12_2018_news
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InformatIonen für aktIve<br />
17. Jahrgang · Nummer <strong>12</strong><br />
15. September <strong>2018</strong><br />
www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />
ver.dI vereInte<br />
dIenstleIstungsgewerkschaft<br />
A58247<br />
Der Hetze entgegentreten<br />
gegen rechts – #wirsindmehr macht Menschen in Chemnitz Mut<br />
pflege<br />
Mehr<br />
Zeitdruck<br />
Bedingungen<br />
müssen umfassend<br />
verbessert<br />
werden<br />
seite 2<br />
altenpflege<br />
Versprechen<br />
halten<br />
Abwärtsspirale<br />
muss durchbrochen<br />
werden<br />
seite 3<br />
Mehr als 65 000 Menschen sind am<br />
3. September in Chemnitz zu dem<br />
Konzert #wirsindmehr gekommen.<br />
GemeinsammitRockbandswieKraftclub,<br />
Feine Sahne Fischfilet oder<br />
den Toten Hosen machten sie eindrucksvollihreHaltunggegenRechts<br />
klar – das Land sei bunt, nicht braun.<br />
Seitdem26.Augustistdiedrittgrößte<br />
Stadt Sachsens in den Schlagzeilen,<br />
als nach dem gewaltsamen Tod des<br />
35-jährigenDanielH.rechteGruppen<br />
dieseTatfürsichinstrumentalisierten,<br />
um Stimmung gegen Geflüchtete<br />
undMigrant/innen,aberauchgegen<br />
Journalist/innenundPolitiker/innen<br />
zu machen.<br />
Mit beim großen Konzert waren<br />
nebenvielenanderenGewerkschafter/innen<br />
aus ganz Deutschland<br />
auchKatharinaHessel,seit60Jahren<br />
aktiveGewerkschafterininChemnitz,<br />
Julian Anke und Antje Koch, ver.di-<br />
Jugendsekretäre in Chemnitz und<br />
Zwickaubzw.imver.di-BezirkRegion<br />
Saar-Trier. Antje war kurzentschlossen<br />
mit sieben anderen haupt- und<br />
ehrenamtlichen ver.dianer/innen<br />
quer durch die Republik gefahren.<br />
„Wir haben die Berichte in den Medien<br />
gesehen, da wollten wir auch<br />
ein Zeichen setzen“, sagt sie.<br />
Katharina Hessel ist mit ihren 76<br />
JahrenandemAbendeinedreiviertel<br />
Stunde in die Stadt gelaufen, hat<br />
sich vier Stunden lang das Konzert<br />
angehört, hat es genossen, dabei<br />
mitvielenMenschenausderganzen<br />
Republik zu reden. „Das muss uns<br />
Mut geben“, sagt sie. Sie kritisiert,<br />
dassnichtmehrPolitiker/innenkommen,umzuzeigen,dasssiedurchaus<br />
vorhandene Ängste in der Stadt<br />
Ernst nehmen. Rechtsextremismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit sind für<br />
sie kein Chemnitzer Problem, es sei<br />
mindestens ein sächsisches, wenn<br />
nicht sogar ein gesamtdeutsches.<br />
Ebenso wie Julian Anke ist sie schockiert<br />
über das, was sie hautnah in<br />
den letzten Tagen miterlebt hat.<br />
Was tun im Betrieb?<br />
Was können Betriebsräte konkret bei<br />
rassistischer Hetze im Betrieb tun? Dazu<br />
hat der DGB-Rechtsschutz eine Reihe<br />
nützlicher Hinweise zusammengestellt.<br />
Sie sind zu finden unter<br />
www.dgbrechtsschutz.de/recht/arbeits<br />
recht/betriebsraete-und-personalrae<br />
te/auslaenderfeindlichkeit-handlungs<br />
moeglichkeiten-des-betriebsrats/<br />
ryanair<br />
Betriebsräte<br />
abgelehnt<br />
Kabinenbeschäftigte<br />
kämpfen für<br />
mehr Geld<br />
seite 4<br />
schlichtung<br />
Mehr Personal<br />
in Sicht<br />
Beschäftigte<br />
der Unikliniken<br />
Düsseldorf und<br />
Essen stimmen<br />
zu<br />
seite 5<br />
„Der Rechtsstaat muss dieser Hetze<br />
und denen, die sie verbreiten, entschieden<br />
entgegentreten“, fordert<br />
der geschäftsführende DGB-Bundesvorstand<br />
in einer jüngst veröffentlichten<br />
Resolution. Der DGB-<br />
Vorstand kritisiert dabei auch die<br />
AfD, die verbale und tatsächliche<br />
AngrifferechterDemonstrant/innen<br />
in der Stadt für legitim halte, und<br />
die gemeinsam mit der islamfeindlichenPegidazueinemTrauermarsch<br />
aufgerufen hat. „Eine solche Partei<br />
stellt sich nicht zuletzt damit weit<br />
jenseits des demokratischen Spektrums.<br />
Bei den Landtagswahlen in<br />
Bayern und Hessen rufen wir auf:<br />
Wählt demokratisch, wählt keine<br />
Rechtspopulisten!“, heißt es in der<br />
Resolution.„WirdürfendenFeinden<br />
derDemokratiekeinenRaumlassen.<br />
Courage ist gefordert – nicht wegducken.“<br />
Heike Langenberg<br />
arbeitslos<br />
Gericht<br />
beseitigt<br />
„böse Falle”<br />
Zeiten der<br />
Freistellung<br />
zählen mit<br />
seite 6<br />
bildung<br />
Wissen,<br />
wovon man<br />
redet<br />
ver.di veröffentlicht<br />
Seminarprogramme<br />
für 2019<br />
seite 7<br />
e i n h e r z l i c h e s . . .<br />
...Willkommen an alle<br />
Azubis, die in diesem<br />
Sommer mit ihren Ausbildungen<br />
begonnen haben.<br />
Mittlerweile hatten<br />
sie ein paar Wochen Zeit,<br />
sich zurecht zu finden<br />
und erste Eindrücke zu<br />
gewinnen. Zu diesen<br />
Eindrücken muss auch<br />
ein Kontakt mit der für<br />
sie zuständigen Gewerkschaft<br />
gehören. Denn<br />
Umfragen wie zum Beispiel<br />
der Ausbildungsreport,<br />
den die DGB-<br />
Jugend jüngst zum<br />
13. Mal herausgegeben<br />
hat, zeigen, dass hier<br />
noch immer einiges im<br />
Argen liegt. So gibt ein<br />
Drittel der Befragten an,<br />
dass es für sie keinen<br />
betrieblichen Ausbildungsplan<br />
gibt (Siehe<br />
Seite 5). Mit einer starken<br />
Gewerkschaft im Rücken<br />
kann man etwas<br />
bewegen. Deswegen ist<br />
es gut, wenn die neuen<br />
Azubis in diesem neuen<br />
Lebensabschnitt mit<br />
ver.di einen starken Partner<br />
haben.<br />
https://jugend.verdi.de<br />
https://jav.info<br />
Gelernt<br />
„Wie eine Seuche<br />
bricht der Nationalismus<br />
wieder aus.<br />
Ja, habt ihr denn<br />
nichts gelernt?"<br />
Der ehemalige Arbeitsminister<br />
Norbert Blüm,<br />
CDU, jüngst bei der<br />
Verleihung des Deutschen<br />
Radiopreises in<br />
Hamburg
g u t e a r b e i t<br />
2 ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong> ·················································································································································<br />
j u b i l ä u m<br />
Zweimal Gute Arbeit<br />
(pm) Die ver.di-Initiative<br />
gute Arbeit besteht seit<br />
zehn Jahren. Im Herbst<br />
erscheinen zwei Veröffentlichungen.<br />
Zum<br />
einen gibt es ein Extra-<br />
Heft der Zeitschrift Gute<br />
Arbeit. Die 46 Seiten<br />
starke Ausgabe zeigt anhand<br />
von Beispielen die<br />
Erfolge der Initiative und<br />
erörtert, wie künftig mit<br />
den Beschäftigten gemeinsam<br />
die Digitalisierung<br />
der Arbeit und weitere<br />
Veränderungen zu<br />
gestalten sind.<br />
gute arbeit extra: beteiligung,<br />
gestaltung,<br />
zukunft – arbeitspolitik<br />
von unten. Bestellung<br />
als PrIntausgaBe:<br />
httPs://InnovatIon-gutearBeIt.verdI.de/gute-ar<br />
BeIt/materIalIen-undstudIen.<br />
hIer kann das<br />
extra auch heruntergeladen<br />
werden.<br />
Mehr Zeitdruck<br />
alten- und krankenpflege – Bedingungen müssen umfassend verbessert werden<br />
