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European Enterprise Award 2007 - Institut für Mittelstandsforschung ...

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INSTITUT fÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG BONN<br />

Maximilianstraße 20 � D 53111 Bonn � Tel: 0049228/729970 � Fax: 0049228/729970<br />

E-mail: post@ifm-bonn.org � Internet: http://www.ifm-bonn.org<br />

© IfM Bonn<br />

Good-Practice-Beispiele und Dokumentation<br />

des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong><br />

zusammengestellt von<br />

Michael Holz<br />

Bonn, im April 2008


Inhalt<br />

I<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Überblick über die fünf Wettbewerbskategorien 2<br />

3. Ausführliche Präsentation von zehn ausgewählten deutschen<br />

Good-Practice-Beispielen <strong>2007</strong> 3<br />

Kategorie 1: Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter<br />

CONTACT-AS e.V.: Entrepreneurship 4<br />

Netzwerk 40plus Bonn/Rhein-Sieg: Netzwerk 40plus <strong>für</strong> Existenzgründerinnen<br />

und Existenzgründer im Alter 40plus 15<br />

RevierA GmbH: Unternehmerinnentag Ruhrgebiet 23<br />

Technische Universität Dortmund - Transferstelle: G-DUR - Gründungen<br />

aus der Wissenschaft in Dortmund und Region 31<br />

XperRegio: XperRegio - Regionalentwicklung durch Förderung regionaler<br />

Experten 40<br />

Kategorie 2: Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung<br />

ECPE <strong>European</strong> Center for Power Electronics e.V.: Industriell getragenes<br />

Forschungsnetzwerk der Leistungselektronik 53<br />

Wolfsburg AG: InnovationsCampus 60<br />

Kategorie 3: Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus<br />

Rhein-Kreis Neuss: Mittelstandsfreundliche Verwaltung - Das<br />

Leuchtturmprojekt im Rhein-Kreis Neuss 68<br />

Kategorie 4: Preis "In Menschen investieren"<br />

Schüler-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technik und angewandte Informatik SITI e.V.:<br />

Havelberger Modell zur Förderung von Unternehmergeist, Innovation<br />

und Technologie-Entwicklung bei Schülern in allen Schulformen 77<br />

Kategorie 5: Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit<br />

nestwärme e.V. Deutschland: nestwärme - Alle Kinder brauchen<br />

Wärme 88<br />

4. Kurzportraits der Wettbewerbssieger auf europäischer Ebene <strong>2007</strong> 96<br />

Kategorie 1: Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter<br />

Wirtschaftsförderung Vejle: Ethnisches Coaching <strong>für</strong> Unternehmensgründer<br />

aus ethnischen Minderheiten in der Region Vejle<br />

(Dänemark) 97<br />

2. Platz: XperRegio: XperRegio - Regionalentwicklung durch Förderung<br />

regionaler Experten (Deutschland) 98


II<br />

Kategorie 2: Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung<br />

Business Initiative Asbl: 1,2,3,GO, das Expertennetzwerk der Großregion<br />

und die Starterprämien" (Luxemburg, Belgien, Deutschland,<br />

Frankreich) 100<br />

Kategorie 3: Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus<br />

Zentrum <strong>für</strong> Registrierungs- und Informationssysteme: Portal <strong>für</strong><br />

Unternehmensregistrierung CreP (Estland) 101<br />

KAVOZ: Széchenyi-Kartensystem (Ungarn) 102<br />

Kategorie 4: Preis "In Menschen investieren"<br />

ICHEC-PME Brüssel: Cap'Ten - übernimm die Regie bei Deinem<br />

eigenen Projekt (Belgien) 103<br />

Kategorie 5: Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit<br />

Dezernat <strong>für</strong> gewerbliche Aktivitäten in der Region Toskana: Fabrica<br />

Ethica (Italien) 104<br />

Großer Preis der Jury<br />

Lan Ekintza-Bilbao: Entwicklung von Gewerberäumen in Bilbao<br />

(Spanien) 105<br />

5. Teilnahmestatistik <strong>2007</strong> 106<br />

6. Zeitlicher Ablauf des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong> 108<br />

7. Zusammensetzung der deutschen Expertenjury <strong>2007</strong> 109


1. Einleitung<br />

1<br />

Die Förderung von Entrepreneurship und eines günstigen Umfelds <strong>für</strong> die Wirtschaft,<br />

insbesondere <strong>für</strong> Klein- und Mittelunternehmen, ist von entscheidender Bedeutung<br />

<strong>für</strong> das Wirtschaftswachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Europäischen<br />

Union.<br />

Die Europäische Kommission zeichnete <strong>2007</strong> zum zweiten Mal herausragende Leistungen<br />

lokaler und regionaler Behörden sowie von öffentlich-privaten Partnerschaften<br />

mit dem in fünf Kategorien vergebenen <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> aus. Prämiert<br />

wurden innovative und erfolgreiche Maßnahmen, die das Unternehmertum durch<br />

Schaffung eines unternehmerfreundlichen Umfelds fördern.<br />

Mit der Vergabe des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> sollen insbesondere<br />

• erfolgreiche Maßnahmen zur Förderung von Unternehmen und Unternehmergeist<br />

ermittelt und anerkannt werden,<br />

• vorbildliche Konzepte und Methoden zur Förderung unternehmerischer Tätigkeit<br />

bekannt gemacht werden,<br />

• der Öffentlichkeit die Rolle des Unternehmers in der Gesellschaft stärker bewusst<br />

gemacht werden und<br />

• potenzielle Unternehmer ermutigt und angeregt werden.<br />

Die Preisträger sollen europaweit als Vorbilder dienen und dazu anregen, günstige<br />

Bedingungen <strong>für</strong> unternehmerische Tätigkeit zu schaffen.<br />

Ausgelobt wurde der Preis in den 27 Mitgliedstaaten der EU, ferner in Island, Norwegen<br />

und der Türkei. Bewerben konnten sich lokale und/oder regionale Behörden und<br />

<strong>Institut</strong>ionen, die in ihrer Region (zumindest) in den letzten beiden Jahren vor der<br />

Preisverleihung (also 2005 und 2006) mit neuartigen Maßnahmen nachweisbar zur<br />

Entwicklung eines unternehmerischen Umfeldes, der Stärkung unternehmerischer<br />

Initiative, Verhaltensänderungen bei Unternehmen und Verwaltungen beigetragen<br />

haben. Dazu gehören u.a. Städte, Gemeinden, Kreise etc. und auch öffentlich-private<br />

Partnerschaften zwischen Behörden und Unternehmen, Wirtschaftsvereinigungen,<br />

Bildungseinrichtungen etc.<br />

Jedes der o.g. Länder nominierte im Rahmen eines vorgeschalteten nationalen Auswahlprozesses<br />

zwei Kandidaten, die anschließend am Wettbewerb auf europäischer<br />

Ebene teilnahmen.


2<br />

Im Auftrag des Bundesministeriums <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) fungierte<br />

das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Mittelstandsforschung</strong> (IfM) Bonn erneut als zentraler nationaler An-<br />

sprechpartner und Organisator <strong>für</strong> den <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> der EU.<br />

Mit der vorliegenden Publikation möchte das IfM Bonn den Verlauf und die Ergebnisse<br />

des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong> dokumentieren. Im zweiten Kapitel werden<br />

zunächst die fünf Wettbewerbskategorien kurz beschrieben. Anschließend folgt die<br />

ausführliche Präsentation von innovativen und erfolgreichen Good-Practice-<br />

Beispielen aus Deutschland, die im Rahmen der deutschen Vorausscheidung in die<br />

engere Wahl gelangten. Danach werden im vierten Kapitel die Sieger des Wettbewerbs<br />

auf europäischer Ebene anhand von Kurzportraits vorgestellt. Im fünften Kapitel<br />

schließt sich eine Auswertung von statistischen Daten zur Beteiligung am <strong>European</strong><br />

<strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> auf deutscher und europäischer Ebene an. Das folgende Kapitel<br />

zeichnet den zeitlichen Ablauf des Wettbewerbs <strong>2007</strong> nach. Abschließend wird die<br />

Zusammensetzung der hochkarätig besetzten deutschen Expertenjury benannt.<br />

Die Dokumentation soll einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf<br />

diese Weise möchte das IfM Bonn dazu beitragen, beispielhafte Initiativen und Praxismodelle<br />

überregional bekannt zu machen. Nachdem 2006 bereits die Initiative <strong>für</strong><br />

Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) Baden-Württemberg zu den<br />

europäischen Preisträgern zählte, errang die Initiative "XperRegio" aus Niederbayern<br />

<strong>2007</strong> einen hervorragenden zweiten Platz und untermauerte damit den ausgezeichneten<br />

internationalen Ruf der deutschen Unterstützungsleistungen im Bereich<br />

"Entrepreneurship-Förderung".<br />

2. Überblick über die fünf Wettbewerbskategorien<br />

Die Europäische Kommission hat im Jahr <strong>2007</strong> den <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> wiederum<br />

in den fünf Kategorien des Vorjahres ausgeschrieben.<br />

Kategorie 1: Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter<br />

• Aktionen, die eine unternehmerische Kultur und Denkweise fördern und die die<br />

Bedeutung von Entrepreneurship im Bewusstsein der Gesellschaft steigern,<br />

Kategorie 2: Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung<br />

• Politiken, die neugegründete und bestehende Unternehmen fördern und Investitionen<br />

anlocken, besonders in benachteiligten Regionen,


Kategorie 3: Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus<br />

3<br />

• Maßnahmen zur Vereinfachung von Verwaltungsverfahren <strong>für</strong> Unternehmen, insbesondere<br />

<strong>für</strong> Existenzgründungen,<br />

Kategorie 4: Preis "In Menschen investieren"<br />

• Initiativen zur Ausbildung und Schulung von (zukünftigen) Unternehmern inkl. der<br />

Schaffung und Stärkung von Beziehungen zwischen der Wirtschaft und dem Bildungssektor,<br />

Kategorie 5: Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit<br />

• verantwortungsbewusste unternehmerische Initiativen, die die gesellschaftliche<br />

Verantwortung von Unternehmen und nachhaltige Geschäftspraktiken im sozialen<br />

und/oder Umweltbereich fördern.<br />

Zusätzlich vergab die Europäische Kommission einen Großen Preis der Jury <strong>für</strong> die<br />

kreativste und am stärksten zur Nachahmung inspirierende Initiative.<br />

3. Ausführliche Präsentation von zehn ausgewählten deutschen Good-<br />

Practice-Beispielen <strong>2007</strong><br />

Zur Verbreitung von innovativen und erfolgreichen Good-Practice-Beispielen möchte<br />

das IfM Bonn im Folgenden diejenigen zehn deutschen Projekte ausführlicher vorstellen,<br />

die bei der nationalen Vorausscheidung in die engere Wahl gelangten. Die<br />

Präsentation der Good-Practice-Beispiele stützt sich auf die von den jeweiligen Projektträgern<br />

eingereichten (z.T. aktualisierten) Projektbeschreibungen.<br />

Die Reihenfolge der Projekte innerhalb der fünf Wettbewerbskategorien spiegelt keine<br />

qualitative Wertigkeit wider, sondern ergibt sich einzig aus der alphabetischen<br />

Sortierung der Projektträger.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

4<br />

Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

CONTACT-AS e.V.:<br />

Entrepreneurship<br />

Postanschrift: Kanalstraße 33<br />

73728 Esslingen<br />

Bundesland: Baden-Württemberg<br />

Web-Adresse: http://www.entrepreneure.eu<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Eva Adam, Geschäftsführerin<br />

Telefon: 0711-397-3528<br />

Fax: 0711-397-3529<br />

e-mail: eva.adam@contact-as.de<br />

Zeitplan: Entrepreneurship wird seit dem Sommersemester<br />

2002 als Zusatzfach / Wahlpflichtfach<br />

<strong>für</strong> Studierende aller Fakultäten<br />

studienbegleitend angeboten.<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

CONTACT-AS e. V. ist ein gemeinnütziger Verein der Hochschulen Esslingen, Nürtingen<br />

und Stuttgart. Seine Kernaufgabe besteht in der Beratung von Ideenträgern<br />

und Gründungswilligen an unseren Hochschulen als Schnittstelle zwischen Hochschulen<br />

und Wirtschaft. Wir begleiten und beraten unternehmerisch aktive Menschen<br />

– Unternehmer, Gründer, motivierte Studierende und Unternehmensnachfolger.<br />

Dieses ist uns nur durch die hochschulinterne Vernetzung mit Professoren, Assistenten<br />

und Mitarbeitern, sowie extern mit der Vernetzung in die regionale Politik und<br />

Wirtschaft möglich.<br />

Contact-AS e.V. wird getragen durch die beteiligten Hochschulen und gefördert durch<br />

die Initiative <strong>für</strong> Existenzgründungen und Unternehmensnachfolge (ifex) des Wirtschaftsministeriums<br />

Baden-Württemberg mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.


B. Projektbeschreibung<br />

5<br />

Geschichte des „Fakultätsübergreifenden Zusatzfachs Entrepreneurship“ <strong>für</strong><br />

alle Studierenden der Hochschule Esslingen<br />

Die Hochschule Esslingen entschied sich 2001 <strong>für</strong> eine fakultätsübergreifende Ausbildung<br />

<strong>für</strong> die Studierenden, die sich zu Entrepreneurship „berufen“ fühlen. Im<br />

Sommersemester 2002 konnte erstmals das Zusatzfach „Entrepreneurship“<br />

(www.entrepreneure.eu) mit 27 ausgewählten Studierenden aus allen Fakultäten an<br />

der Hochschule starten. Mit dem Programmstart waren <strong>für</strong> die Studierenden der<br />

Hochschule <strong>für</strong> Sozialwesen mindestens sechs Plätze reserviert. „Entrepreneurship“<br />

startete hochschul- und fakultätsübergreifend.<br />

Um den Studierenden auch unternehmerische Kompetenzen praxisbezogen zu vermitteln,<br />

konnte 2002 über Drittmittel das fakultätsübergreifende vier-modulige Zusatzfach<br />

Entrepreneurship erfolgreich eingeführt werden. Seit 2004 tragen die Hochschule<br />

Esslingen und CONTACT-AS e.V. die Finanzierung des Angebots. Für die wissenschaftliche<br />

qualitative Leitung steht Prof. Dr. Helmut Kohlert. Die Qualität der Umsetzung<br />

und Begleitung der Studierenden wird durch CONTACT-AS e.V. gewährleistet.<br />

Eine Mitarbeiterin der Hochschule Esslingen, die CONTACT-AS e.V. zugeteilt ist,<br />

setzt mindestens 50% ihrer Arbeitszeit <strong>für</strong> „Entrepreneurship“ ein.<br />

Lehre, Beratung und Förderung von potentiellen Unternehmern eng verzahnt<br />

An der Hochschule Esslingen gibt es seit 1999 CONTACT-AS e.V. (www.contactas.de)<br />

zur unterstützenden Begleitung Studierender mit Geschäftsideen oder Nachfolgeambitionen.<br />

Kernimpuls dieser Begleitung ist das handlungsorientierte Lernen<br />

der Studierenden über eigene unternehmerische Projekte. Die potentiellen Gründer<br />

können die Hochschulressourcen nutzen, um selber zu einer Entscheidungsgrundlage<br />

zu kommen, ob das Projekt umsetzbar sein kann oder besser nicht. Heute gibt es<br />

an der Hochschule Esslingen ein in Deutschland einmaliges Programm durch die<br />

Kombination von Lehre, Beratung und Förderung der gründungsbegeisterten Studierenden.<br />

Wie wird Entrepreneurship angeboten?<br />

Bis zum Wintersemester 2005 konnten die Studierenden aller Fakultäten „Entrepreneurship“<br />

als Wahlpflichfach belegen. Mit einem in die Diplomstudienprüfungsordnung<br />

integrierten Lehrangebot an allen Fakultäten. Mit der Bachelorumstellung fiel<br />

die Entscheidung, die Eigenmotivation der zukünftigen Entrepreneure bewusst zu


6<br />

fördern. Das bedeutete <strong>für</strong> die Verantwortlichen, eine Einbettung von Entrepreneur-<br />

ship zu schaffen, wo nicht die Benotung <strong>für</strong> die Studierenden im Vordergrund steht,<br />

sondern der freiwillige Mehreinsatz <strong>für</strong> die Ausbildung der unternehmerischen Kom-<br />

petenzen. Heute engagieren sich die Studierenden <strong>für</strong> ein im Abschlusszeugnis auf-<br />

geführtes freiwillig belegtes Zusatzfach, wenn alle 4 Module erfolgreich abgeschlos-<br />

sen wurden.<br />

Wer ist die Zielgruppe der „Entrepreneurship Zusatzausbildung“?<br />

Unter den 30 ausgewählten Studierenden befinden sich zu jeweils einem Drittel Studierende<br />

mit der Motivation nach Ihrem Studium und einer Praxisphase ein eigenes<br />

Unternehmen zu gründen. Ein weiteres Drittel kommt aus einer Unternehmerfamilie<br />

und plant eine familieninterne Unternehmensnachfolge. Das letzte Drittel möchte in<br />

einem Unternehmen unternehmerische Verantwortung übernehmen. Wir definieren<br />

diese Zielgruppe als Unternehmer im Unternehmen („Intrapreneure“). Grundsätzlich<br />

definieren sich die Entrepreneure selber mit einem „starken Willen mehr zu leisten“<br />

und neben ihrer Fachkompetenz zusätzliche Skills zu entwickeln.<br />

Wichtige Programmpfeiler „Entrepreneurship“<br />

• Studierende lernen unternehmerisches Denken und Handeln durch die Ausarbeitung<br />

realer Gründungen, Nachfolgen, innovativer Projekte aus der klein- und mittelständischen<br />

Industrie.<br />

• Zugang ab dem zweitem Studienabschnitt <strong>für</strong> Studierende mit eigener Idee,<br />

Nachfolge oder unternehmerischer Ambition in Klein- und Mittelständischen Unternehmen.<br />

• Die Lehrmethode folgt dem praxisnahen Prinzip unserer Hochschule, Vermittlung<br />

des heutigen Wissensstands, Übungen und Methodenvielfalt in interdisziplinären<br />

Lerngruppen, Umsetzen in die Praxis durch eigene „bankakzeptierte“ Businesspläne<br />

auf sehr hohem Niveau.<br />

• Im Mittelpunkt von Entrepreneurship stehen drei Entwicklungsfelder zum Unternehmer:<br />

1. Entwicklung der unternehmerischen Persönlichkeit durch Selbststeuerung und<br />

Coaching<br />

2. Methodenlernen & Marketing <strong>für</strong> neue Ideen bis zur Umsetzung in ein Unternehmen<br />

3. betriebswirtschaftliche Kenntnisse, mit dem Fokus auf Unternehmensführung<br />

und Finanzierung


7<br />

• Die Abende zur Aufarbeitung der Lehrbriefe werden durch Lehrbeauftragte gestal-<br />

tet. Hier<strong>für</strong> werden bewusst Unternehmer engagiert. Der Hochschulprofessor ist<br />

in der Funktion des Programmmanagers und nimmt die Prüfungen ab.<br />

• Die Gruppenstärke darf nicht mehr als 30 ausgewählte Studierende sein, um die<br />

Interaktion in den Präsenzveranstaltungen und die Qualität zu gewährleisten.<br />

• Es wird interdisziplinär gearbeitet. Zielgruppe sind zu zwei Dritteln Studierende<br />

aus den technischen Fakultäten und den sozialen Studiengängen. Maximal wer-<br />

den sechs Studierende aus den betriebswirtschaftlichen Disziplinen (meist ohne<br />

eigene Nachfolge und Gründungsideen) aufgenommen.<br />

• Modul 1 „Entwicklung der unternehmerischen Persönlichkeit“ ist ein zentraler<br />

Baustein und wird mit einer eigens <strong>für</strong> Entrepreneurship entwickelten „Massenco-<br />

aching Methode“ auf systemischer Basis durchgeführt. Ziel ist hier die Entwick-<br />

lung der Selbstcoaching-Kompetenz und Führungskompetenz der Entrepreneure.<br />

• Entrepreneurship startet jedes Semester und kann von den Studierenden sehr<br />

flexibel der Studienplanung angepasst werden.<br />

• In das Programm werden angehende Unternehmer und Alumni von allen drei<br />

CONTACT-AS e.V. -Partnerhochschulen, sowie aus der Region Esslingen, Nür-<br />

tingen, Geislingen, Göppingen und Stuttgart bedarfsorientiert integriert.<br />

• Unternehmer aus dem CONTACT-AS e.V. Netzwerk können immer Projekte z.B.<br />

Themen zur Expansion, Unternehmensneuausrichtung, Einführung neuer Produk-<br />

te / Dienstleistungen den Entrepreneuren zur Bearbeitung in Modul 3 bis Modul 4<br />

anbieten.<br />

Das Entrepreneurship-Curriculum<br />

Pro Semester werden immer alle 4 Module parallel angeboten. Bis zu 120 Studierende<br />

aller Fakultäten verteilen sich auf die 4 Module oder pausieren gerade wegen Ihres<br />

Praxissemesters beziehungsweise wegen ihrer Auslandsaufenthalte.<br />

Wie ein Programm aufgebaut ist, das so viele Studierenden zu zukünftigen Unternehmern<br />

ausbilden kann, zeigt die folgende Graphik. Hier ist der Aufbau der 4 Module<br />

des Entrepreneurship-Zusatzfaches an der Hochschule Esslingen verbildlicht.


8<br />

Inhalte: Theorie und Praxis – eng verwoben<br />

Lernziel Unternehmer-<br />

Persönlichkeit<br />

Inhalte<br />

Modul 1 Modul 2 Modul 3 Modul 4<br />

Training<br />

Selbstmanagement<br />

U-Führung &<br />

Finanzierung<br />

Bilanzierung<br />

Bilanzanalyse<br />

Marketing<br />

Geschäftsprozesse<br />

Finanzierung<br />

Unternehmens-<br />

Planspiele<br />

Innovation & Trends / Ideenwerkstatt<br />

Persönlichkeitscoaching, Workshops<br />

Werkzeuge &<br />

Methoden<br />

Marketing<br />

Steuern<br />

Recht<br />

Aufbau des<br />

Businessplans<br />

Nachfolge<br />

Eigenes<br />

Praxisprojekt<br />

Experten-<br />

Fragerunden<br />

begleitend zum<br />

Businessplan<br />

Ausarbeitung eines<br />

realen Businessplanes<br />

Persönliche Beratung durch Professoren, Netzwerkpartnern & CONTACT-AS e.V.<br />

Folgende thematischen Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt der Ausbildung:<br />

• Ziel von Modul 1 ist die Entwicklung der unternehmerischen Persönlichkeit“, Einführung<br />

in Trends und Innovationen zum „Entwickeln der Innovationsnase“ der<br />

Entrepreneure.<br />

• Ziel von Modul 2 ist die Entwicklung der Begeisterung der Entrepreneure <strong>für</strong><br />

Grundkenntnisse zur Finanzierung und Unternehmensführung, weiterer Baustein<br />

aus Modul 1 Unternehmerpersönlichkeit, Planspiele.<br />

• Ziel von Modul 3 ist das Ausbauen der Arbeitsfähigkeit zum professionellen<br />

Erstellen eines Investoren tauglichen Geschäftsplanes, parallel arbeiten die<br />

Entrepreneure am Geschäftsplan, weiterer Baustein aus Modul 1 Unternehmerpersönlichkeit.<br />

• Ziel Modul 4 ist, nachdem das ganze Netzwerk den Entrepreneuren zur Verfügung<br />

steht, die Businesspläne in interdisziplinären 1-3-er Teams auszuarbeiten<br />

und einem Gremium zu präsentieren.


9<br />

Jedes Modul besteht aus mindesten sechs Abenden im Semester. In der Zeit zwi-<br />

schen 17:30 und 21:00 Uhr kommen die Studierenden von drei Hochschulstandorten,<br />

um mit den Erfahrungen der Lehrbeauftragten zu arbeiten. Die Skripte sind über den<br />

geschützten Bereich auf der www.entrepreneure.eu Seite von den Studierenden herunterzuladen,<br />

um sich vorzubereiten. Der geschützte Bereich bietet auch zusätzliche<br />

Arbeitshilfen um die Themen und die Unternehmensgründung und –nachfolge.<br />

Die Module 2 und 3 werden mit einer Klausur abgeschlossen. Um die Zusatzbelastung<br />

der Studierenden nicht zu übertreiben, finden die Entrepreneurship Prüfungen<br />

immer einen Monat vor der regulären Prüfungszeit statt. Für die Studierenden ist<br />

durch die Entrepreneurship Abende und Zusatzseminare die Belastung und der Arbeitseinsatz<br />

während des gesamten Semesters sehr groß.<br />

Innerhalb der Nachfolge gibt es <strong>für</strong> alle Studierenden ein Grundangebot. Spezielles<br />

Nachfolgewissen, wie eine Unternehmensbewertung <strong>für</strong> die Unternehmenswertbestimmung,<br />

die Erbschaftsregelungen sind z.B. als freiwillige Abende angesetzt. Alle<br />

Abende sind offen <strong>für</strong> Gründer aus der Region Stuttgart und werden auch so hochschulübergreifend<br />

und regional veröffentlicht. Aktuelle Themen von Gründern aus<br />

dem CONTACT-AS e.V. Netzwerk werden an den monatlich stattfindenden Stammtischen<br />

gesetzt, hier werden Entrepreneure genauso integriert. Die Stammtische verfolgen<br />

das Konzept der „in die Tiefe gehenden Impulsvorträge gepaart mit der Chance<br />

zur Fragenklärung. Auch hier setzt sich die Teilnehmerschaft aus Entrepreneuren,<br />

Gründern und über 140 Unternehmern aus dem CONTACT-AS e.V. Netzwerk zusammen.<br />

Das folgende Schaubild zeigt, wie der Praxisanspruch und das handlungsorientierte<br />

Lernen an realen Projekten umgesetzt wird.


Praxis<br />

Theorie<br />

10<br />

Hoher Praxisanteil in der Ausbildung und<br />

Umsetzung des Gelernten in reale Projekte<br />

Referenten: Experten aus den Bereichen Marketing- und<br />

Kommunikation, Banken / Investoren, Wirtschaftsprüfung, Recht<br />

Persönlichkeitstraining<br />

Workshops<br />

Fragerunden<br />

Unternehmens-<br />

Planspiele<br />

Selbststudium:<br />

Skripte und Checklisten zum Download auf<br />

www.entrepreneure.eu<br />

Ausarbeitung eines<br />

realen Businessplanes<br />

Präsenzzeit / Seminare:<br />

Vermittlung theoretischer Grundlagen<br />

+<br />

50 – 100 % gemeinsames Umsetzen<br />

anhand aktueller Fallbeispiele und<br />

eigener Businesspläne<br />

Präsenzbibliothek zum Thema Unternehmensgründung und<br />

-führung bei CONTACT-AS<br />

Praxis<br />

Theorie<br />

Einblick in die Themen der Geschäftspläne der 21 Absolventen Modul 4 in SS<br />

07 / Kooperationen<br />

Die Studierenden erarbeiten entweder die eigenen Ideen und Nachfolgen (2/3 der<br />

Pläne), oder 1/3 der Studierenden bringen Projekte aus ihren Praxissemestern und<br />

Diplomarbeiten mit. Gerade in den Bereichen der erneuerbaren Energien, Nischen<br />

innerhalb Fahrzeugtechnik und in der Steuerung / Informationstechnologie sind diese<br />

Projekte aus kleineren und mittelständischen Unternehmen.<br />

Im letzten Semester hat z.B. ein Studierender, kombiniert mit seiner Diplomarbeit, <strong>für</strong><br />

ein großes international tätiges Unternehmen einen Businessplan <strong>für</strong> den Aufbau<br />

einer Produktionsstätte in Osteuropa ausgearbeitet. Er leitet heute als Berufseinsteiger<br />

dieses Projekt und ist <strong>für</strong> die Umsetzung verantwortlich. In diesem Jahr arbeiten<br />

zwei Teams an der Markteinführung <strong>für</strong> den Motorrad-Rennsport. Auftraggeber ist ein<br />

kleineres Unternehmen. Immer mehr Industriepartner übertragen „Entrepreneuren“<br />

die Businessplanausarbeitung <strong>für</strong> Projekte zwischen Entwicklung und Markteinführung.


Qualitätskontrolle<br />

11<br />

Seit Start des Entrepreneurship-Programms findet eine ständige Evaluierung der Inhalte<br />

und Lehrbeauftragten statt. Durch die Begleitung der Abende durch CONTACT-<br />

AS e.V. findet eine ständige Qualitätskontrolle statt und Rückmeldungen von den<br />

Studierenden und Lehrbeauftragten werden direkt aufgegriffen und zum nächsten<br />

Semester eingearbeitet.<br />

Durch die jahrelange Zusammenarbeit mit den Lehrbeauftragten, die genauso im<br />

Abschlussgremium vertreten sind, konnten sich die Lehrbeauftragten durch die<br />

Rückmeldungen immer mehr auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einstellen. Gerade<br />

in Modul 4 beweisen hier die Lehrenden und Studierenden, dass aktive Auseinandersetzung<br />

mit den eigenen Projekten über die Beratungen durch die Lehrbeauftragten<br />

und anderen Studierenden ein Lernen besonderer Art ermöglicht.<br />

Weiterentwicklung<br />

Entrepreneurship wird noch stärker anstreben, Projektmanagement und Werkzeuge<br />

der Unternehmensführung in das Programm zu integrieren. Genauso ist geplant, mit<br />

den Fördermitteln in Zukunft <strong>für</strong> die Fakultäten mit starkem Interesse <strong>für</strong> Entrepreneurship<br />

und einer hohen Selbständigkeitsquote nach dem Studium ein „Einführungsmodul<br />

Entrepreneurship“ aufzubauen. In der Pflege haben wir in den letzten<br />

Semestern mit einem Seminar im 7. und 8. Semester „Von der Idee zur Umsetzung<br />

im sozialen Bereich“ gestartet. Hier werden externe Projekte wie z.B. eine Pflegeheimerweiterung<br />

um einen ambulanten Dienst genauso bearbeitet, wie eigene Ideen<br />

wie z.B. die Gründung eines integrativen Kinderhauses. Wir werden branchen- und<br />

damit fakultätsspezifisch um die Themen Trends und Innovationen, Finanzierung von<br />

Gründungen und Tools und Werkzeuge der Unternehmensführung das Angebot erweitern.<br />

In der Weiterbildung planen wir einen berufsbegleitenden Zertifikatslehrgang <strong>für</strong> unternehmerisch<br />

handelnde Mitarbeitende in kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />

und Absolventen unserer Hochschulen über Drittmittel finanziert aufzubauen.<br />

Hier wird die Kooperationen mit den Unternehmen im Vordergrund stehen, die es<br />

den Teilnehmenden ermöglicht, an ihren eigenen mitgebrachten Fallbeispielen (Cases)<br />

zu lernen.


