Focus Style – Oktober 2018
Das Ziel von FOCUS STYLE: authentisch und nah am echten Menschen zu sein. Dafür sorgt ein Mix aus unterschiedlichen Lifestyle-Themen, wie Fashion, Reise oder Food. Auch die vierte Ausgabe mit Titelstar Friedrich Mücke zeigt sich kosmopolitisch und bietet angesagte und informative Lifestyle-Themen.
Das Ziel von FOCUS STYLE: authentisch und nah am echten Menschen zu sein. Dafür sorgt ein Mix aus unterschiedlichen Lifestyle-Themen, wie Fashion, Reise oder Food. Auch die vierte Ausgabe mit Titelstar Friedrich Mücke zeigt sich kosmopolitisch und bietet angesagte und informative Lifestyle-Themen.
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44
SEITEN FOCUS STYLE
Männer · Mode · Uhren · Interviews
DER KOCHKÜNSTLER
Anthony Sarpong im Interview
FRIEDRICH MÜCKE
STYLE
über Optimismus, Saunieren und seine Liebe zur Musik
N°4
Oktober 2018
PARKA
169,99 EUR
COVER JÉRÔME BOATENG JOACHIM BALDAUF, MODE: T-SHIRT VON PALM ANGELS GES. BEI STYLEBOB.COM, SMOKING BLAZER UND HOSE VON PRADA, „AIR JORDAN1“ SNEAKER, SPECIAL EDITION FÜR JEROME BOATENG VON VIGIL ABLOH VON OFF WHITE FÜR NIKE.
COVER CLEMENS SCHICK MICHELE DI DIO, MODE: ANZUG HUGO BOSS, SCHUHE VOR., STRÜMPFE FALKE_INHALT MICHELE DI DIO, CHRISTIAN BORTH, SILVIO KNEZEVIC, KATHRIN MAKOWSKI, JOACHIM BALDAUF, SANDRO BÄBLER, MATTHIS REKOWSKI (ILLUSTRATION)
INHALT MICHELE DI DIO, CHRISTIAN BORTH, SILVIO KNEZEVIC, KATHRIN MAKOWSKI, JOACHIM BALDAUF, SANDRO BAEBLER, MATHIS REKOWSKI (ILLUSTRATION)
9
Clemens Schick
Warum sein Vater für
den Schauspieler ein
Style-Vorbild ist
26 28
Coole
Most
Eleganz
Wanted
Der Fashion-Winter
Die
bringt
besten
klare
Rooftop-
Linien
Bars und
und
18
Purismus
andere
Favoriten für einen
großen Sommer
16
Raus mit euch!
Neue Beauty-Produkte
locken zum Outdoor-Sport
42
4
Haltung, bitte!
Schauspieler Friedrich
Mücke im Interview
Pullover ERMENEGILDO
ZEGNA COUTURE
Brille JACQUES MARIE MAGE
über Leidmann, München
14
About Hair
Extra-Schicht
Das liebste Accessoire
des Schauspielers So geht das angesagte Layering,
auch „Zwiebellook“ genannt
INHALT
INHALT
Schwarzer Blazer von
RICK OWENS ges. bei
stylebob.com Hose von
ACNE. Mesh Tanktop von
FEAR OF GOD ges. bei
stylebob.com
18
36
Business Unusual
Jérôme Boateng
20
Turn back time
Eine Zeitenwende.
Der Trend tickt
für Retro-Uhren
Smart Casual sollte den Dresscode
verein fachen, leider ist
es Ein nur knallharter komplizierter Abwehr-Chef geworden
mit viel Herz für die Familie
30
4
Am Puls der Zeit
Männer in Mannheim
Der Jazz-Musiker über
Erfolgsgeschichten
Stil vorbilder, seine 15
aus
Smokings
Deutschlands
und wieso
Gründer-Metropole
er gerne schwarz sieht
34
18
Modemut
Mindfulnes
Trendbewusstsein
ist für Männer heute
Smart Casual sollte
selbstverständlich.
den Dresscode vereinfachen,
leider ist es
Und das ist gut so
nur komplizierter
geworden
42
Chelsea Boots
Ein Allround-
Klassiker, der auch
zum Anzug passt
IMPRESSUM
Chefredakteur Robert Schneider (V.i.S.d.P, Anschrift siehe Redaktionsadresse) FOCUS Style wird produziert von Storyboard GmbH
Redaktionsleitung David Barnwell Creative Director Dirk Meycke Textchef Martin Fraas Bildredaktion Katjana Frisch, Katrin Schröer Schlussredaktion Elke Linn, Lektorat Süd
Schlussgrafik Thomas Saible, David Klingl Mitarbeiter dieser Ausgabe Michele Di Dio, Joachim Baldauf, Jelena Pecic, Christian Borth, Dennis Braatz, Paula Faul, Silvio Knezevic, Kathrin Makowski,
Gordon Detels, Mathis Rekowski, Alexander Posch, Alexander Hofmann, Ricarda Datz, Marlene Irausek, Laura Herz, Lynn Schmidt, Karin Brunner, Axel Gundermann
Bildbearbeitung und Herstellung magazine solutions GbR FOCUS STYLE erscheint in der FOCUS Magazin Verlag GmbH, Arabellastraße 23, 81925 München.
Anzeigenverkauf für FOCUS STYLE Ines Stille, Tel.: 089/9250-3167, Fax: 089/9250-3201, Ines.stille@burda.com
Verantwortlich für den Anzeigenteil Kai Sahlfeld, Arabellastraße 23, 81925 München, Tel.: 089/9250-2950, Fax: 089/9250-2952. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 29b, gültig seit 1. Januar 2017.
Deputy Managing Director Stefan Kossack CFO BurdaNews Gunnar Scheuer Geschäftsführer Burkhard Graßmann Gründungs-Chefredakteur Helmut Markwort Verleger Dr. Hubert Burda
Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Dieses gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen
auf CD-ROM. Sofern Sie Artikel aus FOCUS Style in Ihren internen elektronischen Pressespiegel übernehmen wollen, erhalten Sie die erforderlichen Rechte unter www.presse-monitor.de oder unter Telefon 030/284930, PMG Presse-Monitor GmbH.
FOCUS STYLE 33
David Barnwell
EINFACH
MAN SELBST
SEIN
Wer in diesem Jahr die sich ständig
wandelnde und rasant drehende
Welt der Männermode beobachtet
hat, weiß: Wir leben in außergewöhnlichen,
farbenfrohen und vor allem unvorhersehbaren
Zeiten. Nicht viele hätten
wohl den Summer of Sleaze, den Sommer
des Schlamper-Looks, vorhergesagt.
Es war ein Siegeszug des Elementaren,
geradezu Schäbigen, den wirklich jeder
feierte, von den großen Modehäusern
und aufstrebenden Streetwear-Labels bis
hin zu Promis wie Justin Bieber und Ryan
Gosling. Wer hätte sich vorstellen können,
dass etwas so „hässliches“ wie aufgeknöpfte
Hawaii-Hemden, ungepflegte
Bärte und schmutzigen Sneakers in derartigem
Umfang zurückkehren würden?
Ich ganz sicher nicht.
Doch genau das – die Unvorhersehbarkeit
und Überraschungen der Männermode
– ist der Grund, warum wir sie so
lieben. Die Mode lebt von ihrer Fähigkeit,
die Vorstellungen derjenigen, die
sie kreieren, und mehr noch derjenigen,
die sie tragen, zum Leben zu erwecken.
Das ist aber nur möglich, wenn wir ihr
erlauben, sich frei zu entfalten und ihre
eigenen unberechenbaren Wege zu gehen.
Diese grundlegende Wahrheit trifft
auf alles Kreative und Schöne zu: kompromisslos
gefeiert werden diejenigen,
die ständig überraschen und mit Konventionen
brechen.
