Gemeindebrief evangelische Gemeinde Kronach Februar - April 2018
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Liebe Schwestern und Brüder!<br />
„Du, ich mag dich gern leiden,“ so sagten<br />
früher in Franken Menschen zueinander, wenn<br />
sie sich ihre Liebe eingestanden. Sie sagten<br />
damit, vermutlich eher unbewusst, etwas<br />
Wesentliches über die Liebe aus:<br />
Nämlich, dass Liebe mehr ist als ein<br />
angenehmes Gefühl. Echte Liebe umfasst auch<br />
das Leiden: Das Leiden mit und an dem anderen<br />
lässt die Liebe wachsen.<br />
Damit sind wir nah dran am Geheimnis der Passionszeit, der 7 Wochen vor<br />
Ostern, in denen wir in der Kirche besonders über das Leiden und Sterben<br />
von Jesus nachdenken. Wie groß die Liebe Gottes ist, lässt sich am ehesten<br />
erahnen, wenn wir das Leiden Gottes an und mit uns Menschen mit<br />
einbeziehen.<br />
Nun höre ich immer mal wieder: „Die Kirche müsste auch mal andere<br />
Themen haben als Leiden und Sterben - denkt doch positiv!“<br />
Ich denke aber: Wir tun gut daran, nicht nur auf die Sonnenseiten zu achten.<br />
Unser Leben gewinnt an Fülle und Tiefe, wenn wir die „Schattenseiten“<br />
nicht verdrängen. Wir erleben es immer wieder: Es gibt keine Liebe ohne<br />
Leiden, keine Freude ohne Trauer, kein Leben ohne Abschied! Der Wechsel<br />
macht doch den Reichtum unseres Lebens aus.<br />
Die Passionszeit bietet die Chance, dem ganzen Leben in all seiner Vielfalt<br />
auf die Spur zu kommen – und den neu in den Blick zu bekommen, der uns<br />
in Freude und Leid zur Seite steht.<br />
Das kann auf ganz verschiedene Weise geschehen:<br />
Viele fasten in dieser Zeit, verzichten 7 Wochen lang auf Alkohol, Süßigkeiten<br />
oder Fernsehen. „7 Wochen ohne Kneifen“ ist auch ein gutes Motto<br />
für diese Zeit (siehe S. 8)! Andere machen bei den ökumenischen Alltagsexerzitien<br />
mit (siehe S. 9), besuchen unsere Passionsandachten am Freitag<br />
oder unterbrechen den Alltag mit „stillen Zeiten“.<br />
All diese Aktionen helfen, das gesamte Leben bewusster wahrzunehmen. So<br />
bereiten wir uns sinnvoll auf Ostern vor.<br />
Ich wünsche uns allen, dass wir in diesen Wochen dem näherkommen, der<br />
uns allen zusagt: „Du, ich mag dich gern leiden!“<br />
Ihr Pfarrer Martin Gundermann