PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN UND PSYCHIATRIE
PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN UND PSYCHIATRIE
PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN UND PSYCHIATRIE
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<strong>PSYCHOSOMATISCHE</strong> <strong>MEDIZIN</strong><br />
<strong>UND</strong> <strong>PSYCHIATRIE</strong> -<br />
Abgrenzung und Kooperation<br />
Wolfgang Söllner<br />
Klinik für Psychosomatische Medizin und<br />
Psychotherapie<br />
Klinikum Nürnberg<br />
Psychosomatische Medizin: Ein<br />
Janusgesicht<br />
� Ärztliche Haltung und<br />
Sichtweise in der<br />
gesamten Medizin (Biopsycho-soziales<br />
Paradigma)<br />
� Spezielle Kompetenz in<br />
der Diagnose und<br />
Behandlung von<br />
Krankheiten an der<br />
Schnittstelle zwischen<br />
Soma und Psyche<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
1
Das biomechanische Paradigma<br />
� „This model had to neglect<br />
the historical, social and<br />
psychological perspective of<br />
the patient“ (Sarasin 2001).<br />
� Der Arzt wurde zum<br />
hochtrainierten<br />
Mechaniker des Körpers.<br />
Eine persönliche<br />
Beziehung zum<br />
Patienten wurde für das<br />
Gelingen der<br />
Behandlung nicht (mehr)<br />
als notwendig erachtet.<br />
Das biomechanische Paradigma<br />
� „Man kann es geradezu als Kriterium und höchste Leistung der<br />
rationellen Therapie bezeichnen, dass sie in einer Gruppe von<br />
Fällen ohne Rücksicht auf den individuellen Kranken, seine<br />
Persönlichkeit, seine seelische Verfassung, seine Konstitution<br />
mit seiner Krankheit fertig wird .... Das bitter gemeinte Wort von<br />
DUBOIS aus der Zeit vor der Wiederentdeckung der Seele:<br />
‚Zwischen Medizin und Tierheilkunde besteht nur noch ein<br />
Unterschied bezüglich der Kundschaft‘ trifft heute im Gegensatz<br />
zu früher tatsächlich für eine ganze Reihe von Krankheiten zu,<br />
bei denen aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnis Heilung<br />
sozusagen garantiert werden kann, unabhängig von der<br />
Individualität der Kranken und der Persönlichkeit des Arztes. Das<br />
Ziel der Forschung kann nur sein, die Zahl dieser rationell<br />
angreifbaren Krankheitszustände zu vergrößern“.<br />
Franz Volhard , Dtsch. Internistenkongress 1930<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
2
Die psychosomatische Bewegung<br />
� Kritik am biomechanischen<br />
Paradigma:<br />
� Soziale und psychologische<br />
Einflüsse auf den Körper<br />
nicht erklärt<br />
� Patient wird zum Objekt<br />
� Die Medizin wird „in eine<br />
seelenlose Medizin für den<br />
Körper und eine körperlose<br />
Medizin für die Seele<br />
gespalten“ (von Uexküll)<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
Die ‚holistische‘ Gegenbewegung:<br />
Psychosomatik in der Inneren Medizin<br />
� Einheit von Körper und Seele<br />
wiederherstellen; deren<br />
Wechselwirkungen<br />
erforschen<br />
� Wiedereinführung des<br />
Subjekts in die Medizin<br />
� Kombination analytischempirischer<br />
Forschung mit<br />
einem wissenschaftlichen<br />
Ansatz, der die<br />
Kommunikation zwischen<br />
Arzt und Patient erklären<br />
kann<br />
� Einfluss der Psychoanalyse<br />
Thure von Uexküll<br />
Repräsentanten:<br />
� D: Krehl, Jores, von<br />
Bergmann, Christian,<br />
von Weizsäcker, von<br />
Uexküll<br />
� USA: Draper, French,<br />
Putnam, Engel<br />
� NL: Groen<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
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3
Korrespondenz zwischen Freud und von<br />
Weizsäcker (1932)<br />