(pm/ml) In der Alten- und KrankenpflegesinddieArbeitsbedingungen<br />
weitaus stärker von Zeitdruck und<br />
zuhoherArbeitsmengegeprägtsind<br />
als im Durchschnitt aller Berufsgruppen.<br />
Das zeigen die Ergebnisse<br />
einer repräsentativen Beschäftigtenbefragung<br />
von ver.di und DGB.<br />
DasssichunterdiesenBedingungen<br />
nur rund ein Fünftel der Beschäftigten<br />
vorstellen kann, bis zur Rente<br />
so zu arbeiten, verwundert nicht.<br />
Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-<br />
Bundesvorstand, sagte zu den Ergebnissen<br />
der Befragung: „Statt<br />
denBeschäftigteninderAltenpflege<br />
und in den Krankenhäusern den roten<br />
Teppich auszurollen, verschleißen<br />
die Arbeitgeber deren Gesundheit.“<br />
Sie forderte, der Gesetzgeber<br />
müsse Vorgaben für die Personalausstattung<br />
machen, die eine gute<br />
und sichere Versorgung gewährleisten<br />
(Siehe auch Seite 5).<br />
In Zukunft würden noch viel mehr<br />
Fachkräfte gebraucht, die dazu bereit<br />
seien, in der Pflege zu arbeiten,<br />
sagte DGB-Bundesvorstandsmitglied<br />
Annelie Buntenbach bei einer<br />
gemeinsamenPressekonferenz.Deshalb<br />
müssten die Bedingungen<br />
schnell umfassend verbessert werden.Professionelle,hochmotivierte<br />
Beschäftigte dürften nicht länger<br />
unter solchen Arbeitsdruck gesetzt<br />
werden.„DastreibtsieindieSelbstausbeutung<br />
und schreckt Berufseinsteiger<br />
ab“, so Buntenbach.<br />
Tanja Döring, Beschäftigte in der<br />
Altenpflege, sagte: „Ich bin sehr<br />
froh, dass es diese Studie jetzt endlich<br />
gibt, das untermalt nochmal<br />
Arbeitshetze im Pflegebereich<br />
„Wie oft fühlen Sie sich bei der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck“<br />
Sehr oft<br />
das, was wir schon die ganze Zeit<br />
sagen.“DanaLützkendorf,Beschäftigte<br />
in der Krankenpflege, betonte,<br />
dieSituationhabesichindenletzten<br />
Jahren immer weiter verschlechtert.<br />
Durch den Arbeitsdruck und die ArbeitshetzehättenvieleBeschäftigte<br />
am Ende einer Schicht das Gefühl,<br />
ihreArbeitnichtgeschafftzuhaben.<br />
„Ich weiß von Pflegekräften, die<br />
standen nach dem Spätdienst vor<br />
der Tür und haben geweint.“<br />
https://www.dgb.de/-/2sy<br />
Pflegeberufe insgesamt<br />
44% 32% 16% 8%<br />
Alle Beschäftigten<br />
23% 32% 32% 13%<br />
Pflegeberufe im Detail:<br />
Krankenpflege<br />
46% 34% 14% 6%<br />
Altenpflege<br />
Oft Selten Nie<br />
39% 30% 19% <strong>12</strong>%<br />
QUELLE: DGB-INDEX GUTE ARBEIT 20<strong>12</strong>-2017<br />
Die zweite Veröffentlichung<br />
ist das Jahrbuch<br />
Gute Arbeit 2019. Es erscheint<br />
im Dezember. In<br />
diesem Jahr ziehen die<br />
Herausgeber Lothar<br />
Schröder und Hans-Jürgen<br />
Urban eine Bilanz<br />
von zehn Jahren Guter<br />
Arbeit und blicken nach<br />
vorne.<br />
lothar schröder, hans-<br />
Jürgen urBan (hrsg.):<br />
jahrbuch gute arbeit<br />
2019, transformation<br />
der arbeit – ein blick<br />
zurück nach vorn,<br />
Bund-verlag, frankfurt/maIn,<br />
39,90 euro.<br />
ver.dI-mItglIeder können<br />
BIs 19. oktoBer eIne<br />
ver.dI-sonderausgaBe<br />
zum PreIs von 8,60 euro<br />
Plus Porto und versand<br />
vorBestellen:<br />
https://innovationgute-arbeit.verdi.de/<br />
gute-arbeit/jahrbuchgute-arbeit<br />
d i e p r e s s e - s h o w ···························································································<br />
Wäre Frank Bsirske nicht ver.di-Vorsitzender,<br />
wäre er vermutlich ein<br />
Schläger geworden. Das jedenfalls<br />
legte „Spiegel-online”-Kolumnist<br />
Jan Fleischhauer schon vor zehn<br />
Jahren nahe, als er in seinem wohl<br />
gefährlichstenEinsatzinseinemReporterleben<br />
in der ver.di-Bundeszentrale<br />
in Berlin auf Frank Bsirske<br />
traf und angeblich nur knapp dessenFaustentging.DaskannFleischhauer<br />
natürlich nicht belegen, und<br />
auch nicht die Kamera des „Spiegel<br />
TV”-Teams, das er zum Schutze mit<br />
sich führte. Aber gefühlt hat er es,<br />
der Fleischhauer, dass „es gleich<br />
knallt“.<br />
mit visionen zum arzt<br />
Auch zehn Jahre später fühlt er das<br />
noch und erinnert daran, wenn andere<br />
über zuschlagende Rechte in<br />
Chemnitz berichten. „Wer Visionen<br />
hat, sollte zum Arzt gehen“, wird<br />
Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt,<br />
SPD, und bis zu seinem Lebensende<br />
MitherausgeberderWochenzeitung<br />
„Die Zeit“, immer wieder gern zitiert.<br />
Aber: Visionen kommen gut an. Vor<br />
allem in einer Welt, die nicht mehr<br />
so kuschelig ist wie noch Fleischhauers<br />
wohlbehütete Kindheit, die<br />
er in seinem Buch „Unter Linken“ allerdings<br />
als bitteres Los beklagte.<br />
Das Schmerzlichste daran: Es gab<br />
keine Zitrusfrüchte zuhause bei<br />
Fleischhauers, weil die aus bösen<br />
Ländern wie Spanien unter General<br />
Francokamen.UndPepsiColawurde<br />
nicht gekauft, weil die einem Republikaner<br />
gehörte.<br />
Doch Fleischhauer hat sich von<br />
der linken Mama und dem linken<br />
Papa emanzipiert. Er wohnt jetzt in<br />
einer Doppelhaushälfte in Pullach<br />
bei München, wie er die Öffentlichkeit<br />
wissen ließ, und kann trinken<br />
undschreiben,waserwill.Unlängst<br />
etwa in seiner Kolumne mit dem<br />
Titel „Wann sind wir so zimperlich<br />
geworden?“.DasssichseineKolleg/<br />
innen mal bloß nicht so anstellen<br />
sollen, wenn sie aus Chemnitz über<br />
den wildgewordenen rechten Mob<br />
berichten, das sei ja schließlich<br />
nicht der Vietcong. Den er nach<br />
eigenem Bekunden natürlich auch<br />
nur aus den Erzählungen von Peter<br />
Scholl-Latour kennt, der wiederum<br />
in seinen letzten Lebensjahren, als<br />
also der Fleischhauer sich soeben<br />
erst emanzipiert hatte, von einem<br />
bequemen Sofa aus über verschiedene<br />
Regionen der Welt berichtete.<br />
Und zuletzt für rechte Medien wie<br />
die „Junge Freiheit“ und „Compact“<br />
schrieb, weil er ja schon immer<br />
wusste:„WerhalbKalkuttaaufnehme,<br />
rette nicht Kalkutta, sondern<br />
werde selbst Kalkutta“, zitiert<br />
FleischhauereinevonScholl-Latours<br />
Visionen.<br />
So belesen hockt nun der Fleischhauer<br />
in seiner Wohlstandsoase in<br />
Pullach und schreibt: „Ich habe bei<br />
jeder größeren Zusammenrottung<br />
einschlechtesGefühl.WoMenschen<br />
sich mit Gleichgesinnten zusammenfinden,<br />
um ihre Überlegenheit<br />
über andere vorzuführen, suche ich<br />
das Weite.“ Ist auch besser so. Ich<br />
glaube nämlich, es knallt gleich.<br />
Petra Welzel
p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />
······································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong> 3<br />
Versprechen halten<br />
altenpflege – Abwärtsspirale muss durchbrochen werden<br />
(pm/red.)InihremKoalitionsvertrag<br />
hatten CDU, CSU und SPD versprochen<br />
