17_2018_news
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<strong>17</strong>. Jahrgang · Nummer <strong>17</strong><br />
1. Dezember <strong>2018</strong><br />
www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />
ver.di vereinte<br />
dienstleistungsgewerkschaft<br />
A58247<br />
Besserer Schutz vor Willkür<br />
cockpit und kabine – Bundesregierung will Betriebsräte auch für das „fliegende Personal“<br />
Das„fliegendePersonal“desirischen<br />
Luftfahrtunternehmens Ryanair hat<br />
nicht nur – per Streik – deutlich bessere<br />
Arbeitsbedingungen erkämpft<br />
(siehe Seite 5). Die Cockpit- und Kabinenbeschäftigten<br />
sollen künftig<br />
auch uneingeschränkt Betriebsräte<br />
nachdemBetriebsverfassungsgesetz<br />
(BetrVG) wählen können, die u.a.<br />
dasRechthaben,dieEinhaltungder<br />
neuenTarifvereinbarungenzuüberwachen<br />
und sicherzustellen.<br />
Die Firma hatte bis zuletzt eine<br />
entsprechende Tarifregelung verweigert.<br />
Daraufhin beschloss das<br />
KabinettaufVorschlagvonBundesarbeitsminister<br />
Hubertus Heil, SPD,<br />
am 15. November, eine gesetzliche<br />
Regelung auf den Weg zu bringen,<br />
nach der Kabinenbeschäftigte und<br />
Pilot*innen Betriebsräte wählen<br />
können sollen, ohne auf die ZustimmungdesArbeitgebersangewiesen<br />
zu sein.<br />
„Das schützt Crewmitglieder vor<br />
der Willkür der mittlerweile immer<br />
zahlreicher werdenden Billigflieger,<br />
die prekär beschäftigen und bezahlen“,<br />
kommentierte der ver.di-Vorsitzende<br />
Frank Bsirske die Initiative.<br />
Bundesminister Heil habe Wort gehalten,<br />
nachdem er in persönlichen<br />
Gesprächen von den Sorgen der Beschäftigten<br />
von Ryanair in Berlin<br />
und Frankfurt/Main erfahren habe.<br />
Bsirske weiter: „Das zeigt: Wenn<br />
GewerkschaftenDruckmachenund<br />
Politiker den Menschen zuhören,<br />
dann hat arbeitnehmerfreundliche<br />
Politik eine Chance. ver.di und die<br />
Beschäftigten von Ryanair haben<br />
paketdienste<br />
Dramatische<br />
Bedingungen<br />
ver.di fordert<br />
Politik und<br />
Arbeitgeber<br />
zum Handeln<br />
auf<br />
seite 2<br />
kita-gesetz<br />
Zu wenig<br />
Geld<br />
Für ver.di hat<br />
Beseitigung<br />
des Fachkräftemangels<br />
Priorität<br />
seite 3<br />
damit bereits jetzt einen großen Erfolgerrungen.“AuchChristineBehle,<br />
imver.di-Bundesvorstandzuständig<br />
für die Luftfahrtunternehmen, wertete<br />
den Kabinettsbeschluss als<br />
„Riesenerfolg für ver.di, die Ryanair-Beschäftigten<br />
und die gesamte<br />
Branche“.<br />
billig-airlines behindern oft<br />
die interessenvertretung<br />
Bisher ist die Geltung des BetriebsverfassungsgesetzesfürdieLuftfahrt<br />
indessenParagraf1<strong>17</strong>gesondertgeregelt.<br />
In Absatz 1 heißt es: „Auf<br />
Landbetriebe von Luftfahrtunternehmen<br />
ist dieses Gesetz anzuwenden.“<br />
Absatz 2 lautet aber: „Für im<br />
FlugbetriebbeschäftigteArbeitnehmervonLuftfahrtunternehmenkann<br />
durch Tarifvertrag eine Vertretung<br />
errichtet werden.“ Einen ersten der-<br />
geno-banken<br />
Mangelnde<br />
Wertschätzung<br />
ver.di kritisiert<br />
Abbruch der<br />
Sondierung<br />
seite 4<br />
personalräte<br />
Bürgerkontakt<br />
verbessern<br />
Konzept für<br />
Mitarbeiter*<br />
innen 55+ erhielt<br />
Goldpreis<br />
seite 5<br />
artigen Vertrag schloss die Gewerkschaft<br />
ÖTV 1957 ab, 1972 vereinbarte<br />
die ver.di-Vorgängerorganisation<br />
„Tarifverträge Personalvertretung“<br />
mit der Deutschen Lufthansa AG<br />
und der Condor-Flugdienst GmbH.<br />
BeidenBillig-Airlines,dieinZeiten<br />
des Neoliberalismus‘ immer stärker<br />
gewordensind,wurdendiegewerkschaftliche<br />
und betriebliche Interessenvertretung<br />
immer öfter beundverhindert–mitderFolge,dass<br />
sich Einkommen und sonstige Arbeitsbedingungen<br />
des fliegenden<br />
Personalsdrastischverschlechterten.<br />
Zuletzt mussten ver.di und die Beschäftigten<br />
2010 für das fliegende<br />
Personal von Easyjet mit einem ArbeitskampfdieWahleinesBetriebsrats<br />
durchsetzen. Henrik Müller<br />
https://verkehr.verdi.de/bran<br />
chen/luftverkehr/fluggesell<br />
schaften/ryanair<br />
streikrecht<br />
BAG-Urteil<br />
gegen<br />
Amazon<br />
Beschäftigte<br />
auf Firmenparkplatz<br />
ansprechen<br />
seite 6<br />
gute arbeit<br />
Hohe<br />
emotionale<br />
Belastungen<br />
Schwerpunkt<br />
des Index <strong>2018</strong><br />
liegt auf Interaktionsarbeit<br />
seite 7<br />
r e a l - b e s c h ä f t i g t e . . .<br />
... aus ganz Deutschland<br />
haben am Montag,<br />
26. November, ganztätig<br />
gestreikt. Sie wollen,<br />
dass der ver.di-Flächentarifvertrag<br />
für die<br />
34 000 Beschäftigten des<br />
Unternehmens angewendet<br />
wird. Im Sommer<br />
war der Arbeitgeber aus<br />
dem Tarifvertrag geflüchtet,<br />
wendet seither<br />
einen Billig-Tarifvertrag<br />
an, der mit dem DHV abgeschlossen<br />
worden ist –<br />
obwohl der Verein bei<br />
Real kaum Mitglieder<br />
hat. 4500 befristete Arbeitsverträge<br />
wurden gar<br />
nicht erst verlängert. Vor<br />
der Düsseldorfer Zentrale<br />
der Metro-Gruppe, zu<br />
der Real noch gehört,<br />
demonstrierten die Beschäftigten.<br />
Sie sehen<br />
den Konzern in der sozialen<br />
Verantwortung für<br />
alle Beschäftigten –<br />
auch wenn das Unternehmen<br />
jetzt verkauft<br />
werden sollte.<br />
hla<br />
Hartz IV<br />
„Es muss zu einer<br />
Arbeitslosenhilfe oberhalb<br />
eines aufzustockenden<br />
Hartz-IV-<br />
Niveaus zurückgekehrt<br />
werden, die sinnvollerweise<br />
um einen verlängerten<br />
Bezugsanspruch<br />
beim Arbeitslosengeld I<br />
ergänzt werden muss.“<br />
Der ver.di-Vorsitzende<br />
Frank Bsirske zu der aufflammenden<br />
Debatte um<br />
eine Reform von Hartz IV
p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />
2 ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong> ····················································································································································<br />
s u r f t i p p<br />
DGB zur Europawahl<br />
(red.) Im kommenden<br />
Frühjahr wird das Europäische<br />
Parlament neu<br />
gewählt. In Deutschland<br />
ist der 26. Mai der Wahltag.<br />
Für die Arbeitnehmer*innen<br />
geht es dabei<br />
diesmal auch um eine<br />
Richtungsentscheidung.<br />
Daher haben der DGB<br />
und seine Mitgliedsgewerkschaften<br />
bereits<br />
jetzt ihre Anforderungen<br />
an die politischen Parteien<br />
formuliert. „Der<br />
DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften<br />
wollen eine Europäische<br />
Union des sozialen Fortschritts,<br />
die die Menschen<br />
beschützt und ermächtigt.<br />
Ein starkes<br />
soziales Europa ist im Interesse<br />
aller Beschäftigten“,<br />
heißt es in der Erklärung.<br />
Inhaltlich geht<br />
es um vier Schwerpunkte.<br />
Das sind die Stärkung<br />
