29.09.2018 Aufrufe

Kathai Magazin 09/2018

Kathai ist die mittelalterlich-europäische Bezeichnung für China. Der Name leitet sich von der Liao–Dynastie (907–1125 Kithan–Dynastie) ab. In der englischen Schreibweise lebt der Begriff als Bezeichnung für eine hongkonger Fluglinie weiter. Marko Polo diktierte diesen Namen dem Abenteuerschriftsteller Rustichello da Pisa, während íhrer genuesischen Gefangenschaft ins Manuskript, welches Polo schließlich weltberühmt machen sollte. Die Polos waren Händler im China-/ Kathai-Geschäft. Wer die Geschichten kennt, der weiss, dass es ihm nicht nur um Handel ging, sondern Polo auch an Kultur, Politik und vielem mehr interessiert war. Das Kathai–Magazin will an diese Tradition anknüpfen und neben Wirtschaftsthemen ebenso über Politik, Kultur, Wissenschaft …berichten. Unsere Zielgruppe sind Menschen überall auf der Welt, die der deutschen Sprache mächtig sind und sich für chinesische Themen interessieren. Wirtschaft & Handel werden auch in Zukunft den Inhalt dieses Magazins bestimmen, dennoch werden wir weitere Themen – bis hin zu Mode, Kochrezepte und Reisen - kolportieren. Wenn Sie dazu beitragen möchten, sind sie herzlich eingeladen – egal ob mit eigenen Artikeln oder Hinweisen auf interessante Themen.

Kathai ist die mittelalterlich-europäische Bezeichnung für China. Der Name leitet sich von der Liao–Dynastie (907–1125 Kithan–Dynastie) ab. In der englischen Schreibweise lebt der Begriff als Bezeichnung für eine hongkonger Fluglinie weiter.

Marko Polo diktierte diesen Namen dem Abenteuerschriftsteller Rustichello da Pisa, während íhrer genuesischen Gefangenschaft ins Manuskript, welches Polo schließlich weltberühmt machen sollte.

Die Polos waren Händler im China-/ Kathai-Geschäft. Wer die Geschichten kennt, der weiss, dass es ihm nicht nur um Handel ging, sondern Polo auch an Kultur, Politik und vielem mehr interessiert war.

Das Kathai–Magazin will an diese Tradition anknüpfen und neben Wirtschaftsthemen ebenso über Politik, Kultur, Wissenschaft …berichten. Unsere Zielgruppe sind Menschen überall auf der Welt, die der deutschen Sprache mächtig sind und sich für chinesische Themen interessieren.

Wirtschaft & Handel werden auch in Zukunft den Inhalt dieses Magazins bestimmen, dennoch werden wir weitere Themen – bis hin zu Mode, Kochrezepte und Reisen - kolportieren. Wenn Sie dazu beitragen möchten, sind sie herzlich eingeladen – egal ob mit eigenen Artikeln oder Hinweisen auf interessante Themen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Kathai</strong> <strong>Magazin</strong> - September <strong>2018</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> für Deutsch-Chinesische Zusammenarbeit<br />

KATHAI<br />

MAGAZIN<br />

www.kathai.de<br />

Headhunting in China<br />

Ökologischer Landbau in China<br />

Interview mit MdB Klaus Ernst<br />

Chinabücher<br />

Essen in Changxing<br />

2 Rezepte zum Nachkochen


Ihre kompetente Personalberatung<br />

mit Fokus auf China<br />

Mauern überwinden - Märkte erschließen<br />

Unsere Services<br />

Über SkillRoad<br />

Nachhaltiges Recruiting<br />

SkillRoad ist Ihre Personalberatung mit Fokus auf China.<br />

Wir vermitteln Fachkräfte aus China und Deutschland<br />

aus den Bereichen Ingenieurwesen, IT, Wirtschaftsund<br />

Naturwissenschaften an deutsche Unternehmen.<br />

UNSER BERATUNGSANSATZ<br />

Spezialisiert auf den chinesischen und deutschen<br />

Arbeitsmarkt verfügen wir als Personalexperten über<br />

ausgiebige China-Erfahrung und ein exzellent gepflegtes<br />

Netzwerk. Wir wissen genau wie man passende<br />

Fach- und Führungskräfte erfolgreich akquiriert,<br />

die über normale Anzeigen nicht zu erreichen sind.<br />

Unser Suchprozess ist vielschichtig, effizient und lösungsorientiert.<br />

Das Hauptziel ist Ihre Stelle pass genau, zeitnah<br />

und langfristig zu besetzen. Bei der Kandidatenauswahl<br />

beziehen wir neben der fachlichen Eignung der<br />

Kandidaten auch die interkulturelle Kompetenz mit ein.<br />

Eine Vermittlungsgebühr erheben wir lediglich im<br />

Erfolgsfall. Vorher entstehen für Sie keinerlei Kosten!<br />

Überzeugen Sie sich selbst von unserem<br />

herausragenden Service und kontaktieren Sie uns!<br />

KONTAKT<br />

Lukas Stilp - Kundenbetreuung deutscher<br />

Unternehmenskunden<br />

lukas.stilp@skillroad.de<br />

(+49) 1578 6071441<br />

Für jede Stellenbesetzung prüfen wir nicht nur<br />

die persönlichen und fachlichen Fähigkeiten der<br />

Kandidaten, sondern auch das interkulturelle<br />

Matching von Bewerber und Auftraggeber. Dabei<br />

ist unser Ziel die beste Besetzung, nicht die nächstbeste.<br />

Wir suchen so lange, bis der beste Kandidat<br />

für die jeweilige Position gefunden ist!<br />

Datenbank<br />

Durch unser Netzwerk an deutschen und chinesi–<br />

schen Unternehmen, Universitäten, Verbänden und<br />

einem direkten Kontakt in die chinesische Community,<br />

haben wir einen umfangreichen Pool an Kandidaten<br />

geschaffen. In unserer Datenbank befinden<br />

sich chinesische und weitere internationale Fachund<br />

Führungskräfte.<br />

Interkulturelle Trainings<br />

& Relocation<br />

Wir bieten Interkulturelle Trainings nach der<br />

Vermittlung, die den Fachkräften dabei helfen,<br />

im neuen Umfeld zurecht zu kommen.<br />

Zudem bieten wir einen Relocation- Service an,<br />

der administrative Aufgaben wie Behörden gänge,<br />

Wohnungssuche oder Eröffnung eines Bankkontos<br />

übernimmt. So kann sich Ihre neue Fachkraft voll<br />

auf die Arbeit konzentrieren.<br />

www.skillroad.de


KATHAI MAGAZIN<br />

<strong>Kathai</strong> ist die mittelalterlicheuropäische<br />

Bezeichnung<br />

für China. Der Name leitet<br />

sich von der Liao–Dynastie<br />

(907–1125 Kithan–Dynastie) ab. In<br />

der englischen Schreibweise lebt der<br />

Begriff als Bezeichnung für eine<br />

hongkonger Fluglinie weiter.<br />

Marko Polo diktierte diesen Namen<br />

dem Abenteuerschriftsteller Rustichello<br />

da Pisa, während íhrer<br />

genuesischen Gefangenschaft ins<br />

Manuskript, welches Polo schließlich<br />

weltberühmt machen sollte.<br />

Die Polos waren Händler im China-/<br />

<strong>Kathai</strong>-Geschäft. Wer die Geschichten<br />

kennt, der weiss, dass es ihm<br />

nicht nur um Handel ging, sondern<br />

Polo auch an Kultur, Politik und<br />

vielem mehr interessiert war.<br />

Das <strong>Kathai</strong>–<strong>Magazin</strong> will an diese<br />

Tradition anknüpfen und neben<br />

Wirtschaftsthemen ebenso über<br />

Politik, Kultur, Wissenschaft …<br />

berichten. Unsere Zielgruppe sind<br />

Menschen überall auf der Welt, die<br />

der deutschen Sprache mächtig<br />

sind und sich für chinesische Themen<br />

interessieren.<br />

Wirtschaft & Handel werden auch<br />

in Zukunft den Inhalt dieses <strong>Magazin</strong>s<br />

bestimmen, dennoch werden<br />

wir weitere Themen – bis hin zu<br />

Mode, Kochrezepte und Reisen -<br />

kolportieren. Wenn Sie dazu beitragen<br />

möchten, sind sie herzlich<br />

eingeladen – egal ob mit eigenen<br />

Artikeln oder Hinweisen auf interessante<br />

Themen.<br />

Sven Tetzlaff (Asia Editor)<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

3


INHALT<br />

IMPRESSUM<br />

6 Sechs Gründe, warum Start-ups<br />

nach China gehen sollten<br />

10 Ökologischer Landbau in China<br />

Die Lösung aller Probleme?<br />

18 Die groesste PV-Messe der Welt<br />

SNEC <strong>2018</strong><br />

22 Kochen in Changxing<br />

26 Der VDE und die Ausbildung in<br />

China - Interview mit Burkhard<br />

Holder<br />

27 Chinesiche Investitionen in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

38 Geelys Investitionen in<br />

Deutschland auf dem Prüfstand<br />

Interview mit Klaus Ernst<br />

46 Start-ups: Interview mit Allan<br />

Barrell<br />

54 Interview mit Anke Domscheit-<br />

Berg<br />

60 Sommerzeit, Lesezeit, Hörbuchzeit<br />

Chinabücher<br />

66 Manz AG in China<br />

70 Gates und Jobs hätten es nie<br />

nach China geschafft!<br />

Headhunting in China<br />

80 Ausblick für europäische Studenten<br />

Studieren in China<br />

86 Die Zukunft der Fotovoltaik<br />

Interview mit Eicke Weber<br />

Herausgeber<br />

<strong>Kathai</strong> Media & Consulting<br />

Administrative Committee of Changxing<br />

Economic and Technological<br />

Development Zone<br />

508 Xianqian East Road,<br />

Postcode: 313100<br />

Changxing, Zhejiang<br />

T +86 572 605 0<strong>09</strong>3<br />

www.cxetdz.com<br />

www.kathai.de<br />

Layout/ Werbung<br />

Hangzhou Suolan Co., Ltd.<br />

Xiaoheshan Shimacun 8-2-402<br />

Hangzhou, Xihu District, Zhejiang<br />

Postcode: 310023<br />

T +86 571 8704 4210<br />

Marketing/ Anzeigen<br />

Frau Lv Chengyi<br />

marketing@kathai.de<br />

T +86 571 8704 4210<br />

Frau Lili Dai<br />

lili.dai@kathai.de<br />

+86 183 6720 1567<br />

Redaktion<br />

Herr Sven Tetzlaff<br />

sven.tetzlaff@kathai.de<br />

+86 137 7747 6258<br />

Übersetzung/ Lektorat<br />

Frau Prof. Zhenhua Weng<br />

lektorat@kathai.de<br />

4 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


KATHAI MAGAZIN 5


SECHS GRÜNDE,<br />

WARUM STARTUPS<br />

NACH CHINA GEHEN<br />

SOLLTEN<br />

W<br />

arum sollte ich mit<br />

meiner Firma nach<br />

China gehen?”<br />

Dies ist eine der Fragen, die<br />

wir beinahe täglich<br />

beantworten sollen. Die<br />

schlechte Nachricht: Darauf<br />

gibt es leider keine generelle<br />

Antwort und es gibt sicher<br />

Gründe für manche Start-ups,<br />

genau dies nicht zu versuchen.<br />

Die gute Nachricht:<br />

Es gibt unserer Auffassung<br />

nach deutlich mehr Gründe,<br />

den Sprung zu wagen. Also,<br />

warum China?<br />

Grund 1 – Hürden in<br />

D.A.CH<br />

Gerade Start-ups in D.A.CH.<br />

bemängeln, dass in Europa<br />

zwar vieles sehr einfach<br />

arrangiert ist, aber man sehr<br />

schnell auf fast unüberwindli-<br />

6 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


che Hürden stößt, die traditionell<br />

gewachsen sind und die<br />

man so nicht erwartet hat.<br />

Das fängt mit der Finanzierung<br />

über Banken an, geht<br />

weiter über Kammern und<br />

„Rollen“, bis hin zu eingefahrenen<br />

Distributionsschinen,<br />

die sich partout nicht<br />

umgehen lassen.<br />

Lucas Rondez fasste das kürzlich<br />

auf einem Entrepreneurstreffen<br />

in Hangzhou<br />

zusammen mit: “In Europe<br />

everything is easy but nothing<br />

is possible, in China it is all<br />

difficult but everything is possible.”<br />

Grund 2 – Markt China<br />

Es ist müßig, hier viel über<br />

den chinesischen Markt zu<br />

schreiben. Jeder, der sich mit<br />

der Materie auskennt der<br />

weiß, welches Potential in<br />

diesem Markt steckt. Es<br />

macht natürlich einen Unterschied,<br />

ob man in China produziert/designed<br />

und dann auf<br />

dem chinesischen Markt anbietet<br />

oder ob man dies erst<br />

importieren muss. Die schier<br />

unendliche Fülle an Distributionsschinen,<br />

stehen den<br />

„Importeuren“ im Allgemeinen<br />

nicht zur Verfügung.<br />

Noch wichtiger, dieser Markt<br />

wächst beständig und ist<br />

enorm stabil. Für<br />

Unternehmen aus D.A.CH.<br />

kommt hinzu, dass diese<br />

Länder für hervorragende<br />

Qualität, Tradition und Vertrauen<br />

stehen. Das ist ein<br />

Bonus, den es zu nutzen gilt<br />

und den wir nicht zuletzt dem<br />

Gründer der ersten Republik<br />

Sun Yat-sen zu verdanken<br />

haben: „... Nach allem, was<br />

ich bisher von der Welt<br />

gesehen habe, erscheint mir<br />

Deutschland fast in jeder Beziehung<br />

als unser gegebener<br />

Lehrmeister. Deutschland hat<br />

im Gegensatz zu England,<br />

Amerika und anderen Staaten<br />

alles und jedes systematisch<br />

und auf wissenschaftlicher<br />

Grundlage mit außerordentlicher<br />

Gewissenhaftigkeit<br />

ausgebildet, während z.B. in<br />

England jeder tun und lassen<br />

kann, was er will, und um nur<br />

einige Gebiete zu nennen, das<br />

in seinem Zeitungswesen, der<br />

Kodifizierung seiner Gesetze<br />

seinem Städtebau z.B. Hongkong<br />

und Singapore deutlich<br />

hervortritt wissenschaftliches<br />

System gebracht ist gerade<br />

das mit aller, gebrauchen.<br />

Gerade bei Deutschland<br />

haben wir den Eindruck uns<br />

wohl will, unsere augenblickliche<br />

Schwäche nicht wie<br />

andere Länder rücksichtslos<br />

ausnützt. ...“ (Interview Erich<br />

KATHAI MAGAZIN 7


von Salzmann mit Sun Wen<br />

(Sun Yat-sen), „Aus Jung-<br />

China“, Tientsin 1912)<br />

Grund 3 – One Belt – One<br />

Road<br />

2017 ist eine chinesische Initiative<br />

gestartet worden,<br />

welche im im Westen z.Z. nur<br />

von Fachleuten beachtet wird,<br />

und die die Handelsbeziehungen<br />

vieler Länder auf ein völlig<br />

neues Level anheben wird.<br />

Diese Inititiative hat historische<br />

Ausmaße. Die „Neue Seidenstraße“<br />

verbindet 64<br />

Länder, ca. 62 % der Weltbevölkerung<br />

bzw. 35 % der<br />

Weltwirtschaft. Entrepreneure<br />

in China partizipieren von<br />

dieser Initiative. Sie sparen<br />

auf diese Weise enorme Kosten<br />

für Marktexplorationen<br />

und allgemeines Marketing in<br />

den neuen Zielländern. Nur<br />

ein Beispiel: Sie entwickeln<br />

ein Minigrid mit Photovoltaik,<br />

Windkraft, BHKW etc. und<br />

wollen damit auf den afrikanischen<br />

und asiatischen<br />

Markt. Als D.A.CH-Marke und<br />

mit dem Schwung der neuen<br />

Seidenstraße haben Sie im<br />

Gegensatz zu den „heimischen“<br />

Mitbewerbern einen<br />

unschätzbaren Vorteil.<br />

Grund 4 – Kosten<br />

Dieser Grund wird häufig<br />

missverstanden. Es geht bei<br />

der Kosteneinsparung nicht<br />

um geringere Lohnkosten.<br />

Viele Regionen implementieren<br />

Mindestlöhne, es<br />

gibt eine hohe Nachfrage<br />

nach Fachkräften und es gibt<br />

innerhalb der wachsenden<br />

Mittelschicht auch ein Bewusstsein<br />

dafuer, was die<br />

Arbeit wert ist. Gleichzeitig<br />

schreitet die Automation mit<br />

enormen Tempo in China<br />

voran. Wer wegen geringer<br />

Lohnkosten nach China will,<br />

der sollte sein gesamtes<br />

Konzept nochmals prüfen.<br />

Aber dennoch sind die<br />

Gesamt-Kosten deutlich<br />

geringer als in D.A.CH.<br />

Dahinter steht die gesamte<br />

Palette an angebotener Infrastruktur<br />

von Facilities, Real<br />

Estate, Finance, Transport bis<br />

hin zum Government. Diese<br />

Infrastruktur ist besonders in<br />

den Entwicklungszonen auf<br />

8 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


die Industrieansiedlung und -<br />

Entwicklung abgestimmt und<br />

bestmöglich miteinander verzahnt:<br />

Kurze Wege, konkrete<br />

Strukturen, schnelle Entscheidungen.<br />

Ein Beispiel: Sie<br />

haben einige Innovationen<br />

gestartet und möchten die<br />

weltweit patentieren. Bekanntlich<br />

ist China der weltweit<br />

größte Patenanmelder. Entsprechend<br />

sind die Anmeldeverfahren<br />

und alle weiterführenden<br />

Prozeduren<br />

vereinheitlicht und automatisiert.<br />

Anmeldungen und<br />

letztlich Kosten betragen in<br />

China nur einen Bruchteil dessen,<br />

was man in D.A.CH. kalkulieren<br />

müsste.<br />

Welche Kosten Sie letztlich<br />

sparen, hängt stark von ihrem<br />

Vorhaben ab. Grundsätzlich<br />

liegt man jedoch immer<br />

richtig, wenn man meint, dass<br />

man in China mit den gleichen<br />

Kosten (wie in D.A.CH) bedeutend<br />

mehr bekommt.<br />

Grund 5 – Stabilität und<br />

Sicherheit<br />

Chinas Ökonomie wächst seit<br />

den 80er Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts - und zwar<br />

rasant. Und dies trotz zahlreicher<br />

weltbewegender<br />

Ereignisse, wie z.B. Kalter<br />

Krieg, Zerfall des Ostblocks,<br />

Krieg gegen Terror,<br />

Finanzkrise, Nahostkonflikt ...<br />

Das oberste Ziel der<br />

chinesischen Staatsführung ist<br />

die Erhaltung dieser Stabilität<br />

und die Steigerung des allgemeinen<br />

Wohlstandes. Man beschreibt<br />

das hier mit der<br />

„Entwicklung der harmonischen<br />

Gesellschaft.“ Dieses<br />

Commitment ist ein Garant für<br />

Firmen, dass ihre Anstrengung<br />

und Investitionen auch langfristig<br />

geschützt sind.<br />

China gilt – gerade für Ausländer<br />

– als eines der sichersten<br />

Länder der Welt. Nicht nur<br />

für weibliche Mitarbeiter ist<br />

dies ein wichtiges Kriterium,<br />

wenn verschiedene Standorte<br />

miteinander verglichen werden<br />

sollen.<br />

Grund 6 – Herausforderungen<br />

Man mag sich über diesen<br />

Grund wundern. Ich habe ihn<br />

trotzdem mit hineingenommen,<br />

weil er mir passend<br />

erscheint. Ja, China ist eine<br />

Herausforderung. Das fängt<br />

mit der Sprache an, der Kultur,<br />

dem Essen, dem enormen<br />

Konkurrenzdruck ... Schwierigkeiten<br />

ohne Ende. Doch<br />

genau die sind es, die Ihr<br />

Unternehmen bereichern werden.<br />

Ich hab es mehr als einmal<br />

erlebt, wie z.B. ein Mittelständler<br />

aus seinem<br />

beschaulichen Ort am Untermain<br />

den Sprung wagte und<br />

das 100 Jahre alte Familienunternehmen<br />

zu bis dahin<br />

ungeahnten Möglichkeiten<br />

verhalf. Globalisierung heißt<br />

nicht, dass man seine Wurzeln<br />

verrät, sondern viel eher, dass<br />

man neuen Möglichkeiten,<br />

Menschen und Erfahrungen<br />

offen gegenübertritt.<br />

Sprache, Kultur, Essen ....<br />

können lästige Herausforderungen<br />

darstellen – dann sollte<br />

man am Untermain verweilen.<br />

Es kann aber auch eine Möglichkeit<br />

sein, sein eigenes<br />

Leben durch neue Erfahrungen<br />

zu bereichern – dann<br />

auf nach China!<br />

Prof. Zhenhua Weng<br />

KATHAI MAGAZIN 9


ÖKOLOGISCHER<br />

LANDBAU IN CHINA<br />

DIE LÖSUNG ALLER PROBLEME?<br />

Heute, acht Jahre nach dem<br />

Milchskandal ist vieles besser<br />

und dennoch besteht eine<br />

noch viel zu große Lücke zu<br />

dem deutschen Vorbild. Die<br />

Hauptprobleme sind nicht fehlende<br />

Gesetze oder mangelnde<br />

Kenntnisse/Bewusstsein<br />

bei Erzeugern und<br />

Verbrauchern, sondern vor<br />

allem die »Human Res-<br />

Lebensmittelsicherheit<br />

ist eines der meistdiskutiertesten<br />

Themen<br />

in den chinesischen<br />

Familien, direkt neben Karriere<br />

oder Ausbildung der<br />

Kinder. Um diese Lebensmittelsicherheit<br />

ist es - verglichen<br />

mit Deutschland - nicht<br />

gut bestellt im Reich der<br />

Mitte. Dieses Thema dominiert<br />

gelegentlich auch die<br />

Medien, und zwar nicht erst<br />

seit dem auch im Westen<br />

bekannt<br />

gewordenen<br />

Milchskandal. Neben dieser<br />

»Breaking News« gab es auch<br />

vorher schon immer wieder<br />

Berichte über verunreinigtes<br />

Öl, in »Rindfleisch« gewandeltes<br />

Schweinefleisch, mit<br />

Zucker aufgespritzte Melonen<br />

und vieles mehr.<br />

Dabei existieren in China sehr<br />

strenge Gesetze bezüglich<br />

Lebensmittel und deren<br />

Sicherheit. Der Milchskandal<br />

stellte eine Zäsur dar. Insbesondere<br />

in der Mittelschicht<br />

wurde die nachdrückliche<br />

Durchsetzung der existierenden<br />

Gesetze gefordert<br />

und tatsächlich wurde das<br />

Gesetzesframework zusätzlich<br />

erweitert. Doch Gesetze zu<br />

erlassen ist die eine Seite, die<br />

Durchsetzung ist eine ganz<br />

andere.<br />

10 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Kinderferienlager KATHAI MAGAZIN in der Kooperative<br />

11


sources«. Es fehlt vor allem Personal<br />

für eine flächendeckende Lebensmittelüberwachung<br />

bzw. Rohstoffüberwachung<br />

vom Erzeuger bis<br />

hin zum Verbraucher, und zwar angefangen<br />

von den Mitarbeitern in den<br />

Instituten bis hin zu den Kontrolleuren<br />

auf der Straße. Die Ausbildung<br />

der Mitarbeiter, bzw. die Etablierung<br />

einer lückenlosen und effizienten<br />

Lebensmittel-Überwachung hat in<br />

Deutschland Jahrzehnte gedauert.<br />

Bioladen, Bioecke ... Biohof<br />

Doch diese Zeit hat man in China<br />

nicht. Insbesondere die Mittelschicht<br />

drängt auf eine schnelle Umsetzung.<br />

Doch sie wartet nicht einfach nur, bis<br />

der Staat die Lösug aller Probleme<br />

präsentiert. Entsprechend haben sich<br />

viele Initiativen gebildet, die zwar<br />

nicht direkt mit der Ökobewegung in<br />

DE vergleichbar sind, aber in ihren<br />

Auswirkungen durchaus Parallelen<br />

hat. So schießen in den neu erbauten<br />

Wohngebieten ökologische Community-Shops<br />

und Bioläden aus dem<br />

Boden und in den besseren<br />

Supermärkten greift die Bio-Ecke<br />

immer mehr Raum. Die Preise sind<br />

z.T. beachtlich und deutlich über<br />

denen in Deutschland.<br />

Doch die Preise sind für die o.g. Mittelschicht<br />

nicht das eigentliche Problem.<br />

Wesentlich schwerer wiegt das<br />

mangelnde Vertrauen gegenüber<br />

Lebensmittel aus chin. Produktion.<br />

Eher kauft man Wurst aus<br />

Deutschland, Nudeln aus Italien, Butter<br />

aus Neuseeland oder Milch aus<br />

Australien - inkl. dem damit verbundenen<br />

ökologischen Fußabdruck.<br />

Da liegt es nahe, dass, wenn man der<br />

staatlichen Lebensmittelüberwachung<br />

nicht traut, man dieses Problem<br />

durch die eigene Produktion und<br />

Überwachung löst. Dieses Konzept<br />

unterscheidet sich eventuell von dem<br />

üblichen Vorgehen in Deutschland:<br />

Eine Gruppe von Leuten aus den<br />

wohlhabenden Metropolen im Osten<br />

gründen einen Verein, beschließen<br />

Farmland für die eigene Versorgung<br />

zu pachten; organisiert engagierte<br />

hauptamtliche Angestellte, z.B. Agraringenieure<br />

mit Ökolandbau-Ambi-<br />

12 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


tionen und -Erfahrungen vor Ort; binden<br />

die lokalen Farmer in das<br />

Konzept mit ein und überzeugt sie für<br />

den Verein von nun an ökologisch zu<br />

produzieren. Zusammen mit den Festangestellten<br />

überwachen vor allem<br />

die Mitglieder kontinuierlich die<br />

Produktion, Verarbeitung und Lieferung.<br />

Aber das ist nicht alles. Hinter<br />

dem Wunsch sichere Lebensmittel zu<br />

bekommen, steht vor allem die Idee,<br />

dies »für die Kinder« zu tun.<br />

Und so kommt es zu dem Phänomen,<br />

das sich jeder Ökohof in DE wünscht,<br />

dass die Eltern mit den Kindern regelmäßig<br />

die Quelle ihrer Lebensmittel<br />

besuchen und so auch ein Bewusstsein<br />

für den Umgang mit Lebensmitteln<br />

bzw. der Natur selbst vermitteln.<br />

Auch wenn das nicht die ursprüngliche<br />

Idee war, so ist dies mittlerweile<br />

ein wesentlicher Bestandteil der Idee<br />

der chin. »Landkommunen«<br />

geworden.<br />

<strong>Kathai</strong> hat kürzlich die »Sun Commune«<br />

ca. 80km von Hangzhou<br />

besucht. Sie liegt im Lin’An County.<br />

Diese Gegend ist auch die Sommerfrische<br />

vieler Hangzhouer. Und so<br />

kommt es auch nicht von ungefähr,<br />

dass sich mittlerweile fast 20 ähnliche<br />

Kooperativen in der Gegend<br />

gegründet haben. Dazu noch einige<br />

weitere in der Region um die Stadt<br />

Anji. Die Sun Commune ist ca. 40ha<br />

gross, doch nicht alles davon kann als<br />

Anbaufläche genutzt werden. Vielmehr<br />

ist die Nutzfläche in die natürliche<br />

Vegetation eingebettet. Zur Kooperative<br />

gehören neben den<br />

Mitgliedern in den Städten noch die<br />

ca. 140 Farmerhaushalte sowie 35<br />

Angestellte vor Ort, welche die<br />

alteingesessenen Bauern anleiten.<br />

Die Mitglieder zahlen jährlich<br />

25,000RMB (3,400EUR) in den Verein<br />

ein und erhalten dafuer 2x die Woche<br />

Reis, eine Auswahl aus 12 verschiedenen<br />

Gemüsen, Schweinefleisch,<br />

Eier, Hühnerfleisch, Entenfleisch<br />

usw. entspr. der Jahreszeit.<br />

Chen Wei ( 陈 卫 ), einer der Gründer<br />

der Kooperative zum Konzept: »Wir<br />

wollen das Stadt und Land in Harmonie<br />

leben. Unsere Grundlage ist die<br />

Landwirtschaft und die Stadtbewohner<br />

kommen hierher, um die Bauernkultur<br />

zu erleben, in der Nähe der<br />

Natur. Die Bauern erhalten auf diese<br />

We follow our clients around the world!<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

13


Weise eine Existenzsicherung, und<br />

ermöglicht es ihnen auf traditionelle<br />

Art und Weise, dieses Land zu kultivieren,<br />

zu lieben und letztlich qualitativ<br />

hochwertige landwirtschaftliche<br />

Produkte zu erzeugen.«<br />

Stadt, Land und Harmonie<br />

Neben hochwertigen Lebensmitteln<br />

steht zwischen den Zeilen noch ein<br />

viel wichtigerer Aspekt - die Landflucht.<br />

Seit 2011 leben in China mehr<br />

Menschen in Staedten, als in ländlichen<br />

Gebieten. Waren es 2011 noch<br />

50.57%, so sind es heute bereits über<br />

56%. Oder um es deutlicher zu sagen,<br />

jedes Jahr strömen ca. 18 Mio.<br />

Menschen von den ländlichen Gebieten<br />

in die Glitzermetropolen des<br />

Ostens. Man kann es ihnen nicht<br />

verübeln, denn sie alle möchten sich<br />

eine Scheibe vom »Chinesischen<br />

Traum« abschneiden. Zahllos sind die<br />

Geschichten von ehemals armen<br />

Dörflern, die z.B. in Shanghai »Das<br />

große Geld« gemacht haben. Der<br />

Hangzhouer Internetmilliardär Jack<br />

Ma ( 马 云 ) , aus einfachen Verhältnissen<br />

stammend, ist nur eines von<br />

vielen Vorbildern für diese Generation.<br />

Auf der einen Seite strömen hochmotivierte<br />

meist junge Menschen in die<br />

Städte und auf der anderen verschwinden<br />

immer mehr Dörfer und<br />

Siedlungen von der Landkarte und<br />

mit ihnen wertvolle landwirtschaftliche<br />

Anbaufläche. Gleichzeitig<br />

möchten die jährlich 18 Mio Neustädter<br />

ebenfalls Energie, Wasser,<br />

Wohnungen und natürlich Nahrung.<br />

Die Landwirtschaft noch weiter zu<br />

industrialisieren und somit zu effektivieren<br />

mag eine Lösung sein, aber<br />

die Beispiele weltweit und auch in der<br />

Geschichte der letzen 100 Jahre<br />

zeigen nicht in diese Richtung. Die<br />

naheliegendste und nachhaltigste<br />

Methode wäre in der Tat, das Land<br />

wieder attraktiv zu machen. Präsident<br />

Xi Jinping rief in einer Rede 2013<br />

dazu auf, in »attraktive Dörfer« ( 美 丽<br />

乡 村 ) zu investieren und nicht Geld<br />

»für unnötige und geschmacklose<br />

Dinge zu verschwenden.«<br />

14 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


(auf Basis des japanischen Framework<br />

für biolog. erzeugte Lebensmittel)<br />

hin geprueft.<br />

Da die Kooperative etwas höher über<br />

dem Meeresspiegel liegt, sind die<br />

klimatischen Bedingungen im Sommer<br />

deutlich besser als in den umliegenden<br />

Metropolen. Die Mitglieder<br />

aus Shanghai, Hangzhou, Wenzhou<br />

bis hin nach Hong Kong, senden ihre<br />

Kinder für einige Wochen in ein Sommer-Ferienlager<br />

in die Kooperative.<br />

Es wäre kein chinesisches<br />

Ferienlager, wenn man es nicht auch<br />

gleich für zusaetzliche Bildungsangebote<br />

wie z.B. Englischunterricht<br />

durch Muttersprachler nutzen würde.<br />

Der - laut Kooperative -<br />

schönste Schweinestall<br />

der Welt.<br />

Die 2013 gegründete Sun Commune<br />

hat das ganz wörtlich genommen.<br />

Chen Hao ( 陈 浩 ), in seinem Hauptberuf<br />

Architekt und Professor an der<br />

»China Academy of Art in Hangzhou«<br />

hat einige Gebäude auf entworfen<br />

und damit einen Achtungserfolg in<br />

der Architektenszene erzeugt,<br />

welcher bis in die Redaktionsstuben<br />

der New York Times reichte. Vermutlich<br />

hat er den schönsten<br />

Schweinestall der Welt entworfen.<br />

Basierend auf chinesischen Traditionen<br />

orientieren sich seine Gebaeude<br />

an der eigentlichen Idee der Sun<br />

Commune, auch ein Begegnungsort<br />

zu sein, wo man gut lebt und nicht<br />

nur arbeitet.<br />

Die nächste Generation<br />

Die Kinder lernen in dieser Zeit, wie<br />

z.B. man Seide erzeugt oder wie<br />

man Reis biologisch anpflanzt und<br />

erfahren dabei, wie schwer die<br />

Arbeit trotz maschineller Unterstützung<br />

sein kann. Gleichzeitig werden<br />

tradierte Anbauformen bzw.<br />

Kenntnisse der biolg. Erzeugung<br />

weitergereicht, die sonst eventuell<br />

auszusterben drohen. So werden<br />

z.B. auf den Reisfeldern der Sun<br />

Commune Enten gehalten - eine<br />

uralte Methode - um so Parasiten<br />

und Schädlinge fernzuhalten, sowie<br />

gleichzeitig für natuerlichen Stickstoffeintrag<br />

sorgen - und auf diese<br />

Weise zusätzliche Duengung obsolet<br />

machen. Derlei Wissen, wie auch die<br />

Kultivierung alter Sorten, Mehrfelderbewirtschaftung<br />

usw. nützt nicht<br />

Der dritte Aspekt der Sun Commune<br />

ist die Bildung der Kinder und deren<br />

Erholung. Das lässt sich gut kombinieren<br />

mit einer Forderung der Kooperation<br />

gegenueber den Mitgliedern,<br />

regelmäßig vorbeizuschauen um die<br />

oekol. Produktion sicherzustellen. Sie<br />

nennen dieses System »Vertrauen&Glauben«<br />

und sehen diese<br />

Methode als sinnvoller an, als sich auf<br />

Öko-Label zu verlassen, denen die<br />

meisten Chinesen eh nicht trauen<br />

würden. Ungeachtet dessen werden<br />

die Lebensmittel regelmäßig an der<br />

Zhejianguniversität auf Belastungen<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

