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Gesamtkonzeption der Förder

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1<br />

G e s a m t k o n z e p t i o n<br />

d e r<br />

F ö r d e r – u n d W o h n s t ä t t e n g G m b H<br />

4. überarbeitete Auflage 2011<br />

Herausgeber: FWS gGmbH, Kettig<br />

K e t t i g


Carsten Liersch, Kommunikationsdesigner und die FWS gGmbH kommentieren das<br />

Logo:<br />

Das Zeichen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

Das Logo besteht aus einfachen Formen: Ein großes Quadrat, von dem sich ein weiteres,<br />

kleineres Quadrat löst, und das durch zwei bogenförmige, ineinan<strong>der</strong>greifende Linien<br />

durchbrochen wird – eine Grundidee <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH wird<br />

aufgegriffen und visualisiert: Eine offene Einrichtung, es geht etwas hinein und kommt<br />

wie<strong>der</strong> heraus, ein Austausch findet statt. Es gibt Individuelles, Integration und Vernetzung.<br />

Gleichzeitig aber auch eine Verän<strong>der</strong>ung: Der obere Bogen wirkt eher technisch; er<br />

verän<strong>der</strong>t seine Farbe bei Eintritt in das Quadrat, sein nach unten führen<strong>der</strong> Schwung<br />

wird dann vom unteren Bogen – mit einem Pinsel menschlich und nicht geradlinig gezeichnet<br />

– aufgefangen und wie<strong>der</strong> nach oben umgelenkt. Der Schwung des unteren<br />

Bogens führt hin zum Schriftzug „För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH“.<br />

Diese Linienführung kann mit Wasser assoziiert werden – alles ist im Fluß, es geht auf<br />

und ab, wie im Leben, um letztlich in etwas Gutem zu münden.<br />

Die Form des oberen Bogens ist angelehnt an die <strong>der</strong> Dächer <strong>der</strong> Häuser in Kettig und<br />

schafft somit einen architektonischen Bezug; gleichzeitig gibt es dem Zeichen auch etwas<br />

behütendes – ein Dach, unter dem Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung ein Zuhause finden,<br />

schafft Bezug zum Namensbestandteil „Wohnstätte“ <strong>der</strong> Einrichtung. Der untere Bogen<br />

fängt auf und weist nach oben – und kann mit dem Aspekt „För<strong>der</strong>ung“ assoziiert werden.<br />

Das kleinere, sich lösende Quadrat berücksichtigt, dass die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

gGmbH neben dem Hauptsitz in Kettig noch weitere Einrichtungen betreibt. Weiterhin<br />

kann das kleine Quadrat als Ausdruck individueller För<strong>der</strong>ung gesehen werden: Jemand<br />

erfährt För<strong>der</strong>ung und entfernt sich wie<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Einrichtung, z.B. in spezielle<br />

Wohnformen individuellen Zuschnitts, ist aber weiter als Teil <strong>der</strong> Gesamteinrichtung zu<br />

sehen und kann sich selbst so fühlen.<br />

Bei aller Stringenz des Logos, die in dem blauen Quadrat basishaft beruht, wirkt das<br />

kleine vagabundierende Quadrat als spielerische Ergänzung, lässt auf Lebensfreude,<br />

Kreativität und Vielfalt schließen.<br />

Die Farbe Blau – sie steht neben Vertrauen und Verlässlichkeit auch für Harmonie und<br />

Ruhe – wie auch die Klarheit <strong>der</strong> verwendeten Schrift und Formen vermitteln, dass in<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte mit Sachverstand gearbeitet wird.<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH präsentiert sich mit dem Logo als eine offene Einrichtung,<br />

die nicht nur für alle Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung ein Platz <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung, des<br />

Wohnens und des Arbeitens ist, son<strong>der</strong>n die auch als Institution offen ist für die Zukunft,<br />

für Verän<strong>der</strong>ungen; sie bewahrt die gestalteten Angebote und ist gleichzeitig innovativ<br />

ausgerichtet.<br />

Die einfachen Formen des Signets ermöglichen eine unkomplizierte Reproduzierbarkeit<br />

in unterschiedlichsten Voraussetzungen und Medien.<br />

2


Verwaltung<br />

Anne-Frank-Str. 1<br />

56220 Kettig<br />

� 02637 9435-0<br />

Telefax: 02637 9435-150<br />

E-mail: info@fws-kettig.de<br />

www.fws-kettig.de<br />

Kurzzeitwohnplätze<br />

Haus Leutesdorf<br />

In <strong>der</strong> Gartenlay 19<br />

� 02631 71129<br />

Telefax: 02631 959957<br />

E-mail: haus-leutesdorf@fws-kettig.de<br />

Dauerwohnplätze und Tagesför<strong>der</strong>ung für Schwerstbehin<strong>der</strong>te in den Häusern:<br />

� 56564 Neuwied<br />

Außenwohngruppe Haus Weinbergstraße<br />

Weinbergstraße 38<br />

� 02631 56621<br />

Telefax: 02631 955126<br />

E-mail: haus-weinbergstrasse@fws-kettig.de<br />

� 56599 Leutesdorf<br />

In <strong>der</strong> Gartenlay 19<br />

� 02631 71129<br />

Telefax: 02631 959957<br />

E-mail: haus-leutesdorf@fws-kettig.de<br />

� 56220 Kettig<br />

Anne-Frank-Str. 1<br />

56220 Kettig<br />

� 02637 9435-0<br />

Telefax: 02637 9535-150<br />

E-mail: info@fws-kettig.de<br />

Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM)<br />

Anne-Frank-Str. 1<br />

56220 Kettig<br />

� 02637 3435-711<br />

Telefax: 02637 9435-709<br />

E-mail: werkstatt@fws-kettig.de<br />

3


Verehrte Leserinnen und Leser,<br />

die vorliegende vierte Auflage <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />

Wohnstätten gGmbH ist ein umfangreiches Werk, trotz aller Bemühungen<br />

um eine inhaltliche Beschränkung auf das Wesentliche. Was als wichtig<br />

erachtet wurde, soll auch drinstehen, haben wir entschieden, denn schließlich<br />

ist in einer vielgliedrigen Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe vieles wichtig.<br />

(Als aktuelle Ergänzung ist unser Teilhabekonzept nach § 8 LWTG* eingefügt.)<br />

Der große Umfang mag auch darin begründet sein, dass diese Konzeption<br />

in <strong>der</strong> gesamten Mitarbeiter- und Trägerschaft diskutiert und entwickelt<br />

wurde. Und dies ist ihr Vorteil, denn diese Konzeption schreibt Standards<br />

fest, wie sie für eine mo<strong>der</strong>ne Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe verpflichtend<br />

sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann sie Orientierungshilfe<br />

sein.<br />

Wer sich nicht die Zeit nehmen will o<strong>der</strong> kann das vielseitige Werk zu lesen,<br />

erhält gerne Teil- und Kurzkonzeptionen und ebenso umfangreiches<br />

Prospektmaterial. Alle Informationen sind auch als Audiodatei und in Brailleschrift<br />

erhältlich.<br />

Bitte sprechen Sie uns an!<br />

Kettig, im Oktober 2011<br />

Dr. Alfred Marmann Irmtrud Burkard<br />

Geschäftsführer ppa.<br />

Leiterin Wohnen und<br />

Tagesstätte<br />

Johannes Herbig Rolf Stamm<br />

Leiter Wohnen und Werkstattleiter<br />

Tagesstätte<br />

5


Aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit wurde im gesamten vorliegenden Text ausschließlich<br />

die männliche Form von Personen- und Berufsgruppen genannt. Weibliche<br />

Mitglie<strong>der</strong> dieser Personen- und Berufsgruppen sind selbstverständlich immer auch angesprochen<br />

und gemeint.<br />

6


7<br />

<strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

(im folgenden FWS genannt)<br />

Präambel ........................................................................................................................9<br />

1 Leitbild...................................................................................................................10<br />

1.1 Pädagogische Leitgedanken.............................................................................11<br />

2 Nutzer <strong>der</strong> Angebote ............................................................................................14<br />

2.1 Personenkreis................................................................................................14<br />

2.2 Gesetzliche Grundlagen ...............................................................................15<br />

2.3 Aufnahmeverfahren ......................................................................................16<br />

2.4 Verträge mit Nutzern.....................................................................................16<br />

3 Fachliche Leitlinien für die Betreuungsleistungen............................................18<br />

3.1 Allgemeines ...................................................................................................18<br />

3.1.1 Teilhabekonzept nach § 8 LWTG für die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.............21<br />

3.1.2 Paten-/Bezugsbetreuersystem.....................................................................22<br />

3.2 Individuelle Teilhabeplanung .......................................................................23<br />

3.2.1 Definition......................................................................................................23<br />

3.2.2 Inhalt und Ziele ............................................................................................24<br />

3.2.3 Beteiligte......................................................................................................24<br />

3.3 Tagesstrukturierung .....................................................................................24<br />

3.3.1 Tagesför<strong>der</strong>stätte.........................................................................................24<br />

3.3.1.1 T. .................................................................................................................28<br />

3.3.1.2 Bewegungsbad............................................................................................30<br />

3.3.1.3 Matschraum.................................................................................................30<br />

3.3.1.4 Musikraum ...................................................................................................31<br />

3.3.1.5 Schwarzraum...............................................................................................32<br />

3.3.1.6 Snoezelenraum............................................................................................33<br />

3.3.1.7 Turnhalle......................................................................................................34<br />

3.3.2 Workshops...................................................................................................35<br />

3.3.3 Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen.............................................................40<br />

3.4 Klientenorientierung .....................................................................................41<br />

3.4.1 Bewohnerbeirat............................................................................................41<br />

3.4.2 Werkstattrat .................................................................................................42<br />

3.4.3 Bewohnerfürsprecher ..................................................................................44<br />

3.5 Elternarbeit ....................................................................................................44<br />

3.5.1 Elternkreis....................................................................................................49<br />

5.1 Personal .........................................................................................................53<br />

5.1.1 Berufsgruppen .............................................................................................53<br />

5.1.2 Personelle Kontinuität..................................................................................53<br />

5.1.3 Teamarbeit ..................................................................................................53<br />

5.1.4 Leitbild Führung...........................................................................................54<br />

5.1.5 Fortbildung...................................................................................................56<br />

5.1.6 Ausbildung...................................................................................................57<br />

5.1.7 Ehrenamt .....................................................................................................62


8<br />

5.1.8 Betriebsrat ...................................................................................................62<br />

5.2 Qualitätsentwicklung ....................................................................................63<br />

5.2.1 Qualitätsmanagementsystem ......................................................................63<br />

5.2.2 Selbstevaluation ..........................................................................................64<br />

5.2.3 Mitarbeitergespräch.....................................................................................64<br />

5.3 Datenschutz...................................................................................................64<br />

5.3.1 Rechtliche Bestimmungen ...........................................................................64<br />

6 Begleitende Dienste .............................................................................................66<br />

7 Stationäre Betreuungsformen.............................................................................73<br />

7.1 Kurzzeitwohnen.............................................................................................73<br />

7.2 Wohnen auf Dauer.........................................................................................76<br />

7.3 Tagesför<strong>der</strong>ung.............................................................................................85<br />

8 Unsere Betreuungsformen an verschiedenen Standorten ...............................86<br />

8.1 Haus Weinbergstraße- Konzeption <strong>der</strong> Außenwohngruppe (AWG)..........86<br />

8.2 Haus Leutesdorf – Konzeption Haus Leutesdorf .......................................88<br />

8.3 För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig.....................................................................91<br />

8.4 Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kettig (Schwerpunkt<br />

Sehgeschädigte) ......................................................................................................91<br />

9 Verbands- und Gremienarbeit.............................................................................95<br />

10 Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH Kettig in ihrem<br />

fachlichen Netzwerk ....................................................................................................96<br />

11 Öffentlichkeitsarbeit......................................................................................98<br />

11.1 Hauszeitung...................................................................................................98<br />

11.2 Internet...........................................................................................................98<br />

12 Ausblick..................................................................................................................99<br />

13 Soziale Dienstleistungsgesellschaft Mittelrhein gGmbH (SDM)......................100<br />

14 Glossar .................................................................................................................101<br />

15 Literatur und Quellenangaben............................................................................107<br />

Anlagen ......................................................................................................................109<br />

Anlage 1: Platzangebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH .......................109<br />

Anlage 2: Schaubild <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH...............................110<br />

Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ........................110<br />

Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ........................111<br />

Anlage 4: Bewohnerorganigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH........112<br />

Anlage 5: Die Gesellschafter <strong>der</strong> FWS gGmbH: .................................................113


Präambel<br />

9<br />

Präambel<br />

(Auszug aus Gesellschaftervertrag vom 8.7.1991)<br />

§ 2<br />

Gegenstand <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

1. Aufgabe <strong>der</strong> Gesellschaft ist es, für blinde, sehbehin<strong>der</strong>te und nichtsehgeschädigte<br />

mehrfach- und schwerstmehrfach behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Einrichtungen mit geeigneten För<strong>der</strong>- und Wohnmöglichkeiten<br />

zu errichten, zu betreiben und zu unterhalten.<br />

2. Alle Maßnahmen dienen einer je nach Schwere <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>lichen<br />

För<strong>der</strong>ung und Betreuung im beruflichen und sozialen<br />

Bereich sowie <strong>der</strong> Pflege dieses Personenkreises.


1 Leitbild<br />

10<br />

Unsere För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH ist eine unabhängige Einrichtung<br />

<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe, überkonfessionell und überparteilich. Sie<br />

wurde von ihren Gesellschaftern gegründet, um bedarfsgerechte<br />

Betreuungsangebote für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen aufzubauen und<br />

zu unterhalten.<br />

Als Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband fühlen wir<br />

uns den vielfältigen sozialen Zielen dieses Verbandes gerne verpflichtet.<br />

Folgende Leitlinien bestimmen unser Handeln:<br />

o Je<strong>der</strong> Mensch hat das Recht, sein Leben eigenverantwortlich<br />

zu gestalten. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung begegnen wir mit Respekt.<br />

Sie sind Mitglie<strong>der</strong> unserer Gesellschaft, die angemessene<br />

Hilfen zur Integration benötigen.<br />

o Unsere sozialen Dienstleistungen haben zum Ziel, den Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung ein Höchstmaß an persönlicher Entwicklung,<br />

beruflicher Integration und individueller Lebensqualität<br />

zu ermöglichen.<br />

o Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung wollen und benötigen soziale Teilhabe.<br />

Sie werden von uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten als<br />

Partner bei <strong>der</strong> Erfüllung unserer Aufgabe beteiligt.<br />

o Unsere Dienstleistungen orientieren sich am individuellen Bedarf<br />

<strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Wir stellen ausreichende<br />

wirtschaftliche Ressourcen zur Verfügung. Wir setzen uns engagiert<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen ein, wenn erfor<strong>der</strong>liche Hilfen<br />

fehlen.<br />

o Die Weiterentwicklung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe ist Teil unserer Arbeit,<br />

um innovativ Chancen für unsere Klienten zu eröffnen.<br />

Fachlichkeit, die mit Hilfe unserer grundlegenden Konzeption


11<br />

geför<strong>der</strong>t und reflektiert wird, garantiert einen qualitativ hohen<br />

Standard <strong>der</strong> Betreuungsarbeit.<br />

o Die Mitarbeiterschaft <strong>der</strong> verschiedenen Bereiche unserer<br />

gGmbH versteht sich als Dienstgemeinschaft, die gemeinsame<br />

Ziele zu Gunsten <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung verfolgt.<br />

o Ein kooperativer, mitarbeiterorientierter Umgang über alle Ebenen<br />

hinweg sichert ein positives Betriebsklima. Dieses ist eine<br />

<strong>der</strong> Grundlagen für menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

in unseren Einrichtungen und Diensten.<br />

Kettig, im Jahre 2008<br />

1.1 Pädagogische Leitgedanken<br />

Pädagogische Leitgedanken<br />

Je<strong>der</strong> Mensch ist Person und als solche einzigartig und unverwechselbar.<br />

Der Entwicklungsstand einer Persönlichkeit kann nicht als Kriterium für das Menschsein<br />

herangezogen werden. Das Lebensglück eines Menschen kann nicht normativ bestimmt<br />

werden, son<strong>der</strong>n es hängt von seinem eigenen Erleben ab. Menschen mit einer<br />

Behin<strong>der</strong>ung können ebenso sinnerfüllt und glücklich leben, wie es Menschen ohne Behin<strong>der</strong>ung<br />

können.<br />

Sowohl im privaten Lebensraum, als auch in <strong>der</strong> Teilhabe am öffentlichen Leben, müssen<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, wie alle Menschen, ein ihrer Würde, ihren Bedürfnissen<br />

und ihrer Individualität angemessenes Leben führen können.<br />

Soziale, seelisch-geistige und körperliche Fähigkeiten, die zum selbstverantwortlichen<br />

Handeln befähigen, sollen gleichermaßen berücksichtigt werden.<br />

Der Blick gilt <strong>der</strong> Gesamtpersönlichkeit, die sich nach ERIKSON in folgenden Teilaspekten<br />

ausdrückt, die nicht isoliert betrachtet werden dürfen, son<strong>der</strong>n ineinan<strong>der</strong> übergehen<br />

und als gleichrangig anzusehen sind:<br />

• Autonomie (Selbstverwirklichung u. Selbstbestimmung)<br />

• Soziabilität (Kommunikations- u. Kooperationsfähigkeit)<br />

• Produktivität<br />

• Sexualität<br />

• Kreativität


Aufgaben und Ziele<br />

Die Betreuung und Begleitung <strong>der</strong> Bewohner*/Beschäftigten** wird als integrierte pädagogische<br />

Tätigkeit verstanden. Alle Alltagsangelegenheiten <strong>der</strong> Bewohner sind demnach<br />

Inhalt <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit, auch die Bereiche <strong>der</strong> Eigenversorgung, <strong>der</strong><br />

Pflege und <strong>der</strong> Hauswirtschaft.<br />

Im Vor<strong>der</strong>grund stehen die Persönlichkeitsentwicklung und Selbständigkeit des Einzelnen,<br />

sowie die Stärkung des Selbstwertgefühles und die Erhaltung <strong>der</strong> bisher erworbenen<br />

Lebenserfahrungen und Fähigkeiten.<br />

Individualität und Selbstbestimmung umfassen auch die Verantwortung für eigenes<br />

Handeln. Je<strong>der</strong> Mensch lernt am besten durch eigene Erfahrung. Individualität und<br />

Selbstbestimmung haben ihre Grenzen dort, wo behin<strong>der</strong>te Menschen die Folgen ihres<br />

Handelns nicht abschätzen können und hierdurch sich selbst o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e gefährden,<br />

diskriminieren o<strong>der</strong> in ihren Bedürfnissen einschränken.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Pädagogischen Begleitung verstehen wir als Ergebnis von dynamischen<br />

Prozessen. Diese beinhalten die systemische Betrachtung <strong>der</strong> individuellen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

und Wünsche, den offenen Dialog, die zielgerichteten Absprachen und die<br />

regelmäßige Reflexion mit allen Beteiligten.<br />

Pädagogische Begleitung – Formen und Lebensbereiche<br />

Die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner bestimmen Inhalt, Form<br />

und Ablauf <strong>der</strong> pädagogischen Arbeit. Dabei kann es nach GIESECKE kein „richtiges“,<br />

son<strong>der</strong>n nur „angemessenes“ Handeln geben. Pädagogische Begleitung lässt daher<br />

auch immer mehrere Möglichkeiten zu. Wir geben so viel Unterstützung und Begleitung<br />

wie nötig und so viel Freiheit und Eigenständigkeit wie möglich.<br />

12<br />

• Selbständige Erledigungen durch den Bewohner<br />

• Verbale und / o<strong>der</strong> taktile Anleitung durch den Mitarbeiter und selbständige Erledigung<br />

durch den Bewohner<br />

• Verbale und / o<strong>der</strong> taktile Anleitung durch die Mitarbeiter und ergänzende Hilfen<br />

durch Übernahme von Aufgaben durch die Mitarbeiter<br />

• Komplette Übernahme von Aufgaben durch die Mitarbeiter<br />

Die pädagogische Begleitung findet in folgenden Lebensbereichen statt:<br />

• Wohnen<br />

• Arbeit / Beschäftigung / Ausbildung<br />

• Freie Zeit<br />

• Soziale Beziehungen<br />

• Gesundheit<br />

Zur Umsetzung dieser Pädagogischen Begleitung dienen IHP/THP, Entwicklungsberichte,<br />

individuelle För<strong>der</strong>planung, bestehende Berichte an<strong>der</strong>er Institutionen und Ärzte,<br />

interne Fachgespräche und selbstverständlich Gespräche mit Eltern und gesetzlichen<br />

Betreuern.


Die resultierenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mitarbeiter bedingen ein hohes Maß an fachlicher<br />

und persönlicher Qualifikation.<br />

Dieses Dokument wird jährlich überarbeitet.<br />

Der Qualitätszirkel Pädagogik <strong>der</strong> FWS<br />

** Im Text ist aus Gründen <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit nur von Bewohnern die Rede. Beschäftigte<br />

(d.h. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> WfbM) sind stets eingeschlossen.<br />

13


2 Nutzer <strong>der</strong> Angebote<br />

2.1 Personenkreis<br />

Die verschiedenen Angebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH werden von erwachsenen<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung genutzt. Die Nutzer unserer Dienstleistungen<br />

entscheiden sich freiwillig für diese. Auch bei Vorliegen einer gesetzlichen Betreuung<br />

gehen wir davon aus, dass das Selbstbestimmungsrecht des Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

akzeptiert wird.<br />

Behin<strong>der</strong>te im Sinne <strong>der</strong> Sozialgesetzgebung sind körperlich, geistig o<strong>der</strong> seelisch beeinträchtigte<br />

Personen, <strong>der</strong>en Aussichten eingeglie<strong>der</strong>t zu werden o<strong>der</strong> zu bleiben, wegen<br />

<strong>der</strong> Art o<strong>der</strong> Schwere ihrer Behin<strong>der</strong>ung nicht nur vorübergehend wesentlich gemin<strong>der</strong>t<br />

sind und deshalb Hilfen zur Einglie<strong>der</strong>ung benötigen (nach Bleidick, 1995).<br />

Mit <strong>der</strong> Diagnose „Behin<strong>der</strong>ung“ und <strong>der</strong> damit unter Umständen verbundenen „Etikettierung“<br />

ist mit Vorsicht, Sorgfalt und Verantwortung umzugehen. Wir sind uns bewusst,<br />

dass jede Beschreibung sich auf Werte und Normen bezieht, vielleicht aber dem Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung nie gerecht wird. Bei Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gibt es nach<br />

Gröschke (1997) eine beson<strong>der</strong>e „Diskrepanz zwischen Sein, Sollen, Wollen, Können<br />

und Dürfen“. Je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> unserer Hilfen bedarf, ist eine Persönlichkeit, die in ihrem<br />

„Sein“ von uns angenommen ist.<br />

Für den Begriff „Schwerstbehin<strong>der</strong>ung“ liegt keine allgemein gültige Definition vor. Dieser<br />

Personenkreis, für den die gGmbH ihre sozialen Dienstleistungen anbietet, ist in<br />

einem hohen Maße auf eine ganzheitliche Unterstützung und För<strong>der</strong>ung angewiesen.<br />

Bei diesen Menschen liegt stets eine unterschiedlich ausgeprägte geistige Behin<strong>der</strong>ung<br />

vor, wobei diese zumeist mit an<strong>der</strong>en Behin<strong>der</strong>ungsformen wie Sinnesbeeinträchtigungen,<br />

Epilepsie*, Spastik*, Beeinträchtigungen des Bewegungsapparates, u.a. mehr<br />

kombiniert ist, so dass wir von Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung sprechen.<br />

Diese Menschen benötigen:<br />

• Körperliche Nähe, um direkte zwischenmenschliche Erfahrungen machen zu<br />

können und um an<strong>der</strong>e Menschen wahrzunehmen.<br />

• Menschen, die ihnen die Umwelt auf einfachste Art und Weise nahe bringen.<br />

• Menschen, die ihre Arten <strong>der</strong> Fortbewegung sowie die notwendigen Lageverän<strong>der</strong>ungen<br />

kennen und ihnen diese auch ermöglichen.<br />

• Menschen, die sie auch ohne verbale Kommunikation verstehen und immer wie<strong>der</strong><br />

nach neuen Möglichkeiten <strong>der</strong> Verständigung suchen.<br />

• Menschen, die sie zuverlässig und einfühlsam pflegen und versorgen.<br />

(vgl. Fröhlich, Düsseldorf 1998)<br />

Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in <strong>der</strong> Betreuung von sehbehin<strong>der</strong>ten und blinden<br />

Menschen mit geistiger und körperlicher Behin<strong>der</strong>ung. Diese Kombination bedingt spezielle<br />

Bedarfe:<br />

„• Training von Orientierungsfähigkeit.<br />

• Aufbau von elementaren Fähigkeiten <strong>der</strong> Lebenspraxis, Orientierung und Kommunikation<br />

sowie <strong>der</strong> Hilfsmittelbenutzung und <strong>der</strong> Kompensation <strong>der</strong> eigenen Behin<strong>der</strong>ung.<br />

• Für jede Betreuungsleistung ist entwe<strong>der</strong> eine körpernahe Kommunikation erfor<strong>der</strong>lich,<br />

o<strong>der</strong> es sind Übersetzungsleistungen notwendig, um unzureichende Umweltinformationen<br />

dem sehbehin<strong>der</strong>ten/blinden Menschen nahe zu bringen.<br />

*Sie finden am Schluss <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> ein alphabetisch geordnetes Glossar, das Ihnen das Verständnis des Textes erleichtern<br />

soll. Erklärte Begriffe sind im Text mit * gekennzeichnet.<br />

14


• Im Bereich <strong>der</strong> Betreuungsleistungen muss berücksichtigt werden, dass viele Vorgänge<br />

mehr Zeit erfor<strong>der</strong>n als bei Sehenden.<br />

• Durch ein höheres Gefährdungspotential muss eine sehr intensive, häufig permanente<br />

Aufsicht gewährleistet werden. Dies bedeutet, dass nicht nur die sehbehin<strong>der</strong>ten/blinden<br />

Menschen einen zeitlichen Mehraufwand in Kauf nehmen müssen, son<strong>der</strong>n<br />

auch die Fachpersonen, die die Unterstützung, Betreuung und Pflege gewährleisten,<br />

die die blindenspezifischen Techniken erlernen helfen und als Sehende immer<br />

wie<strong>der</strong> Rückmeldungen geben, ob die erlernte Technik korrekt ausgeführt wird.“<br />

(VBS, 2006)<br />

Beson<strong>der</strong>e Personengruppen bilden hörsehbehin<strong>der</strong>te/taubblinde Menschen und Menschen<br />

mit apallischem* Syndrom in unserer Einrichtung, da bei diesen Personen die<br />

Kommunikationsfähigkeit in einem sehr umfassenden Maße eingeschränkt ist und übliche<br />

Formen <strong>der</strong> Kommunikation und Umweltteilhabe ausgeschlossen sind. Die Kontaktaufnahme<br />

und die Interaktion finden in <strong>der</strong> Regel ausschließlich taktil statt, was eine<br />

arbeitsintensive und qualifizierte Betreuung erfor<strong>der</strong>t.<br />

Für den beschriebenen Personenkreis bieten wir die sozialen Dienstleistungen „Wohnen,<br />

För<strong>der</strong>n und Arbeiten“ auf Dauer an. Im Sinne <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP*) wird<br />

die Frage <strong>der</strong> angemessenen Lebensform kontinuierlich geprüft. Personen, die unsere<br />

Wohnangebote nutzen, erfahren tagesstrukturierende Angebote entwe<strong>der</strong> durch einen<br />

Besuch unserer Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen o<strong>der</strong> unsere Tagesför<strong>der</strong>stätten,<br />

wobei die „Durchlässigkeit“ und bereichsübergreifende Angebote erwünscht sind.<br />

Der Verbleib in den Wohnmöglichkeiten soll bis zum Lebensende möglich sein.<br />

Unsere stationären Angebote richten sich nicht an Menschen mit ausschließlich psychischen<br />

Erkrankungen und Suchtproblematiken.<br />

2.2 Gesetzliche Grundlagen<br />

Die verschiedenen Angebote <strong>der</strong> FWS sind durch die jeweiligen gesetzlichen Grundlagen<br />

legitimiert.<br />

Im Folgenden ein kurzer Überblick über die für unsere Dienstleistungen relevanten Gesetze<br />

und Bestimmungen:<br />

Wohnen<br />

• §§ 53ff, §§ 75ff SGB XII<br />

• Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (nachfolgend LWTG genannt)<br />

• Wohn – und Betreuungsvertragsgesetz (nachfolgend WBVG genannt)<br />

• Heimmitwirkungsverordnung<br />

• Heimpersonalverordnung<br />

Kurzzeitwohnen<br />

• SGB XI<br />

• SGB XII<br />

Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

• §§ 53ff SGB XII<br />

• § 55 SGB IX<br />

15


Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

• Werkstättenverordnung<br />

• SGB III, IX<br />

• Werkstättenmitwirkungsverordnung<br />

• § 56 SGB XII<br />

2.3 Aufnahmeverfahren<br />

Die Aufnahme in die För<strong>der</strong>- und Wohnstätte, sei es Wohnbereich o<strong>der</strong> Werkstattplatz,<br />

findet erst nach Durchlaufen eines erfolgreichen Verfahrens statt. Es beginnt mit einer<br />

Anfrage/Kontaktaufnahme und dem gegenseitigen persönlichen Kennen lernen von Einrichtung<br />

und „Bewerber“. Es endet nach dem Absolvieren verschiedener Schritte (intern<br />

wie extern) mit <strong>der</strong> Kostenzusage und dem Tag <strong>der</strong> Aufnahme (Einzug o<strong>der</strong> erster Beschäftigungstag).<br />

Die einzelnen Schritte – mit möglichen Abweichungen und Varianten – bzw. die Bedingungen<br />

zur erfolgreichen Abwicklung (z.B. notwendige Unterlagen) sind im Rahmen<br />

des Qualitätsmanagements <strong>der</strong> FWS als Prozessbeschreibung erarbeitet und festgehalten<br />

worden.<br />

Aus Platzgründen wird an dieser Stelle auf Prozessbeschreibungen verzichtet.<br />

Auf Wunsch sind die Beschreibungen bei <strong>der</strong> QM Abteilung/bzw. im Organisationshandbuch<br />

einsehbar/erhältlich.<br />

2.4 Verträge mit Nutzern<br />

Alle sozialen Dienstleistungen <strong>der</strong> FWS gGmbH haben ihre Grundlage in schriftlichen<br />

Verträgen. In diesen Verträgen werden, wie im Vertragswesen üblich, die Rechte und<br />

Pflichten beschrieben, die von den Vertragspartnern zu erfüllen sind. Gemäß <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Grundlagen, die insbeson<strong>der</strong>e im LWTG und WBVG, <strong>der</strong> Werkstattverordnung<br />

und dem Bürgerlichen Gesetzbuch formuliert sind, werden von <strong>der</strong> FWS als dem<br />

Leistungserbringer die Leistungen beschrieben, die von den Nutzern (auf Grundlage<br />

des THP) vertraglich zu erwarten sind. Damit gehen in die sozialen Dienstleistungen<br />

alle Leistungen ein, die konzeptionell vorgesehen sind.<br />

Unterschriftspartner sind <strong>der</strong> Nutzer bzw. die gesetzliche Vertretung und die Vertreter<br />

<strong>der</strong> FWS.<br />

Die Nutzer erfahren vor <strong>der</strong> Vertragsunterzeichnung eine vorbereitende Beratung durch<br />

die Fach- und/o<strong>der</strong> Leitungskräfte <strong>der</strong> FWS.<br />

Die Verträge über die Leistungserbringung können nur für Leistungen abgeschlossen<br />

werden, für die zuvor entwe<strong>der</strong> die Kostenzusage eines Leistungsträgers vorliegt o<strong>der</strong><br />

für die vom Nutzer eine Selbstzahlungsverpflichtung erklärt wird.<br />

Es gibt folgende Verträge in <strong>der</strong> FWS:<br />

• Wohn- und Betreuungsvertrag (dieser schließt u.U. einen Vertrag über Tagesför<strong>der</strong>ung<br />

ein)<br />

• Werkstattvertrag<br />

• Vertrag über Kurzzeitwohnen<br />

Die Verträge sind rechtlich geprüft, um den Nutzern Vertragssicherheit garantieren zu<br />

können.<br />

16


Die FWS ist bemüht Vertragsformulare vorzuhalten, die die spezifischen Behin<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Nutzer berücksichtigen, indem beispielsweise Verträge mit Bil<strong>der</strong>n ausgestattet<br />

werden, damit auch Menschen mit Lernschwierigkeiten (s. Wörterbuch für leichte Sprache,<br />

bifos 2001) diese eher verstehen können o<strong>der</strong> es werden blindenspezifische Ausführungen<br />

erstellt, z.B. in Brailleschrift.<br />

(Anmerkung: Die Vertragsformulare sind außer in <strong>der</strong> Verwaltung auch auf <strong>der</strong> Homepage <strong>der</strong><br />

FWS einzusehen.)<br />

17


3 Fachliche Leitlinien für die Betreuungsleistungen<br />

3.1 Allgemeines<br />

Mit dem Kronberger Kreis (1998) werden pädagogische Dienstleistungen - in Bezug auf<br />

die erwachsenen Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung eigentlich als andragogische*<br />

Betreuungsleistung zu bezeichnen - als „personal“ definiert, also Leistungen, die von<br />

Menschen für Menschen erbracht werden:<br />

• Da Menschen keine Maschinen sind, kann man behin<strong>der</strong>te Menschen nicht einfach<br />

nach Plan bearbeiten. Pädagogische Fachkräfte bewegen sich in einem kommunikativen<br />

Feld mit einem komplexen Beziehungsgeschehen – „im pädagogischen Feld<br />

beobachten und bewerten, beeinflussen und verän<strong>der</strong>n sich alle Beteiligten gleichzeitig.“<br />

(interaktives Geschehen)<br />

• Das einzigartige Geschehen ist gebunden an die jeweilige Situation und kann zeitlich<br />

nicht umgekehrt werden – „es gibt in humaner Praxis keine Wie<strong>der</strong>holungen.“<br />

• Professionell zu handeln, bedeutet deshalb auch Beziehungen spontan und mit<br />

Überlegung zu gestalten – es handelt sich dabei um ein Überlegen im Handlungsvollzug<br />

„reflection-in-action“.<br />

• Pädagogik zielt auf Autonomie und Gemeinschaftsfähigkeit ... auf Bedürfnisbefriedigung<br />

und Kompetenzerweiterung ... auf Engagement für den gerechten Ausgleich.<br />

(Helfende Beziehung) (vgl. Kronberger Kreis, 1998)<br />

Es kann von einem hohen Anspruch an professionelle Fachkräfte ausgegangen werden,<br />

wie auch Günther und Bergler unterstreichen, wenn sie feststellen, dass qualifizierte<br />

Betreuung zu leisten keine „Je<strong>der</strong>mannsqualifikation“ (Günther/Bergler, 1992) ist, wie<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit zuweilen <strong>der</strong> Eindruck entsteht, zumal dann, wenn diese gruppenpädagogische<br />

Arbeit in „familiennaher“ Form strukturiert ist. Die For<strong>der</strong>ung nach Professionalisierung<br />

innerhalb <strong>der</strong> Betreuungsarbeit für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung,<br />

die Einfluss in die Heimpersonalverordnung gefunden und inzwischen die personelle<br />

Besetzung in Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungshilfe im Hinblick auf die professionelle<br />

Qualifizierung deutlich verbessert hat, setzen wir in unseren Dienstleistungen entsprechend<br />

<strong>der</strong> verhandelten Vergütungssatzanteile für Personal konsequent um.<br />

Mit Professionalisierung darf aber nicht Spezialisierung verwechselt werden, da Betreuungsarbeit<br />

auf „ ganzheitliche Kompetenzen“ ausgerichtet ist. Die Fachkräfte innerhalb<br />

<strong>der</strong> Betreuungsgruppen haben eine geeignete „Breitenausbildung“, die sie dazu befähigt,<br />

den anspruchsvollen und ganzheitlichen Anspruch stellvertreten<strong>der</strong> Personensorge<br />

zu erfüllen.<br />

Betreuer im Gruppendienst sind quasi „Kristallisationspunkte“ einer Behin<strong>der</strong>teneinrichtung,<br />

die die konzeptionell gewählten Standards und das damit gleichzeitig in <strong>der</strong><br />

(Fach-) Öffentlichkeit propagierte Selbstbild dieser Einrichtung im Betreuungsalltag umsetzen.<br />

Die hinreichende Fachkompetenz beinhaltet die<br />

• umfassende Informiertheit (Wissen, Kenntnis von Theorie und Praxis) über das<br />

Arbeitsfeld <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe und<br />

• die Kenntnis und Anwendung spezifischer Methoden und das Wissen um die<br />

Beson<strong>der</strong>heiten sozialer Interaktion (= Methoden- und Sozialkompetenz)<br />

in diesem Feld.<br />

18


Während das Kriterium <strong>der</strong> „umfassenden Informiertheit“ im Rahmen <strong>der</strong> Ausbildung<br />

erlangt und durch Fortbildung weiterentwickelt wird, so ist die Anwendung des Wissens<br />

in adäquater Methoden- und Sozialkompetenz nicht alleine kognitiv erlernbar, son<strong>der</strong>n<br />

diese Anwendung kann nur individuell qualifizierend in prozesshaften, persönlichkeitsentwickelnden<br />

Lern- und Erfahrungsschritten erworben werden (= Berufserfahrung).<br />

Diese Prozesse sind erst im Berufsalltag möglich (Learning by doing; Training on the<br />

job); deshalb ist üblicherweise mit Methoden- und Sozialkompetenz bei Berufsneulingen<br />

weniger zu rechnen.<br />

Zu den notwendigen Kompetenzen gehört Begleitungskompetenz* gegenüber Betreuten<br />

und Kollegen.<br />

Die beson<strong>der</strong>e Eignung des Personals entwickelt sich nach unserem Verständnis<br />

schrittweise im Verlaufe <strong>der</strong> Arbeit und ohne den viel strapazierten Begriff <strong>der</strong> „pädagogischen<br />

Berufung“ bemühen zu wollen, ist aber doch darauf zu verweisen, dass die professionelle<br />

Betreuung in einer mo<strong>der</strong>nen Einrichtung <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe nicht ohne die<br />

spezielle persönliche Eignung ihrer „handelnden Organe“ (= Betreuer) auskommt, um<br />

die vereinbarten Betreuungs-/För<strong>der</strong>ziele (→ s. THP) zu erreichen.<br />

Personale Kompetenz<br />

Der Zusammenklang von fachlicher Qualifikation und persönlicher Eignung soll hier als<br />

personale Kompetenz verstanden werden. Die FWS betreibt in verschiedener Weise die<br />

Ausgestaltung <strong>der</strong> personalen Kompetenz:<br />

19<br />

• Umfassende Information neuer Mitarbeiter über die spezielle Betreuungsform<br />

und die Gesamteinrichtung;<br />

• Schrittweise Einarbeitung neuer Mitarbeiter, vor allem bei Berufsanfängern,<br />

mit Hilfe eines persönlichen Ansprechpartners und qualitätssichernden<br />

Checklisten;<br />

• Interne und externe Weiterbildung; es besteht Fortbildungspflicht;<br />

• Permanente Möglichkeit zu informellem Austausch mit Kollegen, Vorgesetzten<br />

und Psychologen (inkl. Reflektion und Beratung);<br />

• Organisierte Kommunikation in <strong>der</strong> Form regelmäßiger Dienstbesprechungen<br />

im Team, in Bereichsgesprächen, Fachgesprächen mit Vertretern <strong>der</strong> Begleitenden<br />

Dienste (inkl. Reflektion und Beratung); es besteht Teilnahmepflicht;<br />

• Regelmäßige, zumindest jährlich stattfindende Mitarbeitergespräche zwischen<br />

Mitarbeitern und Vorgesetzten;<br />

• Interne und externe Beratung mit dem Ziel Regelwissen und Verständniswissen<br />

zu steigern, Teamentwicklung zu betreiben;<br />

• Supervision als spezifisches Angebot, wenn die institutionseigenen Ressourcen<br />

an Reflektionsebenen nicht ausreichen.<br />

Professionelles Handeln<br />

Professionelles Pädagogisches Handeln ist eine Kombination verschiedener Kompetenzen,<br />

über die Mann/Frau nicht naturgegeben verfügt, son<strong>der</strong>n die erworben und erlernt<br />

werden. Pädagogisches Handeln in alltagsorientierter Vernetzung muss immer<br />

wie<strong>der</strong> reflektiert und ggf. verbessert werden. Dies gelingt nur im Fachdialog; die intensive<br />