� „Ich fühlte mich verpflichtet,<br />
Analytiker von solchen<br />
Untersuchungen<br />
fernzuhalten, weil<br />
(...psychodynamische<br />
Zusammenhänge mit...)<br />
Gefäßerweiterungen und<br />
Innervationen eine zu große<br />
Versuchung für Sie<br />
dargestellt hätten. Sie hatten<br />
zu lernen, sich auf das<br />
psychologische Denken zu<br />
beschränken. Dem Internisten<br />
aber sollten wir für eine<br />
solche Erweiterung der<br />
wissenschaftlichen Einsicht<br />
dankbar sein.“<br />
Psychosomatische empirische<br />
Forschung<br />
Einfluss der Psychoanalyse:<br />
� D: V. v. Weizsäcker<br />
(Biographisch- anthropologische<br />
Methode)<br />
� USA: G. Engel, F. Alexander, H.<br />
Weiner<br />
Einfluss der Verhaltensmedizin:<br />
� Stressforschung (Selye, Cannon,<br />
� Life-event-Forschung<br />
� Psycho-Neuro-Immunologie<br />
� „Die Psychoanalyse<br />
wurde für die<br />
(...Erforschung der...)<br />
Psychoneurosen<br />
geschaffen und nicht für<br />
organische Krankheiten.<br />
(...) Es ist nicht<br />
vorhersehbar, welche<br />
Transformationen der<br />
Psychoanalyse nötig sein<br />
werden, wenn sie bei<br />
körperlich Kranken<br />
angewandt werden soll.“<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
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4
Aufgaben der psychosomatischen<br />
Utopie<br />
� 1. Generation: Entwicklung<br />
theoretischer Modelle<br />
� 2. Generation: Empirische<br />
Forschung,<br />
Psychosomatische Medizin<br />
wird in die Lehrpläne<br />
aufgenommen (D 1972),<br />
Entwicklung von<br />
Weiterbildungsmodellen<br />
� „Die Aufgaben, die sich einer<br />
dritten Generation von<br />
Psychosomatikern stellt,<br />
lautet nicht mehr Einführung<br />
der psychosomatischen<br />
Betrachtungsweise in eine<br />
mechanistische Medizin,<br />
sondern Entwicklung der<br />
Theorie und Praxis einer<br />
Heilkunde, die psychische<br />
und somatische Abläufe als<br />
interdependente und<br />
interaktive Funktionen eines<br />
einheitlichen Systems<br />
begreift.“ (von Uexküll 1999)<br />
Psychosomatische Spezialisierung<br />
Deutschland:<br />
� Zusatzbezeichnung<br />
Psychotherapie<br />
� 1992 FA für<br />
Psychotherapeutische Medizin<br />
3 Jahre PSM<br />
1 Jahr Innere Medizin<br />
1 Jahr Psychiatrie<br />
� 1999 FA für Psychosomatische<br />
Medizin & Psychotherapie<br />
� Aufnahme der PSM in die<br />
Landes-Bettenpläne<br />
� Schaffung von PSM<br />
Abteilungen in Allg.KH<br />
Österreich:<br />
� Diplome für<br />
Psychosoziale Medizin<br />
(6Mo)<br />
Psychosomatische<br />
Medizin (2J)<br />
Psychotherapeutische<br />
Medizin (4-5J)<br />
� Aufnahme der PSM in die<br />
Bundes/Landes-Bettenplanung<br />
� Schaffung von<br />
PSM Schwerpunkten in<br />
Allg.KH<br />
zentralisierten PSM<br />
Kliniken<br />
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5
Psychiatrie und klinische Medizin<br />
� Ausgrenzung der Psychiatrie<br />
aus dem Allg.Krankenhaus<br />
� Einrichtung eigener<br />
psychiatrischer Anstalten<br />
� Abtrennung der Psychiatrie<br />
von der Nervenheilkunde<br />
Psychiatrie und klinische Medizin<br />
Gegenbewegung:<br />
� General Hospital Psychiatry<br />
� Consultation-Liaison<br />
Psychiatry<br />
Tom Hackett, Jim Strain, USA<br />
Zbigniew Lipowski, CDN<br />
Richard Mayou, UK<br />
Graeme Smith, AUS<br />
Frits Huyse, NL<br />
� Gründung der APM<br />
� 1999 Gründung der EACLPP<br />
� 90-er Med-Psych Units<br />
� 2000 Textbook of C-L<br />
Psychiatry (Rundell/Wise)<br />
� 2003 USA:<br />
Subspezialisierung<br />
Psychosomatic Medicine<br />
� 2006 Textbook of<br />
Psychosomatic Medicine<br />