15


viel, wenn es nur noch in Büchern zu<br />

finden wäre. Ohne Anwendung,<br />

wuerde es zu totem, nutzlosen<br />

Wissen.<br />

Bevor die Kooperative ihre<br />

Unternehmung startete, haben sie<br />

mittels großflächiger Umfragen insbesondere<br />

die finanziellen Risiken<br />

abgefragt. Allein in der Stadt Hangzhou<br />

(10 Mio Einwohner) haben ca.<br />

10,000 Befragte signalisiert,<br />

Mitglied werden zu wollen. Die<br />

Fläche gibt jedoch nur biolog.<br />

erzeugte Lebensmittel für max.<br />

1,000 Mitglieder her. Die Nachfrage<br />

ist also deutlich groesser, als das<br />

Angebot. Allein in den Delta-Provinzen<br />

Jiangsu, Shanghai und Zhejiang<br />

leben ca. 160 Mio Menschen auf<br />

etwas mehr als der Haelfte der<br />

Fläche der Bundesrepublik.<br />

Selbst wenn sich noch weitere Kooperativen<br />

finden wuerden, würden<br />

evtl. die Bedürfnisse der Mittelschicht<br />

gedeckt werden, aber eine<br />

Lösung für alle Chinesen wäre damit<br />

noch lange nicht erreicht. Herr Chen<br />

Wang, der Dritte der drei Chens der<br />

Kommune, sieht die Lösung nur in<br />

einer Kombination aller Formen der<br />

biolog. bzw. schadstofffreien<br />

Erzeugung der Lebensmittel.<br />

Dazu zählt auch das »Urban Farming«.<br />

Jedoch nicht nur auf den<br />

Hausdaechern, Balkonen oder Fassaden,<br />

sondern auch in aufgelassenen<br />

ehemaligen Fabrikarealen, neu<br />

angelegten Reinräumen und vieles<br />

mehr. Gerade Japan geht, auch aufgrund<br />

des Fukushima-Desasters,<br />

diesbezüglich neue Wege. Mithin<br />

wird auch klar, dass die voellig<br />

anderen Dimensionen in Asien, ganz<br />

andere Lösungen als z.B. im dünn<br />

besiedelten Deutschland erfordern.<br />

Dies gilt nicht nur für die<br />

Ernährung, sondern folgerichtig<br />

auch für die Energieversorgung,<br />

dem Verkehr, der Wohnflächenversorgung<br />

und so weiter, die alle<br />

unmittelbar miteinander und auch<br />

mit der Versorgung gesunder<br />

Nahrungsmittel in Verbindung<br />

stehen.<br />

Sven Tetzlaff<br />

16 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


WE’RE NOT SHANGHAI, HANGZHOU OR NANJING.<br />

BUT WE’RE IN THE MIDDLE OF<br />

EVERYTHING!<br />

Nanjing<br />

180km, CRH 54min<br />

Changxing<br />

Shanghai<br />

172km, CRH 35min<br />

Hanzhou<br />

102km, CRH 32min<br />

Centrally located in the Yangtze Delta, Changxing international Industrial<br />

Park is specialized for SMEs from Europe, especially the ones from german-speaking<br />

countries. The Leading industries are electric vehicles and<br />

key components, equipment manufacturing and Bio-technology. Other<br />

industries are also welcome, as long as you are the top in your Industry.<br />

The total area of the park is 500 hectares. Standard factory buildings,<br />

office space and service facilities with a total floor space of 500,000 m²<br />

are being built and can be used in February 2019. Further development<br />

will be built step by step according to your specific needs and building<br />

requirements.<br />

We have Special service team for your project, which supports you with all important formalities,<br />

and offer you extensive preferential policies and investment incentives.<br />

Changxing international Industrial Park<br />

No. 508, Xianqian East Road, Changxing,<br />

Huzhou City, Zhejiang, China, 313100<br />

Ms. Zhang<br />

Director of Foreign Projects Promotion<br />

T +86 572 6050<strong>09</strong>3<br />

emma.lynn@kathai.de


DIE GRÖSSTE PV-MESSE<br />

DER WELT: SNEC <strong>2018</strong><br />

Jedes Jahr im Mai trifft<br />

sich die PV-Branche<br />

zum wohl wichtigsten<br />

Event in diesem<br />

Geschäft in<br />

Shanghai. Mit über 1,800<br />

Ausstellern und mehr als<br />

200,000 Besuchern steht die<br />

Messe und ihre Konferenz<br />

unangefochten an der Spitze<br />

vergleichbarer Veranstaltungen<br />

weltweit. Eine Branchenmesse<br />

ist außerdem ein<br />

sehr guter Indikator für die<br />

Zyklen innerhalb des<br />

Geschäftsfeldes.<br />

Ich besuche diese Veranstaltung<br />

seit 2006 regelmaessig<br />

und kann anhand der<br />

Besucherzahlen, Aussteller,<br />

Veranstaltungsort … einen<br />

Graphen der Entwicklung<br />

der – doch sehr jungen – PV<br />

nachzeichnen. Da war<br />

Anfangs der Boom, startend<br />

auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau, dann die erste Delle<br />

mit der Finanzkrise. Wenig<br />

später die Protektionismusbestrebungen<br />

in US und<br />

EU, die unter dem Euphemismus<br />

„Anti-Dumping“ zum<br />

Beinahe-Tod der Industrien<br />

in EU und US geführt haben.<br />

Über die Zeit hat sich sowohl<br />

die Technologieführerschaft,<br />

Marktführerschaft als auch<br />

der generelle Herstellungsort<br />

weitgehend nach Asien verlagert.<br />

Die Dellen waren<br />

zwar in China ebenso<br />

sichtbar, haben am<br />

Ende der PV jedoch<br />

nicht nachhaltig geschadet.<br />

Anders in EU und<br />

US, wo die vermeidbaren<br />

politischen Fehler<br />

zu nicht korrigierbaren<br />

Verlusten geführt<br />

haben.<br />

Am Anfang stellte<br />

Deutschland die Lokomotive<br />

der Erneuerbaren<br />

dar. Es gab sogar einmal<br />

eine<br />

„Umweltkanzlerin“, doch<br />

die Zeiten sind vorbei.<br />

Hoffnungsträger ist wieder<br />

– oder immer noch –<br />

China. Dies folgt<br />

natürlich einer gewissen<br />

Logik. China benötigt<br />

Energie und alle weiteren<br />

Optionen zu den<br />

Erneuerbaren haben sich als<br />

zu teuer, zu schmutzig oder<br />

als zu abhängig herausgestellt.<br />

Meist alles<br />

zusammen. Es ist kein<br />

Hans-Josef Fell<br />

18 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Greenwashing, wenn sich<br />

China wie angekündigt aus<br />

der Kohle zurückziehen<br />

wird, sondern eine schlichte<br />

Notwendigkeit, die die<br />

ökonomisch-oekologische Vernunft<br />

gebietet. Im aktuellen<br />

13. Fünfjahrplan sind einige<br />

konkrete Projekte benannt,<br />

die die PV-Branche (inkl.<br />

Speicherung) direkt betreffen.<br />

Da die Fuenfjahrplaene<br />

Gesetzescharakter haben,<br />

sind sie eine gute Basis fuer<br />

Planungen innerhalb der<br />

Privatwirtschaft. Damit<br />

angesichts der Erfahrungen<br />

mit den Zyklen der Industrien<br />

und der „Ueberproduktionskrise“<br />

ab 2014 keine<br />

Unklarheiten aufkommen,<br />

hat man in den aktuellen<br />

Plan nochmals ausdrücklich<br />

erklärt: „We will continue to<br />

give impetus to the development<br />

of wind and photovoltaic<br />

power and provide<br />

strong support for solar thermal<br />

energy.“<br />

3. Renewable energy<br />

* Begin construction on 60 gigawatts of regular hydropower<br />

capacity, giving priority to hydropower development in the<br />

southwest;<br />

* Coordinate the development of end-use markets and<br />

power transmission routes; take ordered steps to optimize<br />

the development of wind energy and photovoltaic energy in<br />

the northern, northeastern, and northwestern regions and<br />

in coastal areas;<br />

* Accelerate the development of dispersed wind power and<br />

distributed photovoltaic power in the central, eastern, and<br />

southern regions;<br />

* Carry out solar thermal energy demonstration projects;<br />

* Build the national new energy integrated demonstration<br />

zone in Ningxia, and actively move forward with the development<br />

of demonstration zones for renewable energy such<br />

as those in Qinghai and Zhangjiakou.<br />

4. Energy storage and distributed energy<br />

* Make breakthroughs in and promote the industrial application<br />

of key technologies such as next generation photovoltaics,<br />

high-efficiency, high-wattage wind power generation,<br />

biomass energy, hydrogen power and fuel cells, smart grids,<br />

and new types of energy storage devices;<br />

* Facilitate the comprehensive utilization of distributed new<br />

energytechnologies;<br />

* Promote the large-scale development of related techniques<br />

and equipment.<br />

Die Branche hat das in<br />

Shanghai zur Kenntnis<br />

genommen. Der Tenor in all<br />

unseren Gesprächen mit den<br />

Firmen aus D.A.CH war<br />

durchweg positiv, was die<br />

Aussichten der PV in China<br />

betrifft. Etwas verhaltenpositiv<br />

waren die persönlichen<br />

Prognosen der<br />

Aussteller bezüglich ihres<br />

Heimatmarktes in EU. Hier<br />

wünscht man sich z.B. von<br />

der deutschen Regierung ein<br />

KATHAI MAGAZIN 19


ähnliches Bekenntnis. Sehr<br />

deutlich adressierte dies auf<br />

der Konferenz Hans-Josef<br />

Fell, der seinerzeit kassandraartig<br />

die Deutsche<br />

Regierung vor den<br />

katastrophalen Folgen der<br />

Lex Solarworld gewarnt<br />

hatte.<br />

„Kanzlerin Merkel wäre bei<br />

ihrem Chinabesuch letzter<br />

Woche gut beraten gewesen<br />

auch die SNEC in Shanghai<br />

zu besuchen. Dort hätte sie<br />

erkennen können, welchen<br />

dramatischen industriepolitischen<br />

Fehler Deutschland<br />

unter ihren Regierungen<br />

begangen hat, als die industrielle<br />

Führerschaft<br />

Deutschlands in der<br />

Solarwirtschaft mit ihrer<br />

Antisolarpolitik aktiv nach<br />

China verjagt wurde. Die<br />

ehemals gerade in der ostdeutschen<br />

Braunkohleregion<br />

aufblühenden Solarfabriken<br />

in Frankfurt/Oder, Bitterfeld<br />

oder Freiberg wären dann<br />

nicht Geschichte, sondern<br />

exakt die Basis für den viel<br />

gesuchten Strukturwandel<br />

beim notwendigen Schließen<br />

der Braunkohlewirtschaft.<br />

China hat dies verstanden<br />

und setzt genau auf diesen<br />

Strukturwandel weg von der<br />

Kohle und hin zu Erneuerbaren<br />

Energien.“ H.J.Fell<br />

Vielleicht hört man ihm<br />

diesmal zu. Deutschland<br />

wird sein Klimaziel deutlich<br />

verfehlen. Häme ist jedoch<br />

nicht angebracht. Auf<br />

Europa und Asien liegt im<br />

Augenblick die Hoffnung der<br />

Welt, den Klimawandel,<br />

wenn schon nicht zu verhindern,<br />

so doch die Folgen zu<br />

dämpfen. Die erratische Politik<br />

der US hat dazu geführt,<br />

dass man fast unisono der<br />

Branche dort, kaum noch<br />

Chancen einräumt. Das ist<br />

für den amerikanischen<br />

Maschinenbau, aber auch<br />

für deren Heimat-Markt, der<br />

z.B. durch die Internetkonzerne<br />

wie FB, Google<br />

und auch Apple getrieben<br />

wird, umso bitterer. Auf<br />

lange Sicht wird „America<br />

First“ dazu führen, dass sich<br />

die US immer weiter zum<br />

Importland für Erneuerbare<br />

entwickelt.<br />

Es ist eine Binsenweisheit,<br />

dass „Irgendwer Zuerst“<br />

kein besonders kluger<br />

Ansatz in einer vernetzten,<br />

globalisierten Welt ist. Ganz<br />

besonders dann nicht, wenn<br />

es drängende Probleme gibt,<br />

die man nur gemeinsam<br />

lösen kann – und muss.<br />

Umso erfreulicher ist es,<br />

dass viele Menschen diesem<br />

einfachen Rezept nicht auf<br />

dem Leim gehen. So wurden<br />

einige interessante globale<br />

Initiativen verabschiedet,<br />

wie z.B. die Asien-Afrika-PV-<br />

Organisation, World Alliance<br />

for Solar Solutions (by Solar<br />

Impulse) oder eine Solar-<br />

Life-Style-Kampagne (by<br />

solarfuture.today). Einige<br />

der Initiativen werden wir<br />

demnächst im Blog kolportieren<br />

– zusammen mit einigen<br />

Interviews, die wir auf<br />

der Messe geführt haben.<br />

Lili Dai<br />

20 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Advertorial<br />

Founded in March 2003 and starting production<br />

in March 2004, Zhejiang Top Mondial Garment<br />

Co., Ltd is a French-invested good-sized company<br />

specilizing in manufacturing jeans and stockinets.<br />

Located in Changxing Economy Development<br />

Zone, Huzhou, which is the joint part of<br />

Jiangsu Province, Zhejiang Province and Anhui<br />

Provice, our company enjoys great convenience<br />

of trancportation as it is on the west bank of<br />

Taihu Lake and on the side of No. 104 & 308<br />

National Express Way and Hangzhou-Ningbo<br />

Highway. The joint convenience of fast transportation<br />

and beautiful environment results in great<br />

advantages of logistics, efficiency and human<br />

resources.<br />

We have a registered capital of Euro 6 million(about<br />

RMB60million) and invested<br />

RMB220million in initial hardware construction.<br />

Now we have a factory area of 93,300 square<br />

with a total of 95,000 square meters of workshops,<br />

office buildings, canteens and dormitories,<br />

and we have total of 1500 employees .As our<br />

business grows, we will keep on investing and<br />

developing.<br />

Our company boasts of both advanced facilities<br />

and skilled technicians, and we are dedicated to<br />

carrying out the priciple of management, that is ,<br />

actively research and keeping on progressing. We<br />

perform a high stand of quality control during the<br />

production and our products enjoy great reputation<br />

among customers all over the world. As a<br />

combination of manufacturer and marketer, we<br />

are equiped with all the advanced whole sets of<br />

facilities including sewing machines, brushing<br />

machines and wahsing machines. A great annual<br />

productivity of 5 million ready garments is conducive<br />

to the successful distribution of the goods<br />

to more than 20 countries and areas in Mideast,<br />

South America, Western Europe, Southeast Asia,<br />

Hongkong and Macau with an annual income of<br />

more than 35 million US dollars. Now we have a<br />

large capacity of exporting .<br />

Sticking to the principle of “ Being Man-oriented<br />

, progressive and creative, honest and satisfying<br />

all the customers’, adopting the advanced<br />

management model and the ISO9001-2000 Standard<br />

Management System are our strategy to<br />

keep pace with the world and serve all the customers<br />

with the best products!<br />

TEL:0572—6128555 6128226<br />

FAX:0572--6128333<br />

WEBSITE: www.topmondial.com.cn<br />

ADDRESS: Section A, Central Ave., Changxing<br />

Economy Development Zone, Zhejiang Province<br />

China


ESSEN IN CHANGXING<br />

Changxing bzw. die Provinz Zhejiang<br />

galt schon seit Alters her als sehr<br />

wohlhabend. Fisch & Reis nennt man<br />

diese Gegend. Durch die Lage am Tai-<br />

See findet sich in der Cuisine vor allem<br />

Fisch und Krabben. 51% der Gegend<br />

sind bewaldet – mit Bambus.<br />

Bambus wird in beinahe unendlicher<br />

Vielfalt genutzt. Vom Gerüstbau, über<br />

Wasserleitungen, als Bohrgestänge,<br />

Essstäbchen ... bis hin zur Nahrung.<br />

Irgendjemand hat mal alle<br />

Bambusgerichte zusammengezählt und<br />

kam auf mehr als 300 Rezepte. Ob das<br />

stimmt, wissen wir nicht. Unbestritten<br />

ist, dass in dieser Gegend Bambus das<br />

ganze Jahr über gegessen wird.<br />

Wir haben den Küchenchef Yu Yanhua<br />

des bekannten Wei Tian Xia in<br />

Changxing gefragt, was eigentlich die<br />

am meisten bestellten Gerichte seien?<br />

Heraus kamen zwei Gerichte, die ihren<br />

Ursprung in der Küche einfacher<br />

Leuten hatten. Das erinnerte mich an<br />

Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


meine Heimat, wo das alte<br />

Armeleuteessen, Hering mit<br />

Pellkartoffeln und Remoulade, heute<br />

zur Haute Cuisine zählt – nebst den<br />

dazugehörigen Preisen.<br />

Beide Gerichte sind einfach<br />

herzustellen und die Zutaten gibt es in<br />

jedem besseren Asiamarkt in den<br />

deutschen Grossstädten. Statt eines<br />

Woks und der dazugehörigen Flamme<br />

tut es eine Pfanne und ein üblicher<br />

Herd ganz genauso.<br />

Die Mengenangaben sind in vielen<br />

chinesischen Kochbüchern nur in einer<br />

Einheit, z.B. in Gramm, angegeben.<br />

Wir haben uns dieser Tradition<br />

angeschlossen.<br />

In Zhejiang (und auch in den meisten<br />

anderen Provinzen) geht man mit Salz<br />

und Zucker sehr sparsam um. Der<br />

deutsche Gaumen neigt beim Besuch<br />

in der Provinz schnell zum Nachsalzen.<br />

Unsere Mengenangaben orientieren<br />

sich am chinesischen Geschmack.


SILBERFISCH OMELETT<br />

Dieses Gericht hat einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Nicht so<br />

sehr wegen der Zutaten, sondern wegen des Handlings mit dem<br />

Wok. Wer es sich nicht zutraut, den Wok so zu schwenken, dass ein<br />

überall gleichdickes Omelett entsteht, kann das natürlich auch mit<br />

einer flachen Pfanne machen – dann macht statt der Zentrifugalkraft<br />

die Schwerkraft den Job.<br />

Den echten „Taihu Silverfish“ (Whitebait) gibt es in jedem<br />

besseren Asia-Markt. Gelegentlich wird auch der „New Zealand<br />

Whitebait“ angeboten. Ist zwar nicht mehr das Original, schmeckt<br />

aber trotzdem sehr lecker.<br />

Zutaten<br />

100 gr getrockneter Silberfisch<br />

4 Eier<br />

10 gr Reiswein<br />

10 gr Schnittlauch<br />

5 gr Ingwer<br />

3 gr Salz<br />

20 gr Öl<br />

Zubereitung<br />

1. Den getrockneten Silberfisch in Wasser ca. 5 Minuten ein<br />

weichen.<br />

2. Schnittlauch kleinschneiden und Ingwer in kleine Würfel<br />

schneiden.<br />

3. Eier in eine Schüssel schlagen, den klein geschnittenen<br />

Schnittlauch und Ingwer, Salz, Reiswein und abgetropften<br />

Fisch dazugeben und das Ganze umrühren. Die Masse<br />

anschließend 5 Minuten abgedeckt stehen lassen.<br />

4. Öl in den Wok geben und warten, bis es heiß genug ist.<br />

5. Die Eier-Fisch-Masse mit den Gewürzen in den Wok geben.<br />

Dabei den Wok so bewegen und drehen, dass sich die die<br />

Masse gleichmäßig verteilt.<br />

6. Wenn das Omelett von unten angebraten ist, wenden, bis es<br />

von beiden Seiten durchgebraten ist.<br />

7. Anrichten. Dabei das Omelett mit etwas rotem Paprika und<br />

ein paar Koriander-Blättern verzieren.<br />

KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


SOJABOHNEN MIT GEBRATENEM<br />

FLACHEN BAMBUS<br />

Dieses Gericht gibt es nicht nur in der Taihu-Gegend, sondern<br />

vermutlich in ganz China. Es ist sehr einfach nachzukochen und<br />

geht enorm schnell.<br />

Zutaten<br />

500 Gramm Sojabohnen<br />

3 Stück flache Bambussprossen<br />

20 gr Schweinefleisch<br />

5 gr Reiswein<br />

3 gr Zucker<br />

3 gr Salz<br />

1 rote Chilischote<br />

Zubereitung<br />

1. Flache Bambussprossen schälen (diese flachen Bambussprossen<br />

gibt es nur im Sommer. Sie wachsen an der Wurzel des<br />

normalen Bambus)<br />

2. die Sojabohnen schälen (soweit nicht schon geschält gekauft)<br />

3. Schweinefleisch in kleine, schmale Streifen schneiden.<br />

4. Öl in den Wok gießen und gleich das klein geschnittene Fleisch<br />

zugeben - ca. 15 Sekunden braten.<br />

5. Die flachen Sprossen, Sojabohnen und Chili in den Wok geben<br />

und braten lassen.<br />

6. Während des Bratens Reiswein, Salz und Zucker zugeben.<br />

9. 2 Löffel Wasser in den Wok geben und den Deckel draufmachen.<br />

Ein paar Minuten schmoren lassen.<br />

10. Wenn das Wasser fast weg ist, ist das Gericht fertig.<br />

KATHAI MAGAZIN


DER VDE UND DIE<br />

AUSBILDUNG IN CHINA<br />

Ein wichtiges Thema<br />

ist der Fachkräftemangel<br />

in<br />

China. Dabei geht es<br />

nicht um das Buzzword Fachkräftemangel,<br />

welches in<br />

Deutschland gerne bemüht<br />

wird, wenn man eigentlich<br />

niedrigere Löhne meint. Sondern<br />

es liegt die Betonung auf<br />

Fachkraft. China hat bekanntlich<br />

kein duales Ausbildungssystem.<br />

Aber selbst<br />

wenn es dies gäbe, ist die Situation<br />

immer noch kompliziert<br />

genug. Viele Eltern in<br />

China können es sich nur<br />

schwer vorstellen, dass ihr<br />

Zögling eine Berufsausbil-<br />

dung, statt eines Studiums<br />

machen soll. Der Status einer<br />

solchen Lehr-Biographie ist<br />

denkbar schlecht. Umgekehrt<br />

möchten die frischen Bachelors<br />

und Master keine<br />

Funktionen übernehmen, die<br />

mit einem Facharbeiter<br />

besetzt werden könnten. Ein<br />

Dilemma.<br />

Die Firmen müssen also entsprechend<br />

beigehen und ihre<br />

Fachkräfte in möglichst<br />

kurzer Zeit selber ausbilden.<br />

Die Bindung zum<br />

Unternehmen wird in aller<br />

Regel über ein entsprechendes<br />

Gehalt realisiert.<br />

Sollte sich die Balance verschieben,<br />

ist die nun ausgebildete<br />

- oder besser<br />

angelernte – Fachkraft wieder<br />

weg. Fundierte und universelle<br />

Lehrpläne, die in<br />

Berufsschulen vermittelt werden<br />

flankiert von praktischer<br />

Ausbildung in Firmen, könnte<br />

diesen Knoten auflösen.<br />

Deutschland setzt dieses<br />

Konzept seit vielen Jahrzehnten<br />

erfolgreich um. Was<br />

spricht also dagegen, dies<br />

nach China zu exportieren<br />

bzw. in die bestehenden Systeme<br />

zu integrieren? In der<br />

ChangXing-Entwicklungszone<br />

gibt es bereits chinesische<br />

26 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Berufsschulen, die das duale<br />

System adaptieren. (<strong>Kathai</strong><br />

wird berichten) Eigentlich<br />

musste eine solche Vorstellung<br />

die potenten Bildungsträger<br />

in Deutschland<br />

elektrisieren?<br />

Institutionen, die mit dieser<br />

Tradition entstanden und<br />

gewachsen sind, sind die<br />

deutschen Industrieverbände,<br />

wie der VDE oder VDMA.<br />

Burkhard Holder, ist<br />

Geschaeftsfuehrer VDE<br />

Renewables und stand uns für<br />

ein Interview zur Verfügung.<br />

Lili Dai/ <strong>Kathai</strong>: Wie ist das<br />

Geschäft mit den Erneuerbaren?<br />

Burkhard Holder: Das<br />

Geschäft mit den Erneuerbaren<br />

muss man differenziert<br />

sehen. Hier in Asien ist es<br />

hervorragend. Aber wir haben<br />

ein bestimmtes Thema schon<br />

öfter mit verschiedenen<br />

Stakeholdern besprochen, wir<br />

müssen dauerhaft auf die<br />

Qualität achten. Sie wissen,<br />

dass wir weltweit eine<br />

Reduktion der Förderungen<br />

haben. Es gibt immer neue<br />

Förderbedingungen von der<br />

politischen Seite und die Förderungen<br />

selbst verschieben<br />

sich immer mehr in den privaten<br />

Investment-Sektor von<br />

Banken, Versicherungen und<br />

der privaten Fonds. Daher<br />

müssen wir darauf achten,<br />

dass die Qualität stimmt und<br />

dass die Banken ihre Risk-Mitigation<br />

in einer professionellen<br />

Weise durchführen<br />

können.<br />

<strong>Kathai</strong>: Wir haben auf der<br />

Messe von mehreren Firmen<br />

das Problem des Fachkräftemangels<br />

gehoert. Es<br />

gibt verschiedene Initiativen,<br />

das deutsche duale Ausbildungssystem<br />

in China zu<br />

implementieren. Hat der VDE<br />

da schon Ideen?<br />

Holder: Sie sprechen einen<br />

heiklen Bereich an. Das ist die<br />

globale Kompetenz im Bereich<br />

erneuerbare Energien. Wir als<br />

VDE haben in einigen<br />

Bereichen, vor allem bei den<br />

neuen Themen wie<br />

Energiespeicher, Grid-Codes<br />

usw. die Kompetenz,<br />

Energieversorger bei der Integration<br />

von erneuerbaren<br />

Energien zu beraten und dann<br />

die Verbindung zu Powerstations<br />

zu organisieren. In<br />

diesem Bereich fehlen weltweit<br />

Fachkräfte.<br />

Burkhard Holder<br />

Um auf die Frage zurückzukommen:<br />

Ja, der VDE hat in<br />

Kuerze Gespräche auf höchster<br />

Ebene hier, um dieses<br />

duale Ausbildungssystem zu<br />

forcieren und vor allen Dingen<br />

in den Bereichen, wo wir in<br />

einer Vorschau von 3, 5, 7, 10<br />

Jahren sehen, dass wir hier<br />

extreme Engpässe haben werden,<br />

wie z.B. bei den<br />

Speichern. Wichtig ist, dass<br />

wir jetzt gemeinsam was tun.<br />

Also in diesen Bereichen die<br />

Ausbildung vorantreiben. Ein<br />

anderes Problem, was der<br />

KATHAI MAGAZIN 27


VDE sieht und wo wir aktiv<br />

Maßnahmen ergreifen: Wir<br />

haben viele junge Leute an<br />

den Universitäten, die zur Zeit<br />

nach ihrer beruflichen<br />

Zukunft schauen. Diese Studenten<br />

sind zwar von der<br />

fachlichen Ausbildung fertig,<br />

aber sie sind nicht bereit für<br />

den Markt. Nicht bereit für<br />

die Industrie, für Gespräche<br />

mit Banken und Versicherungen,<br />

die wir ja brauchen,<br />

wie eben schon ausgeführt.<br />

Wir werden dazu Maßnahmen<br />

einleiten, neue Formate und<br />

Konzepte für Trainee-Programme,<br />

die global sind, zu<br />

entwerfen. Das gilt besonders<br />

für die global orientierten EE.<br />

Daher werden wir uns um<br />

dieses ganze Thema Ausbildung<br />

und Berufsorientierung<br />

intensiv kümmern.<br />

<strong>Kathai</strong>: Das duale Ausbildungssystem<br />

funktioniert ja in<br />

Zusammenarbeit mit den<br />

Unternehmen. Wollen Sie jetzt<br />

ihre Mitglieder hier in China<br />

überzeugen, an solchen Initiativen<br />

teilzunehmen, oder<br />

haben Sie schon chinesische<br />

Unternehmen im Fokus? Wie<br />

ist ihre Strategie?<br />

Holder: Natürlich kümmern<br />

wir uns um unsere Mitglieder,<br />

das tun wir seit 125<br />

Jahren in guter Art und<br />

Weise. Aber hier geht es<br />

nicht nur um VDE-Mitglieder,<br />

sondern hier geht es um<br />

grundsätzliche Anpassungen<br />

und Änderungen, wie z.B. der<br />

Einführung eines dualen Systems<br />

und der Maßnahmen,<br />

die ich eben genannt habe.<br />

Der VDE versucht hier als<br />

Treiber der Energiewende,<br />

ganz gezielt im Bereich der<br />

Ausbildung, beim Kompetenzaufbau<br />

junger Leute<br />

mitzuhelfen. Und da interessiert<br />

es am Anfang nicht, ob<br />

Sie VDE-Mitglied sind.<br />

Natürlich freuen wir uns<br />

über jedes neue junge<br />

Mitglied, das an der<br />

Energiewende<br />

aktiv<br />

mitwirken will. Es geht<br />

darum, dass wir das überhaupt<br />

schaffen. Jeder ist<br />

willkommen mitzumachen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Gibt es schon Finanzierungskonzepte<br />

oder warten<br />

Sie erst die Gespräche mit der<br />

chinesischen Regierung ab?<br />

Holder: Wir haben mehrere<br />

Gespräche - übrigens nicht<br />

nur mit der chinesischen<br />

Regierung, sondern auch von<br />

anderen Ländern, die jetzt<br />

stark auf Erneuerbare setzen,<br />

z.B. aktuell Afrika. Hier in<br />

China werden wir in Kuerze in<br />

Zusammenarbeit mit der der<br />

deutschen Regierung in den<br />

Gesprächen erläutern, wie wir<br />

unsere Erfahrungen im dualen<br />

Ausbildungskonzept gut in<br />

das chinesische System integrieren<br />

könnten.<br />

<strong>Kathai</strong>: Es gibt die initiative<br />

One-Belt One-Road von<br />

chinesischer Seite. Was viele<br />

deutsche Unternehmen, die in<br />

China produzieren, noch gar<br />

nicht vollständig realisiert<br />

haben, dass mit dieser Initiative<br />

ihnen ein Portal in z.Z. 64<br />

weitere Länder aufgestoßen<br />

wird. Ist das im Sinne des<br />

VDE und wenn ja, denken Sie,<br />

28 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


dass der VDE daran partizipieren<br />

kann.<br />

Holder: Zum letzten Teil der<br />

Frage zuerst, ja, der VDE partizipiert<br />

heute schon davon,<br />

dass gerade in diesen Ländern<br />

des OneBelt - oder<br />

anderer Initiativen - also<br />

überall da, wo man sich wirklich<br />

festlegt auf eine<br />

ausreichende und gute QS<br />

von EE-Systemen, ueberall<br />

da, wo auf der Energieversorgerseite<br />

umstrukturiert<br />

wird, überall da, ist das<br />

Wissen vom VDE gefragt und<br />

dort sind wir auch gut im<br />

Geschäft. Wir haben ja gerade<br />

parallel den großen Financial<br />

Summit in Shanghai, mit sehr<br />

vielen Vertretern aus Regierungen,<br />

Finanzen, Versicherungen<br />

und der Industrie<br />

natürlich. Dort tauschen wir<br />

uns aus und lernen von den<br />

anderen Märkten und versuchen<br />

mit diesen Erfahrungen<br />

kontinuierlich die<br />

Qualitätskriterien und Bankability-Kriterien<br />

zu Verbessen.<br />

Bankability ist ja nicht nur ein<br />

Begriff oder eine Definition,<br />

sondern eher eine lebende<br />

Initiative, die man immer weiter<br />

verbessern muss, weil sich<br />

die Technologien ändern, weil<br />

sich die Rahmenbedingungen<br />

ändern, z.B. bei Finanzierungen<br />

(wie z.B. die Crowdfinanzierungen<br />

in China) usw.<br />

Darauf muss man<br />

maßgeschneiderte Qualitätslösungen<br />

anbieten. Man<br />

kann das nicht alles mit vorhandenen<br />

internationalen<br />

Standards unter IEC oder UL<br />

abfangen. Man muss das<br />

anpassen. Ich habe gerade<br />

ein Panel mit führenden Vertretern<br />

der Banken und unserem<br />

Partner dem Fraunhofer<br />

moderiert. Wir besprachen,<br />

dass dies ein ganz wichtiges<br />

Kriterium ist, um unserem<br />

langfristigen Ziel - Terawatts<br />

PV in den weltweiten Märkten<br />

zu haben - mit OneBelt und<br />

anderen Initiativen, erreichen<br />

zu können.<br />

<strong>Kathai</strong>: Ganz aktuell ist auf<br />

der Messe eine neue<br />

Chinesisch-Afrikanische-PV-<br />

Inititative gegründet worden.<br />

Wie bewertet der VDE solche<br />

Initiativen?<br />

Holder: Ich komme gerade<br />

aus Südafrika und wir hatten<br />

dort ein sehr erfolgreiches<br />

Utility-Forum welches von<br />

unserem Partner der Utility-<br />

Global-Initiative organisiert<br />

wurde. Der VDE hat das CEO-<br />

Forum der anwesenden afrikanischen<br />

Utilities moderiert.<br />

Und wir haben genau die<br />

Punkte, die für die<br />

Energieversorger Afrikas<br />

wichtig sind, besprochen. Also<br />

Qualität, saubere Einbindung<br />

der Netze, Netze allgemein ...<br />

Also alles, was wichtig ist, um<br />

einen Wandel weg von Kohle<br />

und Atomkraft, hin zu EE zu<br />

schaffen. Und auch das<br />

Thema, des vorhandenen<br />

Fachkräftemangels, den auch<br />

Afrika hat, wurde intensiv<br />

KATHAI MAGAZIN 29


esprochen. Es gibt sehr viel<br />

Unsicherheit bei den<br />

Energieversorgern bezüglich<br />

Fachkräfte. Da müssen wir<br />

noch jede Menge Arbeit leisten.<br />

Gerade mit einem guten<br />

Dialog, wie sie der VDE organisiert,<br />

wo wir die Banken und<br />

Versicherungen mit einbinden,<br />

weil ein Energieversorger<br />

alleine oder eine afrikanische<br />

Regierung einzeln,<br />

das nicht stemmen kann. Das<br />

geht nur zusammen. Wichtig<br />

ist, wo wir jetzt in Afrika<br />

einen Neuanfang mit viel<br />

Potential sehen, dass man<br />

darauf achtet, dass die Korruption<br />

begrenzt wird damit<br />

der Markt sauber<br />

funktionieren kann und Fehler,<br />

die wir auf anderen Märkten<br />

schon gemacht haben,<br />

dort nicht wiederholt werden.<br />

<strong>Kathai</strong>: Es könnte ja durchaus<br />

die kuriose Situation<br />

entstehen, dass Deutschland<br />

das duale Ausbildungssystem<br />

erfolgreich in China implementiert<br />

- was bislang ja nirgendwo<br />

sonst auf der Welt<br />

funktioniert hat - und die Chinesen<br />

dieses Tool der Ausbildung<br />

auch in Afrika erfolgreich<br />

integrieren werden.<br />

Afrika und China kann man<br />

heute schon kaum noch<br />

getrennt betrachten. Können<br />

Sie sich sowas vorstellen?<br />

Holder: Natürlich! Sowas<br />

kann passieren. Wir versuchen,<br />

weiterhin im Driverseat<br />

zu sitzen, nämlich weil<br />

wir unsere Erfahrungen<br />

gemacht haben. Ich denke,<br />

Deutschland hat eine sehr<br />

hohe Qualität bei diesem Ausbildungssystem<br />

erlangt - aber<br />

das ist ja nicht über Nacht<br />

gekommen. Man kommt da<br />

nur durch ständige Verbesserungen<br />

hin. Aber es kann<br />

natürlich niemand verhindern,<br />

dass dieses deutsche Erfolgsmodell<br />

nach Afrika kopiert<br />

wird. Wir würden gerne dabei<br />

sein, nicht nur, weil wir ein<br />

zusätzliches Geschäft machen<br />

wollen, sondern weil wir<br />

letztlich auch einen nachhaltigen<br />

und vernünftigfunktionierenden<br />

Beitrag zur<br />

Energiewende leisten wollen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Vielen Dank für das<br />