C. Ergebnisse des Projekts<br />

Zahlen zu Entrepreneurship:<br />

12<br />

Um interdisziplinäre Gruppenarbeit zu gewährleisten, werden maximal 30 Studierende<br />

aus allen Fakultäten als Entrepreneure in einem Auswahlverfahren ausgewählt.<br />

Auf die 30 Plätze pro Semester bewerben sich zwischen 50 und 70 Studierende aller<br />

Fakultäten <strong>für</strong> die Teilnahme an allen 4 Modulen. Durch persönliche Veränderungen<br />

wie Studienwechsel, Verlassen der Hochschule und Überlastungen brechen circa 1/6<br />

der Studierenden bis zum Start des Moduls 4 ab. Diese Auslese gestattet den Teilnehmenden<br />

eine intensivere Arbeit im Modul 3 und Modul 4.<br />

280 Studierende, davon 152 aus den Grunddisziplinen der Technik, 32 aus der sozialen<br />

Arbeit und Pflege und 55 aus der technischen Betriebswirtschaft sowie 17 externe<br />

angehende Unternehmer aus der Region oder Partnerhochschulen haben dieses<br />

Programm in den letzten 4,5 Jahren gewählt.<br />

Bis zum WS 06/07 haben 96 das Programm absolviert. Mit den Abschlusspräsentationen<br />

der Businesspläne vor einer Fachjury aus Wirtschaft, Finanzwesen und Hochschule<br />

vom 13. bis 14. Juni <strong>2007</strong> werden es 116 Absolventen sein. 136 Studierende<br />

befinden sich aktuell in den 4 Modulen. Die Graphik „Aufteilung der 280 Teilnehmenden“<br />

zeigt, wie die Studierenden aller Disziplinen in diesem Programm interdisziplinär<br />

arbeiten.<br />

Aufteilung der 280 Teilnehmenden<br />

24 17<br />

55<br />

32<br />

63<br />

73<br />

16<br />

Wirtschaftswissenschaften 19,6 %<br />

klassische Ingenieurwissenschaften 22,5 %<br />

Chemie / Biotechnologie 5,7 %<br />

Informationstechnologie, Mechatronik 26,1 %<br />

Soz. Arbeit / Pflege 11,4 %<br />

Versorgungstechnik, Energie, Umwelt 8,6 %<br />

Einzelmodulteinehmende, Alumnis, Gründer 6,1 %<br />

Mit einem Abschlusszertifikat und einer Note im Diplomzeugnis schließen nur die<br />

Studierenden ab, die alle vier Module erfolgreich belegen und einen Businessplan<br />

bearbeitet haben. Die Studierenden, die nicht alle Module belegen, bekommen Zerti-


13<br />

fikate über die einzelnen Module, wenn die Prüfungen am Ende des Moduls bestan-<br />

den wurden. Strategie ist es von Anfang an gewesen, dieses Zertifikat in Unterneh-<br />

men bekannt zu machen. Pro Modul nehmen durchschnittlich 2-4 externe Gäste dieses<br />

Angebot wahr.<br />

Befragungsergebnisse der Entrepreneurshipabsolventen im Mai <strong>2007</strong><br />

Bei einer Onlinebefragung der 96 Entrepreneurship-Absolventen im Mai <strong>2007</strong> haben<br />

47 Absolventen geantwortet. Ziel der Befragung ist es, herauszufinden, was aus den<br />

Absolventen in Bezug auf ihre Berufstätigkeit geworden ist. Sind oder werden die<br />

„Entrepreneurship-Absolventen Unternehmer“?<br />

Die Antwortenden verteilen sich wie folgt auf die Absolventenjahrgänge (im SS04<br />

haben die ersten absolviert):<br />

WS 04/05 9 SS05 8 WS 05/06 10<br />

SS 06 10 WS 06/07 10<br />

Die Studierenden die an der Befragung teilgenommen haben, verteilen sich wie folgt<br />

auf die Fachdisziplinen / Fakultäten:<br />

Wirtschaftswissenschaften 14<br />

klassische Ingenieurwissenschaften 8<br />

Chemie / Biotechnologie 1<br />

Informationstechnologie, Mechatronik 16<br />

Soz. Arbeit / Pflege 5<br />

Versorgungstechnik, Energie, Umwelt 2<br />

Einzelmodulteilnehmende, Alumnis, Gründer 1<br />

Wo arbeiten die Entrepreneurship Studierenden nach Ihrem Studium?<br />

Gründungsbilanz Mai <strong>2007</strong>:<br />

• 4 haben ein Unternehmen hauptberuflich gegründet (Branche: Maschinenbau, IT)<br />

• 2 Entrepreneure haben das Familienunternehmen inzwischen leitend übernommen<br />

(Branche: Energie & Umwelt, Maschinenbau)<br />

• 17 der Absolventen arbeiten im Angestelltenverhältnis (KMU)<br />

• 18 Absolventen sind in einem Großunternehmen im Angestelltenverhältnis<br />

• 4 Entrepreneurship-Absolventen beenden ihr Studium im Sommersemester 07


14<br />

Die 6 Unternehmer beschäftigen in Vollzeit zwischen je 3-10 Mitarbeitende, in Teilzeit<br />

zwischen 1-8 Mitarbeitende. Eine Absolventin führt in einem KMU 28 Mitarbeitende.<br />

Unsere Erwartungen wurden bei der Frage nach der Gründungswilligkeit der 47<br />

Absolventen in den nächsten 10 Jahren weit übertroffen:<br />

Auf die Frage „ich plane eine Unternehmensgründung oder –nachfolge in __Jahren“<br />

ergab sich folgende Verteilung:<br />

In den nächsten zehn Jahren planen 20 der 47 Entrepreneurship-Absolventen eine<br />

Selbständigkeit, 16 der 20 in den nächsten 5 Jahren. 1 Befragter enthielt sich der<br />

Antwort. 20 gaben an, niemals unternehmerische Verantwortung im eigenen Unternehmen<br />

übernehmen zu wollen. 6 von 47 haben sich schon der Herausforderung als<br />

Unternehmer gestellt.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

15<br />

Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

Netzwerk 40plus Bonn/Rhein-Sieg:<br />

Netzwerk 40plus <strong>für</strong> Existenzgründerinnen und Existenzgründer<br />

im Alter 40plus<br />

Postanschrift: Netzwerk 40plus<br />

c/o Start up Consulting<br />

Kristiane von dem Bussche<br />

Kronprinzenstraße 17<br />

53173 Bonn<br />

Bundesland: Nordrhein-Westfalen<br />

Web-Adresse: http://www.40plus-bonn.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Dipl. Kauffrau Kristiane von dem Bussche<br />

Telefon: 0228-3683282<br />

Fax: 0228-3683283<br />

e-mail: vdb@40plus-bonn.de<br />

Zeitplan: Auftaktveranstaltung November 2003,<br />

4-5 Netzwerktreffen im Jahr,<br />

seit 2004 auch virtuelle Plattform mit<br />

Branchenbuch,<br />

Businessclub 2005-<strong>2007</strong>,<br />

Newsletter 40plus seit 2006<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Das Netzwerk 40plus Bonn/Rhein-Sieg wird gemeinsam betrieben von öffentlichen<br />

und privaten Akteuren im Existenzgründermarkt. Diese sind die Agentur <strong>für</strong> Arbeit,<br />

die IHK Bonn/Rhein-Sieg, die Sparkasse KölnBonn, Start up Consulting, der T-Punkt<br />

Business Bonn (Deutsche Telekom) und die Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn.


16<br />

Die Partner treffen sich regelmäßig, um Netzwerktreffen mit 200-400 Gründungswilli-<br />

gen und UnternehmerInnen 40plus vorzubereiten und gemeinsam über Maßnahmen<br />

zur Weiterentwicklung des Netzwerks und der virtuellen Plattform im Internet zu ent-<br />

scheiden.<br />

Die Kosten <strong>für</strong> das Netzwerk werden anteilig getragen. Gastgeber der Netzwerktreffen<br />

ist jeweils ein Partner. Start up Consulting ist mit der Interessenabstimmung und<br />

Koordination des Netzwerks betraut.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

Situationsbeschreibung<br />

Immer mehr Menschen im Alter 40plus denken über eine Selbständigkeit nach. Anlass<br />

ist die Verwirklichung von Lebensträumen, die Unsicherheit, ob der bestehende<br />

Arbeitsplatz bis zum Rentenalter existiert oder bestehende Arbeitslosigkeit.<br />

In ganz Deutschland, so auch in der Region Bonn/Rhein-Sieg, sind viele Menschen<br />

im Alter 40plus in einer beruflichen Umbruchphase und sind als Arbeitnehmer aufgrund<br />

Ihres Alters nicht oder nur schwer vermittelbar.<br />

In der Region Bonn/Rhein-Sieg und in Köln gibt es zahlreiche Unternehmen und<br />

Netzwerke. Den Initiatoren war jedoch aufgefallen, dass in Gründungsnetzwerken<br />

ältere Gründerinnen und Gründer oft als Mäzene verkannt werden und zu wenig Austausch-<br />

und Kooperationspartner finden. Denn UnternehmerInnen im Alter 40plus<br />

unterscheiden sich von jüngeren Gründern in folgenden Punkten:<br />

• Gründerinnen im Alter 40plus haben Berufserfahrung.<br />

• Das knappste Ressource bei Gründungen 40plus ist die Zeit, nicht das Geld.<br />

• Gründung im Alter 40plus als Chance, nach einer beruflichen Auszeit (eigene<br />

Krankheit, Pflege Angehöriger, Kinder) wieder in das Erwerbsleben einzusteigen.<br />

• Die neue Rolle „UnternehmerIn“ führt oft zu weit reichenden Änderungen im Privatleben,<br />

oft kennt man vor Gründung kaum Unternehmer, sondern nur angestellt<br />

Erwerbstätige.<br />

• Wer aus einer Anstellung in die Selbständigkeit startet, muss sich auf die geänderten<br />

Rahmenbedingungen einstellen: kein EDV-Support, keine Kollegen, kein<br />

Sekretariat etc.<br />

• 40plus-Gründer haben hohe monatliche Fixkosten, da sie oft eine Familie finanzieren<br />

und einen gewachsenen hohen Lebensstandard erhalten möchten.


Herausforderungen/Aufgaben<br />

17<br />

Gemeinsam mit öffentlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren des Existenzgründermarktes<br />

ein Veranstaltungsformat entwickeln, dass den Besonderheiten der Zielgruppe<br />

gerecht wird und diese anspricht unter Berücksichtigung kleinerer Budgets <strong>für</strong><br />

Öffentlichkeitsarbeit der beteiligten Partner.<br />

kreative Lösung/Förderstrategie<br />

• Schaffung eines in Deutschland einmaligen Netzwerkformates, ausschließlich <strong>für</strong><br />

die Zielgruppe 40plus.<br />

• Erreichen der Zielgruppe durch positive, wertschätzende Ansprache und Auswahl<br />

von Veranstaltungsorten mit hochwertigem Ambiente.<br />

• Einladung zu den Netzwerktreffen ausschließlich über Mail und persönliches<br />

Empfehlungsmarketing. Bewusster Verzicht auf Plakate und Flyer.<br />

• Erhöhung der Verbindlichkeit der Teilnahme bei einer kostenlosen Veranstaltung<br />

durch Versand von personifizierten Eintrittskarten per Mail, deren Abgabe Voraussetzung<br />

zum Einlass sind.<br />

• Nutzung der Internetplattform zum Ausbau und zur Festigung von Netzwerkkontakten<br />

und als Informationsmedium <strong>für</strong> die Zielgruppe.<br />

• Sicherstellung, dass weder im Internet noch bei Veranstaltung etablierte Firmen<br />

mit Werbebannern und Marketingaktivitäten konkurrierende Angebote zu denen<br />

der 40plusUnternehmer untereinander anbieten.<br />

• Einbindung der Zielgruppe in die Weiterentwicklung und Gestaltung des Netzwerkes.<br />

Umsetzung<br />

Das Netzwerk 40plus richtet sich an Personen, die 40 Jahre oder älter sind und über<br />

eine Existenzgründung nachdenken oder ein Unternehmen gegründet haben. Im<br />

Netzwerk sind derzeit 1600 Personen aus der Region. Die Verteilung nach Geschlecht<br />

ist nahezu hälftig. Mittlerweile haben ca. 2/3 der Mitglieder ein Unternehmen<br />

bereits gegründet, 1/3 befindet sich in der Gründungsphase. Beim Start des Netzwerkes<br />

Ende 2002 war die Verteilung in Gründung und nach Gründung noch etwa<br />

hälftig. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. An den Netzwerktreffen nehmen jeweils 200-<br />

400 Unternehmerinnen und Unternehmer teil bzw. Personen, die über eine Existenzgründung<br />

nachdenken. Es haben bislang 15 Netzwerktreffen stattgefunden, jeweils<br />

4-5 im Jahr. Die Veranstaltungsorte werden so gewählt, dass Sie eine Wertschätzung<br />

der Zielgruppe 40plus ausdrücken. Jedes Netzwerktreffen steht unter einem


18<br />

Thema, zu dem ein halbstündiger Fachvortrag gehalten wird. Wenn es sich anbietet,<br />

werden zusätzlich Experten zum Thema im Forum <strong>für</strong> individuelle Gespräche einge-<br />

laden. Dies war zum Beispiel beim Thema Franchise und Steuern der Fall. Nach dem<br />

Fachvortrag folgt ein fünfzehnminütiger Erfahrungsbericht eines 40plus-Gründers<br />

bzw. einer 40plus-Gründerin. Hier werden Erfahrungen aus der Gründungsphase wie<br />

Abgrenzung vom Familienleben im Homeoffice, Einsamkeit, Umgang mit Altkontak-<br />

ten weitergegeben. Im Anschluss folgt ein Get Together mit kleinem Buffet bei Wein<br />

und Kaltgetränken. Hier steht der persönliche Austausch untereinander im Vordergrund.<br />

Auf einer Tauschbörse können unter „Ich suche“ und „ich biete“ Aushänge bis<br />

DIN4 erfolgen, um Bedarfe untereinander zu decken. Hier werden Kooperationspartner<br />

gesucht, Bürogemeinschaften angestrebt, Logoentwicklungen angeboten etc.<br />

Alle Teilnehmenden können eigenes Werbematerial auslegen.<br />

Die virtuelle Plattform www.40plus-bonn.de hat 20.000 unterschiedliche Besucher<br />

der Website im Jahr mit 11.000 Zugriffen im Monat. Enthalten sind Rückblicke auf<br />

vergangene Netzwerktreffen mit Downloadmöglichkeit der dort gehaltenen Vorträge,<br />

Ausblicke auf kommende Veranstaltungen sowie ein Branchenbuch 40plus. Das im<br />

Internetauftritt eingestellte Branchenbuch 40plus wird von den 40plus-<br />

UnternehmerInnen, aber auch von Dritten genutzt, um Aufträge zu vergeben und Kooperationen<br />

zu initiieren. Es herrscht eine hohe Solidarität der 40plus-Unternehmer<br />

und Gründer untereinander und auch von außen wird diesem Netzwerk und den darin<br />

vertretenden Unternehmen viel Sympathie und Unterstützung zuteil.<br />

Ergebnisse<br />

• Auftaktveranstaltung November 2003,<br />

• seitdem 4-5 Netzwerktreffen im Jahr mit 250-400 TN,<br />

• seit 2004 auch virtuelle Plattform des Netzwerkes mit Branchenbuch 40plus,<br />

• Seit 2006 Newsletter 40plus als ergänzendes gedrucktes Medium mit Firmenportraits<br />

und Fachartikeln aus dem Kreis der 40plus-UnternehmerInnen,<br />

• Seit 2006 diverse gezielte Maßnahmen zur Intensivierung des Kontaktes der Mitglieder<br />

untereinander und des Hemmschwellenabbaus,<br />

• Offenheit <strong>für</strong> neue Ideen unter dem Dach von 40plus,<br />

• Überschaubares Gesamtbudget von 8500 Euro/Jahr, anteilig getragen, <strong>für</strong> Organisation,<br />

Öffentlichkeitsarbeit und Support, zzgl. Kosten <strong>für</strong> Bewirtung und Raum<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Gastgeber.


19<br />

Erfolgsfaktoren/Alleinstellungsmerkmale<br />

• Wertschätzung gegenüber den 40plus-Gründern durch ansprechenden hochwertigen<br />

Rahmen der Veranstaltung, positiver Umgang mit dem strukturellen Arbeitsmarktwandel.<br />

• Keine Eingrenzung von Zugangsvoraussetzung nach Qualifikation oder Branche,<br />

nur nach Alter.<br />

• Kommunikation mit den Mitgliedern ausschließlich über Mail.<br />

• Verzicht auf Flyer und Plakate, stattdessen Aktivisierung von Empfehlungsmarketing<br />

bei den Mitgliedern und den Netzwerkpartnern.<br />

• Ansprechender Internetauftritt des Netzwerkes.<br />

Beteiligung von Interessenvertretern<br />

• Beteiligung der Adressaten des Netzwerkes: den GründerInnen und UnternehmerInnen<br />

40plus an der Netzwerkentwicklung.<br />

Beispiele:<br />

Newsletter 40plus<br />

Vier 40plus-Mitglieder geben zusammen eine 4-8 seitigen Newsletter 40plus heraus,<br />

der jeweils zu den Netzwerktreffen erscheint. 40plus-UnternehmerInnen können<br />

gegen Kostenbeitrag darin als Werbemaßnahme Kurzportraits von sich veröffentlichen<br />

oder Fachartikel schreiben.<br />

Stammtisch<br />

Eine Netzwerk40plus-Unternehmerin hat einen monatlich stattfindenden Stammtisch<br />

aufgebaut, um die „großen Netzwerktreffen“ durch Stammtische <strong>für</strong> 20-30<br />

Mitglieder zu ergänzen. Dieser Stammtisch wurde in <strong>2007</strong> ausgegründet, da deren<br />

Stammgäste nicht mehr den Status Gründer/Jungunternehmer haben.<br />

Beteiligung aller Mitglieder an der Themenauswahl der Netzwerktreffen<br />

Die Themen <strong>für</strong> das Folgejahr werden über Abfragen im Netzwerk von den Mitgliedern<br />

über eine Fragebogenabfrage festgelegt.<br />

• Intensivierung der Zusammenarbeit der beteiligten regionalen Projektpartner<br />

durch regelmäßige Arbeitstreffen <strong>für</strong> das gemeinsame Projekt:


• Einbindung der lokalen Bevölkerung:<br />

20<br />

Regelmäßige Presseberichterstattung in der lokalen Tageszeitung und den Infor-<br />

mationsmedien der Veranstaltungspartner<br />

• Kommunikation der Netzwerkidee an Dritte als Best-Practise Beispiel über diver-<br />

se Artikel in regionalen und überregionalen Publikationen, sowie bei folgenden<br />

Veranstaltungen:<br />

auf europäischer Ebene:<br />

- Vortrag „Integration älterer Arbeitnehmer in qualifizierte Beschäftigung- sozialer<br />

Dialog vom 12.-14.11.2004 in Luxemburg im Rahmen des Bildungsprogramms<br />

„Europäischer Sozialer Dialog“ der ETA, mit Unterstützung der Europäischen<br />

Kommission mit TeilnehmerInnen aus 12 europäischen Ländern.<br />

auf Bundes-Ebene:<br />

- Fachtagung in Erfurt der Bundesarbeitsgemeinschaft Arbeit e.V. in Zusammenarbeit<br />

mit dem Landesverband Thüringen zum Thema „Innovations- und Erfahrungpotenziale<br />

Älterer nutzen“, 2004.<br />

- Jahrestagung der Existenzgründerberater der IHK in Berlin 2006<br />

- Empfehlung des DIHK als Best-Practise-Beispiel, 2006<br />

- Expertengespräch/ auf der bundesweiten UnternehmerinnenMesse NewCome in<br />

Stuttgart der bga (Deutsche Gründerinnenagentur), 2006<br />

auf Landesebene:<br />

- Konferenz Seniorenwirtschaft in Bonn des Ministeriums <strong>für</strong> Gesundheit, Soziales,<br />

Frauen und Familie NRW als Teil der „Landesinitiative Seniorenwirtschaft“<br />

- Meeting der 17 T-Punkt-Bussiness Geschäftsstellenleiter (Deutsche Telekom)<br />

aus NRW, 40plus als Best-Practise Beispiel <strong>für</strong> Empfehlungsmarketing<br />

auf regionaler Ebene:<br />

- bei anderen Netzwerken der Region und Gründungsveranstaltungen der 40plus-<br />

Initatoren und Dritten über Referate, Messestände, Zeitungs-, Zeitschrift-, Rundfunk-<br />

und Fernsehbeiträge


Übertragbarkeit<br />

21<br />

Entwicklung eines Lizenzvertrags inkl. Markenschutz zur Übertragung der Idee auf<br />

andere Regionen unter Wahrung der spezifischen Merkmale und Intention dieses<br />

Netzwerks.<br />

Plan <strong>für</strong> die künftige Umsetzung<br />

Die Initiatoren 40plus begrüßen eine dynamische Entwicklung des Netzwerkes und<br />

unterstützen neue Initiativen der Mitglieder des Netzwerkes 40plus Bonn-Rhein-Sieg,<br />

ohne bei allen als Veranstalter aufzutreten.<br />

Wir begrüßen und unterstützen den Aufbau des Netzwerkes 40plus auch in anderen<br />

Regionen und nutzen alle Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit, um andere auf diese<br />

Initiative aufmerksam zu machen. Die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen<br />

wurden da<strong>für</strong> geschaffen. 40plus ist als Marke geschützt, ein Lizenzvertrag<br />

ist erarbeitet und die Internetplattform ist ausbaufähig als Plattform <strong>für</strong> mehrere Städte<br />

mit regionalen und überregionalen Seiten.<br />

Im Wandel ist auch die dem Markt der Älteren zugeordnetem Jahresalter. Wer ist<br />

später Gründer? Dieser Begriff wird immer relativ bleiben. Hinzu kommt, dass bei<br />

einer alternden Gesellschaft sich auch die Bezugsgrößen <strong>für</strong> das „Gründen im Alter“<br />

verschieben. In 20 Jahren werden die 40-50 jährigen bezogen auf die Gesamtbevölkerung<br />

in der BRD als jung gelten, vielleicht wird dann die Gründung 70plus als späte<br />

Gründung bezeichnet. Das Netzwerk 40plus wird sich bedarfsorientiert weiterentwickeln.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

40plus-Netzwerk - Finden und gefunden werden als GründerIn im Alter 40plus<br />

Als die Veranstalter Ende 2003 zum ersten Netzwerktreffen einluden, rechneten Sie<br />

mit 80 Gästen, es kamen 250. Das Netzwerk <strong>für</strong> späte Gründer mit Lebens- und Berufserfahrung<br />

hat unter den vielen Netzwerkangeboten vom ersten Tag an eine Spitzenstellung<br />

eingenommen. Die Besucherzahlen pro Netzwerkveranstaltungen liegen<br />

bei 200-400 Gästen, wobei die Raumkapazitäten uns zwingen, Absagen zu erteilen,<br />

der Bedarf ist eher noch höher.<br />

Ergebnis des Projektes ist, dass die Ansprache per Mail verbunden mit einer Einladung<br />

in einem exklusiven Rahmen die Zielgruppe der 40plus-UnternehmerInnen und


22<br />

Gründungswillige anspricht, da Sie hier die Wertschätzung erfahren, die Sie oft an<br />

anderer Stelle im Rahmen ihrer Bemühungen zur Beendigung der Arbeitslosigkeit<br />

und Aufbau ihrer Existenzgründung vermissen.<br />

In der Adressdatenbank waren in 2005 rund 1300, in 2006 rund 1600 Kontaktdaten<br />

von 40plus GründerInnen und 40plusUnternehmerInnen, die an Einladungen zu den<br />

Netzwerktreffen interessiert sind.<br />

Der Internetauftritt des Netzwerkes www.40plus-bonn.de unterstützt mit seiner virtuellen<br />

Kommunikationsplattform den Bekanntheitsgrad des Netzwerkes, vereinfacht<br />

das Anmeldeverfahren und ermöglicht den Aufbau von Geschäftsbeziehungen über<br />

das Branchenbuch 40plus.<br />

Die Presseresonanz der lokalen Presse war im ersten Jahr nach Gründung am<br />

höchsten, das Netzwerk ist so mittlerweile so bekannt und eingeführt, dass die Berichterstattung<br />

der Lokalpresse abnimmt. Stetig gestiegen ist das überregionale, nationale<br />

und internationale Interesse an dem Projekt, da es eines der wenigen Vorzeigebeispiele<br />

ist, wie man das Thema Arbeitslosigkeit im Alter, Seniorenwirtschaft von<br />

der Anbieterseite positiv besetzt und auf Motivation und Sensibilisierung <strong>für</strong> die<br />

Chancen der Existenzgründung im Alter hinweist.<br />

Die Wirtschaft wird fallweise bei den Netzwerktreffen eingebunden, wenn sich das<br />

thematisch anbietet. Zum Thema Franchise wurden Franchiseverbände und Franchiseanbieter<br />

eingeladen, die noch in dieser Region Franchisenehmer suchten. Zum<br />

Thema Steuern wurden Steuerberater der Region zu einem Expertenforum im Foyer<br />

eingeladen. Es besteht ein hohes Interesse von Wirtschaftsakteuren, einen Zugang<br />

zum Kreis der 40plus-Unternehmer zu bekommen, da dies eine interessante Zielgruppe<br />

ist. Um die Wirtschaftsbeziehungen der 40plus-UnternehmerInnen und Gründungswillige<br />

untereinander zu stärken, verzichten wir aber auf Werbemaßnahmen<br />

von etablierten Unternehmen, die über die oben beschriebene Expertentätigkeit hinausgehen.<br />

Dadurch steigt die Attraktivität des Netzwerks <strong>für</strong> die TeilnehmerInnen, da<br />

diese eine werbeneutrale Plattform zum Erfahrungsaustausch und zum Kennen lernen<br />

als angenehm erleben.<br />

Das Projekt ist hervorragend in andere Regionen in Deutschland und in Europa zu<br />

übertragen. Notwendige Voraussetzung ist hier<strong>für</strong> das Zusammenspiel mehrerer öffentlicher<br />

und privater Akteure des Existenzgründermarktes, die gemeinsam diese<br />

Plattform finanzieren und tragen. Für die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden<br />

Markenschutz und Lizenzvertrag geschaffen.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

23<br />

Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

RevierA GmbH:<br />

Unternehmerinnentag Ruhrgebiet<br />

Postanschrift: RevierA GmbH<br />

Bundesland:<br />

Franz-Arens-Str. 15<br />

45139 Essen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Web-Adresse: http://www.reviera.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Cornelia Sperling<br />

Telefon: 0201-27408-60<br />

Fax: 0201-27408-15<br />

e-mail: c.sperling@reviera.de<br />

Zeitplan: 9. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet 05<br />

10. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet 06<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Beim Unternehmerinnentag Ruhrgebiet arbeiten 20-25 regionale KooperationspartnerInnen<br />

gemeinsam an den Zielen, das Klima <strong>für</strong> Selbstständigkeit im Ruhrgebiet zu<br />

verbessern, die Anzahl von Gründungen durch Frauen zu erhöhen und frauengeführte<br />

Unternehmen beim Unternehmenswachstum zu unterstützen.<br />

Der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet wird seit 1996 jährlich veranstaltet und bietet<br />

Gründerinnen und Unternehmerinnen Foren des Erfahrungsaustauschs, Seminare,<br />

eine Beraterinnen-Insel sowie Kooperations- und Informationsbörsen, bisher <strong>für</strong><br />

6.150 Teilnehmerinnen.<br />

Initiiert wurde das Projekt von Unternehmerinnen (RevierA GmbH), unterstützt von<br />

öffentlichen Beratungseinrichtungen (G.I.B., Beratungsagenturen NRW und Regio-


24<br />

nalstellen Frau & Beruf NRW) und dem Wirtschaftsministerium des Landes NRW.<br />

Dies Public Private Partnership wurde durch die Einbeziehung von Unternehmerin-<br />

nen-Netzwerken und -Verbänden, Wirtschaftsförderungen, Industrie- und Handels-<br />

kammern, Handwerkskammern und Banken in Trägerschaft des Verein Pro Ruhrge-<br />

biet auf eine breite Basis gestellt und hat viele weitere Aktivitäten angestoßen.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

Warum ist der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet seit 11 Jahren eine Erfolgsstory?<br />

• Weil es gelungen ist, das Potenzial erfolgreicher Unternehmerinnen im Ruhrgebiet<br />

zum Nutzen von jüngeren Unternehmen und Gründerinnen zu mobilisieren.<br />

• Weil in der Region Ruhrgebiet alle relevanten Multiplikatoren überzeugt wurden,<br />

beim Unternehmerinnentag Ruhrgebiet zu kooperieren und am Aufbau einer unternehmerinnen-freundlicheren<br />

Infrastruktur mitzuwirken.<br />

• Weil durch die Begegnungen der verschiedenen Interessenvertreter auf der Tagung<br />

neue Projektideen entstanden und umgesetzt wurden, z.B. ein Mentoring-<br />

Projekt, ein virtuelles Unternehmerinnen-Forum, eine Erhöhung der Anzahl von<br />

Frauen in den Gremien der Industrie- und Handelskammern.<br />

• Weil die Tagung durch die Partnerschaft öffentlicher Einrichtungen und Ministerien,<br />

Unternehmen und Verbänden der Wirtschaft getragen wird - mit dem gemeinsamen<br />

Ziel, das Gründungsklima zu verbessern und das Wachstum frauengeführter<br />

Betriebe zu unterstützen.<br />

• Weil das Projekt nicht nur einen individuellen und betrieblichen Nutzen <strong>für</strong> tausende<br />

von Selbständigen hat, sondern zur Weiterentwicklung der Kultur der<br />

Selbstständigkeit in einer ehemaligen Kohle- und Stahlregion beiträgt.<br />

• Weil nicht nur die Anzahl der selbstständigen Frauen im Ruhrgebiet um 30% seit<br />

1995 gestiegen ist, sondern weil sich aus den Gründungen der 80er und 90er<br />

Jahre viele mittelständische Unternehmen entwickelten.<br />

• Weil der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet als größtes Forum in Deutschland das<br />

Medieninteresse an Chefinnen vergrößert hat. Durch Berichte in den Medien werden<br />

Unternehmerinnen sichtbarer und die Vielfalt ihrer Betriebe deutlich.<br />

Hintergrund<br />

Das Ruhrgebiet als ehemalige Kohle- und Stahlregion steckt in einem tiefgreifenden<br />

Strukturwandel. Eine niedrige Frauen-Erwerbsquote und eine niedrige Selbstständigenquote<br />

gehören zum Erbe. In den 90er Jahren entstand eine neue Generation


25<br />

selbstständiger Frauen, die kein Unternehmen erbten, sondern mit eigenen Ressour-<br />

cen kleine Unternehmen gründeten, v.a. im Dienstleistungssektor.<br />

Das Bedürfnis nach Austausch über Gründungsprozesse, Unternehmensentwicklung<br />

und die Rolle als Chefin ist groß – deshalb bildeten sich viele kleine lokale Netzwer-<br />

ke, insgesamt 30 im Ruhrgebiet. Die Initiatorinnen des Unternehmerinnentages -<br />

selbst Unternehmerinnen- hatten die Idee, diese Netzwerke und alle interessierten<br />

Chefinnen einmal im Jahr zum Erfahrungsaustausch zusammenzubringen und<br />

gleichzeitig die Verbindung zu den Wirtschaftsinstitutionen herzustellen. Dies traf<br />

auch auf das Interesse der öffentlichen Beratungs-Einrichtungen, die das Ziel verfol-<br />

gen, Frauen zur Gründung und zum Ausbau ihrer unternehmerischen Aktivitäten zu<br />

motivieren und Unterstützungspotenzial zur Mobilisierung der Wirtschaft bereit zu<br />

stellen.<br />

1996 gab es noch viele Gegenargumente zum 1. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet -<br />

z.B. die Meinung, ein Austauschforum <strong>für</strong> Chefinnen sei überflüssig, weil die Wirtschaft<br />

geschlechtsneutral sei. Aber die große Nachfrage von 370 Unternehmerinnen<br />

und Gründerinnen direkt im ersten Jahr machte klar: hier liegt ein großer Bedarf und<br />

ein riesiges Potenzial.<br />

Im Jahr 2005 trugen 24, im Jahr 2006 insgesamt 27 Kooperationspartner den Unternehmerinnentag<br />

Ruhrgebiet (siehe Programm und Dokumentation). Veranstalterinnen<br />

sind die Initiatorinnen der RevierA GmbH und der Verein pro Ruhrgebiet als Träger.<br />

Mitveranstalterinnen sind die G.I.B. – Gesellschaft <strong>für</strong> innovative Beschäftigungsförderung<br />

mbH, Gründungsnetzwerke und Wirtschaftsförderungen aus sechs<br />

Städten und Regionen des Ruhrgebiets und die Regionalstellen Frau & Beruf NRW,<br />

die sich ihrerseits auch finanziell beteiligen. Der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet<br />

wird gefördert durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW und die Europäische<br />

Union (Fonds <strong>für</strong> Regionale Entwicklung).<br />

9. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet 2005<br />

Den 9. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet am 2. April 2005 im RuhrCongress Bochum<br />

besuchten 725 Teilnehmerinnen. Schwerpunktthema: "Führungskompetenz".<br />

Die Angebote der Tagung wurden zusammen mit den Kooperationspartnern entwickelt<br />

und ermöglichen nicht nur Information, sondern im wesentlichen Kontakte, Kooperation<br />

und Wachstumsanstöße.