die Bezahlung nach Tarif in der<br />
Altenpflegezustärken. „Gemeinsam<br />
mit den Tarifpartnern wollen wir dafür<br />
sorgen, dass Tarifverträge in der<br />
AltenpflegeflächendeckendzurAnwendung<br />
kommen“, heißt es da.<br />
Ziel seien angemessene Löhne und<br />
guteArbeitsbedingungenindiesem<br />
Bereich. „Dafür schaffen wir die gesetzlichen<br />
Voraussetzungen“, steht<br />
dort weiter.<br />
Betriebs- und Personalräte sowie<br />
Mitarbeitervertreter/innen aus der<br />
Altenpflege haben bei einer ver.di-<br />
Fachtagung in Göttingen jüngst an<br />
die Bundesregierung appelliert, ihr<br />
Versprechen schnellstmöglich umzusetzen.<br />
Sie haben dazu eine Resolution<br />
beschlossen. Darin heißt<br />
es: „Es geht um tarifliche Regelungen<br />
für alle Kolleginnen und Kollegen<br />
aus der Altenpflege – ganz<br />
gleich in welchem Bereich, bei welchem<br />
Träger, ob stationär oder ambulant.“<br />
Die „Abwärtsspirale aus<br />
geringer Bezahlung, schlechten Arbeitsbedingungen<br />
und fehlenden<br />
Pflegekräften“müssedurchbrochen<br />
werden.<br />
„Es darf so nicht weitergehen, wir<br />
brauchen dringend Entlastung“,<br />
sagte die Altenpflegerin Kerstin<br />
Günther aus Gifhorn. „Etliche Kolleginnen<br />
haben dem Beruf bereits<br />
den Rücken gekehrt oder sind in<br />
Teilzeit geflüchtet, weil sie diese<br />
hohe Belastung nicht mehr aushalten.“<br />
Sie sprach von einem erfüllenden<br />
und tollen Beruf. Allerdings<br />
seiendieBedingungenunerträglich.<br />
Die ver.di-Tarifkommission Altenpflege<br />
mit Mitgliedern aus kom-<br />
Maaßen soll Vorwürfe belegen<br />
verfassungsschutz – dju in ver.di fordert ansonsten Abberufung<br />
pm) Die Deutsche JournalistinnenundJournalisten-Union(dju)inver.di<br />
hat den Präsidenten des Bundesamtes<br />
für Verfassungsschutz Hans-<br />
Georg Maaßen aufgefordert, seine<br />
ManipulationsvorwürfegegenJournalist/innenunverzüglichzubelegen.<br />
„UnsliegenBerichtevonKolleginnen<br />
und Kollegen aus Chemnitz vor, die<br />
die Authentizität der Hetzjagden<br />
und Übergriffe bezeugen“, sagte<br />
dju-Bundesgeschäftsführerin Cornelia<br />
Haß.<br />
Werleugne,dassdieseEreignisse<br />
stattgefunden hätten, verfolge offenbareineeigenepolitischeAgenda.<br />
„Falls Herr Maaßen seine Aussagen<br />
nicht zweifelsfrei belegen<br />
(pm) Anfang September ist die von<br />
der Bundesregierung eingesetzte<br />
Rentenkommission „Verlässlicher<br />
Generationenvertrag“erneutinBerlin<br />
zusammengekommen. Aus diesemAnlasshatdas„Frauen-Bündnis<br />
gegen Altersarmut“, dem neben<br />
achtweiterenVerbändenauchver.di<br />
angehört,einenoffenenBriefandie<br />
MitgliederderKommissiongeschrieben.<br />
Darin werden sie aufgefordert,<br />
sich für eine Stärkung der gesetzlichen<br />
Rente und einen besseren Zugang<br />
von Frauen zur betrieblichen<br />
Altersvorsorgeeinzusetzen.DasRentenniveau<br />
müsse auf mindestens 50<br />
Prozentangehobenwerden.DieStabilisierung<br />
des bisherigen Rentenniveaus<br />
reiche nicht aus, da etwa<br />
jede dritte Frau im Niedriglohnbereich<br />
arbeite. Auch sei die Zahl der<br />
Frauen, die heute nach einer Bedürftigkeitsprüfung<br />
anspruchsberechtigtsindunddieVoraussetzung<br />
von 35 Beitragsjahren erfüllen, verschwindend<br />
gering.<br />
sozialer ausgleich<br />
munalen,freigemeinnützigen,kirch-<br />
lichen und privaten Pflegeeinrichtungen<br />
wird am 28. September zusammenkommen.<br />
Sie wird über Forderungen für<br />
einen Tarifvertrag entscheiden. Zunächst<br />
soll darüber mit den weltlichen<br />
Wohlfahrtsunternehmen verhandelt<br />
werden. Mit Caritas und<br />
Diakonie wird nach einem gangbaren<br />
Weg adäquater Beteiligung gesucht.<br />
Weitere Arbeitgeber sind<br />
herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.<br />
Ziel ist ein Tarifvertrag, der<br />
dann vom Bundesarbeitsministerium<br />
auf die gesamte ambulante und<br />
stationäreAltenpflegeerstrecktwerden<br />
kann. Nötig für eine gute Versorgung<br />
seien darüber hinaus zeitnah<br />
bundesweit verbindliche und<br />
am Pflegebedarf orientierte Personalvorgaben.<br />
kann, ist er für ein so hohes Amt<br />
nicht geeignet und muss schnellstens<br />
abberufen werden“, so Haß<br />
weiter. Maaßen hatte Hetzjagden<br />
während der Demonstration in<br />
ChemnitzangezweifeltunddieVermutung<br />
geäußert, entsprechende<br />
Filmaufnahmen seien „gezielte<br />
Falschinformation“.<br />
Keine Einbußen wegen Betreuung<br />
altersarmut – Frauen-Bündnis fordert sozialen Ausgleich für Fürsorgeleistungen<br />
ver.di-BundesvorstandsmitgliedStefanie<br />
Nutzenberger bezeichnete es<br />
als „falsch“, die Mindestrente abzuschaffen.<br />
Sie machte sich für eine<br />
„Neuauflage mit verbesserten Bedingungen“<br />
stark und bezeichnete<br />
sie als „armutsvermeidende Maßnahme“.<br />
Die neue Mindestrente<br />
müsse an Frauen und Männer ohne<br />
Abstriche gezahlt werden.<br />
Das Frauen-Bündnis gegen Altersarmut<br />
fordert die Rentenkommission<br />
auf, den sozialen Ausgleich<br />
fürFürsorgeleistungenzubeachten.<br />
„Die Betreuung von Kindern und<br />
Angehörigen darf nicht zu Renteneinbußen<br />
führen“, heißt es in dem<br />
offenen Brief. Neben einer steuerfinanzierten,<br />
gleichen Mütterrente<br />
für alle müssten auch die Zeiten der<br />
PflegevonAngehörigenwesentlich<br />
besser anerkannt werden.<br />
Website der Renten-Kommission:<br />
www.verlaesslicher-generatio<br />
nenvertrag.de<br />
heike langenberg Ist<br />
dIe verantwortlIche<br />
redakteurIn der<br />
ver.dI <strong>news</strong><br />
k o m m e n t a r<br />
Leeres<br />
Versprechen<br />
Leiharbeit sollte vor allem<br />
Langzeitarbeitslosen<br />
und Geringqualifizierten<br />
den Weg in den ersten<br />
Arbeitsmarkt ebnen. Das<br />
war ein weiteres leeres<br />
Versprachen der Agenda<br />
2010, das die damalige<br />
rot-grüne Bundesregierung<br />
vor 15 Jahren umgesetzt<br />
hat. Innerhalb<br />
der vergangenen zehn<br />
Jahre ist die Zahl der<br />
Leiharbeiter/innen um<br />
mehr als 40 Prozent gestiegen.<br />
Das geht aus<br />
der Antwort des Bundesarbeitsministeriums<br />
auf<br />
eine Anfrage der Linkspartei<br />
hervor. Mehr als<br />
eine Millionen Beschäftigte<br />
arbeiten mittlerweile<br />
so, dass vor allem Arbeitgeber<br />
von dieser<br />
Beschäftigungsform profitieren.<br />
Sie können ihre<br />
Belegschaften flexibel<br />
aufstocken und abbauen<br />
und zahlen den Betroffenen<br />
dafür noch einen<br />
geringeren Lohn als den<br />
Festangestellten. Und eine<br />
Brücke in eine Festanstellung<br />
ist die Leiharbeit<br />
längst nicht. Ende<br />
2017 hatten rund 40 derer,<br />
die ein Leiharbeitsverhältnis<br />
beendet hatten,<br />
innerhalb von drei<br />
Monaten noch keinen<br />
neuen Job gefunden.<br />
Und knapp die Hälfte der<br />
Verbliebenen ist erneut<br />
in Leiharbeit gelandet.
