Gesamtkonzeption der Förder
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Gesamtkonzeption der Förder
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1<br />
G e s a m t k o n z e p t i o n<br />
d e r<br />
F ö r d e r – u n d W o h n s t ä t t e n g G m b H<br />
4. überarbeitete Auflage 2011<br />
Herausgeber: FWS gGmbH, Kettig<br />
K e t t i g
Carsten Liersch, Kommunikationsdesigner und die FWS gGmbH kommentieren das<br />
Logo:<br />
Das Zeichen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
Das Logo besteht aus einfachen Formen: Ein großes Quadrat, von dem sich ein weiteres,<br />
kleineres Quadrat löst, und das durch zwei bogenförmige, ineinan<strong>der</strong>greifende Linien<br />
durchbrochen wird – eine Grundidee <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH wird<br />
aufgegriffen und visualisiert: Eine offene Einrichtung, es geht etwas hinein und kommt<br />
wie<strong>der</strong> heraus, ein Austausch findet statt. Es gibt Individuelles, Integration und Vernetzung.<br />
Gleichzeitig aber auch eine Verän<strong>der</strong>ung: Der obere Bogen wirkt eher technisch; er<br />
verän<strong>der</strong>t seine Farbe bei Eintritt in das Quadrat, sein nach unten führen<strong>der</strong> Schwung<br />
wird dann vom unteren Bogen – mit einem Pinsel menschlich und nicht geradlinig gezeichnet<br />
– aufgefangen und wie<strong>der</strong> nach oben umgelenkt. Der Schwung des unteren<br />
Bogens führt hin zum Schriftzug „För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH“.<br />
Diese Linienführung kann mit Wasser assoziiert werden – alles ist im Fluß, es geht auf<br />
und ab, wie im Leben, um letztlich in etwas Gutem zu münden.<br />
Die Form des oberen Bogens ist angelehnt an die <strong>der</strong> Dächer <strong>der</strong> Häuser in Kettig und<br />
schafft somit einen architektonischen Bezug; gleichzeitig gibt es dem Zeichen auch etwas<br />
behütendes – ein Dach, unter dem Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung ein Zuhause finden,<br />
schafft Bezug zum Namensbestandteil „Wohnstätte“ <strong>der</strong> Einrichtung. Der untere Bogen<br />
fängt auf und weist nach oben – und kann mit dem Aspekt „För<strong>der</strong>ung“ assoziiert werden.<br />
Das kleinere, sich lösende Quadrat berücksichtigt, dass die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
gGmbH neben dem Hauptsitz in Kettig noch weitere Einrichtungen betreibt. Weiterhin<br />
kann das kleine Quadrat als Ausdruck individueller För<strong>der</strong>ung gesehen werden: Jemand<br />
erfährt För<strong>der</strong>ung und entfernt sich wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Einrichtung, z.B. in spezielle<br />
Wohnformen individuellen Zuschnitts, ist aber weiter als Teil <strong>der</strong> Gesamteinrichtung zu<br />
sehen und kann sich selbst so fühlen.<br />
Bei aller Stringenz des Logos, die in dem blauen Quadrat basishaft beruht, wirkt das<br />
kleine vagabundierende Quadrat als spielerische Ergänzung, lässt auf Lebensfreude,<br />
Kreativität und Vielfalt schließen.<br />
Die Farbe Blau – sie steht neben Vertrauen und Verlässlichkeit auch für Harmonie und<br />
Ruhe – wie auch die Klarheit <strong>der</strong> verwendeten Schrift und Formen vermitteln, dass in<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte mit Sachverstand gearbeitet wird.<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH präsentiert sich mit dem Logo als eine offene Einrichtung,<br />
die nicht nur für alle Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung ein Platz <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung, des<br />
Wohnens und des Arbeitens ist, son<strong>der</strong>n die auch als Institution offen ist für die Zukunft,<br />
für Verän<strong>der</strong>ungen; sie bewahrt die gestalteten Angebote und ist gleichzeitig innovativ<br />
ausgerichtet.<br />
Die einfachen Formen des Signets ermöglichen eine unkomplizierte Reproduzierbarkeit<br />
in unterschiedlichsten Voraussetzungen und Medien.<br />
2
Verwaltung<br />
Anne-Frank-Str. 1<br />
56220 Kettig<br />
� 02637 9435-0<br />
Telefax: 02637 9435-150<br />
E-mail: info@fws-kettig.de<br />
www.fws-kettig.de<br />
Kurzzeitwohnplätze<br />
Haus Leutesdorf<br />
In <strong>der</strong> Gartenlay 19<br />
� 02631 71129<br />
Telefax: 02631 959957<br />
E-mail: haus-leutesdorf@fws-kettig.de<br />
Dauerwohnplätze und Tagesför<strong>der</strong>ung für Schwerstbehin<strong>der</strong>te in den Häusern:<br />
� 56564 Neuwied<br />
Außenwohngruppe Haus Weinbergstraße<br />
Weinbergstraße 38<br />
� 02631 56621<br />
Telefax: 02631 955126<br />
E-mail: haus-weinbergstrasse@fws-kettig.de<br />
� 56599 Leutesdorf<br />
In <strong>der</strong> Gartenlay 19<br />
� 02631 71129<br />
Telefax: 02631 959957<br />
E-mail: haus-leutesdorf@fws-kettig.de<br />
� 56220 Kettig<br />
Anne-Frank-Str. 1<br />
56220 Kettig<br />
� 02637 9435-0<br />
Telefax: 02637 9535-150<br />
E-mail: info@fws-kettig.de<br />
Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM)<br />
Anne-Frank-Str. 1<br />
56220 Kettig<br />
� 02637 3435-711<br />
Telefax: 02637 9435-709<br />
E-mail: werkstatt@fws-kettig.de<br />
3
Verehrte Leserinnen und Leser,<br />
die vorliegende vierte Auflage <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />
Wohnstätten gGmbH ist ein umfangreiches Werk, trotz aller Bemühungen<br />
um eine inhaltliche Beschränkung auf das Wesentliche. Was als wichtig<br />
erachtet wurde, soll auch drinstehen, haben wir entschieden, denn schließlich<br />
ist in einer vielgliedrigen Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe vieles wichtig.<br />
(Als aktuelle Ergänzung ist unser Teilhabekonzept nach § 8 LWTG* eingefügt.)<br />
Der große Umfang mag auch darin begründet sein, dass diese Konzeption<br />
in <strong>der</strong> gesamten Mitarbeiter- und Trägerschaft diskutiert und entwickelt<br />
wurde. Und dies ist ihr Vorteil, denn diese Konzeption schreibt Standards<br />
fest, wie sie für eine mo<strong>der</strong>ne Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe verpflichtend<br />
sind.<br />
Beson<strong>der</strong>s für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann sie Orientierungshilfe<br />
sein.<br />
Wer sich nicht die Zeit nehmen will o<strong>der</strong> kann das vielseitige Werk zu lesen,<br />
erhält gerne Teil- und Kurzkonzeptionen und ebenso umfangreiches<br />
Prospektmaterial. Alle Informationen sind auch als Audiodatei und in Brailleschrift<br />
erhältlich.<br />
Bitte sprechen Sie uns an!<br />
Kettig, im Oktober 2011<br />
Dr. Alfred Marmann Irmtrud Burkard<br />
Geschäftsführer ppa.<br />
Leiterin Wohnen und<br />
Tagesstätte<br />
Johannes Herbig Rolf Stamm<br />
Leiter Wohnen und Werkstattleiter<br />
Tagesstätte<br />
5
Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wurde im gesamten vorliegenden Text ausschließlich<br />
die männliche Form von Personen- und Berufsgruppen genannt. Weibliche<br />
Mitglie<strong>der</strong> dieser Personen- und Berufsgruppen sind selbstverständlich immer auch angesprochen<br />
und gemeint.<br />
6
7<br />
<strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
(im folgenden FWS genannt)<br />
Präambel ........................................................................................................................9<br />
1 Leitbild...................................................................................................................10<br />
1.1 Pädagogische Leitgedanken.............................................................................11<br />
2 Nutzer <strong>der</strong> Angebote ............................................................................................14<br />
2.1 Personenkreis................................................................................................14<br />
2.2 Gesetzliche Grundlagen ...............................................................................15<br />
2.3 Aufnahmeverfahren ......................................................................................16<br />
2.4 Verträge mit Nutzern.....................................................................................16<br />
3 Fachliche Leitlinien für die Betreuungsleistungen............................................18<br />
3.1 Allgemeines ...................................................................................................18<br />
3.1.1 Teilhabekonzept nach § 8 LWTG für die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.............21<br />
3.1.2 Paten-/Bezugsbetreuersystem.....................................................................22<br />
3.2 Individuelle Teilhabeplanung .......................................................................23<br />
3.2.1 Definition......................................................................................................23<br />
3.2.2 Inhalt und Ziele ............................................................................................24<br />
3.2.3 Beteiligte......................................................................................................24<br />
3.3 Tagesstrukturierung .....................................................................................24<br />
3.3.1 Tagesför<strong>der</strong>stätte.........................................................................................24<br />
3.3.1.1 T. .................................................................................................................28<br />
3.3.1.2 Bewegungsbad............................................................................................30<br />
3.3.1.3 Matschraum.................................................................................................30<br />
3.3.1.4 Musikraum ...................................................................................................31<br />
3.3.1.5 Schwarzraum...............................................................................................32<br />
3.3.1.6 Snoezelenraum............................................................................................33<br />
3.3.1.7 Turnhalle......................................................................................................34<br />
3.3.2 Workshops...................................................................................................35<br />
3.3.3 Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen.............................................................40<br />
3.4 Klientenorientierung .....................................................................................41<br />
3.4.1 Bewohnerbeirat............................................................................................41<br />
3.4.2 Werkstattrat .................................................................................................42<br />
3.4.3 Bewohnerfürsprecher ..................................................................................44<br />
3.5 Elternarbeit ....................................................................................................44<br />
3.5.1 Elternkreis....................................................................................................49<br />
5.1 Personal .........................................................................................................53<br />
5.1.1 Berufsgruppen .............................................................................................53<br />
5.1.2 Personelle Kontinuität..................................................................................53<br />
5.1.3 Teamarbeit ..................................................................................................53<br />
5.1.4 Leitbild Führung...........................................................................................54<br />
5.1.5 Fortbildung...................................................................................................56<br />
5.1.6 Ausbildung...................................................................................................57<br />
5.1.7 Ehrenamt .....................................................................................................62
8<br />
5.1.8 Betriebsrat ...................................................................................................62<br />
5.2 Qualitätsentwicklung ....................................................................................63<br />
5.2.1 Qualitätsmanagementsystem ......................................................................63<br />
5.2.2 Selbstevaluation ..........................................................................................64<br />
5.2.3 Mitarbeitergespräch.....................................................................................64<br />
5.3 Datenschutz...................................................................................................64<br />
5.3.1 Rechtliche Bestimmungen ...........................................................................64<br />
6 Begleitende Dienste .............................................................................................66<br />
7 Stationäre Betreuungsformen.............................................................................73<br />
7.1 Kurzzeitwohnen.............................................................................................73<br />
7.2 Wohnen auf Dauer.........................................................................................76<br />
7.3 Tagesför<strong>der</strong>ung.............................................................................................85<br />
8 Unsere Betreuungsformen an verschiedenen Standorten ...............................86<br />
8.1 Haus Weinbergstraße- Konzeption <strong>der</strong> Außenwohngruppe (AWG)..........86<br />
8.2 Haus Leutesdorf – Konzeption Haus Leutesdorf .......................................88<br />
8.3 För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig.....................................................................91<br />
8.4 Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kettig (Schwerpunkt<br />
Sehgeschädigte) ......................................................................................................91<br />
9 Verbands- und Gremienarbeit.............................................................................95<br />
10 Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH Kettig in ihrem<br />
fachlichen Netzwerk ....................................................................................................96<br />
11 Öffentlichkeitsarbeit......................................................................................98<br />
11.1 Hauszeitung...................................................................................................98<br />
11.2 Internet...........................................................................................................98<br />
12 Ausblick..................................................................................................................99<br />
13 Soziale Dienstleistungsgesellschaft Mittelrhein gGmbH (SDM)......................100<br />
14 Glossar .................................................................................................................101<br />
15 Literatur und Quellenangaben............................................................................107<br />
Anlagen ......................................................................................................................109<br />
Anlage 1: Platzangebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH .......................109<br />
Anlage 2: Schaubild <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH...............................110<br />
Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ........................110<br />
Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ........................111<br />
Anlage 4: Bewohnerorganigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH........112<br />
Anlage 5: Die Gesellschafter <strong>der</strong> FWS gGmbH: .................................................113
Präambel<br />
9<br />
Präambel<br />
(Auszug aus Gesellschaftervertrag vom 8.7.1991)<br />
§ 2<br />
Gegenstand <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
1. Aufgabe <strong>der</strong> Gesellschaft ist es, für blinde, sehbehin<strong>der</strong>te und nichtsehgeschädigte<br />
mehrfach- und schwerstmehrfach behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
Einrichtungen mit geeigneten För<strong>der</strong>- und Wohnmöglichkeiten<br />
zu errichten, zu betreiben und zu unterhalten.<br />
2. Alle Maßnahmen dienen einer je nach Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>lichen<br />
För<strong>der</strong>ung und Betreuung im beruflichen und sozialen<br />
Bereich sowie <strong>der</strong> Pflege dieses Personenkreises.
1 Leitbild<br />
10<br />
Unsere För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ist eine unabhängige Einrichtung<br />
<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe, überkonfessionell und überparteilich. Sie<br />
wurde von ihren Gesellschaftern gegründet, um bedarfsgerechte<br />
Betreuungsangebote für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen aufzubauen und<br />
zu unterhalten.<br />
Als Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband fühlen wir<br />
uns den vielfältigen sozialen Zielen dieses Verbandes gerne verpflichtet.<br />
Folgende Leitlinien bestimmen unser Handeln:<br />
o Je<strong>der</strong> Mensch hat das Recht, sein Leben eigenverantwortlich<br />
zu gestalten. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung begegnen wir mit Respekt.<br />
Sie sind Mitglie<strong>der</strong> unserer Gesellschaft, die angemessene<br />
Hilfen zur Integration benötigen.<br />
o Unsere sozialen Dienstleistungen haben zum Ziel, den Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung ein Höchstmaß an persönlicher Entwicklung,<br />
beruflicher Integration und individueller Lebensqualität<br />
zu ermöglichen.<br />
o Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung wollen und benötigen soziale Teilhabe.<br />
Sie werden von uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten als<br />
Partner bei <strong>der</strong> Erfüllung unserer Aufgabe beteiligt.<br />
o Unsere Dienstleistungen orientieren sich am individuellen Bedarf<br />
<strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Wir stellen ausreichende<br />
wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung. Wir setzen uns engagiert<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen ein, wenn erfor<strong>der</strong>liche Hilfen<br />
fehlen.<br />
o Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe ist Teil unserer Arbeit,<br />
um innovativ Chancen für unsere Klienten zu eröffnen.<br />
Fachlichkeit, die mit Hilfe unserer grundlegenden Konzeption
11<br />
geför<strong>der</strong>t und reflektiert wird, garantiert einen qualitativ hohen<br />
Standard <strong>der</strong> Betreuungsarbeit.<br />
o Die Mitarbeiterschaft <strong>der</strong> verschiedenen Bereiche unserer<br />
gGmbH versteht sich als Dienstgemeinschaft, die gemeinsame<br />
Ziele zu Gunsten <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung verfolgt.<br />
o Ein kooperativer, mitarbeiterorientierter Umgang über alle Ebenen<br />
hinweg sichert ein positives Betriebsklima. Dieses ist eine<br />
<strong>der</strong> Grundlagen für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
in unseren Einrichtungen und Diensten.<br />
Kettig, im Jahre 2008<br />
1.1 Pädagogische Leitgedanken<br />
Pädagogische Leitgedanken<br />
Je<strong>der</strong> Mensch ist Person und als solche einzigartig und unverwechselbar.<br />
Der Entwicklungsstand einer Persönlichkeit kann nicht als Kriterium für das Menschsein<br />
herangezogen werden. Das Lebensglück eines Menschen kann nicht normativ bestimmt<br />
werden, son<strong>der</strong>n es hängt von seinem eigenen Erleben ab. Menschen mit einer<br />
Behin<strong>der</strong>ung können ebenso sinnerfüllt und glücklich leben, wie es Menschen ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />
können.<br />
Sowohl im privaten Lebensraum, als auch in <strong>der</strong> Teilhabe am öffentlichen Leben, müssen<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, wie alle Menschen, ein ihrer Würde, ihren Bedürfnissen<br />
und ihrer Individualität angemessenes Leben führen können.<br />
Soziale, seelisch-geistige und körperliche Fähigkeiten, die zum selbstverantwortlichen<br />
Handeln befähigen, sollen gleichermaßen berücksichtigt werden.<br />
Der Blick gilt <strong>der</strong> Gesamtpersönlichkeit, die sich nach ERIKSON in folgenden Teilaspekten<br />
ausdrückt, die nicht isoliert betrachtet werden dürfen, son<strong>der</strong>n ineinan<strong>der</strong> übergehen<br />
und als gleichrangig anzusehen sind:<br />
• Autonomie (Selbstverwirklichung u. Selbstbestimmung)<br />
• Soziabilität (Kommunikations- u. Kooperationsfähigkeit)<br />
• Produktivität<br />
• Sexualität<br />
• Kreativität
Aufgaben und Ziele<br />
Die Betreuung und Begleitung <strong>der</strong> Bewohner*/Beschäftigten** wird als integrierte pädagogische<br />
Tätigkeit verstanden. Alle Alltagsangelegenheiten <strong>der</strong> Bewohner sind demnach<br />
Inhalt <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit, auch die Bereiche <strong>der</strong> Eigenversorgung, <strong>der</strong><br />
Pflege und <strong>der</strong> Hauswirtschaft.<br />
Im Vor<strong>der</strong>grund stehen die Persönlichkeitsentwicklung und Selbständigkeit des Einzelnen,<br />
sowie die Stärkung des Selbstwertgefühles und die Erhaltung <strong>der</strong> bisher erworbenen<br />
Lebenserfahrungen und Fähigkeiten.<br />
Individualität und Selbstbestimmung umfassen auch die Verantwortung für eigenes<br />
Handeln. Je<strong>der</strong> Mensch lernt am besten durch eigene Erfahrung. Individualität und<br />
Selbstbestimmung haben ihre Grenzen dort, wo behin<strong>der</strong>te Menschen die Folgen ihres<br />
Handelns nicht abschätzen können und hierdurch sich selbst o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e gefährden,<br />
diskriminieren o<strong>der</strong> in ihren Bedürfnissen einschränken.<br />
Die Qualität <strong>der</strong> Pädagogischen Begleitung verstehen wir als Ergebnis von dynamischen<br />
Prozessen. Diese beinhalten die systemische Betrachtung <strong>der</strong> individuellen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
und Wünsche, den offenen Dialog, die zielgerichteten Absprachen und die<br />
regelmäßige Reflexion mit allen Beteiligten.<br />
Pädagogische Begleitung – Formen und Lebensbereiche<br />
Die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner bestimmen Inhalt, Form<br />
und Ablauf <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit. Dabei kann es nach GIESECKE kein „richtiges“,<br />
son<strong>der</strong>n nur „angemessenes“ Handeln geben. Pädagogische Begleitung lässt daher<br />
auch immer mehrere Möglichkeiten zu. Wir geben so viel Unterstützung und Begleitung<br />
wie nötig und so viel Freiheit und Eigenständigkeit wie möglich.<br />
12<br />
• Selbständige Erledigungen durch den Bewohner<br />
• Verbale und / o<strong>der</strong> taktile Anleitung durch den Mitarbeiter und selbständige Erledigung<br />
durch den Bewohner<br />
• Verbale und / o<strong>der</strong> taktile Anleitung durch die Mitarbeiter und ergänzende Hilfen<br />
durch Übernahme von Aufgaben durch die Mitarbeiter<br />
• Komplette Übernahme von Aufgaben durch die Mitarbeiter<br />
Die pädagogische Begleitung findet in folgenden Lebensbereichen statt:<br />
• Wohnen<br />
• Arbeit / Beschäftigung / Ausbildung<br />
• Freie Zeit<br />
• Soziale Beziehungen<br />
• Gesundheit<br />
Zur Umsetzung dieser Pädagogischen Begleitung dienen IHP/THP, Entwicklungsberichte,<br />
individuelle För<strong>der</strong>planung, bestehende Berichte an<strong>der</strong>er Institutionen und Ärzte,<br />
interne Fachgespräche und selbstverständlich Gespräche mit Eltern und gesetzlichen<br />
Betreuern.
Die resultierenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mitarbeiter bedingen ein hohes Maß an fachlicher<br />
und persönlicher Qualifikation.<br />
Dieses Dokument wird jährlich überarbeitet.<br />
Der Qualitätszirkel Pädagogik <strong>der</strong> FWS<br />
** Im Text ist aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit nur von Bewohnern die Rede. Beschäftigte<br />
(d.h. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> WfbM) sind stets eingeschlossen.<br />
13
2 Nutzer <strong>der</strong> Angebote<br />
2.1 Personenkreis<br />
Die verschiedenen Angebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH werden von erwachsenen<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung genutzt. Die Nutzer unserer Dienstleistungen<br />
entscheiden sich freiwillig für diese. Auch bei Vorliegen einer gesetzlichen Betreuung<br />
gehen wir davon aus, dass das Selbstbestimmungsrecht des Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
akzeptiert wird.<br />
Behin<strong>der</strong>te im Sinne <strong>der</strong> Sozialgesetzgebung sind körperlich, geistig o<strong>der</strong> seelisch beeinträchtigte<br />
Personen, <strong>der</strong>en Aussichten eingeglie<strong>der</strong>t zu werden o<strong>der</strong> zu bleiben, wegen<br />
<strong>der</strong> Art o<strong>der</strong> Schwere ihrer Behin<strong>der</strong>ung nicht nur vorübergehend wesentlich gemin<strong>der</strong>t<br />
sind und deshalb Hilfen zur Einglie<strong>der</strong>ung benötigen (nach Bleidick, 1995).<br />
Mit <strong>der</strong> Diagnose „Behin<strong>der</strong>ung“ und <strong>der</strong> damit unter Umständen verbundenen „Etikettierung“<br />
ist mit Vorsicht, Sorgfalt und Verantwortung umzugehen. Wir sind uns bewusst,<br />
dass jede Beschreibung sich auf Werte und Normen bezieht, vielleicht aber dem Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung nie gerecht wird. Bei Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gibt es nach<br />
Gröschke (1997) eine beson<strong>der</strong>e „Diskrepanz zwischen Sein, Sollen, Wollen, Können<br />
und Dürfen“. Je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> unserer Hilfen bedarf, ist eine Persönlichkeit, die in ihrem<br />
„Sein“ von uns angenommen ist.<br />
Für den Begriff „Schwerstbehin<strong>der</strong>ung“ liegt keine allgemein gültige Definition vor. Dieser<br />
Personenkreis, für den die gGmbH ihre sozialen Dienstleistungen anbietet, ist in<br />
einem hohen Maße auf eine ganzheitliche Unterstützung und För<strong>der</strong>ung angewiesen.<br />
Bei diesen Menschen liegt stets eine unterschiedlich ausgeprägte geistige Behin<strong>der</strong>ung<br />
vor, wobei diese zumeist mit an<strong>der</strong>en Behin<strong>der</strong>ungsformen wie Sinnesbeeinträchtigungen,<br />
Epilepsie*, Spastik*, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates, u.a. mehr<br />
kombiniert ist, so dass wir von Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung sprechen.<br />
Diese Menschen benötigen:<br />
• Körperliche Nähe, um direkte zwischenmenschliche Erfahrungen machen zu<br />
können und um an<strong>der</strong>e Menschen wahrzunehmen.<br />
• Menschen, die ihnen die Umwelt auf einfachste Art und Weise nahe bringen.<br />
• Menschen, die ihre Arten <strong>der</strong> Fortbewegung sowie die notwendigen Lageverän<strong>der</strong>ungen<br />
kennen und ihnen diese auch ermöglichen.<br />
• Menschen, die sie auch ohne verbale Kommunikation verstehen und immer wie<strong>der</strong><br />
nach neuen Möglichkeiten <strong>der</strong> Verständigung suchen.<br />
• Menschen, die sie zuverlässig und einfühlsam pflegen und versorgen.<br />
(vgl. Fröhlich, Düsseldorf 1998)<br />
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in <strong>der</strong> Betreuung von sehbehin<strong>der</strong>ten und blinden<br />
Menschen mit geistiger und körperlicher Behin<strong>der</strong>ung. Diese Kombination bedingt spezielle<br />
Bedarfe:<br />
„• Training von Orientierungsfähigkeit.<br />
• Aufbau von elementaren Fähigkeiten <strong>der</strong> Lebenspraxis, Orientierung und Kommunikation<br />
sowie <strong>der</strong> Hilfsmittelbenutzung und <strong>der</strong> Kompensation <strong>der</strong> eigenen Behin<strong>der</strong>ung.<br />
• Für jede Betreuungsleistung ist entwe<strong>der</strong> eine körpernahe Kommunikation erfor<strong>der</strong>lich,<br />
o<strong>der</strong> es sind Übersetzungsleistungen notwendig, um unzureichende Umweltinformationen<br />
dem sehbehin<strong>der</strong>ten/blinden Menschen nahe zu bringen.<br />
*Sie finden am Schluss <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> ein alphabetisch geordnetes Glossar, das Ihnen das Verständnis des Textes erleichtern<br />
soll. Erklärte Begriffe sind im Text mit * gekennzeichnet.<br />
14
• Im Bereich <strong>der</strong> Betreuungsleistungen muss berücksichtigt werden, dass viele Vorgänge<br />
mehr Zeit erfor<strong>der</strong>n als bei Sehenden.<br />
• Durch ein höheres Gefährdungspotential muss eine sehr intensive, häufig permanente<br />
Aufsicht gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass nicht nur die sehbehin<strong>der</strong>ten/blinden<br />
Menschen einen zeitlichen Mehraufwand in Kauf nehmen müssen, son<strong>der</strong>n<br />
auch die Fachpersonen, die die Unterstützung, Betreuung und Pflege gewährleisten,<br />
die die blindenspezifischen Techniken erlernen helfen und als Sehende immer<br />
wie<strong>der</strong> Rückmeldungen geben, ob die erlernte Technik korrekt ausgeführt wird.“<br />
(VBS, 2006)<br />
Beson<strong>der</strong>e Personengruppen bilden hörsehbehin<strong>der</strong>te/taubblinde Menschen und Menschen<br />
mit apallischem* Syndrom in unserer Einrichtung, da bei diesen Personen die<br />
Kommunikationsfähigkeit in einem sehr umfassenden Maße eingeschränkt ist und übliche<br />
Formen <strong>der</strong> Kommunikation und Umweltteilhabe ausgeschlossen sind. Die Kontaktaufnahme<br />
und die Interaktion finden in <strong>der</strong> Regel ausschließlich taktil statt, was eine<br />
arbeitsintensive und qualifizierte Betreuung erfor<strong>der</strong>t.<br />
Für den beschriebenen Personenkreis bieten wir die sozialen Dienstleistungen „Wohnen,<br />
För<strong>der</strong>n und Arbeiten“ auf Dauer an. Im Sinne <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP*) wird<br />
die Frage <strong>der</strong> angemessenen Lebensform kontinuierlich geprüft. Personen, die unsere<br />
Wohnangebote nutzen, erfahren tagesstrukturierende Angebote entwe<strong>der</strong> durch einen<br />
Besuch unserer Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen o<strong>der</strong> unsere Tagesför<strong>der</strong>stätten,<br />
wobei die „Durchlässigkeit“ und bereichsübergreifende Angebote erwünscht sind.<br />
Der Verbleib in den Wohnmöglichkeiten soll bis zum Lebensende möglich sein.<br />
Unsere stationären Angebote richten sich nicht an Menschen mit ausschließlich psychischen<br />
Erkrankungen und Suchtproblematiken.<br />
2.2 Gesetzliche Grundlagen<br />
Die verschiedenen Angebote <strong>der</strong> FWS sind durch die jeweiligen gesetzlichen Grundlagen<br />
legitimiert.<br />
Im Folgenden ein kurzer Überblick über die für unsere Dienstleistungen relevanten Gesetze<br />
und Bestimmungen:<br />
Wohnen<br />
• §§ 53ff, §§ 75ff SGB XII<br />
• Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (nachfolgend LWTG genannt)<br />
• Wohn – und Betreuungsvertragsgesetz (nachfolgend WBVG genannt)<br />
• Heimmitwirkungsverordnung<br />
• Heimpersonalverordnung<br />
Kurzzeitwohnen<br />
• SGB XI<br />
• SGB XII<br />
Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
• §§ 53ff SGB XII<br />
• § 55 SGB IX<br />
15
Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
• Werkstättenverordnung<br />
• SGB III, IX<br />
• Werkstättenmitwirkungsverordnung<br />
• § 56 SGB XII<br />
2.3 Aufnahmeverfahren<br />
Die Aufnahme in die För<strong>der</strong>- und Wohnstätte, sei es Wohnbereich o<strong>der</strong> Werkstattplatz,<br />
findet erst nach Durchlaufen eines erfolgreichen Verfahrens statt. Es beginnt mit einer<br />
Anfrage/Kontaktaufnahme und dem gegenseitigen persönlichen Kennen lernen von Einrichtung<br />
und „Bewerber“. Es endet nach dem Absolvieren verschiedener Schritte (intern<br />
wie extern) mit <strong>der</strong> Kostenzusage und dem Tag <strong>der</strong> Aufnahme (Einzug o<strong>der</strong> erster Beschäftigungstag).<br />
Die einzelnen Schritte – mit möglichen Abweichungen und Varianten – bzw. die Bedingungen<br />
zur erfolgreichen Abwicklung (z.B. notwendige Unterlagen) sind im Rahmen<br />
des Qualitätsmanagements <strong>der</strong> FWS als Prozessbeschreibung erarbeitet und festgehalten<br />
worden.<br />
Aus Platzgründen wird an dieser Stelle auf Prozessbeschreibungen verzichtet.<br />
Auf Wunsch sind die Beschreibungen bei <strong>der</strong> QM Abteilung/bzw. im Organisationshandbuch<br />
einsehbar/erhältlich.<br />
2.4 Verträge mit Nutzern<br />
Alle sozialen Dienstleistungen <strong>der</strong> FWS gGmbH haben ihre Grundlage in schriftlichen<br />
Verträgen. In diesen Verträgen werden, wie im Vertragswesen üblich, die Rechte und<br />
Pflichten beschrieben, die von den Vertragspartnern zu erfüllen sind. Gemäß <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Grundlagen, die insbeson<strong>der</strong>e im LWTG und WBVG, <strong>der</strong> Werkstattverordnung<br />
und dem Bürgerlichen Gesetzbuch formuliert sind, werden von <strong>der</strong> FWS als dem<br />
Leistungserbringer die Leistungen beschrieben, die von den Nutzern (auf Grundlage<br />
des THP) vertraglich zu erwarten sind. Damit gehen in die sozialen Dienstleistungen<br />
alle Leistungen ein, die konzeptionell vorgesehen sind.<br />
Unterschriftspartner sind <strong>der</strong> Nutzer bzw. die gesetzliche Vertretung und die Vertreter<br />
<strong>der</strong> FWS.<br />
Die Nutzer erfahren vor <strong>der</strong> Vertragsunterzeichnung eine vorbereitende Beratung durch<br />
die Fach- und/o<strong>der</strong> Leitungskräfte <strong>der</strong> FWS.<br />
Die Verträge über die Leistungserbringung können nur für Leistungen abgeschlossen<br />
werden, für die zuvor entwe<strong>der</strong> die Kostenzusage eines Leistungsträgers vorliegt o<strong>der</strong><br />
für die vom Nutzer eine Selbstzahlungsverpflichtung erklärt wird.<br />
Es gibt folgende Verträge in <strong>der</strong> FWS:<br />
• Wohn- und Betreuungsvertrag (dieser schließt u.U. einen Vertrag über Tagesför<strong>der</strong>ung<br />
ein)<br />
• Werkstattvertrag<br />
• Vertrag über Kurzzeitwohnen<br />
Die Verträge sind rechtlich geprüft, um den Nutzern Vertragssicherheit garantieren zu<br />
können.<br />
16
Die FWS ist bemüht Vertragsformulare vorzuhalten, die die spezifischen Behin<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Nutzer berücksichtigen, indem beispielsweise Verträge mit Bil<strong>der</strong>n ausgestattet<br />
werden, damit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten (s. Wörterbuch für leichte Sprache,<br />
bifos 2001) diese eher verstehen können o<strong>der</strong> es werden blindenspezifische Ausführungen<br />
erstellt, z.B. in Brailleschrift.<br />
(Anmerkung: Die Vertragsformulare sind außer in <strong>der</strong> Verwaltung auch auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong><br />
FWS einzusehen.)<br />
17
3 Fachliche Leitlinien für die Betreuungsleistungen<br />
3.1 Allgemeines<br />
Mit dem Kronberger Kreis (1998) werden pädagogische Dienstleistungen - in Bezug auf<br />
