KEM Konstruktion Automobilkonstruktion 02.2017
Themenschwerpunkte: Fahrerassistenz, Elektromobilität, Antrieb, Fahrwerk, Karosserie, Produktion, Testen; KEM Porträt: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR; KEM Perspektiven: Herstellerallianz bei ganzheitlichen Testsystemen für autonome Fahrzeuge
Themenschwerpunkte: Fahrerassistenz, Elektromobilität, Antrieb, Fahrwerk, Karosserie, Produktion, Testen; KEM Porträt: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR; KEM Perspektiven: Herstellerallianz bei ganzheitlichen Testsystemen für autonome Fahrzeuge
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Das<br />
Engineering<br />
Magazin<br />
02 2017<br />
www.kem.de<br />
Sonderausgabe <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
Titelstory Seite 76<br />
Assistenzsysteme fordern<br />
auch die Zulieferer<br />
E-Mobilität<br />
und Getriebe<br />
Antriebsstrang<br />
Seite 22<br />
Sensorfusion<br />
weist den Weg<br />
Autonomes Fahren<br />
Perspektiven Seite 36<br />
Vielfalt<br />
nimmt zu<br />
Motorensymposium<br />
Seite 58<br />
Im Gespräch | „E-Mobilität ist gut – ohne Subventionen!“<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 1<br />
Prof. Dr. André Thess, Institut für Technische Thermodynamik, DLR – Seite 14
Leichtbau leichter machen<br />
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Effiziente Verbindungslösungen für den Leichtbau<br />
Aktuelle Herausforderungen, wie Ressourcenschonung, Energie- und Materialeffizienz, sind unmittelbar mit<br />
dem Thema Leichtbau verknüpft.<br />
Auf entsprechend hohem Niveau bewegt sich das Wachstumspotenzial für zukunftsweisende Werkstoffe.<br />
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140<br />
JAHRE<br />
2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
EDITORIAL<br />
Perspektiven gibt es – wir<br />
müssen sie nur realisieren<br />
Einen ‚Dieselgipfel‘ hätte man dazu nutzen können, Begrifflichkeiten wie Stickoxidbelastung,<br />
Feinstaub und CO 2 -Emissionen klar zu definieren, voneinander zu<br />
trennen und zu hinterfragen, wie wir Mobilität sichern und gleichzeitig die Umwelt<br />
schützen können. Entscheidend ist etwa, bei Überlegungen zum Klimaschutz die<br />
Systemgrenzen richtig zu setzen. Zur Elektromobilität gehört dann auch die Frage<br />
der Energieerzeugung und zur CO 2 -Bilanz eines Fahrzeugs auch seine<br />
Herstellung – Zusammenhänge, die in der (zu) hitzig geführten Diskussion oft<br />
ausgeblendet werden, leider auch seitens der beteiligten OEMs.<br />
Bleiben wir bei der energetischen Bilanz: Hilfreich ist, dass Wissenschaftler<br />
‚das Ganze‘ im Blick haben, wie unser <strong>KEM</strong> Porträt mit Prof. André Thess von der<br />
DLR zeigt (ab S. 14). Der Direktor des Instituts für Technische Thermodynamik hält<br />
die aktuelle Aufregung um die Elektromobilität mit Blick auf den Klimaschutz für<br />
ein falsches Signal. Gleichwohl befürwortet er den elektrischen Antrieb (und das<br />
nicht nur im Fahrzeug) – wenn man denn ohne Subventionen auskommt. Mit Blick<br />
auf den Verbrennungsmotor betont Thess, dass dieser weder gut noch schlecht<br />
sei: Verwende man Kraftstoffe, hergestellt mit Hilfe erneuerbarer Energien, gäbe es<br />
das Problem der zusätzlichen CO 2 -Emissionen nicht. Im Moment zwar noch zu<br />
teuer – mittelfristig aber eine Perspektive.<br />
Wie dem Problem der Stickoxide beizukommen ist, war übrigens ein Thema des<br />
38. Wiener Motorensymposiums (Bericht ab S. 56). Kernaussage: Der Dieselmotor<br />
kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor sein und ist dazu sparsamer.<br />
Voraussetzung sei, frühestmöglich auf ‚saubere Dieselmotoren‘ umzusteigen.<br />
Hilfreich wäre also, die Diskussion zu versachlichen und nach Lösungen zu suchen.<br />
Die vorliegende Ausgabe der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> will dazu einen kleinen<br />
Beitrag leisten – bleibt zu hoffen, dass das Machbare auch umgesetzt wird.<br />
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<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
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Inhalt Sonderausgabe<br />
<strong>Automobilkonstruktion</strong><br />
02 2017<br />
54. Jahrgang<br />
TITELTHEMA<br />
Entwicklungspartner<br />
für Funktionsteile<br />
Kraftfahrzeughersteller stehen vor technischen<br />
Herausforderungen. Um sie zu lösen, müssen auch<br />
die Zulieferer komplett neue Lösungen entwickeln.<br />
Einen Beitrag leistet dabei Pöppelmann K-Tech als<br />
innovativer Entwicklungspartner für Funktionsteile.<br />
Bild: malajscy/Fotolia.com<br />
Bild: DLR/F. Eppler<br />
14<br />
Elektromobilität gilt als die Zukunftstechnologie<br />
schlechthin. Doch mit Blick auf den<br />
Klimaschutz sei dies ein falsches Signal,<br />
sagt Prof. André Thess vom Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />
18<br />
Im Rahmen des Verbundprojekts ESKAM entwickelte Groschopp zusammen<br />
mit anderen Partnern den Prototyp eines Achsantriebsmoduls<br />
für elektrische Fahrzeuge mit einem neuartigen Synchronmotor.<br />
Magazin<br />
Branchennews<br />
Continental veranstaltet Hackathon auf der IAA .............................. 6<br />
Bosch zur Mobilität in Metropolen ................................................... 8<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Porträt<br />
Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR<br />
„Elektromobilität ist gut, aber nur ohne Subventionen“ ................ 14<br />
Elektromobilität<br />
Antriebsstrang<br />
Projekt ESKAM: Achsantriebsmodul mit Synchronmotor .............. 18<br />
Mehr Power für Elektroantriebe mit Hybridwälzlagern .................. 20<br />
ZF-Chef Sommer zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs ............. 22<br />
Bordnetz<br />
Herausforderungen des 48-Volt-Bordnetzes .................................. 24<br />
Autozulieferer setzen auf Befestigungen von KVT-Fastening ........ 26<br />
Übertragungstechnik HDBaseT ...................................................... 28<br />
Batteriemanagement und Ladesysteme<br />
Batteriemanagement-System für vollelektrischen Kleinbus ........... 30<br />
Vollwertiges Mode-2-Ladesystem statt Notlösung ........................ 32<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Perspektiven<br />
Herstellerallianz<br />
Ganzheitliches Testsystem für autonome Fahrzeuge ..................... 36<br />
Bild: Virtual Vehicle<br />
70<br />
Drahtlose Sensoren sind nicht nur eine Variante ohne<br />
Kabel, sie eröffnen ganz neue Ansätze. Das europäische<br />
Forschungsprojekt DEWI zeigt, wo die Potentiale von<br />
Wireless-Sensor-Netzwerken liegen.<br />
Fahrerassistenz<br />
Autonomes Fahren<br />
Plattform für Rohdaten beim Level-5-Fahren ................................. 40<br />
Bertrandt sieht Chancen für neue Geschäftsmodelle .................... 42<br />
DDS als offener Standard für Design autonomer Fahrzeuge ........ 46<br />
Gigabit-Ethernet-Kamerapaare nehmen die Umwelt wahr ............ 48<br />
Mobile Sensoren für Reibwert der Fahrbahnoberfläche ............... 50<br />
Antrieb<br />
Werkstoffe und Technologien<br />
Rohrform beeinflusst Abgasrückführung ....................................... 54<br />
Wirksame Versiegelung von Gussteilen ......................................... 56<br />
38. Wiener Motorensymposium ................................................... 58<br />
4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
76<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Testen<br />
Safety<br />
Crash-Versuche mit In-Dummy-Messtechnik ............................. 64<br />
Prüfstandstechnik<br />
Smartes Design macht Abgasmessungen effizienter ................. 66<br />
Keramik – ein idealer Werkstoff für Prüfstecker .......................... 68<br />
Sensorik<br />
Drahtlose Sensornetzwerke ....................................................... 70<br />
Simulation<br />
Zum Zielkonflikt zwischen Aerodynamik und Kühlung ................ 72<br />
Karosserie<br />
Titelstory<br />
Kunststofflösungen förden autonome Mobilität ......................... 76<br />
Leichtbau<br />
Simulationstools verkürzen Produktionszeiten .......................... 80<br />
CFK auf dem langen Weg zur Großserie .................................... 82<br />
Thermoplastisches RTM-Verfahren für neue Geometrien .......... 84<br />
Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen ....................................... 86<br />
Verbindungstechnik<br />
Stanznieten und Bolzensetzen bei Mischbaukarosserien ........... 88<br />
Rollennaht-Elektroden für das Schweißen von Blechen ............ 90<br />
Hybride Fügeprozesse ganzheitlich betrachten .......................... 92<br />
Service<br />
Veranstaltungen .......................................................................... 96<br />
Publikationen .............................................................................. 97<br />
Rubriken<br />
Editorial ......................................................................................... 3<br />
Wir berichten über... ................................................................... 12<br />
Impressum ................................................................................. 98<br />
Inserentenverzeichnis ................................................................. 98<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 5<br />
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MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Zulieferer öffnet das vernetzte Fahrzeug für die Entwicklercommunity<br />
Continental veranstaltet<br />
Hackathon auf der IAA<br />
Um das Cloud Terminal weiterzuentwickeln, lädt der Automobilzulieferer Continental die Entwicklercommunity zum<br />
Hackathon auf der IAA 2017. Die Teilnehmer sollen in Teams gegeneinander antreten und ihre Ideen mit Unterstützung<br />
der Continental-Experten in die Praxis umsetzen.<br />
Beim Hackathon sind Entwickler aller<br />
Bereiche eingeladen, neue Applikationen für<br />
das Cloud Terminal zu entwickeln<br />
Ein hohes Maß an Flexibilität im Fahrzeug-<br />
Cockpit ermöglicht das neue Continental<br />
Cloud Terminal. Anwendungen, die bisher direkt<br />
auf der Head Unit integriert waren, wandern<br />
dabei in die Cloud, werden dort gerechnet<br />
und über einen leistungsfähigen Browser<br />
in der Head Unit angezeigt. Dadurch ist das<br />
System immer auf dem aktuellen Stand,<br />
neue Funktionen können jederzeit ergänzt<br />
werden. Zudem nutzt das Terminal die<br />
HTML5-Technologie, was eine plattformunabhängige<br />
Entwicklung von Anwendungen,<br />
Bild: Continental<br />
aber auch die Darstellung auf verschiedensten<br />
Displays mit unterschiedlicher Auflösung<br />
ermöglicht.<br />
So kann das System auch nach dem Serienstart<br />
durch neue Funktionen und Mikro-Services<br />
ergänzt und dadurch jederzeit auf aktuellem<br />
Stand gehalten werden. Möglich wird<br />
dies durch den Einsatz gängiger IoT-Lösungen<br />
sowie offene Protokolle und Standard-<br />
Schnittstellen wie MQTT oder dem REST Interface.<br />
„Damit machen wir das Cloud Terminal<br />
auf der IAA 2017 erstmals einer noch breiteren<br />
Entwicklercommunity zugänglich“, erklärt<br />
Dr. Karsten Michels, Leiter System- und<br />
Vorentwicklung der Continental Division Interior.<br />
„Beim Continental.cloud-Hackathon laden<br />
wir Entwickler aller Bereiche ein, neue<br />
Applikationen zu entwickeln und direkt in den<br />
Austausch zu treten.“<br />
Die Veranstaltung zur Software-Entwicklung<br />
findet zweitägig jeweils am 18. und 19. September<br />
sowie am 20. und 21. September im<br />
Bereich C-Square auf dem Continental-Stand<br />
(Halle 5.1, Stand A07/A08) der diesjährigen<br />
IAA statt. In einem Team aus innovativen<br />
Köpfen werden die Teilnehmer eine Servicebasierte<br />
Fahrzeug-App zur direkten Integration<br />
in das Cloud Terminal programmieren.<br />
Die Teilnehmer treten in Teams gegenein -<br />
ander an und setzen ihre Ideen mit Unterstützung<br />
der Continental-Experten in die Praxis<br />
um. Neben Sachpreisen können drei der -<br />
Gewinner aus allen Veranstaltungen, die Continental<br />
im C-Square ausrichtet, eine Reise<br />
zur Consumer Electronics Show (CES) nach<br />
Las Vegas gewinnen.<br />
www.continental-automotive.com<br />
www.fiction-to-science.com<br />
E-Mobilität und Ladeinfrastruktur<br />
Experten entwickeln Normenreihe<br />
Die VDE-Normungsexperten haben den<br />
VDE|DKE-Arbeitskreis „Backend Kommunikation<br />
für Ladeinfrastruktur“ gegründet und die<br />
neue Normenreihe IEC 63110 initiiert, die ein<br />
standardisiertes Management von Ladevorgängen<br />
zum Ziel hat. Sie adressiert Anforderungen<br />
für den notwendigen Datenaustausch,<br />
um ein Elektromobilitäts-Ökosystem zu etablieren,<br />
und deckt dabei sowohl den Kommunikationsfluss<br />
zwischen den verschiedenen Akteuren<br />
als auch den Datenfluss in das elektrische<br />
Energieversorgungsnetz ab. „Wir haben<br />
dabei immer die Interoperabilität und Flexibilität<br />
im Blick, die die IEC 63110 bieten<br />
muss, um den künftigen Millionen<br />
von Ladesäulen eine standardisierte<br />
Kommunikation zu<br />
bieten“, erklärt VDE-Normungsmanager<br />
Dr. Jens Gayko. Auch<br />
die IT-Sicherheit und die Anbindung<br />
der Elektromobilität an das<br />
Smart Grid würden bei der Entwicklung<br />
der Norm berücksichtigt. Parallel zur<br />
IEC 63110 arbeiten die Experten im VDE an<br />
der Netzintegration von Elektromobilität. Ziel<br />
ist es, eine volkswirtschaftlich sinnvolle Balan-<br />
Mit wachsender Durchdringung der Elektromobilität wird die<br />
Bedeutung netzverträglicher Ladevorgänge immer größer<br />
ce zwischen Netzausbau und der 24/7-Verfügbarkeit<br />
einer maximalen Ladeleistung an allen<br />
Ladepunkten zu finden.<br />
www.vde.com<br />
Bild: VDE<br />
6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Wir machen Sie bereit für RDE!<br />
Emissionen im tatsächlichen Fahrbetrieb (RDE) erhöhen den<br />
Entwicklungsaufwand und die Anforderungen an die klassischen<br />
Entwicklungswerkzeuge. Darüber hinaus erfordert RDE eine<br />
Anpassung der bestehenden Kernprozesse und die Anwendung<br />
neuer Methoden und Werkzeuge in Forschung und Entwicklung<br />
sowie bei der Typgenehmigung.<br />
Die passende Systemlösung in jeder Phase der Entwicklung:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 7
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Bosch zur Mobilität in Metropolen<br />
Die Zukunft liegt in der vernetzten Stadt<br />
Bosch will verstärkt Lösungen für die Mobilität<br />
in vernetzten und damit intelligenten<br />
Städten entwickeln und anbieten. „Wir können<br />
mit technischen Lösungen zu mehr Lebensqualität<br />
in Metropolen und Megacities<br />
beitragen“, sagt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer<br />
der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender<br />
des Unternehmensbereichs Mobility<br />
Solutions. „Wesentlicher Hebel dazu ist die<br />
emissionsfreie, stressfreie und unfallfreie<br />
Mobilität.“ Die zunehmende Automatisierung<br />
des städtischen Verkehrs soll zu weniger Unfällen<br />
und damit zu mehr Sicherheit beitragen.<br />
Aktuellen Prognosen zufolge werden<br />
2050 weltweit mehr als sechs Milliarden<br />
Menschen in Großstädten wohnen, doppelt<br />
so viele wie heute. Der urbane Verkehr wird<br />
sich bis dahin verdreifachen.<br />
Der weltweite Smart-City-Markt soll bereits<br />
bis 2020 jährlich um 19 % auf ein Volumen<br />
von 700 Mrd. Euro wachsen. In bereichsübergreifenden<br />
Projekten hat Bosch innerhalb der<br />
letzten zwei Jahre seinen Umsatz in diesem<br />
Sektor bereits verdoppelt. Öffentliche Verkehrsmittel,<br />
Autos, selbstfahrende Sharingund<br />
Lieferfahrzeuge sowie andere Verkehrsträger<br />
müssten künftig nahtlos vernetzt sein.<br />
Bild: Bosch<br />
Kurzum: Es braucht eine Vernetzung von allem,<br />
was sich in der Stadt bewegt. „Intermodale<br />
Mobilitätsangebote, die für Nutzer mit<br />
wenigen Klicks buchbar sind, werden wesentlich<br />
zur Reduzierung von Stau- und Verkehrsbelastungen<br />
beitragen“, prognostiziert<br />
Bulander. Die zunehmende Automatisierung<br />
des städtischen Verkehrs werde auch zu<br />
mehr Sicherheit und damit weniger Unfällen<br />
beitragen. Derzeit verfolgt Bosch weltweit 14<br />
Leitprojekte mit vernetzten Städten. Dazu<br />
„Wir können mit technischen<br />
Lösungen zu mehr<br />
Lebensqualität<br />
in Metropolen<br />
und Megacities<br />
beitragen.“<br />
Dr. Rolf Bulander, Vorsitzender des<br />
Unternehmensbereichs Mobility<br />
Solutions, will emissions-, stress- und<br />
unfallfreie städtische Lebenswelten<br />
gestalten mit Hilfe von Automatisierung,<br />
Elektrifizierung und Vernetzung<br />
zählen Stadtprojekte in Singapur, San Francisco,<br />
Berlin und Hamburg. Sieben Projekte<br />
schließen Lösungen für urbane Mobilität mit<br />
ein. Dazu gehören neben vernetztem Parken<br />
und Flottenmanagement auch E-Mobilität<br />
und intermodaler Transport. Den neusten Kooperationsvertrag<br />
schloss das Unternehmen<br />
vor kurzem mit der chinesischen Stadt Tianjin.<br />
Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Hafenstadt<br />
zur intelligenten Stadt umzurüsten.<br />
www.bosch-urban-mobility.de<br />
Individualisierte Fertigung beim Zulieferer Quin<br />
Vertikal, wenn’s um hohe Ansprüche geht<br />
Hochwertig: Mittelkonsole, wie sie bei Quin Rumänien<br />
teilgefertigt wird<br />
Die individualisierte Fertigung stellt auch die<br />
Zulieferer der Automobilindustrie vor immer<br />
neue Herausforderungen, beispielsweise<br />
den deutschstämmigen Automobilzulieferer<br />
Quin. Dieser ist auf die Produktion von Fahrzeug-Interieur<br />
spezialisiert, vor allem Zierelemente,<br />
Lenkräder und Airbagkappen. Am<br />
Standort Brasov in Rumänien fertigt das Un-<br />
Bild: Quin<br />
ternehmen hochwertige Bauteile<br />
nach individuellen Wünschen mit<br />
exklusiven Materialen und Materialkombinationen.<br />
Einmal ist es<br />
Kunststoff, ein anderes Mal Holz,<br />
Carbon oder Metall. Für die Fertigung<br />
heißt das: Schwierig handhabbare<br />
Werkstoffe müssen in<br />
komplexe Zierteilgeometrien geformt<br />
und mit modernen Trägern<br />
und Beschichtungstechnologien<br />
kombiniert werden. Der ständige<br />
Wechsel zwischen Serie und Unikat<br />
erfordert außerdem eine<br />
hoch flexible Fertigungstechnologie.<br />
Im Bereich der CNC-Nachbearbeitung<br />
hat sich Quin für Maka entschieden.<br />
Insgesamt 21 Maschinen des in Nersingen<br />
beheimateten Herstellers werden inzwischen<br />
im Werk Brasov eingesetzt. Ausschlaggebend<br />
waren insbesondere die langjährige<br />
Erfahrung und Kompetenz des Werkzeugmaschinenherstellers<br />
in der CNC-Fertigung un-<br />
terschiedlicher Materialien. In Brasov wird<br />
das sogenannte DC-7-Konzept eingesetzt.<br />
Zentrales Merkmal ist die vertikale Aufspannung.<br />
Dadurch sind die Maschinen sehr kompakt.<br />
Auf diese Weise erzielt Quin eine Platzersparnis<br />
von 40 % gegenüber herkömmlichen<br />
Maschinen mit horizontalem Doppeltisch. Außerdem<br />
sind die DC-7- Maschinen mit einem<br />
Drehtisch ausgestattet, der die Rüst- und Bearbeitungszeit<br />
reduziert. Die Werkstücke werden<br />
auf der Vorrichtung hängend aufgespannt.<br />
Während ein Teil auf der einen Seite bearbeitet<br />
wird, fin det auf der anderen Seite der<br />
Wechsel des fertigen Teils gegen einen Rohling<br />
statt. Die Drehung dauert nur wenige Sekunden.<br />
Die fünf DC 7 im Werk Brasov sind<br />
außerdem mit zwei 5-Achs-Aggregaten ausgerüstet,<br />
die gleichzeitig auf einer Seite desTisches<br />
die Werkstücke bearbeiten. Die Antistatik-Spezialausstattung<br />
sorgt dafür, Staub-Ablagerungen<br />
und ein Festkleben der Späne am<br />
Bauteil zu vermeiden.<br />
www.maka.com, www.quin-automotive.com<br />
8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Fakuma<br />
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Qualität und Gestaltungsfreiheit bei Formteilen aus thermisch sensiblen<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 9
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
PERSONEN<br />
Rene Gansauge,<br />
Rheinmetall Automotive<br />
Zum 1. Januar 2018 übernimmt<br />
Rene Gansauge den<br />
Vorsitz der Geschäftsführungen<br />
der Pierburg GmbH und<br />
der Pierburg Pump Technology<br />
GmbH. Er wird damit zum Leiter der Division<br />
Mechatronics innerhalb der Rheinmetall-Automotive-Gruppe.<br />
Er folgt auf Olaf Hedden, der zum<br />
1. August 2017 als CFO in den Vorstand der<br />
Rheinmetall Automotive AG bestellt worden ist.<br />
Michael Gottschalk,<br />
Schoeller Werk<br />
Die Schoeller Werk GmbH &<br />
Co. KG hat einen neuen<br />
technischen Geschäfts -<br />
führer: Michael Gottschalk<br />
soll die technologische Weiterentwicklung<br />
des Spezialisten für längsnaht -<br />
geschweißte Edelstahlrohre stärken. Das umfasst<br />
die Erweiterung des Leistungsspektrums<br />
um neue innovative Rohr lösungen und Services<br />
sowie die Erschließung weiterer Geschäftsfelder.<br />
Niklas Braun, Bolta<br />
Niklas Braun ist<br />
als Geschäftsführer Technik/<br />
Produktion in die Bolta Werke<br />
GmbH in Diepersdorf eingetreten.<br />
Mit dieser neu<br />
geschaffenen Position will<br />
der Spezialist für Oberflächen veredelung dem<br />
voranschreitenden Wachstum Rechnung tragen.<br />
In den Zuständigkeitsbereich des 43-Jährigen<br />
fallen Produkt entstehung, Qualitäts management,<br />
Produk tion, Industrial Engineering sowie Logistik.<br />
Katharina Wiedemann,<br />
STW<br />
Katharina Wiedemann,<br />
Geschäftsführerin der<br />
Sensor-Technik Wiedemann<br />
GmbH (STW) und Vizepräsidentin<br />
der IHK Schwaben,<br />
ist mit dem Bayerischen Verdienstorden aus -<br />
gezeichnet worden. Mit der Ehrung würdigt der<br />
Freistaat unter anderem ihr unter nehmerisches<br />
Wirken und ihr intensives und langjähriges<br />
ehrenamtliches Engagement.<br />
Schaeffler auf dem VDI-Kongress „Getriebe in Fahrzeugen“<br />
Neuer Ansatz zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs<br />
Von Komponenten bis zu Hybridmodulen und elektrischen<br />
Achsen bietet Schaeffler Lösungen für<br />
Hybrid-Fahrzeuge und reine Elektroautos – sowohl<br />
bei 48-Volt- als auch bei Hochvolt-Systemen<br />
Europäisches Zentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren<br />
Dekra übernimmt den Lausitzring<br />
Zum 1. November übernimmt die Sachverständigenorganisation<br />
Dekra den Lausitzring.<br />
Zusammen mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft<br />
zur Rennstrecke befindlichen Dekra<br />
Technology Center (DTC) soll dort das Innovationszentrum<br />
für die Prüfung der Mobilität<br />
der Zukunft entstehen. Es soll ein zentraler<br />
Bestandteil des internationalen Testverbunds<br />
für das automatisierte und vernetzte Fahren<br />
werden. „In den Aufbau dieses Testverbunds<br />
investieren wir im ersten Schritt insgesamt<br />
mehr als 30 Millionen Euro“, erklärt Stefan<br />
Kölbl, Vorsitzender des Vorstands des Dekra<br />
e.V. und der Dekra SE. „Wir bieten unseren<br />
Kunden aus der Automobilbranche Prüf- und<br />
Entwicklungskompetenz für die autonome<br />
und vernetzte Mobilität der Zukunft.“ In Klettwitz<br />
steht der Aufbau von Testanlagen für alle<br />
Luftaufnahme des<br />
Lausitzrings. Im Vordergrund<br />
das Dekra<br />
Technology Center<br />
Bild: Schaeffler<br />
Maßgeschneiderte Antriebslösungen für die<br />
Mobilitätbedürfnisse des jeweiligen Zielmarktes:<br />
Anlässlich des 17. Internationalen<br />
VDI-Kongresses „Getriebe in Fahrzeugen“<br />
präsentierte Schaeffler sein Technologieportfolio<br />
und stellte ausgewählte serienreife Produkte<br />
für den elektrifizierten Antriebsstrang<br />
vor. Auf dem Weg zur E-Mobilität und zur<br />
Elektrifizierung des Antriebsstrangs verfügt<br />
das Unternehmen über ein umfangreiches<br />
und fortwährend wachsendes Produktport -<br />
folio, das auch chinesische Kunden zu schätzen<br />
wissen, gilt das Land doch als Leitmarkt<br />
für die Elektromobilität. Auf dem VDI-Kongress<br />
zeigte Schaeffler beispielsweise mit<br />
dem Hochvolt-Hybridmodul in P2-Anordnung<br />
einen innovativen Ansatz zur Elektrifizierung<br />
des Antriebsstrangs, der sich modular an eine<br />
Vielzahl von Antriebskonzepten anpassen<br />
lässt. Als zentrales Element in Plug-In-Hybrid-<br />
Fahrzeugen (PHEV) trägt das P2-Hybrid -<br />
modul zu einer Verringerung des Kraftstoffverbrauchs<br />
um 70 % bei – bei einer rein elektrischen<br />
Reichweite von 50 km. Die erste<br />
Serienanwendung des neuen P2-Hybrid -<br />
moduls erfolgt Ende 2017 in China.<br />
www.schaeffler.com<br />
Aspekte des automatisierten Fahrens im Mittelpunkt.<br />
Ergänzt wird dies mittelfristig durch<br />
das Thema Konnektivität, das innerhalb des<br />
Dekra-Konzerns schwerpunktmäßig am<br />
Standort Málaga angesiedelt ist. Von dort<br />
ausgehend, werden entsprechende Prüf -<br />
kapazitäten auch in Klettwitz aufgebaut. Für<br />
das größte herstellerunabhängige Zentrum<br />
für automatisiertes und vernetztes Fahren in<br />
Europa investiert die Prüforganisation an<br />
dem Standort einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />
Dabei geht es um Strecken und Anlagen,<br />
die das umfassende Testen von automatisierten<br />
Fahrfunktionen ermöglichen und mit<br />
denen sich sehr komplexe Szenarien flexibel<br />
darstellen lassen, sei es für innerstädtische,<br />
außerstädtische oder Autobahnfahrten.<br />
www.dekra.de<br />
Bild: Dekra<br />
10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Neuer Service für die Zukunft des Fahrens<br />
TomTom und Cisco kooperieren<br />
TomTom arbeitet an der Entwicklung<br />
einer ultraschnellen Fahrspur-Verkehrstechnik,<br />
die autonomes<br />
Fahren und intelligentere<br />
Mobilität unterstützt. Die Forschungsarbeit<br />
dazu wird das niederländische<br />
Unternehmen zusammen<br />
mit Cisco durchführen,<br />
um Straßendaten zu nutzen, die<br />
von Cisco-Sensoren, -Routern<br />
und -Controllern für zukunfts -<br />
weisende Verkehrsinformationstechnologie<br />
erfasst werden. Die<br />
Forschung kombiniert die Daten<br />
sowie das Internet der Dinge von<br />
Cisco mit der Traffic Fusion-Technologie<br />
von TomTom.<br />
Wie es weiter heißt, sei ein besonders<br />
innovativer Aspekt dieser<br />
Kooperation die Verwendung<br />
der DAS-Technologie (Distributed<br />
Acoustic Sensing). Diese kann<br />
ein Glasfaserkabel in eine Reihe<br />
virtueller Mikrofone umwandeln,<br />
die Fahrzeugbewegungen erkennen<br />
und messen. Die erhobenen<br />
Daten sollen mit TomToms Pool<br />
an fließenden Fahrzeugdaten<br />
von mehr als 500 Millionen Geräten<br />
zusammengeführt werden.<br />
www.tomtom.com<br />
TomTom und Cisco<br />
forschen gemeinsam<br />
an zukunftsweisender<br />
Verkehrsinformationstechnologie<br />
Bild: TomTom<br />
Innovation für Automatikgetriebe<br />
Weniger Verbrauch, weniger Emissionen<br />
Gesteigerte Leistung bei deutlich<br />
geringerem Energiebedarf und<br />
reduzierten CO -Emissionen,<br />
2<br />
kompakte Abmessungen und<br />
einfaches Handling: Diese Eigenschaften<br />
vereint Hoerbiger in der<br />
neuen Produktfamilie TorqueLine<br />
für automatisch schaltende Getriebe.<br />
Das System eröffnet die<br />
Möglichkeit, in Wandler-Automatikgetrieben<br />
einzelne der dort<br />
bisher üblichen Lamellenkupplungen<br />
und -bremsen zu ersetzen.<br />
Das schafft deutliche Effizienzsteigerungen:<br />
TorqueLine<br />
verringert die Schleppverluste<br />
von Kupplungen in geöffnetem<br />
Zustand und kann zugleich den<br />
Energieaufwand senken, der nötig<br />
ist, um diese zu aktivieren<br />
oder geschlossen zu halten.<br />
„Die Drehmomentübertragung<br />
und das Einkuppeln erfolgen<br />
ähnlich einer Synchronisierung<br />
sowohl reibschlüssig als auch<br />
TorqueLine-Schaltelemente haben<br />
das Potenzial, den CO 2<br />
-Ausstoß von<br />
Pkw pro verbauter Einheit um bis zu<br />
2,5 g/km zu senken<br />
Bild: Hoerbiger<br />
mittels Formschluss – durch eine<br />
Kombination aus Konuskupplung<br />
und Klauen“, beschreibt Dr. Ansgar<br />
Damm, Leiter Forschung und<br />
Entwicklung der Hoerbiger Antriebstechnik<br />
Holding GmbH. Unterm<br />
Strich gehen die Schleppverluste<br />
durch das neue System<br />
um bis zu 75 % pro Schaltelement<br />
zurück. Dadurch leistet die<br />
TorqueLine Cone Clutch einen<br />
deutlichen Beitrag zur Reduzierung<br />
von Emissionen.<br />
www.hoerbiger.com
MAGAZIN<br />
BRANCHENNEWS<br />
Kaspersky Lab und AVL Software and Functions GmbH kooperieren<br />
Partner für mehr Cybersicherheit<br />
Um den Herausforderungen hinsichtlich der<br />
Cybersicherheit bei kommenden Entwicklungen<br />
im Automobilbereich gerecht zu werden,<br />
arbeiten Kaspersky Lab und AVL Software and<br />
Functions jetzt zusammen. Dr. Georg Schwab,<br />
Geschäftsführer bei AVL, und Alex Moiseev,<br />
Chief Sales Officer bei Kaspersky, haben am<br />
1. Juni eine entsprechende Kooperationsvereinbarung<br />
unterzeichnet. Sie umfasst:<br />
• die gemeinsame Entwicklung einer Software,<br />
die eine störungsfreie und sichere<br />
Kommunikation zwischen Fahrzeugkomponenten,<br />
dem Fahrzeug und der externen<br />
vernetzten Infrastruktur gewährleistet,<br />
• die Verbindung von Embedded-Entwicklungen<br />
im Automobilbereich mit den besten<br />
Cybersicherheitstechnologien,<br />
• das Bündeln von Sicherheitsprodukten mit<br />
fertig entwickelten Komponenten sowie<br />
die Förderung umfassender Sicherheits -<br />
lösungen für die Automobilindustrie,<br />
• die Erstellung eines Trainings- und<br />
Coaching-Portfolios für den Bereich Automotive-Security<br />
sowie<br />
• die Erweiterung der Geschäftstätigkeit über<br />
ein nahtloses und umfassendes Portfolio,<br />
um Sicherheit für vernetzte und auto nome<br />
Fahrzeuge in der Zukunft zu bieten.<br />
Eines der wichtigsten Ziele der Partnerschaft<br />
ist die Entwicklung einer zuverlässigen und<br />
Dr. Georg Schwab (rechts), Geschäftsführer der<br />
AVL Software and Functions GmbH, und Alex<br />
Moiseev, Chief Sales Officer bei Kaspersky Lab,<br />
bei der Vertragsunterzeichnung<br />
flexiblen Software-Plattform, mit der Automobilhersteller<br />
eine Secure Communication<br />
Unit (SCU oder Car Gateway) entwickeln und<br />
diese in ihre Fahrzeuge implementieren<br />
können. Hierfür können Hardware- und<br />
zusätzliche Software-Komponenten genutzt<br />
werden, die auf eigene Fertigungspläne<br />
ausgerichtet sind.<br />
Direkt zum Kaspersky-Blog „Vernetzte Autos: Security<br />
by Design“: http://hier.pro/t0hGe<br />
Bild: Kaspersky<br />
Autonomes Fahren in der Stadt<br />
Jaguar Land Rover erzielt Fortschritte<br />
Emergency Vehicle Warning (EVW) informiert den<br />
Fahrer, sobald sich ihm ein Einsatzfahrzeug nähert<br />
Bild: Jaguar Land Rover<br />
Im Testbetrieb auf öffentlichen Straßen will<br />
Jaguar Land Rover in den kommenden Monaten<br />
die Fähigkeiten seiner neu entwickelten<br />
Prototypen-Technologie „Autonomous<br />
Urban Drive“ demonstrieren. Mit dieser Technologie<br />
wird Level 4 des autonomen Fahrens<br />
realistisch, d.h. das vollkommen eigenständige<br />
Agieren des Fahrzeugs in städtischer Umgebung<br />
ohne Eingriffe des Fahrers. Das britische<br />
Unternehmen strebt an, diesen Grad<br />
der Autonomie innerhalb des nächsten Jahrzehnts<br />
in seinen Zukunftsmodellen zu realisieren.<br />
Nach dem Erfolg der Versuchsfahrten<br />
auf einer Teststrecke starten bis Ende des<br />
Jahres die Testfahrten auf öffentlichen Straßen<br />
in Milton Keynes und Coventry. Zum Abschluss<br />
des Projekts im Sommer 2018 finden<br />
auch Tests und Demonstrationsfahrten auf<br />
allgemein zugänglichen Straßen statt.<br />
www.ukautodrive.com<br />
Wir berichten über<br />
AIOTI ............................................. 70<br />
Airbus ............................................ 80<br />
Ansys ............................................ 63<br />
Applus+ Idiada .............................. 64<br />
Atlas Copco ................................... 92<br />
Audi ............................................... 58<br />
AVL Emission Test Systems .......... 66<br />
AVL Software and Functions ......... 12<br />
BASF ............................................. 97<br />
Batteryuniversity ........................... 13<br />
Bertrandt ....................................... 42<br />
Bitkom ........................................... 80<br />
BMW ............................................. 82<br />
Böllhoff Automation ....................... 88<br />
Bolta .............................................. 10<br />
BorgWarner ................................... 61<br />
Bosch ............................. 8, 53, 58, 74<br />
BTU Cottbus .................................. 90<br />
Carnegie Technologies ................... 53<br />
Cisco .............................................. 11<br />
Constellium ................................... 86<br />
Continental ........ 6, 34, 50, 53, 58, 62<br />
Covestro ........................................ 13<br />
Daimler ........................ 28, 58, 74, 76<br />
Dassault Systèmes ........................ 80<br />
Dekra ....................................... 10, 13<br />
Delphi ...................................... 24, 28<br />
DLR ......................................... 14, 36<br />
Doceram ........................................ 68<br />
EMI ................................................ 74<br />
Federal-Mogul ................................ 74<br />
FEV ................................................ 61<br />
Ford ............................................... 82<br />
Fraunhofer IIS ................................ 43<br />
Fraunhofer IWM ............................. 74<br />
Fraunhofer LBF .............................. 75<br />
Freudenberg .................................. 34<br />
Great Wall Motors ......................... 61<br />
Groschopp ..................................... 18<br />
Handtmann Elteka ......................... 84<br />
Heidelberger Druckmaschinen ...... 32<br />
Henkel ........................................... 54<br />
Henrob .......................................... 92<br />
High Speed Karlsruhe .................... 63<br />
Hochschule Aalen .......................... 97<br />
Hoerbiger ....................................... 11<br />
IMS ................................................ 95<br />
Innoluce ......................................... 52<br />
Invent ............................................ 94<br />
IPG Automotive ....................... 36, 75<br />
ISO ................................................ 70<br />
Jaguar Land Rover ................... 12, 82<br />
Jenoptik ......................................... 94<br />
Karlsruher Institut für Technologie ... 48<br />
Kaspersky Lab ............................... 12<br />
Kisssoft .......................................... 62<br />
Kistler ............................................ 66<br />
KMS Automation ........................... 94<br />
Konrad Technologies GmbH .......... 36<br />
Kreisel Electric ............................... 30<br />
KVT-Fastening ................................ 26<br />
Lapp .............................................. 32<br />
Leoni ....................................... 24, 35<br />
Lufft ............................................... 50<br />
LZH ................................................ 94<br />
M3 Systems .................................. 36<br />
Magna ..................................... 82, 94<br />
Mahle ............................................ 58<br />
Maka ............................................... 8<br />
Matrix Vision .................................. 48<br />
McLaren ........................................ 82<br />
MeasX .......................................... 36<br />
Mentor Automotive ....................... 40<br />
Myestro Interactive ....................... 48<br />
National Instruments ..................... 36<br />
Osram Opto Semiconductors ....... 52<br />
Paravan .......................................... 52<br />
Pöppelmann ................................... 76<br />
Quin ................................................. 8<br />
Reed Exhibitions ........................... 96<br />
Renault .......................................... 58<br />
Rheinmetall Automotive .......... 10, 34<br />
RTI ................................................. 46<br />
RWTH Aachen ............................... 13<br />
S.E.A. Datentechnik GmbH ........... 36<br />
SCA Schucker ................................ 92<br />
Schaeffler ....................................... 10<br />
Schmolz + Bickenbach .................. 94<br />
Schoeller Werk ......................... 10, 54<br />
Sensor-Technik Wiedemann ..... 10, 30<br />
SET GmbH .................................... 36<br />
SGL ............................................... 82<br />
Siemens ........................................ 40<br />
Siemens PLM Software ................ 72<br />
SKF ................................................ 20<br />
Steeltec ......................................... 94<br />
TE Connectivity ............................. 24<br />
Tenneco ......................................... 63<br />
TIME .............................................. 90<br />
TomTom ................................... 11, 53<br />
Trumpf ........................................... 94<br />
TU Clausthal .................................. 94<br />
TU Dresden ................................... 74<br />
TU Graz .......................................... 74<br />
Universität Stuttgart ....................... 74<br />
Valens ............................................ 28<br />
VDE ................................................. 6<br />
VDI ................................................ 22<br />
VDL Bus & Coach .......................... 30<br />
Virtual Vehicle ................................ 70<br />
Volkswagen ................................... 94<br />
Volvo .............................................. 70<br />
Voss Fluid ...................................... 95<br />
VW ................................................ 58<br />
Xilinx .............................................. 40<br />
ZF ............................................ 22, 35<br />
12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Elektromobilität: Covestro und Sonnenwagen Aachen kooperieren<br />
Australische Sonne als Antrieb<br />
GEWINDE<br />
LOS<br />
Studenten der RWTH Aachen<br />
und der FH Aachen widmen sich<br />
einem ehrgeizigen Projekt: der<br />
Entwicklung eines solarbetriebenen<br />
Elektroautos für die World<br />
Solar Challenge in Australien. Für<br />
die Umsetzung gründeten die<br />
rund 45 Jungforscher mit Unterstützung<br />
von Professoren den<br />
Verein Sonnenwagen Aachen<br />
e.V. Das Leverkusener Unternehmen<br />
Covestro, Spezialist für<br />
Hightech-Polymere, fördert das<br />
Sonnenwagen-Projekt mit Materialien<br />
und technischem Service<br />
sowie als Gold-Sponsor.<br />
Die World Solar Challenge 2017<br />
vom 8. bis 15. Oktober in Australien<br />
gilt als das härteste Solar -<br />
autorennen der Welt. Covestro<br />
nutzt das Sonnenwagen-Projekt,<br />
um unterschiedliche Materialien<br />
unter den harschen Klimabedingungen<br />
der Strecke zu testen:<br />
Temperaturen von bis zu 45 °C<br />
sowie eine hohe UV-Strahlung,<br />
außerdem ein hoher Staubanteil<br />
der Luft sind dort im Oktober typisch.<br />
Die wichtigste Produktanwendung<br />
ist ein dreischichtiger<br />
Polyurethanlack von PPG. Der<br />
Lack eignet sich besonders gut<br />
zur Anwendung auf Karosserieteilen<br />
aus Carbonfaser-Verbundwerkstoffen.<br />
www.covestro.com<br />
www.sonnenwagen.org<br />
www.worldsolarchallenge.org<br />
LEE Miniatur-<br />
Ventile, -Siebe und -Blenden<br />
Sicherer Sitz bis 400 bar<br />
Systemdruck<br />
Bild: Sonnenwagen Aachen team<br />
Covestro nutzt das Sonnenwagen-Projekt, um unterschiedliche Materialien<br />
unter den harschen Klimabedingungen der Rennstrecke zu testen<br />
Batteryuniversity bietet Tests nach UNECE R10 und R100<br />
Zulassung von Elektrofahrzeugen<br />
Die Batteryuniversity GmbH<br />
übernimmt jetzt das Testen und<br />
die Zertifizierung von batterie -<br />
betriebenen Elektrofahrzeugen<br />
nach United Nations Economic<br />
Commission for Europe (UNECE)<br />
R100 und R10. Diese sind für die<br />
Erfüllung europäischer Verordnungen<br />
und Richtlinien verbindlich<br />
vorgeschrieben. Zusammen<br />
mit dem Kooperationspartner<br />
Dekra prüft die Batteryuniversity<br />
alle Anforderungen und führt die<br />
Zulassung bei der nationalen Behörde<br />
durch. Die Regelung<br />
Nr. 100 der UNECE definiert sicherheitstechnische<br />
Anforderungen<br />
an den Elektroantrieb von<br />
Straßenfahrzeugen, ihre Hochspannungsbauteile<br />
und -systeme<br />
sowie des wieder aufladbaren<br />
Energiespeichersystems. Für das<br />
Bild: Batteryuniversity<br />
Zusammen mit dem Kooperationspartner<br />
Dekra prüft die Batteryuniversity<br />
alle Anforderungen und führt<br />
die Zulassung bei der nationalen Behörde<br />
durch<br />
Prüfen des Energiespeichersystems<br />
kommen bei der Batteryuniversity<br />
das neue große Batterietestsystem<br />
mit 850 V bei<br />
maximal 1200 A und maximal<br />
350 kW und der neue große<br />
Shaker mit 120 kN bei maximal<br />
1100 kg Zuladung zum Einsatz.<br />
www.batteryuniversity.eu<br />
Besuchen Sie uns:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 13<br />
THE LEE COMPANY SINCE 1948
MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
PORTRÄT<br />
Im Gespräch: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />
„Elektromobilität ist gut –<br />
aber nur ohne staatliche Subventionen“<br />
Elektromobilität gilt vielen angesichts der Diskussionen um die Klima- und Umweltbelastungen durch<br />
Verbrennungsmotoren als die Zukunftstechnologie schlechthin. Doch mit Blick auf den Klimaschutz<br />
sei die aktuelle Aufregung um die E-Mobilität das falsche Signal, meint der Direktor des Instituts für<br />
Technische Thermodynamik Prof. André Thess am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in<br />
Stuttgart. Die Weichen für eine nachhaltige Energieversorgung würden ganz anders gestellt.<br />
Interview: Ralf Butscher und Wolfgang Hess, Redaktion bild der wissenschaft, Konradin Mediengruppe<br />
14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
PORTRÄT<br />
PORTRÄT<br />
PORTRÄT<br />
MAGAZIN<br />
Den Verbrennungsmotor hält Prof. André Thess<br />
weder für gut noch schlecht, weil die Verbrennung<br />
von Kohlenwasserstoffen das Klima nur<br />
dann beeinflusst, wenn die Kohlenwasserstoffe<br />
aus fossilen Energieträgern kommen. Am Institut<br />
für Technische Thermodynamik wird deswegen<br />
erforscht, wie man Benzin aus erneuerbaren<br />
Energiequellen erzeugen kann<br />
Bild: DLR/F. Eppler<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Prof. Thess, Sie halten<br />
die aktuelle Aufregung um die Elektromobilität<br />
für ein falsches Signal – sind Sie<br />
gegen Elektroautos?<br />
Thess: Ich bin ein großer Befürworter der<br />
Elektromobilität zu Land und sogar in der<br />
Luft! Allerdings nur solange sie nicht durch<br />
Kaufprämien aus Steuergeldern subventioniert<br />
wird. In der öffentlichen Diskussion gelten<br />
der Kauf eines Elektroautos und die Installation<br />
einer batterieunterstützten Solaranlage<br />
als Musterbeispiele umweltfreundlichen<br />
Handelns. Darin steckt zwar ein Körnchen<br />
Wahrheit, aber die vielzitierte schwäbische<br />
Hausfrau würde einwenden: ‚Statt Geld für<br />
ein teures Elektroauto auszugeben, fahre ich<br />
lieber etwas langsamer. Da verbrauche ich<br />
weniger Benzin, erzeuge weniger CO 2 und<br />
spare obendrein noch Geld!‘ Den Wunsch<br />
nach mehr Elektroautos in Deutschland halte<br />
ich dagegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />
für klimapolitisch grenzwertig: Einmal bezahlt<br />
man für solche Fahrzeuge deutlich mehr und<br />
dann wird der dafür nötige Strom bei uns<br />
noch zu zwei Dritteln aus fossilen Quellen<br />
und Kernkraft erzeugt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ist es also von Vorteil,<br />
wenn die von der Bundesregierung erwünschte<br />
eine Million Elektroautos bis<br />
2020 nicht annähernd erreicht wird?<br />
Thess: Diese Größenordnung habe ich immer<br />
kritisch gesehen – auch deshalb, weil ich<br />
der Meinung bin, dass in einer Marktwirtschaft<br />
der Staat nicht vorgeben soll, mit welchen<br />
Motoren die Bürger ihre Autos zu betreiben<br />
haben.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie sieht es mit dem<br />
Bestand an E-Dienstwagen im Direktorium<br />
des DLR aus?<br />
Thess: DLR-Direktoren besitzen keine personengebundenen<br />
Dienstwagen und mir ist<br />
auch niemand bekannt, der dienstlich ein<br />
Elektroauto fährt. Ich persönlich fahre mit<br />
meiner Bahncard 100 relativ umweltfreundlich<br />
umher und wenn ich einmal ein Auto<br />
brauche, nehme ich mir einen Mietwagen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie beurteilen Sie<br />
denn die Diskussion um Klimaschutz und<br />
Energiewende ganz generell in der deutschen<br />
Öffentlichkeit?<br />
Thess: Im Jahr 500 nach Martin Luthers Reformation<br />
behaupte ich mit Sorge: Wir weichen<br />
durch Klima-Ablasshandel vom Pfad der<br />
Tugend ab! Mit Maßnahmen, die schön aussehen,<br />
aber wirkungslos sind. Gerade hat die<br />
EU den Wasserkocher als neuen Feind auserkoren,<br />
dessen Leistung reduziert werden<br />
soll. Dabei weiß jedes Schulkind aus dem<br />
Physikunterricht, dass für die Erwärmung<br />
von einem Kilogramm Wasser von 20 auf<br />
100 °C genau 0,0929 Kilowattstunden nötig<br />
sind. Gemäß dem Ersten Hauptsatz der Thermodynamik<br />
spielt die Leistung dabei überhaupt<br />
keine Rolle. Statt Ablasshandel mit vermeintlich<br />
‚grünen‘ Wasserkochern zu betreiben,<br />
müssten wir weltweit dafür sorgen,<br />
dass die wesentlichen Wirtschaftssektoren<br />
dekarbonisiert werden. Wir könnten etwa<br />
den CO 2 -Emissionshandel weiterentwickeln<br />
oder die Förderung von kohlenstoffhaltigen<br />
Rohstoffen – Gas, Öl, Kohle und Kalk – mit einer<br />