Das führt uns zu einer weiteren maßgeblichen
Modewahrheit, nämlich, dass Stil
vor allem individuell ist. Individualität ist
wichtig, heute mehr denn je. Selbst bei
den größten Trends sind es die kleinen
persönlichen Akzente, die den großen Unterschied
machen. Wenn also die nächste
Welle scheinbar verschrobener, verrückter
oder hässlicher Trends heranrollt, so
wie ganz aktuell der Hype um Workwearund
Outdoor-Mode mit Arbeiterkleidung,
Warnwesten und praktischen Regenjacken,
denken Sie daran: Die Welle braucht
Sie, um zum Trend zu werden. Mein Stiltipp
für diese Saison ist daher ganz einfach:
Seien Sie einfach Sie selbst. Bleiben
Sie bei dem, was Ihnen gefällt, und leben
Sie die Fantasien aus, die Sie reizen. Vor
allen Dingen aber, bleiben Sie sich treu
und geben Sie jedem neuen Trend Ihre
ganz persönliche Note. Denn mehr als Sie
die Männermode und ihre zahlreichen
Trends brauchen, braucht die Männermode
Sie, um lebendig zu werden.
D GNAK
ABASI ROSBOROUGH
EMPORIO ARMANI
4 FOCUS STYLE
EDITOR’S CHOICE
Klassisch und essenziell: Eine schicke Sonnenbrille macht den Sommer-Look
erst komplett. Etnia Barcelona hat sich bei den Entwürfen
von Werken namhafter Künstler und Fotografen wie Steve McCurry
und klassischen Farben. Eine Sonnenbrille, die jeden Kunstliebhaber
in Sommer-Groove bringt. // 209 Euro
BLACK IS
Klassisch und essenziell: Eine
schicke Sonnenbrille macht den
Sommer-Look erst komplett.
Etnia Barcelona hat sich bei den
Entwürfen von Werken namhafter
Künstler und Fotografen wie
Steve McCurry und Basquiat inspirieren
lassen. Das Modell Pilsen
gibt es in vier klassischen Farben.
Eine Sonnenbrille, die jeden
Kunstliebhaber in Sommer-
Groove bringt. // 209 Euro
BEAUTIFUL
Klassisch und essenziell: Eine schicke Sonnenbrille macht
den Sommer-Look erst komplett. Etnia Barcelona hat sich
bei den Entwürfen von Werken namhafter Künstler und
Fotografen wie Steve McCurry und Basquiat inspirieren
Sommer-Groove bringt. // 209 Euro
Klassisch und essenziell:
Eine schicke
Sonnenbrille macht
den Sommer-Look
erst komplett. Etnia
Barcelona hat sich
bei den Entwürfen
von Werken namhafter
Künstler und
Fotografen wie Steve
McCurry und Basquiat
inspirieren Sommer-Groove
bringt. //
209 Euro
Feinschliff: Experimentieren Sie mit verrückten
Trends, aber setzen Sie trotzdem persönliche
Akzente. Wir haben fünf Artikel ausgewählt, die
Ihnen helfen, Ihren persönlichen Weg durch den
hippen Workwear-Dschungel zu finden.
Klassisch und essenziell: Eine schicke Sonnenbrille
macht den Sommer-Look erst komplett. Etnia Barcelona
hat sich bei den Entwürfen von Werken namhafter
Künstler und Fotografen wie Steve McCurry und Basquiat
inspirieren Sommer-Groove bringt. // 209 Euro
FOCUS STYLE 5
ASK THE EXPERT
Flauschig
oder
flach gewebt?
Synthetik
oder
Wolle?
Welcher
Teppich
passt zu
mir?
VARIOPINTO
GALAXY
Der Teppich
ist allergikerfreundlich
und für Fußbodenheizung
geeignet. Von
Kibek, in
sieben Größen,
ab 49 Euro
SILKE SEVECKE ist seit mehr als 20 Jahren Journalistin mit dem Schwerpunkt Inneneinrichtung.
Sie schreibt Beratungs- und Lifestyle-Artikel in Magazinen wie zum Beispiel „Zuhause wohnen“.
Viele Jahre waren Parkett und
Holzdielen die Lieblinge auf dem
Boden. Nun feiert Teppich ein
Comeback, seiner Behaglichkeit
sei Dank.
Gerade im Bereich Wohngesundheit hat
sich hier in letzter Zeit viel getan: Schadstoffe
wie Formaldehyd oder Weichmacher
kommen bei hochwertigen Teppichen
auch in den Rücken nicht mehr vor.
Die Vielfalt an Farben, Mustern und Qualitäten,
die wohnliche Ausstrahlung, individuelle
Gestaltungsmöglichkeiten sowie
eine modernere Optik sind wei tere Gründe
für die neue Beliebtheit des soften Bodenbelags.
Je nach Raum empfiehlt sich
Ware mit hohem oder niedrigem Flor. Im
Schlafzimmer kommt flauschig gut an.
Im Kinder- oder Esszimmer ist dagegen
ein flacher Teppich besser, der sich leicht
saugen und gut bespielen lässt. Grundsätzlich
steht zunächst die Entscheidung
zwischen Wolle und Synthetik an. Teppiche
aus Synthetikfasern sind pflegeleichter,
Flecken können meist mit Seifenlauge
ausgewaschen werden. Einige laden sich
aber statisch auf. Wollteppiche sind reine
Naturprodukte und günstig für das
Raumklima. Sie wirken feuchtigkeitsregulierend,
schalldämmend und binden
Feinstaub aus der Luft durch die Schuppenstruktur
ihrer Fasern. Damit eignen
sie sich für Hausstauballergiker, sofern
sie regelmäßig abgesaugt werden. Beide
Teppicharten sind fußwarm, geben ein
weiches Laufgefühl und wirken gemütlich.
Mit einem abgepassten Teppich setzen
Sie auf unkomplizierte Weise einen
dekorativen Akzent im Raum. Nur Mut!
6 FOCUS STYLE
L I F E I S A B O U T M O M E N T S
STAHL, 42 MM
AUTOMATIK
www.baume-et-mercier.com
WEMPE · BUCHERER · CHRIST und bei führenden Juwelieren in Deutschland und Österreich
8 FOCUS STYLE
INTERVIEW
Er braucht keinen großen Auftritt.
Friedrich Mücke kommt ganz alleine
ins Fotostudio. Ohne Entourage, ohne
Wichtigmacher, lässig entspannt. Er trägt
eine trendige minimalistische Brille. Dazu
Bart und einen angesagten Buzz Cut.
Ein ganz anderer Look als der Friedrich
Mücke, den wir bisher aus seinen Rollen
(zum Beispiel in „Ballon“, seit 27.September
in den Kinos) und von der Bühne
kennen. Wandlungsfähigkeit ist sein
Markenzeichen. Und seine unerschütterliche
Fröhlichkeit ebenfalls. Für ihn ist
es keine lästige Routine, fotografiert zu
werden. „Ich habe da richtig Bock drauf,“
so formuliert es der 37-jährige Schauspieler
in seiner kernigen Direktheit. Er
ist völlig offen. Für neue Erfahrungen.
Und auch, wenn er darüber berichtet,
welche er bereits gemacht hat und wie er
sich selbst sieht.
Friedrich Mücke
MANCHMAL
MUSS MAN ABER
AUCH EINFACH
SAGEN: DAS IST
EIN JOB FÜR DIE
MIETE!
Klassisch haben sie auch als Schauspieler
begonnen, auf der Theaterbühne. Dann
kamen große Produktionen, Serien, Kinderfilme,
Kurzfilme, Arthouse. Wo fühlen
Sie sich am wohlsten?
Tatsächlich in der Komödie, diese Rollen
fallen mir am leichtesten. Ich bin
sowieso eher der heitere, unbeschwerte
Typ mit Bock auf gute Laune. Mein Herz
schlägt aber auch für Dramen, Sozialdramen,
also alles, was nahe am Leben
ist, die Geschichten der sogenannten
kleinen Leute. Manchmal muss man
aber auch einfach sagen: „Das ist ein Job
für die Miete!“
Beide Looks
von PRADA
FOCUS STYLE: Herr Mücke, Sie tragen
heute einen sehr entspannten Look:
Jeans, weißes T-Shirt, eine einfache Jacke.
Sind Sie im Alltag immer so gekleidet?
Friedrich Mücke: Eigentlich ja. Zwar trage
ich gerne auch mal einen hochwertigen
Anzug. Aber eigentlich nehme ich
im Alltag meistens das, was gerade ganz
oben im Schrank liegt.