4<br />
t a r i f & b e t r i e b<br />
ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong> ·················································································································································<br />
l e s e t i p p<br />
Statistisches Taschenbuch<br />
Tarifpolitik <strong>2018</strong><br />
(pm) Wie hoch war die<br />
durchschnittliche Tarifsteigerung<br />
im Jahr 2017?<br />
Wo bestehen neben dem<br />
gesetzlichen Mindestlohn<br />
zusätzlich tarifliche<br />
Branchenmindestlöhne?<br />
Wie stark ist die Tarifbindung<br />
in West- und Ostdeutschland?<br />
Wie hoch<br />
ist die Jahressonderzahlung<br />
im Bankgewerbe?<br />
Wie sind die tariflichen<br />
Kündigungsfristen im<br />
Einzelhandel? Wie ist die<br />
Streikhäufigkeit im internationalen<br />
Vergleich?<br />
Antworten auf diese und<br />
zahlreiche andere Fragen<br />
rund um die Tarifpolitik<br />
gibt das gerade erschienene<br />
Statistische Taschenbuch<br />
Tarifpolitik<br />
<strong>2018</strong> des WSI-Tarifarchivs<br />
der Hans-Böckler-<br />
Stiftung. Es bietet im<br />
handlichen Format eine<br />
umfangreiche Zusammenstellung<br />
von Daten<br />
und Fakten zur Tariflandschaft<br />
und zur Tarifpolitik<br />
in Deutschland.<br />
In rund 130 Tabellen,<br />
Übersichten und Schaubildern<br />
werden Informationen<br />
zu Schwerpunktthemen<br />
wir Tarifvertragslandschaft,<br />
Lohn<br />
und Gehalt, Arbeitszeit,<br />
Tarifbewegung und Arbeitskämpfe<br />
sowie Tarifregelungen<br />
in 50 Branchen<br />
und Tarifbereichen<br />
aufbereitet:<br />
das statistische<br />
taschenbuch tarifpolitik<br />
<strong>2018</strong> kann kostenlos<br />
Bestellt werden<br />
BeI der setzkasten gmBh,<br />
kreuzBergstraße 56,<br />
40489 düsseldorf,<br />
maIl@setzkasten.de,<br />
Bestellnummer 30451.<br />
außerdem kann es auf<br />
der seIte www.tarIfver<br />
trag.de als Pdf-dateI<br />
heruntergeladen werden.<br />
Betriebsräte abgelehnt<br />
ryanair – Kabinenbeschäigte kämpfen für mehr Geld und bessere Bedingungen<br />
(ml) Ryanair erkennt ver.di als gewerkschaftliche<br />
Vertretung an. Die<br />
Vereinbarung dazu ist Mitte Juli unterzeichnet<br />
worden. Darin hat das<br />
Unternehmen ergebnisoffene Tarifverhandlungen<br />
und die Wahl der<br />
Tarifkommission (TK) nach deutschem<br />
Recht garantiert.<br />
pat/innen unterstützen<br />
DieTKbestehtausneunKolleg/innen<br />
des Kabinenbereichs aus Berlin,<br />
Frankfurt/Main, Düsseldorf, Köln<br />
und Bremen. Zudem gibt es 16 Patinnen<br />
und Paten, die sich für einen<br />
unbehindertenAblaufderVerhandlungeneinsetzen.Zuihnengehören<br />
derver.di-VorsitzendeFrankBsirske<br />
undver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christine Behle. Auch in anderen<br />
Ländern fordern Beschäftigte der<br />
AirlinebessereArbeitsbedingungen.<br />
t a r i f l i c h e s ······························································································<br />
t-systems – (pm) Auch die fünfte<br />
Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt<br />
zwischen der T-Systems und ver.di<br />
istAnfangSeptemberohneErgebnis<br />
beendet worden. Verhandelt wird<br />
für die rund 11 000 tarifgebundenen<br />
Beschäftigten in Deutschland. Die<br />
Arbeitgeber hatten zuletzt zwölf<br />
Leermonate und eine Erhöhung der<br />
Entgelte ab 2019 um 2,0 Prozent geboten.<br />
Dieses Angebot bezeichnete<br />
ver.di-Verhandlungsführer Michael<br />
Jäkel als „nicht annehmbar“. Der<br />
vomArbeitgeberangeboteneSchutz<br />
vorbetriebsbedingtenKündigungen<br />
sei wertlos, da er an nicht erfüllbare<br />
In der ersten Verhandlungsrunde<br />
für die rund 1000 Flugbegleiter/innenhatRyanairzugesagt,nationale<br />
Verträge abschließen zu wollen, allerdings<br />
erst zum Jahr 2022. Zudem<br />
hat die Fluggesellschaft die Einführung<br />
von Betriebsräten abgelehnt.<br />
Und das Entgeltangebot sei indiskutabel,sagtever.di-Verhandlungsführerin<br />
Mira Neumaier. Geboten<br />
hatte Ryanair keine Erhöhungen für<br />
<strong>2018</strong>, für 2019 nur die Umwandlung<br />
einerbestehendenLeistungsprämie<br />
sowie 50 Cent mehr Geld pro Flugstunde,<br />
eine Erhöhung der Entgelte<br />
in 2020 um 41 Euro pro Monat und<br />
2021 erneut keine weitere Erhöhung.<br />
Ryanair habe damit gezeigt, dass<br />
das Unternehmen nicht bereit sei<br />
für einen echten Wandel, sagte<br />
ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christine Behle. Eine der wenigen<br />
Zusicherungen sei die Übernahme<br />
Galeria Karstadt?<br />
warenhauskonzerne – Details über möglichen Zusammenschluss gefordert<br />
(pm)NachZeitungsberichtenwollen<br />
sich die Eigentümer von Karstadt<br />
undGaleriaKaufhofzumzweitgrößten<br />
Warenhauskonzern Europas zusammenschließen.DieBeschäftigten<br />
der beiden Warenhauskonzerne<br />
erwarten ebenso wie ver.di, dass<br />
sie unverzüglich von den Eigentürmern<br />
über die Details eines möglichen<br />
Zusammengehens der beiden<br />
Unternehmen informiert und in die<br />
Planungen einbezogen werden.<br />
„Hier geht es um die Zukunft von<br />
20 000 Beschäftigten und ihre<br />
Familien“, sagte ver.di-BundesvorstandsmitgliedStefanieNutzenberger.<br />
Beschäftigungs- und Standortsicherung<br />
sowie die Tarifbindung<br />
für Kaufhof und für Karstadt seien<br />
keine unerfüllbaren Forderungen.<br />
DieHandelsketteHBC(GaleriaKaufhof)<br />
und die Signa Holding des österreichischenInvestorsRenéBenko<br />
(Karstadt) müssten ihrer sozialen<br />
Bedingungen geknüpft sei. ver.di<br />
fordert eine Entgelterhöhung von<br />
5,5 Prozent bei einer Laufzeit von<br />
zwölf Monaten. Die zuständigen<br />
ver.di-Gremienwollenjetztentscheiden,<br />
ob sie die Tarifverhandlungen<br />
fortsetzen.<br />
luftfahrtgesellschaft walter<br />
(lgw) – (pm) Die Verhandlungen<br />
zwischen ver.di und der LGW sind<br />
Ende August ohne Ergebnis geblieben.<br />
Es geht um eine Beschäftigungsgarantie<br />
und die Gehälter für<br />
dierund400Flugbegleiter.DieLGW<br />
war Anfang <strong>2018</strong> von Air Berlin<br />
der Sozialversicherungsbeiträge<br />
durch den Arbeitgeber bei saisonalen<br />
Freistellungen. Die kurzfristig<br />
angekündigten, zum Teil monatelangen<br />
Freistellungen ohne Kompensation<br />
würden weiterbestehen.<br />
bedingungen von leiharbeit<br />
AuchdiezweiteVerhandlungsrunde<br />
am5.SeptemberbliebohneErgebnis.<br />
Dabei ging es vorrangig um Leiharbeit.<br />
Ryanair hat zugesagt, weitreichendeÜbernahmeangeboteandie<br />
rund 600 Leiharbeitnehmer/innen<br />
in Deutschland zu prüfen. Diesen<br />
Beschäftigten sei aber unter UmständenKündigungoderVersetzung<br />
inseuropäischeAuslandinAussicht<br />
gestellt worden, falls dies nicht<br />
unter den vom Unternehmen vorgegebenenBedingungenstattfinde,<br />
sagte Mira Neumaier.<br />
Verantwortungnachkommen.ver.di<br />
spreche sich gegen eine VerschmelzungderUnternehmenaus.Ausder<br />
Presse hatten die Beschäftigten bei<br />
Galeria Kaufhof erfahren, dass angeblich5000Stellengestrichenwerden<br />
sollen. Nach Angaben des Unternehmens<br />
arbeiten dort 21 500<br />
Beschäftigte.Bereits2017sind1300<br />
Stellenweggefallen.DieBetriebsräte<br />
beiderUnternehmenwollensichan<br />
Spekulationen nicht beteiligen.<br />
übernommen und in die Eurowings-<br />
Gruppeintegriertworden.Aufgrund<br />
von Ankündigungen der Geschäftsführungbefürchtetver.dieinenStellenabbauundfordertunteranderem<br />
RegelungenfüreineWeiterbeschäftigung<br />
in der Airline-Gruppe. ver.di<br />
hatte die LGW und die Verantwortlichen<br />
in der Eurowings-Gruppe<br />
aufgefordert, den Erhalt der Arbeitsplätzezugarantieren.VieleBeschäftigtewürdensicheinJahrnach<br />
der Insolvenz der Air Berlin in einer<br />
Situation ohne klare Perspektiven<br />
sehen, sagte ver.di-Verhandlungsführer<br />
Volker Nüsse.