des sozialen Europas,<br />
ein Kurswechsel in der<br />
europäischen Wirtschaftspolitik,<br />
die Schaffung<br />
einer fairen Globalisierung<br />
und eine<br />
gerechte und solidarische<br />
Gestaltung der europäischen<br />
Flüchtlingspolitik.<br />
Außerdem ruft<br />
der DGB alle Bürger*innen<br />
auf, zur Wahl zu gehen:<br />
„Eine hohe Wahlbeteiligung<br />
kann die<br />
politischen Kräfte stärken,<br />
die sich für ein soziales<br />
und demokratisches<br />
Europa einsetzen.<br />
Neoliberale, rechtspopulistische,<br />
nationalistische<br />
und faschistische Kräfte<br />
dagegen wollen Europa<br />
schwächen.“ Nur gemeinsam<br />
kämen die Mitgliedsstaaten<br />
auf genügend<br />
weltpolitisches<br />
Gewicht, um mitgestalten<br />
zu können.<br />
http://www.dgb.de/-<br />
/2eB<br />
Dramatische Bedingungen<br />
paketdienste – ver.di fordert Politik und Arbeitgeber zum Handeln auf<br />
Platz2bestätigt<br />
hessen –Mandateunverändert<br />
(hem) Bei der Neuauszählung des<br />
Ergebnisses der hessischen Landtagswahl<br />
vom 28. Oktober in einer<br />
ReihevonFrankfurterStimmbezirken<br />
(„ver.di NEWS“ berichtete) haben<br />
Zu den Aufgaben, aber auch zu den<br />
Rechten von Presse, Funk und Fernsehen<br />
als „Vierter Gewalt“ im Staat<br />
gehört neben Information, AufklärungundUnterhaltungauchdieKritikangesellschaftlichbedeutsamen<br />
Vorgängen und Entwicklungen. Davon<br />
machen viele Medien häufig<br />
und gerne Gebrauch, oft auch einseitig.<br />
Recht empfindlich reagieren<br />
Journalist*innen mitunter,wennsie<br />
selber kritisiert werden.<br />
um medienkritik verdient<br />
(pm)Angesichtsderkatastrophalen<br />
Situation der Beschäftigten in der<br />
Paketbranche fordert ver.di Politik<br />
und Unternehmen zum Handeln auf.<br />
„Die Ausbreitung dramatisch<br />
schlechter Arbeitsbedingungen<br />
mussgestopptwerden.Wirbrauchen<br />
ein Maßnahmenpaket, um die sozialenVerwerfungenindervonSubunternehmen<br />
geprägten Branche<br />
zurückzudrängen und tariflich geschützte<br />
Arbeitsplätze zu stabilisieren”,sagtever.di-VizeAndreaKocsis.<br />
Sie forderte eine umfassende<br />
Nachunternehmerhaftung für die<br />
Sozialversicherungsbeiträge. Der<br />
Gesetzgeberseigefordert,eineanaloge<br />
Regelung zu der zu schaffen,<br />
die bereits für die Baubranche und<br />
dieFleischindustriegelte.Außerdem<br />
müsstendieKontrollenderBehörden<br />
flächendeckendintensiviertwerden,<br />
um Verstöße gegen das Mindestlohn-<br />
und das Arbeitszeitgesetz sowieSteuerhinterziehungwegenunzulässig<br />
im Ausland angemeldeter<br />
Fahrzeuge und Delikte von illegaler<br />
Beschäftigung und Schwarzarbeit<br />
konsequent aufdecken zu können.<br />
Die Unternehmen seien in der<br />
Verantwortung, die Tarifbindung in<br />
der Branche zu erhöhen. Von den<br />
Kommunen erwartet Kocsis, dass<br />
siedieTeilnahmevonPaketdiensten<br />
fast alle Parteien geringfügig hinzugewonnen.<br />
An der ZusammensetzungdesParlamentshatsichdadurch<br />
nichts geändert, stellte die<br />
Landeswahlleitung fest. Allerdings<br />
Um eine solide Medienkritik durch<br />
kompetenteBerufskolleg*innenund<br />
Wissenschaftler*innen hat sich in<br />
denvergangenenJahrenzunehmend<br />
die Otto-Brenner-Stiftung verdient<br />
gemacht. Medienforschung und<br />
-beobachtung gehören zu den Arbeitsschwerpunkten<br />
der nach dem<br />
langjährigen Vorsitzenden der IG<br />
Metall benannten Wissenschaftsstiftung.<br />
Sie vergibt alljährlich den<br />
Otto-Brenner-Preis für kritischen<br />
Journalismus und fördert Studien zu<br />
medienpraktischen und medienpolitischen<br />
Fragestellungen. Ein besonderes<br />
Anliegen der Stiftung ist<br />
eslautGeschäftsführerJuppLegrand,<br />
die „Berichterstattung über die<br />
rechts-populistische AfD kontinuierlich<br />
zu verfolgen und immer wieder<br />
Anregungen zur Reflexion und<br />
für Verbesserungen in den Redaktionen<br />
zu liefern“. So war schon im<br />
Sommer 20<strong>17</strong>, wenige Wochen vor<br />
der Bundestagswahl, ein viel beachtetes<br />
Diskussionspapier mit<br />
„AnalysenundHandreichungen“für<br />
diejournalistischeArbeitzumThema<br />
„AfD und Medien“ erschienen.<br />
Jetzt, im November <strong>2018</strong>, legt die<br />
Stiftung ihr „Arbeitsheft 95“ vor, in<br />
dem es vor allem darum geht, die<br />
mittlerweile gewonnenen journalistischen<br />
Erfahrungen kritisch auszuwerten<br />
und daraus „Lehren für<br />
die Praxis“ zu ziehen und zur Diskussion<br />
zu stellen. „Die Berichterstattung<br />
über die AfD ist besser geworden,<br />
aber es ist noch viel Luft<br />
nach oben“, so lautet das Resümee<br />
desBielefelderMedienwissenschaftlers<br />
Bernd Gäbler. Der Autor der<br />
Studie meint, die Medien folgten<br />
an öffentlich geförderten Logistikkonzepten<br />
an die Verpflichtung<br />
knüpfen, die Beschäftigten nach<br />
Tarif zu bezahlen.<br />
nach tarif bezahlt<br />
NurzweiderfünfgroßenPaketdiensteinDeutschlandarbeitenüberwiegend<br />
mit eigenen, fest angestellten<br />
Zusteller*innen. Sie haben sozialversicherungspflichtigeArbeitsplätze<br />
und werden nach Tarif bezahlt.<br />
Ansonsten werden ausschließlich<br />
Subunternehmen beauftragt. Dort<br />
sind die Arbeitsbedingungen meist<br />
prekär.<br />
ist der extrem knappe Vorsprung<br />
der Grünen mit 570512 „Landesstimmen“alsZweitplatziertevorder<br />
SPD (570446) weiter zusammengeschmolzen:von94auf66Stimmen.<br />
d i e p r e s s e - s h o w ···························································································<br />
mit Blick auf die selbsternannte<br />
„Alternative für Deutschland“ nicht<br />
mehr so sehr „einem simplen Reiz-<br />
Reaktions-Schema wie noch zu Beginn“.<br />
Journalist/innen fielen selteneraufProvokationenderAfDherein.<br />
afd und medien<br />
Das „Arbeitsheft 95 – AfD und Medien“<br />
sei nicht nur für Journalist/innen<br />
interessant, betont Geschäftsführer<br />
Legrand, sondern für alle, die<br />
die Berichterstattung über die AfD<br />
kritisch verfolgen und „denen eine<br />
demokratische Öffentlichkeit am<br />
Herzen liegt“. Henrik Müller<br />
Bernd gäbler: afd und medien.<br />
erfahrungen und lehren für<br />
die praxis, obs-arbeitsheft 95,<br />
frankfurtammain,november<strong>2018</strong>.<br />
studie kostenfrei herunterladen:<br />
https://www.otto-brenner-stif<br />
tung.de<br />
einstatementvoncorneliaberger,<br />
geschäftsführerinderdjuinver.di<br />
unter https://mmm.verdi.de/<br />
beruf/medien-und-afd-mehrreflexion-als-reflexe-54729
p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />
·········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong> 3<br />
Zu wenig Geld<br />
gute-kita-gesetz – Für ver.di hat Beseitigung des Fachkräemangels Priorität<br />
(pm) Ladungssicherungsarbeiten in<br />
Häfen müssen ausschließlich von<br />
speziell dafür ausgebildeten Hafenarbeiter*innen<br />
ausgeführt werden,<br />
