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KEM Konstruktion Automobilkonstruktion 02.2017

Themenschwerpunkte: Fahrerassistenz, Elektromobilität, Antrieb, Fahrwerk, Karosserie, Produktion, Testen; KEM Porträt: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR; KEM Perspektiven: Herstellerallianz bei ganzheitlichen Testsystemen für autonome Fahrzeuge

Themenschwerpunkte: Fahrerassistenz, Elektromobilität, Antrieb, Fahrwerk, Karosserie, Produktion, Testen; KEM Porträt: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR; KEM Perspektiven: Herstellerallianz bei ganzheitlichen Testsystemen für autonome Fahrzeuge

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Das<br />

Engineering<br />

Magazin<br />

02 2017<br />

www.kem.de<br />

Sonderausgabe <strong>Automobilkonstruktion</strong><br />

Titelstory Seite 76<br />

Assistenzsysteme fordern<br />

auch die Zulieferer<br />

E-Mobilität<br />

und Getriebe<br />

Antriebsstrang<br />

Seite 22<br />

Sensorfusion<br />

weist den Weg<br />

Autonomes Fahren<br />

Perspektiven Seite 36<br />

Vielfalt<br />

nimmt zu<br />

Motorensymposium<br />

Seite 58<br />

Im Gespräch | „E-Mobilität ist gut – ohne Subventionen!“<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 1<br />

Prof. Dr. André Thess, Institut für Technische Thermodynamik, DLR – Seite 14


Leichtbau leichter machen<br />

– mit effizienten Verbindungslösungen<br />

Effiziente Verbindungslösungen für den Leichtbau<br />

Aktuelle Herausforderungen, wie Ressourcenschonung, Energie- und Materialeffizienz, sind unmittelbar mit<br />

dem Thema Leichtbau verknüpft.<br />

Auf entsprechend hohem Niveau bewegt sich das Wachstumspotenzial für zukunftsweisende Werkstoffe.<br />

Sie finden bei uns die hierzu erforderlichen innovativen Fügetechnologien, wie beispielsweise:<br />

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www.boellhoff.de<br />

140<br />

JAHRE<br />

2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


EDITORIAL<br />

Perspektiven gibt es – wir<br />

müssen sie nur realisieren<br />

Einen ‚Dieselgipfel‘ hätte man dazu nutzen können, Begrifflichkeiten wie Stickoxidbelastung,<br />

Feinstaub und CO 2 -Emissionen klar zu definieren, voneinander zu<br />

trennen und zu hinterfragen, wie wir Mobilität sichern und gleichzeitig die Umwelt<br />

schützen können. Entscheidend ist etwa, bei Überlegungen zum Klimaschutz die<br />

Systemgrenzen richtig zu setzen. Zur Elektromobilität gehört dann auch die Frage<br />

der Energieerzeugung und zur CO 2 -Bilanz eines Fahrzeugs auch seine<br />

Herstellung – Zusammenhänge, die in der (zu) hitzig geführten Diskussion oft<br />

ausgeblendet werden, leider auch seitens der beteiligten OEMs.<br />

Bleiben wir bei der energetischen Bilanz: Hilfreich ist, dass Wissenschaftler<br />

‚das Ganze‘ im Blick haben, wie unser <strong>KEM</strong> Porträt mit Prof. André Thess von der<br />

DLR zeigt (ab S. 14). Der Direktor des Instituts für Technische Thermodynamik hält<br />

die aktuelle Aufregung um die Elektromobilität mit Blick auf den Klimaschutz für<br />

ein falsches Signal. Gleichwohl befürwortet er den elektrischen Antrieb (und das<br />

nicht nur im Fahrzeug) – wenn man denn ohne Subventionen auskommt. Mit Blick<br />

auf den Verbrennungsmotor betont Thess, dass dieser weder gut noch schlecht<br />

sei: Verwende man Kraftstoffe, hergestellt mit Hilfe erneuerbarer Energien, gäbe es<br />

das Problem der zusätzlichen CO 2 -Emissionen nicht. Im Moment zwar noch zu<br />

teuer – mittelfristig aber eine Perspektive.<br />

Wie dem Problem der Stickoxide beizukommen ist, war übrigens ein Thema des<br />

38. Wiener Motorensymposiums (Bericht ab S. 56). Kernaussage: Der Dieselmotor<br />

kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor sein und ist dazu sparsamer.<br />

Voraussetzung sei, frühestmöglich auf ‚saubere Dieselmotoren‘ umzusteigen.<br />

Hilfreich wäre also, die Diskussion zu versachlichen und nach Lösungen zu suchen.<br />

Die vorliegende Ausgabe der <strong>KEM</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> will dazu einen kleinen<br />

Beitrag leisten – bleibt zu hoffen, dass das Machbare auch umgesetzt wird.<br />

PRÄZISE<br />

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zur Profil- und Spaltmessung<br />

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Anbindung an SPS möglich<br />

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Dipl.-Ing. Michael Corban<br />

Chefredakteur<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

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Inhalt Sonderausgabe<br />

<strong>Automobilkonstruktion</strong><br />

02 2017<br />

54. Jahrgang<br />

TITELTHEMA<br />

Entwicklungspartner<br />

für Funktionsteile<br />

Kraftfahrzeughersteller stehen vor technischen<br />

Herausforderungen. Um sie zu lösen, müssen auch<br />

die Zulieferer komplett neue Lösungen entwickeln.<br />

Einen Beitrag leistet dabei Pöppelmann K-Tech als<br />

innovativer Entwicklungspartner für Funktionsteile.<br />

Bild: malajscy/Fotolia.com<br />

Bild: DLR/F. Eppler<br />

14<br />

Elektromobilität gilt als die Zukunftstechnologie<br />

schlechthin. Doch mit Blick auf den<br />

Klimaschutz sei dies ein falsches Signal,<br />

sagt Prof. André Thess vom Deutschen<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt.<br />

18<br />

Im Rahmen des Verbundprojekts ESKAM entwickelte Groschopp zusammen<br />

mit anderen Partnern den Prototyp eines Achsantriebsmoduls<br />

für elektrische Fahrzeuge mit einem neuartigen Synchronmotor.<br />

Magazin<br />

Branchennews<br />

Continental veranstaltet Hackathon auf der IAA .............................. 6<br />

Bosch zur Mobilität in Metropolen ................................................... 8<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Porträt<br />

Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor DLR<br />

„Elektromobilität ist gut, aber nur ohne Subventionen“ ................ 14<br />

Elektromobilität<br />

Antriebsstrang<br />

Projekt ESKAM: Achsantriebsmodul mit Synchronmotor .............. 18<br />

Mehr Power für Elektroantriebe mit Hybridwälzlagern .................. 20<br />

ZF-Chef Sommer zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs ............. 22<br />

Bordnetz<br />

Herausforderungen des 48-Volt-Bordnetzes .................................. 24<br />

Autozulieferer setzen auf Befestigungen von KVT-Fastening ........ 26<br />

Übertragungstechnik HDBaseT ...................................................... 28<br />

Batteriemanagement und Ladesysteme<br />

Batteriemanagement-System für vollelektrischen Kleinbus ........... 30<br />

Vollwertiges Mode-2-Ladesystem statt Notlösung ........................ 32<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> Perspektiven<br />

Herstellerallianz<br />

Ganzheitliches Testsystem für autonome Fahrzeuge ..................... 36<br />

Bild: Virtual Vehicle<br />

70<br />

Drahtlose Sensoren sind nicht nur eine Variante ohne<br />

Kabel, sie eröffnen ganz neue Ansätze. Das europäische<br />

Forschungsprojekt DEWI zeigt, wo die Potentiale von<br />

Wireless-Sensor-Netzwerken liegen.<br />

Fahrerassistenz<br />

Autonomes Fahren<br />

Plattform für Rohdaten beim Level-5-Fahren ................................. 40<br />

Bertrandt sieht Chancen für neue Geschäftsmodelle .................... 42<br />

DDS als offener Standard für Design autonomer Fahrzeuge ........ 46<br />

Gigabit-Ethernet-Kamerapaare nehmen die Umwelt wahr ............ 48<br />

Mobile Sensoren für Reibwert der Fahrbahnoberfläche ............... 50<br />

Antrieb<br />

Werkstoffe und Technologien<br />

Rohrform beeinflusst Abgasrückführung ....................................... 54<br />

Wirksame Versiegelung von Gussteilen ......................................... 56<br />

38. Wiener Motorensymposium ................................................... 58<br />

4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


76<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Testen<br />

Safety<br />

Crash-Versuche mit In-Dummy-Messtechnik ............................. 64<br />

Prüfstandstechnik<br />

Smartes Design macht Abgasmessungen effizienter ................. 66<br />

Keramik – ein idealer Werkstoff für Prüfstecker .......................... 68<br />

Sensorik<br />

Drahtlose Sensornetzwerke ....................................................... 70<br />

Simulation<br />

Zum Zielkonflikt zwischen Aerodynamik und Kühlung ................ 72<br />

Karosserie<br />

Titelstory<br />

Kunststofflösungen förden autonome Mobilität ......................... 76<br />

Leichtbau<br />

Simulationstools verkürzen Produktionszeiten .......................... 80<br />

CFK auf dem langen Weg zur Großserie .................................... 82<br />

Thermoplastisches RTM-Verfahren für neue Geometrien .......... 84<br />

Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen ....................................... 86<br />

Verbindungstechnik<br />

Stanznieten und Bolzensetzen bei Mischbaukarosserien ........... 88<br />

Rollennaht-Elektroden für das Schweißen von Blechen ............ 90<br />

Hybride Fügeprozesse ganzheitlich betrachten .......................... 92<br />

Service<br />

Veranstaltungen .......................................................................... 96<br />

Publikationen .............................................................................. 97<br />

Rubriken<br />

Editorial ......................................................................................... 3<br />

Wir berichten über... ................................................................... 12<br />

Impressum ................................................................................. 98<br />

Inserentenverzeichnis ................................................................. 98<br />

20004079 © chawa06 / fotolia.com<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 5<br />

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MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Zulieferer öffnet das vernetzte Fahrzeug für die Entwicklercommunity<br />

Continental veranstaltet<br />

Hackathon auf der IAA<br />

Um das Cloud Terminal weiterzuentwickeln, lädt der Automobilzulieferer Continental die Entwicklercommunity zum<br />

Hackathon auf der IAA 2017. Die Teilnehmer sollen in Teams gegeneinander antreten und ihre Ideen mit Unterstützung<br />

der Continental-Experten in die Praxis umsetzen.<br />

Beim Hackathon sind Entwickler aller<br />

Bereiche eingeladen, neue Applikationen für<br />

das Cloud Terminal zu entwickeln<br />

Ein hohes Maß an Flexibilität im Fahrzeug-<br />

Cockpit ermöglicht das neue Continental<br />

Cloud Terminal. Anwendungen, die bisher direkt<br />

auf der Head Unit integriert waren, wandern<br />

dabei in die Cloud, werden dort gerechnet<br />

und über einen leistungsfähigen Browser<br />

in der Head Unit angezeigt. Dadurch ist das<br />

System immer auf dem aktuellen Stand,<br />

neue Funktionen können jederzeit ergänzt<br />

werden. Zudem nutzt das Terminal die<br />

HTML5-Technologie, was eine plattformunabhängige<br />

Entwicklung von Anwendungen,<br />

Bild: Continental<br />

aber auch die Darstellung auf verschiedensten<br />

Displays mit unterschiedlicher Auflösung<br />

ermöglicht.<br />

So kann das System auch nach dem Serienstart<br />

durch neue Funktionen und Mikro-Services<br />

ergänzt und dadurch jederzeit auf aktuellem<br />

Stand gehalten werden. Möglich wird<br />

dies durch den Einsatz gängiger IoT-Lösungen<br />

sowie offene Protokolle und Standard-<br />

Schnittstellen wie MQTT oder dem REST Interface.<br />

„Damit machen wir das Cloud Terminal<br />

auf der IAA 2017 erstmals einer noch breiteren<br />

Entwicklercommunity zugänglich“, erklärt<br />

Dr. Karsten Michels, Leiter System- und<br />

Vorentwicklung der Continental Division Interior.<br />

„Beim Continental.cloud-Hackathon laden<br />

wir Entwickler aller Bereiche ein, neue<br />

Applikationen zu entwickeln und direkt in den<br />

Austausch zu treten.“<br />

Die Veranstaltung zur Software-Entwicklung<br />

findet zweitägig jeweils am 18. und 19. September<br />

sowie am 20. und 21. September im<br />

Bereich C-Square auf dem Continental-Stand<br />

(Halle 5.1, Stand A07/A08) der diesjährigen<br />

IAA statt. In einem Team aus innovativen<br />

Köpfen werden die Teilnehmer eine Servicebasierte<br />

Fahrzeug-App zur direkten Integration<br />

in das Cloud Terminal programmieren.<br />

Die Teilnehmer treten in Teams gegenein -<br />

ander an und setzen ihre Ideen mit Unterstützung<br />

der Continental-Experten in die Praxis<br />

um. Neben Sachpreisen können drei der -<br />

Gewinner aus allen Veranstaltungen, die Continental<br />

im C-Square ausrichtet, eine Reise<br />

zur Consumer Electronics Show (CES) nach<br />

Las Vegas gewinnen.<br />

www.continental-automotive.com<br />

www.fiction-to-science.com<br />

E-Mobilität und Ladeinfrastruktur<br />

Experten entwickeln Normenreihe<br />

Die VDE-Normungsexperten haben den<br />

VDE|DKE-Arbeitskreis „Backend Kommunikation<br />

für Ladeinfrastruktur“ gegründet und die<br />

neue Normenreihe IEC 63110 initiiert, die ein<br />

standardisiertes Management von Ladevorgängen<br />

zum Ziel hat. Sie adressiert Anforderungen<br />

für den notwendigen Datenaustausch,<br />

um ein Elektromobilitäts-Ökosystem zu etablieren,<br />

und deckt dabei sowohl den Kommunikationsfluss<br />

zwischen den verschiedenen Akteuren<br />

als auch den Datenfluss in das elektrische<br />

Energieversorgungsnetz ab. „Wir haben<br />

dabei immer die Interoperabilität und Flexibilität<br />

im Blick, die die IEC 63110 bieten<br />

muss, um den künftigen Millionen<br />

von Ladesäulen eine standardisierte<br />

Kommunikation zu<br />

bieten“, erklärt VDE-Normungsmanager<br />

Dr. Jens Gayko. Auch<br />

die IT-Sicherheit und die Anbindung<br />

der Elektromobilität an das<br />

Smart Grid würden bei der Entwicklung<br />

der Norm berücksichtigt. Parallel zur<br />

IEC 63110 arbeiten die Experten im VDE an<br />

der Netzintegration von Elektromobilität. Ziel<br />

ist es, eine volkswirtschaftlich sinnvolle Balan-<br />

Mit wachsender Durchdringung der Elektromobilität wird die<br />

Bedeutung netzverträglicher Ladevorgänge immer größer<br />

ce zwischen Netzausbau und der 24/7-Verfügbarkeit<br />

einer maximalen Ladeleistung an allen<br />

Ladepunkten zu finden.<br />

www.vde.com<br />

Bild: VDE<br />

6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Wir machen Sie bereit für RDE!<br />

Emissionen im tatsächlichen Fahrbetrieb (RDE) erhöhen den<br />

Entwicklungsaufwand und die Anforderungen an die klassischen<br />

Entwicklungswerkzeuge. Darüber hinaus erfordert RDE eine<br />

Anpassung der bestehenden Kernprozesse und die Anwendung<br />

neuer Methoden und Werkzeuge in Forschung und Entwicklung<br />

sowie bei der Typgenehmigung.<br />

Die passende Systemlösung in jeder Phase der Entwicklung:<br />

Von der Fahrzeugerprobung auf der Straße...<br />

über den Rollen-, Antriebsstrang- und Motorenprüfstand...<br />

bis hin zum virtuellen Prüfstand!<br />

www.avl.com/-/avl-m-o-v-e-real-driving-emission-testing<br />

www.avl.com, info@avl.com<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 7


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Bosch zur Mobilität in Metropolen<br />

Die Zukunft liegt in der vernetzten Stadt<br />

Bosch will verstärkt Lösungen für die Mobilität<br />

in vernetzten und damit intelligenten<br />

Städten entwickeln und anbieten. „Wir können<br />

mit technischen Lösungen zu mehr Lebensqualität<br />

in Metropolen und Megacities<br />

beitragen“, sagt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer<br />

der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender<br />

des Unternehmensbereichs Mobility<br />

Solutions. „Wesentlicher Hebel dazu ist die<br />

emissionsfreie, stressfreie und unfallfreie<br />

Mobilität.“ Die zunehmende Automatisierung<br />

des städtischen Verkehrs soll zu weniger Unfällen<br />

und damit zu mehr Sicherheit beitragen.<br />

Aktuellen Prognosen zufolge werden<br />

2050 weltweit mehr als sechs Milliarden<br />

Menschen in Großstädten wohnen, doppelt<br />

so viele wie heute. Der urbane Verkehr wird<br />

sich bis dahin verdreifachen.<br />

Der weltweite Smart-City-Markt soll bereits<br />

bis 2020 jährlich um 19 % auf ein Volumen<br />

von 700 Mrd. Euro wachsen. In bereichsübergreifenden<br />

Projekten hat Bosch innerhalb der<br />

letzten zwei Jahre seinen Umsatz in diesem<br />

Sektor bereits verdoppelt. Öffentliche Verkehrsmittel,<br />

Autos, selbstfahrende Sharingund<br />

Lieferfahrzeuge sowie andere Verkehrsträger<br />

müssten künftig nahtlos vernetzt sein.<br />

Bild: Bosch<br />

Kurzum: Es braucht eine Vernetzung von allem,<br />

was sich in der Stadt bewegt. „Intermodale<br />

Mobilitätsangebote, die für Nutzer mit<br />

wenigen Klicks buchbar sind, werden wesentlich<br />

zur Reduzierung von Stau- und Verkehrsbelastungen<br />

beitragen“, prognostiziert<br />

Bulander. Die zunehmende Automatisierung<br />

des städtischen Verkehrs werde auch zu<br />

mehr Sicherheit und damit weniger Unfällen<br />

beitragen. Derzeit verfolgt Bosch weltweit 14<br />

Leitprojekte mit vernetzten Städten. Dazu<br />

„Wir können mit technischen<br />

Lösungen zu mehr<br />

Lebensqualität<br />

in Metropolen<br />

und Megacities<br />

beitragen.“<br />

Dr. Rolf Bulander, Vorsitzender des<br />

Unternehmensbereichs Mobility<br />

Solutions, will emissions-, stress- und<br />

unfallfreie städtische Lebenswelten<br />

gestalten mit Hilfe von Automatisierung,<br />

Elektrifizierung und Vernetzung<br />

zählen Stadtprojekte in Singapur, San Francisco,<br />

Berlin und Hamburg. Sieben Projekte<br />

schließen Lösungen für urbane Mobilität mit<br />

ein. Dazu gehören neben vernetztem Parken<br />

und Flottenmanagement auch E-Mobilität<br />

und intermodaler Transport. Den neusten Kooperationsvertrag<br />

schloss das Unternehmen<br />

vor kurzem mit der chinesischen Stadt Tianjin.<br />

Ziel der Zusammenarbeit ist es, die Hafenstadt<br />

zur intelligenten Stadt umzurüsten.<br />

www.bosch-urban-mobility.de<br />

Individualisierte Fertigung beim Zulieferer Quin<br />

Vertikal, wenn’s um hohe Ansprüche geht<br />

Hochwertig: Mittelkonsole, wie sie bei Quin Rumänien<br />

teilgefertigt wird<br />

Die individualisierte Fertigung stellt auch die<br />

Zulieferer der Automobilindustrie vor immer<br />

neue Herausforderungen, beispielsweise<br />

den deutschstämmigen Automobilzulieferer<br />

Quin. Dieser ist auf die Produktion von Fahrzeug-Interieur<br />

spezialisiert, vor allem Zierelemente,<br />

Lenkräder und Airbagkappen. Am<br />

Standort Brasov in Rumänien fertigt das Un-<br />

Bild: Quin<br />

ternehmen hochwertige Bauteile<br />

nach individuellen Wünschen mit<br />

exklusiven Materialen und Materialkombinationen.<br />

Einmal ist es<br />

Kunststoff, ein anderes Mal Holz,<br />

Carbon oder Metall. Für die Fertigung<br />

heißt das: Schwierig handhabbare<br />

Werkstoffe müssen in<br />

komplexe Zierteilgeometrien geformt<br />

und mit modernen Trägern<br />

und Beschichtungstechnologien<br />

kombiniert werden. Der ständige<br />

Wechsel zwischen Serie und Unikat<br />

erfordert außerdem eine<br />

hoch flexible Fertigungstechnologie.<br />

Im Bereich der CNC-Nachbearbeitung<br />

hat sich Quin für Maka entschieden.<br />

Insgesamt 21 Maschinen des in Nersingen<br />

beheimateten Herstellers werden inzwischen<br />

im Werk Brasov eingesetzt. Ausschlaggebend<br />

waren insbesondere die langjährige<br />

Erfahrung und Kompetenz des Werkzeugmaschinenherstellers<br />

in der CNC-Fertigung un-<br />

terschiedlicher Materialien. In Brasov wird<br />

das sogenannte DC-7-Konzept eingesetzt.<br />

Zentrales Merkmal ist die vertikale Aufspannung.<br />

Dadurch sind die Maschinen sehr kompakt.<br />

Auf diese Weise erzielt Quin eine Platzersparnis<br />

von 40 % gegenüber herkömmlichen<br />

Maschinen mit horizontalem Doppeltisch. Außerdem<br />

sind die DC-7- Maschinen mit einem<br />

Drehtisch ausgestattet, der die Rüst- und Bearbeitungszeit<br />

reduziert. Die Werkstücke werden<br />

auf der Vorrichtung hängend aufgespannt.<br />

Während ein Teil auf der einen Seite bearbeitet<br />

wird, fin det auf der anderen Seite der<br />

Wechsel des fertigen Teils gegen einen Rohling<br />

statt. Die Drehung dauert nur wenige Sekunden.<br />

Die fünf DC 7 im Werk Brasov sind<br />

außerdem mit zwei 5-Achs-Aggregaten ausgerüstet,<br />

die gleichzeitig auf einer Seite desTisches<br />

die Werkstücke bearbeiten. Die Antistatik-Spezialausstattung<br />

sorgt dafür, Staub-Ablagerungen<br />

und ein Festkleben der Späne am<br />

Bauteil zu vermeiden.<br />

www.maka.com, www.quin-automotive.com<br />

8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


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Persönlicher Einsatz ist unsere Grundhaltung. Keine Behauptung, sondern<br />

bewiesen: durch die Entwicklung unserer BlueFlow ® Heißkanaldüse. Ihr<br />

schlanker Düsenaufbau und ihr geringer Durchmesser sorgen für mehr<br />

Qualität und Gestaltungsfreiheit bei Formteilen aus thermisch sensiblen<br />

Kunststoffen. Nutzen zum Vorteil unserer Kunden. Das nennen wir engagiert.<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 9


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

PERSONEN<br />

Rene Gansauge,<br />

Rheinmetall Automotive<br />

Zum 1. Januar 2018 übernimmt<br />

Rene Gansauge den<br />

Vorsitz der Geschäftsführungen<br />

der Pierburg GmbH und<br />

der Pierburg Pump Technology<br />

GmbH. Er wird damit zum Leiter der Division<br />

Mechatronics innerhalb der Rheinmetall-Automotive-Gruppe.<br />

Er folgt auf Olaf Hedden, der zum<br />

1. August 2017 als CFO in den Vorstand der<br />

Rheinmetall Automotive AG bestellt worden ist.<br />

Michael Gottschalk,<br />

Schoeller Werk<br />

Die Schoeller Werk GmbH &<br />

Co. KG hat einen neuen<br />

technischen Geschäfts -<br />

führer: Michael Gottschalk<br />

soll die technologische Weiterentwicklung<br />

des Spezialisten für längsnaht -<br />

geschweißte Edelstahlrohre stärken. Das umfasst<br />

die Erweiterung des Leistungsspektrums<br />

um neue innovative Rohr lösungen und Services<br />

sowie die Erschließung weiterer Geschäftsfelder.<br />

Niklas Braun, Bolta<br />

Niklas Braun ist<br />

als Geschäftsführer Technik/<br />

Produktion in die Bolta Werke<br />

GmbH in Diepersdorf eingetreten.<br />

Mit dieser neu<br />

geschaffenen Position will<br />

der Spezialist für Oberflächen veredelung dem<br />

voranschreitenden Wachstum Rechnung tragen.<br />

In den Zuständigkeitsbereich des 43-Jährigen<br />

fallen Produkt entstehung, Qualitäts management,<br />

Produk tion, Industrial Engineering sowie Logistik.<br />

Katharina Wiedemann,<br />

STW<br />

Katharina Wiedemann,<br />

Geschäftsführerin der<br />

Sensor-Technik Wiedemann<br />

GmbH (STW) und Vizepräsidentin<br />

der IHK Schwaben,<br />

ist mit dem Bayerischen Verdienstorden aus -<br />

gezeichnet worden. Mit der Ehrung würdigt der<br />

Freistaat unter anderem ihr unter nehmerisches<br />

Wirken und ihr intensives und langjähriges<br />

ehrenamtliches Engagement.<br />

Schaeffler auf dem VDI-Kongress „Getriebe in Fahrzeugen“<br />

Neuer Ansatz zur Elektrifizierung des Antriebsstrangs<br />

Von Komponenten bis zu Hybridmodulen und elektrischen<br />

Achsen bietet Schaeffler Lösungen für<br />

Hybrid-Fahrzeuge und reine Elektroautos – sowohl<br />

bei 48-Volt- als auch bei Hochvolt-Systemen<br />

Europäisches Zentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren<br />

Dekra übernimmt den Lausitzring<br />

Zum 1. November übernimmt die Sachverständigenorganisation<br />

Dekra den Lausitzring.<br />

Zusammen mit dem in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zur Rennstrecke befindlichen Dekra<br />

Technology Center (DTC) soll dort das Innovationszentrum<br />

für die Prüfung der Mobilität<br />

der Zukunft entstehen. Es soll ein zentraler<br />

Bestandteil des internationalen Testverbunds<br />

für das automatisierte und vernetzte Fahren<br />

werden. „In den Aufbau dieses Testverbunds<br />

investieren wir im ersten Schritt insgesamt<br />

mehr als 30 Millionen Euro“, erklärt Stefan<br />

Kölbl, Vorsitzender des Vorstands des Dekra<br />

e.V. und der Dekra SE. „Wir bieten unseren<br />

Kunden aus der Automobilbranche Prüf- und<br />

Entwicklungskompetenz für die autonome<br />

und vernetzte Mobilität der Zukunft.“ In Klettwitz<br />

steht der Aufbau von Testanlagen für alle<br />

Luftaufnahme des<br />

Lausitzrings. Im Vordergrund<br />

das Dekra<br />

Technology Center<br />

Bild: Schaeffler<br />

Maßgeschneiderte Antriebslösungen für die<br />

Mobilitätbedürfnisse des jeweiligen Zielmarktes:<br />

Anlässlich des 17. Internationalen<br />

VDI-Kongresses „Getriebe in Fahrzeugen“<br />

präsentierte Schaeffler sein Technologieportfolio<br />

und stellte ausgewählte serienreife Produkte<br />

für den elektrifizierten Antriebsstrang<br />

vor. Auf dem Weg zur E-Mobilität und zur<br />

Elektrifizierung des Antriebsstrangs verfügt<br />

das Unternehmen über ein umfangreiches<br />

und fortwährend wachsendes Produktport -<br />

folio, das auch chinesische Kunden zu schätzen<br />

wissen, gilt das Land doch als Leitmarkt<br />

für die Elektromobilität. Auf dem VDI-Kongress<br />

zeigte Schaeffler beispielsweise mit<br />

dem Hochvolt-Hybridmodul in P2-Anordnung<br />

einen innovativen Ansatz zur Elektrifizierung<br />

des Antriebsstrangs, der sich modular an eine<br />

Vielzahl von Antriebskonzepten anpassen<br />

lässt. Als zentrales Element in Plug-In-Hybrid-<br />

Fahrzeugen (PHEV) trägt das P2-Hybrid -<br />

modul zu einer Verringerung des Kraftstoffverbrauchs<br />

um 70 % bei – bei einer rein elektrischen<br />

Reichweite von 50 km. Die erste<br />

Serienanwendung des neuen P2-Hybrid -<br />

moduls erfolgt Ende 2017 in China.<br />

www.schaeffler.com<br />

Aspekte des automatisierten Fahrens im Mittelpunkt.<br />

Ergänzt wird dies mittelfristig durch<br />

das Thema Konnektivität, das innerhalb des<br />

Dekra-Konzerns schwerpunktmäßig am<br />

Standort Málaga angesiedelt ist. Von dort<br />

ausgehend, werden entsprechende Prüf -<br />

kapazitäten auch in Klettwitz aufgebaut. Für<br />

das größte herstellerunabhängige Zentrum<br />

für automatisiertes und vernetztes Fahren in<br />

Europa investiert die Prüforganisation an<br />

dem Standort einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />

Dabei geht es um Strecken und Anlagen,<br />

die das umfassende Testen von automatisierten<br />

Fahrfunktionen ermöglichen und mit<br />

denen sich sehr komplexe Szenarien flexibel<br />

darstellen lassen, sei es für innerstädtische,<br />

außerstädtische oder Autobahnfahrten.<br />

www.dekra.de<br />

Bild: Dekra<br />

10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Neuer Service für die Zukunft des Fahrens<br />

TomTom und Cisco kooperieren<br />

TomTom arbeitet an der Entwicklung<br />

einer ultraschnellen Fahrspur-Verkehrstechnik,<br />

die autonomes<br />

Fahren und intelligentere<br />

Mobilität unterstützt. Die Forschungsarbeit<br />

dazu wird das niederländische<br />

Unternehmen zusammen<br />

mit Cisco durchführen,<br />

um Straßendaten zu nutzen, die<br />

von Cisco-Sensoren, -Routern<br />

und -Controllern für zukunfts -<br />

weisende Verkehrsinformationstechnologie<br />

erfasst werden. Die<br />

Forschung kombiniert die Daten<br />

sowie das Internet der Dinge von<br />

Cisco mit der Traffic Fusion-Technologie<br />

von TomTom.<br />

Wie es weiter heißt, sei ein besonders<br />

innovativer Aspekt dieser<br />

Kooperation die Verwendung<br />

der DAS-Technologie (Distributed<br />

Acoustic Sensing). Diese kann<br />

ein Glasfaserkabel in eine Reihe<br />

virtueller Mikrofone umwandeln,<br />

die Fahrzeugbewegungen erkennen<br />

und messen. Die erhobenen<br />

Daten sollen mit TomToms Pool<br />

an fließenden Fahrzeugdaten<br />

von mehr als 500 Millionen Geräten<br />

zusammengeführt werden.<br />

www.tomtom.com<br />

TomTom und Cisco<br />

forschen gemeinsam<br />

an zukunftsweisender<br />

Verkehrsinformationstechnologie<br />

Bild: TomTom<br />

Innovation für Automatikgetriebe<br />

Weniger Verbrauch, weniger Emissionen<br />

Gesteigerte Leistung bei deutlich<br />

geringerem Energiebedarf und<br />

reduzierten CO -Emissionen,<br />

2<br />

kompakte Abmessungen und<br />

einfaches Handling: Diese Eigenschaften<br />

vereint Hoerbiger in der<br />

neuen Produktfamilie TorqueLine<br />

für automatisch schaltende Getriebe.<br />

Das System eröffnet die<br />

Möglichkeit, in Wandler-Automatikgetrieben<br />

einzelne der dort<br />

bisher üblichen Lamellenkupplungen<br />

und -bremsen zu ersetzen.<br />

Das schafft deutliche Effizienzsteigerungen:<br />

TorqueLine<br />

verringert die Schleppverluste<br />

von Kupplungen in geöffnetem<br />

Zustand und kann zugleich den<br />

Energieaufwand senken, der nötig<br />

ist, um diese zu aktivieren<br />

oder geschlossen zu halten.<br />

„Die Drehmomentübertragung<br />

und das Einkuppeln erfolgen<br />

ähnlich einer Synchronisierung<br />

sowohl reibschlüssig als auch<br />

TorqueLine-Schaltelemente haben<br />

das Potenzial, den CO 2<br />

-Ausstoß von<br />

Pkw pro verbauter Einheit um bis zu<br />

2,5 g/km zu senken<br />

Bild: Hoerbiger<br />

mittels Formschluss – durch eine<br />

Kombination aus Konuskupplung<br />

und Klauen“, beschreibt Dr. Ansgar<br />

Damm, Leiter Forschung und<br />

Entwicklung der Hoerbiger Antriebstechnik<br />

Holding GmbH. Unterm<br />

Strich gehen die Schleppverluste<br />

durch das neue System<br />

um bis zu 75 % pro Schaltelement<br />

zurück. Dadurch leistet die<br />

TorqueLine Cone Clutch einen<br />

deutlichen Beitrag zur Reduzierung<br />

von Emissionen.<br />

www.hoerbiger.com


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Kaspersky Lab und AVL Software and Functions GmbH kooperieren<br />

Partner für mehr Cybersicherheit<br />

Um den Herausforderungen hinsichtlich der<br />

Cybersicherheit bei kommenden Entwicklungen<br />

im Automobilbereich gerecht zu werden,<br />

arbeiten Kaspersky Lab und AVL Software and<br />

Functions jetzt zusammen. Dr. Georg Schwab,<br />

Geschäftsführer bei AVL, und Alex Moiseev,<br />

Chief Sales Officer bei Kaspersky, haben am<br />

1. Juni eine entsprechende Kooperationsvereinbarung<br />

unterzeichnet. Sie umfasst:<br />

• die gemeinsame Entwicklung einer Software,<br />

die eine störungsfreie und sichere<br />

Kommunikation zwischen Fahrzeugkomponenten,<br />

dem Fahrzeug und der externen<br />

vernetzten Infrastruktur gewährleistet,<br />

• die Verbindung von Embedded-Entwicklungen<br />

im Automobilbereich mit den besten<br />

Cybersicherheitstechnologien,<br />

• das Bündeln von Sicherheitsprodukten mit<br />

fertig entwickelten Komponenten sowie<br />

die Förderung umfassender Sicherheits -<br />

lösungen für die Automobilindustrie,<br />

• die Erstellung eines Trainings- und<br />

Coaching-Portfolios für den Bereich Automotive-Security<br />

sowie<br />

• die Erweiterung der Geschäftstätigkeit über<br />

ein nahtloses und umfassendes Portfolio,<br />

um Sicherheit für vernetzte und auto nome<br />

Fahrzeuge in der Zukunft zu bieten.<br />

Eines der wichtigsten Ziele der Partnerschaft<br />

ist die Entwicklung einer zuverlässigen und<br />

Dr. Georg Schwab (rechts), Geschäftsführer der<br />

AVL Software and Functions GmbH, und Alex<br />

Moiseev, Chief Sales Officer bei Kaspersky Lab,<br />

bei der Vertragsunterzeichnung<br />

flexiblen Software-Plattform, mit der Automobilhersteller<br />

eine Secure Communication<br />

Unit (SCU oder Car Gateway) entwickeln und<br />

diese in ihre Fahrzeuge implementieren<br />

können. Hierfür können Hardware- und<br />

zusätzliche Software-Komponenten genutzt<br />

werden, die auf eigene Fertigungspläne<br />

ausgerichtet sind.<br />

Direkt zum Kaspersky-Blog „Vernetzte Autos: Security<br />

by Design“: http://hier.pro/t0hGe<br />

Bild: Kaspersky<br />

Autonomes Fahren in der Stadt<br />

Jaguar Land Rover erzielt Fortschritte<br />

Emergency Vehicle Warning (EVW) informiert den<br />

Fahrer, sobald sich ihm ein Einsatzfahrzeug nähert<br />

Bild: Jaguar Land Rover<br />

Im Testbetrieb auf öffentlichen Straßen will<br />

Jaguar Land Rover in den kommenden Monaten<br />

die Fähigkeiten seiner neu entwickelten<br />

Prototypen-Technologie „Autonomous<br />

Urban Drive“ demonstrieren. Mit dieser Technologie<br />

wird Level 4 des autonomen Fahrens<br />

realistisch, d.h. das vollkommen eigenständige<br />

Agieren des Fahrzeugs in städtischer Umgebung<br />

ohne Eingriffe des Fahrers. Das britische<br />

Unternehmen strebt an, diesen Grad<br />

der Autonomie innerhalb des nächsten Jahrzehnts<br />

in seinen Zukunftsmodellen zu realisieren.<br />

Nach dem Erfolg der Versuchsfahrten<br />

auf einer Teststrecke starten bis Ende des<br />

Jahres die Testfahrten auf öffentlichen Straßen<br />

in Milton Keynes und Coventry. Zum Abschluss<br />

des Projekts im Sommer 2018 finden<br />

auch Tests und Demonstrationsfahrten auf<br />

allgemein zugänglichen Straßen statt.<br />

www.ukautodrive.com<br />

Wir berichten über<br />

AIOTI ............................................. 70<br />

Airbus ............................................ 80<br />

Ansys ............................................ 63<br />

Applus+ Idiada .............................. 64<br />

Atlas Copco ................................... 92<br />

Audi ............................................... 58<br />

AVL Emission Test Systems .......... 66<br />

AVL Software and Functions ......... 12<br />

BASF ............................................. 97<br />

Batteryuniversity ........................... 13<br />

Bertrandt ....................................... 42<br />

Bitkom ........................................... 80<br />

BMW ............................................. 82<br />

Böllhoff Automation ....................... 88<br />

Bolta .............................................. 10<br />

BorgWarner ................................... 61<br />

Bosch ............................. 8, 53, 58, 74<br />

BTU Cottbus .................................. 90<br />

Carnegie Technologies ................... 53<br />

Cisco .............................................. 11<br />

Constellium ................................... 86<br />

Continental ........ 6, 34, 50, 53, 58, 62<br />

Covestro ........................................ 13<br />

Daimler ........................ 28, 58, 74, 76<br />

Dassault Systèmes ........................ 80<br />

Dekra ....................................... 10, 13<br />

Delphi ...................................... 24, 28<br />

DLR ......................................... 14, 36<br />

Doceram ........................................ 68<br />

EMI ................................................ 74<br />

Federal-Mogul ................................ 74<br />

FEV ................................................ 61<br />

Ford ............................................... 82<br />

Fraunhofer IIS ................................ 43<br />

Fraunhofer IWM ............................. 74<br />

Fraunhofer LBF .............................. 75<br />

Freudenberg .................................. 34<br />

Great Wall Motors ......................... 61<br />

Groschopp ..................................... 18<br />

Handtmann Elteka ......................... 84<br />

Heidelberger Druckmaschinen ...... 32<br />

Henkel ........................................... 54<br />

Henrob .......................................... 92<br />

High Speed Karlsruhe .................... 63<br />

Hochschule Aalen .......................... 97<br />

Hoerbiger ....................................... 11<br />

IMS ................................................ 95<br />

Innoluce ......................................... 52<br />

Invent ............................................ 94<br />

IPG Automotive ....................... 36, 75<br />

ISO ................................................ 70<br />

Jaguar Land Rover ................... 12, 82<br />

Jenoptik ......................................... 94<br />

Karlsruher Institut für Technologie ... 48<br />

Kaspersky Lab ............................... 12<br />

Kisssoft .......................................... 62<br />

Kistler ............................................ 66<br />

KMS Automation ........................... 94<br />

Konrad Technologies GmbH .......... 36<br />

Kreisel Electric ............................... 30<br />

KVT-Fastening ................................ 26<br />

Lapp .............................................. 32<br />

Leoni ....................................... 24, 35<br />

Lufft ............................................... 50<br />

LZH ................................................ 94<br />

M3 Systems .................................. 36<br />

Magna ..................................... 82, 94<br />

Mahle ............................................ 58<br />

Maka ............................................... 8<br />

Matrix Vision .................................. 48<br />

McLaren ........................................ 82<br />

MeasX .......................................... 36<br />

Mentor Automotive ....................... 40<br />

Myestro Interactive ....................... 48<br />

National Instruments ..................... 36<br />

Osram Opto Semiconductors ....... 52<br />

Paravan .......................................... 52<br />

Pöppelmann ................................... 76<br />

Quin ................................................. 8<br />

Reed Exhibitions ........................... 96<br />

Renault .......................................... 58<br />

Rheinmetall Automotive .......... 10, 34<br />

RTI ................................................. 46<br />

RWTH Aachen ............................... 13<br />

S.E.A. Datentechnik GmbH ........... 36<br />

SCA Schucker ................................ 92<br />

Schaeffler ....................................... 10<br />

Schmolz + Bickenbach .................. 94<br />

Schoeller Werk ......................... 10, 54<br />

Sensor-Technik Wiedemann ..... 10, 30<br />

SET GmbH .................................... 36<br />

SGL ............................................... 82<br />

Siemens ........................................ 40<br />

Siemens PLM Software ................ 72<br />

SKF ................................................ 20<br />

Steeltec ......................................... 94<br />

TE Connectivity ............................. 24<br />

Tenneco ......................................... 63<br />

TIME .............................................. 90<br />

TomTom ................................... 11, 53<br />

Trumpf ........................................... 94<br />

TU Clausthal .................................. 94<br />

TU Dresden ................................... 74<br />

TU Graz .......................................... 74<br />

Universität Stuttgart ....................... 74<br />

Valens ............................................ 28<br />

VDE ................................................. 6<br />

VDI ................................................ 22<br />

VDL Bus & Coach .......................... 30<br />

Virtual Vehicle ................................ 70<br />

Volkswagen ................................... 94<br />

Volvo .............................................. 70<br />

Voss Fluid ...................................... 95<br />

VW ................................................ 58<br />

Xilinx .............................................. 40<br />

ZF ............................................ 22, 35<br />

12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Elektromobilität: Covestro und Sonnenwagen Aachen kooperieren<br />

Australische Sonne als Antrieb<br />

GEWINDE<br />

LOS<br />

Studenten der RWTH Aachen<br />

und der FH Aachen widmen sich<br />

einem ehrgeizigen Projekt: der<br />

Entwicklung eines solarbetriebenen<br />

Elektroautos für die World<br />

Solar Challenge in Australien. Für<br />

die Umsetzung gründeten die<br />

rund 45 Jungforscher mit Unterstützung<br />

von Professoren den<br />

Verein Sonnenwagen Aachen<br />

e.V. Das Leverkusener Unternehmen<br />

Covestro, Spezialist für<br />

Hightech-Polymere, fördert das<br />

Sonnenwagen-Projekt mit Materialien<br />

und technischem Service<br />

sowie als Gold-Sponsor.<br />

Die World Solar Challenge 2017<br />

vom 8. bis 15. Oktober in Australien<br />

gilt als das härteste Solar -<br />

autorennen der Welt. Covestro<br />

nutzt das Sonnenwagen-Projekt,<br />

um unterschiedliche Materialien<br />

unter den harschen Klimabedingungen<br />

der Strecke zu testen:<br />

Temperaturen von bis zu 45 °C<br />

sowie eine hohe UV-Strahlung,<br />

außerdem ein hoher Staubanteil<br />

der Luft sind dort im Oktober typisch.<br />

Die wichtigste Produktanwendung<br />

ist ein dreischichtiger<br />

Polyurethanlack von PPG. Der<br />

Lack eignet sich besonders gut<br />

zur Anwendung auf Karosserieteilen<br />

aus Carbonfaser-Verbundwerkstoffen.<br />

www.covestro.com<br />

www.sonnenwagen.org<br />

www.worldsolarchallenge.org<br />

LEE Miniatur-<br />

Ventile, -Siebe und -Blenden<br />

Sicherer Sitz bis 400 bar<br />

Systemdruck<br />

Bild: Sonnenwagen Aachen team<br />

Covestro nutzt das Sonnenwagen-Projekt, um unterschiedliche Materialien<br />

unter den harschen Klimabedingungen der Rennstrecke zu testen<br />

Batteryuniversity bietet Tests nach UNECE R10 und R100<br />

Zulassung von Elektrofahrzeugen<br />

Die Batteryuniversity GmbH<br />

übernimmt jetzt das Testen und<br />

die Zertifizierung von batterie -<br />

betriebenen Elektrofahrzeugen<br />

nach United Nations Economic<br />

Commission for Europe (UNECE)<br />

R100 und R10. Diese sind für die<br />

Erfüllung europäischer Verordnungen<br />

und Richtlinien verbindlich<br />

vorgeschrieben. Zusammen<br />

mit dem Kooperationspartner<br />

Dekra prüft die Batteryuniversity<br />

alle Anforderungen und führt die<br />

Zulassung bei der nationalen Behörde<br />

durch. Die Regelung<br />

Nr. 100 der UNECE definiert sicherheitstechnische<br />

Anforderungen<br />

an den Elektroantrieb von<br />

Straßenfahrzeugen, ihre Hochspannungsbauteile<br />

und -systeme<br />

sowie des wieder aufladbaren<br />

Energiespeichersystems. Für das<br />

Bild: Batteryuniversity<br />

Zusammen mit dem Kooperationspartner<br />

Dekra prüft die Batteryuniversity<br />

alle Anforderungen und führt<br />

die Zulassung bei der nationalen Behörde<br />

durch<br />

Prüfen des Energiespeichersystems<br />

kommen bei der Batteryuniversity<br />

das neue große Batterietestsystem<br />

mit 850 V bei<br />

maximal 1200 A und maximal<br />

350 kW und der neue große<br />

Shaker mit 120 kN bei maximal<br />

1100 kg Zuladung zum Einsatz.<br />

www.batteryuniversity.eu<br />

Besuchen Sie uns:<br />

Pumps&Valves<br />

29.+30.03. 2017<br />

Dortmund, St. F18<br />

HannoverMesse<br />

24. - 28.4. 2017<br />

Halle 20, Std. C31<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />

Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />

E-mail info@lee.de · www.lee.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 13<br />

THE LEE COMPANY SINCE 1948


MAGAZIN<br />

PORTRÄT<br />

PORTRÄT<br />

Im Gespräch: Prof. Dr. André Thess, Institutsdirektor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)<br />

„Elektromobilität ist gut –<br />

aber nur ohne staatliche Subventionen“<br />

Elektromobilität gilt vielen angesichts der Diskussionen um die Klima- und Umweltbelastungen durch<br />

Verbrennungsmotoren als die Zukunftstechnologie schlechthin. Doch mit Blick auf den Klimaschutz<br />

sei die aktuelle Aufregung um die E-Mobilität das falsche Signal, meint der Direktor des Instituts für<br />

Technische Thermodynamik Prof. André Thess am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in<br />

Stuttgart. Die Weichen für eine nachhaltige Energieversorgung würden ganz anders gestellt.<br />

Interview: Ralf Butscher und Wolfgang Hess, Redaktion bild der wissenschaft, Konradin Mediengruppe<br />

14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


PORTRÄT<br />

PORTRÄT<br />

PORTRÄT<br />

MAGAZIN<br />

Den Verbrennungsmotor hält Prof. André Thess<br />

weder für gut noch schlecht, weil die Verbrennung<br />

von Kohlenwasserstoffen das Klima nur<br />

dann beeinflusst, wenn die Kohlenwasserstoffe<br />

aus fossilen Energieträgern kommen. Am Institut<br />

für Technische Thermodynamik wird deswegen<br />

erforscht, wie man Benzin aus erneuerbaren<br />

Energiequellen erzeugen kann<br />

Bild: DLR/F. Eppler<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Prof. Thess, Sie halten<br />

die aktuelle Aufregung um die Elektromobilität<br />

für ein falsches Signal – sind Sie<br />

gegen Elektroautos?<br />

Thess: Ich bin ein großer Befürworter der<br />

Elektromobilität zu Land und sogar in der<br />

Luft! Allerdings nur solange sie nicht durch<br />

Kaufprämien aus Steuergeldern subventioniert<br />

wird. In der öffentlichen Diskussion gelten<br />

der Kauf eines Elektroautos und die Installation<br />

einer batterieunterstützten Solaranlage<br />

als Musterbeispiele umweltfreundlichen<br />

Handelns. Darin steckt zwar ein Körnchen<br />

Wahrheit, aber die vielzitierte schwäbische<br />

Hausfrau würde einwenden: ‚Statt Geld für<br />

ein teures Elektroauto auszugeben, fahre ich<br />

lieber etwas langsamer. Da verbrauche ich<br />

weniger Benzin, erzeuge weniger CO 2 und<br />

spare obendrein noch Geld!‘ Den Wunsch<br />

nach mehr Elektroautos in Deutschland halte<br />

ich dagegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt<br />

für klimapolitisch grenzwertig: Einmal bezahlt<br />

man für solche Fahrzeuge deutlich mehr und<br />

dann wird der dafür nötige Strom bei uns<br />

noch zu zwei Dritteln aus fossilen Quellen<br />

und Kernkraft erzeugt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ist es also von Vorteil,<br />

wenn die von der Bundesregierung erwünschte<br />

eine Million Elektroautos bis<br />

2020 nicht annähernd erreicht wird?<br />

Thess: Diese Größenordnung habe ich immer<br />

kritisch gesehen – auch deshalb, weil ich<br />

der Meinung bin, dass in einer Marktwirtschaft<br />

der Staat nicht vorgeben soll, mit welchen<br />

Motoren die Bürger ihre Autos zu betreiben<br />

haben.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie sieht es mit dem<br />

Bestand an E-Dienstwagen im Direktorium<br />

des DLR aus?<br />

Thess: DLR-Direktoren besitzen keine personengebundenen<br />

Dienstwagen und mir ist<br />

auch niemand bekannt, der dienstlich ein<br />

Elektroauto fährt. Ich persönlich fahre mit<br />

meiner Bahncard 100 relativ umweltfreundlich<br />

umher und wenn ich einmal ein Auto<br />

brauche, nehme ich mir einen Mietwagen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie beurteilen Sie<br />

denn die Diskussion um Klimaschutz und<br />

Energiewende ganz generell in der deutschen<br />

Öffentlichkeit?<br />

Thess: Im Jahr 500 nach Martin Luthers Reformation<br />

behaupte ich mit Sorge: Wir weichen<br />

durch Klima-Ablasshandel vom Pfad der<br />

Tugend ab! Mit Maßnahmen, die schön aussehen,<br />

aber wirkungslos sind. Gerade hat die<br />

EU den Wasserkocher als neuen Feind auserkoren,<br />

dessen Leistung reduziert werden<br />

soll. Dabei weiß jedes Schulkind aus dem<br />

Physikunterricht, dass für die Erwärmung<br />

von einem Kilogramm Wasser von 20 auf<br />

100 °C genau 0,0929 Kilowattstunden nötig<br />

sind. Gemäß dem Ersten Hauptsatz der Thermodynamik<br />

spielt die Leistung dabei überhaupt<br />

keine Rolle. Statt Ablasshandel mit vermeintlich<br />

‚grünen‘ Wasserkochern zu betreiben,<br />

müssten wir weltweit dafür sorgen,<br />

dass die wesentlichen Wirtschaftssektoren<br />

dekarbonisiert werden. Wir könnten etwa<br />

den CO 2 -Emissionshandel weiterentwickeln<br />

oder die Förderung von kohlenstoffhaltigen<br />

Rohstoffen – Gas, Öl, Kohle und Kalk – mit einer<br />

CO 2 -Steuer belegen. Wenn wir das weltweit<br />

umsetzen, pflanzt sich das Preissignal<br />

durch die gesamte wirtschaftliche Wertschöpfungskette<br />

fort. Dann brauchen wir<br />

auch niemand mehr, der sich Gedanken über<br />

die Leistungsbeschränkung von Staubsaugern<br />

oder Wasserkochern macht.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie glauben wirklich<br />

daran, dass sich eine CO 2 -Steuer weltweit<br />

realisieren lässt?<br />

Thess: Gas, Öl, Kohle und Kalk werden nicht<br />

von Kleinunternehmen, sondern von Großkonzernen<br />

gefördert. Deren Produktströme<br />

lassen sich international wesentlich einfacher<br />

kontrollieren und besteuern als etwa Möhren<br />

vom Biobauern. Mit dem Pariser Klimagipfel<br />

hat die Weltgemeinschaft ein hohes Maß an<br />

Einigkeit gezeigt. Ich bin deshalb optimistisch,<br />

dass auch schwierige Projekte wie die<br />

CO 2 -Steuer umsetzbar sind.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Viele Energiewissenschaftler<br />

haben eine andere Auffassung…<br />

Thess: …eine Mehrzahl der Kollegen glaubt<br />

in der Tat, dass staatliche Selbstverpflichtung<br />

und Planwirtschaft dem Klimawandel Einhalt<br />

gebieten kann. Ich bin da eher skeptisch.<br />

Planwirtschaft funktioniert bei uns nicht einmal<br />

bei banalen Großbauten wie einem<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 15


MAGAZIN<br />

PORTRÄT<br />

PORTRÄT<br />

Bild: DLR/F. Eppler<br />

Hauptstadtflughafen oder einem schwäbischen<br />

Bahnhof, geschweige denn beim Umbau<br />

eines hochkomplexen volkswirtschaftlichen<br />

Energiesystems. Ich gehöre zur Gruppe<br />

derer, die sich sicher sind, dass wir am besten<br />

mit Marktmechanismen einen großflächigen<br />

Wandel des Energiesystems hinbekommen.<br />

Ein preiswerter Mechanismus zur<br />

CO 2 -Vermeidung wäre beispielsweise die<br />

Abschaffung klimaschädlicher Subventionen<br />

wie der Entfernungspauschale. Ich selbst bin<br />

auch gegen eine Geschwindigkeitsbegrenzung<br />

auf Autobahnen. Ich war jedoch überrascht,<br />

als sich kürzlich bei einer spontanen<br />

Umfrage nach meinem Vortrag in einer<br />

schwäbischen Kleinstadt 50 Prozent der Zuhörer<br />

für ein Tempolimit von 120 Kilometer<br />

pro Stunde auf Autobahnen aussprachen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie sähen denn<br />

