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Monsterkühlschrank

Ein Blick in das Buch "Monsterkühlschrank" von Werner Jürgens.

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„Isch seh‘ Sie sinn musisch inderessiert. Das isd än Schlagzeug, niwahr?“,<br />

konstatierte mein Gegenüber. „Schlaumeier“, dachte ich still und heimlich,<br />

sagte aber lieber nichts, sondern nickte nur. Dass mein recht umfangreiches<br />

Reisegepäck tatsächlich weitgehend aus Schlagzeugzubehör<br />

bestand, ließ sich nicht leugnen. Der von Neonlicht grell illuminierte<br />

Raum mit muffigem Büro-Mobiliar und schmucklos-schlichter Tapete<br />

versprühte indes alles andere als Kaffeekränzchen-Atmosphäre. Dazu<br />

als Ostfriese mitten in Ost-Berlin auf einen offenkundig waschechten<br />

Sachsen zu treffen, machte die Situation für mich nur noch absurder. Ich<br />

befand mich in einer Amtstube am Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße.<br />

Mein Gegenüber war ein uniformierter DDR-Grenzbeamter, der<br />

vorher meinen Pass kontrolliert und mich anschließend mitsamt meinem<br />

Gepäck hierher beordert hatte.<br />

Friedrichstraße, Backstage<br />

Ich fuhr zwischen Mitte und Ende der 80er Jahre regelmäßig mit einer<br />

Studentengruppe aus Göttingen nach Ost-Berlin. Dort kamen wir für<br />

mehrere Tage in einem theologischen Wohnheim unter, wo wir mit den<br />

dortigen Bewohnern gemeinsame Blockseminare veranstalteten. Die hatten<br />

allerdings mehr Alibi-Funktion. Wesentlich wichtiger war uns der<br />

gemütliche Teil. In dieser Hinsicht herrschte lange vor dem Mauerfall<br />

uneingeschränkte Einheit zwischen Ost und West. Auch beim Musikgeschmack<br />

lagen wir kaum auseinander. So waren wir auf die Idee verfallen,<br />

das anstehende Treffen mit einem Live-Konzert zu krönen. Während<br />

unsere Gastgeber sich um die Verstärkeranlage kümmern sollten, wollten<br />

wir unsere eigenen Instrumente mitbringen.<br />

Eigentlich spielte ich E-Gitarre. Die Rolle des Trommlers hatten meine<br />

drei Mitstreiter mir quasi aufgezwungen. Dem nicht eben gerade unauffälligen<br />

Schlagzeug-Set drohte unserer Auffassung nach die größte<br />

Gefahr, konfisziert zu werden. Da ich von uns Musikern am häufigsten<br />

drüben gewesen war, hätte ich im Falle eines Falles die meiste Erfahrung

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