Gibt es denn irgendwelche Lieblingsstücke,
die öfter oben liegen?
Ja! Ich habe von der Band Journey ein
Bandshirt, das ich bei eBay gekriegt habe.
Wenn ich es anziehe, fühle ich mich
krass wie ein Journey-Fan.
Haben Sie eine Style-Ikone?
Ja, den Sänger Jovanotti zum Beispiel.
Mir gefällt es, wie er sich wandelt und
trotzdem seinem Style treu bleibt. Er
ist ja ein bisschen paradiesvogelmäßig
unterwegs, aber ich mag seinen Mut zu
Farben. Andererseits finde ich es etwas
dezenter manchmal auch klasse. Mein
Lieblingsanzug kommt von Hansen, ein
Label aus Kopenhagen. Es ist so ein bisschen
„Old Style“, mit klassischen Graublau-Tönen
und von den 1930er Jahren
inspiriert.
FOCUS STYLE 9
INTERVIEW
Gab es eine Rolle, die besonders schwierig
war?
Alle, in denen ich weinen musste. Klar,
es gibt ein paar Tricks, die ich von einem
Coach gelernt habe, aber es ist eine
Horroraufgabe für mich. Colin Farrell
hat mal richtig geil geweint in Brügge
Sehen… und sterben? Er verdeckt einfach
sein Gesicht, aber man glaubt ihm das.
Einer Ihrer Karrierehöhepunkt ist sicher
der 2018 ins Kino gekommene Thriller
„Ballon“…
Ja, als ich das Drehbuch bekam, war ich
begeistert und habe gefragt: „Und wer
macht den Film?“ Die Anwort war: „Bully
Herbig.“ Ich dachte erst, ich hätte mich
verhört. Aber ich fand es einfach Hammer,
wie der Bully mit dem Stoff gearbeitet
hat. Er hatte sich schon seit Jahren
in das Thema reingefuchst. Der Film ist
keine Komödie. Da ist nichts lustig, im
Gegenteil. Aber es war trotzdem witzig,
mit Bully zu arbeiten. Er ist locker, er ist
cool, aber er ist auch volle Kanne auf die
Arbeit konzentriert.
Friedrich Mücke
BIS 12 UHR
MITTAGS DIE
FINGER WEG VOM
HANDY, DAS IST
WIRKLICH SCHWER
– ABER GUT.
Du spielst in dem Film eine der Hauptrollen.
Ich wollte den Lead haben, ja. Aber nicht
einfach, weil es dann heisst „Friedrich
Mücke spielt eine Hauptrolle“, sondern
weil der Stoff ein Riesenpotential hat.
Diese Figur ist einfach toll. Was für ein
Typ, was für ein Abenteurer! Zweimal
abzuheben in einem selbstgebauten
Ballon – wie bescheuert, wie heroisch!
Er war zudem Vater, und ich bin mittlerweile
ebenfalls dreifacher Vater. So
konnte ich also mal völlig glaubhaft
einen Vater spielen. Ich bin durch „Ballon“
bestimmt auch als Schauspieler
erwachsener geworden.
Sie sind in Ost-Berlin geboren. Hat diese
Fluchtgeschichte für Sie auch eine persönliche
Bedeutung?
Ja, hat sie. Ich bin Baujahr 1981 und werde
manchmal gefragt: „Was weisst du
denn schon über die Wende, wenn du
1989 erst acht Jahre alt warst?“ Aber auch
für uns junge Kinder war der Mauerfall
echt krass. Wir mussten plötzlich unser
Jacke ETRO
Hose DIGEL MOVE
T-Shirt PHYNE
Sneakers BRIONI
Strümpfe FALKE
10 FOCUS STYLE
Anzug und Shirt
BOSS
12 FOCUS STYLE
Kompleter
Look
DIOR
ganzes Umfeld neu sehen und verstehen
lernen. Alles hat sich verändert. Das ist
für meine Generation ein Lebensthema.
Wenn ihr Leben anders gelaufen wäre,
könnten Sie heute ein berühmter Fußballer
sein…
Haha. Ich war ein echt guter Fußballer,
aber in der schlechtesten Liga Berlins.
Da konnte man nicht mal absteigen!
Schauspieler zu werden, war bereits als
Teenager immer mein Traum. Es gab ein
paar Filme, die mich inspiriert haben:
Bandits von Katja von Garnier und Im
Juli mit Moritz Bleibtreu und Christiane
Paul. Ich dachte: „Boah, krass Alter, das
ist deutsches Kino! Da könnte ich ja
auch drin vorkommen!“ Dass es dann
passiert ist, finde ich cool.
Anzug FENDI
Zipper und Hemd
SALVATORE
FERRAGAMO
Brille JACQUES
MARIE MAGE
über Leidmann,
München
Sie leben heute in München. Was hat
München, das Berlin nicht hat?
Als Stadt ist München entspannter.
Berlin kann kaum ruhig sein, und ich
bin dort irgendwie beschwerter, mehr
mit Schwierigkeiten und traurigen Geschichten
konfrontiert. Aber wer weiß,
vielleicht werde ich irgendwann mal in
Florenz oder in Kalifornien leben.
Was machen Sie zum Abschalten?
Sauna.
Sauna?
Ja. Ich gehe echt oft in die Sauna und
baue da komplette Lebenspläne auf. Alles
was ich vergessen habe, fällt mir in der
Sauna wieder ein. Ich habe Zeit für mich
und kriege den Kopf frei. Total krass, aber
wahr! Kürzlich habe ich auch von Digital
Detox gelesen und das mal versucht. Bis
12 Uhr mittags die Finger weg vom Handy,
das ist wirklich schwer – aber gut. Ich
hab´ für mich auch Bücher und Magazine
wiederentdeckt. Geschichten gedruckt zu
lesen, das bringt mir gerade viel.
Entspannen Sie auch mit Musik?
Musik ist für mich was anderes, sie hat
immer eine Wirkung auf mich. Deswegen
finde ich nicht, dass man mit Musik abschalten
kann. Nun, vielleicht mit Jazz…
Sie schützen Ihr Privatleben strikt,
sind aber dennoch auf Facebook und
Instagram sehr aktiv. Wie entscheiden
KARRIERE
Friedrich Mücke wurde
1981 in Ostberlin geboren.
Von 2007 bis 2010 war er
Ensemblemitglied des
Münchner Volkstheaters.
Für seine Rolle in
„Friendship“ an der Seite
von Matthias Schweighöfer,
bekam er 2009 den
Bayerischen Filmpreis.
Nach Rollen in den Filmen
„Russendisko“ (2012) und
„Vaterfreuden“ (2014) ist er
derzeit im Thriller „Ballon“
von Regisseur Michael
„Bully“ Herbig zu sehen.
Sie, was sie zeigen oder teilen wollen,
und was nicht?
Eine spannende Frage. Ich treffe die Entscheidungen
selber und intuitiv. Ich habe
nicht etwa, wie andere Schauspieler,
einen Social Media Manager. Mir geht´s
auch bei den Sozialen Netzwerken vor
allem darum, Spass zu haben. Aber es
gibt schon ein paar Themen, die ich nicht
zeige. Meine Familie vor allem, meine
Kinder, meine Frau und auch mein Haus.
Es steckt bei mir aber keine Karriere-
Strategie dahinter, und das merkt man
glaube ich auch. Ich sehe Schauspieler,
die auf Instagram Zehntausende von
Followern haben, und vielleicht kriegen
sie dadurch ja auch Jobs. Aber für mich
gibt es einfach eine Grenze, wenn es zu
krass privat wird.
FOCUS STYLE 13
INTERVIEW
Mit Ihrer Lebensgefährtin, Barbara
Romaner, sind sie auch im Job durch gemeinsame
Kino- und Theaterauftritte intensiv
verbunden. Können Sie denn Beruf
und Privatleben trennen?
Wir arbeiten dran. Auch deshalb, weil
wir Kinder haben. Aber das Leben ist in
Bewegung, man verändert sich und geht
mit den Themen Beruf, Karriere, dem
nächsten Job und vor allem mit dem
Bedürfnis, einander vertraut zu bleiben,
immer wieder anders um. Es ist nicht
immer alles easy, aber das finde ich auch
vollkommen in Ordnung.
