25.09.2018 Aufrufe

13_2018_news

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />

······································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>13</strong> · 29. September <strong>2018</strong> 3<br />

Nur Trippelschritte<br />

wohnungen – Ergebnisse des Wohngipfels reichen nicht aus, um Problem zu mildern<br />

(pm/red.) In Deutschland fehlt bezahlbarerWohnraum.Insbesondere<br />

in großen Städten und Ballungsräumen<br />

sind die Mieten in den vergangenenJahrenstarkangestiegen.Das<br />

wird zunehmend auch für Beschäftigte<br />

zum Problem. Von ihrem Nettogehalt<br />

geht ein immer größerer<br />

Anteil für die monatlichen Mieten<br />

drauf. Ist man früher von einem<br />

Anteil von 30 Prozent fürs Wohnen<br />

ausgegangen, ist das nach einer<br />

StudiederHans-Böckler-Stiftungimmer<br />

seltener zu halten.<br />

Die Bundesregierung hatte in der<br />

vergangenen Woche zu einem<br />

Wohngipfel eingeladen. Von einem<br />

„historisch einmaligen Maßnahmenpaket“sprichtdasauchfürBau<br />

zuständige Bundesinnenministerium<br />

nach Abschluss des Gipfels in<br />

einer Pressemitteilung. DGB-Vorstandsmitglied<br />

Stefan Körzell kritisiertjedoch,dassdiebeschlossenen<br />

(hla) Unter dem Hashtag #unteilbar<br />

zieht am <strong>13</strong>. Oktober ein breites gesellschaftlichesBündnisdurchBerlin.<br />

Initiiert wurde die Großdemonstration<br />

unter dem Motto „Solidarität<br />

statt Ausgrenzung – für eine offene<br />

und freie Gesellschaft“ bereits im<br />

Sommer; die ver.di Jugend zählt mit<br />

zu den Erstunterzeichner/innen des<br />

Aufrufs. Mittlerweile haben über<br />

6000 Einzelpersonen, Initiativen<br />

undVereinedenAufrufunterzeichnet.<br />

Dazu gehören von ver.di unter anderemderLandesbezirkBerlin-Brandenburg,derBezirkSüdholstein,der<br />

Bundesmigrationsausschuss oder<br />

Maßnahmen bei weiten nicht ausreichen,<br />

um Wohnen wieder bezahlbar<br />

zu machen. Das hatte die<br />

BundesregierungvorderVeranstaltung<br />

versprochen. „Wer weiter eine<br />

Politik der Trippelschritte macht,<br />

brauchtsichübereinenschwindenden<br />

sozialen Zusammenhalt nicht<br />

zu wundern“, sagte Körzell.<br />

Als Beispiel nannte er die Zusage,<br />

bis zum offiziellen Ende dieser Legislatur<br />

100 000 neue Sozialwohnungen<br />

zu bauen. Der Gewerkschafter<br />

wies darauf hin, dass in<br />

dem genannten Zeitraum allein<br />

150 000 Wohnungen aus der Preisbindung<br />

fallen werden. Also bleibt<br />

unter dem Strich eine weitere Abnahme<br />

an sozialem Wohnraum.<br />

Nach den Vorstellungen der Gipfelteilnehmer/innen<br />

sollen Baukindergeld<br />

für Familien, Steuerabschreibungen<br />

für den Bau von<br />

Mietwohnungen und mehr Geld<br />

(pm)BislangkönnenBezieher/innen<br />

kleiner Renten ihre Bezüge etwas<br />

aufbessern, wenn sie Angehörige<br />

pflegen. Dann zahlen die Pflegekassen<br />

für sie Beiträge zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung. Das<br />

willBundesgesundheitsministerJens<br />

Spahn, CDU, jetzt ändern. „Wer<br />

Menschen, die drei Jahre einen Angehörigen<br />

pflegen, nicht mal 20<br />

Euro mehr Rente zugestehen will,<br />

zeigt der Pflege in den Familien die<br />

kalteSchulter“,kritisiertederver.di-<br />

Vorsitzende Frank Bsirske. Gemeinsam<br />

mit fünf großen Wohlfahrtsverbänden<br />

forderte ver.di den Minister<br />

auf,diegeplanteGesetzesänderung<br />

zurückzunehmen. Wie viele Rentner/<br />

fürdensozialenWohnungsbaudazu<br />

beitragen, dass insgesamt bis zu<br />

1,5 Millionen neue Wohnungen gebautwerden.DasvergrößerteWohnungsangebot<br />

soll dazu beitragen,<br />

dass Mieten gesenkt werden.<br />

maßnahmen reichen nicht<br />

Für eine offene und solidarische Gesellschaft<br />

großdemonstration – #unteilbar zieht am <strong>13</strong>. Oktober durch Berlin<br />