CO 2 -Steuer belegen. Wenn wir das weltweit<br />
umsetzen, pflanzt sich das Preissignal<br />
durch die gesamte wirtschaftliche Wertschöpfungskette<br />
fort. Dann brauchen wir<br />
auch niemand mehr, der sich Gedanken über<br />
die Leistungsbeschränkung von Staubsaugern<br />
oder Wasserkochern macht.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie glauben wirklich<br />
daran, dass sich eine CO 2 -Steuer weltweit<br />
realisieren lässt?<br />
Thess: Gas, Öl, Kohle und Kalk werden nicht<br />
von Kleinunternehmen, sondern von Großkonzernen<br />
gefördert. Deren Produktströme<br />
lassen sich international wesentlich einfacher<br />
kontrollieren und besteuern als etwa Möhren<br />
vom Biobauern. Mit dem Pariser Klimagipfel<br />
hat die Weltgemeinschaft ein hohes Maß an<br />
Einigkeit gezeigt. Ich bin deshalb optimistisch,<br />
dass auch schwierige Projekte wie die<br />
CO 2 -Steuer umsetzbar sind.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Viele Energiewissenschaftler<br />
haben eine andere Auffassung…<br />
Thess: …eine Mehrzahl der Kollegen glaubt<br />
in der Tat, dass staatliche Selbstverpflichtung<br />
und Planwirtschaft dem Klimawandel Einhalt<br />
gebieten kann. Ich bin da eher skeptisch.<br />
Planwirtschaft funktioniert bei uns nicht einmal<br />
bei banalen Großbauten wie einem<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 15
MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
PORTRÄT<br />
Bild: DLR/F. Eppler<br />
Hauptstadtflughafen oder einem schwäbischen<br />
Bahnhof, geschweige denn beim Umbau<br />
eines hochkomplexen volkswirtschaftlichen<br />
Energiesystems. Ich gehöre zur Gruppe<br />
derer, die sich sicher sind, dass wir am besten<br />
mit Marktmechanismen einen großflächigen<br />
Wandel des Energiesystems hinbekommen.<br />
Ein preiswerter Mechanismus zur<br />
CO 2 -Vermeidung wäre beispielsweise die<br />
Abschaffung klimaschädlicher Subventionen<br />
wie der Entfernungspauschale. Ich selbst bin<br />
auch gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />
auf Autobahnen. Ich war jedoch überrascht,<br />
als sich kürzlich bei einer spontanen<br />
Umfrage nach meinem Vortrag in einer<br />
schwäbischen Kleinstadt 50 Prozent der Zuhörer<br />
für ein Tempolimit von 120 Kilometer<br />
pro Stunde auf Autobahnen aussprachen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie sähen denn<br />
Randbedingungen für Sie aus, um unsere<br />
Rohstoffversorgung zu dekarbonisieren?<br />
Thess: Eines möchte ich vorausschicken: Der<br />
Verbrennungsmotor – ein beliebtes Feindbild<br />
jüngerer Energiedebatten – ist weder gut<br />
noch schlecht. Die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen<br />
beeinflusst das Klima nämlich<br />
nur dann, wenn die Kohlenwasserstoffe aus<br />
fossilen Energieträgern kommen. Wenn man<br />
„Ich bin der Meinung,<br />
dass in einer Marktwirtschaft<br />
der Staat nicht<br />
vorgeben soll, mit<br />
welchen Motoren die<br />
Bürger ihre Autos zu<br />
betreiben haben.“<br />
Prof. André Thess, Direktor des<br />
Instituts für Technische Thermo -<br />
dynamik, DLR, Stuttgart<br />
Thess: Gern! Wenn sich Reiner Calmund ein<br />
Buch ‚Trainingspläne für Marathonläufer‘ zulegt,<br />
kann er genau nachschauen, wie er trainieren<br />
muss, um nach einem Jahr den Marathon<br />
in vier Stunden zurückzulegen. Das wäzung<br />
ein klimapolitisch fragwürdiges Signal<br />
an die Weltgemeinschaft.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Subventionen sind<br />
für Sie ein rotes Tuch?<br />
Thess: Zeitlich begrenzte Subventionen können<br />
einer innovativen Technologie durchaus<br />
auf die Sprünge helfen. Doch funktioniert die<br />
Marktwirtschaft nach meiner Einschätzung<br />
grundsätzlich besser als staatliche Planwirtschaft<br />
und Dauersubventionen. Telefon- und<br />
Kursbücher sind ja nicht deswegen verschwunden,<br />
weil der Staat sie verboten oder<br />
Smartphones subventioniert hat. Sie verschwanden<br />
ganz einfach deshalb, weil diese<br />
Dienstleitungen durch das Mobiltelefon<br />
preiswerter, aktueller und exakter angeboten<br />
werden. Wenn wir marktwirtschaftliche Mechanismen<br />
aktivieren, die fossilen Energieträ-<br />
Verbrennungsmotoren mit erneuerbaren<br />
Treibstoffen betreibt, gibt es das Problem der<br />
zusätzlichen CO 2 -Emission nicht. Am Institut<br />
für Technische Thermodynamik erforschen<br />
wir, wie man Benzin aus erneuerbaren Energiequellen<br />
erzeugen kann. Allerdings ist das<br />
gegenwärtig noch wesentlich teurer als herkömmlich<br />
produzierte fossile Treibstoffe. Was<br />
die Randbedingungen angeht, nützen deutsche<br />
Sonderwege nichts. Wir sollten bei der<br />
Dekarbonisierung europaweit vorgehen. Außerdem<br />
sollten wir Deutschen uns von klimaschädlichen<br />
Subventionen trennen. Die Entfernungspauschale<br />
habe ich bereits erwähnt.<br />
Der Kohleabbau in Deutschland wird heute<br />
noch subventioniert – nach meiner Einschätger<br />
entsprechend ihren tatsächlichen Kosten<br />
durch CO 2 -Zertifikate oder Steuern verteuern<br />
und gleichzeitig dafür sorgen, dass erneuerbare<br />
Energien durch Forschung und Entwicklung<br />
preiswerter werden, wird ein Kohlekraftwerk<br />
bald genauso obsolet wie das Telefonbuch.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bis wann können wir<br />
unser Energiesystem denn nachhaltig umstellen?<br />
Thess: Ich bin davon überzeugt, dass wir<br />
Wissenschaftler das Energiesystem des Jahres<br />
2050 nicht im Einzelnen vorhersagen können.<br />
Was wir jedoch vorhersehen können,<br />
sind die technologischen Entwicklungen der<br />
nächsten fünf bis zehn Jahre. Der Preis für<br />
Batterien der gleichen Leistung wird sich in<br />
dieser Zeit vermutlich halbieren. Und wir können<br />
vorhersehen, dass neue leistungsstarke<br />
Energiespeicher, zum Beispiel Druckluftspeicherkraftwerke,<br />
dann nicht mehr teurer sind<br />
als ein Pumpspeicherwerk. Doch ein fundamentaler<br />
Wandel in unserem Energiesystem<br />
lässt sich aus solchen Einzelentwicklungen<br />
erst dann ableiten, wenn all die innovativen<br />
Technologien zusammenspielen<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was ist dann von<br />
Wissenschaftlern zu halten, die Szenarien<br />
für 2050 entwickeln? Betreiben sie Kaffeesatzleserei?<br />
Thess: Energieszenarien für 2050 sind ein<br />
wichtiges Instrument der Energieforschung,<br />
welches auch wir benutzen. Man darf ihren<br />
Urhebern nicht den Vorwurf machen, unse -<br />
riös zu arbeiten. Kritisieren könnte man allenfalls,<br />
dass wir Energieforscher zuweilen nicht<br />
verständlich genug an die Bevölkerung kommuniziert<br />
haben, was ein Szenario eigentlich<br />
ist. Hier handelt es sich keineswegs um eine<br />
Vorhersage, sondern um eine Zielvorstellung<br />
und ihre Konsequenzen. Ein Szenario macht<br />
keine Aussage darüber, ob dieses Ziel tatsächlich<br />
erreicht wird.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Geht das etwas verständlicher?<br />
16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
PORTRÄT<br />
MAGAZIN<br />
PORTRÄT<br />
P<br />
Zum Institut<br />
INFO<br />
Das Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />
Raumfahrt (DLR) in Stuttgart forscht mit über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf<br />
dem Gebiet effizienter und ressourcenschonender Energiespeicher und Energiewandlungstechnologien<br />
der nächsten Generation. Weitere Forschungsstätten sind in<br />
Köln-Porz, Ulm und Hamburg beheimatet. Das Spektrum der Arbeiten reicht von theoretischen<br />
Studien über grundlagenorientierte Laborarbeiten bis zum Betrieb von Pilotan -<br />
lagen. Experimentelle und theoretische Untersuchungen werden von systemanalytischen<br />
Studien begleitet. Sie analysieren das zugehörige technologische, ökologische<br />
und wirtschaftliche Potenzial und stellen sie mit Hilfe von Szenarien in einen größeren,<br />
energiewirtschaftlich orientierten Gesamtzusammenhang. Zusätzlich zu den Kernaktivitäten<br />
im DLR-Geschäftsfeld Energie bearbeitet das Institut ausgewählte Themen aus<br />
den Geschäftsfeldern ‚Luftfahrt‘ und ‚Verkehr‘ und bringt dadurch seine Kompetenzen<br />
schwerpunktsübergreifend in die Arbeitsgebiete des DLR ein. Es besteht eine enge<br />
Vernetzung mit der Universität Stuttgart – insbesondere mit dem Hochschulinstitut für<br />
Energiespeicherung – und dem Helmholtz Institut Ulm (HIU) an der Universität Ulm.<br />
www.dlr.de/tt<br />
re das Szenario. Ob er das dann trotz seines<br />
Körpergewichts und seiner Liebe zu gutem<br />
Essen auch schafft, steht auf einem anderen<br />
Blatt. Unsere Gesellschaft ist süchtig nach<br />
fossilen Energieträgern. Es lässt sich berechnen,<br />
was wir tun müssten, um davon loszukommen.<br />
Doch ob wir die Sucht wirklich loswerden<br />
und zu welchem Preis, können wir<br />
heute nur in Ansätzen sagen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bereits Anfang 2016<br />
hatten wir Sie schon einmal zum Stand<br />
der Energiewende befragt und Sie antworteten:<br />
‚National ist gut, doch das reicht<br />
nicht. Wir müssen Maßnahmen rund um<br />
den Globus ergreifen.‘ Inzwischen haben<br />
die Briten beschlossen, die EU zu verlassen<br />
und in den USA regiert Donald Trump.<br />
Kann das noch funktionieren?<br />
Thess: Der Prozess, der mit der Klimakonferenz<br />
von Paris 2015 begonnen wurde, bleibt<br />
prinzipiell richtig. Davon bin ich fest überzeugt.<br />
Wenn einzelne Nationen aus diesem<br />
Konzept aussteigen, sollten wir uns nicht entmutigen<br />
lassen. Langfristig wird sich die<br />
Überzeugung durchsetzen, dass man weltweit<br />
Klimaschutz betreiben muss.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bleibt uns denn<br />
noch die Zeit für eine längerfristige Umsetzung?<br />
Thess: Ich glaube nicht, dass man auf diese<br />
beliebte Suggestivfrage eine sinnvolle Antwort<br />
geben kann. Ich gehe anders heran und<br />
sage: Erstens müssen wir Klimaschutz betreiben<br />
und Maßnahmen aktivieren, die technologisch<br />
auch möglich sind. Zweitens muss<br />
sich jeder Staat darüber klar werden, wie viel<br />
Prozent vom Bruttosozialprodukt er dafür investieren<br />
will. Klar ist für mich aber auch:<br />
Wirksamer Klimaschutz wird teuer. co<br />
www.dlr.de/tt<br />
Details und ein Video zur Herstellung CO 2 -neutraler<br />
Brennstoffe mit erneuerbaren Energien, insbesondere<br />
Sonnenenergie:<br />
http://hier.pro/vgTzB
ELEKTROMOBILITÄT<br />
ANTRIEBSSTRANG<br />
Verbundprojekt ESKAM: Achsantriebsmodul mit innovativem Synchronmotor<br />
Elektrisch in die Zukunft<br />
Experten sind sich einig, dass in der Elektromobilität die Zukunft liegt. Jedoch sind die vorhandenen<br />
Antriebstechnik-Lösungen für einen flächendeckenden Einsatz oder eine Serienproduktion derzeit noch nicht<br />
ausgereift genug. Grund genug, sich der Sache mit vereintem Expertenwissen anzunehmen: Im Rahmen<br />
des Verbundprojekts ESKAM entwickelte Groschopp zusammen mit anderen Partnern den Prototyp eines<br />
Achsantriebsmoduls für elektrische Fahrzeuge mit einem neuartigen Synchronmotor.<br />
Aleksandar Andric, Produktmanagement Groschopp AG Drives & More, Viersen<br />
Elektroautos liegen im Trend –<br />
eine elektrische Antriebsachse,<br />
die speziell auf die Belange der Automobilindustrie<br />
zugeschnitten ist, wird<br />
als Prototyp aufgebaut und in einem<br />
Versuchsfahrzeug bereitgestellt<br />
In Zukunft werden mehr und mehr Elektroautos auf deutschen<br />
Straßen fahren: Die Bundesregierung schafft mit staatlichen Prämien<br />
wie dem „Umweltbonus“ finanzielle Anreize für potentielle<br />
Käufer von Plug-in-Hybrid- und Elektroautos. Damit kündigt sich eine<br />
technologische Zeitwende im Verkehrsbereich an. Bis es soweit<br />
ist, muss allerdings noch viel getan werden. Denn eine elektrische<br />
Antriebstechnik, die speziell auf die Belange der Automobilindustrie<br />
zugeschnitten sein muss, steht bisher nur sehr bedingt zur Verfügung.<br />
Diesen Missstand wollen die Mitglieder des Verbundprojekts<br />
ESKAM (Elektrische Skalierbare Achsantriebs-Module) unter der<br />
Leitung der Groschopp AG beseitigen. Sie haben speziell für elektrische<br />
Antriebe von Fahrzeugen ein Antriebsmodul entwickelt, das<br />
sich für viele Einsatzszenarien eignet. Inzwischen gibt es einen Interessenten,<br />
der mit einem Fahrzeugumbau als Prototyp beginnen<br />
will, um dann anschließend eine erste Kleinserie mit diesem Antriebsmodul<br />
auszustatten. Im Zuge dieses Projektes werden auch<br />
die Möglichkeiten analysiert und<br />
beurteilt, eine Serienfertigung zu<br />
implementieren. An dem Projekt<br />
beteiligt waren sieben mittelständische<br />
Firmen, ein Fraunhofer-Institut,<br />
eine Hochschule und<br />
zwei Fachhochschulen (siehe Infokasten).<br />
Bei den Unternehmen<br />
handelt es sich um mittelständische<br />
Zulieferer, die über langjährige<br />
Erfahrungen bei der Herstellung<br />
von Komponenten und Systemen<br />
in der Automobilproduktion<br />
verfügen oder einen Hintergrund<br />
in der elektrischen Antriebstechnik<br />
vorweisen können.<br />
Letzteres trifft vor allem auf Groschopp<br />
zu. Die Firma hat im Rahmen des Projekts einen Motortyp<br />
entwickelt, um den herum die gesamte Antriebslösung konzipiert<br />
ist. „Das Spezialgebiet unseres Unternehmens sind innovative Motoren,<br />
Getriebe und Regler mit einem Fokus auf kundenspezifische<br />
Systeme“, so Wolfgang Pflug, Vorstand beim Antriebsspezialisten.<br />
„Alle unsere Produkte basieren auf eigener Grundlagenforschung.<br />
Unsere Entwicklungsabteilung ist direkt bei uns im Haus angesiedelt<br />
und verfügt über modernste Tools, einen speziell eingerichteten<br />
Musterbau und ein eigenes Labor – beste Voraussetzungen für ein<br />
solch spannendes Projekt.“<br />
Bild: malajscy (fotolia)<br />
Ein skalierbares Antriebsachsmodul<br />
Die Aufgabenbereiche aller ESKAM-Mitglieder waren Teile eines Basis-Konzepts:<br />
Ein innovativer Elektroantrieb sollte mit einer Achse<br />
verbunden werden, so dass ein flexibel skalierbares Achsantriebsmodul<br />
entsteht. „Diese Idee ist revolutionär, denn derzeit gibt es für<br />
Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb keine Antriebsachsen, die im<br />
Hinblick auf das Gesamtkonzept optimiert sind“, erklärt Pflug. Beim<br />
ESKAM-Konzept wurden Umrichter, Motoren und Getriebe nicht zu-<br />
18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
ANTRIEBSSTRANG<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Im Rahmen des Verbundprojektes ESKAM hat Groschopp einen elektrisch<br />
erregten und elektronisch kommutierten Synchronmotor (EEEK) für den<br />
Einbau in ein elektrisch skalierbares Achsantriebsmodul entwickelt<br />
Bild: Groschopp<br />
Das Basis-Konzept des Pilotprojekts<br />
ist ein innovativer, mit einer Achse<br />
verbundener Elektroantrieb<br />
Bild: Hochschule Aalen<br />
letzt in einem Leichtbau-Gehäuse integriert, um schließlich mit der<br />
Achse ein integriertes Achsantriebsmodul zu konstruieren. Dadurch<br />
lassen sich Energieeffizienz, Leistung und Wirkungsgrad erhöhen,<br />
aber auch Gewicht und Produktkosten senken. Der Einsatz von<br />
schnell drehenden Elektromotoren in Kombination mit geeigneten<br />
Übersetzungsgetrieben trägt zusätzlich zur Reduktion von Gewicht<br />
und Volumen des Systems bei. Das Gehäuse für die Integration des<br />
gesamten Antriebes wurde in einer Leichtbau-Gußversion aus Magnesium<br />
ausgeführt. Bei ESKAM besteht der Innovationsanspruch<br />
für alle verbauten Komponenten. Das gilt auch für das Herzstück<br />
des Antriebssystems, den Motor. „Fakt ist, dass die zurzeit am<br />
Markt erhältlichen Typen gemessen an der verfügbaren Leistung zu<br />
„Das Spezialgebiet von<br />
Groschopp sind innovative<br />
Motoren, Getriebe und Regler.“<br />
schwer, zu teuer und zu groß sind“, so Pflug. Bislang werden in der<br />
Elektromobilität fast immer teuere Synchronmotoren mit Permanentmagneten<br />
eingesetzt. Alternativ gibt es auch Lösungen mit größeren<br />
permanent erregten Asynchronmaschinen. Diese Motoren<br />
haben eine Reihe von Nachteilen, allen voran der Preis. Die Lösung<br />
für dieses Dilemma liegt in schnelllaufenden, elektrisch erregten<br />
und elektronisch kommutierten Synchronmotoren (EEEK) mit<br />
Schenkelpolläufer. Im Rahmen von ESKAM verantwortete Groschopp<br />
die Entwicklung und <strong>Konstruktion</strong> eines solchen Systems.<br />
Auf dem Weg zum ersten Prototypen<br />
Im Zuge des ersten Projektabschnitts entwickelte Groschopp einen<br />
Prototypen. Dieser wurde in einen Demonstrator eingebaut, so<br />
dass Tests unter realen Einsatzbedingungen durchgeführt werden<br />
konnten. Nachdem die konstruktive Planung abgeschlossen war,<br />
werden nun im Rahmen eines Folgeprojekts Prozesse entwickelt,<br />
um die Motoren kostengünstig in Serie herzustellen. Der EEEK-Synchronmotor<br />
erreicht gedrosselt durch die Elektronik eine maximale<br />
Abgabeleistung von 35 kW bei einer Drehzahl von bis zu 20.000<br />
U/min. Der Motor wurde so auf die Elektronik abgestimmt, dass bei<br />
Testläufen der Artemis-Fahrzyklus auf dem Prüfstand der Hochschule<br />
Aalen erfolgreich abgefahren werden konnte. Dieser Zyklus<br />
(CADC, Common Artemis Driving Cycle) wurde in einem EU-Projekt<br />
Umrichter, Motoren und Getriebe sind in einem<br />
Leichtbau-Gehäuse integriert, um so mit der Achse<br />
ein einheitliches Achsantriebsmodul zu bilden<br />
entwickelt, um Verbrauch und Schadstoffausstoß von Fahrzeugen<br />
realistischer bestimmen zu können. Beim Artemis-Fahrzyklus muss<br />
bei einer Drehzahl von 20.000 U/min noch ein Drehmoment von Mn<br />
= 10 Nm bzw. Mmax = 55 Nm zur Verfügung stehen. Um dies zu erreichen,<br />
wurde der optimale Arbeitspunkt auf 6700 U/min ausgelegt.<br />
Der Erregerstrom kann ab diesem Arbeitspunkt langsam abgesenkt<br />
werden ohne dass sich die vorgegebene Leistung reduziert.<br />
Tauglich für die Automobilindustrie<br />
Elektrisch erregte Synchronmaschinen kommen in der Antriebstechnik,<br />
insbesondere in der Elektromobilität bislang nur selten zum Einsatz.<br />
„Deswegen war es so wichtig, dieses innovative Antriebskonzept<br />
im Rahmen des Projekts auf seine Tauglichkeit für den Einsatz<br />
in Automobilen zu prüfen“, so Pflug. Bei der Entwicklungsarbeit stellten<br />
aber auch Aufgaben wie die Energiezuführung über Schleifringe<br />
und eine Fluid-Kühlung des Motors die Projektpartner vor technische<br />
Herausforderungen. „Die Erreichung des Ziels erschien uns<br />
dennoch realistisch. Insbesondere die Diskussion und der Abgleich<br />
mit den anderen Netzwerkpartnern war sehr hilfreich“, so Pflug. So<br />
konnte im April 2016 nach einer langen Entwicklungsphase der Prototyp<br />
eines serienfähigen Antriebsmoduls präsentieren werden. jg<br />
www.groschopp.de<br />
Bild: Hochschule Aalen<br />
Details zum ESKAM-Verbundprojekt:<br />
http://hier.pro/AaUWx<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 19
ELEKTROMOBILITÄT<br />
ANTRIEBSSTRANG<br />
Mehr Power für Elektroantriebe mit Hybridwälzlagern aus Stahl und Siliziumnitrid<br />
Moderner Materialmix macht’s möglich<br />
Elektrische Antriebe stehen permanent unter Strom – auch im übertragenen Sinn: Sie werden immer<br />
leistungsstärker und sollen dabei hoch effizient und gleichzeitig langlebig sein. Dementsprechend wachsen<br />
die Ansprüche an die verbauten Wälzlager. Um diese Herausforderungen zu meistern, hat SKF spezielle<br />
Hybridlager entwickelt: Die Kombination von Stahl und Siliziumnitrid gibt dieser Lagerausführung nicht nur<br />
ihren Namen, sondern ermöglicht zuverlässigen und reibungsarmen Betrieb, verhindert Schäden durch<br />
Stromdurchgang und verhilft kompakteren Elektroantrieben zu höherer Leistung.<br />
DI. Dr. techn. Gerwin Preisinger, Entwicklungsleiter Sonderlager, SKF Österreich AG, Steyr, Österreich<br />
Bild: SKF<br />
Mit Mikrokratern übersäte Stahlkugel (l.),<br />
deren Oberfläche gegenüber einer unge -<br />
schädigten Kugel (r.) grau und matt erscheint<br />
Verbrannter bzw. verkokter Schmierstoff durch Funkenentladung<br />
Bild: SKF<br />
Riffelbildung an einer Innenringlaufbahn als<br />
Folge von Stromdurchgang<br />
Bild: SKF<br />
Elektrische Antriebe, beispielsweise in Bussen, Straßen- und<br />
Eisenbahnen oder in der Automobilindustrie, sind heute wahre<br />
Kraftpakete. Die in ihnen verbauten Komponenten müssen extremen<br />
Temperaturen standhalten, hohe Drehzahlen erreichen und<br />
starke Beschleunigungen ermöglichen. Dabei dürfen ihnen äußere<br />
Einflüsse wie Stürme, Regen, Matsch oder Schnee möglichst nichts<br />
anhaben. Also muss auch eine zuverlässige Schmierung sicher -<br />
gestellt sein, damit die Elektroantriebe lange arbeiten. Angesichts<br />
eines solchen Anforderungsprofils stoßen Wälzlager mit Standardkomponenten<br />
in elektrischen Anwendungen zunehmend an ihre<br />
Grenzen.<br />
Erzfeind Stromdurchgang<br />
Das gilt umso mehr, als bei herkömmlichen Lagern betriebsbedingt<br />
Stromdurchgang auftreten kann. Dieser unerwünschte Energiefluss<br />
findet in der Kontaktzone zwischen den Wälzkörpern sowie der<br />
Innen- und Außenringlaufbahn statt. Die Folge: Elektroerosion. Sie<br />
beschädigt sowohl die metallischen Lagerbauteile (wie Grund- und<br />
Gegenkörper) als auch den Schmierstoff im Wälzkontakt.<br />
Praxiserfahrungen von SKF haben gezeigt, dass Funkenentladung<br />
den Schmierstoff immer wieder zu stark erhitzt und ihn verkokt.<br />
Dadurch sinken Schmierleistung und Gebrauchsdauer des Schmierstoffs.<br />
Darüber hinaus werden Wälzkörper und Laufbahnen der<br />
Ringe von herkömmlichen Stahllagern im Laufe der Zeit von Mikrokratern<br />
überzogen, mit denen eine Gefügeveränderung der ober -<br />
flächennahen Zone einhergeht. Als Folgeschaden von Stromdurchgang<br />
kann es dann zu Riffelbildung kommen. Diese erhöht den<br />
Verschleiß, verursacht Schwingungen und macht sich vor allem<br />
durch erhöhtes Lagerlaufgeräusch bemerkbar.<br />
Kehrseite höherer Leistungsdichte<br />
Um den Wirkungsgrad und die dynamische Leistung von drehzahlgeregelten<br />
Antrieben zu verbessern, kommen heute IGBTs (Bipolartransistoren<br />
mit isolierter Gate-Elektrode) zum Einsatz. Diese<br />
schnell schaltenden Leistungshalbleiter-Bauelemente ermöglichen<br />
die gewünschte pulsbreitenmodulierte Ausgangsspannungsform.<br />
Allerdings gibt es dabei auch einen nachteiligen Effekt: Neben den<br />
herkömmlichen, niederfrequenten Spannungen und Strömen, die<br />
im Motor bei Netzbetrieb fließen, treten zusätzlich parasitäre, hochfrequente<br />
Ströme auf. Diese resultieren u. a. aus den Phasenspan-<br />
20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
ANTRIEBSSTRANG<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Bild: SKF<br />
Die Hybrid-Wälzlager von SKF besitzen<br />
Ringe aus Stahl und Wälzkörper aus<br />
Siliziumnitrid<br />
In elektrischen Anwendungen sind Wälzkörper<br />
aus Siliziumnitrid normalen Stahllösungen durch<br />
ihre elektrisch isolierende Eigenschaft und zahlreiche tribologische Vorteile weit überlegen<br />
Bild: SKF<br />
nungen am Umrichterausgang, die als Serie von Rechteckimpulsen<br />
auftreten. Die Summe der drei Phasenspannungen ist nicht gleich<br />
null, wodurch eine sogenannte Gleichtaktspannung erzeugt wird.<br />
Darüber hinaus ändern sich die Spannungssignale nicht nur mit<br />
hoher Schaltfrequenz (= häufige Impulse), sondern auch sehr<br />
schnell innerhalb eines äußerst kurzen Zeitraums (= flankensteile<br />
Impulse). Aufgrund der hohen Anstiegsraten der Spannungssignale<br />
entstehen sogenannte dV/dt-Ströme. Beide Phänomene führen zu<br />
hochfrequenten Lagerströmen – und diese können die Lebensdauer<br />
konventioneller Lager erheblich verkürzen.<br />
Materialmix als Lösung<br />
Um derartig negative Einflüsse zu eliminieren, hat SKF Hybridwälzlager<br />
entwickelt. Diese Lager besitzen Ringe aus Stahl und Wälzkörper<br />
(in Form von Kugeln oder Rollen) aus dem hoch festen Keramikwerkstoff<br />
Siliziumnitrid (Si 3<br />
N 4<br />
). Sie stellen eine zuverlässige Lösung<br />
dar, die allen Anforderungen eines modernen drehzahlvariablen<br />
Antriebs gerecht wird.<br />
Beispielsweise wirkt Siliziumnitrid nicht nur elektrisch isolierend<br />
und damit dem Stromdurchgang entgegen, es ist auch mehr als<br />
doppelt so hart wie Stahl und besitzt eine um 30 % höhere Festigkeit.<br />
Außerdem hält der Keramikwerkstoff Temperaturen bis<br />
+1000 °C problemlos stand. Trotz ihrer enormen Robustheit ist die<br />
Keramik auch noch deutlich leichter als Wälzlagerstahl: Sie besitzt<br />
eine Dichte von etwa 3,2 g/cm 3 , während diejenige von Stahl bei<br />
7,7 g/cm 3 liegt – sodass die Keramik um rund 60 % leichter ist.<br />
All diese Faktoren zusammen ermöglichen deutlich bessere Laufleistungen<br />
als man sie in Elektroantrieben mit herkömmlichen Stahllagern<br />
erzielen kann. So erlaubt die geringere Masse der Keramik-<br />
Wälzkörper u. a. höhere Drehzahlen. Zugleich sorgt ihre minimierte<br />
Reibung für niedrigere Betriebstemperaturen, was wiederum die<br />
Schmierstoffgebrauchsdauer verlängert.<br />
Widerstandsfähiger unter widrigen Bedingungen<br />
Ein weiteres Performance-Plus der Hybridlager von SKF resultiert<br />
aus der Härte der Wälzkörper: Dank des verwendeten Si 3<br />
N 4<br />
sind sie<br />
viel unempfindlicher gegenüber Verschmutzungen oder unzureichender<br />
Schmierung. Auch Stößen oder Vibrationen widerstehen<br />
sie deutlich besser als konventionelle Lösungen aus Stahl. So erzielen<br />
die Hybridlager unter stark verschmutzten Betriebsbedingungen<br />
eine Verschleißfestigkeit, die bis zu neunmal so hoch ist wie dieje -<br />
nige vergleichbarer Stahllager.<br />
Die Summe der drei Phasenspannungen am Umrichterausgang ist nicht<br />
gleich null, sondern erzeugt eine Gleichtaktspannung. Aufgrund der hohen<br />
Anstiegsraten der Spannungssignale entstehen sogenannte dV/dt-Ströme.<br />
Diese Hochfrequenzströme schädigen konventionelle Lager<br />
Noch stärker dank spezieller Schmierstoffe<br />
In Kombination mit einem für elektrische Antriebe optimierten<br />
Schmierstoff gelingt es SKF u. a., die verschleißfördernden Ein -<br />
flüsse von Vibrationen und Schwingungen weiter zu minimieren (im<br />
Vergleich zu herkömmlichen Wälzlagerfetten). Außerdem ist dieser<br />
Hochleistungsschmierstoff extrem langlebig, wie umfangreiche<br />
Tests gezeigt haben: Bei typischen Betriebstemperaturen zwischen<br />
+70 und +120 °C und hohen Drehzahlen erzielten die mit dem<br />
SKF-Schmierstoff versehenen Lager eine mehr als viermal so lange<br />
Gebrauchsdauer wie die gleichen Lager mit einem herkömmlichen<br />
Wälzlagerfett.<br />
Ideale Wahl für elektrische Fahrzeugantriebe<br />
In elektrischen Anwendungen bieten Hybridwälzlager von SKF eine<br />
ganze Reihe tribologischer Vorteile. Sie optimieren die Betriebs -<br />
zuverlässigkeit und verlängern die Gebrauchsdauer. Dank der isolierenden<br />
Eigenschaften von Siliziumnitrid verhindern sie darüber<br />
hinaus jegliche Art von Stromdurchgang. Damit sind sie die ideale<br />
Wahl für moderne elektrische Fahrzeugantriebe.<br />
bec<br />
www.skf.de<br />
Detaillierte Informationen zu den Hybridlagern:<br />
http://hier.pro/CNdJJ<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 21
ELEKTROMOBILITÄT<br />
ANTRIEBSSTRANG<br />
„Auf das Szenario einer<br />
schnelleren Verbreitung von<br />
reinen Elektroautos sind wir<br />
antriebsseitig vorbereitet.“<br />
Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender<br />
der ZF Friedrichshafen AG und verantwortlich<br />
für die Entwicklung und Forschung<br />
Bild: ZF<br />
Interview mit Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG<br />
„Modular, flexibel und integriert“<br />
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs nimmt verstärkt Fahrt auf. Im Gespräch mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
erläutert Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG und verantwortlich für<br />
die Entwicklung und Forschung, der auf dem VDI-Kongress Getriebe in Fahrzeugen am 5. Juli in Bonn<br />
einen Plenarvortrag hielt, die Rolle des Getriebes im elektrifizierten Antriebsstrang der Zukunft.<br />
Das Interview führte Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird sich der Markt der Antriebstechnik<br />
entwickeln?<br />
Sommer: Der Marktanteil für die jeweiligen Antriebslösungen ist<br />
angesichts der unsicheren Lage nur schwer vorherzusagen. Bei einer<br />
global insgesamt steigenden Fahrzeugpopulation gehen wir davon<br />
aus, dass im Jahr 2030 weniger als die Hälfte aller Pkw rein verbrennungsmotorisch<br />
angetrieben werden. Über die Hälfte aber wird<br />
in verschiedenen Alternativen elektrifiziert sein. In der nächsten Dekade<br />
wird die Nachfrage nach Hybridgetrieben stark ansteigen; auch<br />
batteriebetriebene Fahrzeuge werden unserer Einschätzung nach<br />
Zur Person<br />
PLUS<br />
Dr. Stefan Sommer (54) studierte Maschinenbau mit<br />
Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der Ruhr-Universität<br />
in Bochum, wo er auch promovierte. Seine berufliche<br />
Karriere startete 1994 als Entwicklungs ingenieur bei der ITT<br />
Automotive Europe GmbH in Frankfurt. Weitere Tätigkeiten<br />
in unterschiedlichen Bereichen in der Continental-Gruppe<br />
folgten. 2008 wurde er zum Mitglied des Vorstands, Bereich<br />
Fahrwerk, bei der ZF Sachs AG berufen. Mitglied des<br />
Vorstands der ZF Friedrichshafen AG wurde er 2010. Seit<br />
dem 1. Mai 2012 ist Sommer Vorsitzender des Vorstands.<br />
ihren Anteil kontinuierlich steigern auf mindestens zwölf bis fünfzehn<br />
Prozent. Ich möchte jedoch betonen, dass die Marktverteilung<br />
von vielen äußeren Faktoren beeinflusst wird, allen voran die regulatorischen<br />
Eingriffe, Ausbau der Infrastruktur, Nutzerverhalten, Preisentwicklung<br />
und noch viele mehr.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie kann man sich als Zulieferer auf diese<br />
Entwicklung einstellen?<br />
Sommer: Unsere Antwort auf die Unsicherheit heißt: Modularität,<br />
Flexibilität und Integration. Die Basis für unser flexibles, modulares<br />
System ist derzeit weiterhin das Achtgang-Automatgetriebe. Dank<br />
eines inneren Wirkungsgrades von mehr als 94 Prozent bietet es<br />
eine hervorragende Basis für die Hybridisierung. Mit dem Baukastenansatz<br />
sind alle Voraussetzungen gegeben, um auf die schwankenden<br />
Kundenabrufe hinsichtlich der gewünschten Antriebskonfiguration<br />
flexibel reagieren zu können. Im Baukasten ist die Umhüllung<br />
des Getriebes für alle Hybridkonfigurationen identisch mit der<br />
konventionellen Konfiguration. Je nach Anforderungen können wir<br />
mit dem derzeitigen konzeptionellen Ansatz elektrische Leistungen<br />
von 15 bis 120 Kilowatt im gleichen Bauraum abbilden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Können Sie das mit Beispielen verdeutlichen?<br />
Sommer: Bei der 48-V-Mildhybrid-Lösung ersetzt das Hybridmodul,<br />
bestehend aus Kupplung als mechanischem Anfahrelement, Torsionsschwingungsdämpfer<br />
und elektrischer Maschine, im gleichen<br />
22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
ANTRIEBSSTRANG<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Bauraum das konventionelle hydraulische Anfahrelement.<br />
Die 48-V-Leistungselektronik<br />
wird seitlich mit ins Getriebe integriert. Mit<br />
dieser Mildhybrid-Konfiguration konnten in einem<br />
Testaufbau 70 Prozent der Verbrauchseinsparung<br />
eines Plug-in-Antriebs dargestellt<br />
werden. Über die Verbrauchsreduktion hinaus<br />
lässt sich – etwa im Vergleich zum Riemenstartergenerator<br />
– zusätzlicher Kundennutzen<br />
realisieren. Schon mit beispielsweise<br />
20 Kilowatt elektromotorischer Leistung sind<br />
etwa Valet-Parking-Funktionen – künftig auch<br />
autonom – ebenso möglich wie komfortabler<br />
Segelbetrieb.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Und wenn mehr<br />
Leistung gefordert wird?<br />
Sommer: Dann ist ein PHEV der Antrieb der<br />
Wahl. Grundsätzlich bleibt der Ansatz der<br />
Gleiche. Das Hybridmodul wird in den Bauraum<br />
der Wandlerglocke integriert. Die<br />
360-V-Leistungselektronik kann ebenfalls in<br />
das Getriebe integriert werden. Mit dieser<br />
Konfiguration wird konzeptionell ein Leistungsbereich<br />
bis 120 Kilowatt abgedeckt. Damit<br />
ist – abhängig von der Batteriekapazität –<br />
die Voraussetzung für rein elektrisches Fahren<br />
in einer Range bis etwa 50 Kilometer gegeben.<br />
Optional ist eine elektrische Leistung<br />
bis 150 Kilowatt oder auch höher möglich.<br />
Wegen der magnetischen Flussdichtengrenze<br />
sind dann noch mechanische Anpassungen<br />
notwendig.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Lösungen<br />
hat die ZF für reine Elektrofahrzeuge angedacht?<br />
Die Verbrauchsreduzierung für einen Mittelklasse-Pkw beträgt bei einem Full-Hybrid etwa 12 %,<br />
bei einem Plug-in-Hybrid bis zu 70 %<br />
In die Wandlerglocke des Getriebes integriert ZF alle wichtigen Bauelemente für das<br />
Mild-Hybrid-System mit 48 Volt Spannung<br />
Bild: ZF<br />
Bild: ZF<br />
Sommer: Auf das Szenario einer schnelleren Verbreitung von reinen<br />
Elektroautos sind wir antriebsseitig vorbereitet. Auch hier greift der<br />
Ansatz der Modularität, Flexibilität und Integration. Der Grundbaustein<br />
ist ein elektrischer Achsantrieb, in den die Leistungselektronik<br />
sowie das Achsdifferenzial integriert sind. Der kompakte Antrieb ist<br />
auf verschiedene Leistungsstufen skalierbar und setzt Maßstäbe<br />
hinsichtlich Performance, Akustik und thermischen Verhaltens. Der<br />
elektrische Achsantrieb kann sowohl in der Vorder- wie auch der Hinterachse<br />
verbaut werden.<br />
Innerhalb des Produktportfolios kann die Integration noch weitergehend<br />
dargestellt werden. Dabei kommt dank der starken Chassis-<br />
Kompetenz von ZF alles aus einer Hand. Der elektrische Achsantrieb<br />
wird in einer kompletten Achsgruppe mit Hinterachslenkung und unter<br />
anderem Dämpfung und Federung sowie Bremsen verbaut. Die<br />
Achsgruppe mit dem Namen mStars ist ebenfalls für verschiedene<br />
Fahrzeug- und Leistungsklassen skalierbar und für verschiedene Antriebskonfigurationen<br />
geeignet.<br />
Mit dem modularen elektrischen Hinterachskonzept sind verschiedene<br />
Achsaufbauten realisierbar, Umfang und Maß der Integration<br />
erfolgen nach Kundenanforderungen. Die Komplettmontage ist<br />
möglich. Dabei lassen sich verschiedene elektrifizierte Antriebskonfigurationen<br />
mit dem Achskonzept vorstellen. Für einen Vollhybrid<br />
mit Front-Quer-Architektur kann mit der elektrischen Maschine ein<br />
elektrischer Allradantrieb realisiert werden. In einem BEV dient der<br />
Achsantrieb als alleiniger Antrieb. Und schließlich lässt sich das<br />
Achskonzept auch für Brennstoffzellen-Anwendungen nutzen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Stellenwert hat der Kongress<br />
„Getriebe in Fahrzeugen“?<br />
Sommer: Dieser VDI-Kongress am 5. und 6. Juli in Bonn gehört<br />
weltweit zu wichtigsten Veranstaltungen in der Getriebetechnik.<br />
Mehr als 1500 Teilnehmer haben dort 80 hochkarätige Fachvorträge<br />
gehört. So wurde ein umfassender Überblick über die Trends in der<br />
Getriebetechnik vermittelt.<br />
Direkt zum VDI-Kongress<br />
„Getriebe in Fahrzeugen“:<br />
http://hier.pro/ERxN0<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 23
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BORDNETZ<br />
Herausforderungen des 48-Volt-Bordnetzes<br />
Mehr Spannung, mehr Aufwand<br />
Das 48-Volt-Bordnetz könnte nach den gleichen Prinzipien wie das 12-Volt-Bordnetz funktionieren,<br />
da es ebenfalls unter der Hochvolt-Grenze von 60 Volt liegt. Aber die 12-Volt-Komponenten nur auf<br />
48 Volt zu ertüchtigen, reicht nicht aus.<br />
Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Ein 48-Volt-Bordnetz stellt viele andere oder neue Anforderungen.<br />
Etwa hohe Leistungen von bis zu<br />
15 kW sowie extremere NVH-Einflüsse, hervorgerufen<br />
unter anderem durch Downsizing-Verbrennungsmotoren<br />
in Mildhybridantrieben. Besonders virulent sind Lichtbögen,<br />
die im 12-Volt-Bordnetz wegen der geringen Spannung<br />
und Ströme gar nicht auftreten. Ein Lichtbogen<br />
kann im 48-Volt-Bordnetz bei Leitungsbrüchen oder beim<br />
Schalten unter Last oder bei Kurzschlüssen durch beschädigte<br />
Isolation entstehen und die Materialien in seiner<br />
Umgebung schädigen – bis hin zur Brandgefahr.<br />
Da trotz eines Stroms von mindestens 5 A beim Lichtbogen<br />
nur ein relativ kleiner Energiepuls auftritt, lösen die<br />
herkömmlichen Schmelzsicherungen nicht aus. Die Leoni<br />
AG aus Nürnberg hat deshalb eine Lichtbogendetektion<br />
entwickelt, die auf einer vergleichenden Spannungsmessung<br />
basiert. Sobald über den Lichtbogen die Spannung<br />
abfällt – das können durchaus bis zu 20 V sein , werden<br />
Gegenmaßnahmen eingeleitet, etwa im Batterie-Trennrelais.<br />
Delphi löst diese Herausforderung etwas anders und<br />
beobachtet die Spannungsfrequenzen in den Leitungen.<br />
Beim Entstehen eines Licht bogens entwickeln sich bestimmte<br />
Frequenzen, die Spannungs sensoren und Softwarealgorithmen<br />
von den üblichen Spannungsverläufen<br />
unterscheiden können.<br />
Intelligenz gefragt<br />
Bei Relais ist der Schaltvorgang im 48-Volt-Netz etwas<br />
diffiziler, damit kein Lichtbogen entsteht. Eine Lösung ist<br />
die Hintereinanderschaltung von Schaltstrecken und damit<br />
die Aufteilung des Bogens in mehrere Abschnitte.<br />
Hierbei muss der Kontaktabstand der Einzelstrecke nur<br />
wenig größer als im 12-Volt-Bordnetz ausgelegt werden,<br />
um das Lichtbogen-Phänomen zu vermeiden. Für größere<br />
Störungen, etwa einen Fahrzeugcrash, entwickeln Zulieferer<br />
den aus dem 12-Volt-Bordnetz bekannten pyrotechnischen<br />
Schalter für die neue Spannungslage weiter.<br />
Er trennt das 48-Volt-Bordnetz im Notfall von der Spannungsversorgung.<br />
Eine noch intelligentere Form des Leistungsmanagements<br />
entwickelt Leoni mit dem Elektronischen Leis-<br />
Bild: Delphi<br />
Die Verkabelung des 48-Volt-Teilbordnetzes<br />
bietet einige Herausforderungen<br />
24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
BORDNETZ<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Bild: Leoni<br />
Der pyrotechnische Schalter von Leoni trennt,<br />
etwa getriggert durch ein Airbagsignal, das<br />
48-Volt-Bordnetz von der Spannungsversorgung<br />
Bild: Leoni<br />
Der elektronische 48-Volt-<br />
Leistungsverteiler kann von<br />
Störungen betroffene<br />
Leistungspfade selektiv<br />
abschalten<br />
tungsverteiler (EPDC=Electronic power distribution center). Er soll<br />
in der Lage sein, Kurzschlüsse, Überströme, parallele und serielle<br />
Lichtbögen sicher zu erkennen und nur den betroffenen Leistungspfad<br />
selektiv abzuschalten.<br />
Doppelt spannend<br />
In einem kombinierten 12/48-Volt-Bordnetz empfiehlt sich zwischen<br />
den beiden Spannungsebenen ein bidirektionaler DC/DC-Wandler,<br />
da Lithium-Ionen-Batterien nicht kaltstartfähig sind. Deshalb ist eine<br />
Fremdstarthilfe in Form einer kleinen Starterbatterie im 12-Volt-<br />
Bordnetz praktisch obligatorisch. Für den Energietransport vom 12-<br />
zum 48-Volt-Bordnetz dürfte laut Delphi eine Konverterleistung von<br />
einem Kilowatt ausreichen, in die andere Richtung sind etwa drei Kilowatt<br />
angebracht.<br />
Die zwei Spannungsnetze sind auch in Hinsicht auf das automatisierte<br />
und autonome Fahren von Bedeutung, das ein hochverfügbares<br />
und ausfallsicheres Energiebordnetz erfordert. In Kombination<br />
mit einem geeigneten Energieversorgungskonzept könnten die beiden<br />
12- und 48-Volt-Spannungsebenen künftig für diese Aufgaben<br />
herangezogen werden.<br />
Gutes wird übernommen<br />
Bei den Leitermaterialien des 48-Volt-Bornetzes wird Aluminium zunächst<br />
außen vor bleiben. Die OEM und großen Bordnetzlieferanten<br />
setzen auf die bewährten feindrahtigen Kupferkabel, um zumindest<br />
in der Einführungsphase von 48-Volt-Teilbordnetzen mit bekannter<br />
Technik die Risiken zu minimieren. Denn Aluminium ist spröder und<br />
bruchanfälliger und wird somit die Gefahr und die Intensität von seriellen<br />
Lichtbögen tendenziell erhöhen. Auch das Korrosionsverhalten<br />
ist kritischer zu sehen.<br />
Um entlang der Versorgungspfade die Elektrolysegefahr in den Leitungen<br />
zu begrenzen, setzen Leoni und TE bei den Kontaktierungssystemen<br />
auf Einzelkammertrennung. Die Steckverbinder sollten<br />
vollständig voneinander getrennte Kontakte für die Versorgung und<br />
die Masse aufweisen, um Elektrolyseprozesse zwischen Anode und<br />
Kathode bei Eindringen von Wasser zu vermeiden.<br />
Im Portfolio von TE Connectivity erfüllen die meisten 12-Volt-Steckverbinder<br />
auch die Spezifikationen für 48-Volt-Bordnetze, da sie ausreichend<br />
große Luft- und Kriechstrecken zwischen den einzelnen leitenden<br />
Pins aufweisen. Diese Distanz muss bei Steckverbindern für<br />
48-Volt-Bordnetze abhängig von der Meereshöhe, dem Verschmutzungsgrad<br />
und dem Isolationsmaterial mindestens 0,3 mm für die<br />
Luftstrecke und 1,2 mm für Kriechstrecke betragen. Lediglich einige<br />
miniaturisierte 12-Volt-Steckverbinder sind für ausreichend Luft- und<br />
Kriechstrecken bei 48-Volt-Spannungslage schlichtweg zu klein.<br />
Bild: TE<br />
Im Portfolio von TE Connectivity erfüllen die meisten 12-Volt-Steckverbinder<br />
auch die Spezifikationen für 48-Volt-Bordnetze<br />
Schutz, wo nötig<br />
Bei den Isolierungen der 48-Volt-Kabel reichen die üblichen silikonbasierten<br />
Werkstoffe aus, es können aber je nach Einsatzgebiet und<br />
Investitionsbereitschaft der OEM noch widerstandsfähigere Isolierungen<br />
eingesetzt werden. Ergänzend bieten etwa Leoni und Delphi<br />
für besonders hoch belastete Stellen zusätzliche Schutzschläuche<br />
an. Diese Idee hat sich schon bei Hochvolt-Bordnetzen durchgesetzt<br />
und wird „top down“ auch im 48-Volt-Bordnetz durch hoch abriebund<br />
temperaturfeste Materialien wie Kevlar oder Aramid eine höhere<br />
mechanische Stabilität bieten.<br />
Bei der Verlegung im Fahrzeug wollen die Zulieferer unisono zunächst<br />
auf Nummer sicher gehen und Risiken vermeiden. So kann<br />
durch eine räumliche Trennung von 12-Volt- und 48-Volt-Masse -<br />
punkten und durch eine separate Verlegung der Leitungsstränge das<br />
Kurzschlussrisiko – etwa im Crashfall – zwischen den Spannungsebenen<br />
minimiert werden. Längerfristig werden die beiden Teilbordnetze<br />
nach Prognose der Zulieferer aufgrund der erweiterten Funktionalität<br />
der 48-Volt-Ebene sukzessive zusammenwachsen.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 25
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BORDNETZ<br />
Autozulieferer setzen auf Befestigungs-Know-how von KVT-Fastening<br />
Mit Stromschienen den knappen Bauraum<br />
effizient ausnutzen<br />
Bei reinen Elektrofahrzeugen und Autos mit Hybrid-Antrieben steigen sowohl die Anzahl stromführender Komponenten<br />
als auch deren Leistungsaufnahme kontinuierlich an. Das hat auch zur Folge, dass es in den elektrischen<br />
und elektronischen Baugruppen immer enger wird, weil der nutzbare Bauraum im Auto begrenzt ist.<br />
Gerade bei stromführenden Bauteilen in Fahrzeugen stellt die richtige Verbindungstechnik meist einen kritischen<br />
Faktor dar, da die Funktionsfähigkeit und Sicherheit in den Anwendungen gewährleistet sein müssen.<br />
Thomas Seibold, Press‘n‘Relations, Ulm<br />
Bild: KVT-Fastening<br />
Stromführendes Bauteil im Vergleich: Links der PEM-Bolzen ohne und rechts ein Standardbolzen mit Kronenbildung<br />
Mit seinen Innovationen im Bereich der Verbindungstechnik für<br />
stromführende Bauteile kann der Verbindungsspezialist KVT-<br />
Fastening auch bei hohen Anforderungen eine sichere und rationelle<br />
Verarbeitung gewährleisten. Gerade in Autos ist Verbindungstechnik<br />
entscheidend, da immer mehr Elektronik verbaut ist und die Gefahr<br />
besteht, dass es zu Hitzeentwicklung oder gar Bränden kommt.<br />
KVT-Fastening setzt in stromführenden Kupferschienen wie auch bei<br />
Dünnblechen auf Produkte der Firma Penn Engineering & Manufacturing<br />
Corp. (PEM), die mit hoher mechanischer Belastbarkeit<br />
überzeugen. Da diese Bauteile meist mit geringem Investitionsaufwand<br />
sicher und automatisiert verarbeitet werden können, eignet<br />
sich die Einpresstechnologie hervorragend zur Anwendung auch bei<br />
den hohen Stückzahlen der Automobilindustrie in Stromschienen<br />
oder Elektrokabelschuhen.<br />
Einpressen statt schrauben<br />
Das installationsfreundliche, effiziente und zuverlässige Funktionsprinzip<br />
der PEM-Einpressbolzen und -muttern von KVT-Fastening<br />
lautet: einpressen statt schrauben. Das sorgt für Prozesssicherheit,<br />
stabilen Halt und eine Lösungskompetenz, auf die bereits viele Automobil-<br />
und Fahrzeugkomponentenhersteller bei der Produktion<br />
von Stromschienen und stromführenden Bauteilen setzen. KVT-Fastening<br />
stellt Kunden ergänzend Einpresswerkzeuge sowie automatisierte<br />
Hochleistungs-Zuführsysteme zur Verfügung. Durch diese Zuführtechnik<br />
für Stanz- oder Biegepressen können die Befestiger im<br />
Folgeverbund gesetzt werden und es entsteht für den Kunden eine<br />
kostenlose Installation, die de facto keine Fertigungszeit oder zusätzliche<br />
Kapazität in Anspruch nimmt. Das richtige Einpressteil<br />
nützt jedoch nichts, wenn es falsch montiert wird. Denn falls sich<br />
aufgrund eines falschen Drehmoments später die Verbindung nachsetzt<br />
oder vorab zu wenig vorgespannt wurde, kann in beiden Fällen<br />
ein unerwünschter Übergangswiderstand entstehen. Hier profitieren<br />
Kunden ebenfalls von der Erfahrung und Beratungskompetenz<br />
von KVT-Fastening.<br />
Keine Kronenbildung<br />
Auch die unerwünschte „Kronenbildung“, also das Durchpressen<br />
der Verzahnungsgeometrie auf der stromführenden Seite, hat KVT-<br />
Fastening gut im Griff: Die Kronenbildung, bei der es im schlimms-<br />
26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
BORDNETZ<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Bild: KVT-Fastening<br />
Stromführende Bauteile<br />