Randbedingungen für Sie aus, um unsere<br />

Rohstoffversorgung zu dekarbonisieren?<br />

Thess: Eines möchte ich vorausschicken: Der<br />

Verbrennungsmotor – ein beliebtes Feindbild<br />

jüngerer Energiedebatten – ist weder gut<br />

noch schlecht. Die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen<br />

beeinflusst das Klima nämlich<br />

nur dann, wenn die Kohlenwasserstoffe aus<br />

fossilen Energieträgern kommen. Wenn man<br />

„Ich bin der Meinung,<br />

dass in einer Marktwirtschaft<br />

der Staat nicht<br />

vorgeben soll, mit<br />

welchen Motoren die<br />

Bürger ihre Autos zu<br />

betreiben haben.“<br />

Prof. André Thess, Direktor des<br />

Instituts für Technische Thermo -<br />

dynamik, DLR, Stuttgart<br />

Thess: Gern! Wenn sich Reiner Calmund ein<br />

Buch ‚Trainingspläne für Marathonläufer‘ zulegt,<br />

kann er genau nachschauen, wie er trainieren<br />

muss, um nach einem Jahr den Marathon<br />

in vier Stunden zurückzulegen. Das wäzung<br />

ein klimapolitisch fragwürdiges Signal<br />

an die Weltgemeinschaft.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Subventionen sind<br />

für Sie ein rotes Tuch?<br />

Thess: Zeitlich begrenzte Subventionen können<br />

einer innovativen Technologie durchaus<br />

auf die Sprünge helfen. Doch funktioniert die<br />

Marktwirtschaft nach meiner Einschätzung<br />

grundsätzlich besser als staatliche Planwirtschaft<br />

und Dauersubventionen. Telefon- und<br />

Kursbücher sind ja nicht deswegen verschwunden,<br />

weil der Staat sie verboten oder<br />

Smartphones subventioniert hat. Sie verschwanden<br />

ganz einfach deshalb, weil diese<br />

Dienstleitungen durch das Mobiltelefon<br />

preiswerter, aktueller und exakter angeboten<br />

werden. Wenn wir marktwirtschaftliche Mechanismen<br />

aktivieren, die fossilen Energieträ-<br />

Verbrennungsmotoren mit erneuerbaren<br />

Treibstoffen betreibt, gibt es das Problem der<br />

zusätzlichen CO 2 -Emission nicht. Am Institut<br />

für Technische Thermodynamik erforschen<br />

wir, wie man Benzin aus erneuerbaren Energiequellen<br />

erzeugen kann. Allerdings ist das<br />

gegenwärtig noch wesentlich teurer als herkömmlich<br />

produzierte fossile Treibstoffe. Was<br />

die Randbedingungen angeht, nützen deutsche<br />

Sonderwege nichts. Wir sollten bei der<br />

Dekarbonisierung europaweit vorgehen. Außerdem<br />

sollten wir Deutschen uns von klimaschädlichen<br />

Subventionen trennen. Die Entfernungspauschale<br />

habe ich bereits erwähnt.<br />

Der Kohleabbau in Deutschland wird heute<br />

noch subventioniert – nach meiner Einschätger<br />

entsprechend ihren tatsächlichen Kosten<br />

durch CO 2 -Zertifikate oder Steuern verteuern<br />

und gleichzeitig dafür sorgen, dass erneuerbare<br />

Energien durch Forschung und Entwicklung<br />

preiswerter werden, wird ein Kohlekraftwerk<br />

bald genauso obsolet wie das Telefonbuch.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bis wann können wir<br />

unser Energiesystem denn nachhaltig umstellen?<br />

Thess: Ich bin davon überzeugt, dass wir<br />

Wissenschaftler das Energiesystem des Jahres<br />

2050 nicht im Einzelnen vorhersagen können.<br />

Was wir jedoch vorhersehen können,<br />

sind die technologischen Entwicklungen der<br />

nächsten fünf bis zehn Jahre. Der Preis für<br />

Batterien der gleichen Leistung wird sich in<br />

dieser Zeit vermutlich halbieren. Und wir können<br />

vorhersehen, dass neue leistungsstarke<br />

Energiespeicher, zum Beispiel Druckluftspeicherkraftwerke,<br />

dann nicht mehr teurer sind<br />

als ein Pumpspeicherwerk. Doch ein fundamentaler<br />

Wandel in unserem Energiesystem<br />

lässt sich aus solchen Einzelentwicklungen<br />

erst dann ableiten, wenn all die innovativen<br />

Technologien zusammenspielen<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was ist dann von<br />

Wissenschaftlern zu halten, die Szenarien<br />

für 2050 entwickeln? Betreiben sie Kaffeesatzleserei?<br />

Thess: Energieszenarien für 2050 sind ein<br />

wichtiges Instrument der Energieforschung,<br />

welches auch wir benutzen. Man darf ihren<br />

Urhebern nicht den Vorwurf machen, unse -<br />

riös zu arbeiten. Kritisieren könnte man allenfalls,<br />

dass wir Energieforscher zuweilen nicht<br />

verständlich genug an die Bevölkerung kommuniziert<br />

haben, was ein Szenario eigentlich<br />

ist. Hier handelt es sich keineswegs um eine<br />

Vorhersage, sondern um eine Zielvorstellung<br />

und ihre Konsequenzen. Ein Szenario macht<br />

keine Aussage darüber, ob dieses Ziel tatsächlich<br />

erreicht wird.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Geht das etwas verständlicher?<br />

16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


PORTRÄT<br />

MAGAZIN<br />

PORTRÄT<br />

P<br />

Zum Institut<br />

INFO<br />

Das Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR) in Stuttgart forscht mit über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf<br />

dem Gebiet effizienter und ressourcenschonender Energiespeicher und Energiewandlungstechnologien<br />

der nächsten Generation. Weitere Forschungsstätten sind in<br />

Köln-Porz, Ulm und Hamburg beheimatet. Das Spektrum der Arbeiten reicht von theoretischen<br />

Studien über grundlagenorientierte Laborarbeiten bis zum Betrieb von Pilotan -<br />

lagen. Experimentelle und theoretische Untersuchungen werden von systemanalytischen<br />

Studien begleitet. Sie analysieren das zugehörige technologische, ökologische<br />

und wirtschaftliche Potenzial und stellen sie mit Hilfe von Szenarien in einen größeren,<br />

energiewirtschaftlich orientierten Gesamtzusammenhang. Zusätzlich zu den Kernaktivitäten<br />

im DLR-Geschäftsfeld Energie bearbeitet das Institut ausgewählte Themen aus<br />

den Geschäftsfeldern ‚Luftfahrt‘ und ‚Verkehr‘ und bringt dadurch seine Kompetenzen<br />

schwerpunktsübergreifend in die Arbeitsgebiete des DLR ein. Es besteht eine enge<br />

Vernetzung mit der Universität Stuttgart – insbesondere mit dem Hochschulinstitut für<br />

Energiespeicherung – und dem Helmholtz Institut Ulm (HIU) an der Universität Ulm.<br />

www.dlr.de/tt<br />

re das Szenario. Ob er das dann trotz seines<br />

Körpergewichts und seiner Liebe zu gutem<br />

Essen auch schafft, steht auf einem anderen<br />

Blatt. Unsere Gesellschaft ist süchtig nach<br />

fossilen Energieträgern. Es lässt sich berechnen,<br />

was wir tun müssten, um davon loszukommen.<br />

Doch ob wir die Sucht wirklich loswerden<br />

und zu welchem Preis, können wir<br />

heute nur in Ansätzen sagen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bereits Anfang 2016<br />

hatten wir Sie schon einmal zum Stand<br />

der Energiewende befragt und Sie antworteten:<br />

‚National ist gut, doch das reicht<br />

nicht. Wir müssen Maßnahmen rund um<br />

den Globus ergreifen.‘ Inzwischen haben<br />

die Briten beschlossen, die EU zu verlassen<br />

und in den USA regiert Donald Trump.<br />

Kann das noch funktionieren?<br />

Thess: Der Prozess, der mit der Klimakonferenz<br />

von Paris 2015 begonnen wurde, bleibt<br />

prinzipiell richtig. Davon bin ich fest überzeugt.<br />

Wenn einzelne Nationen aus diesem<br />

Konzept aussteigen, sollten wir uns nicht entmutigen<br />

lassen. Langfristig wird sich die<br />

Überzeugung durchsetzen, dass man weltweit<br />

Klimaschutz betreiben muss.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bleibt uns denn<br />

noch die Zeit für eine längerfristige Umsetzung?<br />

Thess: Ich glaube nicht, dass man auf diese<br />

beliebte Suggestivfrage eine sinnvolle Antwort<br />

geben kann. Ich gehe anders heran und<br />

sage: Erstens müssen wir Klimaschutz betreiben<br />

und Maßnahmen aktivieren, die technologisch<br />

auch möglich sind. Zweitens muss<br />

sich jeder Staat darüber klar werden, wie viel<br />

Prozent vom Bruttosozialprodukt er dafür investieren<br />

will. Klar ist für mich aber auch:<br />

Wirksamer Klimaschutz wird teuer. co<br />

www.dlr.de/tt<br />

Details und ein Video zur Herstellung CO 2 -neutraler<br />

Brennstoffe mit erneuerbaren Energien, insbesondere<br />

Sonnenenergie:<br />

http://hier.pro/vgTzB


ELEKTROMOBILITÄT<br />

ANTRIEBSSTRANG<br />

Verbundprojekt ESKAM: Achsantriebsmodul mit innovativem Synchronmotor<br />

Elektrisch in die Zukunft<br />

Experten sind sich einig, dass in der Elektromobilität die Zukunft liegt. Jedoch sind die vorhandenen<br />

Antriebstechnik-Lösungen für einen flächendeckenden Einsatz oder eine Serienproduktion derzeit noch nicht<br />

ausgereift genug. Grund genug, sich der Sache mit vereintem Expertenwissen anzunehmen: Im Rahmen<br />

des Verbundprojekts ESKAM entwickelte Groschopp zusammen mit anderen Partnern den Prototyp eines<br />

Achsantriebsmoduls für elektrische Fahrzeuge mit einem neuartigen Synchronmotor.<br />

Aleksandar Andric, Produktmanagement Groschopp AG Drives & More, Viersen<br />

Elektroautos liegen im Trend –<br />

eine elektrische Antriebsachse,<br />

die speziell auf die Belange der Automobilindustrie<br />

zugeschnitten ist, wird<br />

als Prototyp aufgebaut und in einem<br />

Versuchsfahrzeug bereitgestellt<br />

In Zukunft werden mehr und mehr Elektroautos auf deutschen<br />

Straßen fahren: Die Bundesregierung schafft mit staatlichen Prämien<br />

wie dem „Umweltbonus“ finanzielle Anreize für potentielle<br />

Käufer von Plug-in-Hybrid- und Elektroautos. Damit kündigt sich eine<br />

technologische Zeitwende im Verkehrsbereich an. Bis es soweit<br />

ist, muss allerdings noch viel getan werden. Denn eine elektrische<br />

Antriebstechnik, die speziell auf die Belange der Automobilindustrie<br />

zugeschnitten sein muss, steht bisher nur sehr bedingt zur Verfügung.<br />

Diesen Missstand wollen die Mitglieder des Verbundprojekts<br />

ESKAM (Elektrische Skalierbare Achsantriebs-Module) unter der<br />

Leitung der Groschopp AG beseitigen. Sie haben speziell für elektrische<br />

Antriebe von Fahrzeugen ein Antriebsmodul entwickelt, das<br />

sich für viele Einsatzszenarien eignet. Inzwischen gibt es einen Interessenten,<br />

der mit einem Fahrzeugumbau als Prototyp beginnen<br />

will, um dann anschließend eine erste Kleinserie mit diesem Antriebsmodul<br />

auszustatten. Im Zuge dieses Projektes werden auch<br />

die Möglichkeiten analysiert und<br />

beurteilt, eine Serienfertigung zu<br />

implementieren. An dem Projekt<br />

beteiligt waren sieben mittelständische<br />

Firmen, ein Fraunhofer-Institut,<br />

eine Hochschule und<br />

zwei Fachhochschulen (siehe Infokasten).<br />

Bei den Unternehmen<br />

handelt es sich um mittelständische<br />

Zulieferer, die über langjährige<br />

Erfahrungen bei der Herstellung<br />

von Komponenten und Systemen<br />

in der Automobilproduktion<br />

verfügen oder einen Hintergrund<br />

in der elektrischen Antriebstechnik<br />

vorweisen können.<br />

Letzteres trifft vor allem auf Groschopp<br />

zu. Die Firma hat im Rahmen des Projekts einen Motortyp<br />

entwickelt, um den herum die gesamte Antriebslösung konzipiert<br />

ist. „Das Spezialgebiet unseres Unternehmens sind innovative Motoren,<br />

Getriebe und Regler mit einem Fokus auf kundenspezifische<br />

Systeme“, so Wolfgang Pflug, Vorstand beim Antriebsspezialisten.<br />

„Alle unsere Produkte basieren auf eigener Grundlagenforschung.<br />

Unsere Entwicklungsabteilung ist direkt bei uns im Haus angesiedelt<br />

und verfügt über modernste Tools, einen speziell eingerichteten<br />

Musterbau und ein eigenes Labor – beste Voraussetzungen für ein<br />

solch spannendes Projekt.“<br />

Bild: malajscy (fotolia)<br />

Ein skalierbares Antriebsachsmodul<br />

Die Aufgabenbereiche aller ESKAM-Mitglieder waren Teile eines Basis-Konzepts:<br />

Ein innovativer Elektroantrieb sollte mit einer Achse<br />

verbunden werden, so dass ein flexibel skalierbares Achsantriebsmodul<br />

entsteht. „Diese Idee ist revolutionär, denn derzeit gibt es für<br />

Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb keine Antriebsachsen, die im<br />

Hinblick auf das Gesamtkonzept optimiert sind“, erklärt Pflug. Beim<br />

ESKAM-Konzept wurden Umrichter, Motoren und Getriebe nicht zu-<br />

18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


ANTRIEBSSTRANG<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Im Rahmen des Verbundprojektes ESKAM hat Groschopp einen elektrisch<br />

erregten und elektronisch kommutierten Synchronmotor (EEEK) für den<br />

Einbau in ein elektrisch skalierbares Achsantriebsmodul entwickelt<br />

Bild: Groschopp<br />

Das Basis-Konzept des Pilotprojekts<br />

ist ein innovativer, mit einer Achse<br />

verbundener Elektroantrieb<br />

Bild: Hochschule Aalen<br />

letzt in einem Leichtbau-Gehäuse integriert, um schließlich mit der<br />

Achse ein integriertes Achsantriebsmodul zu konstruieren. Dadurch<br />

lassen sich Energieeffizienz, Leistung und Wirkungsgrad erhöhen,<br />

aber auch Gewicht und Produktkosten senken. Der Einsatz von<br />

schnell drehenden Elektromotoren in Kombination mit geeigneten<br />

Übersetzungsgetrieben trägt zusätzlich zur Reduktion von Gewicht<br />

und Volumen des Systems bei. Das Gehäuse für die Integration des<br />

gesamten Antriebes wurde in einer Leichtbau-Gußversion aus Magnesium<br />

ausgeführt. Bei ESKAM besteht der Innovationsanspruch<br />

für alle verbauten Komponenten. Das gilt auch für das Herzstück<br />

des Antriebssystems, den Motor. „Fakt ist, dass die zurzeit am<br />

Markt erhältlichen Typen gemessen an der verfügbaren Leistung zu<br />

„Das Spezialgebiet von<br />

Groschopp sind innovative<br />

Motoren, Getriebe und Regler.“<br />

schwer, zu teuer und zu groß sind“, so Pflug. Bislang werden in der<br />

Elektromobilität fast immer teuere Synchronmotoren mit Permanentmagneten<br />

eingesetzt. Alternativ gibt es auch Lösungen mit größeren<br />

permanent erregten Asynchronmaschinen. Diese Motoren<br />

haben eine Reihe von Nachteilen, allen voran der Preis. Die Lösung<br />

für dieses Dilemma liegt in schnelllaufenden, elektrisch erregten<br />

und elektronisch kommutierten Synchronmotoren (EEEK) mit<br />

Schenkelpolläufer. Im Rahmen von ESKAM verantwortete Groschopp<br />

die Entwicklung und <strong>Konstruktion</strong> eines solchen Systems.<br />

Auf dem Weg zum ersten Prototypen<br />

Im Zuge des ersten Projektabschnitts entwickelte Groschopp einen<br />

Prototypen. Dieser wurde in einen Demonstrator eingebaut, so<br />

dass Tests unter realen Einsatzbedingungen durchgeführt werden<br />

konnten. Nachdem die konstruktive Planung abgeschlossen war,<br />

werden nun im Rahmen eines Folgeprojekts Prozesse entwickelt,<br />

um die Motoren kostengünstig in Serie herzustellen. Der EEEK-Synchronmotor<br />

erreicht gedrosselt durch die Elektronik eine maximale<br />

Abgabeleistung von 35 kW bei einer Drehzahl von bis zu 20.000<br />

U/min. Der Motor wurde so auf die Elektronik abgestimmt, dass bei<br />

Testläufen der Artemis-Fahrzyklus auf dem Prüfstand der Hochschule<br />

Aalen erfolgreich abgefahren werden konnte. Dieser Zyklus<br />

(CADC, Common Artemis Driving Cycle) wurde in einem EU-Projekt<br />

Umrichter, Motoren und Getriebe sind in einem<br />

Leichtbau-Gehäuse integriert, um so mit der Achse<br />

ein einheitliches Achsantriebsmodul zu bilden<br />

entwickelt, um Verbrauch und Schadstoffausstoß von Fahrzeugen<br />

realistischer bestimmen zu können. Beim Artemis-Fahrzyklus muss<br />

bei einer Drehzahl von 20.000 U/min noch ein Drehmoment von Mn<br />

= 10 Nm bzw. Mmax = 55 Nm zur Verfügung stehen. Um dies zu erreichen,<br />

wurde der optimale Arbeitspunkt auf 6700 U/min ausgelegt.<br />

Der Erregerstrom kann ab diesem Arbeitspunkt langsam abgesenkt<br />

werden ohne dass sich die vorgegebene Leistung reduziert.<br />

Tauglich für die Automobilindustrie<br />

Elektrisch erregte Synchronmaschinen kommen in der Antriebstechnik,<br />

insbesondere in der Elektromobilität bislang nur selten zum Einsatz.<br />

„Deswegen war es so wichtig, dieses innovative Antriebskonzept<br />

im Rahmen des Projekts auf seine Tauglichkeit für den Einsatz<br />

in Automobilen zu prüfen“, so Pflug. Bei der Entwicklungsarbeit stellten<br />

aber auch Aufgaben wie die Energiezuführung über Schleifringe<br />

und eine Fluid-Kühlung des Motors die Projektpartner vor technische<br />

Herausforderungen. „Die Erreichung des Ziels erschien uns<br />

dennoch realistisch. Insbesondere die Diskussion und der Abgleich<br />

mit den anderen Netzwerkpartnern war sehr hilfreich“, so Pflug. So<br />

konnte im April 2016 nach einer langen Entwicklungsphase der Prototyp<br />

eines serienfähigen Antriebsmoduls präsentieren werden. jg<br />

www.groschopp.de<br />

Bild: Hochschule Aalen<br />

Details zum ESKAM-Verbundprojekt:<br />

http://hier.pro/AaUWx<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 19


ELEKTROMOBILITÄT<br />

ANTRIEBSSTRANG<br />

Mehr Power für Elektroantriebe mit Hybridwälzlagern aus Stahl und Siliziumnitrid<br />

Moderner Materialmix macht’s möglich<br />

Elektrische Antriebe stehen permanent unter Strom – auch im übertragenen Sinn: Sie werden immer<br />

leistungsstärker und sollen dabei hoch effizient und gleichzeitig langlebig sein. Dementsprechend wachsen<br />

die Ansprüche an die verbauten Wälzlager. Um diese Herausforderungen zu meistern, hat SKF spezielle<br />

Hybridlager entwickelt: Die Kombination von Stahl und Siliziumnitrid gibt dieser Lagerausführung nicht nur<br />

ihren Namen, sondern ermöglicht zuverlässigen und reibungsarmen Betrieb, verhindert Schäden durch<br />

Stromdurchgang und verhilft kompakteren Elektroantrieben zu höherer Leistung.<br />

DI. Dr. techn. Gerwin Preisinger, Entwicklungsleiter Sonderlager, SKF Österreich AG, Steyr, Österreich<br />

Bild: SKF<br />

Mit Mikrokratern übersäte Stahlkugel (l.),<br />

deren Oberfläche gegenüber einer unge -<br />

schädigten Kugel (r.) grau und matt erscheint<br />

Verbrannter bzw. verkokter Schmierstoff durch Funkenentladung<br />

Bild: SKF<br />

Riffelbildung an einer Innenringlaufbahn als<br />

Folge von Stromdurchgang<br />

Bild: SKF<br />

Elektrische Antriebe, beispielsweise in Bussen, Straßen- und<br />

Eisenbahnen oder in der Automobilindustrie, sind heute wahre<br />

Kraftpakete. Die in ihnen verbauten Komponenten müssen extremen<br />

Temperaturen standhalten, hohe Drehzahlen erreichen und<br />

starke Beschleunigungen ermöglichen. Dabei dürfen ihnen äußere<br />

Einflüsse wie Stürme, Regen, Matsch oder Schnee möglichst nichts<br />

anhaben. Also muss auch eine zuverlässige Schmierung sicher -<br />

gestellt sein, damit die Elektroantriebe lange arbeiten. Angesichts<br />

eines solchen Anforderungsprofils stoßen Wälzlager mit Standardkomponenten<br />

in elektrischen Anwendungen zunehmend an ihre<br />

Grenzen.<br />

Erzfeind Stromdurchgang<br />

Das gilt umso mehr, als bei herkömmlichen Lagern betriebsbedingt<br />

Stromdurchgang auftreten kann. Dieser unerwünschte Energiefluss<br />

findet in der Kontaktzone zwischen den Wälzkörpern sowie der<br />

Innen- und Außenringlaufbahn statt. Die Folge: Elektroerosion. Sie<br />

beschädigt sowohl die metallischen Lagerbauteile (wie Grund- und<br />

Gegenkörper) als auch den Schmierstoff im Wälzkontakt.<br />

Praxiserfahrungen von SKF haben gezeigt, dass Funkenentladung<br />

den Schmierstoff immer wieder zu stark erhitzt und ihn verkokt.<br />

Dadurch sinken Schmierleistung und Gebrauchsdauer des Schmierstoffs.<br />

Darüber hinaus werden Wälzkörper und Laufbahnen der<br />

Ringe von herkömmlichen Stahllagern im Laufe der Zeit von Mikrokratern<br />

überzogen, mit denen eine Gefügeveränderung der ober -<br />

flächennahen Zone einhergeht. Als Folgeschaden von Stromdurchgang<br />

kann es dann zu Riffelbildung kommen. Diese erhöht den<br />

Verschleiß, verursacht Schwingungen und macht sich vor allem<br />

durch erhöhtes Lagerlaufgeräusch bemerkbar.<br />

Kehrseite höherer Leistungsdichte<br />

Um den Wirkungsgrad und die dynamische Leistung von drehzahlgeregelten<br />

Antrieben zu verbessern, kommen heute IGBTs (Bipolartransistoren<br />

mit isolierter Gate-Elektrode) zum Einsatz. Diese<br />

schnell schaltenden Leistungshalbleiter-Bauelemente ermöglichen<br />

die gewünschte pulsbreitenmodulierte Ausgangsspannungsform.<br />

Allerdings gibt es dabei auch einen nachteiligen Effekt: Neben den<br />

herkömmlichen, niederfrequenten Spannungen und Strömen, die<br />

im Motor bei Netzbetrieb fließen, treten zusätzlich parasitäre, hochfrequente<br />

Ströme auf. Diese resultieren u. a. aus den Phasenspan-<br />

20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


ANTRIEBSSTRANG<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Bild: SKF<br />

Die Hybrid-Wälzlager von SKF besitzen<br />

Ringe aus Stahl und Wälzkörper aus<br />

Siliziumnitrid<br />

In elektrischen Anwendungen sind Wälzkörper<br />

aus Siliziumnitrid normalen Stahllösungen durch<br />

ihre elektrisch isolierende Eigenschaft und zahlreiche tribologische Vorteile weit überlegen<br />

Bild: SKF<br />

nungen am Umrichterausgang, die als Serie von Rechteckimpulsen<br />

auftreten. Die Summe der drei Phasenspannungen ist nicht gleich<br />

null, wodurch eine sogenannte Gleichtaktspannung erzeugt wird.<br />

Darüber hinaus ändern sich die Spannungssignale nicht nur mit<br />

hoher Schaltfrequenz (= häufige Impulse), sondern auch sehr<br />

schnell innerhalb eines äußerst kurzen Zeitraums (= flankensteile<br />

Impulse). Aufgrund der hohen Anstiegsraten der Spannungssignale<br />

entstehen sogenannte dV/dt-Ströme. Beide Phänomene führen zu<br />

hochfrequenten Lagerströmen – und diese können die Lebensdauer<br />

konventioneller Lager erheblich verkürzen.<br />

Materialmix als Lösung<br />

Um derartig negative Einflüsse zu eliminieren, hat SKF Hybridwälzlager<br />

entwickelt. Diese Lager besitzen Ringe aus Stahl und Wälzkörper<br />

(in Form von Kugeln oder Rollen) aus dem hoch festen Keramikwerkstoff<br />

Siliziumnitrid (Si 3<br />

N 4<br />

). Sie stellen eine zuverlässige Lösung<br />

dar, die allen Anforderungen eines modernen drehzahlvariablen<br />

Antriebs gerecht wird.<br />

Beispielsweise wirkt Siliziumnitrid nicht nur elektrisch isolierend<br />

und damit dem Stromdurchgang entgegen, es ist auch mehr als<br />

doppelt so hart wie Stahl und besitzt eine um 30 % höhere Festigkeit.<br />

Außerdem hält der Keramikwerkstoff Temperaturen bis<br />

+1000 °C problemlos stand. Trotz ihrer enormen Robustheit ist die<br />

Keramik auch noch deutlich leichter als Wälzlagerstahl: Sie besitzt<br />

eine Dichte von etwa 3,2 g/cm 3 , während diejenige von Stahl bei<br />

7,7 g/cm 3 liegt – sodass die Keramik um rund 60 % leichter ist.<br />

All diese Faktoren zusammen ermöglichen deutlich bessere Laufleistungen<br />

als man sie in Elektroantrieben mit herkömmlichen Stahllagern<br />

erzielen kann. So erlaubt die geringere Masse der Keramik-<br />

Wälzkörper u. a. höhere Drehzahlen. Zugleich sorgt ihre minimierte<br />

Reibung für niedrigere Betriebstemperaturen, was wiederum die<br />

Schmierstoffgebrauchsdauer verlängert.<br />

Widerstandsfähiger unter widrigen Bedingungen<br />

Ein weiteres Performance-Plus der Hybridlager von SKF resultiert<br />

aus der Härte der Wälzkörper: Dank des verwendeten Si 3<br />

N 4<br />

sind sie<br />

viel unempfindlicher gegenüber Verschmutzungen oder unzureichender<br />

Schmierung. Auch Stößen oder Vibrationen widerstehen<br />

sie deutlich besser als konventionelle Lösungen aus Stahl. So erzielen<br />

die Hybridlager unter stark verschmutzten Betriebsbedingungen<br />

eine Verschleißfestigkeit, die bis zu neunmal so hoch ist wie dieje -<br />

nige vergleichbarer Stahllager.<br />

Die Summe der drei Phasenspannungen am Umrichterausgang ist nicht<br />

gleich null, sondern erzeugt eine Gleichtaktspannung. Aufgrund der hohen<br />

Anstiegsraten der Spannungssignale entstehen sogenannte dV/dt-Ströme.<br />

Diese Hochfrequenzströme schädigen konventionelle Lager<br />

Noch stärker dank spezieller Schmierstoffe<br />

In Kombination mit einem für elektrische Antriebe optimierten<br />

Schmierstoff gelingt es SKF u. a., die verschleißfördernden Ein -<br />

flüsse von Vibrationen und Schwingungen weiter zu minimieren (im<br />

Vergleich zu herkömmlichen Wälzlagerfetten). Außerdem ist dieser<br />

Hochleistungsschmierstoff extrem langlebig, wie umfangreiche<br />

Tests gezeigt haben: Bei typischen Betriebstemperaturen zwischen<br />

+70 und +120 °C und hohen Drehzahlen erzielten die mit dem<br />

SKF-Schmierstoff versehenen Lager eine mehr als viermal so lange<br />

Gebrauchsdauer wie die gleichen Lager mit einem herkömmlichen<br />

Wälzlagerfett.<br />

Ideale Wahl für elektrische Fahrzeugantriebe<br />

In elektrischen Anwendungen bieten Hybridwälzlager von SKF eine<br />

ganze Reihe tribologischer Vorteile. Sie optimieren die Betriebs -<br />

zuverlässigkeit und verlängern die Gebrauchsdauer. Dank der isolierenden<br />

Eigenschaften von Siliziumnitrid verhindern sie darüber<br />

hinaus jegliche Art von Stromdurchgang. Damit sind sie die ideale<br />

Wahl für moderne elektrische Fahrzeugantriebe.<br />

bec<br />

www.skf.de<br />

Detaillierte Informationen zu den Hybridlagern:<br />

http://hier.pro/CNdJJ<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 21


ELEKTROMOBILITÄT<br />

ANTRIEBSSTRANG<br />

„Auf das Szenario einer<br />

schnelleren Verbreitung von<br />

reinen Elektroautos sind wir<br />

antriebsseitig vorbereitet.“<br />

Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender<br />

der ZF Friedrichshafen AG und verantwortlich<br />

für die Entwicklung und Forschung<br />

Bild: ZF<br />

Interview mit Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG<br />

„Modular, flexibel und integriert“<br />

Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs nimmt verstärkt Fahrt auf. Im Gespräch mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

erläutert Dr. Stefan Sommer, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG und verantwortlich für<br />

die Entwicklung und Forschung, der auf dem VDI-Kongress Getriebe in Fahrzeugen am 5. Juli in Bonn<br />

einen Plenarvortrag hielt, die Rolle des Getriebes im elektrifizierten Antriebsstrang der Zukunft.<br />

Das Interview führte Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie wird sich der Markt der Antriebstechnik<br />

entwickeln?<br />

Sommer: Der Marktanteil für die jeweiligen Antriebslösungen ist<br />

angesichts der unsicheren Lage nur schwer vorherzusagen. Bei einer<br />

global insgesamt steigenden Fahrzeugpopulation gehen wir davon<br />

aus, dass im Jahr 2030 weniger als die Hälfte aller Pkw rein verbrennungsmotorisch<br />

angetrieben werden. Über die Hälfte aber wird<br />

in verschiedenen Alternativen elektrifiziert sein. In der nächsten Dekade<br />

wird die Nachfrage nach Hybridgetrieben stark ansteigen; auch<br />

batteriebetriebene Fahrzeuge werden unserer Einschätzung nach<br />

Zur Person<br />

PLUS<br />

Dr. Stefan Sommer (54) studierte Maschinenbau mit<br />

Schwerpunkt Automatisierungstechnik an der Ruhr-Universität<br />

in Bochum, wo er auch promovierte. Seine berufliche<br />

Karriere startete 1994 als Entwicklungs ingenieur bei der ITT<br />

Automotive Europe GmbH in Frankfurt. Weitere Tätigkeiten<br />

in unterschiedlichen Bereichen in der Continental-Gruppe<br />

folgten. 2008 wurde er zum Mitglied des Vorstands, Bereich<br />

Fahrwerk, bei der ZF Sachs AG berufen. Mitglied des<br />

Vorstands der ZF Friedrichshafen AG wurde er 2010. Seit<br />

dem 1. Mai 2012 ist Sommer Vorsitzender des Vorstands.<br />

ihren Anteil kontinuierlich steigern auf mindestens zwölf bis fünfzehn<br />

Prozent. Ich möchte jedoch betonen, dass die Marktverteilung<br />

von vielen äußeren Faktoren beeinflusst wird, allen voran die regulatorischen<br />

Eingriffe, Ausbau der Infrastruktur, Nutzerverhalten, Preisentwicklung<br />

und noch viele mehr.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie kann man sich als Zulieferer auf diese<br />

Entwicklung einstellen?<br />

Sommer: Unsere Antwort auf die Unsicherheit heißt: Modularität,<br />

Flexibilität und Integration. Die Basis für unser flexibles, modulares<br />

System ist derzeit weiterhin das Achtgang-Automatgetriebe. Dank<br />

eines inneren Wirkungsgrades von mehr als 94 Prozent bietet es<br />

eine hervorragende Basis für die Hybridisierung. Mit dem Baukastenansatz<br />

sind alle Voraussetzungen gegeben, um auf die schwankenden<br />

Kundenabrufe hinsichtlich der gewünschten Antriebskonfiguration<br />

flexibel reagieren zu können. Im Baukasten ist die Umhüllung<br />

des Getriebes für alle Hybridkonfigurationen identisch mit der<br />

konventionellen Konfiguration. Je nach Anforderungen können wir<br />

mit dem derzeitigen konzeptionellen Ansatz elektrische Leistungen<br />

von 15 bis 120 Kilowatt im gleichen Bauraum abbilden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Können Sie das mit Beispielen verdeutlichen?<br />

Sommer: Bei der 48-V-Mildhybrid-Lösung ersetzt das Hybridmodul,<br />

bestehend aus Kupplung als mechanischem Anfahrelement, Torsionsschwingungsdämpfer<br />

und elektrischer Maschine, im gleichen<br />

22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


ANTRIEBSSTRANG<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Bauraum das konventionelle hydraulische Anfahrelement.<br />

Die 48-V-Leistungselektronik<br />

wird seitlich mit ins Getriebe integriert. Mit<br />

dieser Mildhybrid-Konfiguration konnten in einem<br />

Testaufbau 70 Prozent der Verbrauchseinsparung<br />

eines Plug-in-Antriebs dargestellt<br />

werden. Über die Verbrauchsreduktion hinaus<br />

lässt sich – etwa im Vergleich zum Riemenstartergenerator<br />

– zusätzlicher Kundennutzen<br />

realisieren. Schon mit beispielsweise<br />

20 Kilowatt elektromotorischer Leistung sind<br />

etwa Valet-Parking-Funktionen – künftig auch<br />

autonom – ebenso möglich wie komfortabler<br />

Segelbetrieb.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Und wenn mehr<br />

Leistung gefordert wird?<br />

Sommer: Dann ist ein PHEV der Antrieb der<br />

Wahl. Grundsätzlich bleibt der Ansatz der<br />

Gleiche. Das Hybridmodul wird in den Bauraum<br />

der Wandlerglocke integriert. Die<br />

360-V-Leistungselektronik kann ebenfalls in<br />

das Getriebe integriert werden. Mit dieser<br />

Konfiguration wird konzeptionell ein Leistungsbereich<br />

bis 120 Kilowatt abgedeckt. Damit<br />

ist – abhängig von der Batteriekapazität –<br />

die Voraussetzung für rein elektrisches Fahren<br />

in einer Range bis etwa 50 Kilometer gegeben.<br />

Optional ist eine elektrische Leistung<br />

bis 150 Kilowatt oder auch höher möglich.<br />

Wegen der magnetischen Flussdichtengrenze<br />

sind dann noch mechanische Anpassungen<br />

notwendig.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Lösungen<br />

hat die ZF für reine Elektrofahrzeuge angedacht?<br />

Die Verbrauchsreduzierung für einen Mittelklasse-Pkw beträgt bei einem Full-Hybrid etwa 12 %,<br />

bei einem Plug-in-Hybrid bis zu 70 %<br />

In die Wandlerglocke des Getriebes integriert ZF alle wichtigen Bauelemente für das<br />

Mild-Hybrid-System mit 48 Volt Spannung<br />

Bild: ZF<br />

Bild: ZF<br />

Sommer: Auf das Szenario einer schnelleren Verbreitung von reinen<br />

Elektroautos sind wir antriebsseitig vorbereitet. Auch hier greift der<br />

Ansatz der Modularität, Flexibilität und Integration. Der Grundbaustein<br />

ist ein elektrischer Achsantrieb, in den die Leistungselektronik<br />

sowie das Achsdifferenzial integriert sind. Der kompakte Antrieb ist<br />

auf verschiedene Leistungsstufen skalierbar und setzt Maßstäbe<br />

hinsichtlich Performance, Akustik und thermischen Verhaltens. Der<br />

elektrische Achsantrieb kann sowohl in der Vorder- wie auch der Hinterachse<br />

verbaut werden.<br />

Innerhalb des Produktportfolios kann die Integration noch weitergehend<br />

dargestellt werden. Dabei kommt dank der starken Chassis-<br />

Kompetenz von ZF alles aus einer Hand. Der elektrische Achsantrieb<br />

wird in einer kompletten Achsgruppe mit Hinterachslenkung und unter<br />

anderem Dämpfung und Federung sowie Bremsen verbaut. Die<br />

Achsgruppe mit dem Namen mStars ist ebenfalls für verschiedene<br />

Fahrzeug- und Leistungsklassen skalierbar und für verschiedene Antriebskonfigurationen<br />

geeignet.<br />

Mit dem modularen elektrischen Hinterachskonzept sind verschiedene<br />

Achsaufbauten realisierbar, Umfang und Maß der Integration<br />

erfolgen nach Kundenanforderungen. Die Komplettmontage ist<br />

möglich. Dabei lassen sich verschiedene elektrifizierte Antriebskonfigurationen<br />

mit dem Achskonzept vorstellen. Für einen Vollhybrid<br />

mit Front-Quer-Architektur kann mit der elektrischen Maschine ein<br />

elektrischer Allradantrieb realisiert werden. In einem BEV dient der<br />

Achsantrieb als alleiniger Antrieb. Und schließlich lässt sich das<br />

Achskonzept auch für Brennstoffzellen-Anwendungen nutzen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welchen Stellenwert hat der Kongress<br />

„Getriebe in Fahrzeugen“?<br />

Sommer: Dieser VDI-Kongress am 5. und 6. Juli in Bonn gehört<br />

weltweit zu wichtigsten Veranstaltungen in der Getriebetechnik.<br />

Mehr als 1500 Teilnehmer haben dort 80 hochkarätige Fachvorträge<br />

gehört. So wurde ein umfassender Überblick über die Trends in der<br />

Getriebetechnik vermittelt.<br />

Direkt zum VDI-Kongress<br />

„Getriebe in Fahrzeugen“:<br />

http://hier.pro/ERxN0<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 23


ELEKTROMOBILITÄT<br />

BORDNETZ<br />

Herausforderungen des 48-Volt-Bordnetzes<br />

Mehr Spannung, mehr Aufwand<br />

Das 48-Volt-Bordnetz könnte nach den gleichen Prinzipien wie das 12-Volt-Bordnetz funktionieren,<br />

da es ebenfalls unter der Hochvolt-Grenze von 60 Volt liegt. Aber die 12-Volt-Komponenten nur auf<br />

48 Volt zu ertüchtigen, reicht nicht aus.<br />

Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Ein 48-Volt-Bordnetz stellt viele andere oder neue Anforderungen.<br />

Etwa hohe Leistungen von bis zu<br />

15 kW sowie extremere NVH-Einflüsse, hervorgerufen<br />

unter anderem durch Downsizing-Verbrennungsmotoren<br />

in Mildhybridantrieben. Besonders virulent sind Lichtbögen,<br />

die im 12-Volt-Bordnetz wegen der geringen Spannung<br />

und Ströme gar nicht auftreten. Ein Lichtbogen<br />

kann im 48-Volt-Bordnetz bei Leitungsbrüchen oder beim<br />

Schalten unter Last oder bei Kurzschlüssen durch beschädigte<br />

Isolation entstehen und die Materialien in seiner<br />

Umgebung schädigen – bis hin zur Brandgefahr.<br />

Da trotz eines Stroms von mindestens 5 A beim Lichtbogen<br />

nur ein relativ kleiner Energiepuls auftritt, lösen die<br />

herkömmlichen Schmelzsicherungen nicht aus. Die Leoni<br />

AG aus Nürnberg hat deshalb eine Lichtbogendetektion<br />

entwickelt, die auf einer vergleichenden Spannungsmessung<br />

basiert. Sobald über den Lichtbogen die Spannung<br />

abfällt – das können durchaus bis zu 20 V sein , werden<br />

Gegenmaßnahmen eingeleitet, etwa im Batterie-Trennrelais.<br />

Delphi löst diese Herausforderung etwas anders und<br />

beobachtet die Spannungsfrequenzen in den Leitungen.<br />

Beim Entstehen eines Licht bogens entwickeln sich bestimmte<br />

Frequenzen, die Spannungs sensoren und Softwarealgorithmen<br />

von den üblichen Spannungsverläufen<br />

unterscheiden können.<br />

Intelligenz gefragt<br />

Bei Relais ist der Schaltvorgang im 48-Volt-Netz etwas<br />

diffiziler, damit kein Lichtbogen entsteht. Eine Lösung ist<br />

die Hintereinanderschaltung von Schaltstrecken und damit<br />

die Aufteilung des Bogens in mehrere Abschnitte.<br />

Hierbei muss der Kontaktabstand der Einzelstrecke nur<br />

wenig größer als im 12-Volt-Bordnetz ausgelegt werden,<br />

um das Lichtbogen-Phänomen zu vermeiden. Für größere<br />

Störungen, etwa einen Fahrzeugcrash, entwickeln Zulieferer<br />

den aus dem 12-Volt-Bordnetz bekannten pyrotechnischen<br />

Schalter für die neue Spannungslage weiter.<br />

Er trennt das 48-Volt-Bordnetz im Notfall von der Spannungsversorgung.<br />

Eine noch intelligentere Form des Leistungsmanagements<br />

entwickelt Leoni mit dem Elektronischen Leis-<br />

Bild: Delphi<br />

Die Verkabelung des 48-Volt-Teilbordnetzes<br />

bietet einige Herausforderungen<br />

24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


BORDNETZ<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Bild: Leoni<br />

Der pyrotechnische Schalter von Leoni trennt,<br />

etwa getriggert durch ein Airbagsignal, das<br />

48-Volt-Bordnetz von der Spannungsversorgung<br />

Bild: Leoni<br />

Der elektronische 48-Volt-<br />

Leistungsverteiler kann von<br />

Störungen betroffene<br />

Leistungspfade selektiv<br />

abschalten<br />

tungsverteiler (EPDC=Electronic power distribution center). Er soll<br />

in der Lage sein, Kurzschlüsse, Überströme, parallele und serielle<br />

Lichtbögen sicher zu erkennen und nur den betroffenen Leistungspfad<br />

selektiv abzuschalten.<br />

Doppelt spannend<br />

In einem kombinierten 12/48-Volt-Bordnetz empfiehlt sich zwischen<br />

den beiden Spannungsebenen ein bidirektionaler DC/DC-Wandler,<br />

da Lithium-Ionen-Batterien nicht kaltstartfähig sind. Deshalb ist eine<br />

Fremdstarthilfe in Form einer kleinen Starterbatterie im 12-Volt-<br />

Bordnetz praktisch obligatorisch. Für den Energietransport vom 12-<br />

zum 48-Volt-Bordnetz dürfte laut Delphi eine Konverterleistung von<br />

einem Kilowatt ausreichen, in die andere Richtung sind etwa drei Kilowatt<br />

angebracht.<br />

Die zwei Spannungsnetze sind auch in Hinsicht auf das automatisierte<br />

und autonome Fahren von Bedeutung, das ein hochverfügbares<br />

und ausfallsicheres Energiebordnetz erfordert. In Kombination<br />

mit einem geeigneten Energieversorgungskonzept könnten die beiden<br />

12- und 48-Volt-Spannungsebenen künftig für diese Aufgaben<br />

herangezogen werden.<br />

Gutes wird übernommen<br />

Bei den Leitermaterialien des 48-Volt-Bornetzes wird Aluminium zunächst<br />

außen vor bleiben. Die OEM und großen Bordnetzlieferanten<br />

setzen auf die bewährten feindrahtigen Kupferkabel, um zumindest<br />

in der Einführungsphase von 48-Volt-Teilbordnetzen mit bekannter<br />

Technik die Risiken zu minimieren. Denn Aluminium ist spröder und<br />

bruchanfälliger und wird somit die Gefahr und die Intensität von seriellen<br />

Lichtbögen tendenziell erhöhen. Auch das Korrosionsverhalten<br />

ist kritischer zu sehen.<br />

Um entlang der Versorgungspfade die Elektrolysegefahr in den Leitungen<br />

zu begrenzen, setzen Leoni und TE bei den Kontaktierungssystemen<br />

auf Einzelkammertrennung. Die Steckverbinder sollten<br />

vollständig voneinander getrennte Kontakte für die Versorgung und<br />

die Masse aufweisen, um Elektrolyseprozesse zwischen Anode und<br />

Kathode bei Eindringen von Wasser zu vermeiden.<br />

Im Portfolio von TE Connectivity erfüllen die meisten 12-Volt-Steckverbinder<br />

auch die Spezifikationen für 48-Volt-Bordnetze, da sie ausreichend<br />

große Luft- und Kriechstrecken zwischen den einzelnen leitenden<br />

Pins aufweisen. Diese Distanz muss bei Steckverbindern für<br />

48-Volt-Bordnetze abhängig von der Meereshöhe, dem Verschmutzungsgrad<br />

und dem Isolationsmaterial mindestens 0,3 mm für die<br />

Luftstrecke und 1,2 mm für Kriechstrecke betragen. Lediglich einige<br />

miniaturisierte 12-Volt-Steckverbinder sind für ausreichend Luft- und<br />

Kriechstrecken bei 48-Volt-Spannungslage schlichtweg zu klein.<br />

Bild: TE<br />

Im Portfolio von TE Connectivity erfüllen die meisten 12-Volt-Steckverbinder<br />

auch die Spezifikationen für 48-Volt-Bordnetze<br />

Schutz, wo nötig<br />

Bei den Isolierungen der 48-Volt-Kabel reichen die üblichen silikonbasierten<br />

Werkstoffe aus, es können aber je nach Einsatzgebiet und<br />

Investitionsbereitschaft der OEM noch widerstandsfähigere Isolierungen<br />

eingesetzt werden. Ergänzend bieten etwa Leoni und Delphi<br />

für besonders hoch belastete Stellen zusätzliche Schutzschläuche<br />

an. Diese Idee hat sich schon bei Hochvolt-Bordnetzen durchgesetzt<br />

und wird „top down“ auch im 48-Volt-Bordnetz durch hoch abriebund<br />

temperaturfeste Materialien wie Kevlar oder Aramid eine höhere<br />

mechanische Stabilität bieten.<br />

Bei der Verlegung im Fahrzeug wollen die Zulieferer unisono zunächst<br />

auf Nummer sicher gehen und Risiken vermeiden. So kann<br />

durch eine räumliche Trennung von 12-Volt- und 48-Volt-Masse -<br />

punkten und durch eine separate Verlegung der Leitungsstränge das<br />

Kurzschlussrisiko – etwa im Crashfall – zwischen den Spannungsebenen<br />

minimiert werden. Längerfristig werden die beiden Teilbordnetze<br />

nach Prognose der Zulieferer aufgrund der erweiterten Funktionalität<br />

der 48-Volt-Ebene sukzessive zusammenwachsen.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 25


ELEKTROMOBILITÄT<br />

BORDNETZ<br />

Autozulieferer setzen auf Befestigungs-Know-how von KVT-Fastening<br />

Mit Stromschienen den knappen Bauraum<br />

effizient ausnutzen<br />

Bei reinen Elektrofahrzeugen und Autos mit Hybrid-Antrieben steigen sowohl die Anzahl stromführender Komponenten<br />

als auch deren Leistungsaufnahme kontinuierlich an. Das hat auch zur Folge, dass es in den elektrischen<br />

und elektronischen Baugruppen immer enger wird, weil der nutzbare Bauraum im Auto begrenzt ist.<br />

Gerade bei stromführenden Bauteilen in Fahrzeugen stellt die richtige Verbindungstechnik meist einen kritischen<br />

Faktor dar, da die Funktionsfähigkeit und Sicherheit in den Anwendungen gewährleistet sein müssen.<br />

Thomas Seibold, Press‘n‘Relations, Ulm<br />

Bild: KVT-Fastening<br />

Stromführendes Bauteil im Vergleich: Links der PEM-Bolzen ohne und rechts ein Standardbolzen mit Kronenbildung<br />

Mit seinen Innovationen im Bereich der Verbindungstechnik für<br />

stromführende Bauteile kann der Verbindungsspezialist KVT-<br />

Fastening auch bei hohen Anforderungen eine sichere und rationelle<br />

Verarbeitung gewährleisten. Gerade in Autos ist Verbindungstechnik<br />

entscheidend, da immer mehr Elektronik verbaut ist und die Gefahr<br />

besteht, dass es zu Hitzeentwicklung oder gar Bränden kommt.<br />

KVT-Fastening setzt in stromführenden Kupferschienen wie auch bei<br />

Dünnblechen auf Produkte der Firma Penn Engineering & Manufacturing<br />

Corp. (PEM), die mit hoher mechanischer Belastbarkeit<br />

überzeugen. Da diese Bauteile meist mit geringem Investitionsaufwand<br />

sicher und automatisiert verarbeitet werden können, eignet<br />

sich die Einpresstechnologie hervorragend zur Anwendung auch bei<br />

den hohen Stückzahlen der Automobilindustrie in Stromschienen<br />

oder Elektrokabelschuhen.<br />

Einpressen statt schrauben<br />

Das installationsfreundliche, effiziente und zuverlässige Funktionsprinzip<br />

der PEM-Einpressbolzen und -muttern von KVT-Fastening<br />

lautet: einpressen statt schrauben. Das sorgt für Prozesssicherheit,<br />

stabilen Halt und eine Lösungskompetenz, auf die bereits viele Automobil-<br />

und Fahrzeugkomponentenhersteller bei der Produktion<br />

von Stromschienen und stromführenden Bauteilen setzen. KVT-Fastening<br />

stellt Kunden ergänzend Einpresswerkzeuge sowie automatisierte<br />

Hochleistungs-Zuführsysteme zur Verfügung. Durch diese Zuführtechnik<br />

für Stanz- oder Biegepressen können die Befestiger im<br />

Folgeverbund gesetzt werden und es entsteht für den Kunden eine<br />

kostenlose Installation, die de facto keine Fertigungszeit oder zusätzliche<br />

Kapazität in Anspruch nimmt. Das richtige Einpressteil<br />

nützt jedoch nichts, wenn es falsch montiert wird. Denn falls sich<br />

aufgrund eines falschen Drehmoments später die Verbindung nachsetzt<br />

oder vorab zu wenig vorgespannt wurde, kann in beiden Fällen<br />

ein unerwünschter Übergangswiderstand entstehen. Hier profitieren<br />

Kunden ebenfalls von der Erfahrung und Beratungskompetenz<br />

von KVT-Fastening.<br />

Keine Kronenbildung<br />

Auch die unerwünschte „Kronenbildung“, also das Durchpressen<br />

der Verzahnungsgeometrie auf der stromführenden Seite, hat KVT-<br />

Fastening gut im Griff: Die Kronenbildung, bei der es im schlimms-<br />

26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


BORDNETZ<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Bild: KVT-Fastening<br />

Stromführende Bauteile<br />

des Verbindungsspezialisten<br />

KVT-Fastening<br />

gewährleisten eine<br />

sichere und rationelle<br />

Verarbeitung<br />

ten Fall zu extremer Hitzeentwicklung kommen könnte (Hotspot),<br />

stellt eine große Herausforderung bei der Anwendung von stromführenden<br />

Bauteilen dar. Der Verbindungsspezialist hat sich dieser<br />

Thematik angenommen und mit PEM Produkte entwickelt, die diesen<br />

Effekt je nach Anwendung auf ein Minimum reduzieren oder<br />

überhaupt nicht mehr auftreten lassen.<br />

Der Aluminium-Trend<br />

Um noch kraftstoffeffizientere Autos zu bauen, wird in der Automobilindustrie<br />

zunehmend auf leichtere und günstigere Materialien wie<br />

Aluminium gesetzt. Da Aluminium weicher als beispielsweise Elektrokupfer<br />

ist, wäre die Festigkeit der Verbindung in Aluminium reduziert.<br />

Um dieser Situation vorzubeugen, hat KVT-Fastening Einpressgeometrie<br />

und Kopfform der Bolzen dahingehend angepasst, dass<br />

auch dünne und weiche Materialien hohen Anzugs- und Ausdrehmomenten<br />

standhalten und hohe Klemmkräfte zwischen den<br />

Stromschienen gewährleistet sind.<br />

Am Beispiel der Stromschienen vieler Automobilzulieferer wird<br />

deutlich, welche Vorteile sich durch den Einsatz der Lösungen von<br />

KVT-Fastening ergeben. Mit den Innovationen im Bereich der Verbindungstechnik<br />

für stromführende Bauteile kann der Verbindungsspezialist<br />

die rationelle und sichere Verarbeitung gewährleisten – auch<br />

bei gesteigerten Anforderungen. Eine spezielle Lösung von KVT-Fastening<br />

hierfür sind PEM-Einpressbefestiger vom Typ SCN. Sie sind<br />

unverlierbar mit dem Kabelschuh verbunden. Dadurch lassen sie<br />

sich automatisiert in einer durchgängig hohen Qualität sowie mit<br />

herkömmlichen Presswerkzeugen verarbeiten. Darüber hinaus sorgen<br />

die PEM-Einpressbefestiger für einen absolut sicheren Halt,<br />

sind praktisch zu montieren und sparen Zeit sowie Kosten. bt<br />

www.kvt-fastening.de<br />

Bild: KVT-Fastening<br />

Die drehbaren<br />

PEM- Einpressmuttern vom<br />

Typ SCN sind vielseitig<br />

einsetzbar<br />

Bild: KVT-Fastening<br />

Ein Kabelschuh mit der integrierten,<br />

drehbaren PEM-Einpressmutter vom<br />

Typ SCN erleichtert die Montage und<br />

erhöht die Verliersicherheit<br />

Details zum PEM Einpressbefestiger<br />

mit Kurzlink:<br />

http://t1p.de/rz9z<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 27


ELEKTROMOBILITÄT<br />

BORDNETZ<br />

Übertragungstechnik HDBaseT<br />

Kampf dem Stau auf der Datenautobahn<br />

Sensoren, Kameras und Multimediaanwendungen werden den Datenverkehr im Automobil weiter<br />

anschwellen lassen. Den drohenden Stau auf der Datenautobahn soll die Übertragungstechnik<br />

