16.12.2012 Aufrufe

Parfümstoffe in kosmetischen Mitteln und ihre Bedeutung für - Herwe

Parfümstoffe in kosmetischen Mitteln und ihre Bedeutung für - Herwe

Parfümstoffe in kosmetischen Mitteln und ihre Bedeutung für - Herwe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

3. Gr<strong>und</strong>lagen der Parfümerie<br />

Die geruchliche Vielfalt der chemischen E<strong>in</strong>zelsubstanzen läßt erahnen, welch unübersehbare Anzahl von Duftnuancen <strong>in</strong> Form<br />

von natürlichen <strong>und</strong> komponierten Duftstoffgemischen realisiert werden können. Der Parfümeur bedient sich hierbei sowohl<br />

natürlicher Gr<strong>und</strong>stoffe aus dem Tier- <strong>und</strong> Pflanzenreich, als auch synthetisch hergestellter Duftkomponenten.<br />

3.1 Herstellung <strong>und</strong> Gew<strong>in</strong>nung von Riechstoffen<br />

3.1.1 Natürliche Riechstoffe<br />

ETHERISCHE ÖLE:<br />

Die größte Gruppe pflanzlicher Riechstoffe bilden die etherischen Öle, die nicht mit den fetten Ölen (z.B. Speiseöle) verwechselt<br />

werden dürfen. Die etherischen Öle s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Drüsen- oder Sekretzellen gebildete Stoffgemische, die <strong>in</strong> verschiedensten<br />

Pflanzenteilen (Früchte, Blüten, R<strong>in</strong>de, Holz etc.) enthalten se<strong>in</strong> können. Die Gew<strong>in</strong>nung erfolgt meist durch Wasserdampfdestillation<br />

oder e<strong>in</strong>fach durch Pressung (bestimmte Zitrusöle - schonendes Auspressen der Schalen) 18 .<br />

BLÜTENDUFTSTOFFE:<br />

Die Gew<strong>in</strong>nung von Blütenduftstoffen ist wegen der ger<strong>in</strong>gen Ausbeute <strong>und</strong> der notwendigen schonenderen Verfahren sehr kostspielig.<br />

Bei der sehr aufwendigen (heute nur noch <strong>in</strong> Spezialfällen angewandten) Enfleurage werden wiederholt frische Blüten<br />

auf mit geruchsneutralem Fett bestrichene Platten gelegt, bis das Fett mit den Duftstoffen gesättigt ist. Das Fett (Pomade) wird<br />

mit Ethanol extrahiert <strong>und</strong> der Extrakt im Vakuum e<strong>in</strong>geengt. Es resultiert der re<strong>in</strong>e Duftstoff, das „Absolu de Chassis“ 18 . E<strong>in</strong> ähnliches<br />

Verfahren ist die Mazeration, bei der zum Extrahieren fette Öle verwendet werden 19 .<br />

Heute wird zur Gew<strong>in</strong>nung von Blütenölen vielfach die Extraktion von „Concrèts“ mit leichtflüchtigen Lösemitteln, vorzugsweise<br />

Petrolether, angewandt. Nach Abdampfen des Lösemittels <strong>und</strong> Auswaschen mit Alkohol werden mitextrahierte Wachse ausgefroren<br />

<strong>und</strong> der Alkohol wieder entfernt. Der resultierende Duftstoffextrakt wird als „Absolu de Concrète“ bezeichnet 18 .<br />

Die Destraktion, e<strong>in</strong>e Destillation <strong>und</strong> Extraktion von Blütenölen mit überkritischen Gasen (meist Kohlendioxid) gew<strong>in</strong>nt als schonendes<br />

<strong>und</strong> effektives Verfahren zunehmend an <strong>Bedeutung</strong> 19 .<br />

RESINOIDE:<br />

Extrahiert man Harze, Balsame oder Eichenmoos mit leichtflüchtigen Lösemitteln, resultieren die Res<strong>in</strong>oide, die als Duftstoffe <strong>und</strong><br />

Fixateure (den Geruch festhaltende Stoffe) e<strong>in</strong>gesetzt werden 18 .<br />