des Verbindungsspezialisten<br />
KVT-Fastening<br />
gewährleisten eine<br />
sichere und rationelle<br />
Verarbeitung<br />
ten Fall zu extremer Hitzeentwicklung kommen könnte (Hotspot),<br />
stellt eine große Herausforderung bei der Anwendung von stromführenden<br />
Bauteilen dar. Der Verbindungsspezialist hat sich dieser<br />
Thematik angenommen und mit PEM Produkte entwickelt, die diesen<br />
Effekt je nach Anwendung auf ein Minimum reduzieren oder<br />
überhaupt nicht mehr auftreten lassen.<br />
Der Aluminium-Trend<br />
Um noch kraftstoffeffizientere Autos zu bauen, wird in der Automobilindustrie<br />
zunehmend auf leichtere und günstigere Materialien wie<br />
Aluminium gesetzt. Da Aluminium weicher als beispielsweise Elektrokupfer<br />
ist, wäre die Festigkeit der Verbindung in Aluminium reduziert.<br />
Um dieser Situation vorzubeugen, hat KVT-Fastening Einpressgeometrie<br />
und Kopfform der Bolzen dahingehend angepasst, dass<br />
auch dünne und weiche Materialien hohen Anzugs- und Ausdrehmomenten<br />
standhalten und hohe Klemmkräfte zwischen den<br />
Stromschienen gewährleistet sind.<br />
Am Beispiel der Stromschienen vieler Automobilzulieferer wird<br />
deutlich, welche Vorteile sich durch den Einsatz der Lösungen von<br />
KVT-Fastening ergeben. Mit den Innovationen im Bereich der Verbindungstechnik<br />
für stromführende Bauteile kann der Verbindungsspezialist<br />
die rationelle und sichere Verarbeitung gewährleisten – auch<br />
bei gesteigerten Anforderungen. Eine spezielle Lösung von KVT-Fastening<br />
hierfür sind PEM-Einpressbefestiger vom Typ SCN. Sie sind<br />
unverlierbar mit dem Kabelschuh verbunden. Dadurch lassen sie<br />
sich automatisiert in einer durchgängig hohen Qualität sowie mit<br />
herkömmlichen Presswerkzeugen verarbeiten. Darüber hinaus sorgen<br />
die PEM-Einpressbefestiger für einen absolut sicheren Halt,<br />
sind praktisch zu montieren und sparen Zeit sowie Kosten. bt<br />
www.kvt-fastening.de<br />
Bild: KVT-Fastening<br />
Die drehbaren<br />
PEM- Einpressmuttern vom<br />
Typ SCN sind vielseitig<br />
einsetzbar<br />
Bild: KVT-Fastening<br />
Ein Kabelschuh mit der integrierten,<br />
drehbaren PEM-Einpressmutter vom<br />
Typ SCN erleichtert die Montage und<br />
erhöht die Verliersicherheit<br />
Details zum PEM Einpressbefestiger<br />
mit Kurzlink:<br />
http://t1p.de/rz9z<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 27
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BORDNETZ<br />
Übertragungstechnik HDBaseT<br />
Kampf dem Stau auf der Datenautobahn<br />
Sensoren, Kameras und Multimediaanwendungen werden den Datenverkehr im Automobil weiter<br />
anschwellen lassen. Den drohenden Stau auf der Datenautobahn soll die Übertragungstechnik<br />
HDBaseT verhindern. Bis zu einem potenziellen Serienstart im Jahr 2020 ist jedoch noch einiges zu tun.<br />
Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
HDBaseT kann die Signalüber -<br />
tragung für komplette Infotainment-<br />
Netzwerke übernehmen<br />
Bild: Valens<br />
Erste Erfolge verzeichnet HDBaseT seit Jahren bei stationären<br />
Multimediaanwendungen, etwa im Heimbereich oder in großen<br />
Veranstaltungshallen. Nicht zuletzt, weil über ein Standard-Kupferkabel<br />
sowohl Video- als auch Audio-, Ethernet- und Steuersignale<br />
über längere Strecken – bis zu 100 m – übertragbar sind. Außerdem<br />
ist die Übertragung von bis zu 100 W elektrischer Leistung möglich.<br />
Bei der Weiterentwicklung der Technik kooperiert der Erfinder von<br />
HDBaseT, das israelische Hightech-Unternehmen Valens Semi -<br />
conductor Ltd, mit 180 Unternehmen aus der Elektronikbranche –<br />
darunter Schwergewichte wie LG, Samsung und Sony.<br />
Grundgedanke der HDBaseT-Technik ist, Datensignale durch Puls -<br />
amplitudenmodulation von elektrischer Spannung zwischen Sender<br />
und Empfänger zu übertragen. Durch die Flexibilität bei der Puls -<br />
amplitudenmodulation ist es möglich, mit geringeren Übertragungsfrequenzen<br />
auszukommen und dennoch höhere Datenraten zu ge-<br />
nerieren – aktuell werden bis zu 6 Gbit/s erreicht. Als Sender und<br />
Empfänger fungieren kleine Chipsysteme mit integrierter Software,<br />
die jeweils in das Sende- und Empfängergerät integriert sind. Physikalischer<br />
Datenüberträger kann das einfache gemantelte und ungeschirmte<br />
Twisted-Pair-Kabel des Ethernet-Standards sein.<br />
In drei Jahren in Serie<br />
Diese Eigenschaften haben auch die Automobilbranche hellhörig werden<br />
lassen. Seit 2016 arbeitet eine Arbeitsgruppe „Automotive“ innerhalb<br />
der HDBaseT-Entwicklungsallianz an einer Adaption des Übertragungsstandards<br />
für Automobilanwendungen. Mitglieder sind neben<br />
Valens unter anderem Daimler, General Motors sowie die Zulieferer<br />
Delphi, Leoni und TE Connectivity. Auf der Electronica 2016 bekräftigte<br />
Daimler seine Absicht, neue Telematik-, Infotainment- und ADAS-<br />
Systeme künftig per HDBaseT vernetzen zu wollen.<br />
Valens-Mitbegründer und Geschäftsführer Dror Jerushalmi hat im<br />
Frühjahr 2017 bei einem Interview für ein israelisches Internet-<br />
Businessportal verlauten lassen, dass ab 2020 sukzessive alle neuen<br />
Mercedes-Benz-Modelle mit bis zu zehn HDBaseT-Chip -<br />
systemen ausgerüstet sein werden. Valens werde die Komponen-<br />
28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
BORDNETZ<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Die multifunktionale HDBaseT-<br />
Technik kann vier verschiedene<br />
Signale und elektrische Leistung<br />
übertragen<br />
Bild: Valens<br />
ten an einen Tier1-Supplier liefern, der die Systemintegration übernehme.<br />
Ist es nur Zufall, dass der Zulieferer Delphi – ein Spezialist<br />
für E/E-Architekturen – der HDBaseT Automotive Working Group angehört<br />
und im April 2017 eine strategische Beteiligung an Valens erworben<br />
hat?<br />
Schneller, kleiner, sparsamer<br />
Dass Daimler seine künftigen Multimedia- und ADAS-<br />
Anwendungen per HDBaseT vernetzen will,<br />
kommt nicht von ungefähr. So können die Signale<br />
im Automobil über eine Länge von<br />
15 m praktisch unkomprimiert übertragen<br />
werden, und die Latenzzeit ist mit weniger als<br />
10 μs ausreichend selbst für Funktionen des autonomen Fahrens.<br />
Nach Angaben von Delphi wird HDBaseT im Automobil bald eine<br />
Datenrate von bis zu 6 Gbit/s erreichen – deutlich mehr als bei einer<br />
Ethernet-Verbindung (heute bis zu 1 Gbit/s), mit der sich HDBaseT<br />
die Netzinfrastruktur teilt. Hinzu kommt, dass am anderen Ende der<br />
Skala Ethernet-Teilnetze mit einer Datenrate von nur 10 Mbit/s<br />
denkbar sind – etwa für periphere Fahrzeugregionen mit in ihrer<br />
Funktionalität limitierten Steuergeräten. Somit heißt die Frage nicht<br />
„Ethernet oder HD Base T“, vielmehr könnten beide Techniken sich<br />
ergänzen. Ein Netzwerk mit einer solch hohen und flexiblen Bandbreite<br />
könnte andere Bussysteme wie Flexray oder LIN teilweise ersetzen,<br />
wenn auch nicht alle. Zudem bietet die Energieübertragung<br />
per HDBaseT die Möglichkeit, etwa bei Sensoren oder Kameras<br />
künftig die separate Leistungsversorgung einzusparen.<br />
Delphi hat errechnet, dass ein Ethernet-Netzwerk inklusive<br />
HDBaseT, mit weniger und einfacheren Gateways, kostengünstigen<br />
ungeschirmten Leitungen, standardisierten Komponenten und einer<br />
weniger komplexen Entwicklung und Montage Kostenvorteile von<br />
mehr als 20 % erzielen könnte. Zudem sieht man beim Bauraum<br />
Einsparpotenziale von bis zu 50 %, beim Gewicht von bis zu 30 %.<br />
Die Steckverbinderfamilie<br />
AMEC (Automatable Modular Ethernet<br />
Connector) von Delphi soll dank<br />
Standardisierung eine sichere<br />
Übertragung bei geringem Platzbedarf<br />
ermöglichen<br />
Entwicklung geht weiter<br />
Allerdings ist bis zu einem potenziellen Serienstart im Jahr 2020<br />
noch einiges zu tun. Beispielsweise erfordern die höheren EMVund<br />
Temperatur-Anforderungen im Automobil spezielle Filter und<br />
Treiberstufen. Domänenübergreifend in mehrere Steuergeräte integrierte<br />
Funktionalitäten und sicherheitskritische Applikationen erfordern<br />
ausfallsichere Schnittstellen und Netztopologien mit einer gewissen<br />
Fehlertoleranz und Backup-Lösungen. Da die Video-, Audio-,<br />
Ethernet- und Steuersignale sowie die elektrische Leistung über ein<br />
und dasselbe Kabel übertragen werden, gestaltet sich die Fehleridentifikation<br />
und Fehlerbehebung nicht so einfach. Nicht zuletzt<br />
müssen OEM und Zulieferer – ähnlich wie bei der OPEN (One Pair<br />
Ethernet Network) Alliance – auch für HDBaseT noch verbindliche<br />
Spezifikationen und Testprozeduren festlegen.<br />
Detaillierte Informationen über<br />
HDBaseT für den Automobilsektor:<br />
http://hier.pro/zT61j<br />
Bild: Delphi<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 29
ELEKTROMOBILITÄT<br />
BATTERIEMANAGEMENT<br />
Mit dem vollelektrischen VDL<br />
Midcity Electric steht ein Elektrobus<br />
für 14+5+1 Fahrgäste zur Verfügung,<br />
der sowohl in der Stadt als auch zunehmend<br />
im ländlichen Raum zum<br />
Einsatz kommen kann. Die Basis<br />
stammt vom Mercedes Sprinter in<br />
der 5,5-t-Ausführung, dessen Diesel-<br />
Antriebsstrang entfernt wurde.<br />
Die Batteriekapazität beträgt bis<br />
zu 87 kWh und erlaubt eine<br />
Reichweite von maximal 220 km<br />
Bild: VDL Bus & Coach<br />
Batteriemanagement-System für vollelektrischen Kleinbus<br />
Alle Funktionen bereits an Bord<br />
VDL Bus & Coach ersetzt in einem Standard-Sprinter den Dieselantriebsstrang durch das vollelektrische<br />
Pendant und realisiert auf diese Weise den Elektrokleinbus VDL Midcity Electric. Für ausreichend Energie<br />
sorgt darin eine flüssigkeitsgekühlte Batterie von Kreisel Electric, die von STWs Batterie-Management-<br />
System mBMS kontrolliert wird und damit sicher ist. Der Vorteil: Das System enthält bereits alle<br />
elektronischen Funktionen und lässt sich über Datensätze einfach konfigurieren.<br />
Ulrich Huber, Projektmanager und Dietmar Schrägle, Senior Sales Manager,<br />
Sensor-Technik Wiedemann (STW) GmbH, Kaufbeuren<br />
Dem unbestrittenen ökologischen Nutzen der Elektromobilität<br />
werden oft ökonomische Vorbehalte gegenübergestellt. Diese<br />
auszuräumen fällt dem elektrischen Nutzfahrzeug besonders leicht.<br />
Gerade Busse jedweder Größe sind stundenlang im Einsatz und legen<br />
dabei oft nur vergleichsweise geringe Strecken zurück. Mit<br />
kaum einer anderen Fahrzeugart ist durch den Einsatz eines batterieelektrischen<br />
Antriebs ein derart großer ökologischer Effekt zu erzielen.<br />
Der niederländische Bushersteller VDL Bus & Coach erweitert<br />
deswegen seine Nullemissions-Elektrobus-Reihe mit dem vollelektrischen<br />
VDL Midcity Electric für 14+5+1 Fahrgäste.<br />
Als Basis des vollelektrischen Busses dient der bekannte Mercedes<br />
Sprinter in der 5,5-t-Ausführung. Der herkömmliche Diesel-Antriebsstrang<br />
wird dazu entfernt und durch einen elektrischen ersetzt. Die<br />
Batteriekapazität beträgt bis zu 87 kWh, was eine Reichweite von<br />
maximal 220 km ermöglicht – womit alle typischen Einsatzprofile<br />
abgedeckt werden können. Zudem spart der VDL Midcity Electric<br />
dank Bremsenergie-Rückgewinnung (KERS – Kinetic Energy Recovery<br />
System) angesichts des Omnibus-typischen häufigen Anhaltens<br />
und Beschleunigens viel Energie. Zwischen den Touren lassen<br />
sich die Batterien mit einem im Fahrzeug eingebauten 22-kW-Lade-<br />
gerät und einem Ladestecker nach dem europäischen Standard<br />
Typ 2 wieder aufladen. Das entspricht der heute schon für Pkw vorhandenen<br />
Ladeinfrastruktur.<br />
Klimatisierung erhält Leistungsfähigkeit<br />
Der besonders innovative vollelektrische Antriebsstrang wurde zusammen<br />
mit der österreichischen Kreisel Electric GmbH entwickelt.<br />
Kernstück ist die sehr kompakte und sichere Batterietechnologie.<br />
Die flüssigkeitsgekühlten Batterien sind mit einem spezifischen Gewicht<br />
von 4,6 kg/kWh besonders leicht. Der häufig in diesem Zusammenhang<br />
verwendete Begriff Kühlung greift jedoch zu kurz. In<br />
Wahrheit handelt es sich um ein ausgeklügeltes Thermomanagement<br />
– also eine Klimatisierung, die Heizung und Kühlung vereint.<br />
So gelingt es, auch bei extremen Temperaturen in kürzester Zeit eine<br />
ideale Temperatur zwischen 25 und 29 °C im Inneren der Batterie<br />
herzustellen. Die Zellen danken dies mit erhöhter Lebensdauer und<br />
die gefürchteten Einbußen an Reichweite und Leistungsfähigkeit<br />
bei Hitze oder Kälte sind damit kein Thema mehr.<br />
Das entscheidende Novum der Kreisel-Batterien ist die patentierte<br />
Bauweise mit direkter Umspülung aller Batteriezellen mit einem<br />
flüssigen Medium. Dies erlaubt eine unmittelbare und damit rasche<br />
Kühlung oder Erwärmung der einzelnen Zellen. Die besondere Bauweise<br />
und der Einsatz des flüssigen Mediums reduzieren das Bauvolumen<br />
und erhöhen die Eigensicherheit des Batteriesystems.<br />
30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
BATTERIEMANAGEMENT<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Das mBMS wurde speziell für den Einbau in Traktionsbatterien mit<br />
Lithium-Ionen Zellen entwickelt – hier im Einsatz in der Kreisel-Batterie<br />
Bild: Kreisel Electric<br />
Bild: STW<br />
Beispielhafte Verschaltung der Komponenten für eine Hochvolt-Batterie<br />
Sicherheit durch<br />
Batterie-Management<br />
Kreisel Electric setzt bei seinen E-Fahrzeugen<br />
auf das bewährte Batterie-Management-System<br />
mBMS von Sensor-Technik Wiedemann<br />
(STW). Dieses wurde speziell für den Einbau in<br />
Traktionsbatterien mit Lithium-Ionen Zellen entwickelt.<br />
Dazu vereint es alle erforderlichen Funktionen<br />
in einem konfigurierbaren Baukasten aus<br />
Elektronik- und Software-Komponenten. Für den Batteriehersteller<br />
besteht somit keine Notwendigkeit mehr, Elektronik<br />
selbst entwickeln zu müssen, denn das mBMS enthält bereits<br />
alle elektronischen Funktionen in kompakter Bauform und lässt<br />
sich über Datensätze einfach konfigurieren.<br />
Das mBMS bietet als System den vollständigen Funktionsumfang.<br />
Dazu gehört insbesondere eine umfassende Sensorik für Zellspannungen,<br />
Zelltemperaturen, Ströme, Kühlmitteltemperaturen, Batteriespannungen<br />
und Isolationswerte. Aufgrund der Sensordaten entscheidet<br />
das System, ob ein Einschalten der Batterie gefahrlos möglich<br />
ist oder ob aus Sicherheitsgründen ein Abschalten erforderlich<br />
wird. Liegt ein solcher Fall vor, entscheidet es autonom und löst aktiv<br />
eine Trennung der Batterie vom Verbraucher aus – die Trennung<br />
gilt als ‚sicherer Zustand‘.<br />
Lithium-Ionen-Batterien bergen ein intrinsisches Gefahrenpotenzial,<br />
das sich aber durch eine Kombination aus konstruktiven und elektronischen<br />
Maßnahmen beherrschen lässt. Diese Sicherheitsfunktionen<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil eines Batterie-Management-<br />
Systems. Ihre Implementierung ist den geltenden Vorschriften und<br />
Bestimmungen für funktional sichere Systeme unterworfen, wie sie<br />
in der IEC 61508 und daraus abgeleiteten anwendungsspezifischen<br />
Normen festgelegt sind.<br />
Das mBMS verfügt über einen separaten Applikations-Controller,<br />
der von den funktional sicheren Komponenten vollständig entkoppelt<br />
ist und der komplexe Algorithmen zur Zustandsbestimmung<br />
ausführt. Dazu gehören die Vorhersage der aktuellen Leistungsfähigkeit<br />
(Power Prediction – PP), des Ladezustands (State Of Charge<br />
– SOC) und des Alterungszustands der Batterie (State Of Health –<br />
SOH). Die Algorithmen sind wiederum von Konfigurationstabellen<br />
High-Performance<br />
e-Batterie von Kreisel Electric<br />
gespeist, die der Batteriehersteller aus Charakterisierungsdaten<br />
der Zellen gewonnen hat. Eine weitere Grundlage sind<br />
aber auch die aktuell gemessenen Temperaturen, Spannungen,<br />
Ströme und Innenwiderstände. Eine ganze Reihe von Zusatzfunktionen<br />
wie beispielsweise das Ausgleichen des Ladezustands der einzelnen<br />
Batteriezellen (Balancing) oder das kontrollierte und adaptive<br />
Vorladen der Kondensatoren in der Leistungselektronik (Pre-Charge)<br />
vervollständigen das System.<br />
Alle diese elektronischen Funktionen sind so realisiert, dass sie den<br />
gängigen Standards nach Hochvolt-Sicherheit und elektromagnetischer<br />
Verträglichkeit entsprechen. Die Komponenten decken einen<br />
weiten Strom- und Spannungsbereich ab und entsprechen den<br />
Standards der Automobilindustrie. Auf diese Weise kann sich Kreisel<br />
Electric darauf verlassen, dass auch die gelieferten Batteriesysteme<br />
den erforderlichen Standards entsprechen.<br />
co<br />
www.kreiselelectric.com<br />
www.sensor-technik.de<br />
Details zum Batterie-Management-System<br />
mBMS von STW:<br />
http://hier.pro/NW7JM<br />
Bild: Kreisel Electric<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 31
ELEKTROMOBILITÄT<br />
LADESYSTEME<br />
Vollwertiges Mode-2-Ladesystem statt Notlösung<br />
Ein Stück Lade-Unabhängigkeit<br />
Das Laden von Elektroautos an einer Haushaltssteckdose war bisher umständlich und langwierig. Das<br />
ändert sich nun mit dem mobilen Ladesystem von Lapp Systems. Es ist komfortabel, schnell und erfüllt<br />
bereits die neue IEC-Norm 62752. Ein weiterer Pluspunkt für die Automobilhersteller ist das Design, da<br />
es ihnen die Möglichkeit bietet, ihr eigenes Markenimage einzubringen.<br />
Autor: Bernd Müller, freier Fachjournalist<br />
Eine Ladesäule zum<br />
Mitnehmen: das Mode-<br />
2-Ladesystem mit IC-CPD<br />
der Lapp-Gruppe<br />
Bild: U.I. Lapp<br />
Zu wenige Ladesäulen im öffentlichen Raum. Mit diesem Argument<br />
und dem Verweis auf die zu kurze Reichweite erklären<br />
Experten üblicherweise, warum der Durchbruch der Elektromobilität<br />
so lange auf sich warten lässt. Dabei gibt es einen Ausweg: das so<br />
genannte Mode-2-Laden, also das Laden an einer Haushaltssteckdose.<br />
Das bietet sich immer dann an, wenn das Fahrzeug zuhause<br />
in der Garage steht oder auf einem Stellplatz mit Steckdose in der<br />
Nähe – also eigentlich relativ oft. Doch bisher war Mode-2-Laden<br />
meist nur eine Notlösung, da die Ladeleistung zu gering war und<br />
der Ladevorgang zu langwierig sowie unkomfortabel.<br />
Damit ist nun Schluss, denn Lapp Systems, Spezialist für Ladesysteme<br />
und Fertigkonfektionen innerhalb der Lapp-Gruppe, hat ein<br />
Mode-2-Ladesystem mit „In Cable Control and Protection Device“,<br />
kurz IC-CPD, vorgestellt. „Das IC-CPD ist eine transportable Ladestation,<br />
die den Komfort des Mode-2-Ladens deutlich steigert und<br />
aus dem ‚Notladekabel‘ ein vollwertiges Ladesystem macht“, sagt<br />
Karl Knezar, Leiter Automotive Business bei Lapp Systems. Produziert<br />
wird es zusammen mit dem Industriepartner Heidelberger<br />
Druckmaschinen, der die ausgeklügelte Elektronik im Inneren der<br />
Box entwickelt hat.<br />
Das IC-CPD erfüllt zahlreiche Wünsche der Automobilhersteller und<br />
ihrer Kunden: Sicherer Ladevorgang, Kontrolle über das Laden auch<br />
aus der Ferne, Kompatibilität für Fahrten in andere Länder sowie die<br />
Option, die Batterie des Fahrzeugs in ein Smart Home mit Photovoltaikanlage<br />
zu integrieren.<br />
Normierte Sicherheit<br />
Das Mode-2-Ladesystem mit IC-CPD von ist laut Herstellerangaben<br />
außerdem das erste am Markt, das die IEC 62752 erfüllt, die von<br />
2018 an gilt. Die Norm legt verschiedene Schutzfunktionen beim<br />
Mode-2-Laden fest, darunter die Ableitströme am Fahrzeug. Mit der<br />
IEC 62752 kommt zum Grenzwert für Wechselstrom von 30 mA<br />
nun auch eine Grenze für Gleichstrom hinzu, die bei 6 mA liegt.<br />
Dazu enthält die Control-Box einen Differenzstromsensor, der einen<br />
zu hohen Ableitstrom erkennt und bei Gefahr für den Nutzer ein<br />
mechanisches Relais in wenigen Millisekunden trennt. Außerdem<br />
gibt es zwei Temperatursensoren, die die Erwärmung der Steck -<br />
dose messen und so eine Überlastung des Stromnetzes verhindern.<br />
Dennoch ist für das Ladesystem bei den 3,7 kW, die man mit<br />
Standardladesystemen über eine Haushaltssteckdose beziehen<br />
kann, längst nicht Schluss. Stattdessen ermöglicht es Ladevorgänge<br />
mit bis zu 32 A einphasig und 16 A dreiphasig. Damit sind Leistungen<br />
bis zu 11 kW und entsprechend verkürzte Ladezeiten möglich.<br />
32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Das Kabel auf der Netzseite sitzt<br />
aufgrund eines zweistufigen<br />
Sicherheitsmechanismus sicher und ist<br />
doch leicht austauschbar<br />
Bild: U.I. Lapp<br />
Zudem besitzt das System netzseitig ein austauschbares Kabel, das<br />
30 bis 60 cm lang und für alle gängigen Steckdosentypen in Europa<br />
und weltweit verfügbar ist. Lapp bietet darüber hinaus auch eine<br />
Variante mit CEE-Stecker an, also zum schnelleren Laden mit Drehstrom.<br />
Auf der Fahrzeugseite werden weltweit drei unterschiedliche<br />
Steckertypen genutzt – je nach Region, wo das Fahrzeug aus -<br />
geliefert wird. Deshalb sind alle Einzelkomponenten des IC-CPD<br />
weltweit nach den gängigen Normen zertifiziert, genauso wie auch<br />
das Gesamtsystem.<br />
Kontrolle per App und<br />
ein anpassbares Erscheinungsbild<br />
Dem Wunsch vieler Autofahrer, den Ladevorgang aus der Ferne zu<br />
überwachen, kommt das Unternehmen mit einer App fürs<br />
Smartphone nach, die ab dem 3. Quartal 2018 veröffentlicht wird.<br />
Sie zeigt den Ladezustand der Batterie sowie eine Prognose an, wie<br />
lange das Laden noch dauert. Weitere Funktionen sind denkbar,<br />
etwa dass nur nachts zu einem günstigeren Stromtarif getankt<br />
wird. Die App kann auch eine Tankkarte ersetzen: Mit ihr kann der<br />
Fahrer eines Elektro-Dienstwagens zuhause laden und den Strom<br />
automatisch dem Arbeitgeber in Rechnung stellen.<br />
Wenn das Ladesystem 2018 auf den Markt kommt, wird es<br />
zunächst ausschließlich an Automobilhersteller vertrieben. Später<br />
sollen es auch Privatkunden direkt von Lapp oder anderen Vertriebspartnern<br />
kaufen können. Ein erster Großauftrag kommt von einem<br />
traditionsreichen Premium-Automobilhersteller, und zahlreiche<br />
weitere Hersteller haben bereits großes Interesse signalisiert.<br />
Ein Pluspunkt aus Sicht der Hersteller ist auch das Design des Ladesystems.<br />
Die Control-Box hat abgerundete Kanten, eine abgesenkte<br />
Bedienfläche sowie einen Arretiermechanismus für die austauschbaren<br />
netzseitigen Kabel. Dennoch bietet sie den Automobilherstellern<br />
Raum für ihr eigenes Markenimage. Beispielsweise können unterschiedliche<br />
Farben verwendet oder Zierelemente angebracht<br />
werden. Der Lohn: Das Ladesystem mit IC-CPD wurde für den<br />
German Design Award 2018 nominiert. „Allein schon in der engeren<br />
Auswahl zu sein, ist eine Ehre“, freut sich Sven von Boetticher vom<br />
Stuttgarter Designbüro ID AID, das bereits mehrere Projekte mit<br />
Lapp entwickelt hat. Für Karl Knezar ist die Nominierung Bestätigung<br />
und Ansporn: „Das bestärkt uns in unserem Kurs, großen<br />
Wert auf das Design zu legen.“<br />
ik<br />
www.lappkabel.de<br />
Weitere Informationen zu eMobility-Lösungen von Lapp:<br />
http://hier.pro/P2SEv
ELEKTROMOBILITÄT<br />
NEWS<br />
Auch für kleinere Stückzahlen<br />
Batteriedichtungen schützen das Herz des Elektroautos<br />
Mit einer neuartigen Dichtung für Gehäuse<br />
von Traktionsbatterien will Freudenberg Sealing<br />
Technologies dazu beitragen, Elektrofahrzeuge<br />
auch in kleineren Stückzahlen wirtschaftlicher<br />
zu fertigen. Das patentierte<br />
Profile-to-Gasket-Konzept P2G wurde speziell<br />
für Stückzahlen von bis zu 5000 Akkus pro<br />
Jahr entwickelt. Die Traktionsbatterie<br />
ist das Herzstück eines Elektrofahrzeugs.<br />
Unter allen Umständen<br />
gilt es, auch im langjährigen<br />
Betrieb die Hochvoltkomponenten<br />
vor Feuchtigkeit und Schmutz<br />
zu schützen. Gleichzeitig muss es<br />
möglich sein, das Akkugehäuse<br />
für Wartungszwecke zu öffnen.<br />
Daher setzen die Autohersteller<br />
auf Gehäuse mit einem großen<br />
Deckel, der eine gute Zugänglichkeit<br />
ermöglicht. Um bei geschlossenem Deckel<br />
eine vollständige Dichtheit zu gewährleisten,<br />
liefert Freudenberg bereits heute profilierte<br />
Flachdichtungen.<br />
Die neue Gehäusedichtung basiert auf einem<br />
einfachen Prinzip: Die beiden Grundfunktionen<br />
„Abdichten“ und „Befestigen“ werden<br />
Bild: Freudenberg<br />
in getrennten Bereichen des Dichtungsprofils<br />
realisiert. So sorgt ein komprimierbares Hohlprofil<br />
auf der Außenseite der bis zu 15 mm<br />
breiten Dichtung dafür, dass Flüssigkeiten<br />
und Partikel nicht in das Gehäuse eindringen<br />
können. Dieses Hohlprofil stellt auch den nötigen<br />
Toleranzausgleich der Gehäusedichtung<br />
sicher. Auf der Innenseite ist ein Fixierungsstreifen<br />
vorhanden, mit dem die Dichtung auf<br />
dem Gehäuse befestigt werden kann. Diese<br />
Bauweise ermöglicht es, die P2G-Dichtung<br />
als Endlosband zu produzieren und auf die jeweils<br />
benötigte Länge zuzuschneiden. Durch<br />
gezielte Einschnitte in den Befestigungsbereich<br />
ist es möglich, die Dichtung in engen<br />
Radien um die Ecken zu führen. Sowohl konkave<br />
als konvexe Radien sind realisierbar. jpk<br />
www.fst.com<br />
Elektromobilität<br />
Rheinmetall Automotive entwickelt Antriebssystem und Energiespeicher<br />
Bei der Konzeption seines neuen Batteriepacks<br />
ist Rheinmetall Automotive davon ausgegangen,<br />
dass künftige Elektrofahrzeuge<br />
und auch Hybride zu einem erheblichen Anteil<br />
über Unterflurbatterien verfügen werden.<br />
Sie beeinträchtigen das Ladevolumen des<br />
Fahrzeugs nicht wesentlich und bieten darüber<br />
hinaus auch Vorteile bezüglich der Gewichtsverteilung<br />
sowie einer möglichen Einbindung<br />
in die Fahrzeugstruktur. Die für diese<br />
Einsätze entwickelten Batteriepacks bestehen<br />
in ihrer Grundstruktur aus Aluminium.<br />
Darin sind kundenspezifisch konfektionierte<br />
Batteriemodule integrierbar. Die Batteriepacks<br />
verfügen über eine eigene Kühlung<br />
und werden durch eine Faserverbundstruktur<br />
vor Intrusion geschützt. Das Konzept ist den<br />
Angaben zufolge insbesondere durch eine<br />
Bild: Rheinmetall Automotive<br />
sehr hohe Energiedichte im Verhältnis zum<br />
Gewicht gekennzeichnet.<br />
Bei seinem neuen Traktionsmotor hat sich<br />
das Unternehmen konzeptionell für einen mit<br />
Permanentmagneten versehenen Synchronmotor<br />
entschieden. Der Hochvolt-Motor mit<br />
90 kW Leistung ist mehrphasig ausgeführt<br />
und verfügt zwecks Bauraum optimierung<br />
über eine konzentrierte Wicklung. Für den<br />
Einsatz im Kompetenzträger-Fahrzeug des<br />
Unternehmens ist das Aggregat mit einem<br />
Außenansicht<br />
des Batteriepacks<br />
Der neue 90-kW-<br />
Elektroantrieb<br />
Bild: Rheinmetall Automotive<br />
einstufigen Getriebe gekoppelt. Der künftig<br />
in Eigenregie gefertigte Antrieb ist in seiner<br />
Leistung und Drehmomentcharakteristik auf<br />
den jeweiligen Einsatzzweck abstimmbar. In<br />
seiner aktuellen Auslegung zielt er auf kleinere<br />
Fahrzeugklassen. Die Skalierbarkeit des<br />
Systems erlaubt eine Verwendung auch in<br />
größeren Fahrzeugen.<br />
jpk<br />
www.rheinmetall-automotive.com<br />
Elektromobilität<br />
Schlauchleitungen sorgen für höhere Reichweite und bessere Haltbarkeit von Batterien<br />
Bild: Continental<br />
Auf der IAA zeigt Continental Schläuche und<br />
Leitungen, die die Effizienz und damit die<br />
Reichweite und Haltbarkeit der Batterien von<br />
Elektrofahrzeugen erhöhen sollen. Dazu bedarf<br />
es laut Herstellerangaben eines ausgefeilten<br />
Thermomanagements. Entsprechend<br />
komplex gestalten sich die Schlauch- und<br />
Rohrleitungssysteme. Bereits heute stellt<br />
das Unternehmen Lösungen für das Kühlsys-<br />
tem zur Verfügung, die die Hersteller einfach<br />
installieren können. Fast 4 m lang sind beispielsweise<br />
Leitungen für die Batteriekühlung<br />
in Hybrid- und Elektroautomobilen, die<br />
am Unterboden des Fahrzeugs verlegt werden.<br />
Sie sorgen dafür, dass die Aggregate<br />
nicht überhitzen und die Batterien ihre maximale<br />
Lebensdauer entfalten.<br />
jpk<br />
www.continental-corporation.com<br />
34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
NEWS<br />
ELEKTROMOBILITÄT<br />
Für Hochvolt-Bordnetze<br />
Leoni zeigt skalierbaren Y-Leistungsverteiler<br />
Bild: Leoni<br />
Leoni präsentiert auf der IAA die nächste Generation<br />
des modularen Baukastensystems<br />
für Hochvolt-Leistungsverteilung in Elektround<br />
Hybridfahrzeugen. Der weiterentwickelte<br />
Y-Verteiler ist laut Herstellerangaben variabler,<br />
leichter und kostengünstiger als vergleichbare<br />
Produkte. Er sei in der Lage, die in<br />
Hochvolt-Architekturen immer häufiger notwendige<br />
Verteilung von Leistung auf mehrere<br />
HV-Aggregate sicher und platzsparend zu<br />
bewerkstelligen. Mit dem Einsatz eines<br />
mehrschichtigen, fest verschlossenen Hybridgehäuses<br />
aus Metall und Kunststoff werden<br />
die mechanischen und die EMV-Anforderungen<br />
übererfüllt sowie die Beständigkeit<br />
gegen Umwelteinflüsse sichergestellt. Durch<br />
Computersimulationen und optimiertes 3D-<br />
Design wurde der Verteiler auch hinsichtlich<br />
Größe, Gewicht und Kosten deutlich verbessert.<br />
Das modulare Design ermöglicht darüber<br />
hinaus einen variablen Einsatz der Komponente:<br />
Mit teilweise identischen Bauteilen<br />
und gleichen Aufbauprinzipien können unterschiedliche<br />
Kabelquerschnitte, Abgangsrichtungen<br />
und die Anzahl der Ausgänge (Variante:<br />
X-Verteiler) realisiert werden. Das Design<br />
ist auf zweiadrig geschirmte Hochvolt-Silikonleitungen<br />
mit einem Leitungsquerschnitt von<br />
2 x 6 mm² ausgelegt. jpk<br />
www.leoni.com<br />
Vision Zero Vehicle<br />
Elektrischer<br />
Antrieb in der<br />
Hinterachse<br />
Bild: ZF<br />
Das Vision Zero Vehicle von ZF<br />
zeigt den Weg zu einer zukünftigen<br />
Mobilität ohne Unfälle und<br />
ohne lokale Emissionen auf. Für<br />
dynamischen Vortrieb sorgt ein<br />
elektrisches Achsantriebssystem<br />
mit 150 kW Leistung. Das komplette<br />
Antriebssystem samt integrierter<br />
Leistungselektronik sitzt<br />
platzsparend in einem ZF-Hinterachs-Baukastensystem<br />
namens<br />
mSTARS (modular Semi-Trailing<br />
Arm Rear Suspension). Dieses<br />
modulare Achssystem soll die<br />
Elektrifizierung von Serienfahrzeug-Plattformen<br />
besonders einfach<br />
und flexibel machen.<br />
Der Einsatz in Hybrid-, Brennstoffzellen-<br />
sowie batteriebetriebenen<br />
Fahrzeugen ist ebenso<br />
möglich wie die Kombination mit<br />
konventionellen Allradmodulen<br />
oder der aktiven Hinterachs -<br />
lenkung AKC. Fahrzeughersteller<br />
könnten mit nur einer Karosserievariante<br />
variabel auf unterschiedliche<br />
Marktanforderungen<br />
reagieren, heißt es.<br />
jpk<br />
www.zf.com<br />
Neues Material, neue <strong>Konstruktion</strong>? Wir fügen alles!<br />
Zusammen mit Partnern sowie unseren Konzernschwestern Atlas Copco Tools und<br />
Henrob lösen wir für Sie nahezu jede Fügeaufgabe. So können Sie zum Beispiel durch<br />
die Kombination von Stanznieten und Kleben die Dauerfestigkeit und Struktursteifigkeit<br />
Ihrer Bauteile erhöhen oder – bei der Verbindung von Stahl mit Aluminium –<br />
Schälfestigkeit, Crashverhalten und Korrosionsbeständigkeit steigern.<br />
SCA Schucker GmbH & Co. KG | Gewerbestr. 52 K|E|M | D-75015 <strong>Konstruktion</strong> Bretten <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 35<br />
Tel. +49.7252.5560.0 | info@sca-solutions.com | www.sca-solutions.com
FAHRERASSISTENZ<br />
PERSPEKTIVEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Bild: ADAS IIT<br />
Die Geschäftsführer der vier NI-Partner zusammen mit NIs Global Technology & Marketing Director Rahman Jamal (v.l.n.r.): Michael Konrad (Konrad Technologies),<br />
Gerd Schmitz (S.E.A. Datentechnik), Rahman Jamal, Joachim Hilsmann (MeasX), Frank Heidemann (SET) und Wolfram Koerver (S.E.A. Datentechnik)<br />
Ganzheitliches Testsystem für Hardware von autonomen Fahrzeugen ist Ziel des Projekt ADAS IIT<br />
Zusammen auf die virtuelle Teststrecke<br />
Vier National-Instruments-Alliance-Partner verfolgen eine gemeinschaftliche Strategie zur Entwicklung von<br />
Testlösungen für Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Ziel ist, Entwicklungsprogramme autonomer<br />
Fahrzeuge zu beschleunigen. Dabei holen sie viele Tests von der Straße in die virtuelle Welt.<br />
Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Das Testen einzelner Komponenten oder Teilbereiche reicht inzwischen<br />
nicht mehr aus, um die sichere Funktionsweise eines<br />
Systems zu gewährleisten. Aufgrund der kontinuierlich steigenden<br />
Anforderungen an die Mobilität, im speziellen das autonome<br />
Fahren, bedarf es ganzheitlicher, automatisierter Testlösungen im<br />
Bereich der Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Deshalb<br />
vereinen vier Firmen ihr Wissen, um künftig gemeinsame kundenspezifische<br />
Testsysteme im Bereich der Fahrassistenzsysteme zu<br />
entwickeln und eine nahtlose One-Stop-Lösung zu schaffen, um das<br />
autonome Fahren vorhersehbarer und sicherer zu machen. Die Expertisen<br />
der Konrad Technologies GmbH in der Sensor-Fusion, der<br />
SET GmbH für Hardware-in-the-Loop (HiL), der S.E.A. Datentechnik<br />
GmbH für V2X-Kommunikation und GNSS-Applikation sowie der<br />
MeasX GmbH & Co. KG im Datenmanagement bilden einen Baukasten<br />
vom Design über die Entwicklung, Implementierung und Validierung<br />
bis hin zur Produktion. Insgesamt arbeiten so mehr als 300<br />
Ingenieure in Europa, Asien und den USA an den nächsten Schritten<br />
in Richtung eines kompletten Tests von vollkommen autonomen<br />
Fahrzeugen in einer virtuellen Umgebung.<br />
36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
PERSPEKTIVEN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
PERSPEKTIVEN<br />
Bisher liefern Kameras und Sensoren meist nur Informationen an<br />
den Fahrer, der somit auf Gefahren reagieren kann. In künftigen autonomen<br />
Fahrzeugen übernimmt die Bündelung dieser Informationen<br />
eine zentrale Einheit, die aufgrund dieser Fakten auch Entscheidungen<br />
trifft. Daher können Sensoren und Kameras künftig nicht<br />
mehr getrennt voneinander getestet, sondern müssen als ein ganzheitliches<br />
System betrachtet werden. „Die Fusion einer Vielzahl von<br />
Sensorinformationen, intelligentere Steuergeräte und der faktisch<br />
spürbare Wunsch nach immer besseren Assistenzfunktionen bis hin<br />
zum autonomen Fahren stellt unsere Kunden vor interessante, aber<br />
auch größer werdende Herausforderungen. Da echte Testfahrten<br />
sehr zeitaufwändig sind, viele Testfahrer-Ressourcen erfordern und<br />
nicht hundertprozentig wiederholt werden können, sind virtuelle<br />
Testfahrten für das zukünftige autonome Fahren unvermeidlich,“ erklärt<br />
Frank Heidemann, Geschäftsführer der SET GmbH.<br />
„Wir hätten solche Systeme theoretisch auch jeder alleine entwickeln<br />
können, aber nicht in der erforderlichen Tiefe und Geschwindigkeit“,<br />
so Heidemann weiter. Als Beispiel führt er den Spurhalteassistenten<br />
an, der noch vor wenigen Jahren nur sehr holprig funktionierte,<br />
bei dem man nun aber binnen zwei Jahren autonom unterwegs<br />
sei. „Die Sprünge sind heute gigantisch, die Innovationskurve<br />
verläuft inzwischen exponentiell.“ In allen Disziplinen gleichzeitig an<br />
der Speerspitze der Entwicklung mitzuarbeiten, stellt für alle eine<br />
echte Herausforderung dar, weshalb man sich zusammengeschlossen<br />
hat, wobei sich jeder auf ein Fachgebiet konzentriert. Bei SET<br />
sind das sämtliche physikalischen Signale, von diskreten I/Os über<br />
FlexRay bis Ethernet speisen sie Daten in die virtuelle Umgebung<br />
ein und legen HiL-Modelle dahinter ab.<br />
Auch Michael Konrad, Geschäftsführer der Konrad Technologies<br />
GmbH, bestätigt die Notwendigkeit des ADAS-IIT-Projekts: „Die<br />
Nachfrage nach vollkommen autonomen Fahrzeugen erfordert Testsysteme,<br />
die den Input aller Fahrzeugsensoren synchron kombiniert.<br />
Wir sind bestrebt, optimale Lösungen für die Prüfung von Sensor-Fusionstechniken<br />
zu offerieren, die Timing-, Trigger-, Validierungsund<br />
Synchronisationsfähigkeiten in einem bieten. Eine Kombination<br />
dieser Technologien mit HiL, V2X und Datenmanagementsystemen<br />
wird in der Automobilindustrie sehr hohe Standards setzen. Hierbei<br />
ist der Faktor ‚Time to Market‘ entscheidend, um unseren Kunden<br />
in der notwendigen Zeit Lösungen und entsprechendes Engineering<br />
anbieten zu können.“<br />
Teststrecke versus Labor<br />
Stand der Technik bisher war eine Testfahrt auf der Straße, während<br />
der bestimmte Manöver gefahren und entsprechende Daten aufgezeichnet<br />
werden. Diese Daten lässt man im Labor auf den Fahrzeugrechner<br />
los und schaut sich an, welche Entscheidungen die<br />
ECU trifft. Das Problem ist dabei, dass man virtuell dann nur bis zur<br />
ersten Entscheidung fahren kann: Ab dann stimmen die Daten nicht<br />
mehr überein, denn die ECU entscheidet dann beispielsweise zu<br />
bremsen, die kontinuierlich weiter ins System fließenden, aufgenommen<br />
Fahrzeugdaten der Sensoren stimmen aber nicht mit der<br />
Entscheidung überein. Die ECU wundert sich quasi, warum weiter<br />
Bewegungsdaten ankommen, obwohl sie ja gebremst hat – die<br />
Steuerung gibt einen Fehler aus. Die aufgenommenen Daten aus<br />
den Kameras und Sensoren können natürlich nicht entsprechend<br />
manipuliert werden.<br />
„Ein solcher Test ist sehr unbefriedigend und wenig zielführend. Daher<br />
geben wir der ECU eine komplette Closed-Loop-Umgebung, in<br />
der sie das laufende Geschehen beeinflussen kann“, erklärt Frank<br />
Heidemann. Entscheidet die ECU also zu bremsen, geht diese Information<br />
an das Model in IPG Carmaker, welches dann ebenfalls<br />
bremst und entsprechende Informationen für die Sensorik erzeugt.<br />
Dadurch erhält die ECU eine korrekte Rückmeldung von Kamera,<br />
Radar etc. „So können wir die Straße ins Labor holen und dort – in<br />
den aktuell technisch möglichen Modellgrenzen – virtuell fahren“, betont<br />
Heidemann.<br />
Ein ebenfalls essentieller Bestandteil künftiger Fahrzeuge wird die<br />
Kommunikation mit der Infrastruktur um das Fahrzeug und anderen<br />
Fahrzeugen sein. Diesen Part übernimmt S.E.A. Datentechnik: „V2X<br />
wird zu einem integrierten Bestandteil zukünftiger Fahrzeuge und<br />
ADAS-Systeme. Die Prüfung entlang der Entwicklungskette erfordert<br />
die eingehende Expertise von RF- und V2X-Protokollen sowie<br />
die Systeminteraktion mit anderen Sensoren wie GNSS, Radar oder<br />
Lidar. Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen hat sich S.E.A.<br />
dazu entschieden, eng mit NI-Partnern zusammenzuarbeiten, um<br />
„Wir hätten solche<br />
Systeme theoretisch<br />
auch jeder alleine<br />
entwickeln können,<br />
aber nicht in der<br />
erforderlichen Tiefe<br />
und Geschwindigkeit.“<br />
Frank Heidemann,<br />
Geschäftsführer der<br />
SET GmbH<br />
Bild: ADAS IIT<br />
mit neuen Kernkompetenzen modernste Testsysteme und weltweite<br />
Entwicklungsunterstützung anzubieten,“ so Geschäftsführer Gerd<br />
Schmitz. Basierend auf einer engen Zusammenarbeit mit weiteren<br />
Spezialisten für GNSS-Simulation (M3 Systems) und HiL-Closed-<br />
Loop-Szenariengenerierung (als Partner von IPG) stellt S.E.A. die erforderliche<br />
Kompetenz und Toolkette zur effektiven Verwendung im<br />
Rahmen von ADAS IIT zur Verfügung. Als Werkzeug zur Analyse der<br />
entstehenden Daten hat S.E.A. die Software SpaceMaster zur Verwaltung<br />
geolokalisierter Telemetriedaten aus Testszenarien oder<br />
Fahrversuchen in die ADAS-IIT-Toolkette integriert. Diese bildet eine<br />
Brücke zur von MeasX realisierten Big-Data-Verwaltung. SpaceMaster<br />
ist aus einer für das DLR entwickelten, konfigurierbaren Software<br />
für die Telemetriedatenverarbeitung von Raumfahrtexperimenten<br />
(unter anderem für die Sonde Philae der Kometenmission Rosetta<br />
oder Raumstationsexperimente) in Missionskontrollzentren<br />
hervorgegangen.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 37
FAHRERASSISTENZ<br />
PERSPEKTIVEN<br />
PERSPEKTIVEN<br />
tung der Fahrzeugbusse CAN und FlexRay sowie in der Berücksichtigung<br />
eines Fahrzeugmodells (Car Model). Die parallele Ausführung<br />
aller dieser einzelnen Komponenten in Echtzeit wird hierbei durch<br />
die HiL-Umgebung gewährleistet.<br />
Funktionsschema des durch die ADAS IIT entwickelten Testsystems<br />
Um heutige ADAS-Sensoren effizient testen zu können, hat die Konrad<br />
Technologies GmbH in den letzten Jahren Zielsimulatoren (Target<br />
Simulators) für Kamera-, Radar- und Lidar-Sensoren entwickelt<br />
und erfolgreich bei ihren Kunden im Einsatz. Die Software simuliert<br />
typische Fahrszenarien und ermöglicht einen kontrollierbaren und<br />
reproduzierbaren Testrahmen, der für eine objektive und unabhängige<br />
Leistungsanalyse des Sensorsystems eine notwendige Voraussetzung<br />
ist. Basierend auf dem National Instruments VST, einem<br />
Vector Signal Tranceiver, entwickelte Konrad einen Editor, der es<br />
dem Anwender ermöglicht, komplexe Szenarien zu erstellen, die automatisch<br />
wiedergegeben werden können. Mit Hilfe von Hardwarein-the-Loop<br />
(HiL) können gezielt einzelne Teile eines ganzheitlichen<br />
Systems in einer virtuellen Umgebung in Echtzeit getestet werden.<br />
Die SET GmbH hat sich auf das Thema HiL spezialisiert. Weil aufwändige,<br />
reale Prüfungen hierdurch ersetzt werden, ermöglicht die<br />
HiL-Simulation eine Prüfung der Systeme bei reduzierten Testzeiten<br />
und -kosten bei gleichzeitiger Erhöhung der Zuverlässigkeit. In Bezug<br />
auf das Thema Sensorfusion liegt die Komplexität in der Integration<br />
von Zielsimulatoren, klassischer analoger und digitaler Signale<br />
samt eventueller Signalkonditionierung, Ansteuerung und Auswer-<br />
Bild: ADAS IIT<br />
Daten sind nur organisiert wertvoll<br />
Das Management der schieren Massen an Daten, die während der<br />
virtuellen Fahrzeugtests zusammenlaufen, übernimmt die Firma<br />
MeasX: „Wir fahren hier virtuell mehrere Millionen Kilometer, bei einer<br />
Abfrage von 20 Hertz in manchen Sensoren sowie 20 Bildern<br />
pro Sekunde kann man sich in etwa vorstellen, dass das in Summe<br />
mehrere Petabyte bedeutet“, erklärt Geschäftsführer Joachim Hilsmann.<br />
Und um die virtuelle Realität so echt wie möglich gestalten<br />
zu können, müssen die ECUs der ADAS während der virtuellen<br />
Tests die richtigen Daten zur exakt richtigen Zeit bekommen, denn<br />
Radar, Lidar, Infrarot und Beschleunigungssensoren werden im echten<br />
Fahrzeug nicht immer synchron abgefragt. Hierbei ist es nicht<br />
nur essentiell, sämtliche Daten vorzuhalten, sondern unwichtige zu<br />
identifizieren und diese aus dem Prozess herauszuhalten – anders<br />
wäre der Echtzeit-Rechenaufwand nicht zu machen. Aktuell überlegt<br />
man, wie die Fahrzeugdaten durch einen Art Klassifizierung noch<br />
besser strukturiert werden können, um neben der Verwaltung auch<br />
die Vergleichbarkeit von Daten einfacher zu gestalten. Künftig könnten<br />
dadurch auch Versuche, die völlig unabhängig voneinander gefahren<br />
wurden zusammengeführt werden und ganz neue Erkenntnisse<br />
liefern. „Wir wollen so den größtmöglichen Nutzen aus den<br />
Daten ziehen und diese später quasi auch aus anderen Blickrichtungen<br />
betrachten können, weil uns vielleicht eine neue Auswertungsform<br />
einfällt“, erklärt Hilsmann. „Wenn genügend Daten vorhanden<br />
sind, geht das ohne neuen Test.“<br />
MeasX bringt zudem seine Software Moses mit ins Team. Bisher<br />
unterstützte diese reale Testfahrer dabei, spezielle Fahrmanöver in<br />
unterschiedlichen Settings und Belastungen durchzuführen, um die<br />
Fahrdynamik von Fahrzeugen zu beurteilen: „Mit dieser Software<br />
können wir virtuelle kritische Situationen erzeugen, etwa den plötzlich<br />
auftauchenden Fußgänger, im System wäre das eine Erkennung<br />
gefolgt vom Bremsen. Auf der realen Teststrecke finden sie natürlich<br />
kaum jemanden, der sich dafür freiwillig zur Verfügung stellt“, so<br />
Hilsmann. Künftig sollen daher auch Personen-Dummys sowie Fahrzeugattrappen<br />
eingebunden werden und ebenfalls mit dem Testsystem<br />
kommunizieren können.<br />
Stetige Weiterentwicklung<br />
Nach nur fünf Monaten präsentierte das ADAS-IIT-Team bereits eine<br />
entsprechende funktionsfähige Testumgebung, was zeigt, wie effektiv<br />
die Partner zusammenarbeiten. Fertig ist so ein System aber<br />
natürlich nie, da sich die Technik – wie oben schon erwähnt – rasant<br />
weiterentwickelt. Künftig gilt es nicht nur immer höhere Auflösungen<br />
zu realisieren sondern etwa auch Radarsensoren zu simulieren,<br />
die nicht nur einen Querschnitt abbilden, sondern die beinahe sehen<br />
können. Die Lidar-Technik wird künftig mehrere Kanäle gleichzeitig<br />
fahren, um ein besseres Bild liefern zu können. Hier müsse natürlich<br />
die Target-Simulation laufend am Ball bleiben. Zudem bereitet die<br />
ADAS-IIT-Gruppe mehrere Forschungsprojekte mit anderen Instituten<br />
vor, die spezielle Fragestellungen untersuchen, etwa was Gischt<br />
und Nebel mit einem ADAS anstellt, wie ein Radarsensor auf Ver -<br />
eisung reagiert oder wie Blendungseffekte in der Kamera durch Radar<br />
und Lidar kompensiert werden können. Videosignale könne man<br />
heute schon problemlos mit Blendeffekten versehen, besser als das<br />
38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
PERSPEKTIVEN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
PERS<br />
mit Monitoren oder<br />
Leinwänden möglich<br />
sei. Durch den Ausfall<br />
der Teilsensorik – sei es<br />
durch Blendung, Gischt<br />
oder Eis – eröffnet sich<br />
die Frage, wie lange<br />
kann das System so sicher<br />
fahren?<br />
Hier klären die ADAS-<br />
IIT-Partner auch über<br />
wissenschaftliche Forschung,<br />
welche Tests<br />
überhaupt hinsichtlich<br />