Beteiligung an diesem Dialog, seine vehemente Einfor<strong>der</strong>ung und das Bemühen<br />

um dessen Gelingen in Form professionellen Zugewinns sind Pflichten aller Kräfte, die<br />

in <strong>der</strong> FWS arbeiten. Ein unabdingbares Wesensmerkmal für professionelles Handeln<br />

ist systematisches Arbeiten. Auf <strong>der</strong> Grundlage von Zielvereinbarungen werden metho-


dische Schritte beschlossen und dokumentiert, auf welchem Wege die gewählten Ziele<br />

schrittweise erreicht werden sollen.<br />

Obgleich es problematisch ist, die persönlichen Qualitäten <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Betreuungsarbeit<br />

professionell handelnden Mitarbeiter umfassend festzuschreiben, so können doch gewisse<br />

Persönlichkeitseigenschaften benannt werden, die geeignete Fachkräfte auszeichnen:<br />

• Wertschätzung und Empathie als Einfühlungsvermögen in die Situation von<br />

Probanden und Kollegen;<br />

• hohe Selbstkontrolle;<br />

• hohes Konfliktlösungspotential;<br />

• Offenheit, Interesse, Lebensfreude;<br />

• Vorurteilsfreiheit;<br />

• hohes Informationsverarbeitungspotential;<br />

• Kommunikationsfähigkeit;<br />

• hohe Leistungs- und Lernmotivation;<br />

• Erfolgsmotivation;<br />

• hohe Stress- und Frustrationstoleranz; hohe Belastbarkeit;<br />

• Originalität, spontane Flexibilität;<br />

• Eigeninitiative;<br />

• hohes Verantwortungsbewusstsein;<br />

• Durchsetzungskraft, u.a.m.<br />

Diese und an<strong>der</strong>e persönliche Kompetenzen sollen sich im Zusammenspiel <strong>der</strong> personalför<strong>der</strong>nden<br />

Maßnahmen in <strong>der</strong> FWS zu folgenden Maximen personaler Qualifikation<br />

verdichten:<br />

1. Betreuungsleistungen konzeptionieren, organisieren und durchführen können (=<br />

den sog. „gelingenden pädagogischen Alltag“ erfolgreich gestalten).<br />

2. Kooperieren können, und zwar mit dem Klientel, dem Team (= Teamfähigkeit),<br />

<strong>der</strong> Institution und Umgebungssystemen.<br />

3. Für sich selbst und mit an<strong>der</strong>en zielgerecht reflektieren können (= Erzeugung <strong>der</strong><br />

nötigen professionellen Distanz zum Alltagsgeschehen).<br />

4. Sich selbst und an<strong>der</strong>e informieren können (= Aktualisierung des Alltags).<br />

5. Sich selbst realisieren können (= in sozialer Rücksichtnahme und pädagogischer<br />

Passung die gewählte berufliche Rolle selbstverwirklichend umsetzen).<br />

6. An Angeboten partizipieren können und wollen (= formelle und informelle Dienstbesprechungen,<br />

Arbeitsgemeinschaften, Projektgruppen, Fortbildung, Beratung,<br />

Supervision). Aktuell bestehen in <strong>der</strong> FWS Arbeitsgruppen die kontinuierlich an<br />

den Themenbereichen Snoezelen, Unterstützte Kommunikation, Musik und Tod,<br />

Sterben, Trauer arbeiten.<br />

Mit <strong>der</strong> Entwicklung und Stärkung dieser Kompetenzen werden in <strong>der</strong> FWS folgende<br />

Personalziele verfolgt:<br />

• Die Mitarbeiter überprüfen die Wirksamkeit ihres professionellen Handelns.<br />

• Die Mitarbeiter erhalten, erhöhen o<strong>der</strong> stellen ihre Arbeitszufriedenheit her. Nur<br />

zufriedene Fachkräfte können den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung das geben, was<br />

diese für ihre Lebensqualität brauchen (Günther/Bergler, 1992).<br />

• Personale Kompetenz för<strong>der</strong>t Teamfähigkeit, welche die Grundlage <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

ist, da an allen Betreuungsorten Teams die Arbeit vollziehen.<br />

20


3.1.1 Teilhabekonzept nach § 8 LWTG für die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

Zielsetzung<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH setzt sich zum Ziel für alle Angebotsnutzer, hier<br />

speziell für alle Bewohner <strong>der</strong> Häuser Kettig, Leutesdorf und Neuwied das Ziel <strong>der</strong> „Inklusion“<br />

zu realisieren.<br />

Grundlage ist dazu unter an<strong>der</strong>en das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe<br />

(LWTG). Nach LWTG § 1 sind es die Ziele des Gesetzes<br />

„(1) Ziel des Gesetzes ist es, ältere Menschen, volljährige Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

und pflegebedürftige volljährige Menschen<br />

1. in ihrer Würde, Privat- und Intimsphäre zu achten,<br />

2. vor Gefahren für ihre körperliche und seelische Gesundheit zu schützen,<br />

3. zu för<strong>der</strong>n, ihr Leben selbstbestimmt und an ihrem Wohl und ihren Wünschen orientiert<br />

gestalten zu können,<br />

4. in <strong>der</strong> Teilhabe am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft und bei <strong>der</strong> Mitwirkung in <strong>der</strong> Einrichtung,<br />

in <strong>der</strong> sie leben, zu stärken,<br />

5. in ihrer durch Kultur, Religion o<strong>der</strong> Weltanschauung begründeten Lebensweise und<br />

hinsichtlich ihrer geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Bedarfe zu achten und<br />

6. zu motivieren, ihre Rechte bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme von Einrichtungen und an<strong>der</strong>en<br />

Unterstützungsangeboten wahr zunehmen.“<br />

Struktur<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten sehen sich in einem sozialen Netzwerk zur Unterstützung<br />

von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Gemeinsam mit Eltern, Angehörigen, gesetzlichen Betreuern,<br />

Kostenträgern, weiteren Leistungsanbietern, ehrenamtlichen Helfern, u.a. bieten<br />

wir unter Berücksichtigung des LWTG, weiterer Gesetze und Verordnungen und im<br />

Sinne <strong>der</strong> UN Behin<strong>der</strong>tenrechtskonvention eine zeitgemäße zielorientierte soziale<br />

Dienstleistung.<br />

Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Teilhabe<br />

� Gewinnung von Ehrenamtlichen (Nutzung <strong>der</strong> Ehrenamtsbörse MYK) zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Angebotsstruktur<br />

� Öffnung in die Gemeinde (Zusammenarbeit mit Ortsbürgermeister, Vereinen, den<br />

Kirchen)<br />

� Teilhabe in <strong>der</strong> Gesellschaft durch Freizeitaktivitäten (Discobesuche, Konzerte,<br />

Kino, Shopping, …)<br />

� Organisation von Urlaubsreisen<br />

� Freie Besuchszeiten<br />

� Offenes Gelände (Zugänglichkeit des FWS Geländes, Kontaktmöglichkeiten mit<br />

Bürgern, Wan<strong>der</strong>ern, Einbindung des FWS Grundstückes Elmar-Hillesheim-<br />

Wiese in öffentliche Wan<strong>der</strong>wege)<br />

� Herbst – und Handwerkermarkt (inkl. Tag <strong>der</strong> offenen Tür)<br />

� Tage <strong>der</strong> offenen Tür<br />

� Veranstaltungen für Eltern/Angehörige/gesetzl. Betreuer<br />

� Kulturveranstaltungen (In <strong>der</strong> Cafeteria <strong>der</strong> FWS Kettig findet eine jährliche Kulturreihe<br />

statt, einzelne Veranstaltungen werden auch im Bürgerhaus durchgeführt,<br />

daneben nutzen auch externe Veranstalter die Cafeteria)<br />

� Vermietung von Fachräumen (Einzelpersonen o<strong>der</strong> Gruppen können das Bewegungsbad<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Fachräume <strong>der</strong> FWS stundenweise anmieten)<br />

� Eltern-/gesetzl. Betreuerbeteiligung (Gremien, Veranstaltungen)<br />

21


22<br />

� „Integrative Projekte“ (Z.B. „artissimo“ ein Malkurs für Kettiger Bürger und Bewohner<br />

<strong>der</strong> FWS, Besuche von Firmgruppen)<br />

� Transparenz <strong>der</strong> Einrichtung durch Presseveröffentlichungen, Homepage, Publikationen<br />

(Konzepte, Broschüren, Durchblick u.a.)<br />

� Mediennutzung <strong>der</strong> Bewohner (Bereitstellung von Medien wie SAT-TV, Internet,<br />

Telefon für Bewohner)<br />

� Sozialkontakte organisieren (Organisation von Sozialkontakten für Bewohner<br />

durch Kontaktaufnahme, Telefonate, Besuche, Einladungen)<br />

� Unterstützung bei religiöser Betätigung<br />

� Unterstützung bei <strong>der</strong> Teilnahme am Vereinsleben<br />

� För<strong>der</strong>verein (Bürgermeister von Kettig ist Vorsitzen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />

Bewohnerbeirates ist im Vorstand))<br />

� Öffnung <strong>der</strong> Einrichtung und Schaffung von Kommunikationsmöglichkeiten auch<br />

durch Schülerpraktikanten und an<strong>der</strong>en Praktikanten<br />

� Einrichtungsübergreifende Veranstaltungen (UK-Kaffeeklatsch für umliegende<br />

Einrichtungen und Betroffene, Auftritte <strong>der</strong> Hausband bei ext. Veranstaltungen,<br />

u.a.)<br />

� Einladen <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

� INFO-Button für Veranstaltungshinweise an Bewohner<br />

� MUSS-Information im Intranet <strong>der</strong> FWS Mitarbeiter um über Veranstaltungen für<br />

Bewohner zu informieren<br />

� Bewohnerbeirat (Unterstützung, Beteiligung)<br />

� Bewohnerfürsprecher (Unterstützung, Beteiligung)<br />

� Halbjährlich „Austausch Bewohner – Mitarbeiter – Leitung“<br />

� Fortbildungsangebot für Bewohner<br />

Weitere Maßnahmen sind denkbar, möglich o<strong>der</strong> bereits in Planung.<br />

Weitere Ausführungen entnehmen Sie unserer <strong>Gesamtkonzeption</strong> u.a. in den Punkten<br />

3, 7 und 11.<br />

Dieses Konzept ist Teil <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> und wird jährlich überprüft.<br />

3.1.2 Paten-/Bezugsbetreuersystem<br />

Die Aufgabe, eine gewissenhafte, ganzheitliche Betreuung <strong>der</strong> Bewohner zu leisten, ist<br />

in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH zeitgemäß nach dem gruppenpädagogischen*<br />

Ansatz organisiert. Die konkreten Dienstleistungen werden im Schichtdienst durch ein<br />

festes Team von Mitarbeitern verrichtet.<br />

Damit alle individuellen Erfor<strong>der</strong>nisse kontinuierlich und zuverlässig erledigt werden und<br />

nicht etwa durch die Arbeitsteilung in einem Team aus dem Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />

geraten, wird in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten mit einem sog. „Patenschaftssystem“ gearbeitet.<br />

Bei diesem System sind nach wie vor alle Teammitglie<strong>der</strong> für die ganzheitliche<br />

Betreuung verantwortlich, ein individueller Pate behält allerdings spezielle Belange ganz<br />

beson<strong>der</strong>s im Blick. Wir sehen folgenden Vorteil:<br />

Die sehr komplexe, vielschichtige Betreuungsleistung „Wohnen und För<strong>der</strong>n“ wird durch<br />

Patenschaften übersichtlicher, klarer strukturiert und somit besser leistbar.<br />

Der Pate ist erster Ansprechpartner für die Eltern/gesetzlichen Betreuer. Er erledigt<br />

die notwendigen Arbeiten innerhalb einer Patenschaft nicht unbedingt selbst.<br />

Wichtig ist aber, dass er o<strong>der</strong> sie die erfor<strong>der</strong>lichen Schritte einleitet und beglei-


tet, also im wahrsten Sinne des Wortes jemand den „Überblick“ behält, das Notwendige<br />

organisiert.<br />

Ein Beispiel: Jedes Teammitglied achtet im Dienstalltag auf eine angemessene Bekleidung<br />

bei den Bewohnern (auf jeden Fall sauber und nicht zu warm – nicht zu kalt). Der<br />

Pate achtet darüber hinaus bei einem Bewohner darauf, dass hinreichend jahreszeitgemäße<br />

Kleidung zu Verfügung steht, also <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>schrank stets genügend zweckmäßige<br />

Kleidung hergibt (Ersatzbeschaffung) und auch die Ordnung in diesem Schrank<br />

erhalten bleibt. Der Vorteil ist klar: ein Teammitglied konzentriert sich in dieser Frage<br />

dann speziell auf einen Bewohner bzw. eine Bewohnerin.<br />

Durch das Patenschaftssystem und die gewollte Konzentration <strong>der</strong> Paten darf an<strong>der</strong>erseits<br />

keine Bevorzugung bei „ihren“ Bewohnern entstehen.<br />

Damit für alle Beteiligten eindeutig ist, um welche Aufgaben es sich für die Paten handelt,<br />

gibt es eine Liste über die „Aufgaben von Paten“ (s. Organisationshandbuch* unter<br />

„Patenschaftssystem“). Die Aufgaben können entwe<strong>der</strong> kontinuierlich o<strong>der</strong> auch zyklisch<br />

(wöchentlich, jährlich) anstehen.<br />

Damit die Paten ihre sehr verantwortungsvolle Arbeit leisten können, werden in den<br />

För<strong>der</strong>- und Wohnstätten aus den Erfahrungen und Anregungen heraus fortlaufend Arbeitshilfen<br />

entwickelt und zur Verfügung gestellt, wie z.B. die „Jahresübersicht über die<br />

gesundheitliche Vorsorge“ (s. Organisationshandbuch) und die „Arbeitshilfe THP“ (s.<br />

Organisationshandbuch).<br />

Eine Patenschaft besteht dauerhaft, damit die beabsichtigte Kontinuität in <strong>der</strong> Betreuung<br />

erreicht wird. Dennoch sind Patenwechsel möglich und unter Umständen sogar<br />

wünschenswert. Auch diese Planung kann ein Beratungspunkt in <strong>der</strong> jährlichen individuellen<br />

Hilfeplanung sein, wobei Wünsche aller Beteiligten immer an den realen Möglichkeiten<br />

orientiert werden müssen: ist ein Patenwechsel angezeigt, notwendig, möglich?<br />

Pate zu sein heißt, eine große Verantwortung zu tragen!<br />

3.2 Individuelle Teilhabeplanung<br />

3.2.1 Definition<br />

Die Individuelle Teilhabeplanung (THP – früher IHP) wurde in Rheinland-Pfalz zur<br />

Umsetzung des Paragrafen 93 BSHG (jetzt §§ 75 ff SGB XII) entwickelt. Ziel war es:<br />

a) nach <strong>der</strong> Vorgabe des Selbstbestimmungsrechtes des Hilfesuchenden, ein Instrument<br />

zu schaffen, das dessen Wille und Meinung wie<strong>der</strong>gibt und<br />

b) dem Kostenträger die Möglichkeit zu geben überschaubar und nachvollziehbar Hilfebedarfe<br />

zu erkennen und zu beurteilen (d.h. <strong>der</strong> THP als Grundlage zur Leistungs-, Prüfungs-<br />

und Vergütungsvereinbarung).<br />

Der THP ersetzt dabei die Entwicklungsberichte, die in <strong>der</strong> Vergangenheit regelmäßig<br />

dem Kostenträger übersandt wurden.<br />

Der THP wurde für mehrere verschiedene Personengruppen entworfen, ist also kein<br />

spezielles Instrument für Menschen mit Schwerstbehin<strong>der</strong>ung.<br />

Der För<strong>der</strong>plan ergänzt den THP mit dem Festhalten <strong>der</strong> Schritte von Planung zur Umsetzung.<br />

Die FWS hat einen eigenen För<strong>der</strong>plan und ein Dokument zur För<strong>der</strong>planumsetzung<br />

entwickelt. Damit ist eine Kontrolle <strong>der</strong> kontinuierlichen Arbeit im Hinblick auf<br />

die Ziele gewährleistet.<br />

23


3.2.2 Inhalt und Ziele<br />

Im THP wird, aufgeteilt in drei Abschnitte (Bögen) erst nach den Personendaten des<br />

Hilfesuchenden gefragt, dann nach Grundsatzzielen, <strong>der</strong>zeitiger Situation, Meilensteinen,<br />

Hin<strong>der</strong>nissen. Im Bogen 2 wird nach Interessen und Fähigkeiten sowie Beeinträchtigungen<br />

gefragt. Im Aktionsplan wird letztlich nach konkreten Einzelhilfen gefragt/gesucht<br />

und festgehalten, wer an <strong>der</strong> Umsetzung in welcher Form und in welchem<br />

Zeitrahmen beteiligt ist.<br />

Der För<strong>der</strong>plan beschreibt nach Verabschiedung des THP die konkreten Hilfen, die dafür<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Mittel und Methoden, sowie Zeit, Ort, Dauer, Art und Weise und die<br />

Durchführenden <strong>der</strong> Maßnahmen.<br />

3.2.3 Beteiligte<br />

Der Pate arbeitet fe<strong>der</strong>führend am THP für Bewohner, gleich ob TAF-Nutzer o<strong>der</strong><br />

WfbM-Beschäftigter. Der Bewohner wird als erster je nach Möglichkeit mit einbezogen.<br />

Der Pate vertritt die Wohngruppe, <strong>der</strong> Begleiter die Werkstattabteilung, die auch in Vorgesprächen<br />

und bei <strong>der</strong> Umsetzung beteiligt ist. Familie und/o<strong>der</strong> gesetzlicher Betreuer<br />

sind die nächsten wichtigen Ansprechpartner bei <strong>der</strong> THP-Erstellung. Bereichsleitung<br />

und Wohnstättenleitung sind ebenfalls mit einbezogen.<br />

Bei Bewohnern, die die WfbM besuchen, arbeiten die Begleiter nach Absprache mit <strong>der</strong><br />

Werkstattleitung und dem Sozialdienst verantwortlich am WfbM-Modul.<br />

An<strong>der</strong>e relevante Bezugspersonen, wie Begleitende Dienste und eventuell externe Therapeuten,<br />

Krankengymnasten und Ärzte werden ebenso befragt und entwe<strong>der</strong> zum<br />

Vorgespräch o<strong>der</strong> zur eigentlichen THP-Beratung (= interne THP Konferenz) eingeladen.<br />

Der THP für externe Werkstattbeschäftigte wird nach Absprache von Sozialdienst, Mitarbeitern<br />

und Werkstattleitung mit dem Beschäftigten und eventuell seiner gesetzlichen<br />

Betreuung erstellt. Dieser THP geht dem Kostenträger (Kreisverwaltung, LVA o<strong>der</strong> Arbeitsagentur)<br />

zu.<br />

3.3 Tagesstrukturierung<br />

3.3.1 Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

Zielsetzung<br />

Ziel und Aufgabe <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung soll eine auf die individuellen Fähigkeiten<br />

und Bedürfnisse eingehende För<strong>der</strong>ung sein, die dem Einzelnen Lebensfreude<br />

und Sinnerfüllung in seinem Tun ermöglicht und erlernte Fähigkeiten erhält. Die wichtigsten<br />

pädagogischen Grundsätze <strong>der</strong> strukturierten Tagesför<strong>der</strong>ung bestehen darin,<br />

auf <strong>der</strong> Basis einer sich bildenden und angestrebten vertrauensvollen Beziehung den<br />

erwachsenen behin<strong>der</strong>ten Menschen in seinem Selbsttätigwerden zu bestärken. Dazu<br />

gilt es, die Person in ihrer Ganzheit anzusprechen, nicht vereinzelte Funktionen zu üben<br />

und die Anregungen und Angebote zur Beschäftigung im Sinnzusammenhang, in möglichst<br />

erwachsenengerechter Form nahe zu bringen und erfahrbar zu machen.<br />

Dem behin<strong>der</strong>ten Erwachsenen soll ein gleichmäßiger, strukturierter Tagesablauf mit<br />

Sicherheit bringenden Regeln und Strukturen angeboten werden. Der Tagesablauf soll<br />

nach Möglichkeit in Zeit und Sinn für die Nutzer erfassbar, nachvollziehbar und mitbestimmbar<br />

sein.<br />

24


Einerseits kann Raum und Zeit für Ruhe, Entspannung und Gelassenheit in einem reizarm<br />

gestalteten Umfeld mit Rückzugsmöglichkeiten gegeben werden, an<strong>der</strong>erseits soll<br />

die TAF auch Gelegenheit bieten, neue und for<strong>der</strong>nde Möglichkeiten kennen zu lernen,<br />

auszuprobieren und zu entwickeln. Einzelbetreuung mit konstanten Bezugspersonen,<br />

Kleingruppenarbeit, permanente Beaufsichtigung und stetige Fortschreibung pädagogischer<br />

Konzepte und Pläne sowie <strong>der</strong>en konsequente Umsetzung bilden die Arbeitsgrundlage<br />

<strong>der</strong> TAF. Ergänzt wird dies durch Angebote <strong>der</strong> Begleitenden Dienste und<br />

gruppenübergreifende Angebote (oft auch über die TAF-Zeiten hinaus). Daneben finden<br />

während diesen Zeitraums auch Therapien (Physiotherapie, Musiktherapie, u. a.) statt.<br />

Belastungs- und Ruhephasen werden nach individuellen Voraussetzungen und nach<br />

Tagesform gestaltet.<br />

Eine „Durchlässigkeit“ <strong>der</strong> Angebote TAF, Workshop und WfbM ist ausdrücklich gewünscht.<br />

Dies kann erreicht werden, indem die nachstehend aufgeführten Punkte beson<strong>der</strong>e Beachtung<br />

finden:<br />

Räumliche Voraussetzungen<br />

In <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung sind die gesamten Räume des Wohnbereichs zu nutzen, damit<br />

auch Ausweich- und Lagerungsmöglichkeiten bestehen, um die individuellen Bedürfnisse<br />

und Befindlichkeiten <strong>der</strong> Bewohner berücksichtigen zu können. Hinzu kommt für jeweils<br />

zwei Gruppen ein geson<strong>der</strong>ter großer Tagesför<strong>der</strong>raum.<br />

In Zusammenarbeit mit den Therapeuten und Begleitenden Diensten werden folgende<br />

Bereiche ebenfalls genutzt:<br />

• Alle Räume des Bereiches Begleitende Dienste/Therapie<br />

• Gymnastikraum mit Geräteraum<br />

• Lehrküche<br />

• Matschraum (Beschreibung s. 4.3.1.3)<br />

• Musikraum (Beschreibung s. 4.3.1.4)<br />

• Schwarzraum (Beschreibung s. 4.3.1.5)<br />

• Bewegungsbad (Beschreibung s. 4.3.1.2)<br />

• Snoezelenraum (Beschreibung s. 4.3.1.6).<br />

Personalausstattung<br />

Das Bedürfnisprofil <strong>der</strong> Tagesstättennutzer sowie <strong>der</strong> Anspruch unserer För<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>n<br />

einen hohen Personalschlüssel. Ausgehend von einer Doppel-Wohngruppe mit<br />

8 Bewohnern pro Gruppe, von denen insgesamt 10 – 15 an <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung teilnehmen,<br />

sieht die Personalplanung beispielsweise wie folgt aus:<br />

Der Bereichsleiter organisiert die Tagesför<strong>der</strong>ung, arbeitet mit und ist verantwortlich für<br />

die Erarbeitung von För<strong>der</strong>plänen im Zusammenwirken mit den Gruppenmitarbeitern.<br />

Pro Wohngruppe sind zwei Mitarbeiter (plus Praktikanten, Geringfügig Beschäftigte) im<br />

Frühdienst und im Spätdienst. Praktikanten und Geringfügig Beschäftigte sollen nach<br />

Bedarf (beispielsweise vermehrt im Spätdienst, da dann die WfbM - Beschäftigten in die<br />

Wohngruppen zurückkehren) eingesetzt werden. (siehe Anhang: Zeitmodell TAF)<br />

Anzumerken ist, dass auch <strong>der</strong> Workshop von den hier genannten Mitarbeitern betrieben<br />

werden muss.<br />

Mittel<br />

Für eine gezielte För<strong>der</strong>ung sind folgende Mittel als „Instrumente <strong>der</strong> Qualitätssicherung“<br />

erfor<strong>der</strong>lich:<br />

25


26<br />

• Dokumentationssysteme<br />

• THP und För<strong>der</strong>pläne<br />

• Tagespläne<br />

• Wochenpläne<br />

• Monatspläne<br />

• Projektarbeit<br />

• Regelmäßiger Austausch unter allen Beteiligten (Bewohner, Pädagogen, Psychologen,<br />

Therapeuten, Arzt, Leitung, Eltern und Betreuer) über die För<strong>der</strong>ziele<br />

und alle damit verbundenen Fragen ( Hilfeplankonferenz)<br />

• Reflexion<br />

• Evaluation<br />

• Regelmäßige Teamgespräche.<br />

Unser systemischer * Ansatz in <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

Der Mensch ist in seinem Denken, Fühlen und Handeln nicht unabhängig von seiner<br />

Umwelt zu sehen. Er ist in verschiedene Systeme wie Familie, Freunde, Unternehmen,<br />

Vereine und den Staat eingebunden. Auch seine Fähigkeiten und Fertigkeiten stehen<br />

untereinan<strong>der</strong> in enger Verbindung und bilden ein System <strong>der</strong> Lern- und Entwicklungsbereiche.<br />

Beim systemischen Ansatz liegt <strong>der</strong> Blick auf dem Ganzen. Es wird in einer kurzen,<br />

prägnanten Analyse die Gesamtsituation erfasst und dann zielgerichtet unter Nutzung<br />

aller Ressourcen auf Lösungen (Entwicklungen) hingearbeitet.


Emotionaler Bereich<br />

• Musische Angebote (Singen, Tanzen, Hören, Musizieren)<br />

• Umgang mit Konfliktsituationen<br />

• Anwendung von Kommunikationshilfen<br />

• Vermitteln und Erleben von Lebensfreude und –qualität<br />

• Einrichten von stabilen Beziehungen (Bezugspersonen)<br />

• Erleben von Gemeinschaftsgefühl in <strong>der</strong> Kleingruppe<br />

• Überschaubarkeit<br />

• Zugehörigkeit<br />

• Geborgenheit<br />

• Sicherheit<br />

• Angenommensein<br />

• Rückzugsmöglichkeit<br />

• Möglichkeit geben, neue Beziehungen zu knüpfen<br />

• Gefühle zeigen, verstehen<br />

Sozialer Bereich<br />

• Kommunikation<br />

• Kennen lernen (und unterscheiden lernen) <strong>der</strong> Mitmenschen durch Tasten, Fühlen,...<br />

• Gemeinsame Mahlzeiten<br />

• Gestalten und Erleben von Festen<br />

• Kontaktpflege zu Eltern, Verwandten, Freunden,...<br />

• Gruppenübergreifende Angebote<br />

• Kleingruppenangebote<br />

• Gegenseitige Hilfe<br />

• Gemeinsames Gestalten und Erleben von Tages-, Wochen- und Jahresstruktur<br />

• Teilhabe an Öffentlichkeit<br />

• Teilhabe an sozialen Beziehungen<br />

Lebenspraktischer Bereich<br />

• An- und Ausziehen<br />

• Körperpflege und Hygiene<br />

• Nahrungszubereitung und –aufnahme<br />

• Hauswirtschaft<br />

• Einkaufen<br />

• Aufräumen usw.<br />

• Toilettentraining<br />

• Begleitete Selbstversorgung<br />

Motorik, Psychomotorik*<br />

• Angebote zur Feinmotorischen Entwicklung<br />

• Bewegungsangebote (Spaziergänge, Schwimmen, Schaukeln, Laufband, Moto-<br />

Med ...)<br />

• Motopädie<br />

• Physiotherapie*<br />

• Atemmassagen*<br />

• Wechselnde Lagerung<br />

• Rollstuhltraining<br />

27


• Hippotherapie*<br />

Wahrnehmung<br />

• Snoezelen*<br />

• Basale Stimulation*<br />

• Kinästhetik<br />

• Sehrestför<strong>der</strong>ung<br />

• Umwelt- und Materialerfahrung (visuell, auditiv, haptisch–taktil,<br />

olfaktorisch, gustatorisch, vestibulär, kinästhetisch, propriozeptiv)*<br />

Kognitiver* Bereich<br />

• Orientierungstraining auf dem Einrichtungsgelände (Innen und Außen)<br />

• Ausflüge außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung<br />

• Körperwahrnehmung (Erkennen des eigenen Körpers und Abgrenzung zur Umwelt)<br />

• Materialerfahrung (Tonarbeiten, Matschen, usw.)<br />

• För<strong>der</strong>ung von Sprache und Sprachverständnis durch Vorlesen, Computer, sonstige<br />

Hilfsmittel<br />

• Computerunterstützte Lernprogramme<br />

• Kommunikationstraining<br />

3.3.1.1 T.<br />

Ziel<br />

Zwei Ziele wurden seit Beginn <strong>der</strong> Planung dieser Räumlichkeiten parallel verfolgt:<br />

a) Durch zusätzliche Räume sollte <strong>der</strong> Überbelegung in <strong>der</strong> TAF Kettig entgegengewirkt<br />

werden.<br />

b) Durch ein alternatives Raumkonzept sollte ein beson<strong>der</strong>es Angebot für unsere<br />

Nutzer geschaffen werden, das sich hinsichtlich <strong>der</strong> Raumausstattung und <strong>der</strong><br />

Nutzung vom übrigen Angebot <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte abhebt.<br />

Die zusätzlichen Möglichkeiten entlasten die einzelnen TAF-Gruppen und die Fachräume.<br />

Die Workshops finden hier einen gemeinsamen Ausgangs- und Treffpunkt.<br />

Ziel ist es, durch ein flexibles Angebot an Raum und Reiz, neue und beson<strong>der</strong>e Wege<br />

des Angebots zu beschreiten. Die bisherigen TAF Erfahrungen wurden in diesem neuen<br />

Bereich berücksichtigt und umgesetzt. Die Angebote können nach Teilnehmerzahl,<br />

Teilnehmerhandicap, -bedürfnissen und -fähigkeiten, Intensität, Dauer und För<strong>der</strong>bereich<br />

problemlos variiert werden.<br />

Die Räumlichkeiten stehen den Workshops, den Begleitenden Diensten und den<br />

TAF/Wohn - Gruppen zur Verfügung. Es besteht ein fester Dauerbelegungsplan <strong>der</strong> die<br />

konzeptionellen Vorgaben berücksichtigt und darüber hinaus frei vorhandene Nutzungszeiten<br />

anbietet.<br />

Raumkonzept<br />

Durch ein variables Raumkonzept mit verschiebbaren Trennwänden können hier Räume<br />

geschlossen o<strong>der</strong> geöffnet und miteinan<strong>der</strong> verbunden werden, so dass sich die<br />

Reizintensität regulieren lässt.<br />

28


Bei <strong>der</strong> Farbgestaltung wurde Wert auf natürliche Helligkeit gelegt, nur die Wandflächen,<br />

die dem Einfall von Tageslicht durch große Fenster gegenüber liegen, sind dezent<br />

farblich abgesetzt. Die künstliche Beleuchtung ist in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Rehabilitationslehrerin<br />

für blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Menschen konzipiert worden. Es wurden<br />

leistungsstarke und blendfreie Leuchten zur optimalen Ausleuchtung <strong>der</strong> „Arbeitsplätze“<br />

installiert.<br />

Folgende Räume stehen für die Tagesför<strong>der</strong>ung zur Verfügung:<br />

Kreativ-/Werkraum<br />

Der hellste Raum bietet genügend Platz und Möglichkeiten, kreativ und schöpferisch<br />

tätig zu werden. Eine höhenverstellbare Hobelbank mit Klemmvorrichtungen erleichtert<br />

es körperbehin<strong>der</strong>ten Menschen, ihre Fähigkeiten einzubringen.<br />

Bewegungsraum<br />

Zentrales Element des Raumes sind variable und hoch belastbare Aufhängemöglichkeiten<br />

an <strong>der</strong> Decke. Hier können verschiedene Schaukeln, Hängematten etc. eingehängt<br />

werden. Ergänzt wird die Ausstattung durch eine Sensorische Integrationsrutsche, eine<br />

Sprossenwand, eine mobile Spiegelwand und verschiedene Matten. Ein fe<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Boden<br />

minimiert hier die Verletzungsgefahr.<br />

Rollstuhlgerechte Küche<br />

Die Arbeitsflächen und das Kochfeld sind unterfahrbar, um Rollstuhlfahrern die aktive<br />

Beteiligung an Küchenarbeit zu ermöglichen. Spülmaschine, Backofen und Kühlschrank<br />

befinden sich in einer Höhe, die einen komfortablen Zugriff vom Rollstuhl aus ermöglicht.<br />

Ein höhenverstellbarer und fahrbarer Arbeitstisch rundet die Ausstattung ab. Durch<br />

die verschiebbare Wand kann bei Bedarf das Platzangebot verdoppelt werden.<br />

Zwei Multifunktionsräume<br />

Die Räume lassen sich durch die verschiebbaren Trennwände zu einem Raum verbinden.<br />

Der kleinere Raum kann als Erweiterung <strong>der</strong> Küche dienen o<strong>der</strong> geschlossen als reizarmer<br />

Raum für Einzelför<strong>der</strong>ung eingesetzt werden. Er ist mit einem höhenverstellbaren<br />

und fahrbaren Arbeitstisch ausgestattet.<br />

Der größere Raum bietet Möglichkeiten für vielfältige Angebote. Er ist mit einem Sofa<br />

und einem verstellbaren und fahrbaren Sessel bestückt. Eine HiFi-Anlage erlaubt es,<br />

akustische Reize gezielt als Angebot einzusetzen.<br />

Sonstiges<br />

Ein Waschbecken befindet sich im Vorraum <strong>der</strong> rollstuhlgerechten Toilette, damit es<br />

auch benutzt werden kann, während die Toilette besetzt ist.<br />

Ein mit Regalen ausgestatteter Abstellraum erlaubt es, Materialien und unvollendete<br />

Werkstücke zwischen zu lagern.<br />

Personelle Ausstattung<br />

Das Bedürfnisprofil <strong>der</strong> Tagesstättennutzer sowie <strong>der</strong> Anspruch unserer För<strong>der</strong>ung erfor<strong>der</strong>n<br />

einen hohen Personalschlüssel. Bestenfalls eine eins zu eins Betreuung (therapeutische<br />

Situation bei Begleitenden Diensten), maximal jedoch eine eins zu vier Betreuung<br />

je nach Angebot (s. TAF/Wohngruppen Konzeption)<br />

Die Gruppe <strong>der</strong> in den TAF Räumen zum Einsatz kommenden Mitarbeiter ist multiprofessionell<br />

und setzt sich aus dem bereits bestehenden Mitarbeiterstamm zusammen.<br />

29


Sie besteht aus Fachkräften mit pädagogischen, therapeutischen, pflegerischen und<br />

handwerklichen Qualifikationen.<br />

Die Berufsgruppen arbeiten gleichberechtigt zusammen und bringen ihre Fachkompetenzen<br />

konstruktiv in die Gestaltung <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stättenarbeit mit ein.<br />

Ansprechpartner/Verantwortlichkeit<br />

Verantwortlichkeit:<br />

• Die Zusammenarbeit wird von den Bereichsleitern, <strong>der</strong> Ergotherapie sowie<br />

dem freigestellten Mitarbeiter des Workshops organisiert.<br />

• Je<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> TAF ist für die Instandhaltung, Ordnung und Sauberkeit<br />

mitverantwortlich. Ansprechpartner bei Beson<strong>der</strong>heiten (wie z.B. Defekt von<br />

Geräten und Materialien, Vorschläge für Neuanschaffungen, Verbesserungsideen,<br />

etc.) sind <strong>der</strong> freigestellte Workshopmitarbeiter und <strong>der</strong> Bereich Ergotherapie.<br />

3.3.1.2 Bewegungsbad<br />

Ziel<br />

Das Bewegungsbad ist durch seine Wassertemperatur, Ausstattung und Gestaltung<br />

beson<strong>der</strong>s auf die Bedürfnisse unserer Nutzer abgestimmt.<br />

Es bietet ein vielfältiges Angebot, Erfahrungen im Element Wasser zu machen.<br />

Es wird für pädagogische Angebote, therapeutische Zwecke und zur Freizeitgestaltung<br />

aufgesucht.<br />

Zielgruppe<br />

Das Bewegungsbad steht allen zur Verfügung. Es muss immer ein Mitarbeiter mit Ersthelferausbildung<br />

anwesend sein.<br />

Raum<br />

Das Bewegungsbad zeichnet sich durch die höhere Wassertemperatur (34,6°), einen<br />

höhenverstellbaren Boden, eine Treppe und einen fest installierten Lifter aus, <strong>der</strong> den<br />

Transfer in und aus dem Wasser erleichtert. Es stehen eine Duschliege, ein Duschstuhl<br />

und ein weiterer, fahrbarer Lifter zur Verfügung. Hilfsmittel für verschiedene Wasseraktivitäten<br />

sind vorhanden.<br />

Zur Einrichtung des Bewegungsbades gehören getrennte Umkleidekabinen für Damen<br />

und Herren, denen jeweils Sanitär– und Duschvorrichtungen angeschlossen sind.<br />

Personal<br />

Alle Mitarbeiter, die mit den Regeln zur Nutzung des Bewegungsbades vertraut sind.<br />

Die Verantwortung für die technische Wartung obliegt <strong>der</strong> Hausmeisterei.<br />

3.3.1.3 Matschraum<br />

Ziel<br />

Der Matschraum kann von allen Bewohnern und Werkstattbeschäftigten besucht werden.<br />

Es werden keine beson<strong>der</strong>en individuellen Fähig- und Fertigkeiten vorausgesetzt.<br />

Der Raum bietet Freiraum für Kreativität, Lebensfreude, Selbst- und Materialerfahrung.<br />

Durch die wechselnden Angebote mit verschiedenen Materialien können Sinnes-, ganzkörperliche<br />

und taktile Wahrnehmung, sowie Grob- und Feinmotorik geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Gruppenübergreifende Angebote bieten Möglichkeiten zur Erweiterung sozialer Kompe-<br />

30


tenzen. Es werden individuelle Freiräume geschaffen. Die Angebote können, müssen<br />

aber nicht ziel- und produktorientiert sein. Sie unterliegen keiner Wertung. Es gibt kein<br />

Richtig o<strong>der</strong> Falsch. Spaß, Freude und selbst bestimmtes Erleben stehen im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Räumliche Voraussetzungen und Ausstattung:<br />

Der Matschraum ist ein komplett gekachelter Raum mit Wasseranschluss und Bodenabfluss.<br />

Die abgemauerte Wanne bietet die Möglichkeit, verschiedene Materialien, beispielsweise<br />

Sand, zur ganzkörperlichen Wahrnehmung einzusetzen.<br />

Inventar<br />

Zum Inventar gehören:<br />

• Ein höhenverstellbarer und neigbarer Tisch auf Rollen, <strong>der</strong> auf die individuellen<br />

Bedürfnisse des Besuchers angepasst werden kann,<br />

• ein Metallregal,<br />

• sechs Plastikwannen mit Deckel (50x58cm),<br />

• eine Antirutschfolie,<br />

• eine Wachstischdecke,<br />

• Einmalschürzen,<br />

• abwaschbare Kittel,<br />

• Türklei<strong>der</strong>haken und<br />

• Sandspielzeug.<br />

Materialien<br />

Zu den vorrätigen Arbeitsmaterialien gehören:<br />

• Sand,<br />

• Fingerfarben,<br />

• Gips,<br />

• Knete,<br />

• Moorbad,<br />

• Rasiergel,<br />

• Schmierseife,<br />

• Zeitungen und<br />

• Kleister.<br />

Das Material und das Inventar sind noch erweiterbar.<br />

Planung und Organisation:<br />

Die Verantwortung und Organisation für die Sauberkeit und Ordnung obliegt jedem begleitenden<br />

Mitarbeiter.<br />

Bei Fragen o<strong>der</strong> Anregungen gibt es einen Ansprechpartner. Um einen Überblick über<br />

die Häufigkeit und Art <strong>der</strong> Nutzung zu gewährleisten, liegt ein Plan aus.<br />

3.3.1.4 Musikraum<br />

Definition<br />

Der Musikraum ist ein Raum in dem mit Geräuschen, Klängen und Musik pädagogisch<br />

und therapeutisch gearbeitet wird.<br />

Ziel<br />

31


Der Raum bietet dem Nutzer vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten von Musik.<br />

Die Bandbreite <strong>der</strong> Angebote geht von einem Musik- und Singkreis bis hin zur musiktherapeutischen<br />

Arbeit, in <strong>der</strong> z.B. Kontaktaufnahme o<strong>der</strong> Dialog auf nonverbaler Ebene<br />

erfolgt.<br />

Unter an<strong>der</strong>em gilt:<br />

• Musik vermittelt Erfolgserlebnisse, z.B. wenn es gelingt ein Geräusch zu erzeugen.<br />