Bei den tierischen Duftstoffen handelt es sich vielfach um Drüsenausscheidungen von Säugetieren, die der Reviermarkierung<br />

dienen. Sie s<strong>in</strong>d sehr kostspielig <strong>und</strong> selten <strong>und</strong> werden heute meist durch entsprechende Syntheseprodukte ersetzt. Beispiele s<strong>in</strong>d<br />

Moschus (Moschushirsch), Zibet (Zibetkatze) <strong>und</strong> Castoreum (Biber).<br />

3.1.2 Synthetische Riechstoffe<br />

Im parfümistischen Sprachgebrauch werden alle chemisch e<strong>in</strong>heitlichen Duftstoffe als synthetisch bezeichnet. Sie werden zum<br />

e<strong>in</strong>en vollsynthetisch hergestellt, wie z.B. das Vanill<strong>in</strong> aus Lign<strong>in</strong>. „Halbsynthetische“ Geruchsstoffe werden dagegen durch<br />

Isolierung (Destillation) aus e<strong>in</strong>em natürlichen Duftstoff gewonnen (Isolat), der ggf. weiter chemisch modifiziert wird (Derivat).<br />

Beispiele hier<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d das aus Nelkenöl gewonnene Eugenol <strong>und</strong> das daraus abgeleitete Derivat Isoeugenol.<br />

Viele vollsynthetische Riechstoffe haben <strong>in</strong> der Natur ke<strong>in</strong>e geruchliche Entsprechung <strong>und</strong> erweitern damit das Komponentenspektrum<br />

des Parfümeurs. Daneben lassen sich aus bestimmten Blüten (z.B. Flieder, Maiglöckchen) ke<strong>in</strong>e geruchlich befriedigenden<br />

„Absolus“ herstellen, weshalb hier zur perfekten Wiedergabe des Dufts synthetische Stoffe notwendig s<strong>in</strong>d 18 .<br />

Zu den geruchsstärksten <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Parfümerie bedeutendsten, chemisch e<strong>in</strong>heitlichen Riechstoffen zählen die Monoterpene<br />

(C10H16-Gr<strong>und</strong>struktur). Man unterscheidet zwischen azyklischen (z.B. Geraniol, Nerol, L<strong>in</strong>alool, Citral), zyklischen (z.B. L<strong>in</strong>olen,<br />

Menthol, Thymol) <strong>und</strong> bizyklischen (z.B. P<strong>in</strong>en, Campher) Monoterpenen 6 .<br />

3.2 Systematisierung <strong>und</strong> Komposition der Düfte<br />

Stabilitätstest, mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung der Grau Aromatics GmbH & Co. KG<br />

3.2.1 Parfümistische Systematisierung der Gerüche<br />

E<strong>in</strong>e Systematisierung <strong>und</strong> Zuordnung von Gerüchen aufgr<strong>und</strong> physikalisch-chemischer Eigenschaften ist zwar <strong>in</strong> Ansätzen möglich<br />

(siehe 2.3), berührt jedoch bisher nur Teilbereiche <strong>und</strong> läßt e<strong>in</strong>e umfassende Übersicht nicht zu. Es bleibt daher nur e<strong>in</strong>e<br />

Klassifikation nach dem Geruchse<strong>in</strong>druck. Diese ist aber aus folgendem Gr<strong>und</strong> gleichfalls nicht unproblematisch:<br />

Der sensorische Erfassungsvorgang erfolgt <strong>in</strong> 5 Stufen: Aufnehmen, Bewußtwerden, Behalten (Merken), Wiedergeben (Beschreiben),<br />

<strong>und</strong> Werten (Klassifizieren). In jede dieser 5 Stufen spielen aber persönliche Erfahrungen bzw. emotionelle Bee<strong>in</strong>flussungen<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Deshalb s<strong>in</strong>d auch damit e<strong>in</strong>heitliche <strong>und</strong> e<strong>in</strong>wandfrei reproduzierbare Bewertungsmerkmale nicht gegeben 20 .<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!