HDBaseT verhindern. Bis zu einem potenziellen Serienstart im Jahr 2020 ist jedoch noch einiges zu tun.<br />

Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

HDBaseT kann die Signalüber -<br />

tragung für komplette Infotainment-<br />

Netzwerke übernehmen<br />

Bild: Valens<br />

Erste Erfolge verzeichnet HDBaseT seit Jahren bei stationären<br />

Multimediaanwendungen, etwa im Heimbereich oder in großen<br />

Veranstaltungshallen. Nicht zuletzt, weil über ein Standard-Kupferkabel<br />

sowohl Video- als auch Audio-, Ethernet- und Steuersignale<br />

über längere Strecken – bis zu 100 m – übertragbar sind. Außerdem<br />

ist die Übertragung von bis zu 100 W elektrischer Leistung möglich.<br />

Bei der Weiterentwicklung der Technik kooperiert der Erfinder von<br />

HDBaseT, das israelische Hightech-Unternehmen Valens Semi -<br />

conductor Ltd, mit 180 Unternehmen aus der Elektronikbranche –<br />

darunter Schwergewichte wie LG, Samsung und Sony.<br />

Grundgedanke der HDBaseT-Technik ist, Datensignale durch Puls -<br />

amplitudenmodulation von elektrischer Spannung zwischen Sender<br />

und Empfänger zu übertragen. Durch die Flexibilität bei der Puls -<br />

amplitudenmodulation ist es möglich, mit geringeren Übertragungsfrequenzen<br />

auszukommen und dennoch höhere Datenraten zu ge-<br />

nerieren – aktuell werden bis zu 6 Gbit/s erreicht. Als Sender und<br />

Empfänger fungieren kleine Chipsysteme mit integrierter Software,<br />

die jeweils in das Sende- und Empfängergerät integriert sind. Physikalischer<br />

Datenüberträger kann das einfache gemantelte und ungeschirmte<br />

Twisted-Pair-Kabel des Ethernet-Standards sein.<br />

In drei Jahren in Serie<br />

Diese Eigenschaften haben auch die Automobilbranche hellhörig werden<br />

lassen. Seit 2016 arbeitet eine Arbeitsgruppe „Automotive“ innerhalb<br />

der HDBaseT-Entwicklungsallianz an einer Adaption des Übertragungsstandards<br />

für Automobilanwendungen. Mitglieder sind neben<br />

Valens unter anderem Daimler, General Motors sowie die Zulieferer<br />

Delphi, Leoni und TE Connectivity. Auf der Electronica 2016 bekräftigte<br />

Daimler seine Absicht, neue Telematik-, Infotainment- und ADAS-<br />

Systeme künftig per HDBaseT vernetzen zu wollen.<br />

Valens-Mitbegründer und Geschäftsführer Dror Jerushalmi hat im<br />

Frühjahr 2017 bei einem Interview für ein israelisches Internet-<br />

Businessportal verlauten lassen, dass ab 2020 sukzessive alle neuen<br />

Mercedes-Benz-Modelle mit bis zu zehn HDBaseT-Chip -<br />

systemen ausgerüstet sein werden. Valens werde die Komponen-<br />

28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


BORDNETZ<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Die multifunktionale HDBaseT-<br />

Technik kann vier verschiedene<br />

Signale und elektrische Leistung<br />

übertragen<br />

Bild: Valens<br />

ten an einen Tier1-Supplier liefern, der die Systemintegration übernehme.<br />

Ist es nur Zufall, dass der Zulieferer Delphi – ein Spezialist<br />

für E/E-Architekturen – der HDBaseT Automotive Working Group angehört<br />

und im April 2017 eine strategische Beteiligung an Valens erworben<br />

hat?<br />

Schneller, kleiner, sparsamer<br />

Dass Daimler seine künftigen Multimedia- und ADAS-<br />

Anwendungen per HDBaseT vernetzen will,<br />

kommt nicht von ungefähr. So können die Signale<br />

im Automobil über eine Länge von<br />

15 m praktisch unkomprimiert übertragen<br />

werden, und die Latenzzeit ist mit weniger als<br />

10 μs ausreichend selbst für Funktionen des autonomen Fahrens.<br />

Nach Angaben von Delphi wird HDBaseT im Automobil bald eine<br />

Datenrate von bis zu 6 Gbit/s erreichen – deutlich mehr als bei einer<br />

Ethernet-Verbindung (heute bis zu 1 Gbit/s), mit der sich HDBaseT<br />

die Netzinfrastruktur teilt. Hinzu kommt, dass am anderen Ende der<br />

Skala Ethernet-Teilnetze mit einer Datenrate von nur 10 Mbit/s<br />

denkbar sind – etwa für periphere Fahrzeugregionen mit in ihrer<br />

Funktionalität limitierten Steuergeräten. Somit heißt die Frage nicht<br />

„Ethernet oder HD Base T“, vielmehr könnten beide Techniken sich<br />

ergänzen. Ein Netzwerk mit einer solch hohen und flexiblen Bandbreite<br />

könnte andere Bussysteme wie Flexray oder LIN teilweise ersetzen,<br />

wenn auch nicht alle. Zudem bietet die Energieübertragung<br />

per HDBaseT die Möglichkeit, etwa bei Sensoren oder Kameras<br />

künftig die separate Leistungsversorgung einzusparen.<br />

Delphi hat errechnet, dass ein Ethernet-Netzwerk inklusive<br />

HDBaseT, mit weniger und einfacheren Gateways, kostengünstigen<br />

ungeschirmten Leitungen, standardisierten Komponenten und einer<br />

weniger komplexen Entwicklung und Montage Kostenvorteile von<br />

mehr als 20 % erzielen könnte. Zudem sieht man beim Bauraum<br />

Einsparpotenziale von bis zu 50 %, beim Gewicht von bis zu 30 %.<br />

Die Steckverbinderfamilie<br />

AMEC (Automatable Modular Ethernet<br />

Connector) von Delphi soll dank<br />

Standardisierung eine sichere<br />

Übertragung bei geringem Platzbedarf<br />

ermöglichen<br />

Entwicklung geht weiter<br />

Allerdings ist bis zu einem potenziellen Serienstart im Jahr 2020<br />

noch einiges zu tun. Beispielsweise erfordern die höheren EMVund<br />

Temperatur-Anforderungen im Automobil spezielle Filter und<br />

Treiberstufen. Domänenübergreifend in mehrere Steuergeräte integrierte<br />

Funktionalitäten und sicherheitskritische Applikationen erfordern<br />

ausfallsichere Schnittstellen und Netztopologien mit einer gewissen<br />

Fehlertoleranz und Backup-Lösungen. Da die Video-, Audio-,<br />

Ethernet- und Steuersignale sowie die elektrische Leistung über ein<br />

und dasselbe Kabel übertragen werden, gestaltet sich die Fehleridentifikation<br />

und Fehlerbehebung nicht so einfach. Nicht zuletzt<br />

müssen OEM und Zulieferer – ähnlich wie bei der OPEN (One Pair<br />

Ethernet Network) Alliance – auch für HDBaseT noch verbindliche<br />

Spezifikationen und Testprozeduren festlegen.<br />

Detaillierte Informationen über<br />

HDBaseT für den Automobilsektor:<br />

http://hier.pro/zT61j<br />

Bild: Delphi<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 29


ELEKTROMOBILITÄT<br />

BATTERIEMANAGEMENT<br />

Mit dem vollelektrischen VDL<br />

Midcity Electric steht ein Elektrobus<br />

für 14+5+1 Fahrgäste zur Verfügung,<br />

der sowohl in der Stadt als auch zunehmend<br />

im ländlichen Raum zum<br />

Einsatz kommen kann. Die Basis<br />

stammt vom Mercedes Sprinter in<br />

der 5,5-t-Ausführung, dessen Diesel-<br />

Antriebsstrang entfernt wurde.<br />

Die Batteriekapazität beträgt bis<br />

zu 87 kWh und erlaubt eine<br />

Reichweite von maximal 220 km<br />

Bild: VDL Bus & Coach<br />

Batteriemanagement-System für vollelektrischen Kleinbus<br />

Alle Funktionen bereits an Bord<br />

VDL Bus & Coach ersetzt in einem Standard-Sprinter den Dieselantriebsstrang durch das vollelektrische<br />

Pendant und realisiert auf diese Weise den Elektrokleinbus VDL Midcity Electric. Für ausreichend Energie<br />

sorgt darin eine flüssigkeitsgekühlte Batterie von Kreisel Electric, die von STWs Batterie-Management-<br />

System mBMS kontrolliert wird und damit sicher ist. Der Vorteil: Das System enthält bereits alle<br />

elektronischen Funktionen und lässt sich über Datensätze einfach konfigurieren.<br />

Ulrich Huber, Projektmanager und Dietmar Schrägle, Senior Sales Manager,<br />

Sensor-Technik Wiedemann (STW) GmbH, Kaufbeuren<br />

Dem unbestrittenen ökologischen Nutzen der Elektromobilität<br />

werden oft ökonomische Vorbehalte gegenübergestellt. Diese<br />

auszuräumen fällt dem elektrischen Nutzfahrzeug besonders leicht.<br />

Gerade Busse jedweder Größe sind stundenlang im Einsatz und legen<br />

dabei oft nur vergleichsweise geringe Strecken zurück. Mit<br />

kaum einer anderen Fahrzeugart ist durch den Einsatz eines batterieelektrischen<br />

Antriebs ein derart großer ökologischer Effekt zu erzielen.<br />

Der niederländische Bushersteller VDL Bus & Coach erweitert<br />

deswegen seine Nullemissions-Elektrobus-Reihe mit dem vollelektrischen<br />

VDL Midcity Electric für 14+5+1 Fahrgäste.<br />

Als Basis des vollelektrischen Busses dient der bekannte Mercedes<br />

Sprinter in der 5,5-t-Ausführung. Der herkömmliche Diesel-Antriebsstrang<br />

wird dazu entfernt und durch einen elektrischen ersetzt. Die<br />

Batteriekapazität beträgt bis zu 87 kWh, was eine Reichweite von<br />

maximal 220 km ermöglicht – womit alle typischen Einsatzprofile<br />

abgedeckt werden können. Zudem spart der VDL Midcity Electric<br />

dank Bremsenergie-Rückgewinnung (KERS – Kinetic Energy Recovery<br />

System) angesichts des Omnibus-typischen häufigen Anhaltens<br />

und Beschleunigens viel Energie. Zwischen den Touren lassen<br />

sich die Batterien mit einem im Fahrzeug eingebauten 22-kW-Lade-<br />

gerät und einem Ladestecker nach dem europäischen Standard<br />

Typ 2 wieder aufladen. Das entspricht der heute schon für Pkw vorhandenen<br />

Ladeinfrastruktur.<br />

Klimatisierung erhält Leistungsfähigkeit<br />

Der besonders innovative vollelektrische Antriebsstrang wurde zusammen<br />

mit der österreichischen Kreisel Electric GmbH entwickelt.<br />

Kernstück ist die sehr kompakte und sichere Batterietechnologie.<br />

Die flüssigkeitsgekühlten Batterien sind mit einem spezifischen Gewicht<br />

von 4,6 kg/kWh besonders leicht. Der häufig in diesem Zusammenhang<br />

verwendete Begriff Kühlung greift jedoch zu kurz. In<br />

Wahrheit handelt es sich um ein ausgeklügeltes Thermomanagement<br />

– also eine Klimatisierung, die Heizung und Kühlung vereint.<br />

So gelingt es, auch bei extremen Temperaturen in kürzester Zeit eine<br />

ideale Temperatur zwischen 25 und 29 °C im Inneren der Batterie<br />

herzustellen. Die Zellen danken dies mit erhöhter Lebensdauer und<br />

die gefürchteten Einbußen an Reichweite und Leistungsfähigkeit<br />

bei Hitze oder Kälte sind damit kein Thema mehr.<br />

Das entscheidende Novum der Kreisel-Batterien ist die patentierte<br />

Bauweise mit direkter Umspülung aller Batteriezellen mit einem<br />

flüssigen Medium. Dies erlaubt eine unmittelbare und damit rasche<br />

Kühlung oder Erwärmung der einzelnen Zellen. Die besondere Bauweise<br />

und der Einsatz des flüssigen Mediums reduzieren das Bauvolumen<br />

und erhöhen die Eigensicherheit des Batteriesystems.<br />

30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


BATTERIEMANAGEMENT<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Das mBMS wurde speziell für den Einbau in Traktionsbatterien mit<br />

Lithium-Ionen Zellen entwickelt – hier im Einsatz in der Kreisel-Batterie<br />

Bild: Kreisel Electric<br />

Bild: STW<br />

Beispielhafte Verschaltung der Komponenten für eine Hochvolt-Batterie<br />

Sicherheit durch<br />

Batterie-Management<br />

Kreisel Electric setzt bei seinen E-Fahrzeugen<br />

auf das bewährte Batterie-Management-System<br />

mBMS von Sensor-Technik Wiedemann<br />

(STW). Dieses wurde speziell für den Einbau in<br />

Traktionsbatterien mit Lithium-Ionen Zellen entwickelt.<br />

Dazu vereint es alle erforderlichen Funktionen<br />

in einem konfigurierbaren Baukasten aus<br />

Elektronik- und Software-Komponenten. Für den Batteriehersteller<br />

besteht somit keine Notwendigkeit mehr, Elektronik<br />

selbst entwickeln zu müssen, denn das mBMS enthält bereits<br />

alle elektronischen Funktionen in kompakter Bauform und lässt<br />

sich über Datensätze einfach konfigurieren.<br />

Das mBMS bietet als System den vollständigen Funktionsumfang.<br />

Dazu gehört insbesondere eine umfassende Sensorik für Zellspannungen,<br />

Zelltemperaturen, Ströme, Kühlmitteltemperaturen, Batteriespannungen<br />

und Isolationswerte. Aufgrund der Sensordaten entscheidet<br />

das System, ob ein Einschalten der Batterie gefahrlos möglich<br />

ist oder ob aus Sicherheitsgründen ein Abschalten erforderlich<br />

wird. Liegt ein solcher Fall vor, entscheidet es autonom und löst aktiv<br />

eine Trennung der Batterie vom Verbraucher aus – die Trennung<br />

gilt als ‚sicherer Zustand‘.<br />

Lithium-Ionen-Batterien bergen ein intrinsisches Gefahrenpotenzial,<br />

das sich aber durch eine Kombination aus konstruktiven und elektronischen<br />

Maßnahmen beherrschen lässt. Diese Sicherheitsfunktionen<br />

sind ein wesentlicher Bestandteil eines Batterie-Management-<br />

Systems. Ihre Implementierung ist den geltenden Vorschriften und<br />

Bestimmungen für funktional sichere Systeme unterworfen, wie sie<br />

in der IEC 61508 und daraus abgeleiteten anwendungsspezifischen<br />

Normen festgelegt sind.<br />

Das mBMS verfügt über einen separaten Applikations-Controller,<br />

der von den funktional sicheren Komponenten vollständig entkoppelt<br />

ist und der komplexe Algorithmen zur Zustandsbestimmung<br />

ausführt. Dazu gehören die Vorhersage der aktuellen Leistungsfähigkeit<br />

(Power Prediction – PP), des Ladezustands (State Of Charge<br />

– SOC) und des Alterungszustands der Batterie (State Of Health –<br />

SOH). Die Algorithmen sind wiederum von Konfigurationstabellen<br />

High-Performance<br />

e-Batterie von Kreisel Electric<br />

gespeist, die der Batteriehersteller aus Charakterisierungsdaten<br />

der Zellen gewonnen hat. Eine weitere Grundlage sind<br />

aber auch die aktuell gemessenen Temperaturen, Spannungen,<br />

Ströme und Innenwiderstände. Eine ganze Reihe von Zusatzfunktionen<br />

wie beispielsweise das Ausgleichen des Ladezustands der einzelnen<br />

Batteriezellen (Balancing) oder das kontrollierte und adaptive<br />

Vorladen der Kondensatoren in der Leistungselektronik (Pre-Charge)<br />

vervollständigen das System.<br />

Alle diese elektronischen Funktionen sind so realisiert, dass sie den<br />

gängigen Standards nach Hochvolt-Sicherheit und elektromagnetischer<br />

Verträglichkeit entsprechen. Die Komponenten decken einen<br />

weiten Strom- und Spannungsbereich ab und entsprechen den<br />

Standards der Automobilindustrie. Auf diese Weise kann sich Kreisel<br />

Electric darauf verlassen, dass auch die gelieferten Batteriesysteme<br />

den erforderlichen Standards entsprechen.<br />

co<br />

www.kreiselelectric.com<br />

www.sensor-technik.de<br />

Details zum Batterie-Management-System<br />

mBMS von STW:<br />

http://hier.pro/NW7JM<br />

Bild: Kreisel Electric<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 31


ELEKTROMOBILITÄT<br />

LADESYSTEME<br />

Vollwertiges Mode-2-Ladesystem statt Notlösung<br />

Ein Stück Lade-Unabhängigkeit<br />

Das Laden von Elektroautos an einer Haushaltssteckdose war bisher umständlich und langwierig. Das<br />

ändert sich nun mit dem mobilen Ladesystem von Lapp Systems. Es ist komfortabel, schnell und erfüllt<br />

bereits die neue IEC-Norm 62752. Ein weiterer Pluspunkt für die Automobilhersteller ist das Design, da<br />

es ihnen die Möglichkeit bietet, ihr eigenes Markenimage einzubringen.<br />

Autor: Bernd Müller, freier Fachjournalist<br />

Eine Ladesäule zum<br />

Mitnehmen: das Mode-<br />

2-Ladesystem mit IC-CPD<br />

der Lapp-Gruppe<br />

Bild: U.I. Lapp<br />

Zu wenige Ladesäulen im öffentlichen Raum. Mit diesem Argument<br />

und dem Verweis auf die zu kurze Reichweite erklären<br />

Experten üblicherweise, warum der Durchbruch der Elektromobilität<br />

so lange auf sich warten lässt. Dabei gibt es einen Ausweg: das so<br />

genannte Mode-2-Laden, also das Laden an einer Haushaltssteckdose.<br />

Das bietet sich immer dann an, wenn das Fahrzeug zuhause<br />

in der Garage steht oder auf einem Stellplatz mit Steckdose in der<br />

Nähe – also eigentlich relativ oft. Doch bisher war Mode-2-Laden<br />

meist nur eine Notlösung, da die Ladeleistung zu gering war und<br />

der Ladevorgang zu langwierig sowie unkomfortabel.<br />

Damit ist nun Schluss, denn Lapp Systems, Spezialist für Ladesysteme<br />

und Fertigkonfektionen innerhalb der Lapp-Gruppe, hat ein<br />

Mode-2-Ladesystem mit „In Cable Control and Protection Device“,<br />

kurz IC-CPD, vorgestellt. „Das IC-CPD ist eine transportable Ladestation,<br />

die den Komfort des Mode-2-Ladens deutlich steigert und<br />

aus dem ‚Notladekabel‘ ein vollwertiges Ladesystem macht“, sagt<br />

Karl Knezar, Leiter Automotive Business bei Lapp Systems. Produziert<br />

wird es zusammen mit dem Industriepartner Heidelberger<br />

Druckmaschinen, der die ausgeklügelte Elektronik im Inneren der<br />

Box entwickelt hat.<br />

Das IC-CPD erfüllt zahlreiche Wünsche der Automobilhersteller und<br />

ihrer Kunden: Sicherer Ladevorgang, Kontrolle über das Laden auch<br />

aus der Ferne, Kompatibilität für Fahrten in andere Länder sowie die<br />

Option, die Batterie des Fahrzeugs in ein Smart Home mit Photovoltaikanlage<br />

zu integrieren.<br />

Normierte Sicherheit<br />

Das Mode-2-Ladesystem mit IC-CPD von ist laut Herstellerangaben<br />

außerdem das erste am Markt, das die IEC 62752 erfüllt, die von<br />

2018 an gilt. Die Norm legt verschiedene Schutzfunktionen beim<br />

Mode-2-Laden fest, darunter die Ableitströme am Fahrzeug. Mit der<br />

IEC 62752 kommt zum Grenzwert für Wechselstrom von 30 mA<br />

nun auch eine Grenze für Gleichstrom hinzu, die bei 6 mA liegt.<br />

Dazu enthält die Control-Box einen Differenzstromsensor, der einen<br />

zu hohen Ableitstrom erkennt und bei Gefahr für den Nutzer ein<br />

mechanisches Relais in wenigen Millisekunden trennt. Außerdem<br />

gibt es zwei Temperatursensoren, die die Erwärmung der Steck -<br />

dose messen und so eine Überlastung des Stromnetzes verhindern.<br />

Dennoch ist für das Ladesystem bei den 3,7 kW, die man mit<br />

Standardladesystemen über eine Haushaltssteckdose beziehen<br />

kann, längst nicht Schluss. Stattdessen ermöglicht es Ladevorgänge<br />

mit bis zu 32 A einphasig und 16 A dreiphasig. Damit sind Leistungen<br />

bis zu 11 kW und entsprechend verkürzte Ladezeiten möglich.<br />

32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Das Kabel auf der Netzseite sitzt<br />

aufgrund eines zweistufigen<br />

Sicherheitsmechanismus sicher und ist<br />

doch leicht austauschbar<br />

Bild: U.I. Lapp<br />

Zudem besitzt das System netzseitig ein austauschbares Kabel, das<br />

30 bis 60 cm lang und für alle gängigen Steckdosentypen in Europa<br />

und weltweit verfügbar ist. Lapp bietet darüber hinaus auch eine<br />

Variante mit CEE-Stecker an, also zum schnelleren Laden mit Drehstrom.<br />

Auf der Fahrzeugseite werden weltweit drei unterschiedliche<br />

Steckertypen genutzt – je nach Region, wo das Fahrzeug aus -<br />

geliefert wird. Deshalb sind alle Einzelkomponenten des IC-CPD<br />

weltweit nach den gängigen Normen zertifiziert, genauso wie auch<br />

das Gesamtsystem.<br />

Kontrolle per App und<br />

ein anpassbares Erscheinungsbild<br />

Dem Wunsch vieler Autofahrer, den Ladevorgang aus der Ferne zu<br />

überwachen, kommt das Unternehmen mit einer App fürs<br />

Smartphone nach, die ab dem 3. Quartal 2018 veröffentlicht wird.<br />

Sie zeigt den Ladezustand der Batterie sowie eine Prognose an, wie<br />

lange das Laden noch dauert. Weitere Funktionen sind denkbar,<br />

etwa dass nur nachts zu einem günstigeren Stromtarif getankt<br />

wird. Die App kann auch eine Tankkarte ersetzen: Mit ihr kann der<br />

Fahrer eines Elektro-Dienstwagens zuhause laden und den Strom<br />

automatisch dem Arbeitgeber in Rechnung stellen.<br />

Wenn das Ladesystem 2018 auf den Markt kommt, wird es<br />

zunächst ausschließlich an Automobilhersteller vertrieben. Später<br />

sollen es auch Privatkunden direkt von Lapp oder anderen Vertriebspartnern<br />

kaufen können. Ein erster Großauftrag kommt von einem<br />

traditionsreichen Premium-Automobilhersteller, und zahlreiche<br />

weitere Hersteller haben bereits großes Interesse signalisiert.<br />

Ein Pluspunkt aus Sicht der Hersteller ist auch das Design des Ladesystems.<br />

Die Control-Box hat abgerundete Kanten, eine abgesenkte<br />

Bedienfläche sowie einen Arretiermechanismus für die austauschbaren<br />

netzseitigen Kabel. Dennoch bietet sie den Automobilherstellern<br />

Raum für ihr eigenes Markenimage. Beispielsweise können unterschiedliche<br />

Farben verwendet oder Zierelemente angebracht<br />

werden. Der Lohn: Das Ladesystem mit IC-CPD wurde für den<br />

German Design Award 2018 nominiert. „Allein schon in der engeren<br />

Auswahl zu sein, ist eine Ehre“, freut sich Sven von Boetticher vom<br />

Stuttgarter Designbüro ID AID, das bereits mehrere Projekte mit<br />

Lapp entwickelt hat. Für Karl Knezar ist die Nominierung Bestätigung<br />

und Ansporn: „Das bestärkt uns in unserem Kurs, großen<br />

Wert auf das Design zu legen.“<br />

ik<br />

www.lappkabel.de<br />

Weitere Informationen zu eMobility-Lösungen von Lapp:<br />

http://hier.pro/P2SEv


ELEKTROMOBILITÄT<br />

NEWS<br />

Auch für kleinere Stückzahlen<br />

Batteriedichtungen schützen das Herz des Elektroautos<br />

Mit einer neuartigen Dichtung für Gehäuse<br />

von Traktionsbatterien will Freudenberg Sealing<br />

Technologies dazu beitragen, Elektrofahrzeuge<br />

auch in kleineren Stückzahlen wirtschaftlicher<br />

zu fertigen. Das patentierte<br />

Profile-to-Gasket-Konzept P2G wurde speziell<br />

für Stückzahlen von bis zu 5000 Akkus pro<br />

Jahr entwickelt. Die Traktionsbatterie<br />

ist das Herzstück eines Elektrofahrzeugs.<br />

Unter allen Umständen<br />

gilt es, auch im langjährigen<br />

Betrieb die Hochvoltkomponenten<br />

vor Feuchtigkeit und Schmutz<br />

zu schützen. Gleichzeitig muss es<br />

möglich sein, das Akkugehäuse<br />

für Wartungszwecke zu öffnen.<br />

Daher setzen die Autohersteller<br />

auf Gehäuse mit einem großen<br />

Deckel, der eine gute Zugänglichkeit<br />

ermöglicht. Um bei geschlossenem Deckel<br />

eine vollständige Dichtheit zu gewährleisten,<br />

liefert Freudenberg bereits heute profilierte<br />

Flachdichtungen.<br />

Die neue Gehäusedichtung basiert auf einem<br />

einfachen Prinzip: Die beiden Grundfunktionen<br />

„Abdichten“ und „Befestigen“ werden<br />

Bild: Freudenberg<br />

in getrennten Bereichen des Dichtungsprofils<br />

realisiert. So sorgt ein komprimierbares Hohlprofil<br />

auf der Außenseite der bis zu 15 mm<br />

breiten Dichtung dafür, dass Flüssigkeiten<br />

und Partikel nicht in das Gehäuse eindringen<br />

können. Dieses Hohlprofil stellt auch den nötigen<br />

Toleranzausgleich der Gehäusedichtung<br />

sicher. Auf der Innenseite ist ein Fixierungsstreifen<br />

vorhanden, mit dem die Dichtung auf<br />

dem Gehäuse befestigt werden kann. Diese<br />

Bauweise ermöglicht es, die P2G-Dichtung<br />

als Endlosband zu produzieren und auf die jeweils<br />

benötigte Länge zuzuschneiden. Durch<br />

gezielte Einschnitte in den Befestigungsbereich<br />

ist es möglich, die Dichtung in engen<br />

Radien um die Ecken zu führen. Sowohl konkave<br />

als konvexe Radien sind realisierbar. jpk<br />

www.fst.com<br />

Elektromobilität<br />

Rheinmetall Automotive entwickelt Antriebssystem und Energiespeicher<br />

Bei der Konzeption seines neuen Batteriepacks<br />

ist Rheinmetall Automotive davon ausgegangen,<br />

dass künftige Elektrofahrzeuge<br />

und auch Hybride zu einem erheblichen Anteil<br />

über Unterflurbatterien verfügen werden.<br />

Sie beeinträchtigen das Ladevolumen des<br />

Fahrzeugs nicht wesentlich und bieten darüber<br />

hinaus auch Vorteile bezüglich der Gewichtsverteilung<br />

sowie einer möglichen Einbindung<br />

in die Fahrzeugstruktur. Die für diese<br />

Einsätze entwickelten Batteriepacks bestehen<br />

in ihrer Grundstruktur aus Aluminium.<br />

Darin sind kundenspezifisch konfektionierte<br />

Batteriemodule integrierbar. Die Batteriepacks<br />

verfügen über eine eigene Kühlung<br />

und werden durch eine Faserverbundstruktur<br />

vor Intrusion geschützt. Das Konzept ist den<br />

Angaben zufolge insbesondere durch eine<br />

Bild: Rheinmetall Automotive<br />

sehr hohe Energiedichte im Verhältnis zum<br />

Gewicht gekennzeichnet.<br />

Bei seinem neuen Traktionsmotor hat sich<br />

das Unternehmen konzeptionell für einen mit<br />

Permanentmagneten versehenen Synchronmotor<br />

entschieden. Der Hochvolt-Motor mit<br />

90 kW Leistung ist mehrphasig ausgeführt<br />

und verfügt zwecks Bauraum optimierung<br />

über eine konzentrierte Wicklung. Für den<br />

Einsatz im Kompetenzträger-Fahrzeug des<br />

Unternehmens ist das Aggregat mit einem<br />

Außenansicht<br />

des Batteriepacks<br />

Der neue 90-kW-<br />

Elektroantrieb<br />

Bild: Rheinmetall Automotive<br />

einstufigen Getriebe gekoppelt. Der künftig<br />

in Eigenregie gefertigte Antrieb ist in seiner<br />

Leistung und Drehmomentcharakteristik auf<br />

den jeweiligen Einsatzzweck abstimmbar. In<br />

seiner aktuellen Auslegung zielt er auf kleinere<br />

Fahrzeugklassen. Die Skalierbarkeit des<br />

Systems erlaubt eine Verwendung auch in<br />

größeren Fahrzeugen.<br />

jpk<br />

www.rheinmetall-automotive.com<br />

Elektromobilität<br />

Schlauchleitungen sorgen für höhere Reichweite und bessere Haltbarkeit von Batterien<br />

Bild: Continental<br />

Auf der IAA zeigt Continental Schläuche und<br />

Leitungen, die die Effizienz und damit die<br />

Reichweite und Haltbarkeit der Batterien von<br />

Elektrofahrzeugen erhöhen sollen. Dazu bedarf<br />

es laut Herstellerangaben eines ausgefeilten<br />

Thermomanagements. Entsprechend<br />

komplex gestalten sich die Schlauch- und<br />

Rohrleitungssysteme. Bereits heute stellt<br />

das Unternehmen Lösungen für das Kühlsys-<br />

tem zur Verfügung, die die Hersteller einfach<br />

installieren können. Fast 4 m lang sind beispielsweise<br />

Leitungen für die Batteriekühlung<br />

in Hybrid- und Elektroautomobilen, die<br />

am Unterboden des Fahrzeugs verlegt werden.<br />

Sie sorgen dafür, dass die Aggregate<br />

nicht überhitzen und die Batterien ihre maximale<br />

Lebensdauer entfalten.<br />

jpk<br />

www.continental-corporation.com<br />

34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


NEWS<br />

ELEKTROMOBILITÄT<br />

Für Hochvolt-Bordnetze<br />

Leoni zeigt skalierbaren Y-Leistungsverteiler<br />

Bild: Leoni<br />

Leoni präsentiert auf der IAA die nächste Generation<br />

des modularen Baukastensystems<br />

für Hochvolt-Leistungsverteilung in Elektround<br />

Hybridfahrzeugen. Der weiterentwickelte<br />

Y-Verteiler ist laut Herstellerangaben variabler,<br />

leichter und kostengünstiger als vergleichbare<br />

Produkte. Er sei in der Lage, die in<br />

Hochvolt-Architekturen immer häufiger notwendige<br />

Verteilung von Leistung auf mehrere<br />

HV-Aggregate sicher und platzsparend zu<br />

bewerkstelligen. Mit dem Einsatz eines<br />

mehrschichtigen, fest verschlossenen Hybridgehäuses<br />

aus Metall und Kunststoff werden<br />

die mechanischen und die EMV-Anforderungen<br />

übererfüllt sowie die Beständigkeit<br />

gegen Umwelteinflüsse sichergestellt. Durch<br />

Computersimulationen und optimiertes 3D-<br />

Design wurde der Verteiler auch hinsichtlich<br />

Größe, Gewicht und Kosten deutlich verbessert.<br />

Das modulare Design ermöglicht darüber<br />

hinaus einen variablen Einsatz der Komponente:<br />

Mit teilweise identischen Bauteilen<br />

und gleichen Aufbauprinzipien können unterschiedliche<br />

Kabelquerschnitte, Abgangsrichtungen<br />

und die Anzahl der Ausgänge (Variante:<br />

X-Verteiler) realisiert werden. Das Design<br />

ist auf zweiadrig geschirmte Hochvolt-Silikonleitungen<br />

mit einem Leitungsquerschnitt von<br />

2 x 6 mm² ausgelegt. jpk<br />

www.leoni.com<br />

Vision Zero Vehicle<br />

Elektrischer<br />

Antrieb in der<br />

Hinterachse<br />

Bild: ZF<br />

Das Vision Zero Vehicle von ZF<br />

zeigt den Weg zu einer zukünftigen<br />

Mobilität ohne Unfälle und<br />

ohne lokale Emissionen auf. Für<br />

dynamischen Vortrieb sorgt ein<br />

elektrisches Achsantriebssystem<br />

mit 150 kW Leistung. Das komplette<br />

Antriebssystem samt integrierter<br />

Leistungselektronik sitzt<br />

platzsparend in einem ZF-Hinterachs-Baukastensystem<br />

namens<br />

mSTARS (modular Semi-Trailing<br />

Arm Rear Suspension). Dieses<br />

modulare Achssystem soll die<br />

Elektrifizierung von Serienfahrzeug-Plattformen<br />

besonders einfach<br />

und flexibel machen.<br />

Der Einsatz in Hybrid-, Brennstoffzellen-<br />

sowie batteriebetriebenen<br />

Fahrzeugen ist ebenso<br />

möglich wie die Kombination mit<br />

konventionellen Allradmodulen<br />

oder der aktiven Hinterachs -<br />

lenkung AKC. Fahrzeughersteller<br />

könnten mit nur einer Karosserievariante<br />

variabel auf unterschiedliche<br />

Marktanforderungen<br />

reagieren, heißt es.<br />

jpk<br />

www.zf.com<br />

Neues Material, neue <strong>Konstruktion</strong>? Wir fügen alles!<br />

Zusammen mit Partnern sowie unseren Konzernschwestern Atlas Copco Tools und<br />

Henrob lösen wir für Sie nahezu jede Fügeaufgabe. So können Sie zum Beispiel durch<br />

die Kombination von Stanznieten und Kleben die Dauerfestigkeit und Struktursteifigkeit<br />

Ihrer Bauteile erhöhen oder – bei der Verbindung von Stahl mit Aluminium –<br />

Schälfestigkeit, Crashverhalten und Korrosionsbeständigkeit steigern.<br />

SCA Schucker GmbH & Co. KG | Gewerbestr. 52 K|E|M | D-75015 <strong>Konstruktion</strong> Bretten <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 35<br />

Tel. +49.7252.5560.0 | info@sca-solutions.com | www.sca-solutions.com


FAHRERASSISTENZ<br />

PERSPEKTIVEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Bild: ADAS IIT<br />

Die Geschäftsführer der vier NI-Partner zusammen mit NIs Global Technology & Marketing Director Rahman Jamal (v.l.n.r.): Michael Konrad (Konrad Technologies),<br />

Gerd Schmitz (S.E.A. Datentechnik), Rahman Jamal, Joachim Hilsmann (MeasX), Frank Heidemann (SET) und Wolfram Koerver (S.E.A. Datentechnik)<br />

Ganzheitliches Testsystem für Hardware von autonomen Fahrzeugen ist Ziel des Projekt ADAS IIT<br />

Zusammen auf die virtuelle Teststrecke<br />

Vier National-Instruments-Alliance-Partner verfolgen eine gemeinschaftliche Strategie zur Entwicklung von<br />

Testlösungen für Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Ziel ist, Entwicklungsprogramme autonomer<br />

Fahrzeuge zu beschleunigen. Dabei holen sie viele Tests von der Straße in die virtuelle Welt.<br />

Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Das Testen einzelner Komponenten oder Teilbereiche reicht inzwischen<br />

nicht mehr aus, um die sichere Funktionsweise eines<br />

Systems zu gewährleisten. Aufgrund der kontinuierlich steigenden<br />

Anforderungen an die Mobilität, im speziellen das autonome<br />

Fahren, bedarf es ganzheitlicher, automatisierter Testlösungen im<br />

Bereich der Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Deshalb<br />

vereinen vier Firmen ihr Wissen, um künftig gemeinsame kundenspezifische<br />

Testsysteme im Bereich der Fahrassistenzsysteme zu<br />

entwickeln und eine nahtlose One-Stop-Lösung zu schaffen, um das<br />

autonome Fahren vorhersehbarer und sicherer zu machen. Die Expertisen<br />

der Konrad Technologies GmbH in der Sensor-Fusion, der<br />

SET GmbH für Hardware-in-the-Loop (HiL), der S.E.A. Datentechnik<br />

GmbH für V2X-Kommunikation und GNSS-Applikation sowie der<br />

MeasX GmbH & Co. KG im Datenmanagement bilden einen Baukasten<br />

vom Design über die Entwicklung, Implementierung und Validierung<br />

bis hin zur Produktion. Insgesamt arbeiten so mehr als 300<br />

Ingenieure in Europa, Asien und den USA an den nächsten Schritten<br />

in Richtung eines kompletten Tests von vollkommen autonomen<br />

Fahrzeugen in einer virtuellen Umgebung.<br />

36 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


PERSPEKTIVEN<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Bisher liefern Kameras und Sensoren meist nur Informationen an<br />

den Fahrer, der somit auf Gefahren reagieren kann. In künftigen autonomen<br />

Fahrzeugen übernimmt die Bündelung dieser Informationen<br />

eine zentrale Einheit, die aufgrund dieser Fakten auch Entscheidungen<br />

trifft. Daher können Sensoren und Kameras künftig nicht<br />

mehr getrennt voneinander getestet, sondern müssen als ein ganzheitliches<br />

System betrachtet werden. „Die Fusion einer Vielzahl von<br />

Sensorinformationen, intelligentere Steuergeräte und der faktisch<br />

spürbare Wunsch nach immer besseren Assistenzfunktionen bis hin<br />

zum autonomen Fahren stellt unsere Kunden vor interessante, aber<br />

auch größer werdende Herausforderungen. Da echte Testfahrten<br />

sehr zeitaufwändig sind, viele Testfahrer-Ressourcen erfordern und<br />

nicht hundertprozentig wiederholt werden können, sind virtuelle<br />

Testfahrten für das zukünftige autonome Fahren unvermeidlich,“ erklärt<br />

Frank Heidemann, Geschäftsführer der SET GmbH.<br />

„Wir hätten solche Systeme theoretisch auch jeder alleine entwickeln<br />

können, aber nicht in der erforderlichen Tiefe und Geschwindigkeit“,<br />

so Heidemann weiter. Als Beispiel führt er den Spurhalteassistenten<br />

an, der noch vor wenigen Jahren nur sehr holprig funktionierte,<br />

bei dem man nun aber binnen zwei Jahren autonom unterwegs<br />

sei. „Die Sprünge sind heute gigantisch, die Innovationskurve<br />

verläuft inzwischen exponentiell.“ In allen Disziplinen gleichzeitig an<br />

der Speerspitze der Entwicklung mitzuarbeiten, stellt für alle eine<br />

echte Herausforderung dar, weshalb man sich zusammengeschlossen<br />

hat, wobei sich jeder auf ein Fachgebiet konzentriert. Bei SET<br />

sind das sämtliche physikalischen Signale, von diskreten I/Os über<br />

FlexRay bis Ethernet speisen sie Daten in die virtuelle Umgebung<br />

ein und legen HiL-Modelle dahinter ab.<br />

Auch Michael Konrad, Geschäftsführer der Konrad Technologies<br />

GmbH, bestätigt die Notwendigkeit des ADAS-IIT-Projekts: „Die<br />

Nachfrage nach vollkommen autonomen Fahrzeugen erfordert Testsysteme,<br />

die den Input aller Fahrzeugsensoren synchron kombiniert.<br />

Wir sind bestrebt, optimale Lösungen für die Prüfung von Sensor-Fusionstechniken<br />

zu offerieren, die Timing-, Trigger-, Validierungsund<br />

Synchronisationsfähigkeiten in einem bieten. Eine Kombination<br />

dieser Technologien mit HiL, V2X und Datenmanagementsystemen<br />

wird in der Automobilindustrie sehr hohe Standards setzen. Hierbei<br />

ist der Faktor ‚Time to Market‘ entscheidend, um unseren Kunden<br />

in der notwendigen Zeit Lösungen und entsprechendes Engineering<br />

anbieten zu können.“<br />

Teststrecke versus Labor<br />

Stand der Technik bisher war eine Testfahrt auf der Straße, während<br />

der bestimmte Manöver gefahren und entsprechende Daten aufgezeichnet<br />

werden. Diese Daten lässt man im Labor auf den Fahrzeugrechner<br />

los und schaut sich an, welche Entscheidungen die<br />

ECU trifft. Das Problem ist dabei, dass man virtuell dann nur bis zur<br />

ersten Entscheidung fahren kann: Ab dann stimmen die Daten nicht<br />

mehr überein, denn die ECU entscheidet dann beispielsweise zu<br />

bremsen, die kontinuierlich weiter ins System fließenden, aufgenommen<br />

Fahrzeugdaten der Sensoren stimmen aber nicht mit der<br />

Entscheidung überein. Die ECU wundert sich quasi, warum weiter<br />

Bewegungsdaten ankommen, obwohl sie ja gebremst hat – die<br />

Steuerung gibt einen Fehler aus. Die aufgenommenen Daten aus<br />

den Kameras und Sensoren können natürlich nicht entsprechend<br />

manipuliert werden.<br />

„Ein solcher Test ist sehr unbefriedigend und wenig zielführend. Daher<br />

geben wir der ECU eine komplette Closed-Loop-Umgebung, in<br />

der sie das laufende Geschehen beeinflussen kann“, erklärt Frank<br />

Heidemann. Entscheidet die ECU also zu bremsen, geht diese Information<br />

an das Model in IPG Carmaker, welches dann ebenfalls<br />

bremst und entsprechende Informationen für die Sensorik erzeugt.<br />

Dadurch erhält die ECU eine korrekte Rückmeldung von Kamera,<br />

Radar etc. „So können wir die Straße ins Labor holen und dort – in<br />

den aktuell technisch möglichen Modellgrenzen – virtuell fahren“, betont<br />

Heidemann.<br />

Ein ebenfalls essentieller Bestandteil künftiger Fahrzeuge wird die<br />

Kommunikation mit der Infrastruktur um das Fahrzeug und anderen<br />

Fahrzeugen sein. Diesen Part übernimmt S.E.A. Datentechnik: „V2X<br />

wird zu einem integrierten Bestandteil zukünftiger Fahrzeuge und<br />

ADAS-Systeme. Die Prüfung entlang der Entwicklungskette erfordert<br />

die eingehende Expertise von RF- und V2X-Protokollen sowie<br />

die Systeminteraktion mit anderen Sensoren wie GNSS, Radar oder<br />

Lidar. Unter Berücksichtigung dieser Anforderungen hat sich S.E.A.<br />

dazu entschieden, eng mit NI-Partnern zusammenzuarbeiten, um<br />

„Wir hätten solche<br />

Systeme theoretisch<br />

auch jeder alleine<br />

entwickeln können,<br />

aber nicht in der<br />

erforderlichen Tiefe<br />

und Geschwindigkeit.“<br />

Frank Heidemann,<br />

Geschäftsführer der<br />

SET GmbH<br />

Bild: ADAS IIT<br />

mit neuen Kernkompetenzen modernste Testsysteme und weltweite<br />

Entwicklungsunterstützung anzubieten,“ so Geschäftsführer Gerd<br />

Schmitz. Basierend auf einer engen Zusammenarbeit mit weiteren<br />

Spezialisten für GNSS-Simulation (M3 Systems) und HiL-Closed-<br />

Loop-Szenariengenerierung (als Partner von IPG) stellt S.E.A. die erforderliche<br />

Kompetenz und Toolkette zur effektiven Verwendung im<br />

Rahmen von ADAS IIT zur Verfügung. Als Werkzeug zur Analyse der<br />

entstehenden Daten hat S.E.A. die Software SpaceMaster zur Verwaltung<br />

geolokalisierter Telemetriedaten aus Testszenarien oder<br />

Fahrversuchen in die ADAS-IIT-Toolkette integriert. Diese bildet eine<br />

Brücke zur von MeasX realisierten Big-Data-Verwaltung. SpaceMaster<br />

ist aus einer für das DLR entwickelten, konfigurierbaren Software<br />

für die Telemetriedatenverarbeitung von Raumfahrtexperimenten<br />

(unter anderem für die Sonde Philae der Kometenmission Rosetta<br />

oder Raumstationsexperimente) in Missionskontrollzentren<br />

hervorgegangen.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 37


FAHRERASSISTENZ<br />

PERSPEKTIVEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

tung der Fahrzeugbusse CAN und FlexRay sowie in der Berücksichtigung<br />

eines Fahrzeugmodells (Car Model). Die parallele Ausführung<br />

aller dieser einzelnen Komponenten in Echtzeit wird hierbei durch<br />

die HiL-Umgebung gewährleistet.<br />

Funktionsschema des durch die ADAS IIT entwickelten Testsystems<br />

Um heutige ADAS-Sensoren effizient testen zu können, hat die Konrad<br />

Technologies GmbH in den letzten Jahren Zielsimulatoren (Target<br />

Simulators) für Kamera-, Radar- und Lidar-Sensoren entwickelt<br />

und erfolgreich bei ihren Kunden im Einsatz. Die Software simuliert<br />

typische Fahrszenarien und ermöglicht einen kontrollierbaren und<br />

reproduzierbaren Testrahmen, der für eine objektive und unabhängige<br />

Leistungsanalyse des Sensorsystems eine notwendige Voraussetzung<br />

ist. Basierend auf dem National Instruments VST, einem<br />

Vector Signal Tranceiver, entwickelte Konrad einen Editor, der es<br />

dem Anwender ermöglicht, komplexe Szenarien zu erstellen, die automatisch<br />

wiedergegeben werden können. Mit Hilfe von Hardwarein-the-Loop<br />

(HiL) können gezielt einzelne Teile eines ganzheitlichen<br />

Systems in einer virtuellen Umgebung in Echtzeit getestet werden.<br />

Die SET GmbH hat sich auf das Thema HiL spezialisiert. Weil aufwändige,<br />

reale Prüfungen hierdurch ersetzt werden, ermöglicht die<br />

HiL-Simulation eine Prüfung der Systeme bei reduzierten Testzeiten<br />

und -kosten bei gleichzeitiger Erhöhung der Zuverlässigkeit. In Bezug<br />

auf das Thema Sensorfusion liegt die Komplexität in der Integration<br />

von Zielsimulatoren, klassischer analoger und digitaler Signale<br />

samt eventueller Signalkonditionierung, Ansteuerung und Auswer-<br />

Bild: ADAS IIT<br />

Daten sind nur organisiert wertvoll<br />

Das Management der schieren Massen an Daten, die während der<br />

virtuellen Fahrzeugtests zusammenlaufen, übernimmt die Firma<br />

MeasX: „Wir fahren hier virtuell mehrere Millionen Kilometer, bei einer<br />

Abfrage von 20 Hertz in manchen Sensoren sowie 20 Bildern<br />

pro Sekunde kann man sich in etwa vorstellen, dass das in Summe<br />

mehrere Petabyte bedeutet“, erklärt Geschäftsführer Joachim Hilsmann.<br />

Und um die virtuelle Realität so echt wie möglich gestalten<br />

zu können, müssen die ECUs der ADAS während der virtuellen<br />

Tests die richtigen Daten zur exakt richtigen Zeit bekommen, denn<br />

Radar, Lidar, Infrarot und Beschleunigungssensoren werden im echten<br />

Fahrzeug nicht immer synchron abgefragt. Hierbei ist es nicht<br />

nur essentiell, sämtliche Daten vorzuhalten, sondern unwichtige zu<br />

identifizieren und diese aus dem Prozess herauszuhalten – anders<br />

wäre der Echtzeit-Rechenaufwand nicht zu machen. Aktuell überlegt<br />

man, wie die Fahrzeugdaten durch einen Art Klassifizierung noch<br />

besser strukturiert werden können, um neben der Verwaltung auch<br />

die Vergleichbarkeit von Daten einfacher zu gestalten. Künftig könnten<br />

dadurch auch Versuche, die völlig unabhängig voneinander gefahren<br />

wurden zusammengeführt werden und ganz neue Erkenntnisse<br />

liefern. „Wir wollen so den größtmöglichen Nutzen aus den<br />

Daten ziehen und diese später quasi auch aus anderen Blickrichtungen<br />

betrachten können, weil uns vielleicht eine neue Auswertungsform<br />

einfällt“, erklärt Hilsmann. „Wenn genügend Daten vorhanden<br />

sind, geht das ohne neuen Test.“<br />

MeasX bringt zudem seine Software Moses mit ins Team. Bisher<br />

unterstützte diese reale Testfahrer dabei, spezielle Fahrmanöver in<br />

unterschiedlichen Settings und Belastungen durchzuführen, um die<br />

Fahrdynamik von Fahrzeugen zu beurteilen: „Mit dieser Software<br />

können wir virtuelle kritische Situationen erzeugen, etwa den plötzlich<br />

auftauchenden Fußgänger, im System wäre das eine Erkennung<br />

gefolgt vom Bremsen. Auf der realen Teststrecke finden sie natürlich<br />

kaum jemanden, der sich dafür freiwillig zur Verfügung stellt“, so<br />

Hilsmann. Künftig sollen daher auch Personen-Dummys sowie Fahrzeugattrappen<br />

eingebunden werden und ebenfalls mit dem Testsystem<br />

kommunizieren können.<br />

Stetige Weiterentwicklung<br />

Nach nur fünf Monaten präsentierte das ADAS-IIT-Team bereits eine<br />

entsprechende funktionsfähige Testumgebung, was zeigt, wie effektiv<br />

die Partner zusammenarbeiten. Fertig ist so ein System aber<br />

natürlich nie, da sich die Technik – wie oben schon erwähnt – rasant<br />

weiterentwickelt. Künftig gilt es nicht nur immer höhere Auflösungen<br />

zu realisieren sondern etwa auch Radarsensoren zu simulieren,<br />

die nicht nur einen Querschnitt abbilden, sondern die beinahe sehen<br />

können. Die Lidar-Technik wird künftig mehrere Kanäle gleichzeitig<br />

fahren, um ein besseres Bild liefern zu können. Hier müsse natürlich<br />

die Target-Simulation laufend am Ball bleiben. Zudem bereitet die<br />

ADAS-IIT-Gruppe mehrere Forschungsprojekte mit anderen Instituten<br />

vor, die spezielle Fragestellungen untersuchen, etwa was Gischt<br />

und Nebel mit einem ADAS anstellt, wie ein Radarsensor auf Ver -<br />

eisung reagiert oder wie Blendungseffekte in der Kamera durch Radar<br />

und Lidar kompensiert werden können. Videosignale könne man<br />

heute schon problemlos mit Blendeffekten versehen, besser als das<br />

38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


PERSPEKTIVEN<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

PERS<br />

mit Monitoren oder<br />

Leinwänden möglich<br />

sei. Durch den Ausfall<br />

der Teilsensorik – sei es<br />

durch Blendung, Gischt<br />

oder Eis – eröffnet sich<br />

die Frage, wie lange<br />

kann das System so sicher<br />

fahren?<br />

Hier klären die ADAS-<br />

IIT-Partner auch über<br />

wissenschaftliche Forschung,<br />

welche Tests<br />

überhaupt hinsichtlich<br />

Das Hardware-in-the-<br />

ISO 26262 (Road vehicles<br />

– Functional<br />

Loop-Modul des Test -<br />

systems für Autonome<br />

Fahrzeuge.<br />

Safety) über eine Closed-Loop-Umgebung<br />

geprüft werden können.<br />

Dabei wird hinterfragt,<br />

ob der Confidence-Level<br />

des Systems<br />

hoch genug ist,<br />

um bestimmte Fälle<br />

abdecken zu können.<br />

Man könne dem Kunden<br />

daher genau sagen, welche Tests auf dem System möglich sind<br />

und welche Vorteile er sich so erarbeiten könne – und welche nicht.<br />

„Bisher wäre es allerdings sehr fahrlässig zu sagen, wir könnten Abnahmetests<br />

fahren, denn diesen Level erreichen wir derzeit noch<br />

nicht. Wir setzen uns aber wissenschaftlich mit der Frage auseinander,<br />

wie weit wir aktuell gehen können“, sagt Hilsmann.<br />

Die Vereinbarung der ADAS IIT sieht eine Zusammenarbeit sowohl<br />

im technischen Bereich als auch bei strategischen Aktivitäten vor.<br />

Verstärkt wird auf Produkte von National Instruments gesetzt und<br />

diese um eigene Lösungen erweitert. Im NI-Alliance-Programm<br />

lernten sich die beteiligten Partner schon vor 10 bis 15 Jahren kennen<br />

und arbeiteten auch früher schon zusammen. „Wir haben auf einem<br />

NI-Partner-Treffen festgestellt, dass wir auf der Management-<br />

Ebene sehr ähnliche Vorstellungen davon haben, wie man in unserer<br />

Branche Business macht. Daher waren die Grundvoraussetzungen<br />

für eine Kooperation sehr gut“, so Joachim Hilsmann. Durch die<br />

langjährige Erfahrung der Unternehmen liegt bei der Lösungsauslegung<br />

ein großer Fokus auf der Betrachtung der Total-Cost-of-Test<br />

(TCoT), wodurch bei geeigneten Standardisierungsbestrebungen eine<br />

erhebliche Reduzierung dieser Kosten ermöglicht wird. Man wolle<br />

gegenüber dem Kunden auch als Einheit unter dem Namen ADAS<br />

IIT auftreten können, Zulieferer und OEMs müssten sich daher nur<br />

mit einem einzigen Ansprechpartner – wie mit einem Unternehmen<br />

– abstimmen.<br />

Details zu den Testlösungen:<br />

www.adas-iit.com<br />

Im Video (QR-Code) erklären Frank Heidemann und<br />

Michael Konrad die Herausforderungen einer solchen<br />

Testumgebung:<br />

www.hier.pro/YuuEw<br />

Bild: ADAS IIT<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 39


FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Lidar-, Vision- und<br />

andere Sensordaten<br />

lassen sich mit der<br />

DRS360-Plattform in<br />

Echtzeit erfassen,<br />

fusionieren und nutzbar<br />

machen. Auf diese Weise<br />

kann ein effizientes System<br />

für das autonome<br />

Fahren gemäß Level 5<br />

realisiert werden<br />

Bild: Mentor<br />

Plattform für das Sammeln und Verarbeiten von Rohdaten beim Level-5-Fahren<br />

Verarbeitung in Echtzeit<br />

Die Siemens-Tochter Mentor will mittels zentralisierter Rohdatenfusion und direkter Erfassung in Echtzeit<br />

das autonome Fahren entsprechend Level 5 unterstützen. Der Geschäftsbereich Mentor Automotive<br />

bietet dazu die DRS360-Plattform mit sogenannten ‚Rohdatensensoren‘ an. Die Rechenleistung liefert<br />

