Film- und Papierentwicklung
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unsichtbare Verläufe zu ermöglichen. Möchte man z. B. gezielt<br />
<strong>und</strong> präzise zu dunkel wirkende Augenhöhlen in einem Portrait<br />
abschwächen, ist die Pappschablone etwas zu ungenau. Hier bietet<br />
ein extrem dünner, aber ausreichend stabiler Draht, der mit<br />
Knetmassekügelchen im korrekten Abstand bestückt wird, eine<br />
sehr gute Möglichkeit, gezielt die Schwärzung zu kompensieren.<br />
Da man bei diesem Verfahren gezielt <strong>und</strong> reproduzierbar in die<br />
Belichtung eingreift, versteht sich von selber, dass nur längere<br />
Gesamtbelichtungszeiten dafür geeignet sind. Ebenso ist eine<br />
genaue Planung sowie eine präzise <strong>und</strong> übersichtliche Dokumentation<br />
zwingend notwendig, um zügig alle Schritte wie vorgesehen<br />
durchzuführen.<br />
Die Planung<br />
Für die genaue Planung verwenden wir unseren Arbeitsprint <strong>und</strong><br />
markieren darauf mit einem im Dunkeln gut sichtbaren Stift die<br />
Bereiche, die offensichtlich Nachbelichtung oder Abschwächung<br />
benötigen. Mithilfe der Ergebnisse der ersten Teststreifen haben<br />
wir einen guten Anhaltspunkt, in welchem ungefähren zeitlichen<br />
Rahmen sich diese partiellen Bearbeitungen bewegen. Dazu notieren<br />
wir auf die entsprechenden Flächen die geschätzte Dauer,<br />
versehen mit einem Plus- oder Minus-Zeichen als Anhaltspunkt,<br />
ob nachbelichtet oder abgewedelt werden soll.<br />
gr<strong>und</strong> weist zu wenig Zeichnung auf <strong>und</strong> das durch das geschlitzte<br />
Kleid des Models sichtbare Bein ist zu dunkel abgebildet. Weitere<br />
Details wie der schwarze Handschuh auf dem schwarzen<br />
Kleid sind nicht ausreichend differenziert zu erkennen. Der Schattenwurf<br />
an der Wand ist zwar ausreichend ausgeprägt, könnte<br />
aber im Hinblick auf eine noch größere Spannungswirkung etwas<br />
dunkler erscheinen. Die Flasche sowie das dazugehörige Label<br />
sind bereits scharf abgebildet. Um Letzteres für die Bildaussage<br />
prominenter hervorzuheben, ist es von Vorteil, hier partiell die<br />
Gradation etwas anzuheben.<br />
Partielles Abwedeln <strong>und</strong> Nachbelichten<br />
Für die häufig unter Dodging (Abwedeln) <strong>und</strong> Burning (Nachbelichten)<br />
beschriebene Arbeitsweise gibt es verschiedene Möglichkeiten.<br />
Das Prinzip beruht darauf, durch Abdecken einzelner Partien<br />
des zu belichtenden Bildes lokal eine geringere Schwärzung<br />
zu erreichen. Oder aber durch partielles Nachbelichten diese zu<br />
erhöhen. Beim Splitgrade-Verfahren können wir darüber hinaus<br />
auch gezielt die Lichter <strong>und</strong> Schatten noch feiner differenziert<br />
beeinflussen.<br />
Für das Abwedeln <strong>und</strong> Nachbelichten im Speziellen eignen sich<br />
in der praktischen Durchführung neben den eigenen Händen, die<br />
unter dem Lichtkegel des Vergrößerers variabel geformt werden,<br />
auch insbesondere leicht zuschneidbare lichtdichte Pappbögen.<br />
Diese können mit unregelmäßigen Kanten versehen werden, um<br />
Der Ablauf der kreativen Eingriffe<br />
Um »<strong>Film</strong>-Noir«-typisch das Augenmerk stärker auf die »Femme<br />
fatal« zu lenken, bedienen wir uns der Vignettierung. Wir blenden<br />
dadurch Teile der Bildfläche aus, die keine oder sehr wenig<br />
Information beinhalten, <strong>und</strong> verstärken so auch zusätzlich den<br />
gewünschten 40er-Jahre-Eindruck. Diese Abdunkelung zu den<br />
Bildrändern hin erreichen wir durch eine gezielte Vorbelichtung<br />
des Fotopapiers. Dazu legen wir sowohl das Negativ als auch den<br />
Filter 4,5 ein <strong>und</strong> stellen die Belichtungszeituhr auf 120 Sek<strong>und</strong>en.<br />
Bevor wir den Startknopf drücken, halten wir unsere freie Hand<br />
zur Faust geformt direkt unter das Vergrößerungsobjektiv.<br />
Nach dem Drücken des Startknopfes senken wir die Hand ab, sodass<br />
der Kernschatten die Hauptbildanteile abdeckt <strong>und</strong> die Bildecken<br />
genügend Licht erhalten. Über die Dauer der Belichtung<br />
halten wir die Faust ständig in Auf- <strong>und</strong> Ab-, aber auch Drehbewegungen,<br />
um einen möglichst sanften Grauverlauf der Vignettierung<br />
zu erhalten.<br />
Ist die Vorbelichtung abgeschlossen, wird der harte Gradationsfilter<br />
durch den Filter »0« ersetzt <strong>und</strong> die zuvor ermittelte Belichtungszeit<br />
von zehn Sek<strong>und</strong>en eingestellt. Im direkten Anschluss<br />
wird das gesamte Bild mit dieser Zeit belichtet.<br />
Das Feintuning beginnt<br />
Im Anschluss wird der verwendete Filter wieder durch den Filter<br />
4,5 ersetzt <strong>und</strong> die korrespondierende Belichtungszeit 43 Sek<strong>und</strong>en<br />
eingegeben. Diese lange Phase gibt uns genügend Zeit, alle<br />
im Arbeitsprint eingezeichneten, abzuwedelnden Punkte Schritt<br />
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