Gespräch!<br />

Lili Dai<br />

30 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


KATHAI MAGAZIN 31


WILL MAN DAS?<br />

CHINESISCHE INVESTITIONEN IN<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Chinesische<br />

Unternehmen<br />

investieren schon<br />

seit geraumer Zeit<br />

weltweit in Unternehmen. Oft<br />

wird dahinter ein grosser<br />

Masterplan vermutet, dabei<br />

sind die Gründe z.T. viel profaner.<br />

Auch chinesische<br />

Unternehmen sind bemüht<br />

vorhandene liquide Mittel zu<br />

investieren. Ob dies nun<br />

Staatsanleihen sind oder, im<br />

privaten KMU-Sektor eher<br />

verbreitet, die Firmenbeteiligung<br />

bzw. Übernahmen.<br />

Meist war dieses Engagement<br />

nicht nur willkommen, sondern<br />

dringend nötig zum<br />

Ueberleben der bedachten<br />

Unternehmen. Mittlerweile<br />

hat sich herumgesprochen,<br />

dass chinesisches Investment<br />

deutlich zuverlässiger ist, als<br />

beispielsweise<br />

die<br />

Finanzspritzen institutionalisierter<br />

Anlegerorganisationen.<br />

Neben dem klassischen<br />

Investment, das auf Rendite<br />

abzielt, geht es ebenso um die<br />

Schaffung neuer Absatzmärkte.<br />

Es ist keineswegs so, dass<br />

das vielzitierte Know-How nur<br />

in eine Richtung abfliessen<br />

würde. China ist einer der<br />

größten Patentanmelder weltweit.<br />

Huawei zeigt aktuell,<br />

wie hochtechnologisches<br />

chinesisches Know-How in<br />

deutsche Unternehmen diffundiert.<br />

Betrachtet man den<br />

gesamten F&E-Sektor in<br />

China und die dortigen private<br />

und staatlichen Investitionen,<br />

wird schnell klar, dass<br />

dies erst der Anfang ist.<br />

Woran es auf chinesischer<br />

Seite tatsächlich oftmals<br />

hapert, das ist das nötige Vertriebs-Know-How<br />

in fremden<br />

Märkten. Und dies gilt<br />

besonders dann, wenn dieser<br />

Markt, wie z.B. die EU, aus<br />

einem Flickenteppich unterschiedlichster<br />

Sprachen, Sitten,<br />

Kulturen und Regeln<br />

besteht. Niemand tritt gerne<br />

in Fettnäpfchen bzw. riskiert<br />

Investitionen auf diese Weise.<br />

Umgekehrt bekommen diese<br />

KMU mit einem chinesischen<br />

Investment einen exklusiveren<br />

Zugang zu dem attraktiven<br />

asiatischen Markt.<br />

Bislang konzentrierte sich das<br />

chinesische Investment auf<br />

Baden-Württemberg, Bayern<br />

und Hessen. Langsam spricht<br />

sich in China herum, dass<br />

auch andere Mütter schöne<br />

Töchter haben – Mecklenburg-Vorpommern<br />

zum<br />

Beispiel. Ganz aktuell wurde<br />

eine Kooperation mit einer<br />

MedTech-Firma in Lage<br />

gestartet und es gibt auch<br />

einige Übernahmen bzw.<br />

Beteiligungen im Bereich<br />

Marinetechnik, Tourismus<br />

und erneuerbare Energien.<br />

Mecklenburg hat durchaus<br />

Potential, im Bereich der<br />

neuen Industrie, also die, die<br />

sehr eng mit der IT vermascht<br />

ist – gemeinhin mit Industrie<br />

4.0 verschlagwortet - ausländisches<br />

Kapital anzuziehen.<br />

Das größte Problem,<br />

wenn nicht gar das Einzige,<br />

welches das dünnbesiedelte<br />

Land für diese Industrie hat,<br />

ist die unterdurchschnittliche<br />

IT- und Kommunikations-<br />

Infrastruktur.<br />

Wir haben im Rahmen<br />

unserer Reportagereise durch<br />

die neuen Bundesländer Uwe<br />

Flachsmeyer,<br />

Fraktionsvorsitzender<br />

Buendnis<br />

90/ Grüne der Rostocker<br />

Bürgerschaft, zum Komplex<br />

chinesische Investitionen in<br />

32 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


einem Kurzinterview befragt.<br />

Uwe Flachsmeyer tritt 2019 als Kandidat<br />

fuer das Oberbuergermeisteramt<br />

in Rostock an<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media: Wie<br />

stehen die Grünen grundsätzlich zu<br />

Investitionen in Mecklenburg-<br />

Vorpommern sowohl in klassische<br />

Industrieunternehmen und aber auch<br />

in Infrastrukturunternehmen wie<br />

Wasser- oder Energieversorger.<br />

Uwe Flachsmeyer: Ich fang mit dem<br />

zweiten Teil an, da er am einfachsten<br />

zu beantworten ist. Ich finde Investitionen<br />

ausländischer Firmen in<br />

Bereiche - wie z.B. die Wasserversorgung<br />

- falsch. In Rostock befinden<br />

wir uns gerade auf dem Weg der<br />

Rekommunalisierung. Wir haben die<br />

Wasserversorgung von einem privaten<br />

Dienstleister wieder in die kommunale<br />

Hand überführt. Ich finde<br />

ganz grundsätzlich, dass Dinge wie<br />

Wasser, aber auch Grund& Boden<br />

usw. möglichst wenig in private Hand<br />

gehören und erst recht nicht in die<br />

Hände ausländischer Investoren. Das<br />

sieht man m.E. gerade in Afrika, wo<br />

internationale Konzerne ganze Landstriche<br />

für sich übernommen haben<br />

und dann die Einheimischen nichts<br />

mehr davon haben.<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

33


Ansonsten ist die Globalisierung<br />

natürlich nicht aufzuhalten.<br />

Investoren aus allen<br />

Branchen werden in Europa in<br />

Deutschland und auch in Rostock<br />

Unternehmen finden, an<br />

denen Sie sich beteiligen und<br />

in die sie investieren. Das<br />

halte ich für etwas Positives.<br />

Es ist ein bilateraler und auch<br />

kultureller Austausch, der da<br />

stattfindet. Im Detail muss<br />

man natürlich schauen, wo<br />

sind kritische Dinge, die man<br />

beachten muss. Ein weiterer<br />

Punkt: Für uns Grüne ist es<br />

wichtig, dass wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit auch an<br />

demokratische Strukturen in<br />

den entsprechenden Ländern<br />

gekoppelt sind oder diskutiert<br />

werden dürfen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Wo würden Sie sich<br />

denn Investitionen in MV bzw.<br />

in der Hansestadt Rostock<br />

wünschen?<br />

Flachsmeyer: Natürlich in<br />

allen innovativen Bereichen.<br />

Elektromobilität ist gerade so<br />

ein Thema. Aber da wünsche<br />

ich mir vor allem Investitionen<br />

heimischer<br />

Unternehmen. Man hat z.Z.<br />

eher das Gefühl, dass in<br />

diesem Bereich ausländische<br />

Unternehmen viel schneller<br />

vorankommen. Dann die Digitalisierung<br />

und Modernisierung<br />

der Gesellschaft.<br />

Da sind insgesamt<br />

Investitionen nötig,<br />

sowohl von inländischen,<br />

als auch von<br />

ausländischen<br />

Unternehmen<br />

und selbstverständlich<br />

auch<br />

von staatlicher<br />

Seite.<br />

<strong>Kathai</strong>: Ich bin<br />

die letzten Tage<br />

für eine Reportage<br />

durch<br />

Neufuenfland gefahren und<br />

besonders in Mecklenburg ist<br />

mir die katastrophale<br />

Netzabdeckung aufgefallen.<br />

Ich hab auf meinem Mobile<br />

Symbole gesehen, die ich<br />

längst vergessen hatte, 2G<br />

z.B. Noch schlimmer, manchmal<br />

habe ich überhaupt kein<br />

34 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Netz gehabt. Auf der anderen<br />

Seite sehe ich ein grosses<br />

Potential für Internetunternehmen<br />

in Mecklenburg-<br />

Vorpommern, wenn denn ein<br />

ordentlicher und flächendeckender<br />

Breitbandausbau da<br />

wäre. Es gibt ja diverse skandinavische<br />

Vorbilder. Alle<br />

Parteien haben das in ihre<br />

Agenda geschrieben, aber wie<br />

wollen die Grünen das<br />

machen?<br />

Flachsmeyer: Das die Parteien<br />

das in ihrer Agenda stehen<br />

haben, ist ja schon der erste<br />

Schritt. Wobei man auch<br />

fragen muss, wer ist denn die<br />

letzten 12 Jahre an der<br />

Regierung gewesen?<br />

Die Grünen haben bei<br />

diesem Thema sogar<br />

eine Überschneidung<br />

mit<br />

anderen<br />

Parteien. Wir sagen,<br />

wir wollen bis 2021<br />

75% aller<br />

Haushalte an<br />

Glasfasernetze<br />

angeschlossen<br />

haben. Und das<br />

kann man z.B.<br />

mit dem Verkauf<br />

der Telekom-Aktien<br />

erreichen,<br />

die<br />

sich noch in Bundesbesitz<br />

befinden. Das würde aktuell<br />

ca. 10 Mrd. Euro bringen. Das<br />

sieht übrigens die FDP<br />

ebenso, die will auch noch die<br />

Post-Aktien zur Disposition<br />

stellt. Mit diesem zusätzlichen<br />

Geld im Staatshaushalt<br />

könnte man in die Digitalisierung<br />

deutlich voranbringen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Man hat es in DE mit<br />

einer klassischen Monopolsituation<br />

zu tun. Und ich sehe im<br />

Augenblick nicht die Chance,<br />

dass dieser Bereich wieder in<br />

staatliche Hand kommen<br />

könnte - was es vielleicht<br />

sollte. Wie wäre in diesem<br />

Bereich chinesisches Investment<br />

zu bewerten?<br />

Flachsmeyer: Das ist schwierig<br />

zu sagen. Es ist richtig,<br />

dass wir im Moment einen<br />

Monopolisten haben. Dass die<br />

Telekom sich die Filet-Stücke<br />

heraussucht wo sie gerne<br />

KATHAI MAGAZIN 35


investiert und sich aus dem weiten<br />

Land jedoch zurückzieht und dort<br />

nach kommunalen Zuschüssen ruft,<br />

weil es sich nach ihrer Ansicht nicht<br />

lohne. Klar, wenn man den Markt<br />

öffnet, soll er auch ausländischen<br />

Investoren zur Verfügung stehen.<br />

Genaugenommen gibt es dies in manchen<br />

Gemeinden schon - wenn auch<br />

nicht mit ausländischen<br />

Unternehmen. Hier und da sieht man<br />

Werbeschilder, auf denen sinngemäß<br />

zu lesen ist, „wenn sich X% eurer Einwohner<br />

hier anschließen, dann legen<br />

wir bei euch die entspr. Leitungen“.<br />

Etwas mehr Konkurrenz wäre sicher<br />

für beide Seiten positiv.<br />

<strong>Kathai</strong>: Haben Sie und wenn ja wie,<br />

sind die konkreten Vorstellungen, wie<br />

man aus dem protektionistischen Krater,<br />

der durch die Lex Solarworld in<br />

Deutschland gerissen wurde, wieder<br />

herauskommt?<br />

Flachsmeyer: Das ist schwierig. Man<br />

muss es ehrlicherweise auch zur<br />

Kenntnis nehmen, dass Deutschland<br />

Vorreiter gewesen ist, was Erneuerbare<br />

anbelangt hat - also sowohl<br />

Solar- als auch Windkraft. Dann<br />

haben wir allerdings gegen China<br />

großflächig verloren. Wenn man<br />

dieses Szenario weiterlaufen lässt,<br />

dann kann man sich auch fragen, wie<br />

das in einigen Jahren im Automobilbereich<br />

aussieht. Wenn Deutschland<br />

nicht wirklich innovativ vorangeht,<br />

dann werden die ausländischen<br />

Unternehmen unsere Automobilindustrie<br />

obsolet machen. Dann haben wir<br />

es verschlafen.<br />

Für mich als Rostocker Kommunalpolitiker<br />

wäre es etwas anmaßend zu<br />

behaupten, „ich habe die Ideallösung.“<br />

Habe ich natürlich nicht.<br />

Klar ist allerdings, dass wirtschaftliche<br />

Kooperation stattfinden wird und<br />

das Protektionismus am Ende nicht<br />

funktioniert. Insofern wird man bei<br />

Kooperationen mit ausländischen<br />

Unternehmen und Investoren<br />

schauen müssen, wie man es für<br />

beide Seiten erträglich macht. Und<br />

wir müssen auch für uns mal festlegen,<br />

welches sind unsere Zukunftsindustrien<br />

und wo können wir uns<br />

weiter positionieren im Vergleich zu<br />

anderen Regionen, die bei anderen<br />

Industrien Vorteile haben, die wir<br />

eben nicht bieten können.<br />

<strong>Kathai</strong>: Ich persönlich sehe auch ein<br />

Problem im Informationsaustausch<br />

zwischen China und DE bzw. MV.<br />

Manchmal lese ich was in der Ostseezeitung<br />

oder anderen deutschen<br />

Medien über China und dann frage<br />

ich mich, ob ich eigentlich in einem<br />

Paralleluniversum lebe. Dabei wären<br />

objektive Informationen doch der<br />

erste Schritt für eine vernünftige<br />

wirtschaftliche, kulturelle usw. Kooperation.<br />

Sehen Sie auch dieses Problem?<br />

Flachsmeyer: Ja, das seh ich auch so.<br />

36 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Für uns ist China sehr weit weg und<br />

dann gibt es so Investoren wie Herrn<br />

Pang am Flughafen Parchim der uns<br />

hier stark verunsicherte. Also eher<br />

kein leuchtendes Beispiel für die<br />

anderen Investoren aus China, die<br />

wir für ihre Erfolgsgeschichten<br />

willkommen heißen mögen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Eine der wichtigsten Industrien<br />

in MV ist der Tourismus und da<br />

gab es ja schon ein paar chinesische<br />

Investitionen. Aber Tourismus ist<br />

auch ein empfindliches Pflänzchen,<br />

was Ausländerfeindlichkeit angeht.<br />

Wie schätzen Sie die Gefahr ein, dass<br />

durch solch ein Klima Investitionen<br />

im Land ausbleiben könnten? Wie ist<br />

die Situation in MV?<br />

Flachsmeyer: Ja, man darf die Augen<br />

nicht verschließen. Ich hatte z.B. im<br />

Wahlkampf öfter an Ständen in der<br />

Innenstadt Besuche von Touristen<br />

anderer Nationen. Und die haben<br />

auch geäußert, dass sie tatsächlich<br />

mehrfach überlegt haben, ob sie nach<br />

Rostock oder in die Region kommen<br />

oder eben nicht. Wir haben dieses<br />

Problem nicht nur hier, sondern in<br />

ganz Deutschland. Wir können dem<br />

entgegenwirken, indem alle ‚normalen‘<br />

Menschen zeigen, dass es<br />

dafuer keinen Grund gibt - wir unsere<br />

Gäste freundlich behandeln. Wir<br />

würden uns freuen, wenn die<br />

chinesischen Touristen von hier mit<br />

einem guten Gefühl und tollen Erlebnissen<br />

wieder nach Hause fahren.<br />

<strong>Kathai</strong>: In Rostock und Greifswald<br />

studieren sehr viele Chinesen. Aufgrund<br />

der föderalen Verantwortlichkeit<br />

der Bildung in DE erwachsen für<br />

die Studenten in Bezug auf die<br />

Anerkennungen sowohl der Studienvoraussetzungen<br />

als auch<br />

Abschlüsse einige Probleme. Wie wollen<br />

die Grünen diese Problematik<br />

auflösen?<br />

Flachsmeyer: Ganz klar ist, dass wir<br />

das Kooperationsverbot aufheben<br />

wollen. Also dass letztendlich der<br />

Bund viel stärker in die Bildungspolitik<br />

der Länder hineinwirken darf.<br />

Über diesen Weg muss auch erreicht<br />

werden, dass Bildungsabschlüsse in<br />

Bremen genauso viel Wert sind wie in<br />

Bayern oder wo auch immer und das<br />

die auch ungefähr das gleiche Level<br />

haben müssen. Das ist im Übrigen<br />

nicht nur für Ausländer ein Problem,<br />

sondern auch für die Einheimischen<br />

ganz genauso. Meiner Meinung nach<br />

gehört auch eine Vereinheitlichung<br />

oder wenigstens Angleichung des<br />

Abiturs dazu. Das ist noch immer<br />

eine Länderhoheit, wo jeder Fürst für<br />

sich meint, das Patentrezept<br />

gefunden zu haben. Bildung und Digitalisierung<br />

sind schlichtweg die<br />

Zukunftsthemen. Wenn wir unsere<br />

Kinder nicht vernünftig ausbilden<br />

und nicht wirklich viel Geld in die Bildung<br />

stecken, wird uns das auf die<br />

Füße fallen.<br />

Sven Tetzlaff<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

37


Klaus Ernst/ Foto: Katja-Julia Fischer<br />

„EIN AUTO SIND 4 RÄDER MIT<br />

ZWEI SOFAS.“ (LI SHUFU/ GEELY)<br />

INTERVIEW MIT MDB KLAUS ERNST ZU<br />

CHINESISCHEN INVESTITIONEN IN DEUTSCHLAND<br />

Es gibt schon seit längerer<br />

Zeit ein finanziellen<br />

Engagement<br />

chinesischer<br />

Unternehmen in Deutschland.<br />

Das waren nicht immer nur<br />

spektakuläre Übernahmen wie<br />

z.B. im Kuka oder Putzmeister,<br />

sondern sehr oft auch<br />

Beteiligungena an traditionellen<br />

Familienunternehmen wie<br />

deutsche Winzereien oder<br />

auch in IT-Unternehmen wie<br />

z.B. Smaato.<br />

Größere Akquisitionen<br />

chinesischer Unternehmen<br />

werden in Deutschland z.T. mit<br />

erheblicher medialer Aufmerksamkeit<br />

bedacht. Dabei<br />

liegen die chinesischen Investoren<br />

laut PwC derzeit auf<br />

Platz vier der Rangliste. Die<br />

meisten Deals in Deutschland<br />

wurden von US-Unternehmen<br />

abgeschlossen (136/ Nov.<br />

2017). Der US-Anteil sank<br />

jedoch von 25 Prozent auf 18<br />

Prozent. An zweiter Stelle kam<br />

die Schweiz, und erst an dritter<br />

Stelle das erste EU-Land<br />

Frankreich.<br />

Der Automobilkonzern Geely<br />

ist spätestens seit der Volvo-<br />

Übernahme oder der Lotus-<br />

Beteiligung, deutlich bekannter,<br />

als die meisten anderen<br />

chinesischen Unternehmen.<br />

Hinzu kommt, dass Li Shufu<br />

gelegentlich mit Witzelein<br />

deutsche Automobilmanager<br />

auf den Teppich zurückholte:<br />

38 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


„Ein Auto sind 4 Rädern mit<br />

zwei Sofas.“ ( 汽 车 就 是 四 个 轮 子<br />

加 两 个 沙 发 ) Seit Geely sich in<br />

China zur Marktführerschaft<br />

im Bereich selbstfahrende<br />

Autos und Elektromobilität<br />

aufgeschwungen hat, hat er<br />

den Spruch modifiziert: „Ein<br />

Auto ist ein Smartphone mit 4<br />

Rädern.“<br />

Als Geely schliesslich 9.7% an<br />

Daimler-Benz erwarb und<br />

damit größter Einzelaktionär<br />

wurde, war dies für die Partei<br />

Die Linke Anlass, eine kleine<br />

Anfrage (30.05.<strong>2018</strong>) an die<br />

Bundesregierung zu stellen.<br />

Die ausführliche Antwort erfolgte<br />

zum 15.06.<strong>2018</strong> (http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/<br />

19/027/1902771.pdf).<br />

Wir haben uns mit MdB Klaus<br />

Ernst (http://www.mdb-klausernst.de/)<br />

zu diesem<br />

umfangreichen Komplex unterhalten.<br />

Klaus Ernst ist Vorsitzender<br />

des Wirtschaftsausschusses<br />

des Bundestages und<br />

einer der Autoren der Kleinen<br />

Anfrage.<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media:<br />

Wie bewerten Sie<br />

grundsätzlich Investitionen<br />

ausländischer Unternehmen in<br />

Deutschland. In welchen<br />

Bereichen wünschen Sie sich<br />

Investitionen und wo eher<br />

nicht.<br />

Delegation des Wirtschaftsauschuss des Bundestages in Shanghai<br />

Klaus Ernst: Ausländische<br />

Investitionen sind prinzipiell<br />

nicht schlechter als deutsche<br />

Investitionen. Die Amerikaner<br />

etwa investieren schon seit<br />

Jahren in Deutschland und<br />

auch deutlich mehr als die Chinesen.<br />

Die Frage ist nicht so<br />

sehr, woher die Investition<br />

kommt, sondern in was<br />

investiert wird. Es gibt<br />

Bereiche, da wollen wir – als<br />

Die Linke – Investitionen privater<br />

Unternehmen überhaupt<br />

nicht. Das wäre z.B. die Infrastruktur,<br />

kommunale Investitionen<br />

in Wasser, Abwasser,<br />

Energie usw. Dort hätten wir<br />

viel lieber öffentliche Investitionen.<br />

Dies ist unser Grundsatz.<br />

Wenn wir zu den EU-Investitionen<br />

kommen, z.B. aus Italien<br />

oder Frankreich, dann ist<br />

dies im Hinblick auf einen<br />

gemeinsamen Markt kein<br />

Problem, sofern die Investitionen<br />

nicht in die genannten<br />

Bereiche gehen. Aber wir<br />

nehmen wahr, dass insbesondere<br />

über die Handelspolitik,<br />

über internationale Handelsverträge<br />

wie CETA das Tor aufgemacht<br />

wird. Diese<br />

Abkommen öffnen und privilegieren<br />

private Investitionen<br />

in Bereiche, die wir lieber<br />

öffentlich organisiert hätten.<br />

Wenn wir jetzt konkret China<br />

betrachten, dann muss man<br />

die Tatsache berücksichtigen,<br />

dass es in Europa bzw.<br />

Deutschland deutlich weniger<br />

investiert, als die Deutschen<br />

bzw. Europäer in China. Zweitens<br />

sehe ich, dass die Chinesen<br />

eine klare Strategie<br />

haben. Sie wissen, wohin sie<br />

wollen und was sie wollen. Es<br />

kann durchaus sein, dass Teile<br />

der Strategie europäischen<br />

oder deutschen Interessen<br />

widersprechen. Das betrifft<br />

z.B. Bereiche der Computerindustrie<br />

wie KI oder kritische<br />

Infrastruktur. Dort gibt es das<br />

berechtigte Interesse der EU<br />

und Deutschlands zu wissen,<br />

welche Investitionen es in<br />

welchen Bereichen überhaupt<br />

gibt. Notwendig ist eine Analyse,<br />

wie die Unternehmen<br />

miteinander verflochten sind.<br />

Sonst ist es kaum möglich klar<br />

zu entscheiden, diese Investitionen<br />

wollen wir und diese<br />

nicht.<br />

Daher ist es auch richtig, dass<br />

die EU jetzt einen Vorschlag<br />

für eine Verordnung gemacht<br />

hat, die einen Rahmen für die<br />

Überprüfung ausländischer<br />

Direktinvestitionen schafft.<br />

Auch ist es m.E. durchaus<br />

richtig, Investitionen zu unterbinden,<br />

wenn sie den Interessen<br />

der EU widersprechen.<br />

Allerdings sage ich auch, dies<br />

kann nicht nur gegenüber<br />

China gelten, sondern muss<br />

gegenüber allen gelten – auch<br />

KATHAI MAGAZIN 39


Geely Campus, Headquarter in Changxing<br />

gegenüber den USA. Die<br />

europäischen Institutionen<br />

müssen selbst entscheiden,<br />

was will man eigentlich in<br />

Europa an ausländischen<br />

Investitionen haben, in welche<br />

Bereiche will man sie lenken<br />

und in welche Bereiche eben<br />

nicht. Und wenn man sie nicht<br />

will, wird man sie entsprechend<br />

stoppen. Dazu gibt<br />

es schon jetzt rechtliche Möglichkeiten,<br />

die meines<br />

Erachtens jedoch nicht<br />

ausreichen.<br />

Es ist auch richtig, dass hierzulande<br />

die Schwellenwerte<br />

zur Prüfung und möglichen<br />

Unterbindung von Investitionen<br />

gesenkt wurden. Ich<br />

denke nicht, dass konkrete<br />

Investitionen im Parlament<br />

besprochen werden sollten,<br />

sondern dies sollte z.B. durch<br />

eine Ministerentscheidung<br />

möglich sein, wie das ja bei<br />

Fusionen auch heute schon<br />

der Fall ist. Das Entscheidende<br />

ist, dass dies transparent<br />

gestaltet wird und das es ganz<br />

klar ist, nach welchen Kriterien<br />

solche Entscheidungen<br />

gefällt werden.<br />

Voraussetzung dafür ist eine<br />

wirtschaftspolitische Strategie.<br />

Damit kommen wir zu einem<br />

entscheidenden Punkt, China<br />

hat eine solche Strategie und<br />

wir haben keine. Es ist nicht<br />

klar, wo wir eigentlich<br />

investieren wollen – z.B. mit<br />

staatlicher Unterstützung<br />

bestimmte Technologien in<br />

einzelnen Regionen vorantreiben<br />

wollen. Zurzeit betreiben<br />

wir eher Stückwerk und<br />

reagieren teilweise nicht<br />

nachvollziehbar bei ausländischen<br />

Investitionen.<br />

Schwierig ist auch, dass in<br />

Europa eine ideologische<br />

Freihandels- und Privatisierungspolitik<br />

betrieben wird und<br />

gleichzeitig etwa kritisiert<br />

wird, dass die Chinesen den<br />

Hafen in Piräus gekauft haben,<br />

obwohl gerade diese Privatisierungen<br />

Auflage der Troika<br />

waren. Da widersprechen sich<br />

die Ideologen. Meine Haltung<br />

ist, wir brauchen natürlich<br />

internationalen Handel, das ist<br />

vollkommen klar, und auch<br />

internationale Investitionen.<br />

Aber, wir brauchen keinen<br />

Freihandel, wenn dieser nur<br />

westlichen Investoren Zugang<br />

zu allen Märkten der Welt verschafft<br />

und sie sich ihre<br />

eigenen Vorteile sichern, ohne<br />

das jeweils die Region und<br />

deren<br />

Entwicklung<br />

berücksichtigt wird. Das führt<br />

zu massiven Problemen, wie<br />

man z.B. am subventionierten<br />

Lebensmittelexport aus der EU<br />

nach Afrika vor Ort sehen<br />

40 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


kann. Unser Leitgedanke<br />

lautet, dass Handel nur dann<br />

sinnvoll ist, wenn er fair ist –<br />

also Fair-Handel statt Freihandel.<br />

Unter diesem Blickwinkel<br />

sind auch Investitionen zu<br />

bewerten. Sie sollen die eben<br />

nicht nur dem jeweiligen<br />

Konzern dienen, sondern auch<br />

die Entwicklung der Region<br />

fördern.<br />

Was die Freihandelspolitik<br />

generell angeht, ist die Partei<br />

der Grünen, zumindest in<br />

dieser Frage, unser Verbündeter<br />

in der Opposition. Aber<br />

auch Teile der SPD teilen<br />

unsere Auffassungen. Und<br />

selbst einzelne Personen in der<br />

CDU/CSU, beispielsweise<br />

Entwicklungsminister Mueller,<br />

vertreten Positionen, die ich<br />

voll unterstütze.<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung<br />

und Ähnliches kümmern<br />

muss. Daher haben wir uns ja<br />

um den Vorsitz im<br />

Wirtschaftsausschuss bemüht<br />

und letztlich bekommen. Erstens,<br />

chinesische Investitionen<br />

in Deutschland sind nicht per<br />

se schlecht oder gut, sondern<br />

es kommt darauf an, wohin sie<br />

fließen und welche Folgen sie<br />

haben könnten. Zweitens,<br />

chinesische Unternehmen<br />

sichern in Deutschland einen<br />

großen Teil Arbeitsplätze.<br />

Mein Eindruck ist im Übrigen,<br />

dass sie sich bei weitem fairer<br />

verhalten, als z.B. große<br />

Hedge- und Investmentfonds,<br />

die systematisch Firmen<br />

filetieren und dann die Leute<br />

rauswerfen. Drittens, den<br />

Technologietransfer wollen die<br />

Amerikaner genau wie die Chinesen<br />

oder jeder andere Investor.<br />

Bei solchen Investitionen ist es<br />

Tong Zhiyuan, Vice CEO Geelly Group - Changxing<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Wenn ich eine<br />

Firma in Europa erwerben<br />

möchte, dann kaufe ich mit<br />

meinem Geld z.B. auch das<br />

Patentfolio. Wenn dies ein ausländisches<br />

Unternehmen<br />

macht, dann ist dies ganz<br />

genauso. Da kräht in aller<br />

Regel kein Hahn nach. Es wird<br />

aber in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung ganz anders,<br />

wenn Chinesen eine Firma<br />

kaufen wollen. Dann titeln am<br />

nächsten Tag die Zeitungen,<br />

“die Chinesen wollen unser<br />

Know-how.” Natuerlich, denn<br />

sie haben ja dafuer bezahlt.<br />

Sie kaufen die Patente. Aber<br />

warum ist das ausgerechnet<br />

bei den Chinesen ein so<br />

grosses Thema – wird da mit<br />

zweierlei Maß gemessen?<br />

Könnte dies eine Folge der<br />

gefühlten oder realen<br />

ungleichen Behandlung von<br />

Investitionen deutscher<br />

Unternehmen in China versus<br />

chinesische Investitionen in<br />

Deutschland sein?<br />

Klaus Ernst: Es gibt bei der<br />

Partei Die Linke durchaus die<br />

Einsicht in die Notwendigkeit,<br />

dass man sich um die Frage<br />

KATHAI MAGAZIN 41


Vier neue Fabs von Geely in Changxing<br />

wichtig, genau hinzuschauen,<br />

was das Motiv der Chinesen<br />

oder eben generell eines Investors<br />

ist. Ich glaube schon, dass<br />

es im Interesse Europas liegt,<br />

bestimmte Entwicklungen so<br />

voranzutreiben und zu organisieren,<br />

dass nicht jeder Konkurrent<br />

gleich weiß, was man<br />

selbst vorhat und sich die<br />

eigene Zukunft verbaut. Dann<br />

muss man möglicherweise<br />

bestimmte Investitionen unterbinden,<br />

da sonst ein unerwünschter<br />

Technologieabfluss<br />

droht. Deshalb finden wir es<br />

richtig, dass die<br />

EU dieses Investment-Screening<br />

besser und effektiver<br />

organisieren<br />

will und Möglichkeiten<br />

entwickelt,<br />

wie und wann man<br />

ausländische<br />

Investitionen u.U.<br />

untersagt. Nichts<br />

anderes machen<br />

übrigens alle<br />

Industrienationen,<br />

auch die Amerikaner<br />

und auch<br />

China.<br />

Zum anderen<br />

Punkt der Frage,<br />

die Unternehmen<br />

klagen häufig über<br />

Rechtsunsicherheit<br />

in<br />

China. Sie klagen<br />

darüber, dass sie<br />

nicht dieselben<br />

Möglichkeiten<br />

hätten, wie chinesische Investoren<br />

in China. Wenn ich mir<br />

die konkreten Zahlen anschaue,<br />

dann sehe ich, dass es so<br />

schlecht nicht um die deutsche<br />

Wirtschaft in China bestellt<br />

sein kann. Ich war selber<br />

schon dabei, als ein<br />

schwäbisches Unternehmen in<br />

China ein neues Ausbildungszentrum<br />

eröffnet hat. Es<br />

gibt offensichtlich auch<br />

funktionierende chinesischdeutsche<br />

Handelskammern. So<br />

schlecht sind die Bedingungen<br />

nicht. Eine weitere Öffnung<br />

Chinas für europäische Investoren<br />

ist mit Sicherheit zu<br />

erwarten. Auch weil sich<br />

weltpolitisch oder durch<br />

Trump viel verändert hat, bzw.<br />

durcheinandergeraten ist.<br />

Insofern ist es natürlich zu<br />

erwarten, dass die Investitionen<br />

gegenseitig zunehmen<br />

werden. Und wenn es dann<br />

auch unter dem Aspekt, dass<br />

man bestimmte Dinge akzeptiert<br />

und andere ablehnt, aber<br />

generell zu mehr gegenseitiger<br />

wirtschaftlicher<br />

Zusammenarbeit kommt, dann<br />

ist das mit Sicherheit nicht<br />

schlecht.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Entgegen dem<br />

erbitterten Widerstand von<br />

den Grünen und teilweise auch<br />

der Linken, wurde die<br />

Entwicklung der erneuerbaren<br />

Energien durch eine<br />

fadenscheinige Initiative eines<br />

einzelnen, in den USA<br />

schwächelnden Solarunternehmens,<br />

durch die sog.<br />

Lex Solarworld abrupt<br />

beendet. Die EU übernahm ein<br />

Protektionsframework aus den<br />

USA und loeschte so eine<br />

ganze Industrie in Deutschland<br />

nahezu aus. Das Ergebnis war,<br />

dass die Produktion in China<br />

weiter zunahm und mit ihr die<br />

technologische<br />

und<br />

wissenschaftliche Führerschaft<br />

von Deutschland an China<br />

übergeben wurde. Ganz<br />

nebenbei verfehlt, auch auf<br />

42 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Grund dieser Entscheidung,<br />

