Stadt-Magazin Siegburg, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid - Dezember 2018
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Sternenkinder - Gedenktag<br />
Jedes Jahr findet am zweiten Sonntag im <strong>Dezember</strong> der „Weltweite Gedenktag<br />
für verstorbene Kinder“ statt. In <strong>Siegburg</strong> ist es bereits Tradition,<br />
dass an diesem Tag betroffene Familien an einer Gedenkfeier in der Trauerhalle<br />
des <strong>Siegburg</strong>er Nordfriedhofs teilnehmen können.<br />
In Kooperation des Vereins Tod & Leben e.V. und der Hope’s Angel Foundation<br />
e.V. haben Familien am am 9. <strong>Dezember</strong> die Möglichkeit, sich in einem<br />
geschützten Rahmen ihrer Kinder zu erinnern und im Anschluss an die<br />
Gedenkfeier bei Tee und Gebäck mit anderen betroffenen Familien auszutauschen.<br />
Sternenkinder – jene, denen das Licht der Welt nicht oder nur kurz vergönnt<br />
ist, jene Kinder, die bereits tot geboren werden oder kurz nach der Geburt<br />
sterben. Die zärtliche Bezeichnung tröstet nicht über den Schicksalsschlag<br />
hinweg, den Eltern erleiden, wenn ihrem Kind dies Los beschert ist. Manchmal<br />
liegt schon während der Schwangerschaft die niederschmetternde Diagnose<br />
vor, auch Komplikationen während der Geburt können Ursache sein<br />
für den Verlust eines Babys.<br />
Stille Geburt, Fehlgeburt, Schwangerschaftsabbruch, Neugeborenentod -<br />
wie gehen Eltern mit diesem Verlust um, wie können Eltern ein so unvorstellbar<br />
trauriges Ereignis verkraften, verarbeiten, im Leben weitermachen? Der<br />
Umgang mit dem Tod zu diesem frühen Zeitpunkt des Lebens hat in<br />
Deutschland noch keine Rituale, viele Eltern sind allein gelassen mit ihrem<br />
Schmerz.<br />
Birgit Rutz leitet die Einrichtung Hope´s Angel Foundation e.V., ein Betreuungsangebot<br />
für Mütter und Väter von Sternenkindern, ein privater Verein,<br />
der sich dem Umgang mit dem sensiblen Thema des frühen Versterbens<br />
verschrieben hat. Gegründet 2016 in St. Augustin, bietet der Verein neben<br />
Einzelbegleitungen betroffener Eltern und Elternteile Gruppenangebote und<br />
Beratung zur Trauerbegleitung und –verarbeitung an. Hoffnungscafe, Sternenkindfotografie,<br />
„Erste Hilfe“ im Akutfall können betroffene Eltern in Anspruch<br />
nehmen, ein Angebot für Geschwisterkinder soll in naher Zukunft<br />
gestaltet werden.<br />
Mittlerweile deutschlandweit vernetzt, widmen sich Birgit Rutz und ihre Mitstreiter*innen<br />
einem Thema, das auch vielen Nicht-Betroffenen in seiner Dimension<br />
unbekannt ist. Trauern um die eigenen Eltern, um lang gekannte<br />
Angehörige, Freunde, Bekannte – auf diese Verluste sind wir mehr oder weniger<br />
vorbereitet, eine Menge Erinnerungen verbinden uns mit solchen<br />
Menschen in unserem Leben. Wie aber Abschied nehmen von einem Menschen,<br />
der Eltern so nah und bedingungslos geliebt ist wie das eigene Kind,<br />
auch wenn es nur so wenige gelebten Momente miteinander gibt.<br />
Hope´s Angel ermöglicht neben der seelisch-emotionalen Begleitung in diesem<br />
einschneidenden, hoch belastenden Lebensabschnitt auch einen „echten“<br />
Abschied vom eigenen Kind, mittels eigens dafür vorgesehener Kleidung<br />
für die verstorbenen Babys, dem aktiven Ritual eines Begräbnisses,<br />
<strong>Stadt</strong>magazin 11 / <strong>2018</strong><br />
dem Schaffen von Erinnerungen in Form von Fußabdrücken und Eltern-<br />
Kind-Fotos.<br />
Birgit Rutz, selbst betroffene Mutter, weiß um die Leere und Ohnmacht, die<br />
sich mit einer Fehlgeburt einstellen können, weiß um die Wichtigkeit und<br />
Notwendigkeit der aktiven Trauer und des Abschiednehmens. Die eigenen<br />
Erfahrungen veranlassten sie vor zwei Jahren zur Gründung des Vereins,<br />
dessen Zweck und Sinn es ist, betroffene Eltern in dieser Ausnahmesituation<br />
zu begleiten und zu stärken. Das Angebot von Hope´s Angel wird zahlreich<br />
angenommen, berichtet sie, es soll künftig weiter ausgebaut werden, sowohl<br />
in Vielfalt wie in Umfang. „Dafür braucht es empathische wie qualifizierte<br />
Fachkräfte“, die anzuwerben und zu unterhalten für einen rein durch<br />
private Mittel getragenen Verein mit hohen Anforderungen verbunden ist.<br />
Vor allem sollen betroffene Eltern einen geschützten und verständnisvollen<br />
Raum für ihre Gefühle, für ihre Trauer finden, um das Geschehene nicht zu<br />
verdrängen, sondern so zu verarbeiten, dass eine trotz des Schmerzes liebevolle<br />
Erinnerung erhalten bleibt und ein guter Weg in eine glückliche Zukunft<br />
möglich ist. Bedenkt man, dass in noch junger Vergangenheit totgeborene<br />
Kinder zumeist noch im Krankenhaus „entsorgt“ wurden, Eltern oft gar<br />
keinen Kontakt, geschweige denn die Möglichkeit zum Abschied von Ihrem<br />
Kind gehabt haben, findet – zum Glück und längst überfällig nicht nur in Birgit<br />
Rutz´ Augen – ein Umdenken statt, ein bewusster Umgang mit einer leidvollen<br />
Station im Leben.<br />
Eine hohe Nachfrage kann sie bestätigen, ein Ausbau des auf private Spenden<br />
angewiesenen Angebots – welches für die Eltern kostenfrei ist - ist mittelfristiges<br />
Ziel des Vereins. Aktuell betreut Hope´s Angel ca. 30 Elternpaare<br />
und Elternteile aus St. Augustin und Umgebung.<br />
Am 9. <strong>Dezember</strong> ab 15.30 Uhr freuen sich die beiden Vereine auf die Eltern<br />
mit den Geschwisterkindern und Großeltern. Weitere Infos erhalten Sie bei<br />
Birgit Rutz, unter der Nummer 02241 – 545 1123 oder per Email unter birgit@hopesangel.com.