Das Hardware-in-the-<br />
ISO 26262 (Road vehicles<br />
– Functional<br />
Loop-Modul des Test -<br />
systems für Autonome<br />
Fahrzeuge.<br />
Safety) über eine Closed-Loop-Umgebung<br />
geprüft werden können.<br />
Dabei wird hinterfragt,<br />
ob der Confidence-Level<br />
des Systems<br />
hoch genug ist,<br />
um bestimmte Fälle<br />
abdecken zu können.<br />
Man könne dem Kunden<br />
daher genau sagen, welche Tests auf dem System möglich sind<br />
und welche Vorteile er sich so erarbeiten könne – und welche nicht.<br />
„Bisher wäre es allerdings sehr fahrlässig zu sagen, wir könnten Abnahmetests<br />
fahren, denn diesen Level erreichen wir derzeit noch<br />
nicht. Wir setzen uns aber wissenschaftlich mit der Frage auseinander,<br />
wie weit wir aktuell gehen können“, sagt Hilsmann.<br />
Die Vereinbarung der ADAS IIT sieht eine Zusammenarbeit sowohl<br />
im technischen Bereich als auch bei strategischen Aktivitäten vor.<br />
Verstärkt wird auf Produkte von National Instruments gesetzt und<br />
diese um eigene Lösungen erweitert. Im NI-Alliance-Programm<br />
lernten sich die beteiligten Partner schon vor 10 bis 15 Jahren kennen<br />
und arbeiteten auch früher schon zusammen. „Wir haben auf einem<br />
NI-Partner-Treffen festgestellt, dass wir auf der Management-<br />
Ebene sehr ähnliche Vorstellungen davon haben, wie man in unserer<br />
Branche Business macht. Daher waren die Grundvoraussetzungen<br />
für eine Kooperation sehr gut“, so Joachim Hilsmann. Durch die<br />
langjährige Erfahrung der Unternehmen liegt bei der Lösungsauslegung<br />
ein großer Fokus auf der Betrachtung der Total-Cost-of-Test<br />
(TCoT), wodurch bei geeigneten Standardisierungsbestrebungen eine<br />
erhebliche Reduzierung dieser Kosten ermöglicht wird. Man wolle<br />
gegenüber dem Kunden auch als Einheit unter dem Namen ADAS<br />
IIT auftreten können, Zulieferer und OEMs müssten sich daher nur<br />
mit einem einzigen Ansprechpartner – wie mit einem Unternehmen<br />
– abstimmen.<br />
Details zu den Testlösungen:<br />
www.adas-iit.com<br />
Im Video (QR-Code) erklären Frank Heidemann und<br />
Michael Konrad die Herausforderungen einer solchen<br />
Testumgebung:<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 39
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Lidar-, Vision- und<br />
andere Sensordaten<br />
lassen sich mit der<br />
DRS360-Plattform in<br />
Echtzeit erfassen,<br />
fusionieren und nutzbar<br />
machen. Auf diese Weise<br />
kann ein effizientes System<br />
für das autonome<br />
Fahren gemäß Level 5<br />
realisiert werden<br />
Bild: Mentor<br />
Plattform für das Sammeln und Verarbeiten von Rohdaten beim Level-5-Fahren<br />
Verarbeitung in Echtzeit<br />
Die Siemens-Tochter Mentor will mittels zentralisierter Rohdatenfusion und direkter Erfassung in Echtzeit<br />
das autonome Fahren entsprechend Level 5 unterstützen. Der Geschäftsbereich Mentor Automotive<br />
bietet dazu die DRS360-Plattform mit sogenannten ‚Rohdatensensoren‘ an. Die Rechenleistung liefert<br />
FPGA-Technologie, unter anderem in Form des Zynq-Chips von Xilinx. Als System-on-a-Chip (SoC)<br />
eignet er sich insbesondere für die zentralisierte Echtzeitfusion von Rohsensordaten.<br />
Mit der DRS360 hat die Siemens-Tochter Mentor nun auch eine<br />
Plattform für automatisiertes Fahren im Angebot, die<br />
Rohdaten von einer Vielzahl von Daten einschließlich Lidar-, Visionund<br />
anderer Sensoren in Echtzeit erfassen, fusionieren und damit<br />
nutzbar machen kann. Ziel ist, bei geringer Latenz die Erfassungsgenauigkeit<br />
und Effizienz des Gesamtsystems zu verbessern, das für<br />
autonome Fahrzeuge gemäß Level-5-Fahren erforderlich ist. Die<br />
DRS360 überträgt ungefilterte Informationen von allen Sensoren<br />
des Systems direkt zu einer zentralen Verarbeitungseinheit, in der<br />
die Rohdaten auf allen Ebenen in Echtzeit fusioniert werden. Die<br />
Plattform verwendet dazu innovative ‚Rohdatensensoren‘, die durch<br />
die mikrocontrollerseitigen Herausforderungen hinsichtlich Leistung,<br />
Kosten und Größe und die Verarbeitung in den Sensorknoten<br />
nicht beeinträchtigt werden. Realisiert wird dies zusammen mit den<br />
führenden Sensoranbietern. Da die Vorverarbeitungs-Mikrocontroller<br />
von allen Sensorknoten des Systems entlastet werden, ergeben<br />
sich zahlreiche Vorteile wie<br />
• die Echtzeitverarbeitung,<br />
• eine erhebliche Reduzierung der Systemkosten und Komplexität<br />
sowie<br />
• der Zugriff auf alle erfassten Sensordaten für ein hochauflösendes<br />
Modell der Fahrzeugumgebung und Fahrbedingungen.<br />
Die optimierte Datenübertragungsarchitektur der Plattform verringert<br />
die Latenz des Systems, indem sie die physikalischen Busstrukturen,<br />
Hardwareschnittstellen und komplexe, zeitgesteuerte<br />
Ethernet-Backbones minimiert. Zudem unterstützt diese Architektur<br />
durch die Verwendung zentralisierter, ungefilterter Sensordaten<br />
auch eine situationsabhängige Redundanz sowie eine dynamische<br />
Auflösung und stellt damit eine höhere Genauigkeit und Zuverlässigkeit<br />
sicher. Optimierte Signalverarbeitungssoftware, fortschrittliche<br />
Algorithmen und rechenoptimierte neuronale Netze für maschinelles<br />
Lernen können auf diese Weise auf einer nahtlos integrierten<br />
Plattform laufen, die für Automobilanwendungen spezifiziert ist.<br />
Sicherheit, Effizienz und Qualität<br />
„Mentor arbeitet seit mehr als 25 Jahren mit den weltweit führenden<br />
Automobil-OEMs und Zulieferern zusammen, um eine führende<br />
Position bei der Bereitstellung von Lösungen einzunehmen, die<br />
nicht nur Innovationen forcieren, sondern auch die strengen Anforderungen<br />
der Industrie in Bezug auf Sicherheit, Effizienz und Quali-<br />
40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
AUTONOMES FAHREN<br />
tät erfüllen“, erläutert Wally Rhines, CEO und Chairman von Mentor.<br />
„Mit der Einführung der DRS360-Lösung baut Mentor seine führende<br />
Position und Investitionen im Technologiesektor für automatisiertes<br />
Fahren weiter aus. Wir freuen uns, dass wir eine wichtige Rolle<br />
dabei spielen, dass die Industrie das große Potenzial und die Vorteile<br />
autonomer Fahrzeuge nutzen kann.“<br />
Entwickelt wurde die DRS360-Plattform für die Produktion. Damit<br />
lassen sich die Sicherheits-, Kosten-, Leistungs-, Wärme- und Emissionsanforderungen<br />
für den Einsatz in ISO-26262-ASIL-D-konformen<br />
Systemen erfüllen. Die Plattform nutzt die Flexibilität und Signalverarbeitungseffizienz<br />
von FPGAs – unter anderem einen Xilinx-Zynq-<br />
UltraScale+-MPSoC-FPGA der ersten Generation und SoCs und Sicherheitscontroller<br />
auf der Basis von X86- oder ARM-Architekturen.<br />
Das Resultat ist eine umfassende Lösung, die das vollautomatische<br />
Fahren innerhalb einer maximalen Leistungsaufnahme von 100 W<br />
unterstützt.<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
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„Dieser Ansatz für die zentralisierte<br />
Echtzeitfusion von Rohsensordaten<br />
ist eine Innovation für<br />
die Entwickler von automatisierten<br />
Fahrzeugsystemen.“<br />
„Der Ansatz von Mentor Automotive für zentralisierte Echtzeitfusion<br />
von Rohsensordaten ist eine Innovation für die Entwickler von<br />
automatisierten Fahrzeugsystemen“, betont Arun Iyengar, Vice-President<br />
Global Markets Group bei Xilinx. „Mit ihrer hohen Flexibilität,<br />
effizienten Leistungsaufnahme und ihren hochoptimierten Signalverarbeitungs-Fähigkeiten<br />
eignet sich die Xilinx-Automotive-Zynq-UltraScale+-MPSoC-Familie<br />
ideal für diese Art von Anwendungen.“<br />
Sie spiele eine wichtige Rolle bei der Erfassung, Vorverarbeitung<br />
und Fusion von Daten von einer Vielzahl von Sensoren.<br />
Herausforderung Komplexität<br />
Angeboten wird die DRS360-Plattform für automatisiertes Fahren<br />
von Mentor Automotive, einem Geschäftsbereich von Mentor. Dabei<br />
greift man zurück auf das Know-how bei der Bereitstellung von<br />
elektrischen und elektronischen Systemen für Automobilanwendungen.<br />
Das Unternehmen, das eng mit 17 der 20 weltweit führenden<br />
Automobilhersteller zusammenarbeitet, ist zugleich Anbieter von<br />
Netzwerklösungen für Automobile und von Automotive-Linux.<br />
„Die DRS360-Plattform stellt einen vollkommen anderen und radikal<br />
innovativen Ansatz für automatisiertes Fahren dar“, sagt Dr. Andreas<br />
Erich Geiger, Vorsitzender von Mentors kürzlich gegründetem Automotive<br />
Strategy Board. „Entwickelt wurde sie von einem Unternehmen<br />
mit jahrzehntelanger Erfahrung dabei, Ingenieure bei der Entwicklung<br />
einiger der anspruchsvollsten Systeme zu unterstützen,<br />
die jemals realisiert wurden – und letztlich sind selbstfahrende Autos<br />
ja in erster Linie hochkomplexe Systeme.“<br />
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FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Im Interview: Klaus Härtl, Fachbereichsleiter Elektronik-Entwicklung, Bertrandt AG<br />
„Know-how in der Softwareentwicklung<br />
bringt uns voran“<br />
Softwareentwicklung als Kernkompetenz – nicht nur für das autonome Fahren ist diese Disziplin für den<br />
Bertrandt-Fachbereichsleiter Elektronik-Entwicklung Klaus Härtl eine entscheidende Voraussetzung. Er<br />
sieht in der Sensorfusion eines der Zukunftsthemen, erwartet in der Summe aber vor allem ‚intelligentere<br />
Lösungen‘ mit Mehrwert. Am Ende lege das die Grundlage für viele neue Geschäftsmodelle.<br />
Interview: Michael Corban, Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
„Etwas visionär gedacht könnte<br />
auch die Spracherkennung eine<br />
Rolle dabei spielen, den Fahrer im<br />
Falle des Falles ‚zurückzuholen‘.“<br />
Klaus Härtl, Fachbereichsleiter<br />
Elektronik-Entwicklung,<br />
Bertrandt AG<br />
geht es nicht nur um elektrische oder elektronische Funktionen,<br />
sondern auch um die Gestaltung des Innenraums<br />
und Ergonomie-Konzepte. Eine interessante Erkenntnis<br />
ist, dass nicht alles, was machbar ist, auch zweckmäßig<br />
ist. Bezogen auf das autonome Fahren war es deswegen<br />
sehr wichtig, dass die Bundesregierung unter anderem<br />
mit der Ethikkommission nun den ersten Schritt gemacht<br />
und die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat<br />
– technisch gesprochen die Freiheitsgrade bestimmt hat.<br />
Bild: Bertrandt<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Härtl, welchen Einfluss hat der Engineering-Dienstleister<br />
Bertrandt auf die Automobilentwicklung<br />
und welche Rolle spielt dabei das autonome Fahren?<br />
Härtl: Natürlich definiert letztendlich der OEM, wie ein Fahrzeug gestaltet<br />
und ausgestattet wird. Wir wollen dabei ein Impulsgeber<br />
sein und Innovationen bereitstellen. Deswegen bieten wir auf der<br />
einen Seite Engineering-Dienstleistung an, setzen uns aber auf der<br />
anderen Seite auch immer mit marktnahen Trend-Themen im Frontloading<br />
auseinander – wie etwa dem autonomen Fahren. Dabei<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stellt sich damit letztlich die<br />
Aufgabe, sicherzustellen, dass der Fahrer im Falle des<br />
Falles eine Entscheidung selbst trifft?<br />
Härtl: Genau – und dazu muss ich einerseits das System<br />
und seine Systemgrenzen genau kennen und wissen,<br />
wie der Fahrer zurückgeholt werden kann. Das kann auf<br />
vielfältige Art und Weise passieren, sei es visuell oder<br />
akustisch. Entscheidend wird sein, die Reaktionszeit so kurz wie<br />
möglich zu halten. Etwas visionär gedacht könnte dabei auch die<br />
Spracherkennung eine Rolle spielen – wobei ich noch nicht sagen<br />
kann, wann das sein wird. Klar ist, dass dann nicht mehr vorgefertigte<br />
Phrasen ausreichen. Übrigens: Das Thema autonomes Fahren hat<br />
auch viele weitere Facetten, die seltener angesprochen werden –<br />
etwa in Bezug auf eine altersgerechte Mobilität. Gerade angesichts<br />
des demographischen Wandels mit Blick auf eine alternde Gesellschaft<br />
ist das ein entscheidender Punkt. Das fängt beim Einsteigen<br />
an und reicht bis zum autonomen Fahren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie sprachen das System zum autonomen<br />
Fahren an – ohne entsprechende, miteinander verbundene Sen-<br />
42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
AUTONOMES FAHREN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Praxisbeispiel<br />
PLUS<br />
Cockpit-Ansicht der Live-Demo<br />
Bild: Bertrandt<br />
Testfahrt im Versuchsträger<br />
Bild: Bertrandt<br />
Anfang Juli 2017 zeigten das Fraunhofer-Institut für Integrierte<br />
Schaltungen IIS und die Bertrandt AG in einer Live-<br />
Demo in der Continental Arena Regensburg, wie in Zukunft<br />
Autos automatisiert an Stopplinien halten. Dies sei ein wichtiger<br />
Schritt auf dem Weg hin zu vernetztem Fahren mit mehr<br />
Komfort und Sicherheit für den Nutzer, so die Beteiligten.<br />
„Partnerschaften, die verschiedene Kompetenzen bündeln,<br />
sind dabei unerlässlich, um den damit verbundenen Herausforderungen<br />
Rechnung zu tragen“, betonte Klaus Härtl, Fachbereichsleiter<br />
Elektronik Entwicklung bei der Bertrandt AG.<br />
Bertrandt bringe seine Erfahrungen zum autonomen Fahren<br />
sowie den fahrzeugnahen Themen ein, das Fraunhofer IIS<br />
steuere wertvolles Know-how zu den Lokalisierungstechniken<br />
bei. „Der Vorteil ist, dass wir Technologien nutzen, die<br />
schon heute in jedem modernen Fahrzeug vorhanden sind“,<br />
ergänzte Dr. Wolfgang Felber, Leiter des Geschäftsfelds Lokalisierung<br />
am Fraunhofer IIS. „Dadurch wird keine zusätzliche<br />
Hardware benötigt, um die Lösung auf die Straße zu<br />
bringen.“ Allein die intelligente Kombination vorhandener<br />
Technik zur genaueren Lokalisierung mache dies möglich.<br />
Entsprechend wichtig ist an dieser Stelle das Fahrzeug-<br />
Know-how von Bertrandt, insbesondere das gesamtheitliche<br />
Fahrzeug- und Systemverständnis, um solche Funktionen im<br />
Kontext der Steuergeräte-Architektur ins Fahrzeug zu integrieren.<br />
Ein Vorteil: Durch die Integration des Systems in<br />
bestehende Assistenzfunktionen wird der Fahrer nicht durch<br />
eine zusätzliche Anzeige abgelenkt. Im Cockpit ist ersichtlich,<br />
in welcher Entfernung sich die Stopplinie befindet, an<br />
der gehalten werden soll. Geschwindigkeitsabhängig wird<br />
etwa 100 m vorher der automatische Bremsvorgang eingeleitet.<br />
Andere Assistenzsysteme werden durch die zusätzliche<br />
Funktion nicht beeinflusst. Die realisierte Lösung lässt das<br />
Fahrzeug auf zirka 50 cm genau an der Stopplinie halten –<br />
allein durch die Nutzung neuartiger Korrekturdaten. Diese<br />
Genauigkeit kann bei Bedarf auch durch den Einsatz verbesserter<br />
Technik gesteigert werden. Standard-GPS-Empfänger,<br />
wie sie bislang eingesetzt werden, ermöglichen nur eine<br />
Positionierung im Meterbereich.<br />
Im Mittelpunkt des vorgestellten Assistenzsystems steht die<br />
Unterstützung des Fahrers im Hinblick auf Komfort und Sicherheit.<br />
Zudem werden Ressourcen geschont, etwa Kraftstoff<br />
und Verschleißteile im Auto durch die Optimierung von<br />
Kurvengeschwindigkeiten bei automatisierter Fahrt. Durch<br />
die präzisen Ortsinformationen wird aber auch die Qualität<br />
von Schwarmdaten, die von erheblicher Bedeutung für zukünftiges<br />
vernetztes Fahren sind, optimiert. Ein Szenario ist<br />
zum Beispiel die Detektion von Straßenschäden, zu der jedes<br />
Fahrzeug Daten sammelt und an eine Cloud sendet. Nachfolgende<br />
Fahrzeuge passen automatisch die Dämpferregelung<br />
an und Ausbesserungsarbeiten können gezielter stattfinden.<br />
sorlösungen wird das nicht funktionieren. Welche Aufgaben<br />
kommen hier speziell auf die Elektronikentwickler zu?<br />
Härtl: Bei der Sensorfusion ist entscheidend, dass ich eine Abbildung<br />
‚des Ganzen‘ erhalte. Da jeder zusätzliche Sensor aber Kosten<br />
verursacht, muss zunächst auch die Frage gestellt werden, welche<br />
Sensoren denn wirklich erforderlich sind. Interessant ist dann, wie<br />
das Ergebnis dieser Fusion dargestellt werden kann und nicht zuletzt,<br />
wie sich die gesamte Sensorik im Auto verbauen lässt. An dieser<br />
Stelle spielt gerade bei vernetzten Fahrzeugen auch die Kommunikation<br />
mit anderen Fahrzeugen oder Verkehrsteilnehmern beziehungsweise<br />
dem Internet of Things und damit auch dessen Back -<br />
end eine Rolle. Dort erhalte ich gegebenenfalls auch ‚smarte Daten‘<br />
und damit Analysedaten und Empfehlungen, die sinnvoll einzusetzen<br />
sind und eventuell wiederum den Aufwand für Hardware in<br />
Form von Sensorik reduzieren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Das setzt allerdings 5G-Netze voraus –<br />
wird man sich darauf verlassen können?<br />
Härtl: Meiner Meinung nach wird die 5G-Kommunikation auf alle<br />
Fälle revolutionär sein – schon allein mit Blick auf Bandbreite und<br />
Übertragungsgeschwindigkeiten. Entscheidend wird mit Sicherheit<br />
die Netzabdeckung sein, was Investitionen in die Infrastruktur erfordert.<br />
Das wird auch die damit verbundenen Geschäftsmodelle beeinflussen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In der Summe erfordert das eine Zusammenarbeit<br />
vieler verschiedener Disziplinen – wie gehen Sie diese<br />
Thematik an?<br />
Härtl: Wir arbeiten einerseits bewusst mit Partnern zusammen. Das<br />
sind sowohl Forschungsinstitute als auch Industriepartner – etwa<br />
Spezialisten für Komponenten, wenn es um Sensorik oder Mikrocontroller<br />
geht. Andererseits spielt in der Elektronik Software eine<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 43
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Bertrandt arbeite bewusst mit<br />
Partnern zusammen – sowohl<br />
Forschungsinstituten als auch<br />
Industriepartnern (siehe Kasten<br />
Praxisbeispiel), sagt Bertrandt-<br />
Fach bereichsleiter Klaus Härtl.<br />
„Wir haben aber auch eine eigene<br />
Fahrzeugplattform entwickelt,<br />
um Themen voranzubringen –<br />
etwa unser Innovationsprojekt<br />
b. competent“<br />
rück – in der Summe entstehen so ‚intelligente Systeme‘. Entscheidend<br />
ist bei all dem, dass man bereit ist, etwas auszuprobieren, ohne<br />
das Ergebnis oder den Mehrwert vorab vollumfänglich einschätzen<br />
zu können – etwas, womit wir Europäer uns vielleicht etwas<br />
schwerer tun als etwa Nordamerikaner.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In den letzten Jahren finden viele Entwicklungen<br />
rund um die Fahrzeugkonstruktion vor allem in den Bereichen<br />
Elektronik, Sensorik und Assistenzsysteme statt. Wird<br />
Zum Unternehmen<br />
Bild: Bertrandt<br />
INFO<br />
Für seine Kunden aus technologischen Schlüsselbranchen<br />
entwickelt der Bertrandt-Konzern seit über 40 Jahren individuelle<br />
Lösungen. Hierzu gehören die Automobil- und Luftfahrtindustrie,<br />
die Energie-, Medizin- und Elektrotechnik<br />
sowie der Maschinen- und Anlagenbau. Das Unternehmen<br />
versteht sich dabei als Technologiekonzern und Lösungsanbieter<br />
und ist damit in die Entwicklungsabläufe seiner<br />
Kunden eingebunden. Insgesamt beschäftigt Bertrandt rund<br />
13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 54 Standorten.<br />
www.bertrandt.com<br />
dominierende Rolle. Wir haben deswegen eine eigene Fahrzeugplattform<br />
entwickelt, um diese Themen voranzubringen – unser Innovationsprojekt<br />
b.competent. Es hat zum Ziel, Fahrzeugsensorik<br />
und Infrastruktur intelligent zu vernetzen. Auf diese Weise konnten<br />
wir bereits Methoden und Prozesse entwickeln und vor allem die<br />
Qualität in der Entwicklung sichern. Das hat uns mit Blick auf Bereiche<br />
wie vernetzte Assistenzsysteme enorm vorangebracht. Über<br />
die Anbindung an die Cloud können wir Daten aus dem Fahrzeug in<br />
die Cloud schicken, dort analysieren und damit ‚smarte Daten‘ generieren.<br />
Diese gelangen auf demselben Weg dann zum Fahrzeug zudas<br />
auch in den kommenden zehn Jahren so bleiben oder sehen<br />
Sie weitere Handlungsfelder?<br />
Härtl: Ich denke generell, dass sich die Geschäftsmodelle verändern<br />
werden. Auch die Automobilhersteller sprechen ja heute schon viel<br />
von Services und dem Generieren von Mehrwert. Das betrifft einerseits<br />
‚smartere Komponenten‘, andererseits aber auch eine steigende<br />
Vernetzung. Ich denke, dass es vermehrt Partnernetzwerke geben<br />
wird.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns noch einen Blick auf die<br />
Elektromobilität werfen – die Deutsche Post baut sich ja nun ihre<br />
Elektrofahrzeuge selber und die Erfinder des Streetscooters<br />
am WZL der RWTH Aachen planen, mit dem e.Go einen sehr<br />
günstigen elektrisch betriebenen Kleinwagen anzubieten. Was<br />
halten Sie von solch einem Ansatz der darauf zielt, Elektrofahrzeuge<br />
so günstig zu machen, dass viele sich lieber ein eigenes<br />
Fahrzeug leisten?<br />
Härtl: Ich bin mir nicht sicher, ob jeder immer ein Auto besitzen will.<br />
Fragt man jüngere Menschen, steht der Mobilitätsgedanke im Vordergrund.<br />
Man will von A nach B kommen – ob mit dem eigenen Auto<br />
oder einem Car-Sharing-Konzept ist zunehmend zweitrangig. Ich<br />
denke, da wird sich noch einiges ändern. Gegebenenfalls ist es mit<br />
Blick auf vorhandene Parkmöglichkeiten ja auch gar nicht wünschenswert,<br />
dass jeder ein eigenes Auto besitzt. Gefragt sind also<br />
letztlich intelligente Konzepte. Individuelle Mobilität bedeutet dann<br />
nicht zwingend, dass jeder sein Auto hat – individuelle Mobilität bedeutet<br />
vielmehr, dass es ‚smarte Autos‘ oder Mobilitätskonzepte<br />
gibt und ich mich insbesondere in jedem dieser Fahrzeuge – trotz<br />
der Individualität – wiederfinde. Elektromobilität bewegt darüber hinaus<br />
aber deutlich mehr!<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wollen Sie das abschließend noch etwas<br />
detaillierter erläutern?<br />
Härtl: Elektromobilität bewegt nicht nur den Automobilhersteller,<br />
sondern auch den Endkunden im sprichwörtlichen Sinne – was eine<br />
entsprechende Infrastruktur voraussetzt. Elektromobilität beeinflusst<br />
damit auch den Energiemarkt. Das führt wiederum direkt zu<br />
‚intelligenten‘ Lösungen. Ist gerade etwa ‚zu viel‘ Strom im Netz,<br />
stellt sich doch die Frage, ob man diesen im Rahmen von intelligenten<br />
Speicherkonzepten dazu nutzen kann, Fahrzeugbatterien zu laden<br />
– auch wenn dies zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorgesehen ist.<br />
In vernetzten Systemen sollte das möglich sein, neue Geschäftsmodelle<br />
können hier entstehen. Zusammen beispielsweise mit einer<br />
intelligenten Infrastruktur und den oft zitierten Wetterdaten ließe<br />
sich auf diesem Wege ein zusätzlicher ‚Mehrwert‘ generieren.<br />
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44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 45
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
DDS als offener Standard für das Design autonomer Fahrzeuge<br />
Die Reise zu vollautonomen Autos<br />
Der Data Distribution Service (DDS) bietet eine bewährte Grundlage für stabile und reaktionsfähige<br />
verteilte Steuerungssysteme. Als offener Standard spielt er eine große Rolle für das Design autonomer<br />
Fahrzeuge. Auf diesen Einsatzbereich ist die DDS-Konnektivitätsplattform für Echtzeitanwendungen<br />
von RTI zugeschnitten.<br />
Reiner Duwe, Sales Manager EMEA, und Stan Schneider, CEO von RTI<br />
Im Gegensatz zu Message-zentrischen<br />
Konnektivitätsmodellen bietet Datenzentriertheit<br />
eine überlegene Modularität,<br />
Einfachheit und Skalierbarkeit<br />
Entwickler von autonomen Fahrzeugen stehen vor einer großen<br />
Herausforderung. Um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen,<br />
müssen die Hersteller ein herausragendes Fahrerlebnis bieten und<br />
zugleich die anspruchsvollen Anforderungen beim Design verteilter<br />
Systeme erfüllen, wie Sicherheit, Resilienz (die Fähigkeit von technischen<br />
Systemen, bei einem Teilausfall nicht vollständig zu versagen),<br />
Security, Skalierbarkeit, Fehlertoleranz und schnelle Datenverarbeitung.<br />
Denn in einem autonomen Auto als hoch komplexes, verteiltes<br />
dynamisches System treffen die Komponenten ununterbrochen<br />
lokale Entscheidungen in Echtzeit.<br />
Der DDS-Standard mit seiner Echtzeit-Performance, hohen Zuverlässigkeit,<br />
offenen Architektur und einem Publish/Subscribe-Prinzip<br />
beschleunigt und vereinfacht die Entwicklung verteilter Systeme.<br />
Dies macht ihn insbesondere für die Anwendung in autonomen<br />
Fahrzeugen interessant. Als einzige Technologie liefert DDS eine Mikrosekunden-Latenz,<br />
die Sicherheits-Zertifizierung nach IEC 26262,<br />
eine hohe Security sowie Betriebssicherheit für milliardenteure Produktlinien.<br />
Konnektivität für die Industrie<br />
Intelligente Maschinen wie autonome Autos treiben<br />
die derzeitigen Entwicklungen des industriellen Internets<br />
der Dinge (IIoT) massiv voran. Das IIoT setzt auf<br />
neue Netzwerkstandards, u. a. DDS für Echtzeitanwendungen,<br />
ob im Transportwesen, der Fernüberwachung<br />
oder Steuerung (Scada). Zuverlässige und<br />
schnelle Verbindungen zwischen intelligenten Geräten<br />
und Subsystemen bietet hier die DDS-Middleware. Einer<br />
der wichtigsten Vorteile von DDS besteht darin,<br />
Entwicklern das Designen von High-Level-Publish/<br />
Subscribe-Applikationen zu ermöglichen. Diese programmieren<br />
Interfaces anstatt Low-Level-Netzwerkcodes<br />
zu schreiben. Indem Connext DDS Cert Zehntausende<br />
von Zeilen an Applikationscode und Zertifizierungsnachweisen<br />
vermeidet, lassen sich enorme<br />
Kosten sparen, das Risiko reduzieren und die Time-to-<br />
Market beschleunigen.<br />
Mit DDS kommunizieren Module durch ein einfaches Veröffentlichen<br />
der Daten und Befehle, die sie produzieren (Publish), und ein<br />
Anfordern der Daten, die sie benötigen (Subscribe). Connext DDS<br />
handhabt alle Kommunikationsdetails.<br />
Bild: RTI<br />
Eigenschaften von DDS<br />
Parallel mit intelligenten Geräten und verteilten Systemen wurde<br />
DDS über ein Jahrzehnt hinweg entwickelt und aufgebaut, um<br />
schnelle Konnektivität in Echtzeit zu leisten. Nun erfüllt die Middleware<br />
als einzige alle grundlegenden Anforderungen:<br />
• Zuverlässigkeit: Ob Downtime im Minuten- oder Mikrosekundenbereich<br />
– Ausfallzeiten sind eine Katastrophe. DDS implementiert<br />
natürliche Redundanz, um einen kontinuierlichen Betrieb zu<br />
gewährleisten.<br />
• Leistung: Fordert das System eine Millisekunden- oder Mikrosekunden-Antwort,<br />
bietet DDS schnelle Peer-To-Peer-Verbindungen.<br />
• Integration: Wenn das System zehn oder mehr Anwendungen integriert<br />
oder mit Tausenden von adressierbaren Datenelementen<br />
hantiert, erleichtert das datenzentrierte DDS den komplexen<br />
Datenfluss.<br />
46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
AUTONOMES FAHREN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Bild: RTI<br />
DDS ermöglicht eine nahtlose<br />
Verbindung zwischen Sensoren,<br />
Aktoren und Applikationen<br />
DDS in einer Architektur<br />
für verbundene Fahrzeuge<br />
(Car-to-Cloud)<br />
Um den Aufwand zu minimieren, liefert das DDS Publish/Subscribe-<br />
Modell eine ausgezeichnete Kontrolle der Quality-of-Service-Parameter<br />
(QoS) einschließlich Zuverlässigkeit, Bandbreitenkontrolle,<br />
Lieferfristen, Liveliness-Status, Ressourcenbeschränkungen und<br />
Security. Ein explizit verwaltetes Kommunikationsdatenmodell bietet<br />
eine breite Auswahl an Verbindungstypen. Die Datenzentrierung<br />
beinhaltet ein inhärentes Verständnis der zu verwaltenden und geteilten<br />
Informationen. Dank der automatisierten Abläufe finden keine<br />
hart-codierten Interaktionen zwischen Applikationen und Geräten<br />
statt. Außerdem erlaubt es die Teilnehmererkennung (Discovery),<br />
Applikation und Geräte einfach und ohne Konfigurationsänderungen<br />
hinzuzufügen.<br />
Im Vergleich zu herkömmlicher Punkt-zu-Punkt-Kommunikation bietet<br />
DDS einen überlegenen Datenbus mit einfachem Plug-and-Play,<br />
Skalierbarkeit und einer Architektur, die sich weiterentwickeln kann,<br />
während sie die spezifischen Leistungsniveaus beibehält. Diese<br />
Skalierbarkeit und Integrationsfähigkeit von DDS tragen dazu bei,<br />
die Verbindung eines Autos mit anderen Fahrzeugen und deren eigener<br />
Umgebung zu ermöglichen, einschließlich externer Systeme<br />
wie der Verkehrsüberwachung.<br />
Die Anforderungen autonomer Autos<br />
Mit seiner langjährigen Erfahrung in anderen IIoT-Anwendungen unterstützt<br />
RTI nun die Entwicklung zukünftiger autonomer Autos. Die<br />
einfache Integration sowie das flexible, zuverlässige und schnelle<br />
Publish/Subscribe-Datenmodell der RTI Connext DDS Middleware<br />
erfüllen die hohen Anforderungen autonomer Autos:<br />
• Integration und Kontrolle von Fahrzeug-Subsystemen, einschließlich<br />
Fahrsteuerung, Sicherheit, Infotainment und diagnostischer<br />
Funktionen<br />
• Fahrzeug-Interaktionen zur Kollisionsvermeidung und für ein besseres<br />
Fahrerlebnis<br />
• Tracking- und Kontrollfunktionen für Flottenmanagement, Verkehrsüberwachung<br />
und -management, Krisenmanagement sowie<br />
Behördenkoordination<br />
• Aggregation von Sensor- und Kameradaten bei Millisekunden-Geschwindigkeit<br />
• Lokale und rechnerferne Rückkopplungsschleifen<br />
• Zuverlässige Kommunikation über unzuverlässige Kanäle (wie<br />
drahtlos oder mobil)<br />
• Fähigkeit, in redundanten Umgebungen zu funktionieren (liefert<br />
auf intelligente Art nur eine Kopie der Daten)<br />
• Schnelle Time-to-Market für sicherheitszertifizierbare Infrastruktur<br />
mit RTI Connext DDS Cert<br />
Integration fahrzeuginterner und externer Systeme<br />
Von Anfang an hat DDS ein breites Spektrum an industriellen Echtzeit-Systemen<br />
angesprochen. Für die Echtzeit-Konnektivitätsplattform<br />
sind heute mehr als ein Dutzend Implementierungen verfügbar.<br />
Das IIoT und DDS fördern neue intelligente Maschinen, darunter<br />
auch selbstfahrende Autos. RTI ist daran beteiligt, den DDS-<br />
Standard zu erweitern und ihn an die Bedürfnisse von anspruchsvollen<br />
Anwendungen wie autonome Autos anzupassen. Die aktuellen<br />
RTI-Connext-Lösungen erfüllen die Konnektivitätsanforderungen<br />
von komplexen Subsystemen und vereinfachen die Integration von<br />
fahrzeuginternen und externen Systemen, die sichere und zuverlässige<br />
autonome Autos unterstützen.<br />
www.rti.com<br />
Eine Dreißig-Tage-Testversion<br />
ist verfügbar unter:<br />
http://hier.pro/CLH0i<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 47
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Sechs Gigabit-Ethernet-Kamerapaare nehmen die Umwelt beim autonomen Fahren wahr<br />
Lösungen für die Mobilität von morgen<br />
Autonomes Fahren ist derzeit neben der E-Mobilität das Trendthema der Automobilbranche schlechthin, welches<br />
nicht nur die großen Autohersteller inspiriert sondern auch branchenfremde Wirtschaftsunternehmen, Forschungs -<br />
institute, Hochschulen sowie Universitäten. Das Karlsruher Institut für Technologie ist mit von der Partie und hat<br />
eine Forschungs- und Erprobungsplattform für Stereo-Kamerasysteme entwickelt. Hierbei setzt das KIT auf<br />
Gigabit Ethernet Kameras von Matrix Vision.<br />
Ulli Lansche, Technischer Redakteur bei Matrix Vision, Oppenweiler<br />
Beim Opticar setzen Experten des KIT, des FZI<br />
sowie das Unternehmen Myestro Interactive<br />
auf digitale Kameras; um genauer zu sein, auf<br />
Fischaugen-Weitwinkel-Stereo-Kameras von<br />
Matrix Vision<br />
Mit Lidar, Radar und Ultraschall gibt es viele Sensorsystembasierte<br />
Ansätze für das autonome Fahren. Beim Opticar<br />
setzen Experten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des<br />
FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie<br />
sowie Myestro Interactive auf digitale Fischaugen Weitwinkel-<br />
Stereo-Kameras. Diese ermöglichen ein räumliches Sehen und<br />
geben dadurch Aufschluss über die Position, Distanz und Geschwindigkeit<br />
von Objekten. Das im Maßstab 1:4 entwickelte Fahrzeug ist<br />
rundum mit sechs solcher Kamera-Paaren ausgestattet. Sie vermessen<br />
zum einen die nähere Umgebung und zum anderen kann durch<br />
die virtuelle Verknüpfung einzelner Kameras aus verschiedenen<br />
Stereo-Kamera-Paaren der Abstand der Kameras vergrößert und<br />
damit auch weiter entfernte Objekte präzise erfasst werden. Der<br />
maximale Abstand entspricht dabei der gesamten Fahrzeugbreite<br />
oder -länge . So können Tiefenlandkarten der gesamten Umgebung<br />
entstehen.<br />
Für intelligente<br />
Verkehrssysteme entwickelt<br />
Bei den Kameras handelt es sich um das<br />
Gigabit Ethernet Modell mvBlueCougar-<br />
X104iC von Matrix Vision. Diese Farbkameras<br />
sind mit dem Pregius-CMOS-Sensor IMX265<br />
von Sony ausgestattet, der speziell für intelligente<br />
Verkehrssysteme entwickelt wurde.<br />
Gerade im Bereich Verkehr sind Sensoren<br />
nötig, die keine Probleme mit wechselnden<br />
Lichtverhältnissen haben. Hier bieten die<br />
Sensoren von Sony vor allem ein niedriges<br />
Dunkelrauschen bei einer hohen Dynamik<br />
von über 71 dB. Die Stereo-Kameras übermitteln<br />
ihre Daten über Ethernet an einen<br />
eingebetteten, hochleistungsfähigen Bildverarbeitungsrechner,<br />
der in Echtzeit und kontinuierlich<br />
ein Gesamtbild der Verkehrssituation im Umfeld erstellt.<br />
Eine besondere Herausforderung bilden die Schwingungen der<br />
Fahrzeugkarosserie im Betrieb. Durch sie ändert sich ständig<br />
die Ausrichtung der Kameras zueinander und sie erschweren es,<br />
verwertbare Bildinformationen zu erhalten.<br />
Bild: KIT<br />
Kiev-Technologie und Rubber-Stereo<br />
Dafür hat sich Myestro einen zweistufigen Prozess einfallen lassen,<br />
mit dem diese Schwingungen in Echtzeit erkannt und kompensiert<br />
werden können: Zuerst wird mit der von Myestro entwickelten<br />
„Kiev-Technologie“– einer Vermessung der Optik selbst – die eigene<br />
Kalibrierung der Fischaugenobjektive ermittelt. Dies geschieht, bevor<br />
die Kameras am Opticar eingesetzt werden, mittels eines Kalibrierstands.<br />
Das Vektorfelder, das dabei entsteht, wird zur hochgenauen<br />
(
AUTONOMES FAHREN<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
in das Opticar als zweite Stufe eine Technologie zum Einsatz, die<br />
Rubber-Stereo getauft wurde. Hierbei finden die Kameras, schritthaltend<br />
für jede Bildaufnahme, die jeweilige relative Ausrichtung, die<br />
durch die Verformung des Opticar während des Einsatzes kontinuierlich<br />
verändert wird. Über die ermittelten Lage-Matrizen werden dann<br />
direkt zeilentreue Bilderpaare zur Stereoauswertung errechnet.<br />
Sowohl Forschungs- als<br />
auch gesetzliche Fragen werden geklärt<br />
Das Opticar-Fahrzeug soll für die Erprobung neuer Technologien und<br />
als Demonstrator in der Lehre eingesetzt werden. Mit seiner offenen<br />
Architektur kann das Testauto zudem abhängig von spezifischen<br />
Forschungsfragen um weitere Module wie Radar, Karten oder<br />
Car2X-Kommunikation erweitert werden.<br />
Dass dem autonomen Fahren wohl die Zukunft gehört, ist unbestritten,<br />
soll es doch für mehr Sicherheit, mehr Komfort und für ein<br />
entspannteres Reisen sorgen. Mit dem KIT-Zentrum „Mobilitätssysteme“<br />
sowie dem Opticar ist das Karlsruher Institut für Technologie<br />
schon gut aufgestellt. Weitere Entwicklungen sind nur noch eine<br />
Frage der Zeit und der Politik, wobei letztere das Thema auf die<br />
Tagesordnung gesetzt hat und die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
festlegen will.<br />
ik<br />
www.matrix-vision.com<br />
Das Gigabit-Ethernet-Modell mvBlueCougar-X104iC von Matrix Vision ist<br />
mit dem Pregius-CMOS-Sensor IMX265 von Sony ausgestattet, der speziell<br />
für intelligente Verkehrssysteme entwickelt wurde<br />
Weitere Informationen zu den GigE-<br />
Vision-Kameras von Matrix Vision:<br />
http://hier.pro/LrQ95<br />
Bild: Matrix Vision<br />
Drucktransmitter für die Automobilindustrie<br />
Ideal für Motorenprüfstände und Fahrzeuge<br />
<br />
Serie M5<br />
<br />
mit 50 kHz Bandbreite<br />
<br />
bis 200 °C<br />
<br />
Körperschall<br />
Serie 33 X<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
seriellen Anschluss<br />
Serie 41 X<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Serie 22 DT<br />
<br />
<br />
<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 49
FAHRERASSISTENZ<br />
AUTONOMES FAHREN<br />
Mobile Sensoren messen aktuellen Reibwert der Fahrbahnoberfläche<br />
Die neuen Augen des Fahrzeugs<br />
Wie kann das selbstfahrende Auto beim Bremsen wissen, welchen Reibwert der Untergrund<br />
aktuell hat? Informationen könnte ein Wettersensor am Fahrzeugunterboden liefern. Derzeit laufen<br />
Vorentwicklungsprojekte, bei denen die Daten als Entscheidungsgrundlage für automatisierte und<br />
autonome Fahrfunktionen verwendet werden.<br />
Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
In der Erprobung werden die<br />
Marwis-Sensoren noch in freier<br />
Lage und ein bis zwei Meter über<br />
Fahrbahnniveau angebracht<br />
Automatisiertes und autonomes Fahren erfordert eine sehr<br />
hohe Auflösung von Straßendaten, sollen Brems- und Lenk -<br />
eingriffe exakt gelingen. Insbesondere das Wissen um den aktuellen<br />
Reibwert der Fahrbahnoberfläche ist für automatisierte Bremseingriffe<br />
unerlässlich. Er könnte mit stationären Sensoren ermittelt<br />
werden – eine flächendeckende Erfassung würde aber immense<br />
Kosten verursachen. Die G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH<br />
aus Fellbach bei Stuttgart geht den anderen Weg – mit einem mobilen<br />
Sensor.<br />
Das Unternehmen, das unter anderem stationäre Messeinrichtungen<br />
zur Erkennung von Straßenglätte entwickelt und fertigt, hat daraus<br />
den mobilen Sensor Marwis (Mobile Advanced Road Weather<br />
Information Sensor) abgeleitet. Er kann – direkt am Fahrzeug angebracht<br />
– nach Unternehmensangaben mit einer Auflösung von<br />
100 Hz den Fahrbahnzustand zuverlässig messen. „Umgerechnet<br />
bedeutet dies bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 80 km/h alle<br />
20 Zentimeter einen Messwert. Diese sehr präzise mobile Erfassung<br />
des Straßenzustands ist bisher ein Alleinstellungsmerkmal<br />
des Marwis“, erklärt Elektrotechniker<br />
Manuel Kreissig aus dem<br />
technischen Service von Lufft.<br />
Marwis besteht aus vier Leuchtdioden,<br />
die in verschiedenen<br />
Wellenbereichen Licht aussenden<br />
– eine davon speziell für Eis -<br />
anwendungen. Dieses Licht wird<br />
von der Fahrbahnoberfläche teilweise<br />
reflektiert und von zwei<br />
anderen LED aufgefangen, eine<br />
wiederum mit einem speziellen<br />
Filter für Eisanwendungen. Die<br />
LED sind hinter Linsenelementen angebracht, die das Licht genau<br />
definiert lenken. „Da die Geometrie und der Schliff der Linsen sehr<br />
wichtig für die Messgenauigkeit sind, legen wir bei unseren Lieferanten<br />
auf eine extrem maßhaltige Fertigung großen Wert“, betont<br />
Manuel Kreissig.<br />
Bild: Lufft<br />
Informationen aus dem Untergrund auslesen<br />
Das Reflexions- und Absorptionsverhalten des Untergrunds ist abhängig<br />
von dessen Oberflächenstruktur – beispielsweise Asphalt,<br />
Beton – und dem Oberflächenmedium, also trocken, feucht, eisoder<br />
schneebedeckt. Aus dem Spektrum des reflektierten Lichts<br />
kann Marwis auf den Untergrund schließen und sehr genaue Reibwerte<br />
ermitteln. Beispielsweise lässt sich laut Kreissig die Höhe eines<br />
Wasserfilms im Bereich bis 6 mm mit einer Genauigkeit im<br />
Mikrometerbereich bestimmen. Auch die Dicke einer Eisschicht<br />
lässt sich ähnlich exakt detektieren.<br />
Mit den LED- und anderen Sensoren ermittelt Marwis zusätzlich<br />
noch die Fahrbahn-Oberflächentemperatur, die Lufttemperatur und<br />
den Taupunkt. Alle Daten werden in einem internen Prozessor mit<br />
selbst erstellten Softwarealgorithmen ausgewertet und über<br />
Schnittstellen – Bluetooth, CAN und andere sind möglich – an die<br />
Empfänger der Wetterdaten weitergeleitet. Dieses breite Spektrum<br />
50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Bild: Continental<br />
Continental will aus der Interpretation von Umgebungs- und Fahrzeugdaten indirekt<br />
Erkenntnisse zum Reibwert der Straße gewinnen<br />
Bild: Lufft<br />
Manuel Kreissig: „Marwis hat bereits den Innovationspreis<br />
Baden-Württemberg und den Industriepreis 2015 gewonnen<br />
und war bei den Prism Awards unter den Top 3.“<br />
an Zustandsdaten kann nach Angaben von Lufft noch kein anderes<br />
Sensorsystem bieten.<br />
Continental Automotive etwa entwickelt nach eigenen Angaben<br />
den sogenannten Road Condition Observer. Seine komplexen Algorithmen<br />
sollen aus den Bildern einer ohnehin schon hinter der Windschutzscheibe<br />
vorhandenen Monokamera, den Fahrdynamikdaten<br />
des ESP, lokalen Wetterdaten (Temperatur, Wischeraktivität und<br />
Daten aus der Cloud) sowie dem Reifenverhalten die Straßen -<br />
verhältnisse indirekt klassifizieren. Bisher sind nach Unternehmensangaben<br />
die vier Straßenzustände trocken, nass, verschneit und vereist<br />
detektierbar, aber noch keine genauen Reibwerte. Aktuell soll<br />
sich davon die Nässeerkennung in der Erprobung bei Fahrzeug -<br />
herstellern befinden.<br />
Es geht noch etwas kleiner<br />
„Die ersten 250 Marwis-Sensoren in Serie bewähren sich bereits<br />
im Winterdienst auf der Straße oder bei großen Flughäfen, wo sie<br />
das bedarfsgerechte Ausbringen von Streusalz optimieren“, berichtet<br />
Kreissig. „Weitere Einsatzgebiete sehen wir bei der Anpassung<br />
des Chemikalieneinsatzes beim Enteisen von Flugzeugen sowie bei<br />
großen Lkw- oder Transporter-Flotten.“<br />
Vor der Anfang des nächsten Jahrzehnts angepeilten Serieneinführung<br />
bei Pkw hat Lufft aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen.<br />
Eine ist die aktuelle Größe des Marwis, das im Buch-Format daher<br />
kommt und 1,7 kg Gewicht auf die Waage bringt. Bis zur Pkw-Serienreife<br />
peilt man einen Sensor in der Größe eines Smartphones mit<br />
viel weniger Masse an.<br />
Ausgeklügelt wird auch die Integration des Sensors im Pkw werden,<br />
da das Messprinzip und die geometrischen Verhältnisse zwischen<br />
der Fahrbahnoberfläche sowie den Sende- und Empfänger-<br />
LEDs nur bestimmte Toleranzen dulden. Als Einbauort bietet sich<br />
der Unterboden an, allerdings müssen die Sensor-Linsen vor Verschmutzung<br />
möglichst geschützt und der gesamte Sensor möglichst<br />
weit von Wärmequellen wie dem Verbrennungsmotor und der<br />
Abgasanlage entfernt sein.<br />
Das ist Lufft<br />
Seit der Gründung des Unternehmens durch Gotthilf Lufft im<br />
Jahr 1881 befasst sich die G. Lufft Mess- und Regeltechnik<br />
GmbH mit der Entwicklung und Produktion klimatologischer<br />
Messtechnik. Die Produkte des Fellbacher Unternehmens<br />
werden weltweit überall dort eingesetzt, wo Luftdruck,<br />
Temperatur, relative Feuchte und andere Umweltparameter<br />
gemessen werden müssen. Zusammen mit den Tochter -<br />
gesellschaften in den USA sowie in China zählt das Unternehmen<br />
105 Mitarbeiter.<br />
www.lufft.com<br />
Derzeit kooperiert Lufft mit zwei OEMs und einem Tier1-Lieferanten<br />
aus dem Stuttgarter Raum in Vorentwicklungsprojekten, bei denen<br />
die Marwis-Daten als Entscheidungsgrundlage für automatisierte<br />
und autonome Fahrfunktionen verwendet werden. Genau so sinnvoll<br />
können die Daten – Big Data lässt grüßen – aber auch in eine<br />
Cloud eingespeist werden und dabei helfen, über Car-to-X-Kommunikation<br />
sehr fein aufgelöste Fahrbahn-Zustandsdaten oder Wetterprognosen<br />
für andere Verkehrsteilnehmer bereitzustellen. So ist<br />
Lufft ein Teilnehmer des Projekts „Digitales Testfeld Autobahn“ auf<br />
der A9 zwischen München und Nürnberg. Dort erfasst Marwis unter<br />
tatkräftiger Mithilfe der Autobahnmeisterei Greding mobil Fahrbahndaten,<br />
mit denen eine räumlich hochauflösende Glätte- und<br />
Straßenzustands-Vorhersage erstellt werden soll. Ähnliche Projekte<br />
finden derzeit im Bayerischen Wald und bei Köln statt. Die Daten<br />
werden direkt von der Strecke einmal pro Sekunde per Mobilfunk<br />
auf einen Cloudserver übertragen. Damit wird eine räumliche Auflösung<br />
der Messdaten von 15 bis 20 m erreicht.<br />
Detaillierte Informationen<br />
über Straßen- und Runwaysensoren:<br />
http://hier.pro/qdpwJ<br />
PLUS<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 51
FAHRERASSISTENZ<br />
NEWS<br />
Paravan entwickelt serienreife Systemlösung für das autonome Fahren<br />
Ausfallsicher und straßenzugelassen<br />
Osram Opto Semiconductors beschleunigt Innovationen<br />
Autonomes Fahren mit Lidar-Technologie<br />
Das besondere Know-how liegt auf<br />
der redundanten digitalen Steuerung<br />
von Lenkung, Gas und Bremse<br />
Seit mehr als 15 Jahren entwickelt<br />
die Paravan GmbH Steuerungstechnologie,<br />
mit der<br />
schwerbehinderte Menschen sicher<br />
am Straßenverkehr teilnehmen<br />
können. Die Technologie auf<br />
Drive-by-Wire-Basis ist gleichzeitig<br />
die Grundlage für das autonome<br />
Fahren auf dem höchsten Leve:<br />
patentiert, ausfallsicher, straßenzugelassen<br />
und mit einer eigenen<br />
Energieversorgung.<br />
Mit der Entwicklung einer serienreifen<br />
Lösung für die Automobilindustrie<br />
zum autonomen Fahren<br />
geht Paravan jetzt den nächsten<br />
Schritt. Die künftige Drive-by-Wire-Lösung<br />
könne dem Fahrzeughersteller<br />
aufgrund des modularen<br />
Aufbaus zu Großserienpreisen<br />
oder im Lizenzgeschäft angeboten<br />
werden, heißt es. Allein<br />
in den vergangenen fünf Jahren<br />
hat das schwäbische Unternehmen<br />
über 200 Erprobungsfahrzeuge,<br />
Vorserienfahrzeuge und<br />
Bild: Paravan<br />
Showcars für das autonome Fahren<br />
vorbereitet und ausgestattet.<br />
Das modulare und ausfallsichere<br />
Systembesteht aus Software,<br />
Aktuatoren, Schnittstellenmanagement<br />
und Sensorikintegration.<br />
und lässt sich individuell auf die<br />
Anforderungen der OEMs und<br />
Zulieferer anpassen. Das Knowhow<br />
liegt auf der redundanten digitalen<br />
Steuerung von Lenkung,<br />