26<br />

Einen Magnet bildete die Kooperationsbörse, an der 192 Kooperationswünsche ver-<br />

handelt sowie Branchenspezifische Runden organisiert wurden. Die Kooperationsan-<br />

gebote sind das ganze Jahr im Internet zugänglich – www.u-tag.de<br />

Auf einer Beraterinnen-Insel wurden 74 persönliche Kurz-Beratungen durch Finanz-,<br />

Rechts- oder Steuer-Beraterinnen gebucht, auf der Informationsbörse war an 30<br />

Ständen die Kompetenz der Kooperationspartner abrufbar.<br />

25 Seminar-Angebote <strong>für</strong> Unternehmerinnen und Gründerinnen mit Themen wie z.B.<br />

Risikomanagement, Mitarbeiterführung und Preiskalkulation waren zu 90% ausge-<br />

bucht. Viele wurden auf das Schwerpunktthema „Führungskompetenz“ abgestimmt,<br />

zu dem eine große Podiumsdiskussion mit 300 Teilnehmerinnen sowie Erfahrungs-<br />

austausch-Runden stattfanden.<br />

2005 konnten sich alle Unternehmerinnen-Netzwerke des Ruhrgebietes in kurzen<br />

Vorträgen präsentierten, damit Interessierte einen Überblick über Philosophie und<br />

Aktivitäten erhalten. In diesem Rahmen stellten sich auch die ausländischen Gäste<br />

vor: die beiden Vorsitzenden des marokkanischen Unternehmerinnenverbandes<br />

AFEM.<br />

Während des Jahres konnte die Internetplattform www.u-tag.de durch eine Datenbank<br />

mit 3.500 frauengeführten Unternehmen sowie Informationen über 100 Netzwerke<br />

und Gründungs-Beratungsstellen in NRW erweitert werden.<br />

Außerdem wurde neben der Dokumentation ein schön gestaltetes Buch mit 35 Unternehmerinnen-Porträts<br />

veröffentlicht: „Unternehmenslust - So gestalten Chefinnen<br />

die Wirtschaft“.<br />

Auf weitere Aktivitäten während des Jahres wird im Anschluss an die 10. Tagung<br />

eingegangen.<br />

10. Unternehmerinnentag Ruhrgebiet 2006<br />

Bei der 10. Tagung am 18.3.2006 wurde mit 768 Teilnehmerinnen ein neuer Rekord<br />

erzielt. Bewährte Elemente wie die Kooperationsbörse (248 Gesuche), Beraterinnen-<br />

Insel (92 Beratungen), Seminare (373 Plätze in 21 Seminaren gebucht) und die Infobörse<br />

(40 Aussteller, darunter die Sponsoren Deutsche Bank und PWC) wurden rege<br />

genutzt.<br />

Der Austausch auf dem Unternehmerinnentag ist deshalb so attraktiv, weil junge<br />

Frauen von den Erfahrungen älterer Chefinnen profitieren – 2006 zum Schwerpunkt-


27<br />

thema „Klug investieren“. Ein Vortrag von Prof. Dr. Sonja Bischoff „Wachstum – der<br />

Weg zur optimalen Betriebsgröße?“ stimmte auf das Thema ein, ihm folgte eine Po-<br />

diumsdiskussion. Beim Austausch geht es immer um die Verbindung betriebswirtschaftlicher<br />

Fakten mit der gesellschaftlichen Rolle als Chefin.<br />

2006 besuchten indische Unternehmerinnen aus Andrah Pradesh den Unternehmerinnentag<br />

– dadurch ist ein Blick über den Tellerrand möglich. Vorträge fanden zu<br />

den Themen: Kooperationen, Business Angels, Ausbildung, Mentoring und Unterstützung<br />

<strong>für</strong> Selbstständige in NRW statt.<br />

Die Teilnehmerinnen wurden befragt, welchen Gewinn Ihnen die Tagung bringt – die<br />

Essenz der Antworten: Die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen, Ideen und Anregungen<br />

<strong>für</strong> den unternehmerischen Alltag zu bekommen, einen Überblick über Netzwerke<br />

und Mentoring-Projekte zu erhalten und mit erfahrenen Unternehmerinnen zu sprechen.<br />

„Sollte es weiterhin Angebote dieser Art <strong>für</strong> Unternehmerinnen im Ruhrgebiet oder<br />

NRW geben?“ wurde zu 95% mit „Ja“ beantwortet.<br />

„Inspirationen <strong>für</strong> wirtschaftlichen Erfolg – 10 Jahre Unternehmerinnentag Ruhrgebiet<br />

1996-2006“ – unter diesem Titel wurde die Dokumentation der Tagung 2006 herausgegeben,<br />

in einer Auflage von 2.500 Exemplaren. In ihr sind auch die über die Tagung<br />

hinausgehenden Aktivitäten aufgeführt, die im folgenden kurz aufgeführt werden.<br />

Weitere Aktivitäten und Auswirkungen des Unternehmerinnentag Ruhrgebiet<br />

Wenn auch das Highlight des Projekts der jährliche Unternehmerinnentag ist, so finden<br />

weitere Aktivitäten das ganze Jahr über statt, getragen durch die Kooperationspartner:<br />

• Auf der jährlichen START-Messe <strong>für</strong> GründerInnen und junge Unternehmen im<br />

September 05 und 06 in Essen wurde ein Gemeinschaftsstand „Forum Gründerinnen<br />

und Unternehmerinnen“ realisiert. Die Kooperationsbörse wurde als „goodpractice“<br />

in die Start-Messe integriert. www.start.de<br />

• Die Idee <strong>für</strong> ein Mentoring-Projekt <strong>für</strong> Unternehmerinnen entstand durch Kontakte<br />

zwischen der G.I.B. - Gesellschaft <strong>für</strong> innovative Beschäftigungsförderung und<br />

dem Verband deutscher Unternehmerinnen - VdU. Ergebnis ist das Projekt „TWIN


28<br />

- Two Women Win“. www.gib.nrw.de , www.vdu.de, www.kaete-ahlmann-<br />

stiftung.de<br />

• Die Netzwerke intensivierten ihre Verbindungen untereinander. Auf Initiative von<br />

RevierA entstand die Initiative „Unternehmerinnen NRW – Interessengemein-<br />

schaft der Netzwerke und Verbände“, die Erfahrungsaustausch und politische<br />

Lobbyarbeit leistet. www.unternehmerinnen-nrw.de, www.schoene-aussichten.de,<br />

www.ewmd.org, www.bfbm.de, www.ufh-nrw.de<br />

• Auf jedem Unternehmerinnentag präsentieren sich Schülerinnen-Firmen. Durch<br />

diese Kontakte beteiligten sich mehr und mehr Unternehmerinnen am jährlichen<br />

Girls Day und öffnen ihre Unternehmen <strong>für</strong> interessierte Schülerinnen. www.girlsday.de<br />

• Die Projekte des Verein pro Ruhrgebiet: „Gründer Support Ruhr“, Senior Consulting<br />

und „BAAR“ - Business Angels Agentur Ruhr erreichen über den Unternehmerinnentag<br />

auch die Zielgruppe Frauen. www.proruhrgebiet.de, www.baar-ev.de<br />

• In jedem Jahr sind Migrantinnen beim Unternehmerinnentag dabei. 2005 entstand<br />

das erste Business-Netzwerk Migrantinnen „petek“ im Ruhrgebiet.<br />

www.petekweb.de<br />

• Im Rahmen der vom NRW-weiten Arbeitskreis "Gründungen durch Frauen"<br />

durchgeführten MultiplikatorInnen-Tagung „Gründungspotenzial Frauen – das<br />

Unbekannte bekannter machen“ wurde eine Handreichung <strong>für</strong> Berater und Beraterinnen<br />

zu frauenspezifischen Fragestellungen in der Beratung erstellt.<br />

• Der Unternehmerinnentag hat selbstständige Frauen ermutigt, in Wirtschaftsgremien<br />

mitzuarbeiten - als Beispiel hier das Kammerparlament der IHK Mülheim/<br />

Essen/ Oberhausen: 1996: 1 Unternehmerin, 84 Unternehmer, 1997: 6 Unternehmerinnen,<br />

2005: 11 Unternehmerinnen. www.ihk.de<br />

• Das Public Private Partnership-Modell des Unternehmerinnentages wurde in europäischen<br />

Transferprozessen durch die KooperationspartnerInnen mehrfach vorgestellt<br />

und exemplarisch in der Reihe der "Good Practices in the Promotion of<br />

Female Entrepreneurship" in 2002 positiv ausgezeichnet.<br />

http://europa.eu.int/comm/enterprise/entrepreneurship/craft/craftwomen/bestproject-women.htm<br />

• Der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet hat in ganz Deutschland als Inspiration <strong>für</strong><br />

weitere Tagungen gewirkt – mittlerweile gibt es keine Wirtschaftsregion ohne Un-


29<br />

ternehmerinnen-Veranstaltungen mehr. Die jährlichen Dokumentationen bieten<br />

dazu gute Anregungen.<br />

• Die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit spielt das ganze Jahr über eine große Rolle.<br />

Die Kooperationspartnerinnen werden als Expertinnen zum Thema "Gründungen<br />

und Unternehmertum von Frauen" regelmäßig von Journalistinnen und Journalis-<br />

ten angefragt. Porträts von Unternehmerinnen in den Medien sind anschauliche<br />

Rollenvorbilder und ermutigen zur Selbstständigkeit. www.u-tag-de<br />

Perspektiven des Projektes Unternehmerinnentag Ruhrgebiet<br />

• Förderung der Wachstumsorientierung neu gegründeter und etablierter Unter-<br />

nehmen<br />

• Stabilisierung der Gründungsinfrastruktur<br />

• Vernetzung der frauenspezifischen Netzwerke mit traditionellen Wirtschaftsnetzwerken<br />

• Mobilisierung einer größeren Zahl von Unternehmerinnen zur Kandidatur in Wirtschaftsgremien<br />

• Europaweiter Austausch mit Projekten über Anstöße <strong>für</strong> Unternehmenswachstum<br />

und Existenzgründung<br />

Die Frage nach der Übertragbarkeit des Konzepts in andere Regionen Europas kann<br />

eindeutig mit Ja beantwortet werden. Es gibt in Europa ähnliche Regionen im Strukturwandel<br />

wie das Ruhrgebiet mit seinen 5,5 Mio. Einwohnern und 55.000 Unternehmerinnen,<br />

<strong>für</strong> die die Mobilisierung des wirtschaftlichen Potenzials von Frauen<br />

wichtig und zukunftsweisend ist.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Entwicklung der Selbstständigenzahlen im Ruhrgebiet:<br />

1995 - 2005 Frauen: + 30% Männer: + 13,6%<br />

Unternehmerinnen Unternehmer insgesamt Frauenanteil %<br />

1995 42.400 111.100 153.500 27,6<br />

2002 47.400 119.500 166.800 28,4<br />

2005 55.000 126.000 181.000 30,5


30<br />

Diese Auswertung des Mikrozensus, die der Kooperationspartner RVR (Regionalver-<br />

band Ruhrgebiet) jährlich <strong>für</strong> den Unternehmerinnentag anfertigt, zeigt einen Anstieg<br />

der Selbstständigenzahlen, der hauptsächlich durch den Anstieg der weiblichen<br />

Selbstständigen bedingt ist.<br />

Der Unternehmerinnentag Ruhrgebiet hat in elf Jahren (bzw. 2005-2006) mit<br />

• 6.150 (1.493) Teilnehmerinnen, davon 2/3 Unternehmerinnen, 1/3 Gründerinnen,<br />

• 980 (300) Kooperationsangeboten und -gesuchen,<br />

• 215 (46) betriebwirtschaftlichen Seminaren zur Unternehmensführung und Grün-<br />

dung<br />

zu dieser Entwicklung beigetragen.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> die positiven Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft ist die erfolgreiche<br />

Einbeziehung aller wichtigen Kooperationspartner der Region. Sie haben im<br />

Laufe des Projekts Unternehmerinnentag Ruhrgebiet ein Bewusstsein und Sensibilität<br />

<strong>für</strong> die Bedeutung der lokalen Mobilisierung des wirtschaftlichen Potenzials von<br />

Frauen entwickelt. Wenn man den Durchschnittswert von 4 Arbeitsplätzen pro Unternehmensgründung<br />

zu Grunde legt, kann man sagen, dass 1995-2005 von weiblichen<br />

Unternehmensgründern im Ruhrgebiet ein Potenzial von 50.000 Arbeitsplätzen geschaffen<br />

wurde.<br />

Da der Strukturwandel des Ruhrgebiets noch in vollem Gange ist, spielt die Ausschöpfung<br />

des wirtschaftlichen Potenzials von Frauen auch in Zukunft eine wichtige<br />

Rolle. 30% Chefinnen sind noch lange nicht genug. Deshalb sind nicht allein die Ergebnisse<br />

des Unternehmerinnentages Ruhrgebiet selbst, sondern die angestoßenen<br />

Aktivitäten in den Städten und Regionen, die von den Kooperationspartnern mitgetragen<br />

werden (siehe im Bericht S. 5: Weitere Aktivitäten und Auswirkungen des Unternehmerinnentag<br />

Ruhrgebiet), die relevantesten Langzeitwirkungen des Projekts.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

31<br />

Technische Universität Dortmund - Transferstelle:<br />

G-DUR – Gründungen aus der Wissenschaft<br />

in Dortmund und Region<br />

Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

Postanschrift: Baroperstraße 283, 44227 Dormund<br />

Bundesland: Nordrhein-Westfalen<br />

Web-Adresse: http:///www.tu-dortmund.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Dr. Roland Kischkel (Kanzler)<br />

Michael Asche (Leiter Transferstelle)<br />

Sebastian Hanny (Leiter G-DUR)<br />

Telefon: 0231-755-4783<br />

Fax: 0231-755-2327<br />

e-mail: kanzler@verwaltung.tu-dortmund.de<br />

michael.asche@tu-dortmund.de<br />

sebastian.hanny@tu-dortmund.de<br />

Zeitplan: G-DUR startete mit finanziellen Mitteln<br />

des Bundesprogramms EXIST am 1.<br />

September 2002 und endete am 28. Februar<br />

2006. Am 1. März 2006 begann die<br />

Festigungsphase mit der Übertragung<br />

aller Teilprojekte zu Daueraufgaben des<br />

Netzwerks und der Gewinnung weiterer<br />

neuer aufbauender Strukturelemente.<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Die Technische Universität Dortmund gehört mit derzeit knapp 22.000 Studierenden<br />

zu den deutschen Universitäten mittlerer Größe. Im Zuge der Bildungsreform 1968<br />

gegründet, versteht sie sich als moderne und innovative Reformuniversität und Bestandteil<br />

des Strukturwandels der Metropole Ruhr. Ihre Schwerpunkte in der Lehre<br />

und der Forschung sind die Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie die Erzie-


hungswissenschaften. Die Technische Universität hat sich durch neue, teilweise<br />

deutschlandweit einzigartige Studiengänge ein praxisnahes Profil erworben.<br />

Die Technische Universität fokussiert neben den klassischen Transferaufgaben in<br />

besonderer Weise die Handlungsfelder „Patentierung und Verwertung von Erfindungen“<br />

sowie „Unternehmensgründungen durch Hochschulangehörige“. In diesem Zusammenhang<br />

koordiniert sie seit 2002 u. a. das Gründernetzwerk G-DUR - Gründungen<br />

aus der Wissenschaft in Dortmund und Region.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

1. Ausgangs-Analyse<br />

Vor dem Aufbau und der Festigung des G-DUR-Netzwerks waren unterstützende<br />

Angebote <strong>für</strong> gründungsinteressierte und gründungswillige Studierende, Wissenschaftler/innen,<br />

Ehemalige und Mitarbeiter/innen der Universität Dortmund lediglich<br />

punktuell vorhanden. Systematisch und nachhaltig wirkende Strukturen zur Mobilisierung<br />

der Gründungspotentiale standen der Wirtschaft nicht zur Verfügung. Gründen<br />

als eine wirtschaftlich und strategisch hervorragende Form der Technologieverwertung<br />

und als ernsthafte Berufsperspektive <strong>für</strong> die Studierenden, Wissenschaftler/innen<br />

und Absolvent/innen der Dortmunder Hochschulen waren <strong>für</strong> die Mehrheit<br />

der Hochschulgremien, der Verwaltungsmitarbeiter/innen und der Professorenschaft<br />

zu diesem Zeitpunkt kein relevantes Thema. Die Zusammenarbeit der Technischen<br />

Universität Dortmund mit transfer- und gründungsrelevanten Partnern - vor allem der<br />

lokalen Wirtschaft am Standort Dortmund und in der Region - beschränkte sich im<br />

Wesentlichen auf das klassische Feld der Einzelkooperation zwischen der Wissenschaft<br />

und Unternehmungen.<br />

2. Das Projekt<br />

Das G-DUR-Netzwerk „Gründungen aus der Wissenschaft in Dortmund und Region“<br />

wurde, beginnend mit dem 1. September 2002, mit Hilfe einer Förderung des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Bildung und Forschung (BMBF) und später des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie (BMWi) entwickelt und aufgebaut. Das Gründernetzwerk<br />

<strong>für</strong> Dortmunder Hochschulen war in seiner dreijährigen Aufbau- und Förderphase<br />

eines der bundesweit zehn prämierten Transfer-Netzwerke der Initiative<br />

Existenzgründungen aus der Wissenschaft (EXIST). Die Chance, die EXIST <strong>für</strong> den<br />

Aufbau einer Gründungsförderung mit positiver Langzeitwirkung an den Hochschulen<br />

bot, wurde in Dortmund von den da<strong>für</strong> wesentlichen Akteur/innen erkannt. Alle Pro-<br />

32


jektpartner/innen haben sich nach Ende der finanziellen Förderung im Februar 2006<br />

dazu verpflichtet, die G-DUR-Kernleistungen unbefristet und nachhaltig aus eigenen<br />

Mitteln weiterzuführen und das Netzwerk mit zusätzlichen Maßnahmen zu festigen.<br />

3. Projekt-Partner/-innen<br />

33<br />

• Technische Universität Dortmund (Projektkoordination)<br />

• Fachhochschule Dortmund<br />

• „TEC 5“-Verbund mit TechnologieZentrumDortmund GmbH, HAMTEC Hammer<br />

Technologie- und Gründerzentrum GmbH, TECHNOPARK KAMEN GmbH, LÜN-<br />

TEC Technologiezentrum Lünen GmbH sowie Technopark Schwerte GmbH<br />

• Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund mit „start2grow“-Gründungswettbewer-<br />

ben und dortmund-project<br />

4. Ziele<br />

• Sensibilisierung und Schaffung einer Kultur der Selbstständigkeit mit Hilfe von<br />

Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Newsletter und Sonderbeilagen in Hoch-<br />

schul-Medien<br />

• Nachhaltige Motivierung und Qualifizierung potenzieller Gründer/innen aus dem<br />

Hochschul- und Forschungsbereich durch ein Wahlpflichtfach „Unternehmensgründung“<br />

• Förderung der Unternehmensgründung und von Arbeitsplätzen in der Region als<br />

Instrument der Forschungsverwertung; Unterstützung von mindestens 50 Gründungsvorhaben<br />

• Aufbau und Integration außeruniversitärer Leistungsangebote zur Förderung von<br />

Gründungsprojekten, z. B. Integration der „start2grow“-Gründungswettbewerbe<br />

• Schaffung eines in sich geschlossenen inner- und außeruniversitären Gründungsnetzwerkes<br />

Zur Erfüllung dieser Ziele wurde das Projekt als ein Zusammenspiel mehrerer Teilprojekte<br />

entworfen, die sich im Sinne einer Wertschöpfungskette zu einem konsistenten<br />

System der Förderung zusammensetzen.


5. Kernleistungen<br />

• Gründungslotsen an den Transferstellen der Dortmunder Hochschulen als Bera-<br />

ter und Bindeglied zwischen den einzelnen Projekten: Diese unterstützen zielori-<br />

entiert und fachlich kompetent bei der Entwicklung eines Geschäftsplans, bei der<br />

Fördermittelrecherche und -beantragung, bei der Vermittlung von Partnern, bei<br />

34<br />

der Finanzierungsplanung sowie der Ideenentwicklung und -prüfung.<br />

• Wahlpflichtfach Gründung: Konzeption und Etablierung am Lehrstuhl Marketing<br />

der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Technischen Universi-<br />

tät Dortmund und Kooperation mit der Fachhochschule Dortmund. Interdisziplinä-<br />

res Angebot <strong>für</strong> alle Fachbereiche – nicht nur Wirtschaft – und Externe mit elekt-<br />

ronischer Lernplattform.<br />

• start2grow-Gründungswettbewerbe: G-DUR motiviert Studierende und Wis-<br />

senschaftler/innen zur Teilnahme am Wettbewerb und bietet Betreuung der Teil-<br />

nehmer/innen. Die Wettbewerbe des „dortmund-project“ zeichnen sich durch op-<br />

timalen Know-how-Transfer, ein ehrgeiziges Zeitkonzept und hohe Geld- und<br />

Sachpreise aus.<br />

• Pre-Incubator-Center (PINC): Jungen Unternehmen wird in den fünf Technolo-<br />

giezentren der Region Infrastruktur und Beratung <strong>für</strong> drei Monate kostenfrei und<br />

<strong>für</strong> folgende drei Monate kostengünstig angeboten. Zu den Beratungsleistungen<br />

gehören die gemeinsame Konzeption des Businessplans, die Erschließung von<br />

Finanzierungsquellen und die Vermittlung von Kooperationspartner/innen. Ziel:<br />

Ansiedlung von zukunftsträchtigen Unternehmen und damit positive Auswirkung<br />

auf die lokale Wirtschaft.<br />

• Durchführung der Workshop-Reihe „Gründerorientierte Qualifizierung der<br />

Hochschulverwaltung“: Diese Workshopreihe qualifiziert Verwaltungsmitarbei-<br />

ter/innen in Themenbereichen Unternehmensgründung aus der Hochschule,<br />

Best-Practice-Beispiele, rechtliche und steuerrechtliche Aspekte und Patentierung<br />

und Verwertung von Forschungsergebnissen. Publikation der Workshop-<br />

Ergebnisse als Best-Practice-Anleitung (siehe Punkt 2.6).


6. Festigung und Weiterentwicklung des Projektes nach Auslauf der Bundesförde-<br />

rung<br />

• G-DUR wirkt an der Entwicklung von bedarfsgerechten Angeboten <strong>für</strong> be-<br />

nachteiligte Zielgruppen mit: Seit Dezember 2005 ist die Transferstelle der Uni-<br />

versität Dortmund strategischer Partner der Initiative „GO!unlimited“ des Dort-<br />

munder Zentrums <strong>für</strong> Studium und Behinderung (DoBus). Go!unlimited unterstützt<br />

den Aufbau eines Gründungsnetzwerks <strong>für</strong> Menschen mit Behinderung. Mit dem<br />

Multikulturellen Forum Lünen e. V. wurde 2006 eine Informationsveranstaltung<br />

<strong>für</strong> Migrant/innen durchgeführt. Im Rahmen der Kampagne „Gründerzeit am<br />

Campus“ (siehe unten) des Förderprojektes „Gründerverbund Dortmunder Hochschulen“,<br />

das vom Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union im<br />

Rahmen der Ziel2-Förderung strukturschwacher Regionen gefördert wird, ist ein<br />

Existenzgründerinnen-Workshop <strong>für</strong> Frauen in Planung.<br />

• G-DUR veranstaltete bereits dreimal – zuletzt in <strong>2007</strong> mit sehr positiver Wirkung –<br />

in Kooperation mit „dortmund-project“ und der Patentverwertungsgesellschaft<br />

PROvendis einen eigenen Ideenwettbewerb. Insgesamt wurden über 80 Geschäftsideen<br />

eingereicht und Preisgelder im Gesamtwert von 10.000 € vergeben.<br />

• G-DUR ist seit Januar 2006 eines von mehreren bundesweiten Mitgliedern des<br />

Coaching-Netzwerks des vom Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie<br />

geförderten Gründerwettbewerbs Multimedia (www.gruenderwettbewerb.de).<br />

In 2005, 2006 und <strong>2007</strong> stellte ein von G-DUR gecoachtes Team einen der<br />

Hauptgewinner. Preisgeld: jeweils 25.000 €.<br />

• Ab 2006 wird jährlich die Marketing-Kampagne „Gründerzeit am Campus“ an<br />

den Hochschulen durchgeführt (z. B. zielgruppengerechtes Informationsmaterial<br />

und Präsentationen, Informationsveranstaltungen, Ideenwettbewerb).<br />

• Das Vorhaben „Pre-DOZENT“ befindet sich in einer mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

und der Europäischen Union geförderten Konzeptphase (Projekt<br />

„Gründerverbund Dortmunder Hochschulen“). Es ist mittelfristiges Ziel der Universität<br />

Dortmund und der Fachhochschule Dortmund, ein mit den G-DUR-<br />

Netzwerkpartnern getragenes „Dortmunder Centrum <strong>für</strong> Entrepreneurship“ (DO-<br />

CENT) zu entwickeln, aufzubauen und zu betreiben. Dieses Zentrum soll sich als<br />

gemeinsame, zentrale Plattform <strong>für</strong> interdisziplinäre Gründungsforschung, fachübergreifende<br />

Gründungslehre und die Vermittlung von unternehmerischen<br />

35


Schlüsselqualifikationen an den Dortmunder Hochschulen – auch <strong>für</strong> Externe und<br />

die lokale Wirtschaft – etablieren.<br />

• Aufbauend auf die im G-DUR-Netzwerk vorhandenen Expertisen und Strukturen<br />

konnte das EXIST-Projekt „Patente Gründungen Westfalen Ruhr “ in 2006 kon-<br />

zipiert und Ende 2006 erfolgreich beantragt werden. Das Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Technologie fördert das von der Patent Offensive Westfalen Ruhr<br />

(POWeR) – die ebenfalls von der Transferstelle der Universität Dortmund koordi-<br />

niert wird - gesteuerte Projekt mit 1,2 Mio. €. Ziel ist die Förderung von Unter-<br />

nehmensgründungen mit Hochschul-Patenten, insbesondere in Zusammenarbeit<br />

mit kleinen und mittleren Unternehmen der lokalen Wirtschaft und der Region<br />

Westfalen-Ruhr.<br />

• Das Projekt „Kultur.Unternehmen.Dortmund“ wird seit Ende 2006 von G-DUR<br />

gemeinsam mit Partnern der Kultur- und lokalen Wirtschaft entwickelt. Ziel ist es,<br />

Gründungsinteressierte im Bereich der „Creative Industries“ an den Dortmunder<br />

Hochschulen zu identifizieren, <strong>für</strong> eine Gründung zu sensibilisieren und da<strong>für</strong> zu<br />

qualifizieren, zu beraten und zu vernetzen. Die Ergebnisse und Projekte sollen als<br />

Vorbild <strong>für</strong> andere nationale und europäische Regionen dienen. (Projektvolumen:<br />

852.500 €). Eine Förderung durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und<br />

Technologie wurde mit Erfolg beantragt. Förderdauer: <strong>2007</strong> – 2010.<br />

• Die erfolgreiche Etablierung des Wahlpflichtfachs Unternehmensgründung und<br />

die erkannte Bedeutung des Themas und Unterstützung im Hochschulmanagement<br />

sowie der Professorenschaft schufen noch innerhalb der G-DUR-<br />

Projektlaufzeit in der Universität Dortmund die Bereitschaft zur Einrichtung eines<br />

dauerhaften, hochschul- bzw. landesfinanzierten Lehrstuhls <strong>für</strong> Innovationsund<br />

Gründungsmanagement. Dieser Lehrstuhl ist nach Ende der Projekt-<br />

Förderlaufzeit zum Wintersemester 2006/<strong>2007</strong> mit dem renommierten Gründungs-<br />

und Innovationsforscher Prof. Dr. Peter Witt besetzt worden<br />

(www.wiso.uni-dortmund.de/igm). In 2008 wird der Lehrstuhl die bundesweite<br />

Forschungskonferenz G-Forum des Förderkreis Gründungs-Forschung (FGF) e.<br />

V. ausrichten.<br />

7. Erfolgsfaktoren<br />

G-DUR ist ein „Good-practice-Beispiel“ <strong>für</strong> Gründungsförderung an Hochschulen und<br />

als Modell auf andere Regionen (auch in Europa) gut übertragbar, weil…<br />

36


• … die lokalen Charakteristika bei der Entwicklung von Angeboten berücksichtigt<br />

37<br />

und entsprechende Partner eingebunden werden.<br />

• ... das durch die Projektarbeit geschaffene Vertrauen der einzelnen Netzwerk-<br />

partner zueinander ein starkes und vertrauensvolles Netzwerk aus Hochschulen<br />

und der lokalen Wirtschaft sowie der Region (Technologiezentren) ermöglicht.<br />

• ... die breiten, an der Zielgruppe und der lokalen Wirtschaft orientierten Angebote<br />

die Wertschöpfungskette von der Idee bis zur Gründung abdecken.<br />

• … kompetente und gründungserfahrene Gründungslotsen, die <strong>für</strong> diesen Zweck<br />

an den Hochschulen dauerhaft angestellt sind, eine ganzheitliche und prozessorientierte<br />

Rundum-Betreuung anbieten.<br />

• … das Lehrangebot interdisziplinär und durch die Integration von Gründer/innen,<br />

Kapitalgebern, Wirtschaftsförderern und Technologiezentren sehr praxisorientiert<br />

ist.<br />

• … G-DUR zur Sicherung des Erfahrungsaustauschs und zur kontinuierlichen Weiterentwicklung<br />

des Netzwerks regelmäßig Netzwerktreffen mit allen Projektpartner/innen<br />

durchführt und in diesem Sinne auch in kontinuierlichem Austausch mit<br />

anderen Initiativen und Netzwerken steht, um Expertise weiterzugeben und neue<br />

Impulse zu erhalten.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

G-DUR kann eine außerordentlich positive Bilanz ziehen. Alle Ziele der mit Bundesmitteln<br />

geförderten Projektphase wurden realisiert. Die Projektpartner haben sich<br />

2006 verpflichtet, ihre Projektaufgaben aus eigenen Mitteln unbefristet weiterzuführen.<br />

Das Netzwerk hat sich eindeutig zur Dachmarke <strong>für</strong> Gründungen aus den Hochschulen<br />

in der Region entwickelt.<br />

• Die Gründungslotsen der Universität Dortmund und Fachhochschule Dortmund<br />

haben sich als Clearingstellen mit einem umfassenden Leistungsangebot an den<br />

Hochschulen etabliert und sind mit der Förderstruktur am Standort eng vernetzt.<br />

Sie haben 2005 und 2006 über 150 Erstberatungsgespräche geführt. Über 60<br />

Studierende und Wissenschaftler/innen haben seit September 2002 eine Unternehmung<br />

gegründet. In der Dortmunder Region und <strong>für</strong> die lokale Wirtschaft wurden<br />

damit über 120 Arbeitsplätze geschaffen.


• Bis Ende 2006 haben 36 Gründerteams aus den Dortmunder Hochschulen Büro-<br />

flächen, Infrastruktur und Beratung des Pre-Incubator-Zentrums (PINC) der Tech-<br />

nologiezentren genutzt. 29 Gründer/innen blieben in den Zentren als reguläre<br />

Mieter. Die Quote der hochschulbasierten Gründungsfälle in Zentren der lokalen<br />

38<br />

Wirtschaft ist damit vor allem in 2005 und 2006 erheblich gestiegen.<br />

• Aus dem G-DUR-Netzwerk sind 15 Anträge <strong>für</strong> das Programm zur finanziellen<br />

Absicherung von Unternehmensgründungen aus Hochschulen (PFAU) des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen und 10 Anträge <strong>für</strong> das vom Bundesministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft und Technologie unterstützte EXIST-Seed-Förderprogramm zustande<br />

gekommen. Damit konnten 2005 und 2006 sechs Unternehmensgründer/innen<br />

mit zusammen rund 350.000 Euro gefördert werden. Im Rahmen des Förderprogramms<br />

EXIST-Seed gehören die Dortmunder Hochschulen neuerdings zu den<br />

erfolgreichsten in Nordrhein-Westfalen und damit bundesweit.<br />

• Die Zahl der Studierenden und Wissenschaftler/innen verschiedener Fachbereiche,<br />

die am Lehrprogramm Unternehmensgründung teilnehmen, hat sich, gemessen<br />

an den Teilnehmerzahlen im Jahr 2004 bis 2006, auf 110 Teilnehmer verdoppelt.<br />

• 90 Hochschulgruppen haben seit September 2002 an den Dortmunder<br />

start2grow-Gründungswettbewerben teilgenommen, 22 wurden prämiert. Auf die<br />

Jahre 2005 und 2006 entfallen 40 Beteiligungen und elf Prämierungen. Insgesamt<br />

gewannen Hochschulteams Geld- und Sachpreise im Wert von über 500.000 Euro.<br />

• Aus dem seit Mai 2006 existierenden Hochschul-Gründerfonds der NRW.Bank,<br />

der Darlehen von bis zu 100.000 Euro vergibt, wurden bisher vier Unternehmen in<br />

Nordrhein-Westfalen gefördert: drei davon aus Dortmund und zwei davon aus der<br />

Universität Dortmund. Das erste Unternehmen, das aus dem im Oktober 2006<br />

gestarteten Dortmunder SeedCapital-Fonds (NRW.Bank, Sparkasse Dortmund<br />

und Partner) eine Finanzierung erhalten hat, ist ebenfalls eine Ausgründung aus<br />

der Universität Dortmund (digitalmedics GmbH, Finanzierungshöhe: 500.000 Euro).<br />

Auch aus dem bundesweiten High-Tech-Gründerfonds wurden bereits zwei<br />

Ausgründungen, die von der Universität Dortmund und dem G-DUR-Netzwerk<br />

begleitet wurden, finanziert. Gesamte Investitionshöhe: eine Mio. Euro. Insgesamt<br />

erhielten die von G-DUR unterstützten Gründerteams Startkapital in Gesamthöhe<br />

von über fünf Mio. Euro.