t a r i f & b e t r i e b<br />
······································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong><br />
Mehr Personal in Sicht<br />
schlichtung – Beschäigte an Unikliniken Düsseldorf und Essen stimmen zu<br />
(ml) ver.di und die Arbeitgeber der<br />
Unikliniken in Düsseldorf und Essen<br />
haben in Schlichtungsverhandlungen<br />
eine vertragliche Vereinbarung<br />
getroffen, die zu einer spürbaren<br />
Entlastung der Beschäftigten führt.<br />
Die Beschäftigten haben in einer UrabstimmungAnfangSeptemberdem<br />
Ergebnis zugestimmt: 70,4 Prozent<br />
der Stimmen in Essen, 72,9 Prozent<br />
in Düsseldorf.<br />
Das Schlichtungsergebnis sei ein<br />
Erfolg der Streikenden, betonte<br />
ver.di-Verhandlungsführer Wolfgang<br />
Pieper. ver.di-Streikleiter Jan<br />
von Hagen sagte, die Entlastung<br />
müsse jetzt real bei den Beschäftigten<br />
ankommen. Der vereinbarte<br />
Weg zu einer Personalbemessung<br />
werde18Monatedauern,dabrauche<br />
es noch einiges an Geduld. Es sei<br />
aber ein entscheidender Schritt für<br />
nachhaltig bessere Arbeitsbedingungen<br />
und dafür, dass niemand<br />
mehr durch ständige Überlastung<br />
krank werde.<br />
das ergebnis<br />
Sechs neue Tarifverträge<br />
seefahrt – Kontrollen auch in vier deutschen Häfen während der Baltic Week<br />
(pm) Bei der diesjährigen Baltic<br />
Week haben ver.di-Vertreter/innen<br />
gemeinsammitdenInspektor/innen<br />
der Internationalen Transportarbeiter-Föderation<br />
über 45 Seeschiffe<br />
undeineFähreinspiziert.Siegingen<br />
in Hamburg, Bremen, Bremerhaven<br />
und Rostock an Bord, um die Lohnund<br />
Arbeitsbedingungen der Seeleute<br />
entsprechend der tariflichen<br />
(pm) Die DGB-Jugend hat jüngst ihren<br />
13. Ausbildungsreport vorgelegt.<br />
NochniewarensovielederBefragten<br />
unzufrieden mit ihrer Ausbildung.<br />
Nur 70 Prozent sagten, dass sie zufrieden<br />
seien. Die Gründe liegen auf<br />
derHand.Mehrals36Prozentsagten,<br />
siemüsstenregelmäßigÜberstunden<br />
machen,durchschnittlich4,1Stunden.<br />
Bei 13 Prozent gibt es dafür weder<br />
einen finanziellen noch einen Freizeitausgleich.<br />
10 Prozent der Azubis<br />
unter 18 Jahre müssen mehr als 40<br />
Stunden pro Woche arbeiten – obwohl<br />
das gesetzlich verboten ist.<br />
Unzufriedenheit wächst<br />
jugend – DGB legt seinen 13. Ausbildungsreport vor<br />
Ein weiterer Gesetzesverstoß ist das<br />
Fehlen des betrieblichen Ausbildungsplans<br />
– das ist bei einem<br />
Drittel der Befragten der Fall. 10,9<br />
Prozent der Azubis steht ihr/e Ausbilder/in<br />
nur selten oder nie zur Verfügung,<br />
14 Prozent geben an, selten<br />
odernievonihrem/ihrerAusbilder/in<br />
betreut zu werden. 11,9 Prozent gaben<br />
an, häufig oder immer ausbildungsfremde<br />
Tätigkeiten ausüben<br />
zu müssen.<br />
Schwerpunkt war die Arbeitszeit.<br />
„Wir mussten feststellen, dass ein<br />
großer Teil der jungen Menschen<br />
5<br />
An beiden Unikliniken sollen bis<br />
Oktober 2019 jeweils 180 Vollzeitstellenzusätzlichgeschaffenwerden,<br />
die in Verhandlung mit der Arbeitnehmerseite<br />
verteilt werden. Die<br />
Kliniken führen Verfahren zur Ermittlung<br />
des Personalbedarfs ein<br />
und bestimmen damit die Regelbesetzungen<br />
für jede Schicht. „Wir<br />
werden im Betrieb genau darauf<br />
achten,dasskeineVerschiebebahnhöfe<br />
eingerichtet werden oder es zu<br />
Verzögerungen kommt“, kündigte<br />
von Hagen an.<br />
Bei absehbarer Unterschreitung<br />
derbenötigtenBesetzungenmüssen<br />
dieKlinikenSpringereinsetzenoder<br />
weniger Patient/innen aufnehmen.<br />
Kann bei kurzfristigem Personalausfall<br />
innerhalb von drei aufeinanderfolgendenSchichtenoderdrei<br />
Schichtarten an drei aufeinanderfolgenden<br />
Tagen kein Ersatz bereitgestellt<br />
werden, sind Patientenverlegungen,<br />
Abbestellungen von<br />
Patienten,Bettenschließungenoder<br />
weniger Operationen zu veranlassen.<br />
AuszubildendewerdenimDienstplan<br />
zusätzlich geplant und sind<br />
nicht auf die Regelbesetzung der<br />
Pflegefachkräfte anzurechnen. Vor<br />
allem: Sie müssen unter Aufsicht<br />
einer Fachkraft arbeiten. Zehn Prozent<br />
ihrer Ausbildung machen sie<br />
unter Praxisanleitung. Die Praxisanleiter/innensinddafürverbindlich<br />
freizustellen.<br />
Positiv bewertet Jan von Hagen,<br />
dassesfürdieTochterunternehmen<br />
nun eine Zusage für Tarifverhandlungen<br />
gibt. „Da sind wir endlich<br />
einen Schritt weiter.“<br />
Vereinbarungen zu prüfen. Dabei<br />
decktensieVerstößewieunter-oder<br />
unbezahlteÜberstunden,falscheingetragene<br />
Arbeitszeiten oder fehlerhafte<br />
Arbeitsverträge auf. Ein Cadet,<br />
der mehr als zwölf Monate und<br />
ohneUrlaubstageanBordwar,durfte<br />
mitHilfederInspektorenseineHeimreise<br />
antreten. Außerdem konnten<br />
sechsneueTarifverträgeabgeschlossen<br />
werden. Erstmalig in der Geschichte<br />
der Baltic Week gab es<br />
auch Aktionen an Land. In den Betriebskantinen<br />
der HHLA und bei<br />
Eurogate suchten Gewerkschafter<br />
und Vertreter der ITF den Dialog mit<br />
denArbeiter/innenundAngestellten<br />
der Hafenbetriebe. Im Mittelpunkt<br />
stand die ver.di-Kampagne #Digi<br />
talMussSozial.<br />
bereits in ihrer Ausbildung von Flexibilisierungsdruck,<br />
Überstunden,<br />
ständiger Erreichbarkeit und regelmäßigerSchichtarbeitbetroffenist”,<br />
sagte DGB-Jugendreferent Daniel<br />
Gimpel. Stress und Überbelastung<br />
seienkeinegutenVoraussetzungen<br />
für Lernerfolge und auf Dauer gesundheitsschädlich.<br />
Daher müsse<br />
dasBerufsbildungsgesetzreformiert<br />
und modernisiert werden.<br />
https://jugend.dgb.de<br />
Mehr Infos für junge Mitglieder<br />
zuihrenRechtenundMöglichkeiten:<br />
https://jugend.verdi.de<br />
sylvia bühler Ist<br />
mItglIed Im ver.dI-<br />
Bundesvorstand und<br />
leItet den fachBereIch<br />
gesundheIt, sozIale<br />
dIenste, wohlfahrt und<br />
kIrchen<br />
k o m m e n t a r<br />
Kein Ersatz<br />
fürs Gesetz<br />
Respekt für den entschlossenen<br />
Kampf der<br />
Beschäftigten der Unikliniken<br />
Düsseldorf und<br />
Essen für Entlastung!<br />
Die Vereinbarungen zwischen<br />
ver.di und den Klinikvorständen<br />
können<br />
sich sehen lassen. Betrieblich<br />
setzen wir Entlastung<br />
durch – wenn es<br />
sein muss auch durch<br />
Streik. Für eine gute und<br />
sichere Patientenversorgung<br />
lassen wir den Gesetzgeber<br />
nicht aus der<br />
Verantwortung: Es<br />
braucht verbindliche<br />
Vorschriften für die Personalausstattung<br />
im<br />
Krankenhaus. Die vom<br />
Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn, CDU,<br />
vorgelegten Pflegepersonaluntergrenzen<br />
schreiben<br />
unter anderem<br />
nachts für die Geriatrie<br />
nur eine Pflegekraft für<br />
24 Patientinnen und Patienten<br />
vor. Das ist staatlich<br />
legitimierter Pflegenotstand.<br />
„Wir haben<br />
verstanden“, hat der<br />
Minister den wütenden<br />
Pflegekräften auf der<br />
großen ver.di-Demonstration<br />
am 20. Juni in<br />
Düsseldorf erklärt. Doch<br />
mit diesen Untergrenzen<br />
holt man kein Vertrauen<br />
in die Politik zurück.<br />
Deshalb ist klar: Unser<br />
Protest geht weiter!