Gas und Bremse sowie auf der<br />
Bereitstellung von Schnittstellen<br />
für Digitalisierung, GPS, Leitrechner,<br />
Kameras, Radar und Sensoren.<br />
Im Juni feierte das Unternehmen<br />
den Roll-out eines neuen<br />
Technologieträgers auf Basis<br />
eines BMW M4 Driftcar. Gelenkt<br />
wird das Fahrzeug nicht mehr<br />
über eine konventionelle mechanische<br />
Lenkung mit Lenksäule,<br />
sondern über ein neu entwickeltes,<br />
digitales Forcefeedback-<br />
Lenkrad, welches mit der Steerby-Wire<br />
Technologie Space Drive<br />
gekoppelt wurde.<br />
www.paravan.de<br />
Drei von einander unabhängige<br />
Steuerkreisläufe überwachen sich<br />
ständig selbst<br />
Bild: Paravan<br />
Achtung, Wildwechsel: Lidar-Scanning-Systeme rastern mit einem<br />
Laserstrahl die Umgebung des Fahrzeugs ab<br />
Sensoren ermöglichen es selbstfahrenden<br />
Fahrzeugen, sicher<br />
durch den Straßenverkehr zu navigieren.<br />
Dominieren werden<br />
den autonomen Fahrzeugsektor<br />
wahrscheinlich Lidar-Scanning-<br />
Systeme. Sie rastern horizontal<br />
mit einem Laserstrahl über ein<br />
bestimmtes Winkelsegment die<br />
Umgebung des Fahrzeugs ab<br />
und erzeugen eine hochauflösende<br />
3D-Karte des Umfelds.<br />
Osram Opto Semiconductors als<br />
einer der Pioniere für die Entwicklung<br />
von Hochleistungs-<br />
Pulslasern für Lidar-Systeme entwickelt<br />
derzeit die aktuelle Generation<br />
von Lasern mit einer sehr<br />
kurzen Pulslänge von weniger als<br />
5 ns. Der neueste 4-Kanal-Lidar-<br />
Laser besteht aus einem Laserbarren<br />
mit vier einzeln ansteuerbaren<br />
Laserdioden sowie einer<br />
ins Modul integrierten Ansteuerschaltung.<br />
Bild: Osram Opto Semiconductors<br />
Das gesamte Modul ist oberflächenmontierbar<br />
und reduziert damit<br />
den Aufwand und die Kosten<br />
für Montage und Feinjustierung.<br />
Gemeinsam mit seinem Partner<br />
Innoluce entwickelte der Regensburger<br />
Spezialist ein Referenzdesign<br />
eines Lidar-Systems<br />
auf Basis eines MEMS (Micro-<br />
Electro-Mechanical Systems) mit<br />
dem erwähnten 4-Kanal-Laser.<br />
Das System bietet eine Reichweite<br />
von mindestens 200 m für<br />
das Erkennen von Fahrzeugen<br />
sowie 70 m für Fußgänger. Das<br />
Gesamtsystem deckt ein Blickfeld<br />
von 120° in der Waagrechten<br />
und 20° in der Senkrechten ab<br />
und bietet eine Auflösung von<br />
0,1° horizontal und 0,5° vertikal.<br />
www.osram.com/os<br />
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Für unsere anspruchsvollen Kunden erweitern wir immer wieder die Grenzen des<br />
Machbaren – beispielsweise durch die Fertigung von komplexen Baugruppen mit<br />
integrierten Zusatzfunktionen. Dabei beherrschen wir die gesamte Prozesskette<br />
vom Engineering über Werkzeugbau, Spritzguss und Montage bis zur Logistik.<br />
Wir beraten Sie bei der Werkstoffauswahl und der Optimierung Ihrer Konstruktio-<br />
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auf Ihre Wünsche. Von unseren hochmodernen Produktionsstätten in Illertissen<br />
(D) und Györ (HU) können Sie höchste Qualität erwarten – unabhängig davon,<br />
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52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
NEWS<br />
FAHRERASSISTENZ<br />
Bosch und TomTom erzielen Durchbruch für automatisiertes Fahren<br />
Karte auf Basis von Radarsignalen<br />
Einen Durchbruch in der Entwicklung<br />
von hochauflösenden Karten<br />
für automatisiertes Fahren<br />
haben Bosch und TomTom erzielt:<br />
Erstmals ist es gelungen,<br />
die für solche Karten unverzichtbare<br />
Lokalisierungsschicht auf<br />
Basis von Radarsignalen zu erstellen.<br />
Bislang werden dafür<br />
Videodaten genutzt. Die Radar<br />
Road Signature von Bosch setzt<br />
sich aus Milliarden von einzelnen<br />
Reflexpunkten zusammen. Diese<br />
entstehen überall dort, wo Ra-<br />
darsignale etwa auf Leitplanken<br />
oder Verkehrsschilder treffen,<br />
und bilden so den Verlauf einer<br />
Straße nach. Damit lassen sich<br />
automatisiert fahrende Autos bis<br />
auf wenige Zentimeter genau in<br />
der Fahrspur lokalisieren, auch<br />
nachts. An der Radar-Straßensignatur<br />
und ihrer Integration in die<br />
hochauflösende Gesamtkarte<br />
von TomTom haben beide Unternehmen<br />
seit 2015 gearbeitet.<br />
wwww.bosch.com<br />
www.tomtom.com<br />
Schutz für<br />
Mensch und Maschine<br />
Individuelle Faltenbälge,<br />
Abdeckungen, Unfallschutz<br />
1. Faltenbälge<br />
2. Gleitbahnschützer<br />
3. Kastenbälge<br />
4. Jalousien<br />
5. Gummiformteile<br />
6. Rollbandabdeckungen<br />
7. Spiralfedern<br />
8. Schürzen<br />
9. Kompensatoren<br />
10. Manschetten<br />
www.faltenbalg.net<br />
info@faltenbalg.net Tel. +49 (0) 202/8 45 82 Fax +49 (0) 202/8 28 85<br />
Bild: Bosch<br />
Im Unterschied zu Karten für heutige Navigationsgeräte bestehen hochauflösende<br />
Karten aus mehreren übereinanderliegenden Schichten.<br />
Continental erweitert Telematik-Portfolio<br />
Bereit zur ganzheitlichen Vernetzung<br />
Continental erweitert sein Portfolio<br />
in Richtung ganzheitlicher<br />
Fahrzeugvernetzung. In Zusammenarbeit<br />
mit Carnegie Technologies,<br />
einem Lösungsanbieter<br />
für drahtlose Konnektivität, will<br />
das Unternehmen dafür sorgen,<br />
dass Fahrzeughersteller und Fahrer<br />
stets die schnellste und zuverlässigste<br />
Netzwerkverbindung<br />
nutzen können, die für Automobile<br />
zur Verfügung steht. Im<br />
Rahmen der Zusammenarbeit<br />
Bild: Bosch<br />
vertreibt Continental die Network<br />
Convergence Platform von<br />
Carnegie Technologies und integriert<br />
diese in seine intelligenten<br />
Telematik-Anwendungen für<br />
Fahrzeughersteller. Die Lösung<br />
läuft auf der nächsten Generation<br />
des Telematikmoduls von Continental<br />
mit einer unterstützenden<br />
cloud-basierten Komponente für<br />
Analyse- und Diagnosefunktionen.<br />
Während der Fahrt sorgt<br />
diese Technologie für Bandbreitenaggregation<br />
und lückenlose<br />
Übergabe von Anrufen und Daten,<br />
für schnellere Geschwindigkeiten<br />
und nahtloses Umschalten<br />
zwischen verschiedenen<br />
Netzwerktypen wie WLAN, LTE,<br />
3G und Satellit. Diese Fähigkeiten<br />
sind für neue datenintensive<br />
Anwendungen unverzichtbar.<br />
www.continental-corporation.com<br />
Magnete<br />
verwirklichen Ideen<br />
Wir bieten Ihnen ein leistungsstarkes Programm in:<br />
Magnetwerkstoffen<br />
HF, Plastomagnete, Magnetgummi, NdFeB, Sm/Co<br />
Magnethaftsystemen<br />
Magnetverschlüssen<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 53
ANTRIEB<br />
WERKSTOFFE FÜR ABGASSYSTEME<br />
Bild: Schoeller Werk<br />
Schoeller Werk liefert pro Jahr rund 4 Mio. Flachovalrohre für AGR-Systeme in Ottomotoren und zirka 9 Mio. Meter (oval und rund) für Dieselmotoren. Der<br />
Fertigungsprozess ist dabei so ausgelegt, dass das Bandmaterial direkt flachoval profiliert und dann verschweißt wird<br />
Rohrform beeinflusst Effizienz von Systemen zur Abgasrückführung (AGR)<br />
„Oval ohne Umformen“<br />
Rohre mit flachovalem Querschnitt sparen Platz und Gewicht bei der Auslegung von Systemen für die Abgasrückführung<br />
(AGR) bei Ottomotoren. Entscheidend ist, die ovalen Rohre nicht durch Umformung aus einem runden Rohr zu erzeugen –<br />
denn nur so lassen sich die Eigenspannungen ausreichend reduzieren, erläutert Mario Gerth, Leiter Vertrieb Automobil<br />
bei der Schoeller Werk GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in Hellenthal fertigt ovale Rohre sowohl aus<br />
austenitischen als auch aus ferritischen Werkstoffen. Letztere bieten Vorteile bei der AGR.<br />
Interview: Michael Corban, Chefredakteur, <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Gerth, rund oder oval – macht das einen<br />
Unterschied bei Rohren für Abgasrückführungssysteme?<br />
Gerth: Gefordert ist ein umweltfreundlicher Betrieb von Fahrzeugen<br />
und gerade beim Dieselmotor ist die Abgasrückführung eine bewährte<br />
Stellschraube. Je effizienter das Abgas abkühlt, bevor es dem Verbrennungsraum<br />
erneut zugeführt wird, desto geringer fällt die Stickoxidbildung<br />
aus. Beim Ottomotor ist dies etwas anders; hier wird durch die<br />
Reduzierung der Ladungswechselverluste eine Kraftstoffeinsparung<br />
und letztendlich eine Verringerung des Abgasausstoßes erzielt. Des-<br />
wegen liegt das Augenmerk der AGR-Systemhersteller auf der Rohrtechnik.<br />
In konventionellen Systemen durchläuft das heiße Abgas 40<br />
bis 50 innenliegende Rundrohre, die vom Kühlwasserkreislauf umschlossen<br />
sind, um die Temperatur der rückgeführten Abgase zu senken.<br />
Da die Effizienz dieses ‚Wärmetauschers‘ letztlich unmittelbar<br />
den Wirkungsgrad des Motors beeinflusst, spielen die zum Einsatz<br />
kommenden Edelstahlrohre eine große Rolle. Hier hat sich gezeigt,<br />
dass Flachovalrohre mit Abmessungen von beispielsweise 50 mal<br />
5 Millimetern mit zusätzlicher innerer Verwirbelung eine Effizienzsteigerung<br />
bewirken. Unsere längsnahtgeschweißten Ovalrohre sind zudem<br />
eine platz- und gewichtsparende Alternative zu Rundrohren. Je<br />
nach AGR-Technologie genügen statt 50 runden dann 10 bis 15 ovale<br />
Rohre – auch dieser ‚Leichtbau‘ verringert den Kraftstoffeinsatz.<br />
54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
WERKSTOFFE FÜR ABGASSYSTEME<br />
ANTRIEB<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Schoeller Werk formt aus dem Bandmaterial<br />
direkt ein ovales Profil, das dann direkt verschweißt wird.<br />
Warum ist diese Art der Herstellung so wichtig?<br />
Gerth: Klassisch werden längsnahtgeschweißte Ovalrohre per Profilierung<br />
hergestellt – will heißen: Zu Rundrohren verschweißte Bänder<br />
werden durch mechanische Einwirkung zu einem ovalen Profil<br />
kalibriert. Nachteilig dabei sind Druckstellen an der Oberfläche und<br />
eine erhöhte Eigenspannung im Material. Insbesondere dann, wenn<br />
solch ein Edelstahlrohr getrennt wird, neigt es aufgrund von Eigenspannungen<br />
dazu, wieder seine ursprüngliche Form anzustreben –<br />
auf diese Weise lassen sich die geforderten engen Toleranzen im<br />
Zehntelbereich nicht einhalten. Deswegen haben wir uns überlegt,<br />
wie wir die Fertigungsschritte und die Menge der Energie, die wir<br />
einbringen, reduzieren können. Relativ schnell war klar, dass es<br />
„Je nach AGR-<br />
Technologie genügen<br />
statt 50 runden<br />
dann 10 bis 15<br />
ovale Rohre.“<br />
Bild: Schoeller Werk<br />
Längsnahtgeschweißte Flachovalrohre sind eine platz- und gewichtsparende<br />
Alternative zu Rundrohren. Mit Abmessungen von typischerweise<br />
50 mal 5 mm und aufgrund einer zusätzlichen inneren Verwirbelung<br />
machen sie AGR-Systeme effizienter<br />
den Werkstoffen 1.4509 und 1.4521. Gerade bei der Umsetzung innovativer<br />
Konzepte setzen wir zudem auf eine enge Zusammenarbeit<br />
mit namhaften Zulieferern der Automobilindustrie; da System -<br />
anforderungen immer ganzheitlich zu bewerten sind.<br />
Bild: Schoeller Werk<br />
Mario Gerth, Leiter Vertrieb<br />
Automobil bei der Schoeller Werk<br />
GmbH & Co. KG, Hellenthal<br />
sinnvoll ist, das Bandmaterial direkt zum Flachovalprofil zu profilieren<br />
und zu verschweißen. Wir haben dazu einen spezifischen Fertigungsprozess<br />
entwickelt, bei dem die Bandkanten des profilierten<br />
Vormaterials mittels Laserstrahl kontinuierlich zu einem Rohrstrang<br />
verschweißt werden. Mit dieser Art der Direktumformung – sinngemäß<br />
‚oval ohne Umformen‘ – umgehen wir die Nachteile des klassischen<br />
Verfahrens.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt dabei der Werkstoff?<br />
Gerth: Maßgabe für die Lebensdauer eines AGR-Systems sind rund<br />
200.000 gefahrene Kilometer. Ferritische Edelstähle bieten hier im<br />
Vergleich zu austenitischen nichtrostenden Güten einen günstigeren<br />
Preis bei vergleichbaren Eigenschaften, vor allem sind die Preise<br />
– Stichwort Nickel, das an der Börse gehandelt wird – konstanter<br />
und damit leichter zu kalkulieren. Zudem neigen Ferrite nicht in gleicher<br />
Weise zur Kaltverfestigung beim Trennen beziehungsweise<br />
Umformen, wodurch sie geringere Eigenspannungen aufweisen. Allerdings:<br />
Das Verschweißen von Ferriten ist komplexer als von Austeniten<br />
– was eine fundierte Werkstoff- und Technologiekompetenz<br />
erfordert. Wir verfügen über diese Expertise und setzen insbesondere<br />
bei Ottomotoren auf ferritische AGR-Rohre, beispielsweise aus<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind zukünftig technologische Grenzen<br />
erkennbar?<br />
Gerth: Klassischerweise wird ein AGR-System ja in einen seitens<br />
des OEMs vorgegebenen Bauraum ‚hineinkonstruiert‘. Gerade beim<br />
Downsizing der Motoren gilt es deshalb weiterhin, Platz zu sparen<br />
und kleiner zu bauen. Gefragt sind deshalb kleinere Rohrabmessungen<br />
und dünnere Wandstärken, da dies den Wärmeübergang beeinflusst.<br />
Beim Rundrohr erreichen wir inzwischen 0,25 Millimeter, und<br />
beim Flachovalrohr ist eine Forderung die Verringerung der Wandstärke<br />
von derzeit 0,5 auf 0,4 Millimeter – das lässt sich beim<br />
Schweißen beherrschen, allerdings wird das Handling einschließlich<br />
des Sägens, Entgratens und Waschens anspruchsvoller, weil die<br />
Rohre immer leichter werden.<br />
www.schoellerwerk.de<br />
Weitere Informationen zum Angebot<br />
für den Automotive-Bereich:<br />
http://hier.pro/5mmmE<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 55
ANTRIEB<br />
WERKSTOFFE FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN<br />
Umfassender Vakuumimprägnierservice für die wirksame Versiegelung/Abdichtung von Automobilgussteilen<br />
Kostengünstige Lösung für Metallgussteile<br />
Die Automobilindustrie ist auf einem irreversiblen Kurs hin zu erhöhter Kraftstoffeffizienz. Wie immer die Vorschriften<br />
hinsichtlich der Emissionen von Kohlendioxid und anderen Schadgasen letztlich aussehen, die Verbraucher wollen<br />
Fahrzeuge, die sich mit weniger Kraftstoff effizienter betreiben lassen. Das bedeutet, künftige Modelle müssen<br />
leichter und aerodynamischer sein, und sie werden bessere Motoren benötigen.<br />
David Mc Guinness, Business Development Manager Loctite Impregnation Solutions, Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf<br />
Mit umfassender Kompetenz in allen wertschöpfenden Kernbereichen der<br />
Druckgusstechnik und Metallbearbeitung ist Henkel perfekt auf -<br />
gestellt, um zur Kostenreduzierung und Rationalisierung<br />
von Fertigungsabläufen seiner Kunden beizutragen<br />
Bild: Henkel<br />
Eines Tages fahren alle<br />
Automobile vielleicht elektrisch<br />
und der Verbrennungsmotor ist<br />
Geschichte. Doch bis dahin werden Fahrzeughersteller<br />
weiterhin Motoren und Antriebe<br />
herstellen, die auf Metallgussteilen basieren. Zu diesen<br />
Komponenten zählen Zylinderköpfe, Motorblöcke, Getriebe- und<br />
Kupplungsgehäuse. Imprägniert werden dabei nicht nur große, sondern<br />
auch kleinere Bauteile, wie beispielsweise für Bremsen, Pumpen<br />
und Kompressoren. Unabhängig von ihrer Größe und Funktion<br />
aber müssen alle in Zukunft so gestaltet werden, dass sie so wenig<br />
Platz wie möglich beanspruchen, was komplexere <strong>Konstruktion</strong>en<br />
mit sich bringt.<br />
Die Technologie der Verbrennungsmotoren steht keineswegs still.<br />
Jede neue Diesel- und Benzingeneration ist leichter und schlanker<br />
als die vorherige. Die eingesetzten Bauteile sind oft kleiner<br />
und dünnwandiger, müssen meistens jedoch höheren Tempera -<br />
turen und Drücken standhalten als zuvor. Die Kerntechnologie<br />
zur Fertigung dieser Teile – der Metalldruckguss – entwickelt sich<br />
immer weiter, ist aber noch immer mit einem großen Problem<br />
behaftet, das Nachbearbeitung erfordert. Und je fortschrittlicher der<br />
Motor, desto wichtiger ist es, dieses Manko zu lösen – schnell und<br />
effektiv.<br />
Dabei geht es um Porosität in Form mikroskopischer Lufteinschlüsse.<br />
Der Metalldruckguss führt nahezu unvermeidlich zu Teilen, die<br />
nicht vollständig massiv sind, sondern Lunker und vielleicht sogar<br />
Risse haben. Wenn diese Mängel in der Fertigung unbehandelt<br />
bleiben, können sie die Motorleistung beeinträchtigen und sogar<br />
Ausfälle verursachen. Bauteile mit derartigen Porositäten<br />
werden auch Leaker genannt. Leaker müssen erkannt,<br />
aus dem Fertigungsprozess genommen, repariert und<br />
so schnell wie möglich zurückgeführt werden – und<br />
dies vorzugsweise innerhalb weniger Stunden. Die<br />
beste Abhilfe gegen Leaker ist deren Imprägnierung<br />
im Vakuum. Dabei werden Poren und Risse mit einem<br />
niederviskosen, härtbaren Polymerharz aufgefüllt, das<br />
unter den extremen Betriebsbedingungen moderner<br />
Hochleistungsmotoren ein Fahrzeugleben lang hält. Die<br />
Vakuumimprägnierung spart dem Druckgussunternehmen<br />
und dem Endanwender Kosten, da es den Arbeitsaufwand<br />
reduziert und Teile rettet, die andernfalls Ausschuss<br />
wären.<br />
Im Zuge des Trends zu kleineren, komplexeren Motoren, die gleichwohl<br />
so leistungsfähig wie ihre Vorgänger sind, nimmt die Anzahl der<br />
Bauteile mit Porositätsproblemen zu. Damit steigt auch der Bedarf<br />
an einer wirksamen Imprägnierungsmethode.<br />
Imprägnierlösung für alle Metalle und Gießverfahren<br />
Einer der weltweit führenden Imprägnierdienstleister ist Henkel.<br />
Das Unternehmen bietet Loctite-Imprägnierlösungen mit Meth -<br />
acrylharzen, die zu einem undurchlässigen duroplastischen Polymer<br />
aushärten. Damit lassen sich Poren permanent abdichten und die<br />
Fertigung hochwertiger, leichter und dünnwandiger Druckgussteile<br />
sicherstellen. Henkel bietet diese Lösungen in einer wachsenden<br />
Anzahl von Servicezentren, die entweder in der Nähe großer Metallgießer<br />
liegen oder beim Anwender vor Ort betrieben werden.<br />
Die Imprägnierung mit Loctite sichert die erforderliche Zuverlässigkeit<br />
moderner Fahrzeuganwendungen. Sie eignet sich für alle Metalle<br />
und Gießverfahren. Die Abdichtung ist darauf ausgelegt, Drücken<br />
bis zu den strukturellen Grenzen der Gussteile selbst standzuhalten.<br />
Die porösen Teile werden auf Dauer abgedichtet und bleiben<br />
so permanent vor gängigen Kfz- und Industriemedien wie Kraftstoffen,<br />
Reinigern, Schmierstoffen, Säuren und Kühlmitteln geschützt.<br />
Die Gussteile werden in Körben in eine Kammer eingebracht, die<br />
dann versiegelt wird, um alle Gase aus der Umluft sowie aus Rissen<br />
und Poren der Teile mittels Vakuum zu entfernen. Anschließend wird<br />
die Kammer mit einem niederviskosen reaktiven Methacrylharz<br />
geflutet, damit dieses alle Risse und Poren füllt. Wenn das Harz ausgehärtet<br />
ist, dichtet es die Porositäten permanent ab.<br />
56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
WERKSTOFFE FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN<br />
ANTRIEB<br />
Nach dem Vakuumimprägnieren beginnt das Harz entweder unter<br />
Luftabschluss (anaerob) oder unter Wärmeeinwirkung (thermisch)<br />
zu polymerisieren. Unabhängig von der Aushärtungsmethose wird<br />
sämtliches überschüssiges Harz von den Außenflächen der Teile in<br />
mehreren Spülgängen entfernt.<br />
Metallgießereien verfügen im Allgemeinen über wenig oder kein<br />
eigenes Know-how im Imprägnieren und beauftragen damit meist<br />
ein erfahrenes und qualifiziertes Partnerunternehmen. Die Anzahl<br />
der porösen Teile kann sehr schwanken, und eine Gießerei kann<br />
unter Umständen nur schwer beurteilen, welche Investition in das<br />
Imprägnieren für ihren spezifischen Bedarf am besten ist. Aus diesem<br />
Grund entscheiden sich viele für Henkel als ihren Imprägnierpartner,<br />
da das Unternehmen den Ruf genießt, seine Kapazitäten<br />
gezielt den jeweiligen Anwenderanforderungen anzupassen.<br />
Das Imprägniersystem von Henkel ist vollständig automatisiert und<br />
bietet so vom ersten Korb am Morgen bis zum letzten Korb am<br />
Abend eine konsistent hohe Abdichtungsqualität. Darin eingeschlossen<br />
ist eine hochpräzise Systemsteuerung und Überwachung der<br />
Harzleistung. Jedes von Henkel betriebene Servicezentrum ist nach<br />
ISO/TS 16949 zertifiziert, einem Qualitätsmanagementsystem, dessen<br />
Spezifikationen auf der ISO 9001 aufbauen und dazu dienen, in<br />
der Lieferkette der Automobilindustrie Fehlern vorzubeugen,<br />
Schwankungen zu reduzieren und Abfall/Ausschuss zu vermeiden.<br />
Henkel unterhält ein eigenes Qualitätssicherungsteam, das die<br />
Servicezentren neben der externen Zertifizierung mehrmals jährlich<br />
auditiert.<br />
Umweltverträglichkeit gesichert<br />
Großes Augenmerk wird auch auf die Umweltverträglichkeit der<br />
Imprägnierzentren gelegt, die alle nach ISO 14001 und darüber<br />
hinaus nach dem Sicherheitsstandard Ohsas 18001 zertifiziert sind.<br />
Kunden können daher darauf vertrauen, dass sie eine Dienst -<br />
leistung erhalten, die konsistent hohe Qualität, Betriebssicherheit<br />
und hohe Umweltverträglichkeit gewährleistet.<br />
Zur Vakuumimprägnierung von Metallgussteilen stehen mehrere<br />
Loctite-IS-Methacrylharze zur Verfügung. Sie unterscheiden sich in<br />
ihrer Viskosität und Temperaturbeständigkeit sowie gemäß der zu<br />
behandelnden Porositäten. Eines der neueren Harze ist außerdem<br />
vollständig recycelbar. Der Spülbehälter und die Recyclingeinheit<br />
arbeiten als geschlossenes System ohne Abwasser und mit einer<br />
sehr hohen Rückgewinnungsrate an Harz aus dem Spülwasser.<br />
Anwenderspezifischer Service weltweit<br />
Schnelles Handeln ist beim Imprägnieren von Metallgussteilen entscheidend.<br />
Leaker müssen unverzüglich wieder in den Produktionsfluss<br />
zurückgeführt werden, sodass auch das gesamte Imprägnierverfahren<br />
möglichst wenig Zeit beanspruchen sollte. Darin liegt eine<br />
der Stärken von Henkel, mit Servicezentren nahe oder direkt beim<br />
Kunden vor Ort und mit der Kapazität, Teile falls nötig innerhalb<br />
weniger Stunden zu imprägnieren und dem Kunden wieder bereitzustellen.<br />
Transportkosten und Durchlaufzeiten werden auf diese<br />
Weise minimiert. Wird die Imprägnierung vor Ort durchgeführt,<br />
können die Teile schon in einer Stunde wieder in die normale Produktion<br />
zurückgeführt werden. Der Vor-Ort-Imprägnierservice ist ein<br />
herausragendes Geschäftsmodell von Henkel, das ein hohes Maß<br />
an Flexibilität und Kundenzufriedenheit bietet.<br />
Normalerweise testen Kunden die Teile in ihrer Gießerei unmittelbar<br />
nach der Fertigung auf Leckagen. Je nach festgestellter Leckagequote<br />
entscheiden sie dann, ob die gesamte Produktion oder nur<br />
Bild: Henkel<br />
die Leaker zur Imprägnierung gegeben werden. Falls erforderlich,<br />
kann auch unmittelbar nach dem Imprägnieren direkt im Servicezentrum<br />
eine weitere Leckageprüfung erfolgen, um gegebenenfalls<br />
eine nochmalige Imprägnierung vorzunehmen – was aber nur selten<br />
für nötig befunden wird.<br />
Der Service wird auf globaler Ebene angeboten. Die meisten<br />
Anwender sind weltweit tätig, und so ist es für sie sehr wichtig, an<br />
jedem ihrer Standorte die gleiche Servicequalität zu erhalten.<br />
Henkel verfügt bereits über 17 Imprägnierservicezentren allein in<br />
Europa, sieben davon bei Kunden vor Ort. In den USA sind es vier<br />
Vor-Ort-Zentren von insgesamt neun. Und auch in Asien baut das<br />
Unternehmen den Imprägnierservice aus. Zwei Zentren in China<br />
sind schon in Betrieb, beide extern aber in Kundennähe. Ziel ist die<br />
Einrichtung zweier weiterer Zentren pro Jahr in der Nähe von<br />
Schlüsselkunden in Asien.<br />
Flexibles, modulares Imprägniersystem<br />
Es kann vorkommen, dass Kunden Porositäten erst dann als großes<br />
Problem erkennen, wenn die Gussteile schon auf dem Weg in die<br />
weiterführende Produktion sind. In diesen Fällen ist natürlich eine<br />
schnelle Lösung gefragt. Unter bestimmten Umständen mag es<br />
dann möglich sein, die Teile in einem externen Zentrum impräg -<br />
nieren zu lassen. Als Alternative dazu können die Spezialisten von<br />
Henkel in kurzer Zeit ein Modulares Imprägniersystem (MIS) konfigurieren,<br />
das unverzüglich vor Ort installiert werden kann. Dem<br />
Kunden entstehen dadurch keinerlei Investitionskosten, denn das<br />
MIS wird von Henkel betrieben und er bezahlt nur für die Anzahl der<br />
behandelten Teile.<br />
Das MIS-Konzept ist dem ursprünglichen Loctite Circular Impregnation<br />
System (CIS) entlehnt. Es wurde gezielt entwickelt, um über<br />
das flexibelste und kostengünstigste Imprägniersystem im Markt zu<br />
verfügen, und besteht aus drei einzigartigen Einheiten: einer Vakuumimprägnierkammer,<br />
einer Zentrifuge und einem rotierenden<br />
Spül- und Aushärtungsmodul für das Harz; modulare Skalierbarkeit<br />
bis zur sechsfachen Kapazität. Alle Einheiten sind eigenständig, was<br />
die Erweiterung und die Wartung erleichtert.<br />
bec<br />
www.henkel.de<br />
Loctite Impregnation Solutions:<br />
Imprägnierlösungen von Henkel erfüllen<br />
die Zuverlässigkeitsanforderungen<br />
moderner Automobilanwendungen<br />
Detaillierte Informationen zu den Loctite Impregnation<br />
Solutions:<br />
http://hier.pro/pOWCA<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 57
ANTRIEB<br />
DIESELMOTOREN<br />
Bild: Mahle<br />
Mit einer Doppelstrategie will Mahle in den nächsten Jahren den Verbrennungsmotor und die E-Mobilität optimieren<br />
38. Wiener Motorensymposium<br />
Die Vielfalt steigt<br />
Der elektrifizierte Antrieb und die bohrende Frage, wie beim Dieselmotor die Stickoxide zu reduzieren<br />
sind, waren die Schwerpunkte auf dem 38. Wiener Motorensymposium. Dabei scheint es so, als ob die<br />
Elektrifizierung dem Verbrennungsmotor und besonders dem Selbstzünder neue Chancen ermöglicht.<br />
Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Der Dieselmotor kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor<br />
sein und ist dazu sparsamer. Sein Reichweitenvorteil ist unerreicht<br />
und in den schweren Fahrzeugklassen ist er unverzichtbar“,<br />
betonte Prof. Hans-Peter Lenz, der Gründer des Symposiums. Es<br />
sei leider eine Tatsache, dass ältere Diesel-Pkw zu viele Stickoxide<br />
ausstießen, und es sei aus gesundheitlichen Gründen notwendig,<br />
frühstmöglich auf „saubere Dieselmotoren“ umzusteigen.<br />
Bei der extrem emotional aufgeladenen und oft sachlich falschen öffentlichen<br />
Diskussion um den Dieselmotor wird gern unterschlagen,<br />
dass er schon seit Einführung des Partikelfilters vor vielen Jahren so<br />
gut wie keinen Feinstaub mehr emittiert. Dazu kommen sehr geringe<br />
CO 2 -Emissionen. So können es effiziente Selbstzünder in dieser<br />
Disziplin selbst mit Elektrofahrzeugen aufnehmen, wenn im Betrieb<br />
die Wirkungskette von der Quelle bis zum Rad und der Kraftwerksmix<br />
in Deutschland zu Grunde gelegt werden.<br />
Diesel mit vorbildlicher CO 2 -Bilanz<br />
Noch besser sieht die Bilanz für den Diesel aus, wenn die<br />
CO 2 -Emissionen während der Herstellung berücksichtigt werden.<br />
Wolf-Henning Scheider, CEO von Mahle, sagte in Wien, dass bei der<br />
Produktion eines konventionellen Autos etwa fünf Tonnen CO 2 freigesetzt<br />
werden, während für batteriegetriebenen Autos etwa zehn<br />
Tonnen anfallen. Wer es also mit der Reduzierung von CO 2 wirklich<br />
ernst meint, der braucht zwingend den Dieselmotor. Das Problem<br />
sind die Stickoxide und natürlich das Image seit dem Abgasskandal<br />
der Volkswagen-Gruppe.<br />
Beim Dieselmotor neuester Bauart wird alles darauf ausgerichtet,<br />
die Abgastemperatur möglichst schnell auf mindestens 200 °C zu<br />
bringen und dauerhaft auf diesem Niveau zu halten. Denn erst dann<br />
arbeitet die Abgasnachbehandlung optimal. Die Maßnahmen dazu<br />
reichen von einer variablen Ventilsteuerung auf der Auslassseite<br />
über einen elektrisch heizbaren Katalysator, Motor-Thermomanagement<br />
sowie ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Hochdruckund<br />
Niederdruck-Abgasrückführung bis zur Unterstützung des Verbrenners<br />
mit einer 48-Volt-E-Maschine, um dem Dieselmotor hohe<br />
58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
DIESELMOTOREN<br />
ANTRIEB<br />
Der OM 656 von Mercedes-Benz kann als Blaupause für den sauberen Dieselmotor gelten.<br />
Er umfasst – bis auf die elektrische Unterstützung – alles, was als neuester Stand der Abgastechnik gilt<br />
Bild: Daimler<br />
Professor Hans-Peter Lenz: „Der Dieselmotor<br />
kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor sein<br />
und ist dazu sparsamer.“<br />
Bild: ÖVK/Doris Kucera<br />
Auf einem 16 km langen Stadtkurs in<br />
Stuttgart hat Bosch den NO x -Grenzwert<br />
von 80 mg/km durchgehend<br />
unterschritten<br />
Bild: Bosch<br />
Lastspitzen zu ersparen. Geradezu als Grundausstattung gilt künftig<br />
die systemische Einheit aus Speicherkat und SCR-Katalyse.<br />
„Wir dürfen nicht weiter auf gesetzlich festgelegte Grenzwerte<br />
schielen. Der Diesel muss auf der Emissionsseite über jeden Zweifel<br />
erhaben sein“, fasste Peter Lückert, Leiter der Dieselmotorenentwicklung<br />
bei Daimler, die Aufgabe zusammen. Er präsentierte mit<br />
dem OM 656 einen neuen Sechszylindermotor. Bis auf die elektrische<br />
Unterstützung zeichnet dieses Aggregat alles aus, was die Abgasspezialisten<br />
als neuesten Stand der Technik definieren und was<br />
gut und teuer ist. Damit wird der Selbstzünder nicht nur sauber,<br />
sondern rein.<br />
Die Einspritzanlage baut im Rail 2500 bar auf und misst die Einspritzmenge<br />
über Piezo-Injektoren zu. Die Aufladegruppe besteht<br />
aus einem VNT- und einem Wastegate-Turbolader. Die Abgasnachbehandlung<br />
ist neben dem Oxidationskatalysator (DOC) und dem<br />
SCR-Katalysator auch mit einem einen SCR-beschichteten Partikelfilter<br />
ausgerüstet, der in den als besonders kritisch einzustufenden<br />
Niedriglastkollektiven einen Großteil der NO x -Minderung übernimmt.<br />
Ergebnis ist ein Aggregat, das schon ab 1000 min -1 ein Dreh-<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 59
ANTRIEB<br />
DIESELMOTOREN<br />
Mit motorischer Optimierung, Elektrifizierung mit 48 Volt und einem elektrisch heizbaren Katalysator emittiert<br />
der Continental Super-Clean Diesel in realen Fahrsituationen pro Kilometer nur noch etwa 30 mg NO x<br />
Bild: Continental<br />
moment von 600 Nm aufbringt und 250 kW Spitzenleistung bietet.<br />
Trotz mehr Leistung und Drehmoment gegenüber dem direkten Vorgänger<br />
soll der neue Motor im realen Fahrbetrieb um bis zu 10 %<br />
weniger verbrauchen und die NO x -Grenzwerte unter allen Fahr -<br />
bedingungen einhalten.<br />
Auch auf der Straße sauber<br />
Dr. Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des<br />
Unternehmensbereichs Mobility Solutions, mahnte zu schnellen<br />
Schritten: „Die Immissionsproblematik in den Städten ist da, und<br />
jetzt wird sie vor den Gerichten verhandelt. Die Elektromobilität<br />
kommt zu spät, wir müssen jetzt in der Flotte wirksam sein“,<br />
benannte Bulander das drängendste Aktionsfeld. Es sei ebenso notwendig<br />
wie möglich, mit dem Verbrennungsmotor nicht nur die<br />
CO 2 -Emissionen entscheidend zu<br />
reduzieren, sondern gleichzeitig<br />
die Immissionsgrenzwerte auch<br />
unter realen Fahrbedingungen sicher<br />
einzuhalten.<br />
Bulander berichtete von Testfahrten<br />
mit einem Versuchs träger mit<br />
Dieselmotor, der mit geeigneten Kombinationen von Abgas-Nachbehandlung<br />
und einem intelligenten Warm-up-Management ausgestattet<br />
war, mit dem auf einem Stadtkurs in Stuttgart Emissions -<br />
werte erreicht wurden, die den NO x -Grenzwert von 80 mg/km<br />
durchgehend unterschritten. Zu Testzwecken wurde ein Stadtkurs in<br />
Stuttgart mit einem abwechslungsreichen Höhenprofil auf einer<br />
Länge von etwa 16 km gewählt. Bezüglich der Kosten antworte<br />
Bosch auf Nachfrage, dass es keine signifikante Verteuerung des<br />
Systems gibt, aber der Aufwand im Engineering liegt. Ein wesent -<br />
licher Kostenfaktor wäre also der Zeitaufwand in der Entwicklung.<br />
48-Volt-Technik mit Potenzial<br />
Continental setzt auf intelligent genutzte Technologiekombinationen.<br />
Der 48-Volt-Dieselhybrid zeigt, welche Effizienzfortschritte<br />
noch möglich sind. Durch gleichzeitige motorische Optimierung auf<br />
„Die Elektromobilität kommt<br />
zu spät, wir müssen<br />
jetzt in der Flotte wirksam sein.“<br />
der Grundlage der Elektrifizierung und die Nutzung eines elektrisch<br />
heizbaren Katalysators in der Abgasnachbehandlung weist der Continental<br />
Super-Clean Diesel in realen Fahrsituationen im Vergleich<br />
zum Basisfahrzeug (Euro 6b) nur noch NO x -Emissionen von etwa<br />
30 mg/km bei gleichzeitig um 2 % gesenktem CO 2 -Ausstoß auf.<br />
„Das unterstreicht das Potenzial der 48-Volt-Technik“, betont Rudolf<br />
Stark, Leiter der Business Unit Hybrid Electric Vehicle bei Continental.<br />
In Europa ist nach der ersten Serieneinführung eines 48-Volt-<br />
Dieselhybrids durch Renault für das Jahr 2017 bereits der nächste<br />
Serienanlauf geplant, wahrscheinlich wird es der neue Audi A8 sein.<br />
VW-Konzernvorstand Matthias Müller sagte in seinem Plenar -<br />
vortrag: „Die Zukunft fährt elektrisch. Aber auf dem langen Weg dahin<br />
werden uns moderne, immer effizientere Verbrennungsmotoren<br />
begleiten.“ Im Jahr 2025 würden noch in drei von vier Neuwagen<br />
Verbrennungsmotoren eingesetzt.<br />
„Deshalb machen wir unsere<br />
Otto- und Dieselmotoren bis 2020<br />
um 10 bis 15 Prozent effizienter<br />
und sauberer“, unterstrich der Konzernchef.<br />
Für diesen Entwicklungsschub<br />
will Volkswagen in den<br />
nächsten fünf Jahren rund 10 Mrd. Euro bereitstellen.<br />
Weitere 6 Mrd. Euro fließen in die Entwicklung alternativer Systeme<br />
wie Elektro-, Erd- und Flüssiggas- sowie Brennstoffzellen. Bis 2025<br />
sollen bei VW 30 Modelle mit batterieelektrischem Antrieb auf den<br />
Markt kommen, denn Müller ist vom Potenzial des elektro -<br />
chemischen Speichers überzeugt: Mit der kommenden Generation<br />
der Lithium-Ionen-Batterie seien Reichweiten von 700 km möglich.<br />
Damit der absehbare Antriebsmix die finanziellen Möglichkeiten<br />
nicht sprengt, soll die Variantenvielfalt in den Volumenbaureihen bis<br />
2020 um bis zu 40 % sinken. Ab diesem Zeitpunkt kommt der<br />
modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) zum Einsatz.<br />
Direkt zur Homepage des<br />
Internationalen Wiener Motorensymposiums:<br />
http://hier.pro/VTowg<br />
60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
NEWS<br />
ANTRIEB<br />
Doppelkupplungs- und Steuerungsmodule<br />
Mehr Kraftstoffeffizienz für Great Wall Motors<br />
Bild: BorgWarner<br />
Der US-amerikanische Automobilzulieferer<br />
BorgWarner beliefert Great Wall Motors<br />
(GWM) mit maßgeschneiderten DualTronic-<br />
Kupplungs- und Steuerungsmodulen. Die mit<br />
Magnetventilen und Reibelementen ausgestattete<br />
Technologie kommt im eigens von<br />
GWM entwickelten, nasslaufenden Doppelkupplungsgetriebe<br />
(DKG) zum Einsatz.<br />
Neben einer verbesserten Kraftstoffeffizienz<br />
und Fahrdynamik sollen die Doppelkupplungs-<br />
und Steuerungsmodule eine gesteigerte<br />
Hitzebeständigkeit, eine skalierbare<br />
Drehmomentkapazität und abstimmbare<br />
Starteigenschaften bieten. Das speziell von<br />
GWM entwickelte, nasslaufende 7-Gang-<br />
DKG ist zunächst für den neuen WEY und andere<br />
bekannte Modelle des chinesischen Automobilherstellers<br />
verfügbar.<br />
Das DualTronic-Kupplungsmodul nutzt zwei<br />
nasslaufende Kupplungen, wobei jeweils<br />
eine für die geraden und eine für die ungeraden<br />
Übersetzungsstufen zuständig ist. So ermögliche<br />
die Technologie Schaltvorgänge in<br />
Sekundenbruchteilen und biete ein verbessertes<br />
Fahrverhalten ohne spürbare Unterbrechungen<br />
der Zugkraft, heißt es. Mit ihrem<br />
speziell entwickelten Nutdesign kombinierten<br />
die segmentierten, nasslaufenden Reibelemente<br />
des Kupplungsmoduls eine gesteigerte<br />
Hitzebeständigkeit und hohe Drehmomentkapazität<br />
über den gesamten Lebenszyklus<br />
des Getriebes hinweg. Mithilfe kompakter<br />
elektrohydraulischer Magnetventile reguliert<br />
das Steuerungsmodul die Kupplung für<br />
schnelle Schaltvorgänge und eine dynamische<br />
Leistungsentfaltung. Zudem steigert die<br />
kompakte, modulare Bauweise des Systems<br />
die Kraftstoffeffizienz durch Einsparungen bei<br />
Größe und Gewicht des Getriebes. jpk<br />
www.borgwarner.com<br />
Die neuen<br />
Membran-<br />
Magnetventile<br />
Serie 300<br />
32mm<br />
7mm<br />
FEV Virtual Engine<br />
Dynamiksimulation mit neuen Funktionen<br />
Der Entwicklungsdienstleister FEV hat ein<br />
neues Release seiner Dynamiksimulations-<br />
Software „FEV Virtual Engine” vorgestellt.<br />
Version 25.1 bietet den Angaben zufolge eine<br />
deutlich erweiterte Simulation der Elasto -<br />
hydrodynamik (EHD) von Gleitlagern und in<br />
der Kolbensekundärbewegung sowie eine erweiterte<br />
Analyse der Reibung von Steuertrieben<br />
mit Ketten. Die Software ermögliche<br />
schnelle und verlässliche Voraussagen der<br />
Antriebsstrang-Dynamik und reduziere dadurch<br />
die benötigte Entwicklungszeit in der<br />
Antriebsentwicklung nachhaltig, heißt es<br />
weiter. Dadurch lasse sich umfangreiche Entwicklungsarbeit<br />
vom Prüfstand in die Simulation<br />
verlegen. Demnach ermöglichen die<br />
weitreichenden Modellierungsoptionen von<br />
FEV Virtual Engine nicht nur die Analyse aller<br />
Komponenten und Bauteile von konventionellen<br />
Antrieben, sondern auch alternative<br />
Designs wie Start/Stopp-Systeme, Hybridantriebe,<br />
Getriebe und Antriebsstränge. Zusätzlich<br />
zum bewährten einseitigen elasto-hydrodynamischen<br />
Ansatz beinhaltet die EHD-Analyse<br />
nun auch eine zweiseitige Analysefunktion<br />
der lokalen elastischen Verformung. Dies<br />
Bild: FEV<br />
ist vor allem für weniger steife Bauelemente<br />
wie hohlgebohrte Wellen oder Kolbenbolzen<br />
von Bedeutung.<br />
Die erweiterte EHD-Analyse ist auch auf Kolben<br />
und Zylinderbuchsen bei der Simulation<br />
der Kolbensekundärbewegung anwendbar.<br />
Bei der EHD-Analyse von Gleitlagern kann<br />
der Verschleiß ermittelt und ausgewertet<br />
werden. Außerdem kann der Verschleiß in<br />
der dynamischen Analyse rückgekoppelt werden,<br />
so dass es zu einer Formanpassung der<br />
Lager kommt.<br />
jpk<br />
www.fev.com<br />
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Antrieb<br />
Continental geht mit schaltbarem Motorlager in Serie<br />
Eine gute Isolation von Körperschall und daraus<br />
resultierend ein niedriges Geräusch -<br />
niveau im Fahrzeuginnenraum tragen zum<br />
Komfortgefühl des Fahrers bei. Gerade bei<br />
Dieselmotoren ist der Zielkonflikt zwischen<br />
Komfort und Fahrdynamik eine besondere<br />
technische Herausforderung. Den damit verbundenen<br />
speziellen Anforderungen an das<br />
Lagerungssystem wird seit einigen Jahren<br />
mit schaltbaren Motorlagern begegnet. Für<br />
die neue Generation einer Sportlimousine im<br />
Premium-Segment hat Continental ein elektrisch<br />
schaltbares Motorlager entwickelt. Diese<br />
Innovation stellt das Technologieunternehmen<br />
auf der IAA vor.<br />
Motorlager verbinden das Antriebsaggregat<br />
mit der Karosserie und dämpfen einerseits<br />
fahrbahnangeregte Vibrationen des Motors<br />
und isolieren andererseits motorangeregte<br />
Schwingungen, sodass diese nicht auf die<br />
Karosserie und den Fahrzeuginnenraum übertragen<br />
werden. Bisher wurden für die Komfortverbesserung<br />
in der Regel pneumatische<br />
Schaltaktuatoren eingesetzt, um das Isolationsverhalten<br />
zu verbessern. Im Motorlager<br />
von Continental wird dagegen ein elektromechanischer<br />
Schaltaktuator eingesetzt, der<br />
den Anforderungen der neuen Fahrzeuggenerationen<br />
Rechnung trägt. Der Aktuator bewirkt,<br />
dass die hydraulischen Eigenschaften<br />
des Motorlagers so verändert werden, dass<br />
die dynamische Steifigkeit des Lagers im<br />
Leerlauf durch einen Tilgungseffekt geringer<br />
als die statische Steifigkeit ist und somit die<br />
Körperschallübertragung deutlich reduziert<br />
wird. Mittels entsprechender Dimensionierung<br />
der Komponenten lässt sich die elektromechanische<br />
Schaltaktuatorik individuell an<br />
die Erfordernisse der Dieselmotoren anpassen.<br />
Zudem ist das Motorlager etwa 10 %<br />
leichter als herkömmliche Varianten. jpk<br />
www.contitech.de<br />
Bild: Contitech<br />
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ERFAHRUNG<br />
Wellenberechnung<br />
Grobauslegung und Unwuchtanregung<br />
Bei der Dimensionierung von Wellen besteht<br />
die Möglichkeit, die Wellenabmessungen hinsichtlich<br />
der Festigkeit und die Wälzlager bezüglich<br />
der Lagerlebensdauer durch die Kisssoft-Software<br />
auszulegen. Das beschleunigt<br />
den Angaben zufolge den Entwurf eines Getriebes<br />
erheblich. Es können Vorgaben gemacht<br />
werden, nach welchen Prioritäten die<br />
Auslegung erfolgen soll. Auch die Wellenlänge<br />
lässt sich automatisch an die<br />
Dimensionen der Wälzlager<br />
und Zahnräder anpassen,<br />
falls erwünscht.<br />
Dies ist eine<br />
neue Funk-<br />
Bild: Kisssoft<br />
tionalität innerhalb des Basispakets WPK.<br />
Mit dem Modul WA11 kann für die Schwingungsberechnung<br />
der Welle nun neu die Unwuchtanregung<br />
aufgrund einer exzentrischen<br />
Masse berücksichtigt werden. Als Resultate<br />
werden die Resonanzfrequenzen und die Verformung<br />
der Welle bestimmt – und zusätzlich<br />
die Lagerzusatzkräfte,<br />
welche aufgrund der<br />
Unwucht entstehen.<br />
Zur realistischen Berechnung<br />
der<br />
Schwingung lassen sich<br />
die Dämpfungswerte einzeln<br />
vorgeben.<br />
jpk<br />
www.kisssoft.ag<br />
www.bohnert-federn.de
NEWS<br />
FAHRWERK<br />
Formula Student<br />
Topologie-Optimierung am Lenkgehäuse<br />
High Speed Karlsruhe, das Formula-Student-<br />
Team der Hochschule Karlsruhe, verwendet<br />
die Ansys-Workbench hauptsächlich für die<br />
FEM-Auslegung des Monocoques aus Carbon-Kern-Sandwichbauweise.<br />
Seit dem letzten<br />
Update auf Workbench 17.1 bietet Ansys<br />
die Möglichkeit der Topologieoptimierung.<br />
Damit ist es möglich, unter Vorgabe des maximalen<br />
Bauraums, der angreifenden Kräfte<br />
sowie der Lagerbedingungen leichte und<br />
gleichzeitig steife Bauteilgeometrien zu ermitteln.<br />
Für das neue Fahrzeug von High<br />
Speed Karlsruhe, den F-111, wurde diese Saison<br />
das Lenkgehäuse topologisch optimiert.<br />
Dessen Bauraum wird im Fahrzeug hauptsächlich<br />
von den inneren Maßen des Monocoques<br />
eingeschränkt. Für die mechanisch<br />
statische Analyse wurden drei Lastfälle defi-<br />
niert. Nach der Vernetzung müssen im Reiter<br />
„Topologie-Optimierung“ die Randbedingungen<br />
für die Optimierung angegeben werden.<br />
Für das Lenkgehäuse wurde als Optimierungsziel<br />
die Minimierung der Nachgiebigkeit<br />
(minimize compliance) angestrebt. Über den<br />
Reiter „Masseantwort“ kann der maximale<br />
Masseanteil vom Bauraummodell, den die<br />
Endstruktur aufweisen soll, angegeben werden.<br />
Im Anschluss an die Topologie-Optimierung<br />
muss eine Design-Validierung auf maximale<br />
Verformungen/Spannungen durchgeführt<br />
werden. Dies erfolgt über eine Umwandlung<br />
der Ergebnisstruktur in einen Volumenkörper.<br />
Dieser wird anschließend erneut<br />
in eine statisch-mechanische Analyse in die<br />
Workbench geladen und mit den zuvor definierten<br />
Lastfällen belastet. Bei diesen Kon-<br />
Bild: High Speed Karlsruhe<br />
trollsimulationen mit den unterschiedlichen<br />
Versionen überzeugte die Variante mit 5 %<br />
Masseanteil am besten. Durch die Verwendung<br />
der Topologie-Optimierung gelang es<br />
High Speed Karlsruhe nicht nur, rund 20 %<br />
Gewicht einzusparen, sondern auch die<br />
teaminterne Fertigung zu entlasten. Am gesinterten<br />
Lenkgehäuse müssen lediglich die<br />
Passungen nachgefräst werden. Im Anschluss<br />
kann das Bauteil direkt im Fahrzeug<br />
verbaut und getestet werden.<br />
jpk<br />
www.ansys.com<br />
Fahrkomfort und Straßenlage<br />
Tenneco stellt elektronische Fahrwerks technologie vor<br />
Das US-amerikanische Unternehmen Tenneco<br />
hat seine neue digitale Fahrwerkstechnologie<br />
mit dem Namen DRiV vorgestellt. Die<br />
Dämpfertechnologie mit einer Vielzahl von<br />
Fahrzeuganwendungen weltweit bietet laut<br />
Herstellerangaben Vorteile bei Fahrkomfort<br />
und Straßenlage. Die einfach zu integrierende<br />
<strong>Konstruktion</strong> von DRiV geht die Haupt-<br />
Fahrwerksprobleme von Lieferwagen an und<br />
führt zu geringeren Schüttel- und Hubschwingbewegungen<br />
und einem verbesserten<br />
Nickverhalten, d.h. der Tendenz der Fahrzeugnase,<br />
beim Bremsen nach unten zu tauchen.<br />
Die adaptive Dämpfungstechnologie<br />
passt sich automatisch den Straßenbedingungen<br />
an und sorgt so für eine verbesserte<br />
Straßenlage und besseres Fahrverhalten.<br />
DriV gehört zu Monroe Intelligent Suspension,<br />
einer Serie von Fahrwerkslösungen. Die<br />
digitale Dämpferarchitektur hat einen modularen<br />
Aufbau und erfordert keine komplexe<br />
Bild: Tenneco<br />
elektronische Steuereinheit (ECU). Elektronik,<br />
Sensoren und Steuerungssoftware befinden<br />
sich direkt im Dämpfer, wodurch sich<br />
DRiV einfach in das vorhandene Fahrwerk integrieren<br />
lässt, ohne dass umfangreiche <strong>Konstruktion</strong>sänderungen<br />
an den mechanischen<br />
und elektrischen Systemen des Fahrzeugs erforderlich<br />
sind. Das System besitzt außerdem<br />
ein vereinfachtes Gateway-Modul, das<br />
für Cybersicherheit und die Kommunikation<br />
mit dem im Fahrzeug vorhandenen Controller<br />
Area Network (CAN) Bus sorgt. Die Softwarealgorithmen<br />
können bis zu 16 Dämpfungskraftprofile<br />
bereitstellen.<br />
jpk<br />
www.monroeintelligentsuspension.com<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 63
TESTEN<br />
SAFETY<br />
Der Einsatz der In-Dummy-Messtechnik in Fahrzeug-Crashversuchen ist maßgeblich gestiegen, um den steigenden Anforderungen<br />