die erwachsenen Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung eigentlich als andragogische*<br />
Betreuungsleistung zu bezeichnen - als „personal“ definiert, also Leistungen, die von<br />
Menschen für Menschen erbracht werden:<br />
• Da Menschen keine Maschinen sind, kann man behin<strong>der</strong>te Menschen nicht einfach<br />
nach Plan bearbeiten. Pädagogische Fachkräfte bewegen sich in einem kommunikativen<br />
Feld mit einem komplexen Beziehungsgeschehen – „im pädagogischen Feld<br />
beobachten und bewerten, beeinflussen und verän<strong>der</strong>n sich alle Beteiligten gleichzeitig.“<br />
(interaktives Geschehen)<br />
• Das einzigartige Geschehen ist gebunden an die jeweilige Situation und kann zeitlich<br />
nicht umgekehrt werden – „es gibt in humaner Praxis keine Wie<strong>der</strong>holungen.“<br />
• Professionell zu handeln, bedeutet deshalb auch Beziehungen spontan und mit<br />
Überlegung zu gestalten – es handelt sich dabei um ein Überlegen im Handlungsvollzug<br />
„reflection-in-action“.<br />
• Pädagogik zielt auf Autonomie und Gemeinschaftsfähigkeit ... auf Bedürfnisbefriedigung<br />
und Kompetenzerweiterung ... auf Engagement für den gerechten Ausgleich.<br />
(Helfende Beziehung) (vgl. Kronberger Kreis, 1998)<br />
Es kann von einem hohen Anspruch an professionelle Fachkräfte ausgegangen werden,<br />
wie auch Günther und Bergler unterstreichen, wenn sie feststellen, dass qualifizierte<br />
Betreuung zu leisten keine „Je<strong>der</strong>mannsqualifikation“ (Günther/Bergler, 1992) ist, wie<br />
in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zuweilen <strong>der</strong> Eindruck entsteht, zumal dann, wenn diese gruppenpädagogische<br />
Arbeit in „familiennaher“ Form strukturiert ist. Die For<strong>der</strong>ung nach Professionalisierung<br />
innerhalb <strong>der</strong> Betreuungsarbeit für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung,<br />
die Einfluss in die Heimpersonalverordnung gefunden und inzwischen die personelle<br />
Besetzung in Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungshilfe im Hinblick auf die professionelle<br />
Qualifizierung deutlich verbessert hat, setzen wir in unseren Dienstleistungen entsprechend<br />
<strong>der</strong> verhandelten Vergütungssatzanteile für Personal konsequent um.<br />
Mit Professionalisierung darf aber nicht Spezialisierung verwechselt werden, da Betreuungsarbeit<br />
auf „ ganzheitliche Kompetenzen“ ausgerichtet ist. Die Fachkräfte innerhalb<br />
<strong>der</strong> Betreuungsgruppen haben eine geeignete „Breitenausbildung“, die sie dazu befähigt,<br />
den anspruchsvollen und ganzheitlichen Anspruch stellvertreten<strong>der</strong> Personensorge<br />
zu erfüllen.<br />
Betreuer im Gruppendienst sind quasi „Kristallisationspunkte“ einer Behin<strong>der</strong>teneinrichtung,<br />
die die konzeptionell gewählten Standards und das damit gleichzeitig in <strong>der</strong><br />
(Fach-) Öffentlichkeit propagierte Selbstbild dieser Einrichtung im Betreuungsalltag umsetzen.<br />
Die hinreichende Fachkompetenz beinhaltet die<br />
• umfassende Informiertheit (Wissen, Kenntnis von Theorie und Praxis) über das<br />
Arbeitsfeld <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe und<br />
• die Kenntnis und Anwendung spezifischer Methoden und das Wissen um die<br />
Beson<strong>der</strong>heiten sozialer Interaktion (= Methoden- und Sozialkompetenz)<br />
in diesem Feld.<br />
18
Während das Kriterium <strong>der</strong> „umfassenden Informiertheit“ im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung<br />
erlangt und durch Fortbildung weiterentwickelt wird, so ist die Anwendung des Wissens<br />
in adäquater Methoden- und Sozialkompetenz nicht alleine kognitiv erlernbar, son<strong>der</strong>n<br />
diese Anwendung kann nur individuell qualifizierend in prozesshaften, persönlichkeitsentwickelnden<br />
Lern- und Erfahrungsschritten erworben werden (= Berufserfahrung).<br />
Diese Prozesse sind erst im Berufsalltag möglich (Learning by doing; Training on the<br />
job); deshalb ist üblicherweise mit Methoden- und Sozialkompetenz bei Berufsneulingen<br />
weniger zu rechnen.<br />
Zu den notwendigen Kompetenzen gehört Begleitungskompetenz* gegenüber Betreuten<br />
und Kollegen.<br />
Die beson<strong>der</strong>e Eignung des Personals entwickelt sich nach unserem Verständnis<br />
schrittweise im Verlaufe <strong>der</strong> Arbeit und ohne den viel strapazierten Begriff <strong>der</strong> „pädagogischen<br />
Berufung“ bemühen zu wollen, ist aber doch darauf zu verweisen, dass die professionelle<br />
Betreuung in einer mo<strong>der</strong>nen Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe nicht ohne die<br />
spezielle persönliche Eignung ihrer „handelnden Organe“ (= Betreuer) auskommt, um<br />
die vereinbarten Betreuungs-/För<strong>der</strong>ziele (→ s. THP) zu erreichen.<br />
Personale Kompetenz<br />
Der Zusammenklang von fachlicher Qualifikation und persönlicher Eignung soll hier als<br />
personale Kompetenz verstanden werden. Die FWS betreibt in verschiedener Weise die<br />
Ausgestaltung <strong>der</strong> personalen Kompetenz:<br />
19<br />
• Umfassende Information neuer Mitarbeiter über die spezielle Betreuungsform<br />
und die Gesamteinrichtung;<br />
• Schrittweise Einarbeitung neuer Mitarbeiter, vor allem bei Berufsanfängern,<br />
mit Hilfe eines persönlichen Ansprechpartners und qualitätssichernden<br />
Checklisten;<br />
• Interne und externe Weiterbildung; es besteht Fortbildungspflicht;<br />
• Permanente Möglichkeit zu informellem Austausch mit Kollegen, Vorgesetzten<br />
und Psychologen (inkl. Reflektion und Beratung);<br />
• Organisierte Kommunikation in <strong>der</strong> Form regelmäßiger Dienstbesprechungen<br />
im Team, in Bereichsgesprächen, Fachgesprächen mit Vertretern <strong>der</strong> Begleitenden<br />
Dienste (inkl. Reflektion und Beratung); es besteht Teilnahmepflicht;<br />
• Regelmäßige, zumindest jährlich stattfindende Mitarbeitergespräche zwischen<br />
Mitarbeitern und Vorgesetzten;<br />
• Interne und externe Beratung mit dem Ziel Regelwissen und Verständniswissen<br />
zu steigern, Teamentwicklung zu betreiben;<br />
• Supervision als spezifisches Angebot, wenn die institutionseigenen Ressourcen<br />
an Reflektionsebenen nicht ausreichen.<br />
Professionelles Handeln<br />
Professionelles Pädagogisches Handeln ist eine Kombination verschiedener Kompetenzen,<br />
über die Mann/Frau nicht naturgegeben verfügt, son<strong>der</strong>n die erworben und erlernt<br />
werden. Pädagogisches Handeln in alltagsorientierter Vernetzung muss immer<br />
wie<strong>der</strong> reflektiert und ggf. verbessert werden. Dies gelingt nur im Fachdialog; die intensive<br />
Beteiligung an diesem Dialog, seine vehemente Einfor<strong>der</strong>ung und das Bemühen<br />
um dessen Gelingen in Form professionellen Zugewinns sind Pflichten aller Kräfte, die<br />
in <strong>der</strong> FWS arbeiten. Ein unabdingbares Wesensmerkmal für professionelles Handeln<br />
ist systematisches Arbeiten. Auf <strong>der</strong> Grundlage von Zielvereinbarungen werden metho-
dische Schritte beschlossen und dokumentiert, auf welchem Wege die gewählten Ziele<br />
schrittweise erreicht werden sollen.<br />
Obgleich es problematisch ist, die persönlichen Qualitäten <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Betreuungsarbeit<br />
professionell handelnden Mitarbeiter umfassend festzuschreiben, so können doch gewisse<br />
Persönlichkeitseigenschaften benannt werden, die geeignete Fachkräfte auszeichnen:<br />
• Wertschätzung und Empathie als Einfühlungsvermögen in die Situation von<br />
Probanden und Kollegen;<br />
• hohe Selbstkontrolle;<br />
• hohes Konfliktlösungspotential;<br />
• Offenheit, Interesse, Lebensfreude;<br />
• Vorurteilsfreiheit;<br />
• hohes Informationsverarbeitungspotential;<br />
• Kommunikationsfähigkeit;<br />
• hohe Leistungs- und Lernmotivation;<br />
• Erfolgsmotivation;<br />
• hohe Stress- und Frustrationstoleranz; hohe Belastbarkeit;<br />
• Originalität, spontane Flexibilität;<br />
• Eigeninitiative;<br />
• hohes Verantwortungsbewusstsein;<br />
• Durchsetzungskraft, u.a.m.<br />
Diese und an<strong>der</strong>e persönliche Kompetenzen sollen sich im Zusammenspiel <strong>der</strong> personalför<strong>der</strong>nden<br />
Maßnahmen in <strong>der</strong> FWS zu folgenden Maximen personaler Qualifikation<br />
verdichten:<br />
1. Betreuungsleistungen konzeptionieren, organisieren und durchführen können (=<br />
den sog. „gelingenden pädagogischen Alltag“ erfolgreich gestalten).<br />
2. Kooperieren können, und zwar mit dem Klientel, dem Team (= Teamfähigkeit),<br />
<strong>der</strong> Institution und Umgebungssystemen.<br />
3. Für sich selbst und mit an<strong>der</strong>en zielgerecht reflektieren können (= Erzeugung <strong>der</strong><br />
nötigen professionellen Distanz zum Alltagsgeschehen).<br />
4. Sich selbst und an<strong>der</strong>e informieren können (= Aktualisierung des Alltags).<br />
5. Sich selbst realisieren können (= in sozialer Rücksichtnahme und pädagogischer<br />
Passung die gewählte berufliche Rolle selbstverwirklichend umsetzen).<br />
6. An Angeboten partizipieren können und wollen (= formelle und informelle Dienstbesprechungen,<br />
Arbeitsgemeinschaften, Projektgruppen, Fortbildung, Beratung,<br />
Supervision). Aktuell bestehen in <strong>der</strong> FWS Arbeitsgruppen die kontinuierlich an<br />
den Themenbereichen Snoezelen, Unterstützte Kommunikation, Musik und Tod,<br />
Sterben, Trauer arbeiten.<br />
Mit <strong>der</strong> Entwicklung und Stärkung dieser Kompetenzen werden in <strong>der</strong> FWS folgende<br />
Personalziele verfolgt:<br />
• Die Mitarbeiter überprüfen die Wirksamkeit ihres professionellen Handelns.<br />
• Die Mitarbeiter erhalten, erhöhen o<strong>der</strong> stellen ihre Arbeitszufriedenheit her. Nur<br />
zufriedene Fachkräfte können den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung das geben, was<br />
diese für ihre Lebensqualität brauchen (Günther/Bergler, 1992).<br />
• Personale Kompetenz för<strong>der</strong>t Teamfähigkeit, welche die Grundlage <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
ist, da an allen Betreuungsorten Teams die Arbeit vollziehen.<br />
20
3.1.1 Teilhabekonzept nach § 8 LWTG für die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
Zielsetzung<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH setzt sich zum Ziel für alle Angebotsnutzer, hier<br />
speziell für alle Bewohner <strong>der</strong> Häuser Kettig, Leutesdorf und Neuwied das Ziel <strong>der</strong> „Inklusion“<br />
zu realisieren.<br />
Grundlage ist dazu unter an<strong>der</strong>en das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe<br />
(LWTG). Nach LWTG § 1 sind es die Ziele des Gesetzes<br />
„(1) Ziel des Gesetzes ist es, ältere Menschen, volljährige Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
und pflegebedürftige volljährige Menschen<br />
1. in ihrer Würde, Privat- und Intimsphäre zu achten,<br />
2. vor Gefahren für ihre körperliche und seelische Gesundheit zu schützen,<br />
3. zu för<strong>der</strong>n, ihr Leben selbstbestimmt und an ihrem Wohl und ihren Wünschen orientiert<br />
gestalten zu können,<br />
4. in <strong>der</strong> Teilhabe am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft und bei <strong>der</strong> Mitwirkung in <strong>der</strong> Einrichtung,<br />
in <strong>der</strong> sie leben, zu stärken,<br />
5. in ihrer durch Kultur, Religion o<strong>der</strong> Weltanschauung begründeten Lebensweise und<br />
hinsichtlich ihrer geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Bedarfe zu achten und<br />
6. zu motivieren, ihre Rechte bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Einrichtungen und an<strong>der</strong>en<br />
Unterstützungsangeboten wahr zunehmen.“<br />
Struktur<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten sehen sich in einem sozialen Netzwerk zur Unterstützung<br />
von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Gemeinsam mit Eltern, Angehörigen, gesetzlichen Betreuern,<br />
Kostenträgern, weiteren Leistungsanbietern, ehrenamtlichen Helfern, u.a. bieten<br />
wir unter Berücksichtigung des LWTG, weiterer Gesetze und Verordnungen und im<br />
Sinne <strong>der</strong> UN Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention eine zeitgemäße zielorientierte soziale<br />
Dienstleistung.<br />
Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Teilhabe<br />
� Gewinnung von Ehrenamtlichen (Nutzung <strong>der</strong> Ehrenamtsbörse MYK) zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Angebotsstruktur<br />
� Öffnung in die Gemeinde (Zusammenarbeit mit Ortsbürgermeister, Vereinen, den<br />
Kirchen)<br />
� Teilhabe in <strong>der</strong> Gesellschaft durch Freizeitaktivitäten (Discobesuche, Konzerte,<br />
Kino, Shopping, …)<br />
� Organisation von Urlaubsreisen<br />
� Freie Besuchszeiten<br />
� Offenes Gelände (Zugänglichkeit des FWS Geländes, Kontaktmöglichkeiten mit<br />
Bürgern, Wan<strong>der</strong>ern, Einbindung des FWS Grundstückes Elmar-Hillesheim-<br />
Wiese in öffentliche Wan<strong>der</strong>wege)<br />
� Herbst – und Handwerkermarkt (inkl. Tag <strong>der</strong> offenen Tür)<br />
� Tage <strong>der</strong> offenen Tür<br />
� Veranstaltungen für Eltern/Angehörige/gesetzl. Betreuer<br />
� Kulturveranstaltungen (In <strong>der</strong> Cafeteria <strong>der</strong> FWS Kettig findet eine jährliche Kulturreihe<br />
statt, einzelne Veranstaltungen werden auch im Bürgerhaus durchgeführt,<br />
daneben nutzen auch externe Veranstalter die Cafeteria)<br />
� Vermietung von Fachräumen (Einzelpersonen o<strong>der</strong> Gruppen können das Bewegungsbad<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fachräume <strong>der</strong> FWS stundenweise anmieten)<br />
� Eltern-/gesetzl. Betreuerbeteiligung (Gremien, Veranstaltungen)<br />
21
22<br />
� „Integrative Projekte“ (Z.B. „artissimo“ ein Malkurs für Kettiger Bürger und Bewohner<br />
<strong>der</strong> FWS, Besuche von Firmgruppen)<br />
� Transparenz <strong>der</strong> Einrichtung durch Presseveröffentlichungen, Homepage, Publikationen<br />
(Konzepte, Broschüren, Durchblick u.a.)<br />
� Mediennutzung <strong>der</strong> Bewohner (Bereitstellung von Medien wie SAT-TV, Internet,<br />
Telefon für Bewohner)<br />
� Sozialkontakte organisieren (Organisation von Sozialkontakten für Bewohner<br />
durch Kontaktaufnahme, Telefonate, Besuche, Einladungen)<br />
� Unterstützung bei religiöser Betätigung<br />
� Unterstützung bei <strong>der</strong> Teilnahme am Vereinsleben<br />
� För<strong>der</strong>verein (Bürgermeister von Kettig ist Vorsitzen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
Bewohnerbeirates ist im Vorstand))<br />
� Öffnung <strong>der</strong> Einrichtung und Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten auch<br />
durch Schülerpraktikanten und an<strong>der</strong>en Praktikanten<br />
� Einrichtungsübergreifende Veranstaltungen (UK-Kaffeeklatsch für umliegende<br />
Einrichtungen und Betroffene, Auftritte <strong>der</strong> Hausband bei ext. Veranstaltungen,<br />
u.a.)<br />
� Einladen <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
� INFO-Button für Veranstaltungshinweise an Bewohner<br />
� MUSS-Information im Intranet <strong>der</strong> FWS Mitarbeiter um über Veranstaltungen für<br />
Bewohner zu informieren<br />
� Bewohnerbeirat (Unterstützung, Beteiligung)<br />
� Bewohnerfürsprecher (Unterstützung, Beteiligung)<br />
� Halbjährlich „Austausch Bewohner – Mitarbeiter – Leitung“<br />
� Fortbildungsangebot für Bewohner<br />
Weitere Maßnahmen sind denkbar, möglich o<strong>der</strong> bereits in Planung.<br />
Weitere Ausführungen entnehmen Sie unserer <strong>Gesamtkonzeption</strong> u.a. in den Punkten<br />
3, 7 und 11.<br />
Dieses Konzept ist Teil <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> und wird jährlich überprüft.<br />
3.1.2 Paten-/Bezugsbetreuersystem<br />
Die Aufgabe, eine gewissenhafte, ganzheitliche Betreuung <strong>der</strong> Bewohner zu leisten, ist<br />
in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH zeitgemäß nach dem gruppenpädagogischen*<br />
Ansatz organisiert. Die konkreten Dienstleistungen werden im Schichtdienst durch ein<br />
festes Team von Mitarbeitern verrichtet.<br />
Damit alle individuellen Erfor<strong>der</strong>nisse kontinuierlich und zuverlässig erledigt werden und<br />
nicht etwa durch die Arbeitsteilung in einem Team aus dem Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
geraten, wird in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten mit einem sog. „Patenschaftssystem“ gearbeitet.<br />
Bei diesem System sind nach wie vor alle Teammitglie<strong>der</strong> für die ganzheitliche<br />
Betreuung verantwortlich, ein individueller Pate behält allerdings spezielle Belange ganz<br />
beson<strong>der</strong>s im Blick. Wir sehen folgenden Vorteil:<br />
Die sehr komplexe, vielschichtige Betreuungsleistung „Wohnen und För<strong>der</strong>n“ wird durch<br />
Patenschaften übersichtlicher, klarer strukturiert und somit besser leistbar.<br />
Der Pate ist erster Ansprechpartner für die Eltern/gesetzlichen Betreuer. Er erledigt<br />
die notwendigen Arbeiten innerhalb einer Patenschaft nicht unbedingt selbst.<br />
Wichtig ist aber, dass er o<strong>der</strong> sie die erfor<strong>der</strong>lichen Schritte einleitet und beglei-
tet, also im wahrsten Sinne des Wortes jemand den „Überblick“ behält, das Notwendige<br />
organisiert.<br />
Ein Beispiel: Jedes Teammitglied achtet im Dienstalltag auf eine angemessene Bekleidung<br />
bei den Bewohnern (auf jeden Fall sauber und nicht zu warm – nicht zu kalt). Der<br />
Pate achtet darüber hinaus bei einem Bewohner darauf, dass hinreichend jahreszeitgemäße<br />
Kleidung zu Verfügung steht, also <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>schrank stets genügend zweckmäßige<br />
Kleidung hergibt (Ersatzbeschaffung) und auch die Ordnung in diesem Schrank<br />
erhalten bleibt. Der Vorteil ist klar: ein Teammitglied konzentriert sich in dieser Frage<br />
dann speziell auf einen Bewohner bzw. eine Bewohnerin.<br />
Durch das Patenschaftssystem und die gewollte Konzentration <strong>der</strong> Paten darf an<strong>der</strong>erseits<br />
keine Bevorzugung bei „ihren“ Bewohnern entstehen.<br />
Damit für alle Beteiligten eindeutig ist, um welche Aufgaben es sich für die Paten handelt,<br />
gibt es eine Liste über die „Aufgaben von Paten“ (s. Organisationshandbuch* unter<br />
„Patenschaftssystem“). Die Aufgaben können entwe<strong>der</strong> kontinuierlich o<strong>der</strong> auch zyklisch<br />
(wöchentlich, jährlich) anstehen.<br />
Damit die Paten ihre sehr verantwortungsvolle Arbeit leisten können, werden in den<br />
För<strong>der</strong>- und Wohnstätten aus den Erfahrungen und Anregungen heraus fortlaufend Arbeitshilfen<br />
entwickelt und zur Verfügung gestellt, wie z.B. die „Jahresübersicht über die<br />
gesundheitliche Vorsorge“ (s. Organisationshandbuch) und die „Arbeitshilfe THP“ (s.<br />
Organisationshandbuch).<br />
Eine Patenschaft besteht dauerhaft, damit die beabsichtigte Kontinuität in <strong>der</strong> Betreuung<br />
erreicht wird. Dennoch sind Patenwechsel möglich und unter Umständen sogar<br />
wünschenswert. Auch diese Planung kann ein Beratungspunkt in <strong>der</strong> jährlichen individuellen<br />
Hilfeplanung sein, wobei Wünsche aller Beteiligten immer an den realen Möglichkeiten<br />
orientiert werden müssen: ist ein Patenwechsel angezeigt, notwendig, möglich?<br />
Pate zu sein heißt, eine große Verantwortung zu tragen!<br />
3.2 Individuelle Teilhabeplanung<br />
3.2.1 Definition<br />
Die Individuelle Teilhabeplanung (THP – früher IHP) wurde in Rheinland-Pfalz zur<br />
Umsetzung des Paragrafen 93 BSHG (jetzt §§ 75 ff SGB XII) entwickelt. Ziel war es:<br />
a) nach <strong>der</strong> Vorgabe des Selbstbestimmungsrechtes des Hilfesuchenden, ein Instrument<br />
zu schaffen, das dessen Wille und Meinung wie<strong>der</strong>gibt und<br />
b) dem Kostenträger die Möglichkeit zu geben überschaubar und nachvollziehbar Hilfebedarfe<br />
zu erkennen und zu beurteilen (d.h. <strong>der</strong> THP als Grundlage zur Leistungs-, Prüfungs-<br />
und Vergütungsvereinbarung).<br />
Der THP ersetzt dabei die Entwicklungsberichte, die in <strong>der</strong> Vergangenheit regelmäßig<br />
dem Kostenträger übersandt wurden.<br />
Der THP wurde für mehrere verschiedene Personengruppen entworfen, ist also kein<br />
spezielles Instrument für Menschen mit Schwerstbehin<strong>der</strong>ung.<br />
Der För<strong>der</strong>plan ergänzt den THP mit dem Festhalten <strong>der</strong> Schritte von Planung zur Umsetzung.<br />
Die FWS hat einen eigenen För<strong>der</strong>plan und ein Dokument zur För<strong>der</strong>planumsetzung<br />
entwickelt. Damit ist eine Kontrolle <strong>der</strong> kontinuierlichen Arbeit im Hinblick auf<br />
die Ziele gewährleistet.<br />
23
3.2.2 Inhalt und Ziele<br />
Im THP wird, aufgeteilt in drei Abschnitte (Bögen) erst nach den Personendaten des<br />
Hilfesuchenden gefragt, dann nach Grundsatzzielen, <strong>der</strong>zeitiger Situation, Meilensteinen,<br />
Hin<strong>der</strong>nissen. Im Bogen 2 wird nach Interessen und Fähigkeiten sowie Beeinträchtigungen<br />
gefragt. Im Aktionsplan wird letztlich nach konkreten Einzelhilfen gefragt/gesucht<br />
und festgehalten, wer an <strong>der</strong> Umsetzung in welcher Form und in welchem<br />
Zeitrahmen beteiligt ist.<br />
Der För<strong>der</strong>plan beschreibt nach Verabschiedung des THP die konkreten Hilfen, die dafür<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und Methoden, sowie Zeit, Ort, Dauer, Art und Weise und die<br />
Durchführenden <strong>der</strong> Maßnahmen.<br />
3.2.3 Beteiligte<br />
Der Pate arbeitet fe<strong>der</strong>führend am THP für Bewohner, gleich ob TAF-Nutzer o<strong>der</strong><br />
WfbM-Beschäftigter. Der Bewohner wird als erster je nach Möglichkeit mit einbezogen.<br />
Der Pate vertritt die Wohngruppe, <strong>der</strong> Begleiter die Werkstattabteilung, die auch in Vorgesprächen<br />
und bei <strong>der</strong> Umsetzung beteiligt ist. Familie und/o<strong>der</strong> gesetzlicher Betreuer<br />
sind die nächsten wichtigen Ansprechpartner bei <strong>der</strong> THP-Erstellung. Bereichsleitung<br />
und Wohnstättenleitung sind ebenfalls mit einbezogen.<br />
Bei Bewohnern, die die WfbM besuchen, arbeiten die Begleiter nach Absprache mit <strong>der</strong><br />
Werkstattleitung und dem Sozialdienst verantwortlich am WfbM-Modul.<br />
An<strong>der</strong>e relevante Bezugspersonen, wie Begleitende Dienste und eventuell externe Therapeuten,<br />
Krankengymnasten und Ärzte werden ebenso befragt und entwe<strong>der</strong> zum<br />
Vorgespräch o<strong>der</strong> zur eigentlichen THP-Beratung (= interne THP Konferenz) eingeladen.<br />
Der THP für externe Werkstattbeschäftigte wird nach Absprache von Sozialdienst, Mitarbeitern<br />
und Werkstattleitung mit dem Beschäftigten und eventuell seiner gesetzlichen<br />
Betreuung erstellt. Dieser THP geht dem Kostenträger (Kreisverwaltung, LVA o<strong>der</strong> Arbeitsagentur)<br />
zu.<br />
3.3 Tagesstrukturierung<br />
3.3.1 Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
Zielsetzung<br />
Ziel und Aufgabe <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung soll eine auf die individuellen Fähigkeiten<br />
und Bedürfnisse eingehende För<strong>der</strong>ung sein, die dem Einzelnen Lebensfreude<br />
und Sinnerfüllung in seinem Tun ermöglicht und erlernte Fähigkeiten erhält. Die wichtigsten<br />
pädagogischen Grundsätze <strong>der</strong> strukturierten Tagesför<strong>der</strong>ung bestehen darin,<br />
auf <strong>der</strong> Basis einer sich bildenden und angestrebten vertrauensvollen Beziehung den<br />
erwachsenen behin<strong>der</strong>ten Menschen in seinem Selbsttätigwerden zu bestärken. Dazu<br />
gilt es, die Person in ihrer Ganzheit anzusprechen, nicht vereinzelte Funktionen zu üben<br />
und die Anregungen und Angebote zur Beschäftigung im Sinnzusammenhang, in möglichst<br />
erwachsenengerechter Form nahe zu bringen und erfahrbar zu machen.<br />
Dem behin<strong>der</strong>ten Erwachsenen soll ein gleichmäßiger, strukturierter Tagesablauf mit<br />
Sicherheit bringenden Regeln und Strukturen angeboten werden. Der Tagesablauf soll<br />
nach Möglichkeit in Zeit und Sinn für die Nutzer erfassbar, nachvollziehbar und mitbestimmbar<br />
sein.<br />
24
Einerseits kann Raum und Zeit für Ruhe, Entspannung und Gelassenheit in einem reizarm<br />
gestalteten Umfeld mit Rückzugsmöglichkeiten gegeben werden, an<strong>der</strong>erseits soll<br />
die TAF auch Gelegenheit bieten, neue und for<strong>der</strong>nde Möglichkeiten kennen zu lernen,<br />
auszuprobieren und zu entwickeln. Einzelbetreuung mit konstanten Bezugspersonen,<br />
Kleingruppenarbeit, permanente Beaufsichtigung und stetige Fortschreibung pädagogischer<br />
Konzepte und Pläne sowie <strong>der</strong>en konsequente Umsetzung bilden die Arbeitsgrundlage<br />
<strong>der</strong> TAF. Ergänzt wird dies durch Angebote <strong>der</strong> Begleitenden Dienste und<br />
gruppenübergreifende Angebote (oft auch über die TAF-Zeiten hinaus). Daneben finden<br />
während diesen Zeitraums auch Therapien (Physiotherapie, Musiktherapie, u. a.) statt.<br />
Belastungs- und Ruhephasen werden nach individuellen Voraussetzungen und nach<br />
Tagesform gestaltet.<br />
Eine „Durchlässigkeit“ <strong>der</strong> Angebote TAF, Workshop und WfbM ist ausdrücklich gewünscht.<br />
Dies kann erreicht werden, indem die nachstehend aufgeführten Punkte beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />
finden:<br />
Räumliche Voraussetzungen<br />
In <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung sind die gesamten Räume des Wohnbereichs zu nutzen, damit<br />
auch Ausweich- und Lagerungsmöglichkeiten bestehen, um die individuellen Bedürfnisse<br />
und Befindlichkeiten <strong>der</strong> Bewohner berücksichtigen zu können. Hinzu kommt für jeweils<br />
zwei Gruppen ein geson<strong>der</strong>ter großer Tagesför<strong>der</strong>raum.<br />
In Zusammenarbeit mit den Therapeuten und Begleitenden Diensten werden folgende<br />
Bereiche ebenfalls genutzt:<br />
• Alle Räume des Bereiches Begleitende Dienste/Therapie<br />
• Gymnastikraum mit Geräteraum<br />
• Lehrküche<br />
• Matschraum (Beschreibung s. 4.3.1.3)<br />
• Musikraum (Beschreibung s. 4.3.1.4)<br />
• Schwarzraum (Beschreibung s. 4.3.1.5)<br />
• Bewegungsbad (Beschreibung s. 4.3.1.2)<br />
• Snoezelenraum (Beschreibung s. 4.3.1.6).<br />
Personalausstattung<br />
Das Bedürfnisprofil <strong>der</strong> Tagesstättennutzer sowie <strong>der</strong> Anspruch unserer För<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>n<br />
einen hohen Personalschlüssel. Ausgehend von einer Doppel-Wohngruppe mit<br />
8 Bewohnern pro Gruppe, von denen insgesamt 10 – 15 an <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung teilnehmen,<br />
sieht die Personalplanung beispielsweise wie folgt aus:<br />
Der Bereichsleiter organisiert die Tagesför<strong>der</strong>ung, arbeitet mit und ist verantwortlich für<br />
die Erarbeitung von För<strong>der</strong>plänen im Zusammenwirken mit den Gruppenmitarbeitern.<br />
Pro Wohngruppe sind zwei Mitarbeiter (plus Praktikanten, Geringfügig Beschäftigte) im<br />
Frühdienst und im Spätdienst. Praktikanten und Geringfügig Beschäftigte sollen nach<br />
Bedarf (beispielsweise vermehrt im Spätdienst, da dann die WfbM - Beschäftigten in die<br />
Wohngruppen zurückkehren) eingesetzt werden. (siehe Anhang: Zeitmodell TAF)<br />
Anzumerken ist, dass auch <strong>der</strong> Workshop von den hier genannten Mitarbeitern betrieben<br />
werden muss.<br />
Mittel<br />
Für eine gezielte För<strong>der</strong>ung sind folgende Mittel als „Instrumente <strong>der</strong> Qualitätssicherung“<br />
erfor<strong>der</strong>lich:<br />
25
26<br />
• Dokumentationssysteme<br />
• THP und För<strong>der</strong>pläne<br />
• Tagespläne<br />
• Wochenpläne<br />
• Monatspläne<br />
• Projektarbeit<br />
• Regelmäßiger Austausch unter allen Beteiligten (Bewohner, Pädagogen, Psychologen,<br />
Therapeuten, Arzt, Leitung, Eltern und Betreuer) über die För<strong>der</strong>ziele<br />
und alle damit verbundenen Fragen ( Hilfeplankonferenz)<br />
• Reflexion<br />
• Evaluation<br />
• Regelmäßige Teamgespräche.<br />
Unser systemischer * Ansatz in <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
Der Mensch ist in seinem Denken, Fühlen und Handeln nicht unabhängig von seiner<br />
Umwelt zu sehen. Er ist in verschiedene Systeme wie Familie, Freunde, Unternehmen,<br />
Vereine und den Staat eingebunden. Auch seine Fähigkeiten und Fertigkeiten stehen<br />
untereinan<strong>der</strong> in enger Verbindung und bilden ein System <strong>der</strong> Lern- und Entwicklungsbereiche.<br />
Beim systemischen Ansatz liegt <strong>der</strong> Blick auf dem Ganzen. Es wird in einer kurzen,<br />
prägnanten Analyse die Gesamtsituation erfasst und dann zielgerichtet unter Nutzung<br />
aller Ressourcen auf Lösungen (Entwicklungen) hingearbeitet.
Emotionaler Bereich<br />
• Musische Angebote (Singen, Tanzen, Hören, Musizieren)<br />
• Umgang mit Konfliktsituationen<br />
• Anwendung von Kommunikationshilfen<br />
• Vermitteln und Erleben von Lebensfreude und –qualität<br />
• Einrichten von stabilen Beziehungen (Bezugspersonen)<br />
• Erleben von Gemeinschaftsgefühl in <strong>der</strong> Kleingruppe<br />
• Überschaubarkeit<br />
• Zugehörigkeit<br />
• Geborgenheit<br />
• Sicherheit<br />
• Angenommensein<br />
• Rückzugsmöglichkeit<br />
• Möglichkeit geben, neue Beziehungen zu knüpfen<br />
• Gefühle zeigen, verstehen<br />
Sozialer Bereich<br />
• Kommunikation<br />
• Kennen lernen (und unterscheiden lernen) <strong>der</strong> Mitmenschen durch Tasten, Fühlen,...<br />
• Gemeinsame Mahlzeiten<br />
• Gestalten und Erleben von Festen<br />
• Kontaktpflege zu Eltern, Verwandten, Freunden,...<br />
• Gruppenübergreifende Angebote<br />
• Kleingruppenangebote<br />
• Gegenseitige Hilfe<br />
• Gemeinsames Gestalten und Erleben von Tages-, Wochen- und Jahresstruktur<br />
• Teilhabe an Öffentlichkeit<br />
• Teilhabe an sozialen Beziehungen<br />
Lebenspraktischer Bereich<br />
• An- und Ausziehen<br />
• Körperpflege und Hygiene<br />
• Nahrungszubereitung und –aufnahme<br />
• Hauswirtschaft<br />
• Einkaufen<br />
• Aufräumen usw.<br />
• Toilettentraining<br />
• Begleitete Selbstversorgung<br />
Motorik, Psychomotorik*<br />
• Angebote zur Feinmotorischen Entwicklung<br />
• Bewegungsangebote (Spaziergänge, Schwimmen, Schaukeln, Laufband, Moto-<br />
Med ...)<br />
• Motopädie<br />
• Physiotherapie*<br />
• Atemmassagen*<br />
• Wechselnde Lagerung<br />
• Rollstuhltraining<br />
27
• Hippotherapie*<br />
Wahrnehmung<br />
• Snoezelen*<br />
• Basale Stimulation*<br />
• Kinästhetik<br />
• Sehrestför<strong>der</strong>ung<br />
• Umwelt- und Materialerfahrung (visuell, auditiv, haptisch–taktil,<br />
olfaktorisch, gustatorisch, vestibulär, kinästhetisch, propriozeptiv)*<br />
Kognitiver* Bereich<br />
• Orientierungstraining auf dem Einrichtungsgelände (Innen und Außen)<br />
• Ausflüge außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung<br />
• Körperwahrnehmung (Erkennen des eigenen Körpers und Abgrenzung zur Umwelt)<br />
• Materialerfahrung (Tonarbeiten, Matschen, usw.)<br />
• För<strong>der</strong>ung von Sprache und Sprachverständnis durch Vorlesen, Computer, sonstige<br />
Hilfsmittel<br />
• Computerunterstützte Lernprogramme<br />
• Kommunikationstraining<br />
3.3.1.1 T.<br />
Ziel<br />
Zwei Ziele wurden seit Beginn <strong>der</strong> Planung dieser Räumlichkeiten parallel verfolgt:<br />
a) Durch zusätzliche Räume sollte <strong>der</strong> Überbelegung in <strong>der</strong> TAF Kettig entgegengewirkt<br />
werden.<br />
b) Durch ein alternatives Raumkonzept sollte ein beson<strong>der</strong>es Angebot für unsere<br />
Nutzer geschaffen werden, das sich hinsichtlich <strong>der</strong> Raumausstattung und <strong>der</strong><br />
Nutzung vom übrigen Angebot <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte abhebt.<br />
Die zusätzlichen Möglichkeiten entlasten die einzelnen TAF-Gruppen und die Fachräume.<br />
Die Workshops finden hier einen gemeinsamen Ausgangs- und Treffpunkt.<br />
Ziel ist es, durch ein flexibles Angebot an Raum und Reiz, neue und beson<strong>der</strong>e Wege<br />
des Angebots zu beschreiten. Die bisherigen TAF Erfahrungen wurden in diesem neuen<br />
Bereich berücksichtigt und umgesetzt. Die Angebote können nach Teilnehmerzahl,<br />
Teilnehmerhandicap, -bedürfnissen und -fähigkeiten, Intensität, Dauer und För<strong>der</strong>bereich<br />
problemlos variiert werden.<br />
Die Räumlichkeiten stehen den Workshops, den Begleitenden Diensten und den<br />
TAF/Wohn - Gruppen zur Verfügung. Es besteht ein fester Dauerbelegungsplan <strong>der</strong> die<br />
konzeptionellen Vorgaben berücksichtigt und darüber hinaus frei vorhandene Nutzungszeiten<br />
anbietet.<br />
Raumkonzept<br />
Durch ein variables Raumkonzept mit verschiebbaren Trennwänden können hier Räume<br />
geschlossen o<strong>der</strong> geöffnet und miteinan<strong>der</strong> verbunden werden, so dass sich die<br />
Reizintensität regulieren lässt.<br />
28
Bei <strong>der</strong> Farbgestaltung wurde Wert auf natürliche Helligkeit gelegt, nur die Wandflächen,<br />
die dem Einfall von Tageslicht durch große Fenster gegenüber liegen, sind dezent<br />
farblich abgesetzt. Die künstliche Beleuchtung ist in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Rehabilitationslehrerin<br />
für blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Menschen konzipiert worden. Es wurden<br />
leistungsstarke und blendfreie Leuchten zur optimalen Ausleuchtung <strong>der</strong> „Arbeitsplätze“<br />
installiert.<br />
Folgende Räume stehen für die Tagesför<strong>der</strong>ung zur Verfügung:<br />
Kreativ-/Werkraum<br />
Der hellste Raum bietet genügend Platz und Möglichkeiten, kreativ und schöpferisch<br />
tätig zu werden. Eine höhenverstellbare Hobelbank mit Klemmvorrichtungen erleichtert<br />
es körperbehin<strong>der</strong>ten Menschen, ihre Fähigkeiten einzubringen.<br />
Bewegungsraum<br />
Zentrales Element des Raumes sind variable und hoch belastbare Aufhängemöglichkeiten<br />
an <strong>der</strong> Decke. Hier können verschiedene Schaukeln, Hängematten etc. eingehängt<br />
werden. Ergänzt wird die Ausstattung durch eine Sensorische Integrationsrutsche, eine<br />
Sprossenwand, eine mobile Spiegelwand und verschiedene Matten. Ein fe<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Boden<br />
minimiert hier die Verletzungsgefahr.<br />
Rollstuhlgerechte Küche<br />
Die Arbeitsflächen und das Kochfeld sind unterfahrbar, um Rollstuhlfahrern die aktive<br />
Beteiligung an Küchenarbeit zu ermöglichen. Spülmaschine, Backofen und Kühlschrank<br />
befinden sich in einer Höhe, die einen komfortablen Zugriff vom Rollstuhl aus ermöglicht.<br />
Ein höhenverstellbarer und fahrbarer Arbeitstisch rundet die Ausstattung ab. Durch<br />
die verschiebbare Wand kann bei Bedarf das Platzangebot verdoppelt werden.<br />
Zwei Multifunktionsräume<br />
Die Räume lassen sich durch die verschiebbaren Trennwände zu einem Raum verbinden.<br />
Der kleinere Raum kann als Erweiterung <strong>der</strong> Küche dienen o<strong>der</strong> geschlossen als reizarmer<br />
Raum für Einzelför<strong>der</strong>ung eingesetzt werden. Er ist mit einem höhenverstellbaren<br />
und fahrbaren Arbeitstisch ausgestattet.<br />
