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musiktipps<br />
tedeschi Trucks Band<br />
Signs<br />
Fantasy Records/Universal Music<br />
press club<br />
Late Teens<br />
Hassle Records/Rough Trade<br />
Leider existiern die Allman Brothers nicht<br />
mehr, doch deren Erbe hat die Tedeschi<br />
Trucks Band angetreten. Welch ein Glücksfall<br />
für den Southern Blues-Rock, dass sich Derek<br />
Trucks – Neffe von Butch Trucks (Allman Bros.<br />
Band) – mit der Rocklady Susan Tedeschi zusammengetan<br />
hat – zunächst musikalisch und<br />
dann auch als Ehepaar. Beide spielen denselben<br />
Stil auf der Gitarre und haben Stimmen,<br />
die sich genial ergänzen. Das Musikmagazin<br />
Rolling Stone hat Derek unter den 100 besten<br />
Gitarristen der Welt innerhalb der ersten 20<br />
gelistet. 2017 trat die Tedeschi Trucks Band vor<br />
einem begeisterten Publikum als Headliner<br />
der Rother Bluestage auf, die auch jetzt am<br />
29. März <strong>2019</strong> wieder durchstarten. Nachdem<br />
zunächst eine Live-Doppel-CD erschien,<br />
sendet die Bluesrock-Familie aus Florida nun<br />
mit ihrer CD „Signs“ wieder neue Zeichen aus<br />
dem eigenen Studio. Die Grammy-Gewinner<br />
entfalten mit ihrer 12-köpfigen Besetzung hier<br />
erneut den ganzen Facettenreichtum ihres<br />
Sounds, kreiert in kollektiven Songwriting-<br />
Sessions. Die Stil-Palette reicht von Soul-<br />
Hymnen bis hin zu druckvollem Rock und<br />
sanften Balladen: „All The World!“ – am 5.4.<br />
live in Winterbach. Helmut Ölschlegel<br />
Über zwei Jahre dauerte im frühen 17. Jahrhundert<br />
die Reise des holländischen Seefahrers<br />
Willem Jansz, bis er Australien entdeckte.<br />
In Zeiten der Globalisierung kann man da<br />
eigentlich nur schmunzeln, hätte eines der<br />
besten Rockalben des letzten Jahres unsere<br />
Plattenregale nicht erst jetzt mit elfmonatiger<br />
Verspätung von down under erreicht.<br />
Doch was lange währt… wird hoffentlich auch<br />
hierzulande alle Herzen im Sturm erobern,<br />
die seit „Celebration Rock“ und „Handwritten“<br />
von 2012 nach einer neuen Offenbarung<br />
emotional-stürmischen Indierocks lechzen.<br />
Wer das junge Quartett Press Club aus Melbourne<br />
aber vorschnell in einer Schublade<br />
mit Japandroids und The Gaslight Anthem<br />
verstaut, hat die Rechnung ohne Nat Foster<br />
gemacht, die dem sonst so männlichkeitsfixierten<br />
Heartland-bzw. Outback-Punk<br />
hier eine lange überfällige Dosis Östrogene<br />
verabreicht. Als schiere Naturgewalt einer<br />
Frontfrau brüllt, jauchzt und schmachtet sie<br />
sich so von einer überlebensgroßen Hymne<br />
auf die Tücken des Erwachsenwerdens<br />
zur nächsten, bis der Schweiß nicht mehr<br />
nur in phrasendreschenden Rezensionen<br />
von der Decke tropft. Maximilian Beer<br />
herbert grönemeyer<br />
Tumult<br />
Universal Music<br />
the screenshots<br />
Europa LP<br />
Staatsakt/Universal<br />
Er ist wieder da! Und er ist einer der<br />
größten unserer Zeit: Herbert Grönemeyer.<br />
Früher hat er uns erklärt, warum<br />
Kinder an die Macht sollten, wann ein<br />
Mann ein Mann ist und dass Alkohol<br />
unser aller Anker und Rettungsboot ist.<br />
Dann brach er all unsere Herzen indem<br />
er uns mit „Der Weg“ an seinem eigenen<br />
gebrochenen Herzen und seinem unsäglichen<br />
Verlust teilhaben lies. Aber er gab<br />
uns auch Hoffnung, denn der Mensch<br />
bleibt Mensch! Jetzt hat der Herbie ein<br />
neues Album herausgebracht und zeigt<br />
sich politischer denn je. „Tumult“ kann<br />
aber letztlich alles sein, ein privater und<br />
ein politischer Zustand, ein Zustand der<br />
Angst und der Hoffnung, ein Zustand der<br />
Entzweiung und ein Zustand der Liebe. All<br />
das reflektiert Herbert Grönemeyer auf<br />