• In den Jahren 2005 und 2006 sind aus dem G-DUR-Netzwerk <strong>für</strong> den weiteren<br />

Strukturaufbau die Projekte „Patente Gründungen“ (Koordinator Universität Dortmund,<br />

Förder-Richtlinie EXIST des Bundesministeriums <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie)<br />

und Gründerverbund Dortmunder Hochschulen (Ziel2-Förderung des<br />

Landes NRW und der EU) mit einem Gesamtvolumen von 1,8 Mio. Euro eingeworben<br />

worden.<br />

39


Deutschland-<br />

Sieger &<br />

2. Platz in Europa<br />

<strong>2007</strong><br />

40<br />

Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

XperRegio:<br />

XperRegio - Regionalentwicklung durch<br />

Förderung regionaler Experten<br />

Postanschrift: Rathausplatz<br />

Bundesland: Bayern<br />

94424 Arnstorf<br />

Web-Adresse: http://www.xper-regio.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Dipl.-Ing. Franz Dullinger<br />

Regionalmanager<br />

Telefon: 09951-6038-22<br />

Fax: 09951-6038-23<br />

e-mail: office@stopgo.net<br />

Zeitplan: Start im März 2005<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

XperRegio (von Experten, Region) ist eine seit 2003 bestehende strategische Allianz<br />

von niederbayerischen Kommunen <strong>für</strong> mehr Unternehmertum, Arbeitsplätze und Lebensqualität.<br />

Mit einem eigenständigen „Handlungsprogramm 2020“ und einem installierten<br />

Regionalmanagement in „Public Private Partnership“ verwirklicht XperRegio<br />

seine Ziele. Die Europäische Kommission hat die Initiative XperRegio als Modell<br />

<strong>für</strong> regionale Entwicklung ausgewählt und erstmalig regionale Entscheider mit der<br />

Kompetenz ausgestattet, EU-Mittel eigenverantwortlich zur Unternehmerförderung<br />

einzusetzen. Das EU-Modellprojekt wurde 2005 und 2006 in der Region erfolgreich<br />

implementiert. Im Oktober 2006 hat das Bundesverkehrsministerium XperRegio mit<br />

dem Bundespreis <strong>für</strong> Interkommunale Kooperation ausgezeichnet. Das vom Europäischen<br />

Fonds <strong>für</strong> Regionalentwicklung geförderte Modellprojekt wurde mit den sieben


41<br />

Gründerkommunen (ca. 50.000 Einwohnern) umgesetzt. Bis Oktober 2006 ist der<br />

Kommunalverbund auf 22 Mitglieder (ca. 120.000 Einwohner) angewachsen. Als we-<br />

sentlicher Schritt hin zu einer verstärkten unternehmerischen Eigenbindung haben<br />

sich die Mitglieder von XperRegio im Dezember 2006 in einer GmbH zusammenge-<br />

schlossen.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

I. Entstehung des Projekts<br />

1. Ausgangssituation<br />

Die Ausgangssituation ist typisch <strong>für</strong> ländliche, eher abseits gelegene und traditionell<br />

bäuerlich geprägte Regionen: Die gut ausgebildeten jungen Menschen wandern den<br />

Arbeitsplätzen in die Zentren der Welt hinterher. Viele Ortskerne entleeren sich, die<br />

Landstriche werden mit Charakterisierungen von „verschlafen“ bis „hoffnungslos“ belegt.<br />

Die demographische Entwicklung macht sich verstärkt bemerkbar.<br />

Gerade in diesen kleineren ländlichen Gemeinden sind Entrepreneure bisher viel zu<br />

wenig im Bewusstsein der Kommunalpolitik angekommen. Bestehende Programme<br />

zur „Ländlichen Entwicklung“ sind immer noch einseitig auf landwirtschaftsnahe und<br />

Verschönerungsmaßnahmen ausgerichtet. Die Kommunen kümmern sich vorwiegend<br />

um andere Bevölkerungsgruppen. Denn es herrscht die Überzeugung: „Unternehmer<br />

kommen selbst zurecht.“ Unternehmertum zu fördern gilt meist als ein Thema<br />

der Städte und Hochschulen.<br />

Auch die <strong>für</strong> Regionalförderung im Freistaat Bayern Verantwortlichen aus Politik und<br />

Verwaltung haben den unternehmerischen Menschen bisher zu wenig im Blick. Dort<br />

bedeutet Wirtschaftsförderung: Fokussierung auf große Investitionen in Gebäude und<br />

Maschinen mit einem Mindestinvestitionsvolumen von 500.000 EUR sowie Orientierung<br />

an scheinbar zukunftsträchtigen Entwicklungen im High-Tech-Bereich.<br />

Das Ergebnis dieser kurzen Analyse ist eindeutig: Eine effektive Unterstützung von<br />

90% der unternehmerischen Kräfte in ländlich geprägten Gebieten – Gründer und<br />

diejenigen mit weniger als 30 Mitarbeiter – ist mit den vorhandenen starren, zentral<br />

verwalteten Förderinstrumenten und aufgrund der fehlenden dezentralen, selbstverantwortlich<br />

initiierten Managementstrukturen nicht möglich.


2. Herausforderung<br />

42<br />

Experten <strong>für</strong> Regionalentwicklung und Kommunalpolitiker sehen diese Lücke seit<br />

mehreren Jahren. Sie sind überzeugt, dass neben identitätsstiftenden Maßnahmen<br />

vor allem die Investitionen in unternehmerische Menschen ein besonders effektiver<br />

Ansatz <strong>für</strong> eine zukunftsfähige Regionalentwicklung ist. Und sie wissen: Immer noch<br />

strapazierte großräumige Einteilungen in starke (z.B. Baden-Württemberg) und<br />

schwache (z.B. Brandenburg) Regionen sind jetzt schon nicht mehr haltbar. Denn in<br />

Zukunft werden starke und schwache Regionen in Europa kleinräumig sein und eng<br />

nebeneinander liegen.<br />

Für Regionen mit Drang zu einer lebendigen Zukunft liegen die Dinge somit auf der<br />

Hand: Sie müssen das Heft selbst in die Hand nehmen und sich dem „Wettbewerb<br />

der Regionen“ stellen. Sie müssen aktiv das unternehmerische Potential in der Region<br />

stärken. Sie müssen regionale und internationale Partnerschaften stärken. Kurzum:<br />

Sie müssen selbst unternehmerischer werden und die eigene Zukunft gestalten.<br />

3. Gründung von XperRegio<br />

Genau das nahmen sich die sieben XperRegio-Gründungskommunen zu Herzen. Sie<br />

stellten sich der Herausforderung und initiierten eine strategische Allianz <strong>für</strong> mehr<br />

Unternehmertum, Arbeitsplätze und Lebensqualität. 2003 verabschiedete XperRegio<br />

ein eigenständiges „Handlungsprogramm 2020“ und richtete ein eigenes Regionalmanagement<br />

in „Public Private Partnership“ ein. Gemeinsam mit engagierten Unternehmertypen<br />

machte sich XperRegio auf den Weg, um ihr ehrgeiziges Ziel zu erreichen:<br />

Eine Region gestalten, die konsequenter als andere in Europa die Freude am<br />

eigenverantwortlichen Unternehmen unterstützt. Zu diesem Zweck fördert XperRegio<br />

Menschen individuell und maßgeschneidert in ihren mutigen Unternehmungen. Die<br />

EU-Kommission erkannte in dieser Initiative ein Modell zur Mobilisierung von Innovationspotenzial<br />

„in der Fläche“ und damit einen beispielhaften Beitrag der kommunalen<br />

Ebene zu den Zielen von Lissabon. Für die Jahre 2005 und 2006 wurden daher<br />

XperRegio 3 Mio. EUR EU-Mittel zur Verfügung gestellt, die das regionale Entscheidungsgremium<br />

eigenverantwortlich und mit wenig bürokratischem Aufwand einsetzen<br />

konnte.


II. Umsetzung des Projekts<br />

1. Handlungsprogramm<br />

43<br />

Um das Ziel einer konsequenten Förderung von unternehmerischen Menschen zu<br />

erreichen, hat XperRegio ein eigenständiges „Handlungsprogramm 2020“ aufgestellt.<br />

Darin werden die grundlegenden Ziele von XperRegio formuliert. Diese sind:<br />

• Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen verbessern<br />

• Gründer aus allen Bereichen individuell unterstützen<br />

• Arbeitsplätze sichern bzw. neue schaffen<br />

• Ausbildungsplätze schaffen sowie die Ausbildungsbedingungen verbessern<br />

• Betriebsaufgaben mangels Nachfolger verhindern und die zu übergebenden Betriebe<br />

erneuern<br />

• Die Angebote und Möglichkeiten der Region der Bevölkerung näher bringen<br />

• Neue Gestaltungs- und Vermarktungswege <strong>für</strong> unsere Region schaffen<br />

• Fach - und Führungskräfte weiterbilden und qualifizieren<br />

• Modellprojekte in Kindergärten und Schulen verwirklichen,<br />

• Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Kommunen und Privatpersonen<br />

fördern<br />

2. Leistungsangebot<br />

Um die Ziele des Handlungsprogramms zu verwirklichen, wurde in einem zweiten<br />

Schritt ein Leistungsangebot definiert und in 4 Bereiche eingeteilt.<br />

Individuelle Unterstützung unternehmerischer Menschen<br />

Die individuelle und maßgeschneiderte Unterstützung der regionalen unternehmerischen<br />

Menschen ist eine Kernaufgabe von XperRegio. Sie wird auf folgende Weise<br />

durch das initiierte Regionalmanagement umgesetzt:<br />

• Hilfe bei der Aufstellung und Weiterentwicklung der Businesspläne<br />

• Impulse zur strategischen Unternehmensausrichtung (Herausarbeiten einer USP)<br />

• Projektdesign und Hilfe bei Antragsstellung<br />

• Definition von Schnittstellen zu spezifischen Beratungsleistungen


44<br />

• Auf- und Ausbau von Themennetzwerken und Angebotsgruppen<br />

• Kontaktvermittlung (Kooperationspartner in den Bereichen Marketing und Vertrieb,<br />

Finanzierung, Lieferanten, Standort und F&E)<br />

Projektabwicklung<br />

Durch die Auszeichnung von XperRegio als EU-gefördertes Modellvorhaben ergeben<br />

sich spezielle Anforderungen an die Initiative. Für eine korrekte förderrechtliche Abwicklung<br />

sind folgende Arbeitsschritte sicher zu stellen:<br />

• Antragsvorprüfung, inklusive Empfehlung <strong>für</strong> die Entscheidungen des Lenkungsausschusses<br />

• Erstellung der Förderbescheide<br />

• Begleitung der Projektabwicklung<br />

• Durchführung der Rechnungsprüfung<br />

• Verfassen der Evaluierungsberichte<br />

Marketing/PR nach innen und außen<br />

Die Optimierung der Kommunikation zwischen den Akteuren in der Region und darüber<br />

hinaus ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von XperRegio. Durch die<br />

Durchführung regelmäßiger Veranstaltungen wird auf die Initiative aufmerksam gemacht<br />

und die geförderten Unternehmer der Öffentlichkeit vorgestellt. Besonders erfolgreichen<br />

Vorhaben wird so die notwendige Breitenwirkung verschafft, die sie zur<br />

Weiterentwicklung benötigen.<br />

Strategische Arbeit zur Entwicklung der Region<br />

Um die Entwicklung von XperRegio und der ganzen Region weiter voran zutreiben,<br />

arbeitet XperRegio unablässig an der Weiterentwicklung seiner Strategie. Zu den<br />

wichtigsten Aufgaben zählen hierbei:<br />

• Laufende Sichtung neuer Trends und Entwicklungen in Europa<br />

• Laufender Überblick über zu XperRegio passende EU-Programme<br />

• Erfahrungsaustausch und Vernetzung mit anderen europäischen Regionen<br />

• Fortschreiben der Entwicklungsziele der Region und der dazu notwendigen Maßnahmen


45<br />

• Anhaltende Initiierung von Schlüsselprojekten (Businessplan, Partnerschaft, Fi-<br />

nanzierung)<br />

• Überzeugungsarbeit bei Politik und Verwaltung auf allen Ebenen<br />

• Laufende Bedarfsermittlung in der Region<br />

• Sammlung von zukünftigen Projektideen<br />

• Projektcontrolling: Wirkung der Projektarbeit auf die Regionalentwicklung<br />

3. Konkrete Förderarbeit<br />

Das von XperRegio initiierte Regionalmanagement und die Bürgermeister der Xper-<br />

Regio-Kommunen sind stets auf der Suche nach unternehmerischen Menschen, die<br />

mit einem inneren Antrieb „ihre Sache“ vorantreiben. Diese Unternehmer im weiteren<br />

Sinne des Wortes lassen sich dabei in verschiedene Gruppen einteilen:<br />

Die Kompetenten<br />

Fachkundige, sich unternehmerisch verhaltende Menschen mit viel Erfahrung im<br />

Umgang mit einem bestimmten Thema, <strong>für</strong> das sie Verantwortung übernehmen. Die<br />

Spanne reicht hierbei vom Gemüseanbau über Volksmusik bis zur Medizin.<br />

Die Begeisterten<br />

Menschen, die ihre ganze Kraft einsetzen, um ihrer Leidenschaft nachgehen zu können.<br />

Sie sind wichtige Triebfedern in allen Vitalbereichen der Gesellschaft – in Politik,<br />

Wirtschaft und Kultur.<br />

Die Mutigen<br />

Menschen, die Neues ausprobieren. Mit Zielstrebigkeit und hoher Risikobereitschaft,<br />

aber auch mit großem Verantwortungsbewusstsein beschreiten sie erfolgreich ungewöhnliche<br />

Wege.<br />

Diese unternehmerischen Menschen sind die treibenden Kräfte <strong>für</strong> ständige Erneuerung<br />

und verbesserte Wettbewerbsfähigkeit der Region. XperRegio findet diese<br />

Menschen und gibt Ihnen einen Impuls, um ihre Ideen schneller in Wert setzen zu<br />

können.<br />

Jeder unternehmerische Mensch, der per Geschäftsplan die Tragfähigkeit und einen<br />

Mehrwert seines Vorhabens <strong>für</strong> die Region nachvollziehbar darstellen kann, be-


46<br />

kommt von Xper-Regio individuelle Unterstützung in Form von Beratung, Kontakt-<br />

vermittlung und maßgeschneiderter finanzieller Förderung. Der Prozess zeichnet sich<br />

dabei durch eine besondere Herangehensweise aus. Beim ersten Kontakt mit dem<br />

Regionalmanagement werden dem Bewerber drei Fragen gestellt:<br />

1. Mit welcher Leistung verdiene ich in fünf Jahren Geld?<br />

2. Mit welcher Leistung schaffe ich in fünf Jahren einen immateriellen Mehrwert <strong>für</strong><br />

die Region?<br />

3. Wie unterscheide ich mich von meinen internationalen Wettbewerbern?<br />

Originelle Antworten auf diese Fragen dienen einer ersten Einschätzung des innovativen<br />

Gehalts des beantragten Vorhabens. Denn gefördert werden nur Projekte, die<br />

zu einer messbaren Weiterentwicklung der geplanten Unternehmung beitragen. Ist<br />

dies der Fall, wird in einer Projektskizze und per Entwurf eines Businessplans gemeinsam<br />

das Projektvorhaben weiterentwickelt. Der Aufwand hier<strong>für</strong> liegt meist zwischen<br />

zwei und acht Beratungstagen. Das Regionalmanagement ist dabei besonders<br />

gefordert: Sowohl Fachkompetenz als auch der Aufbau einer vertrauensvollen zwischenmenschlichen<br />

Beziehung ist in dieser Zeit <strong>für</strong> den weiteren erfolgreichen Verlauf<br />

der Unternehmung von zentraler Bedeutung.<br />

Nach dieser ersten Entwicklungsphase wird ein formeller Antrag auf XperRegio-<br />

Förderung gestellt, vorausgesetzt es besteht keine Möglichkeit auf Förderung in konventionellen<br />

staatlichen Programmen.<br />

Mindestens alle zwei Monate findet eine Sitzung des Lenkungsausschusses statt,<br />

das offizielle regionale Gremium zur Förderentscheidung. Vertreten sind dort die regionalen<br />

Hochschulen, die Wirtschaftskammern und die Kommunalpolitik. Dort präsentiert<br />

jeder Antragsteller sein Vorhaben in 15 Minuten. Nach einer kurzen Diskussion<br />

wird sofort entschieden. Für eine positive Förderentscheidung sind neben der<br />

Innovationshöhe des vorgestellten Projekts die Qualitäten des unternehmerischen<br />

Menschen von ebenso großer Bedeutung. Bei positiver Entscheidung durch den<br />

Lenkungsausschuss erhält der Unternehmer innerhalb von 24 Stunden einen Förderbescheid.<br />

Die Verwirklichung einer richtungsweisenden Unternehmung mit hohen Innovationsgehalt<br />

braucht Kraft, Zeit und Geld. XperRegio passt daher die Förderleistungen auf<br />

den individuellen Bedarf an. In den meisten Fällen zählen dazu:


• Beratungsleistungen<br />

47<br />

• Entwicklungskosten <strong>für</strong> neue Produkte und Dienstleistungen<br />

• Marketing und Vertrieb (Vorlaufkosten)<br />

• Qualifizierung und Zertifizierung<br />

• Kooperationen<br />

Während der folgenden Umsetzungsphase besteht stets enger Kontakt zwischen<br />

XperRegio und dem geförderten Unternehmer. Das Regionalmanagement steht jederzeit<br />

mit Rat zur Seite und nutzt jede Gelegenheit, dem Unternehmer Öffentlichkeit<br />

zu verschaffen und ihn mit passenden Partnern zu vernetzen. Die Förderung endet<br />

schließlich mit einer Erfolgskontrolle und der Überprüfung des korrekten projektbezogenen<br />

Fördermitteleinsatzes.<br />

III. Beispiel aus der Projektarbeit<br />

Werner Rüdel, Drehfix Systems GmbH:<br />

Werner Rüdel kommt aus einer landwirtschaftlich geprägten Familie und ist von Beruf<br />

Schreinermeister. Im Jahr 2002 hatte er die Idee <strong>für</strong> ein neuartiges Dübelsystem:<br />

Eine speziell entwickelte Ankerstange wird in einen Dübel mit Führungsfunktion gesteckt<br />

und mit einem Vierteldreh stufenlos justiert. Im Schnitt werden maximal drei<br />

Sekunden <strong>für</strong> das Einsetzen und die Drehung der Ankerstange benötigt - und das mit<br />

minimalem Kraftaufwand.<br />

Die Vorteile dieser Erfindung sind überzeugend: 80% Zeitersparnis beim Montageprozess,<br />

einfache und schnelle Abstandjustage, Klemmung über die gesamte Lochlaibung.<br />

Da das Marktvolumen <strong>für</strong> Dübel in Europa bei 1,2 Mrd. Stück pro Jahr liegt,<br />

ist das Potential einer Neuentwicklung in diesem Bereich sehr groß.<br />

2005 erhielt Herr Rüdel die europaweiten Patentrechte <strong>für</strong> seine Erfindung. Gemeinsam<br />

mit XperRego begann er, an der Etablierung des neuen Produkts auf dem Markt<br />

zu arbeiten. Herr Rüdel setzte sich dabei ein ehrgeiziges Ziel: mittelfristig 5% Marktanteil<br />

in Europa. In einem ersten Schritt wurde mit Hilfe des Regionalmanagements<br />

der Geschäftsplan und ein Marketingkonzept aufgestellt, sowie Partner <strong>für</strong> Produktion<br />

und Vertrieb gefunden. Zusätzlich wurden zahlreiche Gespräche mit Banken und<br />

Fördergebern der öffentlichen Hand geführt, um das notwendige Startkapital sicherzustellen.<br />

Die Banken verhielten sich jedoch zunächst passiv, kein einziges öffentliches<br />

Förderprogramm kam zum Tragen. Es bestand somit die Gefahr, dass die In-


48<br />

dustrie das Patent billig erwirbt und das damit verbundene Potenzial einmal mehr aus<br />

dem ländlichen Raum abwandert, womöglich nach Fernost.<br />

XperRegio war in dieser Situation <strong>für</strong> Herrn Rüdel die letzte Chance. Der Lenkungsausschuss<br />

entschied positiv über eine Förderung der Kosten <strong>für</strong> Marketing und Vertrieb.<br />

Dieser Vertrauensvorschuss von XperRegio bewirkte ein Umdenken bei den<br />

Banken. Die Finanzierung konnte somit doch noch gesichert und im Oktober 2006<br />

die Drehfix Systems GmbH gegründet werden.<br />

Es folgten zahlreiche Messeauftritte, Qualitätssicherung und -zertifizierung, Weiterentwicklung<br />

und Fertigung der Maschinen, die Rekrutierung der ersten Mitarbeiter,<br />

usw. Im August <strong>2007</strong> war es schließlich soweit: Herr Rüdel verkaufte die ersten Dübel.<br />

Aber die nächsten Schritte sind bereits in Bearbeitung. Nun gilt es, von Kleinserienproduktion<br />

auf Großserienproduktion umzustellen, den Mitarbeiterstamm auszuweiten<br />

und – als zentrale Aufgabe <strong>für</strong> das Unternehmen – beständig weiter zu wachsen.<br />

Die erfolgreiche und von XperRegio begleitete Unternehmensgründung von Herrn<br />

Rüdel hat direkte Auswirkungen auf die Region: Die Zulieferbetriebe befinden sich<br />

alle in der näheren Umgebung, der weiteste ist nur 60 Kilometer entfernt. Mittelbar<br />

werden in den nächsten zwei Jahren 50 Arbeitsplätze geschaffen. Es entstehen Ausbildungsplätze,<br />

zwei Behindertenwerkstätten erhalten Aufträge.<br />

Weitere Projektbeispiele:<br />

- Cannaboards:<br />

Die Entwicklung und Vermarktung des ersten bruchsicheren Skateboards der Welt<br />

aus Hanffaserverstärktem Kunststoff<br />

- Erl Automation GmbH:<br />

Die Entwicklung eines Schweißfachhandelsbetriebs zum Systemanbieter <strong>für</strong><br />

Schweißroboter<br />

- Theater an der Rott:<br />

Entwicklung, Aufführung und Vermarktung der ersten Operette des 21. Jahrhunderts<br />

über ein regionales Thema („Der Kaiser im Rottal“), mit Schauspielern und Musikern<br />

aus der Region


IV. Weiterentwicklung des Projekts<br />

49<br />

Nach Gründung der XperRegio GmbH im Dezember 2006 läuft aktuell die Weiterentwicklung<br />

des Projekts. Die Initiative XperRegio, die bisher hauptsächlich Unternehmertum<br />

gefördert hat, macht sich nun selbst auf den Weg, ein „Unternehmen“<br />

Region zu werden. Die Forderungen, die XperRegio bisher an die zu fördernden unternehmerischen<br />

Menschen gestellt hat (etwa Eigeninitiative, Risikobereitschaft,<br />

Heimatverbundenheit), sollen nun auch verstärkt auf die Initiative selbst angewendet<br />

werden. Ein Hauptziel ist dabei, ab 2013 einen eigenständigen Regionalfonds zu bewirtschaften,<br />

um sich langfristig aus eigener Kraft um die Weiterentwicklung der Region<br />

kümmern zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, werden folgende Themenschwerpunkte<br />

gelegt:<br />

• Profilbildung:<br />

Wie kommt die Region zu einem scharfen Profil nach Innen und Außen, um sich<br />

von anderen Regionen zu unterscheiden?<br />

• Organisationsanpassung:<br />

Wie sieht eine auf das Zielprofil der Region angepasste Organisation bzw. Beteiligungskultur<br />

aus, die sachorientiert und nicht „Pfründe sichernd“ agiert?<br />

• Aufbau einer Finanzstruktur:<br />

Wie kann eine auf privaten Füßen stehende Investitionsstruktur der Region aufgebaut<br />

sein, die sich langfristig von der öffentlichen Wirtschaftsförderung unabhängig<br />

machen will?<br />

• Modellbildung:<br />

Wie lassen sich die Erkenntnisse aus der bisherigen Arbeit von XperRegio und<br />

die zukünftige Weiterentwicklung des Engagements modellhaft so gestalten, dass<br />

eine möglichst gute Übertragbarkeit erreicht werden kann? Das Engagement von<br />

XperRegio weckt dabei großes Interesse. So ist beispielsweise eine erste Übertragung<br />

von Erkenntnissen auf den Nachbarlandkreis Deggendorf angelaufen.<br />

Zusätzlich gibt es viele Anfragen aus ganz Europa, um sich über das Projekt zu<br />

informieren (z.B. Einladung zur Konferenz „Regions for economic change“ in<br />

Brüssel).


50<br />

XperRegio hat sich in den letzten Jahren nachhaltig entwickelt: Von einer kleinen<br />

kommunalen Initiative zur Förderung von unternehmerischen Menschen zu einem<br />

gefragten Modellprojekt <strong>für</strong> innovative, unternehmerische Regionalentwicklung. Die-<br />

sen Weg gilt es nun weiter zu beschreiten.<br />

C. Ergebnisse des Projekts (2005 und 2006)<br />

1. Harte Fakten<br />

In eineinhalb Jahren (Evaluierung Oktober 2006) kam es in der XperRegio-Region zu<br />

rund 300 Projektanfragen, 198 Projektanträgen und 165 genehmigten Projekten. Mit<br />

den 3 Mio EUR von der EU zur Verfügung gestellten Mitteln wurden 14,3 Mio EUR<br />

vorhabensbezogene Kosten in der Region ausgelöst. Es entstanden 300 neue Arbeitsplätze.<br />

Dies bedeutet den Einsatz von 10.000 EUR öffentliche Mittel zur Schaffung<br />

eines Arbeitsplatzes.<br />

2. Weiche Faktoren<br />

Gelebtes Subsidiaritätsprinzip<br />

Die Initiative XperRegio ging von einer kleinen Gruppe von Kommunen aus. Die mutige<br />

unternehmerische Entscheidung der Kommunen, die Förderung von Unternehmertum<br />

selbst in die Hand zu nehmen, wurde von der EU belohnt. Ein Signal wurde<br />

gesendet: Risiko eingehen und Selbermachen ist der richtige Weg! Die Konsequenz<br />

daraus, die Verschiebung von „Kompetenz und Verantwortung an die Basis“, brachte<br />

große Selbstkräfte in Bewegung. Laut dem verantwortlichen Kommissions-Mitarbeiter<br />

war die Auftaktveranstaltung von XperRegio mit 450 Unternehmern aus sieben<br />

Kommunen die bestbesuchte in seinem Zuständigkeitsbereich.<br />

Nähe zu den Menschen<br />

Von Anfang an stand der unternehmerische Mensch im Mittelpunkt. Es gelang in kurzer<br />

Zeit, vertrauensvolle Beziehungen zu ihnen aufzubauen. Der Kontakt ist stets<br />

sehr eng: Von der Entwicklung, Antragstellung bis zur Umsetzung wird jeder Geförderte<br />

intensiv betreut. Dabei ist die unternehmerische Gesinnung mindestens so<br />

wichtig wie die harten Fakten eines Vorhabens. Das Regionalmanagement weiß daher<br />

nicht nur, wer was kann, sondern auch, was ihn fasziniert, was er die nächsten<br />

Monate vor hat und wer dazu ein guter Partner sein könnte. Die Wirkung dieser Herangehensweise<br />

auf die Unternehmer vor Ort ist groß und die Überzeugung wird immer<br />

stärker: „Die Region hört mich, glaubt an mich und braucht mich!“


51<br />

Mobilisierung des innovativen Potenzials<br />

Das neue Miteinander in der Region wirkte stark innovationstreibend. Die unternehmerischen<br />

Menschen vor Ort spürten, dass es jetzt die Möglichkeit gab, mit professioneller<br />

Unterstützung Neues anzupacken. Die dadurch entstandene Aufbruchstimmung<br />

bewirkte, dass ein „Ruck durch die Region“ ging.<br />

Öffentlichkeit<br />

XperRegio machte „Entrepreneurship und Innovation als treibende Kraft <strong>für</strong> eine lebendige<br />

Heimat“ zum Thema der regionalen Medien (mehrere hundert Beiträge,<br />

Auswahl siehe Beilage), der Kommunalverwaltungen, Schulen, Vereine und Stammtische.<br />

In der Region reifte immer stärker die Überzeugung: Wir müssen Unternehmertum<br />

individuell fördern, damit langfristig die Gemeinschaft profitiert. Europa hat<br />

mit dem Modellprojekt eine Chance eröffnet. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen<br />

den Verantwortlichen auf EU-Ebene und XperRegio, durch eine Vielzahl von<br />

Veranstaltungen und durch die Besuche Europäischer <strong>Institut</strong>ionen in der Region hat<br />

auch Europa profitiert. In der XperRegio-Region ist Europa kein abstrakter Begriff,<br />

sondern hat durch die Unterstützung von XperRegio ein positives Bild hinterlassen.<br />

3. Beteiligung von regionalen Stakeholdern<br />

Für den Erfolg von XperRegio in der Region war die enge Kooperation mit unterschiedlichen<br />

Partnern aus verschiedenen Bereichen entscheidend.<br />

Multiplikatoren in der Region<br />

• 21 Kommunalverwaltungen<br />

• Landratsämter Rottal-Inn und Dingolfing-Landau<br />

• Hans Lindner <strong>Institut</strong> (Gemeinnützige Stiftung zur Unterstützung von Existenzgründern)<br />

• Schulen<br />

• Kindergärten<br />

• Regierung von Niederbayern<br />

• University of Applied Science Deggendorf<br />

• Universität Passau<br />

• Technische Universität München


• Banken<br />

52<br />

• Amt <strong>für</strong> Ländliche Entwicklung Niederbayern<br />

• Industrie- und Handelskammer Niederbayern<br />

• Handwerkskammer <strong>für</strong> Niederbayern und die Oberpfalz<br />

• Förderverein Schule Wirtschaft<br />

Externe Partner <strong>für</strong> Kooperationsprojekte<br />

• Eberhard von Kuenheim Stiftung, Stiftung der BMW AG<br />

• Ashoka<br />

• Europäische Kommission, GD Regio und GD <strong>Enterprise</strong><br />

• Wirtschaftsregion Stuttgart<br />

• Clusterland Oberösterreich GmbH<br />

• Land Südtirol, Amt <strong>für</strong> Innovation<br />

Medienpräsenz<br />

• Print: Süddeutsche Zeitung, Wirtschaftsmagazin brandeins, Frankfurter Allgemeine<br />

Sonntagszeitung, Passauer Neue Presse, Straubinger Tagblatt, Bayerische<br />

Gemeindezeitung<br />

• TV: Bayerischer Rundfunk, ZDF, Donau TV<br />

• Radio: Bayerischer Rundfunk, Radio Trausnitz


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

53<br />

Kat. 2: "Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung"<br />

ECPE <strong>European</strong> Center for Power Electronics e.V.:<br />

Industriell getragenes Forschungsnetzwerk<br />

der Leistungselektronik<br />

Postanschrift: Landgrabenstrasse 94<br />

Bundesland: Bayern<br />

90443 Nürnberg<br />

Web-Adresse: http://www.ecpe.org<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Dipl.-Phys. Thomas Harder<br />

Telefon: 0911-810288-0<br />

Fax: 0911-810288-28<br />

e-mail: thomas.harder@ecpe.org<br />

Zeitplan: Die Idee der Initiative entstand Ende<br />

2001. Aus den verschiedenen Aktivitäten<br />

kristallisierte sich im Jahr 2002 ein industriegetragenes<br />

Netzwerk heraus. Instrumentalisiert<br />

wurde das Netzwerk "<strong>European</strong><br />

Center for Power Electronics e.V."<br />

(damals "Engineering Center for Power<br />

Electronics e.V.") im April 2003 mit der<br />

Vereinsgründung.<br />

Seitdem wurden die Aktivitäten des<br />

Netzwerkes sukzessive ausgebaut und<br />

erweitert. Im Jahr 2006 wurden die Aufgaben<br />

und Funktionen um die Organisation<br />

des neu eingerichteten bayerischen<br />

Clusters der Leistungselektronik ergänzt.<br />

Ziel der Initiative war und ist es, Leistungselektronik<br />

als Schlüsseltechnologie<br />

der Zukunft mit ihren vielfältigen Anwendungsbereichen<br />

weiter zu entwickeln und<br />

dadurch Arbeitsplätze insbesondere in<br />

Nürnberg zu sichern.


