Stadt für Macher - Online Magazin 2018

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

Das können wir schon lange Eine neue Generation von Gründern schließt an Chemnitzer Traditionen an Chemnitz ist ein Gründerstandort – schon aus Tradition. Im heutigen Stadtteil Harthau entstand ab 1798 mit der Bernhardschen Spinnerei die erste industrielle Spinnmühle nach englischem Vorbild in Kontinental-Europa – Ausgangspunkt der Industriellen Revolution in Sachsen. Von diesem Zeitpunkt an „explodierte“ Chemnitz: Aus einer Provinzstadt im Königreiche Sachsen mit gerade einmal 10.000 Einwohnern Anfang des 19. Jahrhunderts wurde binnen 100 Jahren eine Industriemetropole, die 1905 genau 244.927 Menschen Heimat sein sollte und weiter wuchs, in Hochzeiten auf über 360.000 Bewohner (und ganz nebenbei auch zu einer der reichsten Städte Deutschlands wurde). Zu danken war dies einer Vielzahl von Unternehmern – in der Textilherstellung, im Maschinen- und im Fahrzeugbau und auch in der Konsumgüterproduktion. Heute knüpft Chemnitz mit einer neuen Generation von Gründern an alte Traditionen an – und oft in ganz ähnlichen Branchen wie die „Vorbilder“ vor 200, 150 oder 100 Jahren. AM. Chlebusch AGemeinfrei 6 MASCHINENVÄTER Heute knüpft zum Beispiel die AMtopus GmbH & Co. KG an die Chemnitzer Maschinenbautradition an. Gründer Henning Zeidler und sein Team entwickeln Verfahren und Technologien für das 3D-Drucken. Carl Gottlieb Haubold, 1783 als Alter Hut, könnte man meinen – doch Bauernsohn in Auerswalde geboren, statt Kunststoffen verdruckt AMtopus gilt als „Vater des Chemnitzer Ma- biologisch abbaubare Materialien: schinenbaus“. Erst arbeitete er in in Pulver zerlegtes Holz, Muschelkalk Maschinenspinnereien, reparierte oder Schilfrohr zum Beispiel: „Wir Maschinen. Dann kaufte er 1822 wollen den Plastikersatz, der ein die älteste mechanische Baumwollspinnerei Sachsens – und baute Zeidler. Weil die natürlichen Aus- gutes Gewissen zurücklässt“, sagt selbst Spinnmaschinen: Allein in gangsmaterialien immer wieder seiner Maschinenbauabteilung beschäftigte Haubold 1828 bereits 100 die Maschinentechnik entsprechend andere Eigenschaften haben, muss Mitarbeiter, die nach dem Markt für flexibel sein. Keine Kurzstrecke, Spinnmaschinen später auch den für eher Marathon – doch extrem Papierpressen eroberten. vielversprechend. Herbert Eugen Esche trat 1898 in Erfolgreich verkaufen – das die Strumpffabrik seine Vaters ein. macht Stefan Slogsnat. In einem Die war zu diesem Zeitpunkt längst Nischenprodukt erkannte er viel das führende Unternehmen der Potenzial: im Schnürsenkel. Rund Strumpffabrikation in Deutschland, um die Schuhverschlüsse baute er unter anderem dank Urahn Johann das Geschäft SNORS Shoefriends Esche, der im 18. Jahrhundert den auf – mit Onlinehandel, in dem ersten funktionsfähigen Strumpf- man aus über 700 verschiedenen wirkstuhl in Deutschland konstruiert Paaren wählen kann, und eigenem hatte. Herbert Eugen Esche führte das Showroom auf dem Chemnitzer Brühl. Unternehmen mit Dependancen von Am Anfang verschickte er ein paar Boston bis Shanghai erfolgreich weiter – und hinterließ noch ganz andere lässt er Schnürsenkel exklusiv für Schnürsenkel pro Woche, inzwischen Spuren in Chemnitz: Er beauftragte sein Geschäft produzieren: alle den aufstrebenden belgischen erdenklichen Farben, alle erdenklichen Designer und Architekten Henry Längen, made in Germany. Neben vande Velde mit dem Bau eines Privatkunden kaufen Vereine und Familienwohnsitzes – entstanden ist Schuhhersteller, Werbeagenturen die Villa Esche, die heute als museales und Kleidungsproduzenten – der Gesamtkunstwerk und Veranstaltungszentrum besucht werden kann. Schnürsenkel wird zum Distinktionsmerkmal. AUF DIE FÜSSE AE. Raupp/ gemeinfrei AW. Schmidt/IHK www.stadt-fuer-macher.de