• Musik vermittelt Erlebnisse in <strong>der</strong> Gemeinschaft, das „Zusammen musizieren“,<br />

z.B. im Singkreis.<br />

• Das bewusste Erzeugen von Geräuschen kann bis hin zur wechselseitigen<br />

Kommunikation wachsen. Ein Dialog kann auch ohne Sprache entstehen.<br />

• Musik berührt den Menschen in seinem Sein. Zum einen kann neues erfahren<br />

werden, aber auch Erinnerungen können geweckt werden, z.B. durch Kin<strong>der</strong>lie<strong>der</strong>.<br />

• Je<strong>der</strong> kann (unabhängig von seinen Fähigkeiten) teilnehmen und teilhaben.<br />

Zielgruppe<br />

Der Musikraum steht allen Nutzern <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten zur Verfügung. Er wird<br />

im Rahmen <strong>der</strong> integrierten Tagesför<strong>der</strong>ung aber auch in <strong>der</strong> Freizeit genutzt. Den<br />

Werkstattbeschäftigten steht <strong>der</strong> Raum im Rahmen ihrer arbeitsbegleitenden Angebote<br />

zur Verfügung. Vor dem Hintergrund, dass viele Nutzer blind o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>t sind,<br />

kommt <strong>der</strong> Wahrnehmung über das Gehör und damit dem Musikraum eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung zu.<br />

Raum<br />

Der Musikraum befindet sich in Haus B, im Bereich <strong>der</strong> Begleitenden Dienste.<br />

Personal<br />

Grundsätzlich steht <strong>der</strong> Raum allen Mitarbeitern zur Verfügung, die mit unseren Nutzern<br />

in <strong>der</strong> gesamten Bandbreite von Musik und Klangerzeugung bis Lautmalerei pädagogisch<br />

arbeiten möchten. Ebenso wird <strong>der</strong> Raum von einem externen Musiktherapeuten<br />

genutzt.<br />

3.3.1.5 Schwarzraum<br />

Ziel<br />

Der Schwarzraum in <strong>der</strong> FWS soll die Möglichkeiten geben, den visuellen Wahrnehmungskanal<br />

auch bei bruchstückhaften Voraussetzungen des Einzelnen erfahrbar zu<br />

machen und dem Betroffenen die Möglichkeit zu eröffnen, aus diesen Erfahrungen sich<br />

ein ganzheitliches Weltbild zu schaffen.<br />

Dies sollte so geschehen, dass alle an<strong>der</strong>en Wahrnehmungskanäle durch Nichtgebrauch<br />

in den Hintergrund rücken (z.B. durch Reizarmut) und <strong>der</strong> visuelle Zugang<br />

interessant und begreifbar ist. Es sollen alleine visuelle Anreize geboten werden, die<br />

durch die Umgebung des Schwarzraums beson<strong>der</strong>s gut abgehoben werden. Damit<br />

könnte die Möglichkeit des Ausbaus des visuellen Kanals für den Betroffenen lohnend<br />

sein.<br />

Zielgruppe<br />

Der Schwarzraum dient allen Personen, <strong>der</strong>en visuelle Wahrnehmung durch opthalmologische<br />

o<strong>der</strong> neurologische Probleme gestört ist und geför<strong>der</strong>t werden soll.<br />

32


Der Schwarzraum bietet sich für alle Personen an, die eine fehlerhafte Aufnahme, Weiterleitung<br />

o<strong>der</strong> Verarbeitung von visuellen Reizen im Gehirn haben (im weitesten Sinne:<br />

visuelle Wahrnehmungsstörung) o<strong>der</strong> durch Schädigung an Auge o<strong>der</strong> Sehnerv einen<br />

geringen Sehrest aufweisen. Die För<strong>der</strong>ung sollte möglichst einzeln erfolgen.<br />

Raum<br />

Der Schwarzraum ist ein speziell adaptierter Raum, <strong>der</strong> komplett zu verdunkeln ist, so<br />

dass kein Hell-Dunkel-Kontrast wahrzunehmen ist. Die Nutzung ergibt sich bei diesem<br />

Raum durch verschiedenartiges Leuchtmaterial (Spiegelkugel, Lightbox, Taschenlampe<br />

usw.), welches durch den isolierten Gebrauch beson<strong>der</strong>s hervorgehoben wird.<br />

Personal<br />

Die Verantwortung für die Beschaffenheit und Wartung des Schwarzraums obliegt <strong>der</strong><br />

Orthoptistin <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Grundsätzlich ist es gewünscht, dass eingewiesenes Personal zur visuellen Einzelför<strong>der</strong>ung<br />

den Schwarzraum unter Beachtung verschiedener Regeln (Siehe: Regeln zur<br />

Nutzung des Schwarzraums) benutzen.<br />

3.3.1.6 Snoezelenraum<br />

Definition<br />

Snoezelen (sprich: snuzelen) ist eine Wortschöpfung aus „snuffelen“ (schnüffeln,<br />

schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schlummern). Es wurde in den Siebziger Jahren in<br />

den Nie<strong>der</strong>landen für Menschen mit schwerster Behin<strong>der</strong>ung entwickelt.<br />

Hinter dem Snoezelen steht ein multifunktionales Konzept:<br />

In einem beson<strong>der</strong>s ansprechend gestaltetem Raum (vorwiegend weißer Raum) werden<br />

über Licht-, Klang- und Tonelemente, Aromen und Musik Sinnesempfindungen<br />

ausgelöst.<br />

Ziel<br />

Bei <strong>der</strong> Nutzung des Snoezelenraumes steht als oberstes Ziel „sich Wohlfühlen“.<br />

Der Snoezelenraum soll eine Atmosphäre bieten, die entspannend o<strong>der</strong> aber auch aktivierend<br />

auf die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche einwirkt. Die Nutzer bekommen<br />

so das Gefühl „zur Ruhe zu kommen“.<br />

Neben <strong>der</strong> Ruhe und Entspannung findet sich hier ein Ort für therapeutische und pädagogische<br />

Angebote, mit Zielsetzung in folgenden Bereichen:<br />

• Basale Stimulation<br />

• Kinästhetische Stimulation<br />

• Körperbewusstsein und Körperwahrnehmung<br />

• visuelle-, auditive-, olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung<br />

• Konzentration und Aufmerksamkeit<br />

Der Fantasie und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.<br />

Die gezielt ausgesuchten Angebote steuern und ordnen die Sinnesreize. Sie wecken<br />

Interesse sowie Neugier und rufen Erinnerungen hervor. In <strong>der</strong> ruhigen Atmosphäre<br />

können Ängste genommen werden.<br />

Zielgruppe<br />

Der Snoezelenraum steht allen zur Verfügung. Abhängig von dem Angebot wird <strong>der</strong><br />

Raum von Kleingruppen als auch zur Einzelför<strong>der</strong>ung aufgesucht. Durch den unterschiedlichen<br />

Einsatz <strong>der</strong> vorhandenen Medien und Geräte kann <strong>der</strong> Raum optimal auf<br />

33


die unterschiedlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Nutzer abgestimmt werden. In dieser angenehmen<br />

Atmosphäre kann durch das gemeinsame Erleben die Beziehungsebene vertieft<br />

werden.<br />

Raum<br />

Der Snoezelenraum ist vorwiegend in weiß gehalten.<br />

Eingerichtet mit Lichtteppich, Lichtfaserdusche, Spiegelkugel, Flüssigkeitsprojektor und<br />

Farbscheibe, können Licht- und Farbspiele entdeckt werden. Viele Sitz- und Liegemöglichkeiten<br />

laden zum Entspannen ein, ebenso ein Wasserklangbett, über welches sich<br />

Musik als Vibration fühlen lässt. Über einen Duftverbreiter können ausgesuchte Aromen<br />

freigesetzt werden. Drei farbige Wassersäulen vervollständigen die Einrichtung, ebenso<br />

wie unterschiedliches Tast- und Sinnesmaterial. Eine Ton-Licht-Wand wandelt Töne<br />

und Geräusche in Farbe und Licht um. Zur Verfügung steht Musik aus den verschiedensten<br />

Bereichen.<br />

Der Snoezelenraum lebt von seinen spezifischen Angeboten. Deshalb kann er im eigentlichen<br />

Sinne niemals vollständig ausgestattet sein, weil diese Angebote von dem<br />

Einsatz unterschiedlichster Materialien abhängig sind. Die Kombination o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einsatz<br />

von einzelnen Materialien bestimmen die Qualität und Angemessenheit des Angebotes<br />

im Hinblick auf die Nutzer.<br />

Personal<br />

Um den Snoezelenraum gezielt nutzen zu können, werden die Mitarbeiter in internen<br />

Fortbildungen geschult und in die technischen Möglichkeiten eingewiesen.<br />

Die Verantwortung für die Beschaffenheit und Wartung des Snoezelenraumes sowie die<br />

Einweisungen obliegt einer ausgebildeten Fachkraft und <strong>der</strong> Snoezelen AG.<br />

3.3.1.7 Turnhalle<br />

Definition<br />

Die Turnhalle ist als Bewegungs- und Erlebnisraum zu sehen, <strong>der</strong> kreativ und individuell<br />

motorisch genutzt werden kann.<br />

Ziel<br />

Der Raum soll Möglichkeiten geben, dem Nutzer ein vielfältiges Angebot zur Bewegungserfahrung<br />

einzeln o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe nahe zu bringen, z.B.:<br />

• Erhalt und Aufbau von motorischen Fähigkeiten<br />

• Motorisches Experimentieren<br />

• Körperwahrnehmung för<strong>der</strong>n<br />

• Körperschema ausbilden<br />

• Raumorientierung lernen<br />

• För<strong>der</strong>ung von neuen motorischen Erfahrungen<br />

• Freiraum zum Ausleben von Bewegungsbedürfnissen<br />

• Spiel und Spaß!<br />

Zielgruppe<br />

Alle Bewohner <strong>der</strong> Einrichtung und alle Beschäftigten <strong>der</strong> Werkstatt.<br />

Raum<br />

Der Boden <strong>der</strong> Turnhalle ist fe<strong>der</strong>nd und rutschfest belegt. Die Turnhalle ist eingerichtet<br />

mit einer Sprossenwand, einer Turnbank, vier Deckenaufhängungen, einer Hängematte,<br />

einem Weichboden und Turnmatten.<br />

34


Zwei Trampoline, Plattformschaukel, Bälle, Spielfass und Kleinmaterialien befinden sich<br />

in den angrenzenden Materialräumen. Neben <strong>der</strong> Turnhalle befinden sich ein behin<strong>der</strong>tengerechter<br />

Umklei<strong>der</strong>aum und Sanitäreinrichtungen.<br />

Personal<br />

Die Turnhalle steht allen zur Verfügung.<br />

Ansprechpartnerin in allen Fragen zur Turnhalle ist die Motopädin <strong>der</strong> FWS.<br />

3.3.2 Workshops<br />

Zielsetzung<br />

Die Workshops arbeiten gruppenübergreifend für alle Bewohner, die die Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

besuchen und in <strong>der</strong> am Arbeitsleben orientierten WfbM* überfor<strong>der</strong>t sind. Auf<br />

Vorschlag <strong>der</strong> Gruppen und <strong>der</strong> Workshopmitarbeiter bildet sich <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Workshopteilnehmer.<br />

Voraussetzung für die Teilnahme an den Workshops sind individuelle<br />

Fertigkeiten und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner, die eine Beteiligung an diesem beson<strong>der</strong>en<br />

Angebot sinnvoll werden lassen.<br />

Ihnen wird hier eine geplante überschaubare Beschäftigung geboten, die auch ihren<br />

persönlichen Interessen entsprechen soll.<br />

Zum Teil werden in den Workshops auch Produkte hergestellt, so werden im Naturworkshop<br />

Blumen gepflanzt, im Kreativworkshop werden Produkte gestaltet und bearbeitet.<br />

Im Gegensatz dazu steht in <strong>der</strong> Erlebnispädagogik mehr das aktive Erleben im<br />

Vor<strong>der</strong>grund, die Umwelt wird als Lebens- und Erfahrungsraum genutzt, die Lebenswelt<br />

erweitert. Sportliche Aktivitäten im weitesten Sinn werden im Bewegungsworkshop angeboten.<br />

Neben <strong>der</strong> Körpererfahrung, dem Erproben und Spaß haben an neuen Erfahrungen<br />

im physischen Bereich kommt auch hier wie bei allen Workshops das Erleben<br />

von Gemeinschaft und Gruppenerfahrung nicht zu kurz.<br />

Die Workshops finden in <strong>der</strong> Regel zweimal in <strong>der</strong> Woche für jeweils zwei Stunden statt.<br />

Diese „Teilzeittätigkeit“ wird <strong>der</strong> begrenzten Belastbarkeit <strong>der</strong> Bewohner gerecht.<br />

Ziel für Einzelne kann es durchaus sein, dass durch eine gezielte För<strong>der</strong>ung und daraus<br />

folgende Weiterentwicklung langfristig eine Werkstattbeschäftigung erreicht werden<br />

kann.<br />

Planung und Organisation<br />

Die Verantwortung und Organisation <strong>der</strong> Workshops obliegt den Mitglie<strong>der</strong>n des TAF-<br />

Workshop-Teams.<br />

Die Planung <strong>der</strong> Workshopgruppen geschieht über Quartalspläne. Die Umsetzung dieser<br />

Pläne wird im jeweiligen Workshopteam regelmäßig reflektiert.<br />

Übergreifende Angebote ergänzen oft die Möglichkeiten <strong>der</strong> einzelnen Workshops.<br />

Es findet jährlich eine Einrichtungsweite „TAF-Projektwoche“ statt.<br />

Räumliche Voraussetzungen<br />

In den Workshops ist ein Eingehen auf persönliche Eigenschaften und Vorlieben möglich.<br />

Um Störfaktoren auszuschalten finden die Workshops in einer geschützten Atmosphäre<br />

statt. Ziel ist es, den verschiedenen Workshops eigene dafür eingerichtete und<br />

geeignete Räume in <strong>der</strong> Einrichtung zur Verfügung zu stellen, unter an<strong>der</strong>em auch<br />

zeitweilig Räume <strong>der</strong> WfbM. Erlebnispädagogik bedingt schwerpunktmäßig Angebote<br />

außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung. Für Bewegungsangebote stehen verschiedenste Räumlichkeiten,<br />

unter an<strong>der</strong>em ein Bewegungsbad und eine Turnhalle zur Verfügung.<br />

35


Personalausstattung<br />

Die Betreuung <strong>der</strong> Teilnehmer im Workshop wird in <strong>der</strong> Regel vom Gruppenpersonal<br />

geleistet. Dabei begleiten jeweils ein bis zwei Mitarbeiter bis zu sechs Bewohner. Es<br />

erscheint wegen <strong>der</strong> nötigen Kontinuität in <strong>der</strong> Workshoparbeit sinnvoll, dass zumindest<br />

einer von zwei Mitarbeitern den Workshop regelmäßig begleitet.<br />

Der Bewegungsworkshop<br />

Durch die verschiedenen Bewegungsangebote sollen nicht nur Körper- und Sozialerfahrungen<br />

vermittelt werden, son<strong>der</strong>n sie vereinen Elemente <strong>der</strong> vestibulären Stimulation<br />

zur För<strong>der</strong>ung des Gleichgewichtssinns mit einer Schulung <strong>der</strong> taktilen Wahrnehmung.<br />

Außerdem dienen sie durch Mobilisation zur Vorbeugung und Verbesserung vor/von<br />

Kontrakturen*, Thrombosen* und Dekubitus*. Wesentlich lassen sich auch durch den<br />

entspannenden Effekt Spastiken reduzieren. Die Angebote dienen zum Abbau von<br />

überschüssigen Energien und sollen dem Bewohner ein Gefühl für seinen Körper vermitteln.<br />

Die Bewegung sollte dem Bewohner mit viel Spaß und guter Laune angeboten<br />

werden, denn dies führt mit Sicherheit zu einer gesteigerten Motivation.<br />

36<br />

• Bewegungsangebote in <strong>der</strong> einrichtungsinternen Turnhalle und dem Bewegungsbad,<br />

• Schwimmen (Freibad, Hallenbad),<br />

• Angebote in Indoorspielhallen und auf Wasserspielplätzen,<br />

• Ballspiele jeglicher Art, Rollbretter, Übungen auf dem Boden, Angebote mit dem<br />

Schwungtuch,<br />

• Wan<strong>der</strong>ungen,<br />

• Angebote auf dem Trampolin; Fahrrad, Kettcar, Tandem, Rollfiets fahren auf<br />

dem Gelände,<br />

• Spiele mit elastischen Bän<strong>der</strong>n, Übungen <strong>der</strong> Handmotorik, uvm.<br />

Der Erlebnispädagogikworkshop<br />

Ziel: Erschließen von an<strong>der</strong>en Erlebnisbereichen außerhalb des Alltags, Aktives<br />

Sein/Aktives Erleben; Erfahrung mit in den Alltag hineinnehmen.<br />

Ganzheitlicher Ansatz zur Umwelt-/Naturerfahrung; Erweiterung des Weltbildes.<br />

Eigene Fähigkeiten in an<strong>der</strong>er Umgebung festigen und weiterentwickeln, neue Fertigkeiten<br />

entdecken und erproben; sich selbst und seine Fähigkeiten in an<strong>der</strong>er Umwelt<br />

wahrnehmen, Lust am Abenteuer erfühlen; eigene Grenzen erfahren.<br />

Mit <strong>der</strong> Gruppe unterwegs sein.<br />

• Wald: Bewegung in an<strong>der</strong>er, naturnaher Umgebung, Wege zurücklegen, Ziele<br />

erreichen, Picknick, neue Gerüche, Geräusche erleben, Jahreszeiten spüren,<br />

Wind und Wetter erleben, Materialien sammeln (Erinnerung, Weiterverarbeitung,<br />

...),<br />

Steigungen und Gefälle erfahren, an<strong>der</strong>e Untergründe erleben, Bäume und<br />

Pflanzen ertasten, Tiere sehen und hören, Bollerwagen statt Rollstuhl fahren.<br />

• Bach: Atmosphäre erspüren, typische Geräusche, Temperaturunterschiede am<br />

Wasser, Wasser spüren, Steine werfen, Staudamm bauen, Tiere suchen.


37<br />

• Feuer: gesammeltes Holz aus dem Wald verwenden, Geräusche, Gerüche,<br />

Wärme, Entstehen und Verglühen beobachten (Strohfeuer/Holzfeuer, ...), Distanz<br />

und Nähe zum Feuer, Geselligkeit/Gemütlichkeit, "Magie des Feuers", Sehreststimulation,<br />

Nahrungsmittel naturnah zubereiten (Kartoffeln, Fleisch, ...).<br />

• See: siehe Bach plus Baden, Boot fahren, auf <strong>der</strong> Erde liegen, Sonne und Wind<br />

spüren.<br />

• Freizeitpark: Fliehkraft, vestibuläre Stimulation, Geschwindigkeit erfahren, Lärm<br />

und Trubel erleben, gemeinsam typische Speisen essen (Pommes, Zuckerwatte,<br />

kandierte Äpfel, gebrannte Mandeln, ...), in <strong>der</strong> Gruppe Spaß haben.<br />

• Schlittenfahren: vestibuläre Stimulation, Geschwindigkeit erspüren, Witterung<br />

zweckgebunden spezifisch nutzen, Spaß in <strong>der</strong> Gruppe, unmittelbarer Kontakt<br />

mit Schnee.<br />

Der Kreativworkshop<br />

Eigenen Ideen und den Phantasien freien Lauf lassen. Erfahrungen mit den verschiedenen<br />

Materialien machen. Dazu gehören taktile Erfahrungen, Selbsterfahrung, Grob-<br />

und Feinmotorik för<strong>der</strong>n, Erfolgserlebnis, Kreativität för<strong>der</strong>n, Spaß haben und Entscheidungen<br />

treffen, z.B. Farben auswählen.<br />

In dem Workshop kann auf Ausstellungen, um die Produkte öffentlich zu machen, hingearbeitet<br />

werden. Eine Möglichkeit ist die Präsentation und möglicherweise <strong>der</strong> Verkauf<br />

von selbst entworfenen Produkten auf dem Herbst- und Handwerkermarkt, Sommerfesten,<br />

Weihnachtsmärkten und an<strong>der</strong>en öffentlichen Veranstaltungen unter Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Workshop-Teilnehmer. Gestaltungsmöglichkeiten im räumlichen Bereich <strong>der</strong><br />

Einrichtung werden gesucht und aufgegriffen, dauerhafte Gestaltungsmöglichkeiten als<br />

bleibende Werte sind ein lohnendes Betätigungsfeld.<br />

Damit die Bewohner die Teilschritte erleben können, z.B. ein Stück Ton wird zu einer<br />

Vase gestaltet, sollte ein Angebot über mehrere Monate stattfinden. Ein Teilbereich ist<br />

das freie Arbeiten mit den Materialien, bei denen nicht endprodukt-orientiert gearbeitet<br />

wird, son<strong>der</strong>n Spaß und Freude über Materialerfahrung im Vor<strong>der</strong>grund steht.<br />

Durch die Arbeit in <strong>der</strong> Gruppe wird die Gemeinschaft gestärkt.<br />

Mögliche Arbeitsmaterialien und Techniken sind:<br />

• Ton, Gips<br />

• Maltechniken<br />

• Salzteig/Knete<br />

• Batiken<br />

• Seidenmalerei<br />

• Heuarbeiten<br />

• Holzarbeiten<br />

• Pappmache<br />

• Weben<br />

• Kartengestaltung<br />

• Prickeln/ Schneiden<br />

• Window Colours<br />

• Serviettentechnik<br />

• Naturmaterialien<br />

• Kerzengießen.


Der Naturworkshop<br />

Das Projekt soll die Wahrnehmung <strong>der</strong> Sinne in <strong>der</strong> vielfältigen „Lebendigkeit“ <strong>der</strong> Natur<br />

bewusst machen und för<strong>der</strong>n.<br />

Intendiert ist die direkte und ganz konkrete Erfahrung im „natürlichen Kreislauf“ mit Entstehung<br />

und Wachstum, Reife und Vergehen.<br />

Die Umwelt soll plastisch wahrgenommen und verstärkt werden. Vielschichtige Angebote<br />

- Riechen, Hören, Sehen, Tasten, Schmecken – werden den Möglichkeiten <strong>der</strong> Teilnehmer<br />

entsprechend dargeboten.<br />

Eigene Handlung steht im Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Sozialkomponente ist die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins und die <strong>der</strong> Lebensfreude.<br />

38<br />

• Anziehen von Zierpflanzen fürs Außengelände und eventuell Verkauf.<br />

• Außengelände verschönern, Dekoration Herbst- und Handwerkermarkt:<br />

dazu Blumensamen aussäen.<br />

• Am Hochbeet o<strong>der</strong> im Gewächshaus arbeiten: eigene Kräuter züchten, Tomaten,<br />

Zucchini und an<strong>der</strong>es,<br />

Tee herstellen zum eigenen Gebrauch: Brennnessel, Pfefferminze, Zitronenmelisse,<br />

Hagebutte, Salbei, Brombeerblätter.<br />

• Brot backen:<br />

- Getreide kennen lernen<br />

- Mühle besichtigen<br />

- Bäckerei besichtigen<br />

- Getreide kaufen, Sauerteig beim Bäcker besorgen, eigenes Brot backen.<br />

• Winterfutter für die Vögel selbst herstellen und verteilen.<br />

• „Erntefest“: z.B. mit geernteten Tomaten/Zucchini (Kräuter) gemeinsam Kochen.<br />

• Ausflüge: z.B. Schmetterlingsgarten (Bendorf), Zoo (Neuwied), Bauernhof, Gärtnerei<br />

in Maria Laach besuchen.


Zeitmodell Tagesför<strong>der</strong>stätte* in <strong>der</strong> FWS<br />

Zeit<br />

9.00<br />

Uhr<br />

9.30<br />

Uhr<br />

-<br />

11.30<br />

Uhr<br />

12.00<br />

Uhr<br />

15.00<br />

Uhr<br />

–<br />

17.00<br />

Uhr<br />

* Belastungs- und Ruhephasen werden nach individuellen Voraussetzungen und nach<br />

Tagesform gestaltet.<br />

Eine „Durchlässigkeit“ <strong>der</strong> Angebote TAF, Workshop, WfbM und Wohnen ist ausdrücklich<br />

gewünscht.<br />

39<br />

Frühstückszeit/<br />

Vorbereitungszeit<br />

„TAF“ – Kernzeit<br />

Mittagessen<br />

„Individuelle<br />

Mittagszeit“<br />

Übergabezeit,<br />

Teamzeit<br />

(13.30 – 15.00<br />

Uhr),<br />

Vorbereitungszeit<br />

„TAF“ - Kernzeit<br />

(Freitag: TAF-Ende 15.00<br />

Uhr)<br />

Workshop<br />

Vormittag<br />

Workshop<br />

Nachmittag<br />

Gruppenübergreifende Angebote, Angebote <strong>der</strong> Begleitenden<br />

Dienste und <strong>der</strong> externen Therapeuten


3.3.3 Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Neben <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung ist die Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen die zweite Säule<br />

<strong>der</strong> tagesstrukturierenden Maßnahmen. Das Konzept hierzu finden Sie unter dem Glie<strong>der</strong>ungspunkt<br />

9.4.<br />

40


3.4 Klientenorientierung<br />

3.4.1 Bewohnerbeirat<br />

Zielsetzung/ Einleitung<br />

Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Sozialgesetzbuches IX im Juli 2001 ist das<br />

politische Leitmotiv in <strong>der</strong> Bundesrepublik deutlich formuliert: Stärkung <strong>der</strong> Teilhabemöglichkeiten<br />

und mehr Selbstbestimmung für behin<strong>der</strong>te Menschen. Sie sollen ihre<br />

eigenen Belange so weit wie möglich selbst und eigenverantwortlich bestimmen können.<br />

Somit ist an die Stelle <strong>der</strong> Fürsorge die Idee <strong>der</strong> Teilhabe getreten.<br />

Diesem neuen Leitmotiv wird auch im LWTG (seit Beginn 2010) und im WBVG (seit<br />

Oktober 2009) Rechnung getragen.<br />

Danach muss in je<strong>der</strong> Wohnstätte von den Bewohnern ein Bewohnerbeirat gewählt<br />

werden, durch den diese bei den Angelegenheiten des Wohnstättenbetriebs mitwirken<br />

können.<br />

Die Idee <strong>der</strong> Teilhabe setzt in <strong>der</strong> Realisierung auf das Verständnis vieler. Menschen<br />

müssen die neuen Gesetzestexte mit Leben füllen.<br />

So ist es auch das erklärte Ziel <strong>der</strong> FWS, die hier lebenden erwachsenen behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen so weit wie möglich bei <strong>der</strong> Mitgestaltung des Alltages in unserer Einrichtung<br />

zu unterstützen, um ihre Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />

zu wahren und zu för<strong>der</strong>n.<br />

Daher soll die Mitwirkung des Bewohnerbeirates von gegenseitigem Vertrauen und<br />

Verständnis zwischen <strong>der</strong> Bewohnerschaft, Wohnstättenleitung und Träger bestimmt<br />

sein. Nur im offenen, empathischen Dialog kann Teilhabe konstruktiv gelebt werden.<br />

Der gewählte Rat ist für die Wohnstätte Kettig und die Außenwohngruppe Neuwied<br />

zuständig.<br />

Mitwirkung<br />

Der Bewohnerbeirat besitzt ein Mitwirkungsrecht. Dies bedeutet, dass <strong>der</strong> Bewohnerbeirat<br />

vor einer Entscheidung des Trägers über eine den Wohnbetrieb betreffende<br />

Maßnahme rechtzeitig und umfassend informiert und nach Möglichkeit auch fachlich<br />

beraten wird. Nur so kann das Mitwirkungsrecht sinnvoll ausgeübt werden.<br />

Zur Erfüllung seiner Aufgaben als gewähltes Gremium, das alle Bewohner vertritt, wird<br />

<strong>der</strong> Bewohnerbeirat durch eine Vertrauensperson seiner Wahl unterstützt.<br />

Der Bewohnerbeirat wirkt in Angelegenheiten des Wohnbetriebs wie Unterkunft, Betreuung,<br />

Aufenthaltsbedingungen, Hausordnung, Verpflegung und Freizeitgestaltung<br />

mit.<br />

Weiter bezieht sich die Mitwirkung auch auf die Sicherung einer angemessenen Qualität<br />

<strong>der</strong> Betreuung und auf die Leistungs-, Vergütungs-, Qualitäts- und Prüfungsvereinbarungen.<br />

Näheres regeln die §§ 29 – 33 <strong>der</strong> Heimmitwirkungsverordnung.<br />

Mitwirkung bedeutet auch, dass Anregungen und Bedenken des Bewohnerbeirates vom<br />

Einrichtungsträger in seine Überlegungen und Entscheidungen mit einbezogen werden.<br />

Die letzte Entscheidung und damit die Verantwortung liegt allerdings allein beim Träger.<br />

41


Organisation<br />

Zur Begleitung des Beirates wird die Wahl des Rates, die Organisation von regelmäßigen<br />

Sitzungen, Sprechstunden und <strong>der</strong> jährlichen Bewohnerversammlung mit Bericht<br />

des Rates von <strong>der</strong> Wohnstättenleitung unterstützt.<br />

Der Bewohnerbeirat sucht sich eine Vertrauensperson zur Mithilfe bei organisatorischen<br />

Aufgaben und Beratung und Begleitung inhaltlicher Fragen.<br />

Wohnstättenleitung und Beirat können zu Sitzungen einladen.<br />

Räumliche und sachliche Vorraussetzungen<br />

Dem Bewohnerbeirat stehen nach Absprache Räume (z.B. Konferenzraum, Cafeteria),<br />

Medien und Arbeitsmittel <strong>der</strong> FWS zur Verfügung.<br />

Die Kosten für notwendige Materialien, Fortbildungen und externe Beratungen werden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Aufgaben <strong>der</strong> Bewohnervertretung von <strong>der</strong> Einrichtung übernommen.<br />

Ausblick<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten wünschen sich eine arbeitsfähige und aktive Bewohnervertretung<br />

zum Zwecke <strong>der</strong> Verwirklichung <strong>der</strong> Mitwirkungs- und Mitgestaltungsrechte<br />

<strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung. Wir sehen es als unser Ziel, Nutzer <strong>der</strong> Einrichtung in<br />

ihrem Selbstbestimmungsrecht zu stärken und ihnen die Erfüllung übergreifen<strong>der</strong> Aufgaben,<br />

wie die einer Interessenvertretung, zu ermöglichen.<br />

3.4.2 Werkstattrat<br />

Einleitung / Zielsetzung<br />

Spätestens mit dem Inkrafttreten des neuen Sozialgesetzbuches IX im Juli 2001 ist das<br />

politische Leitmotiv in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland deutlich formuliert: Stärkung <strong>der</strong><br />

Teilhabemöglichkeiten und mehr Selbstbestimmung für behin<strong>der</strong>te Menschen. Sie sollen<br />

ihre eigenen Belange so weit wie möglich selbst und eigenverantwortlich bestimmen<br />

können.<br />

Somit ist an die Stelle <strong>der</strong> Fürsorge die Idee <strong>der</strong> Teilhabe getreten.<br />

Diesem neuen Leitmotiv wird auch in <strong>der</strong> Werkstätten-Mitwirkungsverordnung, gültig ab<br />

01.01.2002 und auf Grundlage des § 144 Abs. 2 SGB IX – Rehabilitation und Teilhabe<br />

behin<strong>der</strong>ter Menschen – vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung erlassen,<br />

Rechnung getragen.<br />

Das Gesetz enthält verbindliche Aussagen über die Mitwirkung von Beschäftigten in<br />

den Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen.<br />

Demnach wird in allen Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen (WfbM) von den Beschäftigten<br />

in freier und geheimer Wahl ein Werkstattrat gewählt, durch den diese bei den<br />

Angelegenheiten <strong>der</strong> Werkstätten mitwirken können.<br />

Die Idee <strong>der</strong> Teilhabe setzt in <strong>der</strong> Realisierung auf das Verständnis vieler. Menschen<br />

müssen die neuen Gesetzestexte mit Leben füllen.<br />

So ist es auch das erklärte Ziel <strong>der</strong> FWS, die hier beschäftigten erwachsenen behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen so weit wie möglich bei <strong>der</strong> Mitgestaltung des Alltages in unserer Werkstatt<br />

zu unterstützen, um ihre Selbständigkeit, Selbstbestimmung und Selbstverantwortung<br />

zu wahren und zu för<strong>der</strong>n.<br />

Daher soll die Mitwirkung des Werkstattrates von gegenseitigem Vertrauen und Verständnis<br />

zwischen den Beschäftigten, <strong>der</strong> Werkstattleitung und dem Träger bestimmt<br />

sein. Nur im offenen, empathischen Dialog kann Teilhabe konstruktiv gelebt werden.<br />

42


Aufgaben und Mitwirkung des Werkstattrates<br />

Zu den allgemeinen Aufgaben des Werkstattrates gehört unter an<strong>der</strong>em, „darüber zu<br />

wachen, dass die zugunsten <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten geltenden Gesetze, Verordnungen,<br />

Unfallverhütungsvorschriften und mit <strong>der</strong> Werkstatt getroffene Vereinbarungen<br />

durchgeführt werden“ (§ 4 Abs. 1 WMVO).<br />

Der Rat nimmt Anregungen und Beschwerden von Werkstattbeschäftigten entgegen<br />

und wirkt durch Verhandlungen auf eine Erledigung hin.<br />

Weiter besitzt <strong>der</strong> Werkstattrat ein Mitwirkungsrecht, unter an<strong>der</strong>em bei Fragen <strong>der</strong><br />

Ordnung im Arbeitsbereich, bei Regelungen bezüglich <strong>der</strong> Arbeits-, Pausen- und<br />

Schließungszeiten, bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Arbeitsentgelte, Fragen <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten, Fragen <strong>der</strong> Verpflegung, bei grundlegenden Än<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Werkstattorganisation sowie bei <strong>der</strong> Gestaltung sozialer Aktivitäten für die Werkstattbeschäftigten<br />

(§ 5 Abs. 1 WMVO).<br />

Um seine Aufgaben und Mitwirkungsrechte wahrnehmen zu können, wird <strong>der</strong> Werkstattrat<br />

in den betreffenden Angelegenheiten von Seiten <strong>der</strong> Werkstattleitung rechtzeitig,<br />

umfassend und in angemessener Weise unterrichtet und vor <strong>der</strong> Durchführung einer<br />

Maßnahme angehört.<br />

Ziel sind immer einvernehmliche Entscheidungen.<br />

Mitwirkung bedeutet auch, dass Anregungen und Bedenken des Werkstattrates vom<br />

Träger in seine Überlegungen und Entscheidungen mit einbezogen werden. Rat, Leitung<br />

und Träger arbeiten im Interesse <strong>der</strong> Beschäftigten vertrauensvoll zusammen (§ 8<br />

WMVO). Die letzte Entscheidung und damit die Verantwortung liegt allerdings allein<br />

beim Träger.<br />

Der Werkstattrat ist Mitglied in <strong>der</strong> LAG <strong>der</strong> Werkstatträte in Rheinland-Pfalz.<br />

Organisation<br />

Die WfbM stellt auf Wunsch dem Werkstattrat eine Vertrauensperson eigener Wahl zur<br />

Verfügung, die den Rat in allen Angelegenheiten (z.B. Organisation regelmäßiger Sitzungen,<br />

Sprechstunden, <strong>der</strong> Gestaltung sozialer Aktivitäten, Organisation und Durchführung<br />

von Versammlungen <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten) unterstützt. Die Vertrauensperson<br />

nimmt ihre Aufgabe unabhängig von Weisungen <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen wahr (§ 39 Abs. 3 WMVO).<br />

Bei Neuwahlen (alle 4 Jahre) wird dem Wahlvorstand zur Organisation und Durchführung<br />

<strong>der</strong> Wahl ebenfalls eine Vertrauensperson zur Verfügung gestellt.<br />

Räumliche und sachliche Vorraussetzungen<br />

Dem Werkstattrat ist eine Büronutzung mit den üblichen Arbeitsmitteln eingeräumt. Für<br />

die Zukunft soll dem Werkstattrat ermöglicht werden, mit Braillezeile und Punktschriftdrucker<br />

zu arbeiten.<br />

Weiter kann <strong>der</strong> Rat an einem Schwarzen Brett Informationen veröffentlichen.<br />

Es können nach Absprache an<strong>der</strong>e Räume (z.B. Konferenzraum, Ruheraum <strong>der</strong> Werkstatt,<br />

Cafeteria) und Medien <strong>der</strong> FWS genutzt werden.<br />

Die Kosten für notwendige Materialien, Fortbildungen und externe Beratungen werden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Aufgaben des Rates von <strong>der</strong> Einrichtung übernommen.<br />

43


3.4.3 Bewohnerfürsprecher<br />

Einleitung<br />

Immer dann, wenn in Einrichtungen kein Bewohnerbeirat gewählt werden kann, wird ein<br />

Bewohnerfürsprecher eingesetzt. Die Beratungs- und Prüfbehörde (ehemals: Heimaufsicht)<br />

ernennt im Einvernehmen mit <strong>der</strong> Einrichtung eine geeignete Person für einen<br />

Zeitraum von zwei Jahren. Das Nähere regeln die Mitwirkungsverordnung und das<br />

LWTG.<br />

Durchführung<br />

Der Bewohnerfürsprecher besucht "seine" Einrichtung regelmäßig. Er ist für Bewohner<br />

und Angehörige ansprechbar. Im Kontakt mit den Beschäftigten <strong>der</strong> Wohnstätten nimmt<br />

er Einfluss auf die Qualität <strong>der</strong> Betreuung. Dabei ist er allerdings nicht als Vertreter dieser<br />

Einrichtungen o<strong>der</strong> als Aufsicht tätig. Vielmehr ist er - wie vom Gesetzgeber festgelegt<br />

- Interessenvertreter <strong>der</strong> Bewohner und Bewohner.<br />

Die FWS unterstützt den Bewohnerfürsprecher für den Einrichtungsteil Leutesdorf zur<br />

Wahrnehmung seiner Mitwirkungsrechte durch einen offenen freundlichen Kontakt und<br />

größtmögliche Transparenz des Alltags sowie Information und Einbezug in Planung und<br />

Gestaltung wichtiger Abläufe.<br />

Der Bewohnerfürsprecher hat bei allen wichtigen Angelegenheiten des Wohnstättenbetriebes<br />

wie Unterkunft, Betreuung, Aufenthaltsbedingungen, Hausordnung, Verpflegung,<br />

Freizeitgestaltung und bei Leistungs-, Vergütungs-, Qualitäts- und Prüfungsvereinbarungen<br />

Mitspracherechte, die durch das LWTG und die Mitwirkungsverordnung noch<br />

erweitert worden sind.<br />

3.5 Elternarbeit<br />

För<strong>der</strong>n durch For<strong>der</strong>n und Unterstützung bilden die zentralen Ziele in <strong>der</strong> pädagogischen<br />

und pflegerischen Betreuung <strong>der</strong> erwachsenen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Unsere Intention ist die Ausschöpfung vorhandener Entwicklungsspielräume,<br />

die <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> individuellen Lebensqualität <strong>der</strong> einzelnen Bewohner<br />

dienen.<br />

Intensität und Erfolg <strong>der</strong> angestrebten Ziele setzen die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Bewohner, Mitarbeiter und Eltern/Betreuer voraus.<br />

Prämisse ist, nicht das sporadische Gespräch zu suchen, son<strong>der</strong>n soweit es den einzelnen<br />

Beteiligten möglich ist, immer für Gespräche offen zu sein und regelmäßig in<br />

einem beratenden, partnerschaftlichen Miteinan<strong>der</strong> zu bleiben.<br />

Es gilt Vertrauen zu schaffen und Verlust - und Trennungsängste bei Eltern/Betreuer<br />

und Bewohner abzubauen.<br />

Unter dieser Voraussetzung können Eltern/Betreuer zur Qualität <strong>der</strong> Betreuungsarbeit<br />

beitragen, zugleich aber auch Einschätzungen vornehmen und letztlich als eigentliche<br />

„Auftraggeber“ Anregung geben und Einfluss auf die oben genannten Zielsetzungen<br />

haben.<br />

Leitlinien für Elternarbeit<br />

Rahmenbedingungen<br />

Zeit für Gespräche mit Eltern und gesetzlichen Betreuer soll soweit als möglich in den<br />

Arbeitsalltag eingeplant werden. Dazu zählen nicht nur die langfristigen Gesprächstermine,<br />

son<strong>der</strong>n auch spontaner Austausch bei je<strong>der</strong> Art von Begegnung zwischen Eltern/gesetzlichem<br />

Betreuern und Mitarbeiter.<br />

Inhalte und Ziele <strong>der</strong> auch vorgeplanten beabsichtigten Gespräche sind festgelegt.<br />

