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1 (1) Gleich hinter Paul Ricard immer weiter der Nase nach – geht auch mit „Long Tail“. (2) Pragmatisches McLaren-Cockpit: gute Fahrposition, gewöhnungsbedürftiges Infotainment-System. (3) Messerscharf gezeichnete LED-Rückleuchten umranden Entlüftungsöffnungen. (4) Klar strukturierte Funktionen für Getriebe, Fahrmodi und Antrieb. (5) Martialische Sitzschalen mit segmentierten Polstern: nicht für die Langstrecke. (6) Markante Auspuffkamine 2 3 4 5 6 12
McLaren 600LT · Faszination Zero Trofeo R an der Autobahn-Ausfahrt Nummer 33, Wehr-Nürburgring, vorbei und einfach weiter in den Herbst fahren. Irgendwo auf der A5, kurz vor der Schweizer Grenze, werden wir tatsächlich ein paar Sekunden lang an die 320-Sachen-Marke klopfen und uns wie flüssiges Feuer fühlen. Dann legen wir den langen Weg über Besançon, Lyon und Avignon nach Süden schweigend mit 130 km/h auf dem Limiter zurück – und genießen trotzdem dieses verdichtete Hochgefühl absoluter Fokussierung, das einem die Besten unter den ganz Schnellen vermitteln. EIN PAAR MOMENTE LANG VOR DER REALITÄT DRÜCKEN 600LT – reine Fahrspaß-Essenz Das Kohlefaser-Monocoque leitet Fahrbahn- und Motorvibrationen auf ganz charakteristische Weise weiter – in einer seltsamen Mischung aus ultratrocken, satt und milde. Das kehlige Sägen des Biturbo-Achtzylinders wird zu einer monotonen Klangkulisse. Die Splitter und Diffusoren nehmen Straßenfeuchtigkeit auf und schleudern sie mit umströmender Luft in präzisen Fontänen hoch, an den Flügelenden werden kreisende Wirbel sichtbar. Man schaut im Rückspiegel immer wieder hin, weil es so schön ist. Funktion. Perfektion. „Gelbwesten“ haben Frankreich gekapert, ein BMW-Fahrer erzählt uns an der Tankstelle, wir müssten mit unserem „belle voiture“ aufpassen, denn der sozialneidende Mob hätte bestimmt Probleme mit dem Luxusauto. Das Gegenteil ist der Fall: Unter tosendem Demonstranten-Beifall und mit im Leerlauf brüllendem Motor rollen wir an der nächsten Maut-Zahlstation kostenlos durch – und an allen anderen bis Aix-en-Provence ebenfalls. Mit einem Mac in Orange stehst du eben jenseits jeder Rangordnung. Dann kommen die Kurven am Meer entlang. Felsen, eine steil ins Meer abfallend, schroffe, wilde Welt. Der 600LT macht dieselbe Metamorphose durch, wacht aus dem gleichmäßigen Autobahn-Rhythmus auf, jagt und peitscht. Er ist für seine Klasse ein ganz formidabler Meilenfresser, aber seine eigentliche Kernkompetenz jenseits aller Rennstrecken ist dies: bizarre Beschleunigung immer nur für ein paar Sekundenbruchteile, brutales Ankern, zum Weinen schöne Handlichkeit, wieselflinke Aggressivität so beklemmend wie eine Kneipenschlägerei in Hollywood-Zeitlupe, das Destillat von purer Präzision. Und jetzt steht es fest: Wir sind dann mal weg – zwei Tage Seealpen, wo sie einsam sind und fern. Der Küstenstraße: Zwischenstopp nach langem Autobahntag 600LT macht es uns leicht, in ihm anzukommen, denn auch das ist seine Kunst: Mensch-Maschine-Magie. Erst am Nachmittag des nächsten Tages erreichen wir Monaco. Ein guter Punkt, um sich in einem ganz großen Auto noch ein paar Momente und einen Espresso lang vor der Rückkehr ins reale Leben zu drücken. Dann auf die Autobahn Kurs Heimat. n FAZIT Der McLaren 600LT verbindet fahrdynamische Exzellenz mit großer Emotionalität, die in hervorragender Funktion wurzelt: Er ist kein Blender, sondern ein dramatisches Auto. Er bietet keine Effekte, dafür aber eine schlüssige Geschichte. 13
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