um die Sicherheit von Seeleuten zu<br />
gewährleisten. Das fordert ver.di<br />
seitvielenJahren.Aktuellgeworden<br />
ist diese Forderung jetzt wieder<br />
durch den Tod eines philippinischen<br />
Seefahrers Mitte November bei der<br />
Ladungssicherung von Containern<br />
im Hafen von Dublin.<br />
IneinemSchreibenandieSenatoren<br />
und Minister sowie die Fraktionen<br />
der Küstenländer in Deutschland<br />
dringt ver.di darauf, dass die Politiker*innen<br />
die Verantwortung für<br />
die Seeleute übernehmen. Hinzu<br />
komme, dass Seeleute die LadungssicherungsarbeitennebenihrenseemännischenAufgabenauszuführen<br />
haben, was zu Erschöpfung und<br />
Übermüdung führt, und damit zur<br />
Gefahr für Mensch und Schiff wird.<br />
(hla) Im „Sozial- und Erziehungsdienst“werdenmehrFachkräftegebraucht.DieHerausforderungendes<br />
Arbeitsfeldes, um sozialpädagogische<br />
Fachkräfte zu halten und mehr<br />
Menschen für die Berufe in diesem<br />
Bereich zu begeistern, diskutierten<br />
die Delegierten der ver.di-FachbereicheGemeindensowieGesundheit,<br />
soziale Dienste, Wohlfahrt und KirchenAnfangNovembergemeinsam<br />
auf der jährlich stattfindenden Kasseler<br />
Konferenz. Die rund 140 Teilnehmenden<br />
waren sich einig, dass<br />
die Berufe aufgewertet und die<br />
Ausbildungs-undArbeitsbedingungen<br />
verbessert werden müssten.<br />
Einen Beitrag dazu könnte das<br />
„Gesetz zur Weiterentwicklung der<br />
QualitätundderTeilhabeinderKindertagesbetreuung“<br />
(KiQuTG) leisten.<br />
Es wird Ende November, nach<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
der„ver.di<strong>news</strong>“,in2.und3.Lesung<br />
im Bundestag beraten. Hinter dem<br />
sperrigen Namen verbirgt sich das<br />
„Gute-KiTa-Gesetz”,indessenFokus<br />
der Transfer von Mitteln insbesondere<br />
für die frühkindliche Bildung<br />
vom Bund zu den Ländern steht.<br />
Ziel sind bundesweit gleichwertige<br />
Qualitätsstandards in der frühkindlichen<br />
Bildung,wobei die unterschiedlichen<br />
Entwicklungsbedarfe<br />
der Länder berücksichtigt werden<br />
müssen.MitdemGesetzsolldieÜbergangsphase<br />
gestaltet werden, bis<br />
dieBedingungen„gleichwertig“sind.<br />
ver.di begrüßt das Anliegen des<br />
Gesetzesgrundsätzlich,aberesgibt<br />
auch viel Kritik. So sei nicht klar definiert,welcheStandardsgeltensollen<br />
und was gleichwertig bedeutet.<br />
„Es gibt keine verbindlichen Zielstellungen<br />
für die Handlungs- und<br />
FinanzierungskonzeptederLänder“,<br />
sagt Elke Alsago von der ver.di-<br />
Fachstelle Bildung, Erziehung und<br />
Betreuung in der Kindheit. Auf der<br />
Konferenz wurde auch die Summe<br />
von5,5MilliardenEuroinvierJahren<br />
kritisiert. Familienministerin Franziska<br />
Giffey, SPD, sagte bei der<br />
Konferenz, dass es Ziel sein müsse,<br />
dass auch über 2022 hinaus Gelder<br />
fließen. Ursprünglich waren 5 Milliarden<br />
Euro jährlich geplant gewesen.<br />
ver.di kritisiert außerdem in Stellungnahmen<br />
und persönlichen Gesprächen<br />
mit den Ministerium und<br />
den Politiker*innen, dass keine verbindlichen<br />
Regelungen oder Sanktionsmöglichkeiten<br />
vorgesehen<br />
seien, falls die Länder das Geld<br />
nichtfürqualitativeVerbesserungen<br />
einsetzen. Sollte das Gesetz – nach<br />
der Zustimmung des Bundesrats<br />
MitteDezember–Anfangkommenden<br />
Jahres in Kraft treten, werde<br />
ver.di sehr genau darauf achten,<br />
wie die Länder es umsetzen.<br />
„Für ver.di hat die Beseitigung<br />
des Fachkräftemangels Priorität“,<br />
sagtAlsago.„GuteQualitätbraucht<br />
gute Bedingungen. Nur durch ein<br />
gemeinsames, geschlossenes Vorgehen<br />
können wir unsere Arbeitsbedingungen<br />
verbessern“, heißt es<br />
inderKasselerErklärung.Grundlage<br />
fürVerbesserungenmüsseeineAusbildungs-<br />
und Qualifizierungsoffensivesein,indersichBund,Länder,<br />
Kommunen und Träger engagieren.<br />
Kein Sozialdumping<br />
öpnv – Betriebs- und Personalräte schreiben offenen Brief an Bundesverkehrsminister<br />
Mehr Schutz für Seeleute<br />
ladungssicherung – ver.di fordert Veränderung der Hafenverordnungen<br />
(pm) Sozialdumping muss im Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG)<br />
ausgeschlossenwerden.Dazuhaben<br />
Betriebs-undPersonalrätevonrund<br />
130 privaten und kommunalen Unternehmen<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer, CSU, bei einer<br />
Konferenz Ende November aufgefordert.Sieunterzeichneteneinen<br />
offenen Brief an den Minister, in<br />
demsieaufdieVereinbarungimKoalitionsvertrag<br />
hinweisen, mit der<br />
Sozialstandards im PBefG gesichert<br />
werden können.<br />
ImGesetzsolleklargestelltwerden,<br />
dass auch eigenwirtschaftliche Antragsteller<br />
im ÖPNV von den Kommunen<br />
vorgegebene soziale Standards<br />
einhalten müssen. Die Betriebs-<br />
und Personalräte begrüßen<br />
diese Vereinbarung, kritisieren jedoch,dassdieUmsetzungverzögert<br />
wird. Werde das PBefG nicht umgehendgeändert,werdederunfaire<br />
Wettbewerb weitergeführt.<br />
„Das Leben und die Gesundheit der<br />
Seeleute wird durch das Self-Handling<br />
unverantwortlich aufs Spiel gesetzt“,<br />
kritisiert ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christine Behle. Es<br />
würden dringend klare politische<br />
Lösungen in allen norddeutschen<br />
Küstenländern benötigt. Behle wies<br />
darauf hin, dass es keinen internationalen<br />
Tarifvertrag gebe, an dem<br />
ver.di und die ITF beteiligt seien, der<br />
von allen Reedern unterzeichnet sei.<br />
toren christians ist<br />
stellvertretender personalratsvorsitzender<br />
des städtischen eigenbetriebs<br />
kita bremen<br />
i n t e r v i e w<br />
Dauerhafte<br />
Qualität<br />
Was hat sich in der<br />
Kinderbetreuung<br />
verändert?<br />
Es hat einen wahnsinnigen<br />
Ausbau gegeben.<br />
Vor zehn Jahren war eine<br />
Vier-Stunden-Betreuung<br />
Standard, heute sind es<br />
häufig mindestens sechs<br />
Stunden. Zwar arbeiten<br />
auch mehr Erzieher*innen<br />
bei uns, aber beim<br />
Ausbau der Häuser haben<br />
wir ihre Arbeitsplätze<br />
vernachlässigt. Es<br />
fehlen Pausen- und Arbeitsräume.<br />
Wir müssen<br />
die Erwachsenen, die ihr<br />
Arbeitsleben lang in der<br />
Kita leben, stärker in den<br />
Blick nehmen. Sie müssen<br />
auch mehr Möglichkeiten<br />
bekommen, sich<br />
fachlich und finanziell<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Kann das „Gute-KiTa-<br />
Gesetz dazu beitragen?<br />
Ich sehe da nicht viele<br />
Ansätze. Der Bund überlässt<br />
viel den Ländern.<br />
Die Finanzen werden<br />
nicht ausreichen. Aus<br />
5 Milliarden Euro pro<br />
Jahr sind 5,5 für vier Jahre<br />
geworden. Viele Länder<br />
werden mit dem<br />
Geld nur die Kita-Beiträge<br />
senken und Projekte<br />
einrichten, statt mehr in<br />
die dauerhafte Qualität<br />
der Betreuung und attraktivere<br />
Arbeitsbedingungen<br />
zu investieren.