seinem neuesten Werk. Natürlich wieder<br />
mit seinen poetischen wie intellektuellen<br />
Texten. Dazu kommen dieses Mal<br />
musikalische Einflüsse aus aller Welt:<br />
Reggae-Anleihen, Türkische Basarmusik<br />
und Polka-Elemente, abgerundet mit der<br />
typischen nöligen Herbie-Stimme. Toller<br />
Sänger, tolles Album! Sabine Mahler<br />
The Screenshots gebührt schon einmal der<br />
Dank, die siebenjährige Tochter des Rezensenten<br />
musikalisch auf den richtigen Weg<br />
gebracht zu haben. Statt zum „Bibi & Tina“-<br />
Soundtrack hüpft man hier nun bevorzugt zu<br />
„Cornetto“, „Google Maps“, „Fußball ist cool“<br />
oder „Bühne“ durch das Wohnzimmer. Zugegeben:<br />
Der eine oder andere Song des 2018<br />
gegründeten Krefelder Trios, dessen Mitglieder<br />
sich zuvor bereits in Twitter-Kreisen einen<br />
gewissen Ruhm erworben haben und hinter<br />
gezeichneten Avataren und den Pseudonymen<br />
Susi Bumms, Kurt Prödel und Dax Werner verstecken,<br />
hätte auch dem Frühwerk der Ärzte<br />
gut zu Gesicht gestanden. Dass die netzaffinen<br />
Böhmermann-Lieblinge aber mehr draufhaben<br />
als infantil-witzigen Schrammelpunk, zeigen<br />
das bizarre Spoken-Word-Noise-Manifest<br />
„Deutschland“ oder die ruppige Anti-Kapitalismus-Hymne<br />
„Geld“. Und auch dass „Europa<br />
LP“, das die bislang nur digital veröffentlichten<br />
Alben „Übergriff“ und „Ein starkes Team“ nun<br />
physisch greifbar macht, ausschließlich auf<br />
Vinyl erscheint, zeugt von der unverkrampften<br />
Selbstironie dieser subversiven Querdenker<br />
– keines der Bandmitglieder besitzt<br />
einen Plattenspieler. Uli Digmayer<br />
KURZ &GUT<br />
Alte Helden Teil 1: Kleine Brötchen waren<br />
nie das Ding von Motorpsycho. Auch wenn<br />
ihr mittlerweile (gefühlt) hundertzwanzigstes<br />
Studioalbum „The Crucible“ mit schlanken 40<br />
Minuten Laufzeit im Vergleich zum monumentalen<br />
Vorgänger „The Tower“ ungewohnt kompakt<br />
wirkt, lässt die Tracklist wiederum keinen<br />
Zweifel, dass den Norwegern „Radioformat“<br />
nach wie vor schnuppe ist. Ganze drei Songs<br />
benötigt das Trio, um die knappe Dreiviertelstunde<br />
voll zu machen. Und selbst bei einem<br />
20-minütigen Wall-of-Sound-Ungetüm wie<br />
dem Titelsong von „The Crucible“ bekommt<br />
man nie das Gefühl, dass sie auch nur eine<br />
Sekunde davon hätten weglassen sollen. cro<br />
Alte Helden Teil 2: Bei Cover-Songs hatten<br />
Evan Dando und seine Band The Lemon-<br />
heads schon immer ein gutes Händchen. Ihre<br />
„Mrs. Robinson“-Version verhalf den Bostonern<br />
1992 zum Durchbruch und ihr „Waiting<br />
around to die“ gehört sicher zu den besten<br />
unter den vielen Townes-Van-Zandt-Plagiaten.<br />
Mit „Varshons 2“ released die Band nun<br />
ihr zweites Album, das nur aus nachgespielten<br />
Songs besteht. Unter anderem die großartigen<br />
Jayhawks („Settled Down Like Rain“), Yo<br />
La Tengo („Can’t Forget“), Lucindia Williams<br />
(„Abandoned“) und Nick Cave („Straight To<br />
You“) haben sich die Lemonheads diesmal<br />
vorgenommen, aber auch leichte Kost wie<br />
„Take It Easy“ von den Eagles. Der Interpretationsgrad<br />
beschränkt sich auf Dandos unverkennbar<br />
rotzige Stimme und die Garagenattitüde<br />
der inzwischen nicht mehr ganz jungen<br />
Jungs aus Massachusetts. Macht Spaß! cro<br />
DJ-Toplist > März<br />
Denny Thasler<br />
1. Amen Dunes - Miki Dora<br />
2. Girl Band - Lawman<br />
3. Black Midi - Bmbmbm<br />
4. Talking Heads - This must be the place<br />
5. Bodega - Name Escape<br />
6. John Maus - Bennington<br />
7. Kevin Morby - Beautiful Strangers<br />
8. Viagra Boys - Sports<br />
9. Swans - Coward<br />
10. Dinosaur Jr. – Thumb<br />
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