54<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Das Projekt ist eine Initiative der europäischen Leistungselektronik-Industrie, des<br />

Wirtschaftsreferates der Stadt Nürnberg, des Vereins EnergieRegion Nürnberg, der<br />

Friedrich-Alexander-Universität und des Fraunhofer <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Integrierte Systeme<br />

und Bauelementetechnologie unterstützt vom Bayerischen Staatsministerium <strong>für</strong><br />

Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

Situationsanalyse<br />

Die Technologiefelder Energietechnik und Leistungselektronik besitzen in der Region<br />

Nürnberg eine europaweit einzigartige Leistungsfähigkeit und Kompetenz. Dies ergab<br />

eine Untersuchung aus dem Jahre 2001 des <strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Technik und Marktstrategien<br />

tms. Angesichts des weltweit prognostizierten Wachstums galt es, dieses<br />

Technologiepotenzial in der Region zu fördern und auszubauen. Umso wichtiger war<br />

es <strong>für</strong> Stadt und Region Nürnberg, ein deutschland- und europaweit einzigartiges<br />

Leistungselektroniknetzwerk aufzubauen und zu installieren. Diese Chance nutzten<br />

die Akteure. Mit Mitwirkung des Wirtschaftsreferates der Stadt Nürnberg gelang es,<br />

dass sich führende Unternehmen der Branche aus Europa zusammenschlossen und<br />

im Jahr 2003 das ECPE e.V. gründeten.<br />

Mit Unterstützung der Mitgliedsfirmen, aber auch begleitet durch die Aktivitäten der<br />

Stadt Nürnberg und des Freistaates Bayern gelang es, das ECPE zum führenden<br />

industrieorientierten Forschungsnetzwerk <strong>für</strong> Leistungselektronik in Europa auszubauen.<br />

Das Forschungsnetzwerk ist in Europa einzigartig. Eine vergleichbare Einrichtung<br />

existiert nur in den USA. Das Alleinstellungsmerkmal ist somit eindeutig gegeben.<br />

Struktur und Erfolgsfaktoren des ECPE<br />

Ziel der Initiative war und ist, auf dem Gebiet der Leistungselektronik die vorwettbewerbliche<br />

Gemeinschaftsforschung, die Aus- und Weiterbildung sowie den Technologietransfer<br />

durch die Initiierung neuer Projekte zu fördern. Darüber hinaus soll die<br />

Bedeutung der Leistungselektronik in Politik und in der Öffentlichkeit stärker sichtbar<br />

gemacht werden. Durch die Einrichtung der Geschäftsstelle am Standort Nürnberg<br />

konnten hier wesentliche Erfolge verzeichnet werden. Die Aktivitäten im Bereich der<br />

Leistungselektronik konnten ausgebaut und Nürnberg als ein europäisches Zentrum


55<br />

<strong>für</strong> Leistungselektronik nachhaltig gesichert werden. Durch seine Einzigartigkeit in<br />

Europa ist die Innovativität des Projekts gewährleistet.<br />

Für die Ansiedlung des ECPE und dessen Geschäftsstelle am Standort Nürnberg<br />

und das starke Engagement des Wirtschaftsreferates der Stadt Nürnberg sprachen<br />

folgende Gründe: Im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland und in Europa<br />

hat Nürnberg die höchste Dichte der High-Tech- und Querschnittstechnologie Leistungselektronik.<br />

Mit fast 300 Unternehmen, die direkt und indirekt dem Sektor zuzuordnen<br />

sind, decken sie eine breite Wertschöpfungsbasis ab (vgl. Studie "Querschnittstechnologie<br />

Leistungselektronik" erstellt 2004). Somit verfügt Nürnberg über<br />

ein exzellentes industrielles und wissenschaftliches Know-how in der Leistungselektronik<br />

und durch die einzigartige und hohe Konzentration an relevanten Veranstaltungen<br />

und Fachmessen, wie z.B. der PCIM Europe.<br />

Durch die Zusammenarbeit mit vorhandenen Technologietransferstellen in Bayern<br />

wird der Innovationscharakter des ECPE weiter verstärkt. Für die Durchführung von<br />

Forschungsprojekten wurde eigens eine GmbH gegründet, die sich Forschungsthemen<br />

annehmen und gemeinsam mit sogenannten Kompetenzzentren - beispielsweise<br />

führende Universitäten im Bereich Leistungselektronik wie ETH Zürich, RWTH<br />

Aachen oder <strong>Institut</strong>e der Fraunhofer-Gesellschaft - als Kooperationsprojekte umsetzt.<br />

Hauptziel und Fokus der Aktivitäten des ECPE im Bereich des Bayerischen Clusters<br />

Leistungselektronik ist jedoch die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere<br />

der regionalen mittelständisch geprägten Leistungselektronikunternehmen in Nürnberg<br />

und Bayern, aber auch der gesamten europäischen Leistungselektronikindustrie<br />

und deren Anwender. Auf Grund der Zielsetzung des Netzwerks sowie dem Alleinstellungskriterium<br />

des Netzwerks gelang es, dass sich das Netzwerk sehr positiv<br />

entwickelt hat und eine große Anziehungskraft auf weitere internationale Partner<br />

ausübt. Zwischenzeitlich besteht das Netzwerk aus 26 Unternehmen, davon<br />

7 mittelständische Unternehmen, aus ganz Europa und der Region Nürnberg sowie<br />

einer öffentlich-rechtlichen Partnerschaft mit der EnergieRegion Nürnberg e.V., der<br />

durch das Wirtschaftreferat Stadt Nürnberg gesteuert wird. Weitere 30 europäische<br />

Hochschulen und Forschungsinstitute sind eingebunden.<br />

Unabhängig davon kooperiert das Netzwerk mit einer Vielzahl an regional, überregional<br />

und international aufgestellten Partnern auch aus der Forschungslandschaft. Auf<br />

Grund seiner Einzigartigkeit und seiner bisherigen Erfolge wurde dem Netzwerk EC-


56<br />

PE auch das Clustermanagement <strong>für</strong> das bayerische Cluster der Leistungselektronik<br />

übertragen. Die Unterstützung durch den Freistaat Bayern erfolgte von Anfang an<br />

und erhielt durch die Gewährleistung öffentlich-rechtlicher Förderung seitens des<br />

Freistaates Bayern und der EU weitere Signalwirkung <strong>für</strong> das Netzwerk. Zudem gelang<br />

es, neben den Industriebeiträgen, die Anschubfinanzierung des Netzwerks über<br />

die öffentlichen Fördermittel darzustellen.<br />

Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft - Erfolgsfaktoren des ECPE<br />

Die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft der Initiative sind vielfältig: Ein wesentlicher<br />

Erfolg war, neben dem Ausbau des Qualifizierungs- und Informationsangebotes<br />

im Bereich der Leistungselektronik, der Sicherung und dem Ausbau an Arbeitsplätzen<br />

in der Region Nürnberg, auch die Stärkung der wissenschaftlichen Seite. Mit der<br />

Gründung eines Fraunhofer Zentrums <strong>für</strong> Kfz-Leistungselektronik und Mechatronik<br />

sowie der Einrichtung eines Kompetenzzentrums <strong>für</strong> Leistungselektronik an der<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg konnte das wissenschaftliche<br />

Potenzial in der Region wesentlich gestärkt werden. Die bereits schon vorhandene<br />

hervorragende Ausgangsposition und Alleinstellung im Bereich der Leistungselektronik<br />

von Nürnberg wurde weiter gefestigt.<br />

Der Erfolg der Weiterbildungs- und Qualifizierungsbilanz insbesondere in den letzten<br />

beiden Jahren zeigt sich darin, dass die seit der Gründung des ECPE gestartete Seminarreihe<br />

sehr erfolgreich verläuft. Über 1000 Interessierte nutzten das Angebot.<br />

Das umfassende Angebot des Netzwerks ist zudem auf einem Internetportal<br />

(www.ecpe.org) abrufbar. Das Portal dient zugleich als internes Kommunikationsund<br />

Forschungsforum.<br />

Neben dem Bereich Qualifizierung stellten sich jedoch auch Erfolge im Bereich der<br />

Forschung und Entwicklung ein. Gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen und der<br />

Forschungsinstitute gelang es, mehrere Gemeinschafts- und Verbundprojekte mit<br />

einem Volumen von insgesamt ca. 6 Mio. € anzustoßen.<br />

Durch das Netzwerk werden zudem die Beziehungen zwischen den Unternehmen<br />

und der Wissenschaft sowie untereinander intensiviert. Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist auch<br />

die erfolgreiche Zusammenarbeit auf internationaler Ebene.(siehe Anlage Position<br />

Papier "Energy Efficiency - the Role of Power Electronics")<br />

Auch im Bereich Marketing können große Erfolge aufgewiesen werden. Hierzu zählen<br />

neben Beiträgen zu überregionalen Fachforen <strong>für</strong> Leistungselektronik und Fach-


57<br />

vorträge auch die Präsenz auf führenden Kongressen und Messen, wie der PCIM<br />

Europe. (vgl. Anlage <strong>European</strong> Center for Power Electronics Results & Achievements<br />

2006/<strong>2007</strong>)<br />

Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft können insbesondere verzeichnet werden im<br />

Bereich des Erhalts und der Schaffung neuer hoch qualifizierter Leistungselektronikarbeitsplätze<br />

u.a. in den Unternehmen SEMIKRON und ContiTemic, aber auch in<br />

vielen kleineren Zulieferbetrieben in der Region.<br />

Fest steht, dass das Projekt auch nach Ablauf der Anschubfinanzierung durch die<br />

öffentliche Hand auf Grund der bisherigen Erfolge von den Unternehmen weiter vorangetrieben<br />

werden wird. Die Nachhaltigkeit des Projekts und der Initiative <strong>für</strong> die<br />

Region ist gesichert.<br />

Der Nutzen <strong>für</strong> die Kooperationspartner sowohl der Industrie als auch der Wissenschaft<br />

ist sehr hoch. Ohne die Zusammenführung in einem Netzwerk wie dem ECPE<br />

ist langfristig eine Wettbewerbsfähigkeit zu Amerika und insbesondere zu Asien (auf<br />

dem internationalen Parkett) nicht möglich. Wichtig ist daher, den ursprünglichen<br />

Gedanken des Netzwerks Leistungselektronik in Europa aus Nürnberg aufzubauen,<br />

zu fördern, zu stärken und weiterzuführen. Positive Langzeitwirkung wird hierin gesehen,<br />

dass Arbeitsplätze im hoch qualifizierten Sektor am Standort Deutschland<br />

gehalten werden können und die Konkurrenz- und Wettbewerbsfähigkeit gegenüber<br />

Billiglohnländern mit dem Mehrwert an Know-how beibehalten wird.<br />

Einbeziehung von lokalen Interessensvertretern<br />

Einbeziehung lokaler Interessensgruppen sowie benachteiligter Gruppen ist erfolgt.<br />

An dem Projekt wirkten verschiedene Gruppen mit. Durch die hieraus entstandene<br />

klassische win-win-Situation profitierten alle Seiten. Die beteiligten Hochschulen erhielten<br />

Forschungsaufträge, die Unternehmen konnten mit Hilfe von Fördermitteln<br />

innovative Projekte starten. Dadurch ließen sich Arbeitsplätze sichern und neue<br />

konnten geschaffen werden. Der Standort Nürnberg insgesamt erfuhr eine Aufwertung<br />

seines Images als Technologiestandort mit Zukunft.<br />

Aus Sicht der Gewerkschaften, der Vertreter der Kammern und der Wirtschaftsförderung<br />

wurde das Engagement belohnt. Mit dem ECPE wurde eine Plattform geschaffen,<br />

die am Industriestandort Nürnberg gezielt Industriearbeitsplätze erhält und fördert.<br />

Der Strukturwandel konnte in diesem Bereich in positive Bahnen gelenkt werden.<br />

Die Ansiedlung der Geschäftsstelle in einem vom Strukturwandel stark betroffe-


58<br />

nen Stadtteil hatte zudem eine positive Signalwirkung und trug dazu bei, den Stadtteil<br />

aufzuwerten.<br />

Nicht zuletzt profitierte das gesamte Umfeld und auch die Umwelt vom ECPE: Denn<br />

die innovativen Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz und zum Hybridantrieb<br />

kommen vor allem der Allgemeinheit zu Gute.<br />

Übertragbarkeit<br />

Durch das Alleinstellungsmerkmal ist eine 1 zu 1 Übertragung nicht sinnvoll. Aber der<br />

Gedanke zur Clusterung und Bündelung von Stärken ist auf viele Bereiche übertragbar.<br />

Eine Nachahmung ist abhängig von den jeweiligen Kompetenzen empfehlenswert<br />

und sinnvoll. Im Bereich der Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg aber auch<br />

vom Freistaat Bayern wurde der Gedanke, der hinter einem Netzwerk steht, auf andere<br />

Bereiche erfolgreich übertragen. Beispiel hier<strong>für</strong> ist die Bayerische Clusterinitiative.<br />

Der Aufbau von Beziehungen und Partnerschaften gehört zu den Aufgaben des<br />

Netzwerkes, eine Kooperation mit anderen Netzwerken beispielsweise in den USA<br />

wurde initiiert. Das Netzwerk arbeitet mit einer Vielzahl an regional, überregional und<br />

international aufgestellten Partnern zusammen. Zukünftig soll das Netzwerk aus Unternehmen,<br />

Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Kammern, Verbänden und der<br />

Wirtschaftsförderung der Stadt Nürnberg weiter ausgebaut werden. Insbesondere<br />

KMU sollen stärker eingebunden werden, zudem sollen neue Anwendungsgebiete <strong>für</strong><br />

Leistungselektronik erschlossen und strategische Allianzen gebildet werden.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Die Ergebnisse des Projekts und dessen Erfolgswirkungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Aufbau des industrieorientierten Forschungsnetzwerks <strong>für</strong> Leistungselektronik in<br />

Europa mit 26 Mitgliedsfirmen und ca. 30 Kompetenzzentren.<br />

• Aufbau des bayerischen Clusters Leistungselektronik mit ca. 80 Akteuren, davon<br />

etwa 20 Industrieunternehmen, 25 KMU, 20 Hochschulen, 15 Technologietranferstellen<br />

u. Wirtschaftsförderer.<br />

• Aufbau einer industriefinanzierten Gemeinschaftsforschung in der Leistungselektronik,<br />

wobei die ECPE-Unternehmen Forschungsprojekte an europäischen Kompetenzzentren<br />

gemeinschaftlich finanzieren und begleiten.


59<br />

• Aufbau eines erfolgreichen Programms zur Aus- und Weiterbildung sowie zum<br />

Erfahrungsaustausch unter Experten (ECPE Seminare, Workshops, Tutorials mit<br />

330 Teilnehmern im Jahr 2006), Aufbau des internetbasierten Onlinekurses zur<br />

Leistungselektronik auf der ECPE Webseite.<br />

• Erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit, um das Bewusstsein <strong>für</strong> die Bedeutung der<br />

Leistungselektronik zu erhöhen, z.B. bei Programmen der öffentlichen For-<br />

schungsförderung (Beispiel: Europäischer Workshop zur Bedeutung der Leis-<br />

tungselektronik <strong>für</strong> das Energiesparen und verbesserte Energieeffizienz am 7.<br />

Februar <strong>2007</strong> in Brüssel mit Vertretern der Europäischen Kommission sowie 126<br />

Teilnehmern aus 20 europ. Ländern).<br />

• Erfolgreiche Aktionen, um <strong>für</strong> den Ingenieurnachwuchs in der Leistungselektronik<br />

zu werben (Beispiel: ECPE Students Day zur PCIM Europe <strong>2007</strong>)<br />

• Durchführung von SiC User Foren zur Darlegung der Potentiale von SiC in leistungselektronischen<br />

Anwendungen.<br />

• Roadmap-Aktivitäten - eine gemeinsame Initiative von Hochschulen und Industrie<br />

zur Entwicklung von Forschungs- und Technologie-Roadmaps.<br />

• Aktionen zur Verdeutlichung der Rolle und Bedeutung der Leistungselektronik als<br />

Schlüsseltechnologie im Bereich der Energieeffizienz in Form eines europäischen<br />

Workshops in Brüssel, Erstellung eines Positionspapieres, Beauftragung einer<br />

Studie zu Energieeinsparungspotentialen durch Leistungselektronik, Beitrag zur<br />

Energieeffizienz auf der PCIM <strong>2007</strong> in Nürnberg.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

60<br />

Kat. 2: "Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung<br />

Wolfsburg AG:<br />

InnovationsCampus<br />

Postanschrift: Major-Hirst-Straße 11<br />

38442 Wolfsburg<br />

Bundesland: Niedersachsen<br />

Web-Adresse: http://www.wolfsburg-ag.com<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Oliver Syring<br />

Leiter InnovationsCampus<br />

Telefon: 05361-897-1205<br />

Fax: 05361-897-3331<br />

e-mail: oliver.syring@wolfsburg-ag.com<br />

Zeitplan: Gründung der Wolfsburg AG im Jahr<br />

1999<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Die Wolfsburg AG ist eine Public Private Partnership der Stadt Wolfsburg und der<br />

Volkswagen AG. Ziel des Unternehmens ist es, eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur<br />

in Wolfsburg zu schaffen und damit <strong>für</strong> neue Beschäftigungsperspektiven in definierten<br />

ökonomischen Wachstumsfeldern zu sorgen.<br />

Der InnovationsCampus, ein Geschäftsfeld der Wolfsburg AG, ist ein einzigartiges<br />

Modell zur umfassenden Förderung von Unternehmensgründern. In einem innovativen<br />

Umfeld werden nicht nur Geschäftsideen angeregt – die Ideenträger werden<br />

während des gesamten Gründungsprozesses begleitet und unterstützt.


B. Projektbeschreibung<br />

Hintergrund<br />

61<br />

Basis <strong>für</strong> die Arbeit der Wolfsburg AG ist das Konzept AutoVision, ein „Geschenk“<br />

der Volkswagen AG an die Stadt Wolfsburg anlässlich des 60. Stadtgeburtstages<br />

im Jahr 1998. Ein gemeinsames Projektteam von Volkswagen (Vertreter unterschiedlicher<br />

Unternehmensbereiche und des Betriebsrates) und Stadt Wolfsburg<br />

entwickelte mit Unterstützung der Unternehmensberatung McKinsey das Konzept<br />

AutoVision mit dem Ziel, den wirtschaftlichen Strukturwandel aktiv zu begleiten und<br />

dabei eine dauerhafte soziale und wirtschaftliche Entwicklungsperspektive <strong>für</strong><br />

Wolfsburg und die Region zu schaffen.<br />

Die Zukunftsstrategie AutoVision fußt auf einer detaillierten Analyse der Wirtschaftsstruktur<br />

Wolfsburgs Mitte der 1990er Jahre. Demnach stellte Volkswagen als<br />

wichtigster Arbeitgeber der Stadt 60 Prozent aller Arbeitsplätze, während sich die<br />

Beschäftigungsrate im Dienstleistungssektor auf lediglich 22 Prozent (Bundesdurchschnitt:<br />

50 Prozent) belief. Der Mittelstand, in Deutschland der Beschäftigungsmotor,<br />

war dabei ebenfalls schwach vertreten. Zudem lag die Zahl der Automobilzulieferer<br />

um etwa 75 Prozent unter der Dichte vergleichbarer Automobilstandorte<br />

und Unternehmensgründungen betrugen cirka 30 Prozent unter dem<br />

Bundesdurchschnitt. Zusätzlich flossen jährlich zwischen 100 und 200 Mio. Euro an<br />

Kaufkraft in das Umland. Als ein Ergebnis dieser Strukturschwäche belief sich die<br />

Arbeitslosenquote in Wolfsburg im Jahr 1997 auf über 17 Prozent.<br />

Vor dem Hintergrund dieser ausgeprägten Monostruktur hat sich das Konzept AutoVision<br />

folgende Ziele gesetzt:<br />

• Halbierung der Arbeitslosigkeit bis 2003 in Wolfsburg<br />

• Nachhaltige Dynamisierung heißt: dauerhafte Stärkung der Wirtschaft<br />

• Diversifizierung heißt: Aufbau weiterer ökonomischer Kompetenzfelder neben<br />

Mobilität<br />

Umsetzung des Konzeptes AutoVision durch die Wolfsburg AG<br />

Zur Umsetzung des Konzeptes AutoVision gründeten die Stadt Wolfsburg und die<br />

Volkswagen AG im Juli 1999 die Wolfsburg AG als gemeinsame Public Private Partnership.<br />

Unter ihrem Dach agieren heute die Geschäftsfelder InnovationsCampus,<br />

MobilitätsWirtschaft, FreizeitWirtschaft, GesundheitsWirtschaft und PersonalService-<br />

Agentur.


62<br />

Einnahmen aus dem Zeitarbeitsgeschäft der PersonalServiceAgentur und weiteren<br />

Dienstleistungsprojekten finanzieren das Unternehmen und damit auch den Innovati-<br />

onsCampus. Diese Eigenfinanzierung ist ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal der<br />

Wolfsburg AG im Vergleich zu anderen regionalen Standortinitiativen.<br />

Der Aufsichtsrat der Wolfsburg AG setzt sich aus Vertretern der Gesellschafter (also<br />

der Stadt Wolfsburg und der Volkswagen AG) und Arbeitnehmer-Vertretern zusammen.<br />

Darüber hinaus berichtet die Wolfsburg AG regelmäßig in städtischen Gremien<br />

in Verwaltung und Politik. Weiterhin betreibt sie intensives Stakeholder-Management<br />

auch bei informellen Treffen zu Themen der Wirtschafts- und Stadtentwicklung in<br />

allen Geschäftsfeldern.<br />

Der InnovationsCampus der Wolfsburg AG ist Sitz des Unternehmens. Hier entstanden<br />

auf einer Gesamtfläche von über 63.500 Quadratmetern das Simultaneous Engineering-Zentrum<br />

<strong>für</strong> 700 Mitarbeiter von Volkswagen und Zulieferern, der InnovationsCampus<br />

<strong>für</strong> Unternehmensgründer und das Atrium als Zentrum mit Gastronomie<br />

und Veranstaltungsebene. Der InnovationsCampus bietet Platz <strong>für</strong> 800 Mitarbeiter<br />

von Start-ups, die Mitarbeiter der Wolfsburg AG sowie Berater <strong>für</strong> die jungen Unternehmer.<br />

Der InnovationsCampus<br />

Der InnovationsCampus der Wolfsburg AG zielt ganzheitlich auf die Unterstützung<br />

und Förderung des Gründungs- und Entwicklungsprozesses von Unternehmen. Der<br />

Begriff InnovationsCampus steht dabei als Geschäftsfeld der Wolfsburg AG <strong>für</strong> die<br />

gezielte Unterstützung von Gründern von einer Idee bis zum erfolgreichen Unternehmen<br />

als auch <strong>für</strong> den Gebäudekomplex als Teil des Forum AutoVision in Wolfsburg.<br />

Infrastruktur<br />

Im InnovationsCampus finden Unternehmensgründer und etablierte Unternehmer<br />

einen Ort vor, an dem sie innovative Geschäftsideen gemeinsam entwickeln und<br />

realisieren können. Der enge räumliche und persönliche Kontakt zwischen den<br />

Unternehmensgründern, Serviceanbietern, Beratungsunternehmen, Entwicklern<br />

im benachbarten Simultaneous Engineering-Zentrum und Mitarbeitern der Wolfsburg<br />

AG auf dem Campus-Gelände ermöglicht einen permanenten Austausch<br />

und eine Weiterentwicklung von neuen, zukunftsträchtigen Ideen. So entwickelt<br />

sich eine Drehscheibe zum Austausch von neuen Trends und Ideen – die Busi-


63<br />

ness Community. Ihr Fokus ist es, zukunftsfähige Wirtschaftsfelder rund um die<br />

Themen Mobilität, Informationstechnologie, Freizeit / Tourismus / Entertainment<br />

und Gesundheitswirtschaft aufzubauen.<br />

Dienstleistungen und Beratung<br />

Die Bandbreite an Service und Beratung, die der InnovationsCampus anbietet, ist<br />

in dieser umfangreichen Form bundesweit einzigartig. Bereits in der Gründungsund<br />

Aufbauphase erhalten die jungen Unternehmen eine optimale Infrastruktur<br />

mit umfangreichen Beratungs-, Finanzierungs- und Serviceleistungen. Als Keimzelle<br />

<strong>für</strong> innovative Gründerdynamik regt der InnovationsCampus nicht nur Ideen<br />

an, sondern führt die Ideenträger bereits in der Frühphase zum und anschließend<br />

durch den gesamten Gründungsprozess.<br />

Vor allem diese individuelle Betreuung, die die Unternehmer während des gesamten<br />

Gründungsprozesses je nach Bedarf mehr oder weniger intensiv erhalten,<br />

stellt einen wichtigen Erfolgsfaktor in der Arbeit des InnovationsCampus dar. Unter<br />

dem Leitbild der „culture of entrepreneurship“ steht dabei vor allem die Fokussierung<br />

auf ein Erfolg versprechendes Geschäftsmodell im Mittelpunkt der Beratung<br />

– eine strategische Orientierung, die der InnovationsCampus konsequent<br />

ein- und umsetzt.<br />

So berät und begleitet das Business Development Team des InnovationsCampus,<br />

das sich aus mehreren Beratern zusammensetzt, die Start-ups je nach Bedarf in<br />

allen unternehmerischen Fragestellungen von der Entwicklung und Vermarktung<br />

bis zur Finanzierung und Expansion.<br />

Zu den Beratungsleistungen des InnovationsCampus, die individuell auf jeden<br />

Gründer zugeschnitten werden, zählen beispielsweise:<br />

• Hilfe beim Erstellen des Businessplans und der Strategieplanung<br />

• Beratung bei der Geschäftsentwicklung<br />

• Unterstützung bei Marktanalysen und –recherchen sowie Kundenakquise<br />

• Unterstützung bei der Kapitalakquise durch ein umfangreiches Netzwerk aus<br />

Venture Capitalisten, Investoren, Banken, Business Angels und Fördermittelinstitutionen.


64<br />

Das Team ist beispielsweise als Betreuungsinvestor der Deutschen Ausgleichs-<br />

bank (DtA) der Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau (KfW) tätig, sowie als akkreditierter<br />

BONUS-Coach der Landestreuhandstelle Niedersachsen (LTS), Partner des<br />

BAND Business Angel Netzwerk Deutschland e.V., Gründungsmitglied des BAN-<br />

SON Business Angel Netzwerk Süd Ost Niedersachsen e.V.<br />

Förderung - Stipendium<br />

Außerdem vergibt der InnovationsCampus Stipendien an Erfolg versprechende<br />

Start-ups, die in diesem Rahmen ein Jahr lang bis zu 3.000 Euro monatlich als finanzielle<br />

Unterstützung erhalten, einen mietfreien Büroraum auf dem InnovationsCampus<br />

sowie umfangreiche Beratungsleistungen. Im Rahmen der Unternehmer<br />

Qualifikation bietet das Team Gründern, Unternehmern und Gründungsinteressierten<br />

aus der Region Vorträge, Seminare und Sprechstunden mit verschiedenen<br />

Kooperationspartnern wie der Arbeitgemeinschaft SGB II Wolfsburg, der<br />

Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg und anderen Wirtschaftspartnern<br />

zu verschiedenen gründerrelevanten Themen an.<br />

Der Campus als Fläche bietet mit seinen innovativen Gebäuden Start-ups eine<br />

optimal auf Gründungsinteressen ausgerichtete Infrastruktur. Das Raumkonzept<br />

ist flexibel und bietet neben Büros, Werkstätten und Appartements auch ausreichend<br />

Orte <strong>für</strong> Kommunikation und Begegnung – bei Veranstaltungen, Ausstellungen<br />

oder beim Gespräch in der Mittagspause. Auf Serviceleistungen wie Reinigung,<br />

Büroservice und Gastronomie können die im Campus ansässigen Unternehmen<br />

bei Bedarf ebenfalls zurückgreifen.<br />

Förderung - Weiterbildung<br />

Durch das umfangreiche Netzwerk des InnovationsCampus ist in Wolfsburg eine<br />

lebendige Business Community entstanden, in der Gründer durch die Aktivitäten<br />

des InnovationsCampus regelmäßig mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Politik zusammengebracht werden. Da<strong>für</strong> veranstaltet der InnovationsCampus<br />

hochwertige Kongresse und Veranstaltungsreihen, die den Start-ups Aufbau<br />

und Pflege eines eigenen Netzwerks erleichtern. Auch die Anbindung der Startups<br />

an die anderen Geschäftsfelder der Wolfsburg AG bietet den Gründern ebenfalls<br />

Anknüpfungspunkte.


Förderung - Nachwuchs<br />

65<br />

Und auch das Thema Nachwuchsförderung spielt eine Rolle in der Arbeit des In-<br />

novationsCampus: Für die „Gründer von morgen“ bietet der InnovationsCampus<br />

Wolfsburger Oberstufen-Schülern im Rahmen des Schülerwettbewerb „promotion<br />

school“ sowie Studenten im Rahmen des Wettbewerbs „promotion student“ die<br />

Möglichkeit, sich aktiv mit wirtschaftlichem Denken und Handeln und der Selbstständigkeit<br />

als beruflicher Perspektive auseinander zu setzen. Auch die enge Zusammenarbeit<br />

mit den örtlichen Stadtelternräten zielt darauf hin, das Thema<br />

Selbstständigkeit bei den Schülern in Wolfsburg zu etablieren.<br />

Rück- und Ausblick<br />

Durch seine Arbeit trägt der InnovationsCampus einen großen Teil zur Diversifizierung<br />

der Wirtschaft in Wolfsburg bei. Gründer und junge Unternehmer aus den<br />

verschiedensten Branchen haben sich in Wolfsburg angesiedelt und zahlreiche<br />

Arbeitsplätze geschaffen (siehe nächster Abschnitt: Ergebnisse des Projekts).<br />

Auch benachteiligte Gruppen haben bisher von der Arbeit des InnovationsCampus<br />

profitiert wie zum Beispiel arbeitslose „Ich AG“-Gründer und Überbrückungsgeld-Empfänger,<br />

die der InnovationsCampus ebenfalls berät und mit seinem Angebot<br />

unterstützt. In der Zusammenarbeit mit der Zukunftsregion Gründerinnen<br />

e.V. hat der InnovationsCampus in den letzten Jahren auch die Selbstständigkeit<br />

von Frauen gezielt gefördert.<br />

Diese erfolgreiche Arbeit des InnovationsCampus soll auch in Zukunft weiter fortgeführt<br />

werden. Da<strong>für</strong> werden neue Instrumente entwickelt, die die bestehenden Unternehmen<br />

bei ihrer Expansion und weiteren Entwicklung unterstützen sollen. Dazu<br />

zählt beispielsweise ein Prozessmodell zur erfolgreichen Durchführung von Innovationskooperationen.<br />

Mit diesem Prozessmodell stellt der InnovationsCampus Innovationskooperationen<br />

eine Strukturierungshilfe zur Verfügung, mit der die komplexen Abläufe in einer solchen<br />

Zusammenarbeit transparenter werden. Denn um die Aufgaben, mit denen Innovationskooperationen<br />

zu bestimmten Zeitpunkten im Prozess konfrontiert werden,<br />

effektiv und erfolgsorientiert lösen zu können, bedarf es besonderer Instrumente wie<br />

das Konfliktmanagement und das Innovation Tracking, ein System der Erfindungsdokumentation<br />

zur fairen Regelung von Intellectual Property-Rechten. Diese Instrumente<br />

beinhaltet das Prozessmodell des InnovationsCampus ebenfalls.