Stadt für Macher ES LEBE DER SPORT Verkauf und Reparatur von Fahrrädern, das war anfangs das Geschäftsmodell von Johann Baptist Winklhofer und Richard Adolf Jaenicke. Aus dem 1885 gegründeten „Chemnitzer Velociped-Depôt“ wurde binnen weniger Jahre ein deutschlandweit agierendes Unternehmen – die Wanderer-Werke, die unter anderem über das Patent für die erste deutsche Zweigang-Nabenschaltung verfügten. Zu Marketingzwecken wurde ein erfolgreiches Radsportteam auf die Rennstrecken geschickt. Fräsmaschinen, Continental Schreibmaschinen, Motorräder, Rechenmaschinen und PKWs, darunter das berühmte „Puppchen“, bereicherten später das Sortiment. Eine sportliche Vision verfolgt auch die Mr. Snow GmbH: Mit textilen Skipisten will das 2013 gegründete Unternehmen wetterunabhängiges Skifahren über das ganze Jahr ermöglichen. Ein spezielles hoch gleitfähiges Garn wird dafür zu Matten verarbeitet, die - miteinander verbunden - zu großen Skipisten werden. Ausschließlich in Sachsen produziert, wird der textile Schnee aus Chemnitz an Betreiber von Skischulen, Freizeitparks und verschiedene Ortsvereine weltweit geliefert. ASächs. Industriemuseum AT. Söll AStadtarchiv Chemnitz/ Bildarchiv AXXX TINTENFÜCHSE AD. Hanus / Saralon Ein Schüler der Meißener Fürstenschule St. Afra war Eduard Leopold Beyer, 1825 geboren. Nach seinem Studium der Technischen Chemie übernahm er 1856 eine Heute ist die Technik noch Apotheke in Chemnitz – und entwickelte sie erfolgreich weiter. Beyer gegründete Unternehmen Saralon ein Stück weiter: Das 2015 experimentierte an Kopiertinte, die GmbH, eine Ausgründung der zu dieser Zeit vor allem in England TU Chemnitz, entwickelt und und Frankreich hergestellt wurde. fertigt funktionale Tinten sowie Mit seiner eigenen Schreibtinte für Integrationstechnologien für Gänsefedern war Beyer so erfolgreich, dass er eine Fabrik errich- Elektronik (Batterien, Schaltkreise, die Herstellung gedruckter ten und auf dem Weltmarkt mitmischen konnte. Dabei blieb das konventionellen Druckmaschinen Sensoren oder Displays), die auf Unternehmen nie stehen, sondern verarbeitet und so direkt in Papier-, ging technische Entwicklungen Plastik- oder Glasverpackungen immer mit – etwa mit Tintenbändern integriert werden können. So wird für Schreibmaschinen. Smart Packaging möglich. REVOLUTIONÄRE Der „Sächsische Lokomotiv-König“: Eine Revolution des Autofahrens Während seiner Wanderjahre als steht uns heute bevor: das autonome Fahren. Ein Chemnitzer Unter- Zeugschmied kam der Elsässer Richard Hartmann 1832 nach Chemnitz – und blieb. Erst arbeitete er bei 2012 gegründete Baselabs GmbH. nehmen gestaltet den Trend mit, die Haubold, dann kaufte er eine Maschinenfabrik. 1848 ein Meilenstein: der ihre Zulieferer entwickelt das Start-up Für die großen Autokonzerne und Bau einer ersten Dampflokomotive, Software für das automatisierte finanziert durch einen Staatskredit. Fahren – und bringt so dem Auto das Von nun an entstanden Tausende Sehen bei. Algorithmen verarbeiten Dampfrösser, weltweit exportiert – Sensordaten und identifizieren so und dabei hatten Hartmanns Fabriken nicht mal einen Gleisanschluss: Umfeld und ist in der Lage, darauf zu Objekte – das Auto erkennt sein Fertige Lokomotiven wurden bis ins reagieren. 20. Jahrhundert per Pferdefuhrwerk zum Bahnhof gebracht. ABaselabs ASächs. Industriemuseum Heft 2018 #1 7
Seite 1 und 2: AUSGABE 2018 www.stadt-fuer-macher.
Seite 3 und 4: Inhalt Stadt für Macher DER CHEMNI
Seite 5: Stadt für Macher st die Fakten DIE
Seite 9 und 10: Stadt für Macher Bouldern, anfäng
Seite 11 und 12: Stadt für Macher Alt+Tab: Kunst Mi
Seite 13 und 14: Partner im Gründerberaternetz Chem
Seite 17 und 18: Gemein für Gründe raternetz Partn
Seite 19 und 20: O ich J Dresdner Straße P B HBF N
Seite 21 und 22: Stadt für Macher A pixelweg A Inte
Seite 25 und 26: Stadt für Macher Vernetzung ist al
Seite 31 und 32: Stadt für für Macher Sechs Tage i
Seite 35 und 36: Stadt für Macher Die Sprache der S

Stadt für Macher - Online Magazin 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?