Deutschland die selbstgestellten<br />

Klimaziele dramatisch. Das<br />

geschah noch unter einer<br />

anderen Administration in den<br />

USA. Unter Trump bekommt<br />

die EU plötzlich ihre eigene<br />

Medizin zu schmecken,<br />

während China sich in der<br />

ungewohnten Situation wiederfindet,<br />

als einer der wenigen<br />

das Fähnlein des freien<br />

Welthandels zu schwenken.<br />

Wie positioniert sich Die Linke<br />

zum Protektionismus der EU,<br />

bzw. was will Die Linke anders<br />

machen?<br />

Klaus Ernst: Schutz von Industrien,<br />

Beschäftigung, Umwelt<br />

oder Verbraucherschutz müssen<br />

immer dann ein Thema<br />

sein, wenn unter anderem<br />

ungleiche Bedingungen<br />

herrschen. Es gibt z.B. im<br />

Bereich der Nichteisenmetalle<br />

in China offensichtlich verschiedene<br />

Maßnahmen, wie<br />

die heimische Industrie<br />

staatlich gefördert und<br />

geschützt wird. Das heißt,<br />

dass der Wettbewerb nicht<br />

mehr fair ist. Und wenn ein<br />

Wettbewerb nicht fair ist, dann<br />

muss man eben eingreifen.<br />

Wenn man das nicht täte, dann<br />

würde, z.B. was den Stahl<br />

angeht, sich der auf dem<br />

Markt durchsetzen, der z.B.<br />

die schlechtesten Umweltbedingungen,<br />

die schlechtesten<br />

Arbeitsbedingungen hat<br />

usw. Umwelt und Sozialdumping<br />

kann aber nicht im Interesse<br />

der EU sein und man<br />

muss dann z.B. über Zölle,<br />

über Einfuhrbeschränkungen<br />

oder über Standards eingreifen.<br />

Das eigentliche Problem in den<br />

USA ist das große Ungleichgewicht<br />

im internationalen Handel.<br />

Die Chinesen und auch<br />

wir Deutschen haben eine<br />

Handelsbilanz gegenüber den<br />

USA, die natürlich den amerikanischen<br />

Präsidenten auf den<br />

Plan bringen muss. Es gibt nun<br />

verschiedene Möglichkeiten<br />

dies zu ändern. Eine Möglichkeit<br />

wäre - und dies ist, glaube<br />

ich, die richtige –, dass man<br />

versucht ausgeglichene Handelsbilanzen<br />

dadurch zu<br />

erreichen, dass man<br />

tatsächlich die Importe<br />

fördert. Und dies geht nur,<br />

indem man die Kaufkraft und<br />

die Investitionstätigkeit im<br />

eigenen Land steigert. Diese<br />

ist bei uns absolut<br />

unterentwickelt. Insofern ist<br />

das, was in den USA zurzeit<br />

versucht wird, teilweise<br />

verständlich. Nun liegt der<br />

Ball bei uns – und nicht bei<br />

den Amerikanern.<br />

Dafür steht auch linke Politik.<br />

Wir wollen Leiharbeit einschränken<br />

bzw. abschaffen,<br />

befristete Beschäftigungen<br />

eindämmen, einen höheren<br />

Mindestlohn und die Tarifbindung<br />

erhöhen. Mit all diesen<br />

Maßnahmen erzeugen wir im<br />

eigenen Land mehr Nachfrage<br />

und damit auch höhere<br />

Importe. Gleichzeitig wollen<br />

Bargeldfreie Stadt Hangzhou<br />

KATHAI MAGAZIN 43


wir mehr Investitionen -- zur<br />

Erhöhung der Importe, aber<br />

auch vor dem Hintergrund,<br />

dass die Investitionstätigkeit,<br />

auch der privaten Investoren,<br />

bei weitem hinter den Möglichkeiten<br />

zurückliegt und wir<br />

seit Jahren von der Substanz<br />

leben. Am Ende führt die<br />

höhere Nachfrage in<br />

Deutschland zu einem Ausgleich<br />

der internationalen<br />

Ungleichgewichte bei den<br />

Leistungsbilanzen. Übrigens<br />

nicht nur mit China oder den<br />

USA, auch in Europa selbst<br />

sind die Deutschen schon<br />

lange ein Problem für die<br />

anderen europäischen Volkswirtschaften.<br />

Das schreiben<br />

uns alle Mitgliedsländer ständig<br />

ins Stammbuch. Es ist ein<br />

Problem für die anderen, wenn<br />

wir fast 8% Überschüsse<br />

haben und deren Industrien an<br />

die Wand drücken.<br />

Porsche 911 mit Elektroantrieb<br />

Das ist die eine Seite der<br />

Medaille. Die andere Seite ist,<br />

Zölle können durchaus<br />

berechtigt sein, wenn man<br />

Bereiche der eigenen<br />

Wirtschaft fördern will. Ich<br />

geh mal auf das Thema Afrika<br />

ein: Wenn wir dort Handelsverträge<br />

mit der EU haben, die<br />

dazu führen, dass unser<br />

exportiertes Hühnerfleisch das<br />

billigste auf dem dortigen<br />

Markt ist und die dortige<br />

Landwirtschaft ruiniert wird,<br />

die Arbeitslosigkeit steigt und<br />

sich die Menschen auf den<br />

Weg nach Europa machen,<br />

dann sind Schutzzölle in den<br />

Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

durchaus richtig und<br />

berechtigt und Freihandel der<br />

falsche Weg.<br />

Man muss also schauen: Ein<br />

Schutzmechanismus – der oft<br />

vorschnell als Protektionismus<br />

gebrandmarkt wird - ist nicht<br />

immer des Teufels, sondern<br />

man muss sich über die Ziele<br />

verständigen: Was wollen wir<br />

schützen. Das ist durchaus<br />

auch im Interesse derer, die<br />

etwas dorthin verkaufen wollen.<br />

Es geht ja nicht immer nur<br />

um Handel. Dahinter stehen<br />

Menschen, die ihre eigene<br />

wirtschaftliche Entwicklung<br />

für sich beanspruchen und ein<br />

Recht darauf haben,<br />

vernünftig leben zu können.<br />

Wenn das nicht möglich ist,<br />

verlassen sie ihr Land – das<br />

haben die letzten Jahre sicher<br />

klar gemacht.<br />

Um auf Solar- oder auch auf<br />

die Batterietechnik für Elektroautos<br />

zurückzukommen.<br />

Wir haben das alles nicht mehr<br />

in ausreichendem Maß bei uns<br />

in Deutschland – das stimmt.<br />

Aber hinsichtlich Elektromobilität<br />

habe ich den Eindruck,<br />

dass dies weniger an zu hohen<br />

Zöllen liegt, sondern eher<br />

daran, dass die deutsche<br />

Industrie und mit ihr die<br />

Regierungspolitik das Thema<br />

schlicht verpennt hat. Die<br />

haben auf europäische Initiativen<br />

gewartet, möglicherweise<br />

auch auf sowas wie<br />

einen Masterplan, wo es<br />

hingehen soll. Die Chinesen<br />

haben einen solchen Masterplan<br />

formuliert. Das ist sicher<br />

ein Grund, warum man uns<br />

dort in vielen Feldern mittlerweile<br />

voraus ist. Das ist aber<br />

eine Frage der wirtschaftlichen<br />

Strategie, der Akzeptanz<br />

von Industriepolitik und<br />

Umsetzung bei uns, die hier<br />

wie bereits angesprochen<br />

meiner Meinung nach deutlich<br />

unterentwickelt ist.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Aixtron sollte<br />

2016 von einem chinesischen<br />

Unternehmen übernommen<br />

werden. Dann hat Barak<br />

Obama gegen diese<br />

Übernahme interveniert.<br />

Wirtschaftsminister Gabriel<br />

hat sein bereits gegebenes<br />

OK wieder zurückgezogen<br />

und die Übernahme per<br />

Ministerentscheidung verboten.<br />

Ein anderes Beispiel ist<br />

der aktuelle US-Botschafter,<br />

der die deutsche Autoindustrie<br />

zur Besprechung<br />

wirtschaftspolitischer Themen<br />

eingeladen hat. An der<br />

deutschen Politik vorbei.<br />

Daraus ergibt sich natürlich<br />

die Frage, wie unabhängig<br />

sind die Entscheidungen der<br />

Politik in Deutschland in<br />

solchen Fragen?<br />

Klaus Ernst: Wir sind über-<br />

44 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


haupt nicht unabhängig. Meines Erachtens<br />

sind wir in höchstem Maße abhängig. Sie<br />

sehen das z.B. an dem Vorgehen der Amerikaner<br />

gegen den Iran. Wir kritisieren hier nicht<br />

nur den Ausstieg aus dem Atomabkommen,<br />

sondern insbesondere dass die USA exterritoriale<br />

Sanktionen verhängen gegen alle, die<br />

das anderes sehen und diesen Vertrag aufrechterhalten<br />

wollen. Das ist unerträglich und<br />

es zeigt, dass wir alles andere als unabhängig<br />

sind in den momentanen Wirtschaftsbeziehungen.<br />

Wenn man dann noch betrachtet, dass es<br />

bezüglich Russland und Iran den USA eigentlich<br />

um den Verkauf des eigenen Fracking-<br />

Gases geht, kann die Antwort nur lauten,<br />

dass wir in Europa dringend unabhängiger<br />

und eigenständiger werden müssen.<br />

Unabhängig von den politischen, aber auch<br />

wirtschaftlichen Entscheidungen der Amerikaner.<br />

Das gilt in etwas anderer Beziehung<br />

natürlich auch für die Russen und Chinesen.<br />

Wir müssen als Europa eine eigenständige<br />

Wirtschaftspolitik betreiben, brauchen mehr<br />

Kooperation in Europa und einen Plan, wo es<br />

hingehen soll. Gleichzeitig müssen wir nach<br />

Partnern suchen, die sich an Verträge halten.<br />

Das, was der US-Botschafter mit den Automobilherstellern<br />

abgezogen hat geht überhaupt<br />

nicht und ist deutlich zurückzuweisen. Das<br />

sehen übrigens auch viele Kollegen in der<br />

CDU/CSU ähnlich. Die sprechen mittlerweile<br />

in der eigenen Koalition von den “transatlantischen<br />

Illusionisten”. Die bisherige Ausrichtung<br />

Europas ist zu überdenken.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Nochmal zurück zum Aufhänger<br />

für dieses Interview, die kleine<br />

Anfrage bezgl. Geely. Werden Sie an dem<br />

Thema weiter dran bleiben?<br />

Klaus Ernst: Ja natürlich bleiben wir dran.<br />

Wir müssen das sogar. Chinas Investoren<br />

sind zurzeit mit viel Geld bei uns unterwegs<br />

und auch China selbst will sich offensichtlich<br />

weiter öffnen, z.B. hinsichtlich der Direktinvestitionen<br />

aus dem Ausland. Ich werde im<br />

September mit dem Wirtschaftsausschuss<br />

nach China reisen , auch, um diese Fragen zu<br />

diskutieren.<br />

<strong>Kathai</strong> Media; Herr Ernst, ich danke Ihnen<br />

sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben<br />

und mit mir dieses inspirierende Interview<br />

geführt haben.<br />

Sven Tetzlaff/ Lili Dai


«Um China mach ich mir<br />

keine Sorgen. Sorgen hab<br />

ich, wenn ich nach UK<br />

oder in die EU schaue»<br />

Alan Barrell<br />

46 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Am 28./29. Juni fand in<br />

Shanghai die China<br />

Development Zone<br />

Innovation And<br />

Development Conference<br />

(CDI) statt. Die etwas sperrige<br />

Bezeichnung soll bedeuten,<br />

dass die verschiedenen<br />

Entwicklungszonen Chinas<br />

ihre Erfahrungen miteinander<br />

austauschen. Außerdem wird<br />

verschiedenen Start-ups, als<br />

auch gestandenen Firmen die<br />

Gelegenheit gegeben, ihr<br />

Geschäft vorzustellen, um auf<br />

diesem Wege potentielle<br />

Investoren zu interessieren.<br />

Entwicklungszonen gibt es<br />

nicht nur in<br />

China, sondern<br />

in verschiedener<br />

Ausprägung<br />

weltweit. Allerdings<br />

sind in<br />

China zum<br />

einen die<br />

Dimensionen<br />

andere und zum<br />

nderen haben<br />

die chinesischen<br />

Dev-Zones<br />

spezifische<br />

Eigenheiten, die<br />

sie einzigartig<br />

machen. Hört<br />

man das Wort<br />

Entwicklungszone<br />

im<br />

Zusammenhang mit China,<br />

dann kommen einem sofort<br />

Shenzhen, Shanghai und vielleicht<br />

noch Tianjin in den<br />

Sinn. Tatsächlich wurde die<br />

erste<br />

Sonderentwicklungszone<br />

in Xiamen durch<br />

Deng Xiaoping gegründet und<br />

hat maßgeblich zum Aufstieg<br />

der Stadt beigetragen.<br />

Dev-Zones sind nicht<br />

zwingend<br />

staatliche<br />

Unternehmungen, es gibt<br />

ebenfalls einen großen Teil<br />

privater Marktteilnehmer.<br />

Mitunter mieten sich private<br />

Unternehmen auf dem<br />

Gelände der staatlichen Dev-<br />

Zones ein und entwickeln<br />

dieses Gebiet auf ihre Weise<br />

weiter.<br />

Die schiere Anzahl der<br />

Entwicklungszonen - die alle<br />

miteinander im Wettbewerb<br />

stehen – und die unterschiedlichsten<br />

Schwerpunkte, haben<br />

zu einem wahren Schatz an<br />

Erfahrungen geführt, welche<br />

mittlerweile nach Afrika,<br />

Südamerika und selbst nach<br />

Europa exportiert werden. Die<br />

alten Dev-Zones sind kaum<br />

noch vergleichbar mit denen,<br />

die aktuell ausgewiesen bzw.<br />

entwickelt werden. Durch das<br />

Torch-Programm des Ministerium<br />

für Wissenschaft und<br />

Technologie sind z.Z. 146<br />

High-Tech-Zonen entstanden.<br />

Ca. 40 % aller Hightech-<br />

Firmen Chinas arbeiten in diesen<br />

High-Tech Entwicklungszonen.<br />

Wichtiger<br />

Bestandteil des Torch-Programmes<br />

ist der SME-Innovation-Fund<br />

(Innofund), welcher<br />

Hightech-Start-ups mit herausragenden<br />

Innovationen den<br />

Einstieg in den Markt erleichtern<br />

soll. Besonders förderwürdige<br />

Bereiche wurden im<br />

letzten 5-Jahrplan z.T.<br />

präzisiert und sind z.B. Bio-<br />

Tech,<br />

New-Materials,<br />

Umwelttechnik, erneuerbare<br />

Energien, kohlenstoffarme<br />

Technologien usw.<br />

Die Hinwendung zu High-Tech<br />

wie AI, IoT, autonome Fahrzeuge,<br />

Blockchain-Technologie<br />

und vieles mehr, hat dazu<br />

geführt, dass umgekehrt die<br />

Erfahrungen, welche an den<br />

altehrwürdigen Institutionen<br />

wie Cambridge (UK), Harvard<br />

oder dem MIT (beide Massachusetts)<br />

mit Start-ups, Inkubatoren,<br />

Acceleratoren ...<br />

über die Jahre gemacht<br />

wurden, nun dringend in<br />

China gefragt sind. Entsprechend<br />

waren auf der<br />

diesjährigen<br />

CDI einige inspirierende<br />

Vorträge<br />

aus UK<br />

und US zu<br />

hören. Einen<br />

vielbeachteten<br />

Vortrag hielt<br />

Alan Barrell, der<br />

uns anschließend<br />

für ein<br />

Interview zur<br />

Verfügung<br />

stand.<br />

Professor Alan<br />

Barrell<br />

(Jahrgang 1940)<br />

arbeitete in verschiedenen<br />

Firmen im Bereich Health<br />

Care und Medical Research.<br />

Darunter waren multinationale<br />

Konzerne, aber auch kleinere<br />

Technologie-Start-ups.<br />

Er unterrichtet an verschiedenen<br />

Universitäten in UK,<br />

Europa, US und Asien. Alan<br />

hat einen Venture Capital<br />

Fund aufgelegt und verwaltet<br />

diesen. Er ist Business Angel,<br />

Investor und Treuhänder von<br />

Wohltätigkeitsorganisationen.<br />

Seine derzeitige Arbeit konzentriert<br />

sich stark auf die<br />

Entwicklung von Handel und<br />

Beziehungen zwischen<br />

Großbritannien und China,<br />

einschließlich kontinentüber-<br />

KATHAI MAGAZIN 47


ZUST Campus Anji<br />

greifender Investitionen. Vor<br />

kurzem wurde er zum Chairman<br />

eines chinesischen Technologie-Venture-Fonds<br />

in<br />

Höhe von 3 Mrd. RMB (ca.<br />

390 Mio. EUR) ernannt. Alan<br />

fördert die Vision von „Eine<br />

Welt ohne Grenzen“.<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media:<br />

