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KOMMENTAR<br />
Münchner Ärztliche Anzeigen<br />
Darüber hinaus gab es bereits Fälschungen<br />
bei den Formularen der<br />
Qualitätskontrolle oder der Bioverfügbarkeitsprüfungen.<br />
Dies wurde<br />
seinerzeit bei der Firma Ranbaxy in<br />
Indien entdeckt. Teilweise war zu<br />
wenig Wirkstoff enthalten, oder es<br />
wurden Verunreinigungen wie Glassplitter<br />
u.a. gefunden. Die Auslagerung<br />
der Wirkstoffproduktion und<br />
Zentralisierung auf wenige Firmen in<br />
Asien mag zwar kostengünstig sein,<br />
doch die Kontrollen sind in diesen<br />
Ländern oft mangelhaft!<br />
Man muss sich also fragen: Dürfen<br />
wir es weiterhin zulassen, dass in<br />
Billigländern unter derart skandalösen<br />
Umständen hergestellte Medikamente<br />
auf dem deutschen Markt<br />
vertrieben werden? In vielen Fällen<br />
sind die Produktionswege ja selbst<br />
für die Apotheken nicht nachzuvollziehen.<br />
Ich finde: Eine Herstellung in<br />
Billigländern, vor allem in Asien,<br />
muss sofort verboten werden!<br />
Natürlich wird dann das Arzneimittel<br />
wieder teurer. Aber wie immer: Qualität<br />
und Sicherheit haben eben ihren<br />
Preis. Und den könnten wir durchaus<br />
zahlen, schließlich horten die Krankenkassen<br />
zurzeit das Vierfache der<br />
gesetzlichen Mindestreserve.<br />
Ein weiterer Skandal sind die<br />
EU-Reimporte, bei denen die Vertriebswege<br />
nicht oder nur lasch kontrolliert<br />
werden bzw. gar nicht kontrollierbar<br />
sind. Nicht kontrolliert wurde<br />
offenbar das Einhalten der Kühlkette<br />
beim Verkauf des Krebsmittels<br />
Avastin durch den in Berlin ansässigen<br />
Arzneimittelgroßhändler Lunapharm.<br />
Zahlreiche Krebspatienten<br />
haben so möglicherweise ein<br />
schwächer oder gar nicht wirksames<br />
Arzneimittel erhalten. Dieser Skandal<br />
ist ein klassisches Beispiel für<br />
mangelhafte Qualitätskontrolle im<br />
Herstellungs- oder Vertriebsprozess<br />
zur vermeintlichen Kosteneinsparung!<br />
In diesem Fall hat bekanntlich<br />
eine griechische Apotheke ein in<br />
Krankenhäusern gestohlenes Medikament<br />
an den deutschen Großhändler<br />
verkauft. Geschätzter<br />
Umsatz: 20 Mio. Euro.<br />
Es macht doch wirklich keinen<br />
Sinn, dass strenge und berechtigte<br />
Regeln im Inland zur Herstellung<br />
oder zum Vertrieb von Arzneimitteln<br />
auf dunklen ausländischen, unkontrollierbaren<br />
Wegen unterlaufen werden!<br />
Im Falle der undurchsichtigen<br />
Herstellungsprozesse wäre eine erste<br />
Maßnahme das Offenlegen der<br />
bisher firmenintern geheim gehaltenen<br />
Drug Master Files (DMF), die alle<br />
Detailangaben zu den Inhalts- und<br />
Hilfsstoffen eines Arzneimittels enthalten.<br />
Es besteht dringender Handlungsbedarf<br />
von Seiten der zuständigen<br />
Behörden! Was nützt ein strenges<br />
deutsches Arzneimittelgesetz,<br />
wenn es im Zuge der Globalisierung<br />
seine Wirkung verliert?<br />
Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. mult. Dieter Adam