FPGA-Technologie, unter anderem in Form des Zynq-Chips von Xilinx. Als System-on-a-Chip (SoC)<br />

eignet er sich insbesondere für die zentralisierte Echtzeitfusion von Rohsensordaten.<br />

Mit der DRS360 hat die Siemens-Tochter Mentor nun auch eine<br />

Plattform für automatisiertes Fahren im Angebot, die<br />

Rohdaten von einer Vielzahl von Daten einschließlich Lidar-, Visionund<br />

anderer Sensoren in Echtzeit erfassen, fusionieren und damit<br />

nutzbar machen kann. Ziel ist, bei geringer Latenz die Erfassungsgenauigkeit<br />

und Effizienz des Gesamtsystems zu verbessern, das für<br />

autonome Fahrzeuge gemäß Level-5-Fahren erforderlich ist. Die<br />

DRS360 überträgt ungefilterte Informationen von allen Sensoren<br />

des Systems direkt zu einer zentralen Verarbeitungseinheit, in der<br />

die Rohdaten auf allen Ebenen in Echtzeit fusioniert werden. Die<br />

Plattform verwendet dazu innovative ‚Rohdatensensoren‘, die durch<br />

die mikrocontrollerseitigen Herausforderungen hinsichtlich Leistung,<br />

Kosten und Größe und die Verarbeitung in den Sensorknoten<br />

nicht beeinträchtigt werden. Realisiert wird dies zusammen mit den<br />

führenden Sensoranbietern. Da die Vorverarbeitungs-Mikrocontroller<br />

von allen Sensorknoten des Systems entlastet werden, ergeben<br />

sich zahlreiche Vorteile wie<br />

• die Echtzeitverarbeitung,<br />

• eine erhebliche Reduzierung der Systemkosten und Komplexität<br />

sowie<br />

• der Zugriff auf alle erfassten Sensordaten für ein hochauflösendes<br />

Modell der Fahrzeugumgebung und Fahrbedingungen.<br />

Die optimierte Datenübertragungsarchitektur der Plattform verringert<br />

die Latenz des Systems, indem sie die physikalischen Busstrukturen,<br />

Hardwareschnittstellen und komplexe, zeitgesteuerte<br />

Ethernet-Backbones minimiert. Zudem unterstützt diese Architektur<br />

durch die Verwendung zentralisierter, ungefilterter Sensordaten<br />

auch eine situationsabhängige Redundanz sowie eine dynamische<br />

Auflösung und stellt damit eine höhere Genauigkeit und Zuverlässigkeit<br />

sicher. Optimierte Signalverarbeitungssoftware, fortschrittliche<br />

Algorithmen und rechenoptimierte neuronale Netze für maschinelles<br />

Lernen können auf diese Weise auf einer nahtlos integrierten<br />

Plattform laufen, die für Automobilanwendungen spezifiziert ist.<br />

Sicherheit, Effizienz und Qualität<br />

„Mentor arbeitet seit mehr als 25 Jahren mit den weltweit führenden<br />

Automobil-OEMs und Zulieferern zusammen, um eine führende<br />

Position bei der Bereitstellung von Lösungen einzunehmen, die<br />

nicht nur Innovationen forcieren, sondern auch die strengen Anforderungen<br />

der Industrie in Bezug auf Sicherheit, Effizienz und Quali-<br />

40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


AUTONOMES FAHREN<br />

tät erfüllen“, erläutert Wally Rhines, CEO und Chairman von Mentor.<br />

„Mit der Einführung der DRS360-Lösung baut Mentor seine führende<br />

Position und Investitionen im Technologiesektor für automatisiertes<br />

Fahren weiter aus. Wir freuen uns, dass wir eine wichtige Rolle<br />

dabei spielen, dass die Industrie das große Potenzial und die Vorteile<br />

autonomer Fahrzeuge nutzen kann.“<br />

Entwickelt wurde die DRS360-Plattform für die Produktion. Damit<br />

lassen sich die Sicherheits-, Kosten-, Leistungs-, Wärme- und Emissionsanforderungen<br />

für den Einsatz in ISO-26262-ASIL-D-konformen<br />

Systemen erfüllen. Die Plattform nutzt die Flexibilität und Signalverarbeitungseffizienz<br />

von FPGAs – unter anderem einen Xilinx-Zynq-<br />

UltraScale+-MPSoC-FPGA der ersten Generation und SoCs und Sicherheitscontroller<br />

auf der Basis von X86- oder ARM-Architekturen.<br />

Das Resultat ist eine umfassende Lösung, die das vollautomatische<br />

Fahren innerhalb einer maximalen Leistungsaufnahme von 100 W<br />

unterstützt.<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

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„Dieser Ansatz für die zentralisierte<br />

Echtzeitfusion von Rohsensordaten<br />

ist eine Innovation für<br />

die Entwickler von automatisierten<br />

Fahrzeugsystemen.“<br />

„Der Ansatz von Mentor Automotive für zentralisierte Echtzeitfusion<br />

von Rohsensordaten ist eine Innovation für die Entwickler von<br />

automatisierten Fahrzeugsystemen“, betont Arun Iyengar, Vice-President<br />

Global Markets Group bei Xilinx. „Mit ihrer hohen Flexibilität,<br />

effizienten Leistungsaufnahme und ihren hochoptimierten Signalverarbeitungs-Fähigkeiten<br />

eignet sich die Xilinx-Automotive-Zynq-UltraScale+-MPSoC-Familie<br />

ideal für diese Art von Anwendungen.“<br />

Sie spiele eine wichtige Rolle bei der Erfassung, Vorverarbeitung<br />

und Fusion von Daten von einer Vielzahl von Sensoren.<br />

Herausforderung Komplexität<br />

Angeboten wird die DRS360-Plattform für automatisiertes Fahren<br />

von Mentor Automotive, einem Geschäftsbereich von Mentor. Dabei<br />

greift man zurück auf das Know-how bei der Bereitstellung von<br />

elektrischen und elektronischen Systemen für Automobilanwendungen.<br />

Das Unternehmen, das eng mit 17 der 20 weltweit führenden<br />

Automobilhersteller zusammenarbeitet, ist zugleich Anbieter von<br />

Netzwerklösungen für Automobile und von Automotive-Linux.<br />

„Die DRS360-Plattform stellt einen vollkommen anderen und radikal<br />

innovativen Ansatz für automatisiertes Fahren dar“, sagt Dr. Andreas<br />

Erich Geiger, Vorsitzender von Mentors kürzlich gegründetem Automotive<br />

Strategy Board. „Entwickelt wurde sie von einem Unternehmen<br />

mit jahrzehntelanger Erfahrung dabei, Ingenieure bei der Entwicklung<br />

einiger der anspruchsvollsten Systeme zu unterstützen,<br />

die jemals realisiert wurden – und letztlich sind selbstfahrende Autos<br />

ja in erster Linie hochkomplexe Systeme.“<br />

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FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Im Interview: Klaus Härtl, Fachbereichsleiter Elektronik-Entwicklung, Bertrandt AG<br />

„Know-how in der Softwareentwicklung<br />

bringt uns voran“<br />

Softwareentwicklung als Kernkompetenz – nicht nur für das autonome Fahren ist diese Disziplin für den<br />

Bertrandt-Fachbereichsleiter Elektronik-Entwicklung Klaus Härtl eine entscheidende Voraussetzung. Er<br />

sieht in der Sensorfusion eines der Zukunftsthemen, erwartet in der Summe aber vor allem ‚intelligentere<br />

Lösungen‘ mit Mehrwert. Am Ende lege das die Grundlage für viele neue Geschäftsmodelle.<br />

Interview: Michael Corban, Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

„Etwas visionär gedacht könnte<br />

auch die Spracherkennung eine<br />

Rolle dabei spielen, den Fahrer im<br />

Falle des Falles ‚zurückzuholen‘.“<br />

Klaus Härtl, Fachbereichsleiter<br />

Elektronik-Entwicklung,<br />

Bertrandt AG<br />

geht es nicht nur um elektrische oder elektronische Funktionen,<br />

sondern auch um die Gestaltung des Innenraums<br />

und Ergonomie-Konzepte. Eine interessante Erkenntnis<br />

ist, dass nicht alles, was machbar ist, auch zweckmäßig<br />

ist. Bezogen auf das autonome Fahren war es deswegen<br />

sehr wichtig, dass die Bundesregierung unter anderem<br />

mit der Ethikkommission nun den ersten Schritt gemacht<br />

und die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen hat<br />

– technisch gesprochen die Freiheitsgrade bestimmt hat.<br />

Bild: Bertrandt<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Härtl, welchen Einfluss hat der Engineering-Dienstleister<br />

Bertrandt auf die Automobilentwicklung<br />

und welche Rolle spielt dabei das autonome Fahren?<br />

Härtl: Natürlich definiert letztendlich der OEM, wie ein Fahrzeug gestaltet<br />

und ausgestattet wird. Wir wollen dabei ein Impulsgeber<br />

sein und Innovationen bereitstellen. Deswegen bieten wir auf der<br />

einen Seite Engineering-Dienstleistung an, setzen uns aber auf der<br />

anderen Seite auch immer mit marktnahen Trend-Themen im Frontloading<br />

auseinander – wie etwa dem autonomen Fahren. Dabei<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Stellt sich damit letztlich die<br />

Aufgabe, sicherzustellen, dass der Fahrer im Falle des<br />

Falles eine Entscheidung selbst trifft?<br />

Härtl: Genau – und dazu muss ich einerseits das System<br />

und seine Systemgrenzen genau kennen und wissen,<br />

wie der Fahrer zurückgeholt werden kann. Das kann auf<br />

vielfältige Art und Weise passieren, sei es visuell oder<br />

akustisch. Entscheidend wird sein, die Reaktionszeit so kurz wie<br />

möglich zu halten. Etwas visionär gedacht könnte dabei auch die<br />

Spracherkennung eine Rolle spielen – wobei ich noch nicht sagen<br />

kann, wann das sein wird. Klar ist, dass dann nicht mehr vorgefertigte<br />

Phrasen ausreichen. Übrigens: Das Thema autonomes Fahren hat<br />

auch viele weitere Facetten, die seltener angesprochen werden –<br />

etwa in Bezug auf eine altersgerechte Mobilität. Gerade angesichts<br />

des demographischen Wandels mit Blick auf eine alternde Gesellschaft<br />

ist das ein entscheidender Punkt. Das fängt beim Einsteigen<br />

an und reicht bis zum autonomen Fahren.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie sprachen das System zum autonomen<br />

Fahren an – ohne entsprechende, miteinander verbundene Sen-<br />

42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


AUTONOMES FAHREN<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

Praxisbeispiel<br />

PLUS<br />

Cockpit-Ansicht der Live-Demo<br />

Bild: Bertrandt<br />

Testfahrt im Versuchsträger<br />

Bild: Bertrandt<br />

Anfang Juli 2017 zeigten das Fraunhofer-Institut für Integrierte<br />

Schaltungen IIS und die Bertrandt AG in einer Live-<br />

Demo in der Continental Arena Regensburg, wie in Zukunft<br />

Autos automatisiert an Stopplinien halten. Dies sei ein wichtiger<br />

Schritt auf dem Weg hin zu vernetztem Fahren mit mehr<br />

Komfort und Sicherheit für den Nutzer, so die Beteiligten.<br />

„Partnerschaften, die verschiedene Kompetenzen bündeln,<br />

sind dabei unerlässlich, um den damit verbundenen Herausforderungen<br />

Rechnung zu tragen“, betonte Klaus Härtl, Fachbereichsleiter<br />

Elektronik Entwicklung bei der Bertrandt AG.<br />

Bertrandt bringe seine Erfahrungen zum autonomen Fahren<br />

sowie den fahrzeugnahen Themen ein, das Fraunhofer IIS<br />

steuere wertvolles Know-how zu den Lokalisierungstechniken<br />

bei. „Der Vorteil ist, dass wir Technologien nutzen, die<br />

schon heute in jedem modernen Fahrzeug vorhanden sind“,<br />

ergänzte Dr. Wolfgang Felber, Leiter des Geschäftsfelds Lokalisierung<br />

am Fraunhofer IIS. „Dadurch wird keine zusätzliche<br />

Hardware benötigt, um die Lösung auf die Straße zu<br />

bringen.“ Allein die intelligente Kombination vorhandener<br />

Technik zur genaueren Lokalisierung mache dies möglich.<br />

Entsprechend wichtig ist an dieser Stelle das Fahrzeug-<br />

Know-how von Bertrandt, insbesondere das gesamtheitliche<br />

Fahrzeug- und Systemverständnis, um solche Funktionen im<br />

Kontext der Steuergeräte-Architektur ins Fahrzeug zu integrieren.<br />

Ein Vorteil: Durch die Integration des Systems in<br />

bestehende Assistenzfunktionen wird der Fahrer nicht durch<br />

eine zusätzliche Anzeige abgelenkt. Im Cockpit ist ersichtlich,<br />

in welcher Entfernung sich die Stopplinie befindet, an<br />

der gehalten werden soll. Geschwindigkeitsabhängig wird<br />

etwa 100 m vorher der automatische Bremsvorgang eingeleitet.<br />

Andere Assistenzsysteme werden durch die zusätzliche<br />

Funktion nicht beeinflusst. Die realisierte Lösung lässt das<br />

Fahrzeug auf zirka 50 cm genau an der Stopplinie halten –<br />

allein durch die Nutzung neuartiger Korrekturdaten. Diese<br />

Genauigkeit kann bei Bedarf auch durch den Einsatz verbesserter<br />

Technik gesteigert werden. Standard-GPS-Empfänger,<br />

wie sie bislang eingesetzt werden, ermöglichen nur eine<br />

Positionierung im Meterbereich.<br />

Im Mittelpunkt des vorgestellten Assistenzsystems steht die<br />

Unterstützung des Fahrers im Hinblick auf Komfort und Sicherheit.<br />

Zudem werden Ressourcen geschont, etwa Kraftstoff<br />

und Verschleißteile im Auto durch die Optimierung von<br />

Kurvengeschwindigkeiten bei automatisierter Fahrt. Durch<br />

die präzisen Ortsinformationen wird aber auch die Qualität<br />

von Schwarmdaten, die von erheblicher Bedeutung für zukünftiges<br />

vernetztes Fahren sind, optimiert. Ein Szenario ist<br />

zum Beispiel die Detektion von Straßenschäden, zu der jedes<br />

Fahrzeug Daten sammelt und an eine Cloud sendet. Nachfolgende<br />

Fahrzeuge passen automatisch die Dämpferregelung<br />

an und Ausbesserungsarbeiten können gezielter stattfinden.<br />

sorlösungen wird das nicht funktionieren. Welche Aufgaben<br />

kommen hier speziell auf die Elektronikentwickler zu?<br />

Härtl: Bei der Sensorfusion ist entscheidend, dass ich eine Abbildung<br />

‚des Ganzen‘ erhalte. Da jeder zusätzliche Sensor aber Kosten<br />

verursacht, muss zunächst auch die Frage gestellt werden, welche<br />

Sensoren denn wirklich erforderlich sind. Interessant ist dann, wie<br />

das Ergebnis dieser Fusion dargestellt werden kann und nicht zuletzt,<br />

wie sich die gesamte Sensorik im Auto verbauen lässt. An dieser<br />

Stelle spielt gerade bei vernetzten Fahrzeugen auch die Kommunikation<br />

mit anderen Fahrzeugen oder Verkehrsteilnehmern beziehungsweise<br />

dem Internet of Things und damit auch dessen Back -<br />

end eine Rolle. Dort erhalte ich gegebenenfalls auch ‚smarte Daten‘<br />

und damit Analysedaten und Empfehlungen, die sinnvoll einzusetzen<br />

sind und eventuell wiederum den Aufwand für Hardware in<br />

Form von Sensorik reduzieren.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Das setzt allerdings 5G-Netze voraus –<br />

wird man sich darauf verlassen können?<br />

Härtl: Meiner Meinung nach wird die 5G-Kommunikation auf alle<br />

Fälle revolutionär sein – schon allein mit Blick auf Bandbreite und<br />

Übertragungsgeschwindigkeiten. Entscheidend wird mit Sicherheit<br />

die Netzabdeckung sein, was Investitionen in die Infrastruktur erfordert.<br />

Das wird auch die damit verbundenen Geschäftsmodelle beeinflussen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In der Summe erfordert das eine Zusammenarbeit<br />

vieler verschiedener Disziplinen – wie gehen Sie diese<br />

Thematik an?<br />

Härtl: Wir arbeiten einerseits bewusst mit Partnern zusammen. Das<br />

sind sowohl Forschungsinstitute als auch Industriepartner – etwa<br />

Spezialisten für Komponenten, wenn es um Sensorik oder Mikrocontroller<br />

geht. Andererseits spielt in der Elektronik Software eine<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 43


FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Bertrandt arbeite bewusst mit<br />

Partnern zusammen – sowohl<br />

Forschungsinstituten als auch<br />

Industriepartnern (siehe Kasten<br />

Praxisbeispiel), sagt Bertrandt-<br />

Fach bereichsleiter Klaus Härtl.<br />

„Wir haben aber auch eine eigene<br />

Fahrzeugplattform entwickelt,<br />

um Themen voranzubringen –<br />

etwa unser Innovationsprojekt<br />

b. competent“<br />

rück – in der Summe entstehen so ‚intelligente Systeme‘. Entscheidend<br />

ist bei all dem, dass man bereit ist, etwas auszuprobieren, ohne<br />

das Ergebnis oder den Mehrwert vorab vollumfänglich einschätzen<br />

zu können – etwas, womit wir Europäer uns vielleicht etwas<br />

schwerer tun als etwa Nordamerikaner.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In den letzten Jahren finden viele Entwicklungen<br />

rund um die Fahrzeugkonstruktion vor allem in den Bereichen<br />

Elektronik, Sensorik und Assistenzsysteme statt. Wird<br />

Zum Unternehmen<br />

Bild: Bertrandt<br />

INFO<br />

Für seine Kunden aus technologischen Schlüsselbranchen<br />

entwickelt der Bertrandt-Konzern seit über 40 Jahren individuelle<br />

Lösungen. Hierzu gehören die Automobil- und Luftfahrtindustrie,<br />

die Energie-, Medizin- und Elektrotechnik<br />

sowie der Maschinen- und Anlagenbau. Das Unternehmen<br />

versteht sich dabei als Technologiekonzern und Lösungsanbieter<br />

und ist damit in die Entwicklungsabläufe seiner<br />

Kunden eingebunden. Insgesamt beschäftigt Bertrandt rund<br />

13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 54 Standorten.<br />

www.bertrandt.com<br />

dominierende Rolle. Wir haben deswegen eine eigene Fahrzeugplattform<br />

entwickelt, um diese Themen voranzubringen – unser Innovationsprojekt<br />

b.competent. Es hat zum Ziel, Fahrzeugsensorik<br />

und Infrastruktur intelligent zu vernetzen. Auf diese Weise konnten<br />

wir bereits Methoden und Prozesse entwickeln und vor allem die<br />

Qualität in der Entwicklung sichern. Das hat uns mit Blick auf Bereiche<br />

wie vernetzte Assistenzsysteme enorm vorangebracht. Über<br />

die Anbindung an die Cloud können wir Daten aus dem Fahrzeug in<br />

die Cloud schicken, dort analysieren und damit ‚smarte Daten‘ generieren.<br />

Diese gelangen auf demselben Weg dann zum Fahrzeug zudas<br />

auch in den kommenden zehn Jahren so bleiben oder sehen<br />

Sie weitere Handlungsfelder?<br />

Härtl: Ich denke generell, dass sich die Geschäftsmodelle verändern<br />

werden. Auch die Automobilhersteller sprechen ja heute schon viel<br />

von Services und dem Generieren von Mehrwert. Das betrifft einerseits<br />

‚smartere Komponenten‘, andererseits aber auch eine steigende<br />

Vernetzung. Ich denke, dass es vermehrt Partnernetzwerke geben<br />

wird.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns noch einen Blick auf die<br />

Elektromobilität werfen – die Deutsche Post baut sich ja nun ihre<br />

Elektrofahrzeuge selber und die Erfinder des Streetscooters<br />

am WZL der RWTH Aachen planen, mit dem e.Go einen sehr<br />

günstigen elektrisch betriebenen Kleinwagen anzubieten. Was<br />

halten Sie von solch einem Ansatz der darauf zielt, Elektrofahrzeuge<br />

so günstig zu machen, dass viele sich lieber ein eigenes<br />

Fahrzeug leisten?<br />

Härtl: Ich bin mir nicht sicher, ob jeder immer ein Auto besitzen will.<br />

Fragt man jüngere Menschen, steht der Mobilitätsgedanke im Vordergrund.<br />

Man will von A nach B kommen – ob mit dem eigenen Auto<br />

oder einem Car-Sharing-Konzept ist zunehmend zweitrangig. Ich<br />

denke, da wird sich noch einiges ändern. Gegebenenfalls ist es mit<br />

Blick auf vorhandene Parkmöglichkeiten ja auch gar nicht wünschenswert,<br />

dass jeder ein eigenes Auto besitzt. Gefragt sind also<br />

letztlich intelligente Konzepte. Individuelle Mobilität bedeutet dann<br />

nicht zwingend, dass jeder sein Auto hat – individuelle Mobilität bedeutet<br />

vielmehr, dass es ‚smarte Autos‘ oder Mobilitätskonzepte<br />

gibt und ich mich insbesondere in jedem dieser Fahrzeuge – trotz<br />

der Individualität – wiederfinde. Elektromobilität bewegt darüber hinaus<br />

aber deutlich mehr!<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wollen Sie das abschließend noch etwas<br />

detaillierter erläutern?<br />

Härtl: Elektromobilität bewegt nicht nur den Automobilhersteller,<br />

sondern auch den Endkunden im sprichwörtlichen Sinne – was eine<br />

entsprechende Infrastruktur voraussetzt. Elektromobilität beeinflusst<br />

damit auch den Energiemarkt. Das führt wiederum direkt zu<br />

‚intelligenten‘ Lösungen. Ist gerade etwa ‚zu viel‘ Strom im Netz,<br />

stellt sich doch die Frage, ob man diesen im Rahmen von intelligenten<br />

Speicherkonzepten dazu nutzen kann, Fahrzeugbatterien zu laden<br />

– auch wenn dies zu diesem Zeitpunkt gar nicht vorgesehen ist.<br />

In vernetzten Systemen sollte das möglich sein, neue Geschäftsmodelle<br />

können hier entstehen. Zusammen beispielsweise mit einer<br />

intelligenten Infrastruktur und den oft zitierten Wetterdaten ließe<br />

sich auf diesem Wege ein zusätzlicher ‚Mehrwert‘ generieren.<br />

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Details zum Thema Fahrerassistenz und<br />

dem Innovationsprojekt b.competent:<br />

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44 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 45


FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

DDS als offener Standard für das Design autonomer Fahrzeuge<br />

Die Reise zu vollautonomen Autos<br />

Der Data Distribution Service (DDS) bietet eine bewährte Grundlage für stabile und reaktionsfähige<br />

verteilte Steuerungssysteme. Als offener Standard spielt er eine große Rolle für das Design autonomer<br />

Fahrzeuge. Auf diesen Einsatzbereich ist die DDS-Konnektivitätsplattform für Echtzeitanwendungen<br />

von RTI zugeschnitten.<br />

Reiner Duwe, Sales Manager EMEA, und Stan Schneider, CEO von RTI<br />

Im Gegensatz zu Message-zentrischen<br />

Konnektivitätsmodellen bietet Datenzentriertheit<br />

eine überlegene Modularität,<br />

Einfachheit und Skalierbarkeit<br />

Entwickler von autonomen Fahrzeugen stehen vor einer großen<br />

Herausforderung. Um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen,<br />

müssen die Hersteller ein herausragendes Fahrerlebnis bieten und<br />

zugleich die anspruchsvollen Anforderungen beim Design verteilter<br />

Systeme erfüllen, wie Sicherheit, Resilienz (die Fähigkeit von technischen<br />

Systemen, bei einem Teilausfall nicht vollständig zu versagen),<br />

Security, Skalierbarkeit, Fehlertoleranz und schnelle Datenverarbeitung.<br />

Denn in einem autonomen Auto als hoch komplexes, verteiltes<br />

dynamisches System treffen die Komponenten ununterbrochen<br />

lokale Entscheidungen in Echtzeit.<br />

Der DDS-Standard mit seiner Echtzeit-Performance, hohen Zuverlässigkeit,<br />

offenen Architektur und einem Publish/Subscribe-Prinzip<br />

beschleunigt und vereinfacht die Entwicklung verteilter Systeme.<br />

Dies macht ihn insbesondere für die Anwendung in autonomen<br />

Fahrzeugen interessant. Als einzige Technologie liefert DDS eine Mikrosekunden-Latenz,<br />

die Sicherheits-Zertifizierung nach IEC 26262,<br />

eine hohe Security sowie Betriebssicherheit für milliardenteure Produktlinien.<br />

Konnektivität für die Industrie<br />

Intelligente Maschinen wie autonome Autos treiben<br />

die derzeitigen Entwicklungen des industriellen Internets<br />

der Dinge (IIoT) massiv voran. Das IIoT setzt auf<br />

neue Netzwerkstandards, u. a. DDS für Echtzeitanwendungen,<br />

ob im Transportwesen, der Fernüberwachung<br />

oder Steuerung (Scada). Zuverlässige und<br />

schnelle Verbindungen zwischen intelligenten Geräten<br />

und Subsystemen bietet hier die DDS-Middleware. Einer<br />

der wichtigsten Vorteile von DDS besteht darin,<br />

Entwicklern das Designen von High-Level-Publish/<br />

Subscribe-Applikationen zu ermöglichen. Diese programmieren<br />

Interfaces anstatt Low-Level-Netzwerkcodes<br />

zu schreiben. Indem Connext DDS Cert Zehntausende<br />

von Zeilen an Applikationscode und Zertifizierungsnachweisen<br />

vermeidet, lassen sich enorme<br />

Kosten sparen, das Risiko reduzieren und die Time-to-<br />

Market beschleunigen.<br />

Mit DDS kommunizieren Module durch ein einfaches Veröffentlichen<br />

der Daten und Befehle, die sie produzieren (Publish), und ein<br />

Anfordern der Daten, die sie benötigen (Subscribe). Connext DDS<br />

handhabt alle Kommunikationsdetails.<br />

Bild: RTI<br />

Eigenschaften von DDS<br />

Parallel mit intelligenten Geräten und verteilten Systemen wurde<br />

DDS über ein Jahrzehnt hinweg entwickelt und aufgebaut, um<br />

schnelle Konnektivität in Echtzeit zu leisten. Nun erfüllt die Middleware<br />

als einzige alle grundlegenden Anforderungen:<br />

• Zuverlässigkeit: Ob Downtime im Minuten- oder Mikrosekundenbereich<br />

– Ausfallzeiten sind eine Katastrophe. DDS implementiert<br />

natürliche Redundanz, um einen kontinuierlichen Betrieb zu<br />

gewährleisten.<br />

• Leistung: Fordert das System eine Millisekunden- oder Mikrosekunden-Antwort,<br />

bietet DDS schnelle Peer-To-Peer-Verbindungen.<br />

• Integration: Wenn das System zehn oder mehr Anwendungen integriert<br />

oder mit Tausenden von adressierbaren Datenelementen<br />

hantiert, erleichtert das datenzentrierte DDS den komplexen<br />

Datenfluss.<br />

46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


AUTONOMES FAHREN<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

Bild: RTI<br />

DDS ermöglicht eine nahtlose<br />

Verbindung zwischen Sensoren,<br />

Aktoren und Applikationen<br />

DDS in einer Architektur<br />

für verbundene Fahrzeuge<br />

(Car-to-Cloud)<br />

Um den Aufwand zu minimieren, liefert das DDS Publish/Subscribe-<br />

Modell eine ausgezeichnete Kontrolle der Quality-of-Service-Parameter<br />

(QoS) einschließlich Zuverlässigkeit, Bandbreitenkontrolle,<br />

Lieferfristen, Liveliness-Status, Ressourcenbeschränkungen und<br />

Security. Ein explizit verwaltetes Kommunikationsdatenmodell bietet<br />

eine breite Auswahl an Verbindungstypen. Die Datenzentrierung<br />

beinhaltet ein inhärentes Verständnis der zu verwaltenden und geteilten<br />

Informationen. Dank der automatisierten Abläufe finden keine<br />

hart-codierten Interaktionen zwischen Applikationen und Geräten<br />

statt. Außerdem erlaubt es die Teilnehmererkennung (Discovery),<br />

Applikation und Geräte einfach und ohne Konfigurationsänderungen<br />

hinzuzufügen.<br />

Im Vergleich zu herkömmlicher Punkt-zu-Punkt-Kommunikation bietet<br />

DDS einen überlegenen Datenbus mit einfachem Plug-and-Play,<br />

Skalierbarkeit und einer Architektur, die sich weiterentwickeln kann,<br />

während sie die spezifischen Leistungsniveaus beibehält. Diese<br />

Skalierbarkeit und Integrationsfähigkeit von DDS tragen dazu bei,<br />

die Verbindung eines Autos mit anderen Fahrzeugen und deren eigener<br />

Umgebung zu ermöglichen, einschließlich externer Systeme<br />

wie der Verkehrsüberwachung.<br />

Die Anforderungen autonomer Autos<br />

Mit seiner langjährigen Erfahrung in anderen IIoT-Anwendungen unterstützt<br />

RTI nun die Entwicklung zukünftiger autonomer Autos. Die<br />

einfache Integration sowie das flexible, zuverlässige und schnelle<br />

Publish/Subscribe-Datenmodell der RTI Connext DDS Middleware<br />

erfüllen die hohen Anforderungen autonomer Autos:<br />

• Integration und Kontrolle von Fahrzeug-Subsystemen, einschließlich<br />

Fahrsteuerung, Sicherheit, Infotainment und diagnostischer<br />

Funktionen<br />

• Fahrzeug-Interaktionen zur Kollisionsvermeidung und für ein besseres<br />

Fahrerlebnis<br />

• Tracking- und Kontrollfunktionen für Flottenmanagement, Verkehrsüberwachung<br />

und -management, Krisenmanagement sowie<br />

Behördenkoordination<br />

• Aggregation von Sensor- und Kameradaten bei Millisekunden-Geschwindigkeit<br />

• Lokale und rechnerferne Rückkopplungsschleifen<br />

• Zuverlässige Kommunikation über unzuverlässige Kanäle (wie<br />

drahtlos oder mobil)<br />

• Fähigkeit, in redundanten Umgebungen zu funktionieren (liefert<br />

auf intelligente Art nur eine Kopie der Daten)<br />

• Schnelle Time-to-Market für sicherheitszertifizierbare Infrastruktur<br />

mit RTI Connext DDS Cert<br />

Integration fahrzeuginterner und externer Systeme<br />

Von Anfang an hat DDS ein breites Spektrum an industriellen Echtzeit-Systemen<br />

angesprochen. Für die Echtzeit-Konnektivitätsplattform<br />

sind heute mehr als ein Dutzend Implementierungen verfügbar.<br />

Das IIoT und DDS fördern neue intelligente Maschinen, darunter<br />

auch selbstfahrende Autos. RTI ist daran beteiligt, den DDS-<br />

Standard zu erweitern und ihn an die Bedürfnisse von anspruchsvollen<br />

Anwendungen wie autonome Autos anzupassen. Die aktuellen<br />

RTI-Connext-Lösungen erfüllen die Konnektivitätsanforderungen<br />

von komplexen Subsystemen und vereinfachen die Integration von<br />

fahrzeuginternen und externen Systemen, die sichere und zuverlässige<br />

autonome Autos unterstützen.<br />

www.rti.com<br />

Eine Dreißig-Tage-Testversion<br />

ist verfügbar unter:<br />

http://hier.pro/CLH0i<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 47


FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Sechs Gigabit-Ethernet-Kamerapaare nehmen die Umwelt beim autonomen Fahren wahr<br />

Lösungen für die Mobilität von morgen<br />

Autonomes Fahren ist derzeit neben der E-Mobilität das Trendthema der Automobilbranche schlechthin, welches<br />

nicht nur die großen Autohersteller inspiriert sondern auch branchenfremde Wirtschaftsunternehmen, Forschungs -<br />

institute, Hochschulen sowie Universitäten. Das Karlsruher Institut für Technologie ist mit von der Partie und hat<br />

eine Forschungs- und Erprobungsplattform für Stereo-Kamerasysteme entwickelt. Hierbei setzt das KIT auf<br />

Gigabit Ethernet Kameras von Matrix Vision.<br />

Ulli Lansche, Technischer Redakteur bei Matrix Vision, Oppenweiler<br />

Beim Opticar setzen Experten des KIT, des FZI<br />

sowie das Unternehmen Myestro Interactive<br />

auf digitale Kameras; um genauer zu sein, auf<br />

Fischaugen-Weitwinkel-Stereo-Kameras von<br />

Matrix Vision<br />

Mit Lidar, Radar und Ultraschall gibt es viele Sensorsystembasierte<br />

Ansätze für das autonome Fahren. Beim Opticar<br />

setzen Experten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des<br />

FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Institut für Technologie<br />

sowie Myestro Interactive auf digitale Fischaugen Weitwinkel-<br />

Stereo-Kameras. Diese ermöglichen ein räumliches Sehen und<br />

geben dadurch Aufschluss über die Position, Distanz und Geschwindigkeit<br />

von Objekten. Das im Maßstab 1:4 entwickelte Fahrzeug ist<br />

rundum mit sechs solcher Kamera-Paaren ausgestattet. Sie vermessen<br />

zum einen die nähere Umgebung und zum anderen kann durch<br />

die virtuelle Verknüpfung einzelner Kameras aus verschiedenen<br />

Stereo-Kamera-Paaren der Abstand der Kameras vergrößert und<br />

damit auch weiter entfernte Objekte präzise erfasst werden. Der<br />

maximale Abstand entspricht dabei der gesamten Fahrzeugbreite<br />

oder -länge . So können Tiefenlandkarten der gesamten Umgebung<br />

entstehen.<br />

Für intelligente<br />

Verkehrssysteme entwickelt<br />

Bei den Kameras handelt es sich um das<br />

Gigabit Ethernet Modell mvBlueCougar-<br />

X104iC von Matrix Vision. Diese Farbkameras<br />

sind mit dem Pregius-CMOS-Sensor IMX265<br />

von Sony ausgestattet, der speziell für intelligente<br />

Verkehrssysteme entwickelt wurde.<br />

Gerade im Bereich Verkehr sind Sensoren<br />

nötig, die keine Probleme mit wechselnden<br />

Lichtverhältnissen haben. Hier bieten die<br />

Sensoren von Sony vor allem ein niedriges<br />

Dunkelrauschen bei einer hohen Dynamik<br />

von über 71 dB. Die Stereo-Kameras übermitteln<br />

ihre Daten über Ethernet an einen<br />

eingebetteten, hochleistungsfähigen Bildverarbeitungsrechner,<br />

der in Echtzeit und kontinuierlich<br />

ein Gesamtbild der Verkehrssituation im Umfeld erstellt.<br />

Eine besondere Herausforderung bilden die Schwingungen der<br />

Fahrzeugkarosserie im Betrieb. Durch sie ändert sich ständig<br />

die Ausrichtung der Kameras zueinander und sie erschweren es,<br />

verwertbare Bildinformationen zu erhalten.<br />

Bild: KIT<br />

Kiev-Technologie und Rubber-Stereo<br />

Dafür hat sich Myestro einen zweistufigen Prozess einfallen lassen,<br />

mit dem diese Schwingungen in Echtzeit erkannt und kompensiert<br />

werden können: Zuerst wird mit der von Myestro entwickelten<br />

„Kiev-Technologie“– einer Vermessung der Optik selbst – die eigene<br />

Kalibrierung der Fischaugenobjektive ermittelt. Dies geschieht, bevor<br />

die Kameras am Opticar eingesetzt werden, mittels eines Kalibrierstands.<br />

Das Vektorfelder, das dabei entsteht, wird zur hochgenauen<br />

(


AUTONOMES FAHREN<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

in das Opticar als zweite Stufe eine Technologie zum Einsatz, die<br />

Rubber-Stereo getauft wurde. Hierbei finden die Kameras, schritthaltend<br />

für jede Bildaufnahme, die jeweilige relative Ausrichtung, die<br />

durch die Verformung des Opticar während des Einsatzes kontinuierlich<br />

verändert wird. Über die ermittelten Lage-Matrizen werden dann<br />

direkt zeilentreue Bilderpaare zur Stereoauswertung errechnet.<br />

Sowohl Forschungs- als<br />

auch gesetzliche Fragen werden geklärt<br />

Das Opticar-Fahrzeug soll für die Erprobung neuer Technologien und<br />

als Demonstrator in der Lehre eingesetzt werden. Mit seiner offenen<br />

Architektur kann das Testauto zudem abhängig von spezifischen<br />

Forschungsfragen um weitere Module wie Radar, Karten oder<br />

Car2X-Kommunikation erweitert werden.<br />

Dass dem autonomen Fahren wohl die Zukunft gehört, ist unbestritten,<br />

soll es doch für mehr Sicherheit, mehr Komfort und für ein<br />

entspannteres Reisen sorgen. Mit dem KIT-Zentrum „Mobilitätssysteme“<br />

sowie dem Opticar ist das Karlsruher Institut für Technologie<br />

schon gut aufgestellt. Weitere Entwicklungen sind nur noch eine<br />

Frage der Zeit und der Politik, wobei letztere das Thema auf die<br />

Tagesordnung gesetzt hat und die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

festlegen will.<br />

ik<br />

www.matrix-vision.com<br />

Das Gigabit-Ethernet-Modell mvBlueCougar-X104iC von Matrix Vision ist<br />

mit dem Pregius-CMOS-Sensor IMX265 von Sony ausgestattet, der speziell<br />

für intelligente Verkehrssysteme entwickelt wurde<br />

Weitere Informationen zu den GigE-<br />

Vision-Kameras von Matrix Vision:<br />

http://hier.pro/LrQ95<br />

Bild: Matrix Vision<br />

Drucktransmitter für die Automobilindustrie<br />

Ideal für Motorenprüfstände und Fahrzeuge<br />

<br />

Serie M5<br />

<br />

mit 50 kHz Bandbreite<br />

<br />

bis 200 °C<br />

<br />

Körperschall<br />

Serie 33 X<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

seriellen Anschluss<br />

Serie 41 X<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Serie 22 DT<br />

<br />

<br />

<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 49


FAHRERASSISTENZ<br />

AUTONOMES FAHREN<br />

Mobile Sensoren messen aktuellen Reibwert der Fahrbahnoberfläche<br />

Die neuen Augen des Fahrzeugs<br />

Wie kann das selbstfahrende Auto beim Bremsen wissen, welchen Reibwert der Untergrund<br />

aktuell hat? Informationen könnte ein Wettersensor am Fahrzeugunterboden liefern. Derzeit laufen<br />

Vorentwicklungsprojekte, bei denen die Daten als Entscheidungsgrundlage für automatisierte und<br />

autonome Fahrfunktionen verwendet werden.<br />

Hartmut Hammer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

In der Erprobung werden die<br />

Marwis-Sensoren noch in freier<br />

Lage und ein bis zwei Meter über<br />

Fahrbahnniveau angebracht<br />

Automatisiertes und autonomes Fahren erfordert eine sehr<br />

hohe Auflösung von Straßendaten, sollen Brems- und Lenk -<br />

eingriffe exakt gelingen. Insbesondere das Wissen um den aktuellen<br />

Reibwert der Fahrbahnoberfläche ist für automatisierte Bremseingriffe<br />

unerlässlich. Er könnte mit stationären Sensoren ermittelt<br />

werden – eine flächendeckende Erfassung würde aber immense<br />

Kosten verursachen. Die G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH<br />

aus Fellbach bei Stuttgart geht den anderen Weg – mit einem mobilen<br />

Sensor.<br />

Das Unternehmen, das unter anderem stationäre Messeinrichtungen<br />

zur Erkennung von Straßenglätte entwickelt und fertigt, hat daraus<br />

den mobilen Sensor Marwis (Mobile Advanced Road Weather<br />

Information Sensor) abgeleitet. Er kann – direkt am Fahrzeug angebracht<br />

– nach Unternehmensangaben mit einer Auflösung von<br />

100 Hz den Fahrbahnzustand zuverlässig messen. „Umgerechnet<br />

bedeutet dies bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 80 km/h alle<br />

20 Zentimeter einen Messwert. Diese sehr präzise mobile Erfassung<br />

des Straßenzustands ist bisher ein Alleinstellungsmerkmal<br />

des Marwis“, erklärt Elektrotechniker<br />

Manuel Kreissig aus dem<br />

technischen Service von Lufft.<br />

Marwis besteht aus vier Leuchtdioden,<br />

die in verschiedenen<br />

Wellenbereichen Licht aussenden<br />

– eine davon speziell für Eis -<br />

anwendungen. Dieses Licht wird<br />

von der Fahrbahnoberfläche teilweise<br />

reflektiert und von zwei<br />

anderen LED aufgefangen, eine<br />

wiederum mit einem speziellen<br />

Filter für Eisanwendungen. Die<br />

LED sind hinter Linsenelementen angebracht, die das Licht genau<br />

definiert lenken. „Da die Geometrie und der Schliff der Linsen sehr<br />

wichtig für die Messgenauigkeit sind, legen wir bei unseren Lieferanten<br />

auf eine extrem maßhaltige Fertigung großen Wert“, betont<br />

Manuel Kreissig.<br />

Bild: Lufft<br />

Informationen aus dem Untergrund auslesen<br />

Das Reflexions- und Absorptionsverhalten des Untergrunds ist abhängig<br />

von dessen Oberflächenstruktur – beispielsweise Asphalt,<br />

Beton – und dem Oberflächenmedium, also trocken, feucht, eisoder<br />

schneebedeckt. Aus dem Spektrum des reflektierten Lichts<br />

kann Marwis auf den Untergrund schließen und sehr genaue Reibwerte<br />

ermitteln. Beispielsweise lässt sich laut Kreissig die Höhe eines<br />

Wasserfilms im Bereich bis 6 mm mit einer Genauigkeit im<br />

Mikrometerbereich bestimmen. Auch die Dicke einer Eisschicht<br />

lässt sich ähnlich exakt detektieren.<br />

Mit den LED- und anderen Sensoren ermittelt Marwis zusätzlich<br />

noch die Fahrbahn-Oberflächentemperatur, die Lufttemperatur und<br />

den Taupunkt. Alle Daten werden in einem internen Prozessor mit<br />

selbst erstellten Softwarealgorithmen ausgewertet und über<br />

Schnittstellen – Bluetooth, CAN und andere sind möglich – an die<br />

Empfänger der Wetterdaten weitergeleitet. Dieses breite Spektrum<br />

50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Bild: Continental<br />

Continental will aus der Interpretation von Umgebungs- und Fahrzeugdaten indirekt<br />

Erkenntnisse zum Reibwert der Straße gewinnen<br />

Bild: Lufft<br />

Manuel Kreissig: „Marwis hat bereits den Innovationspreis<br />

Baden-Württemberg und den Industriepreis 2015 gewonnen<br />

und war bei den Prism Awards unter den Top 3.“<br />

an Zustandsdaten kann nach Angaben von Lufft noch kein anderes<br />

Sensorsystem bieten.<br />

Continental Automotive etwa entwickelt nach eigenen Angaben<br />

den sogenannten Road Condition Observer. Seine komplexen Algorithmen<br />

sollen aus den Bildern einer ohnehin schon hinter der Windschutzscheibe<br />

vorhandenen Monokamera, den Fahrdynamikdaten<br />

des ESP, lokalen Wetterdaten (Temperatur, Wischeraktivität und<br />

Daten aus der Cloud) sowie dem Reifenverhalten die Straßen -<br />

verhältnisse indirekt klassifizieren. Bisher sind nach Unternehmensangaben<br />

die vier Straßenzustände trocken, nass, verschneit und vereist<br />

detektierbar, aber noch keine genauen Reibwerte. Aktuell soll<br />

sich davon die Nässeerkennung in der Erprobung bei Fahrzeug -<br />

herstellern befinden.<br />

Es geht noch etwas kleiner<br />

„Die ersten 250 Marwis-Sensoren in Serie bewähren sich bereits<br />

im Winterdienst auf der Straße oder bei großen Flughäfen, wo sie<br />

das bedarfsgerechte Ausbringen von Streusalz optimieren“, berichtet<br />

Kreissig. „Weitere Einsatzgebiete sehen wir bei der Anpassung<br />

des Chemikalieneinsatzes beim Enteisen von Flugzeugen sowie bei<br />

großen Lkw- oder Transporter-Flotten.“<br />

Vor der Anfang des nächsten Jahrzehnts angepeilten Serieneinführung<br />

bei Pkw hat Lufft aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen.<br />

Eine ist die aktuelle Größe des Marwis, das im Buch-Format daher<br />

kommt und 1,7 kg Gewicht auf die Waage bringt. Bis zur Pkw-Serienreife<br />

peilt man einen Sensor in der Größe eines Smartphones mit<br />

viel weniger Masse an.<br />

Ausgeklügelt wird auch die Integration des Sensors im Pkw werden,<br />

da das Messprinzip und die geometrischen Verhältnisse zwischen<br />

der Fahrbahnoberfläche sowie den Sende- und Empfänger-<br />

LEDs nur bestimmte Toleranzen dulden. Als Einbauort bietet sich<br />

der Unterboden an, allerdings müssen die Sensor-Linsen vor Verschmutzung<br />

möglichst geschützt und der gesamte Sensor möglichst<br />

weit von Wärmequellen wie dem Verbrennungsmotor und der<br />

Abgasanlage entfernt sein.<br />

Das ist Lufft<br />

Seit der Gründung des Unternehmens durch Gotthilf Lufft im<br />

Jahr 1881 befasst sich die G. Lufft Mess- und Regeltechnik<br />

GmbH mit der Entwicklung und Produktion klimatologischer<br />

Messtechnik. Die Produkte des Fellbacher Unternehmens<br />

werden weltweit überall dort eingesetzt, wo Luftdruck,<br />

Temperatur, relative Feuchte und andere Umweltparameter<br />

gemessen werden müssen. Zusammen mit den Tochter -<br />

gesellschaften in den USA sowie in China zählt das Unternehmen<br />

105 Mitarbeiter.<br />

www.lufft.com<br />

Derzeit kooperiert Lufft mit zwei OEMs und einem Tier1-Lieferanten<br />

aus dem Stuttgarter Raum in Vorentwicklungsprojekten, bei denen<br />

die Marwis-Daten als Entscheidungsgrundlage für automatisierte<br />

und autonome Fahrfunktionen verwendet werden. Genau so sinnvoll<br />

können die Daten – Big Data lässt grüßen – aber auch in eine<br />

Cloud eingespeist werden und dabei helfen, über Car-to-X-Kommunikation<br />

sehr fein aufgelöste Fahrbahn-Zustandsdaten oder Wetterprognosen<br />

für andere Verkehrsteilnehmer bereitzustellen. So ist<br />

Lufft ein Teilnehmer des Projekts „Digitales Testfeld Autobahn“ auf<br />

der A9 zwischen München und Nürnberg. Dort erfasst Marwis unter<br />

tatkräftiger Mithilfe der Autobahnmeisterei Greding mobil Fahrbahndaten,<br />

mit denen eine räumlich hochauflösende Glätte- und<br />

Straßenzustands-Vorhersage erstellt werden soll. Ähnliche Projekte<br />

finden derzeit im Bayerischen Wald und bei Köln statt. Die Daten<br />

werden direkt von der Strecke einmal pro Sekunde per Mobilfunk<br />

auf einen Cloudserver übertragen. Damit wird eine räumliche Auflösung<br />

der Messdaten von 15 bis 20 m erreicht.<br />

Detaillierte Informationen<br />

über Straßen- und Runwaysensoren:<br />

http://hier.pro/qdpwJ<br />

PLUS<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 51


FAHRERASSISTENZ<br />

NEWS<br />

Paravan entwickelt serienreife Systemlösung für das autonome Fahren<br />

Ausfallsicher und straßenzugelassen<br />

Osram Opto Semiconductors beschleunigt Innovationen<br />

Autonomes Fahren mit Lidar-Technologie<br />

Das besondere Know-how liegt auf<br />

der redundanten digitalen Steuerung<br />

von Lenkung, Gas und Bremse<br />

Seit mehr als 15 Jahren entwickelt<br />

die Paravan GmbH Steuerungstechnologie,<br />

mit der<br />

schwerbehinderte Menschen sicher<br />

am Straßenverkehr teilnehmen<br />

können. Die Technologie auf<br />

Drive-by-Wire-Basis ist gleichzeitig<br />

die Grundlage für das autonome<br />

Fahren auf dem höchsten Leve:<br />

patentiert, ausfallsicher, straßenzugelassen<br />

und mit einer eigenen<br />

Energieversorgung.<br />

Mit der Entwicklung einer serienreifen<br />

Lösung für die Automobilindustrie<br />

zum autonomen Fahren<br />

geht Paravan jetzt den nächsten<br />

Schritt. Die künftige Drive-by-Wire-Lösung<br />

könne dem Fahrzeughersteller<br />

aufgrund des modularen<br />

Aufbaus zu Großserienpreisen<br />

oder im Lizenzgeschäft angeboten<br />

werden, heißt es. Allein<br />

in den vergangenen fünf Jahren<br />

hat das schwäbische Unternehmen<br />

über 200 Erprobungsfahrzeuge,<br />

Vorserienfahrzeuge und<br />

Bild: Paravan<br />

Showcars für das autonome Fahren<br />

vorbereitet und ausgestattet.<br />

Das modulare und ausfallsichere<br />

Systembesteht aus Software,<br />

Aktuatoren, Schnittstellenmanagement<br />

und Sensorikintegration.<br />

und lässt sich individuell auf die<br />

Anforderungen der OEMs und<br />

Zulieferer anpassen. Das Knowhow<br />

liegt auf der redundanten digitalen<br />

Steuerung von Lenkung,<br />

Gas und Bremse sowie auf der<br />

Bereitstellung von Schnittstellen<br />

für Digitalisierung, GPS, Leitrechner,<br />

Kameras, Radar und Sensoren.<br />

Im Juni feierte das Unternehmen<br />

den Roll-out eines neuen<br />

Technologieträgers auf Basis<br />

eines BMW M4 Driftcar. Gelenkt<br />

wird das Fahrzeug nicht mehr<br />

über eine konventionelle mechanische<br />

Lenkung mit Lenksäule,<br />

sondern über ein neu entwickeltes,<br />

digitales Forcefeedback-<br />

Lenkrad, welches mit der Steerby-Wire<br />

Technologie Space Drive<br />

gekoppelt wurde.<br />

www.paravan.de<br />

Drei von einander unabhängige<br />

Steuerkreisläufe überwachen sich<br />

ständig selbst<br />

Bild: Paravan<br />

Achtung, Wildwechsel: Lidar-Scanning-Systeme rastern mit einem<br />

Laserstrahl die Umgebung des Fahrzeugs ab<br />

Sensoren ermöglichen es selbstfahrenden<br />

Fahrzeugen, sicher<br />

durch den Straßenverkehr zu navigieren.<br />

Dominieren werden<br />

den autonomen Fahrzeugsektor<br />

wahrscheinlich Lidar-Scanning-<br />

Systeme. Sie rastern horizontal<br />

mit einem Laserstrahl über ein<br />

bestimmtes Winkelsegment die<br />

Umgebung des Fahrzeugs ab<br />

und erzeugen eine hochauflösende<br />

3D-Karte des Umfelds.<br />

Osram Opto Semiconductors als<br />

einer der Pioniere für die Entwicklung<br />

von Hochleistungs-<br />

Pulslasern für Lidar-Systeme entwickelt<br />

derzeit die aktuelle Generation<br />

von Lasern mit einer sehr<br />

kurzen Pulslänge von weniger als<br />

5 ns. Der neueste 4-Kanal-Lidar-<br />

Laser besteht aus einem Laserbarren<br />

mit vier einzeln ansteuerbaren<br />

Laserdioden sowie einer<br />

ins Modul integrierten Ansteuerschaltung.<br />

Bild: Osram Opto Semiconductors<br />

Das gesamte Modul ist oberflächenmontierbar<br />

und reduziert damit<br />

den Aufwand und die Kosten<br />

für Montage und Feinjustierung.<br />

Gemeinsam mit seinem Partner<br />

Innoluce entwickelte der Regensburger<br />

Spezialist ein Referenzdesign<br />

eines Lidar-Systems<br />

auf Basis eines MEMS (Micro-<br />

Electro-Mechanical Systems) mit<br />

dem erwähnten 4-Kanal-Laser.<br />

Das System bietet eine Reichweite<br />

von mindestens 200 m für<br />

das Erkennen von Fahrzeugen<br />

sowie 70 m für Fußgänger. Das<br />

Gesamtsystem deckt ein Blickfeld<br />

von 120° in der Waagrechten<br />

und 20° in der Senkrechten ab<br />

und bietet eine Auflösung von<br />

0,1° horizontal und 0,5° vertikal.<br />

www.osram.com/os<br />

Erfahren Sie mehr auf der<br />

FAKUMA, 17. – 21.10.2017<br />

Halle A5, Stand A5-5212<br />

KUNSTSTOFF IN HÖCHSTFORM<br />

Für unsere anspruchsvollen Kunden erweitern wir immer wieder die Grenzen des<br />

