versuche,<br />
die kleinsten individuellen Kontraste des<br />
natürlichen Zahnes präzise mit der richtigen<br />
„Kosmetik“ zu kopieren, durch Farbe,<br />
Farbintensität, Helligkeitswert und<br />
chromatische Analogien. So erhalte ich<br />
einen zu 90 Prozent fertigen Zahn.<br />
Abb. 12 Personalisierte Informationen – die Fotos des Falles werden<br />
per E-Mail übermittelt. In kürzester Zeit kann der Techniker<br />
sämtliche morphologischen und ästhetischen Charakteristiken<br />
erkennen, ohne obligatorisch in der Praxis anwesend zu sein.<br />
Macht der Technologie … Evolution der Synergie.<br />
966 © das dental labor, LVI, Heft 8/2008
Ein Kunstwerk<br />
Es ist so, als würde ein Künstler ein Bild,<br />
das ihn besonders beeindruckt hat, mit<br />
Farben auf eine weiße Leinwand übertragen.<br />
Dabei folgt er instinktiv dem Eindruck,<br />
den das Bild bei ihm hinterlassen<br />
hat. Dies alles in kürzester Zeit, da er über<br />
grun<strong>dl</strong>egendes Wissen über Material und<br />
Technik verfügt. Das Resultat wird eine<br />
Fotografie dessen sein, was er gesehen<br />
hat, überarbeitet im künstlerischen Sinne<br />
und somit vollkommen personalisiert.<br />
Dies hinterlässt einen echten und unmittelbaren<br />
Eindruck bei all denjenigen, die<br />
sein Werk bewundern. An diesem Punkt<br />
kann er das Werk mit kleinen Korrekturen<br />
vollenden. Ob es eine Stunde, einen<br />
Tag, einen Monat dauert, ist nicht wichtig;<br />
das Bildnis, das ihn so sehr beeindruckt<br />
hat, ist nun unlöschbar auf der<br />
Leinwand festgehalten.<br />
Individualisierung<br />
Unser erster Keramikbrand folgt diesem<br />
Konzept (Abb. 13 bis 18). Auf diese Weise<br />
kann man nach dem ersten Brand kontrollieren,<br />
ob alles mit dem gewünschten<br />
Resultat übereinstimmt. Während der<br />
Keramik<br />
Abb. 13 bis 18 Einige Schritte der Schicht<strong>technik</strong>. Man konzentriert sich auf die Besonderheiten des einzelnen Zahnes, ohne die<br />
Gesamtansicht des Falles zu verlieren. Unsere gesamte Energie, Technik, Vorstellungskraft und Konzentration widmen wir dem Detail.<br />
© das dental labor, LVI, Heft 8/2008 967
<strong>dl</strong> <strong>technik</strong><br />
Abb. 19 und 20<br />
Die provisorisch zementierten<br />
Kronen – harmonische<br />
Übergänge zwischen Form,<br />
Funktion und Ästhetik<br />
zweiten Schichtung können wir kleine<br />
Veränderungen anbringen, um die Mimesis<br />
zu verbessern, bis sich die neuen<br />
Rekonstruktionen in die Mundhöhle integrieren<br />
lassen. Besser als die vom Patienten<br />
so schlecht akzeptierten „Protagonisten“.<br />
Ich ziehe es vor, bei der Schichtung mit<br />
einem einzelnen Zahn zu beginnen, ihn<br />
zu beenden, um dann bei den weiteren<br />
Schritten die Kontraste der verschiedenen<br />
Elemente, auch an den Approximalflächen,<br />
besser kontrollieren zu können.<br />
Wenn wir bedenken, dass es in der Natur<br />
keine perfekte Symmetrie gibt, können<br />
wir eine „chromatische Analogie“ erreichen,<br />
indem wir die verschiedenen Effektmassen<br />
bei den einzelnen Kronen<br />
unterschie<strong>dl</strong>ich positionieren. Dabei darf<br />
der ästhetische Aspekt nicht vernachlässigt<br />
werden. Das sichtbare Ergebnis wird<br />