Treffen Sie Entscheidungen eher mit dem
Kopf oder Bauch?
Mit dem Bauch und dem Herzen! Das
habe ich immer getan. Ich entscheide
mich sehr schnell. Und ich bin einfach
ein krasser Optimist. Mein Vater dagegen
ist eher Realist und wollte immer, dass
ich ebenfalls ein bisschen realistischer
werde. Aber ich bin mit 37 sehr happy
mit meinem Leben und wie ich bin. Ich
geniesse es auch, dass ich im Job so weit
gekommen bin. Das gibt mir die Freiheit,
ein bisschen mehr auf mich zu achten.
Jacke
FENDI
T-Shirt
HANRO
Das heisst, Sie sind ein unaufhaltsamer
Optimist?
Ja, voll! Ich bin ein totaler Optimist. Immer
hoffnungsvoll, und immer mit Bock
auf mehr.
STYLING Alexander Posch
GROOMING Alexander Hofmann c/o Uschi Rabe
GROOMING ASSISTENTIN Britney Robinson
STYLINGASSISTENTIN Marie Fee Scharlipp
FOTOASSISTENT Florian Lankes
Wie genau sieht das aus?
Ich trinke keinen Alkhol mehr und
mache mehr Sport. Und ich lasse mich
nicht mehr verbiegen, mache nicht mehr
etwas, das ich absolut nicht möchte.
Denn das macht mich körperlich krank.
Gibt es etwas, das Sie heute bereuen?
Ja, klar! Aber was genau, das möchte ich
nicht sagen. Das ist mir zu intim. Ich
bin kein Freund des Satzes „Ich bereue
nichts!“ Es gibt einige Situationen, die
ich heute bereue. Aber zum Glück haben
sie mir keinen Schaden gebracht. Es
muss nicht immer alles perfekt laufen.
Mein Gott, das Leben ist so, das finde ich
vollkommen in Ordnung. Es geht eher
darum, wie man mit Fehlern umgeht.
Ich kann auch in vielen schrägen Aktionen
noch geile Sachen sehen. Genauso
wie in meinen Filmen. Auch bei den
heftigsten Dramen gibt es doch immer
einen kleinen Hoffnungschimmer. Ja, ich
versuche, das Leben positiv zu sehen!
14 FOCUS STYLE
seidensticker.com
16 FOCUS STYLE
WAS
IST EIGENTLICH
MINDFULNESS
?
GUIDE
HOW
TO
Achtsamkeit, Baby!
Was früher nur im Straßenverkehr
galt, ist jetzt die Norm
für das ganze Leben:
Achtsamkeit ist der hot shit.
Muss man dem Trend folgen?
Fragt sich unser Autor
TEXT GORDON DETELS
ILLUSTRATION PAULINE SCHLEIMER
A
Achtung Baby, hieß Anfang der 90er Jahre das siebte – und
sehr erfolgreiche – Studioalbum der irischen Band U2. „Achtung,
Achtsamkeit Baby!“ möchte man als Warnung vor Buchhandlungen
allen Menschen zurufen, die immer noch so durchs Leben
gehen wie es einst normal war: nicht immer ganz bei der Sache, mal
vergesslich, neidisch auf den Kollegen mit mehr Gehalt und Ansehen.
Mal hektisch, schlecht gelaunt gestresst. Man könnte es auch so nennen:
menschlich.
Menschlich geht leider nicht mehr: Wer heute beim Betreten einer
Buchhandlung nicht ganz bei der Sache ist läuft Gefahr sich zu verletzen
– und in einen großen Stapel mit Achtsamkeitsratgebern zu laufen,
der mit Sicherheit im Eingangsbereich steht. Nach Yoga, Meditation,
gesunder Ernährung, Nachhaltigkeit und Co. ist Achtsamkeit die
neueste geistige Wellness-Sau, die immer schneller wachsend durchs
Dorf getrieben wird.
Dabei geht es bei dem vermeintlich neuen Trend und seinen x Ratgebern
in analoger oder digitaler Form (einfach mal im App Store Achtsamkeit
eingeben) um etwas ganz Altes: Um das Abschalten, zur Ruhe
kommen, um das Genießen des Moments. Carpe Diem sagte man 23
vor Christus dazu. Es geht der Definition nach darum aufmerksam zu
sein, absichtsvoll zu handeln, sich auf den Moment zu beziehen und
nicht wertend zu sein. Was gut ist. Aber wofür früher das Rumlümmeln
auf der Couch oder die bewusst reizarm-entspannende Urlaubsreise
reichte muss nun mehr getan werden. Wer achtsam ist
duscht nicht nur, er zählt dabei Wassertropfen und spürt den Schaum
auf der Haut. Er isst nicht nur sondern schaut sich erst den gefüllten
Löffel an, nimmt ihn bewusst wahr, riecht und schmeckt erst dann
den (vermutlich jetzt kalten) Aromen nach. Wer achtsam ist legt sich
ein Mal am Tag auf den Rücken, atmet tief ein und spürt den Atem im
rechten Zeh. Er oder sie schließt im Geschäft vor dem Kleiderständer
die Augen und entscheidet sich achtsam-nachhaltig gegen den Kauf
eines neuen T-Shirts.
Achtsamkeit geht in jedem Moment – wie es der Autor David Gelles
von der New York Times in seiner Kolumne Meditation for Real Life
auf die Spitze treibt (Leider ist er kein Comedian, leider meint er es
ernst.) Bei ihm kann man mindfull – kein Trend ohne englisches Buzz
Word – heiraten, umziehen, krank sein, laufen, grillen oder ein Feuerwerk
anschauen (nytimes.com/meditation-for-real-life). Sollten Sie
also demnächst in der U-Bahn wen sehen, der auf sie wie ein geisteskranker,
potentieller Amokläufer wirkt, hat er oder sie nur diesen Rat
von Gelles befolgt: „Atmen Sie ein paar Mal tief ein, ziehen Sie ihre
Lippen zu einem halben Lächeln hoch, schauen Sie freundlich eine
andere Person im Waggon an, nehmen Sie die Gedanken oder Gefühle
war die ihnen beim Anschauen der Person kommen. Seien Sie
sanft, stellen Sie sich vor, diese Person sei ihr Freund.“
Und sollte ihr Kollege im Büro demnächst in glazialer Geschwindigkeit
arbeiten: Dann ist er achtsam. Denn Multitasking ist verpönt, immer
schön im Moment leben, nicht nach vorne schauen, bitte stets
eins nach dem anderen erledigen: Monotasking.
Einen „Gegentrend zur Erregungskultur“ nennt Matthias Horx vom
Frankfurter Zukunftsinstitut das. „MBSR“ murmelt der Coach vor sich
hin. Wie bitte? Mindfulness-based stress reduction verbirgt sich hinter
dieser Abkürzung, unter der weltweit Kurse abgehalten werden.
Denn darum geht es bei der Achtsamkeit in Wirklichkeit: um Konsum.
Man soll Seminare buchen, Mandala-Bücher kaufen und ausmalen,
vegane Kondome der Firma Einhorn aus Berlin kaufen (bitte
achtsam beim Sex sein!) und am besten noch die Gift und kinderarbeitfreie
Karma Bag (von karma-classics.de) kaufen – damit die
Achtsamkeitsindustrie verdient. Die natürlich Argumente für ihre
Produkte hat. Sie ahnen es: „US-Forscher haben herausgefunden…“
Zum Beispiel, dass achtsame Menschen bessere Blutzuckerwerte
haben, ein stärkeres Immunsystem und seltener Rückenschmerzen.
Ach(tsam).
Zum Glück melden sich erste Kritiker zur Mindfulness-Bewegung zu
Wort. McDonaldisierung nennen diese sie. Sie monieren, dass aus
2500 Jahre alten buddhistischen Meditationspraktiken das große Geschäft
gemacht wird – dass nur für die Anbieter, die achtsam auf ihren
Umsatz achten, nachhaltig ist.