Machbaren – beispielsweise durch die Fertigung von komplexen Baugruppen mit<br />

integrierten Zusatzfunktionen. Dabei beherrschen wir die gesamte Prozesskette<br />

vom Engineering über Werkzeugbau, Spritzguss und Montage bis zur Logistik.<br />

Wir beraten Sie bei der Werkstoffauswahl und der Optimierung Ihrer Konstruktio-<br />

<br />

auf Ihre Wünsche. Von unseren hochmodernen Produktionsstätten in Illertissen<br />

(D) und Györ (HU) können Sie höchste Qualität erwarten – unabhängig davon,<br />

wie hoch die Stückzahl ist. Fordern Sie uns!<br />

WEISS Kunststoffverarbeitung GmbH & Co KG • D-89257 Illertissen • Rudolf-Diesel-Str. 2 • T +49 (0)7303 9699-0<br />

WEISS Hungaria Kft • HU-9028 Györ • www.weiss-kunststoff.de<br />

52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


NEWS<br />

FAHRERASSISTENZ<br />

Bosch und TomTom erzielen Durchbruch für automatisiertes Fahren<br />

Karte auf Basis von Radarsignalen<br />

Einen Durchbruch in der Entwicklung<br />

von hochauflösenden Karten<br />

für automatisiertes Fahren<br />

haben Bosch und TomTom erzielt:<br />

Erstmals ist es gelungen,<br />

die für solche Karten unverzichtbare<br />

Lokalisierungsschicht auf<br />

Basis von Radarsignalen zu erstellen.<br />

Bislang werden dafür<br />

Videodaten genutzt. Die Radar<br />

Road Signature von Bosch setzt<br />

sich aus Milliarden von einzelnen<br />

Reflexpunkten zusammen. Diese<br />

entstehen überall dort, wo Ra-<br />

darsignale etwa auf Leitplanken<br />

oder Verkehrsschilder treffen,<br />

und bilden so den Verlauf einer<br />

Straße nach. Damit lassen sich<br />

automatisiert fahrende Autos bis<br />

auf wenige Zentimeter genau in<br />

der Fahrspur lokalisieren, auch<br />

nachts. An der Radar-Straßensignatur<br />

und ihrer Integration in die<br />

hochauflösende Gesamtkarte<br />

von TomTom haben beide Unternehmen<br />

seit 2015 gearbeitet.<br />

wwww.bosch.com<br />

www.tomtom.com<br />

Schutz für<br />

Mensch und Maschine<br />

Individuelle Faltenbälge,<br />

Abdeckungen, Unfallschutz<br />

1. Faltenbälge<br />

2. Gleitbahnschützer<br />

3. Kastenbälge<br />

4. Jalousien<br />

5. Gummiformteile<br />

6. Rollbandabdeckungen<br />

7. Spiralfedern<br />

8. Schürzen<br />

9. Kompensatoren<br />

10. Manschetten<br />

www.faltenbalg.net<br />

info@faltenbalg.net Tel. +49 (0) 202/8 45 82 Fax +49 (0) 202/8 28 85<br />

Bild: Bosch<br />

Im Unterschied zu Karten für heutige Navigationsgeräte bestehen hochauflösende<br />

Karten aus mehreren übereinanderliegenden Schichten.<br />

Continental erweitert Telematik-Portfolio<br />

Bereit zur ganzheitlichen Vernetzung<br />

Continental erweitert sein Portfolio<br />

in Richtung ganzheitlicher<br />

Fahrzeugvernetzung. In Zusammenarbeit<br />

mit Carnegie Technologies,<br />

einem Lösungsanbieter<br />

für drahtlose Konnektivität, will<br />

das Unternehmen dafür sorgen,<br />

dass Fahrzeughersteller und Fahrer<br />

stets die schnellste und zuverlässigste<br />

Netzwerkverbindung<br />

nutzen können, die für Automobile<br />

zur Verfügung steht. Im<br />

Rahmen der Zusammenarbeit<br />

Bild: Bosch<br />

vertreibt Continental die Network<br />

Convergence Platform von<br />

Carnegie Technologies und integriert<br />

diese in seine intelligenten<br />

Telematik-Anwendungen für<br />

Fahrzeughersteller. Die Lösung<br />

läuft auf der nächsten Generation<br />

des Telematikmoduls von Continental<br />

mit einer unterstützenden<br />

cloud-basierten Komponente für<br />

Analyse- und Diagnosefunktionen.<br />

Während der Fahrt sorgt<br />

diese Technologie für Bandbreitenaggregation<br />

und lückenlose<br />

Übergabe von Anrufen und Daten,<br />

für schnellere Geschwindigkeiten<br />

und nahtloses Umschalten<br />

zwischen verschiedenen<br />

Netzwerktypen wie WLAN, LTE,<br />

3G und Satellit. Diese Fähigkeiten<br />

sind für neue datenintensive<br />

Anwendungen unverzichtbar.<br />

www.continental-corporation.com<br />

Magnete<br />

verwirklichen Ideen<br />

Wir bieten Ihnen ein leistungsstarkes Programm in:<br />

Magnetwerkstoffen<br />

HF, Plastomagnete, Magnetgummi, NdFeB, Sm/Co<br />

Magnethaftsystemen<br />

Magnetverschlüssen<br />

Flach- und Stabgreifern<br />

Sonderkonstruktionen<br />

Fordern Sie unser 98-seitiges Handbuch an!<br />

Peter Welter GmbH & Co. KG . Postfach 13 55 . 50364 Erftstadt<br />

Telefon (0 22 35) 9 55 21-0 . Telefax (0 22 35) 7 28 75<br />

E-Mail: info@magnete-welter.de . Web: magnete-welter.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 53


ANTRIEB<br />

WERKSTOFFE FÜR ABGASSYSTEME<br />

Bild: Schoeller Werk<br />

Schoeller Werk liefert pro Jahr rund 4 Mio. Flachovalrohre für AGR-Systeme in Ottomotoren und zirka 9 Mio. Meter (oval und rund) für Dieselmotoren. Der<br />

Fertigungsprozess ist dabei so ausgelegt, dass das Bandmaterial direkt flachoval profiliert und dann verschweißt wird<br />

Rohrform beeinflusst Effizienz von Systemen zur Abgasrückführung (AGR)<br />

„Oval ohne Umformen“<br />

Rohre mit flachovalem Querschnitt sparen Platz und Gewicht bei der Auslegung von Systemen für die Abgasrückführung<br />

(AGR) bei Ottomotoren. Entscheidend ist, die ovalen Rohre nicht durch Umformung aus einem runden Rohr zu erzeugen –<br />

denn nur so lassen sich die Eigenspannungen ausreichend reduzieren, erläutert Mario Gerth, Leiter Vertrieb Automobil<br />

bei der Schoeller Werk GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz in Hellenthal fertigt ovale Rohre sowohl aus<br />

austenitischen als auch aus ferritischen Werkstoffen. Letztere bieten Vorteile bei der AGR.<br />

Interview: Michael Corban, Chefredakteur, <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Gerth, rund oder oval – macht das einen<br />

Unterschied bei Rohren für Abgasrückführungssysteme?<br />

Gerth: Gefordert ist ein umweltfreundlicher Betrieb von Fahrzeugen<br />

und gerade beim Dieselmotor ist die Abgasrückführung eine bewährte<br />

Stellschraube. Je effizienter das Abgas abkühlt, bevor es dem Verbrennungsraum<br />

erneut zugeführt wird, desto geringer fällt die Stickoxidbildung<br />

aus. Beim Ottomotor ist dies etwas anders; hier wird durch die<br />

Reduzierung der Ladungswechselverluste eine Kraftstoffeinsparung<br />

und letztendlich eine Verringerung des Abgasausstoßes erzielt. Des-<br />

wegen liegt das Augenmerk der AGR-Systemhersteller auf der Rohrtechnik.<br />

In konventionellen Systemen durchläuft das heiße Abgas 40<br />

bis 50 innenliegende Rundrohre, die vom Kühlwasserkreislauf umschlossen<br />

sind, um die Temperatur der rückgeführten Abgase zu senken.<br />

Da die Effizienz dieses ‚Wärmetauschers‘ letztlich unmittelbar<br />

den Wirkungsgrad des Motors beeinflusst, spielen die zum Einsatz<br />

kommenden Edelstahlrohre eine große Rolle. Hier hat sich gezeigt,<br />

dass Flachovalrohre mit Abmessungen von beispielsweise 50 mal<br />

5 Millimetern mit zusätzlicher innerer Verwirbelung eine Effizienzsteigerung<br />

bewirken. Unsere längsnahtgeschweißten Ovalrohre sind zudem<br />

eine platz- und gewichtsparende Alternative zu Rundrohren. Je<br />

nach AGR-Technologie genügen statt 50 runden dann 10 bis 15 ovale<br />

Rohre – auch dieser ‚Leichtbau‘ verringert den Kraftstoffeinsatz.<br />

54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


WERKSTOFFE FÜR ABGASSYSTEME<br />

ANTRIEB<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Schoeller Werk formt aus dem Bandmaterial<br />

direkt ein ovales Profil, das dann direkt verschweißt wird.<br />

Warum ist diese Art der Herstellung so wichtig?<br />

Gerth: Klassisch werden längsnahtgeschweißte Ovalrohre per Profilierung<br />

hergestellt – will heißen: Zu Rundrohren verschweißte Bänder<br />

werden durch mechanische Einwirkung zu einem ovalen Profil<br />

kalibriert. Nachteilig dabei sind Druckstellen an der Oberfläche und<br />

eine erhöhte Eigenspannung im Material. Insbesondere dann, wenn<br />

solch ein Edelstahlrohr getrennt wird, neigt es aufgrund von Eigenspannungen<br />

dazu, wieder seine ursprüngliche Form anzustreben –<br />

auf diese Weise lassen sich die geforderten engen Toleranzen im<br />

Zehntelbereich nicht einhalten. Deswegen haben wir uns überlegt,<br />

wie wir die Fertigungsschritte und die Menge der Energie, die wir<br />

einbringen, reduzieren können. Relativ schnell war klar, dass es<br />

„Je nach AGR-<br />

Technologie genügen<br />

statt 50 runden<br />

dann 10 bis 15<br />

ovale Rohre.“<br />

Bild: Schoeller Werk<br />

Längsnahtgeschweißte Flachovalrohre sind eine platz- und gewichtsparende<br />

Alternative zu Rundrohren. Mit Abmessungen von typischerweise<br />

50 mal 5 mm und aufgrund einer zusätzlichen inneren Verwirbelung<br />

machen sie AGR-Systeme effizienter<br />

den Werkstoffen 1.4509 und 1.4521. Gerade bei der Umsetzung innovativer<br />

Konzepte setzen wir zudem auf eine enge Zusammenarbeit<br />

mit namhaften Zulieferern der Automobilindustrie; da System -<br />

anforderungen immer ganzheitlich zu bewerten sind.<br />

Bild: Schoeller Werk<br />

Mario Gerth, Leiter Vertrieb<br />

Automobil bei der Schoeller Werk<br />

GmbH & Co. KG, Hellenthal<br />

sinnvoll ist, das Bandmaterial direkt zum Flachovalprofil zu profilieren<br />

und zu verschweißen. Wir haben dazu einen spezifischen Fertigungsprozess<br />

entwickelt, bei dem die Bandkanten des profilierten<br />

Vormaterials mittels Laserstrahl kontinuierlich zu einem Rohrstrang<br />

verschweißt werden. Mit dieser Art der Direktumformung – sinngemäß<br />

‚oval ohne Umformen‘ – umgehen wir die Nachteile des klassischen<br />

Verfahrens.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielt dabei der Werkstoff?<br />

Gerth: Maßgabe für die Lebensdauer eines AGR-Systems sind rund<br />

200.000 gefahrene Kilometer. Ferritische Edelstähle bieten hier im<br />

Vergleich zu austenitischen nichtrostenden Güten einen günstigeren<br />

Preis bei vergleichbaren Eigenschaften, vor allem sind die Preise<br />

– Stichwort Nickel, das an der Börse gehandelt wird – konstanter<br />

und damit leichter zu kalkulieren. Zudem neigen Ferrite nicht in gleicher<br />

Weise zur Kaltverfestigung beim Trennen beziehungsweise<br />

Umformen, wodurch sie geringere Eigenspannungen aufweisen. Allerdings:<br />

Das Verschweißen von Ferriten ist komplexer als von Austeniten<br />

– was eine fundierte Werkstoff- und Technologiekompetenz<br />

erfordert. Wir verfügen über diese Expertise und setzen insbesondere<br />

bei Ottomotoren auf ferritische AGR-Rohre, beispielsweise aus<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sind zukünftig technologische Grenzen<br />

erkennbar?<br />

Gerth: Klassischerweise wird ein AGR-System ja in einen seitens<br />

des OEMs vorgegebenen Bauraum ‚hineinkonstruiert‘. Gerade beim<br />

Downsizing der Motoren gilt es deshalb weiterhin, Platz zu sparen<br />

und kleiner zu bauen. Gefragt sind deshalb kleinere Rohrabmessungen<br />

und dünnere Wandstärken, da dies den Wärmeübergang beeinflusst.<br />

Beim Rundrohr erreichen wir inzwischen 0,25 Millimeter, und<br />

beim Flachovalrohr ist eine Forderung die Verringerung der Wandstärke<br />

von derzeit 0,5 auf 0,4 Millimeter – das lässt sich beim<br />

Schweißen beherrschen, allerdings wird das Handling einschließlich<br />

des Sägens, Entgratens und Waschens anspruchsvoller, weil die<br />

Rohre immer leichter werden.<br />

www.schoellerwerk.de<br />

Weitere Informationen zum Angebot<br />

für den Automotive-Bereich:<br />

http://hier.pro/5mmmE<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 55


ANTRIEB<br />

WERKSTOFFE FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN<br />

Umfassender Vakuumimprägnierservice für die wirksame Versiegelung/Abdichtung von Automobilgussteilen<br />

Kostengünstige Lösung für Metallgussteile<br />

Die Automobilindustrie ist auf einem irreversiblen Kurs hin zu erhöhter Kraftstoffeffizienz. Wie immer die Vorschriften<br />

hinsichtlich der Emissionen von Kohlendioxid und anderen Schadgasen letztlich aussehen, die Verbraucher wollen<br />

Fahrzeuge, die sich mit weniger Kraftstoff effizienter betreiben lassen. Das bedeutet, künftige Modelle müssen<br />

leichter und aerodynamischer sein, und sie werden bessere Motoren benötigen.<br />

David Mc Guinness, Business Development Manager Loctite Impregnation Solutions, Henkel AG & Co. KGaA, Düsseldorf<br />

Mit umfassender Kompetenz in allen wertschöpfenden Kernbereichen der<br />

Druckgusstechnik und Metallbearbeitung ist Henkel perfekt auf -<br />

gestellt, um zur Kostenreduzierung und Rationalisierung<br />

von Fertigungsabläufen seiner Kunden beizutragen<br />

Bild: Henkel<br />

Eines Tages fahren alle<br />

Automobile vielleicht elektrisch<br />

und der Verbrennungsmotor ist<br />

Geschichte. Doch bis dahin werden Fahrzeughersteller<br />

weiterhin Motoren und Antriebe<br />

herstellen, die auf Metallgussteilen basieren. Zu diesen<br />

Komponenten zählen Zylinderköpfe, Motorblöcke, Getriebe- und<br />

Kupplungsgehäuse. Imprägniert werden dabei nicht nur große, sondern<br />

auch kleinere Bauteile, wie beispielsweise für Bremsen, Pumpen<br />

und Kompressoren. Unabhängig von ihrer Größe und Funktion<br />

aber müssen alle in Zukunft so gestaltet werden, dass sie so wenig<br />

Platz wie möglich beanspruchen, was komplexere <strong>Konstruktion</strong>en<br />

mit sich bringt.<br />

Die Technologie der Verbrennungsmotoren steht keineswegs still.<br />

Jede neue Diesel- und Benzingeneration ist leichter und schlanker<br />

als die vorherige. Die eingesetzten Bauteile sind oft kleiner<br />

und dünnwandiger, müssen meistens jedoch höheren Tempera -<br />

turen und Drücken standhalten als zuvor. Die Kerntechnologie<br />

zur Fertigung dieser Teile – der Metalldruckguss – entwickelt sich<br />

immer weiter, ist aber noch immer mit einem großen Problem<br />

behaftet, das Nachbearbeitung erfordert. Und je fortschrittlicher der<br />

Motor, desto wichtiger ist es, dieses Manko zu lösen – schnell und<br />

effektiv.<br />

Dabei geht es um Porosität in Form mikroskopischer Lufteinschlüsse.<br />

Der Metalldruckguss führt nahezu unvermeidlich zu Teilen, die<br />

nicht vollständig massiv sind, sondern Lunker und vielleicht sogar<br />

Risse haben. Wenn diese Mängel in der Fertigung unbehandelt<br />

bleiben, können sie die Motorleistung beeinträchtigen und sogar<br />

Ausfälle verursachen. Bauteile mit derartigen Porositäten<br />

werden auch Leaker genannt. Leaker müssen erkannt,<br />

aus dem Fertigungsprozess genommen, repariert und<br />

so schnell wie möglich zurückgeführt werden – und<br />

dies vorzugsweise innerhalb weniger Stunden. Die<br />

beste Abhilfe gegen Leaker ist deren Imprägnierung<br />

im Vakuum. Dabei werden Poren und Risse mit einem<br />

niederviskosen, härtbaren Polymerharz aufgefüllt, das<br />

unter den extremen Betriebsbedingungen moderner<br />

Hochleistungsmotoren ein Fahrzeugleben lang hält. Die<br />

Vakuumimprägnierung spart dem Druckgussunternehmen<br />

und dem Endanwender Kosten, da es den Arbeitsaufwand<br />

reduziert und Teile rettet, die andernfalls Ausschuss<br />

wären.<br />

Im Zuge des Trends zu kleineren, komplexeren Motoren, die gleichwohl<br />

so leistungsfähig wie ihre Vorgänger sind, nimmt die Anzahl der<br />

Bauteile mit Porositätsproblemen zu. Damit steigt auch der Bedarf<br />

an einer wirksamen Imprägnierungsmethode.<br />

Imprägnierlösung für alle Metalle und Gießverfahren<br />

Einer der weltweit führenden Imprägnierdienstleister ist Henkel.<br />

Das Unternehmen bietet Loctite-Imprägnierlösungen mit Meth -<br />

acrylharzen, die zu einem undurchlässigen duroplastischen Polymer<br />

aushärten. Damit lassen sich Poren permanent abdichten und die<br />

Fertigung hochwertiger, leichter und dünnwandiger Druckgussteile<br />

sicherstellen. Henkel bietet diese Lösungen in einer wachsenden<br />

Anzahl von Servicezentren, die entweder in der Nähe großer Metallgießer<br />

liegen oder beim Anwender vor Ort betrieben werden.<br />

Die Imprägnierung mit Loctite sichert die erforderliche Zuverlässigkeit<br />

moderner Fahrzeuganwendungen. Sie eignet sich für alle Metalle<br />

und Gießverfahren. Die Abdichtung ist darauf ausgelegt, Drücken<br />

bis zu den strukturellen Grenzen der Gussteile selbst standzuhalten.<br />

Die porösen Teile werden auf Dauer abgedichtet und bleiben<br />

so permanent vor gängigen Kfz- und Industriemedien wie Kraftstoffen,<br />

Reinigern, Schmierstoffen, Säuren und Kühlmitteln geschützt.<br />

Die Gussteile werden in Körben in eine Kammer eingebracht, die<br />

dann versiegelt wird, um alle Gase aus der Umluft sowie aus Rissen<br />

und Poren der Teile mittels Vakuum zu entfernen. Anschließend wird<br />

die Kammer mit einem niederviskosen reaktiven Methacrylharz<br />

geflutet, damit dieses alle Risse und Poren füllt. Wenn das Harz ausgehärtet<br />

ist, dichtet es die Porositäten permanent ab.<br />

56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


WERKSTOFFE FÜR VERBRENNUNGSMOTOREN<br />

ANTRIEB<br />

Nach dem Vakuumimprägnieren beginnt das Harz entweder unter<br />

Luftabschluss (anaerob) oder unter Wärmeeinwirkung (thermisch)<br />

zu polymerisieren. Unabhängig von der Aushärtungsmethose wird<br />

sämtliches überschüssiges Harz von den Außenflächen der Teile in<br />

mehreren Spülgängen entfernt.<br />

Metallgießereien verfügen im Allgemeinen über wenig oder kein<br />

eigenes Know-how im Imprägnieren und beauftragen damit meist<br />

ein erfahrenes und qualifiziertes Partnerunternehmen. Die Anzahl<br />

der porösen Teile kann sehr schwanken, und eine Gießerei kann<br />

unter Umständen nur schwer beurteilen, welche Investition in das<br />

Imprägnieren für ihren spezifischen Bedarf am besten ist. Aus diesem<br />

Grund entscheiden sich viele für Henkel als ihren Imprägnierpartner,<br />

da das Unternehmen den Ruf genießt, seine Kapazitäten<br />

gezielt den jeweiligen Anwenderanforderungen anzupassen.<br />

Das Imprägniersystem von Henkel ist vollständig automatisiert und<br />

bietet so vom ersten Korb am Morgen bis zum letzten Korb am<br />

Abend eine konsistent hohe Abdichtungsqualität. Darin eingeschlossen<br />

ist eine hochpräzise Systemsteuerung und Überwachung der<br />

Harzleistung. Jedes von Henkel betriebene Servicezentrum ist nach<br />

ISO/TS 16949 zertifiziert, einem Qualitätsmanagementsystem, dessen<br />

Spezifikationen auf der ISO 9001 aufbauen und dazu dienen, in<br />

der Lieferkette der Automobilindustrie Fehlern vorzubeugen,<br />

Schwankungen zu reduzieren und Abfall/Ausschuss zu vermeiden.<br />

Henkel unterhält ein eigenes Qualitätssicherungsteam, das die<br />

Servicezentren neben der externen Zertifizierung mehrmals jährlich<br />

auditiert.<br />

Umweltverträglichkeit gesichert<br />

Großes Augenmerk wird auch auf die Umweltverträglichkeit der<br />

Imprägnierzentren gelegt, die alle nach ISO 14001 und darüber<br />

hinaus nach dem Sicherheitsstandard Ohsas 18001 zertifiziert sind.<br />

Kunden können daher darauf vertrauen, dass sie eine Dienst -<br />

leistung erhalten, die konsistent hohe Qualität, Betriebssicherheit<br />

und hohe Umweltverträglichkeit gewährleistet.<br />

Zur Vakuumimprägnierung von Metallgussteilen stehen mehrere<br />

Loctite-IS-Methacrylharze zur Verfügung. Sie unterscheiden sich in<br />

ihrer Viskosität und Temperaturbeständigkeit sowie gemäß der zu<br />

behandelnden Porositäten. Eines der neueren Harze ist außerdem<br />

vollständig recycelbar. Der Spülbehälter und die Recyclingeinheit<br />

arbeiten als geschlossenes System ohne Abwasser und mit einer<br />

sehr hohen Rückgewinnungsrate an Harz aus dem Spülwasser.<br />

Anwenderspezifischer Service weltweit<br />

Schnelles Handeln ist beim Imprägnieren von Metallgussteilen entscheidend.<br />

Leaker müssen unverzüglich wieder in den Produktionsfluss<br />

zurückgeführt werden, sodass auch das gesamte Imprägnierverfahren<br />

möglichst wenig Zeit beanspruchen sollte. Darin liegt eine<br />

der Stärken von Henkel, mit Servicezentren nahe oder direkt beim<br />

Kunden vor Ort und mit der Kapazität, Teile falls nötig innerhalb<br />

weniger Stunden zu imprägnieren und dem Kunden wieder bereitzustellen.<br />

Transportkosten und Durchlaufzeiten werden auf diese<br />

Weise minimiert. Wird die Imprägnierung vor Ort durchgeführt,<br />

können die Teile schon in einer Stunde wieder in die normale Produktion<br />

zurückgeführt werden. Der Vor-Ort-Imprägnierservice ist ein<br />

herausragendes Geschäftsmodell von Henkel, das ein hohes Maß<br />

an Flexibilität und Kundenzufriedenheit bietet.<br />

Normalerweise testen Kunden die Teile in ihrer Gießerei unmittelbar<br />

nach der Fertigung auf Leckagen. Je nach festgestellter Leckagequote<br />

entscheiden sie dann, ob die gesamte Produktion oder nur<br />

Bild: Henkel<br />

die Leaker zur Imprägnierung gegeben werden. Falls erforderlich,<br />

kann auch unmittelbar nach dem Imprägnieren direkt im Servicezentrum<br />

eine weitere Leckageprüfung erfolgen, um gegebenenfalls<br />

eine nochmalige Imprägnierung vorzunehmen – was aber nur selten<br />

für nötig befunden wird.<br />

Der Service wird auf globaler Ebene angeboten. Die meisten<br />

Anwender sind weltweit tätig, und so ist es für sie sehr wichtig, an<br />

jedem ihrer Standorte die gleiche Servicequalität zu erhalten.<br />

Henkel verfügt bereits über 17 Imprägnierservicezentren allein in<br />

Europa, sieben davon bei Kunden vor Ort. In den USA sind es vier<br />

Vor-Ort-Zentren von insgesamt neun. Und auch in Asien baut das<br />

Unternehmen den Imprägnierservice aus. Zwei Zentren in China<br />

sind schon in Betrieb, beide extern aber in Kundennähe. Ziel ist die<br />

Einrichtung zweier weiterer Zentren pro Jahr in der Nähe von<br />

Schlüsselkunden in Asien.<br />

Flexibles, modulares Imprägniersystem<br />

Es kann vorkommen, dass Kunden Porositäten erst dann als großes<br />

Problem erkennen, wenn die Gussteile schon auf dem Weg in die<br />

weiterführende Produktion sind. In diesen Fällen ist natürlich eine<br />

schnelle Lösung gefragt. Unter bestimmten Umständen mag es<br />

dann möglich sein, die Teile in einem externen Zentrum impräg -<br />

nieren zu lassen. Als Alternative dazu können die Spezialisten von<br />

Henkel in kurzer Zeit ein Modulares Imprägniersystem (MIS) konfigurieren,<br />

das unverzüglich vor Ort installiert werden kann. Dem<br />

Kunden entstehen dadurch keinerlei Investitionskosten, denn das<br />

MIS wird von Henkel betrieben und er bezahlt nur für die Anzahl der<br />

behandelten Teile.<br />

Das MIS-Konzept ist dem ursprünglichen Loctite Circular Impregnation<br />

System (CIS) entlehnt. Es wurde gezielt entwickelt, um über<br />

das flexibelste und kostengünstigste Imprägniersystem im Markt zu<br />

verfügen, und besteht aus drei einzigartigen Einheiten: einer Vakuumimprägnierkammer,<br />

einer Zentrifuge und einem rotierenden<br />

Spül- und Aushärtungsmodul für das Harz; modulare Skalierbarkeit<br />

bis zur sechsfachen Kapazität. Alle Einheiten sind eigenständig, was<br />

die Erweiterung und die Wartung erleichtert.<br />

bec<br />

www.henkel.de<br />

Loctite Impregnation Solutions:<br />

Imprägnierlösungen von Henkel erfüllen<br />

die Zuverlässigkeitsanforderungen<br />

moderner Automobilanwendungen<br />

Detaillierte Informationen zu den Loctite Impregnation<br />

Solutions:<br />

http://hier.pro/pOWCA<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 57


ANTRIEB<br />

DIESELMOTOREN<br />

Bild: Mahle<br />

Mit einer Doppelstrategie will Mahle in den nächsten Jahren den Verbrennungsmotor und die E-Mobilität optimieren<br />

38. Wiener Motorensymposium<br />

Die Vielfalt steigt<br />

Der elektrifizierte Antrieb und die bohrende Frage, wie beim Dieselmotor die Stickoxide zu reduzieren<br />

sind, waren die Schwerpunkte auf dem 38. Wiener Motorensymposium. Dabei scheint es so, als ob die<br />

Elektrifizierung dem Verbrennungsmotor und besonders dem Selbstzünder neue Chancen ermöglicht.<br />

Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Der Dieselmotor kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor<br />

sein und ist dazu sparsamer. Sein Reichweitenvorteil ist unerreicht<br />

und in den schweren Fahrzeugklassen ist er unverzichtbar“,<br />

betonte Prof. Hans-Peter Lenz, der Gründer des Symposiums. Es<br />

sei leider eine Tatsache, dass ältere Diesel-Pkw zu viele Stickoxide<br />

ausstießen, und es sei aus gesundheitlichen Gründen notwendig,<br />

frühstmöglich auf „saubere Dieselmotoren“ umzusteigen.<br />

Bei der extrem emotional aufgeladenen und oft sachlich falschen öffentlichen<br />

Diskussion um den Dieselmotor wird gern unterschlagen,<br />

dass er schon seit Einführung des Partikelfilters vor vielen Jahren so<br />

gut wie keinen Feinstaub mehr emittiert. Dazu kommen sehr geringe<br />

CO 2 -Emissionen. So können es effiziente Selbstzünder in dieser<br />

Disziplin selbst mit Elektrofahrzeugen aufnehmen, wenn im Betrieb<br />

die Wirkungskette von der Quelle bis zum Rad und der Kraftwerksmix<br />

in Deutschland zu Grunde gelegt werden.<br />

Diesel mit vorbildlicher CO 2 -Bilanz<br />

Noch besser sieht die Bilanz für den Diesel aus, wenn die<br />

CO 2 -Emissionen während der Herstellung berücksichtigt werden.<br />

Wolf-Henning Scheider, CEO von Mahle, sagte in Wien, dass bei der<br />

Produktion eines konventionellen Autos etwa fünf Tonnen CO 2 freigesetzt<br />

werden, während für batteriegetriebenen Autos etwa zehn<br />

Tonnen anfallen. Wer es also mit der Reduzierung von CO 2 wirklich<br />

ernst meint, der braucht zwingend den Dieselmotor. Das Problem<br />

sind die Stickoxide und natürlich das Image seit dem Abgasskandal<br />

der Volkswagen-Gruppe.<br />

Beim Dieselmotor neuester Bauart wird alles darauf ausgerichtet,<br />

die Abgastemperatur möglichst schnell auf mindestens 200 °C zu<br />

bringen und dauerhaft auf diesem Niveau zu halten. Denn erst dann<br />

arbeitet die Abgasnachbehandlung optimal. Die Maßnahmen dazu<br />

reichen von einer variablen Ventilsteuerung auf der Auslassseite<br />

über einen elektrisch heizbaren Katalysator, Motor-Thermomanagement<br />

sowie ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Hochdruckund<br />

Niederdruck-Abgasrückführung bis zur Unterstützung des Verbrenners<br />

mit einer 48-Volt-E-Maschine, um dem Dieselmotor hohe<br />

58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


DIESELMOTOREN<br />

ANTRIEB<br />

Der OM 656 von Mercedes-Benz kann als Blaupause für den sauberen Dieselmotor gelten.<br />

Er umfasst – bis auf die elektrische Unterstützung – alles, was als neuester Stand der Abgastechnik gilt<br />

Bild: Daimler<br />

Professor Hans-Peter Lenz: „Der Dieselmotor<br />

kann vergleichbar sauber wie ein Ottomotor sein<br />

und ist dazu sparsamer.“<br />

Bild: ÖVK/Doris Kucera<br />

Auf einem 16 km langen Stadtkurs in<br />

Stuttgart hat Bosch den NO x -Grenzwert<br />

von 80 mg/km durchgehend<br />

unterschritten<br />

Bild: Bosch<br />

Lastspitzen zu ersparen. Geradezu als Grundausstattung gilt künftig<br />

die systemische Einheit aus Speicherkat und SCR-Katalyse.<br />

„Wir dürfen nicht weiter auf gesetzlich festgelegte Grenzwerte<br />

schielen. Der Diesel muss auf der Emissionsseite über jeden Zweifel<br />

erhaben sein“, fasste Peter Lückert, Leiter der Dieselmotorenentwicklung<br />

bei Daimler, die Aufgabe zusammen. Er präsentierte mit<br />

dem OM 656 einen neuen Sechszylindermotor. Bis auf die elektrische<br />

Unterstützung zeichnet dieses Aggregat alles aus, was die Abgasspezialisten<br />

als neuesten Stand der Technik definieren und was<br />

gut und teuer ist. Damit wird der Selbstzünder nicht nur sauber,<br />

sondern rein.<br />

Die Einspritzanlage baut im Rail 2500 bar auf und misst die Einspritzmenge<br />

über Piezo-Injektoren zu. Die Aufladegruppe besteht<br />

aus einem VNT- und einem Wastegate-Turbolader. Die Abgasnachbehandlung<br />

ist neben dem Oxidationskatalysator (DOC) und dem<br />

SCR-Katalysator auch mit einem einen SCR-beschichteten Partikelfilter<br />

ausgerüstet, der in den als besonders kritisch einzustufenden<br />

Niedriglastkollektiven einen Großteil der NO x -Minderung übernimmt.<br />

Ergebnis ist ein Aggregat, das schon ab 1000 min -1 ein Dreh-<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 59


ANTRIEB<br />

DIESELMOTOREN<br />

Mit motorischer Optimierung, Elektrifizierung mit 48 Volt und einem elektrisch heizbaren Katalysator emittiert<br />

der Continental Super-Clean Diesel in realen Fahrsituationen pro Kilometer nur noch etwa 30 mg NO x<br />

Bild: Continental<br />

moment von 600 Nm aufbringt und 250 kW Spitzenleistung bietet.<br />

Trotz mehr Leistung und Drehmoment gegenüber dem direkten Vorgänger<br />

soll der neue Motor im realen Fahrbetrieb um bis zu 10 %<br />

weniger verbrauchen und die NO x -Grenzwerte unter allen Fahr -<br />

bedingungen einhalten.<br />

Auch auf der Straße sauber<br />

Dr. Rolf Bulander, Bosch-Geschäftsführer und Vorsitzender des<br />

Unternehmensbereichs Mobility Solutions, mahnte zu schnellen<br />

Schritten: „Die Immissionsproblematik in den Städten ist da, und<br />

jetzt wird sie vor den Gerichten verhandelt. Die Elektromobilität<br />

kommt zu spät, wir müssen jetzt in der Flotte wirksam sein“,<br />

benannte Bulander das drängendste Aktionsfeld. Es sei ebenso notwendig<br />

wie möglich, mit dem Verbrennungsmotor nicht nur die<br />

CO 2 -Emissionen entscheidend zu<br />

reduzieren, sondern gleichzeitig<br />

die Immissionsgrenzwerte auch<br />

unter realen Fahrbedingungen sicher<br />

einzuhalten.<br />

Bulander berichtete von Testfahrten<br />

mit einem Versuchs träger mit<br />

Dieselmotor, der mit geeigneten Kombinationen von Abgas-Nachbehandlung<br />

und einem intelligenten Warm-up-Management ausgestattet<br />

war, mit dem auf einem Stadtkurs in Stuttgart Emissions -<br />

werte erreicht wurden, die den NO x -Grenzwert von 80 mg/km<br />

durchgehend unterschritten. Zu Testzwecken wurde ein Stadtkurs in<br />

Stuttgart mit einem abwechslungsreichen Höhenprofil auf einer<br />

Länge von etwa 16 km gewählt. Bezüglich der Kosten antworte<br />

Bosch auf Nachfrage, dass es keine signifikante Verteuerung des<br />

Systems gibt, aber der Aufwand im Engineering liegt. Ein wesent -<br />

licher Kostenfaktor wäre also der Zeitaufwand in der Entwicklung.<br />

48-Volt-Technik mit Potenzial<br />

Continental setzt auf intelligent genutzte Technologiekombinationen.<br />

Der 48-Volt-Dieselhybrid zeigt, welche Effizienzfortschritte<br />

noch möglich sind. Durch gleichzeitige motorische Optimierung auf<br />

„Die Elektromobilität kommt<br />

zu spät, wir müssen<br />

jetzt in der Flotte wirksam sein.“<br />

der Grundlage der Elektrifizierung und die Nutzung eines elektrisch<br />

heizbaren Katalysators in der Abgasnachbehandlung weist der Continental<br />

Super-Clean Diesel in realen Fahrsituationen im Vergleich<br />

zum Basisfahrzeug (Euro 6b) nur noch NO x -Emissionen von etwa<br />

30 mg/km bei gleichzeitig um 2 % gesenktem CO 2 -Ausstoß auf.<br />

„Das unterstreicht das Potenzial der 48-Volt-Technik“, betont Rudolf<br />

Stark, Leiter der Business Unit Hybrid Electric Vehicle bei Continental.<br />

In Europa ist nach der ersten Serieneinführung eines 48-Volt-<br />

Dieselhybrids durch Renault für das Jahr 2017 bereits der nächste<br />

Serienanlauf geplant, wahrscheinlich wird es der neue Audi A8 sein.<br />

VW-Konzernvorstand Matthias Müller sagte in seinem Plenar -<br />

vortrag: „Die Zukunft fährt elektrisch. Aber auf dem langen Weg dahin<br />

werden uns moderne, immer effizientere Verbrennungsmotoren<br />

begleiten.“ Im Jahr 2025 würden noch in drei von vier Neuwagen<br />

Verbrennungsmotoren eingesetzt.<br />

„Deshalb machen wir unsere<br />

Otto- und Dieselmotoren bis 2020<br />

um 10 bis 15 Prozent effizienter<br />

und sauberer“, unterstrich der Konzernchef.<br />

Für diesen Entwicklungsschub<br />

will Volkswagen in den<br />

nächsten fünf Jahren rund 10 Mrd. Euro bereitstellen.<br />

Weitere 6 Mrd. Euro fließen in die Entwicklung alternativer Systeme<br />

wie Elektro-, Erd- und Flüssiggas- sowie Brennstoffzellen. Bis 2025<br />

sollen bei VW 30 Modelle mit batterieelektrischem Antrieb auf den<br />

Markt kommen, denn Müller ist vom Potenzial des elektro -<br />

chemischen Speichers überzeugt: Mit der kommenden Generation<br />

der Lithium-Ionen-Batterie seien Reichweiten von 700 km möglich.<br />

Damit der absehbare Antriebsmix die finanziellen Möglichkeiten<br />

nicht sprengt, soll die Variantenvielfalt in den Volumenbaureihen bis<br />

2020 um bis zu 40 % sinken. Ab diesem Zeitpunkt kommt der<br />

modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) zum Einsatz.<br />

Direkt zur Homepage des<br />

Internationalen Wiener Motorensymposiums:<br />

http://hier.pro/VTowg<br />

60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


NEWS<br />

ANTRIEB<br />

Doppelkupplungs- und Steuerungsmodule<br />

Mehr Kraftstoffeffizienz für Great Wall Motors<br />

Bild: BorgWarner<br />

Der US-amerikanische Automobilzulieferer<br />

BorgWarner beliefert Great Wall Motors<br />

(GWM) mit maßgeschneiderten DualTronic-<br />

Kupplungs- und Steuerungsmodulen. Die mit<br />

Magnetventilen und Reibelementen ausgestattete<br />

Technologie kommt im eigens von<br />

GWM entwickelten, nasslaufenden Doppelkupplungsgetriebe<br />

(DKG) zum Einsatz.<br />

Neben einer verbesserten Kraftstoffeffizienz<br />

und Fahrdynamik sollen die Doppelkupplungs-<br />

und Steuerungsmodule eine gesteigerte<br />

Hitzebeständigkeit, eine skalierbare<br />

Drehmomentkapazität und abstimmbare<br />

Starteigenschaften bieten. Das speziell von<br />

GWM entwickelte, nasslaufende 7-Gang-<br />

DKG ist zunächst für den neuen WEY und andere<br />

bekannte Modelle des chinesischen Automobilherstellers<br />

verfügbar.<br />

Das DualTronic-Kupplungsmodul nutzt zwei<br />

nasslaufende Kupplungen, wobei jeweils<br />

eine für die geraden und eine für die ungeraden<br />

Übersetzungsstufen zuständig ist. So ermögliche<br />

die Technologie Schaltvorgänge in<br />

Sekundenbruchteilen und biete ein verbessertes<br />

Fahrverhalten ohne spürbare Unterbrechungen<br />

der Zugkraft, heißt es. Mit ihrem<br />

speziell entwickelten Nutdesign kombinierten<br />

die segmentierten, nasslaufenden Reibelemente<br />

des Kupplungsmoduls eine gesteigerte<br />

Hitzebeständigkeit und hohe Drehmomentkapazität<br />

über den gesamten Lebenszyklus<br />

des Getriebes hinweg. Mithilfe kompakter<br />

elektrohydraulischer Magnetventile reguliert<br />

das Steuerungsmodul die Kupplung für<br />

schnelle Schaltvorgänge und eine dynamische<br />

Leistungsentfaltung. Zudem steigert die<br />

kompakte, modulare Bauweise des Systems<br />

die Kraftstoffeffizienz durch Einsparungen bei<br />

Größe und Gewicht des Getriebes. jpk<br />

www.borgwarner.com<br />

Die neuen<br />

Membran-<br />

Magnetventile<br />

Serie 300<br />

32mm<br />

7mm<br />

FEV Virtual Engine<br />

Dynamiksimulation mit neuen Funktionen<br />

Der Entwicklungsdienstleister FEV hat ein<br />

neues Release seiner Dynamiksimulations-<br />

Software „FEV Virtual Engine” vorgestellt.<br />

Version 25.1 bietet den Angaben zufolge eine<br />

deutlich erweiterte Simulation der Elasto -<br />

hydrodynamik (EHD) von Gleitlagern und in<br />

der Kolbensekundärbewegung sowie eine erweiterte<br />

Analyse der Reibung von Steuertrieben<br />

mit Ketten. Die Software ermögliche<br />

schnelle und verlässliche Voraussagen der<br />

Antriebsstrang-Dynamik und reduziere dadurch<br />

die benötigte Entwicklungszeit in der<br />

Antriebsentwicklung nachhaltig, heißt es<br />

weiter. Dadurch lasse sich umfangreiche Entwicklungsarbeit<br />

vom Prüfstand in die Simulation<br />

verlegen. Demnach ermöglichen die<br />

weitreichenden Modellierungsoptionen von<br />

FEV Virtual Engine nicht nur die Analyse aller<br />

Komponenten und Bauteile von konventionellen<br />

Antrieben, sondern auch alternative<br />

Designs wie Start/Stopp-Systeme, Hybridantriebe,<br />

Getriebe und Antriebsstränge. Zusätzlich<br />

zum bewährten einseitigen elasto-hydrodynamischen<br />

Ansatz beinhaltet die EHD-Analyse<br />

nun auch eine zweiseitige Analysefunktion<br />

der lokalen elastischen Verformung. Dies<br />

Bild: FEV<br />

ist vor allem für weniger steife Bauelemente<br />

wie hohlgebohrte Wellen oder Kolbenbolzen<br />

von Bedeutung.<br />

Die erweiterte EHD-Analyse ist auch auf Kolben<br />

und Zylinderbuchsen bei der Simulation<br />

der Kolbensekundärbewegung anwendbar.<br />

Bei der EHD-Analyse von Gleitlagern kann<br />

der Verschleiß ermittelt und ausgewertet<br />

werden. Außerdem kann der Verschleiß in<br />

der dynamischen Analyse rückgekoppelt werden,<br />

so dass es zu einer Formanpassung der<br />

Lager kommt.<br />

jpk<br />

www.fev.com<br />

Typ LFNA<br />

Inerte 2/2-Wege Mikroventile<br />

Geringer Platzbedarf<br />

Mediengetrennte Bauform<br />

Leistungsaufnahme nur 0,9 W<br />

12 oder 24 VDC<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />

Telefon 06196 / 7 73 69 - 0<br />

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THE LEE COMPANY SINCE 1948


ANTRIEB<br />

NEWS<br />

STARKE FEDERN AUS<br />

FLEXIBLER FERTIGUNG.<br />

DAS PRODUKTSPEKTRUM<br />

ALLES FÜR IHREN ERFOLG<br />

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» SCHENKELFEDERN<br />

Aktuellste Federberechnungsmethoden,<br />

leistungsfähiger Prototypenbau, präzise<br />

Werkzeugauslegung und 3D-<strong>Konstruktion</strong><br />

von Werkzeugen, umfangreiche Prüf- und<br />

Dauertesteinrichtungen, sowie leistungsfähige<br />

Serienproduktion aller Losgrößen: wir planen,<br />

entwickeln, fertigen und prüfen Ihr Produkt mit<br />

strukturierten Prozessen<br />

Antrieb<br />

Continental geht mit schaltbarem Motorlager in Serie<br />

Eine gute Isolation von Körperschall und daraus<br />

resultierend ein niedriges Geräusch -<br />

niveau im Fahrzeuginnenraum tragen zum<br />

Komfortgefühl des Fahrers bei. Gerade bei<br />

Dieselmotoren ist der Zielkonflikt zwischen<br />

Komfort und Fahrdynamik eine besondere<br />

technische Herausforderung. Den damit verbundenen<br />

speziellen Anforderungen an das<br />

Lagerungssystem wird seit einigen Jahren<br />

mit schaltbaren Motorlagern begegnet. Für<br />

die neue Generation einer Sportlimousine im<br />

Premium-Segment hat Continental ein elektrisch<br />

schaltbares Motorlager entwickelt. Diese<br />

Innovation stellt das Technologieunternehmen<br />

auf der IAA vor.<br />

Motorlager verbinden das Antriebsaggregat<br />

mit der Karosserie und dämpfen einerseits<br />

fahrbahnangeregte Vibrationen des Motors<br />

und isolieren andererseits motorangeregte<br />

Schwingungen, sodass diese nicht auf die<br />

Karosserie und den Fahrzeuginnenraum übertragen<br />

werden. Bisher wurden für die Komfortverbesserung<br />

in der Regel pneumatische<br />

Schaltaktuatoren eingesetzt, um das Isolationsverhalten<br />

zu verbessern. Im Motorlager<br />

von Continental wird dagegen ein elektromechanischer<br />

Schaltaktuator eingesetzt, der<br />

den Anforderungen der neuen Fahrzeuggenerationen<br />

Rechnung trägt. Der Aktuator bewirkt,<br />

dass die hydraulischen Eigenschaften<br />

des Motorlagers so verändert werden, dass<br />

die dynamische Steifigkeit des Lagers im<br />

Leerlauf durch einen Tilgungseffekt geringer<br />

als die statische Steifigkeit ist und somit die<br />

Körperschallübertragung deutlich reduziert<br />

wird. Mittels entsprechender Dimensionierung<br />

der Komponenten lässt sich die elektromechanische<br />

Schaltaktuatorik individuell an<br />

die Erfordernisse der Dieselmotoren anpassen.<br />

Zudem ist das Motorlager etwa 10 %<br />

leichter als herkömmliche Varianten. jpk<br />

www.contitech.de<br />

Bild: Contitech<br />

MITARBEITER<br />

115<br />

Bohnert GmbH<br />

Weilerstraße 33<br />

78739 Hardt<br />

Tel. +49 (0) 7422.27 09-0<br />

info@bohnert-federn.de<br />

3<br />

MILLIONEN<br />

FEDERN TÄGLICH<br />

40<br />

JAHRE<br />

ERFAHRUNG<br />

Wellenberechnung<br />

Grobauslegung und Unwuchtanregung<br />

Bei der Dimensionierung von Wellen besteht<br />

die Möglichkeit, die Wellenabmessungen hinsichtlich<br />

der Festigkeit und die Wälzlager bezüglich<br />

der Lagerlebensdauer durch die Kisssoft-Software<br />

auszulegen. Das beschleunigt<br />

den Angaben zufolge den Entwurf eines Getriebes<br />

erheblich. Es können Vorgaben gemacht<br />

werden, nach welchen Prioritäten die<br />

Auslegung erfolgen soll. Auch die Wellenlänge<br />

lässt sich automatisch an die<br />

Dimensionen der Wälzlager<br />

und Zahnräder anpassen,<br />

falls erwünscht.<br />

Dies ist eine<br />

neue Funk-<br />

Bild: Kisssoft<br />

tionalität innerhalb des Basispakets WPK.<br />

Mit dem Modul WA11 kann für die Schwingungsberechnung<br />

der Welle nun neu die Unwuchtanregung<br />

aufgrund einer exzentrischen<br />

Masse berücksichtigt werden. Als Resultate<br />

werden die Resonanzfrequenzen und die Verformung<br />

der Welle bestimmt – und zusätzlich<br />

die Lagerzusatzkräfte,<br />

welche aufgrund der<br />

Unwucht entstehen.<br />

Zur realistischen Berechnung<br />

der<br />

Schwingung lassen sich<br />

die Dämpfungswerte einzeln<br />

vorgeben.<br />

jpk<br />

www.kisssoft.ag<br />

www.bohnert-federn.de


NEWS<br />

FAHRWERK<br />

Formula Student<br />

Topologie-Optimierung am Lenkgehäuse<br />

High Speed Karlsruhe, das Formula-Student-<br />

Team der Hochschule Karlsruhe, verwendet<br />

die Ansys-Workbench hauptsächlich für die<br />

FEM-Auslegung des Monocoques aus Carbon-Kern-Sandwichbauweise.<br />

Seit dem letzten<br />

Update auf Workbench 17.1 bietet Ansys<br />

die Möglichkeit der Topologieoptimierung.<br />

Damit ist es möglich, unter Vorgabe des maximalen<br />

Bauraums, der angreifenden Kräfte<br />

sowie der Lagerbedingungen leichte und<br />

gleichzeitig steife Bauteilgeometrien zu ermitteln.<br />

Für das neue Fahrzeug von High<br />

Speed Karlsruhe, den F-111, wurde diese Saison<br />

das Lenkgehäuse topologisch optimiert.<br />

Dessen Bauraum wird im Fahrzeug hauptsächlich<br />

von den inneren Maßen des Monocoques<br />

eingeschränkt. Für die mechanisch<br />

statische Analyse wurden drei Lastfälle defi-<br />

niert. Nach der Vernetzung müssen im Reiter<br />

„Topologie-Optimierung“ die Randbedingungen<br />

für die Optimierung angegeben werden.<br />

Für das Lenkgehäuse wurde als Optimierungsziel<br />

die Minimierung der Nachgiebigkeit<br />

(minimize compliance) angestrebt. Über den<br />

Reiter „Masseantwort“ kann der maximale<br />

Masseanteil vom Bauraummodell, den die<br />

Endstruktur aufweisen soll, angegeben werden.<br />

Im Anschluss an die Topologie-Optimierung<br />

muss eine Design-Validierung auf maximale<br />

Verformungen/Spannungen durchgeführt<br />

werden. Dies erfolgt über eine Umwandlung<br />

der Ergebnisstruktur in einen Volumenkörper.<br />

Dieser wird anschließend erneut<br />

in eine statisch-mechanische Analyse in die<br />

Workbench geladen und mit den zuvor definierten<br />

Lastfällen belastet. Bei diesen Kon-<br />

Bild: High Speed Karlsruhe<br />

trollsimulationen mit den unterschiedlichen<br />

Versionen überzeugte die Variante mit 5 %<br />

Masseanteil am besten. Durch die Verwendung<br />

der Topologie-Optimierung gelang es<br />

High Speed Karlsruhe nicht nur, rund 20 %<br />

Gewicht einzusparen, sondern auch die<br />

teaminterne Fertigung zu entlasten. Am gesinterten<br />

Lenkgehäuse müssen lediglich die<br />

Passungen nachgefräst werden. Im Anschluss<br />

kann das Bauteil direkt im Fahrzeug<br />

verbaut und getestet werden.<br />

jpk<br />

www.ansys.com<br />

Fahrkomfort und Straßenlage<br />

Tenneco stellt elektronische Fahrwerks technologie vor<br />

Das US-amerikanische Unternehmen Tenneco<br />

hat seine neue digitale Fahrwerkstechnologie<br />

mit dem Namen DRiV vorgestellt. Die<br />

Dämpfertechnologie mit einer Vielzahl von<br />

Fahrzeuganwendungen weltweit bietet laut<br />

Herstellerangaben Vorteile bei Fahrkomfort<br />

und Straßenlage. Die einfach zu integrierende<br />

<strong>Konstruktion</strong> von DRiV geht die Haupt-<br />

Fahrwerksprobleme von Lieferwagen an und<br />

führt zu geringeren Schüttel- und Hubschwingbewegungen<br />

und einem verbesserten<br />

Nickverhalten, d.h. der Tendenz der Fahrzeugnase,<br />

beim Bremsen nach unten zu tauchen.<br />

Die adaptive Dämpfungstechnologie<br />

passt sich automatisch den Straßenbedingungen<br />

an und sorgt so für eine verbesserte<br />

Straßenlage und besseres Fahrverhalten.<br />

DriV gehört zu Monroe Intelligent Suspension,<br />

einer Serie von Fahrwerkslösungen. Die<br />

digitale Dämpferarchitektur hat einen modularen<br />

Aufbau und erfordert keine komplexe<br />

Bild: Tenneco<br />

elektronische Steuereinheit (ECU). Elektronik,<br />

Sensoren und Steuerungssoftware befinden<br />

sich direkt im Dämpfer, wodurch sich<br />

DRiV einfach in das vorhandene Fahrwerk integrieren<br />

lässt, ohne dass umfangreiche <strong>Konstruktion</strong>sänderungen<br />

an den mechanischen<br />

und elektrischen Systemen des Fahrzeugs erforderlich<br />

sind. Das System besitzt außerdem<br />

ein vereinfachtes Gateway-Modul, das<br />

für Cybersicherheit und die Kommunikation<br />

mit dem im Fahrzeug vorhandenen Controller<br />

Area Network (CAN) Bus sorgt. Die Softwarealgorithmen<br />

können bis zu 16 Dämpfungskraftprofile<br />

bereitstellen.<br />

jpk<br />

www.monroeintelligentsuspension.com<br />

Standard Serie | Motorsport Serie | Hydraulik Serie | zöllige Serie | Sonderanfertigungen |<br />

