07.11.2018 Aufrufe

MÄA-23-2018online

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

8<br />

KOMMENTAR<br />

Münchner Ärztliche Anzeigen<br />

Darüber hinaus gab es bereits Fälschungen<br />

bei den Formularen der<br />

Qualitätskontrolle oder der Bioverfügbarkeitsprüfungen.<br />

Dies wurde<br />

seinerzeit bei der Firma Ranbaxy in<br />

Indien entdeckt. Teilweise war zu<br />

wenig Wirkstoff enthalten, oder es<br />

wurden Verunreinigungen wie Glassplitter<br />

u.a. gefunden. Die Auslagerung<br />

der Wirkstoffproduktion und<br />

Zentralisierung auf wenige Firmen in<br />

Asien mag zwar kostengünstig sein,<br />

doch die Kontrollen sind in diesen<br />

Ländern oft mangelhaft!<br />

Man muss sich also fragen: Dürfen<br />

wir es weiterhin zulassen, dass in<br />

Billigländern unter derart skandalösen<br />

Umständen hergestellte Medikamente<br />

auf dem deutschen Markt<br />

vertrieben werden? In vielen Fällen<br />

sind die Produktionswege ja selbst<br />

für die Apotheken nicht nachzuvollziehen.<br />

Ich finde: Eine Herstellung in<br />

Billigländern, vor allem in Asien,<br />

muss sofort verboten werden!<br />

Natürlich wird dann das Arzneimittel<br />

wieder teurer. Aber wie immer: Qualität<br />

und Sicherheit haben eben ihren<br />

Preis. Und den könnten wir durchaus<br />

zahlen, schließlich horten die Krankenkassen<br />

zurzeit das Vierfache der<br />

gesetzlichen Mindestreserve.<br />

Ein weiterer Skandal sind die<br />

EU-Reimporte, bei denen die Vertriebswege<br />

nicht oder nur lasch kontrolliert<br />

werden bzw. gar nicht kontrollierbar<br />

sind. Nicht kontrolliert wurde<br />

offenbar das Einhalten der Kühlkette<br />

beim Verkauf des Krebsmittels<br />

Avastin durch den in Berlin ansässigen<br />

Arzneimittelgroßhändler Lunapharm.<br />

Zahlreiche Krebspatienten<br />

haben so möglicherweise ein<br />

schwächer oder gar nicht wirksames<br />

Arzneimittel erhalten. Dieser Skandal<br />

ist ein klassisches Beispiel für<br />

mangelhafte Qualitätskontrolle im<br />

Herstellungs- oder Vertriebsprozess<br />

zur vermeintlichen Kosteneinsparung!<br />

In diesem Fall hat bekanntlich<br />

eine griechische Apotheke ein in<br />

Krankenhäusern gestohlenes Medikament<br />

an den deutschen Großhändler<br />

verkauft. Geschätzter<br />

Umsatz: 20 Mio. Euro.<br />

Es macht doch wirklich keinen<br />

Sinn, dass strenge und berechtigte<br />

Regeln im Inland zur Herstellung<br />

oder zum Vertrieb von Arzneimitteln<br />

auf dunklen ausländischen, unkontrollierbaren<br />

Wegen unterlaufen werden!<br />

Im Falle der undurchsichtigen<br />

Herstellungsprozesse wäre eine erste<br />

Maßnahme das Offenlegen der<br />

bisher firmenintern geheim gehaltenen<br />

Drug Master Files (DMF), die alle<br />

Detailangaben zu den Inhalts- und<br />

Hilfsstoffen eines Arzneimittels enthalten.<br />

Es besteht dringender Handlungsbedarf<br />

von Seiten der zuständigen<br />

Behörden! Was nützt ein strenges<br />

deutsches Arzneimittelgesetz,<br />

wenn es im Zuge der Globalisierung<br />

seine Wirkung verliert?<br />

Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. mult. Dieter Adam

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!