44


Bei Gesprächen sollen Störfaktoren, z.B. das Telefon, vermieden werden. Ein hergerichteter<br />

Raum trägt zur angenehmen Gesprächsatmosphäre bei.<br />

Das Anbieten von passenden Getränken ist selbstverständlich.<br />

Wertschätzung<br />

Gegenseitige Wertschätzung auch bei möglicherweise unterschiedlichen Meinungen<br />

und Ansichten ist die Voraussetzung für konstruktive Gespräche zu Gunsten <strong>der</strong> Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> Bewohner.<br />

Ehrlichkeit, Offenheit und Freundlichkeit<br />

Der Umgang miteinan<strong>der</strong> wird von Freundlichkeit, Offenheit und Ehrlichkeit geprägt.<br />

Akzeptanz<br />

Unterschiedliche kulturelle, weltanschauliche und religiöse Einstellungen bilden keine<br />

Barrieren für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Eltern, gesetzlichen Betreuern<br />

und Mitarbeitern.<br />

Vertrauen<br />

Vertrauen ist die Voraussetzung für eine gute Kooperation zwischen Mitarbeiter, Eltern<br />

und gesetzlichem Betreuer. Bereits beim Einzug in die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten wird<br />

ein großes Maß an Vertrauen von Eltern und gesetzlichen Betreuern <strong>der</strong> Einrichtung<br />

entgegengebracht. Dieses Vertrauen muss bestätigt und gepflegt werden.<br />

Transparenz<br />

Eltern, gesetzliche Betreuer erhalten alle Informationen, die ihre „Zu-Betreuenden“ betreffen.<br />

Dazu gehören Berichte über die inhaltliche Arbeit in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.<br />

Regelmäßige Gespräche tragen zur Transparenz <strong>der</strong> Dienstleistung bei.<br />

Schweigepflicht<br />

Mitarbeiter müssen sensibel mit vertraulichen Informationen umgehen.<br />

Der Wunsch nach vertraulicher Behandlung <strong>der</strong> Mitteilungen ist zu respektieren.<br />

Grundsätzlich, wie im Arbeitsvertrag unterzeichnet, besteht die Schweigepflicht gegenüber<br />

Dritten.<br />

Informationsaustausch<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer haben das Recht auf umfassende Information über ihr<br />

„Kind“, den „Zu-Betreuenden“. Dieses Informationsrecht besteht gegenüber den zuständigen<br />

Mitarbeitern. Bei Entscheidungen, welche die Mitsprache und das Einverständnis<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Betreuer erfor<strong>der</strong>n, z.B. Vermögen, Gesundheit und Aufenthalt,<br />

sind Eltern und gesetzliche Betreuer frühzeitig zu informieren und <strong>der</strong>en Einverständnis<br />

einzuholen.<br />

Mitarbeiter sind verpflichtet, umfassend über die Bewohner und <strong>der</strong>en Leben in <strong>der</strong><br />

Gruppe (auch TAF und WfbM) zu informieren. Grundlage <strong>der</strong> Information ist die Dokumentation.<br />

Absprachen<br />

Gegenseitige Absprachen müssen von beiden Seiten eingehalten werden. Gleichzeitig<br />

sind Mitarbeiter, Eltern und gesetzliche Betreuer verpflichtet, neue Absprachen zu treffen<br />

o<strong>der</strong> Inhalte zu korrigieren, wenn <strong>der</strong> Handlungsbedarf dies erfor<strong>der</strong>t.<br />

45


Kompromissbereitschaft<br />

Wenn unterschiedliche Meinungen bestehen bleiben, ist eine Lösung anzustreben, mit<br />

<strong>der</strong> beide Seiten, sowohl Eltern und gesetzliche Betreuer als auch Mitarbeiter zugunsten<br />

<strong>der</strong> Bewohner einverstanden sind.<br />

Wertmaßstab ist das Wohlergehen <strong>der</strong> Bewohner. Im Falle einer fehlenden Einigung ist<br />

die Bereichsleitung bzw. Wohnstättenleitung mit einzubeziehen.<br />

Kritikfähigkeit und Kritikbereitschaft<br />

Die Mitarbeiter sollen entgegengebrachte Kritik ernst nehmen und wenn möglich direkt<br />

bearbeiten. Die zuständigen Mitarbeiter sind zu informieren und das Beschwerdemanagement<br />

mit ein zu beziehen. Falls nötig, werden die kritisierten Punkte im Teamgespräch<br />

behandelt. Je nach Inhalt <strong>der</strong> Kritikpunkte erfolgt die Bearbeitung gemeinsam<br />

mit Bereichsleitung, Wohnstättenleitung und Geschäftsführung.<br />

Die Eltern, gesetzlichen Betreuer müssen erfahren, was aus ihren Anregungen geworden<br />

ist bzw. ob die Umsetzung erfolgte.<br />

Wichtig für die Zusammenarbeit mit den Eltern, gesetzlichen Betreuern ist, diese in ihrer<br />

Kritikfähigkeit zu unterstützen. Dies gehört zu dem nötigen Austausch zwischen Eltern,<br />

gesetzlichen Betreuern und Mitarbeitern. Offenheit im Umgang mit Kritik hilft größeren<br />

Konflikten vorzubeugen, die auch ihre Ursachen in Missverständnissen haben können.<br />

Fachliche Beratung und Unterstützung<br />

Die Möglichkeit <strong>der</strong> fachlichen Beratung und Unterstützung durch internes und ggf. externes<br />

Fachpersonal ist für die Eltern und gesetzlichen Betreuer offen, wird ihnen ermöglicht<br />

und zugänglich gemacht.<br />

Formen und Inhalte <strong>der</strong> Elternarbeit<br />

Elternabende<br />

Über Elternabende und an<strong>der</strong>e gemeinsame Veranstaltungen mit Eltern, gesetzlichen<br />

Betreuern und den Mitarbeitern kann die Zusammenarbeit intensiviert werden.<br />

Gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten können das Kennen lernen und die Bildung<br />

einer Vertrauensbasis erleichtern und beschleunigen, um dann in die gewünschte<br />

regelmäßige Kooperation, die auch für unsere Betreuten eine verlässliche Komponente<br />

darstellen sollte, überzugehen.<br />

Eltern- und Betreuerkreis<br />

In <strong>der</strong> FWS gibt es einen Eltern- und Betreuerkreis, <strong>der</strong> sich als „Mitwirkungsorgan“<br />

mehrere Aufgaben zum Ziel gesetzt hat:<br />

• übergeordnete Themen <strong>der</strong> FWS zu erörtern und mit <strong>der</strong> Leitungsebene zu beraten;<br />

• Interessen und Wünsche von Eltern/gesetzlichen Betreuern erkennen und bündeln;<br />

• Unterstützung an<strong>der</strong>er Eltern/gesetzlichen Betreuer.<br />

Alle Betreuungsbereiche sind mit einer Person vertreten. Eine aktuelle Liste <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

ist in <strong>der</strong> Verwaltung <strong>der</strong> FWS erhältlich.<br />

Teilnahme an THP-Konferenzen (THP = Individuelle Hilfeplanung)<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer sind grundsätzlich in die Arbeit mit den Bewohner einzubinden.<br />

Auch <strong>der</strong>en Vorstellungen und Wünsche müssen neben dem Willen <strong>der</strong> Bewohner<br />

berücksichtigt werden. Der individuelle Hilfeplan wird von den Mitarbeitern ge-<br />

46


meinsam mit den Eltern und gesetzlichen Betreuern und soweit als möglich, mit den<br />

Bewohnern erstellt.<br />

Gemeinsame Zielformulierung<br />

In <strong>der</strong> THP-Konferenz werden die Ziele für die Bewohner gemeinsam formuliert und für<br />

einen festgelegten Zeitraum verabschiedet. Nötige Korrekturen innerhalb des Zeitraumes<br />

werden mit den Eltern, gesetzlichen Betreuern und dem Team besprochen.<br />

Patenschaftssystem<br />

In den För<strong>der</strong> - und Wohnstätten besteht das System <strong>der</strong> Patenschafts-<br />

/Bezugsbetreuung. Der Pate ist in beson<strong>der</strong>em Maße für alle Angelegenheiten (administrativ<br />

und praktisch) die Bewohner betreffend zuständig (siehe Organisationshandbuch<br />

unter Patenschaft).<br />

Gesundheitsfürsorge<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten ist auf den Erhalt und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> körperlichen<br />

Gesundheit ausgelegt, z.B. gehört das Recht auf eine ausgewogene, gesunde<br />

Ernährung zum Bereich <strong>der</strong> Gesundheitsfürsorge.<br />

Mitarbeiter übernehmen Aufgaben <strong>der</strong> Eltern, gesetzlichen Betreuer im Bereich <strong>der</strong> Gesundheit<br />

und Gesundheitsvorsorge. In Absprache mit Eltern und gesetzlichen Betreuer<br />

wird für jede Bewohnerin individuell die nötige medizinische Betreuung und die Notfallversorgung<br />

gewährleistet.<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten arbeiten mit Hausärzten und Fachärzten zusammen. Verordnete<br />

Krankengymnastik wird von externen Krankengymnasten übernommen und in<br />

<strong>der</strong> FWS durchgeführt. Die Einrichtung hat sich in Form einer eigenen Gymnastikhalle,<br />

eines Schwimmbades und an<strong>der</strong>er Räumlichkeiten auf diese Situation eingestellt. Dazu<br />

gehört auch die gemeinschaftliche Beratung bei <strong>der</strong> Erstellung und Anpassung von individuellen<br />

Hilfsmitteln, z.B. Rollstühlen.<br />

Festlichkeiten<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer werden in die Planung von Festlichkeiten auf allen<br />

Ebenen mit einbezogen. Dazu gehören persönliche Feste wie Geburtstage <strong>der</strong> Bewohner,<br />

gemeinsame Feste auf Gruppenebene und Veranstaltungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />

Wohnstätten, z.B. <strong>der</strong> Herbstmarkt.<br />

Freundliche, wohnliche Atmosphäre bieten<br />

In <strong>der</strong> Wohngruppe wird eine familienähnliche Atmosphäre des Zusammenlebens angestrebt.<br />

Neben den gemeinschaftlich gestalteten und genutzten Räumen ist jedes einzelne<br />

Bewohnerzimmer individuell eingerichtet und nach dem persönlichen Geschmack<br />

gestaltet. Die Gestaltung erfolgt in Absprache und Zusammenarbeit zwischen dem Paten,<br />

dem Bewohner und den Eltern/gesetzlichen Betreuern.<br />

Teilhabe am Familienleben<br />

Bewohner, die in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten leben, werden in <strong>der</strong> Erhaltung und in<br />

<strong>der</strong> Teilnahme am Familienleben unterstützt. Soweit als möglich sollen die Kontakte<br />

außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung, in erster Linie zur Familie, gestützt und weiterentwickelt<br />

werden. Grundsätzlich sind Aufenthalte <strong>der</strong> Bewohnern in <strong>der</strong> Familie erwünscht. An<strong>der</strong>erseits<br />

ist es möglich, dass <strong>der</strong> Bewohner in unserer Einrichtung besucht wird, was<br />

dem Prinzip <strong>der</strong> Normalisierung entspricht. Grundsätzlich kann je<strong>der</strong> Bewohner in seinem<br />

Zimmer Besuch empfangen. Es ist jedoch von Vorteil, den Besuch vorher anzu-<br />

47


kündigen, damit nicht unerwünschte zeitliche Überschneidungen, z.B. mit Terminen <strong>der</strong><br />

Bewohner außerhalb und innerhalb <strong>der</strong> Einrichtung, zustande kommen und eventuell<br />

Vorbereitungen durch die Bewohner getroffen werden können (Kuchen backen u. ä.).<br />

Bei Besuchen sind die Hausregeln zu beachten!<br />

Heimfahrt<br />

Termine für Heimfahrten <strong>der</strong> Bewohner werden frühzeitig mit Eltern und gesetzlichen<br />

Betreuern abgesprochen und terminiert. Absprachen, z.B. hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Beför<strong>der</strong>ung, werden individuell nach den beson<strong>der</strong>en und unterschiedlichen<br />

Bedürfnissen <strong>der</strong> Bewohner getroffen.<br />

In den Gruppen wird dokumentiert, welche Dinge des persönlichen Bedarfs mit auf die<br />

Heimfahrt gegeben werden. Ein Elternkontaktheft ist eine weitere Möglichkeit des Austausches<br />

von Informationen und <strong>der</strong> Kontaktpflege.<br />

Telefonate<br />

Grundsätzlich werden die Bewohner in <strong>der</strong> Kontaktpflege zu ihren Eltern und gesetzlichen<br />

Betreuern unterstützt. Dazu gehört auch die Kontakterhaltung über regelmäßige<br />

Telefonate. Die aufgrund <strong>der</strong> Handicaps nötigen Hilfestellungen werden von den För<strong>der</strong>-<br />

und Wohnstätten geleistet.<br />

Hausbesuche<br />

Hausbesuche dienen in erster Linie in <strong>der</strong> Phase vor dem Einzug in die För<strong>der</strong>- und<br />

Wohnstätten dem Kennen lernen <strong>der</strong> zukünftigen Bewohner in vertrauter Umgebung<br />

und dem Sammeln von Informationen. Um ein Einleben in <strong>der</strong> neuen Umgebung zu erleichtern,<br />

können so persönliche Gewohnheiten vor dem Einzug erkannt und berücksichtigt<br />

werden.<br />

Grundlage für Erstgespräche ist <strong>der</strong> Aufnahme-/Anamnesebogen.<br />

Spätere Hausbesuche auch mit Bewohnern, Einladungen von Seiten <strong>der</strong> Eltern und<br />

gesetzlichen Betreuer sind willkommen, dienen dem allgemeinen Austausch. Vorhandene<br />

Kontakte und Beziehungen werden gepflegt und gestärkt.<br />

Hilfe anbieten<br />

Alle Mitarbeiter <strong>der</strong> Einrichtung sind offen für Anfragen <strong>der</strong> Eltern und gesetzlichen Betreuer<br />

wenn es darum geht, Hilfestellungen zu geben und zu ermöglichen.<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer können Unterstützung auf allen Ebenen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>–<br />

und Wohnstätten erwarten, z.B. beim Ausfüllen eines Antrages den Bewohner betreffend,<br />

bis hin zu praktischen Tipps im Umgang mit dem Bewohner.<br />

Beratung und Fachgespräche<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer haben das Recht auf Beratung und fachliche Gespräche.<br />

Diese werden von Mitarbeitern <strong>der</strong> Gruppen, <strong>der</strong> Bereichsleitung und <strong>der</strong> Wohnstättenleitung<br />

sowie Mitarbeitern <strong>der</strong> Verwaltung und <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

nach Absprache geleistet.<br />

Weitere interne Möglichkeiten <strong>der</strong> Beratung finden sich im psychologischen Dienst, dem<br />

sozialen Dienst, im Bereich <strong>der</strong> Motopädie, <strong>der</strong> Ergotherapie, <strong>der</strong> Kinästhetik und <strong>der</strong><br />

Beratung durch eine Fachkraft <strong>der</strong> Rehabilitation mit dem Schwerpunkt auf Fragen, die<br />

Menschen mit Blindheit und Sehbehin<strong>der</strong>ung betreffen. Ein Orthoptist als spezielle<br />

Fachkraft zur Beratung und För<strong>der</strong>ung bei Sehbehin<strong>der</strong>ung rundet das fachliche Angebot<br />

ab.<br />

48


Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten arbeiten auch zusammen mit externen Orthoptisten,<br />

Krankengymnasten, Logopäden und Ergotherapeuten und unterstützen nach Wunsch<br />

den fachlichen Austausch.<br />

Information über externe Möglichkeiten <strong>der</strong> Beratung, die nicht von <strong>der</strong> Einrichtung<br />

selbst geleistet werden, z.B. Selbsthilfegruppen, können genannt und eventuell vermittelt<br />

werden.<br />

Fortbildung für Eltern<br />

Eltern und gesetzliche Betreuer <strong>der</strong> Bewohner sind oft von gleichartigen Frage- und<br />

Problemstellungen betroffen. Fragen können hinsichtlich ihrer eigenen Situation (Elternrolle<br />

u.a.) entstehen, als auch im Hinblick auf Verständnis und Kenntnis von Leben und<br />

Handicap <strong>der</strong> Betreuten.<br />

Mitarbeiter können bei Problemen angesprochen werden. Es besteht die Möglichkeit,<br />

dass externe Fortbildungsangebote aufgezeigt werden o<strong>der</strong> eine Teilnahme an Veranstaltungen<br />

<strong>der</strong> internen Fortbildungsreihe sinnvoll ist.<br />

Dokumentation<br />

Jeden Tag wird über die Bewohner <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten eine ausführliche Dokumentation<br />

geführt, die jeweils vom Früh-, Spät- und vom Nachtdienst geleistet wird.<br />

Wichtiger Bestandteil ist das Notieren und Festhalten von Aktivitäten, Befindlichkeiten,<br />

Geschehnissen und För<strong>der</strong>einheiten, den einzelnen Bewohner betreffend.<br />

Ebenso wird die Gabe von verordneten Medikamenten und Therapien dokumentiert.<br />

Festgehalten werden auch Arztbesuche und die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen. Kontakte<br />

und Absprachen mit den Eltern und gesetzlichen Betreuern werden ebenfalls<br />

schriftlich fixiert.<br />

Die Dokumentation ist für gesetzliche Betreuer je<strong>der</strong>zeit einsehbar. Wir bitten eine Einsichtnahme<br />

durch Abzeichnen kenntlich zu machen.<br />

Verwaltung<br />

Die Verwaltungsmitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong> - und Wohnstätten arbeiten zielgerichtet am Auftrag<br />

<strong>der</strong> Einrichtung mit. Sie sind Ansprechpartner für Eltern, gesetzliche Betreuer und<br />

Mitarbeiter. Durch Freundlichkeit, Offenheit und Transparenz in <strong>der</strong> Tätigkeit unterstützen<br />

sie als interner Dienstleister die Aufgaben <strong>der</strong> Mitarbeiter und die Wünsche und<br />

Fragen <strong>der</strong> Eltern und Betreuer.<br />

3.5.1 Elternkreis<br />

Auf Initiative <strong>der</strong> Einrichtung wurde ein Eltern- und Betreuerkreis gegründet.<br />

Die FWS unterstützt folgende Aufgaben und Ziele dieses freiwilligen Gremiums:<br />

• die Interessenvertretung <strong>der</strong> Nutzer und sich für <strong>der</strong>en Bedürfnisse einsetzen<br />

• ein Ansprechpartner für an<strong>der</strong>e Eltern (Betreuer) sein<br />

• ein Bindeglied zwischen Eltern, Mitarbeitern, Wohnstättenleitung und Geschäftsleitung<br />

sein und somit zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Kommunikations- und Informationswege<br />

beitragen<br />

• Probleme, Unklarheiten, Wünsche und Verbesserungsmöglichkeiten ansprechen<br />

und klären helfen<br />

49


Arbeitsweise<br />

Der Eltern- und Betreuerkreis trifft sich mehrmals jährlich in den Räumen <strong>der</strong> FWS.<br />

Solange nichts an<strong>der</strong>es vereinbart wird, nimmt entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführer, <strong>der</strong><br />

Werkstattleiter o<strong>der</strong> einer <strong>der</strong> beiden Wohnstättenleiter an den Sitzungen teil.<br />

Der Informationsaustausch mit bestimmten Abteilungen o<strong>der</strong> Fachkräften <strong>der</strong> FWS<br />

wird unterstützt.<br />

Der Kreis heißt Gäste, wie z. B. an<strong>der</strong>e Eltern, Betreuer o<strong>der</strong> Mitarbeiter, je<strong>der</strong>zeit willkommen.<br />

Nach Möglichkeit soll aus je<strong>der</strong> Wohngruppe ein Elternteil (Betreuer) im Eltern- und Betreuerkreis<br />

vertreten sein.<br />

Der Eltern- und Betreuerkreis wurde am 12.03.2004 in <strong>der</strong> FWS Kettig gegründet.<br />

50


4 Kommunikation innerhalb <strong>der</strong> Einrichtung<br />

Die FWS ist eine sog. „soziale Organisation“, in <strong>der</strong>en Zentrum – im Gegensatz zu<br />

„produzierenden Organisationen“ - die soziale Interaktion steht. Wesensmerkmal einer<br />

sich normal ereignenden Interaktion ist <strong>der</strong> Austausch übereinkunftlicher Symbole. Dieser<br />

Austausch findet gemeinhin in <strong>der</strong> Form verbaler Kommunikation (=sprechen) o<strong>der</strong><br />

auch in schriftlicher Form (Dokumentation <strong>der</strong> Arbeit; Austausch von Gesprächsprotokollen)<br />

statt. Auch nonverbale Anteile an <strong>der</strong> Interaktion machen Kommunikation aus.<br />

Kommunikation und Nutzer<br />

Die Kommunikation <strong>der</strong> Mitarbeiter mit den Bewohnern und Beschäftigten ist in den allermeisten<br />

Fällen auf das Gespräch beschränkt; ein schriftlicher Austausch ist selten,<br />

wird aber dort gepflegt wo es möglich ist. Die mündliche Kommunikation funktioniert in<br />

<strong>der</strong> Regel besser, je länger Mitarbeiter und Angebotsnutzer einan<strong>der</strong> kennen. Dies gilt<br />

vor allem in Fällen, in denen auch die mündliche Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt<br />

ist. Dabei kommen auch technische Hilfsmittel im Rahmen <strong>der</strong> „Unterstützten<br />

Kommunikation“ zum Einsatz, um physische Handicaps soweit möglich auszugleichen.<br />

Es gehört auch zu den Zielsetzungen innerhalb unserer Dienstleistungen die Interaktion<br />

und Kommunikation zwischen den Nutzern anzuregen, um Sozialkontakte anzubahnen,<br />

auszubauen und aufrecht zu erhalten.<br />

Kommunikation und Mitarbeiter<br />

Gewichtet man die Tätigkeiten von Betreuern unter zeitlichem Aspekt, so liegt bei ihnen<br />

ein eindeutiger Arbeitsschwerpunkt in verbaler Kommunikation: d.h. Betreuer sind in <strong>der</strong><br />

Regel den überwiegenden Teil ihrer Arbeitszeit in Gesprächssituationen (mit dem Klientel,<br />

Kollegen o<strong>der</strong> Außenstehenden). Insofern hat die Kompetenz von Mitarbeitern<br />

„kommunikativ“ zu sein (= sich miteinan<strong>der</strong> in geeigneter Weise austauschen zu können<br />

– verbal o<strong>der</strong> nonverbal) als kommunikative Kompetenz eine Schlüsselfunktion.<br />

Das Gespräch im pädagogischen Alltag will eingeübt sein, gleichwohl ob es sich um ein<br />

Vier-Augen-Gespräch, ein Tischgespräch, ein offizielles Gruppengespräch o<strong>der</strong> ein Elterngespräch<br />

handelt. Als Trainingsfeld bieten sich die vielfältigen Team- und Mitarbeitergespräche<br />

an. Unter dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Entwicklung personaler Fähigkeiten<br />

(→Personalentwicklung, a.a.O.) und hier speziell <strong>der</strong> kommunikativen Kompetenz für<br />

die Betreuungsarbeit, werden die institutionsinternen Gespräche und Konferenzen methodisch<br />

so gestaltet, dass sie neben <strong>der</strong> jeweiligen Thematik auch <strong>der</strong> Personalentwicklung<br />

im Hinblick auf die angestrebte Kompetenz zuträglich sind.<br />

Gespräche mit den Nutzern unserer Dienstleistungen sowie außen stehenden Gesprächspartnern<br />

können nur so erfolgreich verlaufen, wie es die Gespräche <strong>der</strong> verantwortlichen<br />

Fachkräfte untereinan<strong>der</strong> sind.<br />

Entsprechend qualifizierte Mitarbeiter sind in <strong>der</strong> Lage Gesprächstechniken anzuwenden,<br />

die sie während ihrer Aus- o<strong>der</strong> Weiterbildung kennen gelernt haben.<br />

Geeignetes Gesprächsverhalten ist nicht nur auf <strong>der</strong> Betreuer-Klienten-Ebene angezeigt,<br />

son<strong>der</strong>n gleichermaßen auf <strong>der</strong> Mitarbeiter-Mitarbeiter-Ebene, denn kommunikative<br />

Kompetenz als Aspekt personaler Qualifikation wirkt direkt auf die Qualität von<br />

Teamarbeit.<br />

51


Die Identität eines Teams entwickelt sich durch Handeln. Handlung wird für die Kollegen<br />

aber oft erst durch subjektive, kommentierende Mitteilung nachvollziehbar. Das<br />

gewünschte Miteinan<strong>der</strong> eines Teams kann erst durch den geeigneten Austausch in<br />

mündlicher o<strong>der</strong> schriftlicher Form entstehen. (→ Teamarbeit, a.a.O.)<br />

52


5 Allgemeine strukturelle Rahmenbedingungen<br />

5.1 Personal<br />

5.1.1 Berufsgruppen<br />

Die Betreuungs- und Versorgungsleistung unserer Einrichtung steht auf vier Säulen<br />

verschiedener Berufsgruppen.<br />

• Die größte Gruppe ist die <strong>der</strong> Mitarbeiter aus pädagogischen und pflegerischen<br />

Berufen, die im Bereich Wohnen, Tagesför<strong>der</strong>ung, Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

und Begleitende Dienste tätig sind. In <strong>der</strong> WfbM arbeiten auch Fachkräfte<br />

mit handwerklicher Ausbildung im pädagogischen Kontext.<br />

• Der technische Bereich umfasst Hausmeister-, Haus- und Gartenarbeiten, die<br />

von Fachkräften mit handwerklicher Ausbildung sowie geschulten Fachkräften<br />

durchgeführt werden.<br />

• Hauswirtschaft und Küche werden von Mitarbeitern (vom Küchenmeister bis zur<br />

Hauswirtschaftskraft) getragen, die alles rund um die Themen Ernährung, Reinigung<br />

und Hygiene professionell bearbeiten.<br />

• Die Verwaltung besteht aus kaufmännisch und sozial ausgebildeten Fachkräften.<br />

Die personelle Ausstattung <strong>der</strong> einzelnen Bereiche richtet sich nach Vorgaben aus Qualitätsmanagement,<br />

Heimpersonalverordnung, Vergütungsvereinbarung u. a.<br />

Unter allen Berufsgruppen sind Praktikanten, Auszubildende, Angelernte und Aushilfen<br />

eingeschlossen.<br />

Alle Bereiche arbeiten ergänzend am Gesamtauftrag und tragen ihren Teil zur Verwirklichung<br />

des Gesamtleitbildes bei.<br />

5.1.2 Personelle Kontinuität<br />

Mit unserer Personalpolitik streben wir danach, eine bedeutsame Voraussetzung für<br />

erfolgreiche Betreuungsleistung zu erfüllen: große personelle Kontinuität (im Gegensatz<br />

zu hoher Personalfluktuation).<br />

Für Menschen mit schwersten Handicaps ist es wichtig, verlässliche soziale Beziehungen<br />

zum Betreuungs- und weiteren Fachpersonal eingehen zu können. Je besser das<br />

Personal die Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und den erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen kennen<br />

lernen kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer bedarfsgerechten Betreuung.<br />

Es ist plausibel, den Faktor Zeit bei <strong>der</strong> Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Betreuten<br />

und Betreuern in den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit zu stellen, da Beziehungen<br />

Zeit benötigen, um sich kontinuierlich entwickeln und fortwährend verdichten zu können.<br />

5.1.3 Teamarbeit<br />

Ohne Zusammenarbeit, ohne gemeinsame Planung ist keine positive Weiterentwicklung<br />

im Sinne einer bereichsübergreifenden Arbeit nach unseren Qualitätsstandards möglich.<br />

Individuelle Kompetenzen müssen im Interesse aller Beteiligten genutzt werden.<br />

Gute Teamarbeit ist als Basis für eine hochwertige Pädagogik, Betreuung, Pflege und<br />

Versorgung zu verstehen (siehe Punkt 6.1.1. <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> „Berufsgruppen“).<br />

53


Voraussetzungen für Teamarbeit<br />

Für eine gelingende Teamarbeit erwarten wir folgende persönliche und strukturelle Voraussetzungen:<br />

a)<br />

• inhaltliche Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

• gemeinsame Zielsetzungen, klare Zielvereinbarungen<br />

• Teilnahme an Teamsitzungen<br />

• fachliche Unterstützung/Beratung<br />

• Transparenz<br />

• Kommunikation und Informationsfluss<br />

b)<br />

54<br />

• Wertschätzung<br />

• selbständiges Denken<br />

• Fairness<br />

• Zuhören können<br />

• Ausreden lassen<br />

• Feedback geben<br />

• Toleranz<br />

• Offenheit<br />

• Kritikfähigkeit<br />

• Konfliktfähigkeit<br />

• Verantwortung übernehmen<br />

• Absprachen<br />

• Sachlichkeit<br />

• Professionalität<br />

• Vertrauen<br />

• Disziplin<br />

• Spaß und Humor<br />

• Motivation<br />

• Ehrlichkeit<br />

• Verlässlichkeit<br />

• Reflexion<br />

• Kooperatives Arbeiten<br />

• Fleiß.<br />

Das persönliche Engagement und die Lebendigkeit aller Mitarbeiter tragen das Team<br />

und entwickeln es weiter.<br />

5.1.4 Leitbild Führung<br />

Vorbemerkung: Was verstehen wir unter „Führung und Leitung“?<br />

Der Begriff „Führung“ steht in <strong>der</strong> FWS gGmbH für die direkte, personale Führung von<br />

Menschen in ihren Arbeitsbezügen. Der Begriff „Leitung“ hingegen meint alle administrativen<br />

Maßnahmen zur Organisation von Arbeitsabläufen.<br />

Diese beiden Seiten des Handelns von „Führungskräften“ werden damit idealtypisch<br />

definiert, was im Berufsalltag aber nicht so trennscharf möglich ist, denn hier gibt es<br />

eine stetige, wechselseitige Vernetzung <strong>der</strong> Handlungsstränge „Führen“ und „Leiten“.<br />

Wenn im vorliegenden Text Standards des Führungsverhaltens fixiert werden, wie sie in


<strong>der</strong> FWS gGmbH gewünscht sind, so geht es in erster Linie darum, den personalen Aspekt,<br />

also das „Führen“ in den Blick zu nehmen.<br />

Die vorliegende Ausarbeitung bietet für die Führungskräfte <strong>der</strong> FWS einen Standard zur<br />

Orientierung wie Führung in <strong>der</strong> FWS verstanden wird und gleichzeitig für die Mitarbeiter<br />

eine Orientierung, was diese im Idealfall von ihren Führungskräften erwarten dürfen.<br />

Die Führungskräfte wollen dieses Leitbild aktiv umsetzen und regelmäßig reflektieren.<br />

55<br />

Leitgedanken für Führungskräfte<br />

Der Erfolg eines Unternehmens hängt wesentlich von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Leistung ab, die<br />

die Führungskräfte erbringen!<br />

Die Führungskräfte beeinflussen maßgeblich das Arbeitsklima und die Leistungsbereitschaft!<br />

Kommunikation und Transparenz sollen in <strong>der</strong> FWS gGmbH Führungshandeln mit dem<br />

Ziel einer mitarbeiterorientierten Führungskultur prägen.<br />

Eigenschaften und Werte: Anfor<strong>der</strong>ungen an Führungskräfte<br />

• Führungskräfte haben Interesse an den ihnen nachgeordneten Mitarbeitern; sie<br />

zeigen ihnen gegenüber Empathie.<br />

• Führungskräfte sind offen für Vorschläge, nehmen das Wissen und den Rat <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter als wichtige Ressource wahr.<br />

• Führungskräfte erhoffen von den Mitarbeitern gute Leistungen und trauen ihnen<br />

viel zu.<br />

• Führungskräfte setzen sich für „ihre“ Mitarbeiter leidenschaftlich ein, engagieren<br />

sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten für gute Arbeitsbedingungen.<br />

• Führungskräfte sind verlässlich und vertrauenswürdig; sie halten mit hoher Verbindlichkeit<br />

alle Absprachen ein.<br />

• Führungskräfte wissen, dass sie Vorbil<strong>der</strong>, Modelle sind, an denen sich Mitarbeiter<br />

gerne orientieren wollen und können.<br />

• Ehrlichkeit ist ein selbstverständliches Persönlichkeitsmerkmal von Führungskräften.<br />

• Mitarbeiter dürfen ein konsequentes und faires Handeln von ihrer Führungskraft<br />

erwarten.<br />

• Führungskräfte bemühen sich um ein vernetztes Denken, sie sind flexibel, behalten<br />

den Überblick.<br />

• Führungskräfte bemühen sich um einen angemessenen Umgang mit Macht. Sie<br />

differenzieren, welche Entscheidungen sie selber treffen müssen und bei welchen<br />

Entscheidungen das Team zu beteiligen ist.<br />

• Führungskräfte haben die Bereitschaft ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiterzuentwickeln.


56<br />

Aber:<br />

Auch Führungskräfte sind nur Menschen, unterschiedliche Persönlichkeiten mit<br />

all ihren Stärken und Schwächen. Sie stehen allerdings zu ihren Fehlern und<br />

wollen aus ihnen lernen.<br />

Kettig, im Mai 2010<br />

5.1.5 Fortbildung<br />

Die Mitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte sind in ihren dienstlichen Aufgaben beson<strong>der</strong>en<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen und Bedarfen ausgesetzt. Um diese Bedarfe sachgerecht und<br />

effizient befriedigen zu können, sind stetige Angebote im Bereich <strong>der</strong> Fort- und Weiterbildung<br />

notwendig. Die FWS unterstützt darum systematisch interne und externe Fortbildungen<br />

und Weiterbildungen für Mitarbeiter.<br />

Dieses Konzept will auch auf die große Bedeutung und Wichtigkeit hinweisen, die eine<br />

ständige Bereitschaft zum „Dazulernen“ nach sich zieht.<br />

Definitionen<br />

Fortbildungen<br />

Fortbildungen sind Bildungsangebote, welche den Mitarbeitern helfen, ihre Kenntnisse<br />

„auf dem neuesten Stand“ zu halten und ihnen ermöglichen, den sich verän<strong>der</strong>nden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen am Arbeitsplatz gewachsen zu bleiben.<br />

Weiterbildungen<br />

Weiterbildungen sind Bildungsangebote, welche die Übernahme neuer Funktionen und<br />

Arbeitsbereiche ermöglichen, welche außerhalb <strong>der</strong> bisherigen Stellenbeschreibung<br />

liegen. Diese Bildungsangebote enden häufig mit einem anerkannten Abschluss und<br />

können verän<strong>der</strong>te Anstellungsbedingungen zur Folge haben.<br />

Interne Fortbildung<br />

Als „Interne Fortbildungen“ werden jene Fortbildungen bezeichnet, welche von <strong>der</strong> FWS<br />

organisiert o<strong>der</strong> in Auftrag gegeben und <strong>der</strong>en Inhalt von ihr bestimmt werden. Interne<br />

Fortbildungen können auch in Kooperation mit an<strong>der</strong>en Anbietern stattfinden. Ein jährlich<br />

erscheinendes Fortbildungs- und Schulungsprogramm informiert alle Mitarbeiter.<br />

Obligatorische Fortbildungen<br />

Zurzeit werden in <strong>der</strong> FWS zwei obligatorische Fortbildungen angeboten, die je<strong>der</strong> fest<br />

angestellte Mitarbeiter besucht haben sollte. Zum einen die dreiteilige „Einführung in die<br />

Arbeit mit Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten“ und die zweiteilige Einführung in die Kinästhetik.<br />

Ziele <strong>der</strong> Fortbildungen<br />

• Erhaltung und Erweiterung <strong>der</strong> Qualifikation,<br />

• Integration und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> interdisziplinären Zusammenarbeit,<br />

• Fortbildung soll kulturelle, sprachliche und bildungsmäßige Unterschiede über-<br />

brücken,<br />

• Erhaltung <strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Mitarbeiter,<br />

• För<strong>der</strong>n von selbstorganisiertem Lernen,


• Erweiterung des Horizontes,<br />

• Austausch,<br />

• Erfüllen von Richtlinien und Vorgaben (Sicherheits-, Hygiene-, Ersthelferschulungen,<br />

Brandschutz, u.a.).<br />

Grundsätze<br />

Das Angebot <strong>der</strong> internen und externen Fortbildung richtet sich nach folgenden Grundsätzen:<br />

• es baut auf Basiswissen auf,<br />

• es nutzt vorhandenes Potenzial an Wissen, Erfahrung und Erkenntnis,<br />

• es beruht auf Selbstverantwortung und Eigeninitiative,<br />

• die Ziele <strong>der</strong> Fortbildung sind den Teilnehmenden bekannt und <strong>der</strong> Weg dazu ist<br />

transparent,<br />

• die rasche Umsetzbarkeit soll unterstützt werden,<br />

• Fortbildungen sollten auf einer praxisorientierten Abklärung des Bedarfs (z.B. Mitarbeiterbefragung)<br />

beruhen,<br />

• Instruktion, praktische Umsetzung und Erfahrungsreflexion sollten ermöglicht werden,<br />

• Schlüsselpersonen aus <strong>der</strong> Praxis sollten in die Kursverantwortung einbezogen sein,<br />

• Rückmeldungen aus <strong>der</strong> Praxis sollten sichergestellt werden.<br />

Allgemeines<br />

• Teilnehmer an externen Fortbildungen tragen sich in ein Fortbildungsverzeichnis ein<br />

und geben Informationen (Unterlagen) über die Inhalte und Ergebnisse <strong>der</strong> Fortbildung<br />

an interessierte Kollegen weiter.<br />

• Durch regelmäßig erscheinende Fortbildungs-Informationsbriefe (FIB) werden ebenfalls<br />

Inhalte multipliziert.<br />

• Das Recht auf Fortbildung bedeutet auch die Pflicht zur Fortbildung.<br />

Näheres regelt die Betriebsvereinbarung Fortbildung <strong>der</strong> FWS.<br />

5.1.6 Ausbildung<br />

Die Bereitschaft zur Ausbildung und die Einladung zu Hospitation und Praktikum spiegeln<br />

das Selbstverständnis unserer Einrichtung wie<strong>der</strong>, Menschen Chancen und Möglichkeiten<br />

zu eröffnen, berufliche o<strong>der</strong> soziale Kompetenzen zu erwerben. Im Interesse<br />

<strong>der</strong> FWS steht dabei, den Fachkräftenachwuchs zu för<strong>der</strong>n: die Auszubildenden von<br />

heute sind die Mitarbeiter von morgen!<br />

Ausbildung Heilerziehungspfleger (= HEP)<br />

Ausbildungskonzept für Heilerziehungspfleger <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

Um den Standard unserer Arbeit mit behin<strong>der</strong>ten Menschen aufrecht zu erhalten, ist es<br />

notwendig, unseren Schülern eine qualitativ hochwertige, fachlich fundierte Ausbildung<br />

zu gewährleisten.<br />

Zur Vereinheitlichung <strong>der</strong> HEP-Ausbildung in <strong>der</strong> Gesamteinrichtung wurde dieses Ausbildungskonzept<br />

erstellt, welches als Orientierung dienen soll.<br />

57


Ziel <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Die FWS und die Auszubildenden bemühen sich um einen erfolgreichen Verlauf <strong>der</strong><br />

Ausbildung.<br />

Ziel <strong>der</strong> Ausbildung ist die Hinführung zu selbständigem Arbeiten.<br />

Leistungen <strong>der</strong> FWS<br />

• Die Auszubildenden werden einem Bereich zugeteilt, in dem sie ihre 3jährige Berufsausbildung<br />

absolvieren.<br />

Im 2. Ausbildungsjahr finden Praktika (intern u./o. extern) in einem Umfang von 240<br />

Stunden statt. Interne Praktika werden schriftlich beurteilt.<br />

• Für den Ablauf und die Organisation <strong>der</strong> fachpraktischen Ausbildung in <strong>der</strong> Gruppe<br />

wird jedem Auszubildenden ein Ansprechpartner (Praxisanleiter) zugewiesen.<br />

Der Aufgabenbereich <strong>der</strong> Praxisanleiter wird in <strong>der</strong> „Konzeption Praxisanleitung“ näher<br />

beschrieben (s. Anhang).<br />

• Die Einarbeitung <strong>der</strong> neuen Auszubildenden erfolgt nach dem Einarbeitungsbogen<br />

<strong>der</strong> Einrichtung durch den Praxisanleiter.<br />

• Die fachpraktische Ausbildung lehnt sich an den Rahmenplan/Ausbildungsplan an.<br />

• Monatlich finden interne HEP-Treffen statt, die einen ausbildungsbezogenen Inhalt<br />

haben.<br />

Zudem dienen diese Treffen zum Austausch und zur Reflexion zwischen den Schülern<br />

und den Praxisanleitern.<br />

• Für den Ablauf und die Organisation <strong>der</strong> monatlichen HEP-Treffen ist <strong>der</strong> Koordinator<br />