Qualität ist maßgebend.<br />

FLURO-Gelenklager. Das komplette Programm für die Praxis. Gelenköpfe und<br />

Gelenklager. Winkelgelenke, Gabelgelenke, Gabelköpfe in Norm- oder Spezialausführung.<br />

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hergestellt durch modernste Technologie in bewährter Schwäbischer Qualität.<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 63


TESTEN<br />

SAFETY<br />

Der Einsatz der In-Dummy-Messtechnik in Fahrzeug-Crashversuchen ist maßgeblich gestiegen, um den steigenden Anforderungen<br />

hinsichtlich Umfang und Komplexität der Tests zu begegnen<br />

Bild: Applus+ Idiada/Kistler<br />

Applus+ Idiada setzt bei Crash-Versuchen auf In-Dummy-Messtechnik<br />

Thors Datenrekorder<br />

In Crashtest-Laboren kommen Thor-Dummys immer häufiger zum Einsatz, so auch bei Applus+ Idiada.<br />

Die umfangreicher und komplexer werdenden Messaufgaben will das Unternehmen vor allem durch den<br />

Einsatz der In-Dummy-Messtechnik mit DTI-Technologie und des leistungsfähigen Datenrekorders von<br />

Kistler meistern. Der Crash Recorder DTI375.TH bietet integriert unter anderem Flash-Datenspeicher<br />

und Start-Record-Funktion.<br />

Über 120 Datenkanäle müssen Crashtest-Labore seit der Einführung<br />

der Thor-Dummys aus einem einzigen Dummy verarbeiten.<br />

Angesichts der zunehmenden Anzahl und Komplexität heutiger<br />

Crashtests stoßen hier herkömmlichen analoge Messsysteme<br />

an ihre Grenzen, weswegen sich das Idiada-Labor für die DTI-In-<br />

Dummy-Messtechnik von Kistler entschieden hat. Die DTI-Technologie<br />

(Digital Transducer Interface) wandelt analoge Signale direkt am<br />

Sensor in digitale um und leitet diese an den zentralen Crash Recorder<br />

DTI375.TH im Dummy weiter. Neben der Zuverlässigkeit und<br />

hohen Datenqualität profitiert Idiada auch von der Flexibilität der<br />

Messtechnik: Da nur noch ein Kabel aus dem Dummy führt, verringert<br />

sich die notwendige Leitungsführung und somit die benötigte<br />

Zeit zur Versuchsvorbereitung.<br />

„Letzten Endes hat uns der Datenrekorder von Kistler überzeugt –<br />

eine innovative und zukunftsweisende Entwicklung“, erläutert Patxi<br />

Arana, Dummy und Elektronik Lab Manager – Passive Safety bei<br />

Idiada. „Deshalb haben wir nach vielen Tests und Treffen das DTI-<br />

Upgrade für unsere zwei Thor-Dummys bestellt. Diese neue Technologie<br />

wird unsere tägliche Arbeit um vieles erleichtern.“ Mit Unterstützung<br />

von Kistler baut Idiada auch die digitale Sensorenkalibrierung<br />

selbst im Haus auf.<br />

Eine zukunftssichere Wahl<br />

Die Vorteile dieser Innovationen werden schnell noch weiter an Bedeutung<br />

gewinnen, denn der Thor-Dummy löst in den nächsten Jahren<br />

den H3-Dummy sowohl in den USA als auch in Europa ab. Aktuell<br />

ist in den Testobjekt-Vorschriften für Crashtests zwar noch der<br />

H3-Dummy vorgeschrieben, aber ab 2020 wird der Thor-Dummy in<br />

Euro-NCAP-Versuchen allgemein eingesetzt. Viele Testlabore setzen<br />

deswegen bereits jetzt bei Tests die neue Dummy-Generation als<br />

Referenz parallel zum H3 ein. „Auch bei uns stand aufgrund der<br />

64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


SAFETY<br />

TESTEN<br />

Industrie<br />

Bild: Kistler<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

finden Sie auch<br />

als ePaper auf<br />

keosk !<br />

Der kompakte Crash Recorder DTI375.TH mit Start-Record-Funktion legt<br />

die Messdaten in einem zentralen Flash-Speicher ab, wodurch eine nichtflüchtige<br />

Speicherung der Crash-Informationen sichergestellt ist<br />

Thor-Dummys die In-Dummy-Messtechnik zur Diskussion“, erinnert<br />

sich Arana. „Hierbei hatten wir klare Vorstellungen für die Messtechnik:<br />

Start-Record-Funktion, 100 Sekunden Aufnahmezeit, Doppelabzug<br />

und ein nichtflüchtiger Speicher – Kistler konnte uns hier vor allem<br />

mit dem Datenrekorder überzeugen.“<br />

Der neue kompakte Crash Recorder DTI375.TH von Kistler mit integriertem<br />

Flash-Datenspeicher kann einfach im Dummy eingesetzt<br />

werden und verfügt über eine integrierte Start-Record-Funktion. Die<br />

Datenaufzeichnung im Recorder kann zeitgleich mit allen Daten -<br />

erfassungssystemen gestartet werden. Die erfassten Messdaten<br />

werden in einem zentralen Flash-Speicher abgelegt, wodurch eine<br />

nichtflüchtige Speicherung der Crash-Informationen gewährleistet<br />

wird. „Endlich müssen wir keine Sensoren mehr analog an ein Datenerfassungssystem<br />

anschließen“, freut sich Arana. „Das spart uns<br />

Zeit und Platz.“ Die bereits im Sensor digitalisierten und im Datenrekorder<br />

abgelegten Messdaten werden dann mittels Systemkabel<br />

für die Crashauswertung übertragen. Der DTI375.TH verfügt dabei<br />

mit 288 Messkanälen über eine sehr hohe Kanalanzahl. Sein mechanisches<br />

Design wurde speziell an die Platzverhältnisse in Thor-<br />

Dummys angepasst.<br />

co<br />

www.kistler.com<br />

Jetzt<br />

lesen!<br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.keosk.de/de/ee05ab3255/archive/<br />

Weitere Infos zu<br />

Crashtest-Dummy-Systemen:<br />

http://hier.pro/V7aOL<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 65


TESTEN<br />

PRÜFSTANDSTECHNIK<br />

Smartes Design macht Abgasmessungen für komplexer werdende Anforderungen effizienter<br />

Aufwendigere Tests<br />

verlieren ihren Schrecken<br />

Eine um 70 % reduzierte Stellfläche, 40 % geringere laufende Kosten sowie halbierte Servicezeiten für höhere<br />

Verfügbarkeiten machen die AMA SL von AVL Emission Test Systems zu einer interessanten Abgasmessanlage<br />

an Motorprüfständen. Vorteile der neuen Messanlage ergeben sich vor allem angesichts der immer strikter<br />

werdenden Abgasgesetzgebungen mit neuen und längeren Testzyklen sowie damit verbunden der steigenden<br />

Komplexität von Motor- und Antriebsprüfständen.<br />

Bild: AVL<br />

Anlässlich der Automotive Testing Expo Europe in Stuttgart stellte<br />

AVL Emission Test Systems ein neues Mitglied der AMA-Produktfamilie<br />

für Aufgaben rund um die Abgasmessung vor. „Für die<br />

Entwicklung der neuen Abgasmessanlage haben wir nach und nach alle<br />

Komponenten bestehender Systeme unter die Lupe genommen –<br />

darunter Analysatoren, Pumpen, Leitungen, Filter und Ventile“, berichtet<br />

Dr. Arnd C. Heiden, Product Line Manager bei AVL Emission Test<br />

Systems. „Auf diese Weise konnten wir mit der neuen AVL AMA SL<br />

eine Abgasmessanlage realisieren, die neben wesentlich geringeren<br />

Betriebs- und Wartungskosten nur noch weniger als ein Drittel des<br />

Platzes einer herkömmlichen Anlage benötigt.“ Für hochpräzise Messergebnisse<br />

wurden die erforderlichen Abgas entnahmemengen deutlich<br />

abgesenkt, so dass eine Beeinflussung durch die Probenentnahme<br />

nahezu ausgeschlossen werden<br />

kann.<br />

Die AMA SL analysiert mit einem<br />

großen dynamischen<br />

Messbereich bis zu acht Abgaskomponenten<br />

und bestimmt optional<br />

die Abgasrückführrate<br />

(AGR). AVL sieht Vorteile der<br />

neuen Messanlage vor allem angesichts<br />

der immer strikter werdenden<br />

Abgasgesetzgebungen<br />

mit neuen und längeren Testzyklen<br />

sowie damit verbunden der<br />

Das jüngste Mitglied der AMA-<br />

Produktfamilie von AVL, die AMA<br />

SL, bietet einen minimalistischen<br />

Anlagenaufbau, benötigt lediglich<br />

geringe Durchflussraten und ist<br />

deutlich energieeffizienter und<br />

wartungsärmer als herkömmliche<br />

Systeme<br />

steigenden Komplexität von Motor- und Antriebsprüfständen. „Bei der<br />

Entwicklung haben wir uns deswegen vor allem auf vier Bereiche konzentriert“,<br />

ergänzt Dr. Ulf Behnke, Group Product Manager AMA bei<br />

AVL Emission Test Systems. Im Einzelnen sind dies:<br />

• Platzbedarf:<br />

Da häufig eine ganze Reihe von Messpunkten zwischen den verschiedenen<br />

Abgasnachbehandlungsmodulen vorhanden sind und<br />

dafür zahlreiche Messsysteme benötigt werden, kann es am Prüfstand<br />

eng werden – gefordert wird also ein möglichst geringer<br />

Platzbedarf bei gleichzeitig hoher Leistungsfähigkeit der Anlage.<br />

• Betriebs- und Wartungskosten:<br />

Mit der Anzahl der Messsysteme und -aufgaben steigen auch die<br />

laufenden Kosten für Wartung, Betriebsgase und Energieverbrauch<br />

– Ziel war, diese Kosten zu senken.<br />

• Abgasentnahmemenge:<br />

Typischerweise steigt mit der Menge der Messpunkte das zu entnehmende<br />

Volumen an Abgas, was die Messergebnisse beeinflussen<br />

kann. Teilweise werden deswegen schon getrennte Durchläufe<br />

für Partikel- und gasförmige Messtechnik beziehungsweise mit<br />

und ohne Abgasrückführung gemacht – Ziel war also, die Ent -<br />

nahmemenge zu reduzieren.<br />

• Zeitaufwand:<br />

Insbesondere die Zahl der Messdurchläufe treibt natürlich auch den<br />

Zeitaufwand nach oben – ganz generell wollte man also den Zeitbedarf<br />

für die Tests reduzieren sowie gleichzeitig die Stillstandszeiten<br />

der Anlage minimieren.<br />

Rund 70 % weniger Stellplatz<br />

Typische Abgasmessanlagen weisen eine Tiefe von etwa 1 m auf, hinzu<br />

kommt der Platzbedarf zwischen Rück- und Stellwand für die Anschlüsse.<br />

„Die AMA SL kommt mit unter 30 Zentimeter Tiefe aus –<br />

und benötigt deswegen rund 70 Prozent weniger Stellplatz“, betont<br />

Behnke. Außerdem könne man die Anlage aufgrund der geänderten<br />

Anschlüsse direkt an der Wand aufstellen. Zu dem reduzierten Platzbedarf<br />

hat neben der geringeren Anzahl sowie Größe der Komponenten<br />

(beispielsweise Pumpen) auch die geänderte Ausrichtung der Analysatoren<br />

beigetragen, deren Anschlüsse nun seitlich liegen. Mit wenigen<br />

Handgriffen lassen sich die Analysatoren deshalb auch herausziehen,<br />

was Wartung und Service erleichtert.<br />

40 % geringere laufende Kosten<br />

„Der Energiebedarf der AMA SL ist deutlich niedriger – abhängig von<br />

der Systemkonfiguration sind dies zwischen 40 und 50 Prozent weni-<br />

66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


„Wir haben nach und nach<br />

alle Komponenten unserer<br />

Anlagen unter die Lupe<br />

genommen und sie optimiert<br />

oder ihre Zahl verringert.“<br />

Bild: AVL<br />

Dr. Arnd Heiden,<br />

Product Line Manager bei<br />

AVL Emission Test Systems<br />

Bild: AVL<br />

Platzbedarf im Vergleich: Testanordnung bei einer Anlagentiefe<br />

von rund 1 m und...<br />

ger als bei herkömmlichen Systemen“, so Behnke weiter. Dies liege<br />

unter anderem daran, dass aufgrund der Reduzierung von Komponentenzahl<br />

und -größe nun weniger Volumen zu heizen sei. Ebenso wie<br />

weniger Pumpen und Lüfter den Verbauch senken, helfen auch drehzahlgeregelte<br />

Lüfter dabei, den Energieverbrauch gering zu halten.<br />

Interessant ist auch die Auslegung der Spannungsversorgung. Das<br />

Netzteil verarbeitet nun Eingangsspannungen zwischen 100 und<br />

400 V. Intern erfolgt die Spannungsversorgung ausschließlich im Niederspannungsbereich<br />

mit 24 beziehungsweise 48 V für Heiz elemente.<br />

Das Netzteil ist zudem komplett gekapselt, so dass Wartungsarbeiten<br />

am System sehr einfach sind, weil diese nur im Niederspannungsbereich<br />

stattfinden. „Die AMA SL punktet deswegen und aufgrund der<br />

reduzierten Komponentenzahl auch mit einem in etwa halbierten Wartungsaufwand“,<br />

erläutert der Group Product Manager. Ein deutlicher<br />

Vorteil nicht nur hinsichtlich der Betriebskosten, sondern auch für die<br />

Verfügbarkeit der Anlage.<br />

Probeentnahmemenge deutlich gesenkt<br />

Gegenüber früheren Anlagen kommt die AMA SL mit rund 75 % weniger<br />

Probemenge aus, für die Messung der AGR-Rate sogar mit bis zu<br />

90 % weniger. Was das bedeutet, lässt sich am Beispiel eines 1-l-Ottomotors<br />

schnell erkennen: Im Leerlauf werden typischerweise pro Minute<br />

rund 50 l Abgas produziert. Bei einer parallelen Messung an drei<br />

Messpunkten mit konventionellen Abgasmessanlagen werden hier zirka<br />

30 l/min Abgas entnommen. Das schränkt die Möglichkeit weiterer<br />

Entnahmen, etwa für Partikelmessungen, deutlich ein und kann auch<br />

den Motor oder das Nachbehandlungssystem beeinflussen. „Bei Verwendung<br />

von AMA-SL-Systemen würde dagegen lediglich eine Menge<br />

von rund 7,5 l/min entnommen, was die Möglichkeiten für weitere<br />

„Vorteile ergeben sich vor<br />

allem angesichts der immer<br />

strikter werdenden Abgas -<br />

gesetzgebungen sowie damit<br />

verbunden der steigenden<br />

Komplexität von Motor- und<br />

Antriebsprüfständen.“<br />

Bild: AVL<br />

...vergleichbar bei Nutzung der AMA SL mit einer Anlagentiefe<br />

von nur knapp 30 cm<br />

Entnahmen signifikant verbessert sowie eine Beeinflussung von Motor<br />

und Abgasnachbehandlung unwahrscheinlich macht“, fährt Behnke<br />

fort. „Die AMA SL eignet sich damit insbesondere für Klein- und<br />

Kleinstmotoren – beispielsweise von Hybridfahrzeugen oder Motorrädern<br />

–, weil diese nur wenig Abgas produzieren und die Entnahmemenge<br />

speziell hier kritisch ist. Sie kommt aber genauso gut mit größeren<br />

Aggregaten zurecht.“<br />

Zeitbedarf für Testläufe geringer<br />

Nicht nur die deutlich geringere Entnahmemenge führt dazu, dass die<br />

Zahl der zeit- und kostenaufwändigen Prüfläufe je Messaufgabe durch<br />

Parallelisierung geringer ausfallen kann. Verbunden mit dem servicefreundlichen<br />

Design sind zudem die Wartungsintervalle länger und<br />

gleichzeitig die Wartungszeiten kürzer, wodurch die Verfügbarkeit der<br />

Anlage steigt und sich mehr Messungen durchführen lassen. In der<br />

Summe sinkt also der Zeitaufwand – angesichts größer werdender<br />

Prüfumfänge ein entscheidender Faktor.<br />

Übrigens: Die AMA SL ist unabhängig von der Kraftstoffart für die Entwicklung<br />

und Zertifizierung von Verbrennungsmotoren geeignet, gemäß<br />

sämtlicher weltweit gültiger Abgasgesetze. AVL spricht zudem<br />

aufgrund der Standardisierung und darauf basierend der Vorfertigung<br />

von Komponenten von einer Lieferzeit von zirka zehn Wochen. co<br />

www.avl.de<br />

Bild: AVL<br />

Dr. Ulf Behnke, Group<br />

Product Manager bei AVL<br />

Emission Test Systems<br />

Details zur neuen AMA SL:<br />

http://hier.pro/TOxv5<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 67


TESTEN<br />

PRÜFSTANDSTECHNIK<br />

Keramik – ein idealer Werkstoff für Prüfstecker<br />

Lange Lebensdauer unter hohen<br />

Beanspruchungen<br />

Steuerungen und andere elektronische Bauelemente für Automotive-Anwendungen werden zu 100 %<br />

getestet, was hohe Anforderungen an die Prüfanlagen für End-of-Line-Tests stellt. Besonders beansprucht<br />

werden dabei die elektrischen Verbindungselemente. Hier bewährt sich Hochleistungskeramik<br />

als Alternative zum Metallstecker.<br />

Philipp Froese, Vertriebsingenieur, Doceram GmbH, Dortmund<br />

In der automatisierten Elektronikprüftechnik<br />

setzen sich Prüfstecker aus Keramik durch<br />

Bild: Doceram<br />

Bis zu 70 Steuergeräte hat ein Auto heute. Jedes einzelne wird<br />

am Ende der Produktionslinie auf Funktionsfähigkeit getestet,<br />

und häufig wird zugleich noch Software geflasht, d. h. aufgespielt.<br />

Bei den Testeinrichtungen handelt es sich zumeist um Linien- oder<br />

Rundtaktanlagen, die in mehreren Stationen verschiedene Prüfungen<br />

übernehmen (Dichtigkeit, elektronische Funktionen, gegebenenfalls<br />

auch Kennzeichnung).<br />

EOL-Prüfung: hart beanspruchte Bauteile<br />

Dabei werden die Prüfstecker der Anlagen hart beansprucht und<br />

ebenso weitere Baugruppen wie Greifer, Leiterplattenaufnahmen<br />

und Positionierstifte. Denn bei typischen Taktzeiten von 20 s erreichen<br />

die Stecker nach dem Dreischichtbetrieb einer Fünf-Tage-Woche<br />

schon 21.600 Zyklen. Das bringt hohe mechanische Beanspruchungen<br />

mit sich, die nicht zu Verschleiß führen dürfen. Auch aus einem<br />

zweiten Grund wird eine sehr gute Abriebfestigkeit verlangt:<br />

Die Produktionsumgebung muss sauber bleiben.<br />

Zudem müssen hier Arbeitsmittel verwendet<br />

werden, die die elektronischen Eigenschaften<br />

der einzelnen Bauteile nicht<br />

beeinträchtigen.<br />

Dieses Anforderungsprofil erfüllt die blaue<br />

Hochleistungskeramik Cerazur deutlich besser<br />

als metallische Werkstoffe. Denn Keramikwerkstoffe<br />

wirken generell elektrisch isolierend.<br />

Sie sind nicht magnetisierbar, chemisch<br />

inert und zeichnen sich aufgrund ihrer<br />

Verschleißfestigkeit durch hohe Standzeiten auch<br />

bei starker mechanischer und thermischer Beanspruchung<br />

aus. Infolgedessen entsteht auch kein bzw. nur minimaler<br />

Abrieb und die Forderung nach technischer Sauberkeit<br />

wird erfüllt. Und Cerazur ist darüber hinaus schlagzäh und somit<br />

unempfindlich gegenüber Stoßbelastungen.<br />

Mit Einlaufschräge für Prüfungen im Taumelkreis<br />

Doceram fertigt aus Cerazur unterschiedliche Komponenten für diese<br />

anspruchsvolle Anwendung – z. B. Prüfstecker für die 100-%-Prüfung<br />

von Kfz-Elektronik. Diese Stecker eignen sich auch für kombinierte<br />

Funktions-/Taumelkreisprüfungen. Optional sind sie – für Prüfungen<br />

im Taumelkreis – mit einer Einlaufschräge ausgestattet.<br />

Darüber hinaus fertigt der Hersteller Aufnahme- und Positionierstifte<br />

für die Großserienprüfung, z. B. von Leiterplatten in Testeinrichtungen.<br />

Bei dieser Anwendung ist ein sehr exaktes Positionieren der<br />

Baugruppen erforderlich – und wird von den Keramikkomponenten<br />

gewährleistet. Damit schaffen die Cerazur-Bauteile eine wichtige<br />

Voraussetzung für eine gleichbleibend hohe Bauteilqualität und für<br />

minimale Stillstandszeiten an den Produktions- und Prüfanlagen.<br />

Eine weitere Anwendung sind keramische Greiferbacken für die<br />

Handhabung von Elektronikkomponenten. Und selbstverständlich<br />

gelten die hier genannten Vorteile nicht nur für die Prüfung der<br />

Komponenten, sondern auch für die Handhabung und die einzelnen<br />

Produktionsschritte, etwa die Leiterplattenbestückung.<br />

68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


PRÜFSTANDSTECHNIK<br />

TESTEN<br />

Bild: Doceram<br />

Bild: Doceram<br />

Keramik ist auch der<br />

Werkstoff der Wahl für<br />

die automatisierte Handhabung<br />

elektronischer<br />

Komponenten<br />

Beispiel für eine Leiterplattenaufnahme mit<br />

keramischen Aufnahme- und Positionierstiften<br />

Wahl der (Keramik-)Werkstoffe<br />

Neben der schlagzähen blauen Cerazur-Keramik<br />

kommen auch andere Keramikwerkstoffe<br />

infrage, wenn Komponenten für die automatisierte<br />

Prüftechnik zu konstruieren sind. Dabei<br />

entscheidet der Einsatzfall bzw. das gewünschte<br />

Eigenschaftsprofil. Die Positionier- und Aufnahmestifte<br />

sowie Leiterplattenaufnahmen und Greifer werden in der Tat meistens<br />

aus der blauen Hochleistungskeramik auf Zirkonoxid-Basis gefertigt.<br />

Als Alternative steht u. a. das Aluminiumoxid Doceram A-132<br />

zur Verfügung, das sich aufgrund seiner hohen Temperaturbeständigkeit<br />

auch für die Herstellung von Leiterplattenaufnahmen in Löt -<br />

öfen eignet. Eine weitere Alternative ist Doceram Z1000 auf Zirkonoxid-Basis,<br />

das weniger biegefest ist als Cerazur, aber nochmals<br />

härter.<br />

Geringere Lebenszykluskosten<br />

Doceram bietet dem Anwender Unterstützung beim Engineering<br />

an. Beispielsweise ist die <strong>Konstruktion</strong> des Steckers anhand des<br />

Gegenstücks (Dose) möglich. Auch sehr kleine Geometrien sind realisierbar,<br />

da die Wandstärke bis auf 0,3 mm reduziert werden kann.<br />

Häufig kommen hier Verbundkonstruktionen aus Keramik, Metall<br />

und Kunststoff zum Einsatz.<br />

In der Regel werden die Prüfstecker anwenderspezifisch konstruiert,<br />

aber aufgrund der umfassenden Erfahrungen mit unterschiedlichsten<br />

Designs erfolgt diese <strong>Konstruktion</strong> innerhalb kurzer Zeit und<br />

mit hoher Sicherheit, dass die Stecker im Betrieb alle gewünschten<br />

Funktionen erfüllen. Die Erfahrung der Anwender zeigt, dass sich<br />

auch die Fehlerquote der Prüfungen reduziert, weil die Stecker prä -<br />

ziser eingeführt und positioniert werden.<br />

Da die Bearbeitung von Keramik produktionstechnisch größeren<br />

Aufwand erfordert als die Kunststoff- und Metallverarbeitung, sind<br />

die Kosten der Stecker höher. Die Lebenszykluskosten sind jedoch<br />

deutlich niedriger, da die Stecker über die gesamte Produktionszeit<br />

eines Bauelementes halten – auch bei Stückzahlen von mehreren<br />

Millionen. Aus diesem Grund setzen namhafte Autohersteller sowie<br />

Vielfalt der Bauformen: Die Prüfstecker werden<br />

anwenderspezifisch konstruiert<br />

Tier-1-Zulieferer von elektronischen Steuerungen die hier beschriebenen<br />

Prüfstecker und Prüfstecker-Baugruppen ein.<br />

Auch für die automatisierte Schweißtechnik<br />

Nicht nur in der EOL-Prüftechnik bietet die besondere Eigenschaftskombination<br />

der Cerazur-Hochleistungskeramik – Verschleißfestigkeit,<br />

Schlagzähigkeit, Korrosionsbeständigkeit, elektrische Isolation<br />

und hohe thermische Beständigkeit – große Vorteile. Auch in einem<br />

ganz anderen Bereich der Automobilproduktion nutzt man diese<br />

Vorzüge: Im Karosseriebau haben sich z. B. Zentrier- und Positionierstifte<br />

aus Cerazur etabliert. Mit ihrer Hilfe werden die Blechplatinen<br />

während des automatisierten Schweißvorgangs in Position gehalten.<br />

Dabei wirkt sich eine weitere Eigenschaft positiv aus: An der<br />

Keramik bleiben keine Schweißspritzer haften.<br />

bec<br />

www.doceram.com<br />

Beispiele für Keramikkomponenten, auch zum Einsatz<br />

in Prüfanlagen, zeigt dieser Katalog:<br />

http://hier.pro/TNJVR<br />

Bild: Doceram<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 69


TESTEN<br />

SENSORIK<br />

Drahtlose Sensornetzwerke<br />

Mehr Möglichkeiten durch weniger Kabel<br />

Drahtlose Sensoren sind nicht nur eine Variante ohne Kabel, sie eröffnen ganz neue Ansätze. Das<br />

europäische Forschungsprojekt DEWI zeigt in praktischen Anwendungsszenarien, wo die Potenziale<br />

von Wireless-Sensor-Netzwerken liegen.<br />

Tobias Meyer ist freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Drahtlose Sensoren machen einen<br />

Motorenprüfstand weniger komplex.<br />

Die Grundidee von DEWI (Dependable Embedded Wireless<br />

Infrastructure) ist es, ein zuverlässiges, intelligentes und vernetztes<br />

Umfeld zu schaffen, sei es im privaten oder beruflichen Alltag. Viele<br />

zurzeit existierende drahtlose Lösungen sind jedoch noch nicht<br />

soweit ausgereift, dass sie verkabelte Lösungen am Markt ersetzen<br />

könnten. Vor drei Jahren begannen daher 58 europäische Industrieund<br />

Wissenschaftspartner mit insgesamt 500 Forschern aus 11 Ländern<br />

ein Projekt, mit dem sie die drahtlose Sensorik und das Internet<br />

der Dinge in Automotive, Luftfahrt, Bahnverkehr und Gebäudetechnik<br />

voranbringen wollten. Nun wurden in Graz die Ergebnisse<br />

vorgestellt. Den DEWI-Forschern ging es dabei vorrangig nicht<br />

darum, bessere Sensor-Hardware zu entwickeln, denn der Markt<br />

erfüllt hier bereits fast immer die Wünsche der Ingenieure; war dies<br />

nicht der Fall, scheute man sich aber auch nicht, fehlende Technik<br />

selbst zu entwickeln. In den meisten Teilprojekten wurden handelsübliche<br />

Lösungen in ein neues Prinzip gesteckt, das so ganz neue<br />

Möglichkeiten eröffnet. Zudem sollte das Projekt zeigen, dass drahtlose<br />

Technik im Vergleich zu kabelgebundenen Lösungen ebenso<br />

zuverlässig – oder vielleicht sogar zuverlässiger – arbeiten kann.<br />

Das Prinzip ist einfach erklärt: Drahtlose Sensoren und Aktoren –<br />

Nodes genannt – bilden miteinander ein Netzwerk; eines oder meh-<br />

rere davon konstituieren zusammen mit den<br />

Usern und sogenannten Gateways die<br />

„DEWI- Bubble“. Diese Bubble ist lokal begrenzt,<br />

fokussiert sich auf kurzreichweitige<br />

Kommunikation und kann beispielsweise ein<br />

ganzes Fahrzeug umfassen, oder eben auch<br />

nur einen Teil davon. Das Gateway ist die einzige<br />

Verbindung der Bubble mit der Außenwelt<br />

und verbindet sie über IP mit einer<br />

anderen Bubble, externen Usern oder mit<br />

dem Rest der Infrastruktur. Das Prinzip umfasst<br />

damit eine konzeptionsintegrierte<br />

Sicherheitsfunktion (Security by design), da<br />

ein direkter Zugriff von außen auf einzelne<br />

Sensoren, Aktoren oder User innerhalb der<br />

Bubble – und umgekehrt – nicht möglich ist.<br />

Der Standard wurde offen konzipiert, die<br />

Bubble organisiert sich, wenn nötig, selbst<br />

und kann beliebig umkonfiguriert oder auch skaliert werden. In 21<br />

industriegetriebenen Use-Cases zeigen die Forscher, was damit<br />

alles möglich wird. „Wir wollen damit das Vertrauen in die drahtlose<br />

Technik verbessern, da diese in vielen industriellen Anwendungen<br />

noch skeptisch beäugt wird“, sagt DEWI-Projektkoordinator Werner<br />

Rom vom Forschungszentrum Virtual Vehicle in Graz. Daher wurde<br />

auch Wert auf Robustheit gelegt und eingeplant, was passieren<br />

muss, wenn etwa auf Grund elektromagnetischer Störungen ein<br />

Knoten ausfällt. Hierzu fand man Algorithmen, die ein möglichst<br />

(energie-)effizientes Rerouting ermöglichen, wofür auch eigens<br />

Protokolle entwickelt und bestehende modifiziert wurden.<br />

Bild: Virtual Vehicle<br />

Praxisnahe Use-Cases zeigen was möglich ist<br />

In einem LKW sind bis zu 100 kg Verkabelung notwendig, eine<br />

Verschlankung könnte auch hier bares Geld sparen. Projektpartner<br />

Volvo identifizierte in seinen Lastwagen je nach Typ zwischen 40<br />

und 70 m Kabel, die drahtlos ersetzt werden könnten. Bei einer jährlichen<br />

Produktion von 100.000 LKW könne man so 5000 km Kabel<br />

einsparen, was 18 t Kupfer und 33 t Kunststoff entspricht. Zudem<br />

haben die drahtlosen Systeme weitere Vorteile: Die Ingenieure können<br />

einen Sensor nun beliebig positionieren, an Orten, die vorher<br />

schlicht unmöglich waren. Bei der Montage kann ebenfalls Zeit<br />

gespart werden, zudem eliminiere man potenzielle Fehler an Steckverbindern<br />

und Leitungen, die oft anfällig für Schmutz und Korrosion<br />

70 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


SENSORIK<br />

TESTEN<br />

Der Lkw von Volvo wurde mit einem drahtlosen Diesel-Füllstandssensor<br />

ausgestattet. Vorteil: Kein Kabeldurchgang durch die Tankwand.<br />

sind. Volvo realisierte im Rahmen von DEWI einen Füllstandssensor<br />

im Dieseltank, der nun ohne Durchbruch der Tankwand auskommt.<br />

Hierfür war eine Short-Range-/Low-Rate-Verbindung mit 250 kbps<br />

ausreichend. „Wir glauben an diese Technik. Bisher konnten wir erst<br />

einen kleinen Teil der nicht sicherheitsrelevanten Kabel ersetzen.<br />

Künftig wollen wir das aber noch weiter ausbauen“, sagt Volvo-<br />

Entwicklungsingenieur Dhasarathy Parthasarathy. Wichtig ist hier<br />

die eindeutige Abgrenzung der Bubbles, da es im Verkehr durchaus<br />

passieren kann, dass sich mehrere von ihnen – zum Beispiel zwei<br />

LKWs – in unmittelbarere Nähe zueinander befinden. In diesem Fall<br />

dürfen Sensoren der Bubble A niemals<br />

Daten an den Gateway der<br />

Bubble B schicken. Gleichzeitig<br />

müssen verschiedene Bubbles –<br />

etwa die des Anhängers und die der<br />

Zugmaschine – zusammenarbeiten.<br />

Das Prinzip der Bubble macht dies<br />

möglich. Im Rahmen von DEWI<br />

wurde zudem erarbeitet, wie drahtlose<br />

Software-Updates – ein aktuelles Auto umfasst etwa 70 bis<br />

80 elektronische Steuergeräte – auch außerhalb von Werkstätten,<br />

etwa beim Parken, stattfinden können.<br />

Ein weiterer Usecase aus dem Automotive-Feld kommt von AVL<br />

List. Er zielt aber nicht auf das Endprodukt Kfz sondern auf das Entwicklungslabor<br />

ab: Prüfstände für Motoren, Getriebe und auch ganze<br />

Testfahrzeuge müssen häufig regelrecht mit Sensoren gespickt<br />

werden, deren korrekte Verkabelung ist dabei nur eine potenzielle<br />

Fehlerquelle. Nicht selten müssen für die Daten- und Versorgungsleitungen<br />

auch unerwünschte Veränderungen, etwa am Chassis vorgenommen<br />

werden. Drahtlose Sensoren sollen hier künftig einiges<br />

einfacher machen. Die Herausforderung für AVL war dabei vor allem<br />

die saubere Synchronisierung der verschiedenen Datenströme.<br />

Gute Aussichten für die Zukunft<br />

Laut Projektkoordinator Rom haben die Ergebnisse seine hohen<br />

Erwartungen weit übertroffen: „Der Chef der europäischen Alliance<br />

for Internet of Things Innovation sagt mir, die DEWI-Architektur sei<br />

das elaborierteste, was er in diesem Bereich bisher gesehen habe.<br />

Die Schaffung der High-Level-Architektur an sich ist daher einer der<br />

großen Durchbrüche, die dieses Projekt geschafft hat. Auch in<br />

der semantischen Interoperabilität konnten wir für die Branche<br />

große Fortschritte erzielen, sprich die beteiligten Komponenten können<br />

alle – auch über Industriebereichsgrenzen hinweg – mit den<br />

erzeugten Informationen umgehen. Das bedeutet aber nicht, dass<br />

wir ein Stück Hardware künftig einfach so zwischen einem Auto und<br />

einem Flugzeug hin und her tauschen können – das war aber auch<br />

nie das Ziel. Die ISO hat zudem bereits eine Referenzarchitektur für<br />

Bild: DEWI<br />

„Wir wollen das Vertrauen in<br />

die drahtlose Technik verbessern,<br />

da diese in vielen industriellen<br />

Anwendungen noch skeptisch<br />

beäugt wird.“<br />

Sensornetzwerke erstellt, mit der alles unter DEWI Entwickelte verträglich<br />

ist. Wir haben aber einige Punkte wesentlich stärker detailliert.<br />

Zudem haben wir auch eine aktive Kooperation mit der zuständigen<br />

ISO-Gruppe (ISO/IEC JTC 1/WG 7), für die wir einige Technical<br />

Reports geschrieben haben, die die Umsetzung einiger DEWI-Use-<br />

Cases beschreiben. So sollen die ISO-Standards durch unsere praktischen<br />

Erfahrungen nachgeschärft und gegebenenfalls erweitert<br />

werden können. Mit unseren 21 Use-Cases waren wir hier für die<br />

ISO extrem attraktiv.“<br />

DEWI war grundlegend darauf ausgerichtet, zuverlässige robuste<br />

Drahtlos-Lösungen zu entwickeln und hatte nur bedingt sicherheitskritische<br />

Anwendungen (inklusive Datensicherheit und Datenschutz)<br />

oder die Erweiterung der DEWI-Bubble in Richtung langreichweitige<br />

Kommunikation im Fokus. Für einige Partner war das völlig ausreichen.<br />

Volvo etwa will mit seinem System zwischen 2022 und 2025<br />

in den Markt gehen. Für andere sind noch Fragen offen, die nun im<br />

bereits gestarteten Folgeprojekt SCOTT (Secure Connected Trust -<br />

able Things) geklärt werden sollen. Viele der DEWI-Partner sind<br />

daher auch hier wieder im Boot. Zudem kamen zahlreiche neue<br />

dazu, auch, weil der Bereich Gesundheit ergänzt wurde. Das ebenfalls<br />

vom Virtual Vehicle geleitet Forschungsprojekt soll die DEWI-<br />

Architektur insbesondere hinsichtlich Cyber-Security und Datenschutz<br />

ausbauen und letztendlich<br />

ein gesteigertes Vertrauen in Drahtlos-Lösungen<br />

schaffen, um die<br />

„Last mile to market“ zu überwinden.<br />

Dafür werden neben den technischen<br />

Fachleuten auch Humanund<br />

Sozialwissenschaftler eingebunden,<br />

um die Akzeptanz draht -<br />

loser Systeme zu verbessern. Um<br />

Sicherheit und Privatsphäre, aber auch eine unkomplizierte Nutzung<br />

zu gewährleisten, soll ein Trusted-System-Development-Framework<br />

entwickelt werden, also ein genereller Entwicklungsrahmen für vertrauenswürdige<br />

Systeme und alle Anwendungsfälle. Eine eigens<br />

entwickelte Metrik für „messbare Sicherheit und Datenschutz“ soll<br />

schließlich eine neuartige, international anerkannte Datenschutz-<br />

Kennzeichnung für Systeme und Systemgruppierungen schaffen.<br />

SCOTT erarbeitet in 15 Use-Cases praxisnahe Lösungen, der Fokus<br />

wird auf bereichsübergreifende Anwendungsfälle und heterogene<br />

Umgebungen gerichtet sein, wobei Aspekte von 5G sowie Cloud-<br />

Computing besonders betont werden. Zudem entwickeln die Forscher<br />

50 wiederverwendbare Technologie-Bausteine (Software,<br />

Hardware, Prozesse, Methoden, etc.) für Datenschutz/-sicherheit,<br />

verteilte Cloud-Integration, Energieeffizienz/-autonomie von Geräten<br />

und Referenzarchitektur/-implementierungen. Dies soll die Kombinierbarkeit<br />

von loT-Systemen sowie die gemeinsame Nutzung von<br />

vertrauenswürdigen Drahtlostechnologien und -diensten über<br />

verschiedene Industriebereiche hinweg ermöglichen.<br />

Details und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf den<br />

Webseiten der beiden Projekte DEWI und SCOTT:<br />

www.dewi-project.eu<br />

www.scottproject.eu<br />

In Ausgabe 07/08 der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

berichteten wir zudem über die<br />

Non-Automotive-Usecases.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 71


TESTEN<br />

SIMULATION<br />

Mittels des Predictive Engineering unterstützt die Software Star-CCM+ dabei, bessere Lösungen schneller zu finden – beispielsweise um<br />

Aerodynamik und Kühlaufgaben besser unter einen Hut zu bringen<br />

Bild: Siemens PLM Software<br />

Untersuchung des Zielkonflikts zwischen Aerodynamik und Kühlung<br />

Heißes Design bei kühlem Kopf<br />

Ingenieure müssen fast immer einen Kompromiss finden – beispielsweise zwischen einem möglichst geringen<br />

Luftwiderstand und einer ausreichenden Kühlung des Antriebs. Computerunterstützt bietet sich hier der Einsatz<br />

der Design Space Exploration an, um bereits frühzeitig in der Entwicklung die bestmögliche Lösung zu finden.<br />

Berücksichtigen lässt sich dabei übrigens auch schon der Einfluss der Räder bis hin zu deren Profil.<br />

Fred Ross, Siemens PLM Software<br />

Fast jedermann gefällt das schöne und oft glatte Styling der modernen<br />

Autos. Allerdings haben die weichen Kurven der heutigen<br />

Autos mindestens so viel mit Aerodynamik zu tun wie mit<br />

ästhetischen Gesichtspunkten. Eine typische Limousine verbraucht<br />

auf der Autobahn etwa 18 % der Kraftstoffenergie für die Überwindung<br />

des Luftwiderstands [1] . Die Leistung, die zur Überwindung<br />

des Luftwiderstands benötigt wird, steigt mit der Geschwindigkeit<br />

in der dritten Potenz – je schneller man fährt, desto mehr Kraftstoff<br />

verbraucht man.<br />

Um den Aktionsradius eines Fahrzeugs zu erhöhen, ist es deswegen<br />

eine gute Idee, den Luftwiderstand – und damit den Kraftstoffverbrauch<br />

– zu senken. Das gilt besonders für Elektroautos, deren<br />

Aktionsradius durch die Batteriekapazität besonders limitiert ist.<br />

Nicht täuschen lassen sollte man sich dabei von der mit 18 % niedrigen<br />

Prozentzahl – diese ergibt sich schlicht aus der Ineffizienz des<br />

Prozesses der Umwandlung von Benzin in kinetische Energie im<br />

Fahrzeug. Anders formuliert: Es lohnt sich, den Luftwiderstand zu<br />

senken.<br />

Kühlung muss sein<br />

Natürlich ist nicht die gesamte durch den Luftwiderstand verlorene<br />

Energie verschwendet. Ein Teil des Luftstroms wird mit Absicht<br />

durch den Kühlergrill und unter das Fahrzeug geleitet, um Motor,<br />

Batterien und Elektronik zu kühlen. Auch wenn das den Luftwiderstand<br />

erhöht, ist es notwendig, um die Zuverlässigkeit und Lang -<br />

lebigkeit des Antriebsstranges zu gewährleisten.<br />

In der Vergangenheit wurden experimentelle Untersuchungen<br />

durchgeführt um zu ermitteln, ob die aerodynamische Kühlung ausreicht,<br />

die Wärmeabfuhr des Motors zu bewältigen. Stellte sich heraus,<br />

dass ein Fahrzeug in bestimmten Fahrzuständen überhitzt,<br />

war die einzige Lösung der Einbau größerer Wärmetauscher, größerer<br />

Lüfter oder zusätzlicher Lufteinlässe, um mehr Luft durch die<br />

Wärmetauscher zu zwingen. Dies erhöht allerdings den Luftwiderstand<br />

des Autos ebenso wie sein Gewicht – beide Faktoren wirken<br />

sich negativ auf den Kraftstoffverbrauch des Fahrzeugs aus. Diese<br />

Art der zwangsweisen Modifikation trat zudem typischerweise sehr<br />

spät in der Entstehungsphase eines Autos auf – nämlich dann,<br />

wenn die ersten Versuche durchgeführt wurden. Deshalb waren diese<br />

Änderungen sehr kostspielig.<br />

Inzwischen lassen sich experimentelle Untersuchungen der Fahrzeugaerodynamik<br />

und der Kühlung praktisch komplett durch Computersimulationen<br />

ersetzen. Der Vorteil: Diese können schon in den<br />

72 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


SIMULATION<br />

TESTEN<br />

3D-F SIMULATION<br />

frühesten Entwicklungsphasen eingesetzt werden, um die Kühlstrategien<br />

unter der Motorhaube zu verstehen und zu optimieren. Im<br />

Gegensatz zu Versuchen sind Simulationen auch in der Lage, die<br />

Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs in einer Vielzahl realistischer Betriebszustände<br />

vorherzusagen – beispielsweise wenn das Fahrzeug<br />

im Stau steht oder einen Anhänger einen Berg hochzieht. Durch ein<br />

genaues Verständnis, wie die Energie durch die Bereiche unter der<br />

Haube und unter dem Fahrzeug fließt, können die Entwickler den<br />

Kühleffekt der Luftströmung maximieren und gleichzeitig den negativen<br />

Einfluss auf den Luftwiderstand so klein wie möglich halten.<br />

Cloud Computing liefert Kapazitäten<br />

Computersimulation dienen auch dazu, den Gesamtluftwiderstand<br />

des Fahrzeugs vorherzusagen und zu verbessern. Dabei werden<br />

auch Komponenten wie Scheibenwischer sowie die rotierenden Räder<br />

– inklusive des Einflusses von Reifenprofil, Felge und des gesamten<br />

Raddesigns – berücksichtigt. Diese Einflüsse wurden früher<br />

vernachlässigt, weil die Kosten für das Abbilden der instationären<br />

Wechselwirkungen im Nachlauf zu hoch waren. Mit der Entwicklung<br />

des Cloud Computings und großer Netzwerkcluster sind solch detaillierte<br />

Berechnungen inzwischen jedoch möglich.<br />

Ingenieure können heute mit Hilfe der Design Space Exploration die<br />

Wechselwirkung zwischen verschiedenen Designparametern untersuchen<br />

– und auf diese Weise beispielsweise den besten Kompromiss<br />

zwischen dem Gesamtluftwiderstand und der Kühlleistung finden.<br />

Der geringste Luftwiderstand ergibt sich typischerweise,<br />

wenn der Kühlergrill abgedeckt wird und keine Kühlluft durch das<br />

Fahrzeug fließt. Allerdings würden der Motor oder die Batterie unter<br />

diesen Bedingungen schnell überhitzen. Mittels der Methoden der<br />

Design Space Exploration lassen sich deshalb dynamische Kühlstrategien<br />

entwickeln, in denen der Kühlergrill sich automatisch weiter<br />

öffnet, wenn mehr Kühlluft benötigt wird. Dabei wird Grid Morphing<br />

eingesetzt, um das Design der Fahrzeugfront so zu optimieren,<br />

dass ein maximaler Luftstrom bei minimalen Kosten erreicht wird.<br />

Bei Elektrofahrzeugen können die Wechselwirkungen noch wesentlich<br />

komplexer sein, da weniger Energie vorhanden ist, die über die<br />

Klimaanlage dem Komfort der Passagiere zugute kommen kann.<br />

Die Energie, die für das Kühlen der Passagiere ‚verschwendet‘ wird,<br />

steht nicht mehr für die Reichweite des Fahrzeugs zur Verfügung.<br />

Die frühe <strong>Konstruktion</strong>ssimulation lässt sich hier über das Koppeln<br />

von Systemen mittels LMS Virtual.Labs Amesim durchführen. Die<br />

Systemsimulation kann dann mit einer Komponente verlinkt werden<br />

– beispielsweise der Batterie, dem Innenraum oder auch der Aerodynamik.<br />

So kann die Performance einer Konfiguration ohne großen<br />

Aufwand optimiert werden, was den Energieverbrauch des Fahrzeugs<br />

im Ganzen reduziert.<br />

Mit der Verfügbarkeit des Predictive Engineering unterstützt die<br />

Software Star-CCM+ dann dabei, bessere Lösungen schneller zu<br />

finden. Instationäre Aerodynamik hilft dabei, die komplexen Einflüsse<br />

der Räder zu untersuchen und Heeds von Red Cedar Technology<br />

ermöglicht mit der Design Space Exploration, bessere Wege zur<br />

Energieeinsparung zu finden.<br />

co<br />

www.siemens.com/plm<br />

[1] Auf ein Fahrzeug mit<br />

einem cw-Wert von 0,3 und<br />

einer Stirnfläche von 2 m²<br />

wirkt bei 30 m/s – was etwa<br />

110 km/h entspricht –<br />

eine aerodynamische Kraft<br />

von 330 N. Dies erfordert<br />

etwa 10 kW Energie zur<br />

Überwindung des Luftwiderstands.<br />

Wenn der Kraftstoffverbrauch<br />

des Fahrzeugs<br />

bei etwa 5 l/100 km<br />

liegt – was wiederum etwa<br />

2 kJ/m entspricht – benötigt<br />

man etwa 60 kW an<br />

chemischer Energie, um<br />

110 km/h zu fahren.<br />

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TESTEN<br />

NEWS<br />

Zylinderlaufflächen<br />

Neues Testverfahren bewertet Korrosionsbeständigkeit<br />

Federal-Mogul Powertrain hat ein neues Testverfahren<br />

zur Bewertung der Korrosions -<br />

beständigkeit von Zylinderlaufflächen ent -<br />

wickelt. Die Methode erlaubt einen direkten<br />

Vergleich unterschiedlicher Werkstoffe und<br />

Beschichtungsverfahren und ermöglicht damit<br />

die gezielte Materialentwicklung speziell<br />

für korrosionsintensive Bedingungen, wie sie<br />

Bild: Federal-Mogul<br />

beim Einsatz hochschwefelhaltiger Kraftstoffe<br />

und hohen Abgasrück führungsraten (AGR)<br />

auftreten. Thermisch gespritzte Laufbuchsen<br />

wie die dünnwandigen Sprayfit-Buchsen von<br />

Federal-Mogul könnten eine effiziente Wärmeableitung<br />

mit dem Vorteil einer großen<br />

Bandbreite an verschleißfesten Oberflächen<br />

kombinieren, heißt es. Dafür müsse allerdings<br />

die Leistungsfähigkeit in Betracht kommender<br />

Werkstoffe zuverlässig beurteilt werden.<br />

Dank des neu entwickelten Testverfahrens<br />

sei dies nun möglich.<br />

Der komplexe Zusammenhang zwischen Korrosion<br />

und Verschleiß erfordert, dass beide<br />

Aspekte unabhängig voneinander beurteilt<br />

werden können, um den beständigsten<br />

Werkstoff zu ermitteln. Welcher Effekt überwiegt,<br />

ist häufig unklar, denn mechanischer<br />

Verschleiß führt dazu, dass Korrosionsprodukte<br />

abgetragen werden und ungeschützte<br />

Oberflächen entstehen, die ihrerseits Korrosion<br />

begünstigen.<br />

Für das neu entwickelte Bewertungsverfahren<br />

hat das Unternehmen die zum Einsatz<br />

kommenden Testlösungen genau den im<br />

motorischen Betrieb entstehenden Kondensaten<br />

nachempfunden, darunter Schwefel-,<br />

Salpeter- und Essigsäure. Die durchgeführten<br />

Prüfungen umfassten Immersionstests in einer<br />

entsprechend zusammengesetzten, kochenden<br />

Lösung sowie elektromechanische<br />

Untersuchungen bei Temperaturen nahe am<br />

Siedepunkt der Lösung. Metallografische<br />

Analysen komplettierten den Prozess.<br />

Die Ergebnisse haben gezeigt, dass das Freisetzen<br />

von Schwefelkondensat zur höchsten<br />

Korrosionsrate führt, sodass sich Schlechtkraftstoff-Kondensat<br />

als Testlösung zur beschleunigten<br />

Bewertung der Korrosions -<br />

beständigkeit von Werkstoffen empfiehlt. Je<br />

höher der Chromanteil des getesteten Werkstoffs<br />

war, desto besser stellte sich die Korrosionsbeständigkeit<br />

dar.<br />

jpk<br />

www.federalmogul.com<br />

Tech Center iprotect<br />

Crashtest mit Röntgenblick<br />

Bild: Daimler<br />

Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für<br />

Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI)<br />

aus Freiburg testet der Bereich Fahrzeug -<br />

sicherheit der Daimler AG im Tech Center<br />

iprotect erstmals den Einsatz von Röntgentechnologie<br />

bei Crashversuchen. Die Ultrakurzzeit-Röntgentechnologie<br />

produziert während<br />

eines Crashtests Standbilder von definierten<br />

Bereichen in gestochen scharfer Qualität.<br />

Neu dabei ist, dass sich das Verhalten sicherheitsrelevanter<br />

Bauteile damit sogar<br />

prinzipiell in ihrem Inneren untersuchen lässt.<br />

Die Daten können mit computergestützten<br />

Simulationsmodellen zusammengeführt werden.<br />

Diese Synthese kann dazu beitragen,<br />

die Prognosezuverlässigkeit von Crash -<br />

simulationen noch weiter zu verbessern.<br />

Seit der Gründung des Tech Center iprotect<br />

om Januar 2016 arbeitet die Daimler AG in dieser<br />

Kooperationsplattform an nachhaltigen Lösungen<br />

für die integrale Sicherheit für die Mobilität<br />

der Zukunft. Die Partner sind die Robert<br />

Bosch GmbH, die Universität Stuttgart, das<br />

Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik<br />

IWM und das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik,<br />

Ernst-Mach-Institut, EMI Freiburg,<br />

die Technische Universität Dresden, die Technische<br />

Universität Graz und das Klinikum Stuttgart.<br />

Auch hinsichtlich alternativer Rückhaltekonzepte<br />

– gerade beim künftigen hochautomatisierten<br />

Fahren – sind die interdisziplinären<br />

Teams im Tech Center iprotect aktiv. Gemeinsam<br />

suchen Wissenschaft und Praxis Antworten<br />

auf die Frage, welche neuen Ansätze der<br />

Innenraumbeobachtung und Insassenklassifizierung<br />

relevante Beiträge für die Verbesserung<br />

der passiven Sicherheit liefern.<br />

www.daimler.com<br />

74 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


NEWS<br />

TESTEN<br />

Integrierte Prüf- und Testumgebung am Fraunhofer LBF<br />

Elektromobile schneller entwickeln<br />

Virtuelles Testen automatisierter Fahrfunktionen<br />

Neue Sensormodelle in CarMaker 6.0<br />

Der neue Prüfstand kombiniert<br />

mechanische Vibrationsbelastung<br />

und elektrothermische Belastung<br />

Ohne Leistungsmodule bewegt<br />

sich kein Elektrofahrzeug: Sie regeln<br />

die effiziente Energieversorgung<br />

des Antriebs, der Batterie<br />

und der Bordelektronik. Bislang<br />

gab es keine in sich geschlossene<br />

Methodik, welche die Sicherheit<br />

und Zuverlässigkeit der Leistungselektronik<br />

bewertet. Eine<br />

neuartige Prüf- und Testumgebung<br />

des Fraunhofer-Instituts für<br />

Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />

LBF bringt alles unter<br />

ein Dach: die schädigungs -<br />

relevante Kombination der Lasten,<br />

deren prüfstandstechnische<br />

Abbildung und ihre numerische<br />

Simulation. Die experimentelle<br />

Testumgebung ermöglicht es,<br />

den Inverter des Elektrofahrzeugs<br />

realitätsnah zu betreiben,<br />

indem die Batterie und die E-Maschine<br />

nachgeahmt werden. Weil<br />

Szenarien aus dem Fahrbetrieb<br />

Bild: Raapke/Fraunhofer LBF<br />

Leistungselektronik mit den elektrischen<br />

Zu- und Ableitungen der emulierten<br />

Batterie und E-Maschine<br />

Bild: Fraunhofer LBF<br />

zum Einsatz kommen, lassen<br />

sich realistische thermomechanische<br />

Lastzustände der Elektronik<br />

experimentell simulieren.<br />

Zeitgleich können mechanische<br />

Vibrationen aufgeprägt werden.<br />

Es ist somit möglich, das gesamte<br />

Belastungskollektiv, das aus<br />

dem elektrothermischen und<br />

dem Vibrationsanteil besteht,<br />

realitätsnah experimentell zu simulieren.<br />

Künftig sollen die Ergebnisse dazu<br />

beitragen, den Entwicklungsaufwand<br />

zu reduzieren, da die<br />

Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

von Designvarianten in früheren<br />

Stadien bewertet werden können.<br />

Insbesondere für Entwickler<br />

aus der Automobilbranche verkürzen<br />

sich dadurch die Entwicklungszeiten.<br />

http://hier.pro/VytFp<br />

Mit dem Release 6.0 der Car -<br />

Maker-Produktfamilie erweitert<br />

IPG Automotive das Angebot seiner<br />

Softwarelösungen um echtzeitfähige<br />

Sensormodelle mit hoher<br />

Detailtreue. Damit schafft<br />

das Unternehmen die Grundlage<br />

für effizientes virtuelles Testen<br />

und Absichern automatisierter<br />

Fahrfunktionen.<br />

Der Radar Sensor sowie der Free<br />

Space Sensor+ sind die beiden<br />

Sensormodelle, die mit dem Release<br />

6.0 der CarMaker-Produktfamilie<br />

neu erhältlich sind. Neu<br />

ist auch die Klassifizierung der<br />

umfangreichen Sensormodellsammlung<br />

in die drei Modell -<br />

klassen Ideal, High Fidelity (HiFi)<br />

und Raw Signal Interface (RSI).<br />

Der Free Space Sensor+ scannt<br />

die Umgebung und mögliche<br />

Bild: IPG Automotive<br />

Hindernisse zur Erkennung freier<br />

Räume ab, auf Basis des detaillierten<br />

virtuellen Szenarios hochaufgelöst<br />

in 3D. Die verbesserte<br />

Sensorschnittstelle ermöglicht<br />

zudem das Einbinden eigener<br />

physikalischer Sensormodelle.<br />

www.ipg-automotive.com<br />

Unsere Leidenschaft<br />

ist Kundenorientierung.<br />

Prüfen mit Verstand.<br />

www.zwick.de<br />

Prüfsysteme<br />

PEM ® Einpressbefestiger – das<br />

Original von höchster Qualität!<br />

Bleche, Printplatten und Kunststoffteile müssen<br />

zuverlässig verbunden und dauerhaft befestigt<br />

werden. Die original PEM ® Einpressbefestiger<br />

von KVT-Fastening sind weltweit in unzähligen<br />

Bereichen der modernen Industrie im Einsatz.<br />

Nehmen Sie mit uns Verbindung auf!<br />

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Telefon +49 7306 782 - 0 | info-DE@kvt-fastening.com | www.kvt -fastening.de<br />