4<br />
t a r i f & b e t r i e b<br />
ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong> ····················································································································································<br />
r e u t e r s<br />
ver.di fordert Verzicht<br />
auf geplanten Stellenabbau<br />
(pm) Mitte November ist<br />
bekannt geworden, dass<br />
bei der Nachrichtenagentur<br />
Reuters aus strategischen<br />
Gründen zehn<br />
von 80 Stellen im Text-<br />
Bereich gestrichen werden<br />
sollen. Die Deutsche<br />
Journalistinnen- und<br />
Journalisten Union in<br />
ver.di (dju) hat die Geschäftsführung<br />
der<br />
Nachrichtenagentur Reuters<br />
aufgefordert, auf<br />
den angekündigten Abbau<br />
von Redakteursstellen<br />
zu verzichten.<br />
„Thomson Reuters<br />
schreibt Gewinne und ist<br />
in Deutschland eine erfolgreiche<br />
Nachrichtenagentur”,<br />
sagte der dju-<br />
Landesgeschäftsführer<br />
von Berlin-Brandenburg,<br />
Jörg Reichel. Der Konzern<br />
wolle offenbar seine<br />
in den kommenden<br />
Jahren geplanten Investitionen<br />
in Wachstumsregionen<br />
wie China durch<br />
die Streichung von Stellen<br />
unter anderem in<br />
Deutschland finanzieren.<br />
Der Personalabbau solle<br />
über freiwillige Vereinbarungen<br />
erfolgen. Mehr<br />
als 20 Prozent der Stellen<br />
bei Reuters sind in<br />
den vergangenen sechs<br />
Jahren bereits weggefallen.<br />
TV und Fotograf*innen<br />
eingerechnet beschäftigt<br />
Reuters in<br />
Deutschland noch rund<br />
110 Journalist*innen, die<br />
mit einem Schwerpunkt<br />
auf Wirtschafts- und Finanzthemen<br />
berichten.<br />
Mangelnde Wertschätzung<br />
genossenschaftsbanken – ver.di kritisiert Abbruch der Sondierung über die Tarifreform<br />
(pm) Mitte November hat der Arbeitgeberverband<br />
der Deutschen<br />
Volksbanken und Raiffeisenbanken<br />
(AVR) die Sondierung über eine Tarifreform<br />
im genossenschaftlichen<br />
Bankensektor abgebrochen. Angesichts<br />
der umfassenden Veränderungen,<br />
die mit dem Tarifreformvertrag<br />
beabsichtig sind, kritisiert<br />
ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christoph Meister diesen Rückzug.<br />
Esseifürver.dinichtnachvollziehbar,<br />
dass der AVR die größte Gewerkschaft<br />
im Bereich der Genossenschaftsbanken<br />
ausschließt. „Dieses<br />
Vorgehen zeugt von mangelnder<br />
druckindustrie – (pm) Auch die<br />
fünfte Verhandlungsrunde für die<br />
rund 134 000 Beschäftigten der<br />
Druckindustrie ist Ende November<br />
ohne Ergebnis zu Ende gegangen.<br />
Ein neuer Termin wurde nicht vereinbart.<br />
Der Bundesverband Druck<br />
und Medien (bvdm) macht einen<br />
Lohn- und Gehaltsabschluss davon<br />
abhängig, Regelungen zu vereinbaren,<br />
um die tariflichen Zuschläge<br />
absenken,dieArbeitszeitohneLohnausgleich<br />
verlängern und tarifliche<br />
Sonderzahlungen kürzen zu können.<br />
Die Arbeitgeber hatten sich zwar<br />
bereiterklärt,dengekündigtenManteltarifvertrag<br />
wieder in Kraft zu<br />
setzen,wollenaberbetrieblicheÖffnungsklauseln<br />
für Verschlechterungen<br />
der Arbeitsbedingungen für<br />
Neueingestellte, die dann auch auf<br />
Altbeschäftigteangewendetwerden<br />
können. ver.di will jetzt das weitere<br />
Vorgehen dazu auf regionaler und<br />
betrieblicher Ebene mit den Mitgliedern<br />
beraten.<br />
papier, pappe und kunststoffe<br />
verarbeitende industrie – (pm)<br />
In der zweiten Verhandlungsrunde<br />
für die rund 100 000 Beschäftigten<br />
der Papier, Pappe und Kunststoffe<br />
verarbeitenden Industrie haben die<br />
Arbeitgeber ein erstes Angebot vorgelegt.DasLohnangebotdesHauptverbands<br />
Papier- und Kunststoffverarbeitung<br />
(HPV) liege aber weit<br />
weg von den Tarifabschlüssen in<br />
vergleichbarenBranchen,kritisierte<br />
ver.di-Verhandlungsführer Frank<br />
Werneke. „Die Leistung unserer Kolleginnen<br />
und Kollegen wird nicht<br />
gewürdigt, noch berücksichtigt das<br />
Angebot die Inflationsrate – das<br />
können wir nicht akzeptieren“, so<br />
Werneke weiter. Die Arbeitgeber<br />
hatten bei fünf Nullmonaten eine<br />
Erhöhung der Löhne zum 1. April<br />
2019 um 2,1 Prozent und zum 1. April<br />
2020 um weitere 1,9 Prozent angeboten.DieAusbildungsvergütungen<br />
solltenum90Eurobruttomonatlich<br />
steigen. Im Gegenzug fordern die<br />
Arbeitgeber tarifvertragliche Öffnungsklauseln,<br />
um von den angebotenen<br />
Lohnerhöhungen betrieblich<br />
abweichen zu können.<br />
WertschätzungderKolleginnenund<br />
Kollegen, die sich in den vergangenen<br />
Monaten an den Befragungen<br />
für die Reform beteiligt haben. Ihre<br />
Argumente sollen jetzt ungehört<br />
bleiben.Dasisteinunangemessenes<br />
VorgehenderArbeitgeber”,soMeisterweiter.Diever.di-Tarifkommission<br />
werde nun das weitere Vorgehen<br />
beraten<br />
Die Sondierung über eine Tarifreform<br />
hatte im Juli <strong>2018</strong> begonnen.<br />
Für ver.di zeichnete sich zuletzt immer<br />
mehr ab, dass es dem AVR nicht<br />
umergebnisoffeneSondierungsgesprächeging.DerAVRhabevielmehr<br />
überprüft,obver.dibereitsei,strukturelleVerschlechterungenderEntgelt-<br />
und Arbeitsbedingungen für<br />
die Beschäftigten im Bereich der<br />
Genossenschaftsbanken mitzutragen.<br />
Sollten die Modernisierungsvorstellungen<br />
des AVR umgesetzt<br />
werden, befürchtet Meister umfassende<br />
Verschlechterungen für die<br />
BeschäftigteninsbesonderebeiGehalt/Eingruppierung<br />
und durch die<br />
Einführung des Samstags als Regelarbeitstag<br />
bei Kundenservicecentern.<br />
https://tarifbewegung-banken.<br />
de/genossenschaftsbanken/blog/<br />
t a r i f l i c h e s ······························································································<br />
uckermärkische dienstleistungs<br />
gesellschaft (udg) – (pm) Ab Januar<br />
erhalten die 120 Beschäftigten<br />
der UDG Tariflohn nach TVöD. Die<br />
UDG ist für die Abfallentsorgung<br />
und Straßenunterhaltung im Landkreis<br />
Uckermark zuständig und betreibt<br />
die ortsansässigen Wertstoffhöfe.DerEinigungvorausgegangen<br />
waren langwierige Gespräche zwischen<br />
ver.di und der Geschäftsführung.<br />
Sie beendet den seit Ende<br />
2016 herrschenden tariflosen Zustand<br />
bei der UDG. Der bisher bezahlte<br />
Tarif nach dem BundesverbandderDeutschenEntsorger(BDE)<br />
wurde seit 2016 nicht mehr verhandelt.„AuchdieUckermärkischeVerkehrsgesellschaft<br />
(UVG), der Rettungsdienst<br />
des Landkreises<br />
Uckermark und die Landkreisverwaltung<br />
selbst erhalten seit Jahren<br />
Gehälter nach dem TVöD. Es wurde<br />
daher Zeit, dass die UDG Beschäftigtenendlichgleichgestelltwerden“,<br />
sagte ver.di-GewerkschaftssekretärinEvaHeymer.Siehofft,dassdieses<br />
Beispiel auch im nahegelegenen<br />
Landkreis Barnim Schule macht.<br />
speditionen bayern – (pm) ver.di<br />
hat mit dem Arbeitgeberverband<br />
LBS einen neuen Tarifvertrag für die<br />
Beschäftigten im Bereich Speditionen,TransportundLogistikinBayern<br />
abgeschlossen.„DieVereinbarungen<br />
enthaltendeutlicheVerbesserungen<br />
für die Beschäftigten, insbesondere<br />
bis zu 15,92 Prozent mehr Lohn für<br />
Paketzusteller“,berichtetederLeiter<br />
des Fachbereichs Speditionen bei<br />
ver.di-Bayern, David Merck. Allgemein<br />
gebe es etwa 6 Prozent mehr<br />
Lohn und perspektivisch ein volles<br />
13 Monatsgehalt. Die Ausbildungsvergütungen<br />
werden überproportional<br />
erhöht. Verhandlungen über<br />
Zuschläge und Arbeitszeitkonten<br />
wurden verabredet.<br />
privatessicherheitsgewerbebaden-württemberg<br />
– (pm) Die<br />
Löhne und Gehälter der über 23 000<br />
Beschäftigten im privaten Sicherheitsgewerbe<br />
in Baden-Württemberg<br />
steigen in zwei Stufen zum Januar<br />
2019 und 2020. Die untersten<br />
Gehaltsgruppen, in den rund 80<br />
Prozent der Beschäftigten arbeiten,<br />
steigen überproportional um 7,49<br />
Prozent. Das führt dazu, dass der<br />
niedrigste Stundenlohn ab 2020 bei<br />
11 Euro liegt. Die Löhne in militärischen<br />
Anlagen steigen innerhalb<br />
der Laufzeit um bis zu 16,9 Prozent.