66<br />

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass neben der intensiven, individuellen<br />

Betreuung von Unternehmensgründern durch den gesamten Gründungsprozess vor<br />

allem das intensive Netzwerkmanagement zu den Erfolgsfaktoren des Innovations-<br />

Campus zählt. Auch weitere Leistungen wie Kapitalvermittlung und Innovationsmanagement<br />

oder auch die intensive Zusammenarbeit mit den Schulen in Wolfsburg<br />

zeigen das ganzheitliche Engagement des InnovationsCampus.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Der Prognos Zukunftsatlas, der regelmäßig anhand von makro- und sozioökonomischen<br />

Indikatoren die Zukunftschancen aller 439 Kreise und kreisfreien Städte in<br />

Deutschland ermittelt, hat Wolfsburg bei seiner aktuellen Studie im Jahr <strong>2007</strong> in der<br />

Gesamtwertung auf Platz 22 (von 439) gesetzt. Damit hat Wolfsburg die beste Wertung<br />

in Niedersachsen und ist <strong>für</strong> Prognos nach Hamburg (Platz 17) die Stadt in<br />

Norddeutschland mit den besten Zukunftschancen. In der Kategorie „Wirtschaftliche<br />

Dynamik“ steht Wolfsburg sogar an zweiter Stelle, im Bereich „Arbeitsmarkt“ an vierter<br />

Stelle von allen Kreisen und kreisfreien Städten.<br />

Allein durch die Aktivitäten der Wolfsburg AG sind bis Ende des Jahres <strong>2007</strong> insgesamt<br />

mehr als 11.000 Arbeitsplätze in Wolfsburg und der Region entstanden. Die<br />

Wolfsburg AG dient mittlerweile nicht nur als Vorbild <strong>für</strong> andere regionale Standortinitiativen<br />

in Niedersachsen (wie der Region Braunschweig oder der Region Hannover),<br />

sondern auch <strong>für</strong> weitere regionale Entwicklungsvorhaben an anderen VW-<br />

Standorten (wie z.B. Südafrika).<br />

Durch die Arbeit des InnovationsCampus entstanden seit 1999 394 Unternehmen mit<br />

2.348 Arbeitsplätzen (Stand: Dezember <strong>2007</strong>). Davon sind 251 Unternehmen mit<br />

1.660 Arbeitsplätzen nachhaltig am Markt tätig – mit dieser signifikant hohen „Überlebensquote“<br />

hebt sich der InnovationsCampus deutlich von anderen Technologieund<br />

Gründungszentren ab.<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> gründeten sich mit Hilfe des InnovationsCampus 55 Unternehmen, die<br />

89 Arbeitsplätze schufen. Hinzu kamen 82 Arbeitsplätze, die in bereits bestehenden,<br />

vom InnovationsCampus betreuten Unternehmen in <strong>2007</strong> entstanden. Im Jahr 2006<br />

gründeten sich 54 Unternehmen – die Bilanz aus neuen Gründungs- und Wachstumsarbeitsplätzen<br />

belief sich in 2006 auf 465 Arbeitsplätze in Wolfsburg.<br />

Auch bei der Vermittlung von Finanzierungskapital war der InnovationsCampus in<br />

den letzten Jahren erfolgreich tätig. Seit 1999 wurden durch seine Vermittlung mehr


67<br />

als 24,9 Millionen Euro Finanzierungskapital in Start-ups am Standort Wolfsburg in-<br />

vestiert (Stand: Dezember <strong>2007</strong>). Im Jahr <strong>2007</strong> waren es mehr als 1,6 Millionen Euro<br />

Kapital, 2006 mehr als 3,8 Millionen Euro.<br />

Den in Wolfsburg ansässigen Unternehmen die Gelegenheit zu geben, sich ein eigenes<br />

Netzwerk aufzubauen, ist ein wichtiger Teil in der Arbeit des InnovationsCampus.<br />

Da<strong>für</strong> veranstaltete er seit dem Einzug auf dem Forum Autovision im Jahr 2001 304<br />

Veranstaltungen, an denen insgesamt mehr als 12.500 Teilnehmer partizipierten<br />

(Stand: Dezember <strong>2007</strong>). Im Jahr <strong>2007</strong> waren es 41 Veranstaltungen mit 1.500 Teilnehmern,<br />

im Jahr 2006 60 Veranstaltungen mit 1.375 Teilnehmern.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

68<br />

Kat. 3: "Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus"<br />

Rhein-Kreis Neuss:<br />

Mittelstandsfreundliche Verwaltung –<br />

das Leuchtturmprojekt im Rhein-Kreis Neuss<br />

Postanschrift: Oberstraße 91<br />

41460 Neuss<br />

Bundesland: Nordrhein-Westfalen<br />

Web-Adresse: http://www.rhein-kreis-neuss.de<br />

http://www.wfgrkn.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Jürgen Steinmetz<br />

Telefon: 02131-92875 00<br />

Fax: 02131-92875 99<br />

Leiter der Wirtschaftsförderung des<br />

Rhein-Kreises Neuss<br />

e-mail: wirtschaftsfoerderung@rhein-kreisneuss.de<br />

Zeitplan: Projektstart: Dezember 2002<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Teilprojekt „kontakt“: 12/2002 – 03/2005<br />

Teilprojekt „Handwerkerparkausweis“<br />

2002 –2006<br />

Teilprojekt „QM-System Veterinär- und<br />

Lebensmitteluntersuchungsamt“ seit 2003<br />

Teilprojekt „RAL-Gütesiegel“ seit 2005<br />

Der Rhein-Kreis Neuss ist eine kommunale Gebietskörperschaft und Träger der<br />

überörtlichen Aufgaben der kommunalen Selbstverwaltung. Er liegt am mittleren Niederrhein<br />

zwischen den Städten Düsseldorf, Köln, Krefeld und Mönchengladbach und<br />

hat eine Fläche von 576 qkm. Mit insgesamt 445.000 Einwohnern in 8 Städten und


69<br />

Gemeinden bildet der Rhein-Kreis Neuss einen der einwohnerstärksten Kreise<br />

Deutschlands. Die Menschen im Rhein-Kreis Neuss wohnen und leben gerne hier.<br />

Da<strong>für</strong> spricht vieles: die guten Arbeitsmöglichkeiten, die vom Rhein geprägte Landschaft<br />

und ein reichhaltiges Kultur-, Sport- und Freizeitangebot bieten ein hohes Maß<br />

an Lebensqualität und sozialer Sicherheit - und das in direkter Nachbarschaft zu vielen<br />

Großstädten. Die Wirtschaftsstruktur und die hohe Lebensqualität im Rhein-Kreis<br />

Neuss sorgen <strong>für</strong> eine Spitzenposition in Deutschlands wirtschaftsstärkstem Bundesland<br />

Nordrhein-Westfalen. Die gewerbliche Wirtschaft ist mittelständig geprägt – über<br />

99 % der insgesamt 28.000 Unternehmen gehören dem Mittelstand an.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

Das Leuchtturmprojekt „Mittelstandsfreundliche Verwaltung“ steht im Rhein-Kreis<br />

Neuss seit dem Jahr 2002 <strong>für</strong> die gemeinschaftlichen Anstrengungen aller im Kreisgebiet<br />

ansässigen oder hier<strong>für</strong> Zuständigkeit besitzenden Behörden und <strong>Institut</strong>ionen<br />

aller Ebenen, ihre wirtschaftsorientierten Dienstleistungen und Verwaltungsverfahren<br />

an den besonderen Wünschen, Anforderungen und Bedürfnissen der kleinen und<br />

mittleren Unternehmen auszurichten. Dadurch ist in den zurückliegenden Jahren ein<br />

komplexes Maßnahmenbündel umgesetzt worden, mit dem Zufriedenheit der Unternehmen<br />

mit den Leistungen der Verwaltung spürbar gesteigert werden konnte.<br />

Die Initialzündung <strong>für</strong> diese Entwicklung konnte mit dem Gemeinschaftsprojekt „kontakt“<br />

gegeben werden, bei dem der Rhein-Kreis Neuss zusammen mit kreisangehörigen<br />

Städten und Gemeinden und staatlichen Verwaltungen Maßnahmen im Sinne<br />

eines Qualitätsmanagements umgesetzt hat. Dabei wurden die Vorschläge <strong>für</strong> die<br />

zur Durchführung vorgesehenen Maßnahmen in einem Projektbeirat beraten und<br />

ausgewählt, in dem neben den relevanten Kommunal-, Landes- und Bundesverwaltungen<br />

alle mittelstandsrelevanten <strong>Institut</strong>ionen, Vereine und Verbände vertreten waren.<br />

Im Verlauf des Projekts wurden eine Vielzahl von Geschäftsprozessen untersucht<br />

und optimiert, die <strong>für</strong> die mittelständischen Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss besondere<br />

Relevanz besitzen. Der Begriff „kontakt“ steht dabei <strong>für</strong> eine intensive Einbindung<br />

von Vertretern aus Unternehmen und ihren Interessensvertretungen in alle<br />

Projektphasen. Damit wird die Intention, die Maßnahmen zur Geschäftsprozessoptimierung<br />

in besonderer Weise an den Anforderungen und Bedürfnissen der Zielkundengruppe<br />

orientieren zu wollen, besonders deutlich. Gleichermaßen ist die intensive<br />

Einbindung der Unternehmen aber auch als der entscheidende Erfolgsfaktor des Projektes<br />

zu sehen. Die aktive Mitwirkung von Unternehmen bei der Erarbeitung der


70<br />

Projektkonzeption und in den einzelnen Workshops, die zur Geschäftsprozessopti-<br />

mierung durchgeführt wurden, hat das Verständnis zwischen Unternehmen und Ver-<br />

waltungen <strong>für</strong> die auf beiden Seiten bestehenden Handlungszwänge und Rahmen-<br />

bedingungen deutlich erhöht. Nur auf diese Weise konnten die Zielsetzungen des<br />

Projektes mit Maßnahmen erreicht werden, die<br />

• Hinweise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder aus der Zielkundengruppe<br />

auf schwer durchschaubare Prozesse aufgreifen und behandeln,<br />

• den Verwaltungen und ihren Kunden Verfahrensabläufe transparent machen,<br />

• die Zahl der Ansprechpartner <strong>für</strong> die Unternehmen reduzieren und ihre Identifikation<br />

vereinfachen,<br />

• die Zusammenarbeit zwischen den tangierten Organisationseinheiten verbessern,<br />

• unklare Zuständigkeiten und Doppelarbeiten in den Verwaltungen identifizieren<br />

und ausräumen,<br />

• Verfahrensabläufe beschleunigen sowie effektiver und effizienter gestalten.<br />

Als weitere Basis <strong>für</strong> die Auswahl der einzelnen Verfahren und Geschäftsprozesse<br />

auf der einen und ein Instrument zur Messung der mit dem Projekt erzielten Erfolge<br />

auf der anderen Seite wurde ergänzend zur direkten Einbeziehung von Unternehmen<br />

eine Unternehmensbefragung durchgeführt, mit der die wichtigsten Verwaltungsverfahren<br />

und die Zufriedenheit der Unternehmen mit den Leistungen der Verwaltungen<br />

erhoben und gemessen werden konnte. Die gleiche Befragung wurde am Ende des<br />

Projektes durchgeführt, so dass festzustellen war, welche Veränderungen sich im<br />

Miteinander von Verwaltungen und Unternehmen ergeben haben und wie deren<br />

Auswirkung auf die Kundenzufriedenheit sind.<br />

Dabei war eine weitere Zielsetzung des Projektes, die vorgesehenen Maßnahmen<br />

der Geschäftsprozessoptimierung als Kernbestandteil eines nachhaltigen Qualitätsmanagements<br />

im Bewusstsein der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltungen<br />

zu verankern. Diese Zielsetzung konnte insbesondere dadurch erreicht werden, dass<br />

sich die beteiligten Verwaltungen im Projektverlauf auf Leistungsstandards verständigt<br />

haben, die als Service-Versprechen - einer Selbstverpflichtung der Verwaltungen<br />

gegenüber den Unternehmen – veröffentlicht wurden und seitdem regelmäßig überprüft<br />

und weiterentwickelt werden.<br />

So sind bislang <strong>für</strong> eine Vielzahl von Verwaltungsverfahren, die besondere Bedeutung<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung der Unternehmen im Kreisgebiet oder die Realisierung ge-


71<br />

werblicher Investitionsvorhaben haben, in der Zusammenarbeit von Verwaltungen<br />

und Unternehmen entsprechende Service-Versprechen entwickelt worden. Dies gilt<br />

in besonderer Weise <strong>für</strong><br />

• die Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung,<br />

• das Baugenehmigungsverfahren,<br />

• die Verfahren zur Gewerbean-, -ab- und -ummeldung,<br />

• Vergabeverfahren,<br />

• die zügige Prüfung und Zahlung von Rechnungen durch die öffentlichen Hände,<br />

• die Verfahren und die Beratung in Schwerbehindertenangelegenheiten,<br />

• Maßnahmen der Gewerbeansiedlung im Zusammenhang mit einem verbesserten,<br />

interkommunalen Gewerbeflächen- und Gewerbeimmobilienmanagement,<br />

• straßenverkehrsrechtliche Verfahren, die Erteilung von Erlaubnissen zur Personenbeförderung<br />

und die Verfahren nach dem Güterkraftverkehrsgesetz und<br />

• wasserrechtliche Erlaubnisse.<br />

Ergänzend zu diesen Kernthemen des Projektes wurden ergänzende Maßnahmen<br />

durchgeführt, die eine beispielhafte Erprobung von besonders innovativen Instrumenten<br />

in ausgewählten Schwerpunkten ermöglichen sollten. Dazu zählt insbesondere<br />

der so genannte „Handwerkerparkausweis“. Hier wird im Rahmen einer vertraglichen<br />

Vereinbarung zwischen verschiedenen kommunalen Gebietskörperschaften eine Regelung<br />

herbeigeführt, die Handwerkern die Erlangung einer Ausnahmegenehmigung<br />

<strong>für</strong> das Parken in Halte- oder Parkverbotszonen deutlich vereinfacht. In Zusammenarbeit<br />

mit den kommunalen Wirtschaftsförderungen wurde durch die Wirtschaftsförderung<br />

des Rhein-Kreis Neuss ein Konzept <strong>für</strong> die Einführung des Handwerkerparkausweises<br />

erarbeitet und anschließend zur Beschlussfassung in die Kommunalparlamente<br />

eingebracht. Nach der gemeinsamen Unterzeichnung durch den Landrat<br />

und die Bürgermeister wurde durch die zuständigen Straßenverkehrsbehörden die<br />

Detailplanung durchgeführt und zum 1. Mai 2003 umgesetzt. Der entscheidende Vorteil<br />

<strong>für</strong> die Unternehmen liegt darin, dass die notwendigen Ausnahmegenehmigungen<br />

in Form einer Pauschalregelung bei allen beteiligten Kommunen beantragt werden<br />

können und dann <strong>für</strong> das gesamte von diesen Kommunen abgedeckte Gebiet gelten.<br />

Damit ist <strong>für</strong> die Unternehmen eine erhebliche Zeit- und Geldersparnis verbunden.<br />

Die beteiligten Kommunen müssen zwar in eingeschränktem Umfang auf Einnahmen<br />

aus Verwaltungsgebühren verzichten, die hohe Nutzung des Angebotes durch die


72<br />

Unternehmen gibt diesem Projektansatz aber mehr als recht: In den folgenden 2 Jah-<br />

ren wurde der Geltungsbereich des Handwerkerparkausweises zunächst auf die<br />

Städte Düsseldorf und Krefeld sowie den Rhein-Erftkreis ausgedehnt. Im Jahre 2005<br />

wurde das Konzept <strong>für</strong> den gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf übernommen<br />

und derzeit wird auf Landesebene über einen landesweiten Ausweis nachgedacht.<br />

Ebenfalls Pilotcharakter besitzt eine weiterer Projektschwerpunkt, bei dem im Rhein-<br />

Kreis Neuss in einem Gemeinschaftsprojekt mit den Kreisen Recklinghausen und<br />

Herford und der Stadt Solingen in den Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsäm-<br />

tern ein Qualitätsmanagementsystem eingeführt wurde. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Nahrungsmittelbranche nach BSE- und MKS-Krise sowie nach Dioxin- und<br />

Pestizidproblemen zunehmend im Hinblick auf geeignete Nachweise nach der Her-<br />

kunft ihrer Produkte stark unter Druck geraten ist, der insbesondere <strong>für</strong> kleine und<br />

mittlere Unternehmen zu einer Existenzbedrohung geführt hat. Nicht zuletzt aus diesem<br />

Anlass hat sich der Kreis Neuss entschlossen, kleinen und mittleren Unternehmen<br />

die Möglichkeit zu geben, sich an einem kombinierten Beratungs- und Qualifizierungsprojekt<br />

zur Einführung bzw. Weiterentwicklung von integrierten Qualitäts-, Umwelt-<br />

und Hygienemanagementsystemen zu beteiligen, in deren Informationskette die<br />

öffentlichen Dienststellen eingebunden sind.<br />

Der Rhein-Kreis Neuss wollte mit dieser Maßnahme den Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern<br />

die Chance bieten, den Weg der Qualitätssicherung, d. h.<br />

des Qualitätmanagementsystems zu beschreiten, um im Rahmen der Verbesserung<br />

von Leistungsaspekten ein gleichwertiger Partner der Unternehmen sein zu können.<br />

Vor diesem Hintergrund hat sich der Rhein-Kreis Neuss an der Entwicklung des RAL-<br />

Gütezeichens „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ beteiligt, mit dem die im<br />

Projekt „kontakt“ gemachten Erfahrungen aufgegriffen und Kreisen, Städten und<br />

Gemeinden in ganz Deutschland zur breiten Umsetzung und Anwendung empfohlen<br />

werden.<br />

Dabei beschränken sich die Kriterien, die <strong>für</strong> eine Verleihung des Gütesiegels erfüllt<br />

sein müssen, zunächst auf die folgenden Punkte:<br />

• Eingangsbestätigung und Nennung eines Ansprechpartners<br />

• Erste Informationen zum Verfahren<br />

• Besprechungen bei Unternehmen<br />

• Bearbeitungszeit von Baugenehmigungsanträgen


73<br />

• Zügige Bezahlung von Auftragsrechnungen<br />

• Reaktion auf Beschwerden<br />

• Angebotsabgabe bei Flächenanfragen<br />

• Genehmigung von Schwerlasttransporten<br />

• Verlässlichkeit von Baugenehmigungen<br />

• Reaktionszeiten auf Anrufe und E-Mails<br />

• Verwaltungswegweiser<br />

• Lotse <strong>für</strong> Existenzgründer<br />

• Kundenzufriedenheit<br />

Die Einhaltung dieser Kriterien wird durch eine stetige Selbstüberwachung der teilnehmenden<br />

Kommunen und durch eine unabhängige <strong>Institut</strong>ion (zurzeit: TÜV NORD<br />

CERT GmbH) überprüft. Die Fremdüberwachung erfolgt im Abstand von 24 Monaten<br />

und beinhaltet auch eine an feste Vorgaben und Verfahren gebundene Erhebung der<br />

Kundenzufriedenheit.<br />

Die o.g. Kriterien stetig weiter zu entwickeln und um weitere Aspekte zu ergänzen,<br />

um damit das hohe Niveau des Gütezeichens auf Dauer sichern zu können, das ist<br />

das erklärte Ziel der im April 2006 durch 12 Kommunen aus ganz Deutschland gegründeten<br />

Gütegemeinschaft Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltungen e. V.,<br />

deren Geschäftsführung bei der Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss liegt,<br />

während Landrat Dieter Patt die Gütegemeinschaft als 1. Vorsitzender führt.<br />

Das Gütesiegel stellt damit eine konsequente Fortsetzung des im Jahr 2002 mit dem<br />

Projekt „kontakt“ begonnenen Weges dar und sorgt da<strong>für</strong>, dass die damals entwickelten<br />

Instrumente und Lösungen <strong>für</strong> mittelstandsfreundliches Verwaltungshandeln<br />

• nicht einmalige und zeitlich begrenzte Effekte auslösen, sondern dauerhaft fortgesetzt<br />

und weiterentwickelt werden und damit die von Beginn an gewünschte<br />

Nachhaltigkeit auch tatsächlich erreicht wird.<br />

• von anderen Regionen und Kommunen übernommen und auch dort in die alltägliche<br />

Praxis umgesetzt werden. Damit werden Multiplikationseffekte erreicht, die in<br />

dieser Form beispielhaft sind.<br />

• weiterhin als Basis <strong>für</strong> eine gute und verstetigte Zusammenarbeit von Verwaltungen<br />

und Unternehmen bei der Entwicklung von zukunftsorientierten Modellen


74<br />

modernen Verwaltungsmanagements genutzt werden und der Kontakt zwischen<br />

Leistungserbringer und Zielkundengruppe praxisorientiert erhalten bleibt.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Die im Gesamtprojekt seit 2002 erzielten Ergebnisse sind vielfältiger Natur und haben<br />

schon jetzt zu einer dauerhaften Verbesserung der Zusammenarbeit von Verwaltungen<br />

und Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss geführt. Dies belegen eine im Jahr<br />

2004 durchgeführte Unternehmensbefragung und die auf einzelne Geschäftsprozesse<br />

bezogenen laufenden Erhebungen zur Einhaltung der Serviceversprechen.<br />

Dabei ist in besonderer Weise zu berücksichtigen, dass mit der <strong>für</strong> die Unternehmen<br />

leichter gewordenen Identifikation der <strong>für</strong> ihr Anliegen in den Verwaltungen zuständigen<br />

Ansprechpartner unnötige und zeitraubende Suchprozesse wegfallen. Diese wird<br />

insbesondere auch dadurch unterstützt, dass es in jeder der beteiligten Verwaltungen<br />

heute einen speziellen Ansprechpartner <strong>für</strong> Unternehmen gibt, der bei Bedarf auch<br />

eine Lotsenfunktion übernimmt.<br />

Von besonderer Bedeutung sind die von den Verwaltungen <strong>für</strong> einzelne Geschäftsprozesse<br />

erzielten Verfahrensverbesserungen, die insbesondere schnellere Entscheidungen<br />

über die von Unternehmen beantragten Genehmigungen und eine höhere<br />

Transparenz im Verfahrensablauf nach sich ziehen.<br />

Hierbei sind vor allem die im RAL-Gütesiegel „Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“<br />

festgesetzten Kriterien von hervorzuhebender Bedeutung, da diese bundesweit<br />

geltende Standards vorgeben und auch <strong>für</strong> die Übernahme in andere europäische<br />

Staaten geeignet sind:<br />

• Eingangsbestätigung und Nennung eines Ansprechpartners<br />

Eingangsbestätigung von Anfragen, Anträgen u.ä. von der Kommune an den Unternehmer<br />

innerhalb von 3 Arbeitstagen. Mit der Eingangsbestätigung erfolgt die<br />

Nennung des Ansprechpartners, seine Kommunikationsdaten und die Zeiten seiner<br />

Erreichbarkeit


• Erste Informationen zum Verfahren<br />

75<br />

Rückmeldung des Ansprechpartners innerhalb von 7 Arbeitstagen hinsichtlich<br />

o noch fehlender Unterlagen,<br />

o möglicher Tatbestände, die zu "Auszeiten" führen können<br />

(bei einem Antrag auf Baugenehmigung),<br />

o eines Zeitplans <strong>für</strong> das weitere Vorgehen,<br />

o Zusicherung, dass Abweichungen, sobald sie sich abzeichnen, dem Unternehmen<br />

umgehend mitgeteilt werden.<br />

• Besprechungen bei Unternehmen<br />

Die Verwaltung macht den Unternehmen im Verwaltungswegweiser das Angebot,<br />

innerhalb von 5 Arbeitstagen einen Besprechungstermin vor Ort durchzuführen.<br />

• Bearbeitungszeit von Baugenehmigungsanträgen innerhalb von 40 Arbeitstagen<br />

• Zügige Bezahlung von Auftragsrechnungen innerhalb von 15 Arbeitstagen<br />

• Reaktion auf Beschwerden innerhalb von 3 Arbeitstagen<br />

• Angebotsabgabe bei Flächenanfragen innerhalb von 3 Arbeitstagen<br />

• Genehmigung von Schwerlasttransporten vor dem beantragten Transportbeginn<br />

• Verlässlichkeit von Baugenehmigungen<br />

Anteil der erfolgreichen Widersprüche und Klagen Dritter an der Gesamtzahl der<br />

Baugenehmigungen muss kleiner als 5 % sein.<br />

• Reaktionszeiten auf Anrufe und E-Mails<br />

Im Verwaltungswegweiser wird das Serviceversprechen erteilt, dass innerhalb eines<br />

Arbeitstages auf Anrufe oder E-Mails reagiert wird und das Unternehmen eine<br />

Antwortmail oder einen Rückruf erhält.<br />

In der Kommune gibt es eine Dienstanordnung oder eine vergleichbare Vorschrift,<br />

dass die Verwaltungsmitarbeiter innerhalb eines Arbeitstages auf Anrufe oder E-<br />

Mails reagieren und dem Kunden eine Antwort zukommen lassen müssen.<br />

Darüber hinaus hat die Kommune die technischen Voraussetzungen getroffen,<br />

dass E-Mails und Telefone umgeleitet werden können.


• Verwaltungswegweiser<br />

76<br />

Es gibt im Internet oder in Papierform einen eigenen Verwaltungswegweiser <strong>für</strong><br />

den Mittelstand, der aus der Problemsicht der Unternehmen strukturiert ist und<br />

dem mittelständischen Verwaltungskunden den Weg zum richtigen Ansprechpart-<br />

ner weist.<br />

Der Verwaltungswegweiser enthält die Kontaktdaten (Amt/ Eigenbetrieb/ städtische<br />

GmbH, Name, Telefonnummer, evt. Faxnummer, evt. E-Mail Adresse) der<br />

Ansprechpartner, die <strong>für</strong> die nachfolgenden Themen verantwortlich sind:<br />

o Existenzgründung,<br />

o Standortinformationen,<br />

o Vermietung, Verpachtung oder Verkauf von Grundstücken,<br />

o Genehmigungen von Bauvorhaben und Anlagen,<br />

o öffentliche Ausschreibungen/Auftragsvergabe,<br />

o Finanzen, Steuern und Abgaben,<br />

o Verkehrsfragen.<br />

• Lotse <strong>für</strong> Existenzgründer<br />

Vorhandensein einer Anlaufstelle bzw. eines Ansprechpartners, die/der gegenüber<br />

Existenzgründern eine "Lotsenfunktion" durch die kommunale Verwaltung<br />

wahrnimmt und bei Bedarf Informationen zu anderen relevanten Wissensträgern<br />

vermittelt/bereithält. Die Stelle bzw. der Ansprechpartner muss in einer Broschüre<br />

oder im Internet bekannt gemacht werden.<br />

• Kundenzufriedenheit<br />

Bewertung der Kundenzufriedenheit durch Kunden der Verwaltung anhand eines<br />

standardisierten Fragebogens.


Deutschland-<br />

Sieger <strong>2007</strong><br />

77<br />

Kat. 4: Preis "In Menschen investieren"<br />

Schüler-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technik und angewandte Informatik<br />

SITI e.V.:<br />

Havelberger Modell zur Förderung von Unternehmergeist,<br />

Innovation und Technologie-Entwicklung<br />

bei Schülern in allen Schulformen<br />

Postanschrift: Grüner Weg 7<br />

39539 Havelberg<br />

Bundesland: Sachsen-Anhalt<br />

Web-Adresse: http://www.siti.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Hannes König<br />

Telefon: 039387-59757<br />

Fax: 039387-79058<br />

e-mail: vorstand@siti.de<br />

Zeitplan: seit 1986:<br />

Teilnahme an Forschungswettbewerben<br />

<strong>für</strong> Schüler,<br />

18. November 1994: Gründung des Computer<br />

Clubs am Pestalozzi-Gymnasium<br />

Havelberg (Vorläufer des SITI),<br />

seit 1. Juli 1999: Bestehen des Schüler-<br />

<strong>Institut</strong>s <strong>für</strong> Technik und angewandte Informatik<br />

(SITI e.V.),<br />

seit 17. April 2003: ErfinderClub Havelberg<br />

28. Oktober 2004: Eröffnung des Junggründerzentrums<br />

(JGZ),<br />

12. Oktober <strong>2007</strong>: Eröffnung des LPE-<br />

Technik-Kompetenzzentrums Sachsen-<br />

Anhalt


78<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

Das Schüler-<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Technik und angewandte Informatik wurde 1999 als eingetragener<br />

Verein SITI e.V. mit dem Ziel gegründet, Schülern in ländlicher Region (Havelberg<br />

hat nur 6.500 Einwohner), Angebote im außerunterrichtlichen Bereich zu machen,<br />

die sonst nur (wenn überhaupt) in Großstädten möglich sind.<br />

Initiator und Motor ist sein Vorsitzender, Herr König, der weit über seine Dienstverpflichtung<br />

als Lehrer hinaus innovative Bildungskonzepte entwickelt und erprobt.<br />

Der Verein hat derzeit ca. 100 Mitglieder. Zwei Lehrer, ein Ingenieur und ein Elektriker<br />

betreuen und fördern interessierte und begabte Schüler in zahlreichen Kursen<br />

und anspruchsvollen Projekten in Zusammenarbeit mit Unternehmen und Hochschulen.<br />

Das Schüler-<strong>Institut</strong> nutzt kostenfrei neun Räume des Landkreises, integriert in einem<br />

Schulcampus mit Grundschule, Sekundarschule und einem kleinen Gymnasium.<br />

Auf Grund seiner innovativen Arbeit wird der Verein in Projekten auch aus Mitteln des<br />

Landes (Kultus- und Wirtschaftsministerium) sowie des Europäischen Sozialfonds<br />

gefördert.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

Ausgangssituation<br />

Ziel des vor acht Jahren gegründeten Schüler-<strong>Institut</strong>es ist es, den Stellenwert der<br />

traditionellen flächendeckenden Talentförderung auf künstlerischem und sportlichem<br />

Gebiet (Musikschulen und Sportvereine bis hin zu Einzelförderung) bei Eltern und<br />

Schülern auch auf volkswirtschaftlich bedeutsame Bereiche, wie Technikinteresse<br />

und Wirtschaftsverständnis zu projizieren. Damit werden jungen Menschen Chancen<br />

<strong>für</strong> eine breite berufliche Zukunft geschaffen und zugleich die Bereiche der<br />

Volkswirtschaft gestärkt, die die Wertschöpfung erbringen.<br />

Ursprünglich ging es um die Schaffung von Angeboten <strong>für</strong> Schüler im ländlichen<br />

Raum, die nicht den direkten Zugang zu Unternehmen und Hochschulen wie in<br />

Großstädten haben. Dazu wurde ein Netzwerk aus Partnern an Hochschulen, in innovativen<br />

Unternehmen und Verbänden geschaffen, das das pädagogische Konzept<br />

des Vereins durch Fachkompetenzen und technische Ausstattung unterstützen sollte.