Der größere Raum bietet Möglichkeiten für vielfältige Angebote. Er ist mit einem Sofa<br />
und einem verstellbaren und fahrbaren Sessel bestückt. Eine HiFi-Anlage erlaubt es,<br />
akustische Reize gezielt als Angebot einzusetzen.<br />
Sonstiges<br />
Ein Waschbecken befindet sich im Vorraum <strong>der</strong> rollstuhlgerechten Toilette, damit es<br />
auch benutzt werden kann, während die Toilette besetzt ist.<br />
Ein mit Regalen ausgestatteter Abstellraum erlaubt es, Materialien und unvollendete<br />
Werkstücke zwischen zu lagern.<br />
Personelle Ausstattung<br />
Das Bedürfnisprofil <strong>der</strong> Tagesstättennutzer sowie <strong>der</strong> Anspruch unserer För<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>n<br />
einen hohen Personalschlüssel. Bestenfalls eine eins zu eins Betreuung (therapeutische<br />
Situation bei Begleitenden Diensten), maximal jedoch eine eins zu vier Betreuung<br />
je nach Angebot (s. TAF/Wohngruppen Konzeption)<br />
Die Gruppe <strong>der</strong> in den TAF Räumen zum Einsatz kommenden Mitarbeiter ist multiprofessionell<br />
und setzt sich aus dem bereits bestehenden Mitarbeiterstamm zusammen.<br />
29
Sie besteht aus Fachkräften mit pädagogischen, therapeutischen, pflegerischen und<br />
handwerklichen Qualifikationen.<br />
Die Berufsgruppen arbeiten gleichberechtigt zusammen und bringen ihre Fachkompetenzen<br />
konstruktiv in die Gestaltung <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stättenarbeit mit ein.<br />
Ansprechpartner/Verantwortlichkeit<br />
Verantwortlichkeit:<br />
• Die Zusammenarbeit wird von den Bereichsleitern, <strong>der</strong> Ergotherapie sowie<br />
dem freigestellten Mitarbeiter des Workshops organisiert.<br />
• Je<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> TAF ist für die Instandhaltung, Ordnung und Sauberkeit<br />
mitverantwortlich. Ansprechpartner bei Beson<strong>der</strong>heiten (wie z.B. Defekt von<br />
Geräten und Materialien, Vorschläge für Neuanschaffungen, Verbesserungsideen,<br />
etc.) sind <strong>der</strong> freigestellte Workshopmitarbeiter und <strong>der</strong> Bereich Ergotherapie.<br />
3.3.1.2 Bewegungsbad<br />
Ziel<br />
Das Bewegungsbad ist durch seine Wassertemperatur, Ausstattung und Gestaltung<br />
beson<strong>der</strong>s auf die Bedürfnisse unserer Nutzer abgestimmt.<br />
Es bietet ein vielfältiges Angebot, Erfahrungen im Element Wasser zu machen.<br />
Es wird für pädagogische Angebote, therapeutische Zwecke und zur Freizeitgestaltung<br />
aufgesucht.<br />
Zielgruppe<br />
Das Bewegungsbad steht allen zur Verfügung. Es muss immer ein Mitarbeiter mit Ersthelferausbildung<br />
anwesend sein.<br />
Raum<br />
Das Bewegungsbad zeichnet sich durch die höhere Wassertemperatur (34,6°), einen<br />
höhenverstellbaren Boden, eine Treppe und einen fest installierten Lifter aus, <strong>der</strong> den<br />
Transfer in und aus dem Wasser erleichtert. Es stehen eine Duschliege, ein Duschstuhl<br />
und ein weiterer, fahrbarer Lifter zur Verfügung. Hilfsmittel für verschiedene Wasseraktivitäten<br />
sind vorhanden.<br />
Zur Einrichtung des Bewegungsbades gehören getrennte Umkleidekabinen für Damen<br />
und Herren, denen jeweils Sanitär– und Duschvorrichtungen angeschlossen sind.<br />
Personal<br />
Alle Mitarbeiter, die mit den Regeln zur Nutzung des Bewegungsbades vertraut sind.<br />
Die Verantwortung für die technische Wartung obliegt <strong>der</strong> Hausmeisterei.<br />
3.3.1.3 Matschraum<br />
Ziel<br />
Der Matschraum kann von allen Bewohnern und Werkstattbeschäftigten besucht werden.<br />
Es werden keine beson<strong>der</strong>en individuellen Fähig- und Fertigkeiten vorausgesetzt.<br />
Der Raum bietet Freiraum für Kreativität, Lebensfreude, Selbst- und Materialerfahrung.<br />
Durch die wechselnden Angebote mit verschiedenen Materialien können Sinnes-, ganzkörperliche<br />
und taktile Wahrnehmung, sowie Grob- und Feinmotorik geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Gruppenübergreifende Angebote bieten Möglichkeiten zur Erweiterung sozialer Kompe-<br />
30
tenzen. Es werden individuelle Freiräume geschaffen. Die Angebote können, müssen<br />
aber nicht ziel- und produktorientiert sein. Sie unterliegen keiner Wertung. Es gibt kein<br />
Richtig o<strong>der</strong> Falsch. Spaß, Freude und selbst bestimmtes Erleben stehen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Räumliche Voraussetzungen und Ausstattung:<br />
Der Matschraum ist ein komplett gekachelter Raum mit Wasseranschluss und Bodenabfluss.<br />
Die abgemauerte Wanne bietet die Möglichkeit, verschiedene Materialien, beispielsweise<br />
Sand, zur ganzkörperlichen Wahrnehmung einzusetzen.<br />
Inventar<br />
Zum Inventar gehören:<br />
• Ein höhenverstellbarer und neigbarer Tisch auf Rollen, <strong>der</strong> auf die individuellen<br />
Bedürfnisse des Besuchers angepasst werden kann,<br />
• ein Metallregal,<br />
• sechs Plastikwannen mit Deckel (50x58cm),<br />
• eine Antirutschfolie,<br />
• eine Wachstischdecke,<br />
• Einmalschürzen,<br />
• abwaschbare Kittel,<br />
• Türklei<strong>der</strong>haken und<br />
• Sandspielzeug.<br />
Materialien<br />
Zu den vorrätigen Arbeitsmaterialien gehören:<br />
• Sand,<br />
• Fingerfarben,<br />
• Gips,<br />
• Knete,<br />
• Moorbad,<br />
• Rasiergel,<br />
• Schmierseife,<br />
• Zeitungen und<br />
• Kleister.<br />
Das Material und das Inventar sind noch erweiterbar.<br />
Planung und Organisation:<br />
Die Verantwortung und Organisation für die Sauberkeit und Ordnung obliegt jedem begleitenden<br />
Mitarbeiter.<br />
Bei Fragen o<strong>der</strong> Anregungen gibt es einen Ansprechpartner. Um einen Überblick über<br />
die Häufigkeit und Art <strong>der</strong> Nutzung zu gewährleisten, liegt ein Plan aus.<br />
3.3.1.4 Musikraum<br />
Definition<br />
Der Musikraum ist ein Raum in dem mit Geräuschen, Klängen und Musik pädagogisch<br />
und therapeutisch gearbeitet wird.<br />
Ziel<br />
31
Der Raum bietet dem Nutzer vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten von Musik.<br />
Die Bandbreite <strong>der</strong> Angebote geht von einem Musik- und Singkreis bis hin zur musiktherapeutischen<br />
Arbeit, in <strong>der</strong> z.B. Kontaktaufnahme o<strong>der</strong> Dialog auf nonverbaler Ebene<br />
erfolgt.<br />
Unter an<strong>der</strong>em gilt:<br />
• Musik vermittelt Erfolgserlebnisse, z.B. wenn es gelingt ein Geräusch zu erzeugen.<br />
• Musik vermittelt Erlebnisse in <strong>der</strong> Gemeinschaft, das „Zusammen musizieren“,<br />
z.B. im Singkreis.<br />
• Das bewusste Erzeugen von Geräuschen kann bis hin zur wechselseitigen<br />
Kommunikation wachsen. Ein Dialog kann auch ohne Sprache entstehen.<br />
• Musik berührt den Menschen in seinem Sein. Zum einen kann neues erfahren<br />
werden, aber auch Erinnerungen können geweckt werden, z.B. durch Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong>.<br />
• Je<strong>der</strong> kann (unabhängig von seinen Fähigkeiten) teilnehmen und teilhaben.<br />
Zielgruppe<br />
Der Musikraum steht allen Nutzern <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten zur Verfügung. Er wird<br />
im Rahmen <strong>der</strong> integrierten Tagesför<strong>der</strong>ung aber auch in <strong>der</strong> Freizeit genutzt. Den<br />
Werkstattbeschäftigten steht <strong>der</strong> Raum im Rahmen ihrer arbeitsbegleitenden Angebote<br />
zur Verfügung. Vor dem Hintergrund, dass viele Nutzer blind o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>t sind,<br />
kommt <strong>der</strong> Wahrnehmung über das Gehör und damit dem Musikraum eine beson<strong>der</strong>e<br />
Bedeutung zu.<br />
Raum<br />
Der Musikraum befindet sich in Haus B, im Bereich <strong>der</strong> Begleitenden Dienste.<br />
Personal<br />
Grundsätzlich steht <strong>der</strong> Raum allen Mitarbeitern zur Verfügung, die mit unseren Nutzern<br />
in <strong>der</strong> gesamten Bandbreite von Musik und Klangerzeugung bis Lautmalerei pädagogisch<br />
arbeiten möchten. Ebenso wird <strong>der</strong> Raum von einem externen Musiktherapeuten<br />
genutzt.<br />
3.3.1.5 Schwarzraum<br />
Ziel<br />
Der Schwarzraum in <strong>der</strong> FWS soll die Möglichkeiten geben, den visuellen Wahrnehmungskanal<br />
auch bei bruchstückhaften Voraussetzungen des Einzelnen erfahrbar zu<br />
machen und dem Betroffenen die Möglichkeit zu eröffnen, aus diesen Erfahrungen sich<br />
ein ganzheitliches Weltbild zu schaffen.<br />
Dies sollte so geschehen, dass alle an<strong>der</strong>en Wahrnehmungskanäle durch Nichtgebrauch<br />
in den Hintergrund rücken (z.B. durch Reizarmut) und <strong>der</strong> visuelle Zugang<br />
interessant und begreifbar ist. Es sollen alleine visuelle Anreize geboten werden, die<br />
durch die Umgebung des Schwarzraums beson<strong>der</strong>s gut abgehoben werden. Damit<br />
könnte die Möglichkeit des Ausbaus des visuellen Kanals für den Betroffenen lohnend<br />
sein.<br />
Zielgruppe<br />
Der Schwarzraum dient allen Personen, <strong>der</strong>en visuelle Wahrnehmung durch opthalmologische<br />
o<strong>der</strong> neurologische Probleme gestört ist und geför<strong>der</strong>t werden soll.<br />
32
Der Schwarzraum bietet sich für alle Personen an, die eine fehlerhafte Aufnahme, Weiterleitung<br />
o<strong>der</strong> Verarbeitung von visuellen Reizen im Gehirn haben (im weitesten Sinne:<br />
visuelle Wahrnehmungsstörung) o<strong>der</strong> durch Schädigung an Auge o<strong>der</strong> Sehnerv einen<br />
geringen Sehrest aufweisen. Die För<strong>der</strong>ung sollte möglichst einzeln erfolgen.<br />
Raum<br />
Der Schwarzraum ist ein speziell adaptierter Raum, <strong>der</strong> komplett zu verdunkeln ist, so<br />
dass kein Hell-Dunkel-Kontrast wahrzunehmen ist. Die Nutzung ergibt sich bei diesem<br />
Raum durch verschiedenartiges Leuchtmaterial (Spiegelkugel, Lightbox, Taschenlampe<br />
usw.), welches durch den isolierten Gebrauch beson<strong>der</strong>s hervorgehoben wird.<br />
Personal<br />
Die Verantwortung für die Beschaffenheit und Wartung des Schwarzraums obliegt <strong>der</strong><br />
Orthoptistin <strong>der</strong> Einrichtung.<br />
Grundsätzlich ist es gewünscht, dass eingewiesenes Personal zur visuellen Einzelför<strong>der</strong>ung<br />
den Schwarzraum unter Beachtung verschiedener Regeln (Siehe: Regeln zur<br />
Nutzung des Schwarzraums) benutzen.<br />
3.3.1.6 Snoezelenraum<br />
Definition<br />
Snoezelen (sprich: snuzelen) ist eine Wortschöpfung aus „snuffelen“ (schnüffeln,<br />
schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schlummern). Es wurde in den Siebziger Jahren in<br />
den Nie<strong>der</strong>landen für Menschen mit schwerster Behin<strong>der</strong>ung entwickelt.<br />
Hinter dem Snoezelen steht ein multifunktionales Konzept:<br />
In einem beson<strong>der</strong>s ansprechend gestaltetem Raum (vorwiegend weißer Raum) werden<br />
über Licht-, Klang- und Tonelemente, Aromen und Musik Sinnesempfindungen<br />
ausgelöst.<br />
Ziel<br />
Bei <strong>der</strong> Nutzung des Snoezelenraumes steht als oberstes Ziel „sich Wohlfühlen“.<br />
Der Snoezelenraum soll eine Atmosphäre bieten, die entspannend o<strong>der</strong> aber auch aktivierend<br />
auf die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche einwirkt. Die Nutzer bekommen<br />
so das Gefühl „zur Ruhe zu kommen“.<br />
Neben <strong>der</strong> Ruhe und Entspannung findet sich hier ein Ort für therapeutische und pädagogische<br />
Angebote, mit Zielsetzung in folgenden Bereichen:<br />
• Basale Stimulation<br />
• Kinästhetische Stimulation<br />
• Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung<br />
• visuelle-, auditive-, olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung<br />
• Konzentration und Aufmerksamkeit<br />
Der Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Die gezielt ausgesuchten Angebote steuern und ordnen die Sinnesreize. Sie wecken<br />
Interesse sowie Neugier und rufen Erinnerungen hervor. In <strong>der</strong> ruhigen Atmosphäre<br />
können Ängste genommen werden.<br />
Zielgruppe<br />
Der Snoezelenraum steht allen zur Verfügung. Abhängig von dem Angebot wird <strong>der</strong><br />
Raum von Kleingruppen als auch zur Einzelför<strong>der</strong>ung aufgesucht. Durch den unterschiedlichen<br />
Einsatz <strong>der</strong> vorhandenen Medien und Geräte kann <strong>der</strong> Raum optimal auf<br />
33
die unterschiedlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Nutzer abgestimmt werden. In dieser angenehmen<br />
Atmosphäre kann durch das gemeinsame Erleben die Beziehungsebene vertieft<br />
werden.<br />
Raum<br />
Der Snoezelenraum ist vorwiegend in weiß gehalten.<br />
Eingerichtet mit Lichtteppich, Lichtfaserdusche, Spiegelkugel, Flüssigkeitsprojektor und<br />
Farbscheibe, können Licht- und Farbspiele entdeckt werden. Viele Sitz- und Liegemöglichkeiten<br />
laden zum Entspannen ein, ebenso ein Wasserklangbett, über welches sich<br />
Musik als Vibration fühlen lässt. Über einen Duftverbreiter können ausgesuchte Aromen<br />
freigesetzt werden. Drei farbige Wassersäulen vervollständigen die Einrichtung, ebenso<br />
wie unterschiedliches Tast- und Sinnesmaterial. Eine Ton-Licht-Wand wandelt Töne<br />
und Geräusche in Farbe und Licht um. Zur Verfügung steht Musik aus den verschiedensten<br />
Bereichen.<br />
Der Snoezelenraum lebt von seinen spezifischen Angeboten. Deshalb kann er im eigentlichen<br />
Sinne niemals vollständig ausgestattet sein, weil diese Angebote von dem<br />
Einsatz unterschiedlichster Materialien abhängig sind. Die Kombination o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einsatz<br />
von einzelnen Materialien bestimmen die Qualität und Angemessenheit des Angebotes<br />
im Hinblick auf die Nutzer.<br />
Personal<br />
Um den Snoezelenraum gezielt nutzen zu können, werden die Mitarbeiter in internen<br />
Fortbildungen geschult und in die technischen Möglichkeiten eingewiesen.<br />
Die Verantwortung für die Beschaffenheit und Wartung des Snoezelenraumes sowie die<br />
Einweisungen obliegt einer ausgebildeten Fachkraft und <strong>der</strong> Snoezelen AG.<br />
3.3.1.7 Turnhalle<br />
Definition<br />
Die Turnhalle ist als Bewegungs- und Erlebnisraum zu sehen, <strong>der</strong> kreativ und individuell<br />
motorisch genutzt werden kann.<br />
Ziel<br />
Der Raum soll Möglichkeiten geben, dem Nutzer ein vielfältiges Angebot zur Bewegungserfahrung<br />
einzeln o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe nahe zu bringen, z.B.:<br />
• Erhalt und Aufbau von motorischen Fähigkeiten<br />
• Motorisches Experimentieren<br />
• Körperwahrnehmung för<strong>der</strong>n<br />
• Körperschema ausbilden<br />
• Raumorientierung lernen<br />
• För<strong>der</strong>ung von neuen motorischen Erfahrungen<br />
• Freiraum zum Ausleben von Bewegungsbedürfnissen<br />
• Spiel und Spaß!<br />
Zielgruppe<br />
Alle Bewohner <strong>der</strong> Einrichtung und alle Beschäftigten <strong>der</strong> Werkstatt.<br />
Raum<br />
Der Boden <strong>der</strong> Turnhalle ist fe<strong>der</strong>nd und rutschfest belegt. Die Turnhalle ist eingerichtet<br />
mit einer Sprossenwand, einer Turnbank, vier Deckenaufhängungen, einer Hängematte,<br />
einem Weichboden und Turnmatten.<br />
34
Zwei Trampoline, Plattformschaukel, Bälle, Spielfass und Kleinmaterialien befinden sich<br />
in den angrenzenden Materialräumen. Neben <strong>der</strong> Turnhalle befinden sich ein behin<strong>der</strong>tengerechter<br />
Umklei<strong>der</strong>aum und Sanitäreinrichtungen.<br />
Personal<br />
Die Turnhalle steht allen zur Verfügung.<br />
Ansprechpartnerin in allen Fragen zur Turnhalle ist die Motopädin <strong>der</strong> FWS.<br />
3.3.2 Workshops<br />
Zielsetzung<br />
Die Workshops arbeiten gruppenübergreifend für alle Bewohner, die die Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
besuchen und in <strong>der</strong> am Arbeitsleben orientierten WfbM* überfor<strong>der</strong>t sind. Auf<br />
Vorschlag <strong>der</strong> Gruppen und <strong>der</strong> Workshopmitarbeiter bildet sich <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Workshopteilnehmer.<br />
Voraussetzung für die Teilnahme an den Workshops sind individuelle<br />
Fertigkeiten und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner, die eine Beteiligung an diesem beson<strong>der</strong>en<br />
Angebot sinnvoll werden lassen.<br />
Ihnen wird hier eine geplante überschaubare Beschäftigung geboten, die auch ihren<br />
persönlichen Interessen entsprechen soll.<br />
Zum Teil werden in den Workshops auch Produkte hergestellt, so werden im Naturworkshop<br />
Blumen gepflanzt, im Kreativworkshop werden Produkte gestaltet und bearbeitet.<br />
Im Gegensatz dazu steht in <strong>der</strong> Erlebnispädagogik mehr das aktive Erleben im<br />
Vor<strong>der</strong>grund, die Umwelt wird als Lebens- und Erfahrungsraum genutzt, die Lebenswelt<br />
erweitert. Sportliche Aktivitäten im weitesten Sinn werden im Bewegungsworkshop angeboten.<br />
Neben <strong>der</strong> Körpererfahrung, dem Erproben und Spaß haben an neuen Erfahrungen<br />
im physischen Bereich kommt auch hier wie bei allen Workshops das Erleben<br />
von Gemeinschaft und Gruppenerfahrung nicht zu kurz.<br />
Die Workshops finden in <strong>der</strong> Regel zweimal in <strong>der</strong> Woche für jeweils zwei Stunden statt.<br />
Diese „Teilzeittätigkeit“ wird <strong>der</strong> begrenzten Belastbarkeit <strong>der</strong> Bewohner gerecht.<br />
Ziel für Einzelne kann es durchaus sein, dass durch eine gezielte För<strong>der</strong>ung und daraus<br />
folgende Weiterentwicklung langfristig eine Werkstattbeschäftigung erreicht werden<br />
kann.<br />
Planung und Organisation<br />
Die Verantwortung und Organisation <strong>der</strong> Workshops obliegt den Mitglie<strong>der</strong>n des TAF-<br />
Workshop-Teams.<br />
Die Planung <strong>der</strong> Workshopgruppen geschieht über Quartalspläne. Die Umsetzung dieser<br />
Pläne wird im jeweiligen Workshopteam regelmäßig reflektiert.<br />
Übergreifende Angebote ergänzen oft die Möglichkeiten <strong>der</strong> einzelnen Workshops.<br />
Es findet jährlich eine Einrichtungsweite „TAF-Projektwoche“ statt.<br />
Räumliche Voraussetzungen<br />
In den Workshops ist ein Eingehen auf persönliche Eigenschaften und Vorlieben möglich.<br />
Um Störfaktoren auszuschalten finden die Workshops in einer geschützten Atmosphäre<br />
statt. Ziel ist es, den verschiedenen Workshops eigene dafür eingerichtete und<br />
geeignete Räume in <strong>der</strong> Einrichtung zur Verfügung zu stellen, unter an<strong>der</strong>em auch<br />
zeitweilig Räume <strong>der</strong> WfbM. Erlebnispädagogik bedingt schwerpunktmäßig Angebote<br />
außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung. Für Bewegungsangebote stehen verschiedenste Räumlichkeiten,<br />
unter an<strong>der</strong>em ein Bewegungsbad und eine Turnhalle zur Verfügung.<br />
35
Personalausstattung<br />
Die Betreuung <strong>der</strong> Teilnehmer im Workshop wird in <strong>der</strong> Regel vom Gruppenpersonal<br />
geleistet. Dabei begleiten jeweils ein bis zwei Mitarbeiter bis zu sechs Bewohner. Es<br />
erscheint wegen <strong>der</strong> nötigen Kontinuität in <strong>der</strong> Workshoparbeit sinnvoll, dass zumindest<br />
einer von zwei Mitarbeitern den Workshop regelmäßig begleitet.<br />
Der Bewegungsworkshop<br />
Durch die verschiedenen Bewegungsangebote sollen nicht nur Körper- und Sozialerfahrungen<br />
vermittelt werden, son<strong>der</strong>n sie vereinen Elemente <strong>der</strong> vestibulären Stimulation<br />
zur För<strong>der</strong>ung des Gleichgewichtssinns mit einer Schulung <strong>der</strong> taktilen Wahrnehmung.<br />
Außerdem dienen sie durch Mobilisation zur Vorbeugung und Verbesserung vor/von<br />
Kontrakturen*, Thrombosen* und Dekubitus*. Wesentlich lassen sich auch durch den<br />
entspannenden Effekt Spastiken reduzieren. Die Angebote dienen zum Abbau von<br />
überschüssigen Energien und sollen dem Bewohner ein Gefühl für seinen Körper vermitteln.<br />
Die Bewegung sollte dem Bewohner mit viel Spaß und guter Laune angeboten<br />
werden, denn dies führt mit Sicherheit zu einer gesteigerten Motivation.<br />
36<br />
• Bewegungsangebote in <strong>der</strong> einrichtungsinternen Turnhalle und dem Bewegungsbad,<br />
• Schwimmen (Freibad, Hallenbad),<br />
• Angebote in Indoorspielhallen und auf Wasserspielplätzen,<br />
• Ballspiele jeglicher Art, Rollbretter, Übungen auf dem Boden, Angebote mit dem<br />
Schwungtuch,<br />
• Wan<strong>der</strong>ungen,<br />
• Angebote auf dem Trampolin; Fahrrad, Kettcar, Tandem, Rollfiets fahren auf<br />
dem Gelände,<br />
• Spiele mit elastischen Bän<strong>der</strong>n, Übungen <strong>der</strong> Handmotorik, uvm.<br />
Der Erlebnispädagogikworkshop<br />
Ziel: Erschließen von an<strong>der</strong>en Erlebnisbereichen außerhalb des Alltags, Aktives<br />
Sein/Aktives Erleben; Erfahrung mit in den Alltag hineinnehmen.<br />
Ganzheitlicher Ansatz zur Umwelt-/Naturerfahrung; Erweiterung des Weltbildes.<br />
Eigene Fähigkeiten in an<strong>der</strong>er Umgebung festigen und weiterentwickeln, neue Fertigkeiten<br />
entdecken und erproben; sich selbst und seine Fähigkeiten in an<strong>der</strong>er Umwelt<br />
wahrnehmen, Lust am Abenteuer erfühlen; eigene Grenzen erfahren.<br />
Mit <strong>der</strong> Gruppe unterwegs sein.<br />
• Wald: Bewegung in an<strong>der</strong>er, naturnaher Umgebung, Wege zurücklegen, Ziele<br />
erreichen, Picknick, neue Gerüche, Geräusche erleben, Jahreszeiten spüren,<br />
Wind und Wetter erleben, Materialien sammeln (Erinnerung, Weiterverarbeitung,<br />
...),<br />
Steigungen und Gefälle erfahren, an<strong>der</strong>e Untergründe erleben, Bäume und<br />
Pflanzen ertasten, Tiere sehen und hören, Bollerwagen statt Rollstuhl fahren.<br />
• Bach: Atmosphäre erspüren, typische Geräusche, Temperaturunterschiede am<br />
Wasser, Wasser spüren, Steine werfen, Staudamm bauen, Tiere suchen.
37<br />
• Feuer: gesammeltes Holz aus dem Wald verwenden, Geräusche, Gerüche,<br />
Wärme, Entstehen und Verglühen beobachten (Strohfeuer/Holzfeuer, ...), Distanz<br />
und Nähe zum Feuer, Geselligkeit/Gemütlichkeit, "Magie des Feuers", Sehreststimulation,<br />
Nahrungsmittel naturnah zubereiten (Kartoffeln, Fleisch, ...).<br />
• See: siehe Bach plus Baden, Boot fahren, auf <strong>der</strong> Erde liegen, Sonne und Wind<br />
spüren.<br />
• Freizeitpark: Fliehkraft, vestibuläre Stimulation, Geschwindigkeit erfahren, Lärm<br />
und Trubel erleben, gemeinsam typische Speisen essen (Pommes, Zuckerwatte,<br />
kandierte Äpfel, gebrannte Mandeln, ...), in <strong>der</strong> Gruppe Spaß haben.<br />
• Schlittenfahren: vestibuläre Stimulation, Geschwindigkeit erspüren, Witterung<br />
zweckgebunden spezifisch nutzen, Spaß in <strong>der</strong> Gruppe, unmittelbarer Kontakt<br />
mit Schnee.<br />
Der Kreativworkshop<br />
Eigenen Ideen und den Phantasien freien Lauf lassen. Erfahrungen mit den verschiedenen<br />
Materialien machen. Dazu gehören taktile Erfahrungen, Selbsterfahrung, Grob-<br />
und Feinmotorik för<strong>der</strong>n, Erfolgserlebnis, Kreativität för<strong>der</strong>n, Spaß haben und Entscheidungen<br />
treffen, z.B. Farben auswählen.<br />
In dem Workshop kann auf Ausstellungen, um die Produkte öffentlich zu machen, hingearbeitet<br />
werden. Eine Möglichkeit ist die Präsentation und möglicherweise <strong>der</strong> Verkauf<br />
von selbst entworfenen Produkten auf dem Herbst- und Handwerkermarkt, Sommerfesten,<br />
Weihnachtsmärkten und an<strong>der</strong>en öffentlichen Veranstaltungen unter Beteiligung<br />
<strong>der</strong> Workshop-Teilnehmer. Gestaltungsmöglichkeiten im räumlichen Bereich <strong>der</strong><br />
Einrichtung werden gesucht und aufgegriffen, dauerhafte Gestaltungsmöglichkeiten als<br />
bleibende Werte sind ein lohnendes Betätigungsfeld.<br />
Damit die Bewohner die Teilschritte erleben können, z.B. ein Stück Ton wird zu einer<br />
Vase gestaltet, sollte ein Angebot über mehrere Monate stattfinden. Ein Teilbereich ist<br />
das freie Arbeiten mit den Materialien, bei denen nicht endprodukt-orientiert gearbeitet<br />
wird, son<strong>der</strong>n Spaß und Freude über Materialerfahrung im Vor<strong>der</strong>grund steht.<br />
Durch die Arbeit in <strong>der</strong> Gruppe wird die Gemeinschaft gestärkt.<br />
Mögliche Arbeitsmaterialien und Techniken sind:<br />
• Ton, Gips<br />
• Maltechniken<br />
• Salzteig/Knete<br />
• Batiken<br />
• Seidenmalerei<br />
• Heuarbeiten<br />
• Holzarbeiten<br />
• Pappmache<br />
• Weben<br />
• Kartengestaltung<br />
• Prickeln/ Schneiden<br />
• Window Colours<br />
• Serviettentechnik<br />
• Naturmaterialien<br />
• Kerzengießen.
Der Naturworkshop<br />
Das Projekt soll die Wahrnehmung <strong>der</strong> Sinne in <strong>der</strong> vielfältigen „Lebendigkeit“ <strong>der</strong> Natur<br />
bewusst machen und för<strong>der</strong>n.<br />
Intendiert ist die direkte und ganz konkrete Erfahrung im „natürlichen Kreislauf“ mit Entstehung<br />
und Wachstum, Reife und Vergehen.<br />
Die Umwelt soll plastisch wahrgenommen und verstärkt werden. Vielschichtige Angebote<br />
- Riechen, Hören, Sehen, Tasten, Schmecken – werden den Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilnehmer<br />
entsprechend dargeboten.<br />
Eigene Handlung steht im Vor<strong>der</strong>grund.<br />
Sozialkomponente ist die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins und die <strong>der</strong> Lebensfreude.<br />
38<br />
• Anziehen von Zierpflanzen fürs Außengelände und eventuell Verkauf.<br />
• Außengelände verschönern, Dekoration Herbst- und Handwerkermarkt:<br />
dazu Blumensamen aussäen.<br />
• Am Hochbeet o<strong>der</strong> im Gewächshaus arbeiten: eigene Kräuter züchten, Tomaten,<br />
Zucchini und an<strong>der</strong>es,<br />
Tee herstellen zum eigenen Gebrauch: Brennnessel, Pfefferminze, Zitronenmelisse,<br />
Hagebutte, Salbei, Brombeerblätter.<br />
• Brot backen:<br />
- Getreide kennen lernen<br />
- Mühle besichtigen<br />
- Bäckerei besichtigen<br />
- Getreide kaufen, Sauerteig beim Bäcker besorgen, eigenes Brot backen.<br />
• Winterfutter für die Vögel selbst herstellen und verteilen.<br />
• „Erntefest“: z.B. mit geernteten Tomaten/Zucchini (Kräuter) gemeinsam Kochen.<br />
• Ausflüge: z.B. Schmetterlingsgarten (Bendorf), Zoo (Neuwied), Bauernhof, Gärtnerei<br />
in Maria Laach besuchen.
Zeitmodell Tagesför<strong>der</strong>stätte* in <strong>der</strong> FWS<br />
Zeit<br />
9.00<br />
Uhr<br />
9.30<br />
Uhr<br />
-<br />
11.30<br />
Uhr<br />
12.00<br />
Uhr<br />
15.00<br />
Uhr<br />
–<br />
17.00<br />
Uhr<br />
* Belastungs- und Ruhephasen werden nach individuellen Voraussetzungen und nach<br />
Tagesform gestaltet.<br />
Eine „Durchlässigkeit“ <strong>der</strong> Angebote TAF, Workshop, WfbM und Wohnen ist ausdrücklich<br />
gewünscht.<br />
39<br />
Frühstückszeit/<br />
Vorbereitungszeit<br />
„TAF“ – Kernzeit<br />
Mittagessen<br />
„Individuelle<br />
Mittagszeit“<br />
Übergabezeit,<br />
Teamzeit<br />
(13.30 – 15.00<br />
Uhr),<br />
Vorbereitungszeit<br />
„TAF“ - Kernzeit<br />
(Freitag: TAF-Ende 15.00<br />
Uhr)<br />
Workshop<br />
Vormittag<br />
Workshop<br />
Nachmittag<br />
Gruppenübergreifende Angebote, Angebote <strong>der</strong> Begleitenden<br />
Dienste und <strong>der</strong> externen Therapeuten
3.3.3 Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
Neben <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung ist die Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen die zweite Säule<br />
<strong>der</strong> tagesstrukturierenden Maßnahmen. Das Konzept hierzu finden Sie unter dem Glie<strong>der</strong>ungspunkt<br />
9.4.<br />
40
3.4 Klientenorientierung<br />
3.4.1 Bewohnerbeirat<br />
Zielsetzung/ Einleitung<br />
Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Sozialgesetzbuches IX im Juli 2001 ist das<br />
politische Leitmotiv in <strong>der</strong> Bundesrepublik deutlich formuliert: Stärkung <strong>der</strong> Teilhabemöglichkeiten<br />
und mehr Selbstbestimmung für behin<strong>der</strong>te Menschen. Sie sollen ihre<br />
eigenen Belange so weit wie möglich selbst und eigenverantwortlich bestimmen können.<br />
Somit ist an die Stelle <strong>der</strong> Fürsorge die Idee <strong>der</strong> Teilhabe getreten.<br />
Diesem neuen Leitmotiv wird auch im LWTG (seit Beginn 2010) und im WBVG (seit<br />
Oktober 2009) Rechnung getragen.<br />
Danach muss in je<strong>der</strong> Wohnstätte von den Bewohnern ein Bewohnerbeirat gewählt<br />
werden, durch den diese bei den Angelegenheiten des Wohnstättenbetriebs mitwirken<br />
können.<br />
Die Idee <strong>der</strong> Teilhabe setzt in <strong>der</strong> Realisierung auf das Verständnis vieler. Menschen<br />
müssen die neuen Gesetzestexte mit Leben füllen.<br />
So ist es auch das erklärte Ziel <strong>der</strong> FWS, die hier lebenden erwachsenen behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen so weit wie möglich bei <strong>der</strong> Mitgestaltung des Alltages in unserer Einrichtung<br />
zu unterstützen, um ihre Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />
zu wahren und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Daher soll die Mitwirkung des Bewohnerbeirates von gegenseitigem Vertrauen und<br />
Verständnis zwischen <strong>der</strong> Bewohnerschaft, Wohnstättenleitung und Träger bestimmt<br />
sein. Nur im offenen, empathischen Dialog kann Teilhabe konstruktiv gelebt werden.<br />
Der gewählte Rat ist für die Wohnstätte Kettig und die Außenwohngruppe Neuwied<br />
zuständig.<br />
Mitwirkung<br />
Der Bewohnerbeirat besitzt ein Mitwirkungsrecht. Dies bedeutet, dass <strong>der</strong> Bewohnerbeirat<br />
vor einer Entscheidung des Trägers über eine den Wohnbetrieb betreffende<br />
Maßnahme rechtzeitig und umfassend informiert und nach Möglichkeit auch fachlich<br />
beraten wird. Nur so kann das Mitwirkungsrecht sinnvoll ausgeübt werden.<br />
Zur Erfüllung seiner Aufgaben als gewähltes Gremium, das alle Bewohner vertritt, wird<br />
<strong>der</strong> Bewohnerbeirat durch eine Vertrauensperson seiner Wahl unterstützt.<br />
Der Bewohnerbeirat wirkt in Angelegenheiten des Wohnbetriebs wie Unterkunft, Betreuung,<br />
Aufenthaltsbedingungen, Hausordnung, Verpflegung und Freizeitgestaltung<br />
mit.<br />
Weiter bezieht sich die Mitwirkung auch auf die Sicherung einer angemessenen Qualität<br />
<strong>der</strong> Betreuung und auf die Leistungs-, Vergütungs-, Qualitäts- und Prüfungsvereinbarungen.<br />
Näheres regeln die §§ 29 – 33 <strong>der</strong> Heimmitwirkungsverordnung.<br />
Mitwirkung bedeutet auch, dass Anregungen und Bedenken des Bewohnerbeirates vom<br />
Einrichtungsträger in seine Überlegungen und Entscheidungen mit einbezogen werden.<br />
Die letzte Entscheidung und damit die Verantwortung liegt allerdings allein beim Träger.<br />
41
Organisation<br />
Zur Begleitung des Beirates wird die Wahl des Rates, die Organisation von regelmäßigen<br />
Sitzungen, Sprechstunden und <strong>der</strong> jährlichen Bewohnerversammlung mit Bericht<br />
des Rates von <strong>der</strong> Wohnstättenleitung unterstützt.<br />
Der Bewohnerbeirat sucht sich eine Vertrauensperson zur Mithilfe bei organisatorischen<br />
Aufgaben und Beratung und Begleitung inhaltlicher Fragen.<br />
Wohnstättenleitung und Beirat können zu Sitzungen einladen.<br />
Räumliche und sachliche Vorraussetzungen<br />
Dem Bewohnerbeirat stehen nach Absprache Räume (z.B. Konferenzraum, Cafeteria),<br />
Medien und Arbeitsmittel <strong>der</strong> FWS zur Verfügung.<br />
Die Kosten für notwendige Materialien, Fortbildungen und externe Beratungen werden<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Bewohnervertretung von <strong>der</strong> Einrichtung übernommen.<br />
Ausblick<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten wünschen sich eine arbeitsfähige und aktive Bewohnervertretung<br />
zum Zwecke <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Mitwirkungs- und Mitgestaltungsrechte<br />
<strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Wir sehen es als unser Ziel, Nutzer <strong>der</strong> Einrichtung in<br />
ihrem Selbstbestimmungsrecht zu stärken und ihnen die Erfüllung übergreifen<strong>der</strong> Aufgaben,<br />
wie die einer Interessenvertretung, zu ermöglichen.<br />
3.4.2 Werkstattrat<br />
Einleitung / Zielsetzung<br />
Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Sozialgesetzbuches IX im Juli 2001 ist das<br />
politische Leitmotiv in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland deutlich formuliert: Stärkung <strong>der</strong><br />
Teilhabemöglichkeiten und mehr Selbstbestimmung für behin<strong>der</strong>te Menschen. Sie sollen<br />
ihre eigenen Belange so weit wie möglich selbst und eigenverantwortlich bestimmen<br />
können.<br />
Somit ist an die Stelle <strong>der</strong> Fürsorge die Idee <strong>der</strong> Teilhabe getreten.<br />
Diesem neuen Leitmotiv wird auch in <strong>der</strong> Werkstätten-Mitwirkungsverordnung, gültig ab<br />
01.01.2002 und auf Grundlage des § 144 Abs. 2 SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe<br />
behin<strong>der</strong>ter Menschen – vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung erlassen,<br />
Rechnung getragen.<br />
Das Gesetz enthält verbindliche Aussagen über die Mitwirkung von Beschäftigten in<br />
den Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen.<br />
Demnach wird in allen Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM) von den Beschäftigten<br />
in freier und geheimer Wahl ein Werkstattrat gewählt, durch den diese bei den<br />
Angelegenheiten <strong>der</strong> Werkstätten mitwirken können.<br />
Die Idee <strong>der</strong> Teilhabe setzt in <strong>der</strong> Realisierung auf das Verständnis vieler. Menschen<br />
müssen die neuen Gesetzestexte mit Leben füllen.<br />
So ist es auch das erklärte Ziel <strong>der</strong> FWS, die hier beschäftigten erwachsenen behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen so weit wie möglich bei <strong>der</strong> Mitgestaltung des Alltages in unserer Werkstatt<br />
zu unterstützen, um ihre Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />
zu wahren und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Daher soll die Mitwirkung des Werkstattrates von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis<br />
zwischen den Beschäftigten, <strong>der</strong> Werkstattleitung und dem Träger bestimmt<br />
sein. Nur im offenen, empathischen Dialog kann Teilhabe konstruktiv gelebt werden.<br />
42
Aufgaben und Mitwirkung des Werkstattrates<br />
Zu den allgemeinen Aufgaben des Werkstattrates gehört unter an<strong>der</strong>em, „darüber zu<br />
wachen, dass die zugunsten <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten geltenden Gesetze, Verordnungen,<br />
Unfallverhütungsvorschriften und mit <strong>der</strong> Werkstatt getroffene Vereinbarungen<br />
durchgeführt werden“ (§ 4 Abs. 1 WMVO).<br />
Der Rat nimmt Anregungen und Beschwerden von Werkstattbeschäftigten entgegen<br />
und wirkt durch Verhandlungen auf eine Erledigung hin.<br />
Weiter besitzt <strong>der</strong> Werkstattrat ein Mitwirkungsrecht, unter an<strong>der</strong>em bei Fragen <strong>der</strong><br />
Ordnung im Arbeitsbereich, bei Regelungen bezüglich <strong>der</strong> Arbeits-, Pausen- und<br />
Schließungszeiten, bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitsentgelte, Fragen <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung<br />