Sie haben in Ihrer Rede<br />

erwähnt, dass chinesische<br />

Firmen aus China herausgehen<br />

müssen. „Go global!“,<br />

war das Stichwort. Sie sagten<br />

weiterhin, wenn nicht, dann<br />

riskieren sie auch in China,<br />

nicht erfolgreich zu sein.<br />

Schaut man sich Firmen wie<br />

Alipay, Taobao, Wechat an,<br />

dann konzentrieren die sich<br />

überwiegend auf China - das<br />

geht bis hin zur Übersetzung<br />

der Apps dieser Firmen.<br />

Alan Barrell: Wenn diese<br />

Firmen auf lange Sicht erfolgreich<br />

sein wollen, dann müssen<br />

sie sich internationalisieren.<br />

Dafuer gibt es ein sehr<br />

gutes Beispiel, über das sogar<br />

ein Buch geschrieben wurde.<br />

Und diese Firma hat sich<br />

„globalisiert“. Ich spreche<br />

über Huawei. Huawei ist die<br />

größte<br />

Telekommunikationsfirma<br />

ihrer Art auf der<br />

Welt. Die sind in 170 Ländern<br />

und machen ein globales Marketing.<br />

Auch bei uns in Cambridge<br />

haben sie eine Niederlassung.<br />

Technik von Huawei<br />

unterstützt das Londoner U-<br />

Bahn-System und die UK-Railway.<br />

Die haben es definitiv<br />

geschafft. Alibaba und die<br />

anderen sind etwas komplizierter.<br />

Ich denke, dies liegt<br />

vor allem daran, dass es sich<br />

im Wesentlichen um Plattform-Firmen<br />

handelt. Huawei<br />

stellt reale Produkte her, die<br />

anderen genannten Firmen<br />

sind, wenn man so will, Social<br />

Media. Und Social-Media-<br />

Firmen in China sind eben<br />

sehr spezifisch Chinesisch.<br />

Die haben sich gut entwickelt,<br />

evtl. besser als vergleichbare<br />

Unternehmen im Westen, aber<br />

so weit ich das bis jetzt sehe,<br />

sind sie nicht vollständig<br />

internationalisiert. Andererseits,<br />

Wechat (Tencent)<br />

scheint sich über den Globus<br />

auszubreiten und auch Alipay/<br />

Alibaba. Letztere haben eine<br />

europäische Division, die gerade<br />

daran sitzt, dieses Problem<br />

zu lösen.<br />

Als ich in einer amerikanischen<br />

Firma gearbeitete<br />

habe, hab ich erfahren, dass<br />

sich die Amerikaner nicht<br />

wirklich gut internationalisiert<br />

haben. Die Chinesen<br />

machen das etwas anders und<br />

versuchen sich eben an die<br />

Sprachen, Gewohnheiten usw.<br />

in Europa anzupassen. Aber<br />

das braucht seine Zeit. Ich bin<br />

sicher, die werden das<br />

schaffen. Und erinnern wir<br />

48 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


uns, Alibaba hat den bislang<br />

größten IPO an der New Yorker<br />

Börse gehabt. Auch das<br />

hat was mit Internationalisierung<br />

zu tun.<br />

Mal abseits von den grossen<br />

Unternehmen wie Alibaba<br />

oder Baidu, dies sind grosse<br />

Unternehmen. Ich meinte in<br />

meiner Rede vor allem die<br />

KMU. KMU tun sich schwer,<br />

über Kontinente hinaus zu<br />

operieren. Es ist kompliziert<br />

für die britischen oder<br />

deutschen Unternehmen, den<br />

großen Schritt auf andere<br />

Kontinente zu machen. An<br />

dieser Stelle denken wir, dass<br />

Acceleratoren helfen können.<br />

Tetzlaff: Sie erwähnten, dass<br />

in Cambridge ca 4,700 Technologie-Unternehmen<br />

angesiedelt sind, manche von<br />

denen unter den 15 Mrd.-<br />

Firmen. Dieser Prozess der<br />

Ansiedlung begann in den<br />

60ern.<br />

Barrell: Ja genau, manche<br />

dieser Firmen sind über 40<br />

Jahre alt. Viele davon sind<br />

außerordentlich erfolgreich.<br />

Heute geht das eventuell<br />

schneller, mit einer Firma<br />

Raum zu greifen, aber der<br />

Grund für den Erfolg ist die<br />

Kombination<br />

aus<br />

außergewöhnlichen Innovation-Center<br />

Science Parks und<br />

gutes Wagniskapital. UK ist<br />

wirklich gut darin, Business<br />

Angel zu motivieren und privates<br />

Investment zu<br />

aktivieren. Das britische Gov.<br />

hat ein entspr. Framework für<br />

die potentiellen Investoren<br />

bzw. deren Benefits<br />

geschaffen.<br />

Tetzlaff: In Boston an Harvard<br />

und dem MIT hab ich<br />

gesehen, dass viele<br />

Unternehmen ab dem Punkt,<br />

ab dem sie das Konzept und<br />

das Design verlassen und sich<br />

dem Prototyping bzw. der<br />

Produktion zuwenden, oft<br />

direkt den Weg nach China<br />

gehen. Mitunter geraten sie<br />

dann an zwielichtige und<br />

wenig zuverlässige Firmen.<br />

Diese Geschichten hört man<br />

jeden Tag. Was denken Sie<br />

darueber?<br />

Barrell: Viele westliche<br />

Firmen nutzen chinesische<br />

Unternehmen für das Rapid<br />

Prototyping und das sollte<br />

schon durch die Business<br />

Angel, Science Parks etc. begleitet<br />

werden. Aber wir sagen<br />

auch, wir werden keine Startups<br />

nach China bringen.<br />

Genauso, wie ich keine Startups<br />

nach Amerika oder nach<br />

Deutschland bringen würde.<br />

Diese Start-ups müssen, wie<br />

ich das nenne, „fertig für die<br />

Internationalisierung“ sein.<br />

Und wenn sie das sind, kann<br />

man sie nicht mehr Start-ups<br />

nennen. Das heißt, dass die<br />

finanziell abgesichert sind,<br />

mit echtem Geld auf der<br />

Bank. So ein Unternehmen<br />

sollte eine Homebase in UK<br />

haben. Während des Acceleration-Prozesses<br />

muss dieses<br />

ehemalige Start-up china-<br />

KATHAI MAGAZIN 49


Unternehmen china-ready ist,<br />

ist es genaugenommen kein<br />

Start-up mehr. Wie setzt man<br />

diese Begriffe richtig ein?<br />

Siemens beschreibt den Verlust der Arbeitsplaetze in den naechsten<br />

Jahren.<br />

ready gemacht werden. Als<br />

ich meine eigene Firma<br />

„chinafertig“ gemacht habe,<br />

hat das ganze 2 Jahre gebraucht,<br />

um allein das Management<br />

fit zu bekommen - und<br />

wir haben über 2 Millionen<br />

Pfund investiert! Zu viele<br />

Leute kommen nach China<br />

und sind eben nicht chinaready.<br />

Apropos, wenn früher Firmen<br />

aus UK nach Boston gingen,<br />

dann dachten die auch, alles<br />

wäre einfach. Die Realität ist<br />

aber eine andere. Und nun<br />

China. China hat 31 Provinzen.<br />

Die UK-Firmen müssen<br />

verstehen, dass die teilweise<br />

wie 31 Länder agieren. Hinzu<br />

kommen ca. 130 ethnische<br />

Dialekte. Dann muss man auswählen,<br />

an welchen Platz man<br />

geht usw. Alles das zu<br />

verstehen, heißt, chinafertig<br />

zu sein.<br />

Tetzlaff: In Cambridge gibt es<br />

sehr viele chinesische Studenten<br />

und einige haben ein<br />

kleines Business laufen. Aber<br />

diese Unternehmen bleiben<br />

meist in dieser Größe stecken<br />

und entwickeln sich im<br />

Westen nicht weiter. Warum<br />

ist das so?<br />

Barrell: Im Prinzip gilt für die<br />

Chinesen das gleiche nur<br />

umgekehrt. Die müssen ‚western-ready“<br />

gemacht werden.<br />

Aber es gibt ein paar entscheidende<br />

Unterschiede. Ich<br />

hatte gerade mit einer kleinen<br />

chinesischen Firma aus Cambridge<br />

zu tun. Zwei Leute, die<br />

Sensoren für diverse IoT und<br />

ähnliches bauen. Die haben<br />

dieser Tage eine Marketingfirma<br />

hier in China<br />

gegründet – mit 25 Angestellten<br />

- die deren Produkte in<br />

China, aber auch weltweit<br />

vermarktet. Hinzu kommt,<br />

dass viele chinesische<br />

Gründer in Cambridge, nachdem<br />

sie den Abschluss<br />

gemacht haben, wieder nach<br />

China zurückkehren. Es ist in<br />

China deutlich einfacher,<br />

komplett durchfinanziert zu<br />

werden. Die Firma, die ich<br />

erwähnte, bekam ihr erstes<br />

Equity-Investment in China<br />

und nicht in UK!<br />

Tetzlaff: In der Gründerszene<br />

gibt es viele Buzzwords. Eins<br />

davon ist Start-up. Uber z.B.,<br />

wird noch heute in manchen<br />

deutschen Medien als Startup<br />

bezeichnet. Sind sie aber<br />

meiner Meinung nach nicht.<br />

Sie sagten vorhin, wenn ein<br />

Barrell: Ja, wir sind in dieser<br />

Terminologie wirklich<br />

schlecht. Wir sprechen von<br />

Spinner, Start-ups, Early<br />

Stage ... usw. Early Stage Venture<br />

Capitalists investieren<br />

jedoch nicht in Early Stage<br />

Companies. Die warten auf<br />

deren erste Einnahmen, um<br />

eine Entscheidung zu fällen.<br />

Wir verwenden eine verwirrende<br />

Nomenklatur, wenn wir<br />

über Acceleration, Incubation,<br />

Innovation<br />

sprechen.<br />

Tatsächlich sind all diese<br />

Begriffe nicht richtig klar. So<br />

weit es mich betrifft, ein<br />

Start-up ist ein Start-up im<br />

wörtlichen Sinne, also z.B.<br />

weniger als 3 Jahre alt.<br />

Wichtiger ist jedoch, dass<br />

Start-ups, wenn es ihnen nicht<br />

gelingt zu wachsen, also zu<br />

skalieren, keinen Beitrag zur<br />

Nationalökonomie leisten.<br />

Daher habe ich in meinem<br />

Vortrag den Begriff Scale-up<br />

verwendet. Wenn diese<br />

Unternehmen wirklich<br />

anfangen zu skalieren und<br />

auch ganz klar ein globales<br />

Potential bekommen, dann<br />

sind sie auch auf dem Weg<br />

china-ready zu sein oder<br />

gemacht zu werden. Und ich<br />

würde das Gleiche zu den<br />

chinesischen Firmen sagen,<br />

die in den Westen expandieren<br />

wollen.<br />

Fertig sein für den Markt, vorbereitet<br />

sein zu skalieren,<br />

finanzielle Ressourcen zu<br />

haben, sind die wesentlichen<br />

Voraussetzungen, um nach<br />

China oder eben in den<br />

Westen zu gehen.<br />

Tetzlaff: UK war niemals ein<br />

Teil von Schengen. Visatechnisch<br />

wird sich für die Chinesen<br />

nach dem Brexit nicht viel<br />

50 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


ändern. Wie groß wird der<br />

Einfluss des Brexit auf die<br />

sino-britischen Beziehungen<br />

sein?<br />

Barrell: Ich denke, der wird<br />

gar nicht so groß sein.<br />

Während der Kampagne zum<br />

Referendum hat das<br />

chinesische Gov. mit einigen<br />

von uns gesprochen. Sie sagten<br />

uns, wir hoffen, dass ihr in<br />

der EU bleibt, aber das<br />

britsche Volk wird es entscheiden.<br />

Für die Chinesen war UK<br />

in einer bestimmten Weise<br />

eine Brücke nach Europa. Es<br />

gibt nach Ansicht vieler Chinesen<br />

eine hohe Kompatibilität<br />

zu den Briten, angefangen<br />

mit der Sprache. Hinzu<br />

kommt, dass London als<br />

Finanzzentrum nicht nur für<br />

die Chinesen wichtig war.<br />

Nun, das Referendum hatte<br />

nicht das erhoffte Ergebnis.<br />

Jetzt strengt sich das britische<br />

Gov. sehr an - man sieht<br />

überall in China die britischen<br />

Konsuln herumreisen. Das<br />

UK-Gov erwartet und möchte<br />

eine engere Beziehung zu<br />

China. Unsere Exporte nach<br />

China waren nie besonders<br />

gut. Das kleine Irland ist da<br />

viel besser und Deutschland<br />

erst recht. Man wird sehen.<br />

Ich denke, dass Fin-Tech-<br />

Unternehmen reale Chancen<br />

haben werden, von dieser Situation<br />

zu profitieren.<br />

Tetzlaff: UK, Frankreich, US<br />

und Deutschland haben eine<br />

Geschichte in China, die nach<br />

wie vor bei den Chinesen<br />

nicht vergessen ist. Es gab<br />

kürzlich wieder eine Sothebies-Auktion<br />

in Kent, auf der<br />

Raubkunst aus dem Sommerpalast<br />

versteigert wurde.<br />

Fühlen Sie diesen Schatten in<br />

China im täglichen Geschäft?<br />

Barrell: Nein, nicht auf dem<br />

direkten Weg. Aber ja, ich bin<br />

mir dieser Historie bewusst<br />

und mein chinesischer Counterpart<br />

natürlich erst recht.<br />

Ich versuche Problemen mit<br />

Transparenz zu begegnen, um<br />

gar nicht erst Misstrauen aufkommen<br />

zu lassen, das dann<br />

evtl. auf einer solchen Ebene<br />

landet. Man muss sich<br />

bemühen, diese Hürden zu<br />

überwinden und vielleicht einmal<br />

mehr zu erklären, was<br />

man denn eigentlich meint.<br />

Hinzu kommt, nach Xi<br />

Jinpings Besuch in UK und bei<br />

der Königin, hat sich einiges<br />

geändert. Es fühlt ich im<br />

KATHAI MAGAZIN 51


Moment ganz gut an. Die Sensibilität<br />

zu bestimmten kulturellen<br />

Fragen ist enorm<br />

wichtig und das muss auch<br />

verstanden<br />

werden.<br />

Unabhängig von dem Fakt,<br />

dass man diese Erinnerungen<br />

an unsere düsteren Zeiten in<br />

China bewahren will und auch<br />

wird.<br />

Ich will das aber etwas weiter<br />

fassen. Als Lehrer in Cambridge<br />

habe ich viele<br />

chinesische Studenten. Für<br />

die bin ich nicht nur ein<br />

Lehrer für eine bestimmte<br />

Zeit, sondern ein Freund und<br />

eine Respektsperson für das<br />

ganze Leben. Diese persönliche<br />

Freundschaft und Loyalität<br />

begeistert mich natürlich.<br />

Tetzlaff: Seit über 30 Jahren<br />

entwickelt sich China immer<br />

mehr zum Positiven. 600 Millionen<br />

Menschen wurden aus<br />

der Armut befreit, der allgemeine<br />

Wohlstand wächst und<br />

es gibt viele Beispiele mehr.<br />

Aber Bäume wachsen nicht in<br />

den Himmel. Wie denken Sie,<br />

wie wird sich das Wachstum in<br />

China gestalten?<br />

Barrell: China ist groß und es<br />

gibt noch immer ein enormes<br />

Potential, welches nur darauf<br />

wartet, aktiviert zu werden.<br />

Ich denke, das Wachstum wird<br />

weiter vorangehen. Vor 20 und<br />

noch vor 10 Jahren wurde etliche<br />

Bücher geschrieben, die<br />

den Kollaps der chinesischen<br />

Wirtschaft zum Inhalt hatten.<br />

Aber nichts passierte. Die<br />

Wachstumsrate ist nicht mehr<br />

10%, sondern nur etwas um<br />

die 7% herum, aber das sind<br />

7% auf einem deutliche<br />

höheren Niveau. Z.Z. wird<br />

sehr viel Geld in Forschung<br />

und Entwicklung investiert,<br />

um die Technologie- und<br />

letztlich Marktführerschaft in<br />

vielen Bereichen zu<br />

übernehmen. Das ist alles sehr<br />

innovativ.<br />

Ein Freund von mir, Georges<br />

Haour, schrieb darueber ein<br />

interessantes Buch, das auch<br />

auf Chinesisch erschienen ist:<br />

„Created in China: How China<br />

is Becoming a Global<br />

Innovator“. Viele Leute<br />

versuchten und versuchen mir<br />

zu erklären, dass Chinesen<br />

nicht innovativ seien. Schaut<br />

man sich die Geschichte<br />

Chinas an, dann hat das Land<br />

der Menschheit die größten<br />

Innovationen, die wir jemals<br />

hatten, gegeben. Ich denke<br />

eher das Gegenteil, dass<br />

China extrem innovativ ist und<br />

nochmehr sein wird. Sie<br />

setzen sich ja selbst in der<br />

Computerscience an die<br />

Spitze.<br />

Innovation ist der Schlüssel.<br />

Schauen Sie sich die Kameraindustrie<br />

der 50er, 60er<br />

Jahre an, die vor allem in<br />

Deutschland und der USA<br />

stattfand. Dann entwickelten<br />

die Japaner ein vorhandenes<br />

Verschlusssystem (Schlitzverschluss)<br />

weiter und liessen alle<br />

anderen zurück. Heute gibt es<br />

neben Leica keine nenneswerte<br />

Kameraindustrie mehr<br />

in DE. Und Kodak ist ein fantastisches<br />

Beispiel für den<br />

Effekt einer Disintermediation<br />

in der Industrie. Die sind völlig<br />

zerstört, weil sie nicht innovativ<br />

genug waren. Ich hab das in<br />

vielen anderen Firmen gesehen<br />

und zum Teil selbst erlebt. Ein<br />

Absturz von beinahe 100%<br />

Marktdurchdringung zu 0% in<br />

sehr kurzer Zeit.<br />

Aber Japan zeigt auch, wie es<br />

nicht gehen sollte. Man hat es<br />

dort versäumt, seine Human<br />

Ressources zu internationalisieren.<br />

Wir haben mittlerweile<br />

kaum noch japanische Studenten<br />

in Cambridge. Schaut<br />

man auf die Unis in Europa,<br />

in UK oder in US, überall<br />

sind Chinesen. Der Economist<br />

schrieb unlängst<br />

darueber: 80% der<br />

chinesischen Graduierten<br />

werden wieder nach China<br />

gehen. Diese Jugend teilt<br />

einen chinesischen Traum.<br />

Umfragen in DE und UK<br />

bestätigen, dass viele der<br />

dortigen Jugendlichen ihre<br />

Hoffnungen auf eine bessere<br />

Zukunft aufgegeben haben.<br />

Um China mach ich mir<br />

keine Sorgen. Sorgen hab<br />

ich, wenn ich nach UK oder<br />

in die EU schaue.<br />

Sven Tetzlaff<br />

52 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Advertorial<br />

HONGQI INSTRUMENT CO.,LTD<br />

NO.199 BAIXI RD,CHANGXING ECONOMIC<br />

AND DEVELOPMENT ZONE, HUZHOU<br />

CITY,ZHEJIANG PROVINCE, CHINA<br />

------------------------------------------------------------------------<br />

Hongqi was founded in 1993,in Zhejiang, China.<br />

25years history professional manufacturer for<br />

pressure gauge and thermometer, We are the<br />

only enterprise that takes parts in drafting of<br />

national verification and regulation of pressure<br />

gauges and Vice director units of national pressure<br />

gauges association.Our brand HONGQI is<br />

famous brand in China.<br />

Now it grows up that there are 1000employees,<br />

50 research and development engineers and<br />

70000square meters plant, capacity is 700 thousand<br />

pieces each month.<br />

The mainly spare parts: case, movement, connector,<br />

bourdon tube are produced by ourselves. So<br />

it is the biggest factory in the same industry in<br />

China.<br />

The products are exported over 10 countries,<br />

such as Middle East and Occident and USA, Canada,<br />

Germany, Japan, France, Russia, Danmark,<br />

Ukrain, Korea,UK, Iran, Turkey and so on. We<br />

have good quality, good service and fast delivery.<br />

Welcome sincerely to HONGQI to create better<br />

future together!<br />

Contact person: Jenny Mao<br />

Email: jenny@cnhongqi.com<br />

& maojinfeng0<strong>09</strong>@163.com<br />

Tel/ Fax: +86-572-6129996;<br />

Mob/Wechat/whatsapp: +86-18757228822<br />

Skype: jenneymao521<br />

QQ: 331376770 / 12<strong>09</strong>070354<br />

http://www.hongqiinstrument.com<br />

https://zjhongqi.en.alibaba.com<br />

www.cnhongqi.com


INTERVIEW MIT ANKE DOMSCHEIT-BERG<br />

Am Freitag, dem 8. Juni<br />

<strong>2018</strong> ist das „20th<br />

China Zhejiang Investment<br />

and Trade Symposium“<br />

in Hangzhou zu Ende<br />

gegangen. Kern dieser Symposien<br />

ist das Matchmaking zwischen<br />

potentiellen Investoren –<br />

überwiegend aus China – und<br />

kapitalsuchenden<br />

Unternehmen, wie z.B. aus dem<br />

deutschen Mittelstand bzw. des<br />

Handwerks, dessen chinesische<br />

Vertretung des ZDH (Zentralverband<br />

des deutschen<br />

Handwerks) in einer Präsentation<br />

5 Projekte vorstellte.<br />

Darunter ein Aviation-Projekt,<br />

unbemannte Boden-Fahrzeuge,<br />

E-Mobiles usw. Wir werden<br />

später darueber berichten, wie<br />

erfolgreich das Fundraising des<br />

ZDH in China gewesen ist<br />

Besondere Aufmerksamkeit<br />

erfuhr der Vortrag von Siemens<br />

China von Wang Weiguo. Siemens<br />

lüftete den Vorhang über<br />

einen Teil seiner strategischen<br />

Ziele in China, Asien und der<br />

Welt. Dieser Vortrag war<br />

letztlich Anlass für diesen<br />

Artikel. Wang zeigte, wie sich<br />

Siemens China die Änderungen<br />

der Arbeitswelt – und besonders<br />

die Arbeitnehmersituation – in<br />

China vorstellt. Asien und<br />

besonders China wird als erstes<br />

diese Transition erleben.<br />

Zu diesem Thema – welches<br />

sich in China schon in einem<br />

fortgeschrittenen Stadium<br />

befindet – tourt in Europa Frau<br />

Anke Domscheit-Berg mit ihrem<br />

Vortrag, „Wandel der Arbeitswelt<br />

– Die dritte industrielle<br />

Revolution.“ Ich hatte bei<br />

meinem letzten Deutschlandaufenthalt<br />

als Korrespondent, die<br />

Gelegenheit, diesen Vortrag live<br />

zu erleben und sie danach –<br />

trotz fortgeschrittener Zeit –<br />

noch zu interviewen.<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media: Wie<br />

stehen Sie persönlich zu<br />

chinesischen Investitionen in<br />

Deutschland oder Europa, vor<br />

allem vor dem Hintergrund<br />

einer globalisierten Welt.<br />

Anke Domscheit-Berg: Unsere<br />

Welt ist eine globalisierte Welt.<br />

Sich dem zu verschließen, halte<br />

ich für eine schlechte Idee. Wir<br />

(als Deutsche) sind ja immer<br />

stolz darauf, eine Exportnation<br />

zu sein und in andere Länder zu<br />

investieren. Ich finde nicht, dass<br />

man dann sagen kann, andere<br />

Länder sollten nicht bei uns<br />

investieren. Das muss schon in<br />

beide Richtungen gehen. Daher<br />

finde ich es grundsätzlich völlig<br />

in Ordnung.<br />

In welchen Bereichen dann wie<br />

und wie viel investiert wird, ist<br />

54 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Zhejiang Powertech Co., Ltd is a manufacturer of fitness equipment in<br />

China with annual production capacity of 180,000pcs. Powertech<br />

provides a full range of fitness equipments such as magnetic bikes,<br />

elliptical trainers, recumbent bikes, spin bikes, steppers etc. Every<br />

product from Powertech is made of only high quality material with<br />

professional technology.<br />

Add: NO. 1188 Changxing Rd. Taihu St. Changxing, Huzhou, Zhejiang, China<br />

TEL: 86-572-6619699<br />

KATHAI MAGAZIN 55<br />

Email: henry.zhao@zjpowertech.net


Foto: Holger Geissler<br />

nochmal eine andere Frage.<br />

Diese Frage stellt sich weniger<br />

nach Inland vs Ausland, sondern<br />

betrifft privat vs öffentlich.<br />

Breitband z.B., will ich von gar<br />

keinem privaten Unternehmen -<br />

ich wills nicht von einem<br />

chinesischen Unternehmen, ich<br />

will es aber auch nicht von der<br />

Deutschen Telekom. Breitband<br />

gehört in die öffentliche Hand.<br />

Tetzlaff: Sie meinen Infrastruktur<br />

generell?<br />

Domscheit-Berg: Ja genau,<br />

Infrastruktur allgemein. Das<br />

betrifft Straßen, Brücken,<br />

Energie usw.<br />

Tetzlaff: Nun gibt es die<br />

chinesische Seidenstraßeninitiative<br />

One World One Road. Wie<br />

stehen Sie persönlich zu dieser<br />

Initiative, vielleicht auch vor<br />

dem Hintergrund der Spannungen<br />

zwischen EU und US?<br />

Domscheit-Berg: Ich würde da<br />

jetzt gar nicht anders drauf antworten<br />

wollen. Ich finde, dass<br />

die einseitige Ausrichtung zur<br />

USA sowieso keine gute Idee<br />

war. Die Kräfteverhältnisse<br />

international haben sich definitiv<br />

verändert und das man deshalb<br />

Partnerschaften anpassen<br />

und anders entwickeln muss, ist<br />

klar. Und das sich da natürlich<br />

Gewichte verlagern werden,<br />

finde ich völlig in Ordnung.<br />

Tetzlaff: Zum Thema Bildung:<br />

Die deutsche Bildungsstruktur<br />

ist sehr föderal. Hinsichtlich<br />

einer globalisierten Welt ist eine<br />

föderale Struktur schon etwas<br />

speziell. Das geht hin bis zur<br />

Anerkennung von Abschlüssen<br />

auch chinesischer Studenten in<br />

DE. Wie stehen sie generell zum<br />

Thema Harmonisierung von<br />

Abschlüssen, Austausch von<br />

Ausbildungen? Welche Ideen<br />

gibt es da und wie kann man<br />

das Problem lösen, dass<br />

Angesichtes der Veränderungen<br />

in der Arbeitswelt ein einmal<br />

erworbener Abschluss immer<br />

unwichtiger wird, aber<br />

gleichzeitig ein lebenslanges<br />

Lernen gefordert wird?<br />

Domscheit-Berg: Ja, und ehrlich<br />

gesagt, die Halbwertzeit von<br />

Abschlüssen ist so gesunken ...<br />

In der Informatik beziffert man<br />

die zum Beispiel auf ca. 2 Jahre.<br />

Wenn also jemand einen Informatikabschluss<br />

von vor 20<br />

Jahren hatte, dann ist der fast<br />

nichts mehr wert. Aber jemand,<br />

der überhaupt keinen Informatikabschluss<br />

hat, aber einfach<br />

angefangen hat mit irgendeinem<br />

Start-up - anfangs als<br />

Hobby - sich mit IT zu befassen,<br />

der hat vielleicht außerordentlich<br />

relevantes Wissen.<br />

Ich glaube, in DE neigen wir zu<br />

extrem strukturfokussierter<br />

Bewertung. Anders formuliert,<br />

in DE geht es sehr formalistisch<br />

zu. Nehmen Sie z.B. die<br />

Selbstständigkeit, die in vielen<br />

Berufen den Meisterbrief<br />

56 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


erfordert; man braucht diese<br />

oder jene konkreten Mindestvoraussetzungen;<br />

diesen konkreten<br />

Bildungszugang oder<br />

diesen Abschluss ... bis hin zu<br />

Bezahlungen nach Abschluss<br />

(Honorartabellen) und nicht<br />

dem, was man tut und was man<br />

leistet. Das find ich alles nicht<br />

in Ordnung und ich glaube,<br />

dass es uns behindert. Das war<br />

OK in der Vergangenheit. Es ist<br />

aber nicht mehr OK für die<br />

Gegenwart und nicht OK für die<br />

Zukunft.<br />

Ich glaube nicht, dass dies<br />

bedeutet, dass wir uns von<br />

einem qualitativ hochwertigen<br />

Bildungssystem verabschieden<br />

müssen. Das ist ja immer das<br />

Argument, dass mit solchen<br />

Maßnahmen die Qualität<br />

gesichert würde. Ich denke, wir<br />

müssen andere Wege finden,<br />

Qualität in der Bildung und in<br />

der Arbeit zu liefern. Auch bei<br />

dem Meisterbriefzwang geht es<br />

ja um die Qualität der Dienstleistung.<br />

Ich glaube, das muss<br />

man anders sicherstellen. Man<br />

kann Kompetenzen auf anderem<br />

Wege erwerben. Wir haben in<br />

der EU sowieso schon offene<br />

Grenzen. Jeder kann überall<br />

hinziehen und da muss man<br />

auch bildungsabschlüsseübergreifend<br />

anerkennen. Dies<br />

haben wir mit dem Bachelor<br />

und Master angefangen zu harmonisieren.<br />

Aber wir sehen gerade mit den<br />

Geflüchteten, die nach DE<br />

gekommen sind, dass dies eben<br />

auch nicht ausreicht. Die<br />

kommen mit teilweisen breiten<br />

Berufserfahrungen, aber ohne<br />

irgendwelche Abschlüsse. Deswegen<br />

sind die doch nicht nichtqualifiziert.<br />

Wir müssen andere<br />

Wege finden, Qualifikationen<br />

anzuerkennen. Also diese<br />

festzustellen und irgendwie zu<br />

zertifizieren. Als Ostdeutsche<br />

erinnere ich mich, mein Vater<br />

bekam als Arzt nach der Wende,<br />

wie alle Ärzte im Osten, Briefe<br />

ins Haus, in denen stand, dass<br />

sie Sonderprüfungen abzulegen<br />

hätten, um zu zeigen, dass sie<br />

auch richtige Ärzte seien. Dann<br />

hat man schnell festgestellt,<br />

dass das ein ziemlicher Blödsinn<br />

ist. Aber erstmal war die<br />

Grundannahme: „Die können es<br />

eigentlich nicht so richtig.“<br />

Die gleiche Grundannahme<br />

haben wir auf einmal gegenüber<br />

allen möglichen Ländern.<br />

Wir sagen: „Ahhh, die kommen<br />

von woanders und wer weiß, ob<br />

die das da richtig studiert<br />

haben. Heißt vielleicht genauso<br />

ist aber was ganz anderes ...“<br />

Das ist es vielleicht auch, aber<br />

vielleicht auch gar nicht<br />

schlimm. Da müssen wir weltoffener<br />

und flexibler werden.<br />

Unser föderales Bildungssystem<br />

halte ich für ein echtes Problem.<br />

Ich würde es sehr viel<br />

mehr auflockern. Es kann ja<br />

nicht sein, dass ein schulpflichtiges<br />

Kind, das von Brandenburg<br />

nach Bayern zieht oder<br />

umgekehrt, auf einmal ein dramatisches<br />

Problem bekommt.<br />

Das ist doch gaga!<br />

Tetzlaff: Die nächste Frage<br />

betrifft die Ausländerfeindlichkeit<br />

als Wirtschaftsfaktor. Aus<br />

China beobachtet man sehr aufmerksam<br />

und kritisch - z.B.<br />

hinsichtlich von Investitionen in<br />

die Ost-Regionen - das Problem<br />

der Ausländerfeindlichkeit. Ich<br />

sehe diverse Initiativen in der<br />

Öffentlichkeit auf der sozialen<br />

und menschlichen Ebene, aber<br />

ich erkenne kaum Initiativen<br />

aus der Wirtschaft zu diesem<br />

Thema. Wie stehen Sie oder sie<br />

als Die Linke dazu?<br />

Domscheit-Berg: Ich komme ja<br />

ursprünglich aus der Wirtschaft<br />

und ich kann sagen, dass dies<br />

ein Argument ist. Ich habe<br />

einige Jahre in großen IT-Industrieverbänden,<br />

wie z.B. BIT-<br />

KOM, die Wirtschaft vertreten.<br />

Da ist das natürlich ein Thema,<br />

da man ja gerade in der IT<br />

einen großen Fachkräftemangel<br />

hat. Und wenn die Fachkräfte<br />

sagen: „Ich bin doch nicht doof,<br />

ich geh doch nicht nach Dres-<br />

KATHAI MAGAZIN 57


den“, dann haben wir ein Problem.<br />

Das gibt es aber und es ist<br />

ein aus der Wirtschaft<br />

kommendes Argument. Es ist<br />

aber eins, das man in der Politik<br />

sehr selten hört. Da wird eher<br />

der Populismus bedient und<br />

weniger das Wirtschaftliche. Wo<br />

man es aber indirekt hört, wenn<br />

z.B. die FDP die Arbeitsmöglichkeiten<br />

und Integration von<br />

Fachkräften aus dem Ausland<br />

erleichtern möchte. Man hört<br />

aber selten, „Wir wollen, dass<br />

die kommen und bleiben wollen.<br />

Deswegen muss es für die hier<br />

angenehm und sicher und nicht<br />

feindlich sein“.<br />

Ich finde dies ein wichtiges<br />

Argument. Allerdings glaube<br />

ich, dass wenn z.B. ein größerer<br />

chinesischer Investor in einer<br />

Region mit echt wenig Arbeitsplätzen<br />

neue Arbeitsplätze<br />

schafft, dass dann die Art und<br />

Weise, wie man dies wahrnimmt,<br />

eine ganz andere ist.<br />

Und natürlich muss man sagen,<br />

dass die Ausländerfeindlichkeit<br />

unterschiedliche Ausprägungen<br />

hat. Da sind Asiaten anders betroffen,<br />

als Menschen mit einer<br />

dunklen Hautfarbe. Die werden<br />

deutlich härter diskriminiert.<br />

Und für die ist es dann nochmal<br />

10x schwerer.<br />

Tetzlaff: Eine Frage zur<br />

Außenkommunikation. Wir<br />

würden Sie als Person oder mit<br />

der Partei Die Linke in China<br />

kommunizieren wollen. Z.B. mit<br />

der Politik, der Wirtschaft,<br />

NGO ... Und was wünschen Sie<br />

sich generell für den internationalen<br />

Austausch?<br />

Domscheit-Berg: Da wäre<br />

natürlich der Wunsch, nicht<br />

immer nur über eine regierende<br />

Partei, sei es hier oder in China,<br />

gehen zu müssen. Als rot-rotes<br />

Brandenburg möchten wir nicht<br />

unbedingt über die Mittelung<br />

von Frau Merkel in China mit<br />

verschiedenen Gesellschaftsvertretern<br />

in Kontakt treten. Als<br />

Die Linke wollen wir direkt mit<br />

Wirtschaftsunternehmen, Kulturzentren<br />

oder irgendwas in<br />

Kontakt treten. Aber wir wollen<br />

auch, dass man ungestört,<br />

unbeobachtet und ungestraft<br />

mit chinesischen NGO reden<br />

und sich verabreden kann. Also,<br />

dass man nicht das Gefühl hat,<br />

dass man immer eine offizielle<br />

Genehmigung benötigt oder<br />

dies für die chinesische Seite<br />

nachteilig sein kann. Das turnt<br />

eher ab.<br />

Ich bin ja generell eher ein Kosmopolit.<br />

Alles was internationalen<br />

Austausch und Interaktion<br />

betrifft, steh ich positiv gegenüber.<br />

Ich bin selber sehr interessiert<br />

an fremden Ländern und<br />

war auch schon in China. Ich<br />

finde den Kulturaustausch spannend.<br />

Nämlich weil jede Kultur<br />

nun einmal anders ist und weil<br />

ich glaube, dass jede Kultur von<br />

der jeweils anderen eine Menge<br />

lernen kann. Ich würde mir da<br />

mehr Offenheit auf allen Seiten<br />

wünschen und weniger Misstrauen.<br />

Schwierig ist dann<br />

natürlich, wenn man ein<br />

bestimmtes kulturelles Korsett<br />

gewöhnt ist und dann ist da<br />

plötzlich ein ganz anderes. Das<br />

ist einerseits das, was es interessant<br />

macht, aber das macht<br />

es andererseits auch auch so<br />

schwierig.<br />

Sven Tetzlaff<br />

58 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Our member companies say about us:<br />

Next<br />

„The bridge to and from Asia, Russia, Europe,<br />

the Americas + The Scout for new technologies and<br />

upcoming trends, Partner + Premium Network for<br />

entrepreneurs, business owners & executives +<br />

Proactive, Inspirational: a blend of different<br />

cultures and opinions + reliable services,<br />

that´s value for money ...“<br />

the old honourable merchants, do you miss it?<br />

Come and join us<br />

MITTELSTAND INTERNATIONAL<br />

乃 德 企 业 管 理 咨 询 ( 上 海 ) 有 限 公 司<br />

Mittelstand – Get Together in Changxing / Zhejiang<br />

October 11th, <strong>2018</strong> – 17:10 h<br />

Departure from Shanghai 13:00 h (1:00pm) [Bus Transfer]<br />

Please Register by eMail (kh.hessenthaler@mittelstand-i.com)<br />

Fee: RMB 325 per person (HOTEL-Accommodation)<br />

Call for information +86 150 2653 8480<br />

Sino-German Park Changxing<br />

Mobile: +86 150 2653 8480<br />

kh.hessenthaler@mittelstand-i.com<br />

MITTELSTAND INTERNATIONAL<br />

乃 德 企 业 管 理 咨 询 ( 上 海 ) 有 限 公 司<br />

850 ZhongShan Nan Er Road<br />

200032 Shanghai, China<br />

www.mittelstand-i.com<br />

KATHAI MAGAZIN 59


SOMMERZEIT, LESEZEIT,<br />

HÖRBUCHZEIT -<br />

CHINABÜCHER<br />

60 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Für viele Menschen<br />

gehören Sommerurlaub<br />

und Bücher<br />

untrennbar<br />

zusammen. Ich kenne Leute,<br />

die während des übrigen<br />

Jahres, wenn überhaupt, nur<br />

Fachbücher lesen, aber<br />

pünktlich zum Ferienbeginn<br />

zum lange aufgesparten<br />

Krimi greifen. Und von da an<br />

sind sie nur noch mühsam<br />

von der Lektüre wegzulocken.<br />

Mir geht es da gar<br />

nicht so viel anders. Müsste<br />

ich nicht berufsmäßig lesen,<br />

sähe meine Bilanz noch<br />

schlechter aus ...<br />

Dann gibt es noch Hörbücher<br />

und Hörspiele. Letztere sterben<br />

leider langsam aus und<br />

unterhalten meist nur über<br />

eine relativ kurze Zeit. Und<br />

mal ehrlich, echte Bücher mit<br />

Hörbüchern zu kompensieren<br />

ist ein Kompromiss – und<br />

meist kein besonders guter.<br />

Andererseits sind Hörbücher<br />

auf Autofahrten mit der Familie<br />

die universelle Medizin,<br />

um Langeweile auf den<br />

Vordersitzen und Quengelei<br />

auf der Rückbank erfolgreich<br />

zu therapieren.<br />

Ich kenne nicht die Statistiken<br />

des Buchhandels, aber<br />

ich kann mir gut vorstellen,<br />

dass gerade zum Ferienbeginn<br />

Bestellungen und Onlinerecherchen<br />

in die Höhe<br />

schnellen. Entsprechend<br />

findet man allerorten in der<br />

Medienwelt zwei wichtige<br />

Themen: „Welche Bücher lese<br />

ich im Urlaub?“ Und zweitens,<br />

„Warum trinken die<br />

Menschen im Flugzeug<br />

Tomatensaft?“ Eine schöne<br />

Tradition, von der wir den<br />

ersten Teil auf <strong>Kathai</strong> Media<br />

gerne übernehmen. Natürlich<br />

haben meine persönlichen<br />

Leseempfehlungen (bzw.<br />

Hörempfehlungen) alle etwas<br />

mit China zu tun.<br />

Fangen wir mit der Rückbank<br />

an. Es gibt unzählige Kinder<br />

und Jugendbücher über<br />

China. Viele davon sind<br />

richtig gut. Mitunter bemerkt<br />

man jedoch einen „didaktischen<br />

Ansatz.“ Kommt<br />

dieser „Ansatz“ etwas zu penetrant<br />

daher, kann er die<br />

Lesefreude verderben. Abenteuer<br />

pur und dabei trotzdem<br />

lehrreich sind die Bücher aus<br />

der Reihe „Young Sherlock<br />

Holmes“ von Andrew Lane.<br />

Seit die Namensrechte bzw.<br />

der Urheberschutz für den<br />

Londoner Detektiv und<br />

seinem Sidekick ausgelaufen<br />

sind, schwemmen beinahe<br />

täglich neue Holmes-Romane<br />

auf den Büchermarkt. Das<br />

meiste davon ist reine Fanfiction<br />

und so richtig<br />

schlecht. Lanes Bücher<br />

machen eine wohltuende<br />

Ausnahme und sind nicht nur<br />

für Jugendliche empfehlenswert.<br />

Ich habe den<br />

Roman<br />

„Young Sherlock<br />

Holmes: Der Tod kommt<br />

leise - Sherlock Holmes<br />

ermittelt in<br />

Shanghai“ (Andrew<br />

Lane)<br />

geradezu verschlungen.<br />

Das Hörbuch liest Jona Mues,<br />

der eine angenehme und passende<br />

junge Stimme hat. Da<br />

kommt glatt Drei-<br />

Fragezeichen-Feeling auf.<br />

Das Hörbuch sorgt für<br />

garantierte 4 Stunden Ruhe<br />

und Spannung während der<br />

Fahrt – nicht nur hinten.<br />

Besonders wohltuend, es werden<br />

nicht die üblichen<br />

Klischees hervorgeholt – im<br />

Gegenteil. Neben den Abenteuern<br />

lässt der Autor das<br />

China des 19. Jahrhunderts<br />

aufleben, wie es wirklich<br />

gewesen sein könnte. Lane<br />

spart nicht mit Gesellschaftskritik,<br />

jedoch ohne<br />

gymnasiale Infodumps<br />

abzuwerfen. Eine klare<br />

Leseempfehlung!<br />

Der junge Sherlock Holmes<br />

gehört zur Kategorie „Young<br />

Adult“ - ja, Sherlock trifft<br />

Mädchen - aber ich bin der<br />

Meinung, dass es auch<br />

jüngeren Lesern zugemutet<br />

werden kann. Empfohlenes<br />

Alter ist 12 Jahre. Doch vielleicht<br />

sollte das nicht ganz<br />

unflankiert geschehen. Ein<br />

Buch für diesen Zweck ist,<br />

„Abenteuer im alten<br />

China: Eine spannende<br />

Geschichte um<br />

Freundschaft und<br />

Mut“ (Stewart Ross und<br />

Richard Bonson.)<br />

KATHAI MAGAZIN 61


Für meinen Geschmack hat<br />

es etwas zu viele Bilder, aber<br />

was weiss ich schon. Auf<br />

jeden Fall ist es ein geeignetes<br />

Buch, das 8-10 jährigen<br />

China nahebringen kann und<br />

etwas Hintergrund für weitere<br />

Chinaromane liefert.<br />

Ganz ähnlich wie das dtvjunior-Buch,<br />

„Das Geheimnis der<br />

stummen Krieger: Ein<br />

Abenteuer aus dem<br />

Alten China“ (Franjo<br />

Terhart /Volker Fredrich)<br />

welches zur Abwechslung mal<br />

aus deutschen Landen<br />

stammt, und zwar von Franjo<br />

Terhart (Autor) und Volker<br />

Fredrich (Illustrator).<br />

Die dtv-junior-Bücher kennt<br />

mancher vielleicht noch aus<br />

eigenen Kindertagen und<br />

erinnert sich an die sorgfältig<br />

recherchierten und liebevoll<br />

gestalteten Bücher.<br />

Kommen wir zu einem<br />

Geheimtipp, der gar nicht so<br />

geheim ist. Manch einer<br />

kennt vielleicht noch:<br />

Harry Thuerk<br />

In Ostdeutschland war er<br />

einer der ganz wenigen<br />

ernstzunehmenden Abenteuerautoren<br />

und weithin<br />

bekannt. Thuerk war eine<br />

ausgewiesener Kenner Süd-<br />

Ost-Asiens und mehrmals in<br />

China. Nach der Wende hat<br />

er zahlreiche Detektivromane<br />

mit dem Protagonisten Lim<br />

Tok geschrieben. Tok ist ein<br />

ehemaliger Hongkonger<br />

Polizist, der nach dem Ende<br />

der Kronkolonie als Privatdetektiv<br />

von seiner<br />

Dschunke aus operiert und<br />

sich mit jedem und alles in<br />

der Metropole (sowie Tahiti<br />

und Hawaii) anlegt.<br />

Die Lim-Tok-Geschichten<br />

gibt es in den beiden Sammelbaenden,<br />

„Der maskierte<br />

Buddha: Hongkong-Krimis“<br />

und „Schwarze Blüte, sanfter<br />

Tod: Hongkong-Krimis“<br />

Die enthaltenen Episoden:<br />

• Der maskierte Buddha,<br />

Lim Tok klärt den Mord an<br />

einem befreundeten Antiquitätenhändler<br />

auf.<br />

• Die toten Masseusen<br />

von Kowloon, Lim Tok ermittelt,<br />

als der Besitzer eines<br />

Massagesalons bedroht<br />

wird.<br />

• Tod auf Tahiti, Lim Tok<br />

wird beauftragt, die<br />

Geliebte eines verschollenen<br />

Hoteliers zu finden.<br />

• Die tätowierte<br />

Unschuld, Lim Tok ermittelt<br />

im Mordfall an drei einflussreichen<br />

Geschäftsleuten.<br />

• Tuan Subutu läßt<br />

schießen, Lim Tok wird bei<br />

Mordermittlungen selbst<br />

zum Mordverdächtigen.<br />

62 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Der zweite Sammelband ist,<br />