t a r i f & b e t r i e b<br />
·········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong><br />
Bürgerkontakt verbessern<br />
deutscher personalräte-preis – Konzept für Mitarbeiter*innen 55+ erhielt Goldpreis<br />
(pm) Am 20. November sind die<br />
Flugbegleiter*innen der Eurowings<br />
GmbHundderLuftfahrtgesellschaft<br />
Walter (LGW) am Hauptstandort der<br />
Eurowingsgruppe in Düsseldorf in<br />
einenWarnstreikgetreten.Vonetwa<br />
30geplantenAbflügenmusstenüber<br />
(red.) Bereits in der Ausgabe 16 der<br />
„ver.di<strong>news</strong>“konntenwirberichten,<br />
dass sich ver.di und Ryanair auf ein<br />
Eckpunktepapier für einen Tarifvertrag<br />
unter Anwendung von deutschemArbeitsrechtverständigthatten.<br />
Die Inhalte hat ver.di erst<br />
bekanntgegeben, als die Mehrheit<br />
der ver.di-Mitglieder bei Ryanair<br />
dem Eckpunktepapier zugestimmt<br />
(pm/hla) Bei der Verleihung des<br />
Deutschen Personalräte-Preises am<br />
21. November in Berlin gingen alle<br />
vier Preise an Bewerbungen aus<br />
dem ver.di-Organisationsbereich.<br />
Über den Preis in Gold jubelte der<br />
PersonalratdesOrdnungsamtsStadt<br />
Frankfurt/Main. Im Außendienst arbeiten<br />
rund 250 Mitarbeiter*innen<br />
des Ordnungsamts als Stadtpolizei<br />
Frankfurt. 2007 wurden ihnen Überwachungs-<br />
und Ermittlungsaufgaben<br />
aus Bereichen übertragen, für<br />
die in Hessen die Gemeinden zuständig<br />
sind.<br />
Doch was passiert mit Beschäftigten,<br />
die nicht mehr außendiensttauglich<br />
sind? Für solche Mitarbeiter*innen,<br />
vornehmlich für über<br />
55jährige, hat der Personalrat gemeinsam<br />
mit Vertreter*innen der<br />
Dienstgruppen aus uniformierten<br />
und zivilen Bereichen eine Arbeitsgruppe<br />
ins Leben gerufen. Sie hat<br />
ein Konzept erarbeitet, das „Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern ab<br />
dem 55. Lebensjahr Einsatzmöglichkeiteneröffnet,biszumErreichen<br />
des Ruhestands bzw. der Pensionierung<br />
in einem altersgemäßen<br />
Rahmeneingesetztzuwerden“,wie<br />
es in dem Konzept heißt. Bei gesundheitlichen<br />
Einschränkungen<br />
gilt das Angebot auch für jüngere<br />
Beschäftigte.<br />
sieben nutzen angebot bereits<br />
Personalräte-Preis<br />
Der Deutsche Personalrätepreis wurde<br />
in diesem Jahr zum 7. Mal von der Zeitschrift<br />
„Der Personalrat“ vergeben.<br />
Überreicht wurde er im Rahmen des<br />
Schöneberger Forums in Berlin. Mit dem<br />
Preis werden Projekte und Initiativen gewürdigt,<br />
mit denen Personalräte die Arbeitsbedingungen,<br />
das Arbeitsumfeld<br />
oder die sozialen Rahmenbedingungen<br />
in den Dienststellen verbessern. Zugleich<br />
sollen andere Interessenvertreter*innen<br />
motivieren, selbst aktiv zu werden.<br />
Bewerbungen für den Deutschen Personalräte-Preis<br />
2019 werden bereits entgegen<br />
genommen.<br />
www.dprp.de<br />
Lösungen möglich machen<br />
luftfahrt – Warnstreiks bei Eurowings GmbH und LGW in Düsseldorf<br />
90 Prozent gestrichen werden. „Die<br />
Streikbereitschaft ist enorm. Das<br />
zeigt uns heute Morgen, wie nötig<br />
eine Lösung der Tarifkonflikte ist,<br />
um weitere Streiks in der Vorweihnachtszeit<br />
zu vermeiden“, sagte<br />
ver.di-Verhandlungsführer Volker<br />
hat, nach dem Redaktionsschluss<br />
der „ver.di <strong>news</strong>“.<br />
Das Eckpunktepapier betrifft sowohl<br />
die bei Ryanair angestellten<br />
Beschäftigten als auch die Leiharbeitnehmer*innen.<br />
Künftig werden<br />
jeder/jedem Flugbegleiter*in mindestens<br />
600 Stunden pro Jahr garantiert.<br />
Das Grundgehalt steigt um<br />
600 Euro. Zusätzlich hat ver.di eine<br />
Dazu zählen vornehmlich Aufgaben,<br />
die den Bürgerkontakt verbessern,<br />
also Anlaufstellen in bestimmten<br />
Stadtteilen oder als Kontaktbeamte.AberauchKoordination<br />
undEinsatzplanungdesSicherheitsmobils<br />
in den Stadtteilen können<br />
diese Kolleg*innen künftig übernehmen.<br />
Von 43 Mitarbeiter*innen<br />
des Ordnungsamtes, die älter als 55<br />
Jahre alt sind, nutzen bereits sieben<br />
das Angebot. Ein ärztliches Attest,<br />
dass sie nicht mehr vollständig im<br />
Außendiensteingesetztwerdenkönnen,<br />
ist nicht erforderlich. Es reicht<br />
die persönliche Aussage. Damit ist<br />
es auch offen für „ Kollegen/innen,<br />
die zwar gesundheitlich noch ohne<br />
Einschränkungen Außendienst leisten<br />
könnten, sich dies jedoch z.B.<br />
aufgrund des steigenden Aggressionspotenzialsnichtmehrzutrauen“,<br />
heißt es in der Projektbeschreibung.<br />
weitere preise<br />
Silber: Personalrat der TU Dresden<br />
fürdasProjekt„Verbesserungender<br />
Tarifvertragsanwendung,aktiveNutzung<br />
von Stufenverfahren“<br />
Bronze:UniversitätKoblenz-Landau<br />
für das Projekt „Etablierung eines<br />
Bedrohungs-, Krisen- und Deeskalationsmanagements“<br />
SonderpreisderDGB-Jugend:Arbeitsgemeinschaft<br />
der JAVen der<br />
Unikliniken NRW für das Projekt<br />
#unbezahlt<br />
Nüsse. ver.di begrüßt zwar die nach<br />
der Streikankündigung geäußerte<br />
Verhandlungsbereitschaft der Airlines.<br />
Aber wohlklingende Worte<br />
reichten nicht, um den Tarifkonflikt<br />
beizulegen.Nötigseieinernsthaftes<br />
Entgegenkommen der Gegenseite.<br />
Eckpunktepapier vereinbart<br />
ryanair – Kräige Gehaltssteigerungen für Festangestellte und Leiharbeitnehmer*innen<br />
5<br />
weitere Gehaltserhöhung von 200<br />
bis 250 Euro im Monat erreicht.<br />
HinzukommenZulagenundweitere<br />
Flugstundenvergütungen. Bei Stationsschließungen<br />
oder Reduzierung<br />
von Flugzeugen soll es AbfindungsregelungenbeiVersetzungen<br />
undWiedereinstellungengeben.ZudemmüsseimFallvonSchließungen<br />
ver.di einbezogen werden.<br />
heike langenberg ist<br />
die verantwortliche<br />
redakteurin der<br />
ver.di <strong>news</strong><br />
k o m m e n t a r<br />
Ein herzlicher<br />
Dank<br />
Im November sind<br />
sowohl die Deutschen<br />
Betriebs- als auch die<br />
Deutschen Personalratspreise<br />
verliehen worden.<br />
In beiden Wettbewerben<br />
waren in diesem Jahr<br />
viele Projekte erfolgreich,<br />
die aus dem ver.di-Organisationsbereich<br />
stammen.<br />
Der Glückwunsch<br />
geht besonders an die<br />
beteiligten Kolleg*innen<br />
– aber auch an alle anderen,<br />
egal von welchen<br />
Gewerkschaften, die ihre<br />
Bewerbungen eingereicht<br />
haben, und vor allem<br />
auch an all die, die<br />
sich Tag für Tag in Betrieben<br />
und Verwaltungen<br />
in Interessenvertretungen<br />
für ihre Kolleg*innen<br />
einsetzen. Die,<br />
die dafür sorgen, dass<br />
die Arbeitswelt menschlicher<br />
wird oder bleibt,<br />
ob im Team eines großen<br />
Gremiums oder als Einzelkämpfer*in<br />
in einem<br />
kleinen Betrieb. Sie machen<br />
sich stark für die<br />
Rechte der Beschäftigten,<br />
um die leider immer öfter<br />
gekämpft werden<br />
muss. Das ist eine wichtige<br />
Aufgabe, für die sie<br />
von ihren Kolleg*innen<br />
gewählt worden sind.<br />
Ein Stück gelebter innerbetrieblicher<br />
Demokratie,<br />
die man gar nicht oft genug<br />
würdigen kann,<br />
auch abseits großer<br />
Preisverleihungen.