Proven<br />

Productivity<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 75


KAROSSERIE<br />

TITELSTORY<br />

Mit innovativen Kunststofflösungen die autonome Mobilität fördern<br />

Entwicklungspartner<br />

für Funktionsteile<br />

Die steigende Nachfrage von Endkunden nach Assistenzsystemen für<br />

erhöhte Fahrsicherheit und der langfristige Trend zum automatisierten bzw.<br />

autonomen Fahren stellen Kraftfahrzeughersteller vor hohe technische<br />

Herausforderungen. Um sie zu lösen, müssen auch die Zulieferer komplett<br />

neue Lösungen entwickeln. Einen Beitrag leistet dabei Pöppelmann K-Tech<br />

als innovativer Entwicklungspartner für Funktionsteile.<br />

Julia Uptmoor, Marketingleitung K-Tech, Pöppelmann GmbH & Co. KG, Lohne<br />

76 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


TITELSTORY<br />

KAROSSERIE<br />

Was Industrie 4.0 für das produzierende Gewerbe ist, ist das<br />

autonome Fahren in der Automobilität. In nicht allzu ferner<br />

Zukunft sollen Autos und Lkws komplett selbstständig auf den Straßen<br />

unterwegs sein. Die Vorteile sind zum einen eine deutlich<br />

erhöhte Fahrsicherheit mit dem Ziel „Null Unfalltote“, da der Mensch<br />

als Fehlerquelle im Straßenverkehr wegfällt, zum anderen werden<br />

komplett neue Mobilitätskonzepte, wie beispielsweise unbemannte<br />

Taxi- bzw. Shuttle-Dienste oder autonomer Güterverkehr, möglich.<br />

Auf dem Weg zum vollständig autonomen Fahren, bei dem während<br />

der gesamten Fahrt kein menschliches Eingreifen mehr erforderlich<br />

ist, unterscheidet die Bundesanstalt für Straßenwesen fünf<br />

Level:<br />

• 1. assistiertes Fahren: Der Fahrer steuert selbst, wird jedoch von<br />

einzelnen Assistenzsystemen unterstützt<br />

• 2. teilautomatisiertes Fahren: Der Bordcomputer führt aus -<br />

gewählte Manöver, wie Einparken, Spurhalten, Beschleunigen<br />

und Abbremsen im Stau, selbstständig durch<br />

• 3. hochautomatisiertes Fahren: Das Fahrzeug fährt vorüber -<br />

gehend selbst; in Fällen, in denen das System an seine Grenzen<br />

stößt, muss der Fahrer jedoch innerhalb weniger Sekunden<br />

übernehmen können<br />

• 4. vollautomatisiertes Fahren: In den meisten Fällen fährt das<br />

Fahrzeug dauerhaft selbstständig. Nur in besonderen Situa -<br />

tionen, wie extremen Wetterverhältnissen oder Alpenpässen,<br />

wird der Fahrer aufgefordert, die Steuerung zu übernehmen.<br />

• 5. autonomes Fahren: Der Pkw oder Lkw fährt komplett selbstständig.<br />

Ein menschliches Eingreifen ist nicht mehr notwendig<br />

Zwar finden Fahrassistenzsysteme bereits eine immer größere<br />

Verbreitung. Die modernsten am Markt erhältlichen Fahrzeuge<br />

entsprechen derzeit jedoch erst dem Level 2. Damit der vollständig<br />

autonome Straßenverkehr Realität werden kann, gilt es nämlich,<br />

noch einige technische Herausforderungen zu lösen und rechtliche<br />

Fragen zu klären.<br />

Bild: Pöppelmann/Konradin Mediengruppe<br />

Funktionsteile für Assistenzsysteme<br />

Einen nicht zu unterschätzenden Part beim Thema Fahrassistenz -<br />

systeme spielt auch Pöppelmann K-Tech. Der Geschäftsbereich der<br />

Kunststoffexperten aus Lohne ist für verschiedene Hersteller aus<br />

der Automobilproduktion ein wichtiger Partner in Hinblick auf die aktive<br />

Fahrsicherheit. So liefert das Unternehmen z. B. Funktionsteile<br />

zur Befestigung und zum Abdecken bzw. Verkleiden von Fahrassistenzsystemen.<br />

Ein K-Tech-Funktionsteil kann beispielsweise Assistenzsysteme<br />

wie Regen-Licht-Sensoren, Mono- (für Straßenschilder)<br />

oder Stereokameras (für die Spurassistenz oder zur Kontrolle<br />

der Straßenverhältnisse) sowie Halter und Trägerplatten für Bremsassistenten<br />

oder die Rückfahrkamera beinhalten. „Zukünftig sind<br />

auch Funktionsteile für Augmented-Reality-Kamerasysteme denkbar.<br />

Mit solchen ließen sich beispielsweise Navigationskarten bzw.<br />

Anweisungen, ähnlich wie in einem Videospiel, direkt in der Windschutzscheibe<br />

abbilden“, sagt Alexander Harting, Projekt-Manager<br />

bei Pöppelmann K-Tech.<br />

Die Konzeption für solche Assistenzsysteme übernimmt teilweise<br />

der Kunde; die 3D-<strong>Konstruktion</strong> sowie kunststoffgerechte Bauteil -<br />

Innovative Kunststofflösungen<br />

für die autonome Mobilität<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 77


KAROSSERIE<br />

TITELSTORY<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Für den Abstandhalter eines Fahrassistenzsystems benötigte ein<br />

Automobilzulieferer eine neue, passgenaue nachträgliche Befestigung<br />

des Assistenzsystems<br />

Damit die Kamera freie Sicht hat und die Windschutzscheibe nicht<br />

beschlägt, wird in der Trägerplatte für Fahrassistenzsysteme ein Heizpad<br />

eingebracht, das über einen elektrischen Widerstand aufgeheizt wird<br />

definition der Kunststoffkomponenten unter Berücksichtigung der<br />

Herstellung und der Anforderungen aus dem jeweiligen Lastenheft,<br />

findet dagegen bei Pöppelmann K-Tech statt.<br />

sich zudem mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen, die es dann zu<br />

kombinieren gilt“, erklärt Andreas Kellermann, Verkaufsleiter von<br />

Pöppelmann K-Tech.<br />

Kurze Entwicklungszeiten<br />

Von der Entwicklung bis zur Serie läuft bei Pöppelmann alles unter<br />

einem Dach ab, was neben einem großen Kosten- auch einen<br />

erheblichen Zeitvorteil darstellt: Zwischen dem Start der Entwicklung<br />

bis zum Vorliegen der ersten werkzeugfallenden Teile vergehen<br />

in der Regel nur neun bis zwölf Monate; nach zwei Jahren erreichen<br />

die Artikel die Serienreife.<br />

Pöppelmann K-Tech verfügt<br />

dazu über ein eigenes Projektteam,<br />

das sich ausschließlich<br />

mit FEM-Berechnungen und<br />

Bauteilsimulationen beschäftigt.<br />

Eigene Materialdaten -<br />

banken unterstützen eine zielgerichtete<br />

Simulation. Diese<br />

Ergebnisse können parallel für die Bearbeitung kunststoffgerechter<br />

CAD-Daten verwendet werden. Ein großer Nutzen für die Kunden:<br />

Auf diese Weise lassen sich auch kurzfristig konstruktive Anpassungen<br />

an geänderte Bauraum- oder Anforderungssituationen erar -<br />

beiten. Pöppelmann K-Tech richtet sich immer stärker nach den Zielvorgaben<br />

des jeweiligen Anwenders. „Dies hängt damit zusammen,<br />

dass das Unternehmen im Projektgeschäft tätig ist, in dem jede<br />

Anwendung unterschiedliche Anforderungen aufweist und jeder<br />

Kunde verschiedene Ziele anstrebt. Bei einer Anwendung lassen<br />

Von Mehrwerten profitieren<br />

Ein großer Vorteil ergibt sich, wenn der Kunde K-Tech als Lieferanten<br />

bzw. Experten für die Kunststofftechnik früh in den Entwicklungsprozess<br />

einbezieht. Dank verkürzter Entwicklungszeit führt dies zu<br />

einer schnelleren Marktlösung und einer höheren Effizienz durch<br />

individuelle Prozessgestaltung. „Kernelement unserer Arbeit ist die<br />

Projektierung“, sagt Kellermann. „Das jeweilige Projekt-Team von<br />

K-Tech berät den Kunden in<br />

„Die strukturierte Vorgehensweise<br />

bzw. die gesamtheitliche Betrachtung<br />

sorgt letztendlich auch für hoch -<br />

wertigere Endergebnisse.“<br />

jeder Projektphase. Um bei<br />

der hohen Entwicklungsgeschwindigkeit<br />

und den komplexen<br />

Anforderungen des<br />

Kunden mitzukommen, stellt<br />

Pöppelmann K-Tech teilweise<br />

Mitarbeiter vor Ort beim Kunden<br />

in den Entwicklungsteams. Fachabteilungen wie beispielsweise<br />

Prozessoptimierung, Simulation oder Labor können Analysen<br />

und Konzepte direkt erarbeiten.“<br />

Gleich zu Beginn des Projektes bringen die K-Tech-Experten Vorschläge<br />

für mögliche Innovationen ein und der Kunde profitiert so<br />

von Mehrwerten wie integrierten Funktionen, die das Unternehmen<br />

als Pöppelmann-Effekt bezeichnet. Die strukturierte Vorgehensweise<br />

bzw. die gesamtheitliche Betrachtung sorgt nicht nur für erheb -<br />

liche Zeiteinsparungen in der Entwicklung, sondern letztendlich<br />

auch für hochwertigere Endergebnisse.<br />

Innovationsführer<br />

PLUS<br />

Am 23. Juni 2017 wurde Pöppelmann von Physiker und<br />

Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, Prof. Dr. Nikolaus<br />

Franke von der Wirtschaftsuniversität Wien sowie<br />

Compamedia aufgrund des Innovationsklimas und -erfolgs<br />

als einer der TOP-100-Innovationsführer des deutschen<br />

Mittelstands ausgezeichnet.<br />

Extrembedingungen fordern hohe Zuverlässigkeit<br />

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Lösungsentwicklung im Bereich<br />

der aktiven Fahrsicherheit ist eine Trägerplatte, die Pöppelmann<br />

K-Tech jüngst für das Fahrassistenzsystem von Daimler entwickelt<br />

hat. Fast jeder der Pkws, die Daimler in diesem Jahr bisher gebaut<br />

hat, verfügt über Fahrassistenzsysteme, die – mit einer Trägerplatte<br />

fixiert – an der Windschutzscheibe angeklebt werden. Damit die Kamera<br />

immer freie Sicht hat und verlässliche Ergebnisse liefert, wird<br />

in der Trägerplatte ein Heizpad eingebracht, das über einen elektrischen<br />

Widerstand aufgeheizt wird, damit die Windschutzscheibe<br />

nicht beschlägt oder einfriert.<br />

78 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


TITELSTORY<br />

KAROSSERIE<br />

Um den „Pöppelmann-Effekt“ für Kunden zu erzielen, wird bei jedem Projekt überprüft, welche der Fertigungsparameter Material, <strong>Konstruktion</strong>,<br />

Prozess und Werkzeugtechnik ausgewählt und angepasst werden können<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Applikationen wie diese stellen die Ingenieure vor verschiedene<br />

technische Herausforderungen. Beispielsweise<br />

muss das Material dauerhaft hohen Tempera -<br />

turen standhalten: „Beim Einsatz in Wüstenregionen<br />

heizt sich die Scheibe bei Sonneneinstrahlung auf bis<br />

zu +100 °C auf, die Kamera sogar auf bis zu +105 °C“,<br />

so Harting. In diesem Fall müsse die Technik genauso<br />

zuverlässig funktionieren, wie bei einer Fahrt im<br />

schwedischen Winter bei Temperaturen unter -30 °C.<br />

Ein weiteres Projektbeispiel ist ein Radarsystem für<br />

die passgenaue, nachträgliche Befestigung im Bereich<br />

des Frontends des Fahrzeugs zur Abstandsregelung.<br />

Die Herausforderung in diesem Fall: Da schon sehr<br />

kleine Abweichungen der Radarposition die Angaben<br />

über den Abstand des Fahrzeugs zu einem Objekt<br />

verfälschen, weil der Sensor nicht weit genug bzw. zu weit reicht,<br />

war die Passgenauigkeit bzw. das Einhalten der Toleranzen bei dem<br />

Halter sehr wichtig. Eine weitere Kundenvorgabe war die Funktionsintegration:<br />

Der Halter sollte sich einfach und schnell an Radar und<br />

Karosserie montieren lassen. Weiterhin sollte der Halter für unterschiedliche<br />

Fahrzeugmodelle einsetzbar sein.<br />

Von Beginn an war hier klar, dass die schnellste und kostengüns -<br />

tigste Variante in einem Halter aus zwei Bauteilen bestehen würde:<br />

einem gleichbleibenden Adapterrahmen für das Radar und einem<br />

variablen Stützwinkel, der je nach Modell angepasst werden kann.<br />

„Die beiden Bauteile müssen immer exakt im gleichen Winkel zueinander<br />

montiert werden. Um dieses Problem zu lösen, integrierten<br />

unsere Ingenieure eine Schraube, die den gewünschten Winkel<br />

fixiert“, erzählt Projekt-Manager Reinhard Thobe. „Zur Montage wurde<br />

an beiden Bauteilen eine Clip- bzw. Rastfunktion vorgesehen.“<br />

Für eine sichere und dauerhafte Positionierung verstärkten die<br />

Konstrukteure die Befestigungsbereiche mit Metallbuchsen. Resultierend<br />

aus FEM-Berechnungen und Füllsimulationen integrierten<br />

sie zudem eine belastungsorientierte Verrippung.<br />

„Dank der zweiteiligen Bauweise des Halters sind nur wenige Iterationsschleifen<br />

im Werkzeug nötig, um eine passende Lösung für<br />

eine andere Schnittstelle zu liefern. Das Abstandsradar liefert zudem<br />

verlässliche Ergebnisse, da der Halter passgenau sitzt und die<br />

Für die Trägerplatten entwickelt und produziert Pöppelmann K-Tech sogenannte Beauty<br />

Caps, die passgenau auf den Trägerplatten montiert werden können<br />

Toleranzen nicht übersteigt“, erklärt Thobe weiter. Der Halter ließe<br />

sich sicher und störungsfrei mit Radar und Karosserie verbauen.<br />

Projektbeispiele wie diese zeigen, dass Pöppelmann K-Tech mit seinen<br />

langjährigen Erfahrungen, den vielfältigen zur Verfügung stehenden<br />

Tools sowie der schnellen Entwicklungsarbeit und straffer<br />

Projektabläufe, die denen reiner Spritzgießer überlegen sind, sich<br />

als zuverlässiger und zukunftsorientierter Entwicklungspartner im<br />

Bereich der Fahrassistenzsysteme auszeichnet. Die Orientierung an<br />

den Anwendungsanforderungen und die Nähe zum Kunden helfen<br />

dabei, in kürzerer Zeit eine ganzheitliche Lösung zu finden, die op -<br />

timal auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten ist. Mit seinen innovativen<br />

Entwicklungen trägt Pöppelmann somit ein Stück weit mit bei,<br />

dass der Weg zum autonomen Fahren etwas kürzer wird. bec<br />

www.poeppelmann.com<br />

Detaillierte Informationen zur Funktionsintegration<br />

bei technischen Kunststoffteilen:<br />

http://hier.pro/JtaE7<br />

Fakuma: Halle B5, Stand 5107<br />

Electric Vehicle Symp. & Exhibition: Halle 1, Stand G62<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 79


KAROSSERIE<br />

LEICHTBAU<br />

Simulationstools verkürzen Produktionszeiten und senken Fertigungskosten<br />

Perfektion nach Maß<br />

Die Digitalisierung ermöglicht es den Unternehmen dank neuer Technologien Produktionszeiten zu verkürzen und<br />

die Fertigungskosten zu senken. Insbesondere in innovativen Branchen wie der Automobilindustrie bieten etwa<br />

additive Verfahren oder 3D-Druck ganz neue Möglichkeiten. Die 3D-Experience-Plattform von Dassault Systèmes<br />

unterstützt Branchenlösungserfahrungen, basierend auf 3D-<strong>Konstruktion</strong>, Analyse, Simulation und Intelligence<br />

Software in einer vernetzten, interaktiven Umgebung.<br />

Judith Knappe, Editor Technology, Storymaker in Tübingen<br />

Mit neuen Technologien wie Simulationsanwendungen<br />

lassen sich ultraleichte Bauteile<br />

konstruieren und herstellen<br />

Gewichtsreduktion, Freiheit im Design und kurze Produktionszeiten:<br />

Die Additive Fertigung oder 3D-Druck hat einzigartige<br />

Vorteile und revolutioniert Produktionsprozesse. Eine neue Bitkom-<br />

Studie zeigt, dass vor allem Wachstumsmärkte wie Luftfahrt, Medizin<br />

und Konsumgüter von der Technologie profitieren. Besonders in<br />

der Automobil-Industrie bietet diese Art der Fertigung neue Möglichkeiten.<br />

Doch um das volle Potenzial auszuschöpfen, bedarf es<br />

ausgeklügelter Tools. Die Natur macht es vor: Leicht, stabil und minimaler<br />

Materialeinsatz – Bäume sind das beste Beispiel für die Perfektion<br />

von Werkstoffen und Strukturen. Diese Perfektion würden<br />

Konstrukteure von technischen Bauteilen gerne nachahmen. Dazu<br />

benötigen sie erstens <strong>Konstruktion</strong>s- und Simulationstools, die eine<br />

möglichst ideale Geometrie finden. Zweitens ein Fertigungsverfahren,<br />

das diese bisher nicht realisierbaren Strukturen Realität werden<br />

lässt. Software, die gute Geometrien entwickelt und das Verhalten<br />

unter Last berechnet, gibt es seit vielen Jahren.<br />

Dassault Systèmes etwa bietet über seine 3D-Experience-Plattform<br />

bestens aufeinander abgestimmte Anwendungen. Die Fertigungsverfahren<br />

konnten bisher nicht mit den Tools mithalten – doch das<br />

hat sich geändert. Der 3D-Druck ermöglicht raffiniertere Designs,<br />

kann Hochleistungswerkstoffe verarbeiten und setzt schnellere Maschinen<br />

ein. Damit reichen ihre Anwendungsgebiete über klassischen<br />

Prototypenbau und Produktdesign hinaus. Vor allem in Industrien,<br />

in denen Effizienz, Formgebung, Gewicht und Lebensdauer eine<br />

große Rolle spielen, wird die Technologie immer stärker genutzt.<br />

Denn die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt: Mit der neuen Fertigungstechnik<br />

lassen sich jetzt ultraleichte Bauteile konstruieren und<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

herstellen.<br />

Aus der Bitkom-Studie geht unter anderem<br />

hervor, dass Gewicht und Materialverbrauch<br />

bei einzelnen Teilen um bis zu 90 Prozent sinken<br />

können. So kann beispielsweise ein Airbus<br />

A350 um bis zu eine Tonne leichter werden.<br />

Die positive Folge: Der CO2-Ausstoß<br />

des Flugzeugs reduziert sich auf diese Weise<br />

beträchtlich.<br />

Produktionszeiten verkürzen sich<br />

Zusätzlich sparen die Hersteller laut der Studie<br />

auch bis zu 70 Prozent der Produktionszeit<br />

und 80 Prozent der Fertigungskosten.<br />

Weiterhin können durch additive Fertigung unnötige Lagerkosten<br />

vermieden werden: Haben Hersteller Ersatzteile für beispielsweise<br />

alte Automodelle früher auf Vorrat produziert, so können sie durch<br />

das neue Fertigungsverfahren bei Bedarf schnell “nachdrucken“. Ohne<br />

die Verzahnung mit CAD- und Simulationswerkzeugen wäre diese<br />

Art zu produzieren nicht möglich. Nur durch die Tools kann nachgewiesen<br />

werden, dass das nun völlig anders gefertigte Teil genau<br />

dieselben Eigenschaften hat wie sein Vorgänger, der vielleicht noch<br />

gegossen oder gefräst wurde. Unterm Strich bietet diese Verzahnung<br />

enorme Vorteile: Die <strong>Konstruktion</strong>sphase verkürzt sich und die<br />

Unternehmen sparen kostenintensive Prototypen und Fehlkonstruktionen.<br />

Mehr noch: Ob sich eine Geometrie überhaupt fertigen<br />

lässt, muss den Konstrukteur nicht mehr kümmern, er kann sich<br />

ganz auf die Funktion des Teils konzentrieren. Zudem ermöglichen<br />

Tools wie Simulia, dass das Verhalten der Produkte schon vor der<br />

Fertigung untersucht werden kann. Ein Konstrukteur kann sich also<br />

sicher sein, dass er kein idealisiertes Bauteil entwirft, sondern eines,<br />

das auch dem Realitätscheck standhält. Die iterative Schleife<br />

aus <strong>Konstruktion</strong>, Simulation, verbesserter <strong>Konstruktion</strong>, erneuter<br />

Simulation beliebig fortgesetzt liefert genaue Angaben, wo Material<br />

eingespart werden kann oder wo man etwas zugeben muss.<br />

„Angstschrauben“ überwinden<br />

Aber Simulation hilft auch, so genannte „Angstschrauben“ zu erkennen.<br />

Das sind Teile einer <strong>Konstruktion</strong>, deren einzige Funktion es<br />

ist, dem Entwickler das Gefühl zu geben, er habe damit noch ein Sicherheitsplus<br />

eingebaut, sozusagen einen Notnagel, falls die Struk-<br />

80 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Bild: Dassault Systèmes<br />

Dank virtueller Technologien verkürzt sich die <strong>Konstruktion</strong>sphase<br />

und die Unternehmen sparen kostenintensive<br />

Prototypen und Fehlkonstruktionen<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

Tools wie Simulia von Dassault Systèmes ermöglichen,<br />

dass das Verhalten der Produkte schon vor<br />

der Fertigung untersucht werden kann<br />

Bild: Dassault Systèmes<br />

Neue <strong>Konstruktion</strong>s- und Simulationstools helfen<br />

dabei, die Perfektion natürlicher Strukturen<br />

nachzuahmen. Ziel dieser bionischen Lösungen<br />

sind leichte, stabile Produkte und ein minimaler<br />

Materialeinsatz<br />

tur doch einmal versagt. Oder es gibt sie, weil man das „immer<br />

schon so gemacht“ hat. In jedem Fall beruhigen sie das Gewissen.<br />

Manchmal sind diese „Angstschrauben“ aber auch gefährlich, weil<br />

sie die Struktur schwächen. Lasten zu optimieren, indem man Material<br />

weglässt, widerstrebt vielen Ingenieuren. Idealerweise sieht<br />

der Prozess von der Idee zu einem 3D-gedruckten Produkt so aus:<br />

Als erstes entwirft der Konstrukteur das Bauteil in einem CAD-Programm.<br />

Vermutlich wird es zunächst so ähnlich aussehen, wie das<br />

bislang herkömmlich gefertigte Teil. Mit Hilfe der Software Tosca von<br />

Dassault Systèmes lässt sich die Topologie nun optimieren. Dazu<br />

gibt die Simulation Kräfte auf das Teil und berechnet die Spannungen<br />

im Werkstoff. Wo keine Lasten auftreten, wird das Material ausgeblendet,<br />

der Konstrukteur stellt das mit einem Schieberegler ein.<br />

Anschließend stellt die 3D-Experience-Plattform von Dassault Systèmes<br />

sicher, dass dieses optimierte Design nahtlos in die CAD-<br />

Software zurückgespielt wird.<br />

Mit den beschriebenen Tools und Verfahren sind jetzt auch ganz<br />

neue Formen möglich – eben jene organischen, die sich an der Natur<br />

orientieren und optimal auf die Anforderungen angepasst werden<br />

können. Die Stärken der additiven Fertigung liegen also nicht in<br />

der Massenproduktion. Neben der erwähnten Fertigung komplexer<br />

Geometrien und Verringerung des Gewichts und der Gesamtkosten,<br />

ist durch sie auch Massen-Individualisierung möglich geworden.<br />

Das bedeutet: Unternehmen können auf individuelle Kundenforderungen<br />

und sich ändernde Marktbedingungen schnell und spezifisch<br />

eingehen. Im Zeitalter von Industrie 4.0 ist das ein bedeutender<br />

Faktor für wirtschaftlichen Erfolg.<br />

jg<br />

www.3ds.com<br />

Details zum Simulationsprogramm Simulia<br />

von Dassault Systèmes:<br />

http://hier.pro/SVHzV<br />

COMPOSITES EUROPE<br />

12. Europäische Fachmesse und Forum für Verbundwerkstoffe, Technologie und Anwendung<br />

19. – 21. September 2017<br />

Messe Stuttgart<br />

www.composites-europe.com<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 81


KAROSSERIE<br />

LEICHTBAU<br />

Bild: BMW<br />

Die Karosserie des BMW 7er mit Carbon Core<br />

CFK im Automobilbau<br />

Der lange Weg zur Großserie<br />

Die grundsätzlichen Vorteile von Automobil-Strukturbauteilen aus kohlenstofffaserverstärktem<br />

Kunststoff (CFK) sind schon lange bekannt. Als Lösung für die Großserie tat sich der<br />

Verbundwerkstoff allerdings bislang schwer. Neue Forschungs- und Entwicklungsansätze<br />

könnten seine Einführung beschleunigen.<br />

Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Wie so häufig, spielte sich die wahre Revolution im Verborgenen<br />

ab: Annähernd unbemerkt stellte 1981 McLaren den<br />

ersten Formel-1-Rennwagen mit einem Chassis aus kohlenstoff -<br />

faserverstärktem Kunststoff (CFK) auf die überbreiten Slickreifen.<br />

Den Konstrukteuren ging es um hohe Steifigkeit und vor allem um<br />

geringes Gewicht. Sicherheit spielte damals im Motorsport noch<br />

eine untergeordnete Rolle.<br />

Aber schnell war klar, dass CFK auch in dieser Disziplin dem damals<br />

üblichen Aluminium überlegen war. Die Idee von McLaren fand<br />

rasch Nachahmer, und so gibt es seit 1986 kein Formel-1-Fahrzeug<br />

mehr, das nicht mit CFK-Chassis ausgerüstet ist. Sehr viel lang -<br />

wieriger war der Weg des exotischen Werkstoffs in den Serienfahrzeugbau.<br />

Er führte zunächst über extrem teure Supersportwagen,<br />

deren CFK-Bauteile aufwendig per Hand gefertigt wurden – die Kunden<br />

zahlten gerne für die Exklusivität.<br />

BMW ist Vorreiter<br />

Einen ersten wichtigen Schritt zur Produktion größerer Serien machte<br />

BMW mit den Elektrofahrzeugen i3 und i8. Richtig in Schwung<br />

kommt die Fertigung nun mit dem aktuellen BMW 7er. Zentrales<br />

Element ist die als Carbon Core bezeichnete Karosseriestruktur. Das<br />

intelligente Karosseriekonzept erreicht durch den Mischbauansatz<br />

von CFK, höchstfesten Stählen und Aluminium eine Steigerung von<br />

Festigkeit und Steifigkeit in der Fahrgastzelle bei gleichzeitig deutlich<br />

reduziertem Fahrzeuggewicht. Der neue BMW 7er ist laut Hersteller<br />

das erste Fahrzeug, bei dem industriell hergestelltes CFK im<br />

Verbund mit Stahl und Aluminium verwendet wird. Trotz deutlich<br />

erweiterter Komfort- und Sicherheitsausstattung ist der BMW 7er<br />

so um bis zu 130 kg leichter als in der Vorgängergeneration. Wichtiger<br />

Kooperationspartner für BMW ist die SGL Group. Die CFK-<br />

Geflechte für die Carbon-Core-Karosserie werden in einem vollautomatisierten<br />

Prozess bei SGL hergestellt und anschließend als sogenannte<br />

Preforms zur Bauteilfertigung direkt an BMW geliefert.<br />

Forschungskonsortium verspricht neue Erkenntnisse<br />

Nichtsdestotrotz gibt es bei der Nutzung der CFK-Technologie für<br />

Automotive-Anwendungen noch erheblichen Forschungs- und Entwicklungsbedarf.<br />

Neue Erkenntnisse soll ein von der britischen<br />

82 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


LEICHTBAU<br />

KAROSSERIE<br />

„Wir müssen daran<br />

arbeiten, diese Leichtbaulösungen<br />

kostengünstig<br />

darzustellen“<br />

Fertigung des neuen BMW 7er<br />

Bild: BMW<br />

Regierung gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt für<br />

carbonfaserbasierte Verbundwerkstoffe in der automobilen Serienfertigung<br />

liefern.<br />

Unter der Leitung von SGL arbeiten acht britische Unternehmen an<br />

der Produktion von Bauteilen aus CFK für die Automobilindustrie.<br />

Das Projekt mit dem Namen „Thermoplastic Overmoulding of<br />

Structural Composites for Automotive Applications“ (TOSCAA) zielt<br />

darauf ab, die Technologie für die automobile Serienfertigung von<br />

thermoplastischen Bauteilen über alle Stufen der Wertschöpfungskette<br />

von SGL bis zum Automobilhersteller, im Projekt Jaguar Land<br />

Rover, weiterzuentwickeln. Dr. Grant Andrews, Technologieleiter am<br />

zuständigen SGL-Standort Muir of Ord in Frankreich: „Durch das<br />

TOSCAA-Projekt erweitern wir unser Fachwissen zur Nutzung von<br />

Carbonfasern in thermoplastischen Verbundwerkstoffen und unterstützen<br />

unsere Kunden bei der Anwendung von Carbonfasern im<br />

automobilen Sektor oder in anderen innovativen Anwendungen.“<br />

Ford und Magna entwickeln zusammen<br />

Auch Ford und der Zulieferer Magna haben in einem gemeinsamen<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekt untersucht, welche Leichtbaumöglichkeiten<br />

und technische Herausforderungen bei der Verwendung<br />

von CFK-Verbundwerkstoffen zu erwarten sind. Die beiden<br />

Unternehmen haben zusammen das Konzept eines Subframes<br />

aus CFK entwickelt. Er ist ist ein wichtiger Bestandteil der Fahrzeugstruktur<br />

und dient als Motor- und Radaufnahme.<br />

„Kooperationen sind für uns unerlässlich, um erfolgreich Leichtbaukomponenten<br />

herstellen zu können, die den Kraftstoffverbrauch reduzieren,<br />

ohne den Fahrkomfort, die Langlebigkeit oder die Sicherheit<br />

zu beeinträchtigen“, betont Mike Whitens, Director of Vehicle<br />

Enterprise Systems im Bereich Research and Advanced Engineering<br />

bei Ford. „Wir müssen auch in Zukunft daran arbeiten, diese Leichtbaulösungen<br />

kostengünstig darzustellen.“ Die gemeinsame Entwicklung<br />

des Subframe aus Carbonfaser-Verbundmaterial durch<br />

Magna und Ford sei ein hervorragendes Beispiel für die Kooperation<br />

im Hinblick auf fortschrittliche Materialien.<br />

Kooperation zwischen Ford und Magna:<br />

Subframe aus CFK<br />

Statt aus 45 Stahlbauteilen wie beim konventionellen Träger besteht<br />

der neue Prototyp nur noch aus zwei CFK-Formbauteilen und vier<br />

Metallverstärkungen, das ist eine erhebliche Reduktion um 82 %.<br />

Im Vergleich zum Stahl- ist das CFK-Produkt laut Magna 34 % beziehungsweise<br />

9,3 kg leichter.<br />

Als Werkstoff kommt ein sogenanntes Sheet Molding Compound<br />

(SMC) zum Einsatz, eine in Platten angelieferte zähflüssige Masse<br />

aus kleingehäckselten Carbonfasern und Harz. In einem Presswerkzeug<br />

wird das SMC zu den CFK-Bauteilhälften geformt. Sie sind<br />

schon nach wenigen Minuten ausgehärtet und werden anschließend<br />

verklebt. Wie Magna erklärt, ist die Produktion dabei so vereinfacht,<br />

dass sich werkzeugseitige Kostenvorteile von 30 bis 40 %<br />

ergeben. Aktuell wird der Subframe bei Ford ausgiebig getestet. Ist<br />

das Ergebnis wie von Magna erwartet, ist mit einer raschen Umsetzung<br />

des Fertigungsverfahrens in die Serie zu rechnen.<br />

Direkt zur Website des TOSCAA-Projekts:<br />

http://hier.pro/j0VH1<br />

Bild: Magna<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 83


KAROSSERIE<br />

LEICHTBAU<br />

Thermoplastisches RTM-Verfahren ermöglicht neue Geometrien für Leichtbauteile<br />

Stabil auch bei geringerem Gewicht<br />

Getrieben von immer anspruchsvolleren gesetzlichen Auflagen hinsichtlich CO 2<br />

-Emissionen, aber auch beflügelt von<br />

der immer ressourcenbewussteren Einstellung der Deutschen, kommen Autobauer nicht umhin, Fahrzeuge immer<br />

leichter zu bauen. Weniger Gewicht bei gleicher Leistung bedeutet weniger Treibstoff bzw. weniger Strom. Dieses<br />

Weniger bedeutet gleichzeitig ein Mehr an Umweltschutz. Bei der Zielerreichung mangelt es nicht an leichteren<br />

Materialien für Automobilbauteile. Das Dilemma liegt im Gewicht-Stabilitäts-Koeffizienten und der Frage, wie behalte<br />

ich die nötige Bauteilstabilität und verringere dabei dennoch das Gewicht? Eine Auflösung für diesen Widerspruch<br />

hat vor Kurzem der Kunststoffspezialist Handtmann Elteka vorgestellt: das Composite Hicompelt.<br />

Dr. Martina Klug, Klugmarketing & PR, München, i. A. der Albert Handtmann Elteka GmbH & Co. KG, Biberach<br />

CAD Zeichnung eines Dachrahmens<br />

aus Hicompelt, gefertigt für einen<br />

Roding Roadster<br />

Das Revolutionäre an Hicompelt: Es wird in einem bisher noch<br />

wenig bekannten Verfahren, dem T-RTM (thermoplastisches<br />

resin transfer molding), hergestellt. Bei diesem Verfahren wird ein<br />

Matrixmaterial zunächst just in time aufgeschmolzen. Wie der<br />

Name bereits impliziert, wird dazu ein thermoplastischer Werkstoff<br />

verwendet. Schon dies ist ein technisch durchaus anspruchsvoller<br />

Vorgang, bei dem Aktivator und Katalysator im Rahmen der rich -<br />

tigen Zeitdauer verflüssigt und gemischt werden müssen. Zur Verfeinerung<br />

dieses Schmelzverfahrens wurde in Zusammenarbeit mit<br />

einer Entwicklungsgruppe rund um das Münchener Unternehmen<br />

Krauss Maffei eine spezielle, neue Schmelzanlage entwickelt. Dieses<br />

neue Dosierkonzept ermöglicht eine On-demand-Fertigung und<br />

Serienproduktion, bei der jeweils nur das für das jeweilige Bauteil<br />

benötigte Matrixmaterial aufgeschmolzen wird. Ein auch aus ökonomischer<br />

Sicht effektiver Ansatz, der eine konstant hohe Teilequalität<br />

unterstützt.<br />

Vorgeformte Gelege ermöglichen fertige<br />

Bauteilgeometrien<br />

Handtmann Elteka verwendet für das Hicompelt Composite ein PA-<br />

6C-Gusspolyamid oder das noch höherwertigere PA 12C Lauramid.<br />

Nach dem Aufschmelzen und der Mischung der Materialkomponenten<br />

wird dieses dann in noch flüssiger Form in die eigentliche Pres-<br />

se eingebracht. Durch die niedrige Viskosität des<br />

Gusspolyamids können auch extrem dünne Wandstärken<br />

produziert werden. In einem entsprechenden<br />

Werkzeug befindet sich ein bereits in End -<br />

kontur vorgeformtes Gelege, das über eine genau<br />

definierte Anzahl von Düsen mit dem Matrixmaterial<br />

infiltriert und anschließend zum jeweiligen Bauteil<br />

gepresst wird. „Dieser Vorgang benötigt lediglich<br />

3 min. Besonders interessant ist die Schnelligkeit dieses<br />

Prozesses, wenn, wie im Automobilbereich üblich, auch<br />

Großserien hergestellt werden müssen. Nach der Ent -<br />

nahme aus der Presse bedarf das Bauteil quasi keiner Nachbearbeitung<br />

mehr“, erklärt Jörg Vollmann von VSM Innovation,<br />

der für Handtmann Elteka bei der Hicompelt-Entwicklung federführend<br />

war.<br />

In diesem Verfahren produziert wird bereits ein Dachrahmen in<br />

einer Größe von 770 mm x 590 mm für den Sportwagen Roding<br />

Roadster. Die vor der Endlackierung schwarz-weiße Schraffierung<br />

des Bauteils entsteht durch die Verwendung eines Carbon-Glas -<br />

faser-Mischgeleges. Da die so erzielbare Steifigkeit für diesen Dachrahmen<br />

ausreicht, wurde die teurere schwarze Carbonfaser partiell<br />

durch die sichtbare helle Glasfaser ersetzt. Im Vergleich zur Herstellung<br />

desselben Bauteils mit einem Epoxy-RTM konnte dabei noch<br />

16 % Material eingespart werden.<br />

Bild: forward-engineering.de<br />

Net-Shape-Integration von Metallelementen<br />

und Reparaturfähigkeit<br />

Prozesstechnisch interessant ist die Option bei Hicompelt Compo -<br />

sites bereits bei der Herstellung Metallelemente wie Bolzen oder<br />

Metallteile formschlüssig und fest mit einzubinden. So können<br />

Hicompelt Composites beispielsweise auch mit angrenzenden<br />

Metallteilen vernietet oder verschweißt werden. Beim oben vorgestellten<br />

Dachrahmen wurde sowohl eine Stahlbuchse als auch eine<br />

Aluminiumhalterung integriert. Lohnend ist diese Net-Shape-Fertigung<br />

so auch aus Kostensicht: Das Verfahren minimiert neben den<br />

Material- auch die Prozesskosten.<br />

Apropos Kostensicht: Wohingegen andere Leichtbauteile, z. B.<br />

Kunststoffteile, im Falle einer Beschädigung komplett ausgetauscht<br />

werden müssen, können die mit Gusspolyamid infiltrierten Hicompelt-Bauteile<br />

auch durch Schweißen repariert werden.<br />

84 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


LEICHTBAU<br />

KAROSSERIE<br />

Bild: Handtmann Elteka<br />

Timo Rothenbacher, Produktentwicklung bei<br />

Handtmann Elteka, präsentiert den Dachrahmen<br />

aus Hicompelt (im Einsatz bei einem Roding<br />

Roadster). Zu sehen ist auch die verwendete<br />

Mischung aus Carbon- und Glasfasergelegen<br />

sowie direkt eingepressten Metalleinlagen<br />

Neue Geometrien: die benötigte Bauteilfestigkeit<br />

trotz des geringeren Gewichts erzielen<br />

Das Hicompelt Composite wurde von Handtmann Elteka sowohl im<br />

Hinblick auf die Herstellung von Großserien im Automotive- und<br />

Aerospacebereich entwickelt als auch im Hinblick auf die eine wei -<br />

tere Gewichtsreduzierung bei gleichzeitiger Bauteilfestigkeit durch<br />

die Realisierbarkeit von bisher mit Compositematerial nicht einfach<br />

herzustellenden Geometrien. Ein Beispiel dafür ist eine gewinkelte<br />

Aufnahme bzw. Halterung, die derzeit in einer neuen Fahrzeug -<br />

generation eines deutschen Autobauers getestet wird. „Das neue<br />

Hicompelt-Bauteil soll in diesem Fall ein Metallbauteil ersetzen. Hier<br />

haben wir im Vergleich zu den bisherigen Bauteilen eine Gewichtseinsparung<br />

von 30 % erreicht. Das ist auch mit Blick auf die immer<br />

extremeren Anforderungen an CO 2<br />

-Einsparungen eine echte Revolution<br />

für die Automobilindustrie“, so Vollmann.<br />

„Bei Composite-Bauteilen wie diesem Winkel ist es eine Heraus -<br />

Bild: Handtmann Elteka<br />

Beim T-RTM-Verfahren können<br />

Metallteile wie Ösen oder Verbinder<br />

direkt bei der Herstellung fest<br />

integriert werden<br />

Bild: Handtmann Elteka<br />

Winkelaufnahme aus Hicompelt, endkonturnah<br />

produziert, im Einsatz im Automobilbereich<br />

forderung, die benötigte Steifigkeit trotz des geringen Gewichtes zu<br />

erzielen“, erläutert Vollmann. Die hohe Steifigkeit wird u. a. durch<br />

den ausnehmend hohen Faseranteil und das auch im Winkel nicht<br />

unterbrochene Fasergeflecht erzielt. Vollmann: „Die Infiltration mit<br />

diesen Thermoplasten ermöglicht einen besonders hohen Faser -<br />

volumenanteil von bis zu 65 %.“<br />

Im Hinblick auf die Umwelt ist heutzutage auch das Thema Recycling<br />

für jeden Automobiler auf der Tagesordnung. Der Vorteil des<br />

Hicompelt Composites: Es kann am Ende der Fahrzeuglebensdauer<br />

einfach entsorgt werden. Da es sich bei der Matrix um ein Thermoplast<br />

handelt, kann durch Erwärmung der Kunststoff leicht vom<br />

Gelege getrennt werden.<br />

bec<br />

www.handtmann.de/kunststofftechnik<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 85


KAROSSERIE<br />

LEICHTBAU<br />

Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen ermöglichen eine Gewichtsreduzierung um 15 % gegenüber ultrahochfestem Stahl<br />

Bild: Constellium<br />

Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen für den Automobilbau<br />

Leicht, fest und kollisionssicher<br />

Die Verwendung leichter Materialien ist ein klarer Trend in der Automobilindustrie. Gefragt sind innovative<br />

Aluminiumlegierungen, die eine echte Alternative zu ultrahochfestem Stahl bilden. Durch die Leichtbauweise<br />

lassen sich nicht nur die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit in der Automobilproduktion deutlich erhöhen.<br />

Aluminium überzeugt auch durch weitere Vorteile wie eine hohe Korrosionsbeständigkeit und die Fähigkeit,<br />

einzelne Fahrzeugteile besser zu verbinden.<br />

Andreas Afseth, Leiter Forschung und Entwicklung, Constellium Deutschland GmbH, Singen<br />

Nachhaltigkeit und die Schonung von Ressourcen gewinnen<br />

insbesondere auch im Automobilbau zunehmend an Bedeutung.<br />

Ansatzpunkte hierfür sind in erster Linie die CO -Emissionen<br />

2<br />

und der Kraftstoffverbrauch. Beides lässt sich durch unterschied -<br />

liche Maßnahmen senken. Neben einer optimierten Aerodynamik,<br />

vermindertem Rollwiderstand und innovativer Motorentechnologie<br />

ist auch eine Gewichtsreduzierung der Fahrzeuge von entscheidender<br />

Bedeutung. Daher liegt die Verwendung von besonders leichtem<br />

Material nahe. Eine wichtige Rolle spielt dabei Aluminium, das<br />

gegenüber Stahl mit einer Gewichtseinsparung von 30 bis 50 %<br />

punkten kann. Die Leichtigkeit resultiert aus der geringen Materialdichte<br />

von etwa 2,7 g/cm 3 – verglichen mit 7,8 g/cm 3 bei regulärem<br />

Stahl.<br />

Untersuchungen belegen die massiven Einsparpotenziale einer<br />

Leichtbauweise: So lässt sich pro 100 kg reduziertes Gewicht der<br />

CO -Ausstoß um durchschnittlich 10 g/km senken. Noch deutlicher<br />

2<br />

wird der ökologische Vorteil in folgendem Beispiel: Würden bei<br />

einem Pkw mit 1800 kg nur 5 % des Gewichts reduziert, ließen sich<br />

– über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs gerechnet – rund<br />

2 t an CO 2<br />

-Emissionen einsparen. Davon profitiert nicht nur die<br />

Umwelt: Auch lässt sich durch die Gewichtsverminderung der<br />

Kraftstoffverbrauch senken, was den Geldbeutel der Autofahrer<br />

schont.<br />

Leichtbaulegierungen mit hoher Festigkeit<br />

und Formbarkeit<br />

Die vermehrte Verwendung von Aluminium im Automobilbau birgt<br />

aber auch Herausforderungen in sich: So müssen geeignete Leichtbaulegierungen<br />

entwickelt werden, die mit bestehenden, auf der<br />

Verwendung von Stahl basierenden Produktionsprozessen kompa -<br />

tibel sind. Dies vermeidet hohe Kosten für die Umrüstung vorhandener<br />

Fertigungskapazitäten, was den Automobilherstellern zugutekommt.<br />

Idealerweise sollten die Aluminiumlegierungen eine besondere<br />

Dünne, hohe Festigkeit und Formbarkeit aufweisen. Das ermöglicht<br />

eine maximale Leichtigkeit des Materials, hinreichende<br />

Kollisionssicherheit und ein ansprechendes Design in der Auto -<br />

mobilkonstruktion. Entsprechend dieser Anforderungen hat die Aluminiumindustrie<br />

in den vergangenen Jahren großes Engagement in<br />

die Forschung und Entwicklung neuer, leistungsfähiger Legierungen<br />

gesteckt.<br />

86 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


LEICHTBAU<br />

KAROSSERIE<br />

B-Säulenverstärkung aus<br />

der Aluminium-Zink-<br />

Magnesium-Kupfer-<br />

Legierung Ultralex<br />

Bild: Constellium<br />

Das Constellium-Werk<br />

im elsässischen<br />

Neuf-Brisach zählt mit<br />

etwa 1400 Mitarbeitern<br />

zu den größten<br />

Arbeitgebern der Region<br />

Bild: Constellium<br />

Aber auch die Stahlbranche schläft nicht: Durch die Entwicklung<br />

unterschiedlicher festerer Stähle in der neueren Vergangenheit<br />

erfüllt dieser gängige Werkstoff viele verschiedene Anforderungen<br />

der Automobilindustrie. Dennoch bieten Aluminiumlegierungen im<br />

Wettbewerb zu Stahl entscheidende Vorteile wie noch mehr Leichtigkeit<br />

bei gleicher Stabilität und Festigkeit. Der Aluminiumspezialist<br />

„Gefragt sind innovative<br />

Aluminiumlegierungen, die<br />

eine echte Alternative zu ultrahochfestem<br />

Stahl bilden.“<br />

Constellium beispielsweise bietet eine Reihe leistungsfähiger<br />

Aluminiumlegierungen, die passgenau die Anforderungen der Automobilindustrie<br />

adressieren. Dazu zählt etwa die Produktfamilie<br />

Ultralex, eine Aluminium-Zink-Magnesium-Kupfer-Legierung der<br />

7000er-Reihe, die eine Gewichtsreduzierung um 15 % gegenüber<br />

ultrahochfestem Stahl ermöglicht.<br />

Weiterer Vorteil: hohe Verbindungsfähigkeit<br />

von Aluminiumteilen<br />

Ultrahochfeste Aluminiumlegierungen bieten neben Gewichtseinsparungen<br />

noch weitere Vorteile: Wird Aluminium bei stark beanspruchten<br />

Komponenten wie der B-Säulenverstärkung oder dem<br />

Fahrzeugdach eingesetzt, lassen sich die einzelnen Fahrzeugteile<br />

besser miteinander verbinden. Bauteile aus einer 7000er-Legierung<br />

können wesentlich einfacher in eine Aluminiumstruktur integriert<br />

werden als solche aus ultrahochfestem Stahl.<br />

Wird die Festigkeit einer Aluminiumlegierung erhöht, leidet darunter<br />

häufig die Korrosionsbeständigkeit – ein ursprünglich großer Vorteil<br />

von Aluminium gegenüber Stahl. Sind 6000er-Legierungen mit einem<br />

hohen Magnesium- und Siliziumanteil besonders widerstandsfähig<br />

gegen verschiedene Arten von Korrosion, ist die Anfälligkeit<br />

von 7000er-Legierungen mit einem hohen Kupfer-, Zink- und Magnesiumgehalt<br />

gegenüber Oxidation entsprechend höher. Um die<br />

hohe Qualität von Produkten aus ultrahochfesten Legierungen zu<br />

gewährleisten, arbeiten die großen Aluminiumhersteller – darunter<br />

auch Constellium – mit Hochdruck daran, die Korrosionsresistenz<br />

dieser Materialien weiter zu verbessern. Dadurch wird die Beständigkeit<br />

der Aluminiumteile gegenüber oxidativer Zersetzung kontinuierlich<br />

gesteigert.<br />

Mit Leichtigkeit, Festigkeit, Kollisionssicherheit<br />

und Korrosionsbeständigkeit punkten<br />

Im Zuge von zunehmend nachhaltigen und ressourcenschonenden<br />

Prozessen und Produkten in der Automobilfertigung wird es immer<br />

wichtiger, das Gewicht von Fahrzeugteilen zu senken. Dies reduziert<br />

sowohl die CO -Emissionen als auch den Kraftstoffverbrauch. Um<br />

2<br />

dieses Ziel zu erreichen, sind ultrahochfeste Aluminiumlegierungen<br />

der Werkstoff der Wahl. Sie punkten gegenüber Stählen mit einem<br />

besonders guten Verhältnis aus Leichtigkeit, Festigkeit, Kollisions -<br />

sicherheit und Korrosionsbeständigkeit.<br />

bec<br />

www.constellium.de<br />

Andreas Afseth ist<br />

Leiter der Forschung<br />

und Entwicklung bei<br />

Constellium<br />

Detaillierte Informationen zu Aluminiumlegierungen<br />

für den Automobilbau:<br />

http://hier.pro/1jcjG<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 87


KAROSSERIE<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

Stanznieten und Bolzensetzen punkten bei Aluminium-Stahl-Mischbaukarosserien<br />

„Materialpaarungen<br />

prozesssicher verbinden“<br />

Sollen Aluminium und Stahl verbunden werden, entfällt das Schweißen und die mechanische Verbindungstechnik<br />

rückt in den Vordergrund. Böllhoff Automation bietet hier das Stanznieten (Rivset) für beidseitig<br />

zugängliche Verbindungstellen und das Bolzensetzen (Rivtac) für eine einseitige Zugänglichkeit.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> sprach mit Geschäftsführer Dr. Ralf Adenstedt über die Stärken dieser Verfahren.<br />