6<br />
r<br />
e c h t & r a t<br />
ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong> ·················································································································································<br />
auch das noch<br />
Anwälte landen als<br />
„Gesamtschuldner“<br />
(hem/dgb-rs) Man fragt<br />
sich, was sie auf der<br />
Hochschule eigentlich<br />
gelernt haben, die beiden<br />
Herren Rechtsanwälte,<br />
die beim Arbeitsgericht<br />
Dortmund einen so<br />
jämmerlichen Eindruck<br />
hinterlassen haben. Ausgerechnet<br />
sie hatten geglaubt,<br />
sie könnten ihrer<br />
Fachangestellten eine<br />
komplette Monatsvergütung<br />
von ohnehin nur<br />
1700 Euro brutto vorenthalten<br />
– wegen angeblicher<br />
Schlechtleistung,<br />
einfach so. Nun hält das<br />
bundesdeutsche Arbeitsrecht<br />
für die abhängig<br />
Beschäftigten sicher<br />
mancherlei böse Überraschung<br />
bereit, aber dass<br />
es eine „Lohnminderung<br />
wegen Schlechtleistung“<br />
schlicht und einfach<br />
nicht vorsieht, dürfte<br />
dann doch eine Binsenweisheit<br />
sein. Jedenfalls<br />
zog die übervorteilte<br />
Fachangestellte mit Unterstützung<br />
des Dortmunder<br />
Büros der DGB<br />
Rechtsschutz GmbH vor<br />
das Arbeitsgericht, das<br />
die Herrschaften „als<br />
Gesamtschuldner“ u. a.<br />
dazu verurteilte, „an die<br />
Klägerin 2.0<strong>12</strong>,64 € brutto<br />
nebst Zinsen“ zu zahlen<br />
und die Kosten des<br />
Rechtsstreits zu tragen.<br />
Damit sie in ihrem nächsten<br />
Arbeitsgerichtsverfahren<br />
nicht noch mehr<br />
Lehrgeld zahlen müssen,<br />
rät DGB-Rechtsschutzsekretär<br />
Michael Mey<br />
den beiden Advokaten,<br />
gelegentlich mal in einem<br />
Fachbuch nachzuschlagen.<br />
Nicht, dass<br />
ihre Mandanten demnächst<br />
auf die Idee<br />
kommen, die Anwaltsrechnung<br />
wegen<br />
Schlechtleistung auf<br />
null zu reduzieren.<br />
Aktenzeichen:<br />
8 Ca 4378/17<br />
Gericht beseitigt „böse Falle“<br />
arbeitslosengeld – Zeiten der „Freistellung“ gehören mit zu den Berechnungsgrundlagen<br />
aktuelle<br />
auskunftsanspruchzurückgewiesen–(bs)DerArbeitgeberhat<br />
keinenAnspruchaufvorherigeAuskunft,welchesBetriebsratsmitglied<br />
eine/nBeschäftigte/nzueinemvom<br />
ChefangesetztenGesprächbegleiten<br />
wird.SoentschiedenvomHessischen<br />
Landesarbeitsgericht.<br />
Aktenzeichen:16TaBV140/15<br />
splittingtarifrückwirkendab<br />
2001 – (ku) Das Finanzgericht<br />
HamburghatderKlageeinesgleichgeschlechtlichenEhepaaresstattgegeben,dasdieZusammenveranlagungzurEinkommensteuerund<br />
damitdieAnwendungdesfinanziell<br />
günstigerenSplittingtarifsbegehrte,<br />
rückwirkendabdemJahr2001.Laut<br />
Internetplattformwww.kostenloseurteile.dehattedieKlägernachInkrafttretendesentsprechendenGesetzes2001eineLebenspartnerschaft<br />
begründet,diesienachInkrafttreten<br />
desEheöffnungsgesetzesimNovember2017ineineEheumwandelten.WeilbeidePartnerbisindas<br />
Jahr20<strong>12</strong>bereitsmitbestandskräftigenBescheidenjeweilseinzelnzur<br />
Einkommensteuerveranlagtworden<br />
waren,lehntedasFinanzamtdie–<br />
rückwirkende–Zusammenveranlagungab.DasFinanzgerichtHamburg<br />
folgtedieserAuffassungnicht.<br />
Aktenzeichen:1K92/18<br />
(dgb-rs) Bei der Bemessung des Arbeitslosengeldeszählenauchsolche<br />
Zeitenmit,indenenderBeschäftigte<br />
unwiderruflich von der Arbeitsleistung<br />
freigestellt, also entbunden<br />
war.SohatdasBundessozialgericht<br />
EndeAugustentschiedenunddamit<br />
nachEinschätzungdesDGB-Rechtsschutzes(www.dgb-rechtsschutz.de)<br />
„eine böse Falle für Arbeitnehmer“<br />
beseitigt.<br />
„Diese Entscheidung ist eine erhebliche<br />
Erleichterung für entlassene<br />
Beschäftigte und ihre Prozessvertreter“,<br />
erläutert Rechtssekretär<br />
TillBender.EsseiinZukunfteinfacher,<br />
eine unwiderrufliche Freistellung<br />
zu vereinbaren. Der Arbeitnehmer,<br />
soBenderweiter,könnediebezahlte<br />
Freizeit nutzen, sich ohne übermäßigen<br />
finanziellen Druck auf Arbeitssuche<br />
zu begeben. Und: „Anders<br />
als bei einer Abfindung frisst<br />
nicht die Steuer einen Großteil des<br />
Geldes auf, und er zahlt noch in die<br />
Rentenversicherung ein.“<br />
maßstäbe zurechtgerückt<br />
Wenn das Ende des Arbeitsverhältnisses<br />
absehbar ist, haben Arbeitgeber<br />
oft kein Interesse mehr an der<br />
Anwesenheit des Beschäftigten im<br />
Betrieb – und die Entlassenen meistensgenausowenig.DieEntbindung<br />
von den arbeitsvertraglichen Verpflichtungen<br />
hatte bis dahin für Beschäftigte<br />
aber einen erheblichen<br />
Nachteil: Die Zeiten der unwiderruflichen<br />
Freistellung wurden bei<br />
der Bemessung des Arbeitslosengeldes<br />
nicht anerkannt, so dass erhebliche<br />
finanzielle Einbußen drohten.DahatdasBundessozialgericht<br />
jetztAbhilfegeschaffenundinseiner<br />
Entscheidung vom 30. August <strong>2018</strong><br />
festgestellt, dass auch die bis zum<br />
Ende des Arbeitsverhältnisses während<br />
der Freistellung gezahlte Vergütung<br />
einzubeziehen ist.<br />
Das ist letzten Endes nur recht<br />
und billig, denn auch wenn eine<br />
Beschäftigte – im entschiedenen<br />
Fall ein Jahr lang – nicht mehr gearbeitet<br />
hat, so hat sie dennoch in<br />
die Arbeitslosenversicherung eingezahlt,<br />
und auch ihr Arbeitgeber<br />
hat seine Beiträge entrichtet. Till<br />
BendervomDGB-Rechtsschutz:„Das<br />
Bundessozialgericht rückt mit dem<br />
Urteil die Maßstäbe wieder zurecht.“<br />
Es habe damit eine erhebliche Erleichterung<br />
für die betroffenen Arbeitnehmer/innenundihreProzessvertreter/innen<br />
geschaffen.<br />
Aktenzeichen: B 11 AL 15/17 R<br />
urteile·······················································································<br />
ohneabmahnungfristlosentlassen–(dgb-rs)NachFeststellungendesLandesarbeitsgerichts(LAG)<br />
Berlin-BrandenburghateinBusfahrerderBerlinerVerkehrsbetriebe<br />
(BVG)vonauswärtigenFahrgästen<br />
Geldentgegengenommen,aberkeineFahrscheineausgedruckt.Diese<br />
Formdes„Nebenverdienstes“war<br />
einemKundenaufgefallen,dersich<br />
beiderBVG„beschwerte“.Einvon<br />
derBVGbeauftragterPrüferbestätigte,derFahrerhabeinnerhalb<br />
kurzerZeitGeldfürinsgesamtvier<br />
TicketsvonauswärtigenFahrgästen<br />
entgegengenommen,ohneeinTicket<br />
auszudrucken.DasLAGbestätigte<br />
dieerstinstanzlicheEntscheidung<br />
desBerlinerArbeitsgerichts,dasdie<br />
fristloseKündigung–auchohne<br />
vorherigeAbmahnung–fürgerechtfertigtgehaltenhatte.<br />
Aktenzeichen:10Sa469/18<br />
kündigungohnebemunwirksam<br />
–(dgb-rs)Arbeitgebermüssenbei<br />
krankheitsbedingterArbeitsunfähigkeitnachParagraf84desNeunten<br />
BuchesSozialgesetzbuch(SGBIX)<br />
einBetrieblichesEingliederungsmanagement(BEM)veranlassen.<br />
DabeisollenalternativeBeschäftigungsmöglichkeitenfürdengesundheitlichBeeinträchtigtengefundenwerden.UnterbleibteinBEM,<br />
isteineKündigungunverhältnismäßigunddamitunwirksam,hat,wie<br />
derDGB-Rechtsschutz(www.dgbrechtsschutz.de)mitteilte,dasArbeitsgerichtHamburgjetztentschiedenundsichdabeiaufdie<br />
RechtsprechungdesBundesarbeitsgerichts(BAG)berufen.<br />
Aktenzeichen:4Ca195/17<br />
krankenpflegersozialversicherungspflichtig–(ku)Werüber<br />
einenZeitraumvonknappvierMonatenalsKrankenpflegeraufzwei<br />
Stationen eines neurologischen<br />
Fachkrankenhausesgearbeitethat,<br />
warbeidemKlinikträgersozialversicherungspflichtigbeschäftigtund<br />
keinesfallsselbstständig,berichtet<br />
