Inkubationsprogramme in der Energiewirtschaft
Merkmale, Erfolgseinschätzungen und Gestaltungsansätze
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10<br />
2 Grundlagen<br />
2.1 Def<strong>in</strong>ition Start-up<br />
In <strong>der</strong> Gründungsforschung und Gründungsstatistik werden<br />
unterschiedliche Fokussierungen, Def<strong>in</strong>itionen und Abgrenzungen<br />
vorgenommen. Trotz <strong>der</strong> Gewerbeanzeigenstatistik<br />
des Statischen Bundesamtes existiert <strong>in</strong> Deutschland ke<strong>in</strong>e<br />
alle Tätigkeitsbereiche umfassende amtliche Gründungsstatistik.<br />
Deshalb müssen je nach Erkenntnis<strong>in</strong>teresse spezifische<br />
Abgrenzungen, Datenquellen und Berechnungen<br />
vorgenommen werden. Innerhalb <strong>der</strong> Gesamtgruppe <strong>der</strong><br />
Existenzgründungen stellen „Start-ups“ e<strong>in</strong>e spezifische<br />
Teilgruppe dar. Der Begriff kommt <strong>in</strong> <strong>der</strong> amtlichen Statistik<br />
nicht vor und ist auch an<strong>der</strong>weitig nicht e<strong>in</strong>heitlich<br />
def<strong>in</strong>iert. Der im Jahr 2012 gegründete Bundesverband<br />
Deutsche Startups (BVDS) grenzt „Start-ups“ von an<strong>der</strong>en<br />
Existenzgründungen anhand von drei Merkmalen ab: (1.)<br />
E<strong>in</strong> Unternehmensalter von unter zehn Jahren, (2.) e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives<br />
Geschäftsmodell o<strong>der</strong> die Verwendung <strong>in</strong>novativer<br />
Technologien und (3.) e<strong>in</strong> (beabsichtigtes) signifikantes<br />
Mitarbeiter- o<strong>der</strong> Umsatzwachstum (Kollmann, Stöckmann,<br />
Hensellek & Kensbock, 2017).<br />
Hahn (2014) fokussiert zum Beispiel die Abhängigkeit von<br />
externen Kapitalgebern, während Bogott et al. (2017) betonen,<br />
dass Start-ups ebenso durch das Vorhandense<strong>in</strong> flacher<br />
Hierarchien und e<strong>in</strong>es beson<strong>der</strong>en Unternehmergeists<br />
def<strong>in</strong>iert seien. Der Grundtenor <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itionen, welcher<br />
dieser Analyse als Basis dient, ist jedoch weitgehend gleichbleibend:<br />
Start-ups s<strong>in</strong>d junge Unternehmen mit hoher<br />
Innovationskraft und überdurchschnittlichem Wachstumsund<br />
Renditepotential (Bogott et al., 2017; Kollmann et al.,<br />
2017; Hahn, 2014; Neumann, 2017). Für Inkubatoren- und<br />
Akzeleratorenprogramme ist die Gruppe <strong>der</strong> Start-ups aufgrund<br />
<strong>der</strong> genannten Merkmale von beson<strong>der</strong>em Interesse.<br />
Die vorliegende Studie fokussiert daher auf Start-ups, die<br />
sich von sonstigen Existenzgründungen durch die drei o.g.<br />
Merkmale abgrenzen.<br />
2.2 Vergleich „Inkubator“ und „Accelerator“<br />
E<strong>in</strong> gesteigertes Interesse an <strong>der</strong> Innovationskraft von<br />
Start-ups zeigt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zunahme <strong>der</strong> Anzahl von Unterstützungsformaten<br />
und Institutionen <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren (vgl. Kapitel 4.1). E<strong>in</strong>e spezifische Form <strong>der</strong> Unterstützung<br />
von Gründungsteams und Start-ups kann unter<br />
dem Begriff des „Inkubators“ (Englisch „<strong>in</strong>cubator“) bzw.<br />
„Inkubationsprogramms“ zusammengefasst werden. Die<br />
Begriffe „Inkubator“ und „Inkubationsprogramm“ sollen<br />
hier synonym verwendet werden. Der erste <strong>der</strong> beiden Term<strong>in</strong>i<br />
betont die <strong>in</strong>stitutionelle Dimension des Begriffs, <strong>der</strong><br />
zweite die Tatsache, dass es sich um e<strong>in</strong> zeitlich befristetes<br />
Unterstützungs- und Kooperationsprogramm handelt.<br />
Akzeleratoren s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> bestimmter Typus des Inkubators.<br />
Sie bieten als „Entwicklungsbeschleuniger“ ähnliche Services<br />
wie an<strong>der</strong>e Typen von Inkubatoren wie beispielsweise<br />
Mentor<strong>in</strong>g, Co-Work<strong>in</strong>g-Space und e<strong>in</strong> Netzwerk an Kontakten<br />