eine natürliche innere Bewegung des einzelnen<br />
Zahnes sein.<br />
Um das Konzept besser verstehen zu können,<br />
vollendet man die Form des zuerst<br />
geschichteten Zahns mit einer Kontrast-<br />
masse, zum Beispiel transparent und violett-grau<br />
an den Aproximalkontakten. Bei<br />
gleichen Basismassen wählt man für den<br />
Abschluss der Aproximalflächen des<br />
zweiten Zahnes einen zusätzlichen Kontrast<br />
aus Dentin und Schmelz, zu je 50<br />
Prozent transparent und grau-violett.<br />
Beim zweiten Brand beenden wir den ersten<br />
Zahn mit demselben Kontrast von<br />
Dentin und Schmelz, je 50 Prozent, und<br />
den zweiten Zahn mit einfacher Opalmasse.<br />
Der Effekt, der durch die wechselnde Position<br />
der verschiedenen Massen entsteht,<br />
ohne die Farbintensität des einzelnen<br />
Zahnes zu verändern, fördert ein natürlicheres<br />
Aussehen mit „chromatischen<br />
Analogien“, typisch für den natürlichen<br />
Zahn: unterschie<strong>dl</strong>iche Positionen, gleicher<br />
natürlicher und ästhetischer Effekt.<br />
Diese Art der Kontraste wiederholen wir<br />
bei sämtlichen zu rekonstruierenden Elementen.<br />
Das Ausarbeiten der Keramik ist eng und<br />
untrennbar verbunden mit dem Einhalten<br />
der korrekten Formen, Volumen und<br />
Linien sowie einer Oberflächentextur<br />
ähnlich der des natürlichen Zahnes. Mit<br />
diesen letzten Schritten gibt man der prothetischen<br />
Rekonstruktion den „letzten<br />
Schliff“.<br />
Das Beherrschen der Materialien und der<br />
Schicht<strong>technik</strong>, zusammen mit korrekt<br />
und gezielt geführten Brennprogrammen<br />
des Ofens, ermöglichen eine kosmetische<br />
Arbeit bis ins kleinste Detail.<br />
968 © das dental labor, LVI, Heft 8/2008
Das Finish<br />
In einem ersten Arbeitsgang bevorzuge<br />
ich das manuelle Vorpolieren mit nicht<br />
verunreinigenden Silikon-Gummipolierern.<br />
Dann strahle ich leicht, mit 2 bar<br />
Aluminiumoxid, ab und entfette mit<br />
Dampf bei 8 bar.<br />
Die Oberfläche der Rekonstruktion wird<br />
nur mit Glasurflüssigkeit (Paint Liquid,<br />
<strong>Elephant</strong>) leicht angefeuchtet, nach Bedarf<br />
können Malfarben aufgetragen werden,<br />
um das ästhetische Resultat bis in<br />
das kleinste Detail besser zu charakterisieren.<br />
Man kann z. B. Nikotin- oder Koffeinflecken<br />
anbringen und dann im Ofen<br />
brennen.<br />
Unterschie<strong>dl</strong>ich für die verschiedensten<br />
Zahnoberflächen sind die Programme für<br />
den Glanzbrand. Denken wir nur an die<br />
unterschie<strong>dl</strong>iche Oberfläche bei einem<br />
jungen und einem älteren Patienten. Wir<br />
wissen sehr gut, dass sie sich in allem unterscheiden,<br />
in der Struktur, der Oberfläche<br />
und dem Glanz. Um die besonderen<br />
Feinheiten besser hervorzuheben, ziehe<br />
ich eine mechanische Politur am Arbeitsplatz<br />
vor. Nach dem Glanzbrand werden<br />
Silikongummis in einem ersten, zweiten<br />
und dritten Durchgang eingesetzt, gefolgt<br />
von Filzrad mit Diamantpaste, feinem<br />
Bimsstein und Sidol. Wir erhalten als Endresultat<br />
eine Oberfläche mit „beinernem“<br />
Effekt, ähnlich dem natürlichen Zahn, wobei<br />
wir die beim Ausarbeiten hervorgehobenen<br />