<strong>der</strong> Beschäftigten, Fragen <strong>der</strong> Verpflegung, bei grundlegenden Än<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Werkstattorganisation sowie bei <strong>der</strong> Gestaltung sozialer Aktivitäten für die Werkstattbeschäftigten<br />
(§ 5 Abs. 1 WMVO).<br />
Um seine Aufgaben und Mitwirkungsrechte wahrnehmen zu können, wird <strong>der</strong> Werkstattrat<br />
in den betreffenden Angelegenheiten von Seiten <strong>der</strong> Werkstattleitung rechtzeitig,<br />
umfassend und in angemessener Weise unterrichtet und vor <strong>der</strong> Durchführung einer<br />
Maßnahme angehört.<br />
Ziel sind immer einvernehmliche Entscheidungen.<br />
Mitwirkung bedeutet auch, dass Anregungen und Bedenken des Werkstattrates vom<br />
Träger in seine Überlegungen und Entscheidungen mit einbezogen werden. Rat, Leitung<br />
und Träger arbeiten im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten vertrauensvoll zusammen (§ 8<br />
WMVO). Die letzte Entscheidung und damit die Verantwortung liegt allerdings allein<br />
beim Träger.<br />
Der Werkstattrat ist Mitglied in <strong>der</strong> LAG <strong>der</strong> Werkstatträte in Rheinland-Pfalz.<br />
Organisation<br />
Die WfbM stellt auf Wunsch dem Werkstattrat eine Vertrauensperson eigener Wahl zur<br />
Verfügung, die den Rat in allen Angelegenheiten (z.B. Organisation regelmäßiger Sitzungen,<br />
Sprechstunden, <strong>der</strong> Gestaltung sozialer Aktivitäten, Organisation und Durchführung<br />
von Versammlungen <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten) unterstützt. Die Vertrauensperson<br />
nimmt ihre Aufgabe unabhängig von Weisungen <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen wahr (§ 39 Abs. 3 WMVO).<br />
Bei Neuwahlen (alle 4 Jahre) wird dem Wahlvorstand zur Organisation und Durchführung<br />
<strong>der</strong> Wahl ebenfalls eine Vertrauensperson zur Verfügung gestellt.<br />
Räumliche und sachliche Vorraussetzungen<br />
Dem Werkstattrat ist eine Büronutzung mit den üblichen Arbeitsmitteln eingeräumt. Für<br />
die Zukunft soll dem Werkstattrat ermöglicht werden, mit Braillezeile und Punktschriftdrucker<br />
zu arbeiten.<br />
Weiter kann <strong>der</strong> Rat an einem Schwarzen Brett Informationen veröffentlichen.<br />
Es können nach Absprache an<strong>der</strong>e Räume (z.B. Konferenzraum, Ruheraum <strong>der</strong> Werkstatt,<br />
Cafeteria) und Medien <strong>der</strong> FWS genutzt werden.<br />
Die Kosten für notwendige Materialien, Fortbildungen und externe Beratungen werden<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Aufgaben des Rates von <strong>der</strong> Einrichtung übernommen.<br />
43
3.4.3 Bewohnerfürsprecher<br />
Einleitung<br />
Immer dann, wenn in Einrichtungen kein Bewohnerbeirat gewählt werden kann, wird ein<br />
Bewohnerfürsprecher eingesetzt. Die Beratungs- und Prüfbehörde (ehemals: Heimaufsicht)<br />
ernennt im Einvernehmen mit <strong>der</strong> Einrichtung eine geeignete Person für einen<br />
Zeitraum von zwei Jahren. Das Nähere regeln die Mitwirkungsverordnung und das<br />
LWTG.<br />
Durchführung<br />
Der Bewohnerfürsprecher besucht "seine" Einrichtung regelmäßig. Er ist für Bewohner<br />
und Angehörige ansprechbar. Im Kontakt mit den Beschäftigten <strong>der</strong> Wohnstätten nimmt<br />
er Einfluss auf die Qualität <strong>der</strong> Betreuung. Dabei ist er allerdings nicht als Vertreter dieser<br />
Einrichtungen o<strong>der</strong> als Aufsicht tätig. Vielmehr ist er - wie vom Gesetzgeber festgelegt<br />
- Interessenvertreter <strong>der</strong> Bewohner und Bewohner.<br />
Die FWS unterstützt den Bewohnerfürsprecher für den Einrichtungsteil Leutesdorf zur<br />
Wahrnehmung seiner Mitwirkungsrechte durch einen offenen freundlichen Kontakt und<br />
größtmögliche Transparenz des Alltags sowie Information und Einbezug in Planung und<br />
Gestaltung wichtiger Abläufe.<br />
Der Bewohnerfürsprecher hat bei allen wichtigen Angelegenheiten des Wohnstättenbetriebes<br />
wie Unterkunft, Betreuung, Aufenthaltsbedingungen, Hausordnung, Verpflegung,<br />
Freizeitgestaltung und bei Leistungs-, Vergütungs-, Qualitäts- und Prüfungsvereinbarungen<br />
Mitspracherechte, die durch das LWTG und die Mitwirkungsverordnung noch<br />
erweitert worden sind.<br />
3.5 Elternarbeit<br />
För<strong>der</strong>n durch For<strong>der</strong>n und Unterstützung bilden die zentralen Ziele in <strong>der</strong> pädagogischen<br />
und pflegerischen Betreuung <strong>der</strong> erwachsenen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />
Unsere Intention ist die Ausschöpfung vorhandener Entwicklungsspielräume,<br />
die <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> individuellen Lebensqualität <strong>der</strong> einzelnen Bewohner<br />
dienen.<br />
Intensität und Erfolg <strong>der</strong> angestrebten Ziele setzen die enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Bewohner, Mitarbeiter und Eltern/Betreuer voraus.<br />
Prämisse ist, nicht das sporadische Gespräch zu suchen, son<strong>der</strong>n soweit es den einzelnen<br />
Beteiligten möglich ist, immer für Gespräche offen zu sein und regelmäßig in<br />
einem beratenden, partnerschaftlichen Miteinan<strong>der</strong> zu bleiben.<br />
Es gilt Vertrauen zu schaffen und Verlust - und Trennungsängste bei Eltern/Betreuer<br />
und Bewohner abzubauen.<br />
Unter dieser Voraussetzung können Eltern/Betreuer zur Qualität <strong>der</strong> Betreuungsarbeit<br />
beitragen, zugleich aber auch Einschätzungen vornehmen und letztlich als eigentliche<br />
„Auftraggeber“ Anregung geben und Einfluss auf die oben genannten Zielsetzungen<br />
haben.<br />
Leitlinien für Elternarbeit<br />
Rahmenbedingungen<br />
Zeit für Gespräche mit Eltern und gesetzlichen Betreuer soll soweit als möglich in den<br />
Arbeitsalltag eingeplant werden. Dazu zählen nicht nur die langfristigen Gesprächstermine,<br />
son<strong>der</strong>n auch spontaner Austausch bei je<strong>der</strong> Art von Begegnung zwischen Eltern/gesetzlichem<br />
Betreuern und Mitarbeiter.<br />
Inhalte und Ziele <strong>der</strong> auch vorgeplanten beabsichtigten Gespräche sind festgelegt.<br />
44
Bei Gesprächen sollen Störfaktoren, z.B. das Telefon, vermieden werden. Ein hergerichteter<br />
Raum trägt zur angenehmen Gesprächsatmosphäre bei.<br />
Das Anbieten von passenden Getränken ist selbstverständlich.<br />
Wertschätzung<br />
Gegenseitige Wertschätzung auch bei möglicherweise unterschiedlichen Meinungen<br />
und Ansichten ist die Voraussetzung für konstruktive Gespräche zu Gunsten <strong>der</strong> Lebensbedingungen<br />
<strong>der</strong> Bewohner.<br />
Ehrlichkeit, Offenheit und Freundlichkeit<br />
Der Umgang miteinan<strong>der</strong> wird von Freundlichkeit, Offenheit und Ehrlichkeit geprägt.<br />
Akzeptanz<br />
Unterschiedliche kulturelle, weltanschauliche und religiöse Einstellungen bilden keine<br />
Barrieren für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Eltern, gesetzlichen Betreuern<br />
und Mitarbeitern.<br />
Vertrauen<br />
Vertrauen ist die Voraussetzung für eine gute Kooperation zwischen Mitarbeiter, Eltern<br />
und gesetzlichem Betreuer. Bereits beim Einzug in die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten wird<br />
ein großes Maß an Vertrauen von Eltern und gesetzlichen Betreuern <strong>der</strong> Einrichtung<br />
entgegengebracht. Dieses Vertrauen muss bestätigt und gepflegt werden.<br />
Transparenz<br />
Eltern, gesetzliche Betreuer erhalten alle Informationen, die ihre „Zu-Betreuenden“ betreffen.<br />
Dazu gehören Berichte über die inhaltliche Arbeit in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.<br />
Regelmäßige Gespräche tragen zur Transparenz <strong>der</strong> Dienstleistung bei.<br />
Schweigepflicht<br />
Mitarbeiter müssen sensibel mit vertraulichen Informationen umgehen.<br />
Der Wunsch nach vertraulicher Behandlung <strong>der</strong> Mitteilungen ist zu respektieren.<br />
Grundsätzlich, wie im Arbeitsvertrag unterzeichnet, besteht die Schweigepflicht gegenüber<br />
Dritten.<br />
Informationsaustausch<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer haben das Recht auf umfassende Information über ihr<br />
„Kind“, den „Zu-Betreuenden“. Dieses Informationsrecht besteht gegenüber den zuständigen<br />
Mitarbeitern. Bei Entscheidungen, welche die Mitsprache und das Einverständnis<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Betreuer erfor<strong>der</strong>n, z.B. Vermögen, Gesundheit und Aufenthalt,<br />
sind Eltern und gesetzliche Betreuer frühzeitig zu informieren und <strong>der</strong>en Einverständnis<br />
einzuholen.<br />
Mitarbeiter sind verpflichtet, umfassend über die Bewohner und <strong>der</strong>en Leben in <strong>der</strong><br />
Gruppe (auch TAF und WfbM) zu informieren. Grundlage <strong>der</strong> Information ist die Dokumentation.<br />
Absprachen<br />
Gegenseitige Absprachen müssen von beiden Seiten eingehalten werden. Gleichzeitig<br />
sind Mitarbeiter, Eltern und gesetzliche Betreuer verpflichtet, neue Absprachen zu treffen<br />
o<strong>der</strong> Inhalte zu korrigieren, wenn <strong>der</strong> Handlungsbedarf dies erfor<strong>der</strong>t.<br />
45
Kompromissbereitschaft<br />
Wenn unterschiedliche Meinungen bestehen bleiben, ist eine Lösung anzustreben, mit<br />
<strong>der</strong> beide Seiten, sowohl Eltern und gesetzliche Betreuer als auch Mitarbeiter zugunsten<br />
<strong>der</strong> Bewohner einverstanden sind.<br />
Wertmaßstab ist das Wohlergehen <strong>der</strong> Bewohner. Im Falle einer fehlenden Einigung ist<br />
die Bereichsleitung bzw. Wohnstättenleitung mit einzubeziehen.<br />
Kritikfähigkeit und Kritikbereitschaft<br />
Die Mitarbeiter sollen entgegengebrachte Kritik ernst nehmen und wenn möglich direkt<br />
bearbeiten. Die zuständigen Mitarbeiter sind zu informieren und das Beschwerdemanagement<br />
mit ein zu beziehen. Falls nötig, werden die kritisierten Punkte im Teamgespräch<br />
behandelt. Je nach Inhalt <strong>der</strong> Kritikpunkte erfolgt die Bearbeitung gemeinsam<br />
mit Bereichsleitung, Wohnstättenleitung und Geschäftsführung.<br />
Die Eltern, gesetzlichen Betreuer müssen erfahren, was aus ihren Anregungen geworden<br />
ist bzw. ob die Umsetzung erfolgte.<br />
Wichtig für die Zusammenarbeit mit den Eltern, gesetzlichen Betreuern ist, diese in ihrer<br />
Kritikfähigkeit zu unterstützen. Dies gehört zu dem nötigen Austausch zwischen Eltern,<br />
gesetzlichen Betreuern und Mitarbeitern. Offenheit im Umgang mit Kritik hilft größeren<br />
Konflikten vorzubeugen, die auch ihre Ursachen in Missverständnissen haben können.<br />
Fachliche Beratung und Unterstützung<br />
Die Möglichkeit <strong>der</strong> fachlichen Beratung und Unterstützung durch internes und ggf. externes<br />
Fachpersonal ist für die Eltern und gesetzlichen Betreuer offen, wird ihnen ermöglicht<br />
und zugänglich gemacht.<br />
Formen und Inhalte <strong>der</strong> Elternarbeit<br />
Elternabende<br />
Über Elternabende und an<strong>der</strong>e gemeinsame Veranstaltungen mit Eltern, gesetzlichen<br />
Betreuern und den Mitarbeitern kann die Zusammenarbeit intensiviert werden.<br />
Gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten können das Kennen lernen und die Bildung<br />
einer Vertrauensbasis erleichtern und beschleunigen, um dann in die gewünschte<br />
regelmäßige Kooperation, die auch für unsere Betreuten eine verlässliche Komponente<br />
darstellen sollte, überzugehen.<br />
Eltern- und Betreuerkreis<br />
In <strong>der</strong> FWS gibt es einen Eltern- und Betreuerkreis, <strong>der</strong> sich als „Mitwirkungsorgan“<br />
mehrere Aufgaben zum Ziel gesetzt hat:<br />
• übergeordnete Themen <strong>der</strong> FWS zu erörtern und mit <strong>der</strong> Leitungsebene zu beraten;<br />
• Interessen und Wünsche von Eltern/gesetzlichen Betreuern erkennen und bündeln;<br />
• Unterstützung an<strong>der</strong>er Eltern/gesetzlichen Betreuer.<br />
Alle Betreuungsbereiche sind mit einer Person vertreten. Eine aktuelle Liste <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
ist in <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> FWS erhältlich.<br />
Teilnahme an THP-Konferenzen (THP = Individuelle Hilfeplanung)<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer sind grundsätzlich in die Arbeit mit den Bewohner einzubinden.<br />
Auch <strong>der</strong>en Vorstellungen und Wünsche müssen neben dem Willen <strong>der</strong> Bewohner<br />
berücksichtigt werden. Der individuelle Hilfeplan wird von den Mitarbeitern ge-<br />
46
meinsam mit den Eltern und gesetzlichen Betreuern und soweit als möglich, mit den<br />
Bewohnern erstellt.<br />
Gemeinsame Zielformulierung<br />
In <strong>der</strong> THP-Konferenz werden die Ziele für die Bewohner gemeinsam formuliert und für<br />
einen festgelegten Zeitraum verabschiedet. Nötige Korrekturen innerhalb des Zeitraumes<br />
werden mit den Eltern, gesetzlichen Betreuern und dem Team besprochen.<br />
Patenschaftssystem<br />
In den För<strong>der</strong> - und Wohnstätten besteht das System <strong>der</strong> Patenschafts-<br />
/Bezugsbetreuung. Der Pate ist in beson<strong>der</strong>em Maße für alle Angelegenheiten (administrativ<br />
und praktisch) die Bewohner betreffend zuständig (siehe Organisationshandbuch<br />
unter Patenschaft).<br />
Gesundheitsfürsorge<br />
Die Arbeit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten ist auf den Erhalt und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> körperlichen<br />
Gesundheit ausgelegt, z.B. gehört das Recht auf eine ausgewogene, gesunde<br />
Ernährung zum Bereich <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge.<br />
Mitarbeiter übernehmen Aufgaben <strong>der</strong> Eltern, gesetzlichen Betreuer im Bereich <strong>der</strong> Gesundheit<br />
und Gesundheitsvorsorge. In Absprache mit Eltern und gesetzlichen Betreuer<br />
wird für jede Bewohnerin individuell die nötige medizinische Betreuung und die Notfallversorgung<br />
gewährleistet.<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten arbeiten mit Hausärzten und Fachärzten zusammen. Verordnete<br />
Krankengymnastik wird von externen Krankengymnasten übernommen und in<br />
<strong>der</strong> FWS durchgeführt. Die Einrichtung hat sich in Form einer eigenen Gymnastikhalle,<br />
eines Schwimmbades und an<strong>der</strong>er Räumlichkeiten auf diese Situation eingestellt. Dazu<br />
gehört auch die gemeinschaftliche Beratung bei <strong>der</strong> Erstellung und Anpassung von individuellen<br />
Hilfsmitteln, z.B. Rollstühlen.<br />
Festlichkeiten<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer werden in die Planung von Festlichkeiten auf allen<br />
Ebenen mit einbezogen. Dazu gehören persönliche Feste wie Geburtstage <strong>der</strong> Bewohner,<br />
gemeinsame Feste auf Gruppenebene und Veranstaltungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />
Wohnstätten, z.B. <strong>der</strong> Herbstmarkt.<br />
Freundliche, wohnliche Atmosphäre bieten<br />
In <strong>der</strong> Wohngruppe wird eine familienähnliche Atmosphäre des Zusammenlebens angestrebt.<br />
Neben den gemeinschaftlich gestalteten und genutzten Räumen ist jedes einzelne<br />
Bewohnerzimmer individuell eingerichtet und nach dem persönlichen Geschmack<br />
gestaltet. Die Gestaltung erfolgt in Absprache und Zusammenarbeit zwischen dem Paten,<br />
dem Bewohner und den Eltern/gesetzlichen Betreuern.<br />
Teilhabe am Familienleben<br />
Bewohner, die in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten leben, werden in <strong>der</strong> Erhaltung und in<br />
<strong>der</strong> Teilnahme am Familienleben unterstützt. Soweit als möglich sollen die Kontakte<br />
außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung, in erster Linie zur Familie, gestützt und weiterentwickelt<br />
werden. Grundsätzlich sind Aufenthalte <strong>der</strong> Bewohnern in <strong>der</strong> Familie erwünscht. An<strong>der</strong>erseits<br />
ist es möglich, dass <strong>der</strong> Bewohner in unserer Einrichtung besucht wird, was<br />
dem Prinzip <strong>der</strong> Normalisierung entspricht. Grundsätzlich kann je<strong>der</strong> Bewohner in seinem<br />
Zimmer Besuch empfangen. Es ist jedoch von Vorteil, den Besuch vorher anzu-<br />
47
kündigen, damit nicht unerwünschte zeitliche Überschneidungen, z.B. mit Terminen <strong>der</strong><br />
Bewohner außerhalb und innerhalb <strong>der</strong> Einrichtung, zustande kommen und eventuell<br />
Vorbereitungen durch die Bewohner getroffen werden können (Kuchen backen u. ä.).<br />
Bei Besuchen sind die Hausregeln zu beachten!<br />
Heimfahrt<br />
Termine für Heimfahrten <strong>der</strong> Bewohner werden frühzeitig mit Eltern und gesetzlichen<br />
Betreuern abgesprochen und terminiert. Absprachen, z.B. hinsichtlich <strong>der</strong><br />
Beför<strong>der</strong>ung, werden individuell nach den beson<strong>der</strong>en und unterschiedlichen<br />
Bedürfnissen <strong>der</strong> Bewohner getroffen.<br />
In den Gruppen wird dokumentiert, welche Dinge des persönlichen Bedarfs mit auf die<br />
Heimfahrt gegeben werden. Ein Elternkontaktheft ist eine weitere Möglichkeit des Austausches<br />
von Informationen und <strong>der</strong> Kontaktpflege.<br />
Telefonate<br />
Grundsätzlich werden die Bewohner in <strong>der</strong> Kontaktpflege zu ihren Eltern und gesetzlichen<br />
Betreuern unterstützt. Dazu gehört auch die Kontakterhaltung über regelmäßige<br />
Telefonate. Die aufgrund <strong>der</strong> Handicaps nötigen Hilfestellungen werden von den För<strong>der</strong>-<br />
und Wohnstätten geleistet.<br />
Hausbesuche<br />
Hausbesuche dienen in erster Linie in <strong>der</strong> Phase vor dem Einzug in die För<strong>der</strong>- und<br />
Wohnstätten dem Kennen lernen <strong>der</strong> zukünftigen Bewohner in vertrauter Umgebung<br />
und dem Sammeln von Informationen. Um ein Einleben in <strong>der</strong> neuen Umgebung zu erleichtern,<br />
können so persönliche Gewohnheiten vor dem Einzug erkannt und berücksichtigt<br />
werden.<br />
Grundlage für Erstgespräche ist <strong>der</strong> Aufnahme-/Anamnesebogen.<br />
Spätere Hausbesuche auch mit Bewohnern, Einladungen von Seiten <strong>der</strong> Eltern und<br />
gesetzlichen Betreuer sind willkommen, dienen dem allgemeinen Austausch. Vorhandene<br />
Kontakte und Beziehungen werden gepflegt und gestärkt.<br />
Hilfe anbieten<br />
Alle Mitarbeiter <strong>der</strong> Einrichtung sind offen für Anfragen <strong>der</strong> Eltern und gesetzlichen Betreuer<br />
wenn es darum geht, Hilfestellungen zu geben und zu ermöglichen.<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer können Unterstützung auf allen Ebenen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>–<br />
und Wohnstätten erwarten, z.B. beim Ausfüllen eines Antrages den Bewohner betreffend,<br />
bis hin zu praktischen Tipps im Umgang mit dem Bewohner.<br />
Beratung und Fachgespräche<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer haben das Recht auf Beratung und fachliche Gespräche.<br />
Diese werden von Mitarbeitern <strong>der</strong> Gruppen, <strong>der</strong> Bereichsleitung und <strong>der</strong> Wohnstättenleitung<br />
sowie Mitarbeitern <strong>der</strong> Verwaltung und <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
nach Absprache geleistet.<br />
Weitere interne Möglichkeiten <strong>der</strong> Beratung finden sich im psychologischen Dienst, dem<br />
sozialen Dienst, im Bereich <strong>der</strong> Motopädie, <strong>der</strong> Ergotherapie, <strong>der</strong> Kinästhetik und <strong>der</strong><br />
Beratung durch eine Fachkraft <strong>der</strong> Rehabilitation mit dem Schwerpunkt auf Fragen, die<br />
Menschen mit Blindheit und Sehbehin<strong>der</strong>ung betreffen. Ein Orthoptist als spezielle<br />
Fachkraft zur Beratung und För<strong>der</strong>ung bei Sehbehin<strong>der</strong>ung rundet das fachliche Angebot<br />
ab.<br />
48
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten arbeiten auch zusammen mit externen Orthoptisten,<br />
Krankengymnasten, Logopäden und Ergotherapeuten und unterstützen nach Wunsch<br />
den fachlichen Austausch.<br />
Information über externe Möglichkeiten <strong>der</strong> Beratung, die nicht von <strong>der</strong> Einrichtung<br />
selbst geleistet werden, z.B. Selbsthilfegruppen, können genannt und eventuell vermittelt<br />
werden.<br />
Fortbildung für Eltern<br />
Eltern und gesetzliche Betreuer <strong>der</strong> Bewohner sind oft von gleichartigen Frage- und<br />
Problemstellungen betroffen. Fragen können hinsichtlich ihrer eigenen Situation (Elternrolle<br />
u.a.) entstehen, als auch im Hinblick auf Verständnis und Kenntnis von Leben und<br />
Handicap <strong>der</strong> Betreuten.<br />
Mitarbeiter können bei Problemen angesprochen werden. Es besteht die Möglichkeit,<br />
dass externe Fortbildungsangebote aufgezeigt werden o<strong>der</strong> eine Teilnahme an Veranstaltungen<br />
<strong>der</strong> internen Fortbildungsreihe sinnvoll ist.<br />
Dokumentation<br />
Jeden Tag wird über die Bewohner <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten eine ausführliche Dokumentation<br />
geführt, die jeweils vom Früh-, Spät- und vom Nachtdienst geleistet wird.<br />
Wichtiger Bestandteil ist das Notieren und Festhalten von Aktivitäten, Befindlichkeiten,<br />
Geschehnissen und För<strong>der</strong>einheiten, den einzelnen Bewohner betreffend.<br />
Ebenso wird die Gabe von verordneten Medikamenten und Therapien dokumentiert.<br />
Festgehalten werden auch Arztbesuche und die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen. Kontakte<br />
und Absprachen mit den Eltern und gesetzlichen Betreuern werden ebenfalls<br />
schriftlich fixiert.<br />
Die Dokumentation ist für gesetzliche Betreuer je<strong>der</strong>zeit einsehbar. Wir bitten eine Einsichtnahme<br />
durch Abzeichnen kenntlich zu machen.<br />
Verwaltung<br />
Die Verwaltungsmitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong> - und Wohnstätten arbeiten zielgerichtet am Auftrag<br />
<strong>der</strong> Einrichtung mit. Sie sind Ansprechpartner für Eltern, gesetzliche Betreuer und<br />
Mitarbeiter. Durch Freundlichkeit, Offenheit und Transparenz in <strong>der</strong> Tätigkeit unterstützen<br />
sie als interner Dienstleister die Aufgaben <strong>der</strong> Mitarbeiter und die Wünsche und<br />
Fragen <strong>der</strong> Eltern und Betreuer.<br />
3.5.1 Elternkreis<br />
Auf Initiative <strong>der</strong> Einrichtung wurde ein Eltern- und Betreuerkreis gegründet.<br />
Die FWS unterstützt folgende Aufgaben und Ziele dieses freiwilligen Gremiums:<br />
• die Interessenvertretung <strong>der</strong> Nutzer und sich für <strong>der</strong>en Bedürfnisse einsetzen<br />
• ein Ansprechpartner für an<strong>der</strong>e Eltern (Betreuer) sein<br />
• ein Bindeglied zwischen Eltern, Mitarbeitern, Wohnstättenleitung und Geschäftsleitung<br />
sein und somit zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikations- und Informationswege<br />
beitragen<br />
• Probleme, Unklarheiten, Wünsche und Verbesserungsmöglichkeiten ansprechen<br />
und klären helfen<br />
49
Arbeitsweise<br />
Der Eltern- und Betreuerkreis trifft sich mehrmals jährlich in den Räumen <strong>der</strong> FWS.<br />
Solange nichts an<strong>der</strong>es vereinbart wird, nimmt entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführer, <strong>der</strong><br />
Werkstattleiter o<strong>der</strong> einer <strong>der</strong> beiden Wohnstättenleiter an den Sitzungen teil.<br />
Der Informationsaustausch mit bestimmten Abteilungen o<strong>der</strong> Fachkräften <strong>der</strong> FWS<br />
wird unterstützt.<br />
Der Kreis heißt Gäste, wie z. B. an<strong>der</strong>e Eltern, Betreuer o<strong>der</strong> Mitarbeiter, je<strong>der</strong>zeit willkommen.<br />
Nach Möglichkeit soll aus je<strong>der</strong> Wohngruppe ein Elternteil (Betreuer) im Eltern- und Betreuerkreis<br />
vertreten sein.<br />
Der Eltern- und Betreuerkreis wurde am 12.03.2004 in <strong>der</strong> FWS Kettig gegründet.<br />
50
4 Kommunikation innerhalb <strong>der</strong> Einrichtung<br />
Die FWS ist eine sog. „soziale Organisation“, in <strong>der</strong>en Zentrum – im Gegensatz zu<br />
„produzierenden Organisationen“ - die soziale Interaktion steht. Wesensmerkmal einer<br />
sich normal ereignenden Interaktion ist <strong>der</strong> Austausch übereinkunftlicher Symbole. Dieser<br />
Austausch findet gemeinhin in <strong>der</strong> Form verbaler Kommunikation (=sprechen) o<strong>der</strong><br />
auch in schriftlicher Form (Dokumentation <strong>der</strong> Arbeit; Austausch von Gesprächsprotokollen)<br />
statt. Auch nonverbale Anteile an <strong>der</strong> Interaktion machen Kommunikation aus.<br />
Kommunikation und Nutzer<br />
Die Kommunikation <strong>der</strong> Mitarbeiter mit den Bewohnern und Beschäftigten ist in den allermeisten<br />
Fällen auf das Gespräch beschränkt; ein schriftlicher Austausch ist selten,<br />
wird aber dort gepflegt wo es möglich ist. Die mündliche Kommunikation funktioniert in<br />
<strong>der</strong> Regel besser, je länger Mitarbeiter und Angebotsnutzer einan<strong>der</strong> kennen. Dies gilt<br />
vor allem in Fällen, in denen auch die mündliche Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt<br />
ist. Dabei kommen auch technische Hilfsmittel im Rahmen <strong>der</strong> „Unterstützten<br />
Kommunikation“ zum Einsatz, um physische Handicaps soweit möglich auszugleichen.<br />
Es gehört auch zu den Zielsetzungen innerhalb unserer Dienstleistungen die Interaktion<br />
und Kommunikation zwischen den Nutzern anzuregen, um Sozialkontakte anzubahnen,<br />
auszubauen und aufrecht zu erhalten.<br />
Kommunikation und Mitarbeiter<br />
Gewichtet man die Tätigkeiten von Betreuern unter zeitlichem Aspekt, so liegt bei ihnen<br />
ein eindeutiger Arbeitsschwerpunkt in verbaler Kommunikation: d.h. Betreuer sind in <strong>der</strong><br />
Regel den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit in Gesprächssituationen (mit dem Klientel,<br />
Kollegen o<strong>der</strong> Außenstehenden). Insofern hat die Kompetenz von Mitarbeitern<br />
„kommunikativ“ zu sein (= sich miteinan<strong>der</strong> in geeigneter Weise austauschen zu können<br />
– verbal o<strong>der</strong> nonverbal) als kommunikative Kompetenz eine Schlüsselfunktion.<br />
Das Gespräch im pädagogischen Alltag will eingeübt sein, gleichwohl ob es sich um ein<br />
Vier-Augen-Gespräch, ein Tischgespräch, ein offizielles Gruppengespräch o<strong>der</strong> ein Elterngespräch<br />
handelt. Als Trainingsfeld bieten sich die vielfältigen Team- und Mitarbeitergespräche<br />
an. Unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Entwicklung personaler Fähigkeiten<br />
(→Personalentwicklung, a.a.O.) und hier speziell <strong>der</strong> kommunikativen Kompetenz für<br />
die Betreuungsarbeit, werden die institutionsinternen Gespräche und Konferenzen methodisch<br />
so gestaltet, dass sie neben <strong>der</strong> jeweiligen Thematik auch <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />
im Hinblick auf die angestrebte Kompetenz zuträglich sind.<br />
Gespräche mit den Nutzern unserer Dienstleistungen sowie außen stehenden Gesprächspartnern<br />
können nur so erfolgreich verlaufen, wie es die Gespräche <strong>der</strong> verantwortlichen<br />
Fachkräfte untereinan<strong>der</strong> sind.<br />
Entsprechend qualifizierte Mitarbeiter sind in <strong>der</strong> Lage Gesprächstechniken anzuwenden,<br />
die sie während ihrer Aus- o<strong>der</strong> Weiterbildung kennen gelernt haben.<br />
Geeignetes Gesprächsverhalten ist nicht nur auf <strong>der</strong> Betreuer-Klienten-Ebene angezeigt,<br />
son<strong>der</strong>n gleichermaßen auf <strong>der</strong> Mitarbeiter-Mitarbeiter-Ebene, denn kommunikative<br />
Kompetenz als Aspekt personaler Qualifikation wirkt direkt auf die Qualität von<br />
Teamarbeit.<br />
51
Die Identität eines Teams entwickelt sich durch Handeln. Handlung wird für die Kollegen<br />
aber oft erst durch subjektive, kommentierende Mitteilung nachvollziehbar. Das<br />
gewünschte Miteinan<strong>der</strong> eines Teams kann erst durch den geeigneten Austausch in<br />
mündlicher o<strong>der</strong> schriftlicher Form entstehen. (→ Teamarbeit, a.a.O.)<br />
52
5 Allgemeine strukturelle Rahmenbedingungen<br />
5.1 Personal<br />
5.1.1 Berufsgruppen<br />
Die Betreuungs- und Versorgungsleistung unserer Einrichtung steht auf vier Säulen<br />
verschiedener Berufsgruppen.<br />
• Die größte Gruppe ist die <strong>der</strong> Mitarbeiter aus pädagogischen und pflegerischen<br />
Berufen, die im Bereich Wohnen, Tagesför<strong>der</strong>ung, Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
und Begleitende Dienste tätig sind. In <strong>der</strong> WfbM arbeiten auch Fachkräfte<br />
mit handwerklicher Ausbildung im pädagogischen Kontext.<br />
• Der technische Bereich umfasst Hausmeister-, Haus- und Gartenarbeiten, die<br />
von Fachkräften mit handwerklicher Ausbildung sowie geschulten Fachkräften<br />
durchgeführt werden.<br />
• Hauswirtschaft und Küche werden von Mitarbeitern (vom Küchenmeister bis zur<br />
Hauswirtschaftskraft) getragen, die alles rund um die Themen Ernährung, Reinigung<br />
und Hygiene professionell bearbeiten.<br />
• Die Verwaltung besteht aus kaufmännisch und sozial ausgebildeten Fachkräften.<br />
Die personelle Ausstattung <strong>der</strong> einzelnen Bereiche richtet sich nach Vorgaben aus Qualitätsmanagement,<br />
Heimpersonalverordnung, Vergütungsvereinbarung u. a.<br />
Unter allen Berufsgruppen sind Praktikanten, Auszubildende, Angelernte und Aushilfen<br />
eingeschlossen.<br />
Alle Bereiche arbeiten ergänzend am Gesamtauftrag und tragen ihren Teil zur Verwirklichung<br />
des Gesamtleitbildes bei.<br />
5.1.2 Personelle Kontinuität<br />
Mit unserer Personalpolitik streben wir danach, eine bedeutsame Voraussetzung für<br />
erfolgreiche Betreuungsleistung zu erfüllen: große personelle Kontinuität (im Gegensatz<br />
zu hoher Personalfluktuation).<br />
Für Menschen mit schwersten Handicaps ist es wichtig, verlässliche soziale Beziehungen<br />
zum Betreuungs- und weiteren Fachpersonal eingehen zu können. Je besser das<br />
Personal die Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und den erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen kennen<br />
lernen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer bedarfsgerechten Betreuung.<br />
Es ist plausibel, den Faktor Zeit bei <strong>der</strong> Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Betreuten<br />
und Betreuern in den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit zu stellen, da Beziehungen<br />
Zeit benötigen, um sich kontinuierlich entwickeln und fortwährend verdichten zu können.<br />
5.1.3 Teamarbeit<br />
Ohne Zusammenarbeit, ohne gemeinsame Planung ist keine positive Weiterentwicklung<br />
im Sinne einer bereichsübergreifenden Arbeit nach unseren Qualitätsstandards möglich.<br />
Individuelle Kompetenzen müssen im Interesse aller Beteiligten genutzt werden.<br />
Gute Teamarbeit ist als Basis für eine hochwertige Pädagogik, Betreuung, Pflege und<br />
Versorgung zu verstehen (siehe Punkt 6.1.1. <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> „Berufsgruppen“).<br />
53
Voraussetzungen für Teamarbeit<br />
Für eine gelingende Teamarbeit erwarten wir folgende persönliche und strukturelle Voraussetzungen:<br />
a)<br />
• inhaltliche Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
• gemeinsame Zielsetzungen, klare Zielvereinbarungen<br />
• Teilnahme an Teamsitzungen<br />
• fachliche Unterstützung/Beratung<br />
• Transparenz<br />
• Kommunikation und Informationsfluss<br />
b)<br />
54<br />
• Wertschätzung<br />
• selbständiges Denken<br />
• Fairness<br />
• Zuhören können<br />
• Ausreden lassen<br />
• Feedback geben<br />
• Toleranz<br />
• Offenheit<br />
• Kritikfähigkeit<br />
• Konfliktfähigkeit<br />
• Verantwortung übernehmen<br />
• Absprachen<br />
• Sachlichkeit<br />
• Professionalität<br />
• Vertrauen<br />
• Disziplin<br />
• Spaß und Humor<br />
• Motivation<br />
• Ehrlichkeit<br />
• Verlässlichkeit<br />
• Reflexion<br />
• Kooperatives Arbeiten<br />
• Fleiß.<br />
Das persönliche Engagement und die Lebendigkeit aller Mitarbeiter tragen das Team<br />
und entwickeln es weiter.<br />
5.1.4 Leitbild Führung<br />
Vorbemerkung: Was verstehen wir unter „Führung und Leitung“?<br />
Der Begriff „Führung“ steht in <strong>der</strong> FWS gGmbH für die direkte, personale Führung von<br />
Menschen in ihren Arbeitsbezügen. Der Begriff „Leitung“ hingegen meint alle administrativen<br />
Maßnahmen zur Organisation von Arbeitsabläufen.<br />
Diese beiden Seiten des Handelns von „Führungskräften“ werden damit idealtypisch<br />
definiert, was im Berufsalltag aber nicht so trennscharf möglich ist, denn hier gibt es<br />
eine stetige, wechselseitige Vernetzung <strong>der</strong> Handlungsstränge „Führen“ und „Leiten“.<br />
Wenn im vorliegenden Text Standards des Führungsverhaltens fixiert werden, wie sie in
<strong>der</strong> FWS gGmbH gewünscht sind, so geht es in erster Linie darum, den personalen Aspekt,<br />
also das „Führen“ in den Blick zu nehmen.<br />
Die vorliegende Ausarbeitung bietet für die Führungskräfte <strong>der</strong> FWS einen Standard zur<br />
Orientierung wie Führung in <strong>der</strong> FWS verstanden wird und gleichzeitig für die Mitarbeiter<br />
eine Orientierung, was diese im Idealfall von ihren Führungskräften erwarten dürfen.<br />
Die Führungskräfte wollen dieses Leitbild aktiv umsetzen und regelmäßig reflektieren.<br />
55<br />
Leitgedanken für Führungskräfte<br />
Der Erfolg eines Unternehmens hängt wesentlich von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistung ab, die<br />
die Führungskräfte erbringen!<br />
Die Führungskräfte beeinflussen maßgeblich das Arbeitsklima und die Leistungsbereitschaft!<br />
Kommunikation und Transparenz sollen in <strong>der</strong> FWS gGmbH Führungshandeln mit dem<br />
Ziel einer mitarbeiterorientierten Führungskultur prägen.<br />
Eigenschaften und Werte: Anfor<strong>der</strong>ungen an Führungskräfte<br />
• Führungskräfte haben Interesse an den ihnen nachgeordneten Mitarbeitern; sie<br />
zeigen ihnen gegenüber Empathie.<br />
• Führungskräfte sind offen für Vorschläge, nehmen das Wissen und den Rat <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter als wichtige Ressource wahr.<br />
• Führungskräfte erhoffen von den Mitarbeitern gute Leistungen und trauen ihnen<br />
viel zu.<br />
• Führungskräfte setzen sich für „ihre“ Mitarbeiter leidenschaftlich ein, engagieren<br />
sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für gute Arbeitsbedingungen.<br />
• Führungskräfte sind verlässlich und vertrauenswürdig; sie halten mit hoher Verbindlichkeit<br />
alle Absprachen ein.<br />
• Führungskräfte wissen, dass sie Vorbil<strong>der</strong>, Modelle sind, an denen sich Mitarbeiter<br />
gerne orientieren wollen und können.<br />
• Ehrlichkeit ist ein selbstverständliches Persönlichkeitsmerkmal von Führungskräften.<br />
• Mitarbeiter dürfen ein konsequentes und faires Handeln von ihrer Führungskraft<br />
erwarten.<br />
• Führungskräfte bemühen sich um ein vernetztes Denken, sie sind flexibel, behalten<br />
den Überblick.<br />
• Führungskräfte bemühen sich um einen angemessenen Umgang mit Macht. Sie<br />
differenzieren, welche Entscheidungen sie selber treffen müssen und bei welchen<br />
Entscheidungen das Team zu beteiligen ist.<br />
• Führungskräfte haben die Bereitschaft ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.