derInternetdienstwww.kostenlose-urteile.devoneinerEntscheidung<br />
desLandessozialgerichtsNordrhein-<br />
Westfalen.Dessen8.Kammerhatte<br />
festgestellt,dassderPflegervollständigindieorganisatorischenAbläufederStationeneingebunden<br />
war.AuchhabeerDienstpläneund<br />
Schichtzeiteneinhaltenmüssenund<br />
seinePflegeleistungnichteigenverantwortlichorganisierenkönnen.<br />
ZudemseiernachgeleistetenStundenbezahltworden.DasallessprechefürdieSozialversicherungspflicht.<br />
Aktenzeichen:L8R1052/14
i n t e r n e s<br />
······································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong><br />
Wissen, wovon man redet<br />
bildung – Neue Seminarprogramme von ver.di für 2019 werden veröffentlicht<br />
(hla) Die ver.di-Seminarprogramme<br />
für 2019 werden dieser Tage veröffentlicht.AbdannkönnenSeminare<br />
für das kommende Jahr gebucht<br />
werden. Ein Schwerpunkt liegt in<br />
AngebotenfürBetriebsrät/innen,die<br />
im Frühjahr <strong>2018</strong> neu oder erneut<br />
gewählt worden sind. „Jetzt weiß<br />
ich besser, wovon die Leute reden.<br />
Es ist schöner, Hintergrundwissen<br />
zu haben als gefährliches Halbwissen“,sagtDominikSiewert,seitMai<br />
Betriebsrat bei der Awo Ostwestfalen-Lippe,<br />
der jüngst im ver.di-Bildungszentrum<br />
Walsrode an seinem<br />
ersten Seminar zum Betriebsverfassungsgesetz<br />
teilgenommen hat.<br />
FürbetrieblicheInteressenvertreter/innen<br />
sind gewerkschaftliche<br />
SeminareeinMuss,istdieeinhellige<br />
Meinung von Andreas Althoff, Seniorteamleiter<br />
bei der Posttochter<br />
DHLSolutionsinEssen,undMichael<br />
Kroll, freigestellter Betriebsrat am<br />
UniklinikumMarburg-Gießen.Beide<br />
haben schon viele Jahre Erfahrung<br />
in der Interessenvertretung. Dennoch<br />
gehören für sie Schulungen<br />
immer noch dazu.<br />
Kann ein Bildungsprogramm, das<br />
so früh vorliegt und einen langen<br />
Zeitraum abdeckt, denn überhaupt<br />
aufaktuelleThemenanforderungen<br />
eingehen?Klar,sagtdaszuständige<br />
ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christoph Meister. Es sei gelebter<br />
Bildungsalltag, dass ver.di immer<br />
zu aktuellen Themen Bildungsformate<br />
anbieten und auf konkrete<br />
Bedarfe sowie Anforderungen umgehend<br />
reagieren könne.<br />
Doch nicht nur an Betriebs- und<br />
Personalräte, an Mitglieder aus<br />
JAVen, Schwerbehinderten- oder<br />
Mitarbeitervertretungenwendetsich<br />
ver.di mit ihrem Seminarangebot.<br />
Darin finden sich auch viele AngebotefürpolitischInteressierte.Rund<br />
Jährliche Bildungsplanung<br />
im Betriebsrat<br />
Umfrage unter ver.di-Mitgliedern in Betriebsräten<br />
Nicht<br />
regelmäßig<br />
Nein<br />
19%<br />
58%<br />
23%<br />
QUELLE: BETRIEBSRÄTEBEFRAGUNG 2016<br />
DER HANS-BÖCKLER-STIFTUNG<br />
Ja<br />
7<br />
250 Bildungsurlaube sind ausgeschrieben,<br />
zu den verschiedensten<br />
aktuellenThemen.HieristdieNachfrage<br />
erfahrungsgemäß besonders<br />
groß,sodasseinefrüheAnmeldung<br />
besonderszuempfehlenist.Andreas<br />
Michelbrink, Geschäftsführer von<br />
ver.di GesellschaftsPolitische Bildung<br />
(GPB), sagt, dass bei der Zusammenstellung<br />
der Seminargruppen<br />
sehr auf eine interessante<br />
Mischung der Teilnehmenden geachtet<br />
werde: jung und alt, Frauen<br />
und Männer, unterschiedliche<br />
Branchen, Berufe, Lebensmodelle,<br />
damit es zu interessanten Diskussionen<br />
und einem regen Austausch<br />
kommt.<br />
Der dritte Schwerpunkt sind Seminare<br />
unter der Überschrift „Aktiv<br />
in ver.di“. Angesprochen sind betrieblichAktiveundEntscheider/innen<br />
in Betrieben und Vorständen.<br />
DieseReihewurdefür2019neukonzipiert<br />
und orientiert sich jetzt eng<br />
an den Inhalten und Erfordernissen<br />
aus dem innergewerkschaftlichen<br />
Umstrukturierungsprozess „ver.di<br />
wächst“. Die Seminare sind als Module<br />
konzipiert und werden nach<br />
BedarfundAnforderungangeboten.<br />
https://bildungsportal.verdi.de<br />
Timur Kolinko arBeItet<br />
BeIm ver.dI-Bundesvorstand<br />
Im BereIch<br />
gewerkschaftlIche<br />
BIldung und BIldungszentren<br />
i n t e r v i e w<br />
Maßgeschneiderte<br />
Angebote<br />
Was empfiehlst Du<br />
Betriebs- und Personalräten?<br />
Aus meiner Sicht gehört<br />
zu jeder Arbeitsplanung<br />
eines Gremiums auch<br />
eine Qualifizierungsplanung:<br />
ausgehend von<br />
den angestrebten Zielen<br />
und zu bearbeitenden<br />
Themen sollte geschaut<br />
werden, wie das Team<br />
aufgestellt ist und wer<br />
sich in welchen Seminaren<br />
und Veranstaltungen<br />
das erforderliche Knowhow<br />
aneignet.<br />
Absolute Mehrheit im Betriebsrat<br />
dgb-mitbestimmungspreis – ver.di-Vertrauensleutegruppe bei Amazon Leipzig ausgezeichnet<br />
(pm) Zum dritten Mal hat in diesem<br />
Jahr der DGB Sachsen einen Mitbestimmungspreisvergeben.Einerder<br />
drei Preisträger, die Anfang September<br />
in Bautzen ausgezeichnet<br />
wurden, ist die ver.di-VertrauensleutegruppederAmazonDistribution<br />
GmbH in Leipzig. Sie setzten sich<br />
seit Jahren intensiv für die Umsetzung<br />
der betriebsverfassungsrechtlichen<br />
Mitbestimmungsrechte im<br />
Betriebsrat ein, heißt es in der Begründung.<br />
In diesem Frühjahr sei<br />
esihnenbeidenBetriebsratswahlen<br />
gelungen, die absolute Mehrheit zu<br />
erringen.<br />
MehrInfos:https://tinyurl.com/<br />
ydehtovb<br />
Zeichen gegen Rassismus setzen<br />
jugend – Wettbewerb „Die Gelbe Hand“ <strong>2018</strong>/2019 startet!<br />
(pm) Zum 13. Mal startet der bundesweite<br />
Jugendwettbewerb des<br />
gewerkschaftlichen Kumpelvereins<br />
„Die Gelbe Hand“. Berufsschüler/<br />
innen, Azubis und junge Gewerkschafter/innensinddazuaufgerufen,<br />
sich am Wettbewerb zu beteiligen<br />
und mit kreativen Projekten und<br />
Aktionen ein Zeichen gegen Rassismus,<br />
Rechtsextremismus und für<br />
ein solidarisches Miteinander zu<br />
setzen. Die Schirmherrschaft über<br />
den Wettbewerb übernahmen der<br />
MinisterpräsidentSachsens,Michael<br />
Kretschmer,CDU,unddieVorsitzendederGewerkschaftNGG,Michaela<br />
Der DGB Baden-Württemberg verleiht<br />
in diesem Jahr erstmals einen<br />
Mitbestimmungspreis. Für diesen<br />
Preis werden noch bis zum 21. September<br />
Bewerbungen gesetzlicher<br />
Mitbestimmungsgremien aus dem<br />
Bundesland angenommen.<br />
MehrInfos:https://tinyurl.com/<br />
yc76ae3n<br />
Rosenberger. Der Einsendeschluss<br />
für die Wettbewerbsbeiträge ist der<br />
15.Januar2019.DieDarstellungsform<br />
istfrei.DiedreibestenBeiträgewerdenmit1000/500/300Europrämiert.<br />
Hinzu kommen drei Sonderpreise,<br />
die mit je 500 Euro dotiert sind.<br />
www.gelbehand.de/wettbewerb<br />
Inwieweit hilft ver.di<br />
dabei weiter?<br />
Eine Arbeitsplanung erfolgt<br />
meist im Rahmen<br />
von Gremienklausuren.<br />
Über die ver.di Bildungszentren<br />
sowie über die<br />
Regionalbüros von ver.di<br />
b+b finden wir die richtigen<br />
Menschen, die Gremienklausuren<br />
mit vorbereiten<br />
und moderieren.<br />
Für das passende Seminar<br />
hilft der Blick ins Seminarprogramm.<br />
Außerdem<br />
beraten die<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
der Regionalbüros<br />
sowie der Bildungszentren<br />
gern bei der Suche<br />
nach dem passenden Bildungsangebot.<br />
Für spezielle,<br />
betriebsbezogene<br />
Themen stricken wir<br />
maßgeschneiderte Angebote.<br />
Das macht mittlerweile<br />
einen Großteil unserer<br />
Arbeit aus.