„Schwarze Blüte, sanfter Tod:<br />

Hongkong-Krimis“<br />

Die Episoden:<br />

• Das letzte Aloha, Lim Tok<br />

sucht einen verschwundenen<br />

Plattenproduzenten auf<br />

Hawaii.<br />

• Schwarze Blüte - sanfter<br />

Tod, Lim Tok ermittelt im<br />

Mord am Sohn eines einflussreichen<br />

Geschäftsmannes.<br />

• Hongkongs Leichen sind<br />

sehr tot, Lim Tok ermittelt im<br />

Mord an einem Redakteur<br />

nach Rückgabe Hongkongs.<br />

• Der Tod kam aus Shanghai,<br />

Lim Tok klärt die Attentate<br />

auf den berühmten<br />

Karate-Filmstar Ai Wu auf.<br />

• Mord mit zarter Hand,<br />

Lim Tok sucht die Besitzerin<br />

eines Schmuckladens, findet<br />

aber ihre Leiche.<br />

Vorleser der Hörbücher ist<br />

der Weimarer Theaterschauspieler<br />

Eckart von der Trenck.<br />

Anfänglich hat mich sein Lausitzer<br />

Dialekt irritiert, aber<br />

nach 10 Minuten Einhören,<br />

hat es mir dann doch<br />

gefallen. Es muss nicht<br />

immer David Nathan sein ...<br />

Zu den Geschichten will ich<br />

gar nicht viel sagen. Wer<br />

klassische Detektiv-Romane<br />

mag und wen die Kulisse<br />

Hong Kong reizt, der ist hier<br />

goldrichtig. Meiner Meinung<br />

nach, die perfekten Urlaubsromane.<br />

Kommen wir zu einem<br />

anderen Genre – Science Fiction.<br />

Ich weiss, das liegt nicht<br />

jedem, aber<br />

„Die drei Sonnen“ (Cixin<br />

Liu)<br />

sind aus einem ganz besonderen<br />

Holz.<br />

Auch wer das Genre nicht<br />

mag, sollte dem Buch eine<br />

Chance geben. Cixin Liu hat<br />

2016 den Hugo-Award, den<br />

Galaxy-Award und den Kurd<br />

Lasswitz-Preis abgeräumt<br />

(Original: The Three-Body<br />

Problem). China hat sich die<br />

Filmrechte gesichert und<br />

will den Roman demnächst<br />

verfilmen. Mich hat er wirklich<br />

überrascht. Neben Her<br />

(zum Teil in Shanghai<br />

gefilmt) und Der Marsianer,<br />

war das endlich wieder<br />

etwas aus der SciFi-Ecke,<br />

was mich begeistern konnte.<br />

Der Roman beginnt in den<br />

60ern in China mitten in der<br />

Kulturrevolution und schildert<br />

zum Teil auf drastische<br />

Weise die damaligen<br />

Ereignisse. Die drei Sonnen<br />

und auch die anderen beiden<br />

Teile der Triologie sind<br />

definitiv nichts für Kinder<br />

oder Young Adults. Die<br />

deutschen Medien zum<br />

Roman:<br />

»Vertrauen Sie mir, ich<br />

weiß, was ich tue, und lesen<br />

Sie „Die drei Sonnen“ von<br />

Cixin Liu.« (Denis Scheck,<br />

druckfrisch (Das Erste))<br />

»Wegweisend für die<br />

phantastische Weltliteratur<br />

der Gegenwart« (Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung)<br />

»Barack Obama ist Fan,<br />

Mark Zuckerberg auch: (...)<br />

„Die drei Sonnen“ gehört zu<br />

den aufregendsten Büchern,<br />

die in jüngster Zeit aus dem<br />

KATHAI MAGAZIN 63


Chinesischen übersetzt<br />

worden sind.« (Spiegel<br />

Online)<br />

»“Die Drei Sonnen“ ist<br />

kein Buch für Nerds. „Die<br />

Drei Sonnen“ ist ein Buch<br />

für Fans intelligenter Literatur.«<br />

(www.deutschlandradiokultur.de)<br />

»Cixin Liu entwirft ein<br />

ganz großes Szenario, in<br />

dem er virtuos moderne<br />

Wissenschaft und chinesische<br />

Geschichte, menschliche<br />

Abgründe und pure Utopie<br />

verbindet.« (www.stuttgarter-zeitung.de)<br />

Kommen wir zum historischen<br />

Stoff. Damit meine ich<br />

nicht die historischen<br />

Romane aus heutiger Sicht,<br />

sondern Bücher, die vor einigen<br />

Jahren geschrieben<br />

wurden. Solche Bücher<br />

setzen eine gewisse Lesekompetenz<br />

voraus. Vieles<br />

was man in ihnen liest,<br />

würde man heute anders formulieren<br />

oder gänzlich<br />

anders schreiben. Aber<br />

genau dies macht die Bücher<br />

selbst zu einem besonderen<br />

Zeitdokument, ganz egal, ob<br />

sie dokumentarisch oder<br />

eher belletristisch angelegt<br />

waren. So ganz klar, ist die<br />

Grenze eh nicht zu ziehen.<br />

„Die Abenteuer des<br />

Fliegers von Tsingtau<br />

(Die ferne<br />

Zeit)“ (Gunther<br />

Plüschow)<br />

vom Flieger selbst, ist ein<br />

typischer Vertreter dieses<br />

Genremixes.<br />

Plüschow erzählt seine Abenteuer<br />

aus der Sicht eines<br />

preußischen Offziers, der<br />

zum Glück aufregend schreiben<br />

kann. Man kann dieses<br />

Buch ohne weiteres Jugendlichen<br />

und Kindern zu lesen<br />

geben. Allerdings sollten die<br />

Geschichten bzw. die Geschichte<br />

der Deutschen in China<br />

nicht unkommentiert bleiben.<br />

Eine schöne Aufgabe für<br />

Schulen und Eltern, zumal<br />

Plüschow auch heute noch<br />

eine bekannte Persönlichkeit<br />

ist und es relativ einfach ist,<br />

an Sekundärliteratur zu<br />

gelangen.<br />

Ähnliches gilt für<br />

„Löhndorff<br />

Gesamtausgabe #1:<br />

Yangtsekiang - Ein<br />

China-Roman“ (Ernst F.<br />

Löhndorff)<br />

Es handelt sich zwar um<br />

Belletristik, aber Löhndorff<br />

unternahm 1938 eine<br />

China-Reise, von der er<br />

gesundheitlich geschwächt<br />

zurückkehrte. Aufgrund von<br />

Vorfällen während der<br />

China-Reise, wie Psychosen<br />

u.ä., wurde er 1941 in Nazideutschland<br />

zwangssterilisiert.<br />

Löhndorffs Verhältniss<br />

zu den Nazis war schon<br />

zuvor durch seine Freundschaft<br />

mit seiner „mütterlichen<br />

Freundin“, Gräfin<br />

Montgelas-Lunge, die wegen<br />

ihrer jüdischen Abstammung<br />

in die Schweiz emigrieren<br />

musste, mehr als nur<br />

getrübt. Leider verschweigt<br />

die deutsche Wikipedia diesen<br />

Aspekt. Seine China-<br />

Reise stellte einen Wendepunkt<br />

in seinem Leben dar.<br />

Das macht diese Abenteuergeschichte<br />

umso lesenswerter.<br />

Außerdem ist dies<br />

der einzige Roman in dieser<br />

Vorstellung, der auch ein<br />

wenig Romantik enthält.<br />

Wer wissen will, ob Hans<br />

und Ursula zusammenkommen<br />

und was die schöne<br />

Ma Yue davon hält, der<br />

muss das schon selber<br />

nachlesen. Überhaupt bin<br />

ich der Meinung, dass<br />

Löhndorff wieder etwas<br />

mehr in den in Fokus<br />

rücken sollte.<br />

Kommen wir zum vorletzten<br />

Buch:<br />

64 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


„Chinaflug. Als Pionier<br />

der Lufthansa im Reich<br />

der Mitte<br />

1933-1936“ (Wulf-<br />

Diether Graf zu Castell-<br />

Rüdenhausen)<br />

Er wurde mit 25 Jahren Flugzeugführer<br />

bei der<br />

Deutschen Lufthansa und in<br />

diesen Jahren beauftragt, in<br />

China mit der Tochtergesellschaft<br />

Eurasia ein Flugverkehrsnetz<br />

aufzubauen.<br />

Castell-Rüdenhausen flog mit<br />

einer Junkers W33 und später<br />

mit der Ju 52. Er fotografierte,<br />

z.T. auf recht abenteuerliche<br />

Weise, mit seiner<br />

Leica viele Gegenden Chinas<br />

aus der Luft. Viele dieser Bilder<br />

wurden in dem Band<br />

veröffentlicht. Wesentlicher<br />

Inhalt sind die Bilder in<br />

diesem knapp 160 Seiten<br />

starken Werk, dennoch ist der<br />

Text ebenso lesenswert. Das<br />

Buch taugt vielleicht nicht als<br />

Strandlektüre, aber wer sich<br />

gerne schöne Bilder anschaut<br />

und dazu die Notizen von<br />

Castell-Rüdenhausen liest,<br />

bekommt vielleicht Lust, im<br />

Urlaub mit seiner Kamera<br />

etwas aktiver unterwegs zu<br />

sein ... Denn die Geschichte<br />

geht noch ein wenig weiter.<br />

2015 hat der bekannte Architekturfotograf<br />

HG Esch die<br />

Idee des Chinaflugs nochmals<br />

aufgegriffen und in China mit<br />

einer Drohne und einer Leica<br />

S eine fotografische Reminiszenz<br />

verfasst. Diese<br />

wurde, bevor sie in China<br />

gezeigt wurde, im<br />

chinesischen Kulturzentrum<br />

in Berlin ausgestellt. Ich habe<br />

seinerzeit einen Artikel im<br />

Fotoespresso 2016/1 S.17-25<br />

dazu veröffentlicht. Leider ist<br />

dieser Bildband z.Z. vergriffen,<br />

aber vielleicht<br />

erbarmt sich Leica ja irgendwann<br />

mal wieder ... also öfter<br />

nachschauen.<br />

Last but not least:<br />

„Die Reise nach Westen“<br />

(Wu Cheng’en 吳 承 恩 )<br />

Dieser Roman gehört zu den<br />

4 wichtigsten Romanen der<br />

chinesischen Literatur. Es ist<br />

ein bisschen mehr als nur die<br />

Geschichte einer Wanderung,<br />

doch das sollte man selber<br />

lesen. Erstaunlicherweise gab<br />

es bis 2016 keine deutsche<br />

Übersetzung. Frau Eva Lüdi<br />

Kong hat dem endlich abgeholfen.<br />

Ärgerlich ist, dass<br />

Amazon den Autor tunlichst<br />

verschweigt. Ebenso wenig<br />

fällt der Name Wu Cheng’en<br />

in einem DF-Interview. Dabei<br />

wär allein diese Person es<br />

wert, einen Roman über ihn<br />

zu schreiben ... geschenkt.<br />

Wer des Chinesischen<br />

mächtig ist, findet den Autor<br />

auf dem schlichten - aber<br />

schönen – Cover.<br />

Naturgemß spiegeln solche<br />

Buchempfehlungen den<br />

persönlichen Geschmack des<br />

Autors wieder – ich gebe das<br />

gerne zu. Ich freue mich<br />

natürlich, wenn in den<br />

Kommentaren weitere<br />

Empfehlungen auftauchen.<br />

Schönen Urlaub!<br />

Sven Tetzlaff<br />

Aus rechtlichen Gründen haben wir<br />

auf die Darstellung der Cover und<br />

Links zu den Büchern verzichtet. Sie<br />

finden die Links jedoch im Artikel auf<br />

unserer Website <strong>Kathai</strong>.de:<br />

https://bit.ly/2Or8caJ<br />

KATHAI MAGAZIN 65


Laser Scriber with IPCS (Inline Precision Control System). Foto: Manz AG<br />

MANZ AG IN CHINA<br />

Die Firma Manz<br />

(Manz AG) aus Reutlingen<br />

gehört –<br />

gemessen am Alter<br />

der meisten Maschinenbauunternehmen<br />

Deutschlands – zu<br />

den blutjungen Protagonisten.<br />

Erst 1987 gegründet, ist es zu<br />

einer stattlichen Groesse<br />

herangewachsen.<br />

Wie bei allen Unternehmen,<br />

gab es auch bei Manz Höhen<br />

und Tiefen. Besonders die<br />

Stornierungen<br />

durch<br />

chinesischen Firmen im Jahre<br />

2015, die fuer den zu dem<br />

Zeitpunkt durch die Lex Solarworld<br />

kollabierenden EU/US<br />

Markt fertigen wollten, sorgten<br />

fuer einige Zeit fuer<br />

Aufregung. 2017 hat Manz<br />

dieses Problem durch neuerliche<br />

Grossauftraege aus China<br />

kompensiert. Diese Auftragnehmer<br />

fertigen nun<br />

überwiegend fuer den asiatischen<br />

Markt.<br />

Im Januar 2017 wurde mit der<br />

China Shenhua Energy und<br />

Shanghai Electric ein<br />

Forschungs--Joint-Venture und<br />

ein Equipment-JV für Vertrieb<br />

und Wartung von CIGS-Modulen<br />

gegründet. Es wurden/<br />

werden eine Produktionslinie<br />

mit 306 MW/a und eine<br />

Forschungslinie mit 44 MW/a<br />

errichtet.<br />

Reinhard Dahlem ist Director<br />

of Product Management in<br />

Suzhou (Jiangsu)<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media:<br />

Was sind die Gründe fuer<br />

Manz, in China zu produzieren?<br />

Reinhard Dahlem: Generell<br />

sind das vor allem die Lieferzeiten<br />

und die Nähe zum<br />

Markt. Große Anlagen werden<br />

verschifft. Dies bedeutet, die<br />

kürzeste Transport-Zeit<br />

betraegt Wochen mit dem<br />

Schiff aus der EU bis hierher<br />

+ Zollklärung. Das zieht sich<br />

schon sehr hin. Am Ende hat<br />

man zwei Monate Verzögerung,<br />

allein durch den Versand.<br />

In dem Moment wo man hier<br />

fertigt, gibt es fuer den<br />

Endkunden sehr viele Vorteile,<br />

die sich auf die Kosten<br />

auswirken.<br />

Wir hatten ganz aktuell ein<br />

großes Projekt mit einem<br />

chinesischen Kunden, der<br />

gleichzeitig Aktionär bei uns<br />

ist. Wir bauen fuer ihn eine<br />

komplette Fabrik fuer CIGS<br />

Solarmodule. Da wir im Laufe<br />

der Jahre die einzelnen Technologien<br />

in diesem Bereich<br />

bei uns entwickelt haben, sind<br />

wir in der Lage aus unserem<br />

eignen Portfolio bis zu ca.<br />

80% der komplette Fab zu<br />

bedienen. Also die eigentliche<br />

Beschichtung der Module,<br />

dann das Handling, die Automation<br />

dazu, die Laserap-<br />

66 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


WE’RE NOT BERN, GENEVA OR LOCARNO.<br />

BUT WE’RE THE SWITZERLAND<br />

OF CHINA!<br />

Changxing is situated between Tai Lake and Tianmu Mountains. Many people from Hangzhou or<br />

Shanghai using this area as their summer health resort. 51% of the county has forest coverage.<br />

Why not work where others spend their holidays?<br />

Centrally located in the Yangtze Delta, Changxing international Industrial Park is specialized for<br />

SMEs from Europe, especially the ones from german-speaking countries. The Leading industries are<br />

electric vehicles and key components, equipment manufacturing and Bio-technology. Other industries<br />

are also welcome, as long as you are the top in your Industry.<br />

The total area of the park is 500 hectares. Standard factory buildings, office space and service facilities<br />

with a total floor space of 500,000 m² are being built and can be used in February 2019. Further<br />

development will be built step by step according to your specific needs and building requirements.<br />

We have Special service team for your project, which supports you with all important formalities,<br />

and offer you extensive preferential policies and investment incentives.<br />

Changxing international Industrial Park<br />

No. 508, Xianqian East Road, Changxing,<br />

Huzhou City, Zhejiang, China, 313100<br />

Ms. Zhang<br />

Director of Foreign Projects Promotion<br />

T +86 572 6050<strong>09</strong>3<br />

emma.lynn@kathai.de<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

67


plikationen die benötigt werden,<br />

usw.<br />

Meine wesentliche Aufgabe<br />

ist, die Supplychain fuer diese<br />

Produkte sicherzustellen. In<br />

Europa kann man allein schon<br />

aus Kapazitaetsgruenden, ein<br />

solches Projekt wie bei so so<br />

einer kompletten Fab fuer<br />

China, nicht in der erforderlichen<br />

Zeit abwickeln.<br />

Was auch klar ist, dass, wenn<br />

man hier produziert, auch<br />

immer ein Transfer von Know<br />

How stattfindet. Wie weit man<br />

sich da aus dem Fenster<br />

lehnen möchte, muss man<br />

dann entscheiden. Man muss<br />

gewisse Sachen, die man als<br />

eigenes Know How betrachtet<br />

und die man auch nicht herausgeben<br />

möchte, als IP definieren.<br />

Es gibt aber auch<br />

genügend Dinge die hier<br />

gefertigt werden, bei denen IP<br />

keine Rolle spielt.<br />

<strong>Kathai</strong>: Das bedeutet<br />

auch, dass Sie in<br />

China schneller und<br />

leichter skalieren<br />

können?<br />

Dahlem: Ja, eindeutig.<br />

Aber das<br />

dauert natürlich auch<br />

hier seine Zeit, bis<br />

man die entsprechenden<br />

passenden<br />

und fähigen<br />

Hersteller bzw.<br />

Zulieferer gefunden<br />

hat. Ich mach das<br />

schon eine Weile und<br />

weiß daher auch,<br />

was machbar ist und<br />

was nicht so einfach<br />

zu bewerkstelligen<br />

ist.<br />

<strong>Kathai</strong>: Wie bewerten<br />

Sie den Fachkräftemangel<br />

in<br />

China?<br />

Dahlem: Das ist eine<br />

gute Frage. Man muss sich<br />

hier das Personal selber aufbauen,<br />

also ausbilden. Aber<br />

nicht so, wie wir das aus DE<br />

kennen. Das Modell der Dualen<br />

Ausbildung gibt es hier nicht.<br />

Die Leute kommen von der<br />

Schule und haben lediglich<br />

eine gewisse Grundausbildung.<br />

Gäbe es ein Duales System in<br />

China, würden wir das absolut<br />

unterstützen. Was im Moment<br />

passiert, ist, dass man händeringend<br />

nach Leuten sucht.<br />

Also solche mit Berufsausbildung,<br />

aber noch möglichst<br />

jung usw. Die Schwierigkeit ist<br />

vor allem, dass durch die schiere<br />

Menge an Leuten, die sich<br />

bewerben, schließlich die<br />

richtigen Leute herauszufiltern.<br />

Das ist in China ein sehr<br />

komplizierter Prozess. Wenn<br />

der Bewerber dann geeignet<br />

ist, ist es meistens so, dass derjenige<br />

nicht nur die Prozesse<br />

beherrscht, sondern natürlich<br />

auch seine eigene Karriere im<br />

Blick und eigene Ambitionen<br />

hat. Der sieht die aktuelle<br />

Tätigkeit bei Manz als eine<br />

Stufe an und strebt nach<br />

Höherem z.B. im Management.<br />

Die Fluktuation in den<br />

Unternehmen ist sehr hoch.<br />

Bewerber mit 4 Stellen in 6<br />

Jahren sind nicht so ungewöhnlich.<br />

Fuer die Komplexität<br />

vieler Berufe bei Manz würde<br />

dies bedeuten, sowie der sich<br />

eingearbeitet hat, ist er auch<br />

schon wieder weg. Dennoch,<br />

Manz findet noch immer Personal<br />

in China, aber es ist<br />

schwierig.<br />

<strong>Kathai</strong>: Was erwarten Sie in<br />

der Branche fuer die nächsten<br />

24 Monate?<br />

Dahlem: In DE ist der Markt<br />

zurückgegangen. Dagegen ist<br />

in China noch sehr viel<br />

möglich. CIGS ist fuer große<br />

Anlagen gedacht und geeignet.<br />

Auch das passt gut zu<br />

China. Wir werden sicher von<br />

dem aktuellen Aufwärtstrend<br />

der PV in China bzw. der Welt<br />

profitieren. Ob das nun an den<br />

sogenannten Schweinezyklen<br />

liegt oder ein nachhaltiger<br />

Trend in China/ Asien ist, vermag<br />

ich nicht zu sagen.<br />

Um das Thema etwas weiter<br />

zu fassen, ich bin Ingenieur,<br />

und was mich erstaunt, wie<br />

stark die Qualität und die Vielzahl<br />

der Produkte in China<br />

gewonnen hat. Nicht nur die<br />

Kernkomponenten, sondern<br />

auch das ganze Drumherum.<br />

Der Qualitätsgewinn und das<br />

Wachstum der Unternehmen<br />

der letzten Jahre sind wirklich<br />

verblüffend. Man hat das ja<br />

auf der SNEC gesehen.<br />

Firmen, die vor Jahren noch<br />

kleine Stände hatten, treten<br />

nun in beeindruckender<br />

Groesse mit hochwertigen<br />

Produkten auf. Das ist schon<br />

extrem bemerkenswert.<br />

Sven Tetzlaff<br />

68 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


GATES UND JOBS<br />

HÄTTEN ES NIE NACH<br />

CHINA GESCHAFFT<br />

HEADHUNTING IN CHINA<br />

In einer globalisierten Welt<br />

wird es immer selbstverständlicher,<br />

dass Studenten<br />

im Ausland studieren<br />

oder dass Arbeitnehmer<br />

im Ausland für ihr<br />

Unternehmen arbeiten. Die<br />

Anreize, die Firmen bieten, um<br />

z.B. in eine völlig fremde Kultur<br />

zu wechseln, sind vielfältig.<br />

Allerdings sind sowohl nicht<br />

alle Menschen geeignet, einen<br />

solchen Sprung zu wagen und<br />

zum anderen können die<br />

entsendenden Firmen nur<br />

begrenzt etwas dafuer tun,<br />

dass sich die Leute in ihr neues<br />

Umfeld in ihrem Sinne einrichten<br />

können. Viele Firmen<br />

aus Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz nutzen seit<br />

langer Zeit die sogenannten<br />

Entwicklungszonen für sich.<br />

Doch sowohl die Standorte, als<br />

auch die Ansprüche der<br />

„Expats“ haben sich in den<br />

letzten 10 Jahren - z.T. drastisch<br />

- geändert. Dieser<br />

Umbruch hat neben anderen<br />

Ursachen dazu geführt, dass<br />

immer weniger Arbeitnehmer<br />

aus D.A.CH nach China gehen<br />

wollen. Die Entwicklungszonen<br />

ihrerseits sind dabei (oder werden<br />

zukünftig), völlig neue<br />

Wege zu gehen.<br />

70 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Advertorial<br />

LOVER HEALTH SCIENCE AND TECHNOLOGY CO., LTD<br />

LOVER HEALTH SCIENCE AND TECHNOL-<br />

OGY CO., LTD was established in 1994, as<br />

the leader of sex toy industry, it is also the<br />

first manufacturer that obtains the national<br />

license to produce and sell sex toys. Our<br />

company is committed to provide the world<br />

with high quality, safe, high-tech content<br />

and fashionable sex toys. We are specialized<br />

in R&D, manufacturing and selling the toys/<br />

personal care products, with a list of about<br />

3000 items and 5 main categories to choose<br />

from. Personal care products are made in<br />

USA - our US company has obtained the<br />

FDA pharmaceutical production certification,<br />

as well as the EU’s related certification.<br />

Our company is the vice-chairman institution<br />

of the China Reproductive Health Industry<br />

Association (a subsidiary of Municipal Commission<br />

of Health and Family Planning), also<br />

is one of the institution that drafts the reproductive<br />

health industry standards. With over<br />

20 years steady development, especially<br />

under the instruction of Reproductive<br />

Health Industry Association in recent 10<br />

years we have set up our own manufacturing,<br />

learning, researching -Trinity industry<br />

chain. With more than 50 scientific research<br />

achievements and over 100 global patents,<br />

we have capability to develop/customize,<br />

manufacture, and provide customer service.<br />

The company headquarter is located in<br />

Changxing, China, and also have sales,, manufacture,<br />

logistic bases in both United States and<br />

Europe.<br />

We acquired Topco sales in 2012, which is one of<br />

the world’s top 3 brands, with over 70 years history<br />

in worldwide sex toy industry. We also own<br />

the global well-known trademarks, brands and<br />

other intellectual property rights that under<br />

Topco sales. So far brands like“ 名 器 ”、Funzone,、<br />

Ultrazone, Sixty Nine, Topco Sales etc have been<br />

introduced into China, and become the wellknown<br />

brands in this industry.<br />

We got the ISO9001,ISO14001,OHSAS18001 system<br />

certification in 20<strong>09</strong> and was certified as the<br />

China reproductive health products industry base<br />

in September 2015.In November 2016,we were<br />

listed on the New OTC Market.<br />

Right now, our business model is mature and the<br />

competitive advantage is obvious. Except our<br />

own products, we provide OEM/ODM/OSM services<br />

and accept customized order as well. We<br />

sincerely welcome friends from all over the world<br />

to visit our company and cooperate with us on<br />

the basis of long-term mutual benefits<br />

KATHAI MAGAZIN<br />

71


Das neue Entwicklungsgebiet<br />

Xiong‘an läuft nicht mehr unter<br />

dem Begriff ‚Sonderwirtschaftszone‘,<br />

sondern<br />

bezeichnet sich selbst als ein<br />

‚National New Area‘. In ihm<br />

werden mit neuen Konzepten<br />

der Urbanisierung und<br />

Nachhaltigkeit experimentiert.<br />

Aber Xiong’an steht nicht<br />

alleine. Andere DevZones wie<br />

z.B. ChangXing am Tai-See<br />

gehen ebenfalls neue Wege. Es<br />

geht zunehmend darum, den<br />

Fabian Hiller<br />

Arbeitnehmern<br />

eine<br />

erstrebenswerte Umgebung für<br />

ihre Selbstverwirklichung zu<br />

bieten. Auch die Firmen in<br />

Europa ändern ihre Strategien<br />

dahingehend, denn China hat<br />

sich von der Werkbank der Welt<br />

für sie zum entscheidenden<br />

Absatzmarkt entwickelt. Dafuer<br />

brauchen sie langfristige Strategien<br />

und nachhaltige<br />

Konzepte für das Personalmanagement.<br />

Der Expat als 3-Year-<br />

Contractor alter Tage, wird<br />

zunehmend zum Auslaufmodell.<br />

Fabian Hiller (Jahrgang 1994)<br />

hat die Headhunteragentur<br />

Skillroad (www.skillroad.de)<br />

gegründet und schreibt<br />

gleichzeitig eine Masterarbeit<br />

an der Uni Tübingen mit dem<br />

Titel „Transformation of<br />

China‘s Economic Zones“. Er<br />

ist entsprechend einer der<br />

wenigen Deutschen, der diesen<br />

Komplex aus verschiedenen<br />

Perspektiven beobachten kann.<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media: Sie<br />

haben eine Headhuntingfirma<br />

gegründet, welches Talente<br />

zwischen D.A.CH. und China<br />

vermittelt. Wie kamen sie<br />

darauf?<br />

Fabian Hiller: Ich lebe z.Z. in<br />

China und habe vor 2 Jahren<br />

begonnen, mit Kommilitonen<br />

von mir ein Headhunting- bzw.<br />

Recruiting-Unternehmen zu<br />

gründen, welches sich darauf<br />

spezialisierte für deutsche<br />

Firmen Personal zu suchen,<br />

welches speziell hier in China<br />

eingesetzt werden kann, also<br />

eben die Sprachkenntnisse und<br />

das kulturelle Verständnis hat<br />

und außerdem fachlich alle<br />

Bedürfnisse der deutschen<br />

Unternehmen erfüllt.<br />

Diese Idee ist 2015 entstanden<br />

und kam vor allem dadurch auf,<br />

dass wir mit befreundeten<br />

Unternehmern gesprochen<br />

haben, die hier nach China<br />

gegangen sind und sich<br />

darüber ausgelassen haben,<br />

dass sie kein vernünftiges Personal<br />

finden können und das<br />

traditionelle Headhunter nicht<br />

in der Lage sind, hier in China<br />

Personallösungen anzubieten.<br />

Wir sind tatsächlich darauf<br />

gekommen, dass auf Jobs, die<br />

unsere Freunde ausgeschrieben<br />

haben, wir wiederum aus<br />

unserem Freundeskreis vermitteln<br />

konnten. Da lag der<br />

Gedanke nahe, diese Idee zu<br />

professionalisieren und ein<br />

speziell auf China und<br />

Deutschland ausgelegtes<br />

72 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


“… ein modernes Modell der Work-Life-Balance zu schaffen. Das ist die Aufgabe, die auf<br />

die DevZones in den nächsten 10, 20 und vielleicht auch 50 Jahren zukommen wird.”<br />

Recruiting-Unternehmen<br />

gründen.<br />

zu<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Die Agentur<br />

richtet sich an beide Seiten,<br />

sowohl an Chinesen, die in<br />

D.A.CH-Firmen in D.A.CH und<br />

CN arbeiten wollen sowie an<br />

D.A.CH-Personal, das hier in<br />

China in einer D.A.CH Firma<br />

arbeiten will?<br />

Hiller: Ja genau, wir sprechen<br />

beide Seiten an. Wir haben<br />

auch Deutsche Muttersprachler,<br />

die wir als Expats nach<br />

China in DE-Unternehmen<br />

vermitteln. Aber bis jetzt ist<br />

es so, dass der Hauptteil<br />

unserer Talente Chinesen<br />

sind, die in D.A.CH-<br />

Unternehmen arbeiten wollen.<br />

Einfach auch, weil deutlich<br />

mehr Chinesen Interesse<br />

daran haben Deutsch zu lernen,<br />

als Deutsche,<br />

Österreicher und Schweizer,<br />

die Chinesisch lernen wollen.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Wie heben Sie<br />

sich von Monster und ähnlichen<br />

Plattformen ab?<br />

Hiller: Monster und andere<br />

sind die klassischen Plattformen,<br />

wo die Bewerber<br />

letztlich selber nach den Jobs<br />

suchen müssen. Es werden<br />

lediglich Angebote eingestellt,<br />

die sich die Bewerber dann<br />

anschauen können. Das wesentliche<br />

Problem ist, dass diese<br />

zwischen China und dem<br />

Westen nicht vernetzt sind.<br />

Dass jedes der Länder seinen<br />

eigenen Job-Plattformen hat<br />

und somit diese Pools von Jobs<br />

und Arbeitnehmern überhaupt<br />

nicht verknüpft sind. Darüber<br />

hinaus gibt es viele Recruiter<br />

und Headhunter, die z.T. neu<br />

aufkommen, die jedoch traditionell<br />

ausgelegt sind und vor<br />

allem im Westen agieren.<br />

Natürlich gibt es die großen<br />

Unternehmen, die in allen Ländern<br />

vertreten sind, aber die<br />

haben meist nicht eine speziell<br />

auf China ausgelegt Strategie,<br />

sondern die China nur als einen<br />

Zweig ihres Unternehmens<br />

betrachten, sonst aber alles wie<br />

im Westen behandeln. Was<br />

Skillroads auszeichnet, ist, dass<br />

wir wirklich eine auf China<br />

spezialisierte Strategie haben.<br />

Wir achten darauf, dass wir nur<br />

die Kooperation zwischen<br />

D.A.CH und China im Fokus<br />

haben. Also nur Fachkräfte, die<br />

ausschließlich in D.A.CH oder<br />

in China zur Verfügung stehen<br />

und in dieser Verbindung arbeiten<br />

wollen, dass wir diese versuchen<br />

zu finden und zu vermitteln.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Chinesische<br />

Firmen gehen oftmals bei Personaleinstellungen<br />

sehr formal<br />

vor. Das hat auch ein bisschen<br />

mit den Förderbedingungen zu<br />

tun. Fördermittel gibt es umso<br />

mehr, wenn der ausländische<br />

Arbeitnehmer höher qualifiziert<br />

KATHAI MAGAZIN 73


ist. Aber es hat auch etwas mit<br />

der Kultur zu tun, dass man<br />

denkt, wenn man einen<br />

höheren Abschluss hat, ist man<br />

auch automatisch höher bzw.<br />

besser qualifiziert oder passt<br />

besser zum Unternehmen. Ich<br />

ab das mal in einem Artikel<br />

pointiert in der Aussage,<br />

„Gates und Jobs hätten es nie<br />

nach China geschafft“,<br />

zusammengefasst. Damit<br />

meinte ich, dass beide als Studienabbrecher<br />

bei dieser<br />

formalen Auswahl ganz schnell<br />

durch das Raster gefallen<br />

wären. Wie kann man den entspr.<br />

Unternehmen vermitteln,<br />

dass ein Jobs oder Gates oder<br />

wie die Talente auch immer<br />

heißen mögen, vielleicht doch<br />

zum Unternehmen passen.<br />

Hiller: Wir haben 3 verschiedene<br />

Suchansätze. Zum einen<br />

versuchen wir, direkt mit den<br />

Hauptuniversitäten zu kooperieren<br />

und dort diese Talente,<br />

die die Qualifikation haben und<br />

gut sind, abzugreifen. Allerdings<br />

ist da die Konkurrenz sehr<br />

hoch. Dann versuchen wir<br />

Leute, die aktiv auf der Suche<br />

sind und z.B. nach<br />

„Deutschland“ suchen oder<br />

irgendwie Interesse an Arbeit<br />

in D.A.CH bzw. einer D.A.CH-<br />

Firma bekunden, dass die<br />

durch unsere Anzeigen in den<br />

entspr. Medien zu uns gelenkt<br />

werden. So können wir Leute,<br />

die Interesse an Deutschland,<br />

Österreich oder der Schweiz<br />

haben und selber aktiv<br />

geworden sind, herausfiltern.<br />

Dann machen wir uns daran,<br />

persönlich diese Leute zu<br />

interviewen und zu schauen, ob<br />

sie die Qualifikationen<br />

mitbringen, obwohl sie vielleicht<br />

nicht den Ausbildungsabschluss<br />

habe.<br />

Gleichzeitig sind wir den den<br />

entspr. Sozialen Medien der<br />

Länder und den Jobplattformen<br />

aktiv und halten auch da Ausschau.<br />

Wir sind immer noch in der<br />

Anfangsphase. Z.Z. versuchen<br />

wir, gewissen Qualifikationen<br />

herauszuarbeiten, die notwendig<br />

oder die zumindest hilfreich<br />

sind, für diese Art von Arbeiten,<br />

wenn es interkulturelle<br />

Kooperationen zwischen<br />

D.A.CH und China gibt.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Dieser Formalismus<br />

existiert auch in deutschsprachigen<br />

Unternehmen. Ich<br />

kenne so einige Personaler im<br />

Mittelstand, die Multiple-<br />

Choice-Spiele machen und am<br />

Ende sehr formal eine Tabelle<br />

abhaken. In China gibt es<br />

sicher auch traditionelle<br />

Gründe, dass in der konfuzianischen<br />

Denkweise Bildung<br />

selbst schon einen Wert darstellt.<br />

Wie ist das mit Arbeitnehmern<br />

aus D.A.CH, die man<br />

nach China vermitteln will?<br />

Also wenn die nicht so in das<br />

Bild des Unternehmens, zu passen<br />

scheinen, wenn man nur<br />

nach den Abschlüssen fragt?<br />

Hiller: Was uns aufgefallen ist,<br />

dass die Bereitschaft nach<br />

China zu gehen, eher bei<br />

Leuten die bereits im Arbeitsleben<br />

stehen vorhanden ist und<br />

nicht so sehr unter Absolventen,<br />

die gerade die Uni verlassen<br />

haben, zu finden sind.<br />

Man muss auch feststellen,<br />

dass die Bereitschaft nach<br />

China zu gehen, in D.A.CH<br />

immer weiter abnimmt. Es wird<br />

wirklich schwierig. Man muss<br />

entsprechend immer mehr<br />

Anreize bieten, um Talente<br />

nach China zu bekommen. Die<br />

Unternehmen, mit denen wir<br />

hier in China zusammenarbeiten,<br />

sind meist offen für<br />

Anregungen, die wir bieten.<br />

Also wenn wir ankommen und<br />

sagen, „He, wir heben den hier<br />

gefunden, der passt nicht 100%<br />

ins Anforderungsprofil, aber<br />

schaut ihn euch doch mal an.“<br />

Vor allem mittelständische<br />

Unternehmen, die schon lange<br />

offenen Stellen haben, sind<br />

hinsichtlich unserer Einschätzung<br />

offen. Wenn man ein<br />

74 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


isschen versucht, dieses Out-<br />

Of-The-Box-Denken zu integrieren,<br />

und die Möglichkeiten<br />

aufzeigt, dass dies dann oft<br />

gerne von den Mittelständlern<br />

angenommen wird. Sie merken<br />

eben, dass es notwendig ist<br />

und nicht alle Ansprüche, die<br />

sie an Personal haben so einfach<br />

durchsetzen können. Es ist<br />

nicht so, dass wir den perfekten<br />

Kandidaten herzaubern<br />

können. Man muss heutzutage<br />

gewisse Kompromisse machen.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Wie wichtig sind<br />