<strong>der</strong> HEP-Ausbildung verantwortlich.<br />

Von ihm werden auch die ausbildungsbezogenen Praktika nach Absprache mit <strong>der</strong><br />

jeweiligen Bereichsleitung koordiniert.<br />

• Die FWS nimmt am Trialog mit den berufsbildenden Schulen teil.<br />

• Die ausbildenden Schulen erhalten Beurteilungen <strong>der</strong> Leistungen des Auszubildenden<br />

nach Vorgabe.<br />

• Auf Wunsch erhält <strong>der</strong> HEP-Schüler ein Zwischenzeugnis.<br />

• Der HEP Schüler erhält nach Abschluss <strong>der</strong> Ausbildung ein Ausbildungszeugnis.<br />

Rechte und Pflichten <strong>der</strong> Schüler<br />

• Die Schüler haben neben <strong>der</strong> vorgegebenen Schulzeit eine fachpraktische Ausbildungszeit<br />

von 20 Wochenstunden zu leisten.<br />

Die Stundenzahl <strong>der</strong> ausbildungsbezogenen Arbeit ergibt sich aus <strong>der</strong> Fachschulverordnung/Rahmenplan.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> fachpraktischen Ausbildungszeit sind 6 Stunden in <strong>der</strong> Woche für die<br />

ausbildungsbezogene Arbeit vorgesehen.<br />

1-2 Stunden in <strong>der</strong> Woche dienen <strong>der</strong> Planung und Auswertung mit dem Praxisanleiter.<br />

Innerhalb dieser Zeit findet die Reflexion anhand <strong>der</strong> Lernziele statt. Diese dient<br />

zur kontinuierlichen Selbstkontrolle. Es ist günstig, diese Termine zu planen und im<br />

Dienstplan festzuhalten.<br />

• Die Schüler sind bei Ausfall eines Schultages verpflichtet, dies <strong>der</strong> Bereichsleitung<br />

umgehend mitzuteilen und im Bedarfsfall Dienst zu verrichten o<strong>der</strong> Urlaub/ Freizeitausgleich<br />

zu nehmen.<br />

• Je<strong>der</strong> Auszubildende ist verpflichtet, eine Ausbildungsmappe zu führen und diese in<br />

<strong>der</strong> Einrichtung aufzubewahren. Der Praxisanleiter hat Einsicht in die Praxismappe.<br />

Schriftliche Arbeiten, die für die Schule angefertigt werden, müssen dem Praxisanleiter<br />

zur Ansicht vorgelegt und von diesem gegengezeichnet werden.<br />

Diese werden dann in <strong>der</strong> Praxismappe aufbewahrt.<br />

58


• Die Auszubildenden sind verpflichtet, an den monatlichen internen HEP-Treffen teil<br />

zu nehmen. Diese werden von den Bereichsleitern im Dienstplan vermerkt.<br />

• Die Auszubildenden sind verpflichtet, an den Teamsitzungen teil zu nehmen, sofern<br />

diese Termine nicht in die Schulzeit fallen.<br />

• Die Auszubildenden unterliegen <strong>der</strong> Schweigepflicht und dem Datenschutz, wie im<br />

Vertrag festgehalten.<br />

Konzeption Praxisanleitung<br />

a) Ziele, Aufgaben und Definition<br />

Koordination <strong>der</strong> Ausbildung<br />

• Der Praxisanleiter führt zu Beginn <strong>der</strong> Ausbildung sowie zu Beginn eines jeden Ausbildungsjahres<br />

ein Zielvereinbarungsgespräch mit dem Auszubildenden durch.<br />

• Der Praxisanleiter ist für die Einarbeitung des Auszubildenden verantwortlich. Die<br />

Einarbeitung erfolgt nach dem Einarbeitungsbogen <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

• Der Praxisanleiter leistet Hilfestellung bei Projekten sowie För<strong>der</strong>maßnahmen, die<br />

<strong>der</strong> Auszubildende im Rahmen seiner Ausbildung zu leisten hat.<br />

• Der Praxisanleiter dient als Ansprechpartner für „seinen“ Auszubildenden bei <strong>der</strong><br />

Erstellung <strong>der</strong> schriftlichen Ausarbeitung im zweiten Ausbildungsjahr.<br />

• Der Praxisanleiter begleitet den Auszubildenden bei den Prüfungsvorbereitungen.<br />

Persönlicher Ansprechpartner<br />

• Praxisanleiter und Auszubilden<strong>der</strong> begegnen sich respektvoll und kollegial.<br />

• Der Praxisanleiter übernimmt gegenüber dem Auszubildenden eine Vorbildfunktion.<br />

Diese Vorbildfunktion erstreckt sich auf die Arbeit mit den Bewohnern sowie auf den<br />

Umgang mit Bewohnern, Angehörigen und Kollegen.<br />

• Als fachliche Begleitung muss <strong>der</strong> Praxisanleiter bereit sein, für alle fachlichen Fragen<br />

des Auszubildenden offen zu sein und sich bei allen ausbildungs-relevanten<br />

Fragestellungen und Problemen die nötige Zeit zu <strong>der</strong>en Klärung zu nehmen.<br />

• Der Praxisanleiter ist in Bezug auf die Ausbildung des Auszubildenden <strong>der</strong> Ansprechpartner<br />

für Kollegen, Schule, Bereichsleitung sowie Wohnstättenleitung.<br />

Kontrollfunktion<br />

• Um den Ausbildungserfolg zu sichern und zur Unterstützung bei schulischen Fragestellungen<br />

übernimmt <strong>der</strong> Praxisanleiter eine Kontrollfunktion <strong>der</strong> schulischen Leistungen<br />

des Auszubildenden.<br />

• Diese Kontrollfunktion dient weiterhin dazu, dem Auszubildenden eine Rückmeldung<br />

über seinen Ausbildungsstand und seine Arbeitsweise geben zu können.<br />

Unterstützung bei Praktika<br />

• Der Praxisanleiter informiert den Auszubildenden über die bestehenden Möglichkeiten<br />

für interne und externe Praktika. Die Terminkoordination <strong>der</strong> Praktika erfolgt<br />

nach Rücksprache mit <strong>der</strong> jeweiligen Bereichsleitung durch den Koordinator <strong>der</strong><br />

HEP-Ausbildung.<br />

b) Inhalte<br />

Präsentation <strong>der</strong> Einrichtung<br />

• Der Praxisanleiter macht den Auszubildenden mit dem Aufbau und den Strukturen<br />

<strong>der</strong> Einrichtung bekannt (Konzeption, Kostenträger, Träger,…).<br />

59


Hinführung zu selbständigem Arbeiten<br />

• Der Praxisanleiter vermittelt dem Auszubildenden die gruppenspezifischen Arbeitsabläufe<br />

und macht ihn mit den teaminternen Kommunikationsformen vertraut (Protokoll,<br />

Gesprächsführung im Team, Übergabe,…).<br />

• Die Vermittlung von einzelnen theoretischen und praktischen Inhalten kann vom<br />

Praxisanleiter im Bedarfsfall und nach Rücksprache mit den betroffenen Mitarbeitern<br />

teamintern delegiert werden.<br />

• Durch permanente gemeinsame Reflexion <strong>der</strong> Arbeit för<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Praxisanleiter die<br />

Selbst- und Fremdeinschätzung, die Kritikfähigkeit, die Konfliktfähigkeit und die Konfliktbewältigung<br />

des Auszubildenden.<br />

• Je nach Ausbildungsstand des Auszubildenden überträgt <strong>der</strong> Praxisanleiter nach<br />

Rücksprache mit <strong>der</strong> Bereichsleitung und dem Team, Verantwortungen und Aufgaben<br />

auf den Auszubildenden.<br />

Reflexion Theorie und Praxis<br />

• Der Praxisanleiter leistet Hilfestellung bei <strong>der</strong> Umsetzung von schulischen Aufgaben<br />

in die Praxis.<br />

• Der Praxisanleiter begleitet den Auszubildenden bei einrichtungsspezifischen Aufgabenstellungen.<br />

• Zur Vertiefung schulischer Themen weist <strong>der</strong> Praxisanleiter auf die Möglichkeit interner<br />

Fortbildungen hin.<br />

Intervention bei Problemen<br />

• Der Praxisanleiter interveniert, wenn Probleme innerhalb <strong>der</strong> Ausbildung auftreten<br />

(z.B. mit an<strong>der</strong>en Mitarbeitern o<strong>der</strong> Bewohnern), die <strong>der</strong> Auszubildende nicht selbst<br />

bewältigen kann.<br />

c) Struktur<br />

Praxisanleitertreffen<br />

• Der Praxisanleiter ist dazu verpflichtet, an den halbjährlich stattfindenden Praxisanleitertreffen<br />

teil zu nehmen und an <strong>der</strong>en Gestaltung mitzuwirken.<br />

• Die Praxisanleitertreffen dienen dem gemeinsamen Austausch sowie zur Reflexion.<br />

Zudem dienen sie zur Klärung inhaltlicher und organisatorischer Fragen in <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

<strong>der</strong> monatlichen HEP-Treffen (Teilnahme ist verbindlich).<br />

Ausbildungskonzept in <strong>der</strong> Verwaltung<br />

Grundlage<br />

Grundlage <strong>der</strong> Ausbildung ist ein gültiger Ausbildungsvertrag. Im Sinne des „Dualen<br />

Systems“ (Schule und Einrichtung) gewährleistet die FWS die fachpraktische Ausbildung.<br />

Ziel<br />

Das Ziel ist es, alle relevanten Themen <strong>der</strong> kaufmännischen Ausbildung an den Auszubildenden<br />

heranzutragen. Dabei ist zu beachten, dass <strong>der</strong> Rahmenlehrplan <strong>der</strong> Ausbildungsberufe<br />

beachtet wird. Dieser liegt zur Einsicht für jeden Auszubildenden bereit.<br />

Aufbau<br />

Die Ausbildung findet im Rahmen <strong>der</strong> allgemeinen Bürotätigkeiten innerhalb von 3 Jahren<br />

in einzelnen Abteilungen einer kaufmännischen Verwaltung statt. In diesen werden<br />

die spezifischen Fachkenntnisse den Auszubildenden vermittelt.<br />

60


Pflichten <strong>der</strong> Auszubildenden<br />

• Die Auszubildenden sind verpflichtet an den Verwaltungssitzungen teilzunehmen,<br />

sofern diese Termine nicht in die Schulzeit fallen.<br />

• Die Auszubildenden unterliegen dem Datenschutz und <strong>der</strong> Schweigepflicht.<br />

• Führen von Ausbildungsnachweisen.<br />

• Schulpflicht.<br />

• Bei Ausfall eines Schultages sind die Auszubildenden dazu verpflichtet zur Arbeitsstelle<br />

zu kommen.<br />

Pflichten des Ausbildungsbetriebes<br />

• Erstellen eines individuellen Ausbildungsplans für jeden Auszubildenden.<br />

• Fürsorgepflicht.<br />

• Kontrollpflicht <strong>der</strong> Ausbildungsnachweise.<br />

• Es findet alle 2 Monate ein Treffen <strong>der</strong> Auszubildenden statt. Bei diesem Treffen<br />

werden diverse Themen angesprochen, wo Schwierigkeiten bestehen.<br />

• Unterstützung des Auszubildenden bei schulischen Problemen.<br />

Praktika und ähnliches<br />

Im Rahmen unseres Betreuungs- und Begleitungsauftrages für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen<br />

bieten wir die Möglichkeit eines Praktikums (bis zu einjähriger Dauer) an.<br />

Während des Praktikums/<strong>der</strong> Hospitation werden die Teilnehmer von persönlichen Ansprechpartnern<br />

kontinuierlich begleitet und betreut. Am Ende des Praktikums/<strong>der</strong> Hospitation<br />

steht eine Beurteilung.<br />

Anerkennungspraktikum<br />

Mit <strong>der</strong> Möglichkeit zur Ableistung eines Anerkennungspraktikums unter entsprechen<strong>der</strong><br />

Praxisbegleitung wollen wir Berufseinsteigern in sozialen Berufen die Chance geben<br />

Ihre Ausbildung ab zu schließen. Während des Zeitraumes findet eine kontinuierliche<br />

Begleitung und Betreuung statt.<br />

Schüler-, Zwischen- und sonstige Praktika<br />

Schülern, Auszubildenden sonstiger Berufe, Studierenden und an<strong>der</strong>en Orientierungssuchenden<br />

wird im Rahmen <strong>der</strong> Möglichkeiten die Gelegenheit gegeben, ein Praktikum<br />

unterschiedlicher Länge o<strong>der</strong> Hospitationstage in den Bereichen <strong>der</strong> FWS zu leisten.<br />

Es ist we<strong>der</strong> ein Ausbildungs- noch ein Beschäftigungsverhältnis nach arbeitsrechtlichen<br />

Vorschriften; eine Vergütung wird nicht gewährt.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei Schülerpraktika geht es nicht nur um das Kennen lernen des Berufsfeldes,<br />

son<strong>der</strong>n auch um eine soziale Sensibilisierung <strong>der</strong> jungen Menschen und eine<br />

Ermutigung zur Übernahme von Verantwortung.<br />

FSJ<br />

In <strong>der</strong> FWS besteht die Möglichkeit für junge Männer und Frauen zwischen 16 und 26<br />

Jahren ein Freiwilliges Soziales Jahr abzuleisten. Die Modalitäten sind durch den<br />

DPWV Landesverband Rheinland-Pfalz-Saarland geregelt.<br />

61


5.1.7 Ehrenamt<br />

Ziele<br />

Ziel des Ehrenamtes ist es, die individualisierende Arbeit <strong>der</strong> FWS zu unterstützen. In<br />

den verschiedenen Bereichen unserer Einrichtung ist ein unentgeltliches Engagement<br />

Freiwilliger denk- und realisierbar. Durch regelmäßige Werbung und Information können<br />

viele Menschen angesprochen werden. Gewünscht ist die kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

mit engagierten verantwortungsbewussten Menschen.<br />

Voraussetzungen<br />

• Es findet ein Kennenlern- und Informationstag statt.<br />

• Die Ehrenamtlichen Helfer (kurz: EH) erhalten eine fachliche, begleitende Anleitung<br />

durch Mitarbeiter <strong>der</strong> Einrichtung.<br />

• Mitarbeiter, gesetzliche Betreuer und EH sprechen einvernehmlich Art und Umfang<br />

<strong>der</strong> Hilfe ab.<br />

• Kommt es zum Engagement ist eine Schweigepflichterklärung zu unterschreiben<br />

und gemäß den Empfehlungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ein polizeiliches<br />

Führungszeugnis vorzulegen.<br />

• Die EH sind mindestens 16 Jahre alt.<br />

• Die EH erklären ihre Absicht dauerhaft und zuverlässig zu helfen.<br />

Durchführung<br />

• Die EH werden in ihrer Tätigkeit durch Fachkräfte betreut und begleitet.<br />

• Vor Aufnahme <strong>der</strong> Tätigkeit findet eine eintägige Schulung zur Vermittlung wichtiger<br />

Informationen und grundlegen<strong>der</strong> Inhalte (z.B. Umgang mit Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten)<br />

unserer Arbeit statt.<br />

• Je<strong>der</strong> EH wird (nach Absprache) einem Bereich zugeteilt, <strong>der</strong> selbständig den Einsatz<br />

<strong>der</strong> Helfer plant und organisiert<br />

Perspektiven<br />

• Helfer übernehmen:<br />

Tätigkeiten mit Bewohnern, Tätigkeiten zur Entlastung <strong>der</strong> pädagogischen Fachkräfte,<br />

Tätigkeiten zur Entlastung <strong>der</strong> Hauswirtschaft und <strong>der</strong> Hausmeisterei.<br />

• EH übernehmen keine pflegerischen Tätigkeiten.<br />

• Die EH erfahren Wertschätzung durch:<br />

Einladungen zu Festen und Veranstaltungen <strong>der</strong> FWS, ein jährliches Helferfest,<br />

Bescheinigung <strong>der</strong> geleisteten Arbeit, wo möglich: Anerkennung ihrer geleisteten<br />

Zeit auf Praktika.<br />

• EH erhalten kontinuierlich Informationen über die Arbeit <strong>der</strong> FWS.<br />

5.1.8 Betriebsrat<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH (FWS) hat einen Betriebsrat.<br />

Der Betriebsrat erfüllt die im Betriebsverfassungsgesetz genannten Vorgaben (Einhaltung<br />

von Gesetzen, Verordnungen, Verträgen, Vorschriften, Betriebsvereinbarungen,<br />

etc.).<br />

62


Zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung wurde eine „Betriebsvereinbarung über die<br />

Zusammenarbeit zwischen dem Betriebsrat und <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und<br />

Wohnstätten gGmbH (FWS)“ getroffen.<br />

Folgende gemeinsame Ziele wurden formuliert:<br />

• Betriebsrat und Geschäftsführung wollen die bestmöglichen Lösungen<br />

für die Einrichtung erreichen, um so den Auftrag <strong>der</strong> Einrichtung<br />

gegenüber den Nutzern zu erfüllen.<br />

• Sie haben das gemeinsame Bestreben, die Motivation <strong>der</strong> Mitarbeiter<br />

zu för<strong>der</strong>n und beste Arbeitszufriedenheit zu erzielen.<br />

• Betriebsrat und Geschäftsführung streben unter Beachtung einer<br />

wirtschaftlichen Mittelverwendung nach einem gerechten Entgelt für<br />

die Mitarbeiter und <strong>der</strong> Schaffung von bestmöglichen Arbeitsbedingungen.<br />

Um das Betriebsklima positiv zu gestalten, wurden in <strong>der</strong> FWS gemeinsam Standards<br />

entwickelt, wie z.B. Transparenz, sehr guter Informationsfluss, Qualitätsmanagement,<br />

klare Regelungen und Strukturen, Mitarbeitergespräche, Mitarbeiterbefragungen, Mitarbeiterfortbildung,<br />

und an<strong>der</strong>e..<br />

Es gibt inzwischen zu fast allen Standards Betriebsvereinbarungen.<br />

Eine weitere wichtige Aufgabe des Betriebsrates besteht darin, Probleme <strong>der</strong> Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter frühzeitig wahrzunehmen und diese dann mit den Leitungen<br />

und <strong>der</strong> Geschäftsführung des Hauses zu bearbeiten.<br />

In seiner Funktion als Repräsentant <strong>der</strong> Belegschaft begreift sich <strong>der</strong> Betriebsrat <strong>der</strong><br />

FWS als qualifizierter Dienstleister im Sinne des Ganzen. Er trägt so maßgeblich zum<br />

wirtschaftlichen Erfolg <strong>der</strong> Einrichtung, und damit zum langfristigen Arbeitsplatzerhalt<br />

bei. (Text: Betriebsrat)<br />

5.2 Qualitätsentwicklung<br />

5.2.1 Qualitätsmanagementsystem<br />

„Unter einem Qualitätsmanagementsystem wird das Einführen und Erhalten betriebsinterner<br />

Organisations- und Ablaufstrukturen verstanden, mit denen die Prozesse des<br />

Planens und des Erstellens von Dienstleistung, die Ergebnisse und Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Dienstleistung sowie die organisatorischen Rahmenbedingungen in einer Einrichtung<br />

gestaltet und ausgewertet werden.“ (Schubert/Zink 1998)<br />

Gemäß <strong>der</strong> gesetzlichen Verpflichtungen, die u.a. im LWTG und im SGB IX, § 20 formuliert<br />

sind, erfüllt die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH die Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Qualitätsmanagementsystem.<br />

Wir verstehen Qualitätsmanagement als kontinuierliche Sicherung und Verbesserung<br />

unserer Dienstleistungen. Ausgehend vom satzungsgemäßen Auftrag und auf <strong>der</strong><br />

Grundlage von Gesellschafterbeschlüssen wurde <strong>der</strong> Prozess des Qualitätsmanagements<br />

angestoßen. Eine Steuergruppe und eine Projektgruppe sind installiert, Qualitätsmanagementbeauftragte<br />

sind an verschiedenen Stellen <strong>der</strong> Gesamteinrichtung tätig.<br />

Die Mitarbeiter werden mittels geeigneter Methoden in das Qualitätsmanagement einbezogen.<br />

63


Es gibt ein Bündel qualitätssichern<strong>der</strong> Maßnahmen, unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Prozessbeschreibungen von Kernprozessen sowie <strong>der</strong>en Evaluation,<br />

• Partizipation <strong>der</strong> Betroffenen,<br />

• Partizipation <strong>der</strong> Mitarbeiter auf allen Ebenen <strong>der</strong> Konzeptarbeit,<br />

• Zielvereinbarungen im Betreuungsverlauf,<br />

• systematisierte Dokumentation <strong>der</strong> Betreuungsarbeit,<br />

• systematisierte Kontrolle des Hilfeplanverlaufs,<br />

• Befragungen zur Qualität <strong>der</strong> Arbeit auf allen Ebenen,<br />

• integriertes, kennzahlengestütztes Controllingsystem,<br />

• Erstellung und Pflege eines Organisationshandbuches für alle Arbeitsbereiche,<br />

• alle erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen <strong>der</strong> Arbeitssicherheit und Arbeitsmedizin.<br />

Die FWS gGmbH ist herausgefor<strong>der</strong>t, sich flexibel auf die Aufgaben <strong>der</strong> Zukunft einzustellen<br />

und bei allen Verän<strong>der</strong>ungen und Weiterentwicklungen das Ziel einer optimalen<br />

För<strong>der</strong>ung und Begleitung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Arbeit<br />

zu stellen und dabei die bestmögliche Qualität zu erzielen.<br />

5.2.2 Selbstevaluation<br />

Zu den beson<strong>der</strong>en qualitätssichernden Maßnahmen in <strong>der</strong> FWS gehört die Selbstevaluation,<br />

die mittels Fragebogen regelmäßig den Mitarbeitern (neben Fragebogen für<br />

Eltern und Nutzer) Gelegenheit eröffnet die Qualität unserer Dienstleistung zu bewerten.<br />

Darüber hinaus gibt es die permanente Möglichkeit im Ideenparkplatz Wünsche,<br />

Kritik o<strong>der</strong> eben Ideen anzubringen.<br />

5.2.3 Mitarbeitergespräch<br />

Ein Standard in <strong>der</strong> FWS. (siehe Betriebsvereinbarung)<br />

Das Mitarbeitergespräch soll ein regelmäßiger Termin zur ungestörten Kommunikation<br />

zwischen Vorgesetztem (V) und Mitarbeiter (MA) sein. In <strong>der</strong> Probezeit finden ein Probehalbzeit-<br />

(nach drei Monaten) und ein Probeendgespräch (nach sechs Monaten)<br />

statt. Danach ein jährliches Gespräch bzw. nach beson<strong>der</strong>em Bedarf.<br />

Nach frühzeitiger Absprache <strong>der</strong> Rahmenbedingungen (Datum, Uhrzeit, Dauer, Ort,<br />

Protokollführung) trifft man sich dann zum ungestörten Gespräch. Hier haben beide<br />

Teilnehmer die Gelegenheit sich in entspannter Atmosphäre über ihre Arbeit und ihre<br />

Zusammenarbeit zu äußern, Lob, Kritik, Erwartungen, Gefühle, Wünsche und Ziele zu<br />

formulieren. Zur Vorbereitung sollte man sich relevante Punkte notieren. Als Grundlage<br />

dienen hier auch vor allem Protokolle <strong>der</strong> letzten gemeinsamen Gespräche, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong>en Zielvereinbarungen.<br />

5.3 Datenschutz<br />

5.3.1 Rechtliche Bestimmungen<br />

Rechtliche Grundlagen zur Anwendung des Datenschutzes finden sich im Art. 2 Abs. 1<br />

Grundgesetz, Bundesdatenschutzgesetz, § 203 StGB, BetrVG und im BAT.<br />

64


Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH hat den Datenschutz in <strong>der</strong> Betriebsorganisation<br />

fest verankert. Von allen Angestellten wird <strong>der</strong> sensible Umgang mit persönlichen Daten<br />

gefor<strong>der</strong>t. Dies findet sich in allen Stellenbeschreibungen und in <strong>der</strong> Darlegung <strong>der</strong> Betreuungsqualität<br />

wie<strong>der</strong>.<br />

Datenschutz glie<strong>der</strong>t sich in zwei große Bereiche:<br />

• Schweigepflicht (hauptsächlich in <strong>der</strong> Kommunikation von Mitarbeitern mit an<strong>der</strong>en,<br />

§ 9 BAT).<br />

• Die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes.<br />

Was bedeutet die Schweigepflicht für den Mitarbeiter in <strong>der</strong> FWS?<br />

• Die Schweigepflicht erstreckt sich grundsätzlich auf alle Angelegenheiten, die<br />

Obengenannte bei <strong>der</strong> Betreuungstätigkeit über die Nutzer <strong>der</strong> FWS Angebote erfahren.<br />

Allerdings: Völlig belanglose Tatsachen o<strong>der</strong> Bagatellsachen unterliegen nicht unbedingt<br />

<strong>der</strong> Schweigepflicht. Gleiches trifft auf Tatsachen zu, die allgemein bekannt<br />

sind.<br />

• Innerbetriebliche Verfahren und Abläufe, Daten aus <strong>der</strong> Buchhaltung, Lohnermittlungsdaten,<br />

Statistiken usw. sind Betriebsinterna und unterliegen <strong>der</strong> Schweigepflicht.<br />

Ausnahmen hiervon kann die Geschäftsführung, etwa zur Verwertung in Arbeitskreisen,<br />

erlassen. Daten zum Zwecke des Betriebsvergleiches (Benchmarking)<br />

werden entsprechend verschlüsselt.<br />

• Schweigepflicht/-recht besteht nicht gegenüber dem Betroffenen. D.h. <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>te<br />

Nutzer bzw. dessen gesetzlicher Betreuer ist im Sinne <strong>der</strong> Selbstbestimmung<br />

„Herr <strong>der</strong> Daten“ (Einsichtsrecht in die Akten, Datenherrschaft setzt Datenkenntnis<br />

voraus).<br />

65


6 Begleitende Dienste<br />

66<br />

LEITBILD<br />

<strong>der</strong> Begleitenden Dienste in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

• Wir sind ein Netzwerk verschiedener Fachbereiche und verstehen<br />

uns als Dienstleister, die an den Bewohnern und Beschäftigten, ihren<br />

Angehörigen und den Mitarbeitern orientiert sind.<br />

• Mit unseren Angeboten schaffen wir eine Atmosphäre von<br />

Vertrauen und Normalität. Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung erfahren bei<br />

uns größtmögliche Selbständigkeit.<br />

• Wir begleiten und unterstützen sie bei ihrer<br />

persönlichen und beruflichen Entwicklung.<br />

• Wir arbeiten transparent, kommunikativ und ressourcenorientiert mit<br />

dem Anspruch unsere Kompetenz stetig weiter zu entwickeln.<br />

• Unser Denken und Handeln ermöglicht eine Mitgestaltung aller Beteiligten.<br />

(Stand 20.09.2011)<br />

Einleitung<br />

Zu den beson<strong>der</strong>en Leistungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>– und Wohnstätten gGmbH gehört die übergreifende<br />

Tätigkeit verschiedener Fachkräfte unter <strong>der</strong> Bezeichnung „Begleitende<br />

Dienste“. Diese unterstützen, beraten und begleiten die Arbeit in den Bereichen<br />

Wohnen, Tagesstrukturierung und WfbM.<br />

In enger Kooperation und nach Absprache mit Bereichsleitern, Paten/Begleitern und<br />

Eltern arbeiten <strong>der</strong> Ergotherapeut, <strong>der</strong> Kinästhetik Peer Tutor, <strong>der</strong> Motopäde, <strong>der</strong> Orthoptist,<br />

<strong>der</strong> Psychologe, <strong>der</strong> Rehabilitationslehrer für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te und <strong>der</strong><br />

Sozialpädagoge im Sozialdienst am gemeinsamen Auftrag zur bestmöglichen Betreuung<br />

unserer Bewohner, TAF–Nutzer und Werkstattbeschäftigten. Die Begleitenden<br />

Dienste wirken an <strong>der</strong> Erstellung und Durchführung <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP) mit.<br />

Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind das eng verzahnte Arbeiten im Team <strong>der</strong> Begleitenden<br />

Dienste untereinan<strong>der</strong>, regelmäßige Reflexion und eine ausführliche Dokumentation<br />

obligat.


Räumliche und sachliche Voraussetzungen<br />

Räumliche Ausstattung<br />

Die Fachkräfte <strong>der</strong> Begleitenden Dienste sind in allen Räumen <strong>der</strong> Bereiche <strong>der</strong> FWS<br />

tätig. Zusätzlich stehen Büros und Fachräume (Bewegungsbad, Turnhalle, Matschraum,<br />

Schwarzraum, Musikraum, Lehrküche) in einem Gebäudeteil <strong>der</strong> Einrichtung Kettig zur<br />

Verfügung.<br />

Sachliche Ausstattung<br />

Die Mitarbeiter <strong>der</strong> Begleitenden Dienste nutzen verschiedene, allgemeine und berufsspezifische<br />

Arbeitsmittel.<br />

Organisation<br />

• Die Fachkräfte <strong>der</strong> Begleitenden Dienste werden initiativ durch Ansprache von<br />

Paten/persönlichen Begleitern, Gruppenmitarbeitern, Bereichsleitern, Wohnstättenleitung/Werkstattleitung,<br />

Bewohner/Werkstattbeschäftigte und Eltern.<br />

• Außerdem werden die Begleitenden Dienste aktiv durch vorherige Planung o<strong>der</strong><br />

situativen Anlass.<br />

• Der Angesprochene fühlt sich verantwortlich und nimmt Kontakt zur ersten Absprache<br />

mit dem zuständigen Bereich auf.<br />

• Im nächsten Schritt wird die weitere Vorgehensweise festgelegt.<br />

• Ist nach <strong>der</strong> Kontaktaufnahme offensichtlich, dass die Fachkraft tätig wird, findet<br />

nach <strong>der</strong> umfassenden Informationssammlung gegebenenfalls noch ein interdisziplinärer<br />

Austausch mit internen o<strong>der</strong> externen Fachkräften statt.<br />

• Beginn und Ende (o<strong>der</strong> Zwischenziele) <strong>der</strong> Maßnahme werden festgelegt und<br />

<strong>der</strong> Verlauf dokumentiert.<br />

Beratungssystem<br />

• Es findet regelmäßig eine Konferenz <strong>der</strong> Begleitenden Dienste mit Wohnstättenleitung<br />

und Werkstattleitung statt.<br />

• Zudem tauschen sich die Mitarbeiter im Begleitenden Dienst wöchentlich intern<br />

aus; hierbei ist die Möglichkeit zur Fallbesprechung und kollegialer Beratung gegeben.<br />

• Jährlich treffen sich die Begleitenden Dienste zu einem Teamtag.<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong><br />

Allgemeines<br />

Neben den spezifischen Tätigkeiten gehören folgende allgemeine Aufgaben zum Arbeitsfeld<br />

<strong>der</strong> Begleitenden Dienste:<br />

67<br />

• Teilnahme an den Konferenzen <strong>der</strong> Begleitenden Dienste,<br />

• Mitwirkung an <strong>der</strong> Erstellung, Fortschreibung und Umsetzung des THP’s und<br />

För<strong>der</strong>plans,<br />

• Teilnahme an Gruppenteams, Werkstattteams und Konferenzen in <strong>der</strong> FWS,<br />

• Führung eines Dokumentationssystems,<br />

• Gespräche mit Eltern und gesetzlichen Betreuern,<br />

• Zusammenarbeit mit internen und externen Fachkräften,<br />

• Teilnahme und Mitwirkung an Veranstaltungen <strong>der</strong> FWS,<br />

• Durchführung interner Fortbildungen.


Spezifische Tätigkeiten<br />

Ergotherapie<br />

Der Ergotherapeut arbeitet sowohl mit Einzelnen als auch mit Gruppen. Es finden außerdem<br />

gruppenübergreifende Angebote statt.<br />

Zu den Aufgaben in <strong>der</strong> WfbM zählen:<br />

• Schulen und Steigern <strong>der</strong> sozio-emotionalen Grundarbeitsfähigkeiten (Initiative,<br />

Antrieb, Motivation, Interesse, Selbstvertrauen, Selbständigkeit, Rollenverhalten,<br />

Verantwortung, Kontakte, Beziehungen, Integration).<br />

• För<strong>der</strong>n <strong>der</strong> instrumentellen Grundarbeitsfähigkeiten (Ausdauer, Zeiteinteilung,<br />

Genauigkeit, Sorgfalt, Gedächtnisleistungen, Körperhaltung, Konzentration, Aufmerksamkeit,<br />

sprachlogisches Verständnis, Umgang mit Zahlenmaterial, räumliches<br />

Vorstellungsvermögen, formallogisches, handwerkliches und technisches<br />

Verständnis).<br />

• Steigern <strong>der</strong> Frustrationstoleranz.<br />

• Schulen <strong>der</strong> Grob- und Feinmotorik sowie Adaptionen und ergonomische Arbeitsplatzgestaltung.<br />

Zu den Aufgaben in den Wohngruppen zählen:<br />

• Training lebenspraktischer Fähigkeiten: Nahrungsaufnahme und Zubereitung,<br />

Verrichten <strong>der</strong> Körperhygiene.<br />

• Versorgung mit Hilfsmitteln: z.B. Spezialgeschirr.<br />

• Mobilitätstraining: Schulung von Motorik und Gleichgewicht.<br />

• Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung: Anbahnung verschiedener Wahrnehmungsleistungen,<br />

Entspannungsangebote, Selbsteinschätzung.<br />

• Steigerung <strong>der</strong> Gedächtnisleistungen: Wege, Termine o<strong>der</strong> Reihenfolgen merken.<br />

• Ausbau <strong>der</strong> Kommunikation: Anlegen von Büchern o<strong>der</strong> Karteikarten mit Wörtern,<br />

Bil<strong>der</strong>n, Unterstütze Kommunikation.<br />

• Training <strong>der</strong> Arbeitsfähigkeiten.<br />

Kinästhetik<br />

Der Peer Tutor* kümmert sich um die kinästhetische Mobilisation <strong>der</strong> bewegungseingeschränkten<br />

Menschen. Dies beinhaltet aktive und ausgeglichene Körperbewegung zur<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstkontrolle des Betroffenen sowie zur Prophylaxe von Muskelabbau,<br />

Kontrakturen und Dekubiti. Neben <strong>der</strong> Gesun<strong>der</strong>haltung des Bewegungsapparates<br />

dient die kinästethische Anwendung <strong>der</strong> Entwicklung des Körperbewusstseins. Das<br />

Verhalten und <strong>der</strong> Stoffwechsel werden positiv beeinflusst.<br />

Das Umsetzen von theoretischem Wissen in die Praxis befähigt zum Denken und Arbeiten<br />

in Prozessen. Die Kinästhetik glie<strong>der</strong>t sich in sechs Konzepte: Interaktion, Funktionale<br />

Anatomie, menschliche Bewegung, menschliche Funktion, Anstrengung und Umgebung.<br />

Die kinästhetischen Fähigkeiten in den Berufsalltag <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten zu<br />

integrieren, bedarf einer permanenten Begleitung. Um die Lernprozesse in <strong>der</strong> Praxis<br />

wirkungsvoll zu gestalten, brauchen die einzelnen Mitarbeiter kontinuierliche und individuelle<br />

Anleitung des Peer Tutors. Er unterstützt den gemeinsamen Lernprozess durch:<br />

• die Analyse <strong>der</strong> Pflege- und Betreuungssituation,<br />

• die Verbesserung <strong>der</strong> eigenen Handlungskompetenz,<br />

68


69<br />

• die Entwicklung adäquater Bewegungsformen und pädagogischer Ideen mit den<br />

Teilnehmern (Kollegen), die <strong>der</strong> gemeinsamen Lösungsfindung dienen,<br />

• die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Selbstwahrnehmung und Selbstständigkeit des behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen,<br />

• die Vermittlung gesundheitsför<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Aspekte,<br />

• die Anleitung zum Rücken schonenden Arbeiten.<br />

*Peer Tutor = kollegialer Anleiter<br />

Motopädie<br />

In <strong>der</strong> FWS beinhalten die Tätigkeiten des Motopäden pädagogische und therapeutische<br />

Anteile.<br />

Die motopädagogischen Tätigkeiten sind:<br />

Entwicklungsför<strong>der</strong>ung, Aufholen von Rückständen in <strong>der</strong> Wahrnehmungs- und Bewegungsfunktion,<br />

insbeson<strong>der</strong>e Körperwahrnehmung/Körperschema; verborgene motorische/sensorische<br />

Fähigkeiten entdecken und för<strong>der</strong>n, Vorhandene erhalten. Die mototherapeutischen<br />

Tätigkeiten beinhalten die Behandlung von Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Wahrnehmung/Bewegung<br />

(z.B. Hyperaktivität) und die daraus resultierenden Auswirkungen<br />

(z.B. Verhaltensauffälligkeiten) für den Menschen.<br />

Weitere Tätigkeiten:<br />

• Planung, Durchführung, Reflexion von Bewegungsstunden und Wahrnehmungsangeboten<br />

(z.B. Schulung <strong>der</strong> Sinne) in Kleingruppen (2-4 Personen) o<strong>der</strong> Einzelstunden<br />

(pro Einheit 60 Minuten),<br />

• Bewegungs-/ Verhaltensbeobachtung, Erhebung <strong>der</strong> Vorgeschichte, daraus die<br />

Erfassung des psychomotorischen Entwicklungsstandes,<br />

• Erstellung von Beobachtungs-, Verlaufs-, Abschlussberichten.<br />

An <strong>der</strong> Motopädie nehmen TAF-Nutzer und WfbM-Beschäftigte teil.<br />

Ziele <strong>der</strong> Motopädie sind, ausgehend von den Ressourcen des Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung,<br />

ein ganzheitliches Ansprechen (Körper, Geist, Seele), die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesamten<br />

Persönlichkeit, bewusstes, kritisches eigenverantwortliches Handeln mit sich, <strong>der</strong><br />

dinglichen und sozialen Umwelt (Handlungskompetenz) zu erlernen und zu verbessern.<br />

Die Methoden sind das Spiel, Erlebnis, Spaß, Selbstbestimmung, Motivation und Kreativität.<br />

Orthoptik<br />

Der Orthoptist in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten diagnostiziert Sehrest und Sehprobleme<br />

<strong>der</strong> Bewohner und Beschäftigten, um im täglichen Wohn- und Arbeitsfeld den visuellen<br />

Möglichkeiten gerecht zu werden und vorhandene Ressourcen zu erhalten und weiterzuentwickeln.<br />

Hierzu gehören insbeson<strong>der</strong>e:<br />

• Beobachtung und Untersuchung <strong>der</strong> Nutzer,<br />

• Organisation von Augenarztterminen,<br />

• Befundaustausch mit dem Augenarzt,<br />

• Befun<strong>der</strong>örterung mit den Nutzern, Eltern, Betreuern, Paten und ggf. WfbM-<br />

Begleitern<br />

• Planung von möglichen Schulungs- und Therapieformen,


• Beratung aller Beteiligten, welche Verbesserungen erreicht werden können und<br />

welche wünschenswert sind,<br />

• Durchführung <strong>der</strong> Schulungs- und Therapieeinheiten zur Erhaltung und Verbesserung<br />

<strong>der</strong> visuellen Fähigkeiten und <strong>der</strong> Wahrnehmung.<br />

Der Orthoptist hat bei seinen Kontakten mit den Nutzern die För<strong>der</strong>ung des Sehrestes<br />

und <strong>der</strong> visuellen Fähigkeiten „im Blick“.<br />

Darüber hinaus ist <strong>der</strong> Orthoptist in <strong>der</strong> FWS „Übersetzer“ <strong>der</strong> (augen-) ärztlichen Befunde<br />

und Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema „Augen“.<br />

Psychologie<br />

Die Aufgaben des Psychologen umfassen folgende Tätigkeiten:<br />

In Bezug auf die Bewohner und Beschäftigten:<br />

• Problemzentrierte Einzelfallarbeit. Hierzu zählen psychologische Gespräche wie<br />

auch eine auf die Bewohner und Beschäftigten speziell zugeschnittene psychologische<br />

Betreuung.<br />

• Durchführung psychologischer Beobachtungen sowie Erstellung von Verhaltensanalysen.<br />

• Teilnahme an Aufnahmegesprächen und Elterngesprächen sowie Einleitung und<br />

Vermittlung geeigneter Hilfen für die Bewohner.<br />

In Bezug auf die Mitarbeiter:<br />

• Psychologische Beratung <strong>der</strong> Mitarbeiter und Durchführung von Fallbesprechungen.<br />

Weitere Aufgaben:<br />

• Diagnostik.<br />

• Sprechstunde für Bewohner, Werkstattbeschäftigte, Eltern und Mitarbeiter.<br />

Rehabilitation für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />

Das Aufgabenfeld des Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te bezieht sich<br />

allgemein auf die För<strong>der</strong>ung in den Bereichen <strong>der</strong> Orientierung und Mobilität und Lebenspraktischen<br />

Fähigkeiten, die Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> sozialen<br />

Kompetenz, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Begriffsbildung und Hilfe bei <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung ins Arbeitsleben.<br />

Aufgabenbereich des Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te in den För<strong>der</strong>-<br />

und Wohnstätten:<br />

• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung in den<br />

Bereichen Orientierung und Mobilität und Lebenspraktische Fähigkeiten,<br />

• Beratung hinsichtlich <strong>der</strong> Anschaffung von elektronischen (Vorlesesystem,<br />

Braillezeile, Vergrößerungssoftware) und vergrößernden (Lupen, Bildschirmlesegerät)<br />

Hilfsmitteln einschließlich <strong>der</strong> Antragstellung,<br />

• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung im Einsatz<br />

o.g. Hilfsmitteln,<br />

• Beratung bezüglich <strong>der</strong> Anschaffung <strong>der</strong> blindenspezifischen Hilfsmittel inkl.<br />

Schulung,<br />

• Individuelle Planung, Vorbereitung und Durchführung <strong>der</strong> Schulung im Bereich<br />

Wahrnehmungsför<strong>der</strong>ung,<br />

70


71<br />

• Beratung hinsichtlich einer blinden- und sehbehin<strong>der</strong>tengerechten Arbeitsplatzgestaltung<br />

und Beratung <strong>der</strong> Gruppenmitarbeiter im Bezug auf die<br />

Wohnraumgestaltung unter <strong>der</strong> Berücksichtigung spezieller Bedürfnisse von<br />

blinden und sehbehin<strong>der</strong>ten Menschen,<br />

• Low Vision Beratung,<br />

• Vermittlung von blinden- und sehbehin<strong>der</strong>tenspezifischen Techniken an alle<br />

Mitarbeiter,<br />

• Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden.<br />

Sozialdienst<br />

In <strong>der</strong> Gesamteinrichtung umfasst das Arbeitsfeld des Sozialpädagogen im Sozialdienst<br />

folgende Bereiche:<br />

In <strong>der</strong> WfbM:<br />

• Zusammenarbeit mit Behörden und Institutionen, die als Kostenträger zuständig<br />

sind<br />

• Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Einrichtungen <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe und Psychiatrie<br />

sowie die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten<br />

• Organisation und Teilnahme an Tagungen und Arbeitskreisen mit pädagogischen,<br />

psychiatrischen, rechtlichen und sozialpolitischen Themenstellungen<br />

• Vorbereitung, Beteiligung und Nachbereitung <strong>der</strong> Fachausschuss-Sitzungen<br />

• Nach Delegation durch den Werkstattleiter: Fe<strong>der</strong>führung beim Aufnahmeverfahren<br />

sowie bei <strong>der</strong> Ausglie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Werkstattbeschäftigten aus <strong>der</strong> WfbM<br />

• Koordination, Beratung und Mitarbeit bei <strong>der</strong> Erstellung von Berichten sowie<br />

des THP-Moduls WfbM in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Begleitern und Mitarbeitern<br />

• Weiterentwicklung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>planung im Berufsbildungs- und<br />

Arbeitsbereich<br />

• Beratung und Unterstützung <strong>der</strong> Mitarbeiter bei allen pädagogischen Belangen<br />

• Gruppen- und Einzelfallgespräche, problemorientierte Einzelfallarbeit,<br />

Krisenintervention, ggf. in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en Fachdiensten <strong>der</strong><br />

Begleitenden Dienste bzw. <strong>der</strong> SDM<br />

• Betreuung des Werkstattrates sowie des Wahlausschuss zur Wahl des WR<br />

• Zusammenarbeit mit Eltern / gesetzlichen Betreuern in allen Belangen<br />

• Zusammenarbeit mit dem QM-Beauftragten bei <strong>der</strong> Erarbeitung und<br />

Weiterentwicklung des QM-Systems zur Sicherung <strong>der</strong> Betreuungsqualität<br />

• Angebote zu arbeitsbegleitenden Maßnahmen und zur Freizeitgestaltung


72<br />

In den Wohnstätten <strong>der</strong> FWS:<br />

• Betreuung des Bewohnerbeirates<br />

• Betreuung des Wahlausschusses bei Bewohnerbeiratswahlen<br />

• Mitarbeit beim Wohnstättenufnahmeverfahren (auch Kurzzeit- und Probewohnen),<br />

wenn eine Werkstattbeschäftigung bei den Bewerbern möglich erscheint.<br />

Übergreifend:<br />

• Freizeit- und För<strong>der</strong>angebote für alle Nutzer <strong>der</strong> FWS<br />

• Beteiligung und Organisation bei Festivitäten <strong>der</strong> FWS.<br />

Beratungssystem<br />

• Es findet eine vierteljährliche Konferenz <strong>der</strong> Begleitenden Dienste mit Wohnstättenleitung<br />

und Werkstattleitung statt.<br />

• Zudem tauschen sich die Teammitarbeiter im Begleitenden Dienst wöchentlich<br />

intern aus.<br />

• In beiden Sitzungen ist die Möglichkeit zur Fallbesprechung/kollegialer Beratung<br />

gegeben.<br />

• Jährlich treffen sich die Begleitenden Dienste zu einem Teamtag.