Besonderheiten der Makro- und<br />
Mikrotextur beibehalten (Abb. 19 und 20).<br />
Die Arbeit wird nun ausgeliefert und vom<br />
Zahnarzt eingesetzt. Nach einer gewissen<br />
Zeit der Assimilierung, Kontrolle der<br />
Funktion in der Mundhöhle, was norma-<br />
Abb. 22 Die Durchlässigkeit des Materials wird<br />
genutzt, um nach Belieben Farbe, Farb-Intensität<br />
und Farb-Wert zu verändern<br />
Abb. 21 Der Zahnarzt beschleift die Zähne unter Zuhilfenahme des<br />
Silikon-Vorwalles vom Wax-up. Dies ist eine große Hilfe bei der<br />
gesamten Präparation.<br />
lerweise einige Wochen dauert, beginnt<br />
der Zahnarzt mit der zweiten Arbeitsphase.<br />
Die Facetten<br />
Facetten sind nicht nur eine ausgezeichnete<br />
Lösung für ästhetische Probleme,<br />
sondern tragen dank der hervorragenden<br />
Keramik-Materialien neuester Generation<br />
auch dazu bei, die Anatomie der geschädigten<br />
Zähne zu verbessern und die<br />
okklusale Funktion nachhaltig wiederherzustellen.<br />
Unter diesen Voraussetzungen war es<br />
möglich, die Therapie der konservierenden<br />
Prothetik im Unterkiefer zu planen:<br />
Facetten von Eckzahn zu Eckzahn und<br />
ein Additional-Veneer am Prämolaren.<br />
Der im Labor nach dem Wax-up hergestellte<br />
Vorwall ist dem Zahnarzt eine große<br />
Hilfe für die Kontrolle bei der Präparation<br />
(Abb. 21). Das zu Anfang erstellte<br />
Wax-up wird weiter für die Herstellung<br />
Abb. 23 Die Vorbereitung der mit einfachem<br />
Wasser angemischten Farben<br />
Keramik<br />
© das dental labor, LVI, Heft 8/2008 969
<strong>dl</strong> <strong>technik</strong><br />
Abb. 24 und 25 Verändern der charakteristischen Tonart einer<br />
Farbe. Es ist wie das Hinzufügen von Wasser in ein Glas Rotwein,<br />
je mehr Wasser beigemischt wird, desto mehr verändert sich die<br />
natürliche Farbe des Weines, bis er die Farbe reinen Wassers<br />
annimmt.<br />
der Provisorien (indirektes Mock-up) eingesetzt.<br />
Diese sind während der Wartezeit<br />
auf die endgültige Arbeit notwendig.<br />
In diesem Fall entschied man sich für auf<br />
Einbettmasse geschichtete Facetten. Die<br />
gewählte Keramik ist dieselbe wie die der<br />
OK-Arbeit, um die chemisch-physikalischen<br />
Eigenschaften des Materials zu optimieren<br />
und wegen der hohen ästhetischen<br />
Komponente.<br />
Schicht<strong>technik</strong><br />
Wie beim oberen Zahnbogen fahren wir<br />
mit einer individualisierten Schichtung<br />
fort. Mit feinen Kontrasten versuchen wir,<br />
chromatische Ähnlichkeiten zu kopieren,<br />
um eine bessere ästhetische Integration<br />
zu erreichen. Die Schicht<strong>technik</strong> unterscheidet<br />
sich vollständig von der für Metall-Keramikkronen.<br />
Wir können nicht das gleiche<br />
chromatische Resultat<br />
erhalten, wenn wir auf<br />
zwei unterschie<strong>dl</strong>ichen<br />
Trägermaterialien arbeiten;<br />
das erste Gold und das<br />
zweite der natürliche<br />
Zahn. Wir müssen schon<br />
vorher das unterschie<strong>dl</strong>iche<br />
Verhalten der Keramik<br />
beachten. Sie ist unter-<br />
schie<strong>dl</strong>ichenLichtfrequenzen unterworfen und hat<br />
unterschie<strong>dl</strong>iche Translu-<br />
zenz. Nicht zuletzt muss<br />