(Levenson)<br />
� UK: Special endorsement<br />
Liaison Psychiatry<br />
� CH: Subspezialisierung<br />
Konsiliarpsychiatrie<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
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21.02.2012<br />
6
Subspecialty Psychosomatic Medicine<br />
� “This subspecialty includes<br />
treatment of patients with …<br />
medical … illness in which<br />
psychiatric illness is affecting<br />
their medical care and/or<br />
quality of life such as HIV<br />
infection, organ<br />
transplantation, heart disease,<br />
…, cancer …, among others.<br />
Patients also may … have … a<br />
somatoform disorder or<br />
psychological factors affecting<br />
a general medical condition.“<br />
„Psychiatrists specializing in<br />
Psychosomatic Medicine<br />
provide consultation-liaison<br />
services in general medical<br />
hospitals, attend on medical<br />
psychiatry inpatient units, and<br />
provide collaborative care in<br />
primary care and other<br />
outpatient settings.”<br />
Entwicklungen in der Psychiatrie<br />
� Biologische Psychiatrie als<br />
Neurobiologie der Psyche<br />
� Psychotherapie wird den<br />
Psychologen, Sozialtherapie<br />
den Sozialarbeitern überlassen<br />
� Psychiatrische Lehrstühle nicht<br />
mehr mit psychotherapeutisch<br />
ausgerichteten Psychiatern<br />
besetzt<br />
� Psychotherapieforschung nur<br />
mehr in der Hand von<br />
Psychologen<br />
� Did the biomechanical model<br />
finally succed? (H. Weiner)<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
7
Klinische<br />
(Innere)<br />
Medizin<br />
„We need a new psychosomatic<br />
movement in medicine and,<br />
particularly, in psychiatry“<br />
Psychosomatische<br />
Medizin<br />
(Herbert Weiner, 1989)<br />
CL-<br />
Psychiatrie<br />
Psychiatrie<br />
Klinische<br />
Psychologie<br />
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8
EACLPP<br />
Schnittstellen: Unterschiede und<br />
Gemeinsamkeiten<br />
Empirische Befunde<br />
� Studien der European<br />
Consultation-Liaison<br />
Workgroup<br />
� Deutsche QM-Studie im CL-<br />
Dienst<br />
� PSYCHiatrie Barometer:<br />
Umfrage 2011 in D<br />
� Versorgungsforschung<br />
stationäre PSM: Bayerische<br />
Verbundstudie<br />
Klinische Erfahrung<br />
� Klinikum Nürnberg<br />
ECLW Collaborative Study<br />
Beschreibung &<br />
Problemidentifizierung<br />
W. Söllner, Nürnberg W. Söllner, Nürnberg<br />
• ECLW-Verbundstudien<br />
“Ist-Zustand” der CL-Praxis<br />
(11 Länder, 56 CL-Dienste)<br />
• Befragung von Ärzten/Pflege<br />
Sicht der “Nutzer”<br />
Verbesserung der<br />
Versorgung<br />
• Risk Factor Study:<br />
Verbesserte Fallidentifizierung<br />
& Versorgungsplanung<br />
(9 Länder, 10 CL-Dienste)<br />
• Qualitätsmanagement<br />
(9 Länder, 29 CL-Dienste)<br />
• Praxisleitlinien für CL<br />
21.02.2012<br />
9
Prozent<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Psychisch auffällig<br />
Studie der European Consultation-Liaison<br />
Workgroup<br />
Grund für die Zuweisung<br />
Unklare körp. Sy<br />
Substanzgebrauch<br />
13 PSM und 9 PSY CL-Dienste in Deutschland<br />
45 CL-Dienste in 11 anderen europ. Ländern<br />
Huyse et al. 1996, Herzog et al. 1999<br />
Suizidalität<br />
Coping/Compliance<br />
PSM (n=1.048) PSY (n=1.576) Europa (ohne D, n=12.032)<br />
Diagnosen<br />
Sonst<br />
ECLW<br />
F0 F1 F2 F3 F4 F5 F6 None<br />
PSM-D (n=5872) PSY-D (n=2788) Europa (n=12066)<br />
ECLW<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
13 PSM und 9 PSY-CL-Dienste in Deutschland<br />
45 CL-Dienste in 10 Europäischen Ländern<br />