7 Stationäre Betreuungsformen<br />

7.1 Kurzzeitwohnen<br />

Ziele und Rahmenbedingungen<br />

Zielsetzung<br />

Die Kurzzeitwohnform <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten soll Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

verschiedener Altersstufen – auch Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen - eine zeitlich begrenzte,<br />

individuelle, professionell gestaltete Form des Wohnens und Erlebens in bestmöglicher<br />

Qualität bieten.<br />

Ziele:<br />

• Betreuung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bei Ausfall <strong>der</strong> Regelbetreuung<br />

• Unterstützung/Entlastung <strong>der</strong> Eltern (Urlaub, Kur, Krankheit)<br />

• Möglichkeit des Kennenlernens einer an<strong>der</strong>en Wohnform bzw. Einleiten des Loslöseprozesses<br />

• Vorbereitung auf eine Dauerwohnform<br />

• Teilhabe am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Grundlagen<br />

Grundlage für das Angebot ist die Regelung in <strong>der</strong> Pflegeversicherung (§ 39 SGB XI;<br />

Verhin<strong>der</strong>ungspflege).<br />

Zur „Verhin<strong>der</strong>ungspflege“ können Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

aufgenommen werden, <strong>der</strong>en Eltern/Betreuer „verhin<strong>der</strong>t sind“. D.h. z.B. Urlaub<br />

machen wollen, ins Krankenhaus o<strong>der</strong> zur Kur müssen, sich in einer persönlichen Notsituation<br />

befinden o<strong>der</strong> aus einem an<strong>der</strong>en Grund Unterstützung benötigen.<br />

Wir können nur Kurzzeitbewohner aufnehmen, <strong>der</strong>en Betreuung und Pflege mit den uns<br />

zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist. (In <strong>der</strong> Regel ist dies <strong>der</strong> identische Personenkreis<br />

unserer Dauerbewohner; Betreuungspflege, keine Behandlungspflege.)<br />

Eine Aufnahme ist möglich ab einem Tag bis zu vier Wochen. In Ausnahmefällen ist ein<br />

längerer Aufenthalt möglich.<br />

Leitlinien zum altersgemischten Wohnen<br />

Das gemeinsame Wohnen von erwachsenen Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und behin<strong>der</strong>ten<br />

Kin<strong>der</strong>n/Jugendlichen ist unter dem Aspekt <strong>der</strong> kognitiven Einschränkung gänzlich<br />

keine Beson<strong>der</strong>heit, son<strong>der</strong>n ein selbstverständliches Nebeneinan<strong>der</strong> im Haus Leutesdorf.<br />

Vielfältige soziale Kontakte sind auch für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung die<br />

Grundlage für ein offenes Lernfeld, in dem sie Beziehungen knüpfen können.<br />

Behin<strong>der</strong>te Menschen erfahren voneinan<strong>der</strong> und können – im Rahmen ihrer Möglichkeiten<br />

– an<strong>der</strong>e behin<strong>der</strong>te Menschen kennenlernen.<br />

Erwachsene Behin<strong>der</strong>te können u.U. in ihrem Selbstwertgefühl davon profitieren, wenn<br />

sie in die soziale Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen einbezogen werden.<br />

An<strong>der</strong>erseits erleben Kin<strong>der</strong> und Jugendliche, die sich in einer Kurzzeitunterbringung<br />

befinden, positiv, dass die Erwachsenen ihren Wohngruppenalltag als selbstverständlich<br />

akzeptieren und sich wohl fühlen. Dies kann bei Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Trennungsängste<br />

bzw. Heimweh abbauen und den Eltern helfen sich von alten Gewohnheiten<br />

o<strong>der</strong> Überbehütungstendenzen zu lösen. Sie können internalisieren, dass Behin<strong>der</strong>ung<br />

keine Krankheit ist, die man im Laufe des Erwachsenwerdens (deutlicher: im Laufe<br />

des Wachsens, des Größer- und Älterwerdens) hinter sich lässt. Sie erleben vielmehr,<br />

73


dass Behin<strong>der</strong>ungen auch bei Erwachsenen vorliegen, als persönliches Schicksal angenommen<br />

sind, und zwar mit allen Implikationen an Hilfen und För<strong>der</strong>ungen.<br />

Der gegenseitige Respekt und die Rücksichtnahme über alle Altersstufen sind ein weiterer<br />

positiver Aspekt des Kurzzeitwohnens.<br />

Gemeinsame Freizeitbeschäftigungen <strong>der</strong> Kurzzeit- und Dauerbewohner sind möglich<br />

und gewünscht.<br />

Mit den Gästen kommen auch Begleitpersonen in unsere Wohneinrichtung. Die Vielfalt<br />

<strong>der</strong> Außenkontakte nimmt daher im Vergleich zu Wohneinrichtungen ohne Kurzzeitwohnen<br />

kontinuierlich zu, was einem mo<strong>der</strong>nen Ansatz <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe entspricht,<br />

wonach die Integration von Einrichtungen in das Netzwerk des sozialen Quartiers gewünscht<br />

ist. Hiervon können die erwachsenen Dauerbewohner profitieren.<br />

Die Lebensqualität <strong>der</strong> Bewohner wird durch die Gäste nicht beeinträchtigt, da ausreichend<br />

räumliche und personelle Ressourcen vorgehalten werden. Auch die Umkehrung<br />

dieser Feststellung gilt. Für Gäste werden individuell bedarfsgerechte Hilfen zur Verfügung<br />

gestellt. Das Leben in <strong>der</strong> Gruppe begünstigt die Schaffung eines therapeutischen<br />

Milieus, da gemeinschaftliche Aktivitäten zwischen behin<strong>der</strong>ten Menschen möglich sind.<br />

Personalausstattung<br />

In <strong>der</strong> Betreuung und Pflege <strong>der</strong> Kurzzeitbewohner werden sowohl pädagogische als<br />

auch pflegerische Fachkräfte eingesetzt.<br />

Unser Team besteht aus Erziehern, Krankenpflegern und Heilerziehungspflegern, die<br />

über eine weitreichende Erfahrung in <strong>der</strong> Arbeit mit behin<strong>der</strong>ten Menschen verfügen.<br />

Unterstützt wird <strong>der</strong>en Arbeit durch Praktikanten, Zivildienstleistende und Aushilfskräfte.<br />

Der Nachtdienst wird von einer Fachkraft verrichtet.<br />

Das Team wird durch Hauswirtschaftshilfen und Reinigungskräfte vervollständigt.<br />

Es finden regelmäßig Teamgespräche statt. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich<br />

durch interne und externe Fortbildungsangebote weiterzubilden.<br />

Der Einbezug weiterer Fachkräfte, wie zum Beispiel eines Sozialarbeiters im Sozialdienst,<br />

eines Rehabilitationslehrers für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te, eines Psychologen,<br />

eines Motopäden und eines Orthoptisten ist möglich.<br />

Arbeitsabläufe<br />

Kurzbeschreibung <strong>der</strong> wichtigsten Prozesse im Aufgabenfeld Kurzzeitwohnen.<br />

Aufnahmeverfahren<br />

Kontaktaufnahme:<br />

Bei Interesse/Bedarf melden sich Eltern/Betreuer ggf. auch Hilfsdienste (z.B. Sozialstationen)<br />

schriftlich o<strong>der</strong> telefonisch bei <strong>der</strong> Wohnstättenleitung in <strong>der</strong> Verwaltung<br />

o<strong>der</strong> direkt bei <strong>der</strong> Bereichsleitung im Haus Leutesdorf.<br />

Information:<br />

Es gibt einen Informationsaustausch über Art und Möglichkeiten des Hauses und <strong>der</strong><br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> neuen Kurzzeitbewohner.<br />

Sind sich beide Seiten einig, dass <strong>der</strong> behin<strong>der</strong>te Mensch in unserer Einrichtung betreut<br />

werden kann, erfolgt eine Einladung zum Kennen lernen. Dieses Kennenlernen erfolgt<br />

zum einen im Haus Leutesdorf und bietet die Möglichkeit <strong>der</strong> Hausbegehung. Zusätzlich<br />

erfolgt ein Hausbesuch in den Familien, um den neuen Kurzzeitgast und sein Verhalten<br />

in seiner häuslichen Umgebung kennenzulernen.<br />

74


Terminabsprache:<br />

Die gewünschten Termine werden mit unserem Belegungsplan abgeglichen und reserviert.<br />

Nachdem eine schriftliche Anmeldung erfolgt ist, wird die Reservierung schriftlich<br />

bestätigt und die Vertragsunterlagen versandt.<br />

Antragstellung:<br />

Siehe beson<strong>der</strong>en Anhang: Antragstellung.<br />

Bei Bedarf ist die Einrichtung bei <strong>der</strong> Antragstellung behilflich.<br />

Die Aufnahme erfolgt nach Kostenzusage.<br />

Betreuung<br />

• Pädagogische Betreuung und Versorgung im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung<br />

• Grundpflege<br />

• Unterstützung bei Loslösungsprozessen<br />

• Freizeit - und Beschäftigungsangebote<br />

• Unterstützung <strong>der</strong> Fortführung externer ambulanter Maßnahmen (Kin<strong>der</strong>garten,<br />

Schule, TAF, WfbM)<br />

• Fortführung von För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

• Fortführung von therapieunterstützenden Maßnahmen<br />

• Präventive und rehabilitative Maßnahmen<br />

• Organisation von Therapien im Hause<br />

• Organisation, Betreuung und Durchführung von Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten<br />

• Medikamentengabe nach ärztlicher Verordnung<br />

• Hauswirtschaftliche Versorgung<br />

Elternarbeit<br />

Die grundsätzlichen Inhalte und Ziele basieren auf dem Leitfaden zur Elternarbeit als<br />

Bestandteil <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong>.<br />

Vertrauensvolle Basis schaffen<br />

Um eine gute Betreuung <strong>der</strong> uns anvertrauten Kurzzeitbewohner zu gewährleisten, ist<br />

als Basis eine vertrauensvolle Beziehung zu den Eltern/Betreuern notwendig. Die Sorgen<br />

und Nöte <strong>der</strong> Bezugspersonen werden ernst genommen. Die Anregungen und<br />

Wünsche <strong>der</strong> Eltern versuchen wir nach Möglichkeit umzusetzen. Es besteht für die<br />

Angehörigen die Möglichkeit, sich je<strong>der</strong>zeit nach dem Befinden unseres Gastes telefonisch<br />

zu erkundigen. Ebenso sollen Eltern/Betreuer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Bezugspersonen während<br />

des Aufenthaltes für telefonische Nachfragen erreichbar sein. Besuche sind nach<br />

Absprache möglich.<br />

Offene Gespräche führen<br />

Zur Vor- und Nachbereitung eines Kurzzeitaufenthaltes werden Gespräche geführt, in<br />

denen positive Beobachtungen, aber auch aktuelle Probleme angesprochen werden.<br />

Hierbei ist Offenheit und Ehrlichkeit von beiden Seiten oberstes Gebot.<br />

75


Unterstützung in <strong>der</strong> Loslösungsphase<br />

Loslösungsphasen bedürfen einer beson<strong>der</strong>en Begleitung. Durch Zuspruch und Bestärkung<br />

in ihrem Entschluss die Betreuung für einen gewissen Zeitraum abzugeben, können<br />

Trennungsängste und ggf. psychische Belastungen <strong>der</strong> Eltern abgebaut werden.<br />

Loyalität<br />

Es ist für uns ein Selbstverständnis den Eltern mit Achtung und Loyalität zu begegnen.<br />

Schlussbemerkung<br />

Unser Ziel ist es, die bestmögliche Betreuung und Versorgung in allen Bereichen des<br />

Lebens und Lernens für die von uns betreuten Menschen zu gewährleisten.<br />

Eine enge und vertrauensvolle Kooperation mit Eltern/Betreuern sowie Ärzten und Therapeuten<br />

sehen wir dafür als Grundlage an, sowie die gute Zusammenarbeit mit den<br />

verschiedenen Tageseinrichtungen (Schulen, TFS u.ä.).<br />

Mit dem Wissen, dass je<strong>der</strong> Mensch individuelle Bedürfnisse ebenso wie eigene Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten hat, möchten wir alle Kurzzeitbewohner in unserer Hausgemeinschaft<br />

willkommen heißen, so dass sie eine gute Zeit hier verbringen können.<br />

Zur Unterstützung dürfen natürlich auch liebgewordene Dinge des täglichen Lebens<br />

(aus dem gewohnten Umfeld) mitgebracht werden.<br />

Auch wenn es oft nur ein sehr kurzer Lebensabschnitt ist, so soll unser Angebot des<br />

Kurzzeitwohnens doch unser generelles Bemühen wi<strong>der</strong>spiegeln, für die Nutzer <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>- und Wohnstätten eine hohe Lebensqualität zu erwirken.<br />

7.2 Wohnen auf Dauer<br />

„Ein gestalteter Ort zum Leben“<br />

Einleitung<br />

„Jede Wohnung ist, unter dem lebensweltlichen Aspekt gesehen, <strong>der</strong> räumliche<br />

und zeitliche Ausgangs- bzw. Orientierungspunkt des Menschen.<br />

Das Wohnen ist für das innere Gleichgewicht eines Menschen von zentraler Bedeutung:<br />

Wohnen ist somit nicht nur einfach Sein, son<strong>der</strong>n ist verbunden mit einem Ort,<br />

an den <strong>der</strong> Mensch sich gehörig fühlt. Wohnen ist nicht eine beliebige Tätigkeit,<br />

son<strong>der</strong>n eine Wesensbestimmung des Menschen und bedeutet u. a. die Gestaltung<br />

seines Verhältnisses zur Welt.<br />

Erkennen wir diese Aussage als richtig an, so kann das Wohnen von Menschen<br />

mit einer Behin<strong>der</strong>ung nicht irgendwie geschehen, kann nicht zufällig gelöst werden,<br />

son<strong>der</strong>n muss als Prozess <strong>der</strong> Wesensäußerung von Menschen respektiert<br />

werden.“ (Thesing 1990, 27)<br />

„Das Wohnen befriedigt die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit,<br />

Liebe, Achtung, Freiheit, Eigentum und Selbstbewusstheit“ (Speck 1982) sowie<br />

„nach Schutz, Beständigkeit und Vertrautheit, nach Kontakt und Kommunikation,<br />

Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung.“ (Metzger/Bentele 1996)<br />

Unser Grundanliegen ist es, für die Bewohner unserer Einrichtung eine Atmosphäre zu<br />

schaffen, in <strong>der</strong> sie für sich ein „Zuhause“ finden.<br />

76


Voraussetzung ist <strong>der</strong> natürliche, aufmerksame Kontakt, <strong>der</strong> individuelle Belange und<br />

Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen lässt, zugleich aber auch erfor<strong>der</strong>liche Grenzen<br />

aufzeigt und realisiert.<br />

Den Bewohnern soll ermöglicht werden, in einem angenehmen sozialen Miteinan<strong>der</strong> zu<br />

leben. Zum Leben von erwachsenen Menschen gehört in <strong>der</strong> Regel die Möglichkeit<br />

Partnerschaften einzugehen und Sexualität zu leben. Auch Menschen mit den verschiedensten<br />

Behin<strong>der</strong>ungen sollen diese Chance bei uns erhalten.<br />

Wohnen heißt für uns, sich unter Einhalten <strong>der</strong> vorhandenen Regeln und <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Entfaltungsmöglichkeiten wohl zu fühlen.<br />

Das Erleben und Empfinden von Schutz, Wärme, Geborgenheit, Behaglichkeit, Vertrauen<br />

und Verlässlichkeit ist für alle Menschen von elementarer Bedeutung.<br />

Damit streben wir eine beson<strong>der</strong>e Atmosphäre an, die von allen Mitarbeitern getragen<br />

wird, die hier nicht nur Ihr Aus– und Einkommen haben und zur „Arbeit gehen“, son<strong>der</strong>n<br />

die FWS als erweiterten Lebensraum ansehen und verstehen, so dass ein echtes Miteinan<strong>der</strong><br />

von Bewohnern und Mitarbeitern entsteht.<br />

Aufgabe unserer Einrichtung ist in erster Linie auch, unseren Bewohnern die Teilhabe<br />

am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft zu ermöglichen und dem Integrationsgedanken Geltung<br />

zu verschaffen.<br />

Personelle Voraussetzungen<br />

Die Wohnstätte in Kettig ist in zwei Dienstbereiche geglie<strong>der</strong>t, denen jeweils ein Wohnstättenleiter<br />

vorsteht. Die Betreuung <strong>der</strong> Wohngruppen wird durch feste Mitarbeiterteams<br />

geleistet. Die personelle Besetzung <strong>der</strong> einzelnen Wohngruppen ist abhängig<br />

von <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Bewohner, die auf den jeweiligen Gruppen leben. In <strong>der</strong> FWS Kettig<br />

haben wir unterschiedliche Wohneinheiten/Gruppengrößen.<br />

Ein weiteres Kriterium für die personelle Ausstattung ist <strong>der</strong> zu betreuende Personenkreis.<br />

Eine Wohngruppe mit schwerst geistigbehin<strong>der</strong>ten blinden/ sehbehin<strong>der</strong>ten Bewohnern<br />

hat einen höheren Pflegesatz und demnach mehr Personal zur Verfügung.<br />

Eine Wohngruppe mit mehreren werkstattfähigen Bewohnern (geistigbehin<strong>der</strong>te blinde/sehbehin<strong>der</strong>te<br />

Menschen) haben dem Pflegesatz entsprechend einen geringeren<br />

personellen Anteil. Grundsätzlich sind auf je<strong>der</strong> Gruppe zwei Mitarbeiter im Dienst (2:8),<br />

im Idealfall sind jedoch drei Mitarbeiter im Gruppendienst.<br />

In den Teams <strong>der</strong> FWS Kettig arbeiten pädagogische und pflegerische Fachkräfte interdisziplinär<br />

zusammen, z.B. Erzieher, Heilerziehungspfleger, Krankenpfleger und an<strong>der</strong>e<br />

pädagogische Fachkräfte. Außerdem gehören zu den Teams Praktikanten im Vorpraktikum/Anerkennungsjahr,<br />

Auszubildende, Absolventen des freiwilligen sozialen Jahres,<br />

Zivildienstleistende, ehrenamtlich Tätige und geringfügig Beschäftigte als Aushilfen und<br />

Hauswirtschaftskräfte.<br />

Mit <strong>der</strong> Installation eines Pflegebeauftragten tragen wir den gestiegenen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an medizinische Kompetenz Rechnung.<br />

In <strong>der</strong> FWS Kettig arbeiten die Teams im Schichtdienst. Der Früh- bzw. Spätdienst bildet<br />

den sog. Tagdienst. Die Nachtwachen sind speziell nur für die Nächte einzusetzen.<br />

Die Bereichsleiter sind zuständig für eine Etage mit zwei Wohngruppen und einer Tagesför<strong>der</strong>stättengruppe.<br />

Ansprechpartner bei notwendigen Reparaturen o<strong>der</strong> Renovierungen ist das Team <strong>der</strong><br />

Hausmeisterei.<br />

Für das leibliche Wohl unserer Bewohner setzt sich das Küchenteam ein.<br />

77


Die Wohngruppen werden in ihrer Arbeit von den Begleitenden Diensten unterstützt<br />

(siehe Gesamtkonzept: Konzeption Begleitende Dienste).<br />

Ohne eine enge übergreifende Arbeit <strong>der</strong> verschiedenen Bereiche wäre die optimale<br />

For<strong>der</strong>ung und För<strong>der</strong>ung unserer Bewohner nicht in diesem hohen Maß möglich.<br />

Die Verwaltung und <strong>der</strong>en Mitarbeiter unterstützen die Wohngruppen in ihrer Arbeit.<br />

Die Wohngruppen erfahren Hilfe und Unterstützung auch durch externe Fachkräfte:<br />

• Krankengymnasten<br />

• Logopäden<br />

• Ergotherapeuten<br />

• Mitarbeiter <strong>der</strong> Sozialstation, u.a.<br />

Diese Dienstleistungen werden auf ärztliche Verordnung mit den entsprechenden Krankenkassen<br />

abgerechnet.<br />

Räumliche Voraussetzungen<br />

Auf dem Gelände <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig befinden sich drei Häuser, in denen<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung barrierefrei* leben. Sie werden mit Haus A, Haus B und<br />

Haus C bezeichnet. In jedem Gebäude befinden sich vier Wohngruppen.<br />

In Haus A befinden sich die Gruppen 1 – 4, in Haus B die Gruppen 5 – 8 und in Haus C<br />

die Gruppen 9 – 12. Zwei Wohngruppen teilen sich eine Etage.<br />

Die beiden Etagen im Haus sind durch ein Treppenhaus und einen Aufzug verbunden.<br />

Zwischen den Gruppen befindet sich <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stättenraum, <strong>der</strong> von den zwei<br />

Gruppen gemeinsam genutzt wird. In je<strong>der</strong> Wohngruppe leben acht Bewohner zusammen.<br />

Ausnahme ist Haus C. Dort ist ein Flügel des Hauses mit einem Zimmer mehr<br />

ausgestattet, weshalb dort in <strong>der</strong> unteren und oberen Etage eine Gruppe mit neun Bewohnern<br />

entstanden ist. Die Häuser sind so angeordnet, dass alle Zimmer einmal am<br />

Tag Sonneneinstrahlung haben.<br />

Gruppenraum und Küche<br />

Der Grundriss <strong>der</strong> Etagen ist identisch (Ausnahme Haus C), um Menschen mit Blindheit<br />

o<strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ung und schwerstbehin<strong>der</strong>ten Menschen die Orientierung zu erleichtern.<br />

Wie die Eingangstüren zu den Häusern sind die Zugänge zu den Gruppenräumen<br />

mit einer Öffnungsautomatik ausgestattet, die es Rollstuhlfahrern ermöglicht, sich barrierefrei<br />

zwischen den Häusern und Räumen zu bewegen.<br />

Jede Gruppe ist mit einem großen Wohnraum ausgestattet, <strong>der</strong> gemeinsam genutzt<br />

wird. Die jeweilige Gestaltung des Gruppenraumes richtet sich nach den individuellen<br />

Bedürfnissen und Wünschen <strong>der</strong> Gruppenbewohner. Gemeinsam ist allen Gruppen,<br />

dass <strong>der</strong> Essbereich Bestandteil des zentralen Raumes ist. In den Raum ist die Küche<br />

integriert. Sie ist durch eine Anrichte vom Gruppenraum getrennt. Wie <strong>der</strong> Gruppenraum<br />

ist sie großzügig angelegt und daher für alle ein Ort <strong>der</strong> Begegnung. Die Küche ist<br />

behin<strong>der</strong>tengerecht ausgestattet, z.B. ist ein Herd installiert, an dem in rollstuhlgerechter<br />

Höhe gekocht werden kann. In dem Gruppenraum und in den nachfolgend beschriebenen<br />

Fluren und Bewohnerzimmern reichen die Fenster bis zum Fußboden, um Rollstuhlfahrern<br />

einen Ausblick und Übersicht zu ermöglichen.<br />

78


Die Flure<br />

Vom Gruppenraum aus zweigen zwei Flure im rechten Winkel ab. Die Übergänge vom<br />

Gruppenraum zu den beiden Fluren sind fließend. Die breiten, offenen Flure verfügen<br />

über je eine Nische, die als zusätzlicher Lebens- o<strong>der</strong> Rückzugsraum gestaltet werden<br />

können. Hier kann z.B. ein Bällchenbad o<strong>der</strong> ein Wasserbett als Lagerungsmöglichkeit<br />

untergebracht werden. In einem Flur befinden sich vier Einzelzimmer, die Anschluss an<br />

ein großes Pflegebad haben. Neben dem Pflegebad ist eine behin<strong>der</strong>tengerechte Toilette<br />

vorhanden. In diesem Flur ist jedes Zimmer mit einem Waschbecken ausgestattet.<br />

An den an<strong>der</strong>en Flur grenzen ebenso vier Zimmer an. Der Flur ist ebenso breit angelegt<br />

und mit einer Nische ausgestattet. Jeweils zwei Bewohner teilen sich ein gemeinsames<br />

Badezimmer mit zwei Waschbecken, einer behin<strong>der</strong>tengerechten Toilette und einer<br />

ebenerdigen Dusche. Dieses Badezimmer liegt zwischen zwei Bewohnerzimmern und<br />

ist von dort aus direkt erreichbar. Die Badezimmertüren sind beide von innen und außen<br />

individuell abschließbar.<br />

Die Zimmer<br />

Grundsätzlich befinden sich in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig nur Einzelzimmer. Sie<br />

sind mit einem Bett bzw. Pflegebett, einem Nachttisch, einem Klei<strong>der</strong>schrank und einem<br />

kleinen Tisch mit Stuhl ausgestattet. Diese Grundausstattung wird von <strong>der</strong> Einrichtung<br />

bereit gestellt. Dennoch ist es möglich, dass eigene Möbel beim Einzug mitgebracht<br />

werden können, o<strong>der</strong> dass im Laufe <strong>der</strong> Zeit eigene Möbel angeschafft werden. Die<br />

Zimmer können dem individuellen Geschmack und den verschiedenen Bedürfnissen<br />

angepasst werden, z.B. kann das Zimmer gestrichen und farblich gestaltet werden. Dazu<br />

kommt die Ausstattung mit Zimmerpflanzen und an<strong>der</strong>en Einrichtungsgegenständen.<br />

Das eigene Zimmer ist <strong>der</strong> Ort <strong>der</strong> Privatsphäre, <strong>der</strong> Platz, an den sich <strong>der</strong> Bewohner<br />

zurückziehen und Besuch erhalten kann. Grundsätzlich gilt das Recht auf „Ungestört<br />

sein“. Je<strong>der</strong> Bewohner kann einen Schlüssel seines Zimmers erhalten. Es ist möglich,<br />

dass zum eigenen Gebrauch und auf eigene Rechnung ein Telefonanschluss im Zimmer<br />

bereitgestellt wird.<br />

Die Zimmer werden regelmäßig gereinigt. Dabei werden die Hygienevorschriften auch<br />

unter Verwendung von Checklisten und Plänen eingehalten. Für den Bewohner ist es<br />

möglich, Absprachen zu treffen und Aufgaben, bis hin zur selbständigen Reinigung des<br />

Zimmers, zu übernehmen.<br />

In allen Räumen <strong>der</strong> Wohnstätte ist eine Fußbodenheizung vorhanden.<br />

Das Außengelände (siehe auch Konzeptionsteil: „ Der Garten <strong>der</strong> Sinne...“)<br />

Schon aus den Häusern heraus wird durch die vielen, bis zum Boden reichenden Fensterflächen<br />

ein ständiger Ausblick auf das Außengelände erreicht. Wie im Wohnen „Innen“<br />

soll das „Außen“ vertraut sein und neue Anregungen und Erfahrungen vermitteln.<br />

Das Außengelände steht den Bewohnern zur Verfügung und ist nach <strong>der</strong>en Bedürfnissen<br />

angelegt. Wohnen beinhaltet die aktive Nutzung des Außengeländes. Es vermittelt<br />

den hier lebenden Menschen eine Vielfalt von unterschiedlichen Sinneseindrücken. Die<br />

Außenanlage ist für die Bewohner so attraktiv gestaltet, dass sie motiviert werden, die<br />

Wohnräume zu verlassen.<br />

Viele Bewohner sind neben ihrer körperlichen Behin<strong>der</strong>ung blind o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>t<br />

bzw. mehrfachbehin<strong>der</strong>t. Das Gelände ist in beson<strong>der</strong>em Maße behin<strong>der</strong>ten- und blindengerecht<br />

gestaltet.<br />

79


Dazu gehören:<br />

• die barrierefreie Haupterschließung<br />

• die vielfältigen Orientierungshilfen im Gelände wie:<br />

� das lineare Wegeleitsystem<br />

� <strong>der</strong> tastbare Lageplan<br />

� die Erhöhung <strong>der</strong> Wegekanten<br />

� die taktilen Orientierungshilfen wie die Markierung von Richtungswechsel<br />

und Eingangsbereichen durch Beläge mit Kontrastwirkung und<br />

ertastbarem Relief<br />

� die auditiven Orientierungshilfen, die durch spezifische Klangkulissen die<br />

Orientierung unterstützen und Sinneseindrücke bieten<br />

� individuell gestaltete Eingangsbereiche zur leichteren Bestimmung des<br />

Standorts<br />

� durch Hecken und Baumstrukturen klar definierte und räumlich begrenzte<br />

Plätze und Aufenthaltsbereiche.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> Bewohner ist in <strong>der</strong> Lage, die Möglichkeiten des Außengeländes selbständig<br />

zu nutzen. Alle Bewohner sollen sich mit Unterstützung diesen Bereich ebenfalls<br />

erschließen und genießen können.<br />

Beson<strong>der</strong>e Bewegungsanreize werden durch unterschiedliche Geräte (Schaukeln,<br />

Rollstuhlwippe, Trampolin) und das ansprechende Gelände gesetzt.<br />

Der Begriff Wohnen umfasst die Möglichkeit, dass Bewohner sich gegenseitig besuchen<br />

können. Die Wege sind so angelegt, dass sämtliche Eckpunkte auf die jeweiligen Eingänge<br />

<strong>der</strong> Häuser hinweisen. Die Eingangsbereiche sind individuell gestaltet. Vor den<br />

Häusern befinden sich so genannte „Klangstele“ mit unterschiedlicher Form, Oberfläche<br />

und Klang.<br />

Neben gepflasterten Flächen und einer umfangreichen Bepflanzung mit Bäumen und<br />

Sträuchern ist sehr viel Freifläche mit Rasen vorhanden, die zum Aufenthalt einlädt.<br />

Der Brunnen als Zentrum<br />

Auf dem Platz vor <strong>der</strong> Cafeteria ist ein Brunnen angelegt, <strong>der</strong> das Zentrum <strong>der</strong> Einrichtung<br />

markiert. Der Brunnen mit dem beständigen Wasserlauf bildet visuell und auditiv<br />

einen Mittel- und Treffpunkt. Die Höhe des Brunnens mit dem Wasserlauf ist so angelegt,<br />

dass Rollstuhlfahrer das Wasser erreichen können. Die Geräusche des fließenden,<br />

rauschenden Wassers sind eine akustische Orientierungshilfe für die blinden und sehbehin<strong>der</strong>ten<br />

Bewohner.<br />

Der Klang- und Windgarten<br />

Über einen auffällig geschwungenen Weg gelangt man in den Klang- und Windgarten<br />

(am Eingang steht ein Tastplan). Der Weg ist zum Teil mit Hainbuchenhecken markiert,<br />

so wird ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, „man kommt nicht vom Weg ab“. Der Weg<br />

ist mit unterschiedlichen Materialien belegt, die barfuss ertastet werden können. Das<br />

bewusste Erleben von Geräuschen, die durch die unterschiedliche Bepflanzung erzeugt<br />

werden, gehört ebenfalls zu <strong>der</strong> Erlebniswelt Sinnespfad. Der Weg endet in <strong>der</strong> „Heckenspirale“.<br />

Ergänzt wird <strong>der</strong> Pfad <strong>der</strong> Sinne durch ein Klangspiel.<br />

80


Der Feuer- und Duftgarten<br />

Auf dem höchsten Punkt des Geländes ist <strong>der</strong> so genannte Feuer - und Duftgarten angelegt.<br />

Der Duftgarten ist mit einer Trockenmauer eingefasst, die ein idealer Standort<br />

für viel Wärme und Trockenheit liebende Pflanzen ist, die wie<strong>der</strong>um ein breites Spektrum<br />

an verschiedenen Düften verströmen. Die Beson<strong>der</strong>heit dieses Platzes ist eine<br />

Feuerstelle, <strong>der</strong> Grillplatz mit vielen Sitzmöglichkeiten und einer Pergola.<br />

Das Bewegungsbad und die Turnhalle<br />

In Haus B, in <strong>der</strong> unteren Etage, befinden sich neben den Räumen <strong>der</strong> Begleitenden<br />

Dienste ein Bewegungsbad und eine Turnhalle. Das Bewegungsbad und die Turnhalle<br />

werden auch von externen Therapeuten genutzt.<br />

Das Bewegungsbad<br />

Das Bewegungsbad ist mit einem Hubboden ausgestattet. Er ermöglicht die Anpassung<br />

<strong>der</strong> Wassertiefe an die unterschiedlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner. Das Wasserbecken<br />

wird im Rahmen <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>ung und in <strong>der</strong> Freizeit von den Bewohnern mit<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Mitarbeiter genutzt. Ein Schwenklift, <strong>der</strong> fest am Beckenrand installiert<br />

ist, ermöglicht die Nutzung des Beckens durch Rollstuhlfahrer. Ergänzt wird das<br />

Bewegungsbad durch zwei behin<strong>der</strong>tengerecht ausgestattete Umkleidekabinen und<br />

entsprechend ausgestattete Duschen und Toiletten.<br />

Die Wassertemperatur beträgt ca. 33° Celsius. Die gewünschte Wirkung bei <strong>der</strong> Arbeit<br />

im warmen Wasser ist:<br />

• ein Entspannungseffekt,<br />

• <strong>der</strong> Muskeltonus kann gesenkt werden,<br />

• die Atemfrequenz kann langsamer und tiefer werden,<br />

• ein beson<strong>der</strong>er Moment <strong>der</strong> taktilen Wahrnehmung tritt ein,<br />

• ein beson<strong>der</strong>es Körpergefühl durch fast schwereloses Schweben und leichteres<br />

Bewegen<br />

• zudem kann das Medium Wasser für Sport und Spiel hervorragend genutzt werden<br />

und motorische, wie physiotherapeutische Übungen unterstützen.<br />

Die Turnhalle<br />

Die Turnhalle bietet zusätzliche Möglichkeiten im Bereich Bewegung, z.B. Rollstuhlsport<br />

und Ballspiele. So besteht die Gelegenheit wetterunabhängig Bewegungsangebote<br />

durchzuführen. Angebote können sowohl für Gruppen gelten, als auch für einzelne Bewohner,<br />

für die gezielte Anreize im Bereich <strong>der</strong> Bewegung sinnvoll erscheinen. Die Halle<br />

wird in die Freizeitgestaltung mit einbezogen, z.B. für Entspannungsübungen, die<br />

eine bequeme Lagerung auf dem Fußboden erfor<strong>der</strong>n.<br />

Unser systemischer Ansatz<br />

Systemisches Arbeiten bedeutet, dass bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung, Unterstützung und Begleitung,<br />

die ein Mensch mit Behin<strong>der</strong>ung bei uns erhält, nicht nur er allein zu berücksichtigen<br />

ist. In die Überlegungen und Planungen sind auch seine Bezugspersonen in den<br />

unterschiedlichen sozialen Systemen zu integrieren (Familie, Wohngruppe, WfbM,..)<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung stehen die Wechselwirkungen zwischen den persönlichen<br />

Eigenschaften (biologisch und psychologisch) einerseits und den sozialen Bedingungen<br />

des Lebens an<strong>der</strong>erseits (siehe Grafik).<br />

81


Es gibt kein geschlossenes System.<br />

Systemisches Denken erleichtert es, komplexe Prozesse anschaulich zu betrachten.<br />

Ziel ist es über die systemische Arbeit im täglichen Umgang miteinan<strong>der</strong>, die bestmögliche<br />

Lebensqualität zu erreichen.<br />

Mittel und Methoden<br />

Die folgenden Mittel und Methoden werden in <strong>der</strong> täglichen Arbeit zur Verwirklichung<br />

unserer Zielsetzung eingesetzt:<br />

82<br />

• Zielorientiertes pädagogisches Handeln findet in Absprache mit allen Beteiligten<br />

und nach Planung und regelmäßiger Reflexion statt.<br />

• Reflexion <strong>der</strong> Tätigkeit und des Geschehens gehört zum regelmäßigen Ablauf<br />

pädagogischer Prozesse und ist nach Zeit, Ort und Datum wenn möglich vorzuplanen.<br />

• „Vorbild sein“ ist eine <strong>der</strong> wichtigen Grundhaltungen <strong>der</strong> Mitarbeiter.<br />

• Kontaktpflege zu Angehörigen und Freunden <strong>der</strong> Bewohner (siehe auch Elternleitfaden)<br />

als Unterstützung <strong>der</strong> sozialen Teilhabe am Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

• Gestaltung <strong>der</strong> Räumlichkeiten/Atmosphäre schaffen. Je<strong>der</strong> Bewohner soll die<br />

Möglichkeit erhalten, sein Zimmer nach seinen Vorstellungen mit zu gestalten<br />

und sich an <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Gruppenräume angemessen zu beteiligen.<br />

• THP: gemeinsames Bearbeiten <strong>der</strong> Teilhabeplanung und Zielfestlegung, ggf. gegenüber<br />

dem Kostenträger (s. Patenschaft).


