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© Foto: Olaf Janko<br />
© Foto: Kerstin Behrendt<br />
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Parkour<br />
Für jeden<br />
einen Kasten.<br />
Unzählige (sogar internationale) Projekte, Veranstaltungen, Kurse, Workshops, Tanz, Theater, … eine HALLE für alle eben.<br />
© Foto: Olaf Janko<br />
© Foto: Olaf Janko<br />
© Foto: Parkour Creation e.V.<br />
Links: Gravity Sucks! Beim Parkour Jam-Wochenende waren 2018 über 300 Teilnehmer aus 35 Nationen dabei.<br />
Vor gut anderthalb Jahren berichteten wir von ein paar Freaks, eigentlich, die sich in<br />
den Kopf gesetzt hatten, der Hamburger Parkour-Szene eine Heimat zu bauen, im<br />
Oberhafen, Hamburgs Kreativ-Hinterhof. Heute sitzen wir auf alten Möbeln in der<br />
Lounge-Area und Sebastian „Batte“ Ploog erzählt uns von seiner Gänsehaut, die er<br />
nicht mehr kriegt, wenn Kids kommen und sich in ihrer Halle sauwohl fühlen.<br />
Wir sitzen in der Parkour-Welt der großen und der kleinen Sprünge,<br />
genannt DIE HALLE. Batte ist einer der Treiber, der Vorspringer, der<br />
zusammen mit seinen Buddies Felix Bornemann, Joe Hoffmann und<br />
Ben Gallinat sich und vielen anderen Kids und Junggebliebenen einen<br />
Traum erfüllt hat. Und die Heimat, die sie jetzt haben, hat nun auch längst<br />
eine Heizung. Die fehlte nämlich damals, weswegen sich die Eröffnung<br />
immer wieder verzögerte und das finanzielle Wasser bis zum Hals stand,<br />
dann Oberkante Unterlippe. Das ist Vergangenheit. „Am Anfang war<br />
alles irgendwie special und neu, das alles ist jetzt nicht mehr so krass<br />
besonders“, grinst Batte. „Arbeitsebene“, sagt er. Aber weil es ihnen<br />
mit Abstand viel mehr um ihre Gäste, ihre Mitglieder geht, macht er den<br />
aktuellen Status, ihren Erfolg wie folgt fest: „Wir sind eine feste Größe für<br />
sie, sie haben uns in ihren Alltag integriert.“ Klingt banal, ist für ihn das<br />
schönste Kompliment. Abläufe konnten sie damals in den inoffiziellen<br />
Pre-Openings üben, auch ohne Toilette und Co. Inzwischen brummt die<br />
Hütte, die sie als Verein, aber auch als Sozialprojekt verstehen. Neben<br />
dem „freien Training“ – jeder springt und macht, was er will – gibt es<br />
inzwischen 45 Kurse die Woche, Tendenz steigend: Akrobatik, Capoeira,<br />
Acroyoga, Calisthenics, Movement Training. Es gibt Angebote für Schulen,<br />
Kitas, Kurse für Einsteiger jeden Alters, „irgendwie verschwimmt alles<br />
dann irgendwann“, sagt er und grinst: „Aber bei genauem Hinsehen<br />
sieht man die Struktur im Chaos.“ Sie empfinden sich als Schnittstelle:<br />
zwischen alt und jung, erfahren und unerfahren, geflüchtet oder eben<br />
nicht; jeder kann kommen, an sich arbeiten, „niedrigschwelliger geht es<br />
gar nicht“, beschreibt er. „Wir fangen mit Kids ab fünf an, unser ältester<br />
Parkour-Turner ist 64“, sagt er und beschreibt den Nutzen für Senioren:<br />
„Balance, Körperspannung und Fallen lernen“, und irgendwie gechillt,<br />
würden wir ergänzen. Und weil jeder eigentlich machen kann, was<br />
und wie er will, entwickeln sie gerade Konzepte für Inklusionsgruppen.<br />
„Bei uns gibt es für jeden einen Kasten zum drauf- und runterspringen.“<br />
Querbeet stellen sie fest, dass durchschnittlich bei jedem Projekt zwei<br />
Teilnehmer hängen bleiben. Das ist ein guter Schnitt. Inzwischen sind es<br />
gut 600 Mitglieder, und über den Daumen haben sie ca. 4.000 Besucher<br />
Sebastian „Batte“ Ploog (4.v.r.) und Kollegen – davon gibt‘s inzwischen fast 50, plus Freiwillige.<br />
im Monat. Vier der Menschen<br />
im Hintergrund sind inzwischen<br />
eher hauptberuflich dabei. Die<br />
Überzeugung ist offensichtlich<br />
Teil des Lohns, „die Zeit<br />
der Selbstausbeutung ist aber<br />
vorbei“, stellt er nüchtern fest.<br />
Aktuell haben sie 46 Angestellte<br />
und Honorarkräfte, plus viele<br />
Freiwillige, die mit anpacken.<br />
Die Kindergeburtstage, die man buchen kann, machen Riesenspaß,<br />
bringen neue, neugierige Interessenten, aber auch ein bisschen Kohle.<br />
Batte betont aber: „Wir sind kein<br />
Indoor-Spielplatz, sondern eine<br />
Sportstätte.“ Und: „Wir sind auch<br />
keine Kinderaufbewahrung für<br />
SUV-Mamas, und Pommes gibt es<br />
auch nicht“, grinst er weiter.<br />
„Wir liefern durchaus Erfolgserlebnisse, auch wenn es beim ersten Mal<br />
nicht gleich der Backflip ist.“ Denn manche Kids können leider keine<br />
Rolle vorwärts. Die kleineren Brötchen, die dann gebacken werden,<br />
schmecken aber wohl, und die Sprünge in die Schnitzelgrube sind für<br />
jeden ein großer Spaß, es muss ja nicht gleich ´ne Ninja-Rolle sein. Und<br />
wenn nicht gesprungen und gefallen wird, gibt es auch mal Kino, Party<br />
und Theater. Der Großteil der gesamten Fläche ist nämlich modular<br />
bestückt, kann jederzeit umfunktioniert werden. Wöchentlich gibt es<br />
also auch eine Theatergruppe, ein offenes Ensemble namens „Salon<br />
International“ für „Neu-Angekommene und Fast-Deutsche“. Schön,<br />
wie man trotz großer Sprünge immer auf dem Boden bleiben kann.<br />
© Foto: Parkour Creation e.V. © Foto: Olaf Janko