– begrenzen die Unterstützungsaktivitäten jedoch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel auf e<strong>in</strong>en kürzeren Zeitraum zwischen zwei und<br />
fünf Monaten. Der zentrale Fokus von Akzeleratoren liegt<br />
auf <strong>der</strong> Produktentwicklung und dem Aufbau e<strong>in</strong>es ersten<br />
Kundenstammes. Die Intensität von Unterstützungsaktivitäten<br />
ist <strong>in</strong> Akzeleratoren-Programmen höher – sie „beschleunigen“<br />
Start-ups, während an<strong>der</strong>e Typen von Inkubatoren<br />
das langsamere „Ausbrüten“ e<strong>in</strong>er Geschäftsidee<br />
ermöglichen (Cohen, 2013).<br />
In den vergangenen Jahren ist die Landschaft <strong>der</strong> Unterstützungsprogramme<br />
deutlich vielfältiger und heterogener<br />
geworden. Viele Programme verwenden die Begriffe „Akzelerator“<br />
bzw. „Accelerator“ und „Inkubator“ <strong>in</strong> unterschiedlichsten<br />
Kontexten und erf<strong>in</strong>den zunehmend Hybrid-Formate.<br />
So ist es durchaus üblich, e<strong>in</strong> Accelerator-Programm<br />
<strong>in</strong> verschiedene Phasen aufzuteilen, womit Teams bis zu<br />
24 Monate unterstützt werden. Bed<strong>in</strong>gt durch die immer<br />
unschärferen Abgrenzungsmöglichkeiten wird <strong>in</strong> dieser<br />
Studie <strong>der</strong> umfassende Begriff „Inkubator“ und „Inkubationsprogramm“<br />
verwendet, welcher sowohl die För<strong>der</strong>programme<br />
von Acceleratoren als auch von an<strong>der</strong>en Typen von<br />
Inkubatoren umfasst.<br />
Die Anzahl von Gründungs<strong>in</strong>kubatoren hat seit ihrer E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>in</strong> Europa <strong>in</strong> den 1980er Jahren kont<strong>in</strong>uierlich zugenommen<br />
und wächst weiter (Bank et al., 2017, S. 77). Verlässliche<br />
konkrete Zahlen zu dieser Entwicklung s<strong>in</strong>d jedoch<br />
nur schwer zu ermitteln, da Inkubatoren und neuere Unterstützungsformate<br />
bislang unterschiedlich def<strong>in</strong>iert und<br />
vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgegrenzt werden. So sprechen Klostermann<br />
und Kraus (2010) beispielsweise davon, dass im Jahre 2010<br />
weltweit etwa 3000 Inkubatorenprogramme existieren,<br />
während Heilmann et al. (2015) die Anzahl an Inkubatoren<br />
zu diesem Zeitpunkt auf zwischen 5000 und 7000 schätzen.<br />
Beide Studien gehen davon aus, dass jeweils e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong><br />
Programme <strong>in</strong> Europa und <strong>in</strong> den USA ansässig waren.<br />
Die vorherrschende Heterogenität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausgestaltung von<br />
<strong>Inkubationsprogramme</strong>n verkompliziert <strong>der</strong>en Vergleichbarkeit<br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> (He<strong>in</strong>richs, Tischler & Walter, 2015).<br />
Erschwerend kommt hierbei h<strong>in</strong>zu, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur<br />
e<strong>in</strong>e große Begriffsvielfalt zu f<strong>in</strong>den ist, die synonym für<br />
das Konzept von Inkubatoren verwendet wird. Hierzu zählt<br />
vor allem die Bezeichnung als „Accelerator“ bzw. „Akzelerator“<br />
o<strong>der</strong> die Begriffe Grün<strong>der</strong>-, Technologie- und Innovationszentrum<br />
o<strong>der</strong> -park (Cohen & Hochberg, 2014); (He<strong>in</strong>richs<br />
et al., 2015). So ist es wenig verwun<strong>der</strong>lich, dass <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Literatur e<strong>in</strong>e Vielzahl unterschiedlicher Def<strong>in</strong>itionen<br />
zum Begriff des Inkubators genannt werden (Heilmann<br />
et al., 2015). Die folgende, von Spath und Walter (2012)<br />
vorgeschlagene Def<strong>in</strong>ition, kann als e<strong>in</strong>e Art Qu<strong>in</strong>tessenz<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachliteratur verwendeten Begriffsdef<strong>in</strong>itionen<br />
verstanden werden:<br />
„E<strong>in</strong> Inkubator ist e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung, die die Verwirklichung<br />
<strong>der</strong> Ideen von gründungswilligen Forschern bzw. die