56<br />
Aber:<br />
Auch Führungskräfte sind nur Menschen, unterschiedliche Persönlichkeiten mit<br />
all ihren Stärken und Schwächen. Sie stehen allerdings zu ihren Fehlern und<br />
wollen aus ihnen lernen.<br />
Kettig, im Mai 2010<br />
5.1.5 Fortbildung<br />
Die Mitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte sind in ihren dienstlichen Aufgaben beson<strong>der</strong>en<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen und Bedarfen ausgesetzt. Um diese Bedarfe sachgerecht und<br />
effizient befriedigen zu können, sind stetige Angebote im Bereich <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung<br />
notwendig. Die FWS unterstützt darum systematisch interne und externe Fortbildungen<br />
und Weiterbildungen für Mitarbeiter.<br />
Dieses Konzept will auch auf die große Bedeutung und Wichtigkeit hinweisen, die eine<br />
ständige Bereitschaft zum „Dazulernen“ nach sich zieht.<br />
Definitionen<br />
Fortbildungen<br />
Fortbildungen sind Bildungsangebote, welche den Mitarbeitern helfen, ihre Kenntnisse<br />
„auf dem neuesten Stand“ zu halten und ihnen ermöglichen, den sich verän<strong>der</strong>nden<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen am Arbeitsplatz gewachsen zu bleiben.<br />
Weiterbildungen<br />
Weiterbildungen sind Bildungsangebote, welche die Übernahme neuer Funktionen und<br />
Arbeitsbereiche ermöglichen, welche außerhalb <strong>der</strong> bisherigen Stellenbeschreibung<br />
liegen. Diese Bildungsangebote enden häufig mit einem anerkannten Abschluss und<br />
können verän<strong>der</strong>te Anstellungsbedingungen zur Folge haben.<br />
Interne Fortbildung<br />
Als „Interne Fortbildungen“ werden jene Fortbildungen bezeichnet, welche von <strong>der</strong> FWS<br />
organisiert o<strong>der</strong> in Auftrag gegeben und <strong>der</strong>en Inhalt von ihr bestimmt werden. Interne<br />
Fortbildungen können auch in Kooperation mit an<strong>der</strong>en Anbietern stattfinden. Ein jährlich<br />
erscheinendes Fortbildungs- und Schulungsprogramm informiert alle Mitarbeiter.<br />
Obligatorische Fortbildungen<br />
Zurzeit werden in <strong>der</strong> FWS zwei obligatorische Fortbildungen angeboten, die je<strong>der</strong> fest<br />
angestellte Mitarbeiter besucht haben sollte. Zum einen die dreiteilige „Einführung in die<br />
Arbeit mit Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten“ und die zweiteilige Einführung in die Kinästhetik.<br />
Ziele <strong>der</strong> Fortbildungen<br />
• Erhaltung und Erweiterung <strong>der</strong> Qualifikation,<br />
• Integration und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> interdisziplinären Zusammenarbeit,<br />
• Fortbildung soll kulturelle, sprachliche und bildungsmäßige Unterschiede über-<br />
brücken,<br />
• Erhaltung <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Mitarbeiter,<br />
• För<strong>der</strong>n von selbstorganisiertem Lernen,
• Erweiterung des Horizontes,<br />
• Austausch,<br />
• Erfüllen von Richtlinien und Vorgaben (Sicherheits-, Hygiene-, Ersthelferschulungen,<br />
Brandschutz, u.a.).<br />
Grundsätze<br />
Das Angebot <strong>der</strong> internen und externen Fortbildung richtet sich nach folgenden Grundsätzen:<br />
• es baut auf Basiswissen auf,<br />
• es nutzt vorhandenes Potenzial an Wissen, Erfahrung und Erkenntnis,<br />
• es beruht auf Selbstverantwortung und Eigeninitiative,<br />
• die Ziele <strong>der</strong> Fortbildung sind den Teilnehmenden bekannt und <strong>der</strong> Weg dazu ist<br />
transparent,<br />
• die rasche Umsetzbarkeit soll unterstützt werden,<br />
• Fortbildungen sollten auf einer praxisorientierten Abklärung des Bedarfs (z.B. Mitarbeiterbefragung)<br />
beruhen,<br />
• Instruktion, praktische Umsetzung und Erfahrungsreflexion sollten ermöglicht werden,<br />
• Schlüsselpersonen aus <strong>der</strong> Praxis sollten in die Kursverantwortung einbezogen sein,<br />
• Rückmeldungen aus <strong>der</strong> Praxis sollten sichergestellt werden.<br />
Allgemeines<br />
• Teilnehmer an externen Fortbildungen tragen sich in ein Fortbildungsverzeichnis ein<br />
und geben Informationen (Unterlagen) über die Inhalte und Ergebnisse <strong>der</strong> Fortbildung<br />
an interessierte Kollegen weiter.<br />
• Durch regelmäßig erscheinende Fortbildungs-Informationsbriefe (FIB) werden ebenfalls<br />
Inhalte multipliziert.<br />
• Das Recht auf Fortbildung bedeutet auch die Pflicht zur Fortbildung.<br />
Näheres regelt die Betriebsvereinbarung Fortbildung <strong>der</strong> FWS.<br />
5.1.6 Ausbildung<br />
Die Bereitschaft zur Ausbildung und die Einladung zu Hospitation und Praktikum spiegeln<br />
das Selbstverständnis unserer Einrichtung wie<strong>der</strong>, Menschen Chancen und Möglichkeiten<br />
zu eröffnen, berufliche o<strong>der</strong> soziale Kompetenzen zu erwerben. Im Interesse<br />
<strong>der</strong> FWS steht dabei, den Fachkräftenachwuchs zu för<strong>der</strong>n: die Auszubildenden von<br />
heute sind die Mitarbeiter von morgen!<br />
Ausbildung Heilerziehungspfleger (= HEP)<br />
Ausbildungskonzept für Heilerziehungspfleger <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
Um den Standard unserer Arbeit mit behin<strong>der</strong>ten Menschen aufrecht zu erhalten, ist es<br />
notwendig, unseren Schülern eine qualitativ hochwertige, fachlich fundierte Ausbildung<br />
zu gewährleisten.<br />
Zur Vereinheitlichung <strong>der</strong> HEP-Ausbildung in <strong>der</strong> Gesamteinrichtung wurde dieses Ausbildungskonzept<br />
erstellt, welches als Orientierung dienen soll.<br />
57
Ziel <strong>der</strong> Ausbildung<br />
Die FWS und die Auszubildenden bemühen sich um einen erfolgreichen Verlauf <strong>der</strong><br />
Ausbildung.<br />
Ziel <strong>der</strong> Ausbildung ist die Hinführung zu selbständigem Arbeiten.<br />
Leistungen <strong>der</strong> FWS<br />
• Die Auszubildenden werden einem Bereich zugeteilt, in dem sie ihre 3jährige Berufsausbildung<br />
absolvieren.<br />
Im 2. Ausbildungsjahr finden Praktika (intern u./o. extern) in einem Umfang von 240<br />
Stunden statt. Interne Praktika werden schriftlich beurteilt.<br />
• Für den Ablauf und die Organisation <strong>der</strong> fachpraktischen Ausbildung in <strong>der</strong> Gruppe<br />
wird jedem Auszubildenden ein Ansprechpartner (Praxisanleiter) zugewiesen.<br />
Der Aufgabenbereich <strong>der</strong> Praxisanleiter wird in <strong>der</strong> „Konzeption Praxisanleitung“ näher<br />
beschrieben (s. Anhang).<br />
• Die Einarbeitung <strong>der</strong> neuen Auszubildenden erfolgt nach dem Einarbeitungsbogen<br />
<strong>der</strong> Einrichtung durch den Praxisanleiter.<br />
• Die fachpraktische Ausbildung lehnt sich an den Rahmenplan/Ausbildungsplan an.<br />
• Monatlich finden interne HEP-Treffen statt, die einen ausbildungsbezogenen Inhalt<br />
haben.<br />
Zudem dienen diese Treffen zum Austausch und zur Reflexion zwischen den Schülern<br />
und den Praxisanleitern.<br />
• Für den Ablauf und die Organisation <strong>der</strong> monatlichen HEP-Treffen ist <strong>der</strong> Koordinator<br />
<strong>der</strong> HEP-Ausbildung verantwortlich.<br />
Von ihm werden auch die ausbildungsbezogenen Praktika nach Absprache mit <strong>der</strong><br />
jeweiligen Bereichsleitung koordiniert.<br />
• Die FWS nimmt am Trialog mit den berufsbildenden Schulen teil.<br />
• Die ausbildenden Schulen erhalten Beurteilungen <strong>der</strong> Leistungen des Auszubildenden<br />
nach Vorgabe.<br />
• Auf Wunsch erhält <strong>der</strong> HEP-Schüler ein Zwischenzeugnis.<br />
• Der HEP Schüler erhält nach Abschluss <strong>der</strong> Ausbildung ein Ausbildungszeugnis.<br />
Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Schüler<br />
• Die Schüler haben neben <strong>der</strong> vorgegebenen Schulzeit eine fachpraktische Ausbildungszeit<br />
von 20 Wochenstunden zu leisten.<br />
Die Stundenzahl <strong>der</strong> ausbildungsbezogenen Arbeit ergibt sich aus <strong>der</strong> Fachschulverordnung/Rahmenplan.<br />
Innerhalb <strong>der</strong> fachpraktischen Ausbildungszeit sind 6 Stunden in <strong>der</strong> Woche für die<br />
ausbildungsbezogene Arbeit vorgesehen.<br />
1-2 Stunden in <strong>der</strong> Woche dienen <strong>der</strong> Planung und Auswertung mit dem Praxisanleiter.<br />
Innerhalb dieser Zeit findet die Reflexion anhand <strong>der</strong> Lernziele statt. Diese dient<br />
zur kontinuierlichen Selbstkontrolle. Es ist günstig, diese Termine zu planen und im<br />
Dienstplan festzuhalten.<br />
• Die Schüler sind bei Ausfall eines Schultages verpflichtet, dies <strong>der</strong> Bereichsleitung<br />
umgehend mitzuteilen und im Bedarfsfall Dienst zu verrichten o<strong>der</strong> Urlaub/ Freizeitausgleich<br />
zu nehmen.<br />
• Je<strong>der</strong> Auszubildende ist verpflichtet, eine Ausbildungsmappe zu führen und diese in<br />
<strong>der</strong> Einrichtung aufzubewahren. Der Praxisanleiter hat Einsicht in die Praxismappe.<br />
Schriftliche Arbeiten, die für die Schule angefertigt werden, müssen dem Praxisanleiter<br />
zur Ansicht vorgelegt und von diesem gegengezeichnet werden.<br />
Diese werden dann in <strong>der</strong> Praxismappe aufbewahrt.<br />
58
• Die Auszubildenden sind verpflichtet, an den monatlichen internen HEP-Treffen teil<br />
zu nehmen. Diese werden von den Bereichsleitern im Dienstplan vermerkt.<br />
• Die Auszubildenden sind verpflichtet, an den Teamsitzungen teil zu nehmen, sofern<br />
diese Termine nicht in die Schulzeit fallen.<br />
• Die Auszubildenden unterliegen <strong>der</strong> Schweigepflicht und dem Datenschutz, wie im<br />
Vertrag festgehalten.<br />
Konzeption Praxisanleitung<br />
a) Ziele, Aufgaben und Definition<br />
Koordination <strong>der</strong> Ausbildung<br />
• Der Praxisanleiter führt zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung sowie zu Beginn eines jeden Ausbildungsjahres<br />
ein Zielvereinbarungsgespräch mit dem Auszubildenden durch.<br />
• Der Praxisanleiter ist für die Einarbeitung des Auszubildenden verantwortlich. Die<br />
Einarbeitung erfolgt nach dem Einarbeitungsbogen <strong>der</strong> Einrichtung.<br />
• Der Praxisanleiter leistet Hilfestellung bei Projekten sowie För<strong>der</strong>maßnahmen, die<br />
<strong>der</strong> Auszubildende im Rahmen seiner Ausbildung zu leisten hat.<br />
• Der Praxisanleiter dient als Ansprechpartner für „seinen“ Auszubildenden bei <strong>der</strong><br />
Erstellung <strong>der</strong> schriftlichen Ausarbeitung im zweiten Ausbildungsjahr.<br />
• Der Praxisanleiter begleitet den Auszubildenden bei den Prüfungsvorbereitungen.<br />
Persönlicher Ansprechpartner<br />
• Praxisanleiter und Auszubilden<strong>der</strong> begegnen sich respektvoll und kollegial.<br />
• Der Praxisanleiter übernimmt gegenüber dem Auszubildenden eine Vorbildfunktion.<br />
Diese Vorbildfunktion erstreckt sich auf die Arbeit mit den Bewohnern sowie auf den<br />
Umgang mit Bewohnern, Angehörigen und Kollegen.<br />
• Als fachliche Begleitung muss <strong>der</strong> Praxisanleiter bereit sein, für alle fachlichen Fragen<br />
des Auszubildenden offen zu sein und sich bei allen ausbildungs-relevanten<br />
Fragestellungen und Problemen die nötige Zeit zu <strong>der</strong>en Klärung zu nehmen.<br />
• Der Praxisanleiter ist in Bezug auf die Ausbildung des Auszubildenden <strong>der</strong> Ansprechpartner<br />
für Kollegen, Schule, Bereichsleitung sowie Wohnstättenleitung.<br />
Kontrollfunktion<br />
• Um den Ausbildungserfolg zu sichern und zur Unterstützung bei schulischen Fragestellungen<br />
übernimmt <strong>der</strong> Praxisanleiter eine Kontrollfunktion <strong>der</strong> schulischen Leistungen<br />
des Auszubildenden.<br />
• Diese Kontrollfunktion dient weiterhin dazu, dem Auszubildenden eine Rückmeldung<br />
über seinen Ausbildungsstand und seine Arbeitsweise geben zu können.<br />
Unterstützung bei Praktika<br />
• Der Praxisanleiter informiert den Auszubildenden über die bestehenden Möglichkeiten<br />
für interne und externe Praktika. Die Terminkoordination <strong>der</strong> Praktika erfolgt<br />
nach Rücksprache mit <strong>der</strong> jeweiligen Bereichsleitung durch den Koordinator <strong>der</strong><br />
HEP-Ausbildung.<br />
b) Inhalte<br />
Präsentation <strong>der</strong> Einrichtung<br />
• Der Praxisanleiter macht den Auszubildenden mit dem Aufbau und den Strukturen<br />
<strong>der</strong> Einrichtung bekannt (Konzeption, Kostenträger, Träger,…).<br />
59
Hinführung zu selbständigem Arbeiten<br />
• Der Praxisanleiter vermittelt dem Auszubildenden die gruppenspezifischen Arbeitsabläufe<br />
und macht ihn mit den teaminternen Kommunikationsformen vertraut (Protokoll,<br />
Gesprächsführung im Team, Übergabe,…).<br />
• Die Vermittlung von einzelnen theoretischen und praktischen Inhalten kann vom<br />
Praxisanleiter im Bedarfsfall und nach Rücksprache mit den betroffenen Mitarbeitern<br />
teamintern delegiert werden.<br />
• Durch permanente gemeinsame Reflexion <strong>der</strong> Arbeit för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Praxisanleiter die<br />
Selbst- und Fremdeinschätzung, die Kritikfähigkeit, die Konfliktfähigkeit und die Konfliktbewältigung<br />
des Auszubildenden.<br />
• Je nach Ausbildungsstand des Auszubildenden überträgt <strong>der</strong> Praxisanleiter nach<br />
Rücksprache mit <strong>der</strong> Bereichsleitung und dem Team, Verantwortungen und Aufgaben<br />
auf den Auszubildenden.<br />
Reflexion Theorie und Praxis<br />
• Der Praxisanleiter leistet Hilfestellung bei <strong>der</strong> Umsetzung von schulischen Aufgaben<br />
in die Praxis.<br />
• Der Praxisanleiter begleitet den Auszubildenden bei einrichtungsspezifischen Aufgabenstellungen.<br />
• Zur Vertiefung schulischer Themen weist <strong>der</strong> Praxisanleiter auf die Möglichkeit interner<br />
Fortbildungen hin.<br />
Intervention bei Problemen<br />
• Der Praxisanleiter interveniert, wenn Probleme innerhalb <strong>der</strong> Ausbildung auftreten<br />
(z.B. mit an<strong>der</strong>en Mitarbeitern o<strong>der</strong> Bewohnern), die <strong>der</strong> Auszubildende nicht selbst<br />
bewältigen kann.<br />
c) Struktur<br />
Praxisanleitertreffen<br />
• Der Praxisanleiter ist dazu verpflichtet, an den halbjährlich stattfindenden Praxisanleitertreffen<br />
teil zu nehmen und an <strong>der</strong>en Gestaltung mitzuwirken.<br />
• Die Praxisanleitertreffen dienen dem gemeinsamen Austausch sowie zur Reflexion.<br />
Zudem dienen sie zur Klärung inhaltlicher und organisatorischer Fragen in <strong>der</strong> Vorbereitung<br />
<strong>der</strong> monatlichen HEP-Treffen (Teilnahme ist verbindlich).<br />
Ausbildungskonzept in <strong>der</strong> Verwaltung<br />
Grundlage<br />
Grundlage <strong>der</strong> Ausbildung ist ein gültiger Ausbildungsvertrag. Im Sinne des „Dualen<br />
Systems“ (Schule und Einrichtung) gewährleistet die FWS die fachpraktische Ausbildung.<br />
Ziel<br />
Das Ziel ist es, alle relevanten Themen <strong>der</strong> kaufmännischen Ausbildung an den Auszubildenden<br />
heranzutragen. Dabei ist zu beachten, dass <strong>der</strong> Rahmenlehrplan <strong>der</strong> Ausbildungsberufe<br />
beachtet wird. Dieser liegt zur Einsicht für jeden Auszubildenden bereit.<br />
Aufbau<br />
Die Ausbildung findet im Rahmen <strong>der</strong> allgemeinen Bürotätigkeiten innerhalb von 3 Jahren<br />
in einzelnen Abteilungen einer kaufmännischen Verwaltung statt. In diesen werden<br />
die spezifischen Fachkenntnisse den Auszubildenden vermittelt.<br />
60
Pflichten <strong>der</strong> Auszubildenden<br />
• Die Auszubildenden sind verpflichtet an den Verwaltungssitzungen teilzunehmen,<br />
sofern diese Termine nicht in die Schulzeit fallen.<br />
• Die Auszubildenden unterliegen dem Datenschutz und <strong>der</strong> Schweigepflicht.<br />
• Führen von Ausbildungsnachweisen.<br />
• Schulpflicht.<br />
• Bei Ausfall eines Schultages sind die Auszubildenden dazu verpflichtet zur Arbeitsstelle<br />
zu kommen.<br />
Pflichten des Ausbildungsbetriebes<br />
• Erstellen eines individuellen Ausbildungsplans für jeden Auszubildenden.<br />
• Fürsorgepflicht.<br />
• Kontrollpflicht <strong>der</strong> Ausbildungsnachweise.<br />
• Es findet alle 2 Monate ein Treffen <strong>der</strong> Auszubildenden statt. Bei diesem Treffen<br />
werden diverse Themen angesprochen, wo Schwierigkeiten bestehen.<br />
• Unterstützung des Auszubildenden bei schulischen Problemen.<br />
Praktika und ähnliches<br />
Im Rahmen unseres Betreuungs- und Begleitungsauftrages für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />
bieten wir die Möglichkeit eines Praktikums (bis zu einjähriger Dauer) an.<br />
Während des Praktikums/<strong>der</strong> Hospitation werden die Teilnehmer von persönlichen Ansprechpartnern<br />
kontinuierlich begleitet und betreut. Am Ende des Praktikums/<strong>der</strong> Hospitation<br />
steht eine Beurteilung.<br />
Anerkennungspraktikum<br />
Mit <strong>der</strong> Möglichkeit zur Ableistung eines Anerkennungspraktikums unter entsprechen<strong>der</strong><br />
Praxisbegleitung wollen wir Berufseinsteigern in sozialen Berufen die Chance geben<br />
Ihre Ausbildung ab zu schließen. Während des Zeitraumes findet eine kontinuierliche<br />
Begleitung und Betreuung statt.<br />
Schüler-, Zwischen- und sonstige Praktika<br />
Schülern, Auszubildenden sonstiger Berufe, Studierenden und an<strong>der</strong>en Orientierungssuchenden<br />
wird im Rahmen <strong>der</strong> Möglichkeiten die Gelegenheit gegeben, ein Praktikum<br />
unterschiedlicher Länge o<strong>der</strong> Hospitationstage in den Bereichen <strong>der</strong> FWS zu leisten.<br />
Es ist we<strong>der</strong> ein Ausbildungs- noch ein Beschäftigungsverhältnis nach arbeitsrechtlichen<br />
Vorschriften; eine Vergütung wird nicht gewährt.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei Schülerpraktika geht es nicht nur um das Kennen lernen des Berufsfeldes,<br />
son<strong>der</strong>n auch um eine soziale Sensibilisierung <strong>der</strong> jungen Menschen und eine<br />
Ermutigung zur Übernahme von Verantwortung.<br />
FSJ<br />
In <strong>der</strong> FWS besteht die Möglichkeit für junge Männer und Frauen zwischen 16 und 26<br />
Jahren ein Freiwilliges Soziales Jahr abzuleisten. Die Modalitäten sind durch den<br />
DPWV Landesverband Rheinland-Pfalz-Saarland geregelt.<br />
61
5.1.7 Ehrenamt<br />
Ziele<br />
Ziel des Ehrenamtes ist es, die individualisierende Arbeit <strong>der</strong> FWS zu unterstützen. In<br />
den verschiedenen Bereichen unserer Einrichtung ist ein unentgeltliches Engagement<br />
Freiwilliger denk- und realisierbar. Durch regelmäßige Werbung und Information können<br />
viele Menschen angesprochen werden. Gewünscht ist die kontinuierliche Zusammenarbeit<br />
mit engagierten verantwortungsbewussten Menschen.<br />
Voraussetzungen<br />
• Es findet ein Kennenlern- und Informationstag statt.<br />
• Die Ehrenamtlichen Helfer (kurz: EH) erhalten eine fachliche, begleitende Anleitung<br />
durch Mitarbeiter <strong>der</strong> Einrichtung.<br />
• Mitarbeiter, gesetzliche Betreuer und EH sprechen einvernehmlich Art und Umfang<br />
<strong>der</strong> Hilfe ab.<br />
• Kommt es zum Engagement ist eine Schweigepflichterklärung zu unterschreiben<br />
und gemäß den Empfehlungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ein polizeiliches<br />
Führungszeugnis vorzulegen.<br />
• Die EH sind mindestens 16 Jahre alt.<br />
• Die EH erklären ihre Absicht dauerhaft und zuverlässig zu helfen.<br />
Durchführung<br />
• Die EH werden in ihrer Tätigkeit durch Fachkräfte betreut und begleitet.<br />
• Vor Aufnahme <strong>der</strong> Tätigkeit findet eine eintägige Schulung zur Vermittlung wichtiger<br />
Informationen und grundlegen<strong>der</strong> Inhalte (z.B. Umgang mit Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten)<br />
unserer Arbeit statt.<br />
• Je<strong>der</strong> EH wird (nach Absprache) einem Bereich zugeteilt, <strong>der</strong> selbständig den Einsatz<br />
<strong>der</strong> Helfer plant und organisiert<br />
Perspektiven<br />
• Helfer übernehmen:<br />
Tätigkeiten mit Bewohnern, Tätigkeiten zur Entlastung <strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte,<br />
Tätigkeiten zur Entlastung <strong>der</strong> Hauswirtschaft und <strong>der</strong> Hausmeisterei.<br />
• EH übernehmen keine pflegerischen Tätigkeiten.<br />
• Die EH erfahren Wertschätzung durch:<br />
Einladungen zu Festen und Veranstaltungen <strong>der</strong> FWS, ein jährliches Helferfest,<br />
Bescheinigung <strong>der</strong> geleisteten Arbeit, wo möglich: Anerkennung ihrer geleisteten<br />
Zeit auf Praktika.<br />
• EH erhalten kontinuierlich Informationen über die Arbeit <strong>der</strong> FWS.<br />
5.1.8 Betriebsrat<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH (FWS) hat einen Betriebsrat.<br />
Der Betriebsrat erfüllt die im Betriebsverfassungsgesetz genannten Vorgaben (Einhaltung<br />
von Gesetzen, Verordnungen, Verträgen, Vorschriften, Betriebsvereinbarungen,<br />
etc.).<br />
62
Zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung wurde eine „Betriebsvereinbarung über die<br />
Zusammenarbeit zwischen dem Betriebsrat und <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />
Wohnstätten gGmbH (FWS)“ getroffen.<br />
Folgende gemeinsame Ziele wurden formuliert:<br />
• Betriebsrat und Geschäftsführung wollen die bestmöglichen Lösungen<br />
für die Einrichtung erreichen, um so den Auftrag <strong>der</strong> Einrichtung<br />
gegenüber den Nutzern zu erfüllen.<br />
• Sie haben das gemeinsame Bestreben, die Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />
zu för<strong>der</strong>n und beste Arbeitszufriedenheit zu erzielen.<br />
• Betriebsrat und Geschäftsführung streben unter Beachtung einer<br />
wirtschaftlichen Mittelverwendung nach einem gerechten Entgelt für<br />
die Mitarbeiter und <strong>der</strong> Schaffung von bestmöglichen Arbeitsbedingungen.<br />
Um das Betriebsklima positiv zu gestalten, wurden in <strong>der</strong> FWS gemeinsam Standards<br />
entwickelt, wie z.B. Transparenz, sehr guter Informationsfluss, Qualitätsmanagement,<br />
klare Regelungen und Strukturen, Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbefragungen, Mitarbeiterfortbildung,<br />
und an<strong>der</strong>e..<br />
Es gibt inzwischen zu fast allen Standards Betriebsvereinbarungen.<br />
Eine weitere wichtige Aufgabe des Betriebsrates besteht darin, Probleme <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter frühzeitig wahrzunehmen und diese dann mit den Leitungen<br />
und <strong>der</strong> Geschäftsführung des Hauses zu bearbeiten.<br />
In seiner Funktion als Repräsentant <strong>der</strong> Belegschaft begreift sich <strong>der</strong> Betriebsrat <strong>der</strong><br />
FWS als qualifizierter Dienstleister im Sinne des Ganzen. Er trägt so maßgeblich zum<br />
wirtschaftlichen Erfolg <strong>der</strong> Einrichtung, und damit zum langfristigen Arbeitsplatzerhalt<br />
bei. (Text: Betriebsrat)<br />
5.2 Qualitätsentwicklung<br />
5.2.1 Qualitätsmanagementsystem<br />
„Unter einem Qualitätsmanagementsystem wird das Einführen und Erhalten betriebsinterner<br />
Organisations- und Ablaufstrukturen verstanden, mit denen die Prozesse des<br />
Planens und des Erstellens von Dienstleistung, die Ergebnisse und Auswirkungen <strong>der</strong><br />
Dienstleistung sowie die organisatorischen Rahmenbedingungen in einer Einrichtung<br />
gestaltet und ausgewertet werden.“ (Schubert/Zink 1998)<br />
Gemäß <strong>der</strong> gesetzlichen Verpflichtungen, die u.a. im LWTG und im SGB IX, § 20 formuliert<br />
sind, erfüllt die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH die Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Qualitätsmanagementsystem.<br />
Wir verstehen Qualitätsmanagement als kontinuierliche Sicherung und Verbesserung<br />
unserer Dienstleistungen. Ausgehend vom satzungsgemäßen Auftrag und auf <strong>der</strong><br />
Grundlage von Gesellschafterbeschlüssen wurde <strong>der</strong> Prozess des Qualitätsmanagements<br />
angestoßen. Eine Steuergruppe und eine Projektgruppe sind installiert, Qualitätsmanagementbeauftragte<br />
sind an verschiedenen Stellen <strong>der</strong> Gesamteinrichtung tätig.<br />
Die Mitarbeiter werden mittels geeigneter Methoden in das Qualitätsmanagement einbezogen.<br />
63
Es gibt ein Bündel qualitätssichern<strong>der</strong> Maßnahmen, unter an<strong>der</strong>em:<br />
• Prozessbeschreibungen von Kernprozessen sowie <strong>der</strong>en Evaluation,<br />
• Partizipation <strong>der</strong> Betroffenen,<br />
• Partizipation <strong>der</strong> Mitarbeiter auf allen Ebenen <strong>der</strong> Konzeptarbeit,<br />
• Zielvereinbarungen im Betreuungsverlauf,<br />
• systematisierte Dokumentation <strong>der</strong> Betreuungsarbeit,<br />
• systematisierte Kontrolle des Hilfeplanverlaufs,<br />
• Befragungen zur Qualität <strong>der</strong> Arbeit auf allen Ebenen,<br />
• integriertes, kennzahlengestütztes Controllingsystem,<br />
• Erstellung und Pflege eines Organisationshandbuches für alle Arbeitsbereiche,<br />
• alle erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen <strong>der</strong> Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin.<br />
Die FWS gGmbH ist herausgefor<strong>der</strong>t, sich flexibel auf die Aufgaben <strong>der</strong> Zukunft einzustellen<br />
und bei allen Verän<strong>der</strong>ungen und Weiterentwicklungen das Ziel einer optimalen<br />
För<strong>der</strong>ung und Begleitung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit<br />
zu stellen und dabei die bestmögliche Qualität zu erzielen.<br />
5.2.2 Selbstevaluation<br />
Zu den beson<strong>der</strong>en qualitätssichernden Maßnahmen in <strong>der</strong> FWS gehört die Selbstevaluation,<br />
die mittels Fragebogen regelmäßig den Mitarbeitern (neben Fragebogen für<br />
Eltern und Nutzer) Gelegenheit eröffnet die Qualität unserer Dienstleistung zu bewerten.<br />
Darüber hinaus gibt es die permanente Möglichkeit im Ideenparkplatz Wünsche,<br />
Kritik o<strong>der</strong> eben Ideen anzubringen.<br />
5.2.3 Mitarbeitergespräch<br />
Ein Standard in <strong>der</strong> FWS. (siehe Betriebsvereinbarung)<br />
Das Mitarbeitergespräch soll ein regelmäßiger Termin zur ungestörten Kommunikation<br />
zwischen Vorgesetztem (V) und Mitarbeiter (MA) sein. In <strong>der</strong> Probezeit finden ein Probehalbzeit-<br />
(nach drei Monaten) und ein Probeendgespräch (nach sechs Monaten)<br />
statt. Danach ein jährliches Gespräch bzw. nach beson<strong>der</strong>em Bedarf.<br />
Nach frühzeitiger Absprache <strong>der</strong> Rahmenbedingungen (Datum, Uhrzeit, Dauer, Ort,<br />
Protokollführung) trifft man sich dann zum ungestörten Gespräch. Hier haben beide<br />
Teilnehmer die Gelegenheit sich in entspannter Atmosphäre über ihre Arbeit und ihre<br />
Zusammenarbeit zu äußern, Lob, Kritik, Erwartungen, Gefühle, Wünsche und Ziele zu<br />
formulieren. Zur Vorbereitung sollte man sich relevante Punkte notieren. Als Grundlage<br />
dienen hier auch vor allem Protokolle <strong>der</strong> letzten gemeinsamen Gespräche, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong>en Zielvereinbarungen.<br />
5.3 Datenschutz<br />
5.3.1 Rechtliche Bestimmungen<br />
Rechtliche Grundlagen zur Anwendung des Datenschutzes finden sich im Art. 2 Abs. 1<br />
Grundgesetz, Bundesdatenschutzgesetz, § 203 StGB, BetrVG und im BAT.<br />
64
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH hat den Datenschutz in <strong>der</strong> Betriebsorganisation<br />
fest verankert. Von allen Angestellten wird <strong>der</strong> sensible Umgang mit persönlichen Daten<br />
gefor<strong>der</strong>t. Dies findet sich in allen Stellenbeschreibungen und in <strong>der</strong> Darlegung <strong>der</strong> Betreuungsqualität<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Datenschutz glie<strong>der</strong>t sich in zwei große Bereiche:<br />
• Schweigepflicht (hauptsächlich in <strong>der</strong> Kommunikation von Mitarbeitern mit an<strong>der</strong>en,<br />
§ 9 BAT).<br />
• Die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes.<br />
Was bedeutet die Schweigepflicht für den Mitarbeiter in <strong>der</strong> FWS?<br />
• Die Schweigepflicht erstreckt sich grundsätzlich auf alle Angelegenheiten, die<br />
Obengenannte bei <strong>der</strong> Betreuungstätigkeit über die Nutzer <strong>der</strong> FWS Angebote erfahren.<br />
Allerdings: Völlig belanglose Tatsachen o<strong>der</strong> Bagatellsachen unterliegen nicht unbedingt<br />
<strong>der</strong> Schweigepflicht. Gleiches trifft auf Tatsachen zu, die allgemein bekannt<br />
sind.<br />
• Innerbetriebliche Verfahren und Abläufe, Daten aus <strong>der</strong> Buchhaltung, Lohnermittlungsdaten,<br />
Statistiken usw. sind Betriebsinterna und unterliegen <strong>der</strong> Schweigepflicht.<br />
Ausnahmen hiervon kann die Geschäftsführung, etwa zur Verwertung in Arbeitskreisen,<br />
erlassen. Daten zum Zwecke des Betriebsvergleiches (Benchmarking)<br />
werden entsprechend verschlüsselt.<br />
• Schweigepflicht/-recht besteht nicht gegenüber dem Betroffenen. D.h. <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>te<br />
Nutzer bzw. dessen gesetzlicher Betreuer ist im Sinne <strong>der</strong> Selbstbestimmung<br />
„Herr <strong>der</strong> Daten“ (Einsichtsrecht in die Akten, Datenherrschaft setzt Datenkenntnis<br />
voraus).<br />
65
6 Begleitende Dienste<br />
66<br />
LEITBILD<br />
<strong>der</strong> Begleitenden Dienste in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
• Wir sind ein Netzwerk verschiedener Fachbereiche und verstehen<br />
uns als Dienstleister, die an den Bewohnern und Beschäftigten, ihren<br />
Angehörigen und den Mitarbeitern orientiert sind.<br />
• Mit unseren Angeboten schaffen wir eine Atmosphäre von<br />
Vertrauen und Normalität. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung erfahren bei<br />
uns größtmögliche Selbständigkeit.<br />
• Wir begleiten und unterstützen sie bei ihrer<br />
persönlichen und beruflichen Entwicklung.<br />
• Wir arbeiten transparent, kommunikativ und ressourcenorientiert mit<br />
dem Anspruch unsere Kompetenz stetig weiter zu entwickeln.<br />
• Unser Denken und Handeln ermöglicht eine Mitgestaltung aller Beteiligten.<br />
(Stand 20.09.2011)<br />
Einleitung<br />
Zu den beson<strong>der</strong>en Leistungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>– und Wohnstätten gGmbH gehört die übergreifende<br />
Tätigkeit verschiedener Fachkräfte unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Begleitende<br />
Dienste“. Diese unterstützen, beraten und begleiten die Arbeit in den Bereichen<br />
Wohnen, Tagesstrukturierung und WfbM.<br />
In enger Kooperation und nach Absprache mit Bereichsleitern, Paten/Begleitern und<br />
Eltern arbeiten <strong>der</strong> Ergotherapeut, <strong>der</strong> Kinästhetik Peer Tutor, <strong>der</strong> Motopäde, <strong>der</strong> Orthoptist,<br />
<strong>der</strong> Psychologe, <strong>der</strong> Rehabilitationslehrer für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te und <strong>der</strong><br />
Sozialpädagoge im Sozialdienst am gemeinsamen Auftrag zur bestmöglichen Betreuung<br />
unserer Bewohner, TAF–Nutzer und Werkstattbeschäftigten. Die Begleitenden<br />
Dienste wirken an <strong>der</strong> Erstellung und Durchführung <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP) mit.<br />
Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind das eng verzahnte Arbeiten im Team <strong>der</strong> Begleitenden<br />
Dienste untereinan<strong>der</strong>, regelmäßige Reflexion und eine ausführliche Dokumentation<br />
obligat.
Räumliche und sachliche Voraussetzungen<br />
Räumliche Ausstattung<br />
Die Fachkräfte <strong>der</strong> Begleitenden Dienste sind in allen Räumen <strong>der</strong> Bereiche <strong>der</strong> FWS<br />
tätig. Zusätzlich stehen Büros und Fachräume (Bewegungsbad, Turnhalle, Matschraum,<br />
Schwarzraum, Musikraum, Lehrküche) in einem Gebäudeteil <strong>der</strong> Einrichtung Kettig zur<br />
Verfügung.<br />
Sachliche Ausstattung<br />
Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Begleitenden Dienste nutzen verschiedene, allgemeine und berufsspezifische<br />
Arbeitsmittel.<br />
Organisation<br />
• Die Fachkräfte <strong>der</strong> Begleitenden Dienste werden initiativ durch Ansprache von<br />
Paten/persönlichen Begleitern, Gruppenmitarbeitern, Bereichsleitern, Wohnstättenleitung/Werkstattleitung,<br />
Bewohner/Werkstattbeschäftigte und Eltern.<br />
• Außerdem werden die Begleitenden Dienste aktiv durch vorherige Planung o<strong>der</strong><br />
situativen Anlass.<br />
• Der Angesprochene fühlt sich verantwortlich und nimmt Kontakt zur ersten Absprache<br />
mit dem zuständigen Bereich auf.<br />
• Im nächsten Schritt wird die weitere Vorgehensweise festgelegt.<br />
• Ist nach <strong>der</strong> Kontaktaufnahme offensichtlich, dass die Fachkraft tätig wird, findet<br />
nach <strong>der</strong> umfassenden Informationssammlung gegebenenfalls noch ein interdisziplinärer<br />
Austausch mit internen o<strong>der</strong> externen Fachkräften statt.<br />
• Beginn und Ende (o<strong>der</strong> Zwischenziele) <strong>der</strong> Maßnahme werden festgelegt und<br />
<strong>der</strong> Verlauf dokumentiert.<br />
Beratungssystem<br />
• Es findet regelmäßig eine Konferenz <strong>der</strong> Begleitenden Dienste mit Wohnstättenleitung<br />
und Werkstattleitung statt.<br />
• Zudem tauschen sich die Mitarbeiter im Begleitenden Dienst wöchentlich intern<br />
aus; hierbei ist die Möglichkeit zur Fallbesprechung und kollegialer Beratung gegeben.<br />
• Jährlich treffen sich die Begleitenden Dienste zu einem Teamtag.<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong><br />
Allgemeines<br />
Neben den spezifischen Tätigkeiten gehören folgende allgemeine Aufgaben zum Arbeitsfeld<br />
<strong>der</strong> Begleitenden Dienste:<br />
67<br />
• Teilnahme an den Konferenzen <strong>der</strong> Begleitenden Dienste,<br />
• Mitwirkung an <strong>der</strong> Erstellung, Fortschreibung und Umsetzung des THP’s und<br />
För<strong>der</strong>plans,<br />
• Teilnahme an Gruppenteams, Werkstattteams und Konferenzen in <strong>der</strong> FWS,<br />
• Führung eines Dokumentationssystems,<br />
• Gespräche mit Eltern und gesetzlichen Betreuern,<br />
• Zusammenarbeit mit internen und externen Fachkräften,<br />
• Teilnahme und Mitwirkung an Veranstaltungen <strong>der</strong> FWS,<br />
• Durchführung interner Fortbildungen.
Spezifische Tätigkeiten<br />
Ergotherapie<br />
Der Ergotherapeut arbeitet sowohl mit Einzelnen als auch mit Gruppen. Es finden außerdem<br />
gruppenübergreifende Angebote statt.<br />
Zu den Aufgaben in <strong>der</strong> WfbM zählen:<br />
• Schulen und Steigern <strong>der</strong> sozio-emotionalen Grundarbeitsfähigkeiten (Initiative,<br />
Antrieb, Motivation, Interesse, Selbstvertrauen, Selbständigkeit, Rollenverhalten,<br />
Verantwortung, Kontakte, Beziehungen, Integration).<br />
• För<strong>der</strong>n <strong>der</strong> instrumentellen Grundarbeitsfähigkeiten (Ausdauer, Zeiteinteilung,<br />
Genauigkeit, Sorgfalt, Gedächtnisleistungen, Körperhaltung, Konzentration, Aufmerksamkeit,<br />
sprachlogisches Verständnis, Umgang mit Zahlenmaterial, räumliches<br />
Vorstellungsvermögen, formallogisches, handwerkliches und technisches<br />
Verständnis).<br />
• Steigern <strong>der</strong> Frustrationstoleranz.<br />
• Schulen <strong>der</strong> Grob- und Feinmotorik sowie Adaptionen und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.<br />
Zu den Aufgaben in den Wohngruppen zählen:<br />
• Training lebenspraktischer Fähigkeiten: Nahrungsaufnahme und Zubereitung,<br />
Verrichten <strong>der</strong> Körperhygiene.<br />
• Versorgung mit Hilfsmitteln: z.B. Spezialgeschirr.<br />
• Mobilitätstraining: Schulung von Motorik und Gleichgewicht.<br />
• Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung: Anbahnung verschiedener Wahrnehmungsleistungen,<br />
Entspannungsangebote, Selbsteinschätzung.<br />
• Steigerung <strong>der</strong> Gedächtnisleistungen: Wege, Termine o<strong>der</strong> Reihenfolgen merken.<br />
• Ausbau <strong>der</strong> Kommunikation: Anlegen von Büchern o<strong>der</strong> Karteikarten mit Wörtern,<br />
Bil<strong>der</strong>n, Unterstütze Kommunikation.<br />
• Training <strong>der</strong> Arbeitsfähigkeiten.<br />
Kinästhetik<br />
Der Peer Tutor* kümmert sich um die kinästhetische Mobilisation <strong>der</strong> bewegungseingeschränkten<br />
Menschen. Dies beinhaltet aktive und ausgeglichene Körperbewegung zur<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstkontrolle des Betroffenen sowie zur Prophylaxe von Muskelabbau,<br />
Kontrakturen und Dekubiti. Neben <strong>der</strong> Gesun<strong>der</strong>haltung des Bewegungsapparates<br />
dient die kinästethische Anwendung <strong>der</strong> Entwicklung des Körperbewusstseins. Das<br />
Verhalten und <strong>der</strong> Stoffwechsel werden positiv beeinflusst.<br />
Das Umsetzen von theoretischem Wissen in die Praxis befähigt zum Denken und Arbeiten<br />
in Prozessen. Die Kinästhetik glie<strong>der</strong>t sich in sechs Konzepte: Interaktion, Funktionale<br />
Anatomie, menschliche Bewegung, menschliche Funktion, Anstrengung und Umgebung.<br />
Die kinästhetischen Fähigkeiten in den Berufsalltag <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten zu<br />
integrieren, bedarf einer permanenten Begleitung. Um die Lernprozesse in <strong>der</strong> Praxis<br />
wirkungsvoll zu gestalten, brauchen die einzelnen Mitarbeiter kontinuierliche und individuelle<br />
Anleitung des Peer Tutors. Er unterstützt den gemeinsamen Lernprozess durch:<br />
• die Analyse <strong>der</strong> Pflege- und Betreuungssituation,<br />
• die Verbesserung <strong>der</strong> eigenen Handlungskompetenz,<br />
68
69<br />
• die Entwicklung adäquater Bewegungsformen und pädagogischer Ideen mit den<br />
Teilnehmern (Kollegen), die <strong>der</strong> gemeinsamen Lösungsfindung dienen,<br />
• die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung und Selbstständigkeit des behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen,<br />
• die Vermittlung gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Aspekte,<br />
• die Anleitung zum Rücken schonenden Arbeiten.<br />
*Peer Tutor = kollegialer Anleiter<br />
Motopädie<br />
In <strong>der</strong> FWS beinhalten die Tätigkeiten des Motopäden pädagogische und therapeutische<br />
Anteile.<br />
Die motopädagogischen Tätigkeiten sind:<br />
Entwicklungsför<strong>der</strong>ung, Aufholen von Rückständen in <strong>der</strong> Wahrnehmungs- und Bewegungsfunktion,<br />
insbeson<strong>der</strong>e Körperwahrnehmung/Körperschema; verborgene motorische/sensorische<br />
Fähigkeiten entdecken und för<strong>der</strong>n, Vorhandene erhalten. Die mototherapeutischen<br />
Tätigkeiten beinhalten die Behandlung von Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Wahrnehmung/Bewegung<br />
(z.B. Hyperaktivität) und die daraus resultierenden Auswirkungen<br />
(z.B. Verhaltensauffälligkeiten) für den Menschen.<br />
Weitere Tätigkeiten:<br />
• Planung, Durchführung, Reflexion von Bewegungsstunden und Wahrnehmungsangeboten<br />
(z.B. Schulung <strong>der</strong> Sinne) in Kleingruppen (2-4 Personen) o<strong>der</strong> Einzelstunden<br />
(pro Einheit 60 Minuten),<br />
• Bewegungs-/ Verhaltensbeobachtung, Erhebung <strong>der</strong> Vorgeschichte, daraus die<br />
Erfassung des psychomotorischen Entwicklungsstandes,<br />
• Erstellung von Beobachtungs-, Verlaufs-, Abschlussberichten.<br />
An <strong>der</strong> Motopädie nehmen TAF-Nutzer und WfbM-Beschäftigte teil.<br />
Ziele <strong>der</strong> Motopädie sind, ausgehend von den Ressourcen des Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />
ein ganzheitliches Ansprechen (Körper, Geist, Seele), die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesamten<br />
Persönlichkeit, bewusstes, kritisches eigenverantwortliches Handeln mit sich, <strong>der</strong><br />
dinglichen und sozialen Umwelt (Handlungskompetenz) zu erlernen und zu verbessern.<br />
Die Methoden sind das Spiel, Erlebnis, Spaß, Selbstbestimmung, Motivation und Kreativität.<br />
Orthoptik<br />
Der Orthoptist in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten diagnostiziert Sehrest und Sehprobleme<br />
<strong>der</strong> Bewohner und Beschäftigten, um im täglichen Wohn- und Arbeitsfeld den visuellen<br />
Möglichkeiten gerecht zu werden und vorhandene Ressourcen zu erhalten und weiterzuentwickeln.<br />
Hierzu gehören insbeson<strong>der</strong>e:<br />
• Beobachtung und Untersuchung <strong>der</strong> Nutzer,<br />
• Organisation von Augenarztterminen,<br />
• Befundaustausch mit dem Augenarzt,<br />
• Befun<strong>der</strong>örterung mit den Nutzern, Eltern, Betreuern, Paten und ggf. WfbM-<br />
Begleitern<br />
• Planung von möglichen Schulungs- und Therapieformen,
• Beratung aller Beteiligten, welche Verbesserungen erreicht werden können und<br />
welche wünschenswert sind,<br />
• Durchführung <strong>der</strong> Schulungs- und Therapieeinheiten zur Erhaltung und Verbesserung<br />
<strong>der</strong> visuellen Fähigkeiten und <strong>der</strong> Wahrnehmung.<br />
Der Orthoptist hat bei seinen Kontakten mit den Nutzern die För<strong>der</strong>ung des Sehrestes<br />
und <strong>der</strong> visuellen Fähigkeiten „im Blick“.<br />
Darüber hinaus ist <strong>der</strong> Orthoptist in <strong>der</strong> FWS „Übersetzer“ <strong>der</strong> (augen-) ärztlichen Befunde<br />
und Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema „Augen“.<br />
Psychologie<br />
Die Aufgaben des Psychologen umfassen folgende Tätigkeiten:<br />
In Bezug auf die Bewohner und Beschäftigten:<br />
• Problemzentrierte Einzelfallarbeit. Hierzu zählen psychologische Gespräche wie<br />
auch eine auf die Bewohner und Beschäftigten speziell zugeschnittene psychologische<br />
Betreuung.<br />
• Durchführung psychologischer Beobachtungen sowie Erstellung von Verhaltensanalysen.<br />
• Teilnahme an Aufnahmegesprächen und Elterngesprächen sowie Einleitung und<br />
Vermittlung geeigneter Hilfen für die Bewohner.<br />
In Bezug auf die Mitarbeiter:<br />
• Psychologische Beratung <strong>der</strong> Mitarbeiter und Durchführung von Fallbesprechungen.<br />
Weitere Aufgaben:<br />
• Diagnostik.<br />
• Sprechstunde für Bewohner, Werkstattbeschäftigte, Eltern und Mitarbeiter.<br />
Rehabilitation für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
Das Aufgabenfeld des Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te bezieht sich<br />
allgemein auf die För<strong>der</strong>ung in den Bereichen <strong>der</strong> Orientierung und Mobilität und Lebenspraktischen<br />
Fähigkeiten, die Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sozialen<br />
Kompetenz, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Begriffsbildung und Hilfe bei <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung ins Arbeitsleben.<br />
Aufgabenbereich des Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te in den För<strong>der</strong>-<br />
und Wohnstätten:<br />
• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung in den<br />
Bereichen Orientierung und Mobilität und Lebenspraktische Fähigkeiten,<br />
• Beratung hinsichtlich <strong>der</strong> Anschaffung von elektronischen (Vorlesesystem,<br />
Braillezeile, Vergrößerungssoftware) und vergrößernden (Lupen, Bildschirmlesegerät)<br />
Hilfsmitteln einschließlich <strong>der</strong> Antragstellung,<br />
• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung im Einsatz<br />
o.g. Hilfsmitteln,<br />
• Beratung bezüglich <strong>der</strong> Anschaffung <strong>der</strong> blindenspezifischen Hilfsmittel inkl.<br />
Schulung,<br />
• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung im Bereich<br />
Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung,<br />
70
71<br />
• Beratung hinsichtlich einer blinden- und sehbehin<strong>der</strong>tengerechten Arbeitsplatzgestaltung<br />
und Beratung <strong>der</strong> Gruppenmitarbeiter im Bezug auf die<br />
Wohnraumgestaltung unter <strong>der</strong> Berücksichtigung spezieller Bedürfnisse von<br />
blinden und sehbehin<strong>der</strong>ten Menschen,<br />
• Low Vision Beratung,<br />
• Vermittlung von blinden- und sehbehin<strong>der</strong>tenspezifischen Techniken an alle<br />
Mitarbeiter,<br />
• Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden.<br />
Sozialdienst<br />
In <strong>der</strong> Gesamteinrichtung umfasst das Arbeitsfeld des Sozialpädagogen im Sozialdienst<br />
folgende Bereiche:<br />
In <strong>der</strong> WfbM:<br />
• Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen, die als Kostenträger zuständig<br />
sind<br />
• Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe und Psychiatrie<br />
sowie die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten<br />
• Organisation und Teilnahme an Tagungen und Arbeitskreisen mit pädagogischen,<br />
psychiatrischen, rechtlichen und sozialpolitischen Themenstellungen<br />
• Vorbereitung, Beteiligung und Nachbereitung <strong>der</strong> Fachausschuss-Sitzungen<br />
• Nach Delegation durch den Werkstattleiter: Fe<strong>der</strong>führung beim Aufnahmeverfahren<br />
sowie bei <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten aus <strong>der</strong> WfbM<br />
• Koordination, Beratung und Mitarbeit bei <strong>der</strong> Erstellung von Berichten sowie<br />
des THP-Moduls WfbM in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Begleitern und Mitarbeitern<br />
• Weiterentwicklung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>planung im Berufsbildungs- und<br />
Arbeitsbereich<br />
• Beratung und Unterstützung <strong>der</strong> Mitarbeiter bei allen pädagogischen Belangen<br />
• Gruppen- und Einzelfallgespräche, problemorientierte Einzelfallarbeit,<br />
Krisenintervention, ggf. in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Fachdiensten <strong>der</strong><br />
Begleitenden Dienste bzw. <strong>der</strong> SDM<br />
• Betreuung des Werkstattrates sowie des Wahlausschuss zur Wahl des WR<br />
• Zusammenarbeit mit Eltern / gesetzlichen Betreuern in allen Belangen<br />
• Zusammenarbeit mit dem QM-Beauftragten bei <strong>der</strong> Erarbeitung und<br />
Weiterentwicklung des QM-Systems zur Sicherung <strong>der</strong> Betreuungsqualität<br />
• Angebote zu arbeitsbegleitenden Maßnahmen und zur Freizeitgestaltung
72<br />
In den Wohnstätten <strong>der</strong> FWS:<br />
• Betreuung des Bewohnerbeirates<br />
• Betreuung des Wahlausschusses bei Bewohnerbeiratswahlen<br />
• Mitarbeit beim Wohnstättenufnahmeverfahren (auch Kurzzeit- und Probewohnen),<br />
wenn eine Werkstattbeschäftigung bei den Bewerbern möglich erscheint.<br />
Übergreifend:<br />
• Freizeit- und För<strong>der</strong>angebote für alle Nutzer <strong>der</strong> FWS<br />
• Beteiligung und Organisation bei Festivitäten <strong>der</strong> FWS.<br />
Beratungssystem<br />
• Es findet eine vierteljährliche Konferenz <strong>der</strong> Begleitenden Dienste mit Wohnstättenleitung<br />
und Werkstattleitung statt.<br />
• Zudem tauschen sich die Teammitarbeiter im Begleitenden Dienst wöchentlich<br />
intern aus.<br />
• In beiden Sitzungen ist die Möglichkeit zur Fallbesprechung/kollegialer Beratung<br />
gegeben.<br />
• Jährlich treffen sich die Begleitenden Dienste zu einem Teamtag.