u n t e w i e s e<br />
8 ver.di <strong>news</strong> <strong>12</strong> · 15. September <strong>2018</strong><br />
Jason hIckel:<br />
die tyrannei des<br />
wachstums. wIe dIe<br />
gloBale ungleIchheIt<br />
dIe welt sPaltet und<br />
was dagegen zu tun Ist,<br />
ü: thomas PfeIffer,<br />
karsten Petersen,<br />
dtv, münchen,<br />
432 seIten, 28 euro,<br />
IsBn 978-3423281638<br />
ver.di <strong>news</strong><br />
erscheInt 14-täglIch<br />
herausgeber:<br />
vereInte dIenstleIstungsgewerkschaft<br />
ver.dI,<br />
frank BsIrske, vorsItzender<br />
chefredaktion:<br />
dr. marIa knIesBurges<br />
redaktion: heIke langenBerg<br />
(verantwortlIch), marIon<br />
lührIng, Jenny mansch<br />
layout: helmut mahler<br />
infografik: klaus nIesen<br />
cartoon: hoglI<br />
druck: alPha PrInt medIen ag,<br />
darmstadt<br />
adresse: redaktIon ver.dI <strong>news</strong>,<br />
Paula-thIede-ufer 10,<br />
10179 BerlIn,<br />
tel.: 030 / 69 56 1069,<br />
fax: 030 / 69 56 30<strong>12</strong><br />
verdI-<strong>news</strong>@verdI.de<br />
www.verdI-<strong>news</strong>.de<br />
Wie Wachstum arm macht<br />
b u c h t i p p – Globale Ungleichheit spaltet Erdbevölkerung<br />
DieFluchtursachenstoppen,solautet<br />
die wohlfeile Rezeptur gegen ungewollte<br />
Migration, mantraartig vorgebetet<br />
auf Gipfeltreffen der Industrieländer.<br />
Die Armut in der Welt<br />
erscheint als Kollateralschaden der<br />
globalenÖkonomie.EtwasEntwicklungshilfewird’sschonrichten.Jason<br />
Hickel, Anthropologe und Journalist,<br />
durchleuchtet in seinem Buch, verbunden<br />
mit einer Zeitreise, die UrsachendesAuseinanderdriftenszwischen<br />
Arm und Reich in der Welt.<br />
Hickel:„Armutexistiertnichteinfach<br />
nur – sie wird geschaffen.“<br />
Heute leben 4,3 Milliarden Menschen<br />
in auszehrender Armut, das<br />
sind 60 Prozent der Erdbevölkerung.<br />
„Die Zahl der in absoluter Armut lebenden<br />
Menschen ist in den vergangenen<br />
Jahrzehnten beständig<br />
gestiegen – während zugleich Superreiche<br />
Vermögen auf einem historischbeispiellosenNiveauanhäufen“,<br />
schreibt Hickel. Und er seziert<br />
die Zahlenwerke internationaler Institutionen,<br />
die eine Verringerung<br />
der Armut als Millennium-Ziel versprochen<br />
haben. Nach seinem Befund<br />
wurden die Indikatoren politisch<br />
herunter definiert, sodass die<br />
Armut in der Welt nur scheinbar geringer<br />
geworden ist.<br />
Der Autor führt die Leser/innen<br />
durchvergangeneJahrhunderteund<br />
verweist darauf, dass einst die Lebensverhältnisseüberallähnlichwaren,natürlichmitArmenundReichen<br />
vor Ort, im Süden wie Norden. Erst<br />
mit der Kolonisierung habe sich die<br />
Spaltung in den armen Süden und<br />
denreichenNordendynamisiert.Als<br />
Beispiele nennt er die Versklavung<br />
der Afrikaner, das Ausbremsen der<br />
Industrialisierung in Indien, ungleiche<br />
Handelsverträge und nicht zuletzt<br />
die Verbilligung von Importen<br />
aus den verarmten Ländern des Südens<br />
und die teuren Exporte vom<br />
Norden in den Süden. Die Durchsetzung<br />
dieses „Herunterentwickelns“<br />
der Länder im Süden beruhe<br />
auf Verschuldungen und ökonomischen<br />
Diktaten und nicht zuletzt<br />
auch auf Korruption und Waffengewalt.<br />
WirtschaftswachstumundMilliarden<br />
der Entwicklungshilfe für die armen<br />
Länder haben dem Süden wenig gebracht.<br />
Für die weiter voranschreitende<br />
Ungleichheit macht Hickel<br />
denNeoliberalismusverantwortlich,<br />
der auch in den Industrieländern die<br />
Ungleichheitforcierthat.Ohnefairen<br />
Handel, faire Löhne und staatliche<br />
Daseinsvorsorge mit Bildung und<br />
Gesundheit, demokratischen Verhältnissen,<br />
die die Menschenrechte<br />
schützen,wirddieUngleichheitweiter<br />
voranschreiten. Hickel verweist<br />
auf Lösungswege: Streichen der<br />
Schuldenlast,Demokratisierungder<br />
globalen Wirtschaftsinstitutionen,<br />
erweiterte Indikatoren zum ökonomischen<br />
Fortschritt.<br />
Aus der Lektüre des lesenswerten<br />
Buches ergibt sich die Frage, ob die<br />
Differenzierungzwischenpolitischen<br />
FlüchtlingenundsogenanntenWirtschaftsflüchtlingennichtobsoletist.<br />
Armut ist nicht Schicksal, sondern<br />
hat politische Ursachen. Und die<br />
liegen maßgeblich in den reichen<br />
Ländern. Gunter Lange<br />
hinweis: dIe ausgaBe 13<br />
erscheInt am 29. sePtemBer <strong>2018</strong><br />
www.verdi.de<br />
Vertraut<br />
„Von Vertrauen in die<br />
Objektivität der<br />
Arbeit der Behörde<br />
ist man heute weiter<br />
entfernt denn je.“<br />
Der Grünen-Politiker<br />
Konstantin von Notz<br />
über die Folgen der<br />
Äußerungen des Verfassungsschutz-Präsidenten<br />
Hans-Georg<br />
Maaßen zu den Vorgängen<br />
in Chemnitz<br />
t e r m i n e ·····················································································································<br />
Gutes Wohnen für alle! – Was<br />
tun gegen den Mangel an bezahlbarem<br />
Wohnraum? ist das<br />
Thema einer Veranstaltung in der<br />
ver.di-ReiheSichtweisenam19.September<br />
von 18 bis 20 Uhr in der<br />
ver.di-Bundesverwaltung. Eingeladen<br />
ist Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor<br />
des Deutschen-Mieterbundes.Anmeldunguntersichtwei<br />
sen@verdi.de<br />
Kurz vor Beginn der Wahlen zu<br />
denbetrieblichenSchwerbehindertenvertretungen<br />
lädt ver.di am<br />
27.SeptemberzurBehindertenpolitischen<br />
Fachtagung nach Berlin<br />
ein. Themen sind Barrierefreiheit<br />
amArbeitsplatzundinderdigitalen<br />
Verwaltung sowie ver.di-Forderungen<br />
an eine inklusive Arbeitswelt.<br />
Mehr Infos: https://tinyurl.com/<br />
ya2nrufw<br />
Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums<br />
der Novemberrevolution<br />
laden die Hans-Böckler- und die<br />
Friedrich-Ebert-Stiftung sowie die<br />
StiftungGeschichtedesRuhrgebiets<br />
am11.und<strong>12</strong>.OktoberzuderTagung<br />
Gewerkschaften in revolutionären<br />
Zeiten – Europa 1917 bis 1923<br />
nach Berlin ein. Mehr Infos:<br />
www.boeckler.de/veranstaltung_115572.htm<br />
DieBetriebsrätekonferenzLeiharbeit<br />
findet am 15. und 16. November<br />
in Berlin statt. Veranstaltet<br />
wird sie vom DGB-Bildungswerk-<br />
Bund und der DGB-Tarifgemein-<br />
schaft Leiharbeit. Insbesondere<br />
Betriebsrät/innenvonVerleihunternehmen<br />
sind eingeladen, um sich<br />
über grundlegende und auch vertiefende<br />
aktuelle rechtliche Fragen<br />
für die Betriebsratsarbeit in der Leiharbeit<br />
zu informieren. Mehr Infos:<br />
www.dgb-bildungswerk.de/se<br />
minar/18<strong>12</strong>8087<br />
Betriebs- und Personalräte aus<br />
Betrieben des ÖPNV lädt ver.di am<br />
22.und23.Novemberzur30.ÖPNV-<br />
Konferenz nach Mannheim ein. Im<br />
MittelpunktderDiskussionenstehen<br />
der demografische Wandel und<br />
seine Auswirkungen auf die Personalsituation<br />
im ÖPNV. Mehr Infos:<br />
https://verkehr.verdi.de/service/<br />
veranstaltungen