„DiegeplantenMaßnahmenreichen<br />

keinesfalls, um den Bedarf an bezahlbarem<br />

Wohnraum schnell zu<br />

decken, geschweige denn den Anstieg<br />

der Mieten zu bremsen“, so<br />

Körzell.ProJahrmüsstenmindestens<br />

400 000 Wohnungen neu gebaut<br />

werden, davon 100 000 preis- und<br />

belegungsgebundene. Die Mietpreisbremse<br />

sollte flächendeckend<br />

und unbefristet gelten. Gleichzeitig<br />

macht er sich für gesetzliche Sanktionen<br />

stark: Vermieter, die gegen<br />

die Vorgaben verstoßen, müssten<br />

Bußgelder zahlen.<br />

die Deutsche Journalistinnen- und<br />

Journalistenunion (dju) in ver.di.<br />

„Wir treten für eine offene und<br />

solidarische Gesellschaft ein, in der<br />

Menschenrechte unteilbar, in der<br />

vielfältige und selbstbestimmte Lebensentwürfe<br />

selbstverständlich<br />

sind. Wir stellen uns gegen jegliche<br />

FormvonDiskriminierungundHetze.<br />

Gemeinsam treten wir antimuslimischem<br />

Rassismus, Antisemitismus,<br />

Antiziganismus,Antifeminismusund<br />

LGBTIQ-Feindlichkeit entschieden<br />

entgegen“, heißt es in dem Aufruf.<br />

Am <strong>13</strong>. Oktober ist um 12 Uhr Treffpunkt<br />

auf dem Berliner Alexanderplatz<br />

mit einer Auftaktkundgebung.<br />

Von dort aus startet ein Demonstrationszug<br />

zur Siegessäule. An der<br />

Siegessäule werden u. a. die Folk-<br />

BandMightyOaks,dieKabarettistin<br />

Idil Baydar und der Musiker Konstantin<br />

Wecker auftreten. Für die<br />

Anreise aus der ganzen Republik<br />

werdenderzeitFahrgemeinschaften<br />

und Busse koordiniert. Die ver.di<br />

Jugend beteilidgt sich an einen Gewerkschaftsblock,dessenTreffpunkt<br />

noch bekannt gegeben wird.<br />

Der Aufruf, aber auch aktuelle Informationen<br />

zu Anreise und Ablauf<br />

stehen auf www.unteilbar.org<br />

Minister zeigt die kalte Schulter<br />

pflege – ver.di und Wohlfahrtsverbände fordern Rücknahme der geplanten Änderung<br />

innenvondieserRegelungGebrauch<br />

machen, ist nicht bekannt. Im Jahr<br />

<strong>2018</strong> zahlen die Pflegekassen für<br />

alle Pflegeleistungen an die gesetzliche<br />

Rentenversicherung 1,5 Milliarden<br />

Euro. Vermutet wird, dass der<br />

Anteil, der Altersrentner/innen zur<br />

ErhöhungihrerRentenzufließt,deutlich<br />

unter zehn Prozent liegt.<br />

heike langenberg ist<br />

die verantwortliche<br />

redakteurin der<br />

„ver.di <strong>news</strong>“<br />

k o m m e n t a r<br />

Arme Kinder<br />

Rund vier Millionen<br />

Menschen zählen zum<br />

Prekariat. Diese Zahl ist<br />

erschreckend hoch, besonders<br />

wenn man bedenkt,<br />

dass ihrer Berechnung<br />

eine durchaus als<br />

konservativ zu bezeichnende<br />

Definition zu<br />

Grunde liegt. Erschreckend<br />

ist aber auch,<br />

dass vielfach Haushalte<br />

betroffen sind, in denen<br />

Kinder leben. Ob Alleinerziehende,<br />

oftmals<br />

Frauen, oder Haushalte,<br />

in denen das Einkommen<br />

trotz Vollzeitarbeit nicht<br />

reicht, um der Familie<br />

ein auskömmliches Leben<br />

zu ermöglichen – es<br />

sind auch Kinder betroffen,<br />

die schon zu Beginn<br />

ihres Lebens erfahren<br />

müssen, wie es ist, in<br />

prekären Bedingungen<br />

zu leben. Aufgrund der<br />

beschränkten finanziellen<br />

Situation im Elternhaus<br />

ist für sie Teilhabe<br />

am Leben ihrer Altersgenossen<br />

oft nur eingeschränkt<br />

möglich, Bildung<br />

über Vereine,<br />

Ausflüge oder zusätzliche<br />

Angebote können<br />

ihre Eltern für sie oft nur<br />

schwer realisieren. Diese<br />

Erfahrungen fehlen ihnen<br />

in ihrem Lebensverlauf.<br />

Daher sollte es für<br />

die Politik eine vordringliche<br />

Aufgabe zu sein,<br />

hier ebenso wie bei denjenigen,<br />

die von Hartz<br />

IV-Leistungen leben<br />

müssen, Abhilfe zu<br />

schaffen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!