Skills wie Sprache und Interkulturalität<br />

bei der Bewertung<br />

der Bewerber und für wie<br />

wichtig erachten Sie die<br />

selber?<br />

Hiller: Für Chinesen, die<br />

langfristig in deutschen<br />

Unternehmen bleiben sollen,<br />

was ja von den meisten Arbeitgebern<br />

angepeilt wird, sind<br />

Deutschkenntnisse unabdingbar.<br />

Je besser desto besser!<br />

Die Zufriedenheit am Arbeitsplatz<br />

hängt auch von so<br />

kleinen Dingen, wie in der<br />

Lage zu sein, sich am Kaffeeautomaten<br />

mit seinen Kollegen<br />

unterhalten zu können<br />

oder überhaupt zu verstehen,<br />

warum die Deutschen in der<br />

Pause zum Automaten laufen.<br />

Also so ganz einfache grundlegende<br />

Dinge. Wenn dieses<br />

Verständnis für diese Kultur<br />

nicht vorhanden ist, dann<br />

helfen auch die Sprachkenntnisse<br />

nichts mehr. Wir<br />

haben einige Bewerber bei uns,<br />

die teilweise Deutsch bis auf<br />

C1-Niveau sprechen, alle Tests<br />

bestanden haben und die sich<br />

gut ausdruecken können, aber<br />

die das Verständnis für die<br />

deutsche Kultur nicht haben,<br />

weil sie nur in China Deutsch<br />

gelernt haben. Deshalb versuchen<br />

wir die D.A.CH-<br />

Unternehmen zu überzeugen,<br />

die Chinesen für eine Probezeit<br />

in ihr Unternehmen in Europa<br />

zu holen. So bekommen die<br />

Chinesen überhaupt eine<br />

Chance zu verstehen, was<br />

europäische Kultur bedeutet<br />

und versuchen dieses<br />

Verständnis aufzubauen, bevor<br />

sie in China für das<br />

Unternehmen arbeiten. Oder<br />

eben Leute zu suchen, die in<br />

D.A.CH gelebt und sich eingebunden<br />

haben.<br />

Es ist m.E. einfach, herauszufinden,<br />

ob der Chinese oder<br />

die Chinesin nur Deutsch<br />

spricht, oder ob wirklich ein<br />

Verständnis für die Kultur vorhanden<br />

ist. Man kommt mit einfachen<br />

Fragen dahinter. Eine<br />

Anekdote kann ich vielleicht<br />

doch erzählen. Wir hatten<br />

einen Chinesen, der uns anrief<br />

und meinte, dass es in seinem<br />

Zimmer in Deutschland so kalt<br />

ist, dass er mit einer Jacke in<br />

der Wohnung sitzen muss. Wir<br />

dachten natürlich sofort, dass<br />

seine Heizung kaputt ist, und<br />

haben jemanden vorbei<br />

geschickt. Es stellte sich<br />

heraus, dass die Heizung völlig<br />

intakt war, jedoch die Thermostaten<br />

nicht aufgedreht waren.<br />

Hier in China sind die Heizungen<br />

zentral gesteuert und<br />

es gibt da nichts dran zu stellen.<br />

In Deutschland ist das<br />

bekanntlich anders. Das ist<br />

eine Deutschlanderfahrung, die<br />

man in China nicht machen<br />

kann. Wenn sich solche Sachen<br />

häufen, dann kommt natürlich<br />

Frust bei den Chinesen auf.<br />

Ganz wichtig ist auch die Kommunikation<br />

mit den Mitarbeitern.<br />

In D.A.CH ist das ein<br />

wichtiger Bestandteil der<br />

Unternehmenskultur. In<br />

chinesischen Unternehmen und<br />

vor allem in traditionellen<br />

Unternehmen, herrschen meist<br />

sehr vertikale Hierarchien vor.<br />

Die Beziehungen zwischen den<br />

Mitarbeitern sind meist<br />

kompetitiv. Das Verständnis für<br />

das Miteinander im<br />

Unternehmen ist für deutsche<br />

KATHAI MAGAZIN 75


Nobelift Changxing<br />

Unternehmen wichtig. Die Chinesen<br />

müssen verstehen, dass<br />

man in D.A.CH-Unternehmen<br />

eher nicht gegeneinander, sondern<br />

miteinander arbeitet. Wir<br />

versuchen solche Aspekte<br />

schon vor der Anstellung,<br />

innerhalb des Filterprozesses,<br />

herauszuarbeiten. Also<br />

festzustellen, welche Talente<br />

wirklich in der Lage sind, dies<br />

zu begreifen, und sich soweit<br />

angepasst haben.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Der Schwerpunkt<br />

von Skillroads liegt im<br />

Moment vor allem auf deutsche<br />

Unternehmen in China –<br />

richtig?<br />

Hiller: Der Schwerpunkt sind<br />

vor allem Unternehmen aus<br />

D.A.CH in China, allerdings<br />

auch Unternehmen die mit<br />

China zusammen. Z.B.<br />

Unternehmen, welche aus DE<br />

viel nach China exportieren<br />

und viele Kontakte nach China<br />

haben. Wir haben es oft, dass<br />

man an uns herantritt mit, „Ich<br />

brauch einen Mitarbeiter, der<br />

nicht nur für die Chinakontakte<br />

zuständig ist, sondern im<br />

Unternehmen mit den Leuten<br />

reden kann, um diverse andere<br />

Dinge zu regeln.“<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Sie selber<br />

schreiben gerade eine<br />

Masterarbeit über Entwicklungszonen.<br />

Worum geht es da?<br />

Hiller: Im Wesentlichen geht es<br />

darum, dass ich analysieren<br />

möchte, wie momentan die<br />

Arbeit in den Entwicklungszonen<br />

von den Entwicklungszonen<br />

selber und auch<br />

von<br />

außenstehenden<br />

Unternehmen evaluiert wird.<br />

Inwieweit müssen die Konzepte<br />

der DevZones neuen Realitäten<br />

in der Wirtschaft, in den Investmenttheorien,<br />

angepasst werden.<br />

Die meisten Theorien beurteilen<br />

den Erfolg einer<br />

Wirtschaftszone im Wesentlichen<br />

nach zwei Faktoren: 1)<br />

Wie viel Investitionen können<br />

angezogen werden? 2) Wie viel<br />

Wachstum kann in der Zone<br />

erzeugt werden?<br />

Diese beiden Faktoren waren in<br />

den letzten Jahren wahrscheinlich<br />

ein guter Indikator, Aber<br />

es wandelt sich schon seit einiger<br />

Zeit der Ansatz zur Investitionen<br />

in China. Es geht um<br />

den Wandel von ursprünglich<br />

„irgendwelche Investitionen“<br />

hin zu „qualitativ hochwertigen<br />

Investitionen“, die man in den<br />

DevZones anziehen möchte.<br />

Dieser Wandel ist auf oberster<br />

Ebene in den 13.<br />

Fünfjahrplan eingezogen.<br />

Vielleicht hat sich das bislang<br />

noch nicht in alle Zonen<br />

durchgesetzt, aber dieser<br />

Wille der obersten Leitung in<br />

China ist vorhanden. Hinzu<br />

kommt, dass sich auch westliche<br />

Unternehmen im<br />

Chinageschäft wandeln, von<br />

reinen „Shareholder-Value<br />

Firmen“ hin zu „Stakeholder-<br />

Unternehmen.“ Also wo die<br />

eigenen Profite nicht an den<br />

Shareholdern orientiert sind,<br />

sondern man sich zunehmend<br />

an den Stakeholdern orientiert,<br />

also z.B. den Arbeitnehmern,<br />

ob die dahin gehen<br />

und arbeiten wollen. Dies spielt<br />

zunehmend eine wichtigere<br />

Rolle. Das muss auch<br />

berücksichtigt werden, denn<br />

gerade in diesem Geschäft,<br />

sind die Arbeitnehmer ein<br />

wichtiger Teil des Kapitals des<br />

Unternehmens. Ich möchte<br />

herausfinden, ob in den<br />

Entwicklungszonen schon ein<br />

Trend begonnen hat, ob<br />

Anreize für Privatpersonen<br />

geschaffen werden, deren<br />

Lebensqualität zu erhöhen. Das<br />

ist tatsächlich ein wichtiger<br />

Faktor, um in Zukunft weiter<br />

Investitionen anziehen zu<br />

können. Unternehmen werden<br />

nur noch dort investieren<br />

können, wo ihre Mitarbeiter<br />

bereit sind zu leben. Ich hoffe,<br />

dass meine Masterarbeit da<br />

gewisse Anreize geben kann,<br />

um Bewertungsrahmen<br />

zumindest langfristig zu beeinflussen,<br />

auch derartige Soft-<br />

Faktoren mit einzubeziehen.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Das korrespondiert<br />

mit der Bemerkung weiter<br />

oben, dass die Zahl der<br />

Menschen, die nach China<br />

kommen wollen, rückläufig ist.<br />

Die Gründe kenn ich nicht. Es<br />

ist sicher nicht repräsentativ,<br />

aber mir wird gelegentlich die<br />

76 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


PIPE PROTECTION<br />

TECHNOLOGIES FOR<br />

OIL COUNTRY<br />

TUBULAR GOODS<br />

ZHEJIANG TIANYI MACHINERY CO., LTD<br />

SKY-E is the global market leader in oil country tubular goods, thread<br />

protectors, cutting tools, pipe protection and storage products. We produce<br />

the most extensive range of thread protectors and pipe packaging frames<br />

under the strictest quality manufacturing standards in the industry. We<br />

have been the leader in pipe protection technologies for over 35 years. We<br />

guarantee on time delivery to over 40 countries.<br />

999 Jingsi Rd, Changxing, Zhejiang, China<br />

Tel:+86 577 86552397<br />

info@sky-e.cn<br />

KATHAI MAGAZIN 77<br />

www.sky-e.cn


Umweltverschmutzung als<br />

Ausschlusskriterium genannt.<br />

Da gehts bei den DevZones<br />

natürlich auch ums Eingemachte.<br />

Wenn sie diese<br />

Probleme nicht in den Griff<br />

bekommen, werden es in<br />

Zukunft noch weniger. Wie<br />

sehen Sie das?<br />

diese Faktoren im Umfeld zu<br />

beeinflussen. Dies sollte in<br />

deren Maßnahmepaket mit<br />

einbezogen werden.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Was müssten<br />

denn die DevZones machen?<br />

Man kann ja nicht von staatlicher<br />

Seite sagen, „Ihr muesst<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Warum macht<br />

man sich in DE überhaupt über<br />

die DevZones in China Gedanken.<br />

So naheliegend ist das ja<br />

nicht – oder?<br />

Hiller: Die ursprüngliche Idee,<br />

warum ich das machen wollte,<br />

ist, dass ich mir überlegt habe,<br />

Ich denke, dass diese Zukunftsmodelle von Städten eigentlich nur<br />

auf gemeinsamer internationaler Ebene entwickelt werden können.<br />

Hiller: Dieses Problem gibt es<br />

natürlich. Allerdings ist man<br />

die längst angegangen. Luftverschmutzung<br />

und Umweltverschmutzung<br />

werden in China<br />

immer noch als riesiges Problem<br />

dargestellt, genau wie vor<br />

5 Jahren, dabei muss man aber<br />

sehen, dass sich gerade in diesen<br />

5 Jahren besonders im<br />

Bereich Luftqualität sehr viel<br />

getan hat. Wenn diese Entwicklung<br />

so weiter geht, dann muss<br />

ich sagen, dass Luftqualität in<br />

5-10 Jahren kein Einflussfaktor<br />

für die Standortwahl sein wird.<br />

Es geht zunehmend mehr um<br />

private Verwirklichungen. Also<br />

das es in der Maslowschen<br />

Bedürfnispyramide weiter nach<br />

oben geht und versucht wird,<br />

sich an diesem Ort selbst zu<br />

verwirklichen. Dieser Ort muss<br />

Möglichkeiten für Freizeitbeschäftigungen,<br />

Bildung, Entspannung,<br />

gemeinsame<br />

Unternehmungen usw., bieten.<br />

Es wird für die DevZones<br />

immer entscheidender, auch<br />

euch jetzt einmal in der Woche<br />

zum Stammtisch treffen“ oder<br />

so. Was könnten die DevZones<br />

dazu beitragen, dass Socializing<br />

der Ausländer mit den Chinesen<br />

möglich wird?<br />

Hiller: Meine Forschung steht<br />

in diesem Fall auch nur am<br />

Anfang. Ich bin mir nicht<br />

sicher, welche Maßnahmen<br />

erfolgversprechend sein<br />

könnten. Ich habe natürlich<br />

gewisse Vorstellungen davon,<br />

in welche Richtungen man<br />

gehen könnte, allerdings,<br />

welche dieser Maßnahmen am<br />

Ende tatsächlich Erfolg haben,<br />

wird sich zeigen müssen. Das<br />

Wichtigste ist aber, dass die<br />

Maßnahmen organisch passieren.<br />

D.h. die Leute, die in<br />

diese Gegenden ziehen, müssen<br />

persönlich Initiative ergreifen.<br />

Was die DevZones tun<br />

können, ist derartige Initiativen<br />

zu unterstützen, soweit es nur<br />

geht. Vielleicht auch Flächen<br />

und Räume für Freizeitangebote<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Zhenbaxian Windpark Changxing<br />

wie kann meine Masterarbeit<br />

eine Bedeutung für unser<br />

Unternehmen bekommen – und<br />

ist es für unser Unternehmen<br />

wichtig, dass die DevZones<br />

mehr Wert auf Lebensqualität<br />

der Mitarbeiter und das Bereitstellen<br />

von Möglichkeiten zur<br />

persönlichen Entfaltung liefern?<br />

Letztlich müssen wir die<br />

Leute überzeugen, zu diesen<br />

Orten zu gehen. Entsprechend<br />

sind Kooperationen mit den<br />

Zonen und allgemein Schritte<br />

in diese Richtung wichtig.<br />

Allerdings war es gar nicht so<br />

einfach, bei mir in der Universität,<br />

einen Professor zu finden,<br />

um ein derartiges<br />

Masterarbeitsthema zu<br />

ermöglichen. Letztlich ist es<br />

fakultätsübergreifend realisiert<br />

worden. Ich selber bin in der<br />

Sinologie der Uni Tübingen und<br />

habe dort einen Professor<br />

gefunden, der zum Thema<br />

„Confucius Entrepreneurship“<br />

forscht, also im Wirtschaftsbereich<br />

in China unterwegs ist.<br />

Gleichzeitig hab ich jemanden<br />

als Zweitkorrektor aus dem<br />

Wirtschaftsdepartement gewinnen<br />

können, der sich mit Investitionen<br />

in Asien und speziell<br />

Japan beschäftigt. Aufgrund<br />

der fakultätsübergreifenden<br />

Arbeit bekomme ich von<br />

meinen Professoren ein Feedback<br />

aus zwei völlig verschiedenen<br />

Perspektiven. Somit<br />

hoffe ich, dass diese Arbeit in<br />

zwei verschiednen Kreisen<br />

letztendlich verbreitet wird und<br />

später Ansporn ist, in regulato-


ischen Bewertungskriterien in<br />

den DevZones, derartige Soft-<br />

Faktoren mit aufzunehmen.<br />

Das Abstract und die<br />

wahrscheinlich die ganze<br />

Arbeit werden ins Chinesische<br />

übersetzt und gleichzeitig wird<br />

sie hoffentlich in einem der<br />

Wirtschaftsjournals mit<br />

Asienbezug unterkommen. Auf<br />

diese Weise hoffe ich einfach,<br />

die Erkenntnisse direkt an die<br />

DevZones kommunizieren zu<br />

können. Hinzu kommt, dass ich<br />

persönlichen Kontakt zu einigen<br />

DevZones habe, was bei<br />

über 1,500 Zonen natürlich nur<br />

ein Tropfen auf den heißen<br />

Stein ist, wo man meine Arbeit<br />

sicher zur Kenntnis nehmen<br />

wird. Falls sich das ganze als<br />

erfolgreich und als Schritt in<br />

die richtige Richtung zeigen<br />

wird, soll weitere Forschung zu<br />

diesem Thema angeregt werden.<br />

Es ist ja „nur“ eine<br />

Masterarbeit, also im Umfang<br />

schon etwas festgelegt. Weiterführende<br />

Arbeiten und<br />

Forschungen werden hoffentlich<br />

folgen.<br />

<strong>Kathai</strong> Media: Hinzu kommt,<br />

dass sich in China immer noch<br />

sehr vieles ändert, und auch so<br />

eine Arbeit in wenigen Jahren<br />

neu justiert werden müsste. Wo<br />

wird denn die Reise Chinas<br />

Ihrer Meinung nach denn<br />

hingehen?<br />

Hiller: Der Trend, dass das<br />

Wachstum in China nachgelassen<br />

hat, wird sich weiter<br />

fortsetzen. Auch wenn wir<br />

immer noch auf einem sehr<br />

hohen Niveau sind. Der<br />

ursprüngliche Grund Sonderwirtschaftszonen<br />

überhaupt zu<br />

schaffen, war ja die Anziehung<br />

von ausländischem Kapital und<br />

ausländischem Know-how.<br />

Diese Grundlage wird sich bzw.<br />

hat sich schon fundamental<br />

geändert. Diese Sonderwirtschaftszonen,<br />

wie man sie<br />

z.B. in Xiong‘an schon sieht,<br />

entwickeln sich immer mehr zu<br />

zukunftsweisenden Städten.<br />

Die integrieren erneuerbare<br />

Energien, Arbeiten&Wohnen,<br />

modernste öffentliche Transporte<br />

usw., in ein einheitliches<br />

Konzept und versuchen so<br />

zukunftsweisende Lösungen für<br />

ein modernes Modell der Work-<br />

Life-Balance zu schaffen. Das<br />

ist die Aufgabe, die auf die Dev-<br />

Zones in den nächsten 10, 20<br />

und vielleicht auch 50 Jahren<br />

zukommen wird. Das ist ein<br />

langsamerer Prozess, der sehr<br />

strukturell ist und von der<br />

Führung in China längst verstanden<br />

und in Angriff<br />

genommen wurde und sich nun<br />

auch in den verschiedenen<br />

administrativen Ebenen<br />

ausbreiten muss. Ob das<br />

letztendlich gelingt, liegt<br />

meines Erachtens auch an der<br />

Bereitschaft von Kooperationen<br />

zwischen dem Ausland und<br />

China. Ich denke, dass diese<br />

Zukunftsmodelle von Städten<br />

eigentlich nur auf gemeinsamer<br />

internationaler<br />

Ebene<br />

entwickelt werden können.<br />

Sven Tetzlaff<br />

Datanggongchayuan/ Changxing<br />

KATHAI MAGAZIN 79


AUSBLICK FÜR EUROPÄISCHE STUDENTEN<br />

STUDIEREN IN CHINA<br />

Ma Yun (Jack Ma),<br />

der Gründer<br />

Alibabas hat sich<br />

entschlossen,<br />

2019 den Chefposten im<br />

Unternehmen weiterzureichen,<br />

um sich in Zukunft<br />

mehr um Bildungsthemen zu<br />

kümmern.<br />

Ma (Englischlehrer) stammte<br />

aus einfachen Verhältnissen<br />

und hatte es alles andere als<br />

leicht. Es verwundert nicht,<br />

dass Jack Ma in China zum<br />

Vorbild einer ganzen Generation<br />

avancierte – der Nerd,<br />

der Underdog, der Clown, der<br />

es geschafft hat. Und der ganz<br />

nebenher das Leben vieler<br />

Chinesen umgekrempelt hat.<br />

Seine Heimatstadt Hangzhou<br />

ist heute die weltweit erste<br />

bargeldfreie Stadt. Für viele<br />

Studenten war Jack Ma die<br />

Hauptmotivation für die<br />

Fächerwahl oder um überhaupt<br />

zu studieren.<br />

Das Ma sich nun Vollzeit der<br />

Bildung zuwendet, ist nur folgerichtig.<br />

Er hat mit Alibaba<br />

bewiesen, dass Bildung der<br />

Schlüssel zu fast allem ist. In<br />

und um Hangzhou sind<br />

tausende Start-ups im Universitätsumfeld<br />

entstanden,<br />

die diesem chinesischen<br />

Traum folgen wollen. Manch<br />

deutscher oder europäischer<br />

Student mag neidisch auf<br />

dieses neue Ökosystem<br />

schauen. Doch eigentlich<br />

besteht zum Neid gar kein<br />

Anlass.<br />

Die Zheijiang-Uni hat einen<br />

neuen internationalen Campus<br />

errichtet, auf dem sich<br />

immer mehr Studenten aus<br />

allen Ländern einfinden. Für<br />

viele Studiengänge ist<br />

Englisch die Lehrsprache und<br />

es gibt zahlreiche Möglichkeiten,<br />

ein geeignetes Stipendium<br />

zu bekommen. Eigentlich<br />

ideale Bedingungen, doch<br />

umso bedauerlicher, dass man<br />

im Westen und in DE davon<br />

nichts weiß.<br />

Lange Jahre war die USA für<br />

chinesische Studenten der<br />

bevorzugte Auslandsstudienort.<br />

328,000 chinesische<br />

Studenten studieren in den<br />

USA. Die Studentenzahlen in<br />

den USA nehmen seit 2010/11<br />

kontinuierlich ab (um ca. 3<br />

Mio von 2010/11 bis 2016/17).<br />

Bis zur Präsidentschaft von<br />

Trump nahm die Zahl der<br />

chinesischen Studenten um<br />

ca. 6% zu. Nun zeichnet sich<br />

eine deutliche Wende ab.<br />

80 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Advertorial<br />

With the aim of exploring new models of<br />

higher education that combined the best practices<br />

of the east and west, learn from world’s<br />

most advanced educational experiences, and<br />

cultivate talents with innovative minds and<br />

international vision, Zhejiang University<br />

began to build its International Campus in<br />

February 2013,and was granted approval<br />

from the Ministry of Education in October<br />

2015.<br />

Zhejiang University will cooperate with several<br />

world’s top 20 universities(or top 5 at individual<br />

discipline level) and respectively build joint<br />

institutes with each of them. So far, ZJU-Imperial<br />

Joint Lab for Applied Data Science has<br />

opened. Institute of China Studies, ZJU-UoE<br />

Institute and ZJU-UIUC Institute have been<br />

formally established, and the Campus received<br />

its first batch of freshmen in September, 2016.<br />

International Campus is located at Haining,<br />

covering a land area of approximately 66.67<br />

hectares and has a total floor area of 399,300<br />

square meters.<br />

International Campus,Zhejiang University<br />

http://www.intl.zju.edu.cn/en/content/xue-yuan-jian-jie<br />

KATHAI MAGAZIN 81


Prof. Qu Haidong<br />

Immer weniger Studenten<br />

entschieden sich für die US<br />

und neigen eher einem Studium<br />

in EU, AUS, CAN zu. Als<br />

Grund wird u.a. mangelnde<br />

Berechenbarkeit angegeben.<br />

Angesichts der Tatsache, dass<br />

der Anteil der chinesischen<br />

Studenten (1.5% aller US-Studenten)<br />

ca. 50 Mrd. USD jährlich<br />

in das Land spülte, hat<br />

diese Abkehr weitere Implikationen.<br />

Das gesamte System<br />

der Bildungsfinanzierung in<br />

den USA - und insbesondere<br />

die Studentenkredite – hat<br />

schon öfter den Ökonomen<br />

Anlass zur Sorge gegeben.<br />

Sollte sich das Geld der<br />

chinesischen Eltern aus dem<br />

US-Bildungsmarkt zurückziehen,<br />

könnte das ernsthafte<br />

Folgen für die gesamte Weltwirtschaft<br />

- analog zu den faulen<br />

Immobilienkrediten 20<strong>09</strong> –<br />

haben.<br />

Wie Bildung erfolgt und mit<br />

welchem Ziel, wird durch traditionelle/<br />

kulturelle Koordinatensysteme<br />

bestimmt.<br />

Mithin lassen sich die drei<br />

dominierenden Systeme: das<br />

konfuzianische System in JP,<br />

CN, KR, SP usw.; das humboldtsche<br />

System der humanistischen<br />

Bildung in EU, UK<br />

usw. und das wirtschaftsliberale<br />

System in US, CAN<br />

usw., kaum miteinander vergleichen.<br />

In den US ist Bildung ein<br />

weiteres Produkt unter<br />

vielen. Man kann es kaufen<br />

(wenn man kann). Der Preis<br />

richtet sich nach dem Inhalt<br />

und/ oder nach dem Marketing<br />

für dieses Produkt. Das<br />

von Humboldt geprägte<br />

europäische System, geht<br />

von einem humanistischen<br />

Ansatz aus, dass Bildung ein<br />

Menschenrecht ist und jedem<br />

entsprechend seinen<br />

Fähigkeiten zugänglich<br />

gemacht werden muss. In<br />

China wiederum, stellt Bildung<br />

nach Konfuzius schon<br />

ein Wert an sich dar und ist<br />

gleichzeitig eine Versicherung<br />

für das Leben innerhalb der<br />

chinesischen Gesellschaft<br />

und verpflichtet zum Tribut<br />

an diese.<br />

Die Grenzen zwischen diesen<br />

Systemen sind fließend und<br />

es spricht nichts dagegen,<br />

dass man die besten Eigenschaften<br />

miteinander vereint.<br />

Eine Möglichkeit sind<br />

internationale Kooperationen.<br />

Die oben schon<br />

erwähnte Zheijiang-Universität<br />

geht bereits diesen<br />

Weg und sondiert mit<br />

deutschen Universitäten,<br />

aber auch mit der deutschen<br />

Politik, weitere Möglichkeiten,<br />

die Kooperation auf<br />

eine neue Ebene zu heben.<br />

Wir haben mit Prof. Qu<br />

Haidong, Dekan des Liberal<br />

Art and Science College<br />

sowie Direktor des Institutes<br />

of China Studies der Zhejiang<br />

Universität (ZJU), zu<br />

diesem Thema gesprochen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Die Zheijiang-Universität<br />

ist weltbekannt und<br />

82 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Serverraum Alibaba<br />

rangiert im internationalen<br />

Vergleich weit oben. Auch die<br />

Stadt Hangzhou ist spätestens<br />

seit dem G20 Gipfel<br />

oder durch Alibaba, Jack Ma<br />

und Ant-Financial jedem ein<br />

Begriff, der sich mit Zukunftstechnologien<br />

befasst. Was ist<br />

das Besondere an Ihrer Uni?<br />

Qu Haidong: Die Zhejiang<br />

Universität nennt sich selber<br />

Double-Excellence-University<br />

in China. Das ist vergleichbar<br />

mit der Excellence-Cluster-<br />

Initiative in DE. Innerhalb<br />

dieser Initiative steht die<br />

ZHU an dritter Stelle. Das<br />

heißt, die Uni hat eine hohe<br />

Reputation in Forschung &<br />

Lehre. Die ZHU hat das<br />

größte<br />

Doktoranden-<br />

Progamm in China.<br />

Die Uni erhält neben der<br />

staatlichen Zuwendungen<br />

weitere Finanzen aus der<br />

Industrie. Man zählt sich<br />

selbst zur größten Entrepreneurship-Uni<br />

in China. Die<br />

Uni hat vor zwei Jahren eine<br />

internationale Universität mit<br />

Joint-Colleges (Illinois, Edinburgh)<br />

mit Doppel-Abschlüssen<br />

gegründet.<br />

Wir möchten jedoch nicht,<br />

dass der Campus<br />

angelsächsisch dominiert ist.<br />

Wir wollen das Ausbildungsprogramm<br />

mehr diversifizieren.<br />

Deutschland ist für<br />

uns von sehr grossem Interesse.<br />

Es hat für uns eine hohe<br />

Reputation hinsichtlich der<br />

Qualität der Ausbildung.<br />

Wir haben mit Deutschland<br />

im Rahmen der Gesamtuni,<br />

also nicht nur bezüglich des<br />

internationalen Campus, eine<br />

34-jährige Geschichte mit der<br />

TU in Berlin. Die TU ist nach<br />

wie vor unser wichtigster<br />

Partner unter den mittlerweile<br />

ca. 200 Partnerschaften.<br />

<strong>Kathai</strong>: China und DE haben<br />

eine lange Geschichte miteinander.<br />

Darunter war viel<br />

Gutes und manches weniger<br />

Gutes. Schaut man heute<br />

nach Deutschland, studieren<br />

dort viele chinesische Studenten<br />

an den Hochschulen<br />

für eine längere Zeit, die dort<br />

ein komplettes Studium<br />

absolvieren. Umgekehrt gibt<br />

es auch hier viele deutsche<br />

Studenten, aber die sind<br />

meist nur relativ kurze Zeit<br />

hier, eventuell nur ein paar<br />

Wochen oder ein Semester<br />

lang. Wollen Sie das ändern,<br />

und wenn ja, wie?<br />

Qu Haidong: Das betrifft nicht<br />

nur die deutschen Studenten,<br />

sondern z.B. auch die von UK<br />

oder US, bzw. generell die<br />

aus den entwickelten Ländern.<br />

Blickt man die letzten<br />

10 Jahre zurück, so haben<br />

sich die Studentenzahlen<br />

schon beachtlich entwickelt.<br />

Während es vor 10 Jahren<br />

noch fast ausschließlich<br />

Austauschprogramme für<br />

wenige Monate waren, gibt es<br />

heute eine wachsende Anzahl<br />

Studenten für die Bacheloroder<br />

Master-Programme.<br />

KATHAI MAGAZIN 83


MP Daniel Günther und Gong Jianli<br />

“Wir laden die Politiker aller Parteien Deutschlands hierher<br />

ein, um darüber zu diskutieren, wie man den<br />

Bildungsaustausch und die daran hängenden wirtschaftlichen<br />

Potentiale gemeinsam weiter ausbauen kann.”<br />

Es ist ein wichtiger Teil<br />

unserer Strategie, dass wir<br />

mehr Talente aus den westlichen<br />

Ländern für vollständige<br />

Studien anziehen wollen.<br />

Diese Zahl ist natürlich ein<br />

wichtiges Kriterium im internationalen<br />

Wettbewerb.<br />

Aber was war oder ist die<br />

Motivation für z.B.<br />

chinesische Studenten im Ausland<br />

zu studieren? Die Hauptmotivation<br />

war und ist die<br />

zukünftige Karriere. Ein Auslandsstudium<br />

an einer renommierten<br />

Uni garantierte einen<br />

gut bezahlten Job. Für die<br />

westlichen Studenten, die<br />

nach China kommen, steht<br />

eine ganz andere Motivation<br />

im Vordergrund. Die wollen<br />

mehr über die Kultur erfahren<br />

und haben nicht einen so<br />

strengen Fokus auf ihre Karriere.<br />

Wir haben verschiedenen<br />

Gründe, warum wir ausländische<br />

Studenten anziehen wollen.<br />

Erstens, und das stimmt<br />

mit der genannten Motivation<br />

überein, wir wollen denen die<br />

mehr oder weniger traditionelle<br />

chinesische Kultur<br />

zeigen, nach der viele suchen.<br />

Wir wollen diesen Kulturaustausch.<br />

Der zweite<br />

Grund ist das gegenwärtige<br />

China zu promoten. Dieses<br />

China existiert nicht in deren<br />

Lehrbüchern und nach meiner<br />

Ansicht auch nicht in den<br />

westlichen Medien. Das ist<br />

etwas, was die meisten potentiellen<br />

Studenten überhaupt<br />

nicht auf dem Schirm haben.<br />

Drittens wollen wir selbstverständlich<br />

ausländische Talente<br />

anziehen, die letztlich<br />

hier arbeiten und leben.<br />

Für diese zusätzlichen<br />

Ansprüche haben wir die<br />

Lehrpläne entsprechend<br />

gestaltet. Darueber hinaus ist<br />

es wichtig zu wissen, dass<br />

diese Studenten hier Möglichkeiten<br />

bekommen, die sie nirgendwo<br />

sonst hätten. Wir werden<br />

da sicher noch drauf zu<br />

sprechen kommen.<br />

Um Uni-Standorte wie Cambridge<br />

oder Boston haben sich<br />

riesige Ökosysteme von<br />

84 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Firmen, Start-ups und Spinoffs<br />