6<br />
r<br />
e c h t & r a t<br />
ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong> ····················································································································································<br />
auch das noch<br />
Urheberrechtsschutz<br />
von EuGH abgelehnt:<br />
Ist doch alles Käse!<br />
(hem/ku) Können Sie<br />
die niederländischen<br />
Streichkäsesorten „Heksenkaas“<br />
und „Witte<br />
Wievenkaas” geschmacklich<br />
voneinander unterscheiden?<br />
Ist Ihnen nicht<br />
so wichtig? Dem Gerichtshof<br />
der Europäischen<br />
Union (EuGH) war<br />
das ebenfalls wurscht –<br />
jedenfalls juristisch gesehen.<br />
Die Luxemburger<br />
Richter*innen hatten sich,<br />
so berichtet die Internetplattform<br />
www.kosten<br />
lose-urteile.de in vollem<br />
Ernst, mit der Frage<br />
des Gerechtshofs Arnhem-Leeuwarden<br />
zu<br />
befassen, ob der Geschmack<br />
eines Lebensmittels<br />
Schutz nach der<br />
Urheberrechtsrichtlinie<br />
genießen könne. Ist<br />
doch alles Käse, lautete<br />
die Antwort des EuGH in<br />
dem Streit der Käsefirmen<br />
Levola und Smilde.<br />
Der Geschmack eines Lebensmittels<br />
könne nur<br />
dann durch das europäische<br />
Urheberrecht geschützt<br />
sein, wenn er<br />
als „Werk" im Sinne der<br />
einschlägigen Richtlinie<br />
„Ausdruck“ einer „geistigen<br />
Schöpfung“ sei.<br />
Anders als z.B. bei<br />
einem literarischen,<br />
bildnerischen oder musikalischen<br />
Werk, das<br />
eine präzise und objektive<br />
Ausdrucksform<br />
darstelle, beruhe die<br />
Identifizierung des Geschmacks<br />
eines Lebensmittels<br />
auf Empfindungen<br />
und Erfahrungen,<br />
die subjektiv und veränderlich<br />
seien. Also gelangt<br />
der EuGH zu dem<br />
Ergebnis, dass der Geschmack<br />
eines Lebensmittels<br />
keinen Urheberrechtsschutz<br />
genießen<br />
kann.<br />
Aktenzeichen:<br />
C-310/<strong>17</strong><br />
BAG-Urteil gegen Amazon<br />
streikrecht – ver.di darf zur Ansprache der Beschäigten auch den Firmenparkplatz nutzen<br />
(red./pm) Ein Grundsatzurteil des<br />
Bundesarbeitsgerichts (BAG) zum<br />
Streikrecht hat ver.di im November<br />
erstritten – gegen den weltgrößten<br />
Versandhändler Amazon. Der Erste<br />
Senat unter Vorsitz von BAG-Präsidentin<br />
Ingrid Schmidt entschied in<br />
zwei Verfahren, dass die GewerkschaftaufvonAmazongepachteten<br />
Parkplätzen vor dem Betrieb Streikpostenplatzierendarf.„DieseUrteile<br />
schaffen Rechtsklarheit bei Streiks<br />
– nicht nur bei Amazon“, kommentierte<br />
ver.di-Vorstand Stefanie Nutzenberger.<br />
GegenstandderbeidenVerfahren,<br />
in denen die Gewerkschaft vom Lei-<br />
terderRechtsabteilungbeimver.di-<br />
Bundesvorstand,JensSchubert,seiner<br />
Kollegin Evelyn Räder sowie<br />
einenRechtsanwaltvertretenwurde,<br />
war die Frage, ob aktive Gewerkschafter*innen<br />
die zur Arbeit eintreffenden<br />
Beschäftigten auf dem<br />
Firmenplatz über den laufenden<br />
Streik informieren dürfen. Zuvor<br />
hatte das Landesarbeitsgericht<br />
(LAG) Rheinland-Pfalz die Auffassung<br />
vertreten, Amazon müsse<br />
Streikmaßnahmen auf seinem Betriebsgelände<br />
nicht dulden. Das<br />
aktuelle<br />
LAGBerlin-Brandenburgwarindieser<br />
Frage gegenteiliger Ansicht.<br />
Das BAG erläuterte seine Urteile<br />
ineinerPressemitteilung:DasStreikrecht<br />
umfasse die Befugnis der<br />
streikführenden Gewerkschaft, die<br />
zur Arbeitsniederlegung aufgerufenen<br />
Arbeitnehmer*innen unmittelbar<br />
vor dem Betreten des Betriebes<br />
anzusprechen, um sie für die<br />
Teilnahme am Streik zu gewinnen.<br />
EinesolcheAktionkönne–abhängig<br />
von den konkreten örtlichen Gegebenheiten<br />
– mangels anderer Mobilisierungsmöglichkeitenauchauf<br />
einem vom bestreikten Arbeitgeber<br />
vorgehaltenenFirmenparkplatzvor<br />
dem Betriebsgebäude zulässig sein.<br />
amazon will ver.di-einfluss<br />
auf beschäftigte bremsen<br />
Im September 2015, so das BAG<br />
weiter, „wurde die Arbeitgeberin an<br />
zwei Tagen bestreikt. Die streikführendeGewerkschaftbauteanbeiden<br />
Tagen auf dem Parkplatz vor dem<br />
Haupteingang Stehtische und Tonnen<br />
auf und postierte dort ihre VertretersowiestreikendeArbeitnehmer.<br />
Diese verteilten Flyer und forderten<br />
die zur Arbeit erscheinenden Arbeitnehmer<br />
zur Teilnahme am Streik<br />
auf.“ Zu „physischen Zugangsbehinderungen“seiesnichtgekommen.<br />
Amazon hatte vor Gericht die<br />
künftige Unterlassung solcher Ak-<br />
tionenverlangt.DerurteilendeBAG-<br />
Senat erklärte aber: „Im konkreten<br />
Fall ergibt die Abwägung widerstreitender<br />
grundrechtlicher Gewährleistungen<br />
auf Arbeitgeberund<br />
Gewerkschaftsseite, dass die<br />
Arbeitgeberin eine kurzzeitige, situative<br />
Beeinträchtigung ihres Besitzes<br />
hinzunehmen hat.“<br />
Den Beschäftigten des weltgrößten<br />
Versandhändlers werden bekanntlich<br />
seit Jahren tariflich geregelteArbeitsbedingungenverwehrt.<br />
Auch das LAG Berlin-Brandenburg<br />
hatte festgestellt, Amazon gehe es<br />
um die Verhinderung von jeglichem<br />
gewerkschaftlichen Einfluss. Das<br />
Unternehmenhatmittlerweilezwölf<br />
Eil- und Klagverfahren vor vier Arbeitsgerichten<br />
und vier Landesarbeitsgerichten<br />
angestrengt, um zu<br />
verhindern, dass ver.di die Beschäftigten<br />
im Streik ansprechen und informieren<br />
kann.<br />
AZ: 1 AZR 12/<strong>17</strong> und 1 AZR 189/<strong>17</strong><br />
urteile·······················································································<br />
arbeitsgerichtdortmundwidersprichtderobersteninstanz<br />
–(dgb-rs)UngeachtetderEntscheidungdesBundesarbeitsgerichts<br />
(BAG)vom25.September<strong>2018</strong>,dass<br />
Arbeitnehmer*innenkeinenAnspruchaufeineVerzugspauschale<br />
von40EuronachParagraf288<br />
Absatz5desBürgerlichenGesetzbuches(BGB)gegensäumigeArbeitgeberhabensollen(„ver.diNEWS“<br />
berichteteinAusgabe14/<strong>2018</strong>),hat<br />
dasArbeitsgerichtDortmundam2.<br />
Oktober<strong>2018</strong>einenArbeitgeberzur<br />
ZahlungebendiesesSäumniszuschlagsverurteilt.DasUrteildes<br />
AchtenBAG-Senatswarheftigkritisiertworden:InsbesonderebeiArbeitnehmer*innen<br />
und GewerkschaftenherrschteUnverständnis.<br />
Dadiezunächstlediglichineiner<br />
PressemitteilungveröffentlichteBegründungauchdenDGB-Rechtsschutznichtüberzeugte,stritter<br />
weiterumdieDurchsetzungder<br />
Verzugspauschale.MitErfolg:NunmehrhatsichmitdemArbeitsgericht<br />
DortmunderstmalsaucheinRichtergremiumausdrücklichgegendie<br />
AnsichtdesBAGgestellt.VoraussichtlichwirdsichdasBAGerneut<br />
mitdiesemThemabefassenmüssen.<br />
Aktenzeichen:2Ca2092/18<br />
schadenersatzbeirechtswidrigerversetzung–(red.)Erklärt<br />
dasArbeitsgerichteineVersetzung<br />
fürrechtswidrig,sohatderArbeitgeberdemArbeitnehmerdenSchadenzuersetzen,derwegenderunwirksamenMaßnahmeentstanden<br />
ist,hatdasHessischeLandesarbeitsgerichtlaut„DGB-einblick“entschieden.DazukönnendieKosten<br />
füreineZweitwohnung,fürdie<br />
HeimfahrtenunddasTagegeldzählen.<br />
Aktenzeichen:10Sa964/<strong>17</strong><br />
sterbegeldversicherungbleibt<br />
unangetastet–(dgb-rs)EineSterbegeldversicherungmussnichtge-<br />
kündigtwerden,ummitdemRück-<br />
kaufswertfürPflegekostenineinem<br />
Heimaufzukommen.Voraussetzung:<br />
DieZweckbindung(Absicherungder<br />
Bestattungskosten)istverbindlich<br />
festgelegt.SohatesSozialgericht<br />
Gießenentschieden,wiederDGB-<br />
Rechtsschutz(www.dgb-rechts<br />
schutz.de)berichtet.Dieseit2013<br />
ineinemSeniorenzentrumlebende<br />
KlägerinhatteHilfezurPflegenach<br />
demZwölftenBuchSozialgesetzbuch<br />
(SGBXII)beantragt.Derbeklagte<br />
LandkreislehnteabmitderBegründung,dieEheleuteverfügtenüber<br />