7 Stationäre Betreuungsformen<br />
7.1 Kurzzeitwohnen<br />
Ziele und Rahmenbedingungen<br />
Zielsetzung<br />
Die Kurzzeitwohnform <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten soll Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
verschiedener Altersstufen – auch Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen - eine zeitlich begrenzte,<br />
individuelle, professionell gestaltete Form des Wohnens und Erlebens in bestmöglicher<br />
Qualität bieten.<br />
Ziele:<br />
• Betreuung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bei Ausfall <strong>der</strong> Regelbetreuung<br />
• Unterstützung/Entlastung <strong>der</strong> Eltern (Urlaub, Kur, Krankheit)<br />
• Möglichkeit des Kennenlernens einer an<strong>der</strong>en Wohnform bzw. Einleiten des Loslöseprozesses<br />
• Vorbereitung auf eine Dauerwohnform<br />
• Teilhabe am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />
Grundlagen<br />
Grundlage für das Angebot ist die Regelung in <strong>der</strong> Pflegeversicherung (§ 39 SGB XI;<br />
Verhin<strong>der</strong>ungspflege).<br />
Zur „Verhin<strong>der</strong>ungspflege“ können Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
aufgenommen werden, <strong>der</strong>en Eltern/Betreuer „verhin<strong>der</strong>t sind“. D.h. z.B. Urlaub<br />
machen wollen, ins Krankenhaus o<strong>der</strong> zur Kur müssen, sich in einer persönlichen Notsituation<br />
befinden o<strong>der</strong> aus einem an<strong>der</strong>en Grund Unterstützung benötigen.<br />
Wir können nur Kurzzeitbewohner aufnehmen, <strong>der</strong>en Betreuung und Pflege mit den uns<br />
zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist. (In <strong>der</strong> Regel ist dies <strong>der</strong> identische Personenkreis<br />
unserer Dauerbewohner; Betreuungspflege, keine Behandlungspflege.)<br />
Eine Aufnahme ist möglich ab einem Tag bis zu vier Wochen. In Ausnahmefällen ist ein<br />
längerer Aufenthalt möglich.<br />
Leitlinien zum altersgemischten Wohnen<br />
Das gemeinsame Wohnen von erwachsenen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und behin<strong>der</strong>ten<br />
Kin<strong>der</strong>n/Jugendlichen ist unter dem Aspekt <strong>der</strong> kognitiven Einschränkung gänzlich<br />
keine Beson<strong>der</strong>heit, son<strong>der</strong>n ein selbstverständliches Nebeneinan<strong>der</strong> im Haus Leutesdorf.<br />
Vielfältige soziale Kontakte sind auch für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung die<br />
Grundlage für ein offenes Lernfeld, in dem sie Beziehungen knüpfen können.<br />
Behin<strong>der</strong>te Menschen erfahren voneinan<strong>der</strong> und können – im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />
– an<strong>der</strong>e behin<strong>der</strong>te Menschen kennenlernen.<br />
Erwachsene Behin<strong>der</strong>te können u.U. in ihrem Selbstwertgefühl davon profitieren, wenn<br />
sie in die soziale Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen einbezogen werden.<br />
An<strong>der</strong>erseits erleben Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die sich in einer Kurzzeitunterbringung<br />
befinden, positiv, dass die Erwachsenen ihren Wohngruppenalltag als selbstverständlich<br />
akzeptieren und sich wohl fühlen. Dies kann bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Trennungsängste<br />
bzw. Heimweh abbauen und den Eltern helfen sich von alten Gewohnheiten<br />
o<strong>der</strong> Überbehütungstendenzen zu lösen. Sie können internalisieren, dass Behin<strong>der</strong>ung<br />
keine Krankheit ist, die man im Laufe des Erwachsenwerdens (deutlicher: im Laufe<br />
des Wachsens, des Größer- und Älterwerdens) hinter sich lässt. Sie erleben vielmehr,<br />
73
dass Behin<strong>der</strong>ungen auch bei Erwachsenen vorliegen, als persönliches Schicksal angenommen<br />
sind, und zwar mit allen Implikationen an Hilfen und För<strong>der</strong>ungen.<br />
Der gegenseitige Respekt und die Rücksichtnahme über alle Altersstufen sind ein weiterer<br />
positiver Aspekt des Kurzzeitwohnens.<br />
Gemeinsame Freizeitbeschäftigungen <strong>der</strong> Kurzzeit- und Dauerbewohner sind möglich<br />
und gewünscht.<br />
Mit den Gästen kommen auch Begleitpersonen in unsere Wohneinrichtung. Die Vielfalt<br />
<strong>der</strong> Außenkontakte nimmt daher im Vergleich zu Wohneinrichtungen ohne Kurzzeitwohnen<br />
kontinuierlich zu, was einem mo<strong>der</strong>nen Ansatz <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe entspricht,<br />
wonach die Integration von Einrichtungen in das Netzwerk des sozialen Quartiers gewünscht<br />
ist. Hiervon können die erwachsenen Dauerbewohner profitieren.<br />
Die Lebensqualität <strong>der</strong> Bewohner wird durch die Gäste nicht beeinträchtigt, da ausreichend<br />
räumliche und personelle Ressourcen vorgehalten werden. Auch die Umkehrung<br />
dieser Feststellung gilt. Für Gäste werden individuell bedarfsgerechte Hilfen zur Verfügung<br />
gestellt. Das Leben in <strong>der</strong> Gruppe begünstigt die Schaffung eines therapeutischen<br />
Milieus, da gemeinschaftliche Aktivitäten zwischen behin<strong>der</strong>ten Menschen möglich sind.<br />
Personalausstattung<br />
In <strong>der</strong> Betreuung und Pflege <strong>der</strong> Kurzzeitbewohner werden sowohl pädagogische als<br />
auch pflegerische Fachkräfte eingesetzt.<br />
Unser Team besteht aus Erziehern, Krankenpflegern und Heilerziehungspflegern, die<br />
über eine weitreichende Erfahrung in <strong>der</strong> Arbeit mit behin<strong>der</strong>ten Menschen verfügen.<br />
Unterstützt wird <strong>der</strong>en Arbeit durch Praktikanten, Zivildienstleistende und Aushilfskräfte.<br />
Der Nachtdienst wird von einer Fachkraft verrichtet.<br />
Das Team wird durch Hauswirtschaftshilfen und Reinigungskräfte vervollständigt.<br />
Es finden regelmäßig Teamgespräche statt. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich<br />
durch interne und externe Fortbildungsangebote weiterzubilden.<br />
Der Einbezug weiterer Fachkräfte, wie zum Beispiel eines Sozialarbeiters im Sozialdienst,<br />
eines Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te, eines Psychologen,<br />
eines Motopäden und eines Orthoptisten ist möglich.<br />
Arbeitsabläufe<br />
Kurzbeschreibung <strong>der</strong> wichtigsten Prozesse im Aufgabenfeld Kurzzeitwohnen.<br />
Aufnahmeverfahren<br />
Kontaktaufnahme:<br />
Bei Interesse/Bedarf melden sich Eltern/Betreuer ggf. auch Hilfsdienste (z.B. Sozialstationen)<br />
schriftlich o<strong>der</strong> telefonisch bei <strong>der</strong> Wohnstättenleitung in <strong>der</strong> Verwaltung<br />
o<strong>der</strong> direkt bei <strong>der</strong> Bereichsleitung im Haus Leutesdorf.<br />
Information:<br />
Es gibt einen Informationsaustausch über Art und Möglichkeiten des Hauses und <strong>der</strong><br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> neuen Kurzzeitbewohner.<br />
Sind sich beide Seiten einig, dass <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>te Mensch in unserer Einrichtung betreut<br />
werden kann, erfolgt eine Einladung zum Kennen lernen. Dieses Kennenlernen erfolgt<br />
zum einen im Haus Leutesdorf und bietet die Möglichkeit <strong>der</strong> Hausbegehung. Zusätzlich<br />
erfolgt ein Hausbesuch in den Familien, um den neuen Kurzzeitgast und sein Verhalten<br />
in seiner häuslichen Umgebung kennenzulernen.<br />
74
Terminabsprache:<br />
Die gewünschten Termine werden mit unserem Belegungsplan abgeglichen und reserviert.<br />
Nachdem eine schriftliche Anmeldung erfolgt ist, wird die Reservierung schriftlich<br />
bestätigt und die Vertragsunterlagen versandt.<br />
Antragstellung:<br />
Siehe beson<strong>der</strong>en Anhang: Antragstellung.<br />
Bei Bedarf ist die Einrichtung bei <strong>der</strong> Antragstellung behilflich.<br />
Die Aufnahme erfolgt nach Kostenzusage.<br />
Betreuung<br />
• Pädagogische Betreuung und Versorgung im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung<br />
• Grundpflege<br />
• Unterstützung bei Loslösungsprozessen<br />
• Freizeit - und Beschäftigungsangebote<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Fortführung externer ambulanter Maßnahmen (Kin<strong>der</strong>garten,<br />
Schule, TAF, WfbM)<br />
• Fortführung von För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
• Fortführung von therapieunterstützenden Maßnahmen<br />
• Präventive und rehabilitative Maßnahmen<br />
• Organisation von Therapien im Hause<br />
• Organisation, Betreuung und Durchführung von Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten<br />
• Medikamentengabe nach ärztlicher Verordnung<br />
• Hauswirtschaftliche Versorgung<br />
Elternarbeit<br />
Die grundsätzlichen Inhalte und Ziele basieren auf dem Leitfaden zur Elternarbeit als<br />
Bestandteil <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong>.<br />
Vertrauensvolle Basis schaffen<br />
Um eine gute Betreuung <strong>der</strong> uns anvertrauten Kurzzeitbewohner zu gewährleisten, ist<br />
als Basis eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern/Betreuern notwendig. Die Sorgen<br />
und Nöte <strong>der</strong> Bezugspersonen werden ernst genommen. Die Anregungen und<br />
Wünsche <strong>der</strong> Eltern versuchen wir nach Möglichkeit umzusetzen. Es besteht für die<br />
Angehörigen die Möglichkeit, sich je<strong>der</strong>zeit nach dem Befinden unseres Gastes telefonisch<br />
zu erkundigen. Ebenso sollen Eltern/Betreuer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Bezugspersonen während<br />
des Aufenthaltes für telefonische Nachfragen erreichbar sein. Besuche sind nach<br />
Absprache möglich.<br />
Offene Gespräche führen<br />
Zur Vor- und Nachbereitung eines Kurzzeitaufenthaltes werden Gespräche geführt, in<br />
denen positive Beobachtungen, aber auch aktuelle Probleme angesprochen werden.<br />
Hierbei ist Offenheit und Ehrlichkeit von beiden Seiten oberstes Gebot.<br />
75
Unterstützung in <strong>der</strong> Loslösungsphase<br />
Loslösungsphasen bedürfen einer beson<strong>der</strong>en Begleitung. Durch Zuspruch und Bestärkung<br />
in ihrem Entschluss die Betreuung für einen gewissen Zeitraum abzugeben, können<br />
Trennungsängste und ggf. psychische Belastungen <strong>der</strong> Eltern abgebaut werden.<br />
Loyalität<br />
Es ist für uns ein Selbstverständnis den Eltern mit Achtung und Loyalität zu begegnen.<br />
Schlussbemerkung<br />
Unser Ziel ist es, die bestmögliche Betreuung und Versorgung in allen Bereichen des<br />
Lebens und Lernens für die von uns betreuten Menschen zu gewährleisten.<br />
Eine enge und vertrauensvolle Kooperation mit Eltern/Betreuern sowie Ärzten und Therapeuten<br />
sehen wir dafür als Grundlage an, sowie die gute Zusammenarbeit mit den<br />
verschiedenen Tageseinrichtungen (Schulen, TFS u.ä.).<br />
Mit dem Wissen, dass je<strong>der</strong> Mensch individuelle Bedürfnisse ebenso wie eigene Fähigkeiten<br />
und Möglichkeiten hat, möchten wir alle Kurzzeitbewohner in unserer Hausgemeinschaft<br />
willkommen heißen, so dass sie eine gute Zeit hier verbringen können.<br />
Zur Unterstützung dürfen natürlich auch liebgewordene Dinge des täglichen Lebens<br />
(aus dem gewohnten Umfeld) mitgebracht werden.<br />
Auch wenn es oft nur ein sehr kurzer Lebensabschnitt ist, so soll unser Angebot des<br />
Kurzzeitwohnens doch unser generelles Bemühen wi<strong>der</strong>spiegeln, für die Nutzer <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>- und Wohnstätten eine hohe Lebensqualität zu erwirken.<br />
7.2 Wohnen auf Dauer<br />
„Ein gestalteter Ort zum Leben“<br />
Einleitung<br />
„Jede Wohnung ist, unter dem lebensweltlichen Aspekt gesehen, <strong>der</strong> räumliche<br />
und zeitliche Ausgangs- bzw. Orientierungspunkt des Menschen.<br />
Das Wohnen ist für das innere Gleichgewicht eines Menschen von zentraler Bedeutung:<br />
Wohnen ist somit nicht nur einfach Sein, son<strong>der</strong>n ist verbunden mit einem Ort,<br />
an den <strong>der</strong> Mensch sich gehörig fühlt. Wohnen ist nicht eine beliebige Tätigkeit,<br />
son<strong>der</strong>n eine Wesensbestimmung des Menschen und bedeutet u. a. die Gestaltung<br />
seines Verhältnisses zur Welt.<br />
Erkennen wir diese Aussage als richtig an, so kann das Wohnen von Menschen<br />
mit einer Behin<strong>der</strong>ung nicht irgendwie geschehen, kann nicht zufällig gelöst werden,<br />
son<strong>der</strong>n muss als Prozess <strong>der</strong> Wesensäußerung von Menschen respektiert<br />
werden.“ (Thesing 1990, 27)<br />
„Das Wohnen befriedigt die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit,<br />
Liebe, Achtung, Freiheit, Eigentum und Selbstbewusstheit“ (Speck 1982) sowie<br />
„nach Schutz, Beständigkeit und Vertrautheit, nach Kontakt und Kommunikation,<br />
Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung.“ (Metzger/Bentele 1996)<br />
Unser Grundanliegen ist es, für die Bewohner unserer Einrichtung eine Atmosphäre zu<br />
schaffen, in <strong>der</strong> sie für sich ein „Zuhause“ finden.<br />
76
Voraussetzung ist <strong>der</strong> natürliche, aufmerksame Kontakt, <strong>der</strong> individuelle Belange und<br />
Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen lässt, zugleich aber auch erfor<strong>der</strong>liche Grenzen<br />
aufzeigt und realisiert.<br />
Den Bewohnern soll ermöglicht werden, in einem angenehmen sozialen Miteinan<strong>der</strong> zu<br />
leben. Zum Leben von erwachsenen Menschen gehört in <strong>der</strong> Regel die Möglichkeit<br />
Partnerschaften einzugehen und Sexualität zu leben. Auch Menschen mit den verschiedensten<br />
Behin<strong>der</strong>ungen sollen diese Chance bei uns erhalten.<br />
Wohnen heißt für uns, sich unter Einhalten <strong>der</strong> vorhandenen Regeln und <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
<strong>der</strong> Entfaltungsmöglichkeiten wohl zu fühlen.<br />
Das Erleben und Empfinden von Schutz, Wärme, Geborgenheit, Behaglichkeit, Vertrauen<br />
und Verlässlichkeit ist für alle Menschen von elementarer Bedeutung.<br />
Damit streben wir eine beson<strong>der</strong>e Atmosphäre an, die von allen Mitarbeitern getragen<br />
wird, die hier nicht nur Ihr Aus– und Einkommen haben und zur „Arbeit gehen“, son<strong>der</strong>n<br />
die FWS als erweiterten Lebensraum ansehen und verstehen, so dass ein echtes Miteinan<strong>der</strong><br />
von Bewohnern und Mitarbeitern entsteht.<br />
Aufgabe unserer Einrichtung ist in erster Linie auch, unseren Bewohnern die Teilhabe<br />
am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft zu ermöglichen und dem Integrationsgedanken Geltung<br />
zu verschaffen.<br />
Personelle Voraussetzungen<br />
Die Wohnstätte in Kettig ist in zwei Dienstbereiche geglie<strong>der</strong>t, denen jeweils ein Wohnstättenleiter<br />
vorsteht. Die Betreuung <strong>der</strong> Wohngruppen wird durch feste Mitarbeiterteams<br />
geleistet. Die personelle Besetzung <strong>der</strong> einzelnen Wohngruppen ist abhängig<br />
von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Bewohner, die auf den jeweiligen Gruppen leben. In <strong>der</strong> FWS Kettig<br />
haben wir unterschiedliche Wohneinheiten/Gruppengrößen.<br />
Ein weiteres Kriterium für die personelle Ausstattung ist <strong>der</strong> zu betreuende Personenkreis.<br />
Eine Wohngruppe mit schwerst geistigbehin<strong>der</strong>ten blinden/ sehbehin<strong>der</strong>ten Bewohnern<br />
hat einen höheren Pflegesatz und demnach mehr Personal zur Verfügung.<br />
Eine Wohngruppe mit mehreren werkstattfähigen Bewohnern (geistigbehin<strong>der</strong>te blinde/sehbehin<strong>der</strong>te<br />
Menschen) haben dem Pflegesatz entsprechend einen geringeren<br />
personellen Anteil. Grundsätzlich sind auf je<strong>der</strong> Gruppe zwei Mitarbeiter im Dienst (2:8),<br />
im Idealfall sind jedoch drei Mitarbeiter im Gruppendienst.<br />
In den Teams <strong>der</strong> FWS Kettig arbeiten pädagogische und pflegerische Fachkräfte interdisziplinär<br />
zusammen, z.B. Erzieher, Heilerziehungspfleger, Krankenpfleger und an<strong>der</strong>e<br />
pädagogische Fachkräfte. Außerdem gehören zu den Teams Praktikanten im Vorpraktikum/Anerkennungsjahr,<br />
Auszubildende, Absolventen des freiwilligen sozialen Jahres,<br />
Zivildienstleistende, ehrenamtlich Tätige und geringfügig Beschäftigte als Aushilfen und<br />
Hauswirtschaftskräfte.<br />
Mit <strong>der</strong> Installation eines Pflegebeauftragten tragen wir den gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an medizinische Kompetenz Rechnung.<br />
In <strong>der</strong> FWS Kettig arbeiten die Teams im Schichtdienst. Der Früh- bzw. Spätdienst bildet<br />
den sog. Tagdienst. Die Nachtwachen sind speziell nur für die Nächte einzusetzen.<br />
Die Bereichsleiter sind zuständig für eine Etage mit zwei Wohngruppen und einer Tagesför<strong>der</strong>stättengruppe.<br />
Ansprechpartner bei notwendigen Reparaturen o<strong>der</strong> Renovierungen ist das Team <strong>der</strong><br />
Hausmeisterei.<br />
Für das leibliche Wohl unserer Bewohner setzt sich das Küchenteam ein.<br />
77
Die Wohngruppen werden in ihrer Arbeit von den Begleitenden Diensten unterstützt<br />
(siehe Gesamtkonzept: Konzeption Begleitende Dienste).<br />
Ohne eine enge übergreifende Arbeit <strong>der</strong> verschiedenen Bereiche wäre die optimale<br />
For<strong>der</strong>ung und För<strong>der</strong>ung unserer Bewohner nicht in diesem hohen Maß möglich.<br />
Die Verwaltung und <strong>der</strong>en Mitarbeiter unterstützen die Wohngruppen in ihrer Arbeit.<br />
Die Wohngruppen erfahren Hilfe und Unterstützung auch durch externe Fachkräfte:<br />
• Krankengymnasten<br />
• Logopäden<br />
• Ergotherapeuten<br />
• Mitarbeiter <strong>der</strong> Sozialstation, u.a.<br />
Diese Dienstleistungen werden auf ärztliche Verordnung mit den entsprechenden Krankenkassen<br />
abgerechnet.<br />
Räumliche Voraussetzungen<br />
Auf dem Gelände <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig befinden sich drei Häuser, in denen<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung barrierefrei* leben. Sie werden mit Haus A, Haus B und<br />
Haus C bezeichnet. In jedem Gebäude befinden sich vier Wohngruppen.<br />
In Haus A befinden sich die Gruppen 1 – 4, in Haus B die Gruppen 5 – 8 und in Haus C<br />
die Gruppen 9 – 12. Zwei Wohngruppen teilen sich eine Etage.<br />
Die beiden Etagen im Haus sind durch ein Treppenhaus und einen Aufzug verbunden.<br />
Zwischen den Gruppen befindet sich <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stättenraum, <strong>der</strong> von den zwei<br />
Gruppen gemeinsam genutzt wird. In je<strong>der</strong> Wohngruppe leben acht Bewohner zusammen.<br />
Ausnahme ist Haus C. Dort ist ein Flügel des Hauses mit einem Zimmer mehr<br />
ausgestattet, weshalb dort in <strong>der</strong> unteren und oberen Etage eine Gruppe mit neun Bewohnern<br />
entstanden ist. Die Häuser sind so angeordnet, dass alle Zimmer einmal am<br />
Tag Sonneneinstrahlung haben.<br />
Gruppenraum und Küche<br />
Der Grundriss <strong>der</strong> Etagen ist identisch (Ausnahme Haus C), um Menschen mit Blindheit<br />
o<strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ung und schwerstbehin<strong>der</strong>ten Menschen die Orientierung zu erleichtern.<br />
Wie die Eingangstüren zu den Häusern sind die Zugänge zu den Gruppenräumen<br />
mit einer Öffnungsautomatik ausgestattet, die es Rollstuhlfahrern ermöglicht, sich barrierefrei<br />
zwischen den Häusern und Räumen zu bewegen.<br />
Jede Gruppe ist mit einem großen Wohnraum ausgestattet, <strong>der</strong> gemeinsam genutzt<br />
wird. Die jeweilige Gestaltung des Gruppenraumes richtet sich nach den individuellen<br />
Bedürfnissen und Wünschen <strong>der</strong> Gruppenbewohner. Gemeinsam ist allen Gruppen,<br />
dass <strong>der</strong> Essbereich Bestandteil des zentralen Raumes ist. In den Raum ist die Küche<br />
integriert. Sie ist durch eine Anrichte vom Gruppenraum getrennt. Wie <strong>der</strong> Gruppenraum<br />
ist sie großzügig angelegt und daher für alle ein Ort <strong>der</strong> Begegnung. Die Küche ist<br />
behin<strong>der</strong>tengerecht ausgestattet, z.B. ist ein Herd installiert, an dem in rollstuhlgerechter<br />
Höhe gekocht werden kann. In dem Gruppenraum und in den nachfolgend beschriebenen<br />
Fluren und Bewohnerzimmern reichen die Fenster bis zum Fußboden, um Rollstuhlfahrern<br />
einen Ausblick und Übersicht zu ermöglichen.<br />
78
Die Flure<br />
Vom Gruppenraum aus zweigen zwei Flure im rechten Winkel ab. Die Übergänge vom<br />
Gruppenraum zu den beiden Fluren sind fließend. Die breiten, offenen Flure verfügen<br />
über je eine Nische, die als zusätzlicher Lebens- o<strong>der</strong> Rückzugsraum gestaltet werden<br />
können. Hier kann z.B. ein Bällchenbad o<strong>der</strong> ein Wasserbett als Lagerungsmöglichkeit<br />
untergebracht werden. In einem Flur befinden sich vier Einzelzimmer, die Anschluss an<br />
ein großes Pflegebad haben. Neben dem Pflegebad ist eine behin<strong>der</strong>tengerechte Toilette<br />
vorhanden. In diesem Flur ist jedes Zimmer mit einem Waschbecken ausgestattet.<br />
An den an<strong>der</strong>en Flur grenzen ebenso vier Zimmer an. Der Flur ist ebenso breit angelegt<br />
und mit einer Nische ausgestattet. Jeweils zwei Bewohner teilen sich ein gemeinsames<br />
Badezimmer mit zwei Waschbecken, einer behin<strong>der</strong>tengerechten Toilette und einer<br />
ebenerdigen Dusche. Dieses Badezimmer liegt zwischen zwei Bewohnerzimmern und<br />
ist von dort aus direkt erreichbar. Die Badezimmertüren sind beide von innen und außen<br />
individuell abschließbar.<br />
Die Zimmer<br />
Grundsätzlich befinden sich in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig nur Einzelzimmer. Sie<br />
sind mit einem Bett bzw. Pflegebett, einem Nachttisch, einem Klei<strong>der</strong>schrank und einem<br />
kleinen Tisch mit Stuhl ausgestattet. Diese Grundausstattung wird von <strong>der</strong> Einrichtung<br />
bereit gestellt. Dennoch ist es möglich, dass eigene Möbel beim Einzug mitgebracht<br />
werden können, o<strong>der</strong> dass im Laufe <strong>der</strong> Zeit eigene Möbel angeschafft werden. Die<br />
Zimmer können dem individuellen Geschmack und den verschiedenen Bedürfnissen<br />
angepasst werden, z.B. kann das Zimmer gestrichen und farblich gestaltet werden. Dazu<br />
kommt die Ausstattung mit Zimmerpflanzen und an<strong>der</strong>en Einrichtungsgegenständen.<br />
Das eigene Zimmer ist <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Privatsphäre, <strong>der</strong> Platz, an den sich <strong>der</strong> Bewohner<br />
zurückziehen und Besuch erhalten kann. Grundsätzlich gilt das Recht auf „Ungestört<br />
sein“. Je<strong>der</strong> Bewohner kann einen Schlüssel seines Zimmers erhalten. Es ist möglich,<br />
dass zum eigenen Gebrauch und auf eigene Rechnung ein Telefonanschluss im Zimmer<br />
bereitgestellt wird.<br />
Die Zimmer werden regelmäßig gereinigt. Dabei werden die Hygienevorschriften auch<br />
unter Verwendung von Checklisten und Plänen eingehalten. Für den Bewohner ist es<br />
möglich, Absprachen zu treffen und Aufgaben, bis hin zur selbständigen Reinigung des<br />
Zimmers, zu übernehmen.<br />
In allen Räumen <strong>der</strong> Wohnstätte ist eine Fußbodenheizung vorhanden.<br />
Das Außengelände (siehe auch Konzeptionsteil: „ Der Garten <strong>der</strong> Sinne...“)<br />
Schon aus den Häusern heraus wird durch die vielen, bis zum Boden reichenden Fensterflächen<br />
ein ständiger Ausblick auf das Außengelände erreicht. Wie im Wohnen „Innen“<br />
soll das „Außen“ vertraut sein und neue Anregungen und Erfahrungen vermitteln.<br />
Das Außengelände steht den Bewohnern zur Verfügung und ist nach <strong>der</strong>en Bedürfnissen<br />
angelegt. Wohnen beinhaltet die aktive Nutzung des Außengeländes. Es vermittelt<br />
den hier lebenden Menschen eine Vielfalt von unterschiedlichen Sinneseindrücken. Die<br />
Außenanlage ist für die Bewohner so attraktiv gestaltet, dass sie motiviert werden, die<br />
Wohnräume zu verlassen.<br />
Viele Bewohner sind neben ihrer körperlichen Behin<strong>der</strong>ung blind o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>t<br />
bzw. mehrfachbehin<strong>der</strong>t. Das Gelände ist in beson<strong>der</strong>em Maße behin<strong>der</strong>ten- und blindengerecht<br />
gestaltet.<br />
79
Dazu gehören:<br />
• die barrierefreie Haupterschließung<br />
• die vielfältigen Orientierungshilfen im Gelände wie:<br />
� das lineare Wegeleitsystem<br />
� <strong>der</strong> tastbare Lageplan<br />
� die Erhöhung <strong>der</strong> Wegekanten<br />
� die taktilen Orientierungshilfen wie die Markierung von Richtungswechsel<br />
und Eingangsbereichen durch Beläge mit Kontrastwirkung und<br />
ertastbarem Relief<br />
� die auditiven Orientierungshilfen, die durch spezifische Klangkulissen die<br />
Orientierung unterstützen und Sinneseindrücke bieten<br />
� individuell gestaltete Eingangsbereiche zur leichteren Bestimmung des<br />
Standorts<br />
� durch Hecken und Baumstrukturen klar definierte und räumlich begrenzte<br />
Plätze und Aufenthaltsbereiche.<br />
Ein Teil <strong>der</strong> Bewohner ist in <strong>der</strong> Lage, die Möglichkeiten des Außengeländes selbständig<br />
zu nutzen. Alle Bewohner sollen sich mit Unterstützung diesen Bereich ebenfalls<br />
erschließen und genießen können.<br />
Beson<strong>der</strong>e Bewegungsanreize werden durch unterschiedliche Geräte (Schaukeln,<br />
Rollstuhlwippe, Trampolin) und das ansprechende Gelände gesetzt.<br />
Der Begriff Wohnen umfasst die Möglichkeit, dass Bewohner sich gegenseitig besuchen<br />
können. Die Wege sind so angelegt, dass sämtliche Eckpunkte auf die jeweiligen Eingänge<br />
<strong>der</strong> Häuser hinweisen. Die Eingangsbereiche sind individuell gestaltet. Vor den<br />
Häusern befinden sich so genannte „Klangstele“ mit unterschiedlicher Form, Oberfläche<br />
und Klang.<br />
Neben gepflasterten Flächen und einer umfangreichen Bepflanzung mit Bäumen und<br />
Sträuchern ist sehr viel Freifläche mit Rasen vorhanden, die zum Aufenthalt einlädt.<br />
Der Brunnen als Zentrum<br />
Auf dem Platz vor <strong>der</strong> Cafeteria ist ein Brunnen angelegt, <strong>der</strong> das Zentrum <strong>der</strong> Einrichtung<br />
markiert. Der Brunnen mit dem beständigen Wasserlauf bildet visuell und auditiv<br />
einen Mittel- und Treffpunkt. Die Höhe des Brunnens mit dem Wasserlauf ist so angelegt,<br />
dass Rollstuhlfahrer das Wasser erreichen können. Die Geräusche des fließenden,<br />
rauschenden Wassers sind eine akustische Orientierungshilfe für die blinden und sehbehin<strong>der</strong>ten<br />
Bewohner.<br />
Der Klang- und Windgarten<br />
Über einen auffällig geschwungenen Weg gelangt man in den Klang- und Windgarten<br />
(am Eingang steht ein Tastplan). Der Weg ist zum Teil mit Hainbuchenhecken markiert,<br />
so wird ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, „man kommt nicht vom Weg ab“. Der Weg<br />
ist mit unterschiedlichen Materialien belegt, die barfuss ertastet werden können. Das<br />
bewusste Erleben von Geräuschen, die durch die unterschiedliche Bepflanzung erzeugt<br />
werden, gehört ebenfalls zu <strong>der</strong> Erlebniswelt Sinnespfad. Der Weg endet in <strong>der</strong> „Heckenspirale“.<br />
Ergänzt wird <strong>der</strong> Pfad <strong>der</strong> Sinne durch ein Klangspiel.<br />
80
Der Feuer- und Duftgarten<br />
Auf dem höchsten Punkt des Geländes ist <strong>der</strong> so genannte Feuer - und Duftgarten angelegt.<br />
Der Duftgarten ist mit einer Trockenmauer eingefasst, die ein idealer Standort<br />
für viel Wärme und Trockenheit liebende Pflanzen ist, die wie<strong>der</strong>um ein breites Spektrum<br />
an verschiedenen Düften verströmen. Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Platzes ist eine<br />
Feuerstelle, <strong>der</strong> Grillplatz mit vielen Sitzmöglichkeiten und einer Pergola.<br />
Das Bewegungsbad und die Turnhalle<br />
In Haus B, in <strong>der</strong> unteren Etage, befinden sich neben den Räumen <strong>der</strong> Begleitenden<br />
Dienste ein Bewegungsbad und eine Turnhalle. Das Bewegungsbad und die Turnhalle<br />
werden auch von externen Therapeuten genutzt.<br />
Das Bewegungsbad<br />
Das Bewegungsbad ist mit einem Hubboden ausgestattet. Er ermöglicht die Anpassung<br />
<strong>der</strong> Wassertiefe an die unterschiedlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner. Das Wasserbecken<br />
wird im Rahmen <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung und in <strong>der</strong> Freizeit von den Bewohnern mit<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Mitarbeiter genutzt. Ein Schwenklift, <strong>der</strong> fest am Beckenrand installiert<br />
ist, ermöglicht die Nutzung des Beckens durch Rollstuhlfahrer. Ergänzt wird das<br />
Bewegungsbad durch zwei behin<strong>der</strong>tengerecht ausgestattete Umkleidekabinen und<br />
entsprechend ausgestattete Duschen und Toiletten.<br />
Die Wassertemperatur beträgt ca. 33° Celsius. Die gewünschte Wirkung bei <strong>der</strong> Arbeit<br />
im warmen Wasser ist:<br />
• ein Entspannungseffekt,<br />
• <strong>der</strong> Muskeltonus kann gesenkt werden,<br />
• die Atemfrequenz kann langsamer und tiefer werden,<br />
• ein beson<strong>der</strong>er Moment <strong>der</strong> taktilen Wahrnehmung tritt ein,<br />
• ein beson<strong>der</strong>es Körpergefühl durch fast schwereloses Schweben und leichteres<br />
Bewegen<br />
• zudem kann das Medium Wasser für Sport und Spiel hervorragend genutzt werden<br />
und motorische, wie physiotherapeutische Übungen unterstützen.<br />
Die Turnhalle<br />
Die Turnhalle bietet zusätzliche Möglichkeiten im Bereich Bewegung, z.B. Rollstuhlsport<br />
und Ballspiele. So besteht die Gelegenheit wetterunabhängig Bewegungsangebote<br />
durchzuführen. Angebote können sowohl für Gruppen gelten, als auch für einzelne Bewohner,<br />
für die gezielte Anreize im Bereich <strong>der</strong> Bewegung sinnvoll erscheinen. Die Halle<br />
wird in die Freizeitgestaltung mit einbezogen, z.B. für Entspannungsübungen, die<br />
eine bequeme Lagerung auf dem Fußboden erfor<strong>der</strong>n.<br />
Unser systemischer Ansatz<br />
Systemisches Arbeiten bedeutet, dass bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung, Unterstützung und Begleitung,<br />
die ein Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung bei uns erhält, nicht nur er allein zu berücksichtigen<br />
ist. In die Überlegungen und Planungen sind auch seine Bezugspersonen in den<br />
unterschiedlichen sozialen Systemen zu integrieren (Familie, Wohngruppe, WfbM,..)<br />
Im Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung stehen die Wechselwirkungen zwischen den persönlichen<br />
Eigenschaften (biologisch und psychologisch) einerseits und den sozialen Bedingungen<br />
des Lebens an<strong>der</strong>erseits (siehe Grafik).<br />
81
Es gibt kein geschlossenes System.<br />
Systemisches Denken erleichtert es, komplexe Prozesse anschaulich zu betrachten.<br />
Ziel ist es über die systemische Arbeit im täglichen Umgang miteinan<strong>der</strong>, die bestmögliche<br />
Lebensqualität zu erreichen.<br />
Mittel und Methoden<br />
Die folgenden Mittel und Methoden werden in <strong>der</strong> täglichen Arbeit zur Verwirklichung<br />
unserer Zielsetzung eingesetzt:<br />
82<br />
• Zielorientiertes pädagogisches Handeln findet in Absprache mit allen Beteiligten<br />
und nach Planung und regelmäßiger Reflexion statt.<br />
• Reflexion <strong>der</strong> Tätigkeit und des Geschehens gehört zum regelmäßigen Ablauf<br />
pädagogischer Prozesse und ist nach Zeit, Ort und Datum wenn möglich vorzuplanen.<br />
• „Vorbild sein“ ist eine <strong>der</strong> wichtigen Grundhaltungen <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />
• Kontaktpflege zu Angehörigen und Freunden <strong>der</strong> Bewohner (siehe auch Elternleitfaden)<br />
als Unterstützung <strong>der</strong> sozialen Teilhabe am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
• Gestaltung <strong>der</strong> Räumlichkeiten/Atmosphäre schaffen. Je<strong>der</strong> Bewohner soll die<br />
Möglichkeit erhalten, sein Zimmer nach seinen Vorstellungen mit zu gestalten<br />
und sich an <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Gruppenräume angemessen zu beteiligen.<br />
• THP: gemeinsames Bearbeiten <strong>der</strong> Teilhabeplanung und Zielfestlegung, ggf. gegenüber<br />
dem Kostenträger (s. Patenschaft).