Interview: Michael Corban, Chefredakteur, <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Bild: Böllhoff<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Herr Dr. Adenstedt, Böllhoff Automation<br />

beschäftigt sich unter anderem mit dem Fügen unterschiedlicher<br />

Materialien im Fahrzeugbau. Welche Technologien bieten<br />

Sie hier an?<br />

Adenstedt: Die mechanische Verbindungstechnik im Karosseriebau,<br />

insbesondere dann, wenn es um den Leichtbau geht, ist eines<br />

unserer Schwerpunktthemen. Zum Fügen von reinen Aluminiumoder<br />

Aluminium-Stahl-Mischbaukarosserien bieten wir vor allem<br />

zwei interessante Verfahren an: Rivset, das Stanznieten und Rivtac,<br />

das Bolzensetzen; wobei das Stanznieten gerade bei diesen Mate -<br />

rialpaarungen sicherlich das führende Verfahren ist. Entscheidend<br />

ist, für die jeweilige Verbindung den passenden Niet zu finden – das<br />

haben unsere Anwendungstechniker im Griff, die im Labor nach der<br />

besten Lösung suchen und auf langjähriges Know-how zurückgrei-<br />

„Unser Ziel ist immer<br />

auch die Reduzierung<br />

der Fertigungsschritte,<br />

wir bevorzugen also<br />

einstufige Verfahren<br />

möglichst ohne<br />

Vorlochoperationen.<br />

Rivset und Rivtac<br />

kommen ohne<br />

Vorlochen aus.“<br />

Dr.-Ing. Ralf Adenstedt,<br />

Geschäftsführer,<br />

Böllhoff Automation GmbH, Bielefeld<br />

fen können. Beide Verfahren bieten sich an, wenn ich unterschiedliche<br />

Materialien und gegebenenfalls verschiedene Materialstärken<br />

verbinden will.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie aufwändig ist es denn, einen Niet<br />

auszulegen, der Aluminium und Stahl verbindet?<br />

Adenstedt: Hier spielt eine Reihe von Faktoren hinein, unsere Gestaltungsrichtlinien<br />

geben erste Hinweise. Eine Rolle spielt unter anderem<br />

die Festigkeit der Materialien, die das Verformungsverhalten<br />

beeinflussende Niet- und Matrizen-Geometrie sowie die Wärmebehandlung,<br />

über die sich verschiedene Härtegrade einstellen lassen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Lassen Sie uns zunächst über das Stanznieten<br />

sprechen. Können Sie das kurz beschreiben?<br />

Adenstedt: Es ist ein sehr effizientes Fügeverfahren, das ohne Vorlochen<br />

auskommt – deswegen sprechen wir auch von Halbhohl -<br />

stanznieten. Die obere Lage wird tatsächlich durchgestanzt, während<br />

in der unteren eine Art Verzahnung über das Aufweiten des<br />

Niets erzeugt wird. Die erreichbaren Zykluszeiten im Prozess liegen<br />

unter 2 Sekunden, teilweise bis unter 1,5 Sekunden abhängig von<br />

der Anwendung. Limitierend ist lediglich die Möglichkeit, wie weit<br />

das Werkzeug geöffnet werden kann. Das Verfahren hat eine große<br />

Verbreitung gefunden und ist sehr robust, am Ende bezogen auf<br />

den Fügepunkt auch sehr kostengünstig.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Bedeutung hat denn das zweite,<br />

eingangs von Ihnen genannte Verfahren des Bolzensetzens?<br />

Adenstedt: Rivtac, das Hochgeschwindigkeits-Bolzensetzen, ist ein<br />

wirklich einmaliges Verfahren – es gibt keine unmittelbare Vergleichstechnologie.<br />

Man kann die jeweilige Aufgabe natürlich immer<br />

auch mit anderen Verfahren lösen, aber nicht mit dem gleichen Ergebnis<br />

hinsichtlich Verbindungseigenschaften sowie erreichbaren<br />

Taktzeiten. Das eigentliche Verbindungselement ist ein relativ spitzer<br />

Bolzen, der in seinem zylindrischen Bereich einige Rillen aufweist<br />

und einen flachen Kopf besitzt. Durch unser Setzgerät, das<br />

von einem Roboter geführt werden kann, wird dieser Bolzen mit<br />

sehr hoher Geschwindigkeit in die zu verbindenden Materialien getrieben<br />

– ohne dass ich von der Rückseite gegenhalten muss und<br />

ohne dass vorgelocht werden muss! Entscheidend ist die hohe Beschleunigung<br />

beim Bolzensetzen, die druckluftgetrieben erreicht<br />

88 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


VERBINDUNGSTECHNIK<br />

KAROSSERIE<br />

Der Bolzen trifft beim Bolzensetzen (Rivtac) mit hoher Geschwindigkeit auf<br />

die zu fügenden Bauteile und durchdringt die Werkstoffe beider Bauteile.<br />

Diese Technologie eignet sich insbesondere für Misch-, Mehr lagen- und<br />

Hybridverbindungen<br />

wird. Schliffbilder zeigen, dass sich auf diese Weise eine form- und<br />

kraftschlüssige Verbindung zwischen den Lagen erreichen lässt. Die<br />

umlaufenden Rillen führen dabei zu einer Verzahnung.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Für welche Anwendungsfälle eignet sich<br />

das Bolzensetzen?<br />

Bild: Böllhoff<br />

In einem Schritt durchstanzt beim<br />

Stanznieten (Rivset) der Halbhohlniet<br />

die obere(n) Werkstücklage(n)<br />

und bildet in der unteren Lage den<br />

Schließkopf. Das Verfahren eignet<br />

sich ebenfalls für Misch-, Mehrlagen-<br />

und Hybridverbindungen<br />

Rivset-Verbindungen können<br />

manuell oder auch vollautomatisch<br />

hergestellt werden<br />

Bild: Böllhoff<br />

Bild: Böllhoff<br />

Adenstedt: Da das Gegenhalten entfällt bietet es sich immer dann<br />

an, wenn eine ‚einseitige Zugänglichkeit‘ gegeben ist – etwa bei Arbeiten<br />

im Schwellerbereich. Aufgrund des Hohlraumes kann hier<br />

nicht gegengehalten werden, so dass das Stanznieten nicht in Betracht<br />

kommt. Etwas despektierlich wird übrigens gelegentlich davon<br />

gesprochen, dass der Bolzen aussähe wie ein Dachpappen -<br />

nagel – allerdings trifft diese Beschreibung weder bezüglich des Verfahrens<br />

noch der entstehenden Verbindung zu. In Rivtac stecken<br />

mehr als 20 Jahre Entwicklungs-Know-how. Betonen möchte ich an<br />

dieser Stelle: Unser Ziel ist immer auch die Reduzierung der Fertigungsschritte,<br />

wir bevorzugen also einstufige Verfahren möglichst<br />

ohne Vorlochoperationen. Aufgrund der Wirtschaftlichkeit eignet sich<br />

Rivtac deswegen für den Großserienfahrzeugbau.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie aufwändig ist denn die Prozesssteuerung,<br />

damit das zuverlässig funktioniert?<br />

Adenstedt: Aus regelungstechnischer Sicht gibt es bei Rivtac nur<br />

eine Stellgröße, den Luftdruck. Über einen Vorspeicher und eine<br />

spezielle Ventilkonstruktion können wir den Kolben im Werkzeug<br />

dann entsprechend schlagartig auf die Reise schicken. Der Prozess<br />

selbst verläuft so schnell, dass keine weitere Regelung erforderlich<br />

ist. Alles weitere ist dann eher eine Frage der Prozesssicherheit:<br />

Wie erkenne ich den richtigen Bolzen oder beim Stanznieten den<br />

Niet und wird die richtige Matrize verwendet? Bei Fragen wie diesen<br />

können wir natürlich auf unser Know-how im Bereich der Zuführung<br />

zugreifen. Im Rahmen der Qualitätskontrolle kann zudem eine<br />

Paketdickenmessung ergänzt werden, die prüft, ob beide Lagen<br />

sauber aufeinander liegen. Anhand der Aufnahme der Kraft-Weg-<br />

Kurve lässt sich übrigens auch erkennen, ob es sich um eine Alu-<br />

Alu- oder Alu-Stahl-Verbindung handelt. Zusätzlich können unterschiedliche<br />

Prozessfehler der Verbindung identifiziert werden. Pro<br />

Fügepunkt lassen sich die jeweiligen Parameter speichern und später<br />

rückverfolgen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Beide Verfahren eignen sich vorwiegend<br />

für die Großserie. Gibt es auch Möglichkeiten für Einsätze bei<br />

kleineren Stückzahlen?<br />

Adenstedt: Beim Bau von Prototypen – die ja möglichst seriennah<br />

sein sollen – können die Verfahren mit handgeführten Systemen<br />

sinnvoll zum Einsatz kommen. Einige Fahrzeuge werden ja vorab für<br />

zahlreiche Tests bis hin zu den Crahtests benötigt.<br />

www.boellhoff.com/de<br />

Alle Verfahren zur Montagetechnik<br />

in der Übersicht:<br />

http://hier.pro/cYjNM<br />

Ein Video zeigt den Einsatz der<br />

Halbhohlstanzniettechnik Rivset<br />

in der Produktion des Audi Q7<br />

in Bratislava:<br />

http://hier.pro/Ru3xC<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 89


KAROSSERIE<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

Wie neue Rollennaht-Elektroden das Schweißen von strukturierten Blechen ermöglichen<br />

Dünne Bleche, feste Naht<br />

Um <strong>Konstruktion</strong>en im Fahrzeugbau leichter zu gestalten, werden beispielsweise dünnere Bleche mit steifigkeits -<br />

erhöhenden Strukturen als Höcker mit sechseckförmiger, bienenwabenähnlicher Grund fläche eingesetzt.<br />

Wirtschaftlich lassen sich diese Bauteile unter anderem per Rollennahtschweißen verarbeiten, weil es hohe<br />

Prozessgeschwindigkeiten ermöglicht. In einem Projekt der BTU Cottbus wurden hierfür entsprechende Elektroden<br />

entwickelt, getestet und zur Serienreife gebracht.<br />

Walter Lutz, Freier Journalist in Haiger<br />

Steifigkeitserhöhende Wabenstrukturen sorgen<br />

im Fahrzeugbau für Gewichtserspanis<br />

Die BTU Cottbus beschäftigt sich seit längerem mit den Vorteilen<br />

und dem Potenzial strukturierter Wabenbleche: Im Vergleich<br />

zu ebenen Blechen ergibt sich eine dreifach größere Steifigkeit.<br />

Also kann der Konstrukteur die Blechdicke beispielsweise von<br />

0,7 mm auf 0,5 mm reduzieren, was einer Masse-Reduktion von<br />

knapp 30 % entspricht. Werden zwei Bleche aufeinandergelegt und<br />

durch Schweißen verbunden, so entstehen Bauelemente mit Hohlräumen<br />

zwischen den Blechen. Diese Bauteile besitzen die 12-fache<br />

Bild: TIME<br />

Steifigkeit, was in der Praxis zu über 50 % Gewichtsersparnis führt.<br />

Oder: 3-mm-Aluminiumbleche können mit 2 x 0,5-mm-Waben -<br />

blechen aus Stahl ersetzt werden, was das Bauteil deutlich kostengünstiger<br />

und umweltschonender macht.<br />

Doch dabei gibt es ein Problem: Beim Rollennahtschweißen von<br />

strukturierten Blechen führen klassische Rollennaht-Elektroden zur<br />

teilweisen bzw. vollständigen Einebnung der Wabenstrukturen, was<br />

deren versteifende Wirkung reduziert bzw. vollständig aufhebt. Wie<br />

also können solche dünne Wabenbleche optimal gefügt werden?<br />

Die Experten aus Cottbus wurden auf das rheinland-pfälzische Technologie-Institut<br />

für Metall & Engineering (TIME) aus Wissen aufmerksam.<br />

Dort beschäftigen sich Schweißfachleute wissenschaftlich<br />

wie praktisch mit der Optimierung von Schweißtechnologie, insbesondere<br />

in Bezug auf deren applikationsspezifischen Einsatzfall.<br />

Auch sind die Wissener gleichermaßen fit, wenn es darum geht,<br />

Projekte durch aktuelle öffentliche Programme auf Länder-, Bundesund<br />

EU-Ebene fördern zu lassen. So wurde das Rollennaht-Schweißen<br />

für Wabenbleche gemeinsam mit der BTU Cottbus als DVS-Forschungsprojekt<br />

durchgeführt. Im Rahmen des Vorhabens entwickelten<br />

und bauten die TIME-Experten und die BTU Cottbus-Senftenberg<br />

die Prototypen von zwei neuartigen Rollennaht-Elektroden für<br />

unterbrochene und für lineare Schweißnähte, die in Experimenten<br />

im Praxisbetrieb ihre Tauglichkeit unter Beweis stellten. Diese Spezialelektroden<br />

sind mittlerweile zum Patent angemeldet.<br />

Elektroden und Verfahren<br />

Für die Versuche stellte die BTU Cottbus strukturierte Bleche zur Verfügung,<br />

die bei TIME unter definierten Bedingungen und methodischer<br />

Vorgehensweise geschweißt wurden. Zu Beginn nutzte die<br />

TIME zur Erforschung der grundlegenden Kenntnisse Bleche mit<br />

den Werkstoffqualitäten DC04 und 1.4301 mit Blechdicken von 0,5<br />

und 0,7 mm. Schnell war klar: Die neuartigen Elektroden müssen<br />

die Topologie der Bleche berücksichtigen, um das Einebnen der Waben<br />

zu vermeiden. Die beiden Partner hatten die Idee, Elektroden<br />

mit veränderten Geometrien an der Kontaktzone zu entwickeln, deren<br />

Ausgestaltung und <strong>Konstruktion</strong> am TIME durchgeführt wurde.<br />

So besitzt eine Elektrode eine periodisch unterbrochene Profi -<br />

lierung: Um unterbrochene Schweißnahtlinien (Steppnähte) zu er -<br />

reichen, wurden in die zylindrische Kontaktfläche laterale Unter -<br />

brechungen eingefügt, sodass diese beim Abfahren der Struktur die<br />

90 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


VERBINDUNGSTECHNIK<br />

KAROSSERIE<br />

Seitenansicht der Zick-Zack-Rollennahtelektrode, passend zur<br />

Wabenblechstruktur ausgelegt<br />

Bild: TIME<br />

Wird keine Dichtigkeit der Schweißnaht gefordert, können solche<br />

Steppnahtelektroden eingesetzt werden<br />

Bild: TIME<br />

Mit einer nichtlinearen Rollennahtelektrode (Zick-Zack) lassen sich<br />

Wabenbleche strukturerhaltend und dichtend verschweißen<br />

Bild: TIME<br />

Steppnahtschweißung mit Elektrode, die an die Wabenstruktur<br />

angepasst ist<br />

Bild: TIME<br />

Versteifungselemente verformungsfrei überspringen. Die Versteifungselemente<br />

werden vertikal übersprungen.<br />

Die zweite Elektrode mit in Schweißrichtung nichtlinearer Form hat<br />

einen zickzackartigen Verlauf und wurde somit für das kontur -<br />

erhaltende Dichtnahtschweißungen konzipiert. Beide Elektroden<br />

finden Anwendungen bei verschiedenen Paarungen und können<br />

teils auch in Kombination mit konventionellen Rollengeometrien verwendet<br />

werden.<br />

Nachhaltige <strong>Konstruktion</strong> der Elektroden<br />

Bei der Steppnaht-Elektrode wurden in die beiden Halbschalen<br />

Taschen eingefräst und Kontaktstücke eingesetzt. Durch einen<br />

Zahnring im Inneren der Elektrode werden die Kontaktstücke radial<br />

verschoben, und die Elektrode kann außen durch Drehen auf den<br />

einzustellenden Durchmesser zur Verschleißkompensation abgearbeitet<br />

werden.<br />

Bei der Zickzack-Elektrode besteht der Grundkörper aus zwei Halbschalen<br />

und einem Zwischenring. In die Bauteile wurden ebenfalls<br />

Taschen vorgesehen zur Aufnahme und Fixierung der verschleißenden<br />

Kontaktstücke. Durch auf die Nabe aufschiebbare Distanzringe<br />

mit unterschiedlichen Wanddicken können die Kontaktstücke bei<br />

Verschleiß nach außen geschoben werden.<br />

Aus umfangreichen Testschweißungen wurden Schweißbereichsdiagramme<br />

bzw. Prozessfenster abgeleitet. Als Vergleich und<br />

Referenz dienten Schweißuntersuchungen mit konventionellen<br />

Rollennaht-Elektroden. Die Verbindungseigenschaften wurden bei<br />

den Experten in Cottbus durch Metallografie-, Festigkeits-, Druckund<br />

Dichtheitsuntersuchungen validiert. Als Vergleich und Referenz<br />

dienten Schweißuntersuchungen mit konventionellen Rollennaht-<br />

Elektroden.<br />

Die Untersuchungsergebnisse zeigten Unterschiede bei den Prozessparametern<br />

und der Ausprägung der Verbindung in Abhängigkeit<br />

von der geschweißten Struktur, dem ausgewählten Schweißpfad<br />

und des geschweißten Werkstoffes gegenüber den Referenzschweißungen,<br />

und es erfolgte eine Optimierung der Schweißnahtqualität.<br />

So ließen sich sehr gute Ergebnisse bei Erhalt der Struktur<br />

in Referenz zu Schweißuntersuchungen am ebenen Blech erzielen.<br />

www.b-tu.de, www.time-rlp.de<br />

Detaillierte Informationen zum Projekt<br />

„Rollennahtschweißen strukturierter Feinbleche“:<br />

http://hier.pro/czYs7<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 91


KAROSSERIE<br />

VERBINDUNGSTECHNIK<br />

Im Interview: Olaf Leonhardt, Geschäftsführer der SCA Schucker GmbH<br />

„Der hybride Fügeprozess muss<br />

ganzheitlich betrachtet werden“<br />

Längst werden in Autos nicht mehr nur Teppiche verklebt, das Fügeverfahren hat Hochkonjuntur in<br />

Karrosserie, Antriebsstrang und in Batterien für E-Autos. Der Anlagenbauer SCA ist Spezialist für Applikationstechnik,<br />

Geschäftsführer Olaf Leonhardt hat daher einen guten Einblick in die Branche und<br />

erklärt, warum das Kleben nicht allein funktioniert und was die künftigen Herausforderungen sind.<br />

Interview: Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Bild: SCA<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kleben ist im Automobilbau immer stärker<br />

vertreten. Was sind denn eigentlich die Vorteile gegenüber<br />

anderen Fügeverfahren wie etwa dem Schweißen?<br />

Leonhardt: Beim Kleben bekommen Sie eine vollflächige Verbindung,<br />

wodurch viel einfacher stabile Strukturen aufgebaut werden<br />

können, als das etwa mit Schweißen möglich ist. Der zweite große<br />

Vorteil ist, dass das Kleben per se das einzige Verfahren ist, bei dem<br />

„Die reine Kompetenz<br />

im Kleben reicht heute<br />

nicht mehr aus. Der<br />

ideale Weg ist das hybride<br />

Fügen: Dabei kombinieren<br />

wir mechanische<br />

oder thermische Verfahren<br />

mit dem Kleben.“<br />

Olaf Leonhard,<br />

Geschäftsführer, SCA<br />

die Grundsubstrate unberührt bleiben: Es wird keine Wärme in das<br />

Material eingetragen wie beim Schweißen; und es wird auch nicht<br />

mechanisch beansprucht, wie es beim Stanznieten oder Verschrauben<br />

der Fall wäre. Der dritte Vorteil ist die Möglichkeit, unterschiedliche<br />

Materialien miteinander zu verbinden, zum Beispiel Stahl, Alu,<br />

oder Kunststoffe. Ein weiterer Punkt ist die Isolationsschicht, die<br />

durch den Kleber zwischen den gefügten Medien entsteht: Das ist<br />

vor allem bei Stahl-Alu-Verbindungen vorteilhaft, denn so bleiben<br />

beide Materialien galvanisch getrennt, was elektrochemische Korrosion<br />

ausschließt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Spielt die Isolation auch eine Rolle hinsichtlich<br />

der Vibrationen?<br />

Leonhardt: Ja, der Vorteil ist hier auf jeden Fall gegeben. Im Auto-<br />

motive-Sektor ist dieser Punkt aber nachrangig; hier geht es hauptsächlich<br />

um die Crash-Resistenz, die durch eine vollflächige Verbindung<br />

ohne thermischen Eintrag verbessert wird. Gerade mit Blick<br />

auf den Leichtbau, wo immer dünnere, unterschiedliche Materialien<br />

zum Einsatz kommen. Bei heute gängigen Blechdicken von 0,6 bis<br />

0,8 Millimetern verursachen schon geringe Hitzeeinwirkungen unerwünschte<br />

Verformungen. Daher werden hier kalte Verfahren immer<br />

stärker bevorzugt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wird also irgendwann gar nicht mehr geschweißt?<br />

Leonhardt: Der ideale Weg ist auch künftig das sogenannte hybride<br />

Fügen: Dabei kombinieren wir mechanische oder thermische Verfahren<br />

mit dem Kleben. Denn einen kleinen Nachteil hat Kleber natürlich:<br />

Er muss aushärten, und das meistens thermoreaktiv. Ich muss<br />

eine Geometrie also über Schweißpunkte oder Niete in Form halten,<br />

bis später im Ofen alles endgültig fest wird. Theoretisch ist das<br />

auch ohne die anderen Verfahren als Stütze möglich, das reine Kleben<br />

wurde auch schon probiert. Im realen Fertigungsprozess aber<br />

funktioniert es nur im Hybridverfahren.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie stark ist das Kleben schon vertreten?<br />

Leonhardt: Prozentual können wir hier keine Aussage treffen. Wir<br />

können aber sagen, dass das Kleben inzwischen eine zentrale Rolle<br />

spielt – viele Verbindungen können anders gar nicht hergestellt werden.<br />

Um trotzdem eine Zahl zu nennen: Viele Fahrzeuge verfügen<br />

heute über etwa hundert Meter tragende Klebenähte, also ohne<br />

verklebte Teppiche oder spritzbare Dämmmassen mitzurechnen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Auch im Powertrain verdrängt das Kleben<br />

immer mehr die klassische Dichtung. Wo liegt hier der Vorteil?<br />

Leonhardt: In der Logistik. Wenn Sie heute für verschiedene Anwendungsfälle<br />

je einen Dichtungszuschnitt benötigen, müssen Sie<br />

dafür diverse Typen lagern und in der Produktion bereitstellen. Kleben<br />

ist wesentlich flexibler: Sie haben quasi eine Dichtung im Fass,<br />

die für alles passt. Die Logistik wird schlanker, daraus resultiert die<br />

eigentliche Einsparung im Vergleich zur Flachdichtung. Es kann zudem<br />

nicht vorkommen, dass die Motorenlinie steht, weil eine einzige<br />

Dichtung im Bestand ausgegangen ist.<br />

92 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Batterietechnik ist durch die Elektromobilität<br />

ein stark wachsender Markt. Hier hat das Kleben ebenfalls<br />

Hochkonjunktur, oder?<br />

Leonhardt: Ja, das stimmt. Als Anlagenbauer haben wir einen guten<br />

Einblick in den Markt und sehen, dass viele Automobilhersteller<br />

in diesem Bereich derzeit sehr stark investieren. Wir gehen davon<br />

aus, dass in naher Zukunft allein in China 80 neue E-Modelle auf den<br />

Markt kommen und völlig neue Spieler auf den Platz laufen werden.<br />

Wir gehen für 2025 bei Elektrofahrzeugen von einem 50-prozentigen<br />

Marktanteil für chinesische OEMs aus. Die andere Hälfte verteilt<br />

sich dann gleichermaßen auf Europa und die USA, aber auch<br />

hier investieren die klassischen Autobauer zunehmend stärker in die<br />

Batterietechnik.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was sind die Herausforderungen beim<br />

Batterienkleben für Sie als Anlagenbauer?<br />

Leonhardt: Da die Batterien selbst inzwischen nicht selten als tragende<br />

Teile des Fahrzeugs konstruiert sind, müssen auch hier Verfahren<br />

angewendet werden, die entsprechenden Belastungen<br />

standhalten. Zudem spielt der Korrosionsschutz hier wieder eine<br />

Rolle. Die Herausforderung ist dabei speziell in der Geometrie der<br />

Batterie zu sehen: Da kann es scharfe Kanten geben, größere ebene<br />

Flächen oder auch Stöße. Um an allen Stellen dauerhaft sicher abzudichten,<br />

müssen unterschiedliche Düsen und Dämmstoffe eingesetzt<br />

werden. Das können je nach Batterieform drei, vier unterschiedliche<br />

Abdichtungstechnologien sein. Profilkanten werden mit<br />

Formdüsen abgeschlossen, an einfachen Flanschen oder größeren<br />

Flächen arbeitet man eher mit dem Flatstream- oder Dünnstrahlverfahren.<br />

Auch mit dem Elektro-Swirl-Verfahren kann man PU-Abdichtungen<br />

zum Korrosionsschutz aufbringen.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Bei der Applikation dürfte auch die Temperaturentwicklung<br />

zu beachten sein…<br />

Leonhardt: Absolut. Wenn eine Batterie belastet wird – egal ob<br />

beim Fahren oder beim Laden – entsteht Wärme, die nach außen<br />

abgeleitet werden muss. Das macht den Einsatz von Wärmeleitpasten<br />

unabdingbar, die für ihre Kerneigenschaften oft mit hochabrasiven<br />

Füllstoffen versetzt sind. Eine Batterie ist prinzipiell in drei Stufen<br />

aufgebaut: Die einzelnen Zellen kommen in ein sogenanntes<br />

Modul, wovon wiederum mehrere später in einem „Pack“ landen.<br />

Daher entstehen viele Hohlräume, die mit wärmeleitenden Füllstoffen,<br />

sogenannten „Gapfiller“, gesichert werden müssen. Da werden<br />

hohe Volumina appliziert, pro Batterie können leicht sechs Kilogramm<br />

Dichtstoff zusammenkommen. Zudem muss erwähnt werden,<br />

dass hier meist mit 2K-Wärmeleitpasten gearbeitet wird, da<br />

diese bei den wechselnden Temperaturverhältnissen die nötige<br />

Elastizität gewährleisten. Eine entsprechend angepasste Applikation<br />

ist unabdingbar, da ja die Reaktion selbst angetriggert wird und<br />

möglichst schon im Mischer starten sollte. So kann die Standzeit so<br />

kurz wie möglich gehalten werden. Danach werden Kühlelemente<br />

aufgebracht, die ebenfalls mit Wärmeleitpaste versehen sind. Der<br />

Deckel des Batteriekastens wird zum Schluss mit Polyurethan hermetisch<br />

abgedichtet.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie haben von stark abrasiven Füllstoffen<br />

gesprochen. Können herkömmliche Anlagen mit diesen Medien<br />

Bild: SCA<br />

Applikation in der Automotive-Fertigung auf einem Bördelrand.<br />

umgehen?<br />

Leonhardt: Nein, daher haben wir eigene Komponenten für hochabrasive<br />

Medien entwickelt, die konstruktiv im Inneren über spezielle<br />

Abdichtsysteme verfügen. Sprich, die Pumpe, der Dosierer und<br />

der Auftragskopf müssen für die abrasiven Materialien ausgelegt<br />

sein. Wir setzen zum Beispiel spezielle Tandem-Kolbendosierer ein.<br />

Denn herkömmliche Zahnraddosierer kämen dabei an ihre Grenzen.<br />

Die arbeiten mit gegenläufigen Ritzeln, und wenn sie abrasive Medien<br />

fördern, hat das die gleichen Folgen wie der sprichwörtliche<br />

Sand im Getriebe. Unsere Systeme dagegen können das Material<br />

unbeschadet fördern und applizieren.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Haben Sie die Komponenten eigens für<br />

die Batterieverklebungen entwickelt?<br />

Leonhardt: Teils, teils. Wir können auf einige Standardkomponenten<br />

in unserem Portfolio zurückgreifen, die wir vor Jahren für die Applikation<br />

von spritzbaren Akustikmatten entwickelt haben. In dem<br />

Fall sind das wasserbasierende Acrylatmaterialien. Die Herausforderung<br />

ist, dass man hochabrasive Materialien in großen Mengen<br />

hochgenau verarbeiten muss. Und das können wir.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Kommen Kunden auch direkt mit einer<br />

konkreten Problemstellung zu Ihnen?<br />

Leonhardt: Ja, das kommt sehr häufig vor. Daher bauen wir bei uns<br />

in Bretten nun ein eigenes Fügezentrum auf, die Einweihung ist im<br />

März 2018. Hier kann speziell das Wechselspiel beim hybriden Fügen<br />

an reellen Beispielen ausgetestet werden. Da wir innerhalb des<br />

Atlas-Copco-Konzerns eine weitere Schwester haben, die für das<br />

Thema Stanznieten verantwortlich ist – die Henrob GmbH –, verbinden<br />

wir besonders dieses Verfahren mit dem Kleben. Aber auch für<br />

andere Themen wie Punktschweißen oder Fließlochschrauben haben<br />

wir fähige Partner und können so verschiedenste hybride Anwendungsszenarien<br />

austesten. Denn die reine Kompetenz im Kleben<br />

reicht heute nicht mehr aus. Vielmehr ist der Fügeprozess meist<br />

hybrid aufgebaut und muss ganzheitlich betrachtet werden. Entsprechende<br />

Experten und Know-how bündeln wir in unserem Fügezentrum.<br />

www.sca-solutions.com<br />

Weiterführende Informationen zum Kleben in der Automotive-Industrie:<br />

www.hier.pro/rZHkF<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 93


KAROSSERIE<br />

NEWS<br />

Vergütungsstahl<br />

Bis zu 50 % höhere Festigkeit<br />

Laser Zentrum Hannover<br />

Leichtbau serientauglich machen<br />

Steeltec, ein Unternehmen der<br />

Schmolz + Bickenbach AG, setzt<br />

die sogenannte Xtreme Performance<br />

Technology ein, um das<br />

Eigenschaftspotenzial von Standardwerkstoffen<br />

zu entfalten.<br />

Mit dem Vergütungsstahl<br />

42CrMo(S)4 hat der Blankstahlspezialist<br />

das Verfahren jetzt bei<br />

einem Werkstoff angewendet,<br />

der häufig im Automobil- und<br />

Maschinenbau eingesetzt wird.<br />

Während der Standardwerkstoff<br />

üblicherweise Festigkeitswerte<br />

Bild: Steeltec<br />

von 900 bis 1100 MPa aufweist,<br />

übertrifft der 42CrMo(S)4 XTP<br />

mit 1800 MPa die bisher bekannten<br />

Grenzen der Festigkeit deutlich.<br />

Der eigentlich gegenläufige<br />

Zähigkeitswert liegt nach der<br />

Modifikation bei einer Bruchdehnung<br />

von 8 %.<br />

Mit dieser Stahltechnologie eröffnet<br />

Steeltec neue Optionen<br />

für die Produktentwicklung und<br />

ermöglicht eine vergleichsweise<br />

kostengünstige Fertigung von<br />

hochbelasteten Hightech-Bauteilen<br />

im Automobil- und Maschinenbau.<br />

Anwender können nun<br />

auf bewährte, XTP-modifizierte<br />

Standardstähle mit anforderungsgerecht<br />

optimierten mechanisch-technologischen<br />

Eigenschaften<br />

zurückgreifen. jpk<br />

www.steeltec-group.com<br />

Das Laser Zentrum<br />

Hannover e.V. (LZH)<br />

hat zusammen mit<br />

der Volkswagen AG<br />

und fünf weiteren<br />

Partnern im Projekt<br />

HolQueSt 3D Laserprozesse<br />

zum automatisierten<br />

Besäumen,<br />

Bohren und Reparieren<br />

von drei -<br />

dimensionalen CFK-<br />

Bauteilen entwickelt. Ausgerichtet<br />

an einem Realbauteil aus der<br />

Automobilbranche, hat das LZH in<br />

dem Projekt Prozesse zum<br />

Schneiden von dreidimensionalen<br />

Bauteilen entwickelt. Der von der<br />

Trumpf Laser GmbH neu entwickelte<br />

Hochleistungsscheibenlaser<br />

mit einer Pulsdauer von<br />

t = 30 ns und einer maximalen<br />

p<br />

mittleren Leistung von<br />

Bild: LZH<br />

P = 1500 W bildete dafür die<br />

L<br />

Grundlage. Nun ist es möglich,<br />

Bauteile mit gekrümmten Oberflächen<br />

zu schäften. Anschließend<br />

werden die Schäftungen mit<br />

passgenauen Ersatzstücken, sogenannten<br />

Patches, wieder verschlossen<br />

– ein wichtiger Schritt,<br />

um die Lebenszeit von CFK-Karosserieteilen<br />

zu verlängern. jpk<br />

www.lzh.de<br />

LOCHLOS verschrauben<br />

... mit EJOT FDS ® Schrauben<br />

Die EJOT FDS ® <br />

<br />

<br />

FDS ® <br />

<br />

Entscheidender Vorteil ist die einseitige Zugänglichkeit bei der Monta-<br />

® <br />

<br />

Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem nächsten Projekt!<br />

www.industrie.ejot.de<br />

EJOT Qualität verbindet ®<br />

EJOT GmbH & Co. KG Industrial Division<br />

EJOT FDS®<br />

Energieeffiziente LEDs<br />

Leuchten die Fahrbahn besser aus<br />

Bild: Magna<br />

Für eine bessere Fahrbahnausleuchtung<br />

und individuelle Designoptionen<br />

hat Magna die D-Optic-LED-Scheinwerfer<br />

entwickelt<br />

und auf den Markt gebracht. Bei<br />

der D-Optic werden mehrere<br />

Hochleistungs-LEDs mit präzisen,<br />

spritzgegossenen Linsen<br />

kombiniert. Das soll für starke<br />

Lichtausbeute bei gleichzeitig geringem<br />

Energieverbrauch sorgen.<br />

Die Scheinwerfer sind skalierbar<br />

und können individuell auf<br />

die spezielle Form und das Design<br />

jedes Autos abgestimmt<br />

werden. Je nach Design können<br />

LEDs und Linsen hinzugefügt<br />

oder weggelassen werden. Die<br />

Scheinwerfer feiern ihr Markt -<br />

debüt mit der Einführung des<br />

2018er Chevrolet Traverse.<br />

Die D-Optic-Linsen sind in vier<br />

unterschiedlichen Ausführungen<br />

erhältlich, von denen jede Variante<br />

besondere Leistungseigenschaften<br />

aufweist. Auf diese<br />

Weise können Autohersteller die<br />

Gesamtleistung eines Scheinwerfers<br />

beliebig konfigurieren –<br />

ob Nahbereichsausleuchtung,<br />

Komfort- oder Fernlicht – und die<br />

Linsen so kombinieren, dass sich<br />

alle Leistungsanforderungen umsetzen<br />

lassen. Die D-Optic Linse<br />

besteht aus nur einer einzigen<br />

Komponente. Das hitzebeständige<br />

Acryl, das Magna für die verwendet,<br />

behält bei der Bearbeitung<br />

seine Klarheit. Die Präzisionslinse<br />

wird anschließend mit einem<br />

Abstand von nur 300 Mikron<br />

mit einer 1×1-LED-Leuchte verbunden.<br />

Die enge Verbindung von<br />

Linse und Lichtquelle in Kombination<br />

mit mehreren, nach einem<br />

speziellen Muster angeordneten<br />

LEDs, bringen Leistung und Effizienz<br />

ins Gleichgewicht. jpk<br />

www.magna.com<br />

94 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


Karosserie + Interieur<br />

NEWS<br />

Rohrverbinder als Alternative zu Klemmringen<br />

KAROSSERIE<br />

++ NEU ++ NEU ++<br />

FÜR SIE ENTWICKELT<br />

DIE BUCHSE FÜR<br />

FASERVERSTÄRKTE<br />

KUNSTSTOFFE:<br />

Anwendern von 40°-Klemmringsystemen<br />

bietet Voss Fluid jetzt mit dem neuentwickelten<br />

Rohrverbindungssystem VossLok40 eine<br />

Alternative. Das System basiert auf dem in<br />

der Hydraulik etablierten Prinzip der Rohr -<br />

umformung. Das rein metallisch dichtende<br />

Formsystem sorgt für eine hohe Feinstdichtigkeit<br />

bei Nenndrücken bis 700 bar und Temperaturen<br />

bis - 40 °C. Es ist für Rohre mit einem<br />

Außendurchmesser von 6 bis 22 mm<br />

geeignet. Das VossLok-System umfasst Bauformen<br />

wie Winkel-, T- oder L-Verschraubungen.<br />

Die Verschraubungskomponenten sind<br />

standardmäßig aus Edelstahl gefertigt und<br />

auch in Sonderwerkstoffen erhältlich. Als<br />

Rohrwerkstoffe eignen sich neben Edelstahl<br />

1.4571 auch Stahl E235/E355, Aluminium<br />

oder CuNiFe-Legierungen.<br />

Das System besteht aus drei Komponenten:<br />

einer konusförmigen Dicht- und Haltekontur,<br />

die an ein Rohrende angeformt wird, einer<br />

standardmäßig versilberten Mutter sowie einem<br />

Verschraubungskörper. Die Konuskontur<br />

am Ende des zu verbindenden Rohres formt<br />

der Monteur mit der VossLok40-Umform -<br />

maschine an. In diesem Prozess wird das<br />

Material an der Rohroberfläche verdichtet<br />

und am Dichtradius geglättet. Die hohe Oberflächengüte<br />

der Umformung reduziert das Risiko<br />

von Leckagen – auch kleine Oberflächenfehler<br />

am Rohr werden ausgeglichen. Mutter<br />

und Verschraubungskörper sind so aufeinander<br />

abgestimmt, dass beim Anziehen der<br />

Mutter die Dichtflächen fest aufeinandergepresst<br />

werden.<br />

Das maschinelle Anformen der Rohrkontur<br />

folgt dem Prinzip der geleiteten Montage.<br />

Anders als bei Klemmringsystemen kann der<br />

Anwender die Mutter mit dem Drehmomentschlüssel<br />

anziehen, sodass Unter- oder Übermontage<br />

nahezu ausgeschlossen sind. Voss-<br />

Lok40 entspricht den Dichtheitsanforderungen<br />

im Bereich CNG-Anwendung R110. jpk<br />

www.voss-fluid.de<br />

Bild: Voss<br />

IHRE VORTEILE:<br />

+ Kein Gewindeschneiden<br />

+ Ohne Verkleben<br />

+ Mehrfachverschraubung<br />

möglich<br />

+ Kundenindividuelle<br />

Abmessungen<br />

Insert von IMS für faserverstärkte Kunststoffe<br />

Ohne Verkleben oder Gewindeschneiden<br />

Als die wohl erste am Markt erhältliche Gewindebuchse,<br />

kann das Mebux-Light Weight-<br />

Insert ohne Verkleben oder Gewindeschneiden<br />

in faserverstärkten Kunststoffen eingesetzt<br />

werden. Das von IMS entwickelte Insert<br />

eignet sich, wenn eine Mehrfachverschraubung<br />

in Kunststoffbauteilen erforderlich<br />

ist. Aufgrund der speziellen Geometrie<br />

des Mebux-LW Inserts können hohe Auszugskräfte<br />

und Rückdrehmomente erzielt<br />

werden. Die Buchse verbleibt auch bei häufigem<br />

Ein- und Ausdrehen einer Schraube im<br />

Bauteil und optimiert damit die Montage/Demontage<br />

von Anbauteilen. Da die Buchse<br />

komplett im Bauteil versenkt werden kann,<br />

ist eine abstandsfreie Verbindung der Bauteile<br />

möglich. Auch kundenindividuelle Lösungen<br />

sind möglich.<br />

Weitere Eigenschaften:<br />

• Speziell für den Einsatz in anspruchsvollen<br />

Werkstoffen, wie carbonfaserverstärkte<br />

Kunststoffe (CFK), geeignet<br />

• Da die Buchse selbstfurchend ist, muss<br />

kein Gewinde geschnitten werden. Hierdurch<br />

Bild: IMS<br />

können sehr große Kräfte übertragen werden<br />

• Hohes Rückdrehmoment durch Verspreizen<br />

der Buchse, ausdrehsicher ohne Verkleben<br />

• Beim Lösen der Schraubverbindung verbleibt<br />

die Buchse im CFK und kann beliebig<br />

oft wiederverwendet werden<br />

• Spezielle Geometrie der Buchse verhindert<br />

Delamination von CFK<br />

• Da die Buchse komplett im Bauteil versenkt<br />

werden kann, ist eine abstandsfreie Montage<br />

der Bauteile möglich<br />

• Weitere Abmessungen und Materialien auf<br />

Anfrage<br />

bt<br />

www.ims-verbindungstechnik.com<br />

Funktionsweise MEBUX ® -LW<br />

INTERESSE?<br />

Wir freuen uns über<br />

Ihren Anruf oder Ihre E-Mail.<br />

Robert-Bosch-Straße 5, 74632 Neuenstein<br />

Telefon: 0049 (0)7942 9131-0<br />

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SERVICE<br />

SERVICE<br />

Composites Europe 2017<br />

Leichtbau forciert den Einsatz von<br />

Verbundwerkstoffen<br />

Neben der Luft- und Raumfahrtindustrie zählt vor allem die Automobilindustrie zu den Innovations- und Wachstumstreibern<br />

von Verbundwerkstoffen. Grund ist der weiter anhaltende Trend zum Leichtbau. Wie die Verbundwerkstoffindustrie<br />

Automobilhersteller und ihre Zulieferer dabei unterstützen kann, zeigt die Messe Composites Europe im September<br />

in Stuttgart. Zu den Höhepunkten gehören der Fokus Day Automotive und das Lightweight Technologies Forum.<br />

Neben der Luft- und Raumfahrtindustrie zählt die Automobilindustrie zu<br />

den Innovations- und Wachstumstreibern von Verbundwerkstoffen<br />

Innovationen und der aktuelle Entwicklungsstand von Verbundwerkstoffen<br />

für den Automobilmarkt sind ein Schwerpunkt in den Messehallen<br />

der Composites Europe 2017, die vom 19. bis 21. September in<br />

Stuttgart stattfindet. Etwa ein Drittel der in Europa produzierten GFK-<br />

Materialien fließen in den Transportbereich. Die Zukunftsaussichten<br />

sind positiv, wie aus der aktuellen Markterhebung von Composites<br />

Germany hervorgeht. Ganze 46 % der befragten Unternehmen erwarten<br />

ein Wachstum in diesem Segment. Nur 15 % gehen von<br />

einem Rückgang aus. Nicht nur bei thermoplastischen Verbundwerkstoffen,<br />

sondern auch bei duroplastischen Werkstoffen wie SMC gehört<br />

die Automobilindustrie zu den größten Abnehmern.<br />

Bild: Reed Exhibitions<br />

standort Deutschland nachhaltig weiterzuentwickeln und zu stärken.“<br />

So habe der Entwickler früher eher vom Werkstoff aus gedacht.<br />

„Heute gehen die Konstrukteure das Thema Leichtbau integrativ an –<br />

mit anderen Verbindungs- und Produktionstechniken sowie neuen<br />

Werkstoffen. Die typische Aufgabenstellung der OEM an uns lautet<br />

heute fast immer integrativer Leichtbau.“<br />

Das Beste aus verschiedenen Werkstoff-Welten<br />

Der hybride Leichtbau, der metallische Werkstoffe mit Composites<br />

verbindet, ist ein weiterer Trend im Automobilbau, wie Kurek bestätigt.<br />

Seiner Einschätzung nach gelte es, die Stärken der jeweiligen<br />

Materialien intelligent zu nutzen. „Wir müssen uns sehr genau überlegen,<br />

wie sich die unterschiedlichen Werkstoffe stärkenkonform einsetzen<br />

lassen. So nehmen Composites beispielsweise Zugkräfte<br />

sehr gut auf, während bei Druckkräften eher metallische Werkstoffe<br />

gefragt sind.“ Exakt diese Fragestellung sieht Kurek als die wichtigste<br />

Aufgabenstellung der Fachmesse an: „Es geht auch bei Composites<br />

heute längst nicht mehr um Entweder-oder, sondern um Sowohl-als<br />

auch. Metallische Werkstoffe haben genauso ihre Daseinsberechtigung<br />

wie Composites.“<br />

Fragestellungen zum Leichtbau mit anderen Werkstoffen wie Alu -<br />

minium oder Stahl beantwortet auf der Composites Europe das<br />

Lightweight Technologies Forum. Das kombinierte Ausstellungs- und<br />

Vortragsforum dient mit Ausstellern wie Kunststoffwerk AG Buchs,<br />

Linn High Therm, Schütze, Ocsial Group, Hexcel Composites und AR<br />

Engineers als materialübergreifende Schnittstelle zu Metall- und<br />

Faserverbund-Technologien in Strukturbauteilen.<br />

Marktstudie „Leichtbau als Innovationsfaktor“<br />

„Geht es um Composites in der Automobilindustrie, ist der moderne<br />

Leichtbau das Thema Nummer eins“, erklärt Branchenexperte Rainer<br />

Kurek, Geschäftsführer der Automotive Management Consulting<br />

GmbH (AMC) aus Penzberg bei München. Schließlich erfasse dieser<br />

alle Aspekte des Automobil-Leichtbaus – vom Konzept, den Funk -<br />

tionen und Verbindungstechniken bis zu den Werkstoffen. Das Ausbildungs-<br />

und Beratungsunternehmen hat sich auf die Strategien, Prozesse<br />

und Strukturen der Automobilindustrie spezialisiert und stellt<br />

am 21. September gemeinsam mit dem Messeveranstalter Reed<br />

Exhibitions die Studie „Leichtbau als Innovationsfaktor“ vor, die die<br />

ganzheitliche Sicht der Dinge im Detail angeht.<br />

„In der Marktstudie stecken fast 150 Jahre Erfahrungswissen der<br />

deutschen Automobilindustrie“, betont Kurek. „Sie dient vor dem<br />

Hintergrund zunehmender Umwelt- und Klimaschutzanforderungen,<br />

einer fragilen Energieversorgung und daraus resultierenden, verschärften<br />

Zielen zur Ressourcenschonung dazu, den Innovations-<br />

3rd International Composites Congress (ICC)<br />

Den Auftakt zur Fachmesse bildet der 3rd International Composites<br />

Congress (ICC), der am 18. und 19. September von der Wirtschaftsvereinigung<br />

Composites Germany veranstaltet wird. Aktuelle Trends,<br />

neue Anwendungen und Technologien sowie ein umfassender Überblick<br />

über Marktentwicklungen in Europa und Weltweit sind Schwerpunkt<br />

des Kongresses. Partnerland ist in diesem Jahr Korea, das mit<br />

exklusiven Referenten vertreten sein wird.<br />

jpk<br />

www.composites-europe.com<br />

Wir laden Sie ein, die Composites Europe 2017<br />

kostenlos zu besuchen! Melden Sie sich hier direkt an:<br />

http://hier.pro/y8ZQa<br />

Gutschein-Code: rh46-4yyo-wkoy-bym5<br />

96 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


SERVICE<br />

SERVICE<br />

Material-Trendbuch von BASF<br />

Globale Perspektive auf Trends<br />

Weiterbildung an der Hochschule Aalen<br />

Leichtbau: Startschuss für Zertifikatskurse<br />

Eine globale Perspektive auf<br />

Trends und Materialien zugleich<br />

bietet „Material Selection 17/18“,<br />

das zweite Material-Trendbuch<br />

von BASF. Es wurde erstmals gemeinsam<br />

von den Experten der<br />

Designfabrik in Tokio, Shanghai<br />

und Ludwigshafen entwickelt.<br />

„Wir sehen Trends nicht als singuläre<br />

Phänomene, sondern als<br />

eine Verkettung von Entwicklungen.<br />

Am Ende dieser Kettenreaktion<br />

stehen zwei Haupttrends,<br />

Morphology und Mindfulness,<br />

von denen wir glauben, dass sie<br />

maßgeblich Einfluss nehmen<br />

werden“, erklärt Alex Horisberger,<br />

Designfabrik Ludwigshafen,<br />

BASF. Für künftige Mobilitätskonzepte<br />

brauche es Materialien, die<br />

mit diesen dynamischen Veränderungen<br />

mithalten. Speziell für<br />

solche Anwendungen wird eine<br />

Bild: BASF<br />

Für Trend Morphology braucht es<br />

Materialien, die mit dynamischen<br />

Veränderungen mithalten<br />

neuartige TPU-Folie mit flexibler<br />

Lackierung vorgestellt, die sich<br />

beispielsweise in Automobil -<br />

innenräumen lässt.<br />

Die Trendstudie richtet sich exklusiv<br />

an Designer und Kreative bei<br />

Kunden und potenziellen Kunden<br />

und wird nur in Verbindung mit<br />

einer persönlichen Präsentation<br />

übergeben.<br />

jpk<br />

www.performance-materials.basf.com<br />

Die Weiterbildungsakademie der<br />

Hochschule Aalen und das Technologiezentrum<br />

Leichtbau der<br />

Hochschule Aalen entwickeln<br />

zwei Leichtbaukurse, die sich an<br />

die gewerblich-technische Zielgruppe<br />

wenden. Ein Grundlagenund<br />

ein Vertiefungskurs vermitteln<br />

praxisnahe Kenntnisse und<br />

Fertigkeiten. Die Kurse starten<br />

Anfang Oktober 2017. Das Besondere<br />

an der Weiterbildung ist<br />

das Blended-Learning-Format,<br />

wie Dr. Wolfgang Rimkus, Leiter<br />

des Technologiezentrums Leichtbau<br />

der Hochschule Aalen, erklärt:<br />

„Das bedeutet, dass sich<br />

selbständige Online-Lernphasen<br />

mit einer Präsenzphase an der<br />

Hochschule Aalen abwechseln.<br />

Dieses Konzept lässt sich mit<br />

dem Berufsalltag kombinieren“.<br />

Die Zertifikatskurse sind einzeln<br />

buchbar, können aber auch nacheinander<br />

belegt werden.<br />

Jeder Kurs startet mit einer vorbereitenden<br />

Pre E-Learning Phase,<br />

die alle Teilnehmer auf einen<br />

gemeinsamen Wissensstand<br />

bringt und bequem am PC bearbeitet<br />

werden kann. Bei der anschließenden<br />

2,5-tägigen Präsenzphase<br />

in den Laboren der<br />

Hochschule Aalen stehen der<br />

persönliche Erfahrungsaustausch<br />

mit Dozenten und Teilnehmern<br />

sowie die praktische Anwendung<br />

der vorher gelernten Theorie im<br />

Fokus. Die abschließende E-Learning-Phase<br />

erstreckt sich über<br />

zwei Wochen. Jeder Teilnehmer<br />

erstellt zudem ein Leichtbauprojekt,<br />

das er in einer Abschlusspräsentation<br />

vorstellt.<br />

Weiterführende Informationen zu den<br />

Leichtbaukursen: http://hier.pro/7cmzq<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 97


INSERENTENVERZEICHNIS<br />

IMPRESSUM<br />

AVL Deutschland GmbH,<br />

Mainz-Kastel ....................... 7<br />

Böllhoff Produktion GmbH,<br />

Bielefeld ............................. 2<br />

Bohnert GmbH, Hardt ...... 62<br />

Friedrich Boysen GmbH &<br />

Co.KG, Altensteig ........... 100<br />

COUTH BUTZBACH Produktkennzeichnung<br />

GmbH,<br />

Solingen ............................ 33<br />

EJOT GmbH & Co.KG<br />

Geschäftsbereich<br />

Verbindungs technik,<br />

Bad Berleburg ................... 94<br />

FLURO-Gelenklager GmbH,<br />

Rosenfeld ......................... 63<br />

GÜNTHER Heisskanaltechnik<br />

GmbH, Frankenberg ...... 9<br />

Heraeus Noblelight GmbH,<br />

Kleinostheim ..................... 39<br />

Höhl & Westhoff,<br />

Wuppertal ......................... 53<br />

Zum Schluss...<br />

Alternativen sind gefragt...<br />

IMS Verbindungstechnik<br />

GmbH & Co.KG,<br />

Neuenstein ....................... 95<br />

Kabeltronik Arthur Volland<br />

GmbH, Denkendorf ........... 74<br />

KELLER AG für<br />

Druckmess technik,<br />

CH-WINTERTHUR ............ 49<br />

Kratzer Automation AG,<br />

Unterschleißheim ............. 17<br />

KVT-Fastening GmbH,<br />

Illerrieden .......................... 75<br />

Landesmesse Stuttgart<br />

GmbH, Stuttgart ............... 97<br />

LEE-Hydraulische Miniatur-<br />

Komponenten GmbH,<br />

Sulzbach ...................... 13,61<br />

MAKA Systems GmbH,<br />

Nersingen ........................... 5<br />

MICRO-EPSILON-<br />

MESS-TECHNIK GmbH &<br />

Co. KG, Ortenburg .............. 3<br />

Proto Labs GmbH,<br />

Feldkirchen ....................... 41<br />

Reed Exhibitions Deutschland<br />

GmbH, Düsseldorf .... 81<br />

SCA Schucker GmbH & Co.,<br />

Bretten .............................. 35<br />

SCHMOLZ + BICKENBACH<br />

AG Holding, CH-Luzern ..... 85<br />

simcon kunststofftechnische<br />

Software GmbH,<br />

Würselen .......................... 73<br />

Stäubli Electrical<br />

Connectors GmbH,<br />

Weil am Rhein .................. 11<br />

WEISS Kunststoffverarbeitung<br />

GmbH & Co,<br />

Illertissen .......................... 52<br />

Peter Welter GmbH & Co.<br />

KG, Erftstadt ..................... 53<br />

Zwick GmbH & Co. KG,<br />

Ulm ................................... 75<br />

Cartoon: Erik Liebermann<br />

ISSN 1612–7226<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />

Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431;<br />

Redakteure:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />

Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />

Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Rüdenauer,<br />

Phone +49 711 7594–257<br />

E-Mail: kem.redaktion@konradin.de<br />

Layout:<br />

Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 52 vom 1.10.2016<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594–5850<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />

qualifizierte Empfänger geliefert.<br />

Bezugspreise: Inland 85,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.; Ausland: 85,00 € inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />

Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />

Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />

CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88,<br />

Fax +41 52 633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA:<br />

TD.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />

Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />

erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

EDA<br />

98 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017


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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Automobilkonstruktion</strong> 02 2017 99


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