83<br />

• Gruppen – und Etagenteamsitzungen zur Teamentwicklung, Teamstärkung,<br />

Austausch und Absprachen.<br />

• Pädagogische Konferenzen z.B. zur interdisziplinären Beratung, Absprache,<br />

Entscheidung und Zielfindung, sowie bei beson<strong>der</strong>en Anlässen.<br />

• Evaluation dient <strong>der</strong> gezielten Bewertung und Beurteilung unserer Arbeit, z.B.<br />

durch Elternbefragung, Mitarbeiterbefragung und soweit möglich Bewohnerbefragung.<br />

• Erledigung von administrativen Angelegenheiten und Einbezug <strong>der</strong> Bewohner<br />

bei Kontakten mit Behörden und Sonstigen, als Teilgedanke <strong>der</strong> Integration und<br />

Hilfe zur Selbsthilfe.<br />

• Freizeitgestaltung: Wichtiger Teil des Lebens ist die Freizeit. Im Wissen um die<br />

eingeschränkten Möglichkeiten von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> gar<br />

Schwerst- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung, stehen wir in <strong>der</strong> Verantwortung, Freizeit<br />

zu organisieren, Möglichkeiten anzubieten, auf Alternativen hinzuweisen o<strong>der</strong><br />

diese nahe zu bringen.<br />

• Nachtdienst: Für die einzelnen Häuser unserer Einrichtung ist jeweils ein Mitarbeiter<br />

im Nachtdienst zuständig, so dass auch während <strong>der</strong> Nacht eine kontinuierliche<br />

Aufsicht, Betreuung und Pflege gewährleistet ist. Eine weitere, übergreifend<br />

tätige, Pflegefachkraft stellt nachts vor allem die Behandlungspflege sicher.<br />

• Grundhaltung: För<strong>der</strong>n durch for<strong>der</strong>n. Alles, was unsere Bewohner selbst machen<br />

können, sollen sie bei uns auch tun. Auch, wenn dies mehr Zeit in Anspruch<br />

nimmt, als eine Übernahme <strong>der</strong> Tätigkeiten durch die Mitarbeiter, soll<br />

dem Bewohner jede Möglichkeit gegeben werden, in seinem Selbsttätigsein bestärkt<br />

zu werden.<br />

• Ressourcenorientierung: Unser Ansatz zum Wohnen und För<strong>der</strong>n orientiert<br />

sich grundsätzlich an den Ressourcen und Fähigkeiten <strong>der</strong> Bewohner. Wie es<br />

auch <strong>der</strong> THP vorgibt, werden vorhandene Möglichkeiten <strong>der</strong> Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

gestärkt und weiter ausgebaut.<br />

• För<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Pflege: Die Zeit <strong>der</strong> Grundpflege ist für unsere Menschen mit<br />

Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung von elementarer Bedeutung. Drei Bereiche können hier erlebt<br />

werden: Erhalt und Ausbau von lebenspraktischen Fähigkeiten durch aktive<br />

Mithilfe bei <strong>der</strong> Körperpflege mit gezielter Anleitung, Erfahren von Zuwendung<br />

und Angenommensein und Erleben von Körper- und Sinneswahrnehmung, z. B.<br />

intensive taktile Reize beim Eincremen und Elemente <strong>der</strong> basalen Stimulation.<br />

• Verteilung von Patenschaften: Je<strong>der</strong> Bewohner hat einen Paten, <strong>der</strong> ihm und<br />

seinen Eltern/gesetzlichem Betreuer ganz beson<strong>der</strong>s als persönlicher Ansprechpartner<br />

zur Verfügung steht und sich um administrative Aufgaben im Jahresverlauf,<br />

Einkäufe, Geschenke usw. kümmert. Der Pate tritt auch in Teams<br />

o<strong>der</strong> Fallbesprechungen als „Anwalt seines Bewohners“ auf.


84<br />

• Den Bewohner als Individuum ansehen: Wer in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

lebt, wird mit seinen Möglichkeiten, Wesenszügen und Beeinträchtigungen an-<br />

und ernst genommen.<br />

• Individuellen Wünschen <strong>der</strong> Bewohner nachkommen: Soweit keine fachlichen<br />

und/o<strong>der</strong> konzeptionellen Bedenken vorliegen und es die Sach- und Personalausstattung<br />

zulassen, werden Wünsche <strong>der</strong> bei uns lebenden Menschen in<br />

Bezug auf Wohnen, Tages- und Freizeitgestaltung und Umgang mit <strong>der</strong> eigenen<br />

Behin<strong>der</strong>ung berücksichtigt und in die Tat umgesetzt.<br />

• Fortbildungen, Supervision: Die Mitarbeiter <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte sind<br />

professionell und kompetent. Jedem steht Fortbildungsurlaub und ein persönliches<br />

Fortbildungsbudget zur Teilnahme an externen Fortbildungen zu. Das interne<br />

Fortbildungsprogramm <strong>der</strong> FWS orientiert sich an den Bedürfnissen unserer<br />

alltäglichen Arbeit und an den Anregungen <strong>der</strong> Mitarbeiter. Fall- und Teamsupervision<br />

sind möglich.<br />

• Dokumentationssystem: Sämtliche Bereiche des Lebens unserer Bewohner<br />

werden in einem eigens von <strong>der</strong> FWS entwickelten Dokumentationssystem täglich<br />

erfasst. Dieses System ist aus <strong>der</strong> Praxis jahrelanger Arbeit mit Menschen<br />

mit Mehrfachbehin<strong>der</strong>ungen und unter Einbezug von Mitarbeitern entstanden.<br />

• Dienstübergaben: In den Übergabezeiten werden ausgehend von unserem ausführlichen<br />

Dokumentationssystem alle Beson<strong>der</strong>heiten des Dienstes besprochen.<br />

Darüber hinaus wird über den Tag und die emotionale Befindlichkeit jedes einzelnen<br />

Bewohners berichtet. Die Übergaben finden gruppenübergreifend pro<br />

Etage statt.<br />

• Tagespläne, Wochenpläne, Monatspläne, Jahrespläne: Alle Termine und Erledigungen<br />

werden in einem Gruppenterminer zusammengefasst, so dass eine<br />

langfristige Planung <strong>der</strong> anstehenden Aufgaben möglich wird und strukturiert und<br />

zielorientiert gearbeitet werden kann.<br />

• Zusammenarbeit: In <strong>der</strong> Kooperation mit sämtlichen für unsere Arbeit relevanten<br />

Dienstleistungsbereichen sind wir um ein produktives und effizientes Miteinan<strong>der</strong><br />

sowie regelmäßigen Austausch untereinan<strong>der</strong> bemüht.<br />

• Protokollierung aller wichtigen Gespräche: Sämtliche Besprechungen, Entscheidungen<br />

o<strong>der</strong> Beschlüsse (z. B. Teamsitzungen, Mitarbeitergespräche, Elternkontakte,<br />

Absprachen mit Bewohnern, ...), werden anhand von Protokollen<br />

o<strong>der</strong> im Dokumentationssystem schriftlich fixiert.<br />

• Gruppenübergreifendes Arbeiten findet nicht nur während <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

statt, son<strong>der</strong>n trägt auch während <strong>der</strong> Pflege und Freizeitgestaltung zur<br />

Umsetzung unseres Gemeinschaftsgedankens bei. Während personeller Engpässe<br />

helfen sich die Mitarbeiter gruppenübergreifend.<br />

• Einbezug <strong>der</strong> Bewohner bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten: Unsere Bewohner<br />

leisten im Rahmen ihrer Ressourcen ihren Beitrag zu hauswirtschaftlichen<br />

Tätigkeiten und unterstützen ansatzweise unseren Selbstversorgungsgedanken*.


7.3 Tagesför<strong>der</strong>ung<br />

(siehe Punkt 3.3)<br />

85


8 Unsere Betreuungsformen an verschiedenen Standorten<br />

8.1 Haus Weinbergstraße- Konzeption <strong>der</strong> Außenwohngruppe (AWG)<br />

Ziel<br />

Die Außenwohngruppe (im Folgenden kurz AWG genannt) ist eine Dauerwohnform für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung, die ihren Alltag ihren Fähigkeiten entsprechend selbstständig<br />

und eigenverantwortlich gestalten möchten und dies zumindest in Ansätzen auch<br />

schon können.<br />

Unser übergeordnetes Ziel hierbei ist, Menschen zunehmend von professioneller Hilfe<br />

unabhängiger zu machen; d.h. eine selbstbestimmte Lebensführung anzustreben.<br />

Aufnahmevoraussetzungen<br />

Zu den Aufnahmevoraussetzungen gehört es, ein gewisses Maß an Selbstständigkeit<br />

mitzubringen:<br />

86<br />

• Die Bewohner* sollten sich selbstständig kleine Snacks zubereiten sowie sich mit<br />

Getränken versorgen können.<br />

• Die Bewohner sollten im Bereich <strong>der</strong> Hygiene zumindest eine Teilselbstständigkeit<br />

erkennen lassen.<br />

• Die Bewohner müssen sich selbstständig fortbewegen können/mobil sein.<br />

• Den Bewohnern muss bewusst sein, dass es Zeiten gibt in denen für mehrere<br />

Stunden kein Mitarbeiter im Haus sein wird. Mit dieser Situation müssen sie umgehen<br />

können.<br />

Sozialverhalten<br />

Alter<br />

• Vorhandensein <strong>der</strong> Bereitschaft Aufgaben zu übernehmen und sich an Absprachen<br />

zu halten.<br />

• Die Bewohner sollten in <strong>der</strong> Lage sein mit an<strong>der</strong>en zu kommunizieren.<br />

• Die Bewohner sollten kein unberechenbares aggressives Verhalten in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

gezeigt haben.<br />

• In die AWG können nur volljährige Personen einziehen.<br />

• Die Bewohner sollen beim Einzug im Arbeitsleben stehen.<br />

Medizinische Versorgung<br />

• Die Bewohner sollten in <strong>der</strong> Lage sein eigenverantwortlich notwendige Medikamente<br />

einzunehmen.<br />

• Die Bewohner sollten keine medizinische Dauerüberwachung (z.B. wegen Diabetes<br />

o<strong>der</strong> häufigen, starken Krampfanfällen) benötigen.


Zustimmung <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bewohner<br />

87<br />

• Die Bewohner haben ein Mitspracherecht bei Neueinzügen. Es sollte Einigkeit<br />

erreicht werden welche Personen neu einziehen dürfen.<br />

Die Kostenanerkenntnis durch den überörtlichen Sozialhilfeträger (SGB XII) muss bei<br />

Einzug vorliegen.<br />

Die Bewohner müssen die bestehende Hausordnung <strong>der</strong> AWG anerkennen und bei<br />

Einzug frei von ansteckenden Krankheiten gemäß § 34 IFSG sein.<br />

Wohnkonzept<br />

Konzept<br />

Im Haus Weinbergstrasse sollen bis zu fünf Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung (zum Personenkreis:<br />

s. <strong>Gesamtkonzeption</strong> <strong>der</strong> FWS) die Möglichkeit erhalten, bedarfsgerechte Unterstützung<br />

bei ihrer Lebensgestaltung zu erfahren. Durch die Struktur <strong>der</strong> Organisation<br />

(und auch <strong>der</strong> Räumlichkeit) bietet sich den Bewohnern Überschaubarkeit, Orientierung<br />

und soziale Bindung.<br />

Wir unterstützen Bewohner insbeson<strong>der</strong>e:<br />

• bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung<br />

• bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Tagesstruktur<br />

• bei <strong>der</strong> Bewältigung von Krisen und Konflikten<br />

• beim Umgang mit Ämtern, Ärzten und Behörden<br />

• durch regelmäßige Einzel- und Gruppengespräche<br />

Beson<strong>der</strong>e Beachtung findet dabei die kompetente Unterstützung <strong>der</strong> sehgeschädigten<br />

Bewohner durch unsere Fachkräfte (Begleitende Dienste, insbeson<strong>der</strong>e Rehabilitationslehrer<br />

für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te).<br />

Die Gelegenheit zum Probewohnen soll gegeben werden.<br />

Die Betreuung erfolgt schwerpunktmäßig wochentags in <strong>der</strong> Regel zwischen 6:00 - 8:00<br />

Uhr sowie 16:00 - 22:00 Uhr sowie an den Wochenenden und Feiertagen stundenweise<br />

zwischen 8:00 - 23:00 Uhr. Bei Hilfebedarf außerhalb <strong>der</strong> Betreuungsstunden und<br />

nachts ist Unterstützung durch die Mitarbeiter <strong>der</strong> FWS Kettig und Leutesdorf gegenwärtig.<br />

In Zeiten von Notfällen (Erkrankung von Bewohnern o.ä.) sind erweiterte Dienstzeiten<br />

möglich. Eine Reduzierung <strong>der</strong> Betreuungszeiten durch Verselbständigung <strong>der</strong><br />

Gruppenmitglie<strong>der</strong> wird angestrebt.<br />

Zusätzlich zur pädagogischen Betreuung gibt es die stundenweise Unterstützung durch<br />

eine Hauswirtschaftskraft und bei Bedarf durch einen Hausmeister.


Räumliche Ausstattung<br />

Hierfür stehen insgesamt fünf Einzelzimmer sowie Gemeinschaftsräume (Küche, Bad,<br />

Toiletten und Wohnzimmer), ein Lift, Wirtschaftsräume, sowie ein Außengelände mit<br />

Grillplatz und Sonnenwiese zur Verfügung.<br />

Ausblick<br />

Mit dem Angebot einer AWG wird eine weitere Wohnform etabliert, um Menschen mit<br />

verschiedensten Behin<strong>der</strong>ungen die Chance auf ein Leben ihrer Wahl zu geben. Die<br />

abgestufte Betreuungsintensität im Vergleich zu den FWS Häusern Kettig und Leutesdorf<br />

und das gegenüber dem „Betreuten Wohnen“ ergänzte Unterstützungsangebot, ist<br />

eine zusätzliche Variante zum Wohnen nach Maß.<br />

Die Durchlässigkeit sollte jedoch, um individuellen Bedürfnissen und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

gerecht zu werden, in beide Richtungen (mehr und weniger Betreuungsbedarf) gegeben<br />

sein.<br />

Dieses Konzept wird jährlich überprüft.<br />

Kettig, im Januar 2010<br />

8.2 Haus Leutesdorf – Konzeption Haus Leutesdorf<br />

(siehe auch Punkt 7.1)<br />

Ziele, Aufgaben und Organisation <strong>der</strong> Einrichtung<br />

„Das Wohnen befriedigt die Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Geborgenheit,<br />

Liebe, Achtung, Freiheit, Eigentum und Selbstbewusstheit“ (Speck 1982) sowie<br />

„nach Schutz, Beständigkeit und Vertrautheit, nach Kontakt und Kommunikation,<br />

Selbstverwirklichung und Selbstdarstellung.“ (Metzger/Bentele 1996)<br />

Unser Grundanliegen ist es, für die Bewohner unserer Einrichtung eine Atmosphäre zu<br />

schaffen, in <strong>der</strong> sie für sich ein „Zuhause“ finden.<br />

Voraussetzung ist <strong>der</strong> natürliche, aufmerksame Kontakt, <strong>der</strong> individuelle Belange und<br />

Bedürfnisse wahrnehmen und umsetzen lässt, zugleich aber auch erfor<strong>der</strong>liche Grenzen<br />

aufzeigt und realisiert.<br />

Den Bewohnern soll ermöglicht werden, in einem angenehmen sozialen Miteinan<strong>der</strong> zu<br />

leben.<br />

Darüber hinaus ist die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln gegeben, da auch bei Menschen<br />

mit schwersten Behin<strong>der</strong>ungen die Lernfähigkeit nicht mit einem bestimmten Lebensabschnitt<br />

beendet ist. In das Tagesgeschehen werden adäquat die Angebote <strong>der</strong><br />

Tagesför<strong>der</strong>stätte integriert. Unsere Bewohner erhalten die Gelegenheit zu einer gezielten<br />

und regelmäßigen För<strong>der</strong>ung und Betätigung, die sich an ihren persönlichen Bedürfnissen<br />

orientiert. Vorhandene Fähigkeiten werden stabilisiert und <strong>der</strong> Erwerb neuer<br />

Kompetenzen wird vorbereitet und erarbeitet.<br />

Bei einem großen Teil unserer Nutzer liegt eine Sehschädigung vor. Die Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Sehleistung durch Blindheit o<strong>der</strong> Sehbehin<strong>der</strong>ung geht u.a. einher mit eingeschränkter<br />

Mobilität, Einschränkung <strong>der</strong> Erfahrungsmöglichkeit <strong>der</strong> Umwelt auf körpernahe<br />

Reize und Angst vor neuen Situationen. Diese Bewohner sind verstärkt auf die<br />

Versprachlichung einzelner Situationen, taktile Reize und körpernahe Erfahrungen angewiesen.<br />

88


Je<strong>der</strong> Bewohner wird ausgehend von seinen Bedürfnissen, Interessen und Fähigkeiten<br />

betreut und geför<strong>der</strong>t. U.a. bedeutet dies:<br />

• Vermittlung von Lebensfreude<br />

• För<strong>der</strong>ung in allen möglichen Bereichen (motorisch, sensorisch, kognitiv, Mobilität<br />

und Orientierung betreffend, u.a.m.)<br />

• Spezielles Training im lebenspraktischen Bereich<br />

• Schaffung eines emotional günstigen Wohnraumes<br />

• Min<strong>der</strong>ung bzw. Abbau von Verhaltensstörungen<br />

• Basale Stimulation<br />

• Unterstützung bei sozialen Kontakten<br />

• Angebote außerhalb <strong>der</strong> Einrichtung (Freizeitangebote bis hin zu mehrtägigen<br />

Urlaubsfahrten).<br />

89<br />

Das Haus ist für 15 Bewohner im Wohnen auf Dauer und 4 Plätze im Kurzzeitwohnen<br />

in drei Gruppen konzipiert. Die Aufteilung in einzelne Gruppen dient <strong>der</strong> besseren<br />

Orientierung <strong>der</strong> Bewohner und berücksichtigt eher die Bedürfnisse eines behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen, auch in einer kleinen familienähnlichen Einheit wohnen zu wollen.<br />

Die Gruppen sollen geschlechtsgemischt belegt werden. Die Belegung erfolgt unter<br />

pädagogischen und pflegerischen Aspekten. Persönliche Wünsche und Bedürfnisse<br />

werden, sofern sie an<strong>der</strong>en Belangen nicht entgegenstehen, selbstverständlich berücksichtigt.<br />

Personenkreis<br />

Dauerwohnen<br />

In unserer Einrichtung werden Erwachsene mit Mehrfachbehin<strong>der</strong>ung (in <strong>der</strong> Regel<br />

geistig und blind/sehbehin<strong>der</strong>t) aufgenommen. In erster Linie finden bei <strong>der</strong> Aufnahme<br />

die Schulabgänger <strong>der</strong> Landesschule für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te Neuwied, Bildungsgang<br />

für ganzheitliche Entwicklung, und die Besucher <strong>der</strong> Tagesför<strong>der</strong>stätte des Heilpädagogisch-Therapeutischen<br />

Zentrums, Berücksichtigung.<br />

Kurzzeitwohnen<br />

Neben dem Wohnen auf Dauer bietet das Haus Leutesdorf auf bis zu 4 Plätzen auch<br />

die Möglichkeit des Kurzzeitwohnens.<br />

Die Kurzzeitwohnform <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten soll Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

verschiedener Altersstufen – auch Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen - eine zeitlich begrenzte,<br />

individuelle, professionell gestaltete Form des Wohnens und Erlebens in bestmöglicher<br />

Qualität bieten.<br />

Ziele:<br />

• Betreuung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung bei Ausfall <strong>der</strong> Regelbetreuung<br />

• Unterstützung <strong>der</strong> Eltern (Urlaub, Kur, Krankheit)<br />

• Vorbereitung auf eine Dauerwohnform<br />

• Teilhabe am Leben <strong>der</strong> Gemeinschaft.<br />

Grundlagen<br />

Grundlage für das Angebot ist die Regelung in <strong>der</strong> Pflegeversicherung (§ 39 SGB XI;<br />

Verhin<strong>der</strong>ungspflege).<br />

Zur „Verhin<strong>der</strong>ungspflege“ können Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

aufgenommen werden, <strong>der</strong>en Eltern/Betreuer Urlaub machen wollen, ins Kranken-


haus o<strong>der</strong> zur Kur müssen, sich in einer persönlichen Notsituation befinden o<strong>der</strong> aus<br />

einem an<strong>der</strong>en Grund Unterstützung benötigen.<br />

Wir können nur Kurzzeitbewohner aufnehmen, <strong>der</strong>en Betreuung und Pflege mit den uns<br />

zur Verfügung stehenden Mitteln möglich ist. (In <strong>der</strong> Regel ist dies <strong>der</strong> identische Personenkreis<br />

unserer Dauerbewohner; Betreuungspflege, keine Behandlungspflege.)<br />

Eine Aufnahme ist möglich ab einem Tag bis zu vier Wochen. In Ausnahmefällen ist ein<br />

längerer Aufenthalt möglich.<br />

Mitarbeiter<br />

Entsprechend den Aufgaben und Zielen unserer Einrichtung werden Mitarbeiter eingesetzt,<br />

die in <strong>der</strong> Lage sind, sowohl auf die persönlichen Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner einzugehen,<br />

als auch die pflegerischen Betreuungsleistungen zu erbringen.<br />

Neben einer pädagogisch qualifizierten Leitung arbeiten Mitarbeiter mit einer pädagogischen<br />

Ausbildung und/o<strong>der</strong> einer Ausbildung im Krankenpflegebereich gleichberechtigt<br />

miteinan<strong>der</strong>. Das Personal arbeitet im Schichtdienst (Früh-, Spät- und Nachtdienst). Der<br />

Nachtdienst wird von eigens eingestellten Nachtwachen übernommen.<br />

Die Fachkräfte werden von Praktikanten, Auszubildenden, FSJ-Absolventen, ggf. ZDL’s<br />

und angelernten Kräften unterstützt.<br />

Alle weiteren therapeutischen Kräfte (Krankengymnasten, Logopäde, usw.) werden<br />

über ärztliche Verordnungen tätig.<br />

Neben dem betreuenden Personal stehen <strong>der</strong> Gesamteinrichtung die Mitarbeiter des<br />

Bereiches „Begleitende Dienste“ zur Verfügung.<br />

Lage <strong>der</strong> Einrichtung – vorhandene Räumlichkeiten<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätte ist eingebunden in ein Wohngebiet in dem Ort Leutesdorf.<br />

Leutesdorf ist ein Nachbarort von Neuwied. Die Verbindung zur Stadt Neuwied mit<br />

Krankenhäusern, Ärzten, Therapeuten und Einkaufsmöglichkeiten ist somit gegeben.<br />

Die Einrichtung ist behin<strong>der</strong>ten- und rollstuhlgerecht umgebaut. Das Haus war ehemals<br />

ein Hotel. Es wurde am 01.08.1994 seiner jetzigen Bestimmung übergeben. Für die<br />

Bewohner stehen 14 sehr freundlich gestaltete Schlafzimmer (9 Einzel- und 5 Doppelzimmer)<br />

zur Verfügung.<br />

Die üblichen Hilfsmittel werden vorgehalten.<br />

Weiterhin sind drei Gruppenräume, ein Gemeinschaftsraum, ein Krankengymnastikraum,<br />

vier Sanitärbereiche sowie eine Küche vorhanden.<br />

Die Funktionsräume <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte in Kettig können genutzt werden:<br />

• Bewegungsbad,<br />

• Matschraum,<br />

• Snoezelenraum,<br />

• Schwarzraum,<br />

• Musikraum,<br />

• Lehrküche,<br />

• Turnhalle.<br />

90


8.3 För<strong>der</strong>- und Wohnstätte Kettig<br />

(siehe Punkt 7.2 und 7.3)<br />

8.4 Werkstatt für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung in Kettig (Schwerpunkt<br />

Sehgeschädigte)<br />

91<br />

Leitbild WfbM Kettig<br />

För<strong>der</strong>n und For<strong>der</strong>n<br />

Unser Ziel ist es, jedem Beschäftigten ein Höchstmaß an beruflicher und persönlicher<br />

Entwicklung zu ermöglichen. Dieses erreichen wir durch adäquate Arbeitsplätze,<br />

die den Beschäftigten über die individuelle Arbeitsleistung hinaus in <strong>der</strong><br />

gesamten Persönlichkeit entsprechen. Unser Handeln gestalten wir gemeinsam<br />

mit den Beschäftigten.<br />

Bedeutung von Arbeit<br />

Arbeitspädagogisch gestaltete Werkstatttätigkeit ermöglicht die Persönlichkeitsentwicklung<br />

sowie die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und<br />

Selbständigkeit. Wir achten die individuelle Leistung eines jeden Beschäftigten<br />

als seine Teilhabe am Arbeitsleben.<br />

Individualität und Einheit<br />

Beschäftigte und Mitarbeiter bilden in unterschiedlichen Funktionen und mit verschiedenen<br />

Fähigkeiten eine sich gegenseitig ergänzende Einheit.<br />

Gleichzeitig steht allen Beschäftigten und Mitarbeitern <strong>der</strong> Raum für die Entwicklung<br />

ihrer Individualität offen.<br />

Teamarbeit<br />

Unsere Teamarbeit ist geprägt von gegenseitiger Wertschätzung, Vertrauen und<br />

Verantwortungsbewusstsein sowie durch ein transparentes und kommunikatives<br />

Miteinan<strong>der</strong>. Unser Ziel ist es, die Teamarbeit kontinuierlich weiter zu entwickeln.<br />

Wir üben konstruktive Kritik und betrachten primär die Stärken des Einzelnen, um<br />

diese in <strong>der</strong> Gesamtheit zu nutzen.<br />

Information<br />

Aktive Öffentlichkeitsarbeit ist fester Bestandteil <strong>der</strong> Tätigkeit in unserer Werkstatt.<br />

Wir gestalten unsere Arbeit transparent und informieren Interessierte offen<br />

und ausführlich über unsere Dienstleistung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung.<br />

Kettig im September 2010


92<br />

PRÄAMBEL<br />

Arbeit ist ein wesentliches Element <strong>der</strong> Selbstverwirklichung des Menschen. Sie wird<br />

als produktive Tätigkeit für die Gesellschaft verstanden. Arbeit in <strong>der</strong> Werkstatt für behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen (WfbM) soll daher so organisiert werden, dass sie<br />

• die Teilnahme am Leben in <strong>der</strong> Gemeinschaft ermöglicht;<br />

• die eigene Leistungsfähigkeit erlebbar macht;<br />

• die berufliche Qualifikation weiterentwickelt;<br />

• ein entsprechend <strong>der</strong> Werkstättenverordnung angemessenes Arbeitsentgelt bietet.<br />

Ziel<br />

Auftrag <strong>der</strong> WfbM Kettig ist, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, die auf dem allgemeinen<br />

Arbeitsmarkt keinen Arbeitsplatz finden können, eine berufliche Einglie<strong>der</strong>ung zu ermöglichen<br />

und ihre Teilhabe am Arbeitsleben zu verwirklichen.<br />

Daraus resultieren drei gleichberechtigte Ziele:<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung<br />

• soziale Einbindung (Erleben von Gemeinschaft, Tagesstrukturierung)<br />

• wirtschaftlicher Anspruch (Fertigungsbetrieb für Kunden)<br />

Diese Ziele sollen erreicht werden durch: Berufsbildende und die Persönlichkeit för<strong>der</strong>nde<br />

Maßnahmen, wie z.B.<br />

• Arbeitsbegleitende Angebote zur Weiterentwicklung <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />

• Individuelle För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

• gegebenenfalls Maßnahmen zum Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt.<br />

Personenkreis<br />

Die WfbM <strong>der</strong> FWS Kettig bietet 42 Plätze für mehrfach behin<strong>der</strong>te Menschen, mit geistigen<br />

und/o<strong>der</strong> körperlichen Behin<strong>der</strong>ungen, insbeson<strong>der</strong>e in Kombination mit <strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>ungsform<br />

Blindheit/ Sehbehin<strong>der</strong>ung.<br />

Allgemeiner Arbeitsmarkt<br />

Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

Bild: Focus auf Personenkreis (Beschäftigte*) in <strong>der</strong> WfbM <strong>der</strong> FWS Kettig<br />

Tagesför<strong>der</strong>stätte<br />

(TAF)<br />

Wir bieten vorwiegend Arbeitsplätze für die Menschen, welche in <strong>der</strong> FWS Kettig und in<br />

angeglie<strong>der</strong>ten Wohnformen ihr Zuhause gefunden haben. Darüber hinaus sind wir<br />

auch für Interessenten aus dem regionalen Einzugsgebiet offen, sofern sie dem o.g.<br />

Personenkreis angehören. Die Aufnahme in unsere Werkstatt erfolgt über den Fachausschuss.<br />

Personal<br />

Das Team unserer WfbM ist multiprofessionell und besteht aus Fachkräften mit handwerklichen,<br />

pädagogischen und pflegerischen Qualifikationen. Die verschiedenen Berufsgruppen<br />

arbeiten gleichberechtigt zusammen und bringen ihre Fachkompetenzen


konstruktiv in die Gestaltung des Arbeitsalltages ein. Unterstützend werden Absolventen<br />

des Freiwilligen Sozialen Jahres, Zivildienstleistende und Praktikanten eingesetzt.<br />

Regelmäßig finden Teamgespräche zur Koordinierung des WfbM- Alltages statt. Jährlich<br />

wird ein Teamtag zur Teamentwicklung und <strong>der</strong> Planung zukunftsweisen<strong>der</strong> Projekte<br />

organisiert.<br />

Raumangebot<br />

Die Arbeit in unserer WfbM wird in Kleingruppen nach Fachbereichen organisiert.<br />

Alle Beschäftigten werden unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Arbeitsabläufe entsprechend ihrer<br />

Fähigkeiten und Neigungen eingesetzt.<br />

Unsere Arbeits- und Sozialräume sind barrierefrei und rollstuhlgerecht eingerichtet sowie<br />

mit Orientierungshilfen für blinde o<strong>der</strong> sehbehin<strong>der</strong>te Menschen ausgestattet.<br />

Arbeitsbereiche<br />

Folgende Arbeitsbereiche werden in unserer WfbM angeboten:<br />

• Besen- und Bürstenbin<strong>der</strong>ei<br />

• Weberei<br />

• Montage- und Verpackungsarbeiten als Auftragsarbeiten von örtlichen Unternehmen.<br />

• Holzwerkstatt (Herstellung von Spielzeug, Dekorationsware und Kleinmöbeln<br />

nach Auftrag, Hilfsmittelherstellung)<br />

• Button- und Schlüsselanhängerherstellung<br />

• Korbflechterei<br />

• Keramik<br />

• Aktenvernichtung<br />

• Kreativ und Patchen (Wäschekennzeichnung)<br />

Die Arbeitsplätze werden gemeinsam mit den Beschäftigten individuell eingerichtet und<br />

angepasst.<br />

Arbeitsbegleitende Maßnahmen<br />

Neben <strong>der</strong> Arbeit bietet unsere WfbM musische und sportliche Aktivitäten wie<br />

• Musikkreis<br />

• Proben <strong>der</strong> Hausband<br />

• Kegeln<br />

• Motopädiegruppe<br />

• Bewegungsgruppe<br />

• Snoezelen<br />

• Schwimmen im hauseigenen Bewegungsbad<br />

an.<br />

Vierzehntägig findet ein Gruppenangebot zum Thema Selbstwert und Übung sozialer<br />

Kompetenzen statt.<br />

Zweimal wöchentlich ist <strong>der</strong> von den Beschäftigten betriebene Kiosk geöffnet.<br />

Auf Wunsch werden Ferienfreizeiten organisiert.<br />

Arbeitsbegleitende Maßnahmen dienen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Persönlichkeit und tragen<br />

zur Auflockerung <strong>der</strong> Tagesstruktur bei. Sie för<strong>der</strong>n mittelbar die Arbeitsfähigkeit und –<br />

bereitschaft.<br />

Sozialdienst<br />

Den Beschäftigten unserer WfbM steht eine Sozialpädagogin beratend und als Ansprechpartnerin<br />

zur Verfügung. Sie führt problemorientierte Einzelfallarbeit, gegebenen-<br />

93


falls in Zusammenarbeit mit an<strong>der</strong>en internen und/o<strong>der</strong> externen Fachdiensten, durch.<br />

Weiter bietet sie unmittelbare Hilfen für den behin<strong>der</strong>ten Menschen und seine Angehörigen<br />

bei <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung in die WfbM an.<br />

(siehe auch unter 7. <strong>Gesamtkonzeption</strong> Begleitende Dienste)<br />

Begleitende Angebote<br />

Maßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Motopädie, Kinästhetikanwendung<br />

und -beratung, rehabilitative Schulung für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te, optische und orthoptische<br />

Diagnostik o<strong>der</strong> psychologische Beratung sind integraler Bestandteil <strong>der</strong> Teilhabe<br />

am Arbeitsleben.<br />

(siehe auch unter 7. <strong>Gesamtkonzeption</strong> Begleitende Dienste)<br />

Werkstattrat<br />

Ein gewählter Werkstattrat vertritt die Beschäftigten gemäß <strong>der</strong> Werkstätten-<br />

Mitwirkungsverordnung. Näheres ist in Punkt 3.4.2. <strong>der</strong> <strong>Gesamtkonzeption</strong> nachzulesen.<br />

Teilhabeplanung - WfbM Modul<br />

Regelmäßig wird mit den Beschäftigten unserer WfbM ein Individueller Hilfeplan in<br />

Form des WfbM Moduls <strong>der</strong> Teilhabeplanung (THP) erarbeitet und fortgeschrieben.<br />

Dieser Hilfeplan ist auch Bestandteil des Aufnahmeverfahrens und des THP – Wohnen.<br />

Der Plan berücksichtigt die Vorgaben <strong>der</strong> Rahmenvereinbarung zwischen <strong>der</strong> Bundesagentur<br />

für Arbeit und <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft WfbM sowie das THP – Verfahren<br />

in Rheinland Pfalz. Der Einglie<strong>der</strong>ungsplan bzw. Teilhabeplan dient <strong>der</strong> Festlegung<br />

und Fortschreibung des Hilfebedarfs sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>planung für den Berufsbildungs-<br />

und Arbeitsbereich.<br />

Werkstattladen<br />

Die Eigenprodukte <strong>der</strong> verschiedenen Abteilungen werden im Werkstattladen zum Verkauf<br />

angeboten. Siehe auch www.fws-kettig.de.<br />

Öffnungszeiten des Werkstattladens:<br />

Montag – Donnerstag 8.00 – 16.00 Uhr<br />

Freitag 8.00 – 12.00 Uhr<br />

Schlusswort<br />

Durch die beson<strong>der</strong>en Rahmenbedingungen können wir in unserer WfbM eine Arbeitsatmosphäre<br />

gestalten, die Raum für individuelle För<strong>der</strong>ung unseres speziellen Personenkreises<br />

ermöglicht.<br />

Dabei spielen das Erleben von Gemeinschaft und die zwischenmenschliche Akzeptanz<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Gern führen wir interessierte Besucher nach Terminvereinbarung durch unsere WfbM.<br />

Praktika und Hospitationen sind nach Absprache je<strong>der</strong>zeit möglich.<br />

Wir sind als Zivildienststelle anerkannt und bieten die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales<br />

Jahr zu absolvieren.<br />

94


9 Verbands- und Gremienarbeit<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH sieht sich als eine innovationsfähige Organisation,<br />

die ihre fachlichen Standards im Kontext <strong>der</strong> theoretischen und fachpraktischen Beiträge<br />

stetig weiterentwickelt. Mit dem Ziel <strong>der</strong> Vernetzung mit an<strong>der</strong>en sozialen Institutionen<br />

(fachliches Benchmarking*) sowie <strong>der</strong> umfassenden Beteiligung an <strong>der</strong> Gremien-<br />

und Verbandsarbeit, streben wir eine rege Teilhabe an fachöffentlichen Entwicklungen<br />

an. Um die beabsichtigten Prozesse systematisch gestalten zu können, sind kontinuierliche<br />

und aktive Teilnahmen an entsprechenden Gesprächsrunden von Bedeutung.<br />

Eine Liste <strong>der</strong> Mitgliedschaften und Beteiligungen kann an dieser Stelle die vielfältigen<br />

Bemühungen um Informationsbeschaffung und Austausch auf verschiedensten Ebenen<br />

verdeutlichen:<br />

95<br />

• Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband Deutschland (DPWV), Landesverband<br />

Rheinland-Pfalz/Saarland<br />

• Mitarbeit in <strong>der</strong> DPWV-Regionalgruppe Koblenz<br />

• Mitglied in <strong>der</strong> Qualitätsgemeinschaft des DPWV<br />

• Mitglied im Bundes- und Landesverband für Körper- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />

e.V.<br />

• Mitglied im Deutschen Verein <strong>der</strong> Blinden und Sehbehin<strong>der</strong>ten in Studium und<br />

Beruf e.V.<br />

• Mitglied in <strong>der</strong> Bundesarbeitgemeinschaft <strong>der</strong> Einrichtungen für mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />

sehgeschädigte Erwachsene im Verband <strong>der</strong> Blinden- und Sehbehin<strong>der</strong>tenpädagogen<br />

und –Pädagoginnen e.V.<br />

• Mitarbeit in den rheinland-pfälzischen Landesarbeitsgemeinschaften:<br />

o Heime,<br />

o Tagesför<strong>der</strong>stätten,<br />

und<br />

o Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

• Mitglied in <strong>der</strong> Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Werkstätten für behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

• Mitarbeit in <strong>der</strong> Fachgruppe Behin<strong>der</strong>tenhilfe und Psychiatrie <strong>der</strong> LIGA Rheinland-Pfalz<br />

• Mitarbeit in <strong>der</strong> kleinen LIGA Mayen – Koblenz<br />

• Mitglied <strong>der</strong> LIGA-Fachgruppe Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

• Mitarbeit in den Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften <strong>der</strong> Kreise Neuwied und<br />

Mayen-Koblenz<br />

• Mitglied in <strong>der</strong> Gesellschaft für unterstützte Kommunikation (ISAAC),<br />

• Mitglied im Vereinsring Kettig e.V.<br />

• Mitglied im Deutschen Jugendherbergswerk.