83<br />
• Gruppen – und Etagenteamsitzungen zur Teamentwicklung, Teamstärkung,<br />
Austausch und Absprachen.<br />
• Pädagogische Konferenzen z.B. zur interdisziplinären Beratung, Absprache,<br />
Entscheidung und Zielfindung, sowie bei beson<strong>der</strong>en Anlässen.<br />
• Evaluation dient <strong>der</strong> gezielten Bewertung und Beurteilung unserer Arbeit, z.B.<br />
durch Elternbefragung, Mitarbeiterbefragung und soweit möglich Bewohnerbefragung.<br />
• Erledigung von administrativen Angelegenheiten und Einbezug <strong>der</strong> Bewohner<br />
bei Kontakten mit Behörden und Sonstigen, als Teilgedanke <strong>der</strong> Integration und<br />
Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
• Freizeitgestaltung: Wichtiger Teil des Lebens ist die Freizeit. Im Wissen um die<br />
eingeschränkten Möglichkeiten von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> gar<br />
Schwerst- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung, stehen wir in <strong>der</strong> Verantwortung, Freizeit<br />
zu organisieren, Möglichkeiten anzubieten, auf Alternativen hinzuweisen o<strong>der</strong><br />
diese nahe zu bringen.<br />
• Nachtdienst: Für die einzelnen Häuser unserer Einrichtung ist jeweils ein Mitarbeiter<br />
im Nachtdienst zuständig, so dass auch während <strong>der</strong> Nacht eine kontinuierliche<br />
Aufsicht, Betreuung und Pflege gewährleistet ist. Eine weitere, übergreifend<br />
tätige, Pflegefachkraft stellt nachts vor allem die Behandlungspflege sicher.<br />
• Grundhaltung: För<strong>der</strong>n durch for<strong>der</strong>n. Alles, was unsere Bewohner selbst machen<br />
können, sollen sie bei uns auch tun. Auch, wenn dies mehr Zeit in Anspruch<br />
nimmt, als eine Übernahme <strong>der</strong> Tätigkeiten durch die Mitarbeiter, soll<br />
dem Bewohner jede Möglichkeit gegeben werden, in seinem Selbsttätigsein bestärkt<br />
zu werden.<br />
• Ressourcenorientierung: Unser Ansatz zum Wohnen und För<strong>der</strong>n orientiert<br />
sich grundsätzlich an den Ressourcen und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner. Wie es<br />
auch <strong>der</strong> THP vorgibt, werden vorhandene Möglichkeiten <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
gestärkt und weiter ausgebaut.<br />
• För<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Pflege: Die Zeit <strong>der</strong> Grundpflege ist für unsere Menschen mit<br />
Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung von elementarer Bedeutung. Drei Bereiche können hier erlebt<br />
werden: Erhalt und Ausbau von lebenspraktischen Fähigkeiten durch aktive<br />
Mithilfe bei <strong>der</strong> Körperpflege mit gezielter Anleitung, Erfahren von Zuwendung<br />
und Angenommensein und Erleben von Körper- und Sinneswahrnehmung, z. B.<br />
intensive taktile Reize beim Eincremen und Elemente <strong>der</strong> basalen Stimulation.<br />
• Verteilung von Patenschaften: Je<strong>der</strong> Bewohner hat einen Paten, <strong>der</strong> ihm und<br />
seinen Eltern/gesetzlichem Betreuer ganz beson<strong>der</strong>s als persönlicher Ansprechpartner<br />
zur Verfügung steht und sich um administrative Aufgaben im Jahresverlauf,<br />
Einkäufe, Geschenke usw. kümmert. Der Pate tritt auch in Teams<br />
o<strong>der</strong> Fallbesprechungen als „Anwalt seines Bewohners“ auf.
84<br />
• Den Bewohner als Individuum ansehen: Wer in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
lebt, wird mit seinen Möglichkeiten, Wesenszügen und Beeinträchtigungen an-<br />
und ernst genommen.<br />
• Individuellen Wünschen <strong>der</strong> Bewohner nachkommen: Soweit keine fachlichen<br />
und/o<strong>der</strong> konzeptionellen Bedenken vorliegen und es die Sach- und Personalausstattung<br />
zulassen, werden Wünsche <strong>der</strong> bei uns lebenden Menschen in<br />
Bezug auf Wohnen, Tages- und Freizeitgestaltung und Umgang mit <strong>der</strong> eigenen<br />
Behin<strong>der</strong>ung berücksichtigt und in die Tat umgesetzt.<br />
• Fortbildungen, Supervision: Die Mitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte sind<br />
professionell und kompetent. Jedem steht Fortbildungsurlaub und ein persönliches<br />
Fortbildungsbudget zur Teilnahme an externen Fortbildungen zu. Das interne<br />
Fortbildungsprogramm <strong>der</strong> FWS orientiert sich an den Bedürfnissen unserer<br />
alltäglichen Arbeit und an den Anregungen <strong>der</strong> Mitarbeiter. Fall- und Teamsupervision<br />
sind möglich.<br />
• Dokumentationssystem: Sämtliche Bereiche des Lebens unserer Bewohner<br />
werden in einem eigens von <strong>der</strong> FWS entwickelten Dokumentationssystem täglich<br />
erfasst. Dieses System ist aus <strong>der</strong> Praxis jahrelanger Arbeit mit Menschen<br />
mit Mehrfachbehin<strong>der</strong>ungen und unter Einbezug von Mitarbeitern entstanden.<br />
• Dienstübergaben: In den Übergabezeiten werden ausgehend von unserem ausführlichen<br />
Dokumentationssystem alle Beson<strong>der</strong>heiten des Dienstes besprochen.<br />
Darüber hinaus wird über den Tag und die emotionale Befindlichkeit jedes einzelnen<br />
Bewohners berichtet. Die Übergaben finden gruppenübergreifend pro<br />
Etage statt.<br />
• Tagespläne, Wochenpläne, Monatspläne, Jahrespläne: Alle Termine und Erledigungen<br />
werden in einem Gruppenterminer zusammengefasst, so dass eine<br />
langfristige Planung <strong>der</strong> anstehenden Aufgaben möglich wird und strukturiert und<br />
zielorientiert gearbeitet werden kann.<br />
• Zusammenarbeit: In <strong>der</strong> Kooperation mit sämtlichen für unsere Arbeit relevanten<br />
Dienstleistungsbereichen sind wir um ein produktives und effizientes Miteinan<strong>der</strong><br />
sowie regelmäßigen Austausch untereinan<strong>der</strong> bemüht.<br />
• Protokollierung aller wichtigen Gespräche: Sämtliche Besprechungen, Entscheidungen<br />
o<strong>der</strong> Beschlüsse (z. B. Teamsitzungen, Mitarbeitergespräche, Elternkontakte,<br />
Absprachen mit Bewohnern, ...), werden anhand von Protokollen<br />
o<strong>der</strong> im Dokumentationssystem schriftlich fixiert.<br />
• Gruppenübergreifendes Arbeiten findet nicht nur während <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
statt, son<strong>der</strong>n trägt auch während <strong>der</strong> Pflege und Freizeitgestaltung zur<br />
Umsetzung unseres Gemeinschaftsgedankens bei. Während personeller Engpässe<br />
helfen sich die Mitarbeiter gruppenübergreifend.<br />
• Einbezug <strong>der</strong> Bewohner bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten: Unsere Bewohner<br />
leisten im Rahmen ihrer Ressourcen ihren Beitrag zu hauswirtschaftlichen<br />
Tätigkeiten und unterstützen ansatzweise unseren Selbstversorgungsgedanken*.
7.3 Tagesför<strong>der</strong>ung<br />
(siehe Punkt 3.3)<br />
85
8 Unsere Betreuungsformen an verschiedenen Standorten<br />
8.1 Haus Weinbergstraße- Konzeption <strong>der</strong> Außenwohngruppe (AWG)<br />
Ziel<br />
Die Außenwohngruppe (im Folgenden kurz AWG genannt) ist eine Dauerwohnform für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die ihren Alltag ihren Fähigkeiten entsprechend selbstständig<br />
und eigenverantwortlich gestalten möchten und dies zumindest in Ansätzen auch<br />
schon können.<br />
Unser übergeordnetes Ziel hierbei ist, Menschen zunehmend von professioneller Hilfe<br />
unabhängiger zu machen; d.h. eine selbstbestimmte Lebensführung anzustreben.<br />
Aufnahmevoraussetzungen<br />
Zu den Aufnahmevoraussetzungen gehört es, ein gewisses Maß an Selbstständigkeit<br />
mitzubringen:<br />
86<br />
• Die Bewohner* sollten sich selbstständig kleine Snacks zubereiten sowie sich mit<br />
Getränken versorgen können.<br />
• Die Bewohner sollten im Bereich <strong>der</strong> Hygiene zumindest eine Teilselbstständigkeit<br />
erkennen lassen.<br />
• Die Bewohner müssen sich selbstständig fortbewegen können/mobil sein.<br />
• Den Bewohnern muss bewusst sein, dass es Zeiten gibt in denen für mehrere<br />
Stunden kein Mitarbeiter im Haus sein wird. Mit dieser Situation müssen sie umgehen<br />
können.<br />
Sozialverhalten<br />
Alter<br />
• Vorhandensein <strong>der</strong> Bereitschaft Aufgaben zu übernehmen und sich an Absprachen<br />
zu halten.<br />
• Die Bewohner sollten in <strong>der</strong> Lage sein mit an<strong>der</strong>en zu kommunizieren.<br />
• Die Bewohner sollten kein unberechenbares aggressives Verhalten in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
gezeigt haben.<br />
• In die AWG können nur volljährige Personen einziehen.<br />
• Die Bewohner sollen beim Einzug im Arbeitsleben stehen.<br />
Medizinische Versorgung<br />
• Die Bewohner sollten in <strong>der</strong> Lage sein eigenverantwortlich notwendige Medikamente<br />
einzunehmen.<br />
• Die Bewohner sollten keine medizinische Dauerüberwachung (z.B. wegen Diabetes<br />
o<strong>der</strong> häufigen, starken Krampfanfällen) benötigen.
Zustimmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bewohner<br />
87<br />
• Die Bewohner haben ein Mitspracherecht bei Neueinzügen. Es sollte Einigkeit<br />
erreicht werden welche Personen neu einziehen dürfen.<br />
Die Kostenanerkenntnis durch den überörtlichen Sozialhilfeträger (SGB XII) muss bei<br />
Einzug vorliegen.<br />
Die Bewohner müssen die bestehende Hausordnung <strong>der</strong> AWG anerkennen und bei<br />
Einzug frei von ansteckenden Krankheiten gemäß § 34 IFSG sein.<br />
Wohnkonzept<br />
Konzept<br />
Im Haus Weinbergstrasse sollen bis zu fünf Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung (zum Personenkreis:<br />
s. <strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> FWS) die Möglichkeit erhalten, bedarfsgerechte Unterstützung<br />
bei ihrer Lebensgestaltung zu erfahren. Durch die Struktur <strong>der</strong> Organisation<br />
(und auch <strong>der</strong> Räumlichkeit) bietet sich den Bewohnern Überschaubarkeit, Orientierung<br />
und soziale Bindung.<br />
Wir unterstützen Bewohner insbeson<strong>der</strong>e:<br />
• bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung<br />
• bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Tagesstruktur<br />
• bei <strong>der</strong> Bewältigung von Krisen und Konflikten<br />
• beim Umgang mit Ämtern, Ärzten und Behörden<br />
• durch regelmäßige Einzel- und Gruppengespräche<br />
Beson<strong>der</strong>e Beachtung findet dabei die kompetente Unterstützung <strong>der</strong> sehgeschädigten<br />
Bewohner durch unsere Fachkräfte (Begleitende Dienste, insbeson<strong>der</strong>e Rehabilitationslehrer<br />
für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te).<br />
Die Gelegenheit zum Probewohnen soll gegeben werden.<br />
Die Betreuung erfolgt schwerpunktmäßig wochentags in <strong>der</strong> Regel zwischen 6:00 - 8:00<br />
Uhr sowie 16:00 - 22:00 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen stundenweise<br />
zwischen 8:00 - 23:00 Uhr. Bei Hilfebedarf außerhalb <strong>der</strong> Betreuungsstunden und<br />
nachts ist Unterstützung durch die Mitarbeiter <strong>der</strong> FWS Kettig und Leutesdorf gegenwärtig.<br />
In Zeiten von Notfällen (Erkrankung von Bewohnern o.ä.) sind erweiterte Dienstzeiten<br />
möglich. Eine Reduzierung <strong>der</strong> Betreuungszeiten durch Verselbständigung <strong>der</strong><br />
Gruppenmitglie<strong>der</strong> wird angestrebt.<br />
Zusätzlich zur pädagogischen Betreuung gibt es die stundenweise Unterstützung durch<br />
eine Hauswirtschaftskraft und bei Bedarf durch einen Hausmeister.
Räumliche Ausstattung<br />
Hierfür stehen insgesamt fünf Einzelzimmer sowie Gemeinschaftsräume (Küche, Bad,<br />
Toiletten und Wohnzimmer), ein Lift, Wirtschaftsräume, sowie ein Außengelände mit<br />
Grillplatz und Sonnenwiese zur Verfügung.<br />
Ausblick<br />
Mit dem Angebot einer AWG wird eine weitere Wohnform etabliert, um Menschen mit<br />
verschiedensten Behin<strong>der</strong>ungen die Chance auf ein Leben ihrer Wahl zu geben. Die<br />
abgestufte Betreuungsintensität im Vergleich zu den FWS Häusern Kettig und Leutesdorf<br />
und das gegenüber dem „Betreuten Wohnen“ ergänzte Unterstützungsangebot, ist<br />
eine zusätzliche Variante zum Wohnen nach Maß.<br />
Die Durchlässigkeit sollte jedoch, um individuellen Bedürfnissen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />
gerecht zu werden, in beide Richtungen (mehr und weniger Betreuungsbedarf) gegeben<br />
sein.<br />
Dieses Konzept wird jährlich überprüft.<br />
Kettig, im Januar 2010<br />
8.2 Haus Leutesdorf – Konzeption Haus Leutesdorf<br />
(siehe auch Punkt 7.1)<br />
Ziele, Aufgaben und Organisation <strong>der</strong> Einrichtung<br />
„Das Wohnen befriedigt die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit,<br />
Liebe, Achtung, Freiheit, Eigentum und Selbstbewusstheit“ (Speck 1982) sowie<br />
„nach Schutz, Beständigkeit und Vertrautheit, nach Kontakt und Kommunikation,<br />
Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung.“ (Metzger/Bentele 1996)<br />
Unser Grundanliegen ist es, für die Bewohner unserer Einrichtung eine Atmosphäre zu<br />
schaffen, in <strong>der</strong> sie für sich ein „Zuhause“ finden.<br />
Voraussetzung ist <strong>der</strong> natürliche, aufmerksame Kontakt, <strong>der</strong> individuelle Belange und<br />
Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen lässt, zugleich aber auch erfor<strong>der</strong>liche Grenzen<br />
aufzeigt und realisiert.<br />
Den Bewohnern soll ermöglicht werden, in einem angenehmen sozialen Miteinan<strong>der</strong> zu<br />
leben.<br />
Darüber hinaus ist die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln gegeben, da auch bei Menschen<br />
mit schwersten Behin<strong>der</strong>ungen die Lernfähigkeit nicht mit einem bestimmten Lebensabschnitt<br />
beendet ist. In das Tagesgeschehen werden adäquat die Angebote <strong>der</strong><br />
Tagesför<strong>der</strong>stätte integriert. Unsere Bewohner erhalten die Gelegenheit zu einer gezielten<br />
und regelmäßigen För<strong>der</strong>ung und Betätigung, die sich an ihren persönlichen Bedürfnissen<br />
orientiert. Vorhandene Fähigkeiten werden stabilisiert und <strong>der</strong> Erwerb neuer<br />
Kompetenzen wird vorbereitet und erarbeitet.<br />
Bei einem großen Teil unserer Nutzer liegt eine Sehschädigung vor. Die Reduzierung<br />
<strong>der</strong> Sehleistung durch Blindheit o<strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ung geht u.a. einher mit eingeschränkter<br />
Mobilität, Einschränkung <strong>der</strong> Erfahrungsmöglichkeit <strong>der</strong> Umwelt auf körpernahe<br />
Reize und Angst vor neuen Situationen. Diese Bewohner sind verstärkt auf die<br />
Versprachlichung einzelner Situationen, taktile Reize und körpernahe Erfahrungen angewiesen.<br />
88
Je<strong>der</strong> Bewohner wird ausgehend von seinen Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten<br />
betreut und geför<strong>der</strong>t. U.a. bedeutet dies:<br />
• Vermittlung von Lebensfreude<br />
• För<strong>der</strong>ung in allen möglichen Bereichen (motorisch, sensorisch, kognitiv, Mobilität<br />
und Orientierung betreffend, u.a.m.)<br />
• Spezielles Training im lebenspraktischen Bereich<br />
• Schaffung eines emotional günstigen Wohnraumes<br />
• Min<strong>der</strong>ung bzw. Abbau von Verhaltensstörungen<br />
• Basale Stimulation<br />
• Unterstützung bei sozialen Kontakten<br />
• Angebote außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung (Freizeitangebote bis hin zu mehrtägigen<br />
Urlaubsfahrten).<br />
89<br />
Das Haus ist für 15 Bewohner im Wohnen auf Dauer und 4 Plätze im Kurzzeitwohnen<br />
in drei Gruppen konzipiert. Die Aufteilung in einzelne Gruppen dient <strong>der</strong> besseren<br />
Orientierung <strong>der</strong> Bewohner und berücksichtigt eher die Bedürfnisse eines behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen, auch in einer kleinen familienähnlichen Einheit wohnen zu wollen.<br />
Die Gruppen sollen geschlechtsgemischt belegt werden. Die Belegung erfolgt unter<br />
pädagogischen und pflegerischen Aspekten. Persönliche Wünsche und Bedürfnisse<br />
werden, sofern sie an<strong>der</strong>en Belangen nicht entgegenstehen, selbstverständlich berücksichtigt.<br />
Personenkreis<br />
Dauerwohnen<br />
In unserer Einrichtung werden Erwachsene mit Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung (in <strong>der</strong> Regel<br />
geistig und blind/sehbehin<strong>der</strong>t) aufgenommen. In erster Linie finden bei <strong>der</strong> Aufnahme<br />
die Schulabgänger <strong>der</strong> Landesschule für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te Neuwied, Bildungsgang<br />
für ganzheitliche Entwicklung, und die Besucher <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte des Heilpädagogisch-Therapeutischen<br />
Zentrums, Berücksichtigung.<br />
Kurzzeitwohnen<br />
Neben dem Wohnen auf Dauer bietet das Haus Leutesdorf auf bis zu 4 Plätzen auch<br />
die Möglichkeit des Kurzzeitwohnens.<br />
Die Kurzzeitwohnform <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten soll Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
verschiedener Altersstufen – auch Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen - eine zeitlich begrenzte,<br />
individuelle, professionell gestaltete Form des Wohnens und Erlebens in bestmöglicher<br />
Qualität bieten.<br />
Ziele:<br />
• Betreuung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bei Ausfall <strong>der</strong> Regelbetreuung<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Eltern (Urlaub, Kur, Krankheit)<br />
• Vorbereitung auf eine Dauerwohnform<br />
• Teilhabe am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />
Grundlagen<br />
Grundlage für das Angebot ist die Regelung in <strong>der</strong> Pflegeversicherung (§ 39 SGB XI;<br />
Verhin<strong>der</strong>ungspflege).<br />
Zur „Verhin<strong>der</strong>ungspflege“ können Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
aufgenommen werden, <strong>der</strong>en Eltern/Betreuer Urlaub machen wollen, ins Kranken-
haus o<strong>der</strong> zur Kur müssen, sich in einer persönlichen Notsituation befinden o<strong>der</strong> aus<br />
einem an<strong>der</strong>en Grund Unterstützung benötigen.<br />
Wir können nur Kurzzeitbewohner aufnehmen, <strong>der</strong>en Betreuung und Pflege mit den uns<br />
zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist. (In <strong>der</strong> Regel ist dies <strong>der</strong> identische Personenkreis<br />
unserer Dauerbewohner; Betreuungspflege, keine Behandlungspflege.)<br />
Eine Aufnahme ist möglich ab einem Tag bis zu vier Wochen. In Ausnahmefällen ist ein<br />
längerer Aufenthalt möglich.<br />
Mitarbeiter<br />
Entsprechend den Aufgaben und Zielen unserer Einrichtung werden Mitarbeiter eingesetzt,<br />
die in <strong>der</strong> Lage sind, sowohl auf die persönlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner einzugehen,<br />
als auch die pflegerischen Betreuungsleistungen zu erbringen.<br />
Neben einer pädagogisch qualifizierten Leitung arbeiten Mitarbeiter mit einer pädagogischen<br />
Ausbildung und/o<strong>der</strong> einer Ausbildung im Krankenpflegebereich gleichberechtigt<br />
miteinan<strong>der</strong>. Das Personal arbeitet im Schichtdienst (Früh-, Spät- und Nachtdienst). Der<br />
Nachtdienst wird von eigens eingestellten Nachtwachen übernommen.<br />
Die Fachkräfte werden von Praktikanten, Auszubildenden, FSJ-Absolventen, ggf. ZDL’s<br />
und angelernten Kräften unterstützt.<br />
Alle weiteren therapeutischen Kräfte (Krankengymnasten, Logopäde, usw.) werden<br />
über ärztliche Verordnungen tätig.<br />
Neben dem betreuenden Personal stehen <strong>der</strong> Gesamteinrichtung die Mitarbeiter des<br />
Bereiches „Begleitende Dienste“ zur Verfügung.<br />
Lage <strong>der</strong> Einrichtung – vorhandene Räumlichkeiten<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätte ist eingebunden in ein Wohngebiet in dem Ort Leutesdorf.<br />
Leutesdorf ist ein Nachbarort von Neuwied. Die Verbindung zur Stadt Neuwied mit<br />
Krankenhäusern, Ärzten, Therapeuten und Einkaufsmöglichkeiten ist somit gegeben.<br />
Die Einrichtung ist behin<strong>der</strong>ten- und rollstuhlgerecht umgebaut. Das Haus war ehemals<br />
ein Hotel. Es wurde am 01.08.1994 seiner jetzigen Bestimmung übergeben. Für die<br />
Bewohner stehen 14 sehr freundlich gestaltete Schlafzimmer (9 Einzel- und 5 Doppelzimmer)<br />
zur Verfügung.<br />
Die üblichen Hilfsmittel werden vorgehalten.<br />
Weiterhin sind drei Gruppenräume, ein Gemeinschaftsraum, ein Krankengymnastikraum,<br />
vier Sanitärbereiche sowie eine Küche vorhanden.<br />
Die Funktionsräume <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte in Kettig können genutzt werden:<br />
• Bewegungsbad,<br />
• Matschraum,<br />
• Snoezelenraum,<br />
• Schwarzraum,<br />
• Musikraum,<br />
• Lehrküche,<br />
• Turnhalle.<br />
90
8.3 För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig<br />
(siehe Punkt 7.2 und 7.3)<br />
8.4 Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kettig (Schwerpunkt<br />
Sehgeschädigte)<br />
91<br />
Leitbild WfbM Kettig<br />
För<strong>der</strong>n und For<strong>der</strong>n<br />
Unser Ziel ist es, jedem Beschäftigten ein Höchstmaß an beruflicher und persönlicher<br />
Entwicklung zu ermöglichen. Dieses erreichen wir durch adäquate Arbeitsplätze,<br />
die den Beschäftigten über die individuelle Arbeitsleistung hinaus in <strong>der</strong><br />
gesamten Persönlichkeit entsprechen. Unser Handeln gestalten wir gemeinsam<br />
mit den Beschäftigten.<br />
Bedeutung von Arbeit<br />
Arbeitspädagogisch gestaltete Werkstatttätigkeit ermöglicht die Persönlichkeitsentwicklung<br />
sowie die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und<br />
Selbständigkeit. Wir achten die individuelle Leistung eines jeden Beschäftigten<br />
als seine Teilhabe am Arbeitsleben.<br />
Individualität und Einheit<br />
Beschäftigte und Mitarbeiter bilden in unterschiedlichen Funktionen und mit verschiedenen<br />
Fähigkeiten eine sich gegenseitig ergänzende Einheit.<br />
Gleichzeitig steht allen Beschäftigten und Mitarbeitern <strong>der</strong> Raum für die Entwicklung<br />
ihrer Individualität offen.<br />
Teamarbeit<br />
Unsere Teamarbeit ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, Vertrauen und<br />
Verantwortungsbewusstsein sowie durch ein transparentes und kommunikatives<br />
Miteinan<strong>der</strong>. Unser Ziel ist es, die Teamarbeit kontinuierlich weiter zu entwickeln.<br />
Wir üben konstruktive Kritik und betrachten primär die Stärken des Einzelnen, um<br />
diese in <strong>der</strong> Gesamtheit zu nutzen.<br />
Information<br />
Aktive Öffentlichkeitsarbeit ist fester Bestandteil <strong>der</strong> Tätigkeit in unserer Werkstatt.<br />
Wir gestalten unsere Arbeit transparent und informieren Interessierte offen<br />
und ausführlich über unsere Dienstleistung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />
Kettig im September 2010
92<br />
PRÄAMBEL<br />
Arbeit ist ein wesentliches Element <strong>der</strong> Selbstverwirklichung des Menschen. Sie wird<br />
als produktive Tätigkeit für die Gesellschaft verstanden. Arbeit in <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen (WfbM) soll daher so organisiert werden, dass sie<br />
• die Teilnahme am Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft ermöglicht;<br />
• die eigene Leistungsfähigkeit erlebbar macht;<br />
• die berufliche Qualifikation weiterentwickelt;<br />
• ein entsprechend <strong>der</strong> Werkstättenverordnung angemessenes Arbeitsentgelt bietet.<br />
Ziel<br />
Auftrag <strong>der</strong> WfbM Kettig ist, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, die auf dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt keinen Arbeitsplatz finden können, eine berufliche Einglie<strong>der</strong>ung zu ermöglichen<br />
und ihre Teilhabe am Arbeitsleben zu verwirklichen.<br />
Daraus resultieren drei gleichberechtigte Ziele:<br />
• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />
• soziale Einbindung (Erleben von Gemeinschaft, Tagesstrukturierung)<br />
• wirtschaftlicher Anspruch (Fertigungsbetrieb für Kunden)<br />
Diese Ziele sollen erreicht werden durch: Berufsbildende und die Persönlichkeit för<strong>der</strong>nde<br />
Maßnahmen, wie z.B.<br />
• Arbeitsbegleitende Angebote zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
• Individuelle För<strong>der</strong>maßnahmen<br />
• gegebenenfalls Maßnahmen zum Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />
Personenkreis<br />
Die WfbM <strong>der</strong> FWS Kettig bietet 42 Plätze für mehrfach behin<strong>der</strong>te Menschen, mit geistigen<br />
und/o<strong>der</strong> körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen, insbeson<strong>der</strong>e in Kombination mit <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungsform<br />
Blindheit/ Sehbehin<strong>der</strong>ung.<br />
Allgemeiner Arbeitsmarkt<br />
Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
Bild: Focus auf Personenkreis (Beschäftigte*) in <strong>der</strong> WfbM <strong>der</strong> FWS Kettig<br />
Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />
(TAF)<br />
Wir bieten vorwiegend Arbeitsplätze für die Menschen, welche in <strong>der</strong> FWS Kettig und in<br />
angeglie<strong>der</strong>ten Wohnformen ihr Zuhause gefunden haben. Darüber hinaus sind wir<br />
auch für Interessenten aus dem regionalen Einzugsgebiet offen, sofern sie dem o.g.<br />
Personenkreis angehören. Die Aufnahme in unsere Werkstatt erfolgt über den Fachausschuss.<br />
Personal<br />
Das Team unserer WfbM ist multiprofessionell und besteht aus Fachkräften mit handwerklichen,<br />
pädagogischen und pflegerischen Qualifikationen. Die verschiedenen Berufsgruppen<br />
arbeiten gleichberechtigt zusammen und bringen ihre Fachkompetenzen
konstruktiv in die Gestaltung des Arbeitsalltages ein. Unterstützend werden Absolventen<br />
des Freiwilligen Sozialen Jahres, Zivildienstleistende und Praktikanten eingesetzt.<br />
Regelmäßig finden Teamgespräche zur Koordinierung des WfbM- Alltages statt. Jährlich<br />
wird ein Teamtag zur Teamentwicklung und <strong>der</strong> Planung zukunftsweisen<strong>der</strong> Projekte<br />
organisiert.<br />
Raumangebot<br />
Die Arbeit in unserer WfbM wird in Kleingruppen nach Fachbereichen organisiert.<br />
Alle Beschäftigten werden unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Arbeitsabläufe entsprechend ihrer<br />
Fähigkeiten und Neigungen eingesetzt.<br />
Unsere Arbeits- und Sozialräume sind barrierefrei und rollstuhlgerecht eingerichtet sowie<br />
mit Orientierungshilfen für blinde o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>te Menschen ausgestattet.<br />
Arbeitsbereiche<br />
Folgende Arbeitsbereiche werden in unserer WfbM angeboten:<br />
• Besen- und Bürstenbin<strong>der</strong>ei<br />
• Weberei<br />
• Montage- und Verpackungsarbeiten als Auftragsarbeiten von örtlichen Unternehmen.<br />
• Holzwerkstatt (Herstellung von Spielzeug, Dekorationsware und Kleinmöbeln<br />
nach Auftrag, Hilfsmittelherstellung)<br />
• Button- und Schlüsselanhängerherstellung<br />
• Korbflechterei<br />
• Keramik<br />
• Aktenvernichtung<br />
• Kreativ und Patchen (Wäschekennzeichnung)<br />
Die Arbeitsplätze werden gemeinsam mit den Beschäftigten individuell eingerichtet und<br />
angepasst.<br />
Arbeitsbegleitende Maßnahmen<br />
Neben <strong>der</strong> Arbeit bietet unsere WfbM musische und sportliche Aktivitäten wie<br />
• Musikkreis<br />
• Proben <strong>der</strong> Hausband<br />
• Kegeln<br />
• Motopädiegruppe<br />
• Bewegungsgruppe<br />
• Snoezelen<br />
• Schwimmen im hauseigenen Bewegungsbad<br />
an.<br />
Vierzehntägig findet ein Gruppenangebot zum Thema Selbstwert und Übung sozialer<br />
Kompetenzen statt.<br />
Zweimal wöchentlich ist <strong>der</strong> von den Beschäftigten betriebene Kiosk geöffnet.<br />
Auf Wunsch werden Ferienfreizeiten organisiert.<br />
Arbeitsbegleitende Maßnahmen dienen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeit und tragen<br />
zur Auflockerung <strong>der</strong> Tagesstruktur bei. Sie för<strong>der</strong>n mittelbar die Arbeitsfähigkeit und –<br />
bereitschaft.<br />
Sozialdienst<br />
Den Beschäftigten unserer WfbM steht eine Sozialpädagogin beratend und als Ansprechpartnerin<br />
zur Verfügung. Sie führt problemorientierte Einzelfallarbeit, gegebenen-<br />
93
falls in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en internen und/o<strong>der</strong> externen Fachdiensten, durch.<br />
Weiter bietet sie unmittelbare Hilfen für den behin<strong>der</strong>ten Menschen und seine Angehörigen<br />
bei <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in die WfbM an.<br />
(siehe auch unter 7. <strong>Gesamtkonzeption</strong> Begleitende Dienste)<br />
Begleitende Angebote<br />
Maßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Motopädie, Kinästhetikanwendung<br />
und -beratung, rehabilitative Schulung für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te, optische und orthoptische<br />
Diagnostik o<strong>der</strong> psychologische Beratung sind integraler Bestandteil <strong>der</strong> Teilhabe<br />
am Arbeitsleben.<br />
(siehe auch unter 7. <strong>Gesamtkonzeption</strong> Begleitende Dienste)<br />
Werkstattrat<br />
Ein gewählter Werkstattrat vertritt die Beschäftigten gemäß <strong>der</strong> Werkstätten-<br />
Mitwirkungsverordnung. Näheres ist in Punkt 3.4.2. <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> nachzulesen.<br />
Teilhabeplanung - WfbM Modul<br />
Regelmäßig wird mit den Beschäftigten unserer WfbM ein Individueller Hilfeplan in<br />
Form des WfbM Moduls <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP) erarbeitet und fortgeschrieben.<br />
Dieser Hilfeplan ist auch Bestandteil des Aufnahmeverfahrens und des THP – Wohnen.<br />
Der Plan berücksichtigt die Vorgaben <strong>der</strong> Rahmenvereinbarung zwischen <strong>der</strong> Bundesagentur<br />
für Arbeit und <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft WfbM sowie das THP – Verfahren<br />
in Rheinland Pfalz. Der Einglie<strong>der</strong>ungsplan bzw. Teilhabeplan dient <strong>der</strong> Festlegung<br />
und Fortschreibung des Hilfebedarfs sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>planung für den Berufsbildungs-<br />
und Arbeitsbereich.<br />
Werkstattladen<br />
Die Eigenprodukte <strong>der</strong> verschiedenen Abteilungen werden im Werkstattladen zum Verkauf<br />
angeboten. Siehe auch www.fws-kettig.de.<br />
Öffnungszeiten des Werkstattladens:<br />
Montag – Donnerstag 8.00 – 16.00 Uhr<br />
Freitag 8.00 – 12.00 Uhr<br />
Schlusswort<br />
Durch die beson<strong>der</strong>en Rahmenbedingungen können wir in unserer WfbM eine Arbeitsatmosphäre<br />
gestalten, die Raum für individuelle För<strong>der</strong>ung unseres speziellen Personenkreises<br />
ermöglicht.<br />
Dabei spielen das Erleben von Gemeinschaft und die zwischenmenschliche Akzeptanz<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Gern führen wir interessierte Besucher nach Terminvereinbarung durch unsere WfbM.<br />
Praktika und Hospitationen sind nach Absprache je<strong>der</strong>zeit möglich.<br />
Wir sind als Zivildienststelle anerkannt und bieten die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales<br />
Jahr zu absolvieren.<br />
94
9 Verbands- und Gremienarbeit<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH sieht sich als eine innovationsfähige Organisation,<br />
die ihre fachlichen Standards im Kontext <strong>der</strong> theoretischen und fachpraktischen Beiträge<br />
stetig weiterentwickelt. Mit dem Ziel <strong>der</strong> Vernetzung mit an<strong>der</strong>en sozialen Institutionen<br />
(fachliches Benchmarking*) sowie <strong>der</strong> umfassenden Beteiligung an <strong>der</strong> Gremien-<br />
und Verbandsarbeit, streben wir eine rege Teilhabe an fachöffentlichen Entwicklungen<br />
an. Um die beabsichtigten Prozesse systematisch gestalten zu können, sind kontinuierliche<br />
und aktive Teilnahmen an entsprechenden Gesprächsrunden von Bedeutung.<br />
Eine Liste <strong>der</strong> Mitgliedschaften und Beteiligungen kann an dieser Stelle die vielfältigen<br />
Bemühungen um Informationsbeschaffung und Austausch auf verschiedensten Ebenen<br />
verdeutlichen:<br />
95<br />
• Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Deutschland (DPWV), Landesverband<br />
Rheinland-Pfalz/Saarland<br />
• Mitarbeit in <strong>der</strong> DPWV-Regionalgruppe Koblenz<br />
• Mitglied in <strong>der</strong> Qualitätsgemeinschaft des DPWV<br />
• Mitglied im Bundes- und Landesverband für Körper- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />
e.V.<br />
• Mitglied im Deutschen Verein <strong>der</strong> Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten in Studium und<br />
Beruf e.V.<br />
• Mitglied in <strong>der</strong> Bundesarbeitgemeinschaft <strong>der</strong> Einrichtungen für mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />
sehgeschädigte Erwachsene im Verband <strong>der</strong> Blinden- und Sehbehin<strong>der</strong>tenpädagogen<br />
und –Pädagoginnen e.V.<br />
• Mitarbeit in den rheinland-pfälzischen Landesarbeitsgemeinschaften:<br />
o Heime,<br />
o Tagesför<strong>der</strong>stätten,<br />
und<br />
o Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
• Mitglied in <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
• Mitarbeit in <strong>der</strong> Fachgruppe Behin<strong>der</strong>tenhilfe und Psychiatrie <strong>der</strong> LIGA Rheinland-Pfalz<br />
• Mitarbeit in <strong>der</strong> kleinen LIGA Mayen – Koblenz<br />
• Mitglied <strong>der</strong> LIGA-Fachgruppe Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
• Mitarbeit in den Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften <strong>der</strong> Kreise Neuwied und<br />
Mayen-Koblenz<br />
• Mitglied in <strong>der</strong> Gesellschaft für unterstützte Kommunikation (ISAAC),<br />
• Mitglied im Vereinsring Kettig e.V.<br />
• Mitglied im Deutschen Jugendherbergswerk.