79<br />

Die Zielsetzungen wurden mit Erfolg realisiert, darüber hinaus weiterentwickelt und<br />

teilweise bereits als landesweite Angebote ausgebaut.<br />

Inzwischen hat sich das Schüler-<strong>Institut</strong> durch seine innovative und praxisorientierte<br />

Bildungsarbeit in vielen Bereichen in eine Vorreiterrolle begeben und ist derzeit auch<br />

auf Bundesebene in seiner Komplexität einzigartig. Es trägt Modellcharakter.<br />

Entwicklung von Methoden und Angeboten<br />

Im Mittelpunkt der Bestrebungen des Vereins stand nicht die Eliteförderung, sondern<br />

die Breitenförderung, viele Schüler zu begeistern, auf hohem Niveau zu fördern und<br />

ihnen Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Talentförderung und die Entwicklung und<br />

Ausprägung von zukunftsrelevanten Berufsvorstellungen waren von Anfang an<br />

Schwerpunkte des pädagogischen Konzepts.<br />

Projekttage mit Grundschulen (jährlich ca. 150 Teilnehmer), Kursangebote (bis zu<br />

15 Kurse jährlich), die Bearbeitung von Projektthemen (6-7 Jugend-forscht-<br />

Arbeiten und 2-3 Projekte mit Praxispartnern jährlich), die Vermittlung von hochwertigen<br />

Praktika <strong>für</strong> interessierte Schüler und auch vorberuflicher Arbeitsverträge mit<br />

Studenten als Hilfswissenschaftler (bisher <strong>für</strong> 7 ehemalige Mitglieder) machen deutlich,<br />

dass alle Altergruppen angesprochen und alle Schulformen einbezogen werden.<br />

Mitglied können Schüler ab der 5. Klasse werden und damit die wöchentlichen Angebote<br />

des <strong>Institut</strong>es nutzen.<br />

Den Gründergedanken frühzeitig zu vermitteln, Unternehmergeist zu fördern und<br />

damit auch das Interesse an wirtschaftlichen Aspekten zu entwickeln, gelingt mit<br />

steigender Nachfrage über einen Gründerkurs als Ergänzung zu einem innovativen<br />

Wirtschaftsunterricht am Havelberger Gymnasium (inzwischen auch als landesweites<br />

Angebot) mit der Zielsetzung von Schülerfirmengründungen. Das bisher einzigartige<br />

Junggründerzentrum bietet als Bestandteil des Schüler-<strong>Institut</strong>es da<strong>für</strong> eine<br />

gute Basis. Es ist vergleichbar mit Innovations- und Gründerzentren in der Wirtschaft.<br />

Erfolgskomponenten<br />

Zu den wöchentlichen Basisangeboten zählen Kurse. Diese werden von den vier<br />

Mitarbeitern und auch von Schülern geleitet. Diese regelmäßigen Angebote sind<br />

altersunabhängig. Es zählt nur das Interesse und die Leistung der Schüler. So entstehen<br />

ein schöpferisches Klima und eine natürliche Leistungsbereitschaft. Altersübergreifende<br />

Kurse und Teams führen auch dazu, dass Schüler sich gegenseitig<br />

weiterbilden (auch jüngere vermitteln u.U. ihr Wissen an ältere Schüler). Ausschlag-


80<br />

gebend sind Fachkompetenz und methodisches Wissen. Es geht um die praktische<br />

Anwendung und aktive Weitergabe von Wissen.<br />

Weiterhin nehmen Projektarbeiten und damit die selbständige Tätigkeit der Schüler<br />

in kleinen Teams (2–6 Schüler) ein breites Betätigungsfeld ein. Zur Planung der<br />

zu bearbeitenden Projekte findet jeweils vor den Sommerferien eine Ideenkonferenz<br />

statt, in der neue Ideen vorgeschlagen und diskutiert und betriebliche Aufgaben der<br />

Kooperationspartner vorgestellt werden. Damit wird die Arbeitsplanung <strong>für</strong> das jeweils<br />

kommende Schuljahr von den Schülern selbst mitbestimmt.<br />

Bei der Bearbeitung von Aufträge von Unternehmen und Universitäten lernen die<br />

Schüler ganz unmittelbar wissenschaftliches Arbeiten, was ansonsten kaum Gegenstand<br />

des Unterrichts ist (u.a. Projekt- und Zeitplanung, Problemanalyse, Recherche,<br />

Kooperation mit Unternehmen, Zwischenberichte, Präsentation etc.). Damit<br />

werden den Schülern neue und langfristig wirksame Lern- und Problemlösungskompetenzen<br />

vermittelt. Die Vermittlung von fächerübergreifenden Kompetenzen<br />

durch Projektarbeiten, die Freiraum <strong>für</strong> Kreativität und Experimentieren lassen - auch<br />

durch Fehlermachen zu eigener Lösung zu gelangen, sind im Unterricht oft Wunschvorstellungen,<br />

stellen jedoch in den Projektteams und Schülerfirmen eine wichtige<br />

Arbeitsweise dar.<br />

Besonders auch in den Schülerfirmen können praktische Erfahrungen und Wissensanwendungen<br />

erlebt und Teamarbeit als unmittelbare Berufsvorbereitung erlernt<br />

werden. Deshalb wird dieser Bereich zunehmend gefördert.<br />

Eine ergebnisorientierte Projektarbeit wird durch die Teilnahme an zahlreichen<br />

Wettbewerben oder die Verteidigungen der Zwischen- und Endergebnissen in den<br />

Unternehmen oder an den Hochschulen erreicht. Die Erfolgserlebnisse der Schüler<br />

sind dann auch Erfolgserlebnisse der betreuenden Lehrer, was zur positiven Gestaltung<br />

des Schüler-Lehrer-Verhältnisses und auch zur Erhöhung der Lehrermotivation<br />

führt.<br />

Außergewöhnliche Kreativität und junges Erfindertum werden zusätzlich durch die<br />

Mitgliedschaft im ErfinderClub honoriert. (vgl. Web: www.siti.de)<br />

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist ein breites Partnernetzwerk, das in den letzten Jahren<br />

entstanden ist und gepflegt wird. Dieses umfasst inzwischen alle Bereiche des gesellschaftlichen<br />

Lebens. Dazu nutzt der Leiter des <strong>Institut</strong>es einen unterrichtsfreien<br />

Tag, den ihm die Schulleitung durch Arbeitszeitverlagerung eingeräumt hat. Neben


81<br />

Telefonaten, persönlichen Absprachen und Betriebsbesuchen sind Newsletter zu<br />

aktuellen Höhepunkten, Erfolgen und Entwicklungen des Schüler-<strong>Institut</strong>es Formen<br />

der Netzwerkpflege. Zusätzlich werden die Partner zu Präsentationsveranstaltungen<br />

eingeladen und haben so die Möglichkeit, direkten Kontakt zu Schülern aufzunehmen<br />

oder ihr Unternehmen zu präsentieren. Diese Form der Öffnung der Schule bildet<br />

eine erfolgreiche Plattform <strong>für</strong> eine dauerhafte Zusammenarbeit.<br />

Pilotprojekt Junggründerzentrum<br />

Aus den guten Erfahrungen mit einer Schülerfirma als Praxisteil im Wirtschaftsunter-<br />

richt und der Teilnahme am BMBF-Projekt INSTI-Schulaktion „Tour d’Innovation“<br />

über zwei Jahre entwickelte sich die Projektidee <strong>für</strong> ein Junggründerzentrum in<br />

Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit dem Technologie- und Gründerzentrum Jerichower<br />

Land werden hier in einem aus Mitteln der Europäischen Union im Rahmen des Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF) und des Landes Sachsen-Anhalt geförderten Pilotprojekt,<br />

Schüler in drei Etappen an Technologien und Firmengründung herangeführt. Die<br />

Innovation dieses Projektansatzes liegt in der Initiierung von technologieorientierten<br />

und produzierenden Schülerfirmen (die meisten Schülerfirmen sind sonst<br />

Dienstleister z.B. Eventmanagement, Pausenversorgung, Fotoservice). Im Projekt<br />

Junggründerzentrum werden diese Aktivitäten auch unterstützt.<br />

Ziel des einführenden Innovationskurses ist es jedoch die Innovationsphasen an<br />

einem eigenen Produkt von der Idee bis zum Prototyp praktisch zu erleben. Durch<br />

einen nachfolgenden Gründerkurs wird daraus eine Geschäftsidee, <strong>für</strong> die ein Businessplan<br />

(Teilnahme am Schüler-Businessplanwettbewerb „futurego“) erarbeitet<br />

wird. Ziel ist es dann schließlich, eine Schülerfirma zu gründen.<br />

Läuft die Umsetzung der Geschäftsidee (noch in der Obhut der Schule) erfolgreich,<br />

sollen die jungen Menschen bis hin zur Gründung eines realen Unternehmens begleitet<br />

werden.<br />

Auch wenn dieser Anspruch sehr hoch ist, werden in den ersten beiden Etappen<br />

zahlreiche Schüler mit volkswirtschaftlich und technisch wichtigen Erfahrungen und<br />

Arbeitsmethoden vertraut gemacht und damit auf das berufliche Leben praxisnah<br />

vorbereitet. Wieder steht auch hier die Breitenförderung im Mittelpunkt.<br />

Die Erfahrungen sind im bisherigen Projektverlauf derart positiv, dass bereits ein<br />

landesoffener Kompaktkurs „Wirtschaft – Existenzgründung“ <strong>für</strong> interessierte<br />

Schüler angeboten und vom Landesverwaltungsamt unterstützt wird.


82<br />

In einem Folgeprojekt soll nun das unternehmerische Handeln in Schülerfirmen im<br />

Mittelpunkt stehen. Dabei können Erfahrungen von den bereits seit mehren Jahren<br />

bestehenden Schülerfirmen einfließen.<br />

Interne Synergieeffekte<br />

Beide Komponenten der Schülerförderung in technische und wirtschaftliche Richtung<br />

verschmelzen zusehends. So entstehen Schülerfirmen aus Jugend-forscht-Projekten<br />

heraus (bisher zwei Schülerfirmengründungen). Schülerfirmen stellen ihre innovative<br />

Geschäftsidee nicht nur beim Schüler-Businessplanwettbewerb „futurego“ des Landes<br />

Sachsen-Anhalt vor, sondern führen über den ErfinderClub Patentrecherchen<br />

durch und beteiligen sich bei „Jugend forscht“ (bisher 9 Jugend-forscht-Projekte).<br />

Es ist gelungen, neben und mit der Schule eine Angebotsvielfalt zu entwickeln, in der<br />

die einzelnen Komponenten derart vernetzt werden, wie es in der Wirtschaft im zukünftigen<br />

Berufsleben der Schüler real stattfinden wird. Die Verzahnung unterschiedlichster<br />

Schülergruppen, die gegenseitige Unterstützung in ihren Aufgabenbereichen,<br />

die Realisierung einer Auftragssituation untereinander machen den wirklichen Erfolg<br />

des Konzeptes aus. Es entstand ein kleines Wirtschaftssystem, das der realen<br />

Wirtschaft sehr nahe kommt.<br />

Das Technik-Kompetenzzentrum<br />

Mit dem ErfinderClub und dem Junggründerzentrum als Bestandteile des Schüler-<br />

<strong>Institut</strong>es gibt es in der Förderung von Schülern in der Region und auch darüber hinaus<br />

reichhaltige Erfahrungen. Mit der Eröffnung eines Technik-Kompetenzzentrums<br />

am 12. Oktober diesen Jahres soll nun eine überregionale Ausstrahlung auf dem<br />

Gebiet der Technik auch durch Lehrerfortbildungsangebote und neu- und einzigartige<br />

Projektangebote <strong>für</strong> Schulen erreicht werden.<br />

In Vorbereitung dessen wurden bereits in den letzten beiden Jahren dazu zahlreiche<br />

Veranstaltungen durchgeführt und erprobt. Ein Unternehmer aus Baden-<br />

Württemberg fördert die Initiative des Schüler-<strong>Institut</strong>s durch Ausrüstung und fachliche<br />

Unterstützung. Die Kreisverwaltung Stendal stellte ab August <strong>2007</strong> dem Schüler-<br />

<strong>Institut</strong> zusätzliche Raumkapazitäten zur kostenfreien Nutzung zur Verfügung. Die<br />

teils aufwendige und hochwertige Ausstattung <strong>für</strong> die speziellen Angebote ist weitestgehend<br />

abgeschlossen.<br />

Zwei Schülerfirmen werden eine wirtschaftliche und organisatorische Mitverantwortung<br />

<strong>für</strong> dieses Angebot übernehmen. Es werden Projekttage, Projektwo-


83<br />

chen und Wettbewerbe <strong>für</strong> Schulen im Norden Deutschlands angeboten und durch-<br />

geführt.<br />

Ausstrahlung und Übertragbarkeit<br />

Motivierte, zu großem außerunterrichtlichen Engagement bereite Lehrer gibt es an<br />

jeder Schule. Ebenso findet man in nahezu jeder Klasse Engagement, Neigungen<br />

und Talente, die gefördert und entwickelt werden können.<br />

Für eine systematische, planvolle und nachhaltige Förderung von Unternehmergeist,<br />

Innovation und Technologieinteresse sind jedoch geeignete Rahmenbedingungen<br />

personeller, materieller und finanzieller Art erforderlich. Die Politik ist gefordert, bei<br />

der Schaffung von Rahmenbedingungen behilflich zu sein, wenn sie tatsächlich beabsichtigt,<br />

die langfristigen Grundlagen zur Sicherung des gesellschaftlichen<br />

Wohlstands zu schaffen. Dann sind die Erfahrungen aus dem Havelberger Modell<br />

auch unmittelbar auf andere Schulen übertragbar.<br />

Gerade <strong>für</strong> Schüler in ländlichen Regionen sind außerunterrichtliche Angebote von<br />

großer Bedeutung und von besonderem Wert, da hier oft nicht die gleichen Bildungschancen<br />

bestehen. Zusätzlich stellen die Angebote eine deutliche Aufwertung des<br />

Schulstandortes dar.<br />

Die enge Zusammenarbeit des Schüler-<strong>Institut</strong>es mit den Schulen der Region eröffnet<br />

schon jetzt den Schulen die Nutzung der Erfahrungen. In der Erprobung von<br />

technischen Projekttagen <strong>für</strong> Schulen als Angebot <strong>für</strong> Wandertage oder auch Klassenfahrten<br />

gab es sowohl bei teilnehmenden Schülern und auch Lehrern durchweg<br />

ein positives Feedback. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage <strong>für</strong> die Eröffnung<br />

eines Technik-Kompetenzzentrums, das zugleich den Zugang zu einem multidisziplinären<br />

internationalen Wettbewerb „Formel1 in der Schule“ ermöglichen<br />

wird.<br />

Landesoffene SpezialistenCamps „Wirtschaft kompakt – Existenzgründung“ und<br />

„Technik – Konstruktionslehre“, ein Konsultationsstützpunkt des Junggründerzentrums,<br />

Workshops zu Themen, wie Produktentwicklung, rechtliche Grundlagen oder<br />

Buchführung <strong>für</strong> Lehrer und Schüler oder die Einladung von interessierten Schulen<br />

zu „Tagen der offenen Tür“, zu Schülerfirmen- und Erfindermessen und Aktionstagen<br />

machen die positiven Erfahrungen transparent und ermöglichen den Erfahrungsaustausch.


84<br />

Es wurden bereits auch neue Formen des Erfahrungsaustausches angetestet. So<br />

wurde eine Reihe von fünf Online-Seminaren mit über 80 Teilnehmern mit großem<br />

Erfolg durchgeführt. Diese Plattform erwies sich als äußerst praktikabel und effizient.<br />

Leider sind die Kosten <strong>für</strong> die Zielgruppe Schule und auch das Schüler-<strong>Institut</strong> nicht<br />

dauerhaft realisierbar.<br />

In Vorbereitung ist auch eine methodische Handreichung zu den Erfahrungen mit<br />

dem Innovations- und Gründerkurs <strong>für</strong> Wirtschaftslehrer. Diese wird eine unmittelbare<br />

Anwendung der Havelberger Erfahrungen bezüglich eines praxisorientierten<br />

Wirtschaftsunterrichtes zulassen.<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Die Darstellung der Erfolgswirkung soll in drei Kategorien exemplarisch und schlagwortartig<br />

vorgenommen werden:<br />

1. Schülernutzen<br />

A) Schülerzahlen als Beweis <strong>für</strong> breites Interesse an den Angeboten<br />

- 131 Schüler haben sich bisher insgesamt im SITI als Mitglieder (seit 1999)<br />

angemeldet<br />

- derzeit wöchentlich 50 Schüler (aus Sekundarschule und Gymnasium) in Kursen<br />

und Projekten<br />

- hinzu kommen 35 Schüler in 7 Schülerfirmen (aus Gymnasium mit nur 350<br />

Schülern)<br />

- der ErfinderClub hat 21 Mitglieder (Auszeichnung <strong>für</strong> erfinderische Tätigkeit)<br />

B) Berufsorientierung<br />

- Durchführung von Betriebserkundungen, Hochschultagen<br />

- Angebote <strong>für</strong> Betriebs- und Hochschul-Praktika <strong>für</strong> interessierte Schüler (bis<br />

zu 8 pro Jahr)<br />

- 7 Schüler konnten bereits ab dem 1.Studienjahr als Hilfswissenschaftler an<br />

der Uni arbeiten<br />

- von bisher 40 SITI-Absolventen nahmen 17 ein technisches oder informatisches<br />

Studium auf<br />

- Beurteilungen <strong>für</strong> aktive Schüler und Zertifikate <strong>für</strong> Kursabschlüsse zur Bewerbung<br />

möglich


C) Dauerhafte Verbindung<br />

85<br />

- weiterer Kontakt auch in Berufsausbildung und Studium zu mehr als 50% der<br />

Absolventen<br />

- jährliches Treffen der SITI-Absolventen � Erkenntnisse über Anforderungen<br />

und Zielsetzungen<br />

- ehemalige SITI-Mitglieder als Referenten und Betreuer in Spezialistenlager <strong>für</strong><br />

aktive Mitglieder<br />

2. Teilnahme an Wettbewerben<br />

A) Jugend forscht (Alle Angaben inkl. ComputerClub als Vorgänger des SITI seit<br />

1996)<br />

- Insgesamt wurden 75 Projekte mit 160 beteiligten Schülern<br />

- 44% zum Landeswettbewerb zwei <strong>für</strong> die Bundesebene (Quantität und Quali-<br />

tät)<br />

- Elfmal in Folge Schulpreis (<strong>für</strong> mindestens 4 eingereichte Projekte)<br />

- 2/3 aller Projekte in den Fachgebieten Technik und Arbeitswelt (Praxisbe-<br />

zug)<br />

- über ein Viertel der Projekte entstanden in Zusammenarbeit mit Unternehmen<br />

B) Jugend gründet (bundesweiter Online-Wettbewerb „Existenzgrün-<br />

dung/Businessplan)<br />

- 2004 konnten sich zwei Schülerfirmen unter den besten 50 von 500 Teams<br />

platzieren<br />

- 2005 erreichte eine Schülerfirma sogar Platz 24 von über 800 Teams<br />

C) ego-Preis 2004 (Existenzgründeroffensive des Landes Sachsen-Anhalt)<br />

- SITI-Leiter Hannes König erhält die Ehrung als Einzelpersönlichkeit und als<br />

einziger Lehrer


D) NAT-Working (Autonome Roboter und Brennstoffzellenfahrzeuge)<br />

86<br />

- bisher dreimalige Teilnahme 2004, 2005, 2006 mit 2. bis 4. Plätzen in beiden<br />

Kategorien<br />

E) FOCUS-Schülerwettbewerb 2006<br />

- erfolgreiche Teilnahme mit Thematik „Schülerfirmen – Generalprobe <strong>für</strong> die<br />

berufliche Zukunft“<br />

F) futurego (Schüler-Businessplanwettbewerb des Landes Sachsen-Anhalt)<br />

- 2006 nahmen 3 Havelberger Schülerfirmen teil – beste Platzierung: Platz 5<br />

(von 30 Teams)<br />

- <strong>2007</strong> nahmen 5 Havelberger Schülerfirmen teil – beste Platzierung: Platz 4<br />

(von 76 Teams)<br />

G) Formel1 in der Schule <strong>2007</strong><br />

- Teilnahme von zwei Teams an der 1. Deutsche Meisterschaft mit den Plätzen<br />

5 und 6<br />

H) Ideenmacher „Zukunft Technik entdecken“ (ThyssenKrupp fördert Technik-<br />

Projekte)<br />

- Der SITI e.V. wurde einer von bundesweit 8 Preisträgern <strong>2007</strong><br />

I) Deutschland – Land der Ideen<br />

- Der SITI e.V. wurde einer von 365 „Ausgewählten Orten <strong>2007</strong>“ (von 1500<br />

Bewerbern)<br />

3. Netzwerk zur Unterstützung der Arbeit und hohen Praxisbezug<br />

A) Zusammenarbeit<br />

- mit Stadt Havelberg, Landkreis Stendal, Kultus- und Wirtschaftsministerium<br />

- mit Verbänden (VDI, VME, IHK, Arbeitgeberverband)


B) Kooperationen<br />

87<br />

- mit Gründerzentren in Genthin, Wernigerode und Stendal<br />

- mit derzeit 20 Unternehmen und Forschungseinrichtungen (bisher 21 externe<br />

Projektarbeiten)<br />

Neben diesen quantitativen Erfolgen ist ebenso die qualitativ innovative Bildungs-<br />

arbeit durch einzigartige Kursangebote besonders in Zusammenwirken mit dem<br />

Gymnasium anzuführen.


Good Practice<br />

<strong>2007</strong><br />

88<br />

Kat. 5: "Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste<br />

Unternehmertätigkeit"<br />

nestwärme e.V. Deutschland:<br />

nestwärme - Alle Kinder brauchen Wärme<br />

Postanschrift: Christophstraße 1<br />

54290 Trier<br />

Bundesland: Rheinland-Pfalz<br />

Web-Adresse: http://www.nestwaerme.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel) Dipl.-Betriebswirtin Petra Moske - Gründerin<br />

und 1. Vorsitzende<br />

Dipl.-Psychologin Elisabeth Schuh -<br />

Gründerin und 2. Vorsitzende<br />

Telefon: 0651-9917723<br />

Fax: 0651-9917725<br />

e-mail: petra.moske@nestwaerme.de<br />

Zeitplan: Start 1999, danach stetige Entwicklung<br />

verschiedener Projekte bis heute zur Lösung<br />

des Problems unserer Zielgruppe<br />

A. Kurze Organisationsbeschreibung<br />

nestwärme versteht sich als engagierter und wirtschaftlich denkender Social Entrepreneur,<br />

der mit außergewöhnlicher Kreativität und einer glaubwürdigen Reputation<br />

zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems beiträgt.<br />

Für diese Aufgabe stehen uns auch starke Partner aus der Wirtschaft zur Seite mit<br />

denen das Konzept des Corporate Social Responsibility realisierbar ist. Partner, die<br />

sich Ihrer Verantwortung bewusst sind und sich mit uns gemeinsam im Rahmen ihrer<br />

Geschäftstätigkeit der Lösung gesellschaftlicher Probleme annehmen. nestwärme<br />

verhilft bundesweit Familien mit chronisch kranken und behinderten Kindern sowie<br />

Alleinerziehenden, die unter großen Belastungen ihre Kinder zu Hause versorgen


89<br />

und pflegen, zu mehr Lebensqualität und versucht, gesellschaftliche Ausgrenzung<br />

und sozialen Abstieg zu verhindern.<br />

B. Projektbeschreibung<br />

In Deutschland leben über 950.000 Familien und Alleinerziehende mit sozial benach-<br />

teiligten Kindern, die soziale Auffälligkeiten, schwerste Behinderungen oder gar chro-<br />

nische Erkrankungen haben.<br />

Mit der großen Belastung, die diese Familien und insbesondere die Alleinerziehenden<br />

Frauen vor allem in den ersten Jahren tragen, sind sie meist hoffnungslos auf<br />

sich alleine gestellt. Sie benötigen daher eine ganz besondere gesellschaftliche und<br />

familienpolitische Aufmerksamkeit, fachkundige Beratung, Entlastung, sowie Rat und<br />

Hilfe in allen Situationen von der Geburt bis zum Schulabschluss, aber auch Unterstützungsmöglichkeiten.<br />

Familien mit einem schwer chronisch kranken Kind brauchen mehr psychosoziale<br />

Beratung, Unterstützung und Koordination sowie Vernetzung, Familien brauchen<br />

ortsnahe, bedarfsgerechte, flexible und familienorientierte Beratung, Familien brauchen<br />

eine tragfähiges und belastbares Entlastungs-, Unterstützungs- und Fördernetzwerk,<br />

Familien suchen ständig <strong>für</strong> sie finanzierbare Haushaltshilfen, Pflegeund<br />

Betreuungsentlastung und Familien brauchen Zeit.<br />

Insbesondere <strong>für</strong> die Kinder im Alter von 0-4 Jahren, da hier kein System als Hilfe<br />

und Unterstützung greift und auch andere Organisationen Ihre Schwerpunkte nicht<br />

bei der Zielgruppe „belastete“ Eltern mit Kindern in den ersten Lebensjahren haben,<br />

sondern primär ab frühestens 3 Jahre.<br />

In Deutschland gibt es kein Betreuungsangebot <strong>für</strong> schwerstkranke und behinderte<br />

Kinder unter 3 Jahren (!!). Was <strong>für</strong> „normale“ Eltern zu einem selbstverständlichen<br />

Segen wurde, ist <strong>für</strong> „belastete“ Eltern noch lange keines!<br />

Der Wunsch, diesen betroffenen Kinder und Ihren Familien eine langfristige und<br />

nachhaltige Lösung zu bieten, hat die Dipl.-Betriebswirtin und Sozialmanagerin Petra<br />

Moske 1999 gemeinsam mit der Dipl.-Psychologin Elisabeth Schuh veranlasst, das<br />

„Sozialunternehmen nestwärme e.V. Deutschland als gemeinnützige Kinder- und<br />

Familienhilfsorganisation mit einem Privatkredit von 2.000 DM in Trier zu gründen.<br />

Die 1. große Herausforderung bestand erst einmal im Kapitalmangel. Petra Moske<br />

konnte vor der Gründung von nestwärme den Sparkassendirektor überzeugen, ihr


90<br />

einen „zinslosen“ Kredit in Höhe von damals DM 2.500 zu gewähren. Damit war der<br />

Start von Petra Moskes Idee „nestwärme“ möglich und sie konnte vorabfällige Zah-<br />

lungen abdecken sowie Infobroschüren zum Einwerben von Mitteln herstellen lassen.<br />

Im darauf folgenden Jahr gelang es Petra Moske durch pfiffige Events, starke lokale<br />

Kooperations- und Netzwerkpartner sowie Interessensvertreter, sowie gute Kontakt-<br />

pflege zu den Medien den noch weiter vorhandenen Kapitalmangel zu decken. Im<br />

Jahr 1999 und im Jahr 2000 wurde die Aktion „nestwärme“ von der heimischen Zei-<br />

tung unterstützt und es gab über mehrere Monate eine riesengroße Spendenkam-<br />

pagne <strong>für</strong> nestwärme bei der über 400.000 € zusammenkamen von über 11.000<br />

BürgerInnen.<br />

Petra Moske und Elisabeth Schuh wissen, dass Ihre Idee „nestwärme“ ohne die finanzielle<br />

Hilfe von BürgerInnen, anderen Unternehmen so nicht möglich wäre. Sie<br />

sind die Aktionäre der Idee „nestwärme“ Nur die Rendite auf das investierte Kapital<br />

fällt nicht in Form von Dividenden und Kursgewinnen aus, sondern als Beitrag <strong>für</strong> die<br />

Gesellschaft.<br />

nestwärme e.V. Deutschland hätte in der kurzen Zeit seines Bestehens schwerlich so<br />

viele Erfolge verbuchen können, wenn angeregt von Petra Moske nicht von Anfang<br />

an eine kontinuierliche außergewöhnliche Kreativität und den Mut neue Wege zu gehen,<br />

eine hohe Flexibilität und starke Glaubwürdigkeit, Kampfeslust und Durchhaltevermögen<br />

stattgefunden hätte. Immer das Ziel vor Augen, die Verbesserung der Lebensqualität<br />

<strong>für</strong> Familien mit chronisch kranken und/oder behinderter Kinder zu steigern,<br />

dies hat die Gründerinnen auch bewogen das erfolgreiche Konzept „nestwärme“<br />

in andere Städte Deutschlands zu übertragen. So gibt es nestwärme in über 8<br />

Städten Deutschlands, in Luxemburg, Österreich, der Schweiz und in Sri Lanka.<br />

Die Gründerinnen von nestwärme verfolgen mit einer innovativen Idee, den entwickelten<br />

Dienstleistungen und Produkten gesellschaftliche Ziele. Sie handeln wirtschaftlich,<br />

versuchen aber nicht ausschließlich den finanziellen Gewinn, sondern primär<br />

den sozialen Nutzen zu maximieren:<br />

1. über die Zufriedenheit der kleinen Patienten und ihrer Familien<br />

2. über die politischen Wirkungen in Hinblick auf eine nachhaltige Verbesserung der<br />

Lebenssituation der betroffenen Familien<br />

3. über die Einbindung von Ressourcen, die in der Gesellschaft vorhanden sind ,<br />

sowie<br />

4. über den Grad der öffentlichen Präsenz von nestwärme bzw. seiner Anliegen im<br />

öffentlichen Bewusstsein.


91<br />

Auf allen Ebenen konnte nestwärme bis heute glücklicherweise Erfolge verbuchen:<br />

Die Arbeit von nestwärme fand große Unterstützung und Zustimmung von Seiten<br />

betroffener Eltern, die Politik erkannte den akuten Handlungsdruck, über 700 Men-<br />

schen schließen sich der Idee nestwärme an, über 45 Arbeitsplätze konnten bislang<br />

geschaffen werden und letztlich wird und wurde über die Aktivitäten von nestwärme<br />

e.V. Deutschland mehrfach ausführlich in den Medien berichtet.<br />

Hauptverantwortlich ist <strong>für</strong> die nestwärme Gründerin Petra Moske.<br />

Sie ist unternehmerisch tätig <strong>für</strong> die Idee „nestwärme“ und „Alle Kinder brauchen<br />

Wärme“ unter der Maxime: „Kreativität ist die treibende Kraft <strong>für</strong> Erfolg“.<br />

nestwärme verzichtet bewusst auf formale Organisationsstrukturen unter Nutzung<br />

von moderner Kommunikationstechnik und Teamarbeit. Der Erhalt von flachen Hie-<br />

rarchien und Vertrauen ist Petra Moske und Elisabeth Schuh wichtig.<br />

Die (Sozial) Unternehmerin Petra Moske hat von Beginn an auch kompetente, enga-<br />

gierte Kooperationspartnern mit Werteverständnis zur Zusammenarbeit begeistern<br />

können. Beide Seiten haben hiervon ernorm profitiert. Es wurden Vernetzungskom-<br />

petenzen erworben und es entwickelte sich eine Vernetzungskultur, von der alle Be-<br />

teiligten heute noch immer profitieren.<br />

Das Engagement von jedem Einzelnen in diesem heute lokalen, bundesweiten (und<br />

internationalen) nestwärme-Netzwerk sichert die Qualität der Arbeit und damit indirekt<br />

auch die Schaffung bzw. den Erhalt von Arbeitsplätzen auch der Kooperationsund<br />

Netzwerkpartner.<br />

Kooperationen gibt es beispielsweise auch mit bundesweiten Netzwerkpartnern wie<br />

zum Beispiel „Das Gesunde Städtenetzwerk Deutschland“, RehaKids, Kindernetzwerk,<br />

SEKIS in Deutschland, Landeszentrale <strong>für</strong> Gesundheitliche Aufklärung (LZG)<br />

und Viva Familie.<br />

Der Erfolg von Petra Moske und Ihrem Team zugunsten von nestwärme beruht maßgeblich<br />

auf folgenden Säulen:<br />

- hohe Glaubwürdigkeit und Begeisterungsfähigkeit<br />

- Leidenschaft - Es ist die tiefe Leidenschaft zu einem sinnvollen Arbeiten, der große<br />

Respekt <strong>für</strong> die Eltern, die so bedingungslos lieben, zur Verantwortung und dem<br />

Wunsch nach unternehmerischer Freiheit. Eine Arbeit, an die man sein Herz verloren<br />

hat, wird dann, wenn sie mit Leidenschaft gemacht wird, energetisch aufgeladen.


92<br />

Leidenschaft im Beruf, im Alltag zu entwickeln bedeutet, sein Leben ganz bewusst zu<br />

intensivieren. Professionalität, Interesse, Gefühl und Liebe zu geben in das, was man<br />

tut. Man kann Dinge mit oder ohne Hingabe tun, also mit Leidenschaft oder gleichgültig.<br />

- Gute PR-Arbeit<br />

- Hochwertige Dienstleistungen<br />

- Effizienz<br />

- hoher Teamgeist, alle fühlen sich eingebunden und wertvoll – die eigenen Mitarbeiter<br />

sowie die Kunden (die betroffenen Eltern und die Kinder)<br />

- das leben und achten von Tugenden<br />

Petra Moske hat eine neue Philosophie des Wirtschaftens zugunsten der Idee „nestwärme“<br />

entwickelt, deren Kern ein „gesellschaftsorientiertes Wirtschaften ist“. Wir<br />

orientieren uns an der angelsächsischen Wirtschaftstheorie mit: Corporate attractivity,<br />

corporate integritiy, corporate citizenship und social entrepreneurship.<br />

nestwärme schlägt als „Sozialunternehmen“ bundesweit eine Brücke zwischen zwei<br />

Welten: der Wahrnehmung eines sozialen und gesellschaftlichen Problems einerseits,<br />

die Familien mit schwerstkranken Kindern und der Tatkraft, Ergebnis- und Effizienzorientierung<br />

andererseits. Mit einem innovativen Konzept gleicht nestwärme<br />

Schwachstellen unseres Sozialsystems aus. Die Gründerinnen von nestwärme Petra<br />

Moske und Elisabeth Schuh denken und handeln als Unternehmer mit einem erfahrungsbasierten<br />

Gespür <strong>für</strong> lohnende Investments. Durch das Tun widerlegen sie die<br />

Mär vom ewigen Marktversagen. Sozial denken und unternehmerisch handeln – <strong>für</strong><br />

die Gründerinnen als „Social Entrepreneur“ kein Gegensatz. Als Sozialunternehmer<br />

übernehmen sie gleichzeitig Aufgaben des öffentlichen Sektors. Sie erreichen Bevölkerungsgruppen,<br />

<strong>für</strong> deren Probleme der Staat keine oder nur unzureichende Lösungen<br />

entwickelt hat. nestwärme liefert Produkte, Dienstleistungen <strong>für</strong> Bereiche, in denen<br />

sich Wirtschaftsunternehmen aufgrund hoher Risiken oder zu geringer Gewinnaussichten<br />

nicht engagieren.<br />

Bis heute wurden durch die Gründerinnen Petra Moske und Elisabeth Schuh im nestwärme<br />

e.V. Deutschland und der nestwärme gGmbH bundesweit über 45 Arbeitsplätze<br />

und zwei Ausbildungsplätze geschaffen.