10 Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH Kettig in ihrem<br />

fachlichen Netzwerk<br />

Am Anfang <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH (FWS) steht ein Satzungsauftrag, mit<br />

dem im Jahre 1991 anlässlich ihrer Gründung die fachliche Richtung vorgegeben wurde<br />

(siehe Präambel). Damit wurde eine dynamische Entwicklung eingeleitet, die bis heute<br />

andauert.<br />

Die Gesellschafter selbst sind namhafte Einrichtungen und Vereine in unserer Region<br />

am Mittelrhein:<br />

• <strong>der</strong> Verein für körper- und mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen e.V. Neuwied/An<strong>der</strong>nach,<br />

• <strong>der</strong> Verein zur Betreuung blin<strong>der</strong> und sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> e.V. Neuwied und<br />

• das Heilpädagogisch-Therapeutische Zentrum gGmbH, Neuwied (HTZ).<br />

Im Auftrag dieser Gesellschafter hat die FWS ihre Arbeit aufgenommen und kooperiert<br />

seit Jahren mit ihnen auch auf fachlicher Ebene sehr eng. Weitere langjährige kompetente<br />

Partner sind, insbeson<strong>der</strong>e wenn es um den Aufbau und die Fortentwicklung von<br />

bedarfsgerechten Angeboten geht,<br />

• die Landesschule für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te und ihr zugehöriges Internat,<br />

• <strong>der</strong> Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) Rheinland-Pfalz-Saarland<br />

e.V., <strong>der</strong> Gesellschafter des HTZ ist,<br />

• und <strong>der</strong> Verein für Körper- und Mehrfachbehin<strong>der</strong>te Rheinland-Pfalz e.V.<br />

Neben diesen Einrichtungen und Diensten, wurden bei <strong>der</strong> FWS weitere Organisationen<br />

aus <strong>der</strong> Taufe gehoben.<br />

För<strong>der</strong>verein <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

Mit interessierten Bürgern aus Kettig wurde im Jahre 2005 ein För<strong>der</strong>verein gegründet.<br />

Der För<strong>der</strong>verein unterstützt die Bewohner und Beschäftigten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

gGmbH.<br />

Er bietet Hilfen, wie zum Beispiel:<br />

• För<strong>der</strong>ung von Gruppenaktivitäten,<br />

• Anschaffung spezieller Hilfsmittel für blinde, sehbehin<strong>der</strong>te und körperbehin<strong>der</strong>te<br />

Menschen,<br />

• Verbesserung <strong>der</strong> Ausstattung von Therapieräumen,<br />

• Unterstützung von Freizeitmaßnahmen und Ferienaktivitäten u.a.m.<br />

Die Spendengel<strong>der</strong> kommen gänzlich den betroffenen Menschen zugute. Der verantwortliche<br />

Umgang mit den Mitteln wird nachgewiesen.<br />

Die Spen<strong>der</strong> werden in ein Spendenverzeichnis aufgenommen und kontinuierlich über<br />

die Aktivitäten des Vereins sowie über Neues in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte informiert.<br />

Um Gel<strong>der</strong> für die oben genannten Zwecke einsetzen zu können, werden vom För<strong>der</strong>verein<br />

integrative Kulturveranstaltungen organisiert. Für dieses Engagement wurde <strong>der</strong><br />

För<strong>der</strong>verein im Jahre 2007 mit einem Ehrenamtspreis <strong>der</strong> FDP im Kreis Mayen-<br />

Koblenz ausgezeichnet.<br />

Mittelrheinische Stiftung für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Mit ihrem Grundsatzbeschluss zur Gründung einer Stiftung bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

gGmbH haben die Gesellschafter im Jahre 2007 eine zukunftsweisende Entscheidung<br />

getroffen.<br />

96


Sie tragen damit verschiedenen gesellschaftlichen Phänomenen Rechnung, denn für<br />

die Behin<strong>der</strong>tenhilfe muss damit gerechnet werden, dass <strong>der</strong> eingeschlagene Weg <strong>der</strong><br />

Kosteneinsparungen schmerzlich spürbar wird und Einbußen bei <strong>der</strong> personellen und<br />

sächlichen Ausstattung drohen.<br />

Um dieser Sorge dauerhaft und wirksam zu begegnen, bedarf es mit Sicherheit einem<br />

Bündel von Maßnahmen. Eine Möglichkeit schlägt die gGmbH <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätte<br />

nunmehr mit <strong>der</strong> Stiftungsgründung ein. Es sollen dauerhaft Mittel erzielt werden,<br />

die ausschließlich Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen zu Gute kommen, um <strong>der</strong>en Lebensqualität<br />

zu sichern.<br />

Das Stiftungsvermögen, das sich aus Zuwendungen zu Lebzeiten o<strong>der</strong> auch aus Nachlässen<br />

speist, bleibt „auf ewig“ erhalten, denn es werden lediglich die Erträge für die<br />

sozialen Zwecke vom Stiftungsvorstand verausgabt.<br />

Dieser muss dabei im Sinne <strong>der</strong> Satzung handeln, die durch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion<br />

genehmigt wird. Eine Stiftung muss jährliche Berichte an die Stiftungsaufsicht<br />

schicken.<br />

Gel<strong>der</strong> in eine Stiftung zu geben, lohnt sich nicht nur ideell son<strong>der</strong>n auch finanziell,<br />

denn <strong>der</strong> Staat för<strong>der</strong>t sehr intensiv durch steuerliche Vergünstigungen die Gründung<br />

einer Stiftung.<br />

97


11 Öffentlichkeitsarbeit<br />

Was will Öffentlichkeitsarbeit?<br />

Öffentlichkeitsarbeit einer sozialen Einrichtung wie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

gGmbH mit Ihren verschiedenen Dienstleistungen und Standorten will Verständnis und<br />

Vertrauen für die sozialen Belange in <strong>der</strong> Öffentlichkeit aufbauen und pflegen. Transparenz<br />

und offensive Information über die Arbeit mit und das Leben von Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung möchten zur besseren Integration und zur „Normalisierung“ beitragen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit bedeutet unter an<strong>der</strong>em Werbung und Imagepflege. Sie hat auch<br />

die Initiierung und Erhaltung <strong>der</strong> Unterstützungsbereitschaft (Spenden) zum Ziel.<br />

Öffentlichkeitsarbeit in den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten geschieht durch:<br />

• Pressearbeit (Pressemitteilungen, Einladung an Presse, und an<strong>der</strong>es)<br />

• Eigene Medienarbeit (Prospekt- und Informationsmaterial, Werbung) (siehe auch<br />

11.1. u. 11.2.)<br />

• Begrüßung von Besuchergruppen<br />

• Eigene Veranstaltungen:<br />

� Tag <strong>der</strong> offenen Tür,<br />

� Herbst- und Handwerkermarkt,<br />

� Kulturelle Veranstaltungen,<br />

� Einladung von Interessenten,<br />

� öffentliche Ausstellungen im Haus<br />

• Teilnahme an externen Veranstaltungen (Besuch bis hin zu Kooperation z.B.<br />

Kettiger Vereine, Karneval, St. Martins Umzug, Teilnahme an Märkten und an<strong>der</strong>en).<br />

11.1 Hauszeitung<br />

Unsere Zeitung „Durchblick“ erscheint zweimal jährlich. Sie bietet einem großen Leserkreis<br />

Informationen, Interessantes und Unterhaltsames aus den För<strong>der</strong>- und Wohnstätten.<br />

Der „Durchblick“ gibt Mitarbeitern wie Bewohnern die Möglichkeit, sich zu einrichtungsinternen<br />

wie auch zu allgemein interessanten Themen zu äußern.<br />

Die Zeitung ist sehbehin<strong>der</strong>tenfreundlich gedruckt.<br />

Für Blinde besteht die Möglichkeit Texte in Brailleschrift o<strong>der</strong> als Audiodatei zu erhalten.<br />

11.2 Internet<br />

Unsere Homepage bietet umfangreiche Informationen über alle Bereiche <strong>der</strong> FWS. Aktuelle<br />

Infos (z.B. Stellenangebote) stehen neben strukturellen und konzeptionellen Darstellungen<br />

<strong>der</strong> Einrichtung.<br />

Die Seiten <strong>der</strong> Homepage (www.fws-kettig.de) sind barrierefrei aufgebaut.<br />

98


12 Ausblick<br />

Die weitere Entwicklung <strong>der</strong> sozialen Dienstleitungen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten<br />

gGmbH ist eng vernetzt zu sehen mit den fachlichen, gesetzlichen und politischen Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

in denen sie eingebettet ist.<br />

Der Prozess <strong>der</strong> „Individuellen Hilfeplanung“, <strong>der</strong> substantiell nicht neu für das Haus<br />

war, hat allerdings hinsichtlich <strong>der</strong> Formalitäten zur Hilfeplanung in jüngster Zeit etliche<br />

Verän<strong>der</strong>ungen gebracht, wobei diese noch nicht abgeschlossen sind. Es bleibt abzuwarten,<br />

wie sich <strong>der</strong> als nachfolgend angedachte Schritt, nämlich die Bildung von vergleichbaren<br />

Hilfebedarfsgruppen von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, auf die Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> Dienstleistungen Wohnen, För<strong>der</strong>n und Arbeiten auswirken wird.<br />

Auch <strong>der</strong> mit dem Sozialgesetzbuch XII initiierte Prozess, durch sog. „Persönliche Budgets“<br />

das Leistungsdreieck zwischen Leistungserbringer, Leistungsträger und Leistungsempfänger<br />

grundlegend zu reformieren, ist in seinen Effekten zur Zeit noch nicht<br />

einschätzbar.<br />

Die Leitlinie <strong>der</strong> Landespolitik in Rheinland-Pfalz „Wohnen – wo ich will“ nach <strong>der</strong> zunehmend<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen, betont wird von den Protagonisten ausdrücklich<br />

<strong>der</strong> Einschluss <strong>der</strong> Schwerstbehin<strong>der</strong>ten, soll im Kontext mit den reformerischen<br />

Effekten des Sozialgesetzbuch XII zum Auszug von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung aus<br />

Einrichtungen führen. Gleichzeitig sollen ambulante Strukturen aufgebaut werden, die<br />

eine umfassende Versorgung in eigenen Wohnungen gewährleisten können.<br />

Unsere gGmbH steht bereit für ihre Klientel, soweit dies im Einzelfall als möglich erscheint<br />

und gewünscht wird, dezentrale Wohnformen aufzubauen und begleitende ambulante<br />

Strukturen <strong>der</strong> Versorgung zu schaffen.<br />

Gleichzeitig wird sich unsere Organisation bei <strong>der</strong> Bemessung und Neuordnung von<br />

Vergütungssätzen unter Betonung <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>bedarfe <strong>der</strong> von uns betreuten Nutzer<br />

engagiert für auskömmliche Finanzrahmen einsetzen, um auch künftig den Klienten alle<br />

fachlich angezeigten Hilfen zukommen zu lassen.<br />

Bei allen Bemühungen, die aus <strong>der</strong> Landes- und Bundespolitik hinsichtlich eines Zurückdrängens<br />

stationärer Hilfeangebote spürbar sind, können wir lediglich über den<br />

Trend einer starken aktuellen und zukünftigen Nachfrage nach stationären Angeboten<br />

berichten. Demgemäß stehen wir bereit diese Bedarfe ggf. auch durch die Schaffung<br />

weiterer Wohn-, För<strong>der</strong>- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung zu<br />

erfüllen.<br />

Wir können uns bei den allermeisten <strong>der</strong> von uns betreuten Klienten, die schwerst-<br />

mehrfachbehin<strong>der</strong>t sind, wobei im Hinblick auf selbständiges Wohnen insbeson<strong>der</strong>e die<br />

in <strong>der</strong> Regel schwere geistige Behin<strong>der</strong>ung zu beachten ist, ein Leben außerhalb des<br />

gruppenpädagogischen Rahmens einer stationären Einrichtung vorstellen.<br />

Die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH wird auch in Zukunft die Bedarfe und Wünsche<br />

<strong>der</strong> Menschen mit schwersten Behin<strong>der</strong>ungen, respektive die stellvertretend von <strong>der</strong>en<br />

gesetzlichen Vertretern geäußerten und in <strong>der</strong> fachlichen Diskussion <strong>der</strong> gemeinsamen<br />

Teilhabeplanung erzielten Erkenntnisse, zur Grundlage des konzeptionellen Handelns<br />

machen.<br />

In Planung: Zurzeit tritt das Projekt M.A.E.H. (Miteinan<strong>der</strong> Arbeiten, Erleben, Hegen)<br />

– Tierwelt - in die Realisierungsphase. Auf einem Grundstück direkt neben <strong>der</strong> FWS<br />

Kettig sollen Bewohner und Beschäftigte die Möglichkeit erhalten fachlich begleitet den<br />

Umgang mit Tieren regelmäßig zu erleben.<br />

99


13 Soziale Dienstleistungsgesellschaft Mittelrhein gGmbH (SDM)<br />

Im Jahre 2008 gründete die För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH mit <strong>der</strong> „Sozialen Dienstleistungsgesellschaft<br />

Mittelrhein“ eine Tochter gGmbH. Sie wird stationäre und teilstationäre<br />

Angebote des Trägers durch ambulante Angebote zu einem umfassenden Hilfsangebot<br />

abrunden. Folgende Dienstleistungen, die sich an Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

und ihre Angehörigen wenden, werden individuell, bedarfsgerecht und sukzessive aufgebaut:<br />

√ Betreutes Wohnen (Konzeption ist auf Nachfrage erhältlich)<br />

√ Betreuung im Sinne des Persönlichen Budgets<br />

√ Kompetenz- und Beratungszentrum für Blinde und Sehbehin<strong>der</strong>te<br />

√ Assistenz und Integrationshilfen im Wohnen und im Arbeits- und Freizeitbereich<br />

√ Mobilitätshilfen<br />

√ Serviceangebote<br />

√ Familienentlastung<br />

√ Assistenz- und Integrationshilfen im Vorschul- und Schulbereich<br />

√ u. a. m.<br />

Die Zielsetzung dieser gGmbH ist eindeutig darauf ausgerichtet, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

in <strong>der</strong> Region Mittelrhein beim selbstständigen Leben zu unterstützen. Sie leben<br />

in ihrer eigenen Wohnung, in ihrer Familie, in einer Wohngemeinschaft, brauchen zuweilen<br />

Unterstützung bei <strong>der</strong> Alltagsbewältigung, Freizeitgestaltung o<strong>der</strong> bei Krisensituationen.<br />

Wir vermitteln ein abgestimmtes Angebot. Wir beraten kostenlos und vertraulich,<br />

zu Hause o<strong>der</strong> in unserem Büro <strong>der</strong> SDM in Kettig.<br />

Kontakt:<br />

SDM<br />

Anne-Frank-Str. 1<br />

56220 Kettig<br />

Tel.: 02637/9435-128<br />

Fax: 02637/9435-150<br />

100


14 Glossar<br />

Andragogisch =<br />

Andragogik ist die Wissenschaft von <strong>der</strong> Bildung Erwachsener.<br />

Apallisches Syndrom =<br />

Das apallische Syndrom ist <strong>der</strong> medizinisch korrekte Begriff für das Wachkoma. Apallisch<br />

heißt dabei wörtlich übersetzt ohne Mantel bzw. ohne Rinde. Ein an<strong>der</strong>er gelegentlich<br />

verwendeter Begriff ist das Coma vigile. Es wurde erstmals 1940 vom deutschen<br />

Psychiater Ernst Kretschmer beschrieben. Ursache für das apallische Syndrom ist immer<br />

eine massive Schädigung des Gehirns, beispielsweise nach einem Schädel-Hirn-<br />

Trauma, einem Schlaganfall, einer entzündlichen Gehirnerkrankung (Meningitis,<br />

Enzephalitis) o<strong>der</strong> einer schweren Sauerstoffmangelschädigung nach Reanimation.<br />

Im Gegensatz zum Koma liegen die Patienten scheinbar wach im Bett, sind aber häufig<br />

nicht durch äußere Reize erreichbar. Der Blick geht starr und unfixiert ins Leere; es gelingt<br />

nicht, einen Blickkontakt aufzubauen. Das Syndrom geht mit unterschiedlichen<br />

neurologischen Ausfällen einher.<br />

Atemmassage =<br />

Der Grundgedanke <strong>der</strong> Atemmassage nach Schmitt/Brüne ist die Beeinflussung <strong>der</strong><br />

Atmung auf reflektorische, d.h. nicht bewusst gesteuerte Weise. Die vertiefte Atmung<br />

erfolgt als spontane Antwort des Körpers auf therapeutische Reize.<br />

Die Therapeutin arbeitet mit speziellen Reizgriffen wie Dehnungs-, Klopf-, und Vibrationsreizen<br />

bis hin zu dosierten Schmerzreizen. Durch diese Reize kommt es zu einer<br />

verstärkten Ausatmung, die dann zu einer vertieften Atembewegung führt.<br />

Auditiv =<br />

Das Hören betreffend.<br />

Barrierefrei =<br />

s. Landesbauordnung Rheinland-Pfalz, „§1 Ziel dieses Gesetzes ist es, auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

des Artikels 64 <strong>der</strong> Verfassung für Rheinland-Pfalz Benachteiligungen von behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen zu beseitigen und zu verhin<strong>der</strong>n sowie ihnen die gleichberechtigte<br />

Teilhabe am Leben in<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft zu gewährleisten und eine selbstbestimmte Lebensführung zu ermöglichen.<br />

Dabei wird beson<strong>der</strong>en Bedürfnissen Rechnung getragen.<br />

§2(3) Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände,<br />

Systeme <strong>der</strong> Informationsverarbeitung, akustische und visuelle<br />

Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie an<strong>der</strong>e gestaltete Lebensbereiche,<br />

wenn sie für behin<strong>der</strong>te Menschen in <strong>der</strong> allgemein üblichen Weise, ohne<br />

beson<strong>der</strong>e Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich<br />

und nutzbar sind.“<br />

Basale Stimulation =<br />

Basale Stimulation (von lat. basal = grundlegend und stimulatio = Anreiz, Anregung)<br />

bedeutet die Aktivierung <strong>der</strong> Wahrnehmungsbereiche und die Anregung primärer Körper-<br />

und Bewegungserfahrungen sowie Angebote zur Herausbildung einer individuellen<br />

non-verbalen Mitteilungsform (Kommunikation) bei Menschen, <strong>der</strong>en Eigenaktivität auf<br />

Grund ihrer mangelnden Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist und <strong>der</strong>en Fähigkeit zur<br />

Wahrnehmung und Kommunikation erheblich behin<strong>der</strong>t ist, z.B.: schwerst mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />

Menschen, Schädel-Hirn-Traumatisierte, Menschen mit hemiplegischem,<br />

101


apallischem o<strong>der</strong> komatösem Syndrom. Mit einfachsten Möglichkeiten wird dabei versucht,<br />

den Kontakt zu diesen Menschen aufzunehmen, um ihnen den Zugang zu ihrer<br />

Umgebung und ihren Mitmenschen zu ermöglichen und Lebensqualität zu erleben.<br />

Begleitungskompetenz =<br />

Unter diesem Begriff verstehen wir die Fähigkeit eines Mitarbeiters sowohl Nutzer in<br />

ihrem Lebensalltag als auch Kollegen in <strong>der</strong>en Berufsalltag ein Begleiter, Assistent und<br />

För<strong>der</strong>er zu sein, um Kompetenzen zu entwickeln, Ressourcen zu for<strong>der</strong>n und Qualität<br />

zu sichern.<br />

Benchmarking =<br />

„Besser werden durch Lernen von an<strong>der</strong>en“<br />

Ist ein Analyse- und Planungsinstrument, das einen Vergleich des eigenen Unternehmens<br />

mit dem "Klassenbesten" <strong>der</strong> Mitbewerber und darüber hinaus auch Vergleiche<br />

mit branchenfremden (best practice) Unternehmen erlaubt. Es werden dabei Methoden,<br />

Abläufe und Strukturen verglichen um Qualitätssteigerungspotenziale aufzudecken.<br />

Dekubitus =<br />

Ein Dekubitus, auch Wundliegen, Druckbrand o<strong>der</strong> Druckgeschwür genannt, ist eine<br />

Wunde, die von den oberflächlichen Hautschichten über die tiefer liegenden Bindegewebsschichten<br />

bis hin zum Knochen reichen kann.<br />

Bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Wundfläche kommen unterschiedliche Faktoren zusammen: <strong>der</strong><br />

Zustand <strong>der</strong> Haut, <strong>der</strong> Allgemeinzustand und die Mobilität (Beweglichkeit) des Patienten<br />

und zusätzlich Reibung, Scherkräfte und Druck, die auf die Haut einwirken.<br />

Empathie =<br />

Als Empathie (griech. = Mitfühlen) bezeichnet man die Fähigkeit eines Menschen, sich<br />

kognitiv in einen an<strong>der</strong>en Menschen hineinzuversetzen, seine Gefühle zu teilen und<br />

sich damit über sein Verstehen und Handeln klar zu werden (Einfühlungsvermögen).<br />

Epilepsie =<br />

Unter Epilepsie (griechisch = Anfall) versteht man ein Krankheitsbild mit wie<strong>der</strong>holt auftretenden<br />

epileptischen Anfällen (mindestens 2), die nicht durch eine vorausgehende<br />

erkennbare Ursache hervorgerufen wurden. Ein epileptischer Anfall ist die klinische Äußerung<br />

einer abnormen und exzessiven Entladung von Nervenzellverbänden im Gehirn.<br />

Er ist charakterisiert durch plötzlich auftretende und vorübergehende Erscheinungsformen<br />

wie Än<strong>der</strong>ung des Bewusstseins, motorische Ereignisse, Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung und des Gefühls, die vom Patienten o<strong>der</strong> einem Beobachter wahrgenommen<br />

werden. Einzeln auftretende epileptische Anfälle sind von dieser Definition<br />

ausgenommen und werden auch als "Gelegenheitsanfälle" bezeichnet.<br />

Fachausschuss =<br />

Der Fachausschuss ist ein beratendes Gremium, das auf Grundlage eines Vorschlages<br />

des Trägers <strong>der</strong> Werkstatt o<strong>der</strong> im Falle des § 5 Abs. 5 Satz 2 WVO auch des zuständigen<br />

Rehabilitationsträgers Stellungnahmen und Empfehlungen abgibt. Stimmrecht haben<br />

hier jeweils ein Vertreter aus WfbM, Bundesagentur für Arbeit und Landesamt<br />

Mainz als überörtlicher Kostenträger. Beratend nimmt ein Vertreter des örtlichen Sozialhilfeträgers<br />

teil. (s. Cramer 2003)<br />

102


Gruppenpädagogik =<br />

Das Konzept <strong>der</strong> Gruppenpädagogik ("social group work") wurde in den USA entwickelt<br />

und zwar maßgeblich von Gisela Konopka. Wesentlich bei diesem Konzept ist, dass<br />

Einzelne durch die Gruppe befähigt werden sollen, ihre persönlichen und sozialen Probleme<br />

besser zu bewältigen. Dagegen abgegrenzt werden die beiden an<strong>der</strong>en Methoden<br />

<strong>der</strong> Sozialarbeit/Sozialpädagogik: die Einzelfallhilfe und die Gemeinwesenarbeit.<br />

Gustatorisch =<br />

Den Geschmack betreffend.<br />

Haptisch – taktil =<br />

Das Fühlen auf <strong>der</strong> Haut und mit <strong>der</strong> Haut (aktiv und passiv) betreffend.<br />

Hippotherapie =<br />

Die Hippotherapie ist eine Ergänzung zur Physiotherapie, bei <strong>der</strong> speziell ausgebildete<br />

Pferde eingesetzt werden. Bei dieser Form <strong>der</strong> Krankengymnastik auf neurophysiologischer<br />

Basis wird das Reitpferd als Medium verwendet, um Bewegungsimpulse auf das<br />

Becken des Menschen zu übertragen. Dabei sitzt <strong>der</strong> Patient meist in <strong>der</strong> Gangart<br />

Schritt auf dem Pfer<strong>der</strong>ücken.<br />

Kinästhetisch =<br />

Das Empfinden <strong>der</strong> Bewegung des Körpers betreffend.<br />

Kognitiv =<br />

Mit dem Begriff Kognition werden solche Prozesse und Produkte bezeichnet, die auf <strong>der</strong><br />

Grundlage <strong>der</strong> Leistungsfähigkeit des Gehirns auf überwiegend intellektuelle, verstandesmäßige<br />

Wahrnehmungen und Erkenntnisse bezogen sind.<br />

Kontraktur =<br />

Teilweise o<strong>der</strong> vollständige Versteifung eines Gelenkes durch Krankheitsprozesse im<br />

o<strong>der</strong> um ein Gelenk.<br />

LWTG =<br />

Das Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe (LWTG) ist in Rheinland-Pfalz am 1.<br />

Januar 2010 an die Stelle des alten Heimgesetzes des Bundes getreten. Es will mit<br />

seinen Regelungen die Qualität <strong>der</strong> Einrichtungen für ältere Menschen und für volljährige<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und volljährige pflegebedürftige Menschen för<strong>der</strong>n und<br />

kleinräumige, selbstbestimmte gemeinschaftliche Wohnformen unterstützen.<br />

Organisationshandbuch =<br />

Im Organisationshandbuch <strong>der</strong> FWS (als Datei im Intranet und in Papierform) sind alle<br />

Dinge abgelegt und gespeichert, die für unsere Arbeit relevant o<strong>der</strong> interessant sind<br />

o<strong>der</strong> die wir für unsere Arbeit selbst entwickelt haben.<br />

Beispiele: Formular zur Reisekostenabrechung, Zeiterfassungskorrekturbeleg, THP-<br />

Vordruck, Biostoffverordnung, Stellenbeschreibung uvm.)<br />

Die Dokumente werden jährlich überprüft.<br />

Olfaktorisch =<br />

Das Riechen betreffend.<br />

103


Opthalmologisch =<br />

Die Augenheilkunde betreffend.<br />

Physiotherapie =<br />

Physiotherapie ist die äußerliche Anwendung von Heilmitteln. Sie orientiert sich bei <strong>der</strong><br />

Behandlung sowohl an den natürlichen chemischen und physikalischen Reizen <strong>der</strong><br />

Umwelt (z.B. Wärme, Kälte, Druck, Strahlung, Elektrizität) als auch an den anatomischen<br />

und physiologischen Gegebenheiten des Patienten. Dabei zielt die Behandlung<br />

auf natürliche, physiologische Reaktionen des Organismus (z. B. Muskelaufbau, Stoffwechselanregung)<br />

zur Wie<strong>der</strong>herstellung, Erhaltung o<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesundheit.<br />

Anwendungen sind z. B. Krankengymnastik als Einzel-, o<strong>der</strong> Gruppentherapie, Massagen,<br />

Thermotherapie (Wärme- und Kältetherapie in verschiedenster Form), Atemtherapie,<br />

Bewegungsbä<strong>der</strong>, Rückenschule...<br />

Propriozeptiv =<br />

Die Wahrnehmung <strong>der</strong> Stellung und Bewegung des eigenen Körpers im Raum betreffend<br />

(Tiefensensibilität).<br />

Psychomotorik =<br />

Gesamtheit des durch psychische Vorgänge beeinflussten körperlich-seelischen Ausdrucksverhaltens.<br />

Selbstversorgungsgedanke =<br />

Soziale Einrichtungen tragen in sich die Tendenz ihre Klienten in einem totalitären Sinne<br />

überzuversorgen (s. GOFFMANN, 1971) und gleichzuschalten. Diesem, mitunter<br />

auch als Institutionalisierung bezeichneten Phänomen, wollen wir durch Individualisierung<br />

<strong>der</strong> Hilfen und durch Entinstitutionalisierung begegnen. Gelingen kann dies mit <strong>der</strong><br />

griffigen Formulierung: „Ein Heim ist kein Hotel!“ Wir streben eine aktivierende Betreuung<br />

und Pflege an, bei <strong>der</strong> die Klienten möglichst viel an Selbstversorgung übernehmen.<br />

Für diesen Prozess gilt es die Ressourcen <strong>der</strong> Nutzer zu erkennen, diese durch<br />

For<strong>der</strong>ungen zu trainieren und zu för<strong>der</strong>n. Ein Beispiel: nicht die Arbeitskräfte aus Betreuung<br />

o<strong>der</strong> Hauswirtschaft decken den Tisch zu den Mahlzeiten, son<strong>der</strong>n die Bewohner<br />

im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten. Diese reichen vom selbständigen Tischdecken<br />

bis hin zum Tischdienst unter erheblicher Mitwirkung durch das Personal.<br />

Spastik =<br />

Eine Spastik ist ein schmerzhafter Muskelkrampf, <strong>der</strong>en Ursache in einer Störung des<br />

Zentralen Nervensystems (Gehirn o<strong>der</strong> Rückenmark) liegt.<br />

Snoezelen =<br />

Snoezelen ist ein Kunstwort aus dem Nie<strong>der</strong>ländischen (von sniffelen (riechen, Schnüffeln)<br />

und doezelen (ruhen, dösen)) und bezeichnet eine Technik aus <strong>der</strong> Son<strong>der</strong>- und<br />

Heilpädagogik die Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre von Jan Hulsegge und Ad Verheul entwickelt<br />

wurde. Schwerstbehin<strong>der</strong>te sollen beim Snoezelen einzelne Sinneswahrnehmungen in<br />

einer ruhigen, ansonsten reizarmen Umgebung erleben. Abseits vom Alltag mit seinen<br />

vielfältigen, in die Breite gehenden Sinneseindrücken, wird beim Snoezelen ein einzelner<br />

Sinn (z.B. <strong>der</strong> Tastsinn) stimuliert. Heute stellt Snoezelen eine Schnittstelle zwischen<br />

Therapie und dem ursprünglichen Ansatz von Freizeitgestaltung dar.<br />

104


Systemisch =<br />

Was heißt systemisch?<br />

Grundsätzliches zur systemischen Therapie von Wilhelm Rotthaus.<br />

Die systemische Psychotherapie, die systemische Beratung und die systemische Supervision<br />

bauen auf mo<strong>der</strong>nen Konzepten system- theoretischer Wissenschaft auf, die<br />

mittlerweile Eingang in alle Disziplinen <strong>der</strong> Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

gefunden haben. Sie ermöglichen es, komplexe Phänomene, die menschliches Leben<br />

und Zusammenleben charakterisieren, komplexitätsgerecht aufzufassen und eine passende<br />

Methodik zu ihrer Behandlung zu entwickeln. Nach systemischem Verständnis ist<br />

<strong>der</strong> Mensch immer zugleich als biologisches und als soziales Wesen zu betrachten.<br />

Die systemische Perspektive rückt deshalb die dynamische Wechselwirkung zwischen<br />

den biologischen und psychischen Eigenschaften einerseits und den sozialen Bedingungen<br />

des Lebens an<strong>der</strong>erseits ins Zentrum <strong>der</strong> Betrachtung, um das Individuum und<br />

seine psychischen Störungen angemessen verstehen zu können. (…)<br />

Grundlage für die systemische Praxis ist die Kooperation zwischen Hilfesuchendem und<br />

Helfer. Zentrales Arbeitsmittel ist <strong>der</strong> öffnende Dialog. Dem Klienten gegenüber bemüht<br />

sich <strong>der</strong> Therapeut, Berater o<strong>der</strong> Supervisor um eine Haltung des Respekts, <strong>der</strong> Unvoreingenommenheit,<br />

des Interesses und <strong>der</strong> Wertschätzung bisheriger Handlungs- und<br />

Lebensstrategien. DGSF 2001<br />

Systemischer Ansatz =<br />

Ein System besteht aus einer Menge von Elementen und ihren spezifischen Reaktionen<br />

zueinan<strong>der</strong>. Das System wird als Regelkreis erfasst um Zustände zu beschreiben und<br />

Beziehungen zwischen Einflüssen zu analysieren.<br />

THP (früher IHP) =<br />

Individuelle Teilhabeplanung. „Das Zwölfte Buch des Sozialgesetzbuches (SGB XII)<br />

sieht vor, dass bei Leistungen, die von Trägern <strong>der</strong> Einrichtungen erbracht werden,<br />

Leistungs-, Vergütungs- und Prüfungsvereinbarungen abgeschlossen werden. In Rahmenverträgen<br />

zu diesen Vereinbarungen sollen zwischen dem überörtlichen Träger <strong>der</strong><br />

Sozialhilfe, den kommunalen Spitzenverbänden und den Vereinigungen <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong><br />

Einrichtungen auf Landesebene die Rahmenbedingungen festgelegt werden.<br />

Das Land Rheinland-Pfalz hat gemeinsam mit den Kommunalen Spitzenverbänden und<br />

den Trägern von Einrichtungen Vereinbarungen getroffen, die zum einen die Umsetzungsschritte,<br />

zum an<strong>der</strong>en die personenzentrierte regional orientierte Hilfeerbringung<br />

festlegt. Grundlage für eine an den Bedarfen <strong>der</strong> Person orientierte Hilfegewährung ist<br />

eine Teilhabeplanung, die gemeinsam mit <strong>der</strong> Person durchgeführt wird. Bereits im Jahr<br />

2000 haben sich die Beteiligten auf die Entwicklung eines Instrumentariums zur Teilhabeplanung<br />

geeinigt. Dieses Instrumentarium, <strong>der</strong> Individuelle -Teilhabeplan (THP), liegt<br />

nunmehr vor und wird ab dem Jahr 2003 bei den Personen, die Einglie<strong>der</strong>ungshilfe<br />

o<strong>der</strong> Hilfen in beson<strong>der</strong>en sozialen Schwierigkeiten benötigen als Grundlage für eine<br />

individuelle Teilhabeplanung verwendet.“<br />

(Zitiert nach <strong>der</strong> Internetseite http://www.masfg.rlp.de/Soziales/; Februar 2009)<br />

Thrombose =<br />

Die Thrombose ist eine Gefäßerkrankung, bei <strong>der</strong> sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in<br />

einem Gefäß bildet. Obwohl Thrombosen in allen Gefäßen auftreten können, meint man<br />

meist eine Venenthrombose.<br />

105


Vestibulär =<br />

Den Gleichgewichtssinn betreffend.<br />

Visuell =<br />

Das Sehen betreffend.<br />

106


15 Literatur und Quellenangaben<br />

Bifos 2001 - Wörterbuch für leichte Sprache./Wir vertreten uns selbst! (Hrsg.),<br />

bifos Schriftenreihe, 3. überarbeitete Auflage 2001.<br />

Bleidick 1995 - Einführung in die Behin<strong>der</strong>tenpädagogik./ Bleidick, Ullrich u.a.,<br />

3 Bände, 5. Auflage, Stuttgart 1995.<br />

Cramer 2003 – Werkstätten für Behin<strong>der</strong>te Menschen./ Cramer, Horst C.,<br />

Verlag C. H. Beck, 3. Auflage, München 2003.<br />

Erikson 1966 - Identität und Lebenszyklus. Erikson, E.H., Suhrkamp Taschenbuch<br />

Verlag: Frankfurt am Main, 1. Auflage 1973.<br />

Fröhlich 1998 - Basale Stimulation - Das Konzept./ Fröhlich, Andreas,<br />

Düsseldorf 1998.<br />

Goffman 1971 - Verhalten in sozialen Situationen. Strukturen und Regeln <strong>der</strong> Interaktion<br />

im öffentlichen Raum./Goffman, Erving,<br />

Bertelsmann Verlag, Gütersloh 1971.<br />

Gröschke 1997 - Praxiskonzepte <strong>der</strong> Heilpädagogik. Anthropologische, ethische<br />

und pragmatische Dimensionen/ Gröschke, Dieter,<br />

2., neu bearb. Aufl., München 1997.<br />

Günther/Bergler 1992 - Arbeitsplatz stationäre Jugendhilfe. Ergebnisse einer vergleichenden<br />

Berufsfeldanalyse und Maßnahmevorschläge./ Günther, Rudolf; Bergler, M.,<br />

Frankfurt a. M. (IGfH) 1992.<br />

Heinz, Petra/Küster, Karl Ludwig – Konzeption einer Kombinationseinrichtung für<br />

mehrfachbehin<strong>der</strong>te blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Erwachsene und mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />

nichtsehgeschädigte Erwachsene mit Werkstatt, För<strong>der</strong>werkstatt, För<strong>der</strong>stätte<br />

und Wohnheim, Neuwied 1993.<br />

Metzger/Bentele 1996 - Didaktik und Praxis <strong>der</strong> Heilerziehungspflege / Bentele,<br />

Peter; Metzger, Thomas,<br />

LAMBERTUS-VERLAG Ein Lehrbuch, 3. Auflage, 1998.<br />

Schubert/Zink 1998 – Qualitätsmanagement in sozialen Dienstleistungsunternehmen /<br />

Schubert, Hans Joachim; Zink, Klaus J.,<br />

Luchterhand, Berlin 1998.<br />

Speck 1982 - Erwachsenenbildung bei geistiger Behin<strong>der</strong>ung. Grundlagen - Entwürfe<br />

- Berichte. / Speck, Otto (Hrsg.),<br />

Reinhardt, München 1982.<br />

Thesing 1990 - Betreute Wohngruppen und Wohngemeinschaften für Menschen<br />

mit einer geistigen Behin<strong>der</strong>ung / Thesing, Theodor,<br />

Lambertus, Freiburg im Breisgau 1990.<br />

107


VBS 2006 – Mehrfachbehin<strong>der</strong>te, blinde und sehbehin<strong>der</strong>te Menschen brauchen<br />

mehr zum Leben!, VBS (Hrsg.),<br />

Würzburg, 2. Auflage, 2006.<br />

http:// de.wikipedia.org<br />

108


Anlagen<br />

Anlage 1: Platzangebote <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

109<br />

Leutes- Neuwied Kettig Gesamt<br />

dorf<br />

Dauerwohnplätze 15 5 98 118<br />

Kurzzeitwohnen 4 4<br />

Tagesför<strong>der</strong>ung 19 56 75<br />

Arbeitsplätze für<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung 42 42<br />

239


Anlage 2: Schaubild <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

110<br />

Heilpädagogisch-<br />

Therapeutisches<br />

Zentrum Neuwied<br />

gGmbH<br />

(1/3)<br />

Mittelrheinische<br />

Stiftung für Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ung<br />

Verwaltung<br />

SDM – Soziale<br />

Dienstleistungs-<br />

gGmbH Mittelrhein<br />

För<strong>der</strong>verein zu<br />

Gunsten <strong>der</strong><br />

FWS gGmbH<br />

Haus Wein-<br />

bergstraße<br />

Verein für körper-<br />

und mehrfachbehin<strong>der</strong>te<br />

Menschen<br />

e.V., Neuwied-<br />

An<strong>der</strong>nach<br />

(1/3)<br />

Gesellschafter-<br />

versammlung<br />

FWS g GmbH<br />

Geschäftsführer<br />

bergstraße<br />

Haus Leutesdorf<br />

Fachbeirat<br />

Anlage<br />

Kettig<br />

Verein zur Betreuung<br />

blin<strong>der</strong> und<br />

sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong><br />

e.V., Neuwied<br />

(1/3)<br />

Eltern- und<br />

Betreuer-<br />

kreis


Anlage 3: Organigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

BL<br />

Leutesdorf<br />

Gr. 1-3<br />

111<br />

Leitung<br />

Küche<br />

Küche und<br />

Leitung<br />

HW/<br />

HW<br />

BL<br />

Kettig 1<br />

Gr. 1-2<br />

TAF 1/2<br />

Heimleitung<br />

Gr. 3-4<br />

TAF 3/4<br />

BL<br />

Kettig 2<br />

Gr. 5-6<br />

TAF 5/6<br />

BL<br />

Kettig 3<br />

Nachtwachen<br />

Beauftragter für<br />

Pflege und Nachtdienst <br />

Qualitätsmanagement<br />

Begl.<br />

Dienste<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführer<br />

Leitung<br />

WfbM<br />

Sozialdienst<br />

Arbeitsschutz<br />

Hygiene-<br />

management<br />

WfbM<br />

Haus<br />

Weinb.<br />

BL<br />

Kettig 4<br />

Begl.<br />

Dienste<br />

Heimleitung<br />

BL<br />

Kettig 5<br />

Gr. 7-8<br />

TAF 7/8<br />

Gr. 9-10<br />

TAF 9/10<br />

BL<br />

Kettig 6<br />

Gr. 11-12<br />

TAF 11/12<br />

Leitung<br />

Haustechnik<br />

Haustechnik


Anlage 4: Bewohnerorganigramm <strong>der</strong> För<strong>der</strong>- und Wohnstätten gGmbH<br />

112


Anlage 5: Die Gesellschafter <strong>der</strong> FWS gGmbH:<br />

113<br />

� Heilpädagogisch Therapeutisches Zentrum<br />

Beverwijker Ring 2<br />

56564 Neuwied<br />

℡ 02631 9656-0<br />

���� 02631 55773<br />

eMail: info@htz-neuwied.de<br />

www.htz-neuwied.de<br />

Geschäftsführer: Wilbert Peifer<br />

� Verein zur Betreuung blin<strong>der</strong> und sehbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> e.V.<br />

Feldkircher Str. 100<br />

56567 Neuwied<br />

℡ 02631 9700<br />

���� 02631 970180<br />

eMail: Verein-Blin<strong>der</strong>-Kin<strong>der</strong>@t-online.de<br />

www.verein-blin<strong>der</strong>-kin<strong>der</strong>.de<br />

Vorsitzende: Petra Heinz<br />

� Verein für körper- und mehrfachbehin<strong>der</strong>te Menschen e.V.<br />

c/o HTZ<br />

Beverwijker Ring 2<br />

56564 Neuwied<br />

℡ 02631 9656-0<br />

���� 02631 55773<br />

eMail: info@htz-neuwied.de<br />

www.htz-neuwied.de<br />

Vorsitzende: Heidrun Walburg<br />

Die FWS gGmbH ist Mitglied des:<br />

� Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Rheinland-<br />

Pfalz/Saarland e.V.<br />

Feldmannstr. 92<br />

66119 Saarbrücken<br />

℡ 06 81 9 26 60-0<br />

���� 06 81 9 26 60-40<br />

eMail: info.rps@paritaet.org<br />

www.paritaet-rheinland-pfalz-saarland.de<br />

Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Krause<br />

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband vertritt den Gesellschafter HTZ in<br />

<strong>der</strong> Gesellschafterversammlung.


114<br />

�<br />

An dieser Stelle möchten wir einen Dank an alle aussprechen, die zum<br />

Gelingen dieser <strong>Gesamtkonzeption</strong> beigetragen haben.

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