Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AKTUELL<br />
Hugo Friehe ist<br />
vielseitig engagiert.<br />
Er besuchte auch Patienten<br />
im Krankenhaus,<br />
die niemanden<br />
haben: „Leider<br />
wird das Angebot<br />
nicht mehr weitergeführt,<br />
weil sich zu<br />
wenig Leute gemeldet<br />
haben. Ich glaube,<br />
dass ohne das Ehrenamt vieles nicht so gut laufen würde wie jetzt.<br />
Ich persönlich habe nie großes Lob oder Anerkennung erwartet, aber<br />
ich glaube schon, dass es hilft mehr Menschen für das Ehrenamt zu<br />
gewinnen. Von einer Dienstpflicht halte ich nicht viel. Es sollte nicht<br />
aufgezwungen werden.<br />
Umfrage zum Engagement<br />
Ehrenamt in<br />
der Krise?<br />
30 Millionen Menschen in Deutschland sollen<br />
sich laut Umfragen ehrenamtlich engagieren,<br />
das sind mehr als 43 Prozent der über 14-<br />
Jährigen. Doch immer häufiger klagen Vereine<br />
und Institutionen, dass es schwieriger wird,<br />
neue Leute zu finden, die helfen. Auch in der<br />
Diskussion um eine mögliche Dienstpflicht, ein<br />
Jahr nach der Schule für Bundeswehr oder im<br />
zivilem Engagement, wurde argumentiert,<br />
dass damit das Ehrenamt langfristig gestärkt<br />
würde. Wir fragten Menschen in <strong>Erftstadt</strong> nach<br />
ihren Erfahrungen. ■ Philipp Wasmund<br />
Monika und Karl Steinbach sind in der Lebenshilfe engagiert. „Der<br />
Staat tut schon eine Menge für behinderte Menschen. Aber es wäre für<br />
uns sehr schwer gewesen, wenn es nicht so viele ‚Goldstücke‘ gegeben<br />
hätte, Menschen die einfach so helfen. Wir sind dafür sehr dankbar und<br />
es hat uns immer gut getan. Es gibt viele Menschen deren Engagement<br />
unsichtbar für die meisten ist. Bei der Dienstpflicht könnte es sein, dass<br />
einige dadurch merken, dass ein Ehrenamt etwas für sie ist.“<br />
„Ohne Ehrenamt<br />
würde unsere Gesellschaft<br />
gar nicht funktionieren“,<br />
findet Daniel<br />
Dördelmann,<br />
der sich selbst vielfältig<br />
engagiert. „Freiwillige<br />
Helfer für eine gewisse<br />
Zeit zu finden, das<br />
klappt immer noch.<br />
Aber es ist schwer Leute<br />
für dauerhafte Aufgaben<br />
zu gewinnen. Es ist eine schnelllebige Zeit und der Alltag belastet<br />
offenbar viele. Wir müssen den Leuten Probephasen im Ehrenamt<br />
geben, damit sie sich ausprobieren. Ich glaube nicht, dass eine Dienstpflicht<br />
dafür sorgt, dass sich langfristig mehr Leute engagieren.“<br />
„Es könnten sich mehr Leute engagieren. Dann bräuchten alle gemeinsam<br />
weniger tun“, findet Daniela Bilstein. „Ich arbeite ehrenamtlich<br />
bei der Tafel und im Tierheim. Man merkt, dass es weniger Menschen<br />
geworden sind, die helfen. Ich glaube, dass es nicht mehr so<br />
anerkannt wird. Viele sagen, dass sie ohne Geld nichts machen. Ich<br />
bin aber nicht für Zwang. Jeder sollte die freie Wahl haben, sich einzubringen<br />
oder nicht.“<br />
„Ich habe mich in der evangelischen Kirchengemeinde in der Jugendarbeit<br />
engagiert“, sagt Sabine Pfeiffer. „Es war ein schönes Gefühl,<br />
wenn die Kinder Spaß hatten und immer wieder kamen. In meinem<br />
Heimatdorf war das eine Selbstverständlichkeit. Jeder machte etwas<br />
und das wurde auch wert geschätzt. Eine Dienstpflicht finde ich<br />
nicht sinnvoll. Man sollte Menschen nicht dazu drängen. Aber ich bin<br />
für finanzielle Unterstützung von Feuerwehrleuten, dass sie ihr in der<br />
Arbeitszeit ausgeübtes Ehrenamt nicht nacharbeiten müssen.“<br />
28 <strong>Erftstadt</strong> <strong>Magazin</strong>