hinsichtlich Umfang und Komplexität der Tests zu begegnen<br />
Bild: Applus+ Idiada/Kistler<br />
Applus+ Idiada setzt bei Crash-Versuchen auf In-Dummy-Messtechnik<br />
Thors Datenrekorder<br />
In Crashtest-Laboren kommen Thor-Dummys immer häufiger zum Einsatz, so auch bei Applus+ Idiada.<br />
Die umfangreicher und komplexer werdenden Messaufgaben will das Unternehmen vor allem durch den<br />
Einsatz der In-Dummy-Messtechnik mit DTI-Technologie und des leistungsfähigen Datenrekorders von<br />
Kistler meistern. Der Crash Recorder DTI375.TH bietet integriert unter anderem Flash-Datenspeicher<br />
und Start-Record-Funktion.<br />
Über 120 Datenkanäle müssen Crashtest-Labore seit der Einführung<br />
der Thor-Dummys aus einem einzigen Dummy verarbeiten.<br />
Angesichts der zunehmenden Anzahl und Komplexität heutiger<br />
Crashtests stoßen hier herkömmlichen analoge Messsysteme<br />
an ihre Grenzen, weswegen sich das Idiada-Labor für die DTI-In-<br />
Dummy-Messtechnik von Kistler entschieden hat. Die DTI-Technologie<br />
(Digital Transducer Interface) wandelt analoge Signale direkt am<br />
Sensor in digitale um und leitet diese an den zentralen Crash Recorder<br />
DTI375.TH im Dummy weiter. Neben der Zuverlässigkeit und<br />
hohen Datenqualität profitiert Idiada auch von der Flexibilität der<br />
Messtechnik: Da nur noch ein Kabel aus dem Dummy führt, verringert<br />
sich die notwendige Leitungsführung und somit die benötigte<br />
Zeit zur Versuchsvorbereitung.<br />
„Letzten Endes hat uns der Datenrekorder von Kistler überzeugt –<br />
eine innovative und zukunftsweisende Entwicklung“, erläutert Patxi<br />
Arana, Dummy und Elektronik Lab Manager – Passive Safety bei<br />
Idiada. „Deshalb haben wir nach vielen Tests und Treffen das DTI-<br />
Upgrade für unsere zwei Thor-Dummys bestellt. Diese neue Technologie<br />
wird unsere tägliche Arbeit um vieles erleichtern.“ Mit Unterstützung<br />
von Kistler baut Idiada auch die digitale Sensorenkalibrierung<br />
selbst im Haus auf.<br />
Eine zukunftssichere Wahl<br />
Die Vorteile dieser Innovationen werden schnell noch weiter an Bedeutung<br />
gewinnen, denn der Thor-Dummy löst in den nächsten Jahren<br />
den H3-Dummy sowohl in den USA als auch in Europa ab. Aktuell<br />
ist in den Testobjekt-Vorschriften für Crashtests zwar noch der<br />
H3-Dummy vorgeschrieben, aber ab 2020 wird der Thor-Dummy in<br />
Euro-NCAP-Versuchen allgemein eingesetzt. Viele Testlabore setzen<br />
deswegen bereits jetzt bei Tests die neue Dummy-Generation als<br />
Referenz parallel zum H3 ein. „Auch bei uns stand aufgrund der<br />
64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
SAFETY<br />
TESTEN<br />
Industrie<br />
Bild: Kistler<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
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keosk !<br />
Der kompakte Crash Recorder DTI375.TH mit Start-Record-Funktion legt<br />
die Messdaten in einem zentralen Flash-Speicher ab, wodurch eine nichtflüchtige<br />
Speicherung der Crash-Informationen sichergestellt ist<br />
Thor-Dummys die In-Dummy-Messtechnik zur Diskussion“, erinnert<br />
sich Arana. „Hierbei hatten wir klare Vorstellungen für die Messtechnik:<br />
Start-Record-Funktion, 100 Sekunden Aufnahmezeit, Doppelabzug<br />
und ein nichtflüchtiger Speicher – Kistler konnte uns hier vor allem<br />
mit dem Datenrekorder überzeugen.“<br />
Der neue kompakte Crash Recorder DTI375.TH von Kistler mit integriertem<br />
Flash-Datenspeicher kann einfach im Dummy eingesetzt<br />
werden und verfügt über eine integrierte Start-Record-Funktion. Die<br />
Datenaufzeichnung im Recorder kann zeitgleich mit allen Daten -<br />
erfassungssystemen gestartet werden. Die erfassten Messdaten<br />
werden in einem zentralen Flash-Speicher abgelegt, wodurch eine<br />
nichtflüchtige Speicherung der Crash-Informationen gewährleistet<br />
wird. „Endlich müssen wir keine Sensoren mehr analog an ein Datenerfassungssystem<br />
anschließen“, freut sich Arana. „Das spart uns<br />
Zeit und Platz.“ Die bereits im Sensor digitalisierten und im Datenrekorder<br />
abgelegten Messdaten werden dann mittels Systemkabel<br />
für die Crashauswertung übertragen. Der DTI375.TH verfügt dabei<br />
mit 288 Messkanälen über eine sehr hohe Kanalanzahl. Sein mechanisches<br />
Design wurde speziell an die Platzverhältnisse in Thor-<br />
Dummys angepasst.<br />
co<br />
www.kistler.com<br />
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Weitere Informationen finden Sie unter:<br />
www.keosk.de/de/ee05ab3255/archive/<br />
Weitere Infos zu<br />
Crashtest-Dummy-Systemen:<br />
http://hier.pro/V7aOL<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 65
TESTEN<br />
PRÜFSTANDSTECHNIK<br />
Smartes Design macht Abgasmessungen für komplexer werdende Anforderungen effizienter<br />
Aufwendigere Tests<br />
verlieren ihren Schrecken<br />
Eine um 70 % reduzierte Stellfläche, 40 % geringere laufende Kosten sowie halbierte Servicezeiten für höhere<br />
Verfügbarkeiten machen die AMA SL von AVL Emission Test Systems zu einer interessanten Abgasmessanlage<br />
an Motorprüfständen. Vorteile der neuen Messanlage ergeben sich vor allem angesichts der immer strikter<br />
werdenden Abgasgesetzgebungen mit neuen und längeren Testzyklen sowie damit verbunden der steigenden<br />
Komplexität von Motor- und Antriebsprüfständen.<br />
Bild: AVL<br />
Anlässlich der Automotive Testing Expo Europe in Stuttgart stellte<br />
AVL Emission Test Systems ein neues Mitglied der AMA-Produktfamilie<br />
für Aufgaben rund um die Abgasmessung vor. „Für die<br />
Entwicklung der neuen Abgasmessanlage haben wir nach und nach alle<br />
Komponenten bestehender Systeme unter die Lupe genommen –<br />
darunter Analysatoren, Pumpen, Leitungen, Filter und Ventile“, berichtet<br />
Dr. Arnd C. Heiden, Product Line Manager bei AVL Emission Test<br />
Systems. „Auf diese Weise konnten wir mit der neuen AVL AMA SL<br />
eine Abgasmessanlage realisieren, die neben wesentlich geringeren<br />
Betriebs- und Wartungskosten nur noch weniger als ein Drittel des<br />
Platzes einer herkömmlichen Anlage benötigt.“ Für hochpräzise Messergebnisse<br />
wurden die erforderlichen Abgas entnahmemengen deutlich<br />
abgesenkt, so dass eine Beeinflussung durch die Probenentnahme<br />
nahezu ausgeschlossen werden<br />
kann.<br />
Die AMA SL analysiert mit einem<br />
großen dynamischen<br />
Messbereich bis zu acht Abgaskomponenten<br />
und bestimmt optional<br />
die Abgasrückführrate<br />
(AGR). AVL sieht Vorteile der<br />
neuen Messanlage vor allem angesichts<br />
der immer strikter werdenden<br />
Abgasgesetzgebungen<br />
mit neuen und längeren Testzyklen<br />
sowie damit verbunden der<br />
Das jüngste Mitglied der AMA-<br />
Produktfamilie von AVL, die AMA<br />
SL, bietet einen minimalistischen<br />
Anlagenaufbau, benötigt lediglich<br />
geringe Durchflussraten und ist<br />
deutlich energieeffizienter und<br />
wartungsärmer als herkömmliche<br />
Systeme<br />
steigenden Komplexität von Motor- und Antriebsprüfständen. „Bei der<br />
Entwicklung haben wir uns deswegen vor allem auf vier Bereiche konzentriert“,<br />
ergänzt Dr. Ulf Behnke, Group Product Manager AMA bei<br />
AVL Emission Test Systems. Im Einzelnen sind dies:<br />
• Platzbedarf:<br />
Da häufig eine ganze Reihe von Messpunkten zwischen den verschiedenen<br />
Abgasnachbehandlungsmodulen vorhanden sind und<br />
dafür zahlreiche Messsysteme benötigt werden, kann es am Prüfstand<br />
eng werden – gefordert wird also ein möglichst geringer<br />
Platzbedarf bei gleichzeitig hoher Leistungsfähigkeit der Anlage.<br />
• Betriebs- und Wartungskosten:<br />
Mit der Anzahl der Messsysteme und -aufgaben steigen auch die<br />
laufenden Kosten für Wartung, Betriebsgase und Energieverbrauch<br />
– Ziel war, diese Kosten zu senken.<br />
• Abgasentnahmemenge:<br />
Typischerweise steigt mit der Menge der Messpunkte das zu entnehmende<br />
Volumen an Abgas, was die Messergebnisse beeinflussen<br />
kann. Teilweise werden deswegen schon getrennte Durchläufe<br />
für Partikel- und gasförmige Messtechnik beziehungsweise mit<br />
und ohne Abgasrückführung gemacht – Ziel war also, die Ent -<br />
nahmemenge zu reduzieren.<br />
• Zeitaufwand:<br />
Insbesondere die Zahl der Messdurchläufe treibt natürlich auch den<br />
Zeitaufwand nach oben – ganz generell wollte man also den Zeitbedarf<br />
für die Tests reduzieren sowie gleichzeitig die Stillstandszeiten<br />
der Anlage minimieren.<br />
Rund 70 % weniger Stellplatz<br />
Typische Abgasmessanlagen weisen eine Tiefe von etwa 1 m auf, hinzu<br />
kommt der Platzbedarf zwischen Rück- und Stellwand für die Anschlüsse.<br />
„Die AMA SL kommt mit unter 30 Zentimeter Tiefe aus –<br />
und benötigt deswegen rund 70 Prozent weniger Stellplatz“, betont<br />
Behnke. Außerdem könne man die Anlage aufgrund der geänderten<br />
Anschlüsse direkt an der Wand aufstellen. Zu dem reduzierten Platzbedarf<br />
hat neben der geringeren Anzahl sowie Größe der Komponenten<br />
(beispielsweise Pumpen) auch die geänderte Ausrichtung der Analysatoren<br />
beigetragen, deren Anschlüsse nun seitlich liegen. Mit wenigen<br />
Handgriffen lassen sich die Analysatoren deshalb auch herausziehen,<br />
was Wartung und Service erleichtert.<br />
40 % geringere laufende Kosten<br />
„Der Energiebedarf der AMA SL ist deutlich niedriger – abhängig von<br />
der Systemkonfiguration sind dies zwischen 40 und 50 Prozent weni-<br />
66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
„Wir haben nach und nach<br />
alle Komponenten unserer<br />
Anlagen unter die Lupe<br />
genommen und sie optimiert<br />
oder ihre Zahl verringert.“<br />
Bild: AVL<br />
Dr. Arnd Heiden,<br />
Product Line Manager bei<br />
AVL Emission Test Systems<br />
Bild: AVL<br />
Platzbedarf im Vergleich: Testanordnung bei einer Anlagentiefe<br />
von rund 1 m und...<br />
ger als bei herkömmlichen Systemen“, so Behnke weiter. Dies liege<br />
unter anderem daran, dass aufgrund der Reduzierung von Komponentenzahl<br />
und -größe nun weniger Volumen zu heizen sei. Ebenso wie<br />
weniger Pumpen und Lüfter den Verbauch senken, helfen auch drehzahlgeregelte<br />
Lüfter dabei, den Energieverbrauch gering zu halten.<br />
Interessant ist auch die Auslegung der Spannungsversorgung. Das<br />
Netzteil verarbeitet nun Eingangsspannungen zwischen 100 und<br />
400 V. Intern erfolgt die Spannungsversorgung ausschließlich im Niederspannungsbereich<br />
mit 24 beziehungsweise 48 V für Heiz elemente.<br />
Das Netzteil ist zudem komplett gekapselt, so dass Wartungsarbeiten<br />
am System sehr einfach sind, weil diese nur im Niederspannungsbereich<br />
stattfinden. „Die AMA SL punktet deswegen und aufgrund der<br />
reduzierten Komponentenzahl auch mit einem in etwa halbierten Wartungsaufwand“,<br />
erläutert der Group Product Manager. Ein deutlicher<br />
Vorteil nicht nur hinsichtlich der Betriebskosten, sondern auch für die<br />
Verfügbarkeit der Anlage.<br />
Probeentnahmemenge deutlich gesenkt<br />
Gegenüber früheren Anlagen kommt die AMA SL mit rund 75 % weniger<br />
Probemenge aus, für die Messung der AGR-Rate sogar mit bis zu<br />
90 % weniger. Was das bedeutet, lässt sich am Beispiel eines 1-l-Ottomotors<br />
schnell erkennen: Im Leerlauf werden typischerweise pro Minute<br />
rund 50 l Abgas produziert. Bei einer parallelen Messung an drei<br />
Messpunkten mit konventionellen Abgasmessanlagen werden hier zirka<br />
30 l/min Abgas entnommen. Das schränkt die Möglichkeit weiterer<br />
Entnahmen, etwa für Partikelmessungen, deutlich ein und kann auch<br />
den Motor oder das Nachbehandlungssystem beeinflussen. „Bei Verwendung<br />
von AMA-SL-Systemen würde dagegen lediglich eine Menge<br />
von rund 7,5 l/min entnommen, was die Möglichkeiten für weitere<br />
„Vorteile ergeben sich vor<br />
allem angesichts der immer<br />
strikter werdenden Abgas -<br />
gesetzgebungen sowie damit<br />
verbunden der steigenden<br />
Komplexität von Motor- und<br />
Antriebsprüfständen.“<br />
Bild: AVL<br />
...vergleichbar bei Nutzung der AMA SL mit einer Anlagentiefe<br />
von nur knapp 30 cm<br />
Entnahmen signifikant verbessert sowie eine Beeinflussung von Motor<br />
und Abgasnachbehandlung unwahrscheinlich macht“, fährt Behnke<br />
fort. „Die AMA SL eignet sich damit insbesondere für Klein- und<br />
Kleinstmotoren – beispielsweise von Hybridfahrzeugen oder Motorrädern<br />
–, weil diese nur wenig Abgas produzieren und die Entnahmemenge<br />
speziell hier kritisch ist. Sie kommt aber genauso gut mit größeren<br />
Aggregaten zurecht.“<br />
Zeitbedarf für Testläufe geringer<br />
Nicht nur die deutlich geringere Entnahmemenge führt dazu, dass die<br />
Zahl der zeit- und kostenaufwändigen Prüfläufe je Messaufgabe durch<br />
Parallelisierung geringer ausfallen kann. Verbunden mit dem servicefreundlichen<br />
Design sind zudem die Wartungsintervalle länger und<br />
gleichzeitig die Wartungszeiten kürzer, wodurch die Verfügbarkeit der<br />
Anlage steigt und sich mehr Messungen durchführen lassen. In der<br />
Summe sinkt also der Zeitaufwand – angesichts größer werdender<br />
Prüfumfänge ein entscheidender Faktor.<br />
Übrigens: Die AMA SL ist unabhängig von der Kraftstoffart für die Entwicklung<br />
und Zertifizierung von Verbrennungsmotoren geeignet, gemäß<br />
sämtlicher weltweit gültiger Abgasgesetze. AVL spricht zudem<br />
aufgrund der Standardisierung und darauf basierend der Vorfertigung<br />
von Komponenten von einer Lieferzeit von zirka zehn Wochen. co<br />
www.avl.de<br />
Bild: AVL<br />
Dr. Ulf Behnke, Group<br />
Product Manager bei AVL<br />
Emission Test Systems<br />
Details zur neuen AMA SL:<br />
http://hier.pro/TOxv5<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 67
TESTEN<br />
PRÜFSTANDSTECHNIK<br />
Keramik – ein idealer Werkstoff für Prüfstecker<br />
Lange Lebensdauer unter hohen<br />
Beanspruchungen<br />
Steuerungen und andere elektronische Bauelemente für Automotive-Anwendungen werden zu 100 %<br />
getestet, was hohe Anforderungen an die Prüfanlagen für End-of-Line-Tests stellt. Besonders beansprucht<br />
werden dabei die elektrischen Verbindungselemente. Hier bewährt sich Hochleistungskeramik<br />
als Alternative zum Metallstecker.<br />
Philipp Froese, Vertriebsingenieur, Doceram GmbH, Dortmund<br />
In der automatisierten Elektronikprüftechnik<br />
setzen sich Prüfstecker aus Keramik durch<br />
Bild: Doceram<br />
Bis zu 70 Steuergeräte hat ein Auto heute. Jedes einzelne wird<br />
am Ende der Produktionslinie auf Funktionsfähigkeit getestet,<br />
und häufig wird zugleich noch Software geflasht, d. h. aufgespielt.<br />
Bei den Testeinrichtungen handelt es sich zumeist um Linien- oder<br />
Rundtaktanlagen, die in mehreren Stationen verschiedene Prüfungen<br />
übernehmen (Dichtigkeit, elektronische Funktionen, gegebenenfalls<br />
auch Kennzeichnung).<br />
EOL-Prüfung: hart beanspruchte Bauteile<br />
Dabei werden die Prüfstecker der Anlagen hart beansprucht und<br />
ebenso weitere Baugruppen wie Greifer, Leiterplattenaufnahmen<br />
und Positionierstifte. Denn bei typischen Taktzeiten von 20 s erreichen<br />
die Stecker nach dem Dreischichtbetrieb einer Fünf-Tage-Woche<br />
schon 21.600 Zyklen. Das bringt hohe mechanische Beanspruchungen<br />
mit sich, die nicht zu Verschleiß führen dürfen. Auch aus einem<br />
zweiten Grund wird eine sehr gute Abriebfestigkeit verlangt:<br />
Die Produktionsumgebung muss sauber bleiben.<br />
Zudem müssen hier Arbeitsmittel verwendet<br />
werden, die die elektronischen Eigenschaften<br />
der einzelnen Bauteile nicht<br />
beeinträchtigen.<br />
Dieses Anforderungsprofil erfüllt die blaue<br />
Hochleistungskeramik Cerazur deutlich besser<br />
als metallische Werkstoffe. Denn Keramikwerkstoffe<br />
wirken generell elektrisch isolierend.<br />
Sie sind nicht magnetisierbar, chemisch<br />
inert und zeichnen sich aufgrund ihrer<br />
Verschleißfestigkeit durch hohe Standzeiten auch<br />
bei starker mechanischer und thermischer Beanspruchung<br />
aus. Infolgedessen entsteht auch kein bzw. nur minimaler<br />
Abrieb und die Forderung nach technischer Sauberkeit<br />
wird erfüllt. Und Cerazur ist darüber hinaus schlagzäh und somit<br />
unempfindlich gegenüber Stoßbelastungen.<br />
Mit Einlaufschräge für Prüfungen im Taumelkreis<br />
Doceram fertigt aus Cerazur unterschiedliche Komponenten für diese<br />
anspruchsvolle Anwendung – z. B. Prüfstecker für die 100-%-Prüfung<br />
von Kfz-Elektronik. Diese Stecker eignen sich auch für kombinierte<br />
Funktions-/Taumelkreisprüfungen. Optional sind sie – für Prüfungen<br />
im Taumelkreis – mit einer Einlaufschräge ausgestattet.<br />
Darüber hinaus fertigt der Hersteller Aufnahme- und Positionierstifte<br />
für die Großserienprüfung, z. B. von Leiterplatten in Testeinrichtungen.<br />
Bei dieser Anwendung ist ein sehr exaktes Positionieren der<br />
Baugruppen erforderlich – und wird von den Keramikkomponenten<br />
gewährleistet. Damit schaffen die Cerazur-Bauteile eine wichtige<br />
Voraussetzung für eine gleichbleibend hohe Bauteilqualität und für<br />
minimale Stillstandszeiten an den Produktions- und Prüfanlagen.<br />
Eine weitere Anwendung sind keramische Greiferbacken für die<br />
Handhabung von Elektronikkomponenten. Und selbstverständlich<br />
gelten die hier genannten Vorteile nicht nur für die Prüfung der<br />
Komponenten, sondern auch für die Handhabung und die einzelnen<br />
Produktionsschritte, etwa die Leiterplattenbestückung.<br />
68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
PRÜFSTANDSTECHNIK<br />
TESTEN<br />
Bild: Doceram<br />
Bild: Doceram<br />
Keramik ist auch der<br />
Werkstoff der Wahl für<br />
die automatisierte Handhabung<br />
elektronischer<br />
Komponenten<br />
Beispiel für eine Leiterplattenaufnahme mit<br />
keramischen Aufnahme- und Positionierstiften<br />
Wahl der (Keramik-)Werkstoffe<br />
Neben der schlagzähen blauen Cerazur-Keramik<br />
kommen auch andere Keramikwerkstoffe<br />
infrage, wenn Komponenten für die automatisierte<br />
Prüftechnik zu konstruieren sind. Dabei<br />
entscheidet der Einsatzfall bzw. das gewünschte<br />
Eigenschaftsprofil. Die Positionier- und Aufnahmestifte<br />
sowie Leiterplattenaufnahmen und Greifer werden in der Tat meistens<br />
aus der blauen Hochleistungskeramik auf Zirkonoxid-Basis gefertigt.<br />
Als Alternative steht u. a. das Aluminiumoxid Doceram A-132<br />
zur Verfügung, das sich aufgrund seiner hohen Temperaturbeständigkeit<br />
auch für die Herstellung von Leiterplattenaufnahmen in Löt -<br />
öfen eignet. Eine weitere Alternative ist Doceram Z1000 auf Zirkonoxid-Basis,<br />
das weniger biegefest ist als Cerazur, aber nochmals<br />
härter.<br />
Geringere Lebenszykluskosten<br />
Doceram bietet dem Anwender Unterstützung beim Engineering<br />
an. Beispielsweise ist die <strong>Konstruktion</strong> des Steckers anhand des<br />
Gegenstücks (Dose) möglich. Auch sehr kleine Geometrien sind realisierbar,<br />
da die Wandstärke bis auf 0,3 mm reduziert werden kann.<br />
Häufig kommen hier Verbundkonstruktionen aus Keramik, Metall<br />
und Kunststoff zum Einsatz.<br />
In der Regel werden die Prüfstecker anwenderspezifisch konstruiert,<br />
aber aufgrund der umfassenden Erfahrungen mit unterschiedlichsten<br />
Designs erfolgt diese <strong>Konstruktion</strong> innerhalb kurzer Zeit und<br />
mit hoher Sicherheit, dass die Stecker im Betrieb alle gewünschten<br />
Funktionen erfüllen. Die Erfahrung der Anwender zeigt, dass sich<br />
auch die Fehlerquote der Prüfungen reduziert, weil die Stecker prä -<br />
ziser eingeführt und positioniert werden.<br />
Da die Bearbeitung von Keramik produktionstechnisch größeren<br />
Aufwand erfordert als die Kunststoff- und Metallverarbeitung, sind<br />
die Kosten der Stecker höher. Die Lebenszykluskosten sind jedoch<br />
deutlich niedriger, da die Stecker über die gesamte Produktionszeit<br />
eines Bauelementes halten – auch bei Stückzahlen von mehreren<br />
Millionen. Aus diesem Grund setzen namhafte Autohersteller sowie<br />
Vielfalt der Bauformen: Die Prüfstecker werden<br />
anwenderspezifisch konstruiert<br />
Tier-1-Zulieferer von elektronischen Steuerungen die hier beschriebenen<br />
Prüfstecker und Prüfstecker-Baugruppen ein.<br />
Auch für die automatisierte Schweißtechnik<br />
Nicht nur in der EOL-Prüftechnik bietet die besondere Eigenschaftskombination<br />
der Cerazur-Hochleistungskeramik – Verschleißfestigkeit,<br />
Schlagzähigkeit, Korrosionsbeständigkeit, elektrische Isolation<br />
und hohe thermische Beständigkeit – große Vorteile. Auch in einem<br />
ganz anderen Bereich der Automobilproduktion nutzt man diese<br />
Vorzüge: Im Karosseriebau haben sich z. B. Zentrier- und Positionierstifte<br />
aus Cerazur etabliert. Mit ihrer Hilfe werden die Blechplatinen<br />
während des automatisierten Schweißvorgangs in Position gehalten.<br />
Dabei wirkt sich eine weitere Eigenschaft positiv aus: An der<br />
Keramik bleiben keine Schweißspritzer haften.<br />
bec<br />
www.doceram.com<br />
Beispiele für Keramikkomponenten, auch zum Einsatz<br />
in Prüfanlagen, zeigt dieser Katalog:<br />
http://hier.pro/TNJVR<br />
Bild: Doceram<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 69
TESTEN<br />
SENSORIK<br />
Drahtlose Sensornetzwerke<br />
Mehr Möglichkeiten durch weniger Kabel<br />
Drahtlose Sensoren sind nicht nur eine Variante ohne Kabel, sie eröffnen ganz neue Ansätze. Das<br />
europäische Forschungsprojekt DEWI zeigt in praktischen Anwendungsszenarien, wo die Potenziale<br />
von Wireless-Sensor-Netzwerken liegen.<br />
Tobias Meyer ist freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Drahtlose Sensoren machen einen<br />
Motorenprüfstand weniger komplex.<br />
Die Grundidee von DEWI (Dependable Embedded Wireless<br />
Infrastructure) ist es, ein zuverlässiges, intelligentes und vernetztes<br />
Umfeld zu schaffen, sei es im privaten oder beruflichen Alltag. Viele<br />
zurzeit existierende drahtlose Lösungen sind jedoch noch nicht<br />
soweit ausgereift, dass sie verkabelte Lösungen am Markt ersetzen<br />
könnten. Vor drei Jahren begannen daher 58 europäische Industrieund<br />
Wissenschaftspartner mit insgesamt 500 Forschern aus 11 Ländern<br />
ein Projekt, mit dem sie die drahtlose Sensorik und das Internet<br />
der Dinge in Automotive, Luftfahrt, Bahnverkehr und Gebäudetechnik<br />
voranbringen wollten. Nun wurden in Graz die Ergebnisse<br />
vorgestellt. Den DEWI-Forschern ging es dabei vorrangig nicht<br />
darum, bessere Sensor-Hardware zu entwickeln, denn der Markt<br />
erfüllt hier bereits fast immer die Wünsche der Ingenieure; war dies<br />
nicht der Fall, scheute man sich aber auch nicht, fehlende Technik<br />
selbst zu entwickeln. In den meisten Teilprojekten wurden handelsübliche<br />
Lösungen in ein neues Prinzip gesteckt, das so ganz neue<br />
Möglichkeiten eröffnet. Zudem sollte das Projekt zeigen, dass drahtlose<br />
Technik im Vergleich zu kabelgebundenen Lösungen ebenso<br />
zuverlässig – oder vielleicht sogar zuverlässiger – arbeiten kann.<br />
Das Prinzip ist einfach erklärt: Drahtlose Sensoren und Aktoren –<br />
Nodes genannt – bilden miteinander ein Netzwerk; eines oder meh-<br />
rere davon konstituieren zusammen mit den<br />
Usern und sogenannten Gateways die<br />
„DEWI- Bubble“. Diese Bubble ist lokal begrenzt,<br />
fokussiert sich auf kurzreichweitige<br />
Kommunikation und kann beispielsweise ein<br />
ganzes Fahrzeug umfassen, oder eben auch<br />
nur einen Teil davon. Das Gateway ist die einzige<br />
Verbindung der Bubble mit der Außenwelt<br />
und verbindet sie über IP mit einer<br />
anderen Bubble, externen Usern oder mit<br />
dem Rest der Infrastruktur. Das Prinzip umfasst<br />
damit eine konzeptionsintegrierte<br />
Sicherheitsfunktion (Security by design), da<br />
ein direkter Zugriff von außen auf einzelne<br />
Sensoren, Aktoren oder User innerhalb der<br />
Bubble – und umgekehrt – nicht möglich ist.<br />
Der Standard wurde offen konzipiert, die<br />
Bubble organisiert sich, wenn nötig, selbst<br />
und kann beliebig umkonfiguriert oder auch skaliert werden. In 21<br />
industriegetriebenen Use-Cases zeigen die Forscher, was damit<br />
alles möglich wird. „Wir wollen damit das Vertrauen in die drahtlose<br />
Technik verbessern, da diese in vielen industriellen Anwendungen<br />
noch skeptisch beäugt wird“, sagt DEWI-Projektkoordinator Werner<br />
Rom vom Forschungszentrum Virtual Vehicle in Graz. Daher wurde<br />
auch Wert auf Robustheit gelegt und eingeplant, was passieren<br />
muss, wenn etwa auf Grund elektromagnetischer Störungen ein<br />
Knoten ausfällt. Hierzu fand man Algorithmen, die ein möglichst<br />
(energie-)effizientes Rerouting ermöglichen, wofür auch eigens<br />
Protokolle entwickelt und bestehende modifiziert wurden.<br />
Bild: Virtual Vehicle<br />
Praxisnahe Use-Cases zeigen was möglich ist<br />
In einem LKW sind bis zu 100 kg Verkabelung notwendig, eine<br />
Verschlankung könnte auch hier bares Geld sparen. Projektpartner<br />
Volvo identifizierte in seinen Lastwagen je nach Typ zwischen 40<br />
und 70 m Kabel, die drahtlos ersetzt werden könnten. Bei einer jährlichen<br />
Produktion von 100.000 LKW könne man so 5000 km Kabel<br />
einsparen, was 18 t Kupfer und 33 t Kunststoff entspricht. Zudem<br />
haben die drahtlosen Systeme weitere Vorteile: Die Ingenieure können<br />
einen Sensor nun beliebig positionieren, an Orten, die vorher<br />
schlicht unmöglich waren. Bei der Montage kann ebenfalls Zeit<br />
gespart werden, zudem eliminiere man potenzielle Fehler an Steckverbindern<br />
und Leitungen, die oft anfällig für Schmutz und Korrosion<br />
70 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
SENSORIK<br />
TESTEN<br />
Der Lkw von Volvo wurde mit einem drahtlosen Diesel-Füllstandssensor<br />
ausgestattet. Vorteil: Kein Kabeldurchgang durch die Tankwand.<br />
sind. Volvo realisierte im Rahmen von DEWI einen Füllstandssensor<br />
im Dieseltank, der nun ohne Durchbruch der Tankwand auskommt.<br />
Hierfür war eine Short-Range-/Low-Rate-Verbindung mit 250 kbps<br />
ausreichend. „Wir glauben an diese Technik. Bisher konnten wir erst<br />
einen kleinen Teil der nicht sicherheitsrelevanten Kabel ersetzen.<br />
Künftig wollen wir das aber noch weiter ausbauen“, sagt Volvo-<br />
Entwicklungsingenieur Dhasarathy Parthasarathy. Wichtig ist hier<br />
die eindeutige Abgrenzung der Bubbles, da es im Verkehr durchaus<br />
passieren kann, dass sich mehrere von ihnen – zum Beispiel zwei<br />
LKWs – in unmittelbarere Nähe zueinander befinden. In diesem Fall<br />
dürfen Sensoren der Bubble A niemals<br />
Daten an den Gateway der<br />
Bubble B schicken. Gleichzeitig<br />
müssen verschiedene Bubbles –<br />
etwa die des Anhängers und die der<br />
Zugmaschine – zusammenarbeiten.<br />
Das Prinzip der Bubble macht dies<br />
möglich. Im Rahmen von DEWI<br />
wurde zudem erarbeitet, wie drahtlose<br />
Software-Updates – ein aktuelles Auto umfasst etwa 70 bis<br />
80 elektronische Steuergeräte – auch außerhalb von Werkstätten,<br />
etwa beim Parken, stattfinden können.<br />
Ein weiterer Usecase aus dem Automotive-Feld kommt von AVL<br />
List. Er zielt aber nicht auf das Endprodukt Kfz sondern auf das Entwicklungslabor<br />
ab: Prüfstände für Motoren, Getriebe und auch ganze<br />
Testfahrzeuge müssen häufig regelrecht mit Sensoren gespickt<br />
werden, deren korrekte Verkabelung ist dabei nur eine potenzielle<br />
Fehlerquelle. Nicht selten müssen für die Daten- und Versorgungsleitungen<br />
auch unerwünschte Veränderungen, etwa am Chassis vorgenommen<br />
werden. Drahtlose Sensoren sollen hier künftig einiges<br />
einfacher machen. Die Herausforderung für AVL war dabei vor allem<br />
die saubere Synchronisierung der verschiedenen Datenströme.<br />
Gute Aussichten für die Zukunft<br />
Laut Projektkoordinator Rom haben die Ergebnisse seine hohen<br />
Erwartungen weit übertroffen: „Der Chef der europäischen Alliance<br />
for Internet of Things Innovation sagt mir, die DEWI-Architektur sei<br />
das elaborierteste, was er in diesem Bereich bisher gesehen habe.<br />
Die Schaffung der High-Level-Architektur an sich ist daher einer der<br />
großen Durchbrüche, die dieses Projekt geschafft hat. Auch in<br />
der semantischen Interoperabilität konnten wir für die Branche<br />
große Fortschritte erzielen, sprich die beteiligten Komponenten können<br />
alle – auch über Industriebereichsgrenzen hinweg – mit den<br />
erzeugten Informationen umgehen. Das bedeutet aber nicht, dass<br />
wir ein Stück Hardware künftig einfach so zwischen einem Auto und<br />
einem Flugzeug hin und her tauschen können – das war aber auch<br />
nie das Ziel. Die ISO hat zudem bereits eine Referenzarchitektur für<br />
Bild: DEWI<br />
„Wir wollen das Vertrauen in<br />
die drahtlose Technik verbessern,<br />
da diese in vielen industriellen<br />
Anwendungen noch skeptisch<br />
beäugt wird.“<br />
Sensornetzwerke erstellt, mit der alles unter DEWI Entwickelte verträglich<br />
ist. Wir haben aber einige Punkte wesentlich stärker detailliert.<br />
Zudem haben wir auch eine aktive Kooperation mit der zuständigen<br />
ISO-Gruppe (ISO/IEC JTC 1/WG 7), für die wir einige Technical<br />
Reports geschrieben haben, die die Umsetzung einiger DEWI-Use-<br />
Cases beschreiben. So sollen die ISO-Standards durch unsere praktischen<br />
Erfahrungen nachgeschärft und gegebenenfalls erweitert<br />
werden können. Mit unseren 21 Use-Cases waren wir hier für die<br />
ISO extrem attraktiv.“<br />
DEWI war grundlegend darauf ausgerichtet, zuverlässige robuste<br />
Drahtlos-Lösungen zu entwickeln und hatte nur bedingt sicherheitskritische<br />
Anwendungen (inklusive Datensicherheit und Datenschutz)<br />
oder die Erweiterung der DEWI-Bubble in Richtung langreichweitige<br />
Kommunikation im Fokus. Für einige Partner war das völlig ausreichen.<br />
Volvo etwa will mit seinem System zwischen 2022 und 2025<br />
in den Markt gehen. Für andere sind noch Fragen offen, die nun im<br />
bereits gestarteten Folgeprojekt SCOTT (Secure Connected Trust -<br />
able Things) geklärt werden sollen. Viele der DEWI-Partner sind<br />
daher auch hier wieder im Boot. Zudem kamen zahlreiche neue<br />
dazu, auch, weil der Bereich Gesundheit ergänzt wurde. Das ebenfalls<br />
vom Virtual Vehicle geleitet Forschungsprojekt soll die DEWI-<br />
Architektur insbesondere hinsichtlich Cyber-Security und Datenschutz<br />
ausbauen und letztendlich<br />
ein gesteigertes Vertrauen in Drahtlos-Lösungen<br />
schaffen, um die<br />
„Last mile to market“ zu überwinden.<br />
Dafür werden neben den technischen<br />
Fachleuten auch Humanund<br />
Sozialwissenschaftler eingebunden,<br />
um die Akzeptanz draht -<br />
loser Systeme zu verbessern. Um<br />
Sicherheit und Privatsphäre, aber auch eine unkomplizierte Nutzung<br />
zu gewährleisten, soll ein Trusted-System-Development-Framework<br />
entwickelt werden, also ein genereller Entwicklungsrahmen für vertrauenswürdige<br />
Systeme und alle Anwendungsfälle. Eine eigens<br />
entwickelte Metrik für „messbare Sicherheit und Datenschutz“ soll<br />
schließlich eine neuartige, international anerkannte Datenschutz-<br />
Kennzeichnung für Systeme und Systemgruppierungen schaffen.<br />
SCOTT erarbeitet in 15 Use-Cases praxisnahe Lösungen, der Fokus<br />
wird auf bereichsübergreifende Anwendungsfälle und heterogene<br />
Umgebungen gerichtet sein, wobei Aspekte von 5G sowie Cloud-<br />
Computing besonders betont werden. Zudem entwickeln die Forscher<br />
50 wiederverwendbare Technologie-Bausteine (Software,<br />
Hardware, Prozesse, Methoden, etc.) für Datenschutz/-sicherheit,<br />
verteilte Cloud-Integration, Energieeffizienz/-autonomie von Geräten<br />
und Referenzarchitektur/-implementierungen. Dies soll die Kombinierbarkeit<br />
von loT-Systemen sowie die gemeinsame Nutzung von<br />
vertrauenswürdigen Drahtlostechnologien und -diensten über<br />
verschiedene Industriebereiche hinweg ermöglichen.<br />
Details und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf den<br />
Webseiten der beiden Projekte DEWI und SCOTT:<br />
www.dewi-project.eu<br />
www.scottproject.eu<br />
In Ausgabe 07/08 der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
berichteten wir zudem über die<br />
Non-Automotive-Usecases.<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 71
TESTEN<br />
SIMULATION<br />
Mittels des Predictive Engineering unterstützt die Software Star-CCM+ dabei, bessere Lösungen schneller zu finden – beispielsweise um<br />
Aerodynamik und Kühlaufgaben besser unter einen Hut zu bringen<br />
Bild: Siemens PLM Software<br />
Untersuchung des Zielkonflikts zwischen Aerodynamik und Kühlung<br />
Heißes Design bei kühlem Kopf<br />
Ingenieure müssen fast immer einen Kompromiss finden – beispielsweise zwischen einem möglichst geringen<br />
Luftwiderstand und einer ausreichenden Kühlung des Antriebs. Computerunterstützt bietet sich hier der Einsatz<br />
der Design Space Exploration an, um bereits frühzeitig in der Entwicklung die bestmögliche Lösung zu finden.<br />
Berücksichtigen lässt sich dabei übrigens auch schon der Einfluss der Räder bis hin zu deren Profil.<br />
Fred Ross, Siemens PLM Software<br />
Fast jedermann gefällt das schöne und oft glatte Styling der modernen<br />
Autos. Allerdings haben die weichen Kurven der heutigen<br />
Autos mindestens so viel mit Aerodynamik zu tun wie mit<br />
ästhetischen Gesichtspunkten. Eine typische Limousine verbraucht<br />
auf der Autobahn etwa 18 % der Kraftstoffenergie für die Überwindung<br />
des Luftwiderstands [1] . Die Leistung, die zur Überwindung<br />
des Luftwiderstands benötigt wird, steigt mit der Geschwindigkeit<br />
in der dritten Potenz – je schneller man fährt, desto mehr Kraftstoff<br />
verbraucht man.<br />
Um den Aktionsradius eines Fahrzeugs zu erhöhen, ist es deswegen<br />
eine gute Idee, den Luftwiderstand – und damit den Kraftstoffverbrauch<br />
– zu senken. Das gilt besonders für Elektroautos, deren<br />
Aktionsradius durch die Batteriekapazität besonders limitiert ist.<br />
Nicht täuschen lassen sollte man sich dabei von der mit 18 % niedrigen<br />
Prozentzahl – diese ergibt sich schlicht aus der Ineffizienz des<br />
Prozesses der Umwandlung von Benzin in kinetische Energie im<br />
Fahrzeug. Anders formuliert: Es lohnt sich, den Luftwiderstand zu<br />
senken.<br />
Kühlung muss sein<br />
Natürlich ist nicht die gesamte durch den Luftwiderstand verlorene<br />
Energie verschwendet. Ein Teil des Luftstroms wird mit Absicht<br />
durch den Kühlergrill und unter das Fahrzeug geleitet, um Motor,<br />
Batterien und Elektronik zu kühlen. Auch wenn das den Luftwiderstand<br />
erhöht, ist es notwendig, um die Zuverlässigkeit und Lang -<br />
lebigkeit des Antriebsstranges zu gewährleisten.<br />
In der Vergangenheit wurden experimentelle Untersuchungen<br />
durchgeführt um zu ermitteln, ob die aerodynamische Kühlung ausreicht,<br />
die Wärmeabfuhr des Motors zu bewältigen. Stellte sich heraus,<br />
dass ein Fahrzeug in bestimmten Fahrzuständen überhitzt,<br />
war die einzige Lösung der Einbau größerer Wärmetauscher, größerer<br />
Lüfter oder zusätzlicher Lufteinlässe, um mehr Luft durch die<br />
Wärmetauscher zu zwingen. Dies erhöht allerdings den Luftwiderstand<br />
des Autos ebenso wie sein Gewicht – beide Faktoren wirken<br />
sich negativ auf den Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs aus. Diese<br />
Art der zwangsweisen Modifikation trat zudem typischerweise sehr<br />
spät in der Entstehungsphase eines Autos auf – nämlich dann,<br />
wenn die ersten Versuche durchgeführt wurden. Deshalb waren diese<br />
Änderungen sehr kostspielig.<br />
Inzwischen lassen sich experimentelle Untersuchungen der Fahrzeugaerodynamik<br />
und der Kühlung praktisch komplett durch Computersimulationen<br />
ersetzen. Der Vorteil: Diese können schon in den<br />
72 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
SIMULATION<br />
TESTEN<br />
3D-F SIMULATION<br />
frühesten Entwicklungsphasen eingesetzt werden, um die Kühlstrategien<br />
unter der Motorhaube zu verstehen und zu optimieren. Im<br />
Gegensatz zu Versuchen sind Simulationen auch in der Lage, die<br />
Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs in einer Vielzahl realistischer Betriebszustände<br />
vorherzusagen – beispielsweise wenn das Fahrzeug<br />
im Stau steht oder einen Anhänger einen Berg hochzieht. Durch ein<br />
genaues Verständnis, wie die Energie durch die Bereiche unter der<br />
Haube und unter dem Fahrzeug fließt, können die Entwickler den<br />
Kühleffekt der Luftströmung maximieren und gleichzeitig den negativen<br />
Einfluss auf den Luftwiderstand so klein wie möglich halten.<br />
Cloud Computing liefert Kapazitäten<br />
Computersimulation dienen auch dazu, den Gesamtluftwiderstand<br />
des Fahrzeugs vorherzusagen und zu verbessern. Dabei werden<br />
auch Komponenten wie Scheibenwischer sowie die rotierenden Räder<br />
– inklusive des Einflusses von Reifenprofil, Felge und des gesamten<br />
Raddesigns – berücksichtigt. Diese Einflüsse wurden früher<br />
vernachlässigt, weil die Kosten für das Abbilden der instationären<br />
Wechselwirkungen im Nachlauf zu hoch waren. Mit der Entwicklung<br />
des Cloud Computings und großer Netzwerkcluster sind solch detaillierte<br />
Berechnungen inzwischen jedoch möglich.<br />
Ingenieure können heute mit Hilfe der Design Space Exploration die<br />
Wechselwirkung zwischen verschiedenen Designparametern untersuchen<br />
– und auf diese Weise beispielsweise den besten Kompromiss<br />
zwischen dem Gesamtluftwiderstand und der Kühlleistung finden.<br />
Der geringste Luftwiderstand ergibt sich typischerweise,<br />
wenn der Kühlergrill abgedeckt wird und keine Kühlluft durch das<br />
Fahrzeug fließt. Allerdings würden der Motor oder die Batterie unter<br />
diesen Bedingungen schnell überhitzen. Mittels der Methoden der<br />
Design Space Exploration lassen sich deshalb dynamische Kühlstrategien<br />
entwickeln, in denen der Kühlergrill sich automatisch weiter<br />
öffnet, wenn mehr Kühlluft benötigt wird. Dabei wird Grid Morphing<br />
eingesetzt, um das Design der Fahrzeugfront so zu optimieren,<br />
dass ein maximaler Luftstrom bei minimalen Kosten erreicht wird.<br />
Bei Elektrofahrzeugen können die Wechselwirkungen noch wesentlich<br />
komplexer sein, da weniger Energie vorhanden ist, die über die<br />
Klimaanlage dem Komfort der Passagiere zugute kommen kann.<br />
Die Energie, die für das Kühlen der Passagiere ‚verschwendet‘ wird,<br />
steht nicht mehr für die Reichweite des Fahrzeugs zur Verfügung.<br />
Die frühe <strong>Konstruktion</strong>ssimulation lässt sich hier über das Koppeln<br />
von Systemen mittels LMS Virtual.Labs Amesim durchführen. Die<br />
Systemsimulation kann dann mit einer Komponente verlinkt werden<br />
– beispielsweise der Batterie, dem Innenraum oder auch der Aerodynamik.<br />
So kann die Performance einer Konfiguration ohne großen<br />
Aufwand optimiert werden, was den Energieverbrauch des Fahrzeugs<br />
im Ganzen reduziert.<br />
Mit der Verfügbarkeit des Predictive Engineering unterstützt die<br />
Software Star-CCM+ dann dabei, bessere Lösungen schneller zu<br />
finden. Instationäre Aerodynamik hilft dabei, die komplexen Einflüsse<br />
der Räder zu untersuchen und Heeds von Red Cedar Technology<br />
ermöglicht mit der Design Space Exploration, bessere Wege zur<br />
Energieeinsparung zu finden.<br />
co<br />
www.siemens.com/plm<br />
[1] Auf ein Fahrzeug mit<br />
einem cw-Wert von 0,3 und<br />
einer Stirnfläche von 2 m²<br />
wirkt bei 30 m/s – was etwa<br />
110 km/h entspricht –<br />
eine aerodynamische Kraft<br />
von 330 N. Dies erfordert<br />
etwa 10 kW Energie zur<br />
Überwindung des Luftwiderstands.<br />
Wenn der Kraftstoffverbrauch<br />
des Fahrzeugs<br />
bei etwa 5 l/100 km<br />
liegt – was wiederum etwa<br />
2 kJ/m entspricht – benötigt<br />
man etwa 60 kW an<br />
chemischer Energie, um<br />
110 km/h zu fahren.<br />
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TESTEN<br />
NEWS<br />
Zylinderlaufflächen<br />
Neues Testverfahren bewertet Korrosionsbeständigkeit<br />
Federal-Mogul Powertrain hat ein neues Testverfahren<br />
zur Bewertung der Korrosions -<br />
beständigkeit von Zylinderlaufflächen ent -<br />
wickelt. Die Methode erlaubt einen direkten<br />
Vergleich unterschiedlicher Werkstoffe und<br />
Beschichtungsverfahren und ermöglicht damit<br />
die gezielte Materialentwicklung speziell<br />
für korrosionsintensive Bedingungen, wie sie<br />
Bild: Federal-Mogul<br />
beim Einsatz hochschwefelhaltiger Kraftstoffe<br />
und hohen Abgasrück führungsraten (AGR)<br />
auftreten. Thermisch gespritzte Laufbuchsen<br />
wie die dünnwandigen Sprayfit-Buchsen von<br />
Federal-Mogul könnten eine effiziente Wärmeableitung<br />
mit dem Vorteil einer großen<br />
Bandbreite an verschleißfesten Oberflächen<br />
kombinieren, heißt es. Dafür müsse allerdings<br />
die Leistungsfähigkeit in Betracht kommender<br />
Werkstoffe zuverlässig beurteilt werden.<br />
Dank des neu entwickelten Testverfahrens<br />
sei dies nun möglich.<br />
Der komplexe Zusammenhang zwischen Korrosion<br />
und Verschleiß erfordert, dass beide<br />
Aspekte unabhängig voneinander beurteilt<br />
werden können, um den beständigsten<br />
Werkstoff zu ermitteln. Welcher Effekt überwiegt,<br />
ist häufig unklar, denn mechanischer<br />
Verschleiß führt dazu, dass Korrosionsprodukte<br />
abgetragen werden und ungeschützte<br />
Oberflächen entstehen, die ihrerseits Korrosion<br />
begünstigen.<br />
Für das neu entwickelte Bewertungsverfahren<br />
hat das Unternehmen die zum Einsatz<br />
kommenden Testlösungen genau den im<br />
motorischen Betrieb entstehenden Kondensaten<br />
nachempfunden, darunter Schwefel-,<br />
Salpeter- und Essigsäure. Die durchgeführten<br />
Prüfungen umfassten Immersionstests in einer<br />
entsprechend zusammengesetzten, kochenden<br />
Lösung sowie elektromechanische<br />
Untersuchungen bei Temperaturen nahe am<br />
Siedepunkt der Lösung. Metallografische<br />
Analysen komplettierten den Prozess.<br />
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass das Freisetzen<br />
von Schwefelkondensat zur höchsten<br />
Korrosionsrate führt, sodass sich Schlechtkraftstoff-Kondensat<br />
als Testlösung zur beschleunigten<br />
Bewertung der Korrosions -<br />
beständigkeit von Werkstoffen empfiehlt. Je<br />
höher der Chromanteil des getesteten Werkstoffs<br />
war, desto besser stellte sich die Korrosionsbeständigkeit<br />
dar.<br />
jpk<br />
www.federalmogul.com<br />
Tech Center iprotect<br />
Crashtest mit Röntgenblick<br />
Bild: Daimler<br />
Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für<br />
Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI)<br />
aus Freiburg testet der Bereich Fahrzeug -<br />
sicherheit der Daimler AG im Tech Center<br />
iprotect erstmals den Einsatz von Röntgentechnologie<br />
bei Crashversuchen. Die Ultrakurzzeit-Röntgentechnologie<br />
produziert während<br />
eines Crashtests Standbilder von definierten<br />
Bereichen in gestochen scharfer Qualität.<br />
Neu dabei ist, dass sich das Verhalten sicherheitsrelevanter<br />
Bauteile damit sogar<br />
prinzipiell in ihrem Inneren untersuchen lässt.<br />
Die Daten können mit computergestützten<br />
Simulationsmodellen zusammengeführt werden.<br />
Diese Synthese kann dazu beitragen,<br />
die Prognosezuverlässigkeit von Crash -<br />
simulationen noch weiter zu verbessern.<br />
Seit der Gründung des Tech Center iprotect<br />
om Januar 2016 arbeitet die Daimler AG in dieser<br />
Kooperationsplattform an nachhaltigen Lösungen<br />
für die integrale Sicherheit für die Mobilität<br />
der Zukunft. Die Partner sind die Robert<br />
Bosch GmbH, die Universität Stuttgart, das<br />
Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik<br />
IWM und das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik,<br />
Ernst-Mach-Institut, EMI Freiburg,<br />
die Technische Universität Dresden, die Technische<br />
Universität Graz und das Klinikum Stuttgart.<br />
Auch hinsichtlich alternativer Rückhaltekonzepte<br />
– gerade beim künftigen hochautomatisierten<br />
Fahren – sind die interdisziplinären<br />
Teams im Tech Center iprotect aktiv. Gemeinsam<br />
suchen Wissenschaft und Praxis Antworten<br />
auf die Frage, welche neuen Ansätze der<br />
Innenraumbeobachtung und Insassenklassifizierung<br />
relevante Beiträge für die Verbesserung<br />
der passiven Sicherheit liefern.<br />
www.daimler.com<br />
74 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
NEWS<br />
TESTEN<br />
Integrierte Prüf- und Testumgebung am Fraunhofer LBF<br />
Elektromobile schneller entwickeln<br />
Virtuelles Testen automatisierter Fahrfunktionen<br />
Neue Sensormodelle in CarMaker 6.0<br />
Der neue Prüfstand kombiniert<br />
mechanische Vibrationsbelastung<br />
und elektrothermische Belastung<br />
Ohne Leistungsmodule bewegt<br />
sich kein Elektrofahrzeug: Sie regeln<br />
die effiziente Energieversorgung<br />
des Antriebs, der Batterie<br />
und der Bordelektronik. Bislang<br />
gab es keine in sich geschlossene<br />
Methodik, welche die Sicherheit<br />
und Zuverlässigkeit der Leistungselektronik<br />
bewertet. Eine<br />
neuartige Prüf- und Testumgebung<br />
des Fraunhofer-Instituts für<br />
Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
LBF bringt alles unter<br />
ein Dach: die schädigungs -<br />
relevante Kombination der Lasten,<br />
deren prüfstandstechnische<br />
Abbildung und ihre numerische<br />
Simulation. Die experimentelle<br />
Testumgebung ermöglicht es,<br />
den Inverter des Elektrofahrzeugs<br />
realitätsnah zu betreiben,<br />
indem die Batterie und die E-Maschine<br />
nachgeahmt werden. Weil<br />
Szenarien aus dem Fahrbetrieb<br />
Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />
Leistungselektronik mit den elektrischen<br />
Zu- und Ableitungen der emulierten<br />
Batterie und E-Maschine<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
zum Einsatz kommen, lassen<br />
sich realistische thermomechanische<br />
Lastzustände der Elektronik<br />
experimentell simulieren.<br />
Zeitgleich können mechanische<br />
Vibrationen aufgeprägt werden.<br />
Es ist somit möglich, das gesamte<br />
Belastungskollektiv, das aus<br />
dem elektrothermischen und<br />
dem Vibrationsanteil besteht,<br />
realitätsnah experimentell zu simulieren.<br />
Künftig sollen die Ergebnisse dazu<br />
beitragen, den Entwicklungsaufwand<br />
zu reduzieren, da die<br />
Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />
von Designvarianten in früheren<br />
Stadien bewertet werden können.<br />
Insbesondere für Entwickler<br />
aus der Automobilbranche verkürzen<br />
sich dadurch die Entwicklungszeiten.<br />
http://hier.pro/VytFp<br />
Mit dem Release 6.0 der Car -<br />
Maker-Produktfamilie erweitert<br />
IPG Automotive das Angebot seiner<br />
Softwarelösungen um echtzeitfähige<br />
Sensormodelle mit hoher<br />
Detailtreue. Damit schafft<br />
das Unternehmen die Grundlage<br />
für effizientes virtuelles Testen<br />
und Absichern automatisierter<br />
Fahrfunktionen.<br />
Der Radar Sensor sowie der Free<br />
Space Sensor+ sind die beiden<br />
Sensormodelle, die mit dem Release<br />
6.0 der CarMaker-Produktfamilie<br />
neu erhältlich sind. Neu<br />
ist auch die Klassifizierung der<br />
umfangreichen Sensormodellsammlung<br />
in die drei Modell -<br />
klassen Ideal, High Fidelity (HiFi)<br />
und Raw Signal Interface (RSI).<br />
Der Free Space Sensor+ scannt<br />
die Umgebung und mögliche<br />
Bild: IPG Automotive<br />
Hindernisse zur Erkennung freier<br />
Räume ab, auf Basis des detaillierten<br />
virtuellen Szenarios hochaufgelöst<br />
in 3D. Die verbesserte<br />
Sensorschnittstelle ermöglicht<br />
zudem das Einbinden eigener<br />
physikalischer Sensormodelle.<br />
www.ipg-automotive.com<br />
Unsere Leidenschaft<br />
ist Kundenorientierung.<br />
Prüfen mit Verstand.<br />
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Proven<br />
Productivity<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 75
KAROSSERIE<br />
TITELSTORY<br />
Mit innovativen Kunststofflösungen die autonome Mobilität fördern<br />
Entwicklungspartner<br />
für Funktionsteile<br />
Die steigende Nachfrage von Endkunden nach Assistenzsystemen für<br />
erhöhte Fahrsicherheit und der langfristige Trend zum automatisierten bzw.<br />
autonomen Fahren stellen Kraftfahrzeughersteller vor hohe technische<br />
Herausforderungen. Um sie zu lösen, müssen auch die Zulieferer komplett<br />
neue Lösungen entwickeln. Einen Beitrag leistet dabei Pöppelmann K-Tech<br />
als innovativer Entwicklungspartner für Funktionsteile.<br />
Julia Uptmoor, Marketingleitung K-Tech, Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne<br />
76 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
TITELSTORY<br />
KAROSSERIE<br />
Was Industrie 4.0 für das produzierende Gewerbe ist, ist das<br />
autonome Fahren in der Automobilität. In nicht allzu ferner<br />
Zukunft sollen Autos und Lkws komplett selbstständig auf den Straßen<br />
unterwegs sein. Die Vorteile sind zum einen eine deutlich<br />
erhöhte Fahrsicherheit mit dem Ziel „Null Unfalltote“, da der Mensch<br />
als Fehlerquelle im Straßenverkehr wegfällt, zum anderen werden<br />
komplett neue Mobilitätskonzepte, wie beispielsweise unbemannte<br />
Taxi- bzw. Shuttle-Dienste oder autonomer Güterverkehr, möglich.<br />
Auf dem Weg zum vollständig autonomen Fahren, bei dem während<br />
der gesamten Fahrt kein menschliches Eingreifen mehr erforderlich<br />
ist, unterscheidet die Bundesanstalt für Straßenwesen fünf<br />
Level:<br />
• 1. assistiertes Fahren: Der Fahrer steuert selbst, wird jedoch von<br />
einzelnen Assistenzsystemen unterstützt<br />
• 2. teilautomatisiertes Fahren: Der Bordcomputer führt aus -<br />
gewählte Manöver, wie Einparken, Spurhalten, Beschleunigen<br />
und Abbremsen im Stau, selbstständig durch<br />
• 3. hochautomatisiertes Fahren: Das Fahrzeug fährt vorüber -<br />
gehend selbst; in Fällen, in denen das System an seine Grenzen<br />
stößt, muss der Fahrer jedoch innerhalb weniger Sekunden<br />
übernehmen können<br />
• 4. vollautomatisiertes Fahren: In den meisten Fällen fährt das<br />
Fahrzeug dauerhaft selbstständig. Nur in besonderen Situa -<br />
tionen, wie extremen Wetterverhältnissen oder Alpenpässen,<br />
wird der Fahrer aufgefordert, die Steuerung zu übernehmen.<br />
• 5. autonomes Fahren: Der Pkw oder Lkw fährt komplett selbstständig.<br />
Ein menschliches Eingreifen ist nicht mehr notwendig<br />
Zwar finden Fahrassistenzsysteme bereits eine immer größere<br />
Verbreitung. Die modernsten am Markt erhältlichen Fahrzeuge<br />
entsprechen derzeit jedoch erst dem Level 2. Damit der vollständig<br />
autonome Straßenverkehr Realität werden kann, gilt es nämlich,<br />
noch einige technische Herausforderungen zu lösen und rechtliche<br />
Fragen zu klären.<br />
Bild: Pöppelmann/Konradin Mediengruppe<br />
Funktionsteile für Assistenzsysteme<br />
Einen nicht zu unterschätzenden Part beim Thema Fahrassistenz -<br />
systeme spielt auch Pöppelmann K-Tech. Der Geschäftsbereich der<br />
Kunststoffexperten aus Lohne ist für verschiedene Hersteller aus<br />
der Automobilproduktion ein wichtiger Partner in Hinblick auf die aktive<br />
Fahrsicherheit. So liefert das Unternehmen z. B. Funktionsteile<br />
zur Befestigung und zum Abdecken bzw. Verkleiden von Fahrassistenzsystemen.<br />
Ein K-Tech-Funktionsteil kann beispielsweise Assistenzsysteme<br />
wie Regen-Licht-Sensoren, Mono- (für Straßenschilder)<br />
oder Stereokameras (für die Spurassistenz oder zur Kontrolle<br />
der Straßenverhältnisse) sowie Halter und Trägerplatten für Bremsassistenten<br />
oder die Rückfahrkamera beinhalten. „Zukünftig sind<br />
auch Funktionsteile für Augmented-Reality-Kamerasysteme denkbar.<br />
Mit solchen ließen sich beispielsweise Navigationskarten bzw.<br />
Anweisungen, ähnlich wie in einem Videospiel, direkt in der Windschutzscheibe<br />
abbilden“, sagt Alexander Harting, Projekt-Manager<br />
bei Pöppelmann K-Tech.<br />
Die Konzeption für solche Assistenzsysteme übernimmt teilweise<br />
der Kunde; die 3D-<strong>Konstruktion</strong> sowie kunststoffgerechte Bauteil -<br />
Innovative Kunststofflösungen<br />
für die autonome Mobilität<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 77
KAROSSERIE<br />
TITELSTORY<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Für den Abstandhalter eines Fahrassistenzsystems benötigte ein<br />
Automobilzulieferer eine neue, passgenaue nachträgliche Befestigung<br />
des Assistenzsystems<br />
Damit die Kamera freie Sicht hat und die Windschutzscheibe nicht<br />
beschlägt, wird in der Trägerplatte für Fahrassistenzsysteme ein Heizpad<br />
eingebracht, das über einen elektrischen Widerstand aufgeheizt wird<br />
definition der Kunststoffkomponenten unter Berücksichtigung der<br />
Herstellung und der Anforderungen aus dem jeweiligen Lastenheft,<br />
findet dagegen bei Pöppelmann K-Tech statt.<br />
sich zudem mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen, die es dann zu<br />
kombinieren gilt“, erklärt Andreas Kellermann, Verkaufsleiter von<br />
Pöppelmann K-Tech.<br />
Kurze Entwicklungszeiten<br />
Von der Entwicklung bis zur Serie läuft bei Pöppelmann alles unter<br />
einem Dach ab, was neben einem großen Kosten- auch einen<br />
erheblichen Zeitvorteil darstellt: Zwischen dem Start der Entwicklung<br />
bis zum Vorliegen der ersten werkzeugfallenden Teile vergehen<br />
in der Regel nur neun bis zwölf Monate; nach zwei Jahren erreichen<br />
die Artikel die Serienreife.<br />
Pöppelmann K-Tech verfügt<br />
dazu über ein eigenes Projektteam,<br />
das sich ausschließlich<br />
mit FEM-Berechnungen und<br />
Bauteilsimulationen beschäftigt.<br />
Eigene Materialdaten -<br />
banken unterstützen eine zielgerichtete<br />
Simulation. Diese<br />
Ergebnisse können parallel für die Bearbeitung kunststoffgerechter<br />
CAD-Daten verwendet werden. Ein großer Nutzen für die Kunden:<br />
Auf diese Weise lassen sich auch kurzfristig konstruktive Anpassungen<br />
an geänderte Bauraum- oder Anforderungssituationen erar -<br />
beiten. Pöppelmann K-Tech richtet sich immer stärker nach den Zielvorgaben<br />
des jeweiligen Anwenders. „Dies hängt damit zusammen,<br />
dass das Unternehmen im Projektgeschäft tätig ist, in dem jede<br />
Anwendung unterschiedliche Anforderungen aufweist und jeder<br />
Kunde verschiedene Ziele anstrebt. Bei einer Anwendung lassen<br />
Von Mehrwerten profitieren<br />
Ein großer Vorteil ergibt sich, wenn der Kunde K-Tech als Lieferanten<br />
bzw. Experten für die Kunststofftechnik früh in den Entwicklungsprozess<br />
einbezieht. Dank verkürzter Entwicklungszeit führt dies zu<br />
einer schnelleren Marktlösung und einer höheren Effizienz durch<br />
individuelle Prozessgestaltung. „Kernelement unserer Arbeit ist die<br />
Projektierung“, sagt Kellermann. „Das jeweilige Projekt-Team von<br />
K-Tech berät den Kunden in<br />
„Die strukturierte Vorgehensweise<br />
bzw. die gesamtheitliche Betrachtung<br />
sorgt letztendlich auch für hoch -<br />
wertigere Endergebnisse.“<br />
jeder Projektphase. Um bei<br />
der hohen Entwicklungsgeschwindigkeit<br />
und den komplexen<br />
Anforderungen des<br />
Kunden mitzukommen, stellt<br />
Pöppelmann K-Tech teilweise<br />
Mitarbeiter vor Ort beim Kunden<br />
in den Entwicklungsteams. Fachabteilungen wie beispielsweise<br />
Prozessoptimierung, Simulation oder Labor können Analysen<br />
und Konzepte direkt erarbeiten.“<br />
Gleich zu Beginn des Projektes bringen die K-Tech-Experten Vorschläge<br />
für mögliche Innovationen ein und der Kunde profitiert so<br />
von Mehrwerten wie integrierten Funktionen, die das Unternehmen<br />
als Pöppelmann-Effekt bezeichnet. Die strukturierte Vorgehensweise<br />
bzw. die gesamtheitliche Betrachtung sorgt nicht nur für erheb -<br />
liche Zeiteinsparungen in der Entwicklung, sondern letztendlich<br />
auch für hochwertigere Endergebnisse.<br />
Innovationsführer<br />
PLUS<br />
Am 23. Juni 2017 wurde Pöppelmann von Physiker und<br />
Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, Prof. Dr. Nikolaus<br />
Franke von der Wirtschaftsuniversität Wien sowie<br />
Compamedia aufgrund des Innovationsklimas und -erfolgs<br />
als einer der TOP-100-Innovationsführer des deutschen<br />
Mittelstands ausgezeichnet.<br />
Extrembedingungen fordern hohe Zuverlässigkeit<br />
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Lösungsentwicklung im Bereich<br />
der aktiven Fahrsicherheit ist eine Trägerplatte, die Pöppelmann<br />
K-Tech jüngst für das Fahrassistenzsystem von Daimler entwickelt<br />
hat. Fast jeder der Pkws, die Daimler in diesem Jahr bisher gebaut<br />
hat, verfügt über Fahrassistenzsysteme, die – mit einer Trägerplatte<br />
fixiert – an der Windschutzscheibe angeklebt werden. Damit die Kamera<br />
immer freie Sicht hat und verlässliche Ergebnisse liefert, wird<br />
in der Trägerplatte ein Heizpad eingebracht, das über einen elektrischen<br />
Widerstand aufgeheizt wird, damit die Windschutzscheibe<br />
nicht beschlägt oder einfriert.<br />
78 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
TITELSTORY<br />
KAROSSERIE<br />
Um den „Pöppelmann-Effekt“ für Kunden zu erzielen, wird bei jedem Projekt überprüft, welche der Fertigungsparameter Material, <strong>Konstruktion</strong>,<br />
Prozess und Werkzeugtechnik ausgewählt und angepasst werden können<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Applikationen wie diese stellen die Ingenieure vor verschiedene<br />
technische Herausforderungen. Beispielsweise<br />
muss das Material dauerhaft hohen Tempera -<br />
turen standhalten: „Beim Einsatz in Wüstenregionen<br />
heizt sich die Scheibe bei Sonneneinstrahlung auf bis<br />
zu +100 °C auf, die Kamera sogar auf bis zu +105 °C“,<br />
so Harting. In diesem Fall müsse die Technik genauso<br />
zuverlässig funktionieren, wie bei einer Fahrt im<br />
schwedischen Winter bei Temperaturen unter -30 °C.<br />
Ein weiteres Projektbeispiel ist ein Radarsystem für<br />
die passgenaue, nachträgliche Befestigung im Bereich<br />
des Frontends des Fahrzeugs zur Abstandsregelung.<br />
Die Herausforderung in diesem Fall: Da schon sehr<br />
kleine Abweichungen der Radarposition die Angaben<br />
über den Abstand des Fahrzeugs zu einem Objekt<br />
verfälschen, weil der Sensor nicht weit genug bzw. zu weit reicht,<br />
war die Passgenauigkeit bzw. das Einhalten der Toleranzen bei dem<br />
Halter sehr wichtig. Eine weitere Kundenvorgabe war die Funktionsintegration:<br />
Der Halter sollte sich einfach und schnell an Radar und<br />
Karosserie montieren lassen. Weiterhin sollte der Halter für unterschiedliche<br />
Fahrzeugmodelle einsetzbar sein.<br />
Von Beginn an war hier klar, dass die schnellste und kostengüns -<br />
tigste Variante in einem Halter aus zwei Bauteilen bestehen würde:<br />
einem gleichbleibenden Adapterrahmen für das Radar und einem<br />
variablen Stützwinkel, der je nach Modell angepasst werden kann.<br />
„Die beiden Bauteile müssen immer exakt im gleichen Winkel zueinander<br />
montiert werden. Um dieses Problem zu lösen, integrierten<br />
unsere Ingenieure eine Schraube, die den gewünschten Winkel<br />
fixiert“, erzählt Projekt-Manager Reinhard Thobe. „Zur Montage wurde<br />
an beiden Bauteilen eine Clip- bzw. Rastfunktion vorgesehen.“<br />
Für eine sichere und dauerhafte Positionierung verstärkten die<br />
Konstrukteure die Befestigungsbereiche mit Metallbuchsen. Resultierend<br />
aus FEM-Berechnungen und Füllsimulationen integrierten<br />
sie zudem eine belastungsorientierte Verrippung.<br />
„Dank der zweiteiligen Bauweise des Halters sind nur wenige Iterationsschleifen<br />
im Werkzeug nötig, um eine passende Lösung für<br />
eine andere Schnittstelle zu liefern. Das Abstandsradar liefert zudem<br />
verlässliche Ergebnisse, da der Halter passgenau sitzt und die<br />
Für die Trägerplatten entwickelt und produziert Pöppelmann K-Tech sogenannte Beauty<br />
Caps, die passgenau auf den Trägerplatten montiert werden können<br />
Toleranzen nicht übersteigt“, erklärt Thobe weiter. Der Halter ließe<br />
sich sicher und störungsfrei mit Radar und Karosserie verbauen.<br />
Projektbeispiele wie diese zeigen, dass Pöppelmann K-Tech mit seinen<br />
langjährigen Erfahrungen, den vielfältigen zur Verfügung stehenden<br />
Tools sowie der schnellen Entwicklungsarbeit und straffer<br />
Projektabläufe, die denen reiner Spritzgießer überlegen sind, sich<br />
als zuverlässiger und zukunftsorientierter Entwicklungspartner im<br />
Bereich der Fahrassistenzsysteme auszeichnet. Die Orientierung an<br />
den Anwendungsanforderungen und die Nähe zum Kunden helfen<br />
dabei, in kürzerer Zeit eine ganzheitliche Lösung zu finden, die op -<br />
timal auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten ist. Mit seinen innovativen<br />
Entwicklungen trägt Pöppelmann somit ein Stück weit mit bei,<br />
dass der Weg zum autonomen Fahren etwas kürzer wird. bec<br />
www.poeppelmann.com<br />
Detaillierte Informationen zur Funktionsintegration<br />
bei technischen Kunststoffteilen:<br />
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Fakuma: Halle B5, Stand 5107<br />
Electric Vehicle Symp. & Exhibition: Halle 1, Stand G62<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 79
KAROSSERIE<br />
LEICHTBAU<br />
Simulationstools verkürzen Produktionszeiten und senken Fertigungskosten<br />
Perfektion nach Maß<br />
Die Digitalisierung ermöglicht es den Unternehmen dank neuer Technologien Produktionszeiten zu verkürzen und<br />
die Fertigungskosten zu senken. Insbesondere in innovativen Branchen wie der Automobilindustrie bieten etwa<br />
additive Verfahren oder 3D-Druck ganz neue Möglichkeiten. Die 3D-Experience-Plattform von Dassault Systèmes<br />
unterstützt Branchenlösungserfahrungen, basierend auf 3D-<strong>Konstruktion</strong>, Analyse, Simulation und Intelligence<br />
Software in einer vernetzten, interaktiven Umgebung.<br />
Judith Knappe, Editor Technology, Storymaker in Tübingen<br />
Mit neuen Technologien wie Simulationsanwendungen<br />
lassen sich ultraleichte Bauteile<br />
konstruieren und herstellen<br />
Gewichtsreduktion, Freiheit im Design und kurze Produktionszeiten:<br />
Die Additive Fertigung oder 3D-Druck hat einzigartige<br />
Vorteile und revolutioniert Produktionsprozesse. Eine neue Bitkom-<br />
Studie zeigt, dass vor allem Wachstumsmärkte wie Luftfahrt, Medizin<br />
und Konsumgüter von der Technologie profitieren. Besonders in<br />
der Automobil-Industrie bietet diese Art der Fertigung neue Möglichkeiten.<br />
Doch um das volle Potenzial auszuschöpfen, bedarf es<br />
ausgeklügelter Tools. Die Natur macht es vor: Leicht, stabil und minimaler<br />
Materialeinsatz – Bäume sind das beste Beispiel für die Perfektion<br />
von Werkstoffen und Strukturen. Diese Perfektion würden<br />
Konstrukteure von technischen Bauteilen gerne nachahmen. Dazu<br />
benötigen sie erstens <strong>Konstruktion</strong>s- und Simulationstools, die eine<br />
möglichst ideale Geometrie finden. Zweitens ein Fertigungsverfahren,<br />
das diese bisher nicht realisierbaren Strukturen Realität werden<br />
lässt. Software, die gute Geometrien entwickelt und das Verhalten<br />
unter Last berechnet, gibt es seit vielen Jahren.<br />
Dassault Systèmes etwa bietet über seine 3D-Experience-Plattform<br />
bestens aufeinander abgestimmte Anwendungen. Die Fertigungsverfahren<br />
konnten bisher nicht mit den Tools mithalten – doch das<br />
hat sich geändert. Der 3D-Druck ermöglicht raffiniertere Designs,<br />
kann Hochleistungswerkstoffe verarbeiten und setzt schnellere Maschinen<br />
ein. Damit reichen ihre Anwendungsgebiete über klassischen<br />
Prototypenbau und Produktdesign hinaus. Vor allem in Industrien,<br />
in denen Effizienz, Formgebung, Gewicht und Lebensdauer eine<br />
große Rolle spielen, wird die Technologie immer stärker genutzt.<br />
Denn die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt: Mit der neuen Fertigungstechnik<br />
lassen sich jetzt ultraleichte Bauteile konstruieren und<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
herstellen.<br />
Aus der Bitkom-Studie geht unter anderem<br />
hervor, dass Gewicht und Materialverbrauch<br />
bei einzelnen Teilen um bis zu 90 Prozent sinken<br />
können. So kann beispielsweise ein Airbus<br />
A350 um bis zu eine Tonne leichter werden.<br />
Die positive Folge: Der CO2-Ausstoß<br />
des Flugzeugs reduziert sich auf diese Weise<br />
beträchtlich.<br />
Produktionszeiten verkürzen sich<br />
Zusätzlich sparen die Hersteller laut der Studie<br />
auch bis zu 70 Prozent der Produktionszeit<br />
und 80 Prozent der Fertigungskosten.<br />
Weiterhin können durch additive Fertigung unnötige Lagerkosten<br />
vermieden werden: Haben Hersteller Ersatzteile für beispielsweise<br />
alte Automodelle früher auf Vorrat produziert, so können sie durch<br />
das neue Fertigungsverfahren bei Bedarf schnell “nachdrucken“. Ohne<br />
die Verzahnung mit CAD- und Simulationswerkzeugen wäre diese<br />
Art zu produzieren nicht möglich. Nur durch die Tools kann nachgewiesen<br />
werden, dass das nun völlig anders gefertigte Teil genau<br />
dieselben Eigenschaften hat wie sein Vorgänger, der vielleicht noch<br />
gegossen oder gefräst wurde. Unterm Strich bietet diese Verzahnung<br />
enorme Vorteile: Die <strong>Konstruktion</strong>sphase verkürzt sich und die<br />
Unternehmen sparen kostenintensive Prototypen und Fehlkonstruktionen.<br />
Mehr noch: Ob sich eine Geometrie überhaupt fertigen<br />
lässt, muss den Konstrukteur nicht mehr kümmern, er kann sich<br />
ganz auf die Funktion des Teils konzentrieren. Zudem ermöglichen<br />
Tools wie Simulia, dass das Verhalten der Produkte schon vor der<br />
Fertigung untersucht werden kann. Ein Konstrukteur kann sich also<br />
sicher sein, dass er kein idealisiertes Bauteil entwirft, sondern eines,<br />
das auch dem Realitätscheck standhält. Die iterative Schleife<br />
aus <strong>Konstruktion</strong>, Simulation, verbesserter <strong>Konstruktion</strong>, erneuter<br />
Simulation beliebig fortgesetzt liefert genaue Angaben, wo Material<br />
eingespart werden kann oder wo man etwas zugeben muss.<br />
„Angstschrauben“ überwinden<br />
Aber Simulation hilft auch, so genannte „Angstschrauben“ zu erkennen.<br />
Das sind Teile einer <strong>Konstruktion</strong>, deren einzige Funktion es<br />
ist, dem Entwickler das Gefühl zu geben, er habe damit noch ein Sicherheitsplus<br />
eingebaut, sozusagen einen Notnagel, falls die Struk-<br />
80 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Bild: Dassault Systèmes<br />
Dank virtueller Technologien verkürzt sich die <strong>Konstruktion</strong>sphase<br />
und die Unternehmen sparen kostenintensive<br />
Prototypen und Fehlkonstruktionen<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Tools wie Simulia von Dassault Systèmes ermöglichen,<br />
dass das Verhalten der Produkte schon vor<br />
der Fertigung untersucht werden kann<br />
Bild: Dassault Systèmes<br />
Neue <strong>Konstruktion</strong>s- und Simulationstools helfen<br />
dabei, die Perfektion natürlicher Strukturen<br />
nachzuahmen. Ziel dieser bionischen Lösungen<br />
sind leichte, stabile Produkte und ein minimaler<br />
Materialeinsatz<br />
tur doch einmal versagt. Oder es gibt sie, weil man das „immer<br />
schon so gemacht“ hat. In jedem Fall beruhigen sie das Gewissen.<br />
Manchmal sind diese „Angstschrauben“ aber auch gefährlich, weil<br />
sie die Struktur schwächen. Lasten zu optimieren, indem man Material<br />
weglässt, widerstrebt vielen Ingenieuren. Idealerweise sieht<br />
der Prozess von der Idee zu einem 3D-gedruckten Produkt so aus:<br />
Als erstes entwirft der Konstrukteur das Bauteil in einem CAD-Programm.<br />
Vermutlich wird es zunächst so ähnlich aussehen, wie das<br />
bislang herkömmlich gefertigte Teil. Mit Hilfe der Software Tosca von<br />
Dassault Systèmes lässt sich die Topologie nun optimieren. Dazu<br />
gibt die Simulation Kräfte auf das Teil und berechnet die Spannungen<br />
im Werkstoff. Wo keine Lasten auftreten, wird das Material ausgeblendet,<br />
der Konstrukteur stellt das mit einem Schieberegler ein.<br />
Anschließend stellt die 3D-Experience-Plattform von Dassault Systèmes<br />
sicher, dass dieses optimierte Design nahtlos in die CAD-<br />
Software zurückgespielt wird.<br />
Mit den beschriebenen Tools und Verfahren sind jetzt auch ganz<br />
neue Formen möglich – eben jene organischen, die sich an der Natur<br />
orientieren und optimal auf die Anforderungen angepasst werden<br />
können. Die Stärken der additiven Fertigung liegen also nicht in<br />
der Massenproduktion. Neben der erwähnten Fertigung komplexer<br />
Geometrien und Verringerung des Gewichts und der Gesamtkosten,<br />
ist durch sie auch Massen-Individualisierung möglich geworden.<br />
Das bedeutet: Unternehmen können auf individuelle Kundenforderungen<br />
und sich ändernde Marktbedingungen schnell und spezifisch<br />
eingehen. Im Zeitalter von Industrie 4.0 ist das ein bedeutender<br />
Faktor für wirtschaftlichen Erfolg.<br />
jg<br />
www.3ds.com<br />
Details zum Simulationsprogramm Simulia<br />
von Dassault Systèmes:<br />
http://hier.pro/SVHzV<br />
COMPOSITES EUROPE<br />
12. Europäische Fachmesse und Forum für Verbundwerkstoffe, Technologie und Anwendung<br />
19. – 21. September 2017<br />
Messe Stuttgart<br />
www.composites-europe.com<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 81
KAROSSERIE<br />
LEICHTBAU<br />
Bild: BMW<br />
Die Karosserie des BMW 7er mit Carbon Core<br />
CFK im Automobilbau<br />
Der lange Weg zur Großserie<br />
Die grundsätzlichen Vorteile von Automobil-Strukturbauteilen aus kohlenstofffaserverstärktem<br />
Kunststoff (CFK) sind schon lange bekannt. Als Lösung für die Großserie tat sich der<br />
Verbundwerkstoff allerdings bislang schwer. Neue Forschungs- und Entwicklungsansätze<br />
könnten seine Einführung beschleunigen.<br />
Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Wie so häufig, spielte sich die wahre Revolution im Verborgenen<br />
ab: Annähernd unbemerkt stellte 1981 McLaren den<br />
ersten Formel-1-Rennwagen mit einem Chassis aus kohlenstoff -<br />
faserverstärktem Kunststoff (CFK) auf die überbreiten Slickreifen.<br />
Den Konstrukteuren ging es um hohe Steifigkeit und vor allem um<br />
geringes Gewicht. Sicherheit spielte damals im Motorsport noch<br />
eine untergeordnete Rolle.<br />
Aber schnell war klar, dass CFK auch in dieser Disziplin dem damals<br />
üblichen Aluminium überlegen war. Die Idee von McLaren fand<br />
rasch Nachahmer, und so gibt es seit 1986 kein Formel-1-Fahrzeug<br />
mehr, das nicht mit CFK-Chassis ausgerüstet ist. Sehr viel lang -<br />
wieriger war der Weg des exotischen Werkstoffs in den Serienfahrzeugbau.<br />
Er führte zunächst über extrem teure Supersportwagen,<br />
deren CFK-Bauteile aufwendig per Hand gefertigt wurden – die Kunden<br />
zahlten gerne für die Exklusivität.<br />
BMW ist Vorreiter<br />
Einen ersten wichtigen Schritt zur Produktion größerer Serien machte<br />
BMW mit den Elektrofahrzeugen i3 und i8. Richtig in Schwung<br />
kommt die Fertigung nun mit dem aktuellen BMW 7er. Zentrales<br />
Element ist die als Carbon Core bezeichnete Karosseriestruktur. Das<br />
intelligente Karosseriekonzept erreicht durch den Mischbauansatz<br />
von CFK, höchstfesten Stählen und Aluminium eine Steigerung von<br />
Festigkeit und Steifigkeit in der Fahrgastzelle bei gleichzeitig deutlich<br />
reduziertem Fahrzeuggewicht. Der neue BMW 7er ist laut Hersteller<br />
das erste Fahrzeug, bei dem industriell hergestelltes CFK im<br />
Verbund mit Stahl und Aluminium verwendet wird. Trotz deutlich<br />
erweiterter Komfort- und Sicherheitsausstattung ist der BMW 7er<br />
so um bis zu 130 kg leichter als in der Vorgängergeneration. Wichtiger<br />
Kooperationspartner für BMW ist die SGL Group. Die CFK-<br />
Geflechte für die Carbon-Core-Karosserie werden in einem vollautomatisierten<br />
Prozess bei SGL hergestellt und anschließend als sogenannte<br />
Preforms zur Bauteilfertigung direkt an BMW geliefert.<br />
Forschungskonsortium verspricht neue Erkenntnisse<br />
Nichtsdestotrotz gibt es bei der Nutzung der CFK-Technologie für<br />
Automotive-Anwendungen noch erheblichen Forschungs- und Entwicklungsbedarf.<br />
Neue Erkenntnisse soll ein von der britischen<br />
82 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
LEICHTBAU<br />
KAROSSERIE<br />
„Wir müssen daran<br />
arbeiten, diese Leichtbaulösungen<br />
kostengünstig<br />
darzustellen“<br />
Fertigung des neuen BMW 7er<br />
Bild: BMW<br />
Regierung gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt für<br />
carbonfaserbasierte Verbundwerkstoffe in der automobilen Serienfertigung<br />
liefern.<br />
Unter der Leitung von SGL arbeiten acht britische Unternehmen an<br />
der Produktion von Bauteilen aus CFK für die Automobilindustrie.<br />
Das Projekt mit dem Namen „Thermoplastic Overmoulding of<br />
Structural Composites for Automotive Applications“ (TOSCAA) zielt<br />
darauf ab, die Technologie für die automobile Serienfertigung von<br />
thermoplastischen Bauteilen über alle Stufen der Wertschöpfungskette<br />
von SGL bis zum Automobilhersteller, im Projekt Jaguar Land<br />
Rover, weiterzuentwickeln. Dr. Grant Andrews, Technologieleiter am<br />
zuständigen SGL-Standort Muir of Ord in Frankreich: „Durch das<br />
TOSCAA-Projekt erweitern wir unser Fachwissen zur Nutzung von<br />
Carbonfasern in thermoplastischen Verbundwerkstoffen und unterstützen<br />
unsere Kunden bei der Anwendung von Carbonfasern im<br />
automobilen Sektor oder in anderen innovativen Anwendungen.“<br />
Ford und Magna entwickeln zusammen<br />
Auch Ford und der Zulieferer Magna haben in einem gemeinsamen<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekt untersucht, welche Leichtbaumöglichkeiten<br />
und technische Herausforderungen bei der Verwendung<br />
von CFK-Verbundwerkstoffen zu erwarten sind. Die beiden<br />
Unternehmen haben zusammen das Konzept eines Subframes<br />
aus CFK entwickelt. Er ist ist ein wichtiger Bestandteil der Fahrzeugstruktur<br />
und dient als Motor- und Radaufnahme.<br />
„Kooperationen sind für uns unerlässlich, um erfolgreich Leichtbaukomponenten<br />
herstellen zu können, die den Kraftstoffverbrauch reduzieren,<br />
ohne den Fahrkomfort, die Langlebigkeit oder die Sicherheit<br />
zu beeinträchtigen“, betont Mike Whitens, Director of Vehicle<br />
Enterprise Systems im Bereich Research and Advanced Engineering<br />
bei Ford. „Wir müssen auch in Zukunft daran arbeiten, diese Leichtbaulösungen<br />
kostengünstig darzustellen.“ Die gemeinsame Entwicklung<br />
des Subframe aus Carbonfaser-Verbundmaterial durch<br />
Magna und Ford sei ein hervorragendes Beispiel für die Kooperation<br />
im Hinblick auf fortschrittliche Materialien.<br />
Kooperation zwischen Ford und Magna:<br />
Subframe aus CFK<br />
Statt aus 45 Stahlbauteilen wie beim konventionellen Träger besteht<br />
der neue Prototyp nur noch aus zwei CFK-Formbauteilen und vier<br />
Metallverstärkungen, das ist eine erhebliche Reduktion um 82 %.<br />
Im Vergleich zum Stahl- ist das CFK-Produkt laut Magna 34 % beziehungsweise<br />
9,3 kg leichter.<br />
Als Werkstoff kommt ein sogenanntes Sheet Molding Compound<br />
(SMC) zum Einsatz, eine in Platten angelieferte zähflüssige Masse<br />
aus kleingehäckselten Carbonfasern und Harz. In einem Presswerkzeug<br />
wird das SMC zu den CFK-Bauteilhälften geformt. Sie sind<br />
schon nach wenigen Minuten ausgehärtet und werden anschließend<br />
verklebt. Wie Magna erklärt, ist die Produktion dabei so vereinfacht,<br />
dass sich werkzeugseitige Kostenvorteile von 30 bis 40 %<br />
ergeben. Aktuell wird der Subframe bei Ford ausgiebig getestet. Ist<br />
das Ergebnis wie von Magna erwartet, ist mit einer raschen Umsetzung<br />
des Fertigungsverfahrens in die Serie zu rechnen.<br />
Direkt zur Website des TOSCAA-Projekts:<br />
http://hier.pro/j0VH1<br />
Bild: Magna<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 83
KAROSSERIE<br />
LEICHTBAU<br />
Thermoplastisches RTM-Verfahren ermöglicht neue Geometrien für Leichtbauteile<br />
Stabil auch bei geringerem Gewicht<br />
Getrieben von immer anspruchsvolleren gesetzlichen Auflagen hinsichtlich CO 2<br />
-Emissionen, aber auch beflügelt von<br />
der immer ressourcenbewussteren Einstellung der Deutschen, kommen Autobauer nicht umhin, Fahrzeuge immer<br />
leichter zu bauen. Weniger Gewicht bei gleicher Leistung bedeutet weniger Treibstoff bzw. weniger Strom. Dieses<br />
Weniger bedeutet gleichzeitig ein Mehr an Umweltschutz. Bei der Zielerreichung mangelt es nicht an leichteren<br />
Materialien für Automobilbauteile. Das Dilemma liegt im Gewicht-Stabilitäts-Koeffizienten und der Frage, wie behalte<br />
ich die nötige Bauteilstabilität und verringere dabei dennoch das Gewicht? Eine Auflösung für diesen Widerspruch<br />
hat vor Kurzem der Kunststoffspezialist Handtmann Elteka vorgestellt: das Composite Hicompelt.<br />
Dr. Martina Klug, Klugmarketing & PR, München, i. A. der Albert Handtmann Elteka GmbH & Co. KG, Biberach<br />
CAD Zeichnung eines Dachrahmens<br />
aus Hicompelt, gefertigt für einen<br />
Roding Roadster<br />
Das Revolutionäre an Hicompelt: Es wird in einem bisher noch<br />
wenig bekannten Verfahren, dem T-RTM (thermoplastisches<br />
resin transfer molding), hergestellt. Bei diesem Verfahren wird ein<br />
Matrixmaterial zunächst just in time aufgeschmolzen. Wie der<br />
Name bereits impliziert, wird dazu ein thermoplastischer Werkstoff<br />
verwendet. Schon dies ist ein technisch durchaus anspruchsvoller<br />
Vorgang, bei dem Aktivator und Katalysator im Rahmen der rich -<br />
tigen Zeitdauer verflüssigt und gemischt werden müssen. Zur Verfeinerung<br />
dieses Schmelzverfahrens wurde in Zusammenarbeit mit<br />
einer Entwicklungsgruppe rund um das Münchener Unternehmen<br />
Krauss Maffei eine spezielle, neue Schmelzanlage entwickelt. Dieses<br />
neue Dosierkonzept ermöglicht eine On-demand-Fertigung und<br />
Serienproduktion, bei der jeweils nur das für das jeweilige Bauteil<br />
benötigte Matrixmaterial aufgeschmolzen wird. Ein auch aus ökonomischer<br />
Sicht effektiver Ansatz, der eine konstant hohe Teilequalität<br />
unterstützt.<br />
Vorgeformte Gelege ermöglichen fertige<br />
Bauteilgeometrien<br />
Handtmann Elteka verwendet für das Hicompelt Composite ein PA-<br />
6C-Gusspolyamid oder das noch höherwertigere PA 12C Lauramid.<br />
Nach dem Aufschmelzen und der Mischung der Materialkomponenten<br />
wird dieses dann in noch flüssiger Form in die eigentliche Pres-<br />
se eingebracht. Durch die niedrige Viskosität des<br />
Gusspolyamids können auch extrem dünne Wandstärken<br />
produziert werden. In einem entsprechenden<br />
Werkzeug befindet sich ein bereits in End -<br />
kontur vorgeformtes Gelege, das über eine genau<br />
definierte Anzahl von Düsen mit dem Matrixmaterial<br />
infiltriert und anschließend zum jeweiligen Bauteil<br />
gepresst wird. „Dieser Vorgang benötigt lediglich<br />
3 min. Besonders interessant ist die Schnelligkeit dieses<br />
Prozesses, wenn, wie im Automobilbereich üblich, auch<br />
Großserien hergestellt werden müssen. Nach der Ent -<br />
nahme aus der Presse bedarf das Bauteil quasi keiner Nachbearbeitung<br />
mehr“, erklärt Jörg Vollmann von VSM Innovation,<br />
der für Handtmann Elteka bei der Hicompelt-Entwicklung federführend<br />
war.<br />
In diesem Verfahren produziert wird bereits ein Dachrahmen in<br />
einer Größe von 770 mm x 590 mm für den Sportwagen Roding<br />
Roadster. Die vor der Endlackierung schwarz-weiße Schraffierung<br />
des Bauteils entsteht durch die Verwendung eines Carbon-Glas -<br />
faser-Mischgeleges. Da die so erzielbare Steifigkeit für diesen Dachrahmen<br />
ausreicht, wurde die teurere schwarze Carbonfaser partiell<br />
durch die sichtbare helle Glasfaser ersetzt. Im Vergleich zur Herstellung<br />
desselben Bauteils mit einem Epoxy-RTM konnte dabei noch<br />
16 % Material eingespart werden.<br />
Bild: forward-engineering.de<br />
Net-Shape-Integration von Metallelementen<br />
und Reparaturfähigkeit<br />
Prozesstechnisch interessant ist die Option bei Hicompelt Compo -<br />
sites bereits bei der Herstellung Metallelemente wie Bolzen oder<br />
Metallteile formschlüssig und fest mit einzubinden. So können<br />
Hicompelt Composites beispielsweise auch mit angrenzenden<br />
Metallteilen vernietet oder verschweißt werden. Beim oben vorgestellten<br />
Dachrahmen wurde sowohl eine Stahlbuchse als auch eine<br />
Aluminiumhalterung integriert. Lohnend ist diese Net-Shape-Fertigung<br />
so auch aus Kostensicht: Das Verfahren minimiert neben den<br />
Material- auch die Prozesskosten.<br />
Apropos Kostensicht: Wohingegen andere Leichtbauteile, z. B.<br />
Kunststoffteile, im Falle einer Beschädigung komplett ausgetauscht<br />
werden müssen, können die mit Gusspolyamid infiltrierten Hicompelt-Bauteile<br />
auch durch Schweißen repariert werden.<br />
84 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
LEICHTBAU<br />
KAROSSERIE<br />
Bild: Handtmann Elteka<br />
Timo Rothenbacher, Produktentwicklung bei<br />
Handtmann Elteka, präsentiert den Dachrahmen<br />
aus Hicompelt (im Einsatz bei einem Roding<br />
Roadster). Zu sehen ist auch die verwendete<br />
Mischung aus Carbon- und Glasfasergelegen<br />
sowie direkt eingepressten Metalleinlagen<br />
Neue Geometrien: die benötigte Bauteilfestigkeit<br />
trotz des geringeren Gewichts erzielen<br />
Das Hicompelt Composite wurde von Handtmann Elteka sowohl im<br />
Hinblick auf die Herstellung von Großserien im Automotive- und<br />
Aerospacebereich entwickelt als auch im Hinblick auf die eine wei -<br />
tere Gewichtsreduzierung bei gleichzeitiger Bauteilfestigkeit durch<br />
die Realisierbarkeit von bisher mit Compositematerial nicht einfach<br />
herzustellenden Geometrien. Ein Beispiel dafür ist eine gewinkelte<br />
Aufnahme bzw. Halterung, die derzeit in einer neuen Fahrzeug -<br />
generation eines deutschen Autobauers getestet wird. „Das neue<br />
Hicompelt-Bauteil soll in diesem Fall ein Metallbauteil ersetzen. Hier<br />
haben wir im Vergleich zu den bisherigen Bauteilen eine Gewichtseinsparung<br />
von 30 % erreicht. Das ist auch mit Blick auf die immer<br />
extremeren Anforderungen an CO 2<br />
-Einsparungen eine echte Revolution<br />
für die Automobilindustrie“, so Vollmann.<br />
„Bei Composite-Bauteilen wie diesem Winkel ist es eine Heraus -<br />
Bild: Handtmann Elteka<br />
Beim T-RTM-Verfahren können<br />
Metallteile wie Ösen oder Verbinder<br />
direkt bei der Herstellung fest<br />
integriert werden<br />
Bild: Handtmann Elteka<br />
Winkelaufnahme aus Hicompelt, endkonturnah<br />
produziert, im Einsatz im Automobilbereich<br />
forderung, die benötigte Steifigkeit trotz des geringen Gewichtes zu<br />
erzielen“, erläutert Vollmann. Die hohe Steifigkeit wird u. a. durch<br />
den ausnehmend hohen Faseranteil und das auch im Winkel nicht<br />
unterbrochene Fasergeflecht erzielt. Vollmann: „Die Infiltration mit<br />
diesen Thermoplasten ermöglicht einen besonders hohen Faser -<br />
volumenanteil von bis zu 65 %.“<br />
Im Hinblick auf die Umwelt ist heutzutage auch das Thema Recycling<br />
für jeden Automobiler auf der Tagesordnung. Der Vorteil des<br />
Hicompelt Composites: Es kann am Ende der Fahrzeuglebensdauer<br />
einfach entsorgt werden. Da es sich bei der Matrix um ein Thermoplast<br />
handelt, kann durch Erwärmung der Kunststoff leicht vom<br />
Gelege getrennt werden.<br />
bec<br />
www.handtmann.de/kunststofftechnik<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 85
KAROSSERIE<br />
LEICHTBAU<br />
Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen ermöglichen eine Gewichtsreduzierung um 15 % gegenüber ultrahochfestem Stahl<br />
Bild: Constellium<br />
Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen für den Automobilbau<br />
Leicht, fest und kollisionssicher<br />
Die Verwendung leichter Materialien ist ein klarer Trend in der Automobilindustrie. Gefragt sind innovative<br />
Aluminiumlegierungen, die eine echte Alternative zu ultrahochfestem Stahl bilden. Durch die Leichtbauweise<br />
lassen sich nicht nur die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in der Automobilproduktion deutlich erhöhen.<br />
Aluminium überzeugt auch durch weitere Vorteile wie eine hohe Korrosionsbeständigkeit und die Fähigkeit,<br />
einzelne Fahrzeugteile besser zu verbinden.<br />
Andreas Afseth, Leiter Forschung und Entwicklung, Constellium Deutschland GmbH, Singen<br />
Nachhaltigkeit und die Schonung von Ressourcen gewinnen<br />
insbesondere auch im Automobilbau zunehmend an Bedeutung.<br />
Ansatzpunkte hierfür sind in erster Linie die CO -Emissionen<br />
2<br />
und der Kraftstoffverbrauch. Beides lässt sich durch unterschied -<br />
liche Maßnahmen senken. Neben einer optimierten Aerodynamik,<br />
vermindertem Rollwiderstand und innovativer Motorentechnologie<br />
ist auch eine Gewichtsreduzierung der Fahrzeuge von entscheidender<br />
Bedeutung. Daher liegt die Verwendung von besonders leichtem<br />
Material nahe. Eine wichtige Rolle spielt dabei Aluminium, das<br />
gegenüber Stahl mit einer Gewichtseinsparung von 30 bis 50 %<br />
punkten kann. Die Leichtigkeit resultiert aus der geringen Materialdichte<br />
von etwa 2,7 g/cm 3 – verglichen mit 7,8 g/cm 3 bei regulärem<br />
Stahl.<br />
Untersuchungen belegen die massiven Einsparpotenziale einer<br />
Leichtbauweise: So lässt sich pro 100 kg reduziertes Gewicht der<br />
CO -Ausstoß um durchschnittlich 10 g/km senken. Noch deutlicher<br />
2<br />
wird der ökologische Vorteil in folgendem Beispiel: Würden bei<br />
einem Pkw mit 1800 kg nur 5 % des Gewichts reduziert, ließen sich<br />
– über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs gerechnet – rund<br />
2 t an CO 2<br />
-Emissionen einsparen. Davon profitiert nicht nur die<br />
Umwelt: Auch lässt sich durch die Gewichtsverminderung der<br />
Kraftstoffverbrauch senken, was den Geldbeutel der Autofahrer<br />
schont.<br />
Leichtbaulegierungen mit hoher Festigkeit<br />
und Formbarkeit<br />
Die vermehrte Verwendung von Aluminium im Automobilbau birgt<br />
aber auch Herausforderungen in sich: So müssen geeignete Leichtbaulegierungen<br />
entwickelt werden, die mit bestehenden, auf der<br />
Verwendung von Stahl basierenden Produktionsprozessen kompa -<br />
tibel sind. Dies vermeidet hohe Kosten für die Umrüstung vorhandener<br />
Fertigungskapazitäten, was den Automobilherstellern zugutekommt.<br />
Idealerweise sollten die Aluminiumlegierungen eine besondere<br />
Dünne, hohe Festigkeit und Formbarkeit aufweisen. Das ermöglicht<br />
eine maximale Leichtigkeit des Materials, hinreichende<br />
Kollisionssicherheit und ein ansprechendes Design in der Auto -<br />
mobilkonstruktion. Entsprechend dieser Anforderungen hat die Aluminiumindustrie<br />
in den vergangenen Jahren großes Engagement in<br />
die Forschung und Entwicklung neuer, leistungsfähiger Legierungen<br />
gesteckt.<br />
86 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
LEICHTBAU<br />
KAROSSERIE<br />
B-Säulenverstärkung aus<br />
der Aluminium-Zink-<br />
Magnesium-Kupfer-<br />
Legierung Ultralex<br />
Bild: Constellium<br />
Das Constellium-Werk<br />
im elsässischen<br />
Neuf-Brisach zählt mit<br />
etwa 1400 Mitarbeitern<br />
zu den größten<br />
Arbeitgebern der Region<br />
Bild: Constellium<br />
Aber auch die Stahlbranche schläft nicht: Durch die Entwicklung<br />
unterschiedlicher festerer Stähle in der neueren Vergangenheit<br />
erfüllt dieser gängige Werkstoff viele verschiedene Anforderungen<br />
der Automobilindustrie. Dennoch bieten Aluminiumlegierungen im<br />
Wettbewerb zu Stahl entscheidende Vorteile wie noch mehr Leichtigkeit<br />
bei gleicher Stabilität und Festigkeit. Der Aluminiumspezialist<br />
„Gefragt sind innovative<br />
Aluminiumlegierungen, die<br />
eine echte Alternative zu ultrahochfestem<br />
Stahl bilden.“<br />
Constellium beispielsweise bietet eine Reihe leistungsfähiger<br />
Aluminiumlegierungen, die passgenau die Anforderungen der Automobilindustrie<br />
adressieren. Dazu zählt etwa die Produktfamilie<br />
Ultralex, eine Aluminium-Zink-Magnesium-Kupfer-Legierung der<br />
7000er-Reihe, die eine Gewichtsreduzierung um 15 % gegenüber<br />
ultrahochfestem Stahl ermöglicht.<br />
Weiterer Vorteil: hohe Verbindungsfähigkeit<br />
von Aluminiumteilen<br />
Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen bieten neben Gewichtseinsparungen<br />
noch weitere Vorteile: Wird Aluminium bei stark beanspruchten<br />
Komponenten wie der B-Säulenverstärkung oder dem<br />
Fahrzeugdach eingesetzt, lassen sich die einzelnen Fahrzeugteile<br />
besser miteinander verbinden. Bauteile aus einer 7000er-Legierung<br />
können wesentlich einfacher in eine Aluminiumstruktur integriert<br />
werden als solche aus ultrahochfestem Stahl.<br />
Wird die Festigkeit einer Aluminiumlegierung erhöht, leidet darunter<br />
häufig die Korrosionsbeständigkeit – ein ursprünglich großer Vorteil<br />
von Aluminium gegenüber Stahl. Sind 6000er-Legierungen mit einem<br />
hohen Magnesium- und Siliziumanteil besonders widerstandsfähig<br />
gegen verschiedene Arten von Korrosion, ist die Anfälligkeit<br />
von 7000er-Legierungen mit einem hohen Kupfer-, Zink- und Magnesiumgehalt<br />
gegenüber Oxidation entsprechend höher. Um die<br />
hohe Qualität von Produkten aus ultrahochfesten Legierungen zu<br />
gewährleisten, arbeiten die großen Aluminiumhersteller – darunter<br />
auch Constellium – mit Hochdruck daran, die Korrosionsresistenz<br />
dieser Materialien weiter zu verbessern. Dadurch wird die Beständigkeit<br />
der Aluminiumteile gegenüber oxidativer Zersetzung kontinuierlich<br />
gesteigert.<br />
Mit Leichtigkeit, Festigkeit, Kollisionssicherheit<br />
und Korrosionsbeständigkeit punkten<br />
Im Zuge von zunehmend nachhaltigen und ressourcenschonenden<br />
Prozessen und Produkten in der Automobilfertigung wird es immer<br />
wichtiger, das Gewicht von Fahrzeugteilen zu senken. Dies reduziert<br />
sowohl die CO -Emissionen als auch den Kraftstoffverbrauch. Um<br />
2<br />
dieses Ziel zu erreichen, sind ultrahochfeste Aluminiumlegierungen<br />
der Werkstoff der Wahl. Sie punkten gegenüber Stählen mit einem<br />
besonders guten Verhältnis aus Leichtigkeit, Festigkeit, Kollisions -<br />
sicherheit und Korrosionsbeständigkeit.<br />
bec<br />
www.constellium.de<br />
Andreas Afseth ist<br />
Leiter der Forschung<br />
und Entwicklung bei<br />
Constellium<br />
Detaillierte Informationen zu Aluminiumlegierungen<br />
für den Automobilbau:<br />
http://hier.pro/1jcjG<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 87
KAROSSERIE<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
Stanznieten und Bolzensetzen punkten bei Aluminium-Stahl-Mischbaukarosserien<br />
„Materialpaarungen<br />
prozesssicher verbinden“<br />
Sollen Aluminium und Stahl verbunden werden, entfällt das Schweißen und die mechanische Verbindungstechnik<br />
rückt in den Vordergrund. Böllhoff Automation bietet hier das Stanznieten (Rivset) für beidseitig<br />
zugängliche Verbindungstellen und das Bolzensetzen (Rivtac) für eine einseitige Zugänglichkeit.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> sprach mit Geschäftsführer Dr. Ralf Adenstedt über die Stärken dieser Verfahren.<br />
Interview: Michael Corban, Chefredakteur, <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: Böllhoff<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Dr. Adenstedt, Böllhoff Automation<br />
beschäftigt sich unter anderem mit dem Fügen unterschiedlicher<br />
Materialien im Fahrzeugbau. Welche Technologien bieten<br />
Sie hier an?<br />
Adenstedt: Die mechanische Verbindungstechnik im Karosseriebau,<br />
insbesondere dann, wenn es um den Leichtbau geht, ist eines<br />
unserer Schwerpunktthemen. Zum Fügen von reinen Aluminiumoder<br />
Aluminium-Stahl-Mischbaukarosserien bieten wir vor allem<br />
zwei interessante Verfahren an: Rivset, das Stanznieten und Rivtac,<br />
das Bolzensetzen; wobei das Stanznieten gerade bei diesen Mate -<br />
rialpaarungen sicherlich das führende Verfahren ist. Entscheidend<br />
ist, für die jeweilige Verbindung den passenden Niet zu finden – das<br />
haben unsere Anwendungstechniker im Griff, die im Labor nach der<br />
besten Lösung suchen und auf langjähriges Know-how zurückgrei-<br />
„Unser Ziel ist immer<br />
auch die Reduzierung<br />
der Fertigungsschritte,<br />
wir bevorzugen also<br />
einstufige Verfahren<br />
möglichst ohne<br />
Vorlochoperationen.<br />
Rivset und Rivtac<br />
kommen ohne<br />
Vorlochen aus.“<br />
Dr.-Ing. Ralf Adenstedt,<br />
Geschäftsführer,<br />
Böllhoff Automation GmbH, Bielefeld<br />
fen können. Beide Verfahren bieten sich an, wenn ich unterschiedliche<br />
Materialien und gegebenenfalls verschiedene Materialstärken<br />