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Huyse et al. 1996, Herzog et al. 1999<br />
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10
Interventionen<br />
QM-Studie: PSM und PSY CL-Dienste Nürnberg<br />
PSM PSY<br />
Visiten/Fall: MW 2.7 1.3<br />
Interventionen: %<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Pharm Psycho<br />
PSM PSY<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
1,5<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
Zeit mit (in Stunden)<br />
Patient Arzt Pflege Angehör<br />
PSM PSY<br />
2 Versorgungsmodelle: Konsiliar- und Liaison<br />
Psychiatrie:<br />
� Häufiger Konsildienste<br />
� Schwerpunkt: OPS, Sucht,<br />
Suizidversuch<br />
� Ältere Patienten<br />
� Patientenzentriert<br />
� Krisenmanagement (‚Fire<br />
brigade‘)<br />
� Inanspruchnahme: 1-2%<br />
� Mehr pharmakologische<br />
Interventionen<br />
Psychosomatik:<br />
� Häufiger Liaisondienste<br />
ECLW<br />
� Schwerpunkt: Chronisch Kranke,<br />
somatoforme Störungen<br />
� Patienten- und teamzentriert<br />
� Regelmässige Präsenz in<br />
“Gast”abteilung<br />
� Teilnahme an Fallbesprechungen,<br />
Visiten, Fortbildung<br />
� Inanspruchnahme: 3-10%<br />
� mehr Follow-up Visiten<br />
� Mehr psychotherapeutische<br />
Interventionen<br />
ECLW Collaborative Study: 57 CL-Dienste in 10 EU-Ländern (2 in Österreich) Huyse et al. 1996, Herzog et al. 2000<br />
Deutsche CL-QM Studie: 12 Zentren (6 Psychosomatik, 4 Psychiatrie, 2 Psychologie) Herzog & Stein 2003<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
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11
Konsiliar-Liaisondienst<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
Zahl der Fälle<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
Prozentsatz aufgenommener Fälle: 4,7 %<br />
Liaisonbereiche in Zentren:<br />
Palliativstation<br />
Brustzentrum<br />
Darmzentrum<br />
Lungenzentrum<br />
Hauttumorzentrum<br />
Prostatazentrum<br />
Physikalische Medizin/Multimodale<br />
Schmerztherapie<br />
Geriatrische Akut-Reha<br />
Fortbildung für Klinikärzte<br />
Team<br />
5%<br />
Mitarbeiter (Ärzte und Psychologen) :<br />
� 2003: 8,8 VK<br />
� 2012: 9,6 VK<br />
Kontakte/Fall:<br />
� 2003: 2.9<br />
� 2012: 1.6<br />
Zeit/Fall:<br />
2003: 4.1 h<br />
2012: 2.9 h<br />
Orga,<br />
Doku,<br />
Wege<br />
28%<br />
Arzt,<br />
Pflege<br />
16%<br />
Zeitaufwand<br />
PSM Grundversorgung durch CL-Dienst Nürnberg<br />
� auf Arbeitszeit anrechenbar<br />
� 30 h Training der<br />
kommunikativen<br />
Kompetenz<br />
� 30 h Balintgruppe<br />
� 20 h Psychosomatische<br />
Krankheitslehre<br />
� Leiter: erfahrene<br />
Mitarbeiter der PSM<br />
� verpflichtend für<br />
Assistenten in Innerer<br />
Medizin/Allgemeinmedizin<br />
und Frauenheilkunde<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
Patient<br />
51%<br />
� Klinikträger übernimmt 2/3<br />
der Kosten<br />
� Videogestützte<br />
Trainingseminare<br />
� Z. T. life-Videos, z. T.<br />
Schauspielerpatienten<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
12
Evaluation der Kurse: N=220<br />
Selbsteinschätzung der<br />
kommunik. Kompetenz und<br />
Arbeitszufriedenheit<br />
� VAS; 0=völlig inkompetent bis<br />
10=maximal kompetent<br />
Schwierige Gespräche<br />
Schlechte Nachrichten<br />
Sterbende<br />
Angehörige<br />
Emot.Unterstützung<br />
Arbeitszufrieden<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
vor Kurs<br />
nach Kurs<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
3 Monate später<br />
Experteneinschätzung<br />
� Unabh. Experten evaluieren<br />
Videoaufnahmen von Arzt-<br />
Patient-Gesprächen<br />
(Methode nach Langewitz)<br />