bei den Facetten auch das<br />
Material für die Zementierung<br />
bedacht werden. Uns<br />
allen ist die Lichtbrechung<br />
auf einer Metallkeramik-<br />
Krone bekannt und wie<br />
das Licht einen, ohne jegliches<br />
Trägermaterial, rekonstruierten<br />
Zahn durchflutet.<br />
Ich bevorzuge die Infiltrations-Technik<br />
(Abb. 22).<br />
Die fluoreszierenden Malfarben<br />
Carrara Paint von<br />
<strong>Elephant</strong> machen sich, mit<br />
Wasser angerührt, die Fähigkeit<br />
flüssiger Lösungen<br />
zunutze, in ein Material<br />
wie Keramik einzudringen<br />
(Abb. 23). Das gibt mir die<br />
Möglichkeit, die benötigten<br />
Massen schnell und<br />
präzise, nach meinen Vorstellungen,<br />
zu sättigen – vor allem für Facetten,<br />
die doch sehr oft geringe Stärken<br />
aufweisen.<br />
Auf diese Weise ist die Kontrolle der Farben<br />
extrem einfach. Man bedenke, wie<br />
man nach Lust und Laune die Farbe eines<br />
Glases voll Rotwein verändern kann,<br />
wenn man Wasser hinzufügt. Je mehr<br />
Wasser man hinzufügt, desto größer wird<br />
der chromatische Unterschied desselben<br />
Weines sein, bis man ein Glas einfachen<br />
Wassers erhält (Abb. 24 und 25).<br />
Mit diesem einfachen technischen Trick<br />
der Schichtung kann man zum Beispiel<br />
die Farbe und die Intensität des Zervikalbereichs<br />
sowie des Zahnkörpers verändern,<br />
um sie so vollständig dem natürlichen<br />
Zahn oder einer schon existierenden<br />
Versorgung anzugleichen.<br />
Abb. 26 Die zementierten Facetten im unteren Zahnbogen –<br />
Harmonie von Form und Farbe<br />
970 © das dental labor, LVI, Heft 8/2008
Abb. 29<br />
Das Endresultat:<br />
Die Rekonstruktion gleicht<br />
sich, unter vollständiger<br />
Berücksichtigung der<br />
ästhetisch-funktionalen<br />
Regeln, gut an. En<strong>dl</strong>ich kann<br />
der Patient wieder lächeln.<br />
Keramik<br />
Abb. 27<br />
Additional-Keramik auf 34<br />
bei der Zementierung.<br />
Es ist möglich, auf<br />
konservative Art und<br />
Weise einen guten<br />
Kompromiss zwischen<br />
Funktion und Ästhetik<br />
zu erreichen<br />
Abb. 28<br />
Ästhetik und Funktion,<br />
Harmonie der Formen.<br />
Die Vergrößerung<br />
unterstreicht die feinen<br />
chromatischen,<br />
approximalen Kontraste<br />
der Facetten und die<br />
gute Integration des<br />
Additional-Veneers.<br />
© das dental labor, LVI, Heft 8/2008 971
<strong>dl</strong> <strong>technik</strong><br />
Es wird genauso weitergearbeitet,<br />
wie es bei der<br />
oberen metallkeramischen<br />
Rekonstruktion der Fall<br />
war. Auch an den unterschie<strong>dl</strong>ichen<br />
approximalen<br />
Bereichen, um jene chromatischen<br />
Analogien zu<br />
erhalten, die für eine gute<br />
und korrekte ästhetische<br />
Integration notwendig<br />
sind. Besondere Feinheiten<br />
werden während des Ausarbeitens<br />
hervorgehoben:<br />
die Form, das Emergenzprofil,<br />
die Textur und der<br />
Glanzgrad nach dem letzten<br />
Brand.<br />
Das obligatorische Polieren<br />
von Hand gibt der Rekonstruktion<br />
den letzten<br />
natürlichen ästhetischen<br />
Touch (Abb. 26 bis 29).<br />
Schlussfolgerung<br />
Die Kunst und der ästhetische Geschmack<br />
sind eng miteinander verbunden. Dem<br />