10 Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH Kettig in ihrem<br />
fachlichen Netzwerk<br />
Am Anfang <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH (FWS) steht ein Satzungsauftrag, mit<br />
dem im Jahre 1991 anlässlich ihrer Gründung die fachliche Richtung vorgegeben wurde<br />
(siehe Präambel). Damit wurde eine dynamische Entwicklung eingeleitet, die bis heute<br />
andauert.<br />
Die Gesellschafter selbst sind namhafte Einrichtungen und Vereine in unserer Region<br />
am Mittelrhein:<br />
• <strong>der</strong> Verein für körper- und mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen e.V. Neuwied/An<strong>der</strong>nach,<br />
• <strong>der</strong> Verein zur Betreuung blin<strong>der</strong> und sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> e.V. Neuwied und<br />
• das Heilpädagogisch-Therapeutische Zentrum gGmbH, Neuwied (HTZ).<br />
Im Auftrag dieser Gesellschafter hat die FWS ihre Arbeit aufgenommen und kooperiert<br />
seit Jahren mit ihnen auch auf fachlicher Ebene sehr eng. Weitere langjährige kompetente<br />
Partner sind, insbeson<strong>der</strong>e wenn es um den Aufbau und die Fortentwicklung von<br />
bedarfsgerechten Angeboten geht,<br />
• die Landesschule für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te und ihr zugehöriges Internat,<br />
• <strong>der</strong> Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) Rheinland-Pfalz-Saarland<br />
e.V., <strong>der</strong> Gesellschafter des HTZ ist,<br />
• und <strong>der</strong> Verein für Körper- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>te Rheinland-Pfalz e.V.<br />
Neben diesen Einrichtungen und Diensten, wurden bei <strong>der</strong> FWS weitere Organisationen<br />
aus <strong>der</strong> Taufe gehoben.<br />
För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
Mit interessierten Bürgern aus Kettig wurde im Jahre 2005 ein För<strong>der</strong>verein gegründet.<br />
Der För<strong>der</strong>verein unterstützt die Bewohner und Beschäftigten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
gGmbH.<br />
Er bietet Hilfen, wie zum Beispiel:<br />
• För<strong>der</strong>ung von Gruppenaktivitäten,<br />
• Anschaffung spezieller Hilfsmittel für blinde, sehbehin<strong>der</strong>te und körperbehin<strong>der</strong>te<br />
Menschen,<br />
• Verbesserung <strong>der</strong> Ausstattung von Therapieräumen,<br />
• Unterstützung von Freizeitmaßnahmen und Ferienaktivitäten u.a.m.<br />
Die Spendengel<strong>der</strong> kommen gänzlich den betroffenen Menschen zugute. Der verantwortliche<br />
Umgang mit den Mitteln wird nachgewiesen.<br />
Die Spen<strong>der</strong> werden in ein Spendenverzeichnis aufgenommen und kontinuierlich über<br />
die Aktivitäten des Vereins sowie über Neues in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte informiert.<br />
Um Gel<strong>der</strong> für die oben genannten Zwecke einsetzen zu können, werden vom För<strong>der</strong>verein<br />
integrative Kulturveranstaltungen organisiert. Für dieses Engagement wurde <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>verein im Jahre 2007 mit einem Ehrenamtspreis <strong>der</strong> FDP im Kreis Mayen-<br />
Koblenz ausgezeichnet.<br />
Mittelrheinische Stiftung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
Mit ihrem Grundsatzbeschluss zur Gründung einer Stiftung bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
gGmbH haben die Gesellschafter im Jahre 2007 eine zukunftsweisende Entscheidung<br />
getroffen.<br />
96
Sie tragen damit verschiedenen gesellschaftlichen Phänomenen Rechnung, denn für<br />
die Behin<strong>der</strong>tenhilfe muss damit gerechnet werden, dass <strong>der</strong> eingeschlagene Weg <strong>der</strong><br />
Kosteneinsparungen schmerzlich spürbar wird und Einbußen bei <strong>der</strong> personellen und<br />
sächlichen Ausstattung drohen.<br />
Um dieser Sorge dauerhaft und wirksam zu begegnen, bedarf es mit Sicherheit einem<br />
Bündel von Maßnahmen. Eine Möglichkeit schlägt die gGmbH <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte<br />
nunmehr mit <strong>der</strong> Stiftungsgründung ein. Es sollen dauerhaft Mittel erzielt werden,<br />
die ausschließlich Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen zu Gute kommen, um <strong>der</strong>en Lebensqualität<br />
zu sichern.<br />
Das Stiftungsvermögen, das sich aus Zuwendungen zu Lebzeiten o<strong>der</strong> auch aus Nachlässen<br />
speist, bleibt „auf ewig“ erhalten, denn es werden lediglich die Erträge für die<br />
sozialen Zwecke vom Stiftungsvorstand verausgabt.<br />
Dieser muss dabei im Sinne <strong>der</strong> Satzung handeln, die durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />
genehmigt wird. Eine Stiftung muss jährliche Berichte an die Stiftungsaufsicht<br />
schicken.<br />
Gel<strong>der</strong> in eine Stiftung zu geben, lohnt sich nicht nur ideell son<strong>der</strong>n auch finanziell,<br />
denn <strong>der</strong> Staat för<strong>der</strong>t sehr intensiv durch steuerliche Vergünstigungen die Gründung<br />
einer Stiftung.<br />
97
11 Öffentlichkeitsarbeit<br />
Was will Öffentlichkeitsarbeit?<br />
Öffentlichkeitsarbeit einer sozialen Einrichtung wie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
gGmbH mit Ihren verschiedenen Dienstleistungen und Standorten will Verständnis und<br />
Vertrauen für die sozialen Belange in <strong>der</strong> Öffentlichkeit aufbauen und pflegen. Transparenz<br />
und offensive Information über die Arbeit mit und das Leben von Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ung möchten zur besseren Integration und zur „Normalisierung“ beitragen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit bedeutet unter an<strong>der</strong>em Werbung und Imagepflege. Sie hat auch<br />
die Initiierung und Erhaltung <strong>der</strong> Unterstützungsbereitschaft (Spenden) zum Ziel.<br />
Öffentlichkeitsarbeit in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten geschieht durch:<br />
• Pressearbeit (Pressemitteilungen, Einladung an Presse, und an<strong>der</strong>es)<br />
• Eigene Medienarbeit (Prospekt- und Informationsmaterial, Werbung) (siehe auch<br />
11.1. u. 11.2.)<br />
• Begrüßung von Besuchergruppen<br />
• Eigene Veranstaltungen:<br />
� Tag <strong>der</strong> offenen Tür,<br />
� Herbst- und Handwerkermarkt,<br />
� Kulturelle Veranstaltungen,<br />
� Einladung von Interessenten,<br />
� öffentliche Ausstellungen im Haus<br />
• Teilnahme an externen Veranstaltungen (Besuch bis hin zu Kooperation z.B.<br />
Kettiger Vereine, Karneval, St. Martins Umzug, Teilnahme an Märkten und an<strong>der</strong>en).<br />
11.1 Hauszeitung<br />
Unsere Zeitung „Durchblick“ erscheint zweimal jährlich. Sie bietet einem großen Leserkreis<br />
Informationen, Interessantes und Unterhaltsames aus den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.<br />
Der „Durchblick“ gibt Mitarbeitern wie Bewohnern die Möglichkeit, sich zu einrichtungsinternen<br />
wie auch zu allgemein interessanten Themen zu äußern.<br />
Die Zeitung ist sehbehin<strong>der</strong>tenfreundlich gedruckt.<br />
Für Blinde besteht die Möglichkeit Texte in Brailleschrift o<strong>der</strong> als Audiodatei zu erhalten.<br />
11.2 Internet<br />
Unsere Homepage bietet umfangreiche Informationen über alle Bereiche <strong>der</strong> FWS. Aktuelle<br />
Infos (z.B. Stellenangebote) stehen neben strukturellen und konzeptionellen Darstellungen<br />
<strong>der</strong> Einrichtung.<br />
Die Seiten <strong>der</strong> Homepage (www.fws-kettig.de) sind barrierefrei aufgebaut.<br />
98
12 Ausblick<br />
Die weitere Entwicklung <strong>der</strong> sozialen Dienstleitungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />
gGmbH ist eng vernetzt zu sehen mit den fachlichen, gesetzlichen und politischen Verän<strong>der</strong>ungen,<br />
in denen sie eingebettet ist.<br />
Der Prozess <strong>der</strong> „Individuellen Hilfeplanung“, <strong>der</strong> substantiell nicht neu für das Haus<br />
war, hat allerdings hinsichtlich <strong>der</strong> Formalitäten zur Hilfeplanung in jüngster Zeit etliche<br />
Verän<strong>der</strong>ungen gebracht, wobei diese noch nicht abgeschlossen sind. Es bleibt abzuwarten,<br />
wie sich <strong>der</strong> als nachfolgend angedachte Schritt, nämlich die Bildung von vergleichbaren<br />
Hilfebedarfsgruppen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, auf die Ausgestaltung<br />
<strong>der</strong> Dienstleistungen Wohnen, För<strong>der</strong>n und Arbeiten auswirken wird.<br />
Auch <strong>der</strong> mit dem Sozialgesetzbuch XII initiierte Prozess, durch sog. „Persönliche Budgets“<br />
das Leistungsdreieck zwischen Leistungserbringer, Leistungsträger und Leistungsempfänger<br />
grundlegend zu reformieren, ist in seinen Effekten zur Zeit noch nicht<br />
einschätzbar.<br />
Die Leitlinie <strong>der</strong> Landespolitik in Rheinland-Pfalz „Wohnen – wo ich will“ nach <strong>der</strong> zunehmend<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, betont wird von den Protagonisten ausdrücklich<br />
<strong>der</strong> Einschluss <strong>der</strong> Schwerstbehin<strong>der</strong>ten, soll im Kontext mit den reformerischen<br />
Effekten des Sozialgesetzbuch XII zum Auszug von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus<br />
Einrichtungen führen. Gleichzeitig sollen ambulante Strukturen aufgebaut werden, die<br />
eine umfassende Versorgung in eigenen Wohnungen gewährleisten können.<br />
Unsere gGmbH steht bereit für ihre Klientel, soweit dies im Einzelfall als möglich erscheint<br />
und gewünscht wird, dezentrale Wohnformen aufzubauen und begleitende ambulante<br />
Strukturen <strong>der</strong> Versorgung zu schaffen.<br />
Gleichzeitig wird sich unsere Organisation bei <strong>der</strong> Bemessung und Neuordnung von<br />
Vergütungssätzen unter Betonung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>bedarfe <strong>der</strong> von uns betreuten Nutzer<br />
engagiert für auskömmliche Finanzrahmen einsetzen, um auch künftig den Klienten alle<br />
fachlich angezeigten Hilfen zukommen zu lassen.<br />
Bei allen Bemühungen, die aus <strong>der</strong> Landes- und Bundespolitik hinsichtlich eines Zurückdrängens<br />
stationärer Hilfeangebote spürbar sind, können wir lediglich über den<br />
Trend einer starken aktuellen und zukünftigen Nachfrage nach stationären Angeboten<br />
berichten. Demgemäß stehen wir bereit diese Bedarfe ggf. auch durch die Schaffung<br />
weiterer Wohn-, För<strong>der</strong>- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu<br />
erfüllen.<br />
Wir können uns bei den allermeisten <strong>der</strong> von uns betreuten Klienten, die schwerst-<br />
mehrfachbehin<strong>der</strong>t sind, wobei im Hinblick auf selbständiges Wohnen insbeson<strong>der</strong>e die<br />
in <strong>der</strong> Regel schwere geistige Behin<strong>der</strong>ung zu beachten ist, ein Leben außerhalb des<br />
gruppenpädagogischen Rahmens einer stationären Einrichtung vorstellen.<br />
Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH wird auch in Zukunft die Bedarfe und Wünsche<br />
<strong>der</strong> Menschen mit schwersten Behin<strong>der</strong>ungen, respektive die stellvertretend von <strong>der</strong>en<br />
gesetzlichen Vertretern geäußerten und in <strong>der</strong> fachlichen Diskussion <strong>der</strong> gemeinsamen<br />
Teilhabeplanung erzielten Erkenntnisse, zur Grundlage des konzeptionellen Handelns<br />
machen.<br />
In Planung: Zurzeit tritt das Projekt M.A.E.H. (Miteinan<strong>der</strong> Arbeiten, Erleben, Hegen)<br />
– Tierwelt - in die Realisierungsphase. Auf einem Grundstück direkt neben <strong>der</strong> FWS<br />
Kettig sollen Bewohner und Beschäftigte die Möglichkeit erhalten fachlich begleitet den<br />
Umgang mit Tieren regelmäßig zu erleben.<br />
99
13 Soziale Dienstleistungsgesellschaft Mittelrhein gGmbH (SDM)<br />
Im Jahre 2008 gründete die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH mit <strong>der</strong> „Sozialen Dienstleistungsgesellschaft<br />
Mittelrhein“ eine Tochter gGmbH. Sie wird stationäre und teilstationäre<br />
Angebote des Trägers durch ambulante Angebote zu einem umfassenden Hilfsangebot<br />
abrunden. Folgende Dienstleistungen, die sich an Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
und ihre Angehörigen wenden, werden individuell, bedarfsgerecht und sukzessive aufgebaut:<br />
√ Betreutes Wohnen (Konzeption ist auf Nachfrage erhältlich)<br />
√ Betreuung im Sinne des Persönlichen Budgets<br />
√ Kompetenz- und Beratungszentrum für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />
√ Assistenz und Integrationshilfen im Wohnen und im Arbeits- und Freizeitbereich<br />
√ Mobilitätshilfen<br />
√ Serviceangebote<br />
√ Familienentlastung<br />
√ Assistenz- und Integrationshilfen im Vorschul- und Schulbereich<br />
√ u. a. m.<br />
Die Zielsetzung dieser gGmbH ist eindeutig darauf ausgerichtet, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
in <strong>der</strong> Region Mittelrhein beim selbstständigen Leben zu unterstützen. Sie leben<br />
in ihrer eigenen Wohnung, in ihrer Familie, in einer Wohngemeinschaft, brauchen zuweilen<br />
Unterstützung bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung, Freizeitgestaltung o<strong>der</strong> bei Krisensituationen.<br />
Wir vermitteln ein abgestimmtes Angebot. Wir beraten kostenlos und vertraulich,<br />
zu Hause o<strong>der</strong> in unserem Büro <strong>der</strong> SDM in Kettig.<br />
Kontakt:<br />
SDM<br />
Anne-Frank-Str. 1<br />
56220 Kettig<br />
Tel.: 02637/9435-128<br />
Fax: 02637/9435-150<br />
100
14 Glossar<br />
Andragogisch =<br />
Andragogik ist die Wissenschaft von <strong>der</strong> Bildung Erwachsener.<br />
Apallisches Syndrom =<br />
Das apallische Syndrom ist <strong>der</strong> medizinisch korrekte Begriff für das Wachkoma. Apallisch<br />
heißt dabei wörtlich übersetzt ohne Mantel bzw. ohne Rinde. Ein an<strong>der</strong>er gelegentlich<br />
verwendeter Begriff ist das Coma vigile. Es wurde erstmals 1940 vom deutschen<br />
Psychiater Ernst Kretschmer beschrieben. Ursache für das apallische Syndrom ist immer<br />
eine massive Schädigung des Gehirns, beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-<br />
Trauma, einem Schlaganfall, einer entzündlichen Gehirnerkrankung (Meningitis,<br />
Enzephalitis) o<strong>der</strong> einer schweren Sauerstoffmangelschädigung nach Reanimation.<br />
Im Gegensatz zum Koma liegen die Patienten scheinbar wach im Bett, sind aber häufig<br />
nicht durch äußere Reize erreichbar. Der Blick geht starr und unfixiert ins Leere; es gelingt<br />
nicht, einen Blickkontakt aufzubauen. Das Syndrom geht mit unterschiedlichen<br />
neurologischen Ausfällen einher.<br />
Atemmassage =<br />
Der Grundgedanke <strong>der</strong> Atemmassage nach Schmitt/Brüne ist die Beeinflussung <strong>der</strong><br />
Atmung auf reflektorische, d.h. nicht bewusst gesteuerte Weise. Die vertiefte Atmung<br />
erfolgt als spontane Antwort des Körpers auf therapeutische Reize.<br />
Die Therapeutin arbeitet mit speziellen Reizgriffen wie Dehnungs-, Klopf-, und Vibrationsreizen<br />
bis hin zu dosierten Schmerzreizen. Durch diese Reize kommt es zu einer<br />
verstärkten Ausatmung, die dann zu einer vertieften Atembewegung führt.<br />
Auditiv =<br />
Das Hören betreffend.<br />
Barrierefrei =<br />
s. Landesbauordnung Rheinland-Pfalz, „§1 Ziel dieses Gesetzes ist es, auf <strong>der</strong> Grundlage<br />
des Artikels 64 <strong>der</strong> Verfassung für Rheinland-Pfalz Benachteiligungen von behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen zu beseitigen und zu verhin<strong>der</strong>n sowie ihnen die gleichberechtigte<br />
Teilhabe am Leben in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft zu gewährleisten und eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.<br />
Dabei wird beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen Rechnung getragen.<br />
§2(3) Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände,<br />
Systeme <strong>der</strong> Informationsverarbeitung, akustische und visuelle<br />
Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie an<strong>der</strong>e gestaltete Lebensbereiche,<br />
wenn sie für behin<strong>der</strong>te Menschen in <strong>der</strong> allgemein üblichen Weise, ohne<br />
beson<strong>der</strong>e Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich<br />
und nutzbar sind.“<br />
Basale Stimulation =<br />
Basale Stimulation (von lat. basal = grundlegend und stimulatio = Anreiz, Anregung)<br />
bedeutet die Aktivierung <strong>der</strong> Wahrnehmungsbereiche und die Anregung primärer Körper-<br />
und Bewegungserfahrungen sowie Angebote zur Herausbildung einer individuellen<br />
non-verbalen Mitteilungsform (Kommunikation) bei Menschen, <strong>der</strong>en Eigenaktivität auf<br />
Grund ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist und <strong>der</strong>en Fähigkeit zur<br />
Wahrnehmung und Kommunikation erheblich behin<strong>der</strong>t ist, z.B.: schwerst mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />
Menschen, Schädel-Hirn-Traumatisierte, Menschen mit hemiplegischem,<br />
101
apallischem o<strong>der</strong> komatösem Syndrom. Mit einfachsten Möglichkeiten wird dabei versucht,<br />
den Kontakt zu diesen Menschen aufzunehmen, um ihnen den Zugang zu ihrer<br />
Umgebung und ihren Mitmenschen zu ermöglichen und Lebensqualität zu erleben.<br />
Begleitungskompetenz =<br />
Unter diesem Begriff verstehen wir die Fähigkeit eines Mitarbeiters sowohl Nutzer in<br />
ihrem Lebensalltag als auch Kollegen in <strong>der</strong>en Berufsalltag ein Begleiter, Assistent und<br />
För<strong>der</strong>er zu sein, um Kompetenzen zu entwickeln, Ressourcen zu for<strong>der</strong>n und Qualität<br />
zu sichern.<br />
Benchmarking =<br />
„Besser werden durch Lernen von an<strong>der</strong>en“<br />
Ist ein Analyse- und Planungsinstrument, das einen Vergleich des eigenen Unternehmens<br />
mit dem "Klassenbesten" <strong>der</strong> Mitbewerber und darüber hinaus auch Vergleiche<br />
mit branchenfremden (best practice) Unternehmen erlaubt. Es werden dabei Methoden,<br />
Abläufe und Strukturen verglichen um Qualitätssteigerungspotenziale aufzudecken.<br />
Dekubitus =<br />
Ein Dekubitus, auch Wundliegen, Druckbrand o<strong>der</strong> Druckgeschwür genannt, ist eine<br />
Wunde, die von den oberflächlichen Hautschichten über die tiefer liegenden Bindegewebsschichten<br />
bis hin zum Knochen reichen kann.<br />
Bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Wundfläche kommen unterschiedliche Faktoren zusammen: <strong>der</strong><br />
Zustand <strong>der</strong> Haut, <strong>der</strong> Allgemeinzustand und die Mobilität (Beweglichkeit) des Patienten<br />
und zusätzlich Reibung, Scherkräfte und Druck, die auf die Haut einwirken.<br />
Empathie =<br />
Als Empathie (griech. = Mitfühlen) bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen, sich<br />
kognitiv in einen an<strong>der</strong>en Menschen hineinzuversetzen, seine Gefühle zu teilen und<br />
sich damit über sein Verstehen und Handeln klar zu werden (Einfühlungsvermögen).<br />
Epilepsie =<br />
Unter Epilepsie (griechisch = Anfall) versteht man ein Krankheitsbild mit wie<strong>der</strong>holt auftretenden<br />
epileptischen Anfällen (mindestens 2), die nicht durch eine vorausgehende<br />
erkennbare Ursache hervorgerufen wurden. Ein epileptischer Anfall ist die klinische Äußerung<br />
einer abnormen und exzessiven Entladung von Nervenzellverbänden im Gehirn.<br />
Er ist charakterisiert durch plötzlich auftretende und vorübergehende Erscheinungsformen<br />
wie Än<strong>der</strong>ung des Bewusstseins, motorische Ereignisse, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung und des Gefühls, die vom Patienten o<strong>der</strong> einem Beobachter wahrgenommen<br />
werden. Einzeln auftretende epileptische Anfälle sind von dieser Definition<br />
ausgenommen und werden auch als "Gelegenheitsanfälle" bezeichnet.<br />
Fachausschuss =<br />
Der Fachausschuss ist ein beratendes Gremium, das auf Grundlage eines Vorschlages<br />
des Trägers <strong>der</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> im Falle des § 5 Abs. 5 Satz 2 WVO auch des zuständigen<br />
Rehabilitationsträgers Stellungnahmen und Empfehlungen abgibt. Stimmrecht haben<br />
hier jeweils ein Vertreter aus WfbM, Bundesagentur für Arbeit und Landesamt<br />
Mainz als überörtlicher Kostenträger. Beratend nimmt ein Vertreter des örtlichen Sozialhilfeträgers<br />
teil. (s. Cramer 2003)<br />
102
Gruppenpädagogik =<br />
Das Konzept <strong>der</strong> Gruppenpädagogik ("social group work") wurde in den USA entwickelt<br />
und zwar maßgeblich von Gisela Konopka. Wesentlich bei diesem Konzept ist, dass<br />
Einzelne durch die Gruppe befähigt werden sollen, ihre persönlichen und sozialen Probleme<br />
besser zu bewältigen. Dagegen abgegrenzt werden die beiden an<strong>der</strong>en Methoden<br />
<strong>der</strong> Sozialarbeit/Sozialpädagogik: die Einzelfallhilfe und die Gemeinwesenarbeit.<br />
Gustatorisch =<br />
Den Geschmack betreffend.<br />
Haptisch – taktil =<br />
Das Fühlen auf <strong>der</strong> Haut und mit <strong>der</strong> Haut (aktiv und passiv) betreffend.<br />
Hippotherapie =<br />
Die Hippotherapie ist eine Ergänzung zur Physiotherapie, bei <strong>der</strong> speziell ausgebildete<br />
Pferde eingesetzt werden. Bei dieser Form <strong>der</strong> Krankengymnastik auf neurophysiologischer<br />
Basis wird das Reitpferd als Medium verwendet, um Bewegungsimpulse auf das<br />
Becken des Menschen zu übertragen. Dabei sitzt <strong>der</strong> Patient meist in <strong>der</strong> Gangart<br />
Schritt auf dem Pfer<strong>der</strong>ücken.<br />
Kinästhetisch =<br />
Das Empfinden <strong>der</strong> Bewegung des Körpers betreffend.<br />
Kognitiv =<br />
Mit dem Begriff Kognition werden solche Prozesse und Produkte bezeichnet, die auf <strong>der</strong><br />
Grundlage <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des Gehirns auf überwiegend intellektuelle, verstandesmäßige<br />
Wahrnehmungen und Erkenntnisse bezogen sind.<br />
Kontraktur =<br />
Teilweise o<strong>der</strong> vollständige Versteifung eines Gelenkes durch Krankheitsprozesse im<br />
o<strong>der</strong> um ein Gelenk.<br />
LWTG =<br />
Das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) ist in Rheinland-Pfalz am 1.<br />
Januar 2010 an die Stelle des alten Heimgesetzes des Bundes getreten. Es will mit<br />
seinen Regelungen die Qualität <strong>der</strong> Einrichtungen für ältere Menschen und für volljährige<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und volljährige pflegebedürftige Menschen för<strong>der</strong>n und<br />
kleinräumige, selbstbestimmte gemeinschaftliche Wohnformen unterstützen.<br />
Organisationshandbuch =<br />
Im Organisationshandbuch <strong>der</strong> FWS (als Datei im Intranet und in Papierform) sind alle<br />
Dinge abgelegt und gespeichert, die für unsere Arbeit relevant o<strong>der</strong> interessant sind<br />
o<strong>der</strong> die wir für unsere Arbeit selbst entwickelt haben.<br />
Beispiele: Formular zur Reisekostenabrechung, Zeiterfassungskorrekturbeleg, THP-<br />
Vordruck, Biostoffverordnung, Stellenbeschreibung uvm.)<br />
Die Dokumente werden jährlich überprüft.<br />
Olfaktorisch =<br />
Das Riechen betreffend.<br />
103
Opthalmologisch =<br />
Die Augenheilkunde betreffend.<br />
Physiotherapie =<br />
Physiotherapie ist die äußerliche Anwendung von Heilmitteln. Sie orientiert sich bei <strong>der</strong><br />
Behandlung sowohl an den natürlichen chemischen und physikalischen Reizen <strong>der</strong><br />
Umwelt (z.B. Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität) als auch an den anatomischen<br />
und physiologischen Gegebenheiten des Patienten. Dabei zielt die Behandlung<br />
auf natürliche, physiologische Reaktionen des Organismus (z. B. Muskelaufbau, Stoffwechselanregung)<br />
zur Wie<strong>der</strong>herstellung, Erhaltung o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesundheit.<br />
Anwendungen sind z. B. Krankengymnastik als Einzel-, o<strong>der</strong> Gruppentherapie, Massagen,<br />
Thermotherapie (Wärme- und Kältetherapie in verschiedenster Form), Atemtherapie,<br />
Bewegungsbä<strong>der</strong>, Rückenschule...<br />
Propriozeptiv =<br />
Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Stellung und Bewegung des eigenen Körpers im Raum betreffend<br />
(Tiefensensibilität).<br />
Psychomotorik =<br />
Gesamtheit des durch psychische Vorgänge beeinflussten körperlich-seelischen Ausdrucksverhaltens.<br />
Selbstversorgungsgedanke =<br />
Soziale Einrichtungen tragen in sich die Tendenz ihre Klienten in einem totalitären Sinne<br />
überzuversorgen (s. GOFFMANN, 1971) und gleichzuschalten. Diesem, mitunter<br />
auch als Institutionalisierung bezeichneten Phänomen, wollen wir durch Individualisierung<br />
<strong>der</strong> Hilfen und durch Entinstitutionalisierung begegnen. Gelingen kann dies mit <strong>der</strong><br />
griffigen Formulierung: „Ein Heim ist kein Hotel!“ Wir streben eine aktivierende Betreuung<br />
und Pflege an, bei <strong>der</strong> die Klienten möglichst viel an Selbstversorgung übernehmen.<br />
Für diesen Prozess gilt es die Ressourcen <strong>der</strong> Nutzer zu erkennen, diese durch<br />
For<strong>der</strong>ungen zu trainieren und zu för<strong>der</strong>n. Ein Beispiel: nicht die Arbeitskräfte aus Betreuung<br />
o<strong>der</strong> Hauswirtschaft decken den Tisch zu den Mahlzeiten, son<strong>der</strong>n die Bewohner<br />
im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten. Diese reichen vom selbständigen Tischdecken<br />
bis hin zum Tischdienst unter erheblicher Mitwirkung durch das Personal.<br />
Spastik =<br />
Eine Spastik ist ein schmerzhafter Muskelkrampf, <strong>der</strong>en Ursache in einer Störung des<br />
Zentralen Nervensystems (Gehirn o<strong>der</strong> Rückenmark) liegt.<br />
Snoezelen =<br />
Snoezelen ist ein Kunstwort aus dem Nie<strong>der</strong>ländischen (von sniffelen (riechen, Schnüffeln)<br />
und doezelen (ruhen, dösen)) und bezeichnet eine Technik aus <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>- und<br />
Heilpädagogik die Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre von Jan Hulsegge und Ad Verheul entwickelt<br />
wurde. Schwerstbehin<strong>der</strong>te sollen beim Snoezelen einzelne Sinneswahrnehmungen in<br />
einer ruhigen, ansonsten reizarmen Umgebung erleben. Abseits vom Alltag mit seinen<br />
vielfältigen, in die Breite gehenden Sinneseindrücken, wird beim Snoezelen ein einzelner<br />
Sinn (z.B. <strong>der</strong> Tastsinn) stimuliert. Heute stellt Snoezelen eine Schnittstelle zwischen<br />
Therapie und dem ursprünglichen Ansatz von Freizeitgestaltung dar.<br />
104
Systemisch =<br />
Was heißt systemisch?<br />
Grundsätzliches zur systemischen Therapie von Wilhelm Rotthaus.<br />
Die systemische Psychotherapie, die systemische Beratung und die systemische Supervision<br />
bauen auf mo<strong>der</strong>nen Konzepten system- theoretischer Wissenschaft auf, die<br />
mittlerweile Eingang in alle Disziplinen <strong>der</strong> Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften<br />
gefunden haben. Sie ermöglichen es, komplexe Phänomene, die menschliches Leben<br />
und Zusammenleben charakterisieren, komplexitätsgerecht aufzufassen und eine passende<br />
Methodik zu ihrer Behandlung zu entwickeln. Nach systemischem Verständnis ist<br />
<strong>der</strong> Mensch immer zugleich als biologisches und als soziales Wesen zu betrachten.<br />
Die systemische Perspektive rückt deshalb die dynamische Wechselwirkung zwischen<br />
den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen<br />
des Lebens an<strong>der</strong>erseits ins Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung, um das Individuum und<br />
seine psychischen Störungen angemessen verstehen zu können. (…)<br />
Grundlage für die systemische Praxis ist die Kooperation zwischen Hilfesuchendem und<br />
Helfer. Zentrales Arbeitsmittel ist <strong>der</strong> öffnende Dialog. Dem Klienten gegenüber bemüht<br />
sich <strong>der</strong> Therapeut, Berater o<strong>der</strong> Supervisor um eine Haltung des Respekts, <strong>der</strong> Unvoreingenommenheit,<br />
des Interesses und <strong>der</strong> Wertschätzung bisheriger Handlungs- und<br />
Lebensstrategien. DGSF 2001<br />
Systemischer Ansatz =<br />
Ein System besteht aus einer Menge von Elementen und ihren spezifischen Reaktionen<br />
zueinan<strong>der</strong>. Das System wird als Regelkreis erfasst um Zustände zu beschreiben und<br />
Beziehungen zwischen Einflüssen zu analysieren.<br />
THP (früher IHP) =<br />
Individuelle Teilhabeplanung. „Das Zwölfte Buch des Sozialgesetzbuches (SGB XII)<br />
sieht vor, dass bei Leistungen, die von Trägern <strong>der</strong> Einrichtungen erbracht werden,<br />
Leistungs-, Vergütungs- und Prüfungsvereinbarungen abgeschlossen werden. In Rahmenverträgen<br />
zu diesen Vereinbarungen sollen zwischen dem überörtlichen Träger <strong>der</strong><br />
Sozialhilfe, den kommunalen Spitzenverbänden und den Vereinigungen <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong><br />
Einrichtungen auf Landesebene die Rahmenbedingungen festgelegt werden.<br />
Das Land Rheinland-Pfalz hat gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenverbänden und<br />
den Trägern von Einrichtungen Vereinbarungen getroffen, die zum einen die Umsetzungsschritte,<br />
zum an<strong>der</strong>en die personenzentrierte regional orientierte Hilfeerbringung<br />
festlegt. Grundlage für eine an den Bedarfen <strong>der</strong> Person orientierte Hilfegewährung ist<br />
eine Teilhabeplanung, die gemeinsam mit <strong>der</strong> Person durchgeführt wird. Bereits im Jahr<br />
2000 haben sich die Beteiligten auf die Entwicklung eines Instrumentariums zur Teilhabeplanung<br />
geeinigt. Dieses Instrumentarium, <strong>der</strong> Individuelle -Teilhabeplan (THP), liegt<br />
nunmehr vor und wird ab dem Jahr 2003 bei den Personen, die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
o<strong>der</strong> Hilfen in beson<strong>der</strong>en sozialen Schwierigkeiten benötigen als Grundlage für eine<br />
individuelle Teilhabeplanung verwendet.“<br />
(Zitiert nach <strong>der</strong> Internetseite http://www.masfg.rlp.de/Soziales/; Februar 2009)<br />
Thrombose =<br />
Die Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, bei <strong>der</strong> sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in<br />
einem Gefäß bildet. Obwohl Thrombosen in allen Gefäßen auftreten können, meint man<br />
meist eine Venenthrombose.<br />
105
Vestibulär =<br />
Den Gleichgewichtssinn betreffend.<br />
Visuell =<br />
Das Sehen betreffend.<br />
106
15 Literatur und Quellenangaben<br />
Bifos 2001 - Wörterbuch für leichte Sprache./Wir vertreten uns selbst! (Hrsg.),<br />
bifos Schriftenreihe, 3. überarbeitete Auflage 2001.<br />
Bleidick 1995 - Einführung in die Behin<strong>der</strong>tenpädagogik./ Bleidick, Ullrich u.a.,<br />
3 Bände, 5. Auflage, Stuttgart 1995.<br />
Cramer 2003 – Werkstätten für Behin<strong>der</strong>te Menschen./ Cramer, Horst C.,<br />
Verlag C. H. Beck, 3. Auflage, München 2003.<br />
Erikson 1966 - Identität und Lebenszyklus. Erikson, E.H., Suhrkamp Taschenbuch<br />
Verlag: Frankfurt am Main, 1. Auflage 1973.<br />
Fröhlich 1998 - Basale Stimulation - Das Konzept./ Fröhlich, Andreas,<br />
Düsseldorf 1998.<br />
Goffman 1971 - Verhalten in sozialen Situationen. Strukturen und Regeln <strong>der</strong> Interaktion<br />
im öffentlichen Raum./Goffman, Erving,<br />
Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1971.<br />
Gröschke 1997 - Praxiskonzepte <strong>der</strong> Heilpädagogik. Anthropologische, ethische<br />
und pragmatische Dimensionen/ Gröschke, Dieter,<br />
2., neu bearb. Aufl., München 1997.<br />
Günther/Bergler 1992 - Arbeitsplatz stationäre Jugendhilfe. Ergebnisse einer vergleichenden<br />
Berufsfeldanalyse und Maßnahmevorschläge./ Günther, Rudolf; Bergler, M.,<br />
Frankfurt a. M. (IGfH) 1992.<br />
Heinz, Petra/Küster, Karl Ludwig – Konzeption einer Kombinationseinrichtung für<br />
mehrfachbehin<strong>der</strong>te blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Erwachsene und mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />
nichtsehgeschädigte Erwachsene mit Werkstatt, För<strong>der</strong>werkstatt, För<strong>der</strong>stätte<br />
und Wohnheim, Neuwied 1993.<br />
Metzger/Bentele 1996 - Didaktik und Praxis <strong>der</strong> Heilerziehungspflege / Bentele,<br />
Peter; Metzger, Thomas,<br />
LAMBERTUS-VERLAG Ein Lehrbuch, 3. Auflage, 1998.<br />
Schubert/Zink 1998 – Qualitätsmanagement in sozialen Dienstleistungsunternehmen /<br />
Schubert, Hans Joachim; Zink, Klaus J.,<br />
Luchterhand, Berlin 1998.<br />
Speck 1982 - Erwachsenenbildung bei geistiger Behin<strong>der</strong>ung. Grundlagen - Entwürfe<br />
- Berichte. / Speck, Otto (Hrsg.),<br />
Reinhardt, München 1982.<br />
Thesing 1990 - Betreute Wohngruppen und Wohngemeinschaften für Menschen<br />
mit einer geistigen Behin<strong>der</strong>ung / Thesing, Theodor,<br />
Lambertus, Freiburg im Breisgau 1990.<br />
107
VBS 2006 – Mehrfachbehin<strong>der</strong>te, blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Menschen brauchen<br />
mehr zum Leben!, VBS (Hrsg.),<br />
Würzburg, 2. Auflage, 2006.<br />
http:// de.wikipedia.org<br />
108
Anlagen<br />
Anlage 1: Platzangebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
109<br />
Leutes- Neuwied Kettig Gesamt<br />
dorf<br />
Dauerwohnplätze 15 5 98 118<br />
Kurzzeitwohnen 4 4<br />
Tagesför<strong>der</strong>ung 19 56 75<br />
Arbeitsplätze für<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung 42 42<br />
239
Anlage 2: Schaubild <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
110<br />
Heilpädagogisch-<br />
Therapeutisches<br />
Zentrum Neuwied<br />
gGmbH<br />
(1/3)<br />
Mittelrheinische<br />
Stiftung für Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ung<br />
Verwaltung<br />
SDM – Soziale<br />
Dienstleistungs-<br />
gGmbH Mittelrhein<br />
För<strong>der</strong>verein zu<br />
Gunsten <strong>der</strong><br />
FWS gGmbH<br />
Haus Wein-<br />
bergstraße<br />
Verein für körper-<br />
und mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />
Menschen<br />
e.V., Neuwied-<br />
An<strong>der</strong>nach<br />
(1/3)<br />
Gesellschafter-<br />
versammlung<br />
FWS g GmbH<br />
Geschäftsführer<br />
bergstraße<br />
Haus Leutesdorf<br />
Fachbeirat<br />
Anlage<br />
Kettig<br />
Verein zur Betreuung<br />
blin<strong>der</strong> und<br />
sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong><br />
e.V., Neuwied<br />
(1/3)<br />
Eltern- und<br />
Betreuer-<br />
kreis
Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
BL<br />
Leutesdorf<br />
Gr. 1-3<br />
111<br />
Leitung<br />
Küche<br />
Küche und<br />
Leitung<br />
HW/<br />
HW<br />
BL<br />
Kettig 1<br />
Gr. 1-2<br />
TAF 1/2<br />
Heimleitung<br />
Gr. 3-4<br />
TAF 3/4<br />
BL<br />
Kettig 2<br />
Gr. 5-6<br />
TAF 5/6<br />
BL<br />
Kettig 3<br />
Nachtwachen<br />
Beauftragter für<br />
Pflege und Nachtdienst <br />
Qualitätsmanagement<br />
Begl.<br />
Dienste<br />
Verwaltung<br />
Geschäftsführer<br />
Leitung<br />
WfbM<br />
Sozialdienst<br />
Arbeitsschutz<br />
Hygiene-<br />
management<br />
WfbM<br />
Haus<br />
Weinb.<br />
BL<br />
Kettig 4<br />
Begl.<br />
Dienste<br />
Heimleitung<br />
BL<br />
Kettig 5<br />
Gr. 7-8<br />
TAF 7/8<br />
Gr. 9-10<br />
TAF 9/10<br />
BL<br />
Kettig 6<br />
Gr. 11-12<br />
TAF 11/12<br />
Leitung<br />
Haustechnik<br />
Haustechnik
Anlage 4: Bewohnerorganigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />
112
Anlage 5: Die Gesellschafter <strong>der</strong> FWS gGmbH:<br />
113<br />
� Heilpädagogisch Therapeutisches Zentrum<br />
Beverwijker Ring 2<br />
56564 Neuwied<br />
℡ 02631 9656-0<br />
���� 02631 55773<br />
eMail: info@htz-neuwied.de<br />
www.htz-neuwied.de<br />
Geschäftsführer: Wilbert Peifer<br />
� Verein zur Betreuung blin<strong>der</strong> und sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> e.V.<br />
Feldkircher Str. 100<br />
56567 Neuwied<br />
℡ 02631 9700<br />
���� 02631 970180<br />
eMail: Verein-Blin<strong>der</strong>-Kin<strong>der</strong>@t-online.de<br />
www.verein-blin<strong>der</strong>-kin<strong>der</strong>.de<br />
Vorsitzende: Petra Heinz<br />
� Verein für körper- und mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen e.V.<br />
c/o HTZ<br />
Beverwijker Ring 2<br />
56564 Neuwied<br />
℡ 02631 9656-0<br />
���� 02631 55773<br />
eMail: info@htz-neuwied.de<br />
www.htz-neuwied.de<br />
Vorsitzende: Heidrun Walburg<br />
Die FWS gGmbH ist Mitglied des:<br />
� Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-<br />
Pfalz/Saarland e.V.<br />
Feldmannstr. 92<br />
66119 Saarbrücken<br />
℡ 06 81 9 26 60-0<br />
���� 06 81 9 26 60-40<br />
eMail: info.rps@paritaet.org<br />
www.paritaet-rheinland-pfalz-saarland.de<br />
Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Krause<br />
Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband vertritt den Gesellschafter HTZ in<br />
<strong>der</strong> Gesellschafterversammlung.
114<br />
�<br />
An dieser Stelle möchten wir einen Dank an alle aussprechen, die zum<br />
Gelingen dieser <strong>Gesamtkonzeption</strong> beigetragen haben.