� Nach Kurs: Ärzte<br />
unterstützen Pat. emotional<br />
besser (mehr VEE)<br />
� Multizentrische Studie<br />
KOMPASS für onkologisch tätige<br />
Ärzte (Krebshilfe)<br />
Stationäre Versorgung: Häufigste<br />
Hauptdiagnosen<br />
Psychiatrie:<br />
� Suchterkrankungen<br />
� Affektive Störungen<br />
� Psychosen<br />
� Persönlichkeitsstörungen<br />
� Organisch bedingte psychische<br />
Erkrankungen (Demenz)<br />
(PSYCHiatrie Barometer,<br />
Umfrage 2011)<br />
Psychosomatische Medizin:<br />
� Affektive Störungen mit somat.<br />
Komorbidität<br />
� Angststörungen<br />
� Somatoforme Störungen<br />
� Essstörungen<br />
� Schmerzstörungen<br />
� Tinnitus<br />
(Tritt et al.2003,<br />
Verbundstudie Bayer. PSM Kliniken)<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
13
Stationäre Versorgung: Häufigste<br />
Methoden<br />
Psychiatrie:<br />
� Pharmakologisch<br />
� Psychotherapeutisch<br />
� Ergotherapeutisch<br />
� Kunst-/Musiktherapeutisch<br />
� Sonst. Biologisch (EKT, TMS,<br />
Licht)<br />
(PSYCHiatrie Barometer,<br />
Umfrage 2011)<br />
Psychosomatische Medizin:<br />
� Psychotherapeutisch<br />
� Pharmakologisch<br />
� Kunst-/Musiktherapeutisch<br />
� Bewegungstherapeutisch<br />
(Tritt et al.2003,<br />
Verbundstudie Bayer. PSM Kliniken)<br />
Klinikum Nürnberg: Stationen mit<br />
Schwerpunkt<br />
PSY PSM<br />
Allg. I Akut/Kurzth. Aufnahme, Med ICU<br />
Allg. II Intern.-PSM Innere Med<br />
Schmerz-Z. Sucht Somatoform<br />
Depression Burnout<br />
Borderline PTSD<br />
Aufnahme, Gastro,<br />
Kardio, Neuro<br />
Neuro,Geriatrie Gerontopsy. PSM 55+ Geriatrie<br />
KJP Adoleszente GeriatrTK Geriatrie<br />
TK SchmerzTK Schmerz-Amb.,<br />
Neuro, Phys.Med.<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
14
Integrierte psychosomatisch-internistische<br />
Betten (IKP)<br />
8 Betten in internist. Station<br />
� Internist. Kranke mit psych.<br />
Komorbidität<br />
� Interdisz. Team<br />
� simultane internist.-psm. Diagnostik<br />
und Behandlung<br />
� Gemeinsame Visiten und<br />
Fallbesprechung<br />
� Krisenintervention, supportive<br />
Psychotherapie<br />
� Psychoedukation<br />
� Entspannung<br />
� Kreative Verfahren<br />
� Konz. Bewegungstherapie<br />
� Krankengymnastik<br />
Lehre<br />
� Für beide Seiten anrechenbar<br />
für Facharzt-Weiterbildung<br />
� Hoher Aufwand an<br />
interdisziplinärer Abstimmung,<br />
Fallbesprechungen,<br />
interdisziplinäre Visiten,<br />
Teamsupervision<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
� Im Vergleich mit anderen Ländern besteht ein breites<br />
Angebot psychosozialer Curricula im Medizinstudium:<br />
Med. Psychologie<br />
Med. Soziologie<br />
Psychosomatische Medizin<br />
Psychotherapie<br />
Psychiatrie<br />
Interdisziplinäre Module<br />
Breites Angebot an Lehrbüchern<br />
und innovativen Lehrmethoden (z. B. Communication skills<br />
training mit Schauspielerpatienten)<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
15
PSM Fort- und Weiterbildung<br />
� Communication Skills Training für Klinikärzte und<br />
Pflegpersonen<br />
� Weiterbildungsangebote und Abrechnungsmöglichkeiten für<br />
Hausärzte / Somatiker<br />
Psychosomatische<br />
Grundversorgung<br />
(z.T. obligatorisch)<br />
Fachgebundene<br />
Psychotherapie<br />
Forschung PSM<br />
� Wissenschaftlich aktive Lehrstühle an fast allen deutschen Universitäten.<br />
Forschungsverbünde (DFG/Klinische Studien, BMBF, Krebshilfe),<br />
Hochkarätige Publikationen (z.B. Lancet)<br />
� DKPM/DGPM-Tagung als Forum der Psychosomatischen Medizin und<br />
Psychotherapie, Deutscher Input in ECPR, EACLPP, ENPM, APM, APS<br />