Abseits davon übersehen allzu Achtsame eine grundlegende Sache:
Ein Leben, dass normativ auf lauwarm temperiert wird mag vernünftig
aber nicht lustig sein. Und: Gute Ideen kommen einem in der Regel
dann wenn man unvernünftig ist, der Kopf auch mal sinnlos herumwandern
kann statt sich nur mit dem Jetzt zu beschäftigten. „Alles was
ist dauert drei Sekunden. Eine für vorher, eine für nachher, eine für
mittendrin“, singt Peter Licht. Damit redet er aber nicht dem Trend
das Wort sondern der sinnvollen Sinnlosigkeit, dem Konfusen – vor
allem wenn er ein paar Zeilen später mal auf dem Sonnendeck, dann
im Solarium oder am Radar ist. Wer achtsam permanent in sich reinhorcht,
-fühlt und -spürt mag ganz doll im Hier und Jetzt sein. Kommt
aber auch nicht vom Fleck.
In dem erwähnten Konzeptalbum von U2 geht es übrigens um den
Verlauf einer zerbrochenen Beziehung. Der Euphorie am Anfang folgen
Vorwürfe und ein Zerwürfnis, am Ende steht die Depression. Also:
Achtung, Achtsamkeit Baby.
P.S: Sie haben gerade ganz trendbewusst minutenlang eine Achtsamkeitsübung
gemacht: Beim Lesen fokussiert man sich nur auf
den Moment und ist bei sich. Sehen Sie, geht auch alles ganz ohne
Apps, Bücher, Kurse und Einhornkondome.
Gordon Detels, 40, war fünf Jahre Redaktionsleiter des Stil-Magazins
„GQ Style“.
FOCUS STYLE 17
H
AIR
Nein, ohne Bart geht auch in dieser Saison gar nichts. Vollbärte bleiben voll im Trend –
und stellen in Kombination mit den neuen Hairstyles ihre Wandelbarkeit unter Beweis.
Denn die sind für uns Männer der Spiegel unserer Persönlichkeit und Stimmung.
ED
FOTOS JOACHIM BALDAUF GROOMING ALEXANDER HOFMANN STYLING CLAUDIA HOFMANN
FOTOS: SAMANTHA ANNIS/GALLERY STOCK (2)
18 FOCUS STYLE
BEAUTY
VOKUHILA 2.0
Nicht nur die It-Pieces der 80er feiern dieses Jahr ihr Comeback, sondern auch die kultigen Frisuren. Der Vokuhila ist in der up-gegradeten Version sehr
viel wandelbarer: Er wird mit Schnauzer oder mit Vollbart – und sogar von Frauen getragen. Sowohl die Trendfrisur als auch der Bart benötigen die richtigen
Produkte, um nicht zu old school auszusehen. Haarwachs, zum Beispiel das „Cream Wax“ von Snip a Man, bringt aufmüpfige Strähnen in Form und
fixiert das Ergebnis. Dank seiner cremigen Konsistenz lässt sich das Wachs leicht verteilen und verleiht dem Styling ein mattes Finish.
100 gr, um 20 Euro, snipamanshop.de
FOCUS STYLE 19
BEAUTY
SCHARFE KANTE
Neben dem Vokuhila ist der Athleisure-Trend aus den 90ern dieses Jahr wieder in. Ein kurzer Vollbart rundet den sportlichen Look ab. Ein Tipp für die tägliche
Pflegeroutine: wer die Konturen des Barts an Wangen und Hals präzise trimmt, verleiht seinem Bart nicht nur eine definierte Form, sondern auch mehr
Symmetrie. Wenn die Haut nach dem Trimmen gereizt ist und spannt, hilft das „After Shave Balsam“ von Sebamed. Der Wirkstoff Kamille und der Feuchtigkeitskomplex
HydroGS beruhigen und regenerieren die Gesichtshaut.
100 ml, um 6 Euro, sebamed.de
20 FOCUS STYLE
BEAUTY
FOCUS STYLE 21
Neue Produkte haben mit dem Vollbart
Einzug in unser Badezimmer gehalten:
Öle, Cremes, Shampoos, Balsam und
After Shave - alles sorgfältig abgestimmt
auf die Bartpflege. Vollbart zu tragen, das
ist aber auch eine Philosophie, ein Ausdruck
von Gelassenheit, Authentizität,
von markanter und gepflegter Männlichkeit.
Diese Saison zeigt er seine Wandelbarkeit
wie nie. Egal ob zu Looks der
80er und 90er Jahre oder kombiniert mit
einem klassischen Stil: Vollbärte korrespondieren
mit allen Styles. Topmodel
Ben Dahlhaus zeigt nicht zuletzt mit dieser
Fotostrecke, dass Vollbärte einen ruhigen
Kontrapunkt zur Wechselhaftigkeit
der Trends bilden. Sie sind ein Statement
für Zeitlosigkeit in einer Welt, die von zunehmenden
Tempo geprägt ist. So gesehen
haben Bärte, entgegen dem sprichwörtlichen
Image, eine große Zukunft!
FOTO: SAMANTHA ANNIS/GALLERY STOCK
22 FOCUS STYLE
BEAUTY
ALLES GEKLÄRT
Neben dem Bart ist ein strahlender Teint
das hippste Accessoire der Saison. Wer mit
müder Haut oder eingewachsenen Barthaaren
zu kämpfen hat, probiert am besten mal
das „Lactic Acid 10% + HA 2%“ Gesichtspeeling
von The Ordinary: die enthaltene Milchsäure
entfernt tote Hautschüppchen und hat
einen reinigenden Effekt.
30 ml, um 7 Euro, theordinary.com
GESCHMEIDIG
So sehr wir Bärte lieben: Ohne die richtige
Pflege können sie die Gesichtshaut
reizen. Gut, dass es das „BarberClub
Bartöl Haut und Bart“ von L‘Oréal gibt:
Das Öl bändigt und kräftigt die Barthaare
nicht nur, sondern beruhigt auch
die darunter liegende Haut. Dank der
Anreicherung mit ätherischem Zedernholzöl
verströmt es einen angenehmen
Duft. Am besten ein paar Tropfen in den
Bart einmassieren und das geschmeidige
Ergebnis genießen.
30 ml, um 8 Euro, menexpert.de
AUFGEFRISCHT
Ein gepflegter Bart ist ein Muss,
klar. Aber die Gesichtshaut sollte
man(n) nicht vernachlässigen.
Für belebende Feuchtigkeit
sorgt die Tagescreme „Dermo
System Émulsion hydratante tonifiante“
von Dior.
50 ml, um 67 Euro, dior.com
ABGEKÜHLT
Beim Trimmen
des Barts kann es
schnell zu Hautirritationen
kommen.
Die Lösung:
das „After Shave
Balm Anti Age“
von Ebenholz
kühlt und beruhigt
mit natürlichen
Birken- und Magnolienextrakten.
60 ml, um 29 Euro,
ebenholzskincare.de
GLÄNZEND
Gesundes Haar vervollständigt
den Look, ohne
dem Bart die Show zu
stehlen. Das „Haute Performance
Shampoo“ von
Iles Formula bewirkt dank
natürlicher Antioxidantien
und tiefenpflegenden
Wirkstoffen eine milde
Reinigung und eine volle
griffige Haarstruktur.
200 ml, um 36 Euro,
ilesformula.com
FOCUS STYLE 23
IT‘S TIME TO...
Seit seiner Rolle in „Game of Thrones“ ist der deutsche
Schauspieler auch international ein Star. Ein Gespräch über
Statussymbole, geblümte Shorts und Stilsünden.
