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Parfümstoffe in kosmetischen Mitteln und ihre Bedeutung für - Herwe

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auf den FM zeigten 57 . Dies bedeutet, daß auch <strong>in</strong> der „Normalbevölkerung“ e<strong>in</strong> deutlicher Sensibilisierungsgrad gegenüber<br />

Komponenten des FM besteht.<br />

Kosmetika <strong>und</strong> Duftstoffe als Verursacher von Allergien<br />

Den genannten Zahlen stehen Angaben des Industrieverbandes Körperpflege <strong>und</strong> Waschmittel (IKW) entgegen, nach denen lediglich<br />

e<strong>in</strong>e Hautreaktion auf 2,2 Millionen (!) verkaufte Verpackungen rückgemeldet wird (vgl. 58 ). Nach e<strong>in</strong>er schwedischen Untersuchung<br />

mit ausschließlich <strong>in</strong> Apotheken vertriebenen Produkten, bei der sämtliche Reklamationen über 4 Jahre direkt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Datenbank erfaßt wurden, ergab sich e<strong>in</strong>e Quote von 9,7 Fällen auf e<strong>in</strong>e Million verkaufter Packungen 59 . Man kann davon ausgehen,<br />

daß die meisten Verbraucher auf e<strong>in</strong>e leichte Hautirritation nicht mit e<strong>in</strong>em Arztbesuch oder e<strong>in</strong>er Produktreklamation<br />

reagieren, sondern e<strong>in</strong>fach die Verwendung des entsprechenden Produkts unterlassen. Es erfolgt also e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle<br />

„Abstimmung“ über die verwendeten Kosmetika mit der eigenen Haut.<br />

Die meisten Hautreaktionen auf Kosmetika s<strong>in</strong>d vermutlich irritativer Art. Es wird geschätzt, daß weniger als 10% der Reaktionen<br />

Kontaktallergien s<strong>in</strong>d 60 . Der Anteil der Duftstoffe an den kosmetikbed<strong>in</strong>gten Allergien wird dabei mit 0,4-45% sehr unterschiedlich<br />

e<strong>in</strong>gestuft 21, 61, 62 . In der oben genannten Studie 59 konnte bespielsweise ke<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> der Häufigkeit von Hautreaktionen<br />

zwischen parfümierten <strong>und</strong> unparfümierten Produkten gleicher Art gef<strong>und</strong>en werden.<br />

In jedem Fall s<strong>in</strong>d nach diesen Daten - gemessen an der Verwendungshäufigkeit von parfümierten Kosmetika - erstaunlich wenige<br />

Hautreaktionen auf Duftstoffe zurückzuführen. Das Problem „Parfümallergie“ sche<strong>in</strong>t also weitaus ger<strong>in</strong>ger zu se<strong>in</strong>, als aus<br />

den „FM-Daten“ zu schließen wäre.<br />

Bewertung der Daten aus Fragrance-Mix-Allergietests<br />

Es stellt sich damit die Frage, <strong>in</strong>wieweit die Ergebnisse der FM-Tests <strong>in</strong> Bezug auf die Verwendung parfümierter Kosmetika praxisrelevant<br />

s<strong>in</strong>d, d.h.<br />

- welcher Anteil der positiven FM-Tests ist kl<strong>in</strong>isch relevant ?<br />

- folgt aus e<strong>in</strong>er positiven Reaktion gegenüber dem FM auch e<strong>in</strong>e positive Reaktion gegen e<strong>in</strong>e enthaltene E<strong>in</strong>zelkomponente ?<br />

- wie häufig <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchen Mengen kommen die Bestandteile des FM <strong>und</strong> kreuzreagierende Stoffe <strong>in</strong> Kosmetika auf dem<br />

Markt überhaupt vor ?<br />

- <strong>in</strong> welchen Konzentrationen lösen diese Komponenten bei sensibilisierten Personen e<strong>in</strong>e Allergie aus ?<br />

Zunächst ist bei allen genannten Daten zu vermuten, daß aufgr<strong>und</strong> falsch positiver Resultate die Allergiequoten ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d, als<br />

beschrieben (vgl. 4.2.2). Natürlich s<strong>in</strong>d umgekehrt auch falsch negative Ergebnisse nicht auszuschließen. Dennoch kann man nach<br />

verschiedenen Studien davon ausgehen, daß nur die Hälfte bis 2/3 der positiven Resultate auch kl<strong>in</strong>isch relevant s<strong>in</strong>d (s. 63 ) wobei<br />

die kl<strong>in</strong>ische Relevanz nur <strong>in</strong> wenigen Studien ermittelt (<strong>und</strong> unterschiedlich def<strong>in</strong>iert) wurde. In Zusammenhang damit wird der<br />

FM oft dah<strong>in</strong>gehend kritisiert, daß die sensibilisierende Potenz verschiedener FM-Komponenten wohl bekannt ist <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> vernünftiger<br />

Parfümeur auf die Idee kommen würde, e<strong>in</strong>en solchen „allergenen Supercocktail“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Kompositionen zu verwenden.<br />

Tatsächlich ist festzustellen, daß viele Patienten trotz positiver Reaktion auf den FM auf die E<strong>in</strong>zelkomponenten nicht reagieren;<br />

so betrug der Anteil der bei Aufschlüsselungsmessung noch positiven Testkandidaten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 5-Jahreszeitraum nur 54% 64 .<br />