93<br />

nestwärme hat die wirtschaftsnahen Dienstleistungen zur Verwirklichung der Vereinsziele<br />

im Jahr 2004 in die 100 % Tochter, die gemeinnützige nestwärme GmbH<br />

gegliedert:<br />

Dienstleistungen: häuslicher Kinderintensivpflegedienst, sozialmedizinische Nachsorge,<br />

landesweite Fachberatung <strong>für</strong> Eltern mit schwerstkranken und behinderten<br />

Kindern, Kindertagesstätte <strong>für</strong> gesunde und gehandicapte Kinder ab 0 Jahren, allgemeine<br />

Beratung <strong>für</strong> Eltern.<br />

Die Gründerinnen von nestwärme übernehmen in doppeltem Sinne Verantwortung<br />

<strong>für</strong> unsere Gesellschaft und betroffene Familien.<br />

nestwärme e.V. ist da <strong>für</strong> sozial benachteiligte Gruppe unserer Gesellschaft, Kinder<br />

und deren Eltern.<br />

nestwärme e.V. vermittelt Werte, übernimmt Verantwortung, schafft Arbeitsplätze und<br />

entlastet durch Eigeninitiative den Staat.<br />

Neben der Aktivierung von bürgerschaftlichem Engagement setzen Petra Moske und<br />

Elisabeth Schuh ebenso glaubwürdig familienfreundliche Arbeitsmodelle in der<br />

gGmbH um (Audit Familie und Beruf).<br />

Durch die Auszeichnung „BerufundFamilie“ die uns von Herrn Bundeswirtschaftsminister<br />

Glos und Frau von der Leyen überreicht wurde, haben die Gründerinnen weiterhin<br />

dokumentiert, dass sie auch in der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, also<br />

intern <strong>für</strong> die eigenen Mitarbeiter und deren Familien, einen ganz großen Schwerpunkt<br />

setzen.<br />

nestwärme geht mit seinem Konzept einen neuen Weg und hier<strong>für</strong> erhielt die Gründerinnen<br />

Petra Moske im letzten Jahr eine hohe Wirtschaftsauszeichnung. Nestwärme<br />

wurde zu den fünf besten „Social Entrepreneuren“ (Sozialunternehmen) Deutschlands<br />

durch die Zeitschrift „Capital“ und Professor Klaus Schwab, der Gründer des<br />

Weltwirtschaftsgipfels von Davos. In einem persönlichen Gespräch mit der Bundeskanzlerin<br />

lobte diese insbesondere die „menschliche Wertschöpfung“, die gerade<br />

durch „Sozialunternehmer geschaffen werden.


nestwärme wird gelebt und erlebt von:<br />

94<br />

o Gründerteam und Kernteam<br />

o Mitgliedern, Beirat und Ratgebern<br />

o bis heute über 700 ZeitSchenkern bundesweit<br />

o über 13.500 Familien und ihren Kindern<br />

o von befreundeten Unternehmen und Medien<br />

o von prominenten Personen<br />

C. Ergebnisse des Projekts<br />

Durch die Personen Petra Moske und Elisabeth Schuh hat nestwärme nicht nur betriebswirtschaftliche<br />

Kompetenz und marktorientiertes Denken sondern auch eine<br />

hohe Schnittstellenkompetenz zwischen ideellen und marktbezogenem Bereich.<br />

nestwärme sieht sich als Ergänzung des staatlichen Sozial- und Gesundheitssystems<br />

und bietet Lösungen <strong>für</strong> ein Problem.<br />

Seit der Gründung im Jahr 1999 wurden weitere Projekte zur bestehenden Lösung<br />

entwickelt, die erfolgreich zur Zielerreichung – Familien mit schwerstkranken Kindern<br />

zu unterstützen – führen.<br />

Dies sind folgende lösungsorientierten Projekte mit ihren Erfolgswirkungen seit dem<br />

Jahr 2000:<br />

• unbürokratische und bedarfsgenaue Unterstützung und Beratung von über 13.500<br />

Familien in ganz Deutschland<br />

• Unterstützung von 234 Familien im europäischen Ausland<br />

• Unterstützung von 83 behinderten Mädchen und Frauen in Sri Lanka<br />

• Elternhotline (1.196 Eltern und Alleinerziehende bundesweit)<br />

• „nestwärmeStunden“ (6.950 Familien)<br />

• „ZeitSchenken“ (1.223 Familien) mit über 700 ZeitSchenkern<br />

• „Eltern helfen Eltern“ (1.210 Familien)<br />

• „Irgendwie Anders“ (320 Grundschulkinder)


95<br />

• Kinderkompetenzzentrum nestwärme gGmbH (3.753 Kinder und ihre Familien in<br />

der Großregion Trier und dem Saarland)<br />

• Fachberatungsstelle (725 Familien)<br />

• Internet-Zugriffe bis Mai <strong>2007</strong>:<br />

o nestwärme Homepage (www.nestwaerme.de): 833.987<br />

o www.nestwärme-kinderkompetenzzentrum.de: 7.830<br />

o nestwärme Portal (www.porta-l.de) 9.233<br />

weitere Ergebnisse unserer Erfolgswirkung:<br />

Finanzielle Unabhängigkeit mit einer gelebten Fundraisingkultur, welche die Nachhaltigkeit<br />

der Unternehmensidee „nestwärme“ sichert<br />

Seit der Gründung im Jahr 1999 sind bis heute folgende Einnahmen aus Dienstleistungen<br />

und Fundraising <strong>für</strong> das Projekt „nestwärme – Alle Kinder brauchen Wärme“<br />

erzielt worden:<br />

nestwärme e.V. Deutschland und 100 % Tochter nestwärme gGmbH 1999 - 2006:<br />

2.844450,00 €<br />

nestwärme e.V. Deutschland und 100 % Tochter nestwärme gGmbH 2005 –2006:<br />

1.546900,00 €<br />

nestwärme e.V. Deutschland von 2005 – 2006: 732.200 €<br />

nestwärme gGmbH von 2005 - 2006: 814.700 € ( Bilanz ausgeglichen)<br />

Auszeichnungen und Preise:<br />

Hauptgewinner Hanse Merkur Preis <strong>für</strong> Kinderschutz (25.000 Euro), Gewinner des<br />

StartSocial Wettbewerbs, Verleihung des Goldenen Tabalugas vom ZDF Kinderkanal,<br />

Auszeichnung vom Axel SpringerVerlag <strong>für</strong> die Gründerin Petra Moske zur Frau<br />

des Jahres 2006, Petra Moske zu den besten 5 Deutschen Social Entrepreneuren<br />

gewählt.


4. Kurzportraits der Wettbewerbssieger auf europäischer Ebene <strong>2007</strong><br />

96<br />

Im Folgenden werden die Preisträger des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong> anhand<br />

der von der Europäischen Kommission bereitgestellten Informationen kurz präsen-<br />

tiert.


97<br />

SIEGER <strong>2007</strong> Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

Wirtschaftsförderung Vejle (Dänemark):<br />

Ethnisches Coaching <strong>für</strong> Unternehmensgründer aus ethni-<br />

schen Minderheiten in der Region Vejle<br />

Postanschrift: Banegårdspladsen 6<br />

DK-7100 Vejle<br />

Dänemark<br />

Web-Adresse: http://www.vejle-erhvervsudvikling.dk<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Michael Jul-Nørup Pedersen<br />

Business consultant<br />

e-mail: mijpe@vejle.dk<br />

Förderung der Unternehmertätigkeit bei Unternehmern aus ethnischen<br />

Minderheiten<br />

Die Förderung von Unternehmertätigkeit und Wissensaustausch über unternehmerische<br />

Bemühungen sowie die Beratung zur Unternehmensentwicklung sind wichtige<br />

Maßnahmen <strong>für</strong> die Beschäftigung und Eingliederung von Zuwanderern. Das Projekt<br />

<strong>für</strong> die Beratung von Angehörigen ethnischer Minderheiten in Vejle konzentrierte sich<br />

zunächst darauf, Vorbilder zu identifizieren und Zuwanderer zur Nutzung der in Dänemark<br />

verfügbaren Unterstützungsdienstleistungen zu bewegen. Nunmehr unterstützt<br />

es auch Zuwanderer beim Erwerb von beruflichen Kompetenzen und bei der<br />

Weiterbildung, um dänische Geschäfte zu übernehmen, wenn deren Eigentümer in<br />

den Ruhestand gehen.<br />

Die Ergebnisse sind beeindruckend. 45 Beratungsgespräche mit individuellem Coaching<br />

durch einen Berater aus einer ethnischen Minderheit haben bereits dazu geführt,<br />

dass 24 Unternehmer aus ethnischen Minderheiten ein eigenes Geschäft aufbauten<br />

– davon werden 19 immer noch betrieben.<br />

Obwohl das Projekt im kleinen Rahmen angelegt ist, erreicht es seine eigentliche<br />

Zielgruppe: dynamische Menschen, die Unterstützung benötigen. Außerdem ist es<br />

sowohl <strong>für</strong> die Unternehmen als auch <strong>für</strong> die soziale Eingliederung von Vorteil. Das<br />

bisherige Ergebnis hat die Erwartungen übertroffen und trug dazu bei, dass Vejle von<br />

einer Gruppe aus Vertretern der dänischen Unternehmens- und Baubehörde und des<br />

dänischen Industrieverbandes zur „Dänischen Unternehmerstadt <strong>2007</strong>“ ernannt wurde.


98<br />

2. Platz <strong>2007</strong> Kat. 1: "Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter"<br />

XperRegio (Deutschland):<br />

XperRegio - Regionalentwicklung durch<br />

Förderung regionaler Experten<br />

Postanschrift: Rathausplatz<br />

94424 Arnstorf<br />

Web-Adresse: http://www.xper-regio.de<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Dipl.-Ing. Franz Dullinger<br />

Regionalmanager<br />

e-mail: office@stopgo.net<br />

Strategische Allianz von aktuell 21 niederbayerischen Kommunen<br />

<strong>für</strong> mehr Unternehmertum, Arbeitsplätze und Lebensqualität<br />

Erstmalig hat eine kleine Gruppe von Kommunen eigenverantwortlich – ohne den<br />

Staat – ein EU-Regionalprogramm initiiert und in den Jahren 2005 und 2006 erfolgreich<br />

abgewickelt. Die Europäische Kommission hat diese Initiative als Modell <strong>für</strong><br />

regionale Entwicklung ausgewählt und damit erstmalig regionale Entscheider mit der<br />

Kompetenz ausgestattet, EU-Mittel eigenverantwortlich zur Unternehmerförderung<br />

einzusetzen. Die Kommunen haben ein eigenständiges „Handlungsprogramm 2020“<br />

aufgestellt und ein Regionalmanagement eingerichtet. Die Arbeit von XperRegio<br />

zeichnet sich durch eine individuelle und am unternehmerischen Menschen orientierte<br />

Unterstützung, durch Beratung, Vermittlung von Kontakten sowie einer maßgeschneiderten<br />

finanziellen Förderung aus. Im Oktober 2006 hat das Bundesverkehrsministerium<br />

XperRegio mit dem Bundespreis <strong>für</strong> Interkommunale Kooperation ausgezeichnet.<br />

Ergebnisse in den Jahren 2005 und 2006: In der kleinen, eher abgelegenen ländlichen<br />

Region mit den da<strong>für</strong> typischen Problemlagen (Abwanderung junger qualifizierter<br />

Menschen, entleerte Ortskerne, etc.) wagten 170 unternehmerische Menschen<br />

einen neuen Schritt. Auf diese Projekte bezogen wurden in der kurzen Zeit 300 neue<br />

Arbeitsplätze geschaffen – Tendenz steigend. Mit den drei Mio. EUR EU-Mittel wurden<br />

14,3 Mio. EUR vorhabensbezogene Kosten ausgelöst. In den XperRegio-


99<br />

Kommunen ist ein bestimmtes Lebensgefühl entstanden: Menschen, die morgens<br />

aufstehen und voller Begeisterung „ihre Sache“ wieder ein Stück weiterbringen, wer-<br />

den immer mehr. Da gibt es den innovativen Handwerker und den unternehmeri-<br />

schen Kulturamtsleiter, den unkonventionellen Jugendclub-Chef und den Pionier in<br />

der Landwirtschaft. Diese Stimmung möchte XperRegio weiter stärken: Sie will die<br />

Region gestalten, die konsequenter als andere in Europa die Freude am eigenver-<br />

antwortlichen Unternehmen fördert.<br />

Seit Dezember 2006 ist XperRegio in einer GmbH organisiert. Die Initiative, die seit<br />

ihrem Bestehen hauptsächlich Unternehmertum gefördert hat, macht sich auf den<br />

Weg, ein „Unternehmen“ Region zu werden. Die Forderungen, die XperRegio bisher<br />

an die zu fördernden unternehmerischen Menschen gestellt hat (etwa Eigeninitiative,<br />

Risikobereitschaft, Heimatverbundenheit), sollen nun auch verstärkt auf die Initiative<br />

selbst angewendet werden. Ein Hauptziel ist dabei, ab 2013 einen eigenständigen<br />

Regionalfonds bewirtschaften zu können, um sich langfristig aus eigener Kraft um die<br />

Weiterentwicklung der Region kümmern zu können. Eine Zukunftsvision, die auf Unterstützung<br />

stößt: Bei seinem Besuch in der Region im September <strong>2007</strong> bezeichnete<br />

beispielsweise der Präsident des Europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering<br />

XperRegio als Modell <strong>für</strong> Regionalentwicklung in Europa.


100<br />

SIEGER <strong>2007</strong> Kat. 2: "Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung"<br />

Business Initiative asbl (Luxemburg):<br />

1,2,3,GO, das Expertennetzwerk der Großregion und die<br />

Starterprämien<br />

Postanschrift: 7, rue Alcide de Gasperi<br />

L-2981 Luxemburg<br />

Luxemburg<br />

Web-Adresse: http://www.123go-networking.org<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Rachel Gaessler<br />

Manager 1,2,3,GO<br />

e-mail: rachel.gaessler@cc.lu<br />

Unterstützung beim Businessplan zur Förderung grenzüberschreitender<br />

Unternehmertätigkeit<br />

1,2,3,GO ist ein interregionales Netzwerk von über 290 Experten und Unternehmern,<br />

das bei der Entwicklung erfolgreicher Businesspläne <strong>für</strong> innovative Unternehmen<br />

mitwirkt. Das Netzwerk erstreckt sich auf vier Länder: Deutschland, Frankreich, Belgien<br />

und Luxemburg.<br />

Das Netzwerk berät künftige Unternehmer bei der Ausarbeitung ihrer Businesspläne.<br />

Die vollständigen Businesspläne werden von den Experten des Netzwerks beurteilt;<br />

Unternehmensgründer mit den besten Businessplänen können sich um eine Starterprämie<br />

bewerben: kostenloses Coaching <strong>für</strong> drei Jahre und Unterstützung bei der<br />

Kreditaufnahme, da die gemeinnützige Organisation eine 100%-Kreditbürgschaft bietet<br />

und einen Teil der Zinslast des Bankkredits zahlt.<br />

Innerhalb von sieben Jahren war 1,2,3,GO an der Entwicklung von 750 Businessplänen<br />

beteiligt, durch die 160 Unternehmen neugegründet wurden und 900 Arbeitsplätze<br />

entstanden sind. Eine der Hauptstärken liegt in der interregionalen Ausrichtung<br />

des Programms, die Projektinitiatoren hilft, schnell grenzüberschreitende Kontakte<br />

herzustellen und das Geschäft über ihre Herkunftsregion hinaus zu expandieren. Mit<br />

seinem Schwerpunkt auf Innovation und einem guten Rückmeldesystem bietet dieses<br />

Programm eine solide Grundlage <strong>für</strong> die künftige Entwicklung.


Besondere Erwähnung<br />

<strong>2007</strong><br />

101<br />

Kat. 3: "Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus"<br />

Zentrum <strong>für</strong> Registrierungs- und Informationssysteme<br />

(Estland):<br />

Portal <strong>für</strong> Unternehmensregistrierung CreP<br />

Postanschrift: Lõkke 4<br />

19081 Tallinn<br />

Estland<br />

Web-Adresse: http://www.rik.ee<br />

Kontaktperson (Name und Titel): -<br />

e-mail: rik@just.ee<br />

Unternehmer in Estland können jetzt innerhalb von 12 Minuten ein Unternehmen<br />

anmelden, ohne aus dem Haus zu gehen. Alles, was sie brauchen, ist ein Personalausweis<br />

und eine Internet-Verbindung. Dabei kommen digitale Signaturen und Online-Bank-Verbindungen<br />

zum Einsatz: Über das Portal <strong>für</strong> Unternehmensanmeldungen<br />

(CReP) können Unternehmen die gesamte Kommunikation mit dem Handelsregister<br />

ohne jedes weitere Papierformular abwickeln. Seit dem Start im Jahr <strong>2007</strong> haben<br />

sich 27 % der Privatunternehmen auf diesem Weg registriert.


Besondere Erwähnung<br />

<strong>2007</strong><br />

102<br />

Kat. 3: "Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus"<br />

KAVOZ (Ungarn):<br />

Széchenyi-Kartensystem<br />

Postanschrift: A-VOSZ Zrt.,<br />

H-1062 Budapest,<br />

Váci út 1-3<br />

Ungarn<br />

Web-Adresse: http://www.kavosz.hu<br />

Kontaktperson (Name und Titel): -<br />

e-mail: kavosz@kavosz.hu<br />

Das Széchenyi-Kartensystem bietet einen sehr erfolgreichen staatlich subventionierten<br />

elektronischen Kreditrahmen, der die meisten neu gegründeten KMU unterstützt.<br />

In den vergangenen fünf Jahren wurde das System regelmäßig weiter entwickelt, um<br />

die Verfügbarkeit der Finanzierung zu verbessern und die Bürokratielasten zu reduzieren,<br />

indem die Zugangsberechtigung und Nutzung vereinfacht und praktische<br />

Probleme wie die Akzeptanz von Dokumenten gelöst wurden.


103<br />

SIEGER <strong>2007</strong> Kat. 4: Preis "In Menschen investieren"<br />

ICHEC-PME Brüssel (Belgien):<br />

Cap'Ten - übernimm die Regie bei Deinem eigenen Projekt<br />

Postanschrift: Boulevard Brand Whitlock 2<br />

B-1150 Brüssel<br />

Belgien<br />

Web-Adresse: http://www.ichec-pme.be/capten<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Lievens Laurence<br />

Cap’Ten project manager<br />

e-mail: laurence.lievens@ichec.be<br />

Die Regie beim eigenen Projekt übernehmen<br />

Cap’Ten fördert unternehmerische Initiative bei Primarschülern im Alter von 10 bis 12<br />

Jahren, indem Mittel eingesetzt werden, die ihre Kreativität, Eigenständigkeit, Offenheit,<br />

Verantwortung und Kommunikationsfähigkeiten stärken. Die Teilnehmer suchen<br />

sich eine eigene Aufgabe und nutzen ihre persönlichen Talente, wobei sie auf entsprechendes<br />

Material, das speziell <strong>für</strong> ihre Altersgruppe entwickelt wurde, zurückgreifen<br />

können.<br />

Ein besonderes Ziel besteht darin, die unternehmerische Einstellung in dem EU-<br />

Mitgliedstaat mit dem geringsten Anteil an Gründungsinteressierten zu verändern.<br />

Außerdem bietet das Projekt eine echte Methode und beschränkt sich nicht auf ein<br />

„Handbuch“.<br />

Seit Beginn des Projekts 2004 nahmen mehr als 30 000 Schüler der Französischsprachigen<br />

Gemeinschaft in Belgien teil – das entspricht mehr als einem Viertel der<br />

Altersgruppe. Das Projekt wurde im Schuljahr 2006/<strong>2007</strong> in der Flämischen Region<br />

Belgiens erprobt und wird ab Herbst <strong>2007</strong> in breitem Maßstab auf Niederländisch<br />

verfügbar sein. Cap’Ten wird auch in Frankreich eingeführt, und zwar in einer Testphase<br />

in den Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur und Ile-de-France in Zusammenarbeit<br />

mit dem lokalen Partner „Soyons curieux“.


104<br />

SIEGER <strong>2007</strong> Kat. 5: "Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit"<br />

Dezernat <strong>für</strong> gewerbliche Aktivitäten in der Region Toskana<br />

(Italien):<br />

Fabrica Ethica<br />

Postanschrift: Via di Novoli, 26<br />

I-50137 Florenz<br />

Italien<br />

Web-Adresse: http://www.fabricaethica.it<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Fabrizia Paloscia<br />

Head of Secretariat of the Production Activities<br />

Councillorship<br />

e-mail: fabrizia.paloscia@regione.toscana.it<br />

Soziale Verantwortung von Unternehmen entwickeln<br />

Förderung der sozialen Verantwortung von Unternehmen auf regionaler Ebene, Beihilfen<br />

in Höhe von 3,5 Millionen Euro, die zu Investitionen von fast 7 Millionen Euro<br />

führten, ein spezifisches Regionalgesetz und ein nationaler Preis <strong>für</strong> sozial zertifizierte<br />

Unternehmen sind die bisher wichtigsten Ergebnisse von Fabrica Ethica (Ethikfabrik),<br />

dem Programm <strong>für</strong> soziale Verantwortung der Unternehmen, das die Region<br />

Toskana 2001 ins Leben rief.<br />

Als unmittelbares Ergebnis ihrer Aktivitäten hat die Region Toskana nun die größte<br />

Zahl von Unternehmen, die gemäß dem internationalen Standard SA8000 <strong>für</strong> soziale<br />

Verantwortung von Unternehmen zertifiziert sind. Damit hat die Toskana einen Anteil<br />

von 32% aller in Italien zertifizierten Unternehmen und weltweit einen Anteil von 13%.<br />

In der Region Toskana gibt es ungefähr 414 000 Unternehmen mit mehr als 800 000<br />

Beschäftigten. Die meisten Unternehmen haben weniger als fünf Mitarbeiter und nur<br />

1250 beschäftigen mehr als 50 Angestellte. Die Initiativen von Fabrica Ethica erfolgen<br />

durch die Einbeziehung verschiedener Stakeholder und in Zusammenarbeit mit<br />

der regionalen Ethikkommission (CER). Obwohl das Gebiet relativ klein ist, erzielten<br />

die Maßnahmen beträchtliche Wirkung, unter anderem eine sauberere Umwelt und<br />

bessere Arbeitsbedingungen.


105<br />

SIEGER <strong>2007</strong> Großer Preis der Jury<br />

Lan Ekintza-Bilbao (Spanien):<br />

Entwicklung von Gewerberäumen in Bilbao<br />

Postanschrift: C/ Uribitarte, 6<br />

E-48001-Bilbao – Bizkaia<br />

Spanien<br />

Web-Adresse: http://www.bilbao.net/lanekintza<br />

Kontaktperson (Name und Titel): Juan Antonio Arrieta del Río<br />

Director-General<br />

e-mail: lan-ekintza@lane.bilbao.net<br />

Stadtratpläne locken neue Investoren in den alten Stadtkern<br />

Der Verfall von Stadtkernen ist überall im zunehmend urbanisierten Europa zu beobachten.<br />

Der Stadtrat von Bilbao hat sich <strong>für</strong> ein originelles Vorgehen zur Stadtentwicklung<br />

entschieden, indem er als Bauträger von gewerblichen Immobilien fungiert,<br />

um neue und etablierte Unternehmen in die Altstadt zu holen. Unternehmen, die sich<br />

in dem Gebiet ansiedeln, können finanzielle Unterstützung <strong>für</strong> Durchführbarkeitsstudien,<br />

<strong>für</strong> die Gründung neuer Unternehmen, <strong>für</strong> die Modernisierung und Ausstattung<br />

von Gewerberäumen, <strong>für</strong> Umsiedlung, EDV-Ausrüstung und die Verbesserung des<br />

Managements erhalten.<br />

Ungefähr 17 Gebäude wurden renoviert und an Unternehmen in den Zielsektoren<br />

Freizeit, Kunst, Kultur, Mode und Technologie versteigert. Das gesamte Gebiet profitiert<br />

so von 129 neuen Unternehmen, bei denen 268 Arbeitsplätze entstanden. Der<br />

Erfolg des Projekts spiegelt sich in der Erneuerung und Verbesserung der Qualität<br />

des sozialen und wirtschaftlichen Lebens in dieser Gegend wider, wobei gleichzeitig<br />

die Einbindung in die übrige Stadt gefördert wird. Es trägt auch zur Bekämpfung von<br />

Marginalisierung und sozialer Ausgrenzung bei.<br />

Ein Hauptvorteil des Projekts liegt im positiven Management des Kapitalflusses <strong>für</strong><br />

Investitionen. Angesichts der guten Ergebnisse, die erzielt wurden, hat der Stadtrat<br />

von Bilbao bereits 13 weitere Gebäude erworben und steht <strong>für</strong> weitere Anschaffungen<br />

offen.


5. Teilnahmestatistik <strong>2007</strong><br />

106<br />

Für den <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong> gingen beim IfM Bonn insgesamt 16 deutsche<br />

Bewerbungen ein. Wie im Vorjahr entfiel der Großteil der Bewerbungen auf die<br />

Kategorien 1 und 2 (vgl. Tabelle 1).<br />

Tabelle 1: Eingegangene deutsche Bewerbungen, <strong>2007</strong>, nach Preiskategorien<br />

Kategorie Bezeichnung abs. in %<br />

1 Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter 5 31,3<br />

2 Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung 6 37,5<br />

3 Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus 2 12,5<br />

4 Preis "in Menschen investieren" 2 12,5<br />

5 Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit<br />

1 6,3<br />

Insgesamt 16 100,0<br />

© IfM Bonn<br />

Ebenfalls wie im Vorjahr kam der Großteil der Bewerbungen <strong>für</strong> die deutsche Vorausscheidung<br />

aus den drei nach Einwohnerzahlen größten Bundesländern Nordrhein-Westfalen,<br />

Baden-Württemberg und Bayern (vgl. Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Eingegangene deutsche Bewerbungen, <strong>2007</strong>, nach Bundesländern<br />

Bundesland abs. in %<br />

Nordrhein-Westfalen 5 31,3<br />

Baden-Württemberg 3 18,8<br />

Bayern 3 18,8<br />

Rheinland-Pfalz 2 12,5<br />

Brandenburg 1 6,3<br />

Niedersachsen 1 6,3<br />

Sachsen-Anhalt 1 6,3<br />

Insgesamt 16 100,0<br />

© IfM Bonn<br />

In den 29 europäischen Staaten, in denen der <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> ausgeschrieben<br />

wurde, beteiligten sich <strong>2007</strong> insgesamt 325 Projekte an den jeweiligen nationalen<br />

Vorausscheidungen (2006: 405). Nachdem im Vorjahr die meisten Bewerbungen<br />

aus Deutschland (52) kamen, stand im Jahr <strong>2007</strong> das Vereinigte Königreich<br />

(70) an der Spitze der Länder mit den höchsten Teilnahmezahlen, gefolgt von Portugal<br />

(45) und Polen (36) (vgl. Tabelle 3).


107<br />

Der hohe Zuspruch im Vereinigten Königreich ist u.a. auch darauf zurückzuführen,<br />

dass der <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> dort im Rahmen des Wettbewerbs "Enterprising<br />

Britain" (http://www.enterprisingbritain.org) durchgeführt wird, der landesweit in allen<br />

zwölf Regionen mit großem Aufwand und hohem PR-Budget umgesetzt wird.<br />

Tabelle 3: Eingegangene Bewerbungen in den 29 teilnehmenden europäischen<br />

Staaten, <strong>2007</strong><br />

Staat abs. in %<br />

Vereinigtes Königreich 70 21,5<br />

Portugal 45 13,8<br />

Polen 36 11,1<br />

Spanien 32 9,8<br />

Österreich 20 6,2<br />

Deutschland 16 4,9<br />

Frankreich 16 4,9<br />

Niederlande 10 3,1<br />

Italien 8 2,5<br />

Schweden 8 2,5<br />

Ungarn 8 2,5<br />

Griechenland 7 2,2<br />

Tschechien 7 2,2<br />

Belgien 6 1,8<br />

Estland 6 1,8<br />

Finnland 6 1,8<br />

Rumänien 5 1,5<br />

Bulgarien 4 1,2<br />

Litauen 4 1,2<br />

Slowakei 3 0,9<br />

Dänemark 2 0,6<br />

Irland 2 0,6<br />

Lettland 2 0,6<br />

Luxemburg 1 0,3<br />

Malta 1 0,3<br />

Island 0 0,0<br />

Norwegen 0 0,0<br />

Slowenien 0 0,0<br />

Zypern 0 0,0<br />

insgesamt 325 100,0<br />

© IfM Bonn


108<br />

Die 25 europäischen Staaten, bei denen Bewerbungen <strong>für</strong> die nationale Voraus-<br />

scheidung eingegangen sind, haben insgesamt 48 Projekte <strong>für</strong> den Wettbewerb auf<br />

europäischer Ebene nominiert. Mit insgesamt gut 85 % entfiel der weit überwiegende<br />

Teil der Nominierungen auf die Kategorien 1,2 und 4, wohingegen <strong>für</strong> die Kategorien<br />

3 und 5 deutlich seltener Projekte ausgewählt wurden (vgl. Tabelle 4). Obwohl auf<br />

europäischer Ebene keine detaillierten Zahlen vorliegen, ist davon auszugehen, dass<br />

in den meisten europäischen Ländern - ähnlich wie in Deutschland - relativ wenig<br />

Bewerbungen <strong>für</strong> die Kategorien 3 und 5 abgegeben wurden, so dass auch die<br />

Wahrscheinlichkeit einer Nominierung entsprechend niedriger ausfiel.<br />

Tabelle 4: Nominierungen <strong>für</strong> den Wettbewerb auf europäischer Ebene, <strong>2007</strong>,<br />

nach Preiskategorien*<br />

Kategorie Bezeichnung abs. in %<br />

1 Preis <strong>für</strong> den unternehmerischen Wegbereiter 15 31,3<br />

2 Preis <strong>für</strong> Unternehmensförderung 14 29,2<br />

3 Preis <strong>für</strong> die Reduzierung des Bürokratismus 3 6,3<br />

4 Preis "in Menschen investieren" 12 25,0<br />

5 Preis <strong>für</strong> verantwortungsbewusste Unternehmertätigkeit<br />

4 8,3<br />

insgesamt 48 100,0<br />

(*) nach Umschichtung von Bewerbungen durch die europäische Expertenjury<br />

6. Zeitlicher Ablauf des <strong>European</strong> <strong>Enterprise</strong> <strong>Award</strong> <strong>2007</strong><br />

08. März <strong>2007</strong>: Offizieller Start des Wettbewerbs<br />

31. Mai <strong>2007</strong>: Teilnahmeschluss <strong>für</strong> die deutsche Vorausscheidung<br />

© IfM Bonn<br />

24. Juli <strong>2007</strong>: Sitzung der nationalen Expertenjury im IfM Bonn zur Auswahl<br />

der zwei deutschen Kandidaten <strong>für</strong> den Wettbewerb auf europäischer<br />

Ebene<br />

anschließend: Coaching des IfM Bonn zur gemeinsamen Überarbeitung der<br />

Bewerbungsunterlagen<br />

30. September <strong>2007</strong>: Einsendeschluss <strong>für</strong> den Wettbewerb auf europäischer Ebene<br />

(englischsprachige Unterlagen)<br />

06. Dezember <strong>2007</strong>: Feierliche Preisverleihung in Porto im Rahmen der zweitägigen<br />

EU-Konferenz "SMEs and Entrepreneurship - Successful<br />

Local Strategies"


109<br />

7. Zusammensetzung der deutschen Expertenjury <strong>2007</strong><br />

Die auch im Jahr <strong>2007</strong> hochkarätig besetzte deutsche Expertenjury zeichnete sich<br />

wiederum durch besondere Expertise auf den Gebieten "Gründungs-, Mittelstandsund<br />

Regionalförderung" aus. Bei großer personaler bzw. institutioneller Kontinuität<br />

wirkten Experten aus zehn <strong>Institut</strong>ionen an der Auswahl der zwei deutschen Kandidaten<br />

<strong>für</strong> den Wettbewerb auf europäischer Ebene mit.<br />

Nach vorheriger ausführlicher Analyse der eingereichten Bewerbungsunterlagen tagte<br />

die Expertenjury am 24. Juli <strong>2007</strong> unter der Leitung von Prof. Dr. Udo Koppelmann,<br />

Vorstand des IfM Bonn, und nominierte nach eingehender Diskussion und<br />

Meinungsbildung die beiden deutschen Teilnehmer <strong>für</strong> die europäische Wettbewerbsrunde.<br />

Dirk Abel Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg<br />

Carsten Hansen Deutscher Städte- und Gemeindebund (DStGB)<br />

Dr. Werner Heinz Deutsches <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> Urbanistik (Difu)<br />

Heidemarie Huß Bundesministerium <strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie<br />

(BMWi)<br />

Gerd Kühlhorn Unternehmermagazin "Impulse"<br />

Dr. Rainer Neumann Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)<br />

Frank Thyroff Deutscher Städtetag (DST)<br />

Bernhard Willim Deutscher Verband der Wirtschaftsförderungs- und<br />

Entwicklungsgesellschaften (DVWE)<br />

Dr. Stephan Wimmers Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK)<br />

Michael Zarth Bundesamt <strong>für</strong> Bauwesen und Raumordnung (BBR)

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