FOTOS ATTILA HARTWIG
SYTLING+PRODUKTION THORSTEN OSTERBERGER
26 FOCUS STYLE
ACCESSOIRES
RECHTS
Mantel, Hose und Rockteil
DRIES VAN NOTEN
Hemd TOM FORD
Krawatte PRADA
beides über mrporter.com
Schuhe EMPORIO ARMANI
Brille ANDY WOLF
DIESE SEITE
Regenmantel und Hose
FENDI
Hemd CAMEL ACTIVE
Rollie BRAX
Brille LOUIS VUITTON
FOCUS STYLE 27
ACCESSOIRES
LINKS
Mantel, Hose und Rockteil
DRIES VAN NOTEN
Hemd TOM FORD
Krawatte PRADA
beides über mrporter.com
Schuhe EMPORIO ARMANI
Brille ANDY WOLF
RECHTS
Regenmantel und Hose
FENDI
Hemd CAMEL ACTIVE
Rollie BRAX
Brille LOUIS VUITTON
28 FOCUS STYLE
shop online I www.brax.com
feel alive
DIESE SEITE
Kompletter Look
GIVENCHY
LINKE SEITE
Kompletter Look
YOHJI
YAMAMOTOBUSINESS
UNUSUAL
Business Chic mal ganz anders: Die Mäntel und Anzüge der
neuen FashionSaison laden zum Experimentieren ein. Und
sehen übrigens auch Out of Office stylish aus!
FOTOS MICHELE DI DIO
STYLING ALEXANDER POSCH
30 FOCUS STYLE
MODE
RECHTS
Mantel, Hose und Rockteil
DRIES VAN NOTEN
Hemd TOM FORD
Krawatte PRADA
beides über mrporter.com
Schuhe EMPORIO ARMANI
Brille ANDY WOLF
DIESE SEITE
Regenmantel und Hose
FENDI
Hemd CAMEL ACTIVE
Rollie BRAX
Brille LOUIS VUITTON
FOCUS STYLE31
32 FOCUS STYLE
LINKS
Hemd TOMMY HILFIGER COLLECTION
Rollie JOHN SMEDLEY Rucksack LOUIS VUITTON
RECHTS
Sakko und Stiefel DRIES VAN NOTEN
Hose BOSS Hemd CANALI über mrporter.com
Rollie JOHN SMEDLEY
Brille OLIVER PEOPLES X THE ROW
OBEN Jacke und Hose ERMENEGILDO ZEGNA COUTURE Rollie BRUNELLO CUCCINELLI Brille ANDY WOLF EYEWEAR Schuhe EMPORIO ARMANI
MITTE Mantel HERMÈS Brille ANDY WOLF EYEWEAR UNTEN Mantel MICHAEL KORS Hemd DRIES VAN NOTEN Rollie JOHN SMEDLEY
34 FOCUS STYLE
MODE
Grooming von
Alexander Hofmann
c/o Agentur Uschi Rabe
mit Produkten von
Iles Formula,
Model: Lucas Ernst
c/o PMA
Foto assistent: Mitko
Stylingassistent: Khuyen
LINKS
Jeansjacke
und Hose
WENDY & JIM
Sonnenbrille
PAWAKA
Kette
MODELS OWN
RECHTS
Jackett
und Hose
JOHN Mäntel, Hose,
GALLIANO Schuhe,
Tanktop Brustbeutel
MAISON PRADA
STANDARD Brille
Sonnenbrille ANDY WOLF
PAWAKA EYEWEAR
FOCUS STYLE 35
GUIDE
WAS
IST AUF DER
SKIPISTE ALLES
ERLAUBT ?
… und was
nicht geht:
Basecaps sind
vorerst Modegeschichte
Kurzarmhemden
haben ihr
modisches
Verfallsdatum
erreicht
Was Sie
tragen
können …
Bucket Hat im
Knautsch-Look
oder keine Kopfbedeckung
Langarmhemden
unterm Pulli oder
Pullunder
Strickpullis
gerne Ton in Ton
zur Hose
Loopschals
weichen dem
Nickituch. Das
wird gern mal
ums Hand gelenk
gewickelt
Skinny-Hosen sind
in dieser Saison
ein No-Go
Espadrilles
schmutzen leider
viel zu schnell
Baggy Pants aus
fließenden Stoffen
und überlang
Weiße Boat
Shoes sind
ein wichtiges
Fashion -
Statement
FOTO: CATWALKING/GETTY IMAGES
36 FOCUS STYLE
HOW
TO
So launisch ist die Mode:
Was Jahrzehnte lang verpönt war,
liegt plötzlich voll im Trend.
Was gestern noch als
Must-have galt, ist heute out.
Wer bei diesen Eskapaden partout
nicht mitziehen will, hält sich im
Winter 2019 am besten an
klassische Looks mit zeitgemäßen,
pfiffigen Details.
TEXT THORSTEN OSTERBERGER
Wer in der Wintersaison 2018/19 die Koffer für die
Berge packt, der hat es diesmal extra leicht, denn
zwei Sätze von Klamotten mitzunehmen – für die Piste und
für Après-Ski – ist vollkommen unnötig. Warum das? Weil
die aktuellen Kollektionen in Sachen sportlicher Winterurlaub
zwar je nach Label mal stilvoll, mal verspielt oder im
besten Sinne traditionell daherkommen, aber eines gemeinsam
haben: Sie sind bei all ihrer überbordenden Laufstegtauglichkeit
so funktionell, dass man sogar in ihnen Skifahren,
Snowboarden und Eislaufen kann.
Aber Spaß beiseite, Fakt ist, dass jeder modische Typ in diesem
Winter auf seine Kosten kommt, beim Einkehrschwung
ebenso wie bei anspruchsvoller sportlicher Betätigung,
beim Bummel durchs romantisch verschneite Dorf wie bei
der Glühweinparty unterm Sternenhimmel.
Hier erst mal unser Tipp für nicht ganz so modemutige
Ski-Kameraden: Was immer geht, und sich gerade wieder
zunehmender Beliebtheit erfreut, sind Styles, die in klassicher,
traditioneller Skimode wurzeln. Der TRADITIONA-
LIST, der Wert auf zeitlosen Stil und Heritage-Qualität legt,
wird bei Brands wie Woolrich, Engeneered Garments, Sorel
oder Rossignol fündig. Kernige Sweater mit kontrastreichen
Schulter-Patches, Jacken und Westen aus Leder und Lammfell,
gepaddete Materialien, kontrastierende Innenfutter,
dekorative Checks, Norweger-Muster, sportive Tunnelzüge
und große aufgesetzte Taschen in starken Unifarben oder
im derzeit extrem wichtigen Colour Blocking bestimmen
das Bild. Dazu: robuste Backpacks, Weekender, Shopper
und Messenger.
Wer auch in der Freizeit gerne anpackt, und insgeheim schon
immer mal das Pistenräumfahrzeug steuern, den Skihasen
aus dem Schlepplift helfen oder die Schneekanone bedienen
wollte, dem sollte der angesagte UNIFORMSTIL gefallen:
Klar, Camouflage-Varianten sind da nicht wegzudenken, neu
und überraschend aber stechen Styles ins Auge, die gleichermaßen
an „Men at work“ wie an die Loveparade der 90er erinnern.
Die Hauptrolle dabei spielt die Signalfarbe Orange, die
sich auf Hosen, Jacken und applizierten Taschen wiederfindet
– der perfekte Look für Snowboarder, die wollen, dass ihre
Skills gebührend zur Geltung kommen. Dazu passen schmale
getönte Brillen, die gerade ihr Comeback feiern. Wer bei der
Party auf der Piste dabei sein will, sieht sich außerdem bei
Marken wie Haglöfs, The North Face und Burton um.
Mehr Aufsehen erregen, als mit „Skiuniformen“ in Knallorange
geht nicht? Geht doch! Selbst wenn bei Modemutigen ja
bekanntlich nach dem Zeitgeist-Motto „anything goes“ in Sachen
Outfit keinerlei Regeln gelten, kann man ziemlich sicher
davon ausgehen, dass der erfahrene FASHIONISTA von Welt
in dieser Saison bei Labels wie Moncler oder Bogner nach
Wintertauglichem Ausschau halten wird. Hier treffen Hightech
und Funktionalität auf vielgeliebte Klassiker und gewagte
neue Kombinationen: Für die Piste aufgerüstet wurden für
das Umfeld eher ungewöhnliche Materialien wie Cord oder
Raw Denim, Plüsch und Wolle haben ebenfalls einen großen
Auftritt, und der gute alte Skioverall wird in Glitzer- oder Metallic-Optik
zum totalen Hingucker. Dazu locken jede Menge
Anoraks im Windbreaker-Stil, viele verspielte Muster und All-
Over-Prints. Ebenfalls in diesem Segment vertreten: die in
dieser Saison allgegenwärtigen aufgesetzten Taschen.
