07.11.2018 Aufrufe

MÄA-23-2018online

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Münchner Ärztliche Anzeigen<br />

TITELTHEMA 5<br />

Fehldiagnosen. Hinzu komme die<br />

Angst davor, die eigenen Daten<br />

könnten in falsche Hände geraten.<br />

„Der Patient wünscht sich den persönlichen<br />

Kontakt, aber auch<br />

Online-Angebote“, sagte Fifka zum<br />

Thema Digitalisierung. Schließlich<br />

spare er sich online Wartezeit und<br />

die Zeit für die Anfahrt. Zudem könne<br />

er dadurch auch die Hilfe von Ärzten<br />

in Anspruch nehmen, die räumlich<br />

weit entfernt sind. Angesichts einer<br />

immer älter werdenden Gesellschaft<br />

würden telemedizinische Angebote<br />

gerade für ältere Menschen auf dem<br />

Land immer wichtiger.<br />

Auf die Chancen und Grenzen einer<br />

Digitalisierung im ärztlichen Bereich<br />

ging auch der Präsident der bayerischen<br />

Landesärztekammer, Dr.<br />

Gerald Quitterer, in seinem Referat<br />

ein. „Digitalisierung ist bereits Teil<br />

des Alltags“, sagte Quitterer und verwies<br />

unter anderem auf die Forschung<br />

mit Big Data und die Telemedizin.<br />

Doch welche Daten braucht<br />

man wozu und mit welcher Konsequenz?<br />

Was passiert mit ihnen und<br />

wer ist der Fachmann dafür? Es sei<br />

wichtig, dass die Ärzteschaft definiere,<br />

wer welche Daten bekomme und<br />

dass es eine Plattform für den<br />

Datenaustausch zwischen Niedergelassenen<br />

und Krankenhausärzten<br />

gebe.<br />

„Wir gestalten Versorgung“, sagte<br />

Quitterer. Die Ärzteschaft müsse<br />

auch die Digitalisierung mitgestalten.<br />

Auf keinen Fall dürfe es zu einer<br />

Entpersonalisierung des Arztberufs<br />

kommen. Damit dies gelinge brauche<br />

es mehr Ärzte insgesamt und<br />

mehr auf dem Land. Quitterer<br />

begrüßte ausdrücklich die Pläne der<br />

Staatsregierung, eine Landarztquote<br />

einzuführen und die Studienplätze in<br />

Bayern auszubauen. Wie auch die<br />

ebenfalls anwesende bayerische<br />

Gesundheitsministerin, Dr. Melanie<br />

Huml, freute er sich über die neue<br />

medizinische Fakultät in Augsburg.<br />

Weitere Fakultäten müssten in Bayreuth,<br />

Regensburg und Passau entstehen.<br />

Sinnvolle Apps könnten im Gesundheitsbereich<br />

hilfreich sein, aber man<br />

dürfe sich nicht darauf verlassen.<br />

Eine ausschließliche Fernbehandlung<br />

sei nur in bestimmten Situationen<br />

Der Münchner Delegierte Dr. Andreas Schießl bei seinem PlädoyerFotos: Stephanie Hügler<br />

sinnvoll. „Habe Mut, Dich Deines<br />

eigenen Verstandes zu bedienen“,<br />

rief Quitterer die Delegierten auf.<br />

Stets sei eine Gratwanderung zwischen<br />

Regulierung und Selbstbestimmung<br />

nötig.<br />

Bei der anschließenden Arbeitstagung<br />

beschlossen die Delegierten<br />

dann auch eine Änderung der<br />

Berufsordnung (BO) für die Ärzte<br />

Bayerns, die eine ausschließliche<br />

Fernberatung und -behandlung im<br />

Einzelfall erlaubt, „wenn dies ärztlich<br />

vertretbar ist und die erforderliche<br />

ärztliche Sorgfalt insbesondere<br />

durch die Art und Weise der Befunderhebung,<br />

Beratung, Behandlung<br />

sowie Dokumentation gewahrt wird“.<br />

Zudem muss der Patient über die<br />

Besonderheiten dieser Vorgehensweise<br />

aufgeklärt werden. Auf Antrag<br />

mehrerer Münchner Delegierter forderte<br />

das Ärzteparlament, eine Kommission<br />

einzurichten, die sich mit<br />

der Erarbeitung von Kriterien für<br />

einen solchen Einzelfall befasst.<br />

Der Umgang mit ärztlichen und<br />

gesellschaftlichen Werten stand<br />

auch im Mittelpunkt der Änderung<br />

von Paragraph 15, Abs. 3 der Berufsordnung,<br />

der sich mit der ärztlichen<br />

Forschung beschäftigt. Als Forscher<br />

müssen Ärztinnen und Ärzte „auch<br />

im Hinblick auf die Veröffentlichung<br />

und Verbreitung von Forschungsergebnissen<br />

die Verpflichtungen aus<br />

der „Deklaration von Helsinki“ einhalten.<br />

Alle Beteiligten müssen nun<br />

den anerkannten Leitlinien für<br />

ethische Berichterstattung folgen.<br />

Dazu gehört auch, negative und nicht<br />

schlüssige Ergebnisse genauso zu<br />

veröffentlichen wie positive. Finanzierungsquellen,<br />

institutionelle Verbindungen<br />

und Interessenkonflikte<br />

müssen öffentlich gemacht werden.<br />

Um dem in den nächsten Jahren<br />

vermutlich noch stärker werdenden<br />

Ärztemangel zu begegnen, forderte<br />

das Plenum eine Erhöhung der Zahl<br />

der bundesweiten Medizinstudienplätze<br />

auf 17.000 pro Jahr – auf die<br />

Zahl vor der Wiedervereinigung. In<br />

einem weiteren Beschluss setzten<br />

sich die Delegierten dafür ein, den<br />

Masterplan Medizinstudium 2020<br />

umzusetzen. Neben der Abiturnote,<br />

einer einschlägigen Berufsausbildung<br />

und dem „Medizinertest“ müsse<br />

auch soziales, ehrenamtliches<br />

oder wissenschaftliches Engagement<br />

eine Rolle spielen. Geeignete<br />

Auswahlkriterien seien womöglich<br />

auch Auswahlgespräche an Universitäten,<br />

ein wohnortnaher Studienort<br />

und ein gewichtetes Losverfahren.<br />

Im Krankenhausbereich sprachen<br />

sich die Anwesenden auf Antrag<br />

mehrerer Münchner Delegierter,<br />

für eine Unterstützung des Volksbegehrens<br />

zum Pflegenotstand aus<br />

(s. MÄA 22, S. 6 und 8). Nötig sei<br />

außerdem „eine bedarfsgerechte<br />

und verbindliche Personalbemessung<br />

für alle Gesundheitsberufe, die<br />

an Patientinnen und Patienten tätig<br />

sind“. Die Delegierten appellierten<br />

an einweisende Ärzte, dabei ein

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!