� Aktivposten bei internationalen Tagungen und in internationalen<br />
Fachzeitschriften<br />
25% der begutachteten ECPR/EACLPP-Tagungsbeiträge und 12,8% bei APS-<br />
Tagung<br />
� E-journal Psycho-Social-Medicine: Psychosomatik als Schnittstelle der<br />
psychosozialen Fächer in Deutschland<br />
� EACLPP: Psychosomatik nimmt bedeutenden Platz bei Forschungsprojekten<br />
und Leitlinienentwicklung ein<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
16
Kooperation<br />
Gut<br />
� Prakt. Kooperation<br />
stationär, TK und CL<br />
� Gegenseitige Konsile,<br />
Übernahmen<br />
� Psth. Weiterbildung<br />
(gem. Ausbildungsinstitut,<br />
PIN)<br />
Probleme<br />
Klinische Versorgung:<br />
� Überschneidung beim<br />
Diagnosespektrum<br />
� Überschneidung der<br />
Methoden<br />
Schwierig<br />
� Abgrenzung der<br />
„Einflussbereiche“<br />
ABER:<br />
� Die Ausgrenzung des<br />
Psychosozialen aus der<br />
‚Somatik‘ erfordert eng<br />
integrierte psychosomatische<br />
Versorgungsmodelle<br />
� Andere Schwerpunkte als<br />
Psychiatrie<br />
� tlw. andere Ziele (psm.<br />
Qualifikation der<br />
Ärzte/Pflege)<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
17
Probleme: Berufspolitik<br />
Berufspolitik Berufspolitik Berufspolitik<br />
- David &<br />
Goliath-Syndrom<br />
Befürchtungen Psychiatrie:<br />
� Abspaltung,<br />
Bedeutungsverlust<br />
� „Rosinenpickerei“<br />
� Verstärkte Stigmatisierung<br />
Chancen durch 2 Fächer<br />
Klinische Versorgung:<br />
� Spezialisierte Versorgung für<br />
somato-psychische und psychosomatische<br />
Syndrome<br />
� Integrierte Versorgungsmodelle<br />
� Beteiligung an Zentren<br />
� Förderung interdisziplinärer<br />
Leitlinien (z.B. Brustkrebs, Herz-<br />
Kreislauf) mit Außenwirkung<br />
Befürchtungen<br />
Psychosomatik:<br />
� „Feindliche Übernahme“<br />
� „Biologische Wende“ :<br />
Geringerer Stellenwert für<br />
Psychotherapie in der<br />
Medizin<br />
� Geringerer Stellenwert für<br />
psm. Lehre und Forschung<br />
Lehre:<br />
� Sudentenausbildung: Biopsycho-soziales<br />
Modell,<br />
Kommunikation<br />
� CST für Ärzte und Pflege<br />
Forschung<br />
� Intensivierung interdisziplinärer<br />
Forschung<br />
� AGs für fachbezogene<br />
Psychosomatik (z. B.<br />
Kardiologie, Onkologie,<br />
Diabetes)<br />
� Mehr Chancen und Wettbewerb<br />
Mehr Gewicht für PSY-Fächer<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
21.02.2012<br />
18
Zukunftsaufgaben<br />
Psychosomatische Medizin:<br />
� Schärfung des Profils<br />
� Verbindung zur Allg.Medizin<br />
und Klinischen Medizin<br />
intensivieren<br />
Liaison statt Konsultation<br />
Expertensysteme zur<br />
Identifikation komplexer<br />
Patienten<br />
Integrierte<br />
Behandlungsansätze<br />
Kommunikative Kompetenz<br />
der Ärzte/Pflegepersonen<br />
fördern<br />
Psychiatrie:<br />
� „Psychosomatische Wende“;<br />
Bio-psycho-soziales Modell<br />
auch in die Praxis umsetzen<br />
� Bessere psychotherap. WB<br />
� Common-trunk-Modell<br />
� Verstärkung der<br />
Psychotherapieforschung<br />
Zukunft der Psychosomatischen Medizin:<br />
Hilfe bei Vernetzung und Kommunikation<br />
“In this age of specialization, men who<br />
thoroughly know one field are often incompetent to<br />
discuss another. The great problems of the relations<br />
between one and another aspect of human activity<br />
have for this reason been discussed less and less in<br />
public.”<br />
W. Söllner, Nürnberg<br />
Richard Feynman, 1956<br />
Nobelpreisträger Physik<br />
21.02.2012<br />
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