gebildet. Das gilt ebenso<br />

für chinesische Firmen, Startups<br />

und Spin-offs im Umfeld<br />

der Zheijiang-Uni, wenn man<br />

nur mal zu Alibaba schaut.<br />

Inwieweit ist es für westliche<br />

Absolventen möglich daran zu<br />

partizipieren?<br />

Qu Haidong: Für chinesische<br />

Studenten bzw. Absolventen<br />

ist dies bereits Alltag. Viele<br />

gründen Start-ups hier oder in<br />

Shanghai. In Hangzhou ist<br />

letztes Jahr eine entsprechende<br />

Regelung verabschiedet<br />

worden, dass ausl. Studenten/<br />

Absolventen ihr eigenes<br />

Unternehmen in unserem Science<br />

Park starten können. Wir<br />

werden dies weiter unterstützen<br />

und ich bin mir sicher,<br />

dass in Zukunft mehr Studenten<br />

aus dem Westen, diesen<br />

direkten Weg nutzen werden.<br />

<strong>Kathai</strong>: Die gewohnte Weltordnung<br />

ist seit der Wahl Trumps<br />

durcheinander gekommen.<br />

Sehen Sie einen Einfluss auf<br />

die Bildung in dieser Hinsicht<br />

und wird dies Europa und<br />

China näher bringen?<br />

Qu Haidong: Natürlich wird<br />

sich einiges ändern. Der Trend<br />

bei den Bewerbern für Auslandsstudien<br />

ist sehr klar. Wir<br />

sehen eine Zunahme der<br />

Bewerbungen in Europa und<br />

UK und ein deutlich geringeres<br />

Wachstum in den US. Dafuer<br />

gibt es mehrere Gründe. Einer<br />

ist sicher auch die Möglichkeit<br />

an internationalen Unis hier in<br />

China zu studieren.<br />

Die chinesischen Familien<br />

geben gerade den USA - im<br />

Vergleich zur Vergangenheit –<br />

immer weniger Chancen. Das<br />

betrifft mich auch ganz<br />

persönlich. Mein Sohn muss<br />

jetzt diese Entscheidung<br />

fällen. Er muss seine Wahl<br />

zwischen US und UK treffen.<br />

Und er hat sich letztlich für<br />

UK entschieden.<br />

Mitarbeiter bei Alibaba<br />

Das Investment der Familie in<br />

die Bildung der Kinder, ist in<br />

meiner Familie das größte<br />

Investment überhaupt. Entsprechend<br />

sorgfältig müssen<br />

wir uns diese Entscheidung<br />

überlegen. Wenn ich ein<br />

Investment vornehme, dann<br />

brauch ich Sicherheit. China<br />

ist eine aufsteigende Macht<br />

und man wird uns m.E. das<br />

Leben in den US immer<br />

schwerer machen. Daher ist<br />

es völlig klar, dass die Entscheidung<br />

sich den sichereren<br />

und berechenbaren Markteilnehmern<br />

zuwendet.<br />

<strong>Kathai</strong>: Wenn sie von den<br />

Deutschen oder den deutschen<br />

Politikern, etwas wünschen<br />

könnten, was wäre das?<br />

Qu Haidong: China hat<br />

durchaus eine lange Geschichte.<br />

Keiner der Politiker in<br />

Deutschland hat über unsere<br />

Geschichte irgend einen Zweifel.<br />

Aber das reale China, hier<br />

und jetzt, das kennen sie<br />

nicht. Ich möchte, dass sie<br />

sich mehr öffnen, um das<br />

China der Gegenwart<br />

kennenzulernen. Wir sind in<br />

vielen Bereichen Europa<br />

schon weit voraus. Unter den<br />

ersten 20 Internet-<br />

Unternehmen sind 9 aus<br />

China – keins aus Europa.<br />

Davon mindestens zwei von<br />

hier aus Hangzhou. Wir bieten<br />

den Studenten aus dem<br />

Westen sehr vieles, was sie<br />

anderswo nicht bekommen.<br />

Ganz generell, Bildung ist das<br />

Investment in die Zukunft.<br />

Politiker, egal woher, haben<br />

die Pflicht und die Verantwortung,<br />

dies der jüngeren Generation<br />

mitzugeben, dass Bildung<br />

in jedem Fall dieses<br />

Investment Wert ist.<br />

Ganz praktisch würde ich mir<br />

wünschen, dass z.B.<br />

Deutschland und China eine<br />

Plattform für den Austausch<br />

aller bildungsrelevanter Informationen<br />

gründen. Wo sich<br />

z.B. deutsche Studenten um<br />

Stipendien bewerben können,<br />

wo sie sich die Studiengänge<br />

heraussuchen können, in<br />

denen auf Englisch unterrichtet<br />

wird und vieles mehr<br />

und dies natürlich vice versa.<br />

Wir laden die Politiker aller<br />

Parteien Deutschlands hierher<br />

ein, um darueber zu diskutieren,<br />

wie man den Bildungsaustausch<br />

und die daran<br />

hängenden wirtschaftlichen<br />

Potentiale gemeinsam weiter<br />

ausbauen kann.<br />

Sven Tetzlaff<br />

KATHAI MAGAZIN 85


Foto: Robin Krahl<br />

DIE ZUKUNFT DER FOTOVOLTAIK<br />

INTERVIEW MIT EICKE WEBER<br />

Gerade ist die<br />

INTERSOLAR in<br />

München zu Ende<br />

gegangen. Auch auf<br />

ihr zeichnete sich, wie schon<br />

auf der SNEC, ein Technologiewechsel<br />

in der Fotovoltaik-Branche<br />

ab, der das Zeug<br />

hätte, Deutschland wieder in<br />

die Pole-Position des Fotovoltaik-Wettlaufs<br />

zu befördern.<br />

Allerdings sind die Chancen<br />

gering, dass die Politik in DE<br />

sich davon beeindrucken<br />

liesse. Wenn man sich deren<br />

aktuelle Agenda anschaut,<br />

scheint es kein wichtigeres<br />

Thema, als die Flüchtlinge im<br />

Freistaat Bayern zu geben.<br />

Eine Posse, wenn man<br />

bedenkt, wie hoch die Flut –<br />

iam wahrsten Sinne des<br />

Wortes – bereits ist. Die Technologie-<br />

und Marktlücke zwischen<br />

Asien und dem Rest der<br />

Welt wird, wie auch die<br />

diesjährige INTERSOLAR<br />

zeigte, immer größer,<br />

während sich die politisch<br />

Verantwortlichen in EU/US in<br />

immer neuen Nabelschauen<br />

üben.<br />

Eicke Weber ist in der<br />

Solarszene eine feste Größe<br />

und ein dankbarer Interviewpartner,<br />

da er ohne falsche<br />

Scheu und treffsicher den Finger<br />

in die Wunde legt. Sein<br />

Spiegelinterview, in dem er<br />

Präsident Trump darin<br />

bestätigte, die Mexiko-Mauer<br />

doch mit Solarmodulen zu<br />

bestücken – wenn dieser antimexikanische<br />

Schutzwall<br />

denn schon sein müsse, sorgte<br />

für einige bizarre Kommentare.<br />

Wohl kann man unterschiedlicher<br />

Meinung sein,<br />

doch in der Sache hat die<br />

Menschheit keine Zeit, sich<br />

länger in Smalltalk zu üben.<br />

Wir hatten die Gelegenheit,<br />

mit Eicke Weber ein kurzes<br />

86 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Interview zu führen, das auch<br />

diesmal nichts an Deutlichkeit<br />

zu wünschen uebrig ließ.<br />

Sven Tetzlaff/ <strong>Kathai</strong> Media:<br />

Wir hatten in der Vergangenheit<br />

vermeintliche oder<br />

tatsächliche Überkapazitäten<br />

in der Fotovoltaik-Produktion.<br />

Das hat sich offensichtlich<br />

geändert. Wie ist ihre persönliche<br />

Sicht auf die Entwicklung<br />

der Märkte weltweit in<br />

Beziehung zu der Produktionskapazität?<br />

Eicke Weber: Es ist wirklich<br />

so, dass in den Jahren 2008 -<br />

2012 in China eine erhebliche<br />

Überproduktion aufgebaut<br />

wurde. Der Grund dafuer war<br />

nicht, dass die chinesische<br />

Regierung<br />

keinen<br />

vernünftigen Plan hatte, sondern<br />

dass die föderalen<br />

Regionen Chinas gegenseitig<br />

im Wettbewerb standen,<br />

möglichst viel PV-Kapazität<br />

aufzubauen. Die Zentralregierung<br />

hat gesagt, ‚PV ist<br />

strategisch wichtig für die<br />

Zukunft der Nation‘ und hat<br />

es deswegen sehr gerne<br />

gesehen, dass die Provinzregierungen<br />

dies aktiv in die<br />

Hand genommen haben. Aber<br />

dann bekamen wir das Ergebnis,<br />

welches dann eben unkoordiniert<br />

war, dass wir für<br />

2012 60 GW Kapazität hatten,<br />

bei einem Absatz-Markt von<br />

30 GW. Ich meine, das ist<br />

natürlich ein Missverhältnis.<br />

Das Ergebnis war, dass überschüssige<br />

Module nicht verkauft<br />

wurden zu den Herstellungskosten<br />

+ Profit, sondern<br />

die wurden zu den Preisen<br />

verkauft, die der Markt hergab.<br />

Ich war selber im<br />

Aufsichtsrat von QCells zu der<br />

Zeit. Wir hatten 100 MW Module<br />

auf Lager, aus dem<br />

Vorjahr zu Produktionskosten<br />

von 1EUR/W. Der Markt gab<br />

nur noch 80ct/W her. Und da<br />

haben wir aus dem Board dem<br />

Vertrieb gesagt, ‚Verkauft<br />

die!‘ Ganz egal, wie die<br />

ursprünglichen Kosten waren.<br />

Denn selbst bei 80ct/W sind<br />

das 80 Mio Euro. Das ist eine<br />

Menge Geld. Dies war der<br />

Grund, dass tatsächlich Module<br />

unter Herstellungspreis<br />

verkauft wurden. Das ist<br />

natürlich ruinös und daher<br />

gab es auch viele Firmen, die<br />

es nicht geschafft haben.<br />

Gleichzeitig hat diese Situation<br />

aber auch dazu geführt,<br />

dass der Markt unglaublich<br />

gewachsen ist. Dadurch, dass<br />

die Preise so stark verfielen,<br />

konnte man in DE schon vor<br />

3-4 Jahren PV für 1 EUR/W<br />

fertig installiert auf dem Dach<br />

bekommen. Das ist ein Preis,<br />

der heute in den USA noch<br />

immer nicht erreicht ist. Dann<br />

hat dieses Marktwachstum<br />

dazu geführt, dass plötzlich<br />

der Absatz 2016 auf 50-60 GW<br />

anstieg, bei einer vielleicht<br />

vorhandenen Produktionskapazität<br />

von 70-80 GW weltweit.<br />

Das heißt, die Überkapazität<br />

wurde in den Jahren<br />

2015-2017 vollständig abgebaut.<br />

Die Firmen haben weiter<br />

Kapazität zugebaut, aber der<br />

Markt ist ebenfalls weiter<br />

gewachsen. Und heute, auch<br />

zu meinem großen Erstaunen,<br />

hatten wir 2017 schon einen<br />

100 GW Markt, den wir eigentlich<br />

erst für 2020 erwartet<br />

haben.<br />

Die Hauptaussage ist<br />

natürlich, dass was wir heute<br />

weltweit erst 400 GW installiert<br />

haben. Was wir installieren<br />

müssen, um wirklich das<br />

Klimaproblem in den Griff zu<br />

bekommen sind zwischen<br />

10,000 und 30,000 GW weltweit<br />

- und heute haben wir<br />

400 GW! Das heißt, dies, was<br />

wir heute als den großen<br />

erfolgreichen PV Markt sehen,<br />

KATHAI MAGAZIN 87


ist erst das kleine Blümchen,<br />

welches eben durch den Erdboden<br />

gekommen ist. Oder im<br />

allfaelligen Autovergleich:<br />

Das ist die Automobilindustrie<br />

im Jahre 1910.<br />

<strong>Kathai</strong>: Würden Sie denn eine<br />

Prognose wagen, wann das<br />

erste Terawatt erreicht ist?<br />

Weber: Oh ja, das geht ganz<br />

schnell. Denn wir gehen in<br />

den nächsten Jahren von 100<br />

GW auf 300 GW Jahresproduktion.<br />

2025 wird die<br />

Jahresproduktion 300 GW<br />

sein. Warum sage ich das?<br />

Weil ich gesehen und analysiert<br />

habe, dass von 1992 bis<br />

2017 jedes Jahr der Anstieg<br />

der global installierten Leistung<br />

30% betrug. Wenn man<br />

diese 30% zugrunde legt,<br />

dann landen Sie bei 2025 bei<br />

1 TW - evtl. schon ein zwei<br />

Jahre früher. Bislang wurden<br />

alle - auch meine - Prognosen<br />

durch die Realität überboten.<br />

Also alles was ich sage, kann<br />

sich in 5 Jahren als zu<br />

vorsichtig herausstellen. Aber<br />

schon diese Zahlen sind<br />

eigentlich enorm. Denn das<br />

bedeutet, dass wir in den<br />

nächsten 5 Jahren die globale<br />

Produktionskapazität verdoppeln<br />

und verdreifachen werden.<br />

Alles das was wir heute<br />

haben, wird die alte Produktionskapazität<br />

sein, und wir<br />

werden das doppelte und dreifache<br />

neuer Kapazität mit<br />

überwiegend neuer Technologie<br />

dazu bauen.<br />

Da kann man natürlich<br />

fragen, in welcher Technik<br />

machen wir das? Sie wissen<br />

sehr gut, dass im Moment<br />

noch der überwiegende Teil<br />

der PV-Produktion oder<br />

ungefähr die Hälfte, die Feld-<br />

Wald-Wiesen-Technik mit Al-<br />

Rückseite und n-Type Vorderseite<br />

ist. Seit einiger Zeit sind<br />

wir etwas weiter und installieren<br />

in immer mehr Fabs<br />

PERC-Technologie. Mit dieser<br />

Technologie konnten wir bei<br />

gleichzeitiger Kostensenkung<br />

die Leistung der auf 22-23%<br />

W/qm (bei 1,000W Einstrahlung)<br />

steigern. Meiner Meinung<br />

nach, wird nach der<br />

PERC-Technologie die HJ -<br />

Technologie (Hetero-Junction-<br />

Technologie/ HJT oder auch<br />

HIT) kommen. Dies ist dann<br />

eine disruptive Veränderung<br />

des Produktionsprozesses. Die<br />

Veränderung der Standardzur<br />

PERC-Technologie ist inkrementell.<br />

Das heißt, man<br />

kann die alten Prozesslinien<br />

nehmen, anpassen und dann<br />

weiter produzieren. Bei der<br />

HJT braucht man völlig neue<br />

Produktionslinien. Doch diese<br />

Technik hat den absoluten<br />

Vorteil, dass es leicht ist,<br />

88 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


daraus bifaciale Zellen zu<br />

machen, da diese auch symmetrisch<br />

aufgebaut sind.<br />

Hinzu kommt der Vorteil der<br />

höchstmöglichen Effizienz.<br />

Der heutige Rekord liegt bei<br />

26.2% - und der ist mit einer<br />

solchen HJT-Zelle gemacht<br />

worden. Diese Technologie ist<br />

in der Zwischenzeit so weit<br />

entwickelt worden, dass sie<br />

wirklich marktfähig ist. Ich<br />

erwarte in den Jahren<br />

<strong>2018</strong>-2020, die wesentliche<br />

Verdrängung der Standardtechnologie<br />

durch PERC auf<br />

den existierenden Linien, aber<br />

komplett neue Linien werden<br />

immer mehr mit HJT aufgebaut<br />

werden.<br />

<strong>Kathai</strong>: Bislang lag diese<br />

Technologie in Japan unter<br />

strengem Patentverschluss ...<br />

Weber: Das stimmt. Aber das<br />

Gute ist, dass das originale<br />

Patent schon ausgelaufen ist.<br />

Die Idee war nicht neu und<br />

wurde seinerzeit von Panasonic<br />

geschützt. Deren Patent<br />

ist vor 2 Jahren ausgelaufen.<br />

Die kleine (30MW) Firma Sunpreme<br />

aus Kalifornien, die<br />

hier in China (Jiaxing) produziert,<br />

verkauft ihre bifacialen<br />

Glas/Glas-Module mit 400 Wp.<br />

Das ist praktisch unerreicht<br />

mit PERC-Zellen. Bei denen<br />

geht es bis 350-370W. Diese<br />

Firme zeigt also, dass es<br />

möglich ist, selbst mit einer<br />

kleinen Produktionskapazität<br />

zu überleben. Wenn dieselbe<br />

Firma jetzt eine GW-skalige<br />

Linie bauen würde, dann ist<br />

das Ziel das sogenannte Premiummodul<br />

(380W - 400W)<br />

herzustellen – zu den Kosten<br />

der Standardmodule. Was<br />

nicht unbedingt heißt, dass<br />

sie zu dem Preis auch verkauft<br />

werden müssen. Die<br />

heutigen Standard-Modulpreise<br />

liegen bei ca. 30-40ct/W<br />

und diese Premiummodule<br />

können z.Z. für einen Preis<br />

von ca. 50ct-1USD/W verkauft<br />

werden. Die Firma Sunpower<br />

(Total) macht das ja schon<br />

eine Weile vor, allerdings ist<br />

deren Produktion bzw.<br />

Prozess zu teuer. Wenn es<br />

Firmen wie Sunpreme gelingt,<br />

zu ca. 40ct/W zu produzieren,<br />

dann können Sie damit einen<br />

ordentlichen Gewinn machen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Haben sie eine Prognose<br />

oder eine Idee, wie sich<br />

die aktuelle, weltweite, politisch-ökonomische<br />

Kräfteverschiebung<br />

auf die PV auswirken<br />

wird?<br />

Weber: Ich sehe z.Z. ganz klar,<br />

dass China die Führungsposition<br />

übernommen hat. Letztes<br />

KATHAI MAGAZIN 89


Jahr 50 GW - also die Hälfte<br />

des Weltmarktes war in China<br />

angesiedelt. Da das Land so<br />

groß ist und der Bedarf an EE<br />

ebenso, sehe ich keinen<br />

Grund, dass das abflachen<br />

könnte. Eher wird es weiter<br />

steigen.<br />

Ein weiterer Player wird vielleicht<br />

Indien werden, die<br />

haben gerade ein 100 GW-<br />

Programm angekündigt. Wie<br />

sie das verwirklichen wollen -<br />

ohne wesentliche eigene<br />

Produktion - wird man sehen.<br />

Afrika ist ein wahnsinnig<br />

energiehungriger Kontinent<br />

und deren dezentralen PV-<br />

Möglichkeiten sind definitiv<br />

interessant. Das wir in DE es<br />

noch nicht erkannt haben,<br />

und unsere Entwicklungshilfe<br />

darauf umgestellt haben,<br />

erneuerbaren Strom anzubieten,<br />

d.h. den Zugang zu EE<br />

zu schaffen, anstatt dieser<br />

Projekte, wo man nach 5<br />

Jahren nichts mehr sieht - weil<br />

sich irgendwer profilieren<br />

wollte - ist wirklich bitter.<br />

Ein anderes Beispiel ist<br />

Palästina. Wie anders wäre<br />

die Situation, wenn in der<br />

Westbank und im Gazastreifen<br />

flächendeckende PV für die<br />

Energieversorgung Palästinas<br />

errichtet würden? Statt jedes<br />

Jahr Milliarden an Hilfen aus<br />

dem Ausland dort hineinzupumpen.<br />

Milliarden, die dann<br />

in dubiosen Infrastrukturprojekten<br />

versickern. Der<br />

Grund ist natürlich klar: PV<br />

würde die Korruption zurückdrängen,<br />

da nur einmal für<br />

die Errichtung Geld fließen<br />

würde. Kein Mensch der<br />

dortigen Elite macht sich<br />

stark für EE.<br />

Auch in Europa gibt es einen<br />

riesigen Bedarf. Allein in DE<br />

sind nur 40 GW installiert.<br />

Aber alle Modelle sagen<br />

voraus, wenn wir etwa 80%<br />

unseres Stromes erneuerbar<br />

herstellen wollen, brauchen<br />

wir etwa 150 GW. Das<br />

erreicht man natürlich nicht,<br />

wenn man jedes Jahr nur 1<br />

GW dazu baut. Dann dauert<br />

das 100 Jahre - also das geht<br />

nicht. Das heißt, auch in DE<br />

wird der PV-Markt wieder in<br />

Schwung kommen. Und zwar<br />

in dem Moment, wo man die<br />

Widerstände der interessierten<br />

Industrie, die möglichst<br />

lange an der jetzigen Struktur<br />

festhalten will, auflöst. Für<br />

die ist jedes Kohlekraftwerk<br />

eine Milliardendruckmaschine,<br />

solange man für<br />

den CO2-Ausstoß nichts<br />

zahlen muss. Dabei wissen die<br />

natürlich ganz genau, dass<br />

der Übergang auf Erneuerbare<br />

unvermeidbar ist. Auch<br />

die deutsche Automobilindustrie<br />

macht das ganz genau so.<br />

Die wissen genau, wo der Zug<br />

hinfährt. Ein sehr kompetenter<br />

Autoinvestor bestätigte<br />

mir persönlich „Wir machen<br />

noch so gute Profite mit den<br />

Verbrennungsmotoren. Die<br />

brauchen wir, um den<br />

Übergang auf die E-Mobilität<br />

90 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


zu finanzieren.“ In Wirklichkeit<br />

müsste es genau<br />

umgekehrt sein. Heute müssten<br />

die deutschen Autofirmen<br />

versuchen, möglichst hohe<br />

Stückzahlen der EVs herzustellen,<br />

damit sie wettbewerbsfähig<br />

werden. H.J. Fell<br />

hat mir gerade erzählt, er hat<br />

sich als Neuwagen einen<br />

Renault-EV gekauft, da die der<br />

einzige europäische Hersteller<br />

sind, die EV in grosser Stückzahl<br />

herstellen können. Dieses<br />

Thema, dass wir die Industrie<br />

davon überzeugen müssen,<br />

dass es wirklich fantastische<br />

Chancen in der PV, Batterietechnik,<br />

EV usw gibt, diese<br />

Überzeugungsarbeit ist noch<br />

nicht befriedigend geleistet<br />

worden. Ich kann nur sagen,<br />

wir in DE sind sehr dumm. Wir<br />

haben sehr viel Geld in die<br />

Energiewende investiert - wir<br />

werden 20 Jahre lang noch<br />

etwa 30 Mrd pro Jahr an<br />

Umlage einsammeln und auszahlen.<br />

Und in dem Moment,<br />

wo die ganze Welt die Transformation<br />

der Energiesysteme<br />

ernst nimmt - hat sich DE aus<br />

der Sache verabschiedet. Das<br />

ist total widersinnig. Ich<br />

werde meine Bemühungen<br />

nicht aufgeben, dafuer zu<br />

argumentieren: Ceterum censeo<br />

Carthaginem esse delendam<br />

(„Im Übrigen bin ich der<br />

Meinung, dass Karthago<br />

zerstört werden muss“) - wir<br />

brauchen PV-Herstellung in<br />

DE. Nicht als Konkurrenz zu<br />

den Chinesen, sondern mit<br />

diesen neuesten Technologien,<br />

die gleich einen Sprung<br />

über das, was heute am Markt<br />

da ist, darstellt und wirklich<br />

auch den Investoren interessanten<br />

Profite verspricht.<br />

Die alten Investoren haben<br />

nach dem Motto des Wassermelonenhandels<br />

gearbeitet:<br />

Ein paar Leute haben sich ein<br />

Haus und Auto angeschafft<br />

und kaufen bei einem Bauern<br />

Wassermelonen für einen Dollar<br />

und verkaufen diese auf<br />

den Markt, ebenfalls für einen<br />

Dollar. Als sie dann sehen,<br />

dass nichts rumkommt, kaufen<br />

sie ein größeres Auto, um<br />

mehr Melonen verkaufen zu<br />

können. Das ist das aktuelle<br />

Geschäft der Standard-PV-<br />

Hersteller. Die machen keine<br />

Gewinne und sagen, dass sie<br />

eben größere Fabriken bauen<br />

müssen. In Wirklichkeit ist es<br />

natürlich sehr schwer, aus<br />

diesem Geschäftsmodell Profit<br />

zu ziehen. Das funktioniert<br />

evtl., wenn man Förderungen<br />

oder günstige Kredite, wie<br />

hier in China hat, aber<br />

nachhaltig ist das nicht.<br />

Meine Aussage ist: Heute ist<br />

ein „Window of Opportunity“<br />

offen, das uns einen Einstieg<br />

in neue Technologien - vielleicht<br />

sogar vor den Chinesen -<br />

im großen Volumen ermöglicht.<br />

Natürlich sollte diese<br />

Technologie auch nach China,<br />

die USA usw., kommen - aber<br />

eben auch oder vor allem<br />

nach Europa!<br />

<strong>Kathai</strong>: Ich sehe aktuell eine<br />

leichte Emanzipation Europas<br />

gegenüber den USA - welche<br />

unter Obama ja für sich auch<br />

KATHAI MAGAZIN 91


die Führung in der PV beanspruchte.<br />

Sehen Sie, dass sich<br />

aus diesem Schwung etwas<br />

für die PV in Europa herausholen<br />

liesse?<br />

Weber: Ich würde es hoffen.<br />

Wobei ich die amerikanische<br />

Situation nicht ganz so<br />

hoffnungslos sehe. Die PV ist<br />

in den USA vor allem von der<br />

Politik der einzelnen Bundesstaaten<br />

abhängig. Ich denke<br />

vor allen an Kalifornien, Massachusetts<br />

usw., die sehr<br />

aggressiv mit der PV weitermachen.<br />

Während die anderen<br />

Staaten Widerstände dagegen<br />

auffahren. Doch selbst so ein<br />

Staat wie Texas hat bereits<br />

gemerkt, dass dies ein interessantes<br />

Geschäftsmodell ist.<br />

Da fallen also auch in sehr<br />

konservativen Staaten die<br />

Widerstände. Ich denke, dass<br />

die Trump-Administration<br />

keinen großen langfristigen<br />

Schaden anrichtet.<br />

Jetzt kommt vielleicht eine<br />

etwas ketzerische Bemerkung:<br />

Die USA sind ja sehr<br />

stolz darauf, dass sie als<br />

Unterstuetzungprinzip diesen<br />

Investment-Tax-Credit<br />

erfunden haben, wo man 1/3<br />

seiner Investitionen von<br />

seiner Steuer abziehen kann.<br />

Das ist natürlich ein sehr<br />

amerikanisches Motiv - jeder<br />

spart ja gerne Steuern. Man<br />

kann sich also ein PV-System<br />

kaufen, um Steuern zu sparen.<br />

Die Konsequenz dieser<br />

ganz direkten (Cash)Subvention<br />

ist, dass nirgendwo auf<br />

der Welt Solarsysteme so<br />

teuer sind, wie in den USA.<br />

Wir hatten das in DE ja auch<br />

mit dem 1,000 Dächer Programm,<br />

wo sich die Anlagen<br />

genau um die 70%, die sie<br />

gefördert wurden, auch gleich<br />

verteuerten. Der Einspeisetarif<br />

von Hermann Scheer und<br />

H.J. Fell war und ist dagegen<br />

viel intelligenter. Der ließ die<br />

Profite bei den Leuten, die<br />

sich das System auf das Dach<br />

setzten und die gleichzeitig<br />

nach dem günstigsten Anbieter<br />

suchten. Dazu kann man<br />

den Grünen nachträglich nur<br />

gratulieren. Möglicherweise<br />

hatten sie im Jahre 2002 noch<br />

gar nicht erkannt, dass eigentlich<br />

das ganze EEG ein<br />

hervorragendes Angebot an<br />

Investoren ist, hohe staatlich<br />

garantierte Gewinne zu<br />

machen. Dadurch wurden<br />

immerhin 50 Milliarden Euro<br />

bewegt, für die 40 GW die wir<br />

nun installiert haben und das<br />

waren 50 Mrd privaten Geldes<br />

von Anlegern. Bessere Anlagemöglichkeiten<br />

gab es gar<br />

nicht ... Die Grünen haben mit<br />

der SPD mittels EEG ein<br />

zutiefst kapitalistisches<br />

Instrument in Gang gesetzt,<br />

indem sie Investoren eine<br />

gute Rendite anboten. Die<br />

haben dann das getan, was<br />

man erwarten sollte und<br />

haben viel viel mehr<br />

investiert, als die Architekten<br />

des Gesetzes sich jemals<br />

Kleinstanlage in Bhutan<br />

92 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong>


Minigrid in Bhutan<br />

erträumten. Ich erinnere<br />

mich, dass im Gesetz 2002<br />

eingebaut war, 50ct/kwh Einspeisetarif<br />

mit einer<br />

Absenkung von 5% pro Jahr<br />

zu vergüten. Wenn man dies<br />

auf Heute umrechnet, wären<br />

wir bei 20-30ct/kwh, also<br />

oberhalb der Gestehungskosten.<br />

Das wär natürlich fantastisch.<br />

Der Fehler des EEG war<br />

der feste Einspeisetarif. Man<br />

hätte jedes Jahr über eine<br />

Expertengruppe anhand des<br />

PV-Marktpreises eine Anpassung<br />

- durchaus mit Profit -<br />

aushandeln müssen.<br />

<strong>Kathai</strong>: Zum Thema Afrika,<br />

bezueglich der PV in Afrika<br />

gab es schon mehrere<br />

Anläufe. Nun gibt es eine<br />

chinesische Initiative ‚One<br />

Belt One Road‘, die sich auch<br />

- oder besonders - an Afrika<br />

richtet. Wie schätzen sie diese<br />

Initiative ein?<br />

Weber: Diese Initiative ist<br />

sehr interessant. Ganz ehrlich,<br />

ich habe erst vor sehr<br />

kurzer Zeit das erste Mal von<br />

der chinesisch-afrikanischen<br />

PV-Initiative gehört. In China<br />

hat man sehr viel strategischer<br />

als bei uns in Europa<br />

erkannt, welche Möglichkeiten<br />

Afrika bietet - auch als<br />

Markt für PV. Ich kann nichts<br />

dagegen sagen, dass China<br />

das tut. Ich finde alle Unterstützung<br />

von PV in Afrika sehr<br />

lobenswert. Ich finde nur, wir<br />

sind dumm in DE, dass wir<br />

nicht schon lange Ähnliches<br />

gemacht haben. Denn wir hatten<br />

die Technologie noch<br />

früher als die Chinesen. Wir<br />

hätten sagen koennen, wenn<br />

wir PV- Module nach China<br />

oder Afrika verkaufen, dann<br />

helfen wir der heimischen PV-<br />

Industrie und damit wäre eine<br />

Win-win-Situation entstanden.<br />

Vielleicht hätte man sogar die<br />

Pleiten vieler Firmen vermeiden<br />

können. Wie gesagt, ich<br />

freue mich über diese Dynamik,<br />

aber wir sollten von uns<br />

aus in Europa private Initiativen<br />

forcieren. Ich bin ja<br />

selber an einem dieser Startups<br />

beteiligt. Da geht es nicht<br />

um dicke Profite, aber solange<br />

man Umsätze macht und im<br />

Plus bleibt, kann man wirklich<br />

etwas bewirken. Jedes Dorf,<br />

das man mit einem Minigrid<br />

versorgt wird, ermöglicht den<br />

Kindern eine Schulbildung,<br />

Krankenhäusern die Kühlung<br />

von Medikamenten, Internet<br />

usw. Es gibt weltweit immer<br />

noch 1.1 Mrd Menschen, die<br />

keinen Netzzugang haben. Ich<br />

kann China für diese Initiative<br />

nur loben.<br />

<strong>Kathai</strong>: Haben sie noch eine<br />

persönliche Adresse an die<br />

Leser von <strong>Kathai</strong>?<br />

KATHAI MAGAZIN 93


Kleinstanlagen in Bhutan


KATHAI MAGAZIN 95


Weber: Die wichtigste Botschaft ist,<br />

dass ich gerne dafuer arbeite, dass in<br />

der Öffentlichkeit erkannt wird,<br />

welche positiven, wirtschaftlichen<br />

Chancen sich aus der anstehenden<br />

Transformation ergeben. In der<br />

Öffentlichkeit wird immer so getan,<br />

„Ach das ist ja eine schreckliche<br />

Bürde, die wir dort aufnehmen müssen.<br />

Ja gut, wir sorgen uns ums<br />

Klima. Also sind wir bereit diese<br />

Bürde zu schultern. Vielleicht kann<br />

man es ja ein bisschen langsamer<br />

angehen ...“ Mein Gott!, das ist alles<br />

völlig falsch dargestellt. In Wirklichkeit<br />

ist dieser Übergang auf neue<br />

Energien die wirtschaftliche Bonanza<br />

der nächsten 20 Jahre! Tolle Chancen<br />

- gerade auch für deutsche und<br />

europäische Technologie, aber wir<br />

bräuchten auch die politische<br />

Führung, die diese Chancen erkennt<br />

und sich nicht von Parteispenden<br />

oder von Zuwendungen und Posten<br />

aus der der Industrie für abgehalfterte<br />

Politiker abhängig macht. Es<br />

sollte doch endlich mal eine politische<br />

Führung geben, die das Beste für das<br />

Land will und nicht das Beste für die<br />

Partei oder Partikularinteressen. Ich<br />

bin sehr optimistisch, dass dies<br />

kommt. Ich weiß nur nicht wann.<br />

Vorsichtig optimistisch oder gar pessimistisch<br />

bin ich, wenn Sie mich<br />

fragen, wird die Umstellung schnell<br />

genug kommen, um das Weltklimaproblem<br />

zu lösen? Es kann sein,<br />

dass dies nicht der Fall ist. Und das<br />

ist das Verrückteste. Da sitzen wir<br />

seit 20 - 30 Jahren auf einer Lösung<br />

und haben es nicht genutzt. Dann<br />

werden wir angesichts der<br />

katastrophalen Umstände jammern:<br />

„Wir hatten die Technologie, wir<br />

konnten sie uns leisten und nur, weil<br />

ein paar einflussreiche Kreise Sand<br />

ins Getriebe gestreut haben, haben<br />

wir jetzt diesen Mist.“ Diese ärgerliche<br />

Situation sollten wir wirklich vermeiden.<br />

Sven Tetzlaff<br />

96 KATHAI MAGAZIN Ausgabe <strong>09</strong>/ <strong>2018</strong><br />

Zellfertigung in EGING


www.vacuflex.cn<br />

Your Specialist for Hoses & Connections<br />

Floor Care<br />

Woodworking<br />

Automotive<br />

Long-standing Industry Experts!<br />

• Customer Driven<br />

• Problem Solvers<br />

• Focused on Innovation<br />

• Serving Variety of Markets<br />

• Over 60 Years of Experience in Germany<br />

CHANGXING VACUFLEX HOSE TECHNOLOGY CO., LTD.<br />

Dental & Medical<br />

is the one of the subsidiary company of Schauenburg Group, the biggest plastic hose<br />

manufacturer in the world based in Germany. With more than 60 years production experience in<br />

Germany, we have been working with many famous brands like Siemens, Philips, Kärcher, etc.<br />

Our hoses are widely used for material handling, ventilation, floor care and cable protection.<br />

Add: Sino-Germany International Industry Zone, Changxing, Zhejiang Province, 313100, China<br />

Tel.: +86 572-6666208 Fax: +86 572-6666207<br />

Email: info@vacuflex.cn

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!