verbinden will.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie aufwändig ist es denn, einen Niet<br />
auszulegen, der Aluminium und Stahl verbindet?<br />
Adenstedt: Hier spielt eine Reihe von Faktoren hinein, unsere Gestaltungsrichtlinien<br />
geben erste Hinweise. Eine Rolle spielt unter anderem<br />
die Festigkeit der Materialien, die das Verformungsverhalten<br />
beeinflussende Niet- und Matrizen-Geometrie sowie die Wärmebehandlung,<br />
über die sich verschiedene Härtegrade einstellen lassen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns zunächst über das Stanznieten<br />
sprechen. Können Sie das kurz beschreiben?<br />
Adenstedt: Es ist ein sehr effizientes Fügeverfahren, das ohne Vorlochen<br />
auskommt – deswegen sprechen wir auch von Halbhohl -<br />
stanznieten. Die obere Lage wird tatsächlich durchgestanzt, während<br />
in der unteren eine Art Verzahnung über das Aufweiten des<br />
Niets erzeugt wird. Die erreichbaren Zykluszeiten im Prozess liegen<br />
unter 2 Sekunden, teilweise bis unter 1,5 Sekunden abhängig von<br />
der Anwendung. Limitierend ist lediglich die Möglichkeit, wie weit<br />
das Werkzeug geöffnet werden kann. Das Verfahren hat eine große<br />
Verbreitung gefunden und ist sehr robust, am Ende bezogen auf<br />
den Fügepunkt auch sehr kostengünstig.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Bedeutung hat denn das zweite,<br />
eingangs von Ihnen genannte Verfahren des Bolzensetzens?<br />
Adenstedt: Rivtac, das Hochgeschwindigkeits-Bolzensetzen, ist ein<br />
wirklich einmaliges Verfahren – es gibt keine unmittelbare Vergleichstechnologie.<br />
Man kann die jeweilige Aufgabe natürlich immer<br />
auch mit anderen Verfahren lösen, aber nicht mit dem gleichen Ergebnis<br />
hinsichtlich Verbindungseigenschaften sowie erreichbaren<br />
Taktzeiten. Das eigentliche Verbindungselement ist ein relativ spitzer<br />
Bolzen, der in seinem zylindrischen Bereich einige Rillen aufweist<br />
und einen flachen Kopf besitzt. Durch unser Setzgerät, das<br />
von einem Roboter geführt werden kann, wird dieser Bolzen mit<br />
sehr hoher Geschwindigkeit in die zu verbindenden Materialien getrieben<br />
– ohne dass ich von der Rückseite gegenhalten muss und<br />
ohne dass vorgelocht werden muss! Entscheidend ist die hohe Beschleunigung<br />
beim Bolzensetzen, die druckluftgetrieben erreicht<br />
88 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
KAROSSERIE<br />
Der Bolzen trifft beim Bolzensetzen (Rivtac) mit hoher Geschwindigkeit auf<br />
die zu fügenden Bauteile und durchdringt die Werkstoffe beider Bauteile.<br />
Diese Technologie eignet sich insbesondere für Misch-, Mehr lagen- und<br />
Hybridverbindungen<br />
wird. Schliffbilder zeigen, dass sich auf diese Weise eine form- und<br />
kraftschlüssige Verbindung zwischen den Lagen erreichen lässt. Die<br />
umlaufenden Rillen führen dabei zu einer Verzahnung.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Für welche Anwendungsfälle eignet sich<br />
das Bolzensetzen?<br />
Bild: Böllhoff<br />
In einem Schritt durchstanzt beim<br />
Stanznieten (Rivset) der Halbhohlniet<br />
die obere(n) Werkstücklage(n)<br />
und bildet in der unteren Lage den<br />
Schließkopf. Das Verfahren eignet<br />
sich ebenfalls für Misch-, Mehrlagen-<br />
und Hybridverbindungen<br />
Rivset-Verbindungen können<br />
manuell oder auch vollautomatisch<br />
hergestellt werden<br />
Bild: Böllhoff<br />
Bild: Böllhoff<br />
Adenstedt: Da das Gegenhalten entfällt bietet es sich immer dann<br />
an, wenn eine ‚einseitige Zugänglichkeit‘ gegeben ist – etwa bei Arbeiten<br />
im Schwellerbereich. Aufgrund des Hohlraumes kann hier<br />
nicht gegengehalten werden, so dass das Stanznieten nicht in Betracht<br />
kommt. Etwas despektierlich wird übrigens gelegentlich davon<br />
gesprochen, dass der Bolzen aussähe wie ein Dachpappen -<br />
nagel – allerdings trifft diese Beschreibung weder bezüglich des Verfahrens<br />
noch der entstehenden Verbindung zu. In Rivtac stecken<br />
mehr als 20 Jahre Entwicklungs-Know-how. Betonen möchte ich an<br />
dieser Stelle: Unser Ziel ist immer auch die Reduzierung der Fertigungsschritte,<br />
wir bevorzugen also einstufige Verfahren möglichst<br />
ohne Vorlochoperationen. Aufgrund der Wirtschaftlichkeit eignet sich<br />
Rivtac deswegen für den Großserienfahrzeugbau.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie aufwändig ist denn die Prozesssteuerung,<br />
damit das zuverlässig funktioniert?<br />
Adenstedt: Aus regelungstechnischer Sicht gibt es bei Rivtac nur<br />
eine Stellgröße, den Luftdruck. Über einen Vorspeicher und eine<br />
spezielle Ventilkonstruktion können wir den Kolben im Werkzeug<br />
dann entsprechend schlagartig auf die Reise schicken. Der Prozess<br />
selbst verläuft so schnell, dass keine weitere Regelung erforderlich<br />
ist. Alles weitere ist dann eher eine Frage der Prozesssicherheit:<br />
Wie erkenne ich den richtigen Bolzen oder beim Stanznieten den<br />
Niet und wird die richtige Matrize verwendet? Bei Fragen wie diesen<br />
können wir natürlich auf unser Know-how im Bereich der Zuführung<br />
zugreifen. Im Rahmen der Qualitätskontrolle kann zudem eine<br />
Paketdickenmessung ergänzt werden, die prüft, ob beide Lagen<br />
sauber aufeinander liegen. Anhand der Aufnahme der Kraft-Weg-<br />
Kurve lässt sich übrigens auch erkennen, ob es sich um eine Alu-<br />
Alu- oder Alu-Stahl-Verbindung handelt. Zusätzlich können unterschiedliche<br />
Prozessfehler der Verbindung identifiziert werden. Pro<br />
Fügepunkt lassen sich die jeweiligen Parameter speichern und später<br />
rückverfolgen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Beide Verfahren eignen sich vorwiegend<br />
für die Großserie. Gibt es auch Möglichkeiten für Einsätze bei<br />
kleineren Stückzahlen?<br />
Adenstedt: Beim Bau von Prototypen – die ja möglichst seriennah<br />
sein sollen – können die Verfahren mit handgeführten Systemen<br />
sinnvoll zum Einsatz kommen. Einige Fahrzeuge werden ja vorab für<br />
zahlreiche Tests bis hin zu den Crahtests benötigt.<br />
www.boellhoff.com/de<br />
Alle Verfahren zur Montagetechnik<br />
in der Übersicht:<br />
http://hier.pro/cYjNM<br />
Ein Video zeigt den Einsatz der<br />
Halbhohlstanzniettechnik Rivset<br />
in der Produktion des Audi Q7<br />
in Bratislava:<br />
http://hier.pro/Ru3xC<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 89
KAROSSERIE<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
Wie neue Rollennaht-Elektroden das Schweißen von strukturierten Blechen ermöglichen<br />
Dünne Bleche, feste Naht<br />
Um <strong>Konstruktion</strong>en im Fahrzeugbau leichter zu gestalten, werden beispielsweise dünnere Bleche mit steifigkeits -<br />
erhöhenden Strukturen als Höcker mit sechseckförmiger, bienenwabenähnlicher Grund fläche eingesetzt.<br />
Wirtschaftlich lassen sich diese Bauteile unter anderem per Rollennahtschweißen verarbeiten, weil es hohe<br />
Prozessgeschwindigkeiten ermöglicht. In einem Projekt der BTU Cottbus wurden hierfür entsprechende Elektroden<br />
entwickelt, getestet und zur Serienreife gebracht.<br />
Walter Lutz, Freier Journalist in Haiger<br />
Steifigkeitserhöhende Wabenstrukturen sorgen<br />
im Fahrzeugbau für Gewichtserspanis<br />
Die BTU Cottbus beschäftigt sich seit längerem mit den Vorteilen<br />
und dem Potenzial strukturierter Wabenbleche: Im Vergleich<br />
zu ebenen Blechen ergibt sich eine dreifach größere Steifigkeit.<br />
Also kann der Konstrukteur die Blechdicke beispielsweise von<br />
0,7 mm auf 0,5 mm reduzieren, was einer Masse-Reduktion von<br />
knapp 30 % entspricht. Werden zwei Bleche aufeinandergelegt und<br />
durch Schweißen verbunden, so entstehen Bauelemente mit Hohlräumen<br />
zwischen den Blechen. Diese Bauteile besitzen die 12-fache<br />
Bild: TIME<br />
Steifigkeit, was in der Praxis zu über 50 % Gewichtsersparnis führt.<br />
Oder: 3-mm-Aluminiumbleche können mit 2 x 0,5-mm-Waben -<br />
blechen aus Stahl ersetzt werden, was das Bauteil deutlich kostengünstiger<br />
und umweltschonender macht.<br />
Doch dabei gibt es ein Problem: Beim Rollennahtschweißen von<br />
strukturierten Blechen führen klassische Rollennaht-Elektroden zur<br />
teilweisen bzw. vollständigen Einebnung der Wabenstrukturen, was<br />
deren versteifende Wirkung reduziert bzw. vollständig aufhebt. Wie<br />
also können solche dünne Wabenbleche optimal gefügt werden?<br />
Die Experten aus Cottbus wurden auf das rheinland-pfälzische Technologie-Institut<br />
für Metall & Engineering (TIME) aus Wissen aufmerksam.<br />
Dort beschäftigen sich Schweißfachleute wissenschaftlich<br />
wie praktisch mit der Optimierung von Schweißtechnologie, insbesondere<br />
in Bezug auf deren applikationsspezifischen Einsatzfall.<br />
Auch sind die Wissener gleichermaßen fit, wenn es darum geht,<br />
Projekte durch aktuelle öffentliche Programme auf Länder-, Bundesund<br />
EU-Ebene fördern zu lassen. So wurde das Rollennaht-Schweißen<br />
für Wabenbleche gemeinsam mit der BTU Cottbus als DVS-Forschungsprojekt<br />
durchgeführt. Im Rahmen des Vorhabens entwickelten<br />
und bauten die TIME-Experten und die BTU Cottbus-Senftenberg<br />
die Prototypen von zwei neuartigen Rollennaht-Elektroden für<br />
unterbrochene und für lineare Schweißnähte, die in Experimenten<br />
im Praxisbetrieb ihre Tauglichkeit unter Beweis stellten. Diese Spezialelektroden<br />
sind mittlerweile zum Patent angemeldet.<br />
Elektroden und Verfahren<br />
Für die Versuche stellte die BTU Cottbus strukturierte Bleche zur Verfügung,<br />
die bei TIME unter definierten Bedingungen und methodischer<br />
Vorgehensweise geschweißt wurden. Zu Beginn nutzte die<br />
TIME zur Erforschung der grundlegenden Kenntnisse Bleche mit<br />
den Werkstoffqualitäten DC04 und 1.4301 mit Blechdicken von 0,5<br />
und 0,7 mm. Schnell war klar: Die neuartigen Elektroden müssen<br />
die Topologie der Bleche berücksichtigen, um das Einebnen der Waben<br />
zu vermeiden. Die beiden Partner hatten die Idee, Elektroden<br />
mit veränderten Geometrien an der Kontaktzone zu entwickeln, deren<br />
Ausgestaltung und <strong>Konstruktion</strong> am TIME durchgeführt wurde.<br />
So besitzt eine Elektrode eine periodisch unterbrochene Profi -<br />
lierung: Um unterbrochene Schweißnahtlinien (Steppnähte) zu er -<br />
reichen, wurden in die zylindrische Kontaktfläche laterale Unter -<br />
brechungen eingefügt, sodass diese beim Abfahren der Struktur die<br />
90 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
KAROSSERIE<br />
Seitenansicht der Zick-Zack-Rollennahtelektrode, passend zur<br />
Wabenblechstruktur ausgelegt<br />
Bild: TIME<br />
Wird keine Dichtigkeit der Schweißnaht gefordert, können solche<br />
Steppnahtelektroden eingesetzt werden<br />
Bild: TIME<br />
Mit einer nichtlinearen Rollennahtelektrode (Zick-Zack) lassen sich<br />
Wabenbleche strukturerhaltend und dichtend verschweißen<br />
Bild: TIME<br />
Steppnahtschweißung mit Elektrode, die an die Wabenstruktur<br />
angepasst ist<br />
Bild: TIME<br />
Versteifungselemente verformungsfrei überspringen. Die Versteifungselemente<br />
werden vertikal übersprungen.<br />
Die zweite Elektrode mit in Schweißrichtung nichtlinearer Form hat<br />
einen zickzackartigen Verlauf und wurde somit für das kontur -<br />
erhaltende Dichtnahtschweißungen konzipiert. Beide Elektroden<br />
finden Anwendungen bei verschiedenen Paarungen und können<br />
teils auch in Kombination mit konventionellen Rollengeometrien verwendet<br />
werden.<br />
Nachhaltige <strong>Konstruktion</strong> der Elektroden<br />
Bei der Steppnaht-Elektrode wurden in die beiden Halbschalen<br />
Taschen eingefräst und Kontaktstücke eingesetzt. Durch einen<br />
Zahnring im Inneren der Elektrode werden die Kontaktstücke radial<br />
verschoben, und die Elektrode kann außen durch Drehen auf den<br />
einzustellenden Durchmesser zur Verschleißkompensation abgearbeitet<br />
werden.<br />
Bei der Zickzack-Elektrode besteht der Grundkörper aus zwei Halbschalen<br />
und einem Zwischenring. In die Bauteile wurden ebenfalls<br />
Taschen vorgesehen zur Aufnahme und Fixierung der verschleißenden<br />
Kontaktstücke. Durch auf die Nabe aufschiebbare Distanzringe<br />
mit unterschiedlichen Wanddicken können die Kontaktstücke bei<br />
Verschleiß nach außen geschoben werden.<br />
Aus umfangreichen Testschweißungen wurden Schweißbereichsdiagramme<br />
bzw. Prozessfenster abgeleitet. Als Vergleich und<br />
Referenz dienten Schweißuntersuchungen mit konventionellen<br />
Rollennaht-Elektroden. Die Verbindungseigenschaften wurden bei<br />
den Experten in Cottbus durch Metallografie-, Festigkeits-, Druckund<br />
Dichtheitsuntersuchungen validiert. Als Vergleich und Referenz<br />
dienten Schweißuntersuchungen mit konventionellen Rollennaht-<br />
Elektroden.<br />
Die Untersuchungsergebnisse zeigten Unterschiede bei den Prozessparametern<br />
und der Ausprägung der Verbindung in Abhängigkeit<br />
von der geschweißten Struktur, dem ausgewählten Schweißpfad<br />
und des geschweißten Werkstoffes gegenüber den Referenzschweißungen,<br />
und es erfolgte eine Optimierung der Schweißnahtqualität.<br />
So ließen sich sehr gute Ergebnisse bei Erhalt der Struktur<br />
in Referenz zu Schweißuntersuchungen am ebenen Blech erzielen.<br />
www.b-tu.de, www.time-rlp.de<br />
Detaillierte Informationen zum Projekt<br />
„Rollennahtschweißen strukturierter Feinbleche“:<br />
http://hier.pro/czYs7<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 91
KAROSSERIE<br />
VERBINDUNGSTECHNIK<br />
Im Interview: Olaf Leonhardt, Geschäftsführer der SCA Schucker GmbH<br />
„Der hybride Fügeprozess muss<br />
ganzheitlich betrachtet werden“<br />
Längst werden in Autos nicht mehr nur Teppiche verklebt, das Fügeverfahren hat Hochkonjuntur in<br />
Karrosserie, Antriebsstrang und in Batterien für E-Autos. Der Anlagenbauer SCA ist Spezialist für Applikationstechnik,<br />
Geschäftsführer Olaf Leonhardt hat daher einen guten Einblick in die Branche und<br />
erklärt, warum das Kleben nicht allein funktioniert und was die künftigen Herausforderungen sind.<br />
Interview: Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />
Bild: SCA<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kleben ist im Automobilbau immer stärker<br />
vertreten. Was sind denn eigentlich die Vorteile gegenüber<br />
anderen Fügeverfahren wie etwa dem Schweißen?<br />
Leonhardt: Beim Kleben bekommen Sie eine vollflächige Verbindung,<br />
wodurch viel einfacher stabile Strukturen aufgebaut werden<br />
können, als das etwa mit Schweißen möglich ist. Der zweite große<br />
Vorteil ist, dass das Kleben per se das einzige Verfahren ist, bei dem<br />
„Die reine Kompetenz<br />
im Kleben reicht heute<br />
nicht mehr aus. Der<br />
ideale Weg ist das hybride<br />
Fügen: Dabei kombinieren<br />
wir mechanische<br />
oder thermische Verfahren<br />
mit dem Kleben.“<br />
Olaf Leonhard,<br />
Geschäftsführer, SCA<br />
die Grundsubstrate unberührt bleiben: Es wird keine Wärme in das<br />
Material eingetragen wie beim Schweißen; und es wird auch nicht<br />
mechanisch beansprucht, wie es beim Stanznieten oder Verschrauben<br />
der Fall wäre. Der dritte Vorteil ist die Möglichkeit, unterschiedliche<br />
Materialien miteinander zu verbinden, zum Beispiel Stahl, Alu,<br />
oder Kunststoffe. Ein weiterer Punkt ist die Isolationsschicht, die<br />
durch den Kleber zwischen den gefügten Medien entsteht: Das ist<br />
vor allem bei Stahl-Alu-Verbindungen vorteilhaft, denn so bleiben<br />
beide Materialien galvanisch getrennt, was elektrochemische Korrosion<br />
ausschließt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Spielt die Isolation auch eine Rolle hinsichtlich<br />
der Vibrationen?<br />
Leonhardt: Ja, der Vorteil ist hier auf jeden Fall gegeben. Im Auto-<br />
motive-Sektor ist dieser Punkt aber nachrangig; hier geht es hauptsächlich<br />
um die Crash-Resistenz, die durch eine vollflächige Verbindung<br />
ohne thermischen Eintrag verbessert wird. Gerade mit Blick<br />
auf den Leichtbau, wo immer dünnere, unterschiedliche Materialien<br />
zum Einsatz kommen. Bei heute gängigen Blechdicken von 0,6 bis<br />
0,8 Millimetern verursachen schon geringe Hitzeeinwirkungen unerwünschte<br />
Verformungen. Daher werden hier kalte Verfahren immer<br />
stärker bevorzugt.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wird also irgendwann gar nicht mehr geschweißt?<br />
Leonhardt: Der ideale Weg ist auch künftig das sogenannte hybride<br />
Fügen: Dabei kombinieren wir mechanische oder thermische Verfahren<br />
mit dem Kleben. Denn einen kleinen Nachteil hat Kleber natürlich:<br />
Er muss aushärten, und das meistens thermoreaktiv. Ich muss<br />
eine Geometrie also über Schweißpunkte oder Niete in Form halten,<br />
bis später im Ofen alles endgültig fest wird. Theoretisch ist das<br />
auch ohne die anderen Verfahren als Stütze möglich, das reine Kleben<br />
wurde auch schon probiert. Im realen Fertigungsprozess aber<br />
funktioniert es nur im Hybridverfahren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie stark ist das Kleben schon vertreten?<br />
Leonhardt: Prozentual können wir hier keine Aussage treffen. Wir<br />
können aber sagen, dass das Kleben inzwischen eine zentrale Rolle<br />
spielt – viele Verbindungen können anders gar nicht hergestellt werden.<br />
Um trotzdem eine Zahl zu nennen: Viele Fahrzeuge verfügen<br />
heute über etwa hundert Meter tragende Klebenähte, also ohne<br />
verklebte Teppiche oder spritzbare Dämmmassen mitzurechnen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auch im Powertrain verdrängt das Kleben<br />
immer mehr die klassische Dichtung. Wo liegt hier der Vorteil?<br />
Leonhardt: In der Logistik. Wenn Sie heute für verschiedene Anwendungsfälle<br />
je einen Dichtungszuschnitt benötigen, müssen Sie<br />
dafür diverse Typen lagern und in der Produktion bereitstellen. Kleben<br />
ist wesentlich flexibler: Sie haben quasi eine Dichtung im Fass,<br />
die für alles passt. Die Logistik wird schlanker, daraus resultiert die<br />
eigentliche Einsparung im Vergleich zur Flachdichtung. Es kann zudem<br />
nicht vorkommen, dass die Motorenlinie steht, weil eine einzige<br />
Dichtung im Bestand ausgegangen ist.<br />
92 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Batterietechnik ist durch die Elektromobilität<br />
ein stark wachsender Markt. Hier hat das Kleben ebenfalls<br />
Hochkonjunktur, oder?<br />
Leonhardt: Ja, das stimmt. Als Anlagenbauer haben wir einen guten<br />
Einblick in den Markt und sehen, dass viele Automobilhersteller<br />
in diesem Bereich derzeit sehr stark investieren. Wir gehen davon<br />
aus, dass in naher Zukunft allein in China 80 neue E-Modelle auf den<br />
Markt kommen und völlig neue Spieler auf den Platz laufen werden.<br />
Wir gehen für 2025 bei Elektrofahrzeugen von einem 50-prozentigen<br />
Marktanteil für chinesische OEMs aus. Die andere Hälfte verteilt<br />
sich dann gleichermaßen auf Europa und die USA, aber auch<br />
hier investieren die klassischen Autobauer zunehmend stärker in die<br />
Batterietechnik.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind die Herausforderungen beim<br />
Batterienkleben für Sie als Anlagenbauer?<br />
Leonhardt: Da die Batterien selbst inzwischen nicht selten als tragende<br />
Teile des Fahrzeugs konstruiert sind, müssen auch hier Verfahren<br />
angewendet werden, die entsprechenden Belastungen<br />
standhalten. Zudem spielt der Korrosionsschutz hier wieder eine<br />
Rolle. Die Herausforderung ist dabei speziell in der Geometrie der<br />
Batterie zu sehen: Da kann es scharfe Kanten geben, größere ebene<br />
Flächen oder auch Stöße. Um an allen Stellen dauerhaft sicher abzudichten,<br />
müssen unterschiedliche Düsen und Dämmstoffe eingesetzt<br />
werden. Das können je nach Batterieform drei, vier unterschiedliche<br />
Abdichtungstechnologien sein. Profilkanten werden mit<br />
Formdüsen abgeschlossen, an einfachen Flanschen oder größeren<br />
Flächen arbeitet man eher mit dem Flatstream- oder Dünnstrahlverfahren.<br />
Auch mit dem Elektro-Swirl-Verfahren kann man PU-Abdichtungen<br />
zum Korrosionsschutz aufbringen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bei der Applikation dürfte auch die Temperaturentwicklung<br />
zu beachten sein…<br />
Leonhardt: Absolut. Wenn eine Batterie belastet wird – egal ob<br />
beim Fahren oder beim Laden – entsteht Wärme, die nach außen<br />
abgeleitet werden muss. Das macht den Einsatz von Wärmeleitpasten<br />
unabdingbar, die für ihre Kerneigenschaften oft mit hochabrasiven<br />
Füllstoffen versetzt sind. Eine Batterie ist prinzipiell in drei Stufen<br />
aufgebaut: Die einzelnen Zellen kommen in ein sogenanntes<br />
Modul, wovon wiederum mehrere später in einem „Pack“ landen.<br />
Daher entstehen viele Hohlräume, die mit wärmeleitenden Füllstoffen,<br />
sogenannten „Gapfiller“, gesichert werden müssen. Da werden<br />
hohe Volumina appliziert, pro Batterie können leicht sechs Kilogramm<br />
Dichtstoff zusammenkommen. Zudem muss erwähnt werden,<br />
dass hier meist mit 2K-Wärmeleitpasten gearbeitet wird, da<br />
diese bei den wechselnden Temperaturverhältnissen die nötige<br />
Elastizität gewährleisten. Eine entsprechend angepasste Applikation<br />
ist unabdingbar, da ja die Reaktion selbst angetriggert wird und<br />
möglichst schon im Mischer starten sollte. So kann die Standzeit so<br />
kurz wie möglich gehalten werden. Danach werden Kühlelemente<br />
aufgebracht, die ebenfalls mit Wärmeleitpaste versehen sind. Der<br />
Deckel des Batteriekastens wird zum Schluss mit Polyurethan hermetisch<br />
abgedichtet.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie haben von stark abrasiven Füllstoffen<br />
gesprochen. Können herkömmliche Anlagen mit diesen Medien<br />
Bild: SCA<br />
Applikation in der Automotive-Fertigung auf einem Bördelrand.<br />
umgehen?<br />
Leonhardt: Nein, daher haben wir eigene Komponenten für hochabrasive<br />
Medien entwickelt, die konstruktiv im Inneren über spezielle<br />
Abdichtsysteme verfügen. Sprich, die Pumpe, der Dosierer und<br />
der Auftragskopf müssen für die abrasiven Materialien ausgelegt<br />
sein. Wir setzen zum Beispiel spezielle Tandem-Kolbendosierer ein.<br />
Denn herkömmliche Zahnraddosierer kämen dabei an ihre Grenzen.<br />
Die arbeiten mit gegenläufigen Ritzeln, und wenn sie abrasive Medien<br />
fördern, hat das die gleichen Folgen wie der sprichwörtliche<br />
Sand im Getriebe. Unsere Systeme dagegen können das Material<br />
unbeschadet fördern und applizieren.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Haben Sie die Komponenten eigens für<br />
die Batterieverklebungen entwickelt?<br />
Leonhardt: Teils, teils. Wir können auf einige Standardkomponenten<br />
in unserem Portfolio zurückgreifen, die wir vor Jahren für die Applikation<br />
von spritzbaren Akustikmatten entwickelt haben. In dem<br />
Fall sind das wasserbasierende Acrylatmaterialien. Die Herausforderung<br />
ist, dass man hochabrasive Materialien in großen Mengen<br />
hochgenau verarbeiten muss. Und das können wir.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen Kunden auch direkt mit einer<br />
konkreten Problemstellung zu Ihnen?<br />
Leonhardt: Ja, das kommt sehr häufig vor. Daher bauen wir bei uns<br />
in Bretten nun ein eigenes Fügezentrum auf, die Einweihung ist im<br />
März 2018. Hier kann speziell das Wechselspiel beim hybriden Fügen<br />
an reellen Beispielen ausgetestet werden. Da wir innerhalb des<br />
Atlas-Copco-Konzerns eine weitere Schwester haben, die für das<br />
Thema Stanznieten verantwortlich ist – die Henrob GmbH –, verbinden<br />
wir besonders dieses Verfahren mit dem Kleben. Aber auch für<br />
andere Themen wie Punktschweißen oder Fließlochschrauben haben<br />
wir fähige Partner und können so verschiedenste hybride Anwendungsszenarien<br />
austesten. Denn die reine Kompetenz im Kleben<br />
reicht heute nicht mehr aus. Vielmehr ist der Fügeprozess meist<br />
hybrid aufgebaut und muss ganzheitlich betrachtet werden. Entsprechende<br />
Experten und Know-how bündeln wir in unserem Fügezentrum.<br />
www.sca-solutions.com<br />
Weiterführende Informationen zum Kleben in der Automotive-Industrie:<br />
www.hier.pro/rZHkF<br />
K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 93
KAROSSERIE<br />
NEWS<br />
Vergütungsstahl<br />
Bis zu 50 % höhere Festigkeit<br />
Laser Zentrum Hannover<br />
Leichtbau serientauglich machen<br />
Steeltec, ein Unternehmen der<br />
Schmolz + Bickenbach AG, setzt<br />
die sogenannte Xtreme Performance<br />
Technology ein, um das<br />
Eigenschaftspotenzial von Standardwerkstoffen<br />
zu entfalten.<br />
Mit dem Vergütungsstahl<br />
42CrMo(S)4 hat der Blankstahlspezialist<br />
das Verfahren jetzt bei<br />
einem Werkstoff angewendet,<br />
der häufig im Automobil- und<br />
Maschinenbau eingesetzt wird.<br />
Während der Standardwerkstoff<br />
üblicherweise Festigkeitswerte<br />
Bild: Steeltec<br />
von 900 bis 1100 MPa aufweist,<br />
übertrifft der 42CrMo(S)4 XTP<br />
mit 1800 MPa die bisher bekannten<br />
Grenzen der Festigkeit deutlich.<br />
Der eigentlich gegenläufige<br />
Zähigkeitswert liegt nach der<br />
Modifikation bei einer Bruchdehnung<br />
von 8 %.<br />
Mit dieser Stahltechnologie eröffnet<br />
Steeltec neue Optionen<br />
für die Produktentwicklung und<br />
ermöglicht eine vergleichsweise<br />
kostengünstige Fertigung von<br />
hochbelasteten Hightech-Bauteilen<br />
im Automobil- und Maschinenbau.<br />
Anwender können nun<br />
auf bewährte, XTP-modifizierte<br />
Standardstähle mit anforderungsgerecht<br />
optimierten mechanisch-technologischen<br />
Eigenschaften<br />
zurückgreifen. jpk<br />
www.steeltec-group.com<br />
Das Laser Zentrum<br />
Hannover e.V. (LZH)<br />
hat zusammen mit<br />
der Volkswagen AG<br />
und fünf weiteren<br />
Partnern im Projekt<br />
HolQueSt 3D Laserprozesse<br />
zum automatisierten<br />
Besäumen,<br />
Bohren und Reparieren<br />
von drei -<br />
dimensionalen CFK-<br />
Bauteilen entwickelt. Ausgerichtet<br />
an einem Realbauteil aus der<br />
Automobilbranche, hat das LZH in<br />
dem Projekt Prozesse zum<br />
Schneiden von dreidimensionalen<br />
Bauteilen entwickelt. Der von der<br />
Trumpf Laser GmbH neu entwickelte<br />
Hochleistungsscheibenlaser<br />
mit einer Pulsdauer von<br />
t = 30 ns und einer maximalen<br />
p<br />
mittleren Leistung von<br />
Bild: LZH<br />
P = 1500 W bildete dafür die<br />
L<br />
Grundlage. Nun ist es möglich,<br />
Bauteile mit gekrümmten Oberflächen<br />
zu schäften. Anschließend<br />
werden die Schäftungen mit<br />
passgenauen Ersatzstücken, sogenannten<br />
Patches, wieder verschlossen<br />
– ein wichtiger Schritt,<br />
um die Lebenszeit von CFK-Karosserieteilen<br />
zu verlängern. jpk<br />
www.lzh.de<br />
LOCHLOS verschrauben<br />
... mit EJOT FDS ® Schrauben<br />
Die EJOT FDS ® <br />
<br />
<br />
FDS ® <br />
<br />
Entscheidender Vorteil ist die einseitige Zugänglichkeit bei der Monta-<br />
® <br />
<br />
Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem nächsten Projekt!<br />
www.industrie.ejot.de<br />
EJOT Qualität verbindet ®<br />
EJOT GmbH & Co. KG Industrial Division<br />
EJOT FDS®<br />
Energieeffiziente LEDs<br />
Leuchten die Fahrbahn besser aus<br />
Bild: Magna<br />
Für eine bessere Fahrbahnausleuchtung<br />
und individuelle Designoptionen<br />
hat Magna die D-Optic-LED-Scheinwerfer<br />
entwickelt<br />
und auf den Markt gebracht. Bei<br />
der D-Optic werden mehrere<br />
Hochleistungs-LEDs mit präzisen,<br />
spritzgegossenen Linsen<br />
kombiniert. Das soll für starke<br />
Lichtausbeute bei gleichzeitig geringem<br />
Energieverbrauch sorgen.<br />
Die Scheinwerfer sind skalierbar<br />
und können individuell auf<br />
die spezielle Form und das Design<br />
jedes Autos abgestimmt<br />
werden. Je nach Design können<br />
LEDs und Linsen hinzugefügt<br />
oder weggelassen werden. Die<br />
Scheinwerfer feiern ihr Markt -<br />
debüt mit der Einführung des<br />
2018er Chevrolet Traverse.<br />
Die D-Optic-Linsen sind in vier<br />
unterschiedlichen Ausführungen<br />
erhältlich, von denen jede Variante<br />
besondere Leistungseigenschaften<br />
aufweist. Auf diese<br />
Weise können Autohersteller die<br />
Gesamtleistung eines Scheinwerfers<br />
beliebig konfigurieren –<br />
ob Nahbereichsausleuchtung,<br />
Komfort- oder Fernlicht – und die<br />
Linsen so kombinieren, dass sich<br />
alle Leistungsanforderungen umsetzen<br />
lassen. Die D-Optic Linse<br />
besteht aus nur einer einzigen<br />
Komponente. Das hitzebeständige<br />
Acryl, das Magna für die verwendet,<br />
behält bei der Bearbeitung<br />
seine Klarheit. Die Präzisionslinse<br />
wird anschließend mit einem<br />
Abstand von nur 300 Mikron<br />
mit einer 1×1-LED-Leuchte verbunden.<br />
Die enge Verbindung von<br />
Linse und Lichtquelle in Kombination<br />
mit mehreren, nach einem<br />
speziellen Muster angeordneten<br />
LEDs, bringen Leistung und Effizienz<br />
ins Gleichgewicht. jpk<br />
www.magna.com<br />
94 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
Karosserie + Interieur<br />
NEWS<br />
Rohrverbinder als Alternative zu Klemmringen<br />
KAROSSERIE<br />
++ NEU ++ NEU ++<br />
FÜR SIE ENTWICKELT<br />
DIE BUCHSE FÜR<br />
FASERVERSTÄRKTE<br />
KUNSTSTOFFE:<br />
Anwendern von 40°-Klemmringsystemen<br />
bietet Voss Fluid jetzt mit dem neuentwickelten<br />
Rohrverbindungssystem VossLok40 eine<br />
Alternative. Das System basiert auf dem in<br />
der Hydraulik etablierten Prinzip der Rohr -<br />
umformung. Das rein metallisch dichtende<br />
Formsystem sorgt für eine hohe Feinstdichtigkeit<br />
bei Nenndrücken bis 700 bar und Temperaturen<br />
bis - 40 °C. Es ist für Rohre mit einem<br />
Außendurchmesser von 6 bis 22 mm<br />
geeignet. Das VossLok-System umfasst Bauformen<br />
wie Winkel-, T- oder L-Verschraubungen.<br />
Die Verschraubungskomponenten sind<br />
standardmäßig aus Edelstahl gefertigt und<br />
auch in Sonderwerkstoffen erhältlich. Als<br />
Rohrwerkstoffe eignen sich neben Edelstahl<br />
1.4571 auch Stahl E235/E355, Aluminium<br />
oder CuNiFe-Legierungen.<br />
Das System besteht aus drei Komponenten:<br />
einer konusförmigen Dicht- und Haltekontur,<br />
die an ein Rohrende angeformt wird, einer<br />
standardmäßig versilberten Mutter sowie einem<br />
Verschraubungskörper. Die Konuskontur<br />
am Ende des zu verbindenden Rohres formt<br />
der Monteur mit der VossLok40-Umform -<br />
maschine an. In diesem Prozess wird das<br />
Material an der Rohroberfläche verdichtet<br />
und am Dichtradius geglättet. Die hohe Oberflächengüte<br />
der Umformung reduziert das Risiko<br />
von Leckagen – auch kleine Oberflächenfehler<br />
am Rohr werden ausgeglichen. Mutter<br />
und Verschraubungskörper sind so aufeinander<br />
abgestimmt, dass beim Anziehen der<br />
Mutter die Dichtflächen fest aufeinandergepresst<br />
werden.<br />
Das maschinelle Anformen der Rohrkontur<br />
folgt dem Prinzip der geleiteten Montage.<br />
Anders als bei Klemmringsystemen kann der<br />
Anwender die Mutter mit dem Drehmomentschlüssel<br />
anziehen, sodass Unter- oder Übermontage<br />
nahezu ausgeschlossen sind. Voss-<br />
Lok40 entspricht den Dichtheitsanforderungen<br />
im Bereich CNG-Anwendung R110. jpk<br />
www.voss-fluid.de<br />
Bild: Voss<br />
IHRE VORTEILE:<br />
+ Kein Gewindeschneiden<br />
+ Ohne Verkleben<br />
+ Mehrfachverschraubung<br />
möglich<br />
+ Kundenindividuelle<br />
Abmessungen<br />
Insert von IMS für faserverstärkte Kunststoffe<br />
Ohne Verkleben oder Gewindeschneiden<br />
Als die wohl erste am Markt erhältliche Gewindebuchse,<br />
kann das Mebux-Light Weight-<br />
Insert ohne Verkleben oder Gewindeschneiden<br />
in faserverstärkten Kunststoffen eingesetzt<br />
werden. Das von IMS entwickelte Insert<br />
eignet sich, wenn eine Mehrfachverschraubung<br />
in Kunststoffbauteilen erforderlich<br />
ist. Aufgrund der speziellen Geometrie<br />
des Mebux-LW Inserts können hohe Auszugskräfte<br />
und Rückdrehmomente erzielt<br />
werden. Die Buchse verbleibt auch bei häufigem<br />
Ein- und Ausdrehen einer Schraube im<br />
Bauteil und optimiert damit die Montage/Demontage<br />
von Anbauteilen. Da die Buchse<br />
komplett im Bauteil versenkt werden kann,<br />
ist eine abstandsfreie Verbindung der Bauteile<br />
möglich. Auch kundenindividuelle Lösungen<br />
sind möglich.<br />
Weitere Eigenschaften:<br />
• Speziell für den Einsatz in anspruchsvollen<br />
Werkstoffen, wie carbonfaserverstärkte<br />
Kunststoffe (CFK), geeignet<br />
• Da die Buchse selbstfurchend ist, muss<br />
kein Gewinde geschnitten werden. Hierdurch<br />
Bild: IMS<br />
können sehr große Kräfte übertragen werden<br />
• Hohes Rückdrehmoment durch Verspreizen<br />
der Buchse, ausdrehsicher ohne Verkleben<br />
• Beim Lösen der Schraubverbindung verbleibt<br />
die Buchse im CFK und kann beliebig<br />
oft wiederverwendet werden<br />
• Spezielle Geometrie der Buchse verhindert<br />
Delamination von CFK<br />
• Da die Buchse komplett im Bauteil versenkt<br />
werden kann, ist eine abstandsfreie Montage<br />
der Bauteile möglich<br />
• Weitere Abmessungen und Materialien auf<br />
Anfrage<br />
bt<br />
www.ims-verbindungstechnik.com<br />
Funktionsweise MEBUX ® -LW<br />
INTERESSE?<br />
Wir freuen uns über<br />
Ihren Anruf oder Ihre E-Mail.<br />
Robert-Bosch-Straße 5, 74632 Neuenstein<br />
Telefon: 0049 (0)7942 9131-0<br />
info@ims-verbindungstechnik.com<br />
www.ims-verbindungstechnik.com<br />
++ NEU ++ NEU ++
SERVICE<br />
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Composites Europe 2017<br />
Leichtbau forciert den Einsatz von<br />
Verbundwerkstoffen<br />
Neben der Luft- und Raumfahrtindustrie zählt vor allem die Automobilindustrie zu den Innovations- und Wachstumstreibern<br />
von Verbundwerkstoffen. Grund ist der weiter anhaltende Trend zum Leichtbau. Wie die Verbundwerkstoffindustrie<br />
Automobilhersteller und ihre Zulieferer dabei unterstützen kann, zeigt die Messe Composites Europe im September<br />
in Stuttgart. Zu den Höhepunkten gehören der Fokus Day Automotive und das Lightweight Technologies Forum.<br />
Neben der Luft- und Raumfahrtindustrie zählt die Automobilindustrie zu<br />
den Innovations- und Wachstumstreibern von Verbundwerkstoffen<br />
Innovationen und der aktuelle Entwicklungsstand von Verbundwerkstoffen<br />
für den Automobilmarkt sind ein Schwerpunkt in den Messehallen<br />
der Composites Europe 2017, die vom 19. bis 21. September in<br />
Stuttgart stattfindet. Etwa ein Drittel der in Europa produzierten GFK-<br />
Materialien fließen in den Transportbereich. Die Zukunftsaussichten<br />
sind positiv, wie aus der aktuellen Markterhebung von Composites<br />
Germany hervorgeht. Ganze 46 % der befragten Unternehmen erwarten<br />
ein Wachstum in diesem Segment. Nur 15 % gehen von<br />
einem Rückgang aus. Nicht nur bei thermoplastischen Verbundwerkstoffen,<br />
sondern auch bei duroplastischen Werkstoffen wie SMC gehört<br />
die Automobilindustrie zu den größten Abnehmern.<br />
Bild: Reed Exhibitions<br />
standort Deutschland nachhaltig weiterzuentwickeln und zu stärken.“<br />
So habe der Entwickler früher eher vom Werkstoff aus gedacht.<br />
„Heute gehen die Konstrukteure das Thema Leichtbau integrativ an –<br />
mit anderen Verbindungs- und Produktionstechniken sowie neuen<br />
Werkstoffen. Die typische Aufgabenstellung der OEM an uns lautet<br />
heute fast immer integrativer Leichtbau.“<br />
Das Beste aus verschiedenen Werkstoff-Welten<br />
Der hybride Leichtbau, der metallische Werkstoffe mit Composites<br />
verbindet, ist ein weiterer Trend im Automobilbau, wie Kurek bestätigt.<br />
Seiner Einschätzung nach gelte es, die Stärken der jeweiligen<br />
Materialien intelligent zu nutzen. „Wir müssen uns sehr genau überlegen,<br />
wie sich die unterschiedlichen Werkstoffe stärkenkonform einsetzen<br />
lassen. So nehmen Composites beispielsweise Zugkräfte<br />
sehr gut auf, während bei Druckkräften eher metallische Werkstoffe<br />
gefragt sind.“ Exakt diese Fragestellung sieht Kurek als die wichtigste<br />
Aufgabenstellung der Fachmesse an: „Es geht auch bei Composites<br />
heute längst nicht mehr um Entweder-oder, sondern um Sowohl-als<br />
auch. Metallische Werkstoffe haben genauso ihre Daseinsberechtigung<br />
wie Composites.“<br />
Fragestellungen zum Leichtbau mit anderen Werkstoffen wie Alu -<br />
minium oder Stahl beantwortet auf der Composites Europe das<br />
Lightweight Technologies Forum. Das kombinierte Ausstellungs- und<br />
Vortragsforum dient mit Ausstellern wie Kunststoffwerk AG Buchs,<br />
Linn High Therm, Schütze, Ocsial Group, Hexcel Composites und AR<br />
Engineers als materialübergreifende Schnittstelle zu Metall- und<br />
Faserverbund-Technologien in Strukturbauteilen.<br />
Marktstudie „Leichtbau als Innovationsfaktor“<br />
„Geht es um Composites in der Automobilindustrie, ist der moderne<br />
Leichtbau das Thema Nummer eins“, erklärt Branchenexperte Rainer<br />
Kurek, Geschäftsführer der Automotive Management Consulting<br />
GmbH (AMC) aus Penzberg bei München. Schließlich erfasse dieser<br />
alle Aspekte des Automobil-Leichtbaus – vom Konzept, den Funk -<br />
tionen und Verbindungstechniken bis zu den Werkstoffen. Das Ausbildungs-<br />
und Beratungsunternehmen hat sich auf die Strategien, Prozesse<br />
und Strukturen der Automobilindustrie spezialisiert und stellt<br />
am 21. September gemeinsam mit dem Messeveranstalter Reed<br />
Exhibitions die Studie „Leichtbau als Innovationsfaktor“ vor, die die<br />
ganzheitliche Sicht der Dinge im Detail angeht.<br />
„In der Marktstudie stecken fast 150 Jahre Erfahrungswissen der<br />
deutschen Automobilindustrie“, betont Kurek. „Sie dient vor dem<br />
Hintergrund zunehmender Umwelt- und Klimaschutzanforderungen,<br />
einer fragilen Energieversorgung und daraus resultierenden, verschärften<br />
Zielen zur Ressourcenschonung dazu, den Innovations-<br />
3rd International Composites Congress (ICC)<br />
Den Auftakt zur Fachmesse bildet der 3rd International Composites<br />
Congress (ICC), der am 18. und 19. September von der Wirtschaftsvereinigung<br />
Composites Germany veranstaltet wird. Aktuelle Trends,<br />
neue Anwendungen und Technologien sowie ein umfassender Überblick<br />
über Marktentwicklungen in Europa und Weltweit sind Schwerpunkt<br />
des Kongresses. Partnerland ist in diesem Jahr Korea, das mit<br />
exklusiven Referenten vertreten sein wird.<br />
jpk<br />
www.composites-europe.com<br />
Wir laden Sie ein, die Composites Europe 2017<br />
kostenlos zu besuchen! Melden Sie sich hier direkt an:<br />
http://hier.pro/y8ZQa<br />
Gutschein-Code: rh46-4yyo-wkoy-bym5<br />
96 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
SERVICE<br />
SERVICE<br />
Material-Trendbuch von BASF<br />
Globale Perspektive auf Trends<br />
Weiterbildung an der Hochschule Aalen<br />
Leichtbau: Startschuss für Zertifikatskurse<br />
Eine globale Perspektive auf<br />
Trends und Materialien zugleich<br />
bietet „Material Selection 17/18“,<br />
das zweite Material-Trendbuch<br />
von BASF. Es wurde erstmals gemeinsam<br />
von den Experten der<br />
Designfabrik in Tokio, Shanghai<br />
und Ludwigshafen entwickelt.<br />
„Wir sehen Trends nicht als singuläre<br />
Phänomene, sondern als<br />
eine Verkettung von Entwicklungen.<br />
Am Ende dieser Kettenreaktion<br />
stehen zwei Haupttrends,<br />
Morphology und Mindfulness,<br />
von denen wir glauben, dass sie<br />
maßgeblich Einfluss nehmen<br />
werden“, erklärt Alex Horisberger,<br />
Designfabrik Ludwigshafen,<br />
BASF. Für künftige Mobilitätskonzepte<br />
brauche es Materialien, die<br />
mit diesen dynamischen Veränderungen<br />
mithalten. Speziell für<br />
solche Anwendungen wird eine<br />
Bild: BASF<br />
Für Trend Morphology braucht es<br />
Materialien, die mit dynamischen<br />
Veränderungen mithalten<br />
neuartige TPU-Folie mit flexibler<br />
Lackierung vorgestellt, die sich<br />
beispielsweise in Automobil -<br />
innenräumen lässt.<br />
Die Trendstudie richtet sich exklusiv<br />
an Designer und Kreative bei<br />
Kunden und potenziellen Kunden<br />
und wird nur in Verbindung mit<br />
einer persönlichen Präsentation<br />
übergeben.<br />
jpk<br />
www.performance-materials.basf.com<br />
Die Weiterbildungsakademie der<br />
Hochschule Aalen und das Technologiezentrum<br />
Leichtbau der<br />
Hochschule Aalen entwickeln<br />
zwei Leichtbaukurse, die sich an<br />
die gewerblich-technische Zielgruppe<br />
wenden. Ein Grundlagenund<br />
ein Vertiefungskurs vermitteln<br />
praxisnahe Kenntnisse und<br />
Fertigkeiten. Die Kurse starten<br />
Anfang Oktober 2017. Das Besondere<br />
an der Weiterbildung ist<br />
das Blended-Learning-Format,<br />
wie Dr. Wolfgang Rimkus, Leiter<br />
des Technologiezentrums Leichtbau<br />
der Hochschule Aalen, erklärt:<br />
„Das bedeutet, dass sich<br />
selbständige Online-Lernphasen<br />
mit einer Präsenzphase an der<br />
Hochschule Aalen abwechseln.<br />
Dieses Konzept lässt sich mit<br />
dem Berufsalltag kombinieren“.<br />
Die Zertifikatskurse sind einzeln<br />
buchbar, können aber auch nacheinander<br />
belegt werden.<br />
Jeder Kurs startet mit einer vorbereitenden<br />
Pre E-Learning Phase,<br />
die alle Teilnehmer auf einen<br />
gemeinsamen Wissensstand<br />
bringt und bequem am PC bearbeitet<br />
werden kann. Bei der anschließenden<br />
2,5-tägigen Präsenzphase<br />
in den Laboren der<br />
Hochschule Aalen stehen der<br />
persönliche Erfahrungsaustausch<br />
mit Dozenten und Teilnehmern<br />
sowie die praktische Anwendung<br />
der vorher gelernten Theorie im<br />
Fokus. Die abschließende E-Learning-Phase<br />
erstreckt sich über<br />
zwei Wochen. Jeder Teilnehmer<br />
erstellt zudem ein Leichtbauprojekt,<br />
das er in einer Abschlusspräsentation<br />
vorstellt.<br />
Weiterführende Informationen zu den<br />
Leichtbaukursen: http://hier.pro/7cmzq<br />
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leading electromobility experts<br />
from around the globe<br />
Industrialization and market – the<br />
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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 97
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
IMPRESSUM<br />
AVL Deutschland GmbH,<br />
Mainz-Kastel ....................... 7<br />
Böllhoff Produktion GmbH,<br />
Bielefeld ............................. 2<br />
Bohnert GmbH, Hardt ...... 62<br />
Friedrich Boysen GmbH &<br />
Co.KG, Altensteig ........... 100<br />
COUTH BUTZBACH Produktkennzeichnung<br />
GmbH,<br />
Solingen ............................ 33<br />
EJOT GmbH & Co.KG<br />
Geschäftsbereich<br />
Verbindungs technik,<br />
Bad Berleburg ................... 94<br />
FLURO-Gelenklager GmbH,<br />
Rosenfeld ......................... 63<br />
GÜNTHER Heisskanaltechnik<br />
GmbH, Frankenberg ...... 9<br />
Heraeus Noblelight GmbH,<br />
Kleinostheim ..................... 39<br />
Höhl & Westhoff,<br />
Wuppertal ......................... 53<br />
Zum Schluss...<br />
Alternativen sind gefragt...<br />
IMS Verbindungstechnik<br />
GmbH & Co.KG,<br />
Neuenstein ....................... 95<br />
Kabeltronik Arthur Volland<br />
GmbH, Denkendorf ........... 74<br />
KELLER AG für<br />
Druckmess technik,<br />
CH-WINTERTHUR ............ 49<br />
Kratzer Automation AG,<br />
Unterschleißheim ............. 17<br />
KVT-Fastening GmbH,<br />
Illerrieden .......................... 75<br />
Landesmesse Stuttgart<br />
GmbH, Stuttgart ............... 97<br />
LEE-Hydraulische Miniatur-<br />
Komponenten GmbH,<br />
Sulzbach ...................... 13,61<br />
MAKA Systems GmbH,<br />
Nersingen ........................... 5<br />
MICRO-EPSILON-<br />
MESS-TECHNIK GmbH &<br />
Co. KG, Ortenburg .............. 3<br />
Proto Labs GmbH,<br />
Feldkirchen ....................... 41<br />
Reed Exhibitions Deutschland<br />
GmbH, Düsseldorf .... 81<br />
SCA Schucker GmbH & Co.,<br />
Bretten .............................. 35<br />
SCHMOLZ + BICKENBACH<br />
AG Holding, CH-Luzern ..... 85<br />
simcon kunststofftechnische<br />
Software GmbH,<br />
Würselen .......................... 73<br />
Stäubli Electrical<br />
Connectors GmbH,<br />
Weil am Rhein .................. 11<br />
WEISS Kunststoffverarbeitung<br />
GmbH & Co,<br />
Illertissen .......................... 52<br />
Peter Welter GmbH & Co.<br />
KG, Erftstadt ..................... 53<br />
Zwick GmbH & Co. KG,<br />
Ulm ................................... 75<br />
Cartoon: Erik Liebermann<br />
ISSN 1612–7226<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />
Stellvertretende Chefredakteure:<br />
Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />
Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431;<br />
Redakteure:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />
Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />
Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Gabriele Rüdenauer,<br />
Phone +49 711 7594–257<br />
E-Mail: kem.redaktion@konradin.de<br />
Layout:<br />
Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />
Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 52 vom 1.10.2016<br />
Auftragsmanagement:<br />
Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />
Leserservice:<br />
Ute Krämer,<br />
Phone +49 711 7594–5850<br />
Fax +49 711 7594–15850<br />
E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />
<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />
qualifizierte Empfänger geliefert.<br />
Bezugspreise: Inland 85,00 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt.; Ausland: 85,00 € inkl. Versandkosten.<br />
Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />
Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />
Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />
Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />
CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />
Fax +41 52 633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA:<br />
TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />
Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />
nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />
eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />
erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />
gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
Printed in Germany.<br />
© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
EDA<br />
98 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017
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