Keinesfalls vergessen werden soll hier natürlich der PISTEN-
PROFI, für den Sport das halbe Leben und Mode eher ein
schönes Extra ist. Der umweltfreundliche Naturbursche greift
gerne automatisch zur Marke Patagonia, die als Pionier in Sachen
Nachhaltigkeit immer die neuesten Entwicklungen auf
den Markt wirft. Auch in dieser Saison werden bei den überwiegend
unifarbenen Modellen von Jacken, Hosen und Anoraks
im Windbreaker-Look Recycling-Materialien ganz groß
geschrieben. Wer die Hightech Ausstattung von Kopf bis Fuß
sucht, wird auch bei Peak Performance oder Mammut nicht
enttäuscht: Praktisch, funktional und versehen mit all den segensreichen
Errungenschaften, die Smart Textiles heute zu
bieten haben, lassen die Pistenoutfits auch dem anspruchsvollsten
Bergfex nichts zu wünschen übrig.
Aber ganz egal, für welches schicke Outfit Mann sich entscheidet,
zu den unabdingbaren Accessoires zählen auf jeden
Fall Lawinenschutz, GPS-Tracker, Sonnencreme und Lippenpflege.
Stay safe – und Ski heil!
Thorsten Osterberger ist ein international renommierter Lifestyle -Experte
und Chefredakteur des Denim- und Streetwear-Magazins „J’N’C“.
FOCUS STYLE 37
A NTHONY
S ARPONG
38 FOCUS STYLE
INTERVIEW
Ein neuer Stern am Gastro-Himmel. Der 36-jährige
Anthony Sarpong denkt den Foodkosmos gerade neu. Sein
Geheimrezept: kulinarische Vielfalt, Teamplay, Bodenhaftung.
INTERVIEW ILONA MARX FOTOS MARTIN GENTSCHOW
Energiegeladen und trotzdem tiefenentspannt.
Der 36-jährige Anthony
passt mit seiner Offenherzigkeit und
seiner variantenreichen Küche in keine
Schublade. Als ehemaliges Fußballtalent
ist er ein großer Teamplayer. Und Respekt
ist seine wichtigste Ingredienz. Den hat er
vor den Kollegen – und vor den Zutaten.
Mit dieser Haltung ist Anthony Sarpong
der neue Star in der Gastroszene geworden.
Erst vor wenigen Monaten hat der
Chef mit ghanaischen Wurzeln einen Michelin-Stern
bekommen. Nun erscheint
sein erstes Buch.
FOCUS STYLE Ihre Familie stammt aus
Ghana. Männer haben dort traditionell
nichts in der Küche verloren. Daher haben
Sie heimlich zu kochen begonnen
– und das bereits im Kindertagen. Was
haben Sie damals zubereitet?
ANTHONY SARPONG Oh, ich erinnere
mich noch genau: Ich war gerade mal
acht Jahre alt und habe ein Omelett für
meinen kleinen Bruder gemacht. Da ich
bei meiner Mutter nicht genau gesehen
hatte, ob die Eierschalen mit in die Pfanne
kommen, hab ich sie zur Sicherheit
mal dazugetan. Mein Bruder war etwas
überrascht, hat das Omelett dann aber
doch gegessen. Er dachte wohl, es wären
Cornflakes drin. (lacht)
Anthony Sarpong
OHNE EHRGEIZ
GEHT ES NICHT.
ICH BIN KEINER,
DER AUF SEIN
GLÜCK WARTET.
Ihre Karte ist extrem vielfältig. Von Topinambur
über norwegische Jakobsmuschel
bis zum Tiroler Milchkalbsbries.
Was ist Ihr Leibgericht?
Reis mit zerlassener Butter. Das könnte
ich jederzeit essen – morgens, mittags,
abends. Reis zu kochen ist ja nicht so einfach,
wie manche Menschen annehmen.
Es ist ein bisschen wie beim Risotto. Dazu
gehört schon Fingerspitzengefühl.
Sie schwärmen von der Kochkunst Ihrer
Mutter. Haben Sie Rezepte von ihr übernommen?
Sehr viele, aber ich koche diese ghanaischen
Mahlzeiten eher privat. Manche
Elemente der afrikanischen Esskultur
binde ich zwar hier in die Küche mit ein,
aber es ist nicht ganz einfach, den Spirit
Woher rührt Ihre besondere Leidenschaft
fürs Kochen?
Ich bin Koch geworden, weil das gemeinsame
Essen meiner Meinung nach
eine der friedvollsten Angelegenheiten
überhaupt ist. Das Essen bringt die Menschen
zusammen. Und das ‚Mmmh!‘ als
Ausdruck höchsten Genusses ist international.
FOCUS STYLE 39
unserer Küche zu transportieren. Die afrikanischen
Gewürze und Gerüche sind
sehr intensiv, da tut sich wirklich eine
ganz andere Geschmackswelt auf. Es
braucht noch etwas Zeit, bis ich das hier
wagen kann. Aber Obama hat ja auch eine
Weile gebraucht, bis er Präsident wurde.
(lacht)
Die Karte bei Anthony’s Kitchen wechselt
alle zwei bis drei Wochen. Wo lassen Sie
sich für neue Gerichte inspirieren?
Jeder, der bei mir arbeitet, bringt seine
Ideen und Erfahrungen mit ein. Das ist
mir sehr wichtig, ich bin ein Teamplayer.
Hier arbeiten Spanier, Italiener, Peruaner,
Engländer, Deutsche, Polen, Türken,
Rumänen. Es ist ein bisschen wie bei den
Vereinten Nationen.
Einer eurer Gäste hat sich in einer Rezension
über die „Plastikgläser“ beschwert,
die in Wirklichkeit hauchdünne, mundgeblasene
Zalto-Gläser sind. Ärgern Sie sich,
wenn Qualität nicht wertgeschätzt wird?
Naja, überrascht hat mich das schon. Aber
ich habe zurückgeschrieben und versucht,
das Missverständnis aufzuklären.
Was ist – außer Plastikgläsern – ein stilistisches
No-Go?
Respektlosigkeit im Allgemeinen und die
All-you-can-eat-Mentalität im Besonderen.
Die ist für mich die größte Respektlosigkeit.
Vor der Natur und unseren
Nahrungsmitteln. Ich weiß ja, wie viel bei
solchen Veranstaltungen in der Mülltonne
landet.
Die Kölner Straße, eine multikulturell
geprägte Einkaufsstraße in Düsseldorf,
ist Ihre Lieblingseinkaufsmeile. Ich schließe
daraus, dass Sie kein großer Fan von
Luxusgütern und Statussymbolen sind?
Die Kölner Straße ist die bunteste Ecke
von Düsseldorf. Ich fange bei den Afrikanern
an, gehe dann zu den Arabern,
den Persern, Marokkanern, den Türken
und schaue überall, was sie an Produkten,
Küchenutensilien und Gewürzen da
haben. Das inspiriert mich immer ungemein
und ich finde es wesentlich spannender
als jede Luxus-Shoppingtour.
Stimmt also, ich bin tatsächlich kein Fan
von Statussymbolen.
KOCHBUCH
Gutes Essen bringt die
Seele zum Leuchten,
das ist die Überzeugung
von Anthony Sarpong. In
seinem ersten Kochbuch
„Anthony´s Kitchen“
veröffentlicht der junge,
hochdekorierte Chef eine
sehr persönliche Auswahl
an Gerichten. Sarpong setzt
auf regionale und saisonale
Produkte, verfeinert diese
jedoch mit Kochideen und
Gewürzen, die er in aller
Welt gesammelt hat.
Sie haben außerdem mal gesagt, für
Styling fehle Ihnen die Zeit. Gibt es
dennoch ein Kleidungsstück in Ihrem
Schrank, das Sie besonders lieben?
Kein Einzelstück, nein. Und das mit der
Zeit war bis vor Kurzem echt ein Problem.