Patienten Würde und Schönheit zu garantieren,<br />
ist Teil unseres Zieles, das<br />
Glück und die Erfüllung des Patienten zu<br />
erreichen. Dies ist das Ergebnis der Arbeit,<br />
der Synergie zwischen dem Praxis-<br />
Team und dem zahntechnischen Team.<br />
Der Versuch, die Natur zu kopieren, die<br />
Form, die Funktion und die Ästhetik<br />
harmonisch umzusetzen, ist sicherlich keine<br />
leichte Aufgabe. In diesem Beitrag habe<br />
ich versucht das, was tagtäglich im Labor<br />
hergestellt wird, in Worte zu fassen –<br />
Claude R. Rufenacht: Principi di estetica.<br />
Scienza e tecnica dentistica, edizioni internazionali<br />
s.r.l. Milano 1992<br />
Pascal Magne, Urs Belser: Restauri adesivi in<br />
ceramica dei denti anteriori. Un approccio biomimetico.<br />
Quintessenza Edizioni s.r.l. Milano<br />
2003.<br />
Mauro Fradeani: Analisi Estetica. Approccio sistematico<br />
la trattamento protesico. Volume 1.<br />
Quintessenza Edizioni s.r.l. Milano 2004<br />
Fabiano Bolzani: Combined Dentures. A Special<br />
Case. Quintessenze Journal of <strong>Dental</strong> Technology<br />
UK. Reprint Volume 4 Number 4 August 2006<br />
Fabiano Bolzani, geboren 1961 in Mailand, hat das zahntechnische<br />
Diplom 1979 am Istituto Casati in Mailand abgelegt. Von diesem<br />
Zeitpunkt an ist er auch Inhaber eines Labors in Mailand. Er<br />
hat mehrere Kurse im In- und Ausland besucht, um sich in ästhetischer<br />
Keramik, Prothetik und Implantatprothetik weiterzubilden.<br />
Er selbst gibt Kurse in Praxis und Theorie im In- und Ausland.<br />
Bolzani ist Autor zahlreicher Fachartikel mit Schwerpunkt Ästhetik.<br />
Er ist Referent und Mitglied der Antlo/Arco, für die er auch als<br />
Dozent tätig ist, mit der Firma <strong>Elephant</strong> arbeitet er im Status eines<br />
Opinion Leader zusammen.<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Bolzani Fabiano<br />
Laboratorio Odontotecnico<br />
P.za S. Gottardo 3<br />
20060 Trezzano Rosa (Milano)<br />
Italien<br />
Telefon/Fax +39 02 90960630<br />
E-Mail bolzanifabiano@tiscali.it<br />
Der Autor<br />
ohne jeglichen Dünkel, nur zwei Schicht<strong>technik</strong>en<br />
gegenübergestellt, die es mir<br />
erlauben, diese Art von Resultat zu erhalten.<br />
■<br />
Danksagung<br />
Ich bedanke mich bei meinen Mitarbeitern<br />
Renzo und Daniel, bei Dr. S. Montagna<br />
für den klinischen Teil und bei der<br />
Firma <strong>Elephant</strong> B.V. für die aktive Zusammenarbeit.<br />
Ein spezieller Dank geht an Herrn Fabio<br />
Angelini, der mit seiner Professionalität<br />
stets großzügig war mit Rat und Aufmunterung.<br />
Literatur<br />
Mauro Fradeani, Giancarlo Barducci:<br />
Trattamento protesico. Approccio sistematico<br />
all’integrazione estetica, biologica e funzionale.<br />
Volume 2. Quintessenza Edizioni s.r.l.<br />
Milano 2008<br />
Fabiano Bolzani: Personalizzazione del colore<br />
della ceramica su zirconio. Quintessenza<br />
Odontotecnica Edizione 11-12/2006.<br />
Quintessenza Edizioni Milano<br />
M. Martignoni, A. Schonenberger: Precisione e<br />
Contorno nella Ricostruzione Protesica.<br />
Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin 1993<br />
972 © das dental labor, LVI, Heft 8/2008