einVermögenvonmehrals11000<br />
Euro.IndiesemBetragwarauchder<br />
RückkaufswertzweierSterbegeldversicherungeninHöhevonknapp<br />
5400Euroenthalten.DasSozialgerichtgabderKlägerinRecht:Die<br />
VorsorgefüreineangemesseneBestattungseizurespektieren.Damit<br />
kommeeineVerwertungnichtin<br />
Betracht.<br />
Aktenzeichen:S18SO65/16
g u t e a r b e i t / i n t e r n e s<br />
·········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong><br />
Hohe emotionale Belastungen<br />
dgb-index gute arbeit <strong>2018</strong> – Schwerpunkt liegt auf Interaktionsarbeit<br />
(pm/ml) Psychische Belastungen,<br />
Stress bei der Arbeit sowie die Sorge<br />
voreinerfehlendenAlterssicherung<br />
belasten die Menschen. Das ist ein<br />
ErgebnisdesDGB-IndexGuteArbeit<br />
<strong>2018</strong>. Besonders Menschen, die mit<br />
Menschenarbeiten,alsosogenannte<br />
Interaktionsarbeit leisten, erleben<br />
hohe psychische und emotionale<br />
Belastungen im Umgang mit<br />
Kund*innen, Patient*innen und<br />
Klient*innen. Allerdings sagen zwei<br />
Drittel der Betroffenen, dass sie sich<br />
bei diesen Konflikten nicht ausreichend<br />
von ihrem Arbeitgeber unterstützt<br />
fühlen.<br />
Zwei Drittel aller Beschäftigten<br />
arbeiten heutzutage interaktiv, haben<br />
also intensiven Kund*innenoder<br />
Patient*innenkontakt. Das<br />
stellt hohe Anforderungen an ihre<br />
sozialen und emotionalen Fähigkeiten,etwabeiderKindererziehung<br />
oder der Alten- und Krankenpflege,<br />
Wenig betriebliche Unterstützung<br />
betontederver.di-VorsitzendeFrank<br />
Bsirske bei einer Pressekonferenz<br />
in Berlin. Fakt sei aber, dass ausgerechnet<br />
diese gesellschaftlich<br />
wichtigen Tätigkeiten zu geringe<br />
Wertschätzung erfahren.<br />
„In welchem Maß bietet der Arbeitgeber Ihnen Unterstützung, damit Sie negative Erlebnisse mit<br />
Kundschaft etc. besser verkrafen können?“<br />
In sehr hohem Maß<br />
Alle Beschäftigten<br />
Handel<br />
Öffentliche Verwaltung<br />
Erziehung und Unterricht 2 24 46 28<br />
Sozialwesen<br />
Gesundheitswesen 10<br />
In hohem Maß In geringem Maß Gar nicht<br />
ANGABEN IN PROZENT; QUELLE: DGB-INDEX GUTE ARBEIT <strong>2018</strong><br />
Index Gute Arbeit<br />
Seit 2007 werden für den DGB-Index Gute<br />
Arbeit einmal im Jahr Beschäftigte zu<br />
ihren Arbeitsbedingungen befragt. <strong>2018</strong><br />
waren es bundesweit über 8000 Arbeitnehmer*innen<br />
aller Branchen, Berufe,<br />
Einkommens- und Altersgruppen, Regionen<br />
und Betriebsgrößen. Neben den jährlichen<br />
Fragen zur Arbeitsbelastung, dem<br />
Einkommen, dem Sinn der Arbeit und der<br />
Ressourcenausstattung lag der Schwerpunkt<br />
in diesem Jahr auf der Interaktionsarbeit,<br />
der Arbeit mit und am Menschen.<br />
https://index-gute-arbeit.dgb.de<br />
https://innovation-gute-arbeit.verdi.de/<br />
7 26 38 29<br />
15 41 44<br />
13 33 35 19<br />
6 40 27 27<br />
30 41 19<br />
kunst+kultur ist wieder da<br />
online-magazin – Beitrag zur Schaffung einer kulturellen Identität<br />
(red.) Das kulturpolitische ver.di-<br />
Magazin „kunst+kultur“ erscheint<br />
nach einjähriger Pause seit 12. November<br />
wieder, jetzt allerdings als<br />
Online-Publikation. Dabei ist die<br />
Kommentierung der Beiträge auf<br />
der Seite https://kuk.verdi.de<br />
ebenso erwünscht wie die Mitwirkung<br />
der ver.di-Mitglieder aus den<br />
Kunstfachgruppen und aller kulturpolitisch<br />
Interessierten.<br />
In der Ankündigung verspricht<br />
der zuständige ver.di-Fachbereich,<br />
vor allem den Service so aktuell wie<br />
möglich zu halten, mit VeranstaltungsterminenoderauchLeseempfehlungen.<br />
Nach wie vor soll sich<br />
7<br />
Auch mit Blick auf die Zeit nach<br />
der Berufstätigkeit liefert der Index<br />
beunruhigende Daten: 45 Prozent<br />
der Beschäftigten gehen davon aus,<br />
dass ihre Rente nicht ausreichen<br />
wird, weitere 36 Prozent, dass sie<br />
„gerade so“ reichen wird. Mit dem<br />
Rentenpakt wurde ein erster Schritt<br />
in die richtige Richtung gemacht,<br />
sagte der DGB-Vorsitzende Rainer<br />
Hoffmann. „Jetzt brauchen wir weitere<br />
Maßnahmen, die das Rentenniveau<br />
anheben und den Sinkflug<br />
der gesetzlichen Rente dauerhaft<br />
stoppen. Wir müssen das Vertrauen<br />
in die Altersvorsorge wiederherstellen“,<br />
so Hoffman.<br />
Derver.di-VorsitzendeFrankBsirske<br />
kritisierte auch, dass die Arbeitgeber<br />
ihre Beschäftigten zwar nicht<br />
ausreichend wertschätzen und bei<br />
belastenden Arbeiten unterstützen,<br />
dann aber beklagen, dass sie nicht<br />
genügend Fachkräfte hätten. Am<br />
deutlichsten werde jedoch die fehlende<br />
Wertschätzung bei der Bezahlung:<br />
78 Prozent der Befragten<br />
empfinden ihr Einkommen bei den<br />
durchweghohenAnforderungenan<br />
ihre Tätigkeit mit Menschen als zu<br />
gering.Nötigseiendahereinedeutliche<br />
Aufwertung dieser Berufe und<br />
Tätigkeiten, eine Personalbemessung,dieeinerzugewandtenArbeit<br />
mit Klient*innen und Patient*innen<br />
gerecht werde und eine deutlich<br />
bessere Bezahlung, so der ver.di-<br />
Vorsitzende.<br />
die Publikation übergreifender kulturpolitischer<br />
Problematik widmen,<br />
aber auch den speziellen Themen<br />
widmen, die die Mitglieder der<br />
ver.di-Kunstfachgruppen beschäftigen.<br />
„Die Frage eines friedlichen<br />
Zusammenlebens ist eine zutiefst<br />
kulturelle Frage. Ich glaube, dass<br />
zahlreicheKonflikte,diegegenwärtig<br />
die Entwicklung beeinflussen<br />
unddasAuseinanderdriftenderGesellschaftbefördern,vorallemKonflikte<br />
kultureller Programmatik auf<br />
unterschiedlichengesellschaftlichen<br />
Hierarchieebenen, in Institutionen<br />
undbeipolitischenVerantwortungsträgern<br />
sind“, sagt die ver.di-BundesbeauftragtefürKunstundKultur,<br />
Regine Möbius. Das gewerkschaftliche<br />
Verständnis von Kunst und<br />
Kultur könne dabei ein zentrales<br />
Moment sein, eine kulturelle Identität<br />
zu schaffen.<br />
Diegewerkschaftlichorganisierten<br />
Schriftsteller*innen,Musiklehrer*innen,Bildhauer*innen,Maler*innen<br />
und Theaterleute haben seit fast<br />
drei Jahrzehnten eine eigene kulturpolitische<br />
Zeitschrift. In der IG<br />
Medien gestartet, erschien „Kunst<br />
+Kultur“seitver.di-Gründungmehrmals<br />
jährlich als gedruckte FachbeilagederMitgliederzeitung„ver.di<br />
Publik“.<br />
marion lühring ist<br />
redakteurin der<br />
„ver.di <strong>news</strong>“<br />
k o m m e n t a r<br />
Gute Arbeit –<br />
guter Lohn<br />
Wenn über den Wandel<br />
in der Arbeitswelt gesprochen<br />
wird, liegt der<br />
Fokus fast immer auf der<br />
Digitalisierung. Doch<br />
zum Wandel gehört auch,<br />
dass immer mehr Menschen<br />
mit Menschen arbeiten.<br />
Im Gesundheitswesen<br />
89 Prozent, im<br />
Handel 69 Prozent, in<br />
Verwaltungen 60 Prozent.<br />
Damit die Arbeit für sie<br />
gut wird, bräuchten sie<br />
mehr Unterstützung von<br />
den Arbeitgebern, mehr<br />
Zeit, mehr Personal und<br />
einen gerechten Lohn für<br />
die anspruchsvollen Jobs.<br />
Der Trend ist ein anderer:<br />
emotionaler Stress, zu<br />
wenig Leute, immer<br />
mehr Aufgaben in kürzerer<br />
Zeit, Tarifflucht.<br />
Gleichzeitig jammern die<br />
Arbeitgeber, es fehle ihnen<br />
an Fachpersonal.<br />
Das passt nicht zusammen.<br />
Wer seine Mitarbeiter<br />
schätzt und sie<br />
auch so behandelt, wird<br />
Fachkräfte finden. Unternehmen<br />
sollten nicht nur<br />
in Computer investieren,<br />
sondern auch in Menschen.<br />
Sie sind ihr größtes<br />
Kapital. Computer<br />
können zwar so tun, als<br />
seien sie intelligent,<br />
doch bei der Interaktionsarbeit<br />
sind sie Fachkräften<br />
unterlegen. Das<br />
sollte sich auch im Lohn<br />
niederschlagen.