Letztes Jahr habe ich aber die Düsseldorfer
Designerin Alexandra Kiefermann
entdeckt. Sie hat eine eigene Kollektion
und einen Laden gleich hier um die
Ecke – bei ihr kleide ich mich immer von
Kopf bis Fuß ein. Ein anderer Nachbar
aus Meerbusch, Andreas Adenauer, der
Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers,
entwirft ebenfalls eine Modelinie, die ich
sehr gerne trage.
Sie sind absolut fußballbegeistert und
zählten in der U16 selbst zu den Nach-
40 FOCUS STYLE
INTERVIEW
wuchstalenten, bis eine Knieverletzung
Sie aus dem Rennen warf. Für welchen
Verein schlägt Ihr Herz? Und wie oft
kommen Sie selbst noch zum Trainieren?
Zum Fußballspielen reicht es leider nicht
mehr, aber ab und zu gehe ich noch ins
Fitness-Studio. Dafür spielt mein 11-jähriger
Sohn Samjon schon sehr gut! Was
die Lieblingsmannschaft betrifft: Da lege
ich mich an dieser Stelle nicht fest. Ich
bin in Wiesbaden groß geworden, daher
ist die Eintracht seit Kindertagen mein
Verein. Inzwischen habe ich aber auch
einige Freunde unter den Spielern von
Mönchengladbach. Wenn die beiden
Teams gegeneinander antreten, schaue
ich am liebsten zu Hause. Da schlagen
zwei Herzen in meiner Brust.
Von Ihnen stammt der Ausspruch: Ich
bin Afrikaner, ich kenne keinen Druck.
Im Timing der Sterne-Küche geht es mitunter
um Sekunden. Platzt auch Ihnen
schon mal der Kragen?
Nein, das Timing sollte in der Profiküche
stimmen und keinen Stress hervorrufen.
Der Tag hat nur 24 Stunden. Daran
ändert sich nichts, auch wenn man sich
abhetzt. Allerdings habe ich viel Energie
und kann bisweilen ein bisschen anstrengend
sein. Mit meinen vielen Ideen
und meiner Begeisterungsfähigkeit
überfordere ich manche Menschen. Ohne
Ehrgeiz geht es nicht. Ich bin keiner,
der auf sein Glück wartet.
STERNEKOCH
Der gebürtige Ghanaer
wuchs in Wiesbaden auf.
Früh entdeckte er seine
Leidenschaft fürs Kochen,
widmete sich aber zunächst
dem Fußball. Eine Verletzung
zwang ihn jedoch,
sich umzuorientieren.
Berufserfahrung sammelte
er in Zürich, Barcelona,
Wien, Pisa, Paris, Tel Aviv,
Izmir, und kochte eine
Zeit lang sogar für den
kasachischen Staatspräsidenten.
Seit April 2015
betreibt der 36-Jährige das
Anthony’s – ein Restaurant
mit Kochschule in Meerbusch
bei Düsseldorf. Im
November 2017 wurde es
mit einem Michelin-Stern
ausgezeichnet.
Zwar kommen jetzt mehr Gäste, aber ich
halte immer einen Tisch für Stammkunden
frei.
Im Herbst erscheint Ihr erstes Buch.
Ja, das Buch ist kein klassisches Kochbuch,
sondern erzählt von meiner Art
zu leben – zum Teil auch mit einem Augenzwinkern.
Daneben enthält es eine
ganze Bandbreite von Rezepten. Von der
Erbsensuppe über Flammkuchen bis hin
zu kalt gebeiztem Saibling und einem
langsam in Olivenöl gegarten Pulpo. Also
einfache wie auch etwas elaboriertere
Gerichte, die aber jeder leicht nachkochen
kann.
Zu Anthony’s Kitchen gehört auch
eine Kochschule. Was reizt Sie daran,
Ihr Wissen weiterzugeben?
Ich teile einfach gern, nicht nur das Essen.
Tatsächlich helfe ich auch befreundeten
Köchen, wenn sie sich selbstständig
machen und meinen Rat brauchen.
Warum sollten sie auf ihrem Weg die
gleichen Fehler machen, die mir einmal
unterlaufen sind?
Ihr Ausscheiden aus dem Sport und die
Bilderbuchkarriere als Koch: Glauben
Sie an Schicksal?
Ich glaube, dass alles, was passiert, auch
seinen Grund hat. Und heute bin ich sehr
froh, dass ich mich für die Kochlehre entschieden
habe.
Im November letzten Jahres haben Sie für
das Anthony’s den ersten Michelin-Stern
bekommen. Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung?
Haben Sie davon geträumt?
Oder sogar darauf hingearbeitet?
Nein, der Stern war nie mein Ziel. Es kam
einfach eins zum anderen. Wir arbeiten
schließlich seit Jahren auf diesem Niveau.
Für mich als Chef ist am wichtigsten,
dass ich am Ende des Monats meine
Mieten, meine Lieferanten und meine
Mitarbeiter bezahlen kann. Da bin ich
ganz pragmatisch.
Was hat sich seither für Sie geändert?
Wir haben im Restaurant gar nichts geändert,
daher hat sich auch für mich
nichts geändert. Mein Ziel war und ist es,
bezahlbare Gourmetküche anzubieten.
FOCUS STYLE 41
ESSENTIALS
KIDA
RAMADAN
UND SEIN
ROLEX
RING
BEVOR KIDA KODR RAMADAN
ZUM SUPERSTAR DES DEUTSCHEN
FILMS WURDE, ARBEITETE ER
NEBENBEI ALS TELLERWÄSCHER,
UM SEINE FAMILIE DURCHZU-
BRINGEN. SEIN GOLDRING
IST EINE ERINNERUNG AN
DIE HARTEN ZEITEN UND EIN
GLÜCKSBRINGER FÜR ALLES,
WAS NOCH KOMMT.
STIL BEDEUTET FÜR viele Menschen sich schick
und cool zu kleiden, dabei ist es viel mehr als das.
Stil bedeutet für mich auch und besonders Haltung
und Meinung zu besitzen und für diese auch einzustehen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich sicher kein
Modeking bin. Ich mag es locker und bequem und
trage deshalb auch gerne Jogginghosen und Shirts,
wie ein typischer Kreuzberger eben. Ab uns zu liebe
ich es aber auch einen Smoking anzuziehen,
wenn es der Anlass erfordert. Und das kommt häufiger
vor, da ich zuletzt sehr oft zu Preisverleihungen
eingeladen bin. Egal ob ich Jogger und Sneaker
oder Anzug und Lackschuhe trage, eine Sache
bleibt immer gleich. Meinen Rolex-Ring ziehe ich
so gut wie nie vom Finger. Er ist etwas ganz Spezielles
und bedeutet mir viel, da der Ring ein Geschenk
meiner Frau ist. Ich war etwa Mitte 30 als
sie mich damit überraschte. Die Dinge liefen bei
weitem nicht so gut wie heute. Ich hatte kaum Aufträge
und arbeitete nebenbei als Tellerwäscher in
einem Restaurant, um meine Familie durchzubringen.
Meine Frau sah wie ich alles tat, um für uns
und unsere fünf Kinder ein besseres Leben zu erlangen.
Sie sparte so lange bis sie das Geld für den
Goldring zusammenhatte, ging zum Juwelier und
überraschte mich damit. Der Ring erinnert mich
auch immer daran, wo ich herkomme und an die
Zeiten, wo ich um alles hart kämpfen musste. Der
Ring dient mir auch als Glücksbringer. Wenn ich
Rollen spiele oder in Situationen bin, wo es eben
nicht passt, den Ring am Finger zu tragen, habe ich
ihn immer in der Hosentasche bei mir.
– Davie Selke lebt mit seiner Freundin Evelyn in Berlin. Wenn er nicht gerade
spielt oder trainiert, erkundet er die angesagtesten Spots der Hauptstadt.
PROTOKOLL: MARLENE IRAUSEK; FOTO: MICHAEL COLELLA
42 FOCUS STYLE
L I F E I S A B O U T M O M E N T S
STAHL, 42 MM
AUTOMATIK
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WEMPE · BUCHERER · CHRIST und bei führenden Juwelieren in Deutschland und Österreich