Das Auftreten e<strong>in</strong>er Allergie bei sensibilisierten Personen ist u.a. von der Konzentration des Allergens abhängig. In e<strong>in</strong>er<br />

Untersuchung mit 22 gegen Zimtaldehyd sensibilisierten Testpersonen lag die m<strong>in</strong>imale auslösende Dosis im Patch-Test bei<br />

0,02%. Im praxisrelevanten Gebrauchstest (ROAT) waren allerd<strong>in</strong>gs unterhalb von 0,1% ke<strong>in</strong>e Reaktionen feststellbar 65 . E<strong>in</strong>e allergische<br />

Reaktion auf e<strong>in</strong>e Parfümkomponente ist also unter den Bed<strong>in</strong>gungen des Patch-Tests wahrsche<strong>in</strong>licher als bei normaler,<br />

offener Anwendung. Dies erklärt teilweise, daß trotz positiven Patch-Tests allergische Reaktionen selbst bei nachweislich sensibilisierten<br />

Testpersonen ausbleiben (vgl. 66, 67 ).<br />

Die <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Sensibilisierung im Tierversuch (LLNA u.a.) notwendigen Konzentrationen liegen noch deutlich höher (vgl. 39 , siehe<br />

Tabelle 5). Bei Zimtaldehyd liegt die M<strong>in</strong>imaldosis bei 2% 39, 68 , bei anderen FM- Inhaltsstoffen noch weit darüber.<br />

Tabelle 5: M<strong>in</strong>imale sensibilisierende Konzentrationen von FM-Inhaltsstoffen<br />

im LLNA (stimulation <strong>in</strong>dex = 3) 39<br />

Duftstoff Konzentration<br />

Zimtaldehyd 2,0%<br />

Isoeugenol 3,3%<br />

Eugenol 14,5%<br />

Hydroxycitronellal 20%<br />

Geraniol im LLNA nicht sensibilisierend<br />

Aufgr<strong>und</strong> solcher Daten limitieren die Richtl<strong>in</strong>ien des Parfümerie<strong>in</strong>dustrieverbandes IFRA 69 (vgl. 4.4.3) den E<strong>in</strong>satz bestimmter<br />

Komponenten des Parfümmixes (Tabelle 6).<br />

Tabelle 6: Limitierung des E<strong>in</strong>satzes von FM- Komponenten durch die IFRA-Richtl<strong>in</strong>ien<br />

(Maximalgehalte, bezogen auf das Fertigprodukt)<br />

Hydroxycitronellal 1%<br />

Isoeugenol 0,02% (0,2% bis Mai 1998)<br />

Zimtalkohol 0,8%<br />

Eichenmoos abs. 0,6%<br />

Wie häufig s<strong>in</strong>d nun die E<strong>in</strong>zelkomponenten des FM <strong>in</strong> <strong>kosmetischen</strong> Produkten tatsächlich enthalten?<br />

Verschiedene Studien zeigen, daß a-Amylzimtaldehyd, Eugenol, Geraniol, <strong>und</strong> Hydroxycitronellal die häufigsten, <strong>in</strong> Kosmetikprodukten<br />

enthaltenen Duftstoffe des FM s<strong>in</strong>d 58, 66, 70-73 . Nach e<strong>in</strong>er Untersuchung 74 waren die FM-Duftstoffe <strong>in</strong> Toilettenparfüms relativ<br />

häufig zu f<strong>in</strong>den. In anderen, funktionellen Kosmetikprodukten (20 Produkte verschiedener Art <strong>und</strong> Geruchsrichtung) waren<br />

sechs Komponenten des FM nur jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall <strong>und</strong> <strong>in</strong> Konzentrationen von unter 0,1% nachweisbar. Es ist möglich, daß<br />

die Riechstoffe teilweise auch als Bestandteil etherischer Öle <strong>in</strong> den Produkten enthalten s<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong> funktionellen<br />

Kosmetikprodukten <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Babys (Cremes, Lotionen, Shampoos, Duschgels) waren die Bestandteile des FM nicht oder nur<br />

<strong>in</strong> sehr ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen enthalten 75 . Es sei an dieser Stelle angemerkt, daß auch als parfümfrei deklarierte Kosmetika<br />

teilweise Stoffe des FM 74 <strong>und</strong> andere Parfümkomponenten (vgl. 76 ) enthalten können.<br />

In jedem Fall legen die ger<strong>in</strong>gen Konzentrationen der FM-Komponenten <strong>in</strong> funktionellen Kosmetikprodukten nahe, daß e<strong>in</strong> Großteil<br />

der Sensibilisierungen auf die Verwendung von hochkonzentrierten Parfüms u.ä. Produkten zurückzuführen ist.<br />

Andere <strong>Parfümstoffe</strong> mit allergisierender Wirkung<br />

Neben den rout<strong>in</strong>emäßig getesteten Gemischen <strong>und</strong> Duftstoffen (siehe vorn) s<strong>in</strong>d weitere Substanzen <strong>und</strong> Substanzgruppen mit<br />

allergenem Potential durch die IFRA (vgl. 4.4.3) verboten oder mengenlimitiert bzw. müssen gemäß der 7. Änderungsrichtl<strong>in</strong>ie zur<br />

Kosmetikrichtl<strong>in</strong>ie 98 deklariert werden (siehe 4.4.1). In neuerer Zeit fällt Lyral® (4-[4-Hydroxy-4-methylpentyl]-3-cyclohexen-1carboxaldehyd),<br />

e<strong>in</strong> synthetischer Riechstoff, vermehrt<br />

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