u n t e w i e s e<br />
8 ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong><br />
norbert walterborjans:<br />
steuern.<br />
der große bluff,<br />
verlag kiepenheuer &<br />
witsch, köln,<br />
287 seiten, 15 euro,<br />
isbn 978-346205<strong>17</strong>66<br />
ver.di <strong>news</strong><br />
erscheint 14-täglich<br />
herausgeber:<br />
vereinte dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di,<br />
frank bsirske, vorsitzender<br />
chefredaktion:<br />
dr. maria kniesburges<br />
redaktion: heike langenberg<br />
(verantwortlich), marion<br />
lühring, jenny mansch<br />
layout: helmut mahler<br />
infografik: klaus niesen<br />
cartoon: thomas plassmann<br />
druck: alpha print medien ag,<br />
darmstadt<br />
adresse: redaktion ver.di <strong>news</strong>,<br />
paula-thiede-ufer 10,<br />
10<strong>17</strong>9 berlin,<br />
tel.: 030 / 69 56 1069,<br />
fax: 030 / 69 56 3012<br />
verdi-<strong>news</strong>@verdi.de<br />
www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />
Zu Lasten der Allgemeinheit<br />
b u c h t i p p – Plädoyer von Norbert Walter-Borjans für eine gerechtere Steuerpolitik<br />
Für viele Menschen sind Steuern ein<br />
Buch mit sieben Siegeln. Damit fehlt<br />
vielen auch der Durchblick in steuerpolitischenDiskussionen.Derehemalige<br />
Finanzminister Nordrhein-<br />
Westfalens, Norbert Walter-Borjans,<br />
SPD,siehtindiesemweitverbreiteten<br />
Unwissen„dieGrundlagefürenorme<br />
Profite der Wenigen“. Das gehe zu<br />
Lasten der Allgemeinheit und damit<br />
letztendlich zu Lasten des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalts.<br />
MitseinemBuchleistetderPolitiker<br />
einen Beitrag zur Aufklärung. VerständlicherklärterZusammenhänge,<br />
zeigt, dass ein Einkommenssteuersatz<br />
von 42 Prozent, der heute als<br />
Spitzensteuersatz gilt und von einschlägigen<br />
Lobbygruppen für vermeintlich<br />
viel zu hoch verschrien<br />
wird, früher bereits für niedrigere<br />
Einkommensgruppen als heute gegolten<br />
hat. Doch damals lag der<br />
Spitzensteuersatz bei 53 Prozent,<br />
galt erst für höhere Einkommen –<br />
und so sind viele sehr gut Verdienende<br />
mit den heutigen 42 Prozent<br />
im Vergleich deutlich geringer belastet.<br />
An diesem Beispiel wird deutlich,<br />
dassWalter-BorjansmitseinerKritik<br />
auchdieeigeneParteinichtverschont,<br />
denn die war es in der Koalition mit<br />
den Grünen, die den Spitzensteuersatz<br />
deutlich gesenkt hat. Kritik übt<br />
eraberauchanSteuervermeidungs-<br />
LobbyverbändenwiedemDeutschen<br />
Steuerzahlerbund und der arbeitgeberfinanzierten<br />
Initiative Neue Soziale<br />
Marktwirtschaft. Dabei dienen<br />
die staatlichen Einnahmen im Wesentlichen<br />
dazu, staatliche Dienstleistungen<br />
und damit auch die Daseinsvorsorge<br />
zu finanzieren. Doch<br />
der erweckte Eindruck, der Staat<br />
greifevorallemGeringverdienenden<br />
ungehemmt in die Taschen und verschwende<br />
das Geld, trägt dazu bei,<br />
dass Steuern in Verruf geraten sind.<br />
Komme es dann mal wieder zu Steuersenkungen,<br />
profitierten vor allem<br />
ohnehinGutverdienendedavonoder<br />
zumindest stärker als Geringverdienende.<br />
Der Name Walter-Borjans ist auch<br />
mit dem Aufkauf von Steuer-CDs<br />
verbunden – und damit mit dem<br />
strikteren Kampf gegen Steuersünder*innenundBanken,diesiedabei<br />
unterstützen, durch die Finanzverwaltungen.<br />
In seinem Buch beschreibt<br />
der 66jährige, wie wichtig<br />
es ist, als Minister auch die Beschäftigten<br />
in den Verwaltungen zu stärken,<br />
ihnen kreative Freiräume zu<br />
lassen und dafür den Rücken freizuhalten.<br />
Nur so könne effektiv gegenSteuerhinterziehungvorgegangen<br />
werden – was wiederrum zu<br />
Mehreinnahmen führt.<br />
Blauäugig ist er dabei aber nicht.<br />
Denn dort, wo ein Schlupfloch geschlossen<br />
werde, tue sich auch bald<br />
wiedereinneuesauf,warnter.Daher<br />
dürfe man nicht nachlassen. Auch<br />
nicht bei der angemessenen Besteuerung<br />
international tätiger Unternehmen.160MilliardenEuroentgehen<br />
Deutschland hierbei zur Zeit<br />
jährlich – nach vorsichtigen Schätzungen.<br />
Eine Summe, mit der sich<br />
der Investitionsstau in der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge auf einen<br />
Schlag erledigen ließe. Und davon<br />
würden alle profitieren, nicht nur<br />
die multinationalen Unternehmen.<br />
Heike Langenberg<br />
hinweis: die ausgabe 18<br />
erscheint am 15. dezember <strong>2018</strong><br />
t e r m i n e ················································································································<br />
www.verdi.de<br />
Hartz IV<br />
„Unser Ziel ist das<br />
Recht auf Arbeit und<br />
nicht das Recht auf<br />
bezahltes Nichtstun.“<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, CDU,<br />
bei einer Rede vor dem<br />
Deutschen Arbeitgebertag<br />
Die Tariftagung <strong>2018</strong> des Wirtschafts-<br />
und SozialwissenschaftlichenInstitutsderHans-Böckler-Stiftung<br />
findet am 10. und 11. Dezember<br />
in Düsseldorf statt. Schwerpunkte<br />
sind in diesem Jahr die Regelungen<br />
zur Arbeitszeit, der Tarifvertrag in<br />
der Altenpflege und 100 Jahre Tarifvertragsordnung.<br />
Mehr Infos:<br />
https://www.boeckler.de/veran<br />
staltung_115808.htm<br />
Betriebs- und Personalräte aus<br />
derEnergiewirtschaftlädtver.diam<br />
11. und 12. Februar 2019 zur Energie-undTarifpolitischenArbeitstagung<br />
nach Berlin ein. Unter anderemisteinehochkarätigbesetzte<br />
Podiumsdiskussion zur Energiepolitik<br />
der Bundesregierung geplant.<br />
Außerdem geht es bei einem U-28-<br />
Workshop um Möglichkeiten der<br />
Jugend-Tarifarbeit. Mehr Infos:<br />
https://ver-und-entsorgung.ver<br />
di.de/service/termine/<br />
Arbeitskämpfe in den Krankenhäusern,<br />
Nadelstichaktionen im<br />
WeihnachtsgeschäftgegenAmazon,<br />
Tagesstreiks der IG Metall – in gewerkschaftlichen<br />
Kämpfen entstehen<br />
neue Formen der Gegenwehr.<br />
Auf der Konferenz Aus unseren<br />
Kämpfen lernen, zu der die Rosa-<br />
Luxemburg-Stiftung vom 15. bis <strong>17</strong>.<br />
Februar 2019 nach Braunschweig<br />
einlädt, werden sie mit Aktiven aus<br />
verschiedenenGewerkschaftenund<br />
Wissenschaftler*innen in den Blick<br />
genommen, ausgewertet und diskutiert.ZudenInitiator*innenzählen<br />
auch der ver.di-Bezirk Süd-Ost Niedersachsenunddasver.di-Bildungswerk.<br />
Mehr Infos: https://www.ro<br />
salux.de/streikkonferenz<br />
Frauen, die in der Abfall-, Energie-<br />
und Wasserwirtschaft arbeiten,<br />
lädt ver.di am 19. und 20. Februar<br />
2019zum2.Netzwerktreffennach<br />
Lübeck-Travemündeein.Dabeigeht<br />
es um den Umbruch, vor dem auch<br />
die drei Branchen in der Ver- und<br />
Entsorgung stehen, in Folge von<br />
Privatisierung, Digitalisierung, Zersplitterung<br />
und Fachkräftemangel.<br />
Die Auswirkungen werden speziell<br />
ausFrauensichtdiskutiert.MehrInfos:<br />
https://ver